Die Frage ist natürlich auch generell, zu welchem Zweck man das machen möchte:
Verfällt man ungewollt automatisch in das Muster, eine eigene, perfekte Version von sich in eine Geschichte einzubauen?
Oder lässt man sich selbst in der Geschichte eine Rolle verkörpern, so wie ein Schauspieler eine Figur darstellt?
Ist es vielleicht eine Art therapeutisches Schreiben, indem man sich quasi etwas von der Seele schreibt, sodass da (zwangläufig) ein eigenes Ich in der Geschichte auftaucht?
Für diese drei Optionen sind die auf die psychologische Dimension des ganzen zeigenden Hinweise von SSJKamui wahrscheinlich wirklich besonders zu beachten.
Ein anderer Punkt ist: Jede bzw. Jeder, die bzw. der etwas schreibt, kann das wahrscheinlich nicht im luftleeren Raum machen. Die eigene Mentalität, der eigene Intellekt, der eigene Hintergrund spielt ja wahrscheinlich immer mit hinein, mal mehr, mal weniger. Dadurch hat man vielleicht den Hang eine Figur beispielsweise ganz anders reagieren zu lassen, als es ein anderer Autor täte.
Auch hier kann man natürlich reflektieren.
Mein Ansatz war aber immer, mehr vom Plot, von der Handlung, vom Thema her zu erzählen - verbunden mit Fragen wie "Was soll eigentlich passieren? Was ist das Ziel? Was ist die Message?".
Vielleicht ist das eine Illusion, aber in meinen Augen waren und sind die Figuren in meinen Geschichten dadurch mehr Mittel zu Zweck und nicht umgekehrt, wie es beim Mary-Sue-Phänomen passieren kann, Selbstzweck.