Original von camir
Ich habe bereits mehrfach im Forum geschrieben, dass es mMn wichtig ist, zwischen \"gefällt mir nicht\" und \"schlecht\" zu unterscheiden. Das hast du in meinen Augen getan, daher gibt es kein Grund sich zu entschuldigen.
Wenn du einfach jemand bist, der Fanfics, in denen Charaktere zusammenkommen oder wo der Canon aus diesem Grund verbogen wird ablehnt, ist das so. Da könnte ich noch so nobelpreisträchtig schreiben - und die Tatsache dass du anerkennst, dass die Geschichte nicht per se schlecht ist, sondern einfach deinem Geschmack nicht entspricht genügt mir vollauf, zumal du das ja bereits angekündigt hattest.
Ich möchte gar nicht so weit gehen und fordern, echte Veränderungen im \"Leben\" von canon-Figuren dürften sich auch nur im Fernsehen und in Filmen offiziell ereignen; das wäre sozusagen nicht fair. Es ist halt nur die Frage, wie man es verkauft (stilistisch, szenisch) und da gibt es nicht nur \'gefällt Leser A und gefällt Leser B nicht\', sondern auch bei \'Leser A\' Zwischenstufen und da können schon Feinheiten entscheiden, was subjektiv noch zu Figur und Serie passen will und kann und was eben nicht.
Unabhängig davon bin ich aber schon auch irgendwie der Überzeugung, dass es - auch vom Stil wenig abhängig - fast egal in welchem Genre die Botschaft sein kann, die, hmm, sozusagen alles herausreißt. Auch eine Liebesgeschichte kann denjenigen fesseln, der eigentlich keine Liebesgeschichten mag, wenn die Liebe (der beschriebenen Personen sich nicht mit konkurrierenden, vielleicht etablierteren Formaten stößt und) eine weitere Ebene zum Ausdruck bringt.
Original von camir
Du wirst lachen - ich habe bei diesem Zitat nicht im Geringsten an Insurrection gedacht. So gut kenne ich diesen Film garnicht und da ich Anij aus offensichtlichen Gründen hasse erst recht. D.h. du konstruierst Intertextualität, die von meiner Seite nicht beabsichtigt war.
Ich fand den Satz nur \"passend\". Obwohl das in der Literaturwissenschaft gar keine Rolle spielen würde - da hat der Autor nachdem der Text fertig ist, keine Rechte mehr. D.h. was der Leser darin sieht, ist wahr, egal was der Autor ursprünglich meinte... (Hab nur den Namen des Theoretikers grade nicht präsent. Es war ein Franzose.)
Ich hoffe, es war nicht Genette

Ein anderer Satz (wer den geäußert hat, weiß ich noch viel weniger zuzuordnen) lautet: Der Literaturwissenschaftler ist erst befreit, wenn der Autor tot ist [und damit nicht mehr widersprechen kann].
Aber das zeigt wirklich, welche Probleme es bei der Analyse gibt. da war ann aber irgendwie eine Art höhre Macht am Werk, denn nichts desto trotz, das hat ja meine Lesart gezeigt, kann man diese Intertextualität ja (leider) konstruieren.
Anij hasse ich übrigens auch, aber nicht nur, weil ich Crusher mag, sondern weil sie einfach nicht sympathisch war: Selbstgefällig, ignorant und arrogant.
Original von camir
Zu meiner Motivation:
Ich bin auch hier überrascht, dass du das so wissenschaftlich interpretierst, aber hierzu s.o. Nur weil ich selbiges im Ursprung nicht intendiert hatte, heißt es nicht, dass es nicht unterbewusst wahr ist.
Meine Motivation war das \"Aftermath\" von FC zu beschreiben und die Charaktere am Schluss zusammenkommen zu lassen. Motiviert haben mich dazu einige Szenen im Film und die zugehörigen Screenshots.
Ich habe meine Fantasie einfach wandern lassen, mich aber bemüht, die Figuren in den von mir veränderten Parametern noch halbwegs überzeugend auftreten zu lassen. Und ich hoffe du wirst mir zustimmen, dass es (auch wenn Picard evtl etwas anders rüberkommt) nicht auf der ganzen Linie Out Of Character war. (Andere Meinungen sind auch hier erwünscht! Ich habe mich hauptsächlich daran orientiert, wie er in vergangenen Episoden mit psychischer Belastung umging...)
Ich glaube also, dass (nach deiner Argumentation) beide Motivationen gegeben waren - ich schere mich ja schon um die Vorlage, greife Sachen nochmal auf und versetze die beiden nicht ins Philadelphia des 17. Jahrhunderts (solche Stories gibt es auch!).
Ja, das is tschon heftig, heftiger.
Zum Eingangsstatement dieser Passage: Ich habe mir in den letzten Jahren angewöhnt, an die meisten Texte analytisch heranzugehen, vor allem, weil ich gemerkt habe, wieviele Ebenen man dabei noch entdecken kann, oder viel mehr, wie man die Intention des Autors, die er neben dem Offensichtlichen versteckt, codiert hat, weiter herausarbeiten kann, und, weil ich gemerkt habe, dass das meinen Lesegenus nicht behindert (sonst wäre es ein zu hoher Preis). Daneben merke ich bei mir selbst beim Schreiben, dass ich bestimmte Momente und Szenen womöglich erzählen könnte, mir das aber persönlich nichts brächte, wenn ich mir über die Botschaft, die unbedingt unterbringen möchte, nicht im Klaren wäre.
Der Vergelich von einem canon- und ff-Picard ist deswegen schon so schwierig, weil auf jeden Fall immer das mehr auffallen wird, was eben nicht passt. Und auch hier macht man sich das Leben natürlich schwerer, wenn man das Genre so anlegt, dass sich die Figur nicht direkt einfügen will. Ich müsste mir wirklich die Sätze noch einmal im einzelnen ansehen, um zu sehen, in wie weit die Skepsis da ihre Finger im Spiel hatte. Beverly kam mir aber - obwohl sie nicht nur im Vergleich zu Pulaski eine durchaus emotionale Person ist - zu schnell zu gefühlsgetränkt vor. Über ihr Verhalten auf der Brücke der Ent-E bevor Lily dann das Heft in die Hand nahm, hätte sie beispielsweise in der Reflektion nicht so hart mich sich ins gericht gehen müssen, bzw. auch ihre Rationalität damals wertschätzen können. Das könnte Nuancen einer schleichenden Veränderung sein.
Original von camir
Und da fällt mir doch gleich auf, dass Du Beverly Crusher oft einfach per Vornamen auftauchen läßt, mit Picard ist es im Grunde das selbe. Ich deute das einfach mal so, dass Du die Distanz zwischen dem Leser und den Figuren einfach sehr sehr gering halten möchtest, man ist einfach persönlicher in die Geschichte integriert.
Hier war meine erste Motivation Höflichkeit. Ich finde es unhöflich von Leuten konsequent mit dem Nachnamen zu sprechen. Und Vor- und Nachname sind zu lang und steif. Was bleibt? Genau. 
Ich empfinde es eher ein wenig anders herum, denn - nicht in allen Fällen, aber dennoch: - auf mich wirkt das ein wenig anbiedernd, ein wenig aufdringlich. Hier wohl auch wieder das Problem mit der Vorlage: Jahrzehnte lang waren die beiden Picard und Crusher, er wird nicht durch eine Geschichte für mich plötzlich zum Jean-Luc und sie nicht zur Beverly. In meinen Augen schwächt es eine objektive Beschreibung der Figuren durch den Text, auf der anderen Seite kann man eben auch sagen, es wird gleich eine intimere Atmosphäre signalisiert.
Und was die Höflichkeit angeht: Meinen Chef würde ich gerade aus Höflichkeit nicht einfach Duzen

Original von camir
Dramaturgisch ist alles hin zur Befragung gut aufgebaut, nur so ganz konnte ich die Brisanz dort nicht spüren.
Du bist der erste, der es erkannt hat! Diese Befragung hat mir größte Probleme gemacht und ich bin immer noch nicht zufrieden! 
Ist auch wirklich eine schwierige Sache, über die man etwas nachdenken muss.
Original von camir
Für mich persönlich blieb also von der Geschichte nicht bedeutend viel übrig. Wäre der Beginn der Geschichte vielleicht ein wenig behutsamer bei der Interaktion der Figuren vorgegangen und hätte es noch den ein oder anderen Moment gegeben, der über das in \"FC\" gesehene in die Tiefe geblickt hätte, wäre es mir besser möglich gewesen, eine Veränderung zu spüren.
Magst du das noch erläutern? Beispiele geben, plz! Ich kann mir nämlich grade nicht drunter vorstellen, was du damit meinst. 
Nicht ganz leicht.
Für die behutsamere Vorgehensweise habe ich weiter oben ja schon ein Beispiel gebracht. Und von Anfang bis zum Schluss drängt sich mir der Eindruck auf, Crusher sei eben nicht mehr nur die gute Freundin, sondern schon die von Liebe Ergriffene, denn unabläßig sucht sie die Nähe Picards, psychisch und physisch, andauernd taucht sie also bei ihm auf oder ahnt voraus, wo er sich aufhalten wird, ist quasi überempathisch (überspitzt ausgedrückt: Picard ist ja ein erwachsener und starkrer Mann, der schon schlimmeres gemeistert hat). Mir fehlte - auch das kann subjektiv sein und auch daran liegen kann, dass ich eben nicht jeden Textteil gleich intensiv verfolgt und analysiert habe - so ein wenig der Ansatzpunkt, durch den ich das Verhalten und die Gefühle von Picard und Crusher nachvollziehen könnte.
Crusher hätte sich beispielsweise an die Szene auf der Brücke der Ent-E in \"FC\" so erinnern können, dass sie ihr Verhalten von damals nicht als Fehler bezeichnen würde, aber sie erkennt plötzlich, dass sie in Picard eben nur mehr den Captain eines Raumschiffs sah. Diese Erkenntnis führt nicht unbedingt dazu, dass sie sich plötzlich in ihn verknallt, sondern einfach zu einem Perspektivwechsel. Solang es keine romantisch-verklärte (gar kitschige?!) Liebe (à la \"auf den ersten Blick\") ist, käme mir das Tempo in der Geschichte nicht richtig vor,
Weil die Anhörungssache eben leider nicht dramatisch genug ablief und die Liebe zwischen Picard und Crusher als solche keine größere, weitere Bedeutung als das Glück für die beiden hatte, wird die Geschichte in meinem Kopf sozusagen nicht mehr weiter arbeiten...