Autor Thema: Aufruf zum 3. GFFA FF Contest  (Gelesen 25515 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Fleetadmiral J.J. Belar

  • Oberkommandierender
  • Rear Admiral
  • *
  • Beiträge: 36.633
    • DeviantArt Account
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #30 am: 24.11.08, 12:29 »
@ Lairis77
Zitat
Jetzt hab ich eine gute und eine schlechte Nachricht.

Die Schlechte: Ich werde die Story, die ich angekündigt habe, nicht rechtzeitig fertig kriegen. Außerdem passt sie so gar nicht zum Thema


Das ist aber sehr schade. Warum passt sie denn nicht zum Thema? Aber irgendwann wirst du sie doch fertigstellen oder?

Zitat
Die Gute Nachricht: Es gibt trotzdem einen Beitrag von mir. Die gute Lairis hat sich nämlich aufgedrängt und wollte unbedingt die tragische Liebesgeschichte mit dem Anführer ihrer Widerstandzelle erzählen. Nun habe ich das ganze WE fast nichts anderes getan, als die Geschichte runterzuschmieren. Herausgekommen ist Schmachtfetzen von 22 Seiten, gepfeffert mit Bajoranischer Mystik und nicht ganz jugendfrei.
Ich hoffe, letzteres ist kein Problem.


Für mich ist das kein Problem. Freut mich, dass doch noch was von deiner Seite kommt und so eine Art Vorgeschichte finde ich persönlich sehr interessant, da mich die Zeit und vorallem Lairis Werdegang sehr interessiert. Denn je mehr ich von ihr weiß, desto plausibler kriege ich sie bei UO eingebaut.

Zitat
Falls nicht (und wenn mir denn endlich ein Titel für das \"Meisterwerk\" eingefallen ist) werde ich\'s veröffentlichen. Nächste Woche ^^.


Wie wäre es denn mit \"Resistance Lovestory\"  :D
Ich freu mich drauf.

Gruß
J.J.
:: MEIN PORTFOLIO:: http://www.sf3dff.de/index.php/topic,1859.0.html
- Si vis pacem para bellum -

RPG Charakter: - Lieutenant Ynarea Tohan / Stellvertr. Sicherheitschef -

 

Star

  • Captain
  • *
  • Beiträge: 6.596
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #31 am: 24.11.08, 14:17 »
Ich Depp habe die Contests vertauscht und an der Geschichte im Parallel-Unversum geschrieben. Dachte der sei zuerst dran. Aber ein paar Tage habe ich ja noch, vielleicht kann ich - wie beim letzten Mal - noch knapp unter der sich schließenden Tür hindurchrutschen. :)
"Maybe it's a little early. Maybe the time is not quite yet. But those other worlds... promising untold opportunities... beckon. Silently, they orbit the sun. Waiting."

--->    Deviantart   <---  [ ] --->    Portfolio <---

Lairis77

  • Fleet Captain
  • *
  • Beiträge: 9.032
    • Star Trek - Defender
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #32 am: 24.11.08, 15:33 »
Zitat
Original von Fleetadmiral J.J. Belar
Das ist aber sehr schade. Warum passt sie denn nicht zum Thema?  


Die Liebe der Mutter zu ihrem Kind spielt zwar eine Rolle, aber am Ende geht es um was ganz anderes. Vielleicht würde sie noch durchgehen, vielleicht nicht.

Mit der anderen Geschichte verfehle ich zumindest nicht dass Thema ;).

Zitat
Original von Fleetadmiral J.J. Belar
Aber irgendwann wirst du sie doch fertigstellen oder?


Irgendwann, sicher. Für einen Contest mit Thema \"Interspezies-Probleme\". :D  

Zitat

Wie wäre es denn mit \"Resistance Lovestory\"  :D


Hm, vielleicht mache ich ja eine Miniserie daraus, so 5-6 Episoden á 15-25 Seiten.
\"Star Trek: Resistance\" wäre ein guter Titel :).
Meine Contestgeschichte wäre Episode 2, davor kommt noch ein Prequel, was ich relativ schnell zusammen hauen könnte (aus den Rückblenden meiner nie vollendeten Bajor-Geschichte). Episode 3 ist im Grunde schon fix und fertig.

Für meine Conteststory dachte ich an so was wie \"Liebe im Schatten des Terrors\" oder \"Von Liebe und Kampf\".

Sobald meine Korrekturleserin fertig ist, poste ich die Story vielleicht schon heute Abend - allerdings mit der Maßgabe, dass sich der Titel noch ändern kann.
"Ich habe diese Geschichte nur gepflanzt, aber sie wächst, wie sie will, und alle verlangen, dass ich voraussehe, welche Blüten sie treiben wird." (Cornelia Funke: Tintentod)


Fleetadmiral J.J. Belar

  • Oberkommandierender
  • Rear Admiral
  • *
  • Beiträge: 36.633
    • DeviantArt Account
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #33 am: 25.11.08, 08:20 »
@ Lairis77
Zitat
Die Liebe der Mutter zu ihrem Kind spielt zwar eine Rolle, aber am Ende geht es um was ganz anderes. Vielleicht würde sie noch durchgehen, vielleicht nicht.

Mit der anderen Geschichte verfehle ich zumindest nicht dass Thema


Verstehe. Ich bin auf beides gespannt.

Zitat
Irgendwann, sicher. Für einen Contest mit Thema \"Interspezies-Probleme\".


Na das ließe sich einrichten, wenn du gewinnst, kannst du ja dieses Thema dann wählen.

Zitat
Hm, vielleicht mache ich ja eine Miniserie daraus, so 5-6 Episoden á 15-25 Seiten.
\"Star Trek: Resistance\" wäre ein guter Titel .
Meine Contestgeschichte wäre Episode 2, davor kommt noch ein Prequel, was ich relativ schnell zusammen hauen könnte (aus den Rückblenden meiner nie vollendeten Bajor-Geschichte). Episode 3 ist im Grunde schon fix und fertig.

Für meine Conteststory dachte ich an so was wie \"Liebe im Schatten des Terrors\" oder \"Von Liebe und Kampf\".


Das klingt auf jeden Fall sehr interessant. Das Thema würde mich schon sehr interessieren. Und wenn es dir schon so lange im Kopf rumspukt, dann solltest du es womöglich auch irgendwann mal angehen.

Zitat
Sobald meine Korrekturleserin fertig ist, poste ich die Story vielleicht schon heute Abend - allerdings mit der Maßgabe, dass sich der Titel noch ändern kann.


Ich freu mich drauf.

Gruß
J.J.
:: MEIN PORTFOLIO:: http://www.sf3dff.de/index.php/topic,1859.0.html
- Si vis pacem para bellum -

RPG Charakter: - Lieutenant Ynarea Tohan / Stellvertr. Sicherheitschef -

 

Knightfall

  • Crewman 2nd Class
  • *
  • Beiträge: 197
  • Knightfall ist ein ins Deutsche kaum übertragbares Wortspiel aus den englischen Wörtern knight = "Ritter" und nightfall = "Einbruch der Nacht", das sich frei etwa mit "Ritterdämmerung" übersetzen lässt.
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #34 am: 26.11.08, 19:05 »
Ich bin leider nicht dabei...
Krankheit meinerseits und ein Todesfall in der Familie haben mir eine Schreibblockade beschert...  ;(

Vielleicht das nächste Mal!
Ruhe in Frieden Ultimate Enforcer aka Knightfall. Du wirst unvergessen bleiben.

Fleetadmiral J.J. Belar

  • Oberkommandierender
  • Rear Admiral
  • *
  • Beiträge: 36.633
    • DeviantArt Account
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #35 am: 26.11.08, 19:06 »
Das ist sehr bedauerlich. Kann man aber nicht ändern und ist absolut verständlich. Mein herzliches Beileid und gute Besserung.
:: MEIN PORTFOLIO:: http://www.sf3dff.de/index.php/topic,1859.0.html
- Si vis pacem para bellum -

RPG Charakter: - Lieutenant Ynarea Tohan / Stellvertr. Sicherheitschef -

 

Lairis77

  • Fleet Captain
  • *
  • Beiträge: 9.032
    • Star Trek - Defender
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #36 am: 27.11.08, 19:29 »
Hmpf ... ich muss meinen Beitrag leider noch mal überarbeiten. Meine Korrekturleserin hat ziemlich drüber gemault - und zwar nicht über Rechtschreib- oder Logikfehler (die man ja recht einfach ausbügeln kann). Sie meinte, die Sache berührt sie nicht - was für eine Geschichte zu dem Thema der Overkill ist. :(
Keine Ahnung, ob sie recht hat. Meistens hat sie recht, wenn sie rumnölt. Aber sie ist auch gerade nicht besonders gut drauf und hatte wohl nicht wirklich Lust zum Lesen (echt zum :kotz:, wenn die Leute so was erst hinterher sagen).

@Knightfall:
Schade, aber verständlich. Auf jeden Fall herzliches Beileid.
"Ich habe diese Geschichte nur gepflanzt, aber sie wächst, wie sie will, und alle verlangen, dass ich voraussehe, welche Blüten sie treiben wird." (Cornelia Funke: Tintentod)


Fleetadmiral J.J. Belar

  • Oberkommandierender
  • Rear Admiral
  • *
  • Beiträge: 36.633
    • DeviantArt Account
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #37 am: 28.11.08, 08:30 »
@ Lairis77
Zitat
Hmpf ... ich muss meinen Beitrag leider noch mal überarbeiten. Meine Korrekturleserin hat ziemlich drüber gemault - und zwar nicht über Rechtschreib- oder Logikfehler (die man ja recht einfach ausbügeln kann). Sie meinte, die Sache berührt sie nicht - was für eine Geschichte zu dem Thema der Overkill ist.
Keine Ahnung, ob sie recht hat. Meistens hat sie recht, wenn sie rumnölt. Aber sie ist auch gerade nicht besonders gut drauf und hatte wohl nicht wirklich Lust zum Lesen (echt


Naja man sollte niemandem anbieten, dass man was liest und korrigiert, wenn man keine Lust dazu hat. Vielleicht solltest du eine zweite Meinung einholen, bevor du dich verrückt machst und alles über den Haufen wirfst.

Gruß
J.J.
:: MEIN PORTFOLIO:: http://www.sf3dff.de/index.php/topic,1859.0.html
- Si vis pacem para bellum -

RPG Charakter: - Lieutenant Ynarea Tohan / Stellvertr. Sicherheitschef -

 

Lairis77

  • Fleet Captain
  • *
  • Beiträge: 9.032
    • Star Trek - Defender
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #38 am: 28.11.08, 12:56 »
Hm, hast wahrscheinlich recht, aber das kann ich von niemandem so kurzfristig verlangen. :(.

Mal sehn ... ich werde die Geschichte heute noch mal lesen und sehen, wo ich hier und da mehr Enthusiasmus reinbringen kann. Aber von der 3. Person in die Ich-Form umschreiben - wie mein Betaleserin vorgeschlagen hat - kriege ich bei 22 Seiten in der kurzen Zeit nicht auf die Reihe.
"Ich habe diese Geschichte nur gepflanzt, aber sie wächst, wie sie will, und alle verlangen, dass ich voraussehe, welche Blüten sie treiben wird." (Cornelia Funke: Tintentod)


Fleetadmiral J.J. Belar

  • Oberkommandierender
  • Rear Admiral
  • *
  • Beiträge: 36.633
    • DeviantArt Account
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #39 am: 29.11.08, 11:07 »
Du könntest es zum Beispiel mir schicken und ich schau mal drüber und zusätzlich um eine Verlängerung des Contest bitten.
:: MEIN PORTFOLIO:: http://www.sf3dff.de/index.php/topic,1859.0.html
- Si vis pacem para bellum -

RPG Charakter: - Lieutenant Ynarea Tohan / Stellvertr. Sicherheitschef -

 

Lairis77

  • Fleet Captain
  • *
  • Beiträge: 9.032
    • Star Trek - Defender
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #40 am: 29.11.08, 11:34 »
Das ist lieb von dir. :Hug

Ich hab die Geschichte gestern noch mal überarbeitet. Falls du es schaffst, sie heute noch zu lesen und Fehler findest, sag mir Bescheid!
Ich hoffe, ich darf meinen Beitrag noch editieren, bis der Constest abgeschlossen ist.

Bis dahin, so far ....


------------------------------------------

Adriana Wipperling:

Star Trek: Resistance – Von Liebe und Kampf

I.
   
Adriana Wipperling

Star Trek: Resistance – Von Liebe und Kampf

I.
   
Die Sommer in der Provinz Rakhanta waren mörderisch: bis zu 40°C im Schatten und eine Vielfalt an Ungeziefer, die einen nur zur Verzweiflung treiben konnte, wenn man kein Insektenforscher war.
Lairis Ilana bewegte sich wie ein Automat, setzte mechanisch einen Fuß vor den anderen, wedelte mit den Armen, um die blutsaugenden, summenden kleinen Biester abzuwehren ... aber das waren nur noch Reaktionen ihres vegetativen Nervensystems. Ihr Gehirn, ihr Pagh hatte sich längst ausgeklinkt. Wassermangel, Nahrungsmangel, Schlafmangel ... wer weiß, vielleicht sogar Sauerstoffmangel. Es war so schwül, dass sie kaum Luft bekam. Ein dreckiger warmer Regen nieselte auf sie herab. Wenn das so weiter geht, wachsen mir gleich Schwimmhäute, dachte sie frustriert. Welch eine Ironie – denn innerlich fühlte sie sich völlig ausgedörrt.
Am frühen Morgen, noch vor Sonnenaufgang, war die Widerstandszelle Gabor zu einem abrupten Aufbruch gezwungen worden, denn ihre Späher hatten erfahren, dass die cardassianische Truppenpräsenz in dieser Gegend verstärkt werden sollte. Also mussten die Rebellen ihr Lager woanders aufschlagen.
Zum Glück waren sie nur sieben Leute, also fielen sie nicht auf. Früher, so erinnerte sich Lairis, hatten sich größere Partisanengruppen durchs Gelände bewegt, dreißig bis fünfzig Mann stark. Doch irgendwann gingen die Cardassianer dazu über, jede größere Gruppe von Bajoranern aus der Luft zu beschießen: Rebellenarmeen, Flüchtlingsströme ... ja, sogar Schulklassen.
Vor etwa zehn Jahren war das Kommando Freies Bajor gegründet worden, das sich aus unzähligen kleinen Zellen zusammensetzte. Bei groß angelegten militärischen Operationen arbeiteten mehrere Widerstandszellen zusammen, doch für die üblichen Aktionen – Bombenattentate, Sabotageakte, Angriffe aus dem Hinterhalt – eignete sich ein gut eingespieltes, kleines Team besser als ein großer, unübersichtlicher Haufen Rebellen. Außerdem war es günstiger, wenn ein Mitglied des Widerstands so wenig Namen wie möglich kannte. Die Cardassianer hatten bekanntermaßen scheußliche Methoden, um ihre Gefangenen zum Sprechen zu bringen.
Zu Lairis‘ Entsetzen beschossen sie weiterhin Flüchtlingsströme und Schulklassen. Um die Bestattung der Toten kümmerten sie sich natürlich nicht, und so überzog der Gestank nach verwesenden Leichen manchmal ganze Dörfer und Städte. Besonders im Sommer.
Lairis Ilana hatte gelernt, diese Jahreszeit zu hassen. Das Schlimmste daran war, dass die Carsassianer sich bei solchen Temperaturen am wohlsten fühlten.
Lairis fürchtete, ihr Zunge würde für immer am Gaumen kleben bleiben. Ihr Marschgepäck war fast so schwer, wie sie selbst – jedenfalls kam es ihr so vor. Sie war am Ende Ihrer Kräfte, aber sie wollte es nicht zugeben. Auf keinen Fall wollte sie die Erste sein, die …
Ihre Freundin und Zeltgenossin Nira kam ihr zuvor. Sie jammerte nicht, sie beschwerte sich nicht – sie kippte einfach um. Lairis hörte ein lautes Platschen hinter sich, wurde mit Schlammwasser bespritzt, fuhr alarmiert herum ... da lag Nira der Länge nach in der Dreckbrühe eines übersättigten Tümpels, alle Viere ausgestreckt, die blauen Augen weit aufgerissen. Sie atmete flach, ihr Blick war ausdrucklos.
„Oh nein, Nira!“ rief Lairis entsetzt und staunte, dass ihre Stimme noch funktionierte. Ziemlich dünn und kläglich, aber immerhin ... Sie beugte sich über ihre Kampfgefährtin, strich ihr das nasse, rotblonde Haar aus dem Gesicht und erschrak, wie heiß sie war.
„Nira, bitte mach uns keinen Kummer ...“
Allmählich kehrte das Leben in die Augen der jungen Frau zurück und sie versuchte sogar ein kleines Lächeln.
„Es geht schon wieder“, krächzte sie. „Alles okay.“
„Nichts ist okay!“ widersprach Gabor, der Anführer der Widerstandszelle, ernst. „Du hast hohes Fieber. Wir müssen Rast machen.“
Lairis blickte auf, ihr Herz schlug augenblicklich schneller – und das lag keineswegs an der Anstrengung des langen Marsches.
Er strich sich das verschwitzte blonde Haar aus der Stirn und lächelte ihr beinahe schüchtern zu. Sie verständigten sich wortlos und hoben Nira aus dem Wasser. Ihr Kopf hing schlaff herab, die Strähnen ihrer langen nassen Haare wickelten sich wie Schlangen um Lairis‘ Arme. Dabei berührte sie zufällig Gabors Hand und er zuckte zusammen. Seine Haut war fast so heiß wie Niras und für einen Augenblick fürchtete Lairis eine Virusepidemie.
Doch Gabors Hitze hatte nichts mit Fieber zu tun. Für einen Moment glaubte sie, sein Blick wanderte verstohlen über ihren Körper, ihr wurden die Knie weich … aber zu ihrer unendlichen Enttäuschung wandte er sich ab und konzentrierte sich ganz auf die kranke Nira.
Ihre Freundin musste einfach wieder gesund werden – so beruhigend wie Gabor auf sie einredete, so viel Zuversicht, Wärme und Gelassenheit, wie er ausstrahlte. Kein Wunder, dass die Gruppe ihn zu ihrem Anführer gewählt hatte, obwohl er erst 22 Jahre als war.
Tren Gabor … Seit Lairis ihn kannte, hatte sie nur noch Augen für ihn. Oder wie es Branqo – ein großer, breiter, respektloser Kerl aus ihrer Widerstandszelle – ausdrücke: Seit Gabor ihr über den Weg gelaufen war, behandelte sie alle anderen Männer wie Kastraten.
Bevor er sie für seine Widerstandszelle rekrutiert hatte, musste Lairis als Dabomädchen arbeiten. Für sie waren Männer schleimige, sabbernde Kreaturen gewesen, die scheinbar wie Formwandler an den seltsamsten Stellen Arme ausfahren konnten, um sie gegen ihren Willen zu begrapschen.
Doch Gabor war keine schleimige, sabbernde Kreatur – er war einfach ein Mann. Der erste, von dem Lairis wirklich berührt werden mochte.
Traurig war nur, dass er das offensichtlich nicht wollte. Er führte ab und zu Schießübungen mit ihr durch, aber das Nahkampftraining vermied er. Als hätte er Angst, ihr näher zu kommen. Doch wovor hatte er Angst? Vor seiner eigenen Leidenschaft? Davor, was er mit ihr anstellen würde, wenn er die Kontrolle verlor?
Ach Gabor, ich bin sicher, es würde mir gefallen, seufzte sie innerlich.  
Oder er erwiderte ihre Gefühle einfach nicht – aber das war eine Möglichkeit, die sie nicht wahrhaben wollte. Falls in ihren Leben jemals Platz für einen Mann sein sollte, dann für Tren Gabor, den furchtlosen, bodenständigen, unverdorbenen Widerstandsführer.


II.

Endlich erreichten die sieben Widerstandskämpfer eine kleine Lichtung und schlugen ihr Lager auf: Drei Zelte, deren Planen die Farbe wechselten und sich makellos in die jeweilige Umgebung einfügten. Ein Kraftfeld, das Lebenszeichen abschirmte und giftiges Getier fernhielt. Diverse Vorräte an Medikamenten, Nahrung und Wasser.
„Branqo, du verfluchter Hornochse!“ Eine Frauenstimme, etwas kratzig aber bewundernswert kraftvoll, schallte durch den Dschungel wie ein Urschrei.
Lairis Ilana zuckte zusammen, obwohl sie nicht die Angesprochene war. Die Stimme gehörte Yarath, die sie im Nahkampf ausgebildet hatte und wie eine große Schwester zu ihr war. Oder wie ein unbarmherziger Feldwebel.
Yarath war neunzehn, gerade mal zwei Jahre älter als sie selbst, doch sie wirkte bereits sehr erwachsen und strahlte eine Entschlossenheit und Härte aus, die Lairs zutiefst bewunderte. Sie war die Tochter von Widerstandskämpfern, ihre Eltern waren von Cardassianern getötet worden, als sie fünf Jahre alt gewesen war. Sie hatte eigentlich nie ein richtiges Zuhause gehabt. Das „Kommando Freies Bajor“ war ihre Familie und mit zwölf hatte sie ihren ersten Cardassianer erschossen. Im Vergleich zu ihr war Lairis regelrecht behütet aufgewachsen.
„Hey, was soll der Schwachsinn!“ fauchte Branqo zurück. „Ich hab nichts verbrochen, klar!“ Mit diesem Worten verschränkte er seine muskulösen Arme, die den Umfang mittlerer Baumstämme hatten, vor seiner ebenso muskulösen Brust.
„Du hast die Flasche nicht richtig zugemacht, du ...“ Yarath atmete hastig. Sie hielt einen silbernen Gegenstand in die Höhe und richtete ihn anklagend auf Branqo.
„Natürlich hab ich sie richtig zugemacht – Geht das nicht in deinen Schädel?“ Er ballte die Hände zu Fäusten, als ob er am liebsten auf sein Gegenüber eingeprügelt hätte. „Überprüf doch erst mal den Verschluss, bevor du mich so ankläffst! Wirklich, du hast ’nen Stich, Yarath.“
Lairis fragte sich besorgt, was mit den beiden los war – aber Gabor ging bereits dazwischen, wie es sich für einen Anführer gehörte.
„Da war unsere letztes Wasser!“ jammerte Yarath. „Branqo, dieser Hornochse ...“
„Ich sagte doch, ich war’s nicht, du Matschrübe!“ brüllte der Beschuldigte ungehalten.
Gabor warf beiden finstere Blicke zu, dann untersuchte er die Flasche gründlich.
Ehrlich gesagt, war Lairis egal, wer die Schuld an dieser Katastrophe trug. Unser letztes Wasser, unser letztes Wasser ... ratterte es unaufhörlich in ihrem Kopf. Das war ihr Tod, der Tod von allen ... Die Bäume drehten sich um sie.
„Branqo hat recht“, erklärte Gabor ruhig – und Lairis bewunderte ihn nicht zum ersten Mal für diese Ruhe. „Die Flasche besteht aus einer Eisenlegierung. Sie ist korrodiert.“
„Korrodiert?“ hakte Yarath fassungslos nach. Die anderen standen wie versteinert daneben.
„Ja. Korrodiert. Durchgerostet. Futsch. Kein Wunder bei der Feuchtigkeit.“ Er deutete auf ein winziges Loch am Boden der Flasche.
Ilana schaute in schmutzige, betretene Gesichter. In einigen von ihnen spiegelte sich Todesangst wieder ... vor allem in Niras.
„Was machen wir jetzt?“ fragte Yaraths Verlobter Talis.
Yarath und Branqo zuckten ratlos die Schultern. Gabor schnappte sich einen Kanister und marschierte entschlossen in den Wald.
„Wo willst du hin?“ rief Arem, das jüngste und neueste Mitglied der Gruppe, ihm nach.
„Wasser holen“, antwortete der Anführer knapp.
„Na dann, viel Glück“, murmelte Branqo und bewunderte seine Schuhspitzen.
„Wir sollten erst mal die Zelte aufbauen“, hörte sich Lairis zu ihrer eigenen Überraschung sagen. „Und Nira muss aus den nassen Sachen raus!“
Gabors Entschlossenheit, sein Wille, nicht aufzugeben, färbte plötzlich auf sie ab.
„Ach, hast du jetzt das Kommando?“ brummte Yarath unwirsch – doch dann tat sie genau das, was Lairis vorgeschlagen hatte: Sie half, Nira aus den nassen Kleidern zu schälen.
Niras nackter Körper war zart und hell. Sie war so abgemagert, dass man ihre Rippen zählen konnte. Ihre kleinen Brüsten hoben und senkten sich unter ihren schweren, keuchenden Atemzügen. Impulsiv berührte Lairis ihr Gesicht. „Haben wir so etwas wie einen medizinischen Tricorder?“ fragte sie, mit mühsam unterdrückter Verzweiflung in der Stimme.
Talis reichte ihr das Gerät und hockte sich neben Yarath nieder.
Yarath ließ den Scanner über Niras Körper wandern und seufzte.
„Was hat sie?“ fragte Lairis angespannt.
„Keine Ahnung“, antwortete sie frustriert. „Ich kann mit diesen Werten nichts anfangen. Das einzige, was ich sicher sagen kann, ist, dass sie 40,2°C Fieber hat.“
Vierzig! Lairis schnappte entsetzt nach Luft. „Egal, was sie hat – wir müssen das Fieber senken!\"
Talis stimmte ihr zu. „Du hast doch Ahnung von Kräutern, Ilana ...“
„Ja, ein bisschen, aber ...“ Fieber senken ... ein Kraut, um das Fieber zu senken ... sie kramte wie wild in ihrem Gedächtnis. Die Einzige unter ihnen, die eine medizinische Ausbildung hatte, war ausgerechnet Nira.
In diesem Moment setzte sie sich kerzengerade auf und umklammerte das Handgelenk ihrer Freundin so fest, dass es schmerzte. „Virastal!“ sagte sie eindringlich. „Ihr müsst es mit Virastal versuchen!“ Ihre Augen waren klar, ebenso ihre Stimme und ihr Verstand. Aber das war sicher nicht von Dauer.
„Haben wir so was?“ fragte Lairis unsicher.
Talis setzte zu einer Erwiderung an, aber da kam Gabor zurück.
„Das ist leider das Beste, was ich auftreiben konnte“, erklärte er und stellte den Kanister ab.
„Bäh, das ist kein Wasser, sondern Schlamm!“ protestierte Branqo.
Lairis musste ihm recht geben. Es war gelblich braun und stank einfach widerlich. Keine hundert Pah-Geister bringen mich dazu, dieses Zeug zu trinken, dachte sie angeekelt
„Da schwimmen Würmer drin!“ stieß Talis volle Abscheu hervor.
Tatsächlich, er hatte recht! Lairis wurde so schlecht, dass sie ihren Becher fallen ließ.
„Wenn wir diese Brühe Nira einflößen, holt sie sich gleich die nächste Krankheit!“ gab Yarath zu bedenken.
Gabor hob die Hände. „Himmel, keiner verlangt von euch, dieses Biotop runterzukippen! Wir gießen das Wasser durch ein Tuch und kochen es anschließend ab.“
„Abkochen ... prima Idee!“ meinte Talis. „Aber die Streichhölzer hatte Nira – und ihr Rucksack ist völlig durchnässt! Den Elektrokocher kriege nicht mal ich wieder hin.“
„Und wenn wir mit einem Brennglas ...“ begann Arem zaghaft.
Yarath lachte trocken. „Durch dieses Blätterdach kommt keine Sonne, du Spaßvogel.“
„Okay, das nächste Mal machen wir irgendwo Rast, wo das Waldsterben ein bisschen weiter fortgeschritten ist“, seufzte Gabor.
„Wir könnten unsere Phaser nehmen, um ein Feuer anzuzünden“, schlug Yarath vor. „Wenn das nicht klappt, können uns nur noch die Propheten helfen.“
„Die Propheten waren heute nicht sehr freundlich zu uns, oder?“ gab Branqo zurück. „Jedenfalls würde ich das heute einen echten Scheißtag nennen!“
„Die Idee mit dem Phaser ist mir auch schon gekommen. Aber es dürfte schwierig werden, da das Holz so feucht ist“, grübelte Gabor. „Wenn man die Energie zu niedrig einstellt, wird es nicht brennen – stellt man sie zu hoch ein, macht es puff.“ Plötzlich leuchteten seine Augen auf, wanderten zu Lairis und er sah sie eindringlich an. „Wenn einer von uns das hinkriegt, dann bist du es, Ilana!“
„Was, ich?“ Überrascht blickte sie in seine warmen braunen Augen, die in dieser Sekunde voller Vertrauen auf ihr ruhten.
„Keiner ist mit der Waffe so geschickt wie du!“ erklärte er und lächelte.
„In Ordnung, ich probiere es“, erwiderte sie und strahlte.
Dass Branqo und Yarath hinter ihrem Rücken die Augen verdrehten, entging ihr.  
Obwohl ihre beste Freundin krank war, obwohl sie durch einen stinkenden Sumpf wanderten und die Cardassianer hinter ihnen her waren, ergriff ein warmes Hochgefühl Besitz von ihr. Branqo hatte recht: Es war ein Scheißtag. Aber Gabor schaffte es, ihn ihr zu versüßen.


III.

Am nächsten Morgen versammelte sich die Gruppe auf dem Platz zwischen den Zelten. Gabor verteilte das Essen und Branqo beugte sich neugierig vor. „Na, was empfiehlt der Küchenchef heute?“ Dann schnitt er eine Grimasse. „Feldrationen. Toll.“
„Tut mir Leid, das ist alles, was von unserer Beute übrig geblieben ist.“ Gabor zuckte bedauernd die Schultern.
„Sei froh, dass wir überhaupt was zu essen haben“, wies Arem Branqo zurecht.
„Ja, sicher ... Aber wir sollten endlich mal jemanden überfallen, der Geschmack hat!“
„Dann dürften wir uns nicht an Cardis vergreifen“, meinte Yarath und kaute mit stoischer Miene auf ihrem Riegel herum.
„Es hat doch ein Gutes, dass diese Dinger keinen Geschmack haben“, meldete sich Talis zu Wort. „Sie könnten ja auch nach Fischsaft schmecken oder nach Ohrenschmalz.“
„Ob da überhaupt Proteine drin sind?“ zweifelte Branqo.
Gabor lächelte amüsiert und machte eine ausladende Handbewegung. „Proteine? Hier fliegen genug Proteine durch die Luft. Du brauchst nur den Mund aufzumachen und abzuwarten, was an deiner Zunge kleben bleibt.“
Branqo knurrte angewidert. „Wir könnten doch irgendwas jagen. Schließlich sind wir hier mitten im Wald. Was meinst du, Ilana?“
Als Branqo sie direkt ansprach, zuckte sie zusammen. Lairis hatte sich nicht an der Unterhaltung beteiligt, denn sie war mit ihren Gedanken ganz woanders ... bei Nira. In der Nacht war es ihr gelungen, das Fieber von vierzig auf achtunddreißig Grad zu senken. Ein Fortschritt, wenn auch kein großer. Trotzdem war ihre Freundin noch lange nicht über den Berg.
„Äh ... Könntest du die Frage noch mal wiederholen?“
„Ich wollte dir vorschlagen, deine Armbrust zu schnappen und mit mir auf die Jagd zu gehen“, erwiderte Branqo ungeduldig.
„Ich weißt nicht“, murmelte Ilana. „Wenn uns nun die Cardis ...“
Branqo winkte ab. „Ach was! Die Cardis werden uns nie und nimmer ins Gestrüpp folgen.“
„Bist du sicher?“ fragte Arem.
„Wenn sie sich auch nur ein paar Meter hier rein wagen, kleben ihnen die Fruchtfliegen unter sämtlichen Schuppen. Glaub mir – dass mögen sie gar nicht!“
„Wer? Die Fliegen oder die Cardis?“ flachste Ilana.
Branqo lachte und klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter.
„Unser Freund hat recht“, verkündete Branqo ernst. „Wenn wir nicht bald was zu Essen und vor allem frisches Wasser auftreiben, ist das unser Ende.“ Nach einer dramatischen Pause fügte er hinzu: „Vor allem Niras.“
Arem brach als erster das betretene Schweigen. „Und wo kriegen wir das her?“
„Wie üblich“, erwiderte Gabor mit grimmiger Entschlossenheit. „Wir holen es uns von den Cardis wieder zurück!“


IV.

Gabor erläuterte die Strategie für den geplanten Überfall. Ein anderer Führer des Widerstandes hatte ihm die nächsten Flugrouten cardassianischer Truppentransporter übermittelt, einige der Routen führten weniger als zehn Kilometer am Lager der Widerstandszelle Gabor Lager vorbei. Der Plan klang im Grunde recht simpel: Sie wollten einen kleinen Generator im Gebüsch verstecken, der kontinuierlich Belleronstrahlung aussendete. Gabor überließ es Yarath und Talis, das Gerät zusammenzubasteln. Die Strahlung war für Lebewesen ungefährlich – aber die Elektronik der Cardi-Shuttles würde völlig verrückt spielen. Sobald der erste Truppentransporter durch das Strahlungsfeld flog, würde er notlanden müssen, wenn er nicht abstürzen wollte.
Gabor verteilte Datenpadds an alle. Das Display zeigte eine Karte des Giloran-Tals im Maßstab 1:1000. In der Mitte befand sich ein kleiner blauer Kreis, der von einer leicht gewundenen gelben Linie geschnitten wurde. Rechts neben der Linie leuchteten ein paar rote Kreuze in kleinen, mehr oder weniger regelmäßigen Abständen. Die Positionen der Kämpfer.
„Also, die cardassianische Flugroute verläuft genau hier ...“ Gabors Finger zeichnete die gelbe Linie nach. „Wenn wir den Generator in C5 platzieren ...“ Nun zeigte er auf den blauen Kreis. „...werden die Cardis gezwungen sein, auf dem Plateau zwischen C5 und C6 zu landen ...“ Er atmete tief durch und blickte ernst in die Runde. „Normalerweise würden wir das Schiff auf eine Mine laufen lassen, von unserem Versteck aus zusehen, wie es explodiert, und uns dann um die Überlebenden kümmern.“ Es war völlig klar, dass mit „kümmern“ keineswegs medizinische Hilfe gemeint war. „Aber diesmal gibt es ein Problem ...“
„Ich versehe ja, dass wir das Shuttle nicht in die Luft jagen können“, murrte Branqo voller Enttäuschung.
„Nein, das können wir uns diesmal nicht leisten.“
„Branqo, der Pyromane, liebt es nun mal, wenn Sachen in die Luft fliegen“, meinte Talis.
„Nur, wenn diese Sachen irgendwelchen fiesen Typen mit Halskämmen und schlechter Pomade gehören“, verteidigte sich Branqo.
„Bei jedem Cardi-Shuttle, dass wir in die Luft gejagt haben, dachte ich: Schade um die schöne Ausrüstung!“ Gabor lächelte knapp. „Diese Shuttles transportieren bekanntlich nicht nur Soldaten, sondern auch ihre Waffen und ihre Vorräte – und die brauchen wir wirklich dringend!“
„Ich stimme Gabor zu: Wenn wir keine Lebensmittel besorgen, ist es aus mit uns!“ Yaraths scharfe Stimme rief uns wieder in Erinnerung, wie ernst die Lage war. Zum Schluss ruhte ihr eindringlicher Blick auf Branqo. „Es sei denn, du willst gebratene Cardis essen.“
„Die dürften selbst für Branqos Geschmack zu scharf gegrillt sein“, meinte Gabor.
„Und was nun?“ fragte Talis. „Lassen wir den Transporter landen, warten, bis die Cardis rauskommen, und knallen sie dann ab?“
„Verteilen wir doch ein paar Tretminen im Tal!“ schlug Arem vor.
„Tretminen ... Hey, das ist gut!“ Lairis strahlte den Jungen an und er freute sich ungemein über das Lob.
„Schön, aber das nützt uns alles nichts, wenn die Cardis im Shuttle bleiben“, gab Yarath zu bedenken. „Die sind nicht blöd und wissen, dass sie drinnen viel sicherer sind. Sie werden erst mal an ihren technischen Geräten rumspielen und versuchen, die Störung zu beheben ... Aber dafür brauchen sie den Transporter nicht zu verlassen.“
„Wir beschießen sie eine Weile, dann werden sie schon rauskommen“, schlug Talis vor.
„Wie wärs mit einer Plasmabombe, die wir ihnen vor die Füße schmeißen?“
„Nette Idee, aber dafür müsste einer von uns die Deckung verlassen“, widersprach Lairis Yarath.
Sie blickte ihr Gegenüber finster an. „War ja auch gar nicht so ernst gemeint.“
„Ah ja, ein Plasmabomben-Witz ... ich verstehe!“
Wie üblich, reagierte Yarath nicht auf Ilanas Humor.
„Und wenn wir gar nicht abwarten, bis die Cardis notlanden?“ warf Lairis ein. „Ich meine, wir könnten sie durch einen gezielten Schuss vom Himmel holen.“
„Womit, Ilana?“ spottete Yarath. „Mit einem Handphaser?“
„Mit einer Photonenkanone vielleicht! Du hast völlig recht, Yarath: Die Cardis werden nicht mal eben aussteigen und ‘ne Runde spazieren gehen, weil die Berge im Sommer so schön sind. Wenn sie ihre Truppen rausschicken, dann nur aus einem triftigen Grund.“
Talis Augen leuchteten auf. „Zum Beispiel, um denjenigen kalt zu machen, der ihr kostbares Triebwerk mit einem Photonengeschoss zerfetzt hat.“
Yarath warf ihrem Verlobten einen schrägen Blick zu. „Das klingt ja ganz logisch, aber ...“
Gabor brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Ehrlich gesagt, bin ich auch schon auf die Idee gekommen – aber wir haben leider keine Photonenkanone.“
„Wir nicht – aber das Hauptquartier. Könnten sie uns nicht eine rüber beamen?“
„Im Hauptquartier stehen nur drei dieser Dinger. Ich bezweifle, dass sie eines für den Angriff auf so einen mickrigen kleinen Transporter rausrücken.“
„Wir haben sie doch gar nicht gefragt, Yarath!“ gab Lairis zurück. Sie begann schon einzusehen, dass ihre Idee wahrscheinlich ein Flop war, aber sie wollte nicht völlig blöd dastehen. Besonders nicht vor Gabor.
„Ilana hat recht: Man kann wenigstens mal fragen“, meinte der Anführer nach einer Sekunde des Schweigens.
Sie lächelte ihm dankbar zu, er erwiderte ihr Lächeln und zwinkerte. Eine süßes, geheimes Zeichen, eine Botschaft unter Verschwörern. Lairis fühlte sich auf einmal, als würde sie meterhoch über dem Boden schweben und hatte große Mühe, der Besprechung zu folgen.
„Es dauert Stunden, so eine Botschaft ans Hauptquartier zu codieren!“ protestierte Yarath.
„Das weiß ich!“ fuhr Gabor sie an.
„Du weißt, dass es nichts bringt, und willst trotzdem deine Zeit damit verschwenden?“
„Ob es was bringt, entscheide ich!“ entgegnete er hart. „Übermorgen setzen wir uns in Marsch. Bis dahin haben wir sowieso nichts Besseres zu tun.“
„Also gut.“ Yarath gab klein bei. „Ich mach mich gleich an die Arbeit.“
„Schon übermorgen?“ hakte Arem nach.
„Klar. Wir müssen doch alles vorbereiten. Die Minen scharf machen und den Generator verstecken ... oder die Photonenkanone ... je nach dem ... das dauert ne Weile!“ Gabor lächelte Arem an. „Die Idee mit den Tretminen ist Klasse! Haben wir genug Sprengstoff?“
Yarath nickte. „Es müsste reichen.“
„Gut, dann müssen wir nur noch mit den Cardis fertig werden, die nicht auf unsere Minen latschen. Dafür genügen fünf Leute.“
„Und an welche fünf Leute denkst du?“ fragte Talis.
„An dich, mich, Yarath, Branqo und Arem. Nira wird noch nicht fit genug sein in der kurzen Zeit.“
Arem saß plötzlich ganz aufrecht vor Stolz.
Lairis dagegen fiel schlagartig von ihrer Wolke und fühlte sich, als hätte man ihr eine Ladung eiskaltes Wasser über den Kopf gekippt.
„Was ... was ist mit mir?“ fragte sie betreten.
Sie war nun schon ein Vierteljahr beim Kommando Freies Bajor und hatte noch nie aktiv an einem Kampfeinsatz teilgenommen. Gabor behauptete gebetsmühlenartig, ihre Ausbildung sei noch nicht abgeschlossen, aber sie hielt das für Unfug. Jetzt hatte sie so fest damit gerechnet, dass sie endlich kämpfen dürfte – aber es sollte wohl nicht sein.
Gabor vermied es, sie anzusehen. „Einer muss sich um Nira kümmern.“
„Aber ... warum ich?“ Es kam ihr vor, als steckte sie in einer dicken, zähflüssigen Masse fest, die jede einzelne ihrer Zellen durchdrang. Deshalb arbeitete ihr Gehirn auch so langsam. Deshalb war sie nicht gleich wütend oder enttäuscht. Deshalb kamen die Worte der anderen mit so großer Zeitverzögerung bei ihr an. Deshalb saß sie minutenlang bewegungslos auf dem Fleck, wie eingefroren.
„Ja, warum nicht Ilana? Sie ist länger dabei als Arem.“
Es war Yaraths Stimme und darüber wunderte sich Lairis. Yarath hielt sie doch für einen aufmüpfigen Grünschnabel - dachte sie zumindest. Oder wollte sie sehen, wie Ilana versage? Aber sie war doch ihre Freundin! Nichts ergab einen Sinn mehr …
Und Gabor? Er hatte ihr etwas vorgemacht! Hatte ständig behauptet, er würde etwas von ihr halten und dass sie es weit bringen könnte ... Von wegen!
Plötzlich stieg eine heiße, infantile Wut in ihr auf. „Gabor, ich muss dich mal sprechen – unter vier Augen!“ stieß sie zwischen den Zähnen hervor. Es kostete sie ihre gesamte Selbstbeherrschung, ihn nicht laut anzubrüllen.
„In Ordnung.“ Er nickte den anderen zu und die beiden entfernten sich vom Lager.
„Das ist nicht fair!“ schnauzte sie ihn an. „Ich kämpfe besser als Arem – das weißt du! Außerdem bin ich schon ein paar Wochen länger dabei als er. Yarath sagte es ...“
Er wandte sich ab und sie ahnte, dass ein Kampf gegen hundert Cardassianer ihm lieber gewesen wäre, als dieses Gespräch.
„Bin ich noch zu jung? Ist es das? Blödsinn – ich bin siebzehn Jahre alt! Arem ist noch nicht mal sechzehn“
„Ich sagte doch bereits: Einer muss sich um Nira kümmern“, seufzte er.
„Verdammt, ich hab mich zwei Nächte lang um sie gekümmert“, gab Lairis wütend zurück. „Und ich habe es gern getan – aber ich bin nicht eure Krankenschwester vom Dienst! Versteh doch – dafür bin ich nicht zum Widerstand gegangen!“
„Ich versteh dich doch, Ilana.“
„Wenn du mich wirklich verstehst, dann hör auf, mich wie ein Baby zu behandeln!“
„Ach, komm – ich behandle dich doch nicht wie ein Baby!“
„Aber du nimmst mich nie zu Kampfeinsätzen mit – höchstens als Lockvogel. Irgendwelche Cardis dürfen mir in den Ausschnitt starren, und ihr ...“
Plötzlich grinste er. „Du meinst, sie sollten lieber mir in den Ausschnitt starren? Oder wie wär’s mit Branqo? Sei mir nicht böse – aber er hat mehr Oberweite als du.“
Wider Willen musste sie lachen und ihre Wut verrauchte langsam. „Meinetwegen kümmere ich mich diesmal um Nira. Aber beim nächsten Einsatz möchte ich dabei sein – oder ich verlange, dass man mich einer anderen Widerstandszelle zuteilt!“
Gabor sah sie an, als hätte er sie gerade mit einem Cardassianer im Bett erwischt: befremdet, schockiert und sehr unangenehm überrascht. „Es ist dein Ernst“, stellte er trocken fest.
„Natürlich! Mein voller Ernst! Ich schicke dem Hauptquartier eine Botschaft, dass meine Fähigkeiten hier nicht ausgeschöpft werden.“
Gabor ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm fallen, vergrub seine Hände in den Haaren und atmete heftig ein und aus. „Scheiße, tut mir Leid, Ilana ... Ich wollte nicht, dass du glaubst, ich respektiere dich nicht ... im Gegenteil!“
„Was ist los mit dir, Gabor?“ fragte sie ruhig und setzte sich neben ihn.
„Was soll mit mir los sein?“ murmelte er und bewunderte das Moos auf dem Boden.
„Sag du es mir! Seit Wochen hältst du mich auf Abstand, du lässt niemanden an dich ran ...“
„Was hast du dir denn vorgestellt?“ entgegnete er hart. „Flitterwochen im Nationalpark von Musilla? Ich habe eine Widerstandszelle zu führen! Ich schicke meine Leute in den Kampf!“ Seine Züge versteinerten. „Und in den Tod.“
„Womit wir wieder am Anfang wären: Mich hast du bis jetzt nicht in den Kampf geschickt.“
Er senkte den Blick, vertiefte sich wieder in die Betrachtung der bodennahen Flora. Nach einem quälenden Moment des Schweigens hob er wie in Zeitlupe den Kopf, seine Fassade bröckelte. Verdammt, wie sollte er ihr klarmachen, was er tatsächlich fühlte … seine tiefe Zuneigung zu ihr, seine Verantwortung, mit dem er ganz allein fertig werden musste, seine Angst vor dem Tod … besonders vor Ilanas Tod.
Ihre wachen, ausdrucksvollen Augen – diese eigenartigen Augen, die je nach Lichteinfall ihre Farbe von braun zu grün wechselten – hatten in diesen Moment wieder ein Quäntchen jugendlicher Unschuld verloren. Obwohl ihr Gesicht, umrahmt von langem kastanienbraunem Haar, nach wie vor ungewöhnlich schön war, schienen ihre regelmäßigen Gesichtszuge mit jedem Tag mehr zu verhärten, ihre Wangen wirkten eingefallen.
„Also, wieso willst du mich nicht in den Kampf schicken?“ hakte sie nach. Ihre Stimme klang heiser, atemlos. Sie war so verflucht jung, so enthusiastisch und naiv. Früher oder später musste sie begreifen, dass am Hinschlachten von Cardassianern überhaupt nichts Edles oder Glorreiches war. Leute wie er taten es, um ihre Heimat zu verteidigen, und träumte heimlich von einem Häuschen, einer Familie … einem ganz normalen Leben. Andere füllten ihre innere Leere mit Hass oder befriedigten ihrer dunkelsten Triebe.  
Ilana war zu süß und zu schade für diese Erkenntnis. Andererseits hatte er sie zum Widerstand geholt und durfte jetzt nicht inkonsequent sein.  
Sie verdiente eine ehrliche Antwort. Das war das Mindeste, was sie verdiente.
„Ich liebe dich, Ilana“, platzte es aus ihm heraus.
„Was?“ Sie sah ihm prüfend in die Augen und plötzlich ging ihr die ganze Bedeutung seiner schlichten Worte auf. „Tut mir Leid, ich bin heute etwas begriffsstutzig ... Meinst du ehrlich, dass du mich liebst?“
„Ja, ich liebe dich“, erwiderte er ernst. „Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Du warst mir sympathisch, ich fand dich wunderschön und fühlte mich zu dir hingezogen ... sehr sogar. Aber je länger ich dich kenne, desto klarer wird mir, dass viel mehr dahinter steckt ...“ Er grinste flüchtig. „Ich meine, es gab ‘ne Menge Frauen, die ich sympathisch und sexy fand und zu denen ich mich hingezogen gefühlt habe ... aber ich hab noch nie so was gefühlt, wie bei dir.“
„Was?“ fragte sie atemlos.
„Seelenverwandtschaft.“
Sie starrte ihn mit offenem Mund und großen grünen Kulleraugen an und er schmunzelte amüsiert. Aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Du ahnst nicht, wie sehr es mich in den Fingern juckt, dich überall anzufassen, und ...“
„Tu dir keinen Zwang an“, neckte sie ihn mutig.
Er legte beide Hände auf ihre Schultern, was angenehme Schauer durch ihren Körper jagte. Die heiße feuchte Luft hüllte sie ein wie ein Kokon, Schweiß rann ihren und seinen Nacken herab. Die Bluse klebte an ihrer Haut, ihre Brüste zeichneten sich mehr als deutlich darunter ab. Es war ihr peinlich, aber dann sah sie die Röte, die Gabor ins Gesicht stieg, die verräterische Beule unter seiner Hose ...
„Die Cardassianer, dieser verdammte Krieg … das würde immer zwischen uns stehen“, erwiderte er betrübt. „Ich ... ich kann mich nicht fallen lassen ... nicht richtig.“
„Vielleicht solltest du es einfach mal versuchen“, schlug Lairis vor.
Ehe ihr Verstand begreifen konnte, was ihr Körper tat, begannen ihre Hände, sein Hemd aufzuknöpfen. Er zitterte vor Erregung, Schweißperlen rannen über seine Haut, seine Brust hob und senkte sich heftig. Sie schloss die Augen und spürte seine fahrigen Hände durch den dünnen Stoff der Bluse ... dann darunter ... die Haut um ihre Brüste spannte sich wie das Fell einer Trommel. Sie hatte Ameisen in den Eingeweiden und im Unterleib.
In wenigen Minuten hatten sie sich ihrer Hosen, Stiefel und Unterwäsche entledigt.
Zum ersten Mal sah sie Tren Gabor nackt. Sein Körper war unwiderstehlich: nicht zu schlaksig, aber auch nicht zu muskulös, mit schmalen Hüften, langen kräftigen Beinen und wohlgeformten Oberarmen. Von seiner breiten Brust mit dem zarten blonden Fell lief ein schmaler Streifen gekräuselter Haare bis zu seinem Bauch hinab.
Und zu seinem … so groß, so hart … Ein leichtes Unbehagen nagte plötzlich an ihr.
Gabor massierte hingebungsvoll ihre Brüste, seine Zunge spielte mit ihren Brustwarzen.
Sie versteifte sich und er hielt inne. „Was ist los?“
„Nichts, gar nichts ...“ Sie holte ein paar Mal tief Luft. „Es ist nur ... du dringst gerade in Gegenden vor, wo nie zuvor ein Mann gewesen ist.“
Gabor starrte sie völlig verblüfft an. „Ist nicht dein Ernst!“ Dann schlug er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Das Ritual! Wir hätten beinahe das Ritual vergessen!“
„Himmel, du hast recht!“
In der Provinz Rakhanta war es Brauch, dass zwei Liebende die Propheten um ihren Segen baten, bevor sie zum ersten Mal Sex hatten. Jeder Partner musste ein Kleidungsstück in der heiligen Flamme verbrennen und dann seinen Herzenswunsch aussprechen. Ließ man dieses Ritual weg, so hieß es, würde diese Beziehung eine unglückliche werden.
„Wenn ich das gewusst hätte ...“ murmelte Gabor, angelte nach seiner Hose und kramte hastig in den Taschen. „Wo zum Geier, kriege ich jetzt ‘ne Tipa-Schale für die heilige Flamme her?“
„Nehmen wir doch diesen hohlen Stein da hinten und erklären ihn zur Tipa-Schale ehrenhalber“, schlug Lairis ungeduldig vor. „Die Propheten werden schon Verständnis haben.“
Gabor riss ein Stück trockene Rinde vom nächsten Baum und warf es in den ausgehöhlten Felsbrocken. Zum Glück war in sein Allzweck-Taschenmesser auch ein Feuerzeug integriert.
„Gut, ich denke, ich kann auf diesen Slip verzichten.“ Damit warf sie ihr Höschen ins Feuer.
Gabor sah sie erwartungsvoll und hungrig an.
Was sollte sie nur sagen? Ihr Wunsch ... sie hatte so viele Wünsche, was Gabor betraf, aber ihr Kopf war wie leer gefegt. Wenn sie an ihn dachte, sah sie Bilder, keine Worte ... „Ich liebe dich, Gabor“, brachte sie schließlich hervor und leckte sich nervös die Lippen. „Es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche, als mit dir zusammen zu sein. Ich möchte, dass wir glücklich sind – bis zum Ende unseres Lebens!“ Naja, das war nicht gerade denkwürdig poetisch – aber für die Propheten sollte es reichen, fügte sie in Gedanken hinzu.
„Ich wünsche mir das Gleiche“, erwiderte Gabor heiser. „Außerdem eine Welt ohne Cardis, einen eigenen C5-Replikator, einen durchsichtigen Gleiter mit Surround-Com-System ...“
„Nun fackel endlich irgendwas ab, du Held!“ Sie gab ihm einen Klaps auf seinen nackten Oberkörper. Früher hatte sie gedacht, sie würde ungeheuer aufgeregt sein beim ersten Mal ... so aufgeregt, dass sie kein Wort herausbringen würde ... dass sie etwas falsch machen könnte oder völlig passiv wäre ... Aber, jetzt, wo sie und Gabor sich im Schein des Feuers nackt gegenübersaßen, kam es einfach auf sie zu – wie die natürlichste Sache der Welt.


V.

Lange bevor die Sonne aufging, hockte Lairis Ilana im nassen Gras und lud ihre Waffe mit zitternden Fingern. Gabor stieß sie an und seine Augen funkelten spöttisch. „Die Cardassianer werden sich zu Tode fürchten, wenn du mit Vitaminpillen auf sie schießt!“
Sie stöhnte entnervt und ließ das Phasergewehr sinken. „Verdammt, es ist so finster wie im
Arsch einer Rastipure!“ Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass die Energiezellen für cardassianische Phasergewehre exakt die gleiche Form und Oberflächenbeschaffenheit hatten, wie unsere Röhrchen mit den Vitaminpräparaten!
Gabor schmunzelte. „Wenn du lange genug beim Widerstand bist, lernst du irgendwann im
Dunkeln zu sehen.“
„Das bezweifle ich“, erwiderte sie seufzend.
Gabor winkte lächelnd ab. „Yarath, sind die Tretminen scharf?“
Yarath nickte. „Die Minen sind scharf.“
„Wie weit bist du mit der Kanone, Talis?“
„Fertig, Gabor.“
Das Hauptquartier hatte ihnen – wieder Erwarten – tatsächlich eine Photonenkanone zur Verfügung gestellt. Talis und Branqo hatten Stunden damit verbracht, sie zu justieren und anschließend mit abgebrochenen Zweigen zu tarnen.
„Prima!“ Gabor strahlte. „Ihr wisst, der Plan funktioniert nur, wenn wir das Triebwerk der Cardis mit einem einzigen Schuss zerstören ... Kriegst du das hin, Branqo?“
Branqo, der bester Schütze in der Gruppe, grinste zuversichtlich. „Logisch!“
„Okay, dann begeben wir uns jetzt alle auf unsere Posten!“
Mit einem hellgrünen Leuchten am Horizont brach der Tag an. Allmählich wich Ilanas Nervosität gähnender Langeweile. Gabor kauerte hinter der Deckung neben ihr, aber er redete nicht viel. Gedanken an Nira, die in der Nacht wieder Fieber bekommen hatte, verfolgten sie. Gedanken an Gabor … an die letzte Nacht … das beste, was ihr seit langem passiert war. Ihr Blick wanderte verstohlen zu ihm herüber, beobachtet das verführerische Spiel seiner Muskeln, als er mit einem leicht entrückten Lächeln sein Phasergewehr streichelte und dabei an etwas viel Netteres als tote Cardssianer dachte.
Verdammte Ablenkungen! Es war Ilanas erster Kampfeinsatz. Sie hatte hart darum gekämpft, endlich zu kämpfen … innerlich grinste sie über das Wortspiel … dennoch malte sie sich gerade aus, welches Kleid sie wohl auf ihrer Hochzeit mit Gabor tragen würde.
Aber es nützte alles nicht: Bevor sie sich ein Hochzeitskleid leisten konnte, mussten sie erst mal die Cardassianer loswerden.
„Hoffentlich verspäten sie sich nicht!“ knurrte sie.
„Das glaube ich nicht. Gul Dukat prahlt doch bei jeder Gelegenheit herum, wie pünktlich Cardassianer sind.“
„Ach und du glaubst alles, was Gul Dukat behauptet?“
Er lachte und gab ihr einen süßen, spontanen Kuss.
Ein Knistern aus dem Funkgerät schreckte sie auf. „Ein cardassianischer Transporter hat gerade die Hügelkette passiert“, verkündete Yaraths flüsternde Stimme.
Gabor erteilte Lairis einen stummen Befehl. Die Gewehre im Anschlag, lauerten sie wie Raubtiere auf unsere Beute: regungslos, angespannt und bereit, zu töten.
Dann passierte alles ganz schnell: Ein dunkler Schatten zerteilte einen blassen, gelblichen
Mond. Ein Vogel schrie. Kleine Tiere flüchteten, als spürten sie die Gefahr. Die ersten Sonnenstrahlen stachen Lairis in die Augen. Ihr Rücken juckte ganz fürchterlich, weil sie sich in eine Nesselpflanze gelegt hatte, als sie mit Gabor ... aber sie wagte es nicht, den Finger vom Abzug zu nehmen. Sie wagte es ja kaum, zu atmen!
Dann löste sich ein kleiner, gelblicher Feuerball aus dem Gebüsch ... flog durch die Morgendämmerung wie eine Leuchtrakete. Der schwarze Schatten am Himmel wurde von einer Flammenwolke verschlungen. Im ersten Moment fürchtete sie, Branqo hätte das Shuttle mit all seinen Vorräten und seiner Ausrüstung zerstört – doch im nächsten Augenblick stürzte etwas wie ein brennender Meteorit vom Himmel. Es krachte lautstark zu Boden, ein Beben riss Lairis von den Füßen und schleuderte sie gegen Gabor.
Die ersten Minen gingen hoch, Lairis hörte schreckliche Schreie und ihre Muskeln verkrampften sich. Der Schweiß strömte ihr aus allen Poren, trotz der kühlen Morgenluft. Ihr war kaum noch bewusst, dass sie eine Waffe in der Hand hielt. Ihre Finger verschmolzen mit dem Phaser und sie wunderte sich beinahe, dass aus ihrer Hand gelbe Energieblitze schossen. Von der anderen Seite kamen auch gelbe Blitze und man musste höllisch aufpassen, um nicht von ihnen getroffen zu werden. Lairis beobachtete, wie die Cardis von bajoranischem Phaserfeuer niedergemäht oder ihren Minen zerfetzt wurden. Sie beobachtete es mit Genugtuung, aber auch mit ziemlichen Magenschmerzen. Trotzdem war sie nicht wirklich mit dem Herzen dabei. Ein Teil ihres Pagh war bei Nira und sie verspürte schlechtes Gewissen, weil sie sich geweigert hatte, ihr Gesellschaft zu leisten.
Plötzlich flog etwas auf sie zu, traf sie mitten ins Gesicht und sie unterdrückte nur mühsam einen Schrei. Zuerst dachte sie, es wäre ein Geschoss, dass gleich explodieren und sie ins Jenseits befördern würde. Aber es war so eigenartig geformt ... und warm ... es besudelte sie mit einer dunkelroten Flüssigkeit und stank nach verbranntem Fleisch.
Als sie erkannte, was es wirklich war, hätte sie sich beinahe übergeben. Es war ein Arm – ein abgerissener Arm in einer cardassianischen Uniform.
„Ilana – Vorsicht!“ wisperte Gabor.
Sie war immer noch ganz steif vor Entsetzen, er drückte im letzten Moment ihren Kopf herunter. Ein Energiestrahl zischte so nah an ihr vorüber, dass er ein paar Haare versengte.
Ihr Herz blieb sekundenlang stehen.
Später, als alles vorbei war, packte Gabor sie in der Taille und wirbelte sie fröhlich herum.
„Du warst einfach Klasse!“ verkündete er zwischen zwei Küssen.
Sie verstand nicht, was er meinte – schließlich hätte sie wegen dieses ekligen Cardi-Arms beinahe versagt – aber sie war dankbar, dass es ihn gab. Die Erinnerung an seine zärtlichen Hände holte sie wieder ein ... seine Zunge, seine Lippen ... Sie war am Leben – und das verdankte sie Gabor! Lairis erwiderte seinen Kuss mit wilder Intensität.
„Du bleibst hier und hältst die Stellung“, sagte er und drückte ihr einen Langsteckenscanner in die Hand. „Gib uns rechtzeitig Bescheid, wenn du in der näheren Umgebung Cardis ortest.“
„Mach ich“, versprach sie.
Gabor bedeutete den anderen, ihm zum Shuttle zu folgen.
Ein Gestank nach Tod wehte vom Tal herüber, und Lairis verstand, weshalb Gabor ihr befohlen hatte, hier zu bleiben. An ihren Wangen klebte getrocknetes Blut, neben ihr lag der cardassianische Arm und sie kämpfte wacker gegen den Brechreiz. Der Knochen war zersplittert wie ein abgebrocher Ast, das Fleisch zeigte schwarze, verkohlte Ränder. Aber die Hand war unversehrt, und irgendein masochistischer Impuls zwang sie, einen genauen Blick darauf zu werfen. Es war eine Männerhand mit langen, kräftigen Fingern, der Hand ihres Geliebten gar nicht so unähnlich. Hatte der Cardassianer noch gelebt, als ihm der Arm abgerissen wurde? Ihre Eingeweide verkrampften sich. In einer Eruption von Hass und Ekel packte sie das Leichenteil und schleuderte es weit weg.
Mit aller Kraft konzentrierte sie sich auf das Display des Scanners rief sich ins Gedächtnis, dass ihre Freunde einen viel härteren Job hatten, als sie. Was Gabor und die anderen auf dem Weg zum Shuttle erwartete, konnte sie sich gut vorstellen: Blutlachen, Gedärme, von Tretminen zerfetzte Körper.
Dennoch kamen sie alle voll bepackt und selbstbewusst grinsend zurück.
Der Einsatz war ein voller Erfolg. Die Widerstandzelle Gabor erbeuteten beträchtliche Mengen an Waffen und Energiezellen und sogar einen tragbaren Replikator! „Stimmt es, dass dieses Ding buchstäblich alles herstellen kann – auch Medikamente?“ fragte Lairis.
„Klar, man braucht nur die richtige Molekukarstruktur einzugeben.“
Das war einfach fantastisch! Sie kehrten ins Lager zurück und Ilana hätte am liebsten jeden einzelnen Baum umarmt. Endlich sah sie Hoffnung für Nira!
An diesem Abend feierten sie ihren Sieg mit repliziertem Frühlingswein und Hasperat. Als
Gabor das Fleisch auftischte, wurde Lairis unwillkürlich an den abgerissenen Cardi-Arm erinnert.
Sie würgte bei jedem einzelnen Bissen, aber versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Schließlich sollte sie niemand für zimperlich halten.
„Nie wieder Feldrationen!“ rief Branqo überschwänglich und alle lachten. Nur Gabors Fröhlichkeit wirkte irgendwie aufgesetzt und Lairis glaubte, den Grund dafür zu kennen.
Ganze Schwärme von bunten Vögeln hatten sich um den Rastplatz versammelt und pickten die Brotkrumen auf, die Yarath und Talis ihnen zuwarfen.
„Wie im Märchen!“ schwärmte Arem begeistert.
Auch Nira saß bei den ihnen und futterte mit halbwegs gesundem Appetit. Sie war zwar immer noch Haut und Knochen, aber ihre Wangen zeigten schon wieder eine zarte Röte. Der Sieg über die Cardassianer hatte alle in Partystimmung versetzt, aber Niras Aufregung und Fröhlichkeit ließ die anderen strahlen wie kleine Sonnen.
Irgendwann nach Mitternacht wankten sie und Ilana Arm in Arm zu ihrem Zelt, sangen Kampflieder wie „Bajors Himmel“, so falsch, dass ein junges Harakätzchen mit angelegten Ohren vor ihnen flüchtete.
„Puh, ich glaube, ich war noch nie in meinem Leben so vollgefressen!“ stöhnte Lairis.
Nira betrachtete ihr Gesicht so lange und intensiv, als wollte sie es nie wieder vergessen. Schließlich blickte sie zum sternenklaren Himmel mit den fünf leuchtenden Monden hoch und lächelte glücklich. „Die Propheten waren großzügig zu mir“, sagte sie. „Meine beste Freundin ist hier, dieser Abend ist wundervoll ... was könnte mir Besseres passieren?“
Für einen Moment sah es so aus, als würde sie in Tränen ausbrechen, aber sie lächelte
immer noch. „So möchte ich die Welt in Erinnerung behalten ... genau so.“
„Nur leider sitzen die nächsten Probleme schon wieder in den Startlöchern“, bemerkte Lairis. „Die Cardis haben dummer Weise kein Interesse daran, dass es uns gut geht.“
„Ja, die Cardis ...“ seufzte Nira. „Ich beneide euch wirklich nicht um euer Leben.“
In Ilanas Kopf klingelten plötzlich sämtliche Alarmglocken. Wieso sagte sie „euch“ und nicht „uns“? Eine schreckliche Ahnung ergriff Besitz von ihr ... ein Gefühl, das an diesem schönen Abend völlig fehl am Platz war ... Ach was, es hatte sicher nichts zu bedeuten!
„Wenn uns Cardis irgendwas antun, dann sicher erst morgen“, gab sie fröhlich zurück. „Oder übermorgen. Oder nächste Woche.“
„Wen interessiert schon, was morgen passiert“, erwiderte Nira leichthin. „Mich jedenfalls nicht.“
Als sie Ilanas verstörten Gesichtsausdruck bemerkte, fügte sie hinzu: „Nicht heute.“ Dann umarmte sie ihre Freundin und versuchte, mit ihr zu tanzen.
„Komm, du bist betrunken“, lachte Ilana und bugsierte sie in Richtung Zelt.
„Bin ich nicht!“ protestierte sie.
Lairis grinste. „Du hast noch nie viel vertragen. Am besten, wir gehen ins Bett.“
„Wo bleibt deine Abenteuerlust, Ilana!“ Sie zog einen Schmollmund. „Komm, es ist so herrlich hier draußen! Wie wäre es mit einer nächtlichen Jagdpartie?“
Ach, Nira! Sie freute sich so ihres Lebens – und Lairis war hundemüde. „Bei deinem Schwipps triffst du noch nicht mal einen vierhundert Jahre alten Dromabaum“, spottete sie gutmütig. „Und was mich betrifft: ich schlafe gleich in Stehen ein. Warum fragst du nicht Branqo? Er ist doch für jeden Blödsinn zu haben.“
„Keine schlechte Idee!“ Nira gab ihr einen Kuss auf die Wange und lächelte sie wehmütig
an. „Schade, dass du keine Lust hast. Gute Nacht, Ilana!“ Mit wehenden Haaren verschwand sie in der Dunkelheit.
Lairis sank in voller Montur auf ihre Matratze und fiel in einen tiefen, wohlverdienten Schlaf.
Nicht einmal die Explosion einer Bombe direkt neben ihrem Zelt hätte sie wecken können.


VI.

Als sie erwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Sie räkelte sich genüsslich und
ihre Hand streifte etwas Kühles, Glattes neben ihr ... einen Arm ... Nira Arm.
Wie seltsam! Normalerweise war sie der Frühaufsteher und Lairis der Nachtschwärmer. Sie hatte ihre Zeltgenossin oft genug zur Weißglut getrieben, indem sie um vier Uhr morgens mit ihrem Zeug herumhantiert oder zu den Propheten gebetet hatte. Lairis hatte sie einmal angeblafft, sie solle sich gefälligst eine andere Zeit zum Beten aussuchen – um vier Uhr seien doch nicht einmal die Propheten wach.
Aber nun hatte sie eine schwere Krankheit hinter sich, sie musste sich schonen und viel Schlaf nachholen. „In Ordnung – schlaf weiter. Ich bring dir dein Frühstück an Bett ... Wie wäre es mit leckeren Feldrationen?“
Lairis grinste und dachte: Vielleicht wird sie jetzt vor Ärger wach.
Aber sie rührte sich nicht. Vielleicht ist es ja gar nicht Nira, waberte es durch Ilanas Kopf.
Das lange Haar verbarg das Gesicht der Schlafenden, die Decke ihren Körper. Es konnte genauso gut eine Puppe sein, eine Kleiderbündel, eine Perücke ... Nira musste doch atmen. Jedes Lebewesen atmete ... und die Haut einer Bajoranerin war auch nicht so kalt.
„Nira?“ Lairis rüttelte sie vorsichtig an der Schulter.
So kalt, so dünn, so steif ... Das konnte doch nicht wahr sein! Nein, das konnte nicht Nira sein. Ilana wollte endlich wissen, wer sie wirklich war ... Nein, sie wollte es nicht wissen! sie
wollte das lange, rotblonde Haar nicht zurückstreichen, doch ihre Hand gehorchte ihr nicht mehr.
„Sie hat es wohl nicht geschafft, Ilana.“ Gabors traurige Stimme schreckte sie auf.
Er besaß die Fähigkeit, sich lautlos anzuschleichen, und Lairis hatte sein Kommen nicht bemerkt.
„Nein!“ flüsterte sie nur. Sie sah Niras wächsernes, lebloses Gesicht und konnte es einfach
nicht fassen. „Das ist ... das ist unmöglich! Es ging ihr doch wieder gut! Wie kann sie tot sein? Ich verstehe das nicht!“ Lairis konnte nicht weiterreden. Ihre Stimme brach.
Gabor senkte den Blick und schüttelte den Kopf. „Es ging ihr nicht gut ... nicht wirklich.“
Ilana wurde plötzlich wütend, weil sie nicht verstand, was er ihr sagen wollte. „Soll das etwa heißen, du hättest es gewusst?“ schrie sie ihn an. „Du hast gewusst, dass sie stirbt, und mir nichts gesagt? Weißt du, was das für ein Gefühl war, neben ihr aufzuwachen und zu erkennen, dass sie nicht mehr atmet? Hast du eine Ahnung ...“
Er zog sie an sich, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und streichelte immer wieder ihren Rücken und ihr Haar. „Glaub mir, es war nicht leicht“, sagte er. Seine Stimme klang, als wäre er kurz davor, zu heulen. „Nira hat ihren Körper mit dem Tricorder gescannt und festgestellt, dass ihre Nieren versagen.“
„Was?“ rief sie ungläubig, schockiert. „Aber ... bevor sie umgekippt ist, hatte sie doch keine
Beschwerden, oder? Ich meine ... wie kann das so schnell gehen?“
Gabor nickte betrübt. „Ja, es kann manchmal so schnell gehen.“ Als er sie ansah, lag ein
Schmerz in seinen Augen, den sie kaum ertragen konnte. „Sie wollte auf keinen Fall, dass jemand von euch erfährt, was wirklich mit ihr los war. Wir konnten sie in kein Krankenhaus bringen, weil das die Cardis auf unsere Spur gebracht hätte ... Also schärfte sie mir ein, mit niemandem darüber zu reden.“
„Aber warum?“ fragte Ilana schwach.
Gabor sah sie zärtlich an. „Sie wollte nicht, dass die Mission schiefläuft, weil die anderen sich ihretwegen Sorgen machen. Also hat sie so getan, als sei alles nur halb so wild.“
„Verdammt, so wichtig war diese blöde Mission nun auch wieder nicht!“ stieß sie hervor.
„Sie wusste, es war der letzte Schlag gegen die Cardis, den sie miterleben würde“, entgegnete Gabor langsam, streichelte Ilanas Wangen, küsste Ilanas Nasenspitze, dann fuhr er fort: „Sie hat auf uns gewartet. Eigentlich war sie längst am Ende, aber sie wollte uns alle noch einmal sehen … und den Sieg mit uns feiern.“
Lairis hörte ein Schluchzen ... es war ihr eigenes. Aber die Tränen wollten nicht kommen. Sie stauten sich in ihrem Kopf, sie hatte das Gefühl, ihr Schädel würde gleich zerspringen.


VII.

Mehrere Wochen nach Niras Tod erwachte Lairis in der Hütte ihres Vaters. Sie wurde wach, weil sie eine Tür quietschen hörte, Dielen knarrten ... War es Dad? Nein, das konnte nicht sein, denn er war nicht zu Hause. sie hatte keine Ahnung, woher sie die Gewissheit nahm oder weshalb er unterwegs war ... in Grunde war es nicht wichtig. Ihre Schwester schlummerte im Bett neben ihr, unter ihrer Decke lugte gerade die Nase hervor und Ilana lächelte, weil Keldra im Schlaf so niedlich aussah.
Ach, warum konnte sie nicht den ganzen Tag schlafen ...
Die Treppenstufen knarrten unter den leichtfüßigen Schritten einer Frau und Ilanas Neugier siegte über die Angst. Sie packte einen dicken Springballschläger, der sich als Waffe eignete, und schlich dem Eindringling hinterher. Im nächsten Moment sah sie etwas Helles aufblitzen ... ein weißes Kleid ... und blondes Haar ... Ein seltsames Kribbeln breitete sich in ihrer Magengrube aus.
In der Küche stand die Frau ihr plötzlich gegenüber und lächelte sie an.
Ihre Kinnlade klappte herunter und sie ließ den Schläger fallen. „Nira!“
Dann lagen sie sich in den Armen. Nein, sie war kein Geist. Sie fühlte sich warm und weich an, voller Leben, voller Kraft ... „Du bist zurückgekommen“, murmelte Ilana fassungslos.
Nira lächelte nur geheimnisvoll.  
Ein leiser Zweifel suchte Lairis heim: War es tatsächlich Nira? Oder war es nur ein Traum, eine Halluzination? Sie tastete nach dem Lichtschalter, denn sie wollte es genau wissen.
Das Licht funktionierte nicht.
„Die Cardis haben den Strom abgestellt, das weißt du doch“, erklärte Nira milde. „Aber wozu brauchen wir Licht, wenn drei Monde scheinen?“  
„Ich muss wissen, ob du real bist!“ erwiderte Lairis voller Aufregung. „Ich meine ... du bist tot! Du kannst eigentlich gar nicht hier sein! Ich kann dich zwar sehen, ich kann dich sogar fühlen ... aber ich wünsche mir so sehr, dass du wieder bei mir bist – vielleicht sehe und fühle ich nur das, was ich sehen und fühlen möchte. Gespenster existieren nur im Dunkeln.“
„Ach, und du denkst, das Licht vertreibt alle Illusionen?“ entgegnete sie spöttisch. „Das, was du siehst, ist irrelevant, Ilana. Verlass dich auf dein Pagh.“
Mit diesen Worten trat sie aus der Tür.
„Nira, geh nicht!“ flehte sie ihre Freundin an.
Grünes Licht vertrieb die Dunkelheit und Lairis fand sich völlig verwirrt auf dem harten Zeltboden wieder. Nur ein Traum ... Es war nichts weiter als ein Traum gewesen und sie war so enttäuscht, dass sie nur noch die abgeschabten Decken und die winzigen Löcher in der Zeltplane sah. Ein anbrechender Tag hatte für sie nichts Schönes und Magisches mehr. In diesem Augenblick hasste sie das Zelt, den schwülen Dschungel, den ganzen verfluchten Krieg ... sogar ihre Gefährten und Gabor waren ihr plötzlich egal. Sie sehnte mich schmerzlich nach der Hütte ihrer Eltern zurück, nach Mom und Dad, dem Garten, dem Duft von Polukaspinnen-Auflauf zum Dankbarkeitsfestival, dem Klappern von Töpfen und Pfannen in der Küche ... ja sogar nach ihrer nervtötenden kleinen Schwester.
Zum ersten Mal, seitdem sie dem Widerstand beigetreten war, überfiel sie schreckliches Heimweh. Sie hatte nicht die geringste Lust, ihr Zelt zu verlassen und sich der Welt da draußen zu stellen.
Während sie sich im Schneckentempo ankleidete, musste sie immer wieder an den Traum denken. Es gab Träume, an die sie sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern kann, und andere, von denen nur undeutliche Fetzen hängen bleiben. Manche Träume vergaß sie nie, weil sie so verrückt und surreal waren, dass man sie am liebsten aufmalen oder aufschreiben mochte. Aber keiner dieser Träume war bisher so realistisch, so lebendig, so intensiv gewesen ... als hätte Lairis in Wirklichkeit gar nicht geträumt, sondern wäre in eine andere Dimension versetzt worden. Eine Dimension, in der Nira noch lebte.
Da kam ihr ein ganz esoterischer Gedanke: Vielleicht existierte Nira jetzt irgendwo anders und hatte ihr im Schlaf eine Botschaft geschickt ... eine Botschaft, dass sie eines Tages zurückkommen wollte.
Nun verspürte Lairis nicht länger das Bedürfnis, sich in ihrem Zelt zu verkriechen. Im Gegenteil – sie musste unbedingt raus und mit jemandem reden.
Aber sie merkte sehr schnell, dass die anderen nicht in der Stimmung für Gespräche über Dimensionen, Tod und Wiedergeburt waren. Der tragbare Replikator, ihr ganzer Stolz, hatte nämlich den Geist aufgegeben und produzierte eine Art graugrünen Brei, der wie Klärschlamm roch. Talis und Yarath mühten sich erfolglos mit der Reparatur ab, dann versuchte es Branqo, der schließlich ebenfalls murrend aufgab. Er fluchte, schmiss das Werkzeug auf den Boden und verschwand im Gebüsch. Branqo wurde immer sehr schnell grummelig, wenn es nichts zu essen gab - infolgedessen war er zur Besatzungszeit dauernd grummelig. Aber diesmal war die Lage ernst. Die Widerstandskämpfer waren leichtsinnig geworden, hatten sich zu sehr auf dieses praktische kleine Gerät verlassen und nur noch ein Minimum an Notrationen mitgeschleppt.
„Der nächste cardassianische Cargo-Transporter gehört uns“, entschied Gabor – sichtlich entnervt von der gereizten Stimmung im Camp. „Und dieses Ding ...“ Er deutete auf den tragbaren Replikator. „... nehme ich mit in mein Zelt. Wenn ich merke, dass jemand sich daran zu schaffen macht, darf er drei Tage lang essen, was da rauskommt!“
„Sollen wir jetzt einfach den Hammer fallen lassen?“ murrte Yarath.
„Genau“, antwortete Gabor knapp. „Ich hab die Schnauze voll. Schluss! Aus!“
„Kann ich es wenigstens noch einmal probieren?“ bettelte Yarath, die manchmal die dumme Angewohnheit hatte, mit Gewalt Bullen zu melken. „Ich hab jetzt eine Idee, was ich falsch gemacht haben könnte, und vielleicht ...“
„Das wird doch nichts, Yarath! Talis ist ein besserer Techniker als du, und er hat das Ding auch nicht wieder in Gang gekriegt. Das war mal ein Replikator – jetzt ist es nur noch ein Haufen Sondermüll. Finde dich damit ab. Du machst uns sonst ganz irre mit deinen Wutausbrüchen!“
Yarath setzte zum Protest an, aber Gabor schnitt ihr das Wort ab. „Schlimm genug, dass wir wegen der Cardis ständig unter Dampf stehen. Aber solange sie nicht hier sind, will ich meine Ruhe! Das lasse ich mir von so einer dämlichen Maschine nicht nehmen. Punkt!“
„Wertloses Stück Schrott“, knurrte Yarath und warf einen letzten, sehnsüchtigen Blick auf den Replikator. „Wer, bei allen Pah-Geistern, konstruiert so was?!“
„Die Cardassianer.“
Als der kaputte Replikator nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses stand, kehrte allmählich wieder Frieden ins Lager ein. Gabor und Ilana saßen eng aneinander gekuschelt auf einem kleinen Hochplateau über den Wäldern und bewunderten den Sonnenuntergang. Das prächtige Farbenspiel von Gelb und Purpur ließ sie beinahe die Zeit vergessen, die Realität und den Kampf. In dieser magischen Welt gab es nur Gabor und Ilana, die Natur, das Licht und die Vögel. Keine anderen Wesen – vor allem keine Cardassianer. Aber dann warf Gabor einen Blick auf seinen allgegenwärtigen Langsteckenscanner – oder, wie er es scherzhaft ausdrückte: seinen Cardi-Detektor – und die ungeliebte Realität holte sie wieder ein.
„Alles in Butter. Keine Cardis in der Nähe“, erklärte er zufrieden und lächelte spitzbübisch. „Sieht so aus, als hätten wir den Abend frei.“ Er begann Lairis aufreizend unter ihrer Bluse zu streicheln und eine Gänsehaut überlief ihren ganzen Körper.
„Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?“ fragte sie zitternd. „An ein ewiges Pagh? An ... Wiedergeburt?“
Gabor sah sie überrascht an. „Ja, ich ... ich denke schon“, antwortete er leicht kurzatmig. Es war ihm anzusehen, dass er auf derart philosophische Themen nicht gefasst war. Er kratzte sich mit der Hand, die nicht unter ihrer Kleidung steckte, am Kopf und hob flüchtig die Augenbrauen. „Naja, viele Glaubensgemeinschaften halten es für möglich, dass das Pagh weiterwandert: der Morat-Orden, die Himal‘gata-Sekte ...“
„Was glaubst du?“ unterbrach sie ihn ungeduldig.
Er atmete tief durch, seine Hand rutschte millimeterweise an ihrer Brust ab und ihr ganzer Körper wurde steif vor Erregung. „Ich glaube nicht, dass es da irgendein System gibt“, antwortete er schließlich. „Dass zum Beispiel die guten Seelen wiedergeboren werden, die ganz besonders guten zu den Propheten finden und die bösen ausgelöscht werden, wie die Himal’gatas glauben ... Nein, ich denke, die meisten Seelen zerstreuen sich einfach nach dem Tod. Puff, aus, vorbei, das war‘s dann ... aber manche Seelen besitzen vielleicht die Kraft, auch ohne Körper weiter zu existieren, möglicherweise jahrelang ... irgendwann in ein Neugeborenes zu schlüpfen, wer weiß ... ich bin in meinem Dorf mal einer Frau begegnet, die sich angeblich an ihr früheres Leben erinnern konnte ... dann gibt es ja noch diese Märchen von den Bohas: Geister, die ruhelos umherirren, bis die Propheten ihnen den Weg weisen ...“ Er hielt inne und blickte er sie nachdenklich an. „Wie kommst du überhaupt auf so was?“
„Ich bin Nira begegnet.“
„Ehrlich?“ platzte er heraus.
In wenigen Worten erzählte sie ihm von letzter Nacht.
„Bist du sicher, dass es nicht nur ein Traum war?“ hakte er nach.
„Nein, ich bin mir nicht sicher“, erwiderte sie leicht gereizt.
„Wenn jemand diese Kraft besitzt, dann Nira“, meinte er ernst. Dann lächte er. „Weißt du, in meiner Gegend gibt es einen Brauch: Wenn jemand stirbt, geht ein junges Paar auf den Friedhof hinaus, um auf seinem Grab ein Kind zu zeugen. Damit zeigen wir, dass das Leben weitergeht ... und falls das Pagh des Toten noch existiert, sollte es nicht zu weit wandern müssen, um einen neuen Körper zu finden.“
Sie nickte. „Diesen Brauch gibt es auch in unserer Gegend.“ Aber dann wurde ihr traurig zumute. „Wir haben Nira mitten im Wald verbuddelt. Niemand außer uns kennt ihr Grab. Wir können also vergessen ...“ Sie brach mitten im Satz ab, weil Gabor sie ganz merkwürdig ansah: als würde er vor einer reich gedeckten Tafel stehen und durch ein Kraftfeld vom Essen abgehalten werden ... „Denkst du, was ich denke?“
„Ich habe keine Ahnung, was du denkst“, antwortete er mit belegter Stimme.
„Du und ich: wir werden dieses Paar sein“, hörte sie sich zu ihrer eigenen Überraschung sagen. Es war kein Vorschlag – vielmehr eine Feststellung von Tatsachen.
Gabor lachte ungläubig. „Das ist doch verrückt!“
Natürlich war es verrückt. Sie war ein siebzehnjähriges Mädchen, eine Widerstandskämpferin, jemand, der alles andere als ein geordnete Leben führte ... Genauso wenig, wie ihr Geliebter. Ein Kind würde sie noch verletzlicher machen, als sie ohnehin schon war. Aber in diesem Augenblick war ihr das egal.
„Ich werde nur fünf Monate schwanger sein“, fuhr sie hastig fort. „Nach der Geburt kann ich das Baby bei meinen Verwandten unterbringen, wo es in guten Händen wäre. Ich möchte, dass mir ein Teil von dir bleibt ... und dir ein Teil von mir ... und falls wir nicht überleben sollten, wird unser Kind erfahren, dass wir für die Freiheit Bajors gefallen sind, und stolz auf uns sein.“
Gabor sagte nur: „Ja.“
Bevor er protestieren konnte, packte sie seine Hand und er folgte ihr den steilen Abgang hinunter, den Wildwechsel entlang, quer durchs Gehölz, bis sie vor dem unverkennbaren Sandhügel standen, auf dem eine einsame Blume wuchs.
Schweigend rissen sie sich die Kleider vom Leib, Gabor sank vor Ilana ins Gras, sie drückte seinen Oberkörper in den lockeren Sand des Grabhügels ... presste sich gegen ihn, spürte ihn in sich ... Sie trieben auf einen kurzen, intensiven Höhepunkt zu ... die Farben leuchten für eine Sekunde kräftiger, beinahe fluoriszierend ... die Konturen verschwammen ... sie waren Eins: ein Körper, ein Pagh. Sie stiegen gemeinsam zum Himmelstempel auf und stürzten kurz vor seiner Pforte wieder ab, fingen sich gegenseitig auf ...
Dann blickten sie sich lange in die Augen. Ihre Finger hielten sein Ohrläppchen fest wie eine Wäscheklammer ein Stück Wäsche. Es tat ihm weh, aber er wollte nicht, dass sie ihn losließ. Sie kommunizierten wortlos.
„Nira … sie war nicht dort“, stellte Gabor mit rauer Stimme fest.
„Wieso sollte sie auch erscheinen? Es ist nichts passiert.“ Lairis war gleichzeitig enttäuscht und erleichtert. „Es war ja auch nur eine verrückte Idee.“
„Unvernünftig, sicher ...“ Gabor lächelte. „Wir sollten es um vier-fünf Jahre verschieben.“
„Ich hoffe, wir haben noch soviel Zeit!“ erwiderte sie ernst.
„Das wissen nur die Propheten.“
Sie erhoben sich mit steifen Gliedern, schlüpften ungele
"Ich habe diese Geschichte nur gepflanzt, aber sie wächst, wie sie will, und alle verlangen, dass ich voraussehe, welche Blüten sie treiben wird." (Cornelia Funke: Tintentod)


Fleetadmiral J.J. Belar

  • Oberkommandierender
  • Rear Admiral
  • *
  • Beiträge: 36.633
    • DeviantArt Account
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #41 am: 29.11.08, 12:44 »
Also heute werde ich wohl nicht fertig werden. Aber morgen gleich als erstes. Versprochen.
:: MEIN PORTFOLIO:: http://www.sf3dff.de/index.php/topic,1859.0.html
- Si vis pacem para bellum -

RPG Charakter: - Lieutenant Ynarea Tohan / Stellvertr. Sicherheitschef -

 

TrekMan

  • Gast
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #42 am: 30.11.08, 09:13 »
Frisch für den Story Contest entworfen und niedergeschrieben.


STAR TREK: ROOSEVELT Shangrila

War eine menge Arbeit, aber dieses Mal habe ich nichts weggelassen.


Bis 0.00 Uhr kann noch abgegeben werden. Wer jetzt schon weis, dass er die Zeit nicht halten kann, sollte sich melden.

Lairis77

  • Fleet Captain
  • *
  • Beiträge: 9.032
    • Star Trek - Defender
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #43 am: 30.11.08, 09:57 »
81 Seiten?????  8o  8o  8o

Mal sehn, wann ich die lese.  :rolleyes:
"Ich habe diese Geschichte nur gepflanzt, aber sie wächst, wie sie will, und alle verlangen, dass ich voraussehe, welche Blüten sie treiben wird." (Cornelia Funke: Tintentod)


Fleetadmiral J.J. Belar

  • Oberkommandierender
  • Rear Admiral
  • *
  • Beiträge: 36.633
    • DeviantArt Account
Aufruf zum 3. GFFA FF Contest
« Antwort #44 am: 30.11.08, 09:59 »
Herzlichen Glückwunsch zur Fertigstellung. Also ich muss heute noch Lairis Beitrag duchlesen und unter die Lupe nehmen. Könnte ein bischen knapp werden, da ich nicht weiß, wie lange ich brauchen werde. Aber ich beeil mich.
:: MEIN PORTFOLIO:: http://www.sf3dff.de/index.php/topic,1859.0.html
- Si vis pacem para bellum -

RPG Charakter: - Lieutenant Ynarea Tohan / Stellvertr. Sicherheitschef -

 

 

TinyPortal © 2005-2019