Original von Star
Ich stimme mal für Voyager. Hab zwar mit TNG angefangen Trek zu schauen, aber erst beim Voyager-Pilotfilm ist der Knoten richtig geplatzt und die Serie nimmt daher einen besonderen Platz bei mir ein. Das liegt aber lediglich an der Nostalgie, nicht weil sie sonderlich besser wäre als die anderen.
Na als du diesen Beitrag verfasst hast, musst du aber eine ordentliche Kanne \"Nostalgie\" getrunken haben, wertes früheres Ich! Nachdem ich nun seit vielen vielen Monden mal wieder in den \"Genuss\" einiger Voyager-Folge gekommen bin, bleibt nichts als verblüfftes Entsetzen zurück. Das ganze Drama nahm seinen Lauf, als einer aus meinen Kursen zu meinem Mitbewohner und mir meinte, wir sollten mal eine Nerd-Nacht veranstalten, um uns für den neuen Kinofilm so richtig schön in Stimmung zu versetzen. Er hätte eine Staffel von Voyager in die Finger bekommen. Die könne man sich ja mal ansehen. Gesagt getan, und zwar am letzten Wochenende in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Wir haben uns mit Knabberzeugs eingedeckt, Frauen verbannt, und mit unseren Spielzeugerrungenschaften geprahlt (Iiiiich habe einen Classic-Phaaaaisöööör!!). Herrlich! Hab sowas seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Ich glaube sogar, dass ich keine einzige Star Trek-Episode mehr gesehen habe, seit Enterprise abgesetzt worden ist. Jedenfalls war die Stimmung noch ziemlich geekig-gut, bis wir die erste DVD einlegten. Wir hatten nur die dritte Staffel. Nicht grade eine von Treks Glanzzeiten, aber besser als nichts und Voyager ist schließlich Voyager. Da man dort von Kontinuität noch nichts gehört hatte, haben wir auch völlig wahllos die entsprechenden DVDs und Episoden ausgesucht. Mal jene, mal diese, dann wieder eine davor, und so weiter. Und entweder hatten wir ein äußerst unglückliches Händchen bei der Episodenauswahl, oder die Serie war wirklich so mies.
Was folgte, waren nämlich erstmal ein paar Stunden Fremdschämen deluxe. Was mir da vom Bildschirm aus entgegenflutschte war langweiliger Nonsens! Wir bekamen \"Perlen\" wie \"Coda\" \"Rise\" \"Treshold\" und sonstwas serviert. Über die Geschichten selbst will ich mich gar nicht auslassen. Dass bei Voyager die Hochs sehr hoch und die Tiefs extrems tief sind, weiß man ja. Dass sie nahe beieinander liegen, weiß man auch. Mich haben aber ein paar andere Sachen völlig überrumpelt, die mir vorher nie aufgefallen sind. Zum einen ist das die Tatsache, wie schlecht und lustlos die Darsteller eigentlich waren!
Ich habe da nur zwei Leute gesehen, die sich ins Zeug gelegt und Talent hatten. Nämlich Robert Picardo (in jeder Lebenslage einfach knuffig) und Roxann Dawson (in jeder Lebenslage einfach nur heiß). Das waren die einzigen, bei denen ich nicht das Gefühl hatte, dass sie sich während dem herunterspulen ihres Textes nicht ins Gedächtnis zu rufen versuchen, in welche Kamera sie denn bitte NICHT gucken sollen. Dem gegenüber standen Totalausfälle wie Garrett Wang, der seine ganze Konzentration dazu aufbrachte, nicht über seine eigenen Füße zu stolpern, und Robert Beltran, der offenbar schon im dritten Jahr absolut keinen Bock mehr hatte. Lien war unterfordert. McNeil strengte sich wenigstens an, auch wenn nicht viel Talent dahintersteckte, Russ hat geschlafwandelt und Neelix war noch nie so nervig. Selbst Janeway, die ich eigentlich immer sehr mochte, ist mir negativ aufgefallen. Kate Mulgrew hat so eine komische Bühnenattidüde. Was bitte war denn DA los? Waren die Schauspieler stellenweise wirklich so mies, oder haben einfach die Leute hinter der Kamera gepennt?
Denn die Regie war auch so ziemlich das unkreativste, was man hätte machen können. Keine besonderen Kameraeinstellungen - oder fahrten. Keine herausragenden Inszenierungeng - alles nach Schema F. Als hätte man einfach direkt die Probeaufnahmen als \"final take\" genommen, damit man früher Mittagspause machen kann. Kein Wunder, dass sogar die Schauspieler ohne jede Vorkenntnis ganze Episoden als Regisseur begleiten können! Offenbar reichte es ja schon, wenn man die Kamera ungefähr in die gewünschte Richtung hielt - und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm! In \"Before and after\" gab es eine Szene in der Janeway und Torres über den Jordan gegangen sind, aber das wurde so dermaßen langweilig runtergeleiert, dass es schon unfreiwillig komisch war, wie Chakotay mal kurz ein 0815-Traurigkeitesgesicht aufgesetzt hat, um sofort in gewohnten Bahnen weiterzumachen. Auch die Sets mit den eeeewig gleichen Pappfelsen, oder die \"Aliens\" mit den eeeewig gleichen Knubbeln und Stacheln im Gesicht hätten fantasieloser nicht sein können. Die ganze Inszenierung war durchgehend langweilig. Wobei ich nicht weiß, wer sich mehr gelangweilt hat - Die Darsteller? Die Produzenten? Oder doch nur ich?
Ich hatte stellenweise das Gefühl keine 2-Millionen-Dollar-Pro-Episode Sci-Fi-Serie zu sehen, sondern ein schlechtes Theaterstück, bei dem man zufällig ein paar Überwachungskameras aufgestellt hat. Ganz mies! Böses Voyager! Böses Voyager! Dagegen war Enterprise ja schon fast ein kreativer Overkill!
Lustig, es gibt eine ganze Menge Fans da draußen, die Angst haben, durch JJ Abrams \"Trek\", würde Star Trek flach, doof und mainstream. Aber flacher, doofer und mainstreamiger als Star Trek ohnehin schon war, geht es überhaupt nicht mehr.
Ehrlich, ich habe keine Ahnung, was da passiert ist. War Voyager wirklich so scheiße, und ich habe es diesmal einfach nur versäumt meine Fan-Brille anzuziehen? Oder habe ich die Serie in einem äußerst ungünstigen Moment erwischt? (Selbst wenn, es kann doch nicht sein, dass sich so eine Lustlos-Phase über so viele Episoden erstreckt)
Ich glaube ich werde mir nie wieder eine alte Star Trek-Folge ansehen, damit ich sie wenigstens in guter Erinnerung behalte.

Geht es nur mir so, oder habt ihr bei eurer Lieblingsserie von Star Trek manchmal das Gefühl enttäuscht zu sein? :/