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LAERTES-Universum: GOOD HOPE - Der zweite Galaktische Krieg

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Kai "the spy":
Herzlich Willkommen, geneigter Leser!

Bevor wir mit der Geschichte beginnen, gibt es noch ein paar Dinge, welche zu klären wären.
1. Was ist das LAERTES-Universum? - Seit Jahren arbeite ich an der Ausarbeitung des Projektes, auf dessen Realisierung ich als Autor am sehnlichsten hoffe: LAERTES, eine SF-Comicserie, eine große Weltraum-Saga erzählt in genau 100 Heften. Für diese Saga kreierte ich ein Universum, eine eigene Historie der Galaxis und dem Weg der Menschheit zu den Sternen. Dieses Universum nannte ich einige Zeit das TA-Universum (TA = Terran Alliance, der interplanetare Völkerbund der Menschheit), war aber irgendwie nie so richtig zufrieden damit. Ich blickte auf Star Trek, Babylon 5, und diese Universen waren nach ihrem Hauptwerk benannt. Deshalb entschied ich mich, dies bei meinem Universum ebenso zu handhaben, auch wenn dieses Hauptwerk noch nicht veröffentlicht, ja noch nicht einmal in letzter Stufe geschrieben ist.
2. Bin ich mit GOOD HOPE zufrieden? - Ganz klares Jein. GH war meine erste tatsächliche Prosa für mein Universum, ursprünglich für ein nie realisiertes eigenes Fanzine begonnen. Da ich diese Fanzine-Idee nie durchgezogen hatte, blieb es lange Zeit bei der ersten Episode. Erst, als ich erfuhr, dass das Fanzine XUN Autoren suchte, sandte ich diese erste Episode ein, welche dann auch in der neunten Ausgabe veröffentlicht wurde. Nun stand da ein dickes, fettes \"Fortsetzung folgt ...\" unter der Geschichte, und daher war klar, dass es weitergehen würde. Ich musste aber feststellen, dass ich gar nicht genau wusste, WIE es weitergehen würde. Zwar war mir der historische Ablauf klar, aber ich hatte noch keine echte Geschichte, welche innerhalb dieses historischen Ablaufes stattfinden sollte. Und so sog ich mir die nächsten acht Episoden teilweise aus den Fingern und hielt diese relativ kurz (die Epis, nicht die Finger). Dennoch gibt es Teile dieser Geschichte, mit denen ich auch heute sehr zufrieden bin, und insgesamt sehe ich es als Erfahrung, mit der ich als Autor wachsen konnte. Und irgendwie ist es doch auch ganz unterhaltsam geworden.
3. Sind denn die späteren Arbeiten besser? - Ja. Kurz nach Beendigung der letzten Episode von GH hatte ich die Idee für eine weitere Fortsetzungsgeschichte, wo die Charaktere und deren Erfahrungen im Mittelpunkt stehen sollte. Ich arbeitete die Charaktere besser aus, legte von vornherein die Handlung der einzelnen Episoden fest und gab diesen dann auch eine ordentlichere Länge. Mit dem Ergebnis bin ich nun zu 95% zufrieden. Und später schrieb ich noch eine Kurzgeschichte, auf die ich ebenfalls sehr stolz bin.
Die folgende Geschichte, die darin auftauchenden Charaktere und Ereignisse sind geistiges Eigentum von Kai Brauns. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit vorheriger Genehmigung des Autors.

GOOD HOPE
Der zweite Galaktische Krieg
von Kai Brauns

Episode I: Und der Himmel voller Sterne

Captain William Stewart blickte durch das große Sichtfenster in der Kommandozentrale der Good Hope. Er seufzte, als er den Planeten Proxima 2 erblickte. Dort unten war eine relativ junge Kolonie der Terran Alliance. Noch jünger war jedoch die Good Hope, die erste Raumstation der Space Force. Sie war walzenförmig gebaut und rotierte, um die künstliche Schwerkraft zu gewährleisten. In dieser Hinsicht war der Dienst auf der Good Hope angenehmer als auf einem der vielen Schiffe der Space Force, welche noch nicht über künstliche Schwerkraft verfügten. Allerdings, so wußte Stewart, arbeiteten die Wissenschaftler der TA bereits daran. Er wandte sich um und trat auf den schmalen Steg, der über eine Ausbuchtung führte, in der mehrere Leute an ihren Terminals arbeiteten.
An jenem Morgen war der Abzug von dreien der fünf Raumschiffe, die sonst um die Good Hope stationiert waren, befohlen worden. Soeben war das letzte, die Bradbury, abgeflogen. Zurück blieben die Roddenberry und die Straczynski.
Stewart ließ sich auf seinen Sessel in der Mitte der Kommandozentrale fallen. Dieser Sessel lag auch über der Mitte der Einbuchtung. Er befand sich im Zentrum eines Kreuzsteges, der über die Einbuchtung führte.
\"Gibt es etwas neues vom Krieg im Orion?\" fragte er gelangweilt.    
\"Es heißt, die Hildar hätten ein Nest von Widerständlern auf Orion 6 entdeckt,\" rief Lieutenant Christian von ihrem Terminal auf der rechten Seite der Zentrale aus.
\"Ich frage mich, was noch nötig ist, um den Senat endlich zum Eingreifen zu bewegen!\"
Stewart bedachte die junge Frau mit besorgtem Blick. Die junge Offizierin hatte offensichtlich noch nicht viel Kampferfahrung. Doch Stewart erinnerte sich noch allzu gut an den Galaktischen Krieg. Er erinnerte sich an den Feind, und der Himmel voller Sterne, und jeder Stern war ein zerstörtes Schiff. Nein, Captain Stewart hatte nicht das Verlangen, erneut in den Krieg zu ziehen.  
Im Orion-System herrschte Krieg. Die Hildar von Orion 4 waren vor einigen Jahren unter dem Diktator Er\'Kar auf Tramaris eingefallen. Systematisch brachte die Hildar, mit Hilfe der Heeldar von Orion 7, die auf ihren lebenden Iliar um. Er\'Kar träumte anscheinend von der großen galaktischen Herrschaft der Hildar. Bisher begrenzte sich der Krieg auf Orion und die Nachbarsysteme Tramaris und Da\'Mehr.
Es war der 7. Dezember 2151. Im Proxima-System war alles ruhig. Auf Good Hope war es früher Morgen. Stewart glaubte, dass es ein recht ereignisloser Tag werden würde. Er war gerade auf dem Weg zum Replikator, um sich eine Tasse Kaffee zu replizieren, als der Alarm losging. Hastig lief er zum Sichtfenster. Ein Hyperraumsprungtor erschien aus dem Nichts. Und aus diesem Sprungtor flogen zwei große Kampfschiffe, länglich, mit einem großen Schild an der Vorderseite und einem weiteren über dem Heck. Es waren Schiffe der Heeldar. Er wandte sich um und rief: \"Roter Alarm, schickt die Piloten zu den Jägern! Und geben Sie mir einen Kontakt zu unseren Schiffen!\"
Die Mannschaft reagierte sofort. Der strategische Offizier gab die Nachricht zu den Piloten, der Kommunikationsoffizier sorgte für eine telepathische Funkverbindung mit den Kommandanten der beiden Zerstörer der Space Force. \"Verbindung steht,\" rief er seinem Captain zu.
Stewart strich leicht über seinen Telepathen, der an seiner rechten Schläfe klebte. Die Technologie, die bestimmte Gehirnwellenmuster in Funksignale verwandelte und absendete, war ihnen vor knapp 60 Jahren von den Hildor von Orion 4 überbracht worden. Nun konnte Stewart die angespannten Gesichter der Captains Clark von der Roddenberry und Santiago von der Straczynski sehen, obwohl seine Augen nichts dergleichen erfassten.
\"Wir sind auf roten Alarm gegangen,\" sagte Clark. \"Unsere Jäger sind bereits auf dem Weg nach draußen.\"
\"Bei uns sieht es genauso aus,\" berichtete Santiago. \"Wir werden den fremden Schiffen nun entgegen fliegen, die Roddenberry sollte zurückbleiben. Wenn die Heeldar uns feindlich gesinnt sind, werden wir das merken.\"
\"In Ordnung,\" antwortete Stewart, ohne wirklich zu sprechen. Seine Gedanken wurden direkt übertragen. \"Eröffnen Sie das Feuer nicht als Erster, wir haben nicht die Absicht, uns in den Krieg einzumischen!\"
\"Verstanden,\" bestätigte Santiago. \"Wir versuchen erst, Kontakt zu ihnen herzustellen.\"

Draußen in der Nacht jagte die Straczynski der Gruppe der Heeldar entgegen. Als der Abstand nur noch 2000 Kilometer betrug, fingen die Heeldar an, zu feuern. Aus den Hangars an den Seiten der Schiffe wurden insgesamt 56 Jäger ausgesandt. Die Straczynski war mit jedem neu-en Schuss von einem Leuchten umgeben, dass ihren Schutzschild andeutete.

\"Gegenfeuer,\" rief Santiago seinem strategischen Of-fizier entgegen. Dieser gab den Befehl weiter an die Kanoniere, die über das Schiff verstreut ihre Laserbatterien auf die feindlichen Schiffe richteten. Energieblitze flogen zwischen den Raumschiffen hin und her.
Santiago beobachtete das gegenseitige Abschlachten mit Angst. Er wußte kaum, was zu tun war, die Terran Alliance hatte seit dem Galaktischen Krieg nicht mehr an Schlachten teilgenommen. Ihre schlimmsten Feinde waren seit Jahren kleine Piratengruppen. Er krallte sich an den Armlehnen seines Sessels fest. Schließlich fasste er einen Entschluss. \"Lenkt das Feuer auf den Heeldar auf Koordinaten 99/4/21! Unsere Jäger sollen uns die feindlichen Flieger vom Hals halten!\" Dann suchte er erneut den telepathischen Kontakt zu den beiden anderen Kommandanten. \"Clark, bewegen Sie Ihren Arsch hierher! Wir kümmern uns um den...\"

Weiter kam er nicht. Einer der dolchförmigen Jäger der Heeldar hatte sich auf eine Stelle des Schutzschildes konzentriert und hatte schließlich eine Lücke schießen können. Dort war er hindurch geflogen und feuerte nun auf die Außenhülle des Schiffes. Bald kam er nahe an die Brücke der Straczynski. Er beschleunigte und rammte durch die Schiffshülle. Die Brücke des Zerstörers ging in einer großen Explosion unter. Das Schiff trudelte. Die Steuerung war völlig außer Kontrolle. Das beschädigte Schiff kam einem der beiden heeldarischen Zerstörer gefährlich nahe. Man konnte noch beobachten, wie die Heeldar auszuweichen versuchten. Doch es war zu spät. Die Straczynski rammte gegen die Außenhülle des feindlichen Schiffes.

\"Oh, mein Gott,\" stieß Stewart aus, als er die gigantische Explosion beobachtete. Er wandte sich um, als die Explosion zu hell wurde. Als das Vakuum des Raumes das Flammenmeer gelöscht hatte, sah er wieder zum Sichtfenster hinaus. Das Schiff der Heeldar driftete noch einige Augenblicke. Dort, wo die Straczynski eingeschlagen war, klaffte nun ein so großes Leck, dass es fast die ganze Seite des Schiffes aufgerissen hatte. Der Reaktor war wohl betroffen, da der Zerstörer nach wenigen Augenblicken von Explosionen geschüttelt wurde, bis schließlich das ganze Schiff vernichtet war.
Die Space Force Jäger schwirrten durch den Raum und holten in ihrer Verzweiflung einige der feindlichen Kleinschiffe vom Feld. Der verbliebene Jäger der Heeldar nahm nun Kurs auf Good Hope.

\"Sir, Verstärkung wird erst in vier Stunden eintreffen!\"
\"Wir haben keine vier Stunden mehr,\" rief Captain Clark.
\"Das feindliche Schiff wird bereits in fünf Minuten hier sein!\" Er dachte angestrengt nach. \"Verdammt, ich sehe keinen Ausweg!\"

Stewart beobachtete das näherkommende Schiff. Die Good Hope war als Raumstation nicht gut genug bewaffnet, um wirklich etwas zum Kampf beitragen zu können. Er wandte sich an Lieutenant Christian. \"Evakuieren Sie alle Besatzungsmitglieder, die nicht unbedingt gebraucht werden! Schicken Sie sie nach Proxima 2!\"  
Christian nickte. Stewart sah ihr an, dass sie sich zusammenriss, um nicht in Tränen auszubrechen. Als sie sich abwandte, um den Befehl auszuführen, starrte der Captain ihr einige Augenblicke nach. Telepathisch empfahl er Clark dieselbe Vorgehensweise. Er hatte einen Plan. Doch dieser Plan verlangte Opfer.

Lieutenant Marina Christian beobachtete, wie die Mengen an Crewmen in die Shuttles liefen. Sie selbst würde als letzte einsteigen. Sie biss sich auf die Unterlippe, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Niemand sollte ihr anmerken, wieviel Angst sie hatte.  

Die Brücke war anders aufgebaut als die Kommandozentrale der Good Hope. Ganz zu vorderst saßen Steuermann und Navigator, nur wenige Schritte vom Sichtfenster entfernt. Die anderen Terminals befanden sich an den Wänden des kleinen Raumes. In der Mitte saß Captain Clark auf dem Kommandosessel. Er zupfte nervös an den Gurten, mit denen er sich am Sessel festgeschnallt hatte, um nicht in der Schwerelosigkeit einfach davon zu treiben. Captain Clark starrte auf den sich nähernden Zerstörer der Heeldar. Immer wieder gab es Explosionen um das feindliche Schiff herum. So gut wie alle waren Einmannjäger, die meisten davon waren von ihnen.
Er rekapitulierte Stewarts Plan in seinem Kopf. Auch er sah keine andere Möglichkeit.

Endlich waren alle Crewmen in den Shuttles. Nun stieg auch Christian hinzu. Hinter ihr schloss sich das Schott. Sie setzte sich auf den Sitz direkt hinter dem Schott. Sie spürte einen Ruck. Sie waren gestartet. Durch ein Rückfenster konnte sie die Station beobachten. Sie versuchte so sehr sie konnte, doch die Angst und die Trauer waren ihr deutlich anzusehen.

Auch von der Roddenberry starteten die Shuttles. Insgesamt 13 der kleinen Raumschiffe flogen mit 154 Menschen an Bord auf Proxima 2 zu.

\"Das feindliche Schiff ist jetzt in Schussweite, Sir,\" meldete der strategische Offizier.
Stewart seufzte. Über seinen Telepathen gab er Clark das Signal.

Die Roddenberry setzte sich in Bewegung und begann mit Dauerfeuer auf das feindliche Raumschiff. Plötzlich schob sich der Bugschild nach oben und gab die Sicht auf ein Dutzend Torpedokatapulte frei.
\"Oh, mein Gott!\" Clark wurde schwindelig. \"Volle Energie auf die vorderen Deflektoren!\"
Doch da wurden bereits die Torpedos abgefeuert. Es hagelte Photonentorpedos, und nach nur wenigen waren die Schutzschilde der Roddenberry bereits zusammengebrochen. Nun trafen die Torpedos auf die Außenhaut des Schiffes und rissen es nach nur zwei Minuten auseinander.

Stewart starrte auf das explodierende Schiff. Er presste die Lippen zusammen. Du musst dich zusammenreißen, sagte er sich. Dann wandte er sich seinem Kommunikationsoffizier zu und befahl: \"Schicken Sie den Heeldar eine Nachricht: Wir kapitulieren! Sie können gefahrlos andocken.\"
Lieutenant Patricks, der Kommunikationsoffizier, nickte, wobei ihm der Schock anzusehen war. Trotzdem befolgte er den Befehl.

Das Schild wurde wieder vor den Bug gelassen und der Zerstörer näherte sich der Raumstation.
Die Good Hope senkte die Schutzschilde und zog die Energie aus den Waffensystemen.
Lieutenant Christian beobachtete durch das Rückfenster, wie der Zerstörer in das Dock der großen Raumstation hineinflog. Eine Weile passierte nichts. Die Raumstation wurde immer kleiner. Und plötzlich gab es eine gigantische Detonation. Über die ganze Station verteilt gab es Explosionen, die das große Gebilde am Himmel in ihre Atome zerlegte. Christian ahnte was passiert war. Captain Stewart hatte zum Schein kapituliert und gewartet, bis die Heeldar angedockt waren, um dann den Reaktor zu überlasten. Er hatte die Selbstzerstörung gewählt, um den Feind zu vernichten.
Eine Träne lief Christian über das Gesicht, als sie nach draußen starrte, und der Himmel voller Sterne.

In der nächsten Episode: \"Aufstellung\"

Max:
So, dann gebe ich mal meine Eindrücke wieder :)

Grundsätzlich hast Du mMn einen sehr routinierten Schreibstil, denn das, was Du erzählen willst, kommt beim Leser direkt und gut an. Mir persönlich gefällt aber nicht, wie kurz die meisten Sätze sind. Soviel zum stilistischen Teil.

Inhaltlich könnte es passieren, dass ich nach diesen Passagen leider als Leser gleich wieder ausfallen werden, denn die Grundthematik mit einem Krieg im Weltraum sagt mir gar nicht zu. Zum einen ist dieses Konzept (für die Science Fiction) sehr abgegriffen; auf jeden Fall ist es schwierig diesem Thema über sozusagen die optischen Zutaten (Setting, strategische Grundlagen, Aussehen der Raumschiffe etc.) eine eigene originelle Lösung zu finden, bei der der Leser spürt, dass es sich wirklich um ein Ausnahmewerk handelt. Fans dieses Untergenres könnten sich allerdings doch wohl mit dem Konzept fühlen, vielleicht bin ich also schon zu streng. Mir persönlich geben die dauernden Schlachten halt nicht viel :(

Tolayon:
Stimmt, schon wieder ein konventionell erzählter Krieg könnte für manche Lesergruppen durchaus langweilig werden...
Auch lässt sich in diesem ersten Abschnitt keine Besonderheit des neuen Universums feststellen. Hauptsächlich erkenne ich eine Mischung aus \"Babylon 5\" und \"STAR TREK\", sowohl hinsichtlich der Beschreibungen als auch der Namen und Benennungen.

Alles in allem also bis jetzt eher Durchschnitt mit scheinbarer 08/15-Kriegshandlung. Ob dieses Universum aus dem Science-Fiction-Einheitsbrei herausstechen kann, werden die folgenden Abschnitte hoffentlich näher beleuchten können.

Kai "the spy":
Erstmal danke für das Feedback, aber mir scheint doch, ihr habt meine Einleitung nicht richtig gelesen. Ich weiss, dass diese Reihe eher durchschnittlich ist und mache daraus auch keinen Hehl. Beim Schreiben traf ich auf allerlei Schwierigkeiten und schreiberische Fehler (u.a. die leicht zu durchschauende Namensgebung der Charaktere, die zu starke Konzentration auf den Krieg, etc.), welche mir aber dabei geholfen haben, meine weiteren Geschichten besser zu machen. Ich poste hier diese Story auch nur deshalb zuerst, um die korrekte Chronologie beizubehalten und geneigte Lesern etwas Hintergrundinformationen zu geben, außerdem um auch den schreiberischen Fortschritt deutlich zu machen, den ich zwischen den Geschichten gemacht habe.
Wie bereits oben erwähnt war ich mit meiner zweiten Fortsetzungsgeschichte zu 95% zufrieden. Nun, mit GH bin ich vielleicht zu höchstens 50% zufrieden. Wenn ihr keinen großen Wert auf die Dinge legt, wegen denen ich GH hier poste, würde ich mir eher wünschen, dass ihr GH überspringt und erst bei der nächsten Fortsetzungsgeschichte einen neuen Versuch wagt.

Episode II: Aufstellung

Ryan Cartwright lag in seinem Bett. Das Licht war aus, doch er war wach. Erneut blickte er zur Uhr, deren Ziffern rot leuchteten. Es war eigentlich höchste Zeit.
Endlich meldete der Bordcomputer den Kontaktversuch von Anton Sverenson, dem Verteidigungsminister. Cartwright stand auf und warf sich seinen Morgenmantel über den Pyjama. \"Licht,\" sagte er an den Computer gerichtet. Sofort ging die Deckenlampe des Schlafzimmers an. Cartwright straffte den Gürtel des Mantels, nahm den Telepathen von seinem Nachttisch, drückte ihn an seine Schläfe und gab dem Computer Bescheid, dass er für den Kontakt bereit war.
Funksignale wurden an den Telepathen gesandt, welcher sie Gehirnwellen umwandelte und Cartwright weitergab. Vor seinem geistigen Auge sah er Sverenson vor sich stehen.
\"Mister President,\" schien Sverenson zu sagen. \"Wir haben gerade eine Nachricht von Proxima 2 erhalten. Good Hope wurde angegriffen. Sowohl die Station, als auch die Schiffe Roddenberry und Straczynski sind zerstört worden.\"
Cartwright nickte bedächtig. Dann wandte er sich um, ging zum kunstvoll verzierten Kühlschrank und holte eine Flasche Champagner heraus. Er öffnete sie und  schenkte sich ein. Nun wandte er sich mit dem Glas in der Hand wieder Sverenson zu, erhob sein Glas und sagte: \"Wir haben gerade den Krieg gewonnen.\"

Captain Michael Brooks saß in seinem Sessel in der Mitte der Brücke des Terran Alliance Space Force Raumschiffträgers Darlton und beobachtete beiläufig, wie diverse Einmannjäger draußen im All Kampf-übungen durchführten. Sie waren auf Patrouille im Sternensystem Tau Ceti, in der Nähe des Planeten Tau Ceti 4. Die meisten Leute waren mit Sensorenauswertung beschäftigt, aber niemand behelligte den Captain damit. Die Sensoren zeigten selten etwas Ungewöhnliches an. Aber immerhin, vor drei Tagen hatten sie eine kleine Gruppe von Schmugglern erwischt, die illegal Schwefel auf Tau Ceti 6 abgebaut und ins Hoheitsgebiet des Philion Imperiums, wo Schwefel selten und auf Grund der halluzinogenen Wirkung auf die im Philion herrschenden Borten sehr begehrt, aber illegal war. Doch seitdem war es wieder ruhig.
Über seinen Telepathen hörte Brooks Musik, um sich zu entspannen. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und seufzte dabei.
\"Captain?!\"
Brooks horchte auf, schaltete die Musik ab und wandte sich an Lieutenant Nichols, den Kommunikationsoffizier.
\"Sir, eine Meldung vom Hauptquartier. Präsident Cartwright wird in einigen Augenblicken über Telepathen eine wichtige Erklärung abgeben.\"
Brooks verarbeitete die neue Information kurz, dann sagte er: \"Geben Sie der Crew Bescheid!\"        
Er blickte ins Leere, wissend, dass gleich das Bild des Präsidenten vor ihm erscheinen würde.
Doch zuerst sah er noch den Pressesprecher des Präsidenten, der Selbigen ankündigte: \"Meine Damen und Herren, Bürger der Terran Alliance, es folgt eine Erklärung von Präsident Ryan Ebenezer Cartwright!\"
Sofort wurde er mit dem Bild Cartwrights ersetzt. Der Präsident blickte sein Publikum beklommen an. \"Liebe Bürger der Terran Alliance, der letzte Tag war ein schwarzer Tag für unser ganzes Reich. Am 7. Dezember 2151 wurde die Raumstation Good Hope im Proxima-System von mehreren Schlachtschiffen der Heeldar ohne Provokation angegriffen. Sowohl Good Hope, als auch die beiden anwesenden Space Force Schiffe Roddenberry und Straczynski wurden bei der Verteidigung der Terran Alliance vernichtet. Den mir vorliegenden Zahlen zufolge wurden etwa 3560 Soldaten getötet. Immerhin gelang einer Gruppe von 4081 Männern und Frauen die Flucht nach Proxima 2. Wir werden diesen Männern und Frauen an Bord der Straczynski, der Roddenberry und der Good Hope auf ewig Dank schuldig sein. Und wir haben die Pflicht, jene, die uns angriffen zu bekämpfen, und dem Tod dieser Soldaten eine Bedeutung zu geben. Seit Jahren herrscht Krieg im Orion. Seit Jahren blieben wir neutral. Nun wurden wir unfreiwillig Teil in diesem kosmischen Spiel, und nun müssen wir unser Möglichstes tun, um es zu beenden und zu siegen. Der Feind hält uns für schwach, sonst hätte er uns nicht angegriffen. Nun müssen wir beweisen, dass wir nicht schwach sind. Dass wir stark sind. Hiermit erkläre ich den Hildar von Orion 4 und den Heeldar von Orion 7 offiziell den Krieg. Hiermit ist das Kriegsrecht ausgerufen. Beten wir, dass dieser Krieg schnell und unblutig beendet werden kann.\" Damit war die Über-tragung beendet.
Captain Brooks blickte ungläubig ins Leere.
\"Captain,\" meldete Nichols. \"Wir haben Befehl, bei Procyon B Aufstellung zu nehmen und uns dort mit vier anderen Schiffen zu treffen. Wir sollen dort weitere Befehle abwarten.\"
Brooks atmete tief durch. \"Sagen Sie den Jägern da draußen, sie sollen nach Hause kommen!\"
\"Aye, Sir,\" antwortete Nichols.
Dann wandte sich Brooks an den Piloten: \"Comander Takei, berechnen Sie einen Kurs nach Procyon B!\"
\"Aye,\" antwortete der Pilot.
\"Nichols, geben Sie Mr. Tucker unten im Maschinen-raum Bescheid, dass wir in wenigen Augenblicken ein Sprungtor öffnen müssen!\"
\"Aye, Captain! Die Jäger sind wieder an Bord.\"
Captain Brooks starrte durch das große Panoramafenster nach draußen, in die ewige Nacht.
\"Kurs berechnet,\" meldete Takei.
\"Sprungtor öffnen,\" befahl Brooks.
Takei betätigte einige Knöpfe und Regler. Draußen im All öffnete sich ein rötlich strahlendes Tor in den Hyperraum. In menschlichen Augen schien das Sprungtor zu rotieren. \"Fertig machen zum Sprung!\"
\"Fertig, Sir!\"
\"Jetzt, Takei!\"
Die Darlton steuerte auf das Sprungtor zu und wurde schließlich scheinbar hinein gesogen. In Ordnung, dachte Brooks. Dann stellen wir uns mal aufs Brett.

In der nächsten Episode: \"Motive\"

Kai "the spy":
So, ich habe entschieden, dass es aufgrund der Kürze der Einzelepisoden ab sofort mehrere auf einmal geben wird, damit wir schneller zu der Nachfolgereihe RAUMSCHIFF CAWDOR kommen.

Episode III: Motive

Er\'Kar saß vor seinem Fenster und blickte hinaus, auf Brallta, die Hauptstadt von Orion 4 und somit Zentrum des Neuen Hildarischen Reiches. Es war Nacht. Die Sterne funkelten am Firmament, und im Orbit konnte man diverse Raumwerften ausmachen. Der Führer der Hildar wandte sich vom Fenster weg und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Er blickte auf den Monitor des in den Tisch integrierten Terminals und nahm sowohl die Bilder, als auch die dazugehörigen Düfte in sich auf, welche von den jüngsten Geschehnissen an der Front und den Vernichtungslagern auf den Monden Ja\'Pral und Terrok Nor berichteten.
Die Hildar stammten von den Helder, den Bewohnern von Orion Prime ab. Es war viele Jahrtausende her, dass die Helder sich im Gürtel des Orion verbreiteten. Sie ließen sich auf Orion 4, Orion 6 und Orion 7 nieder. Die dortigen Kolonien entwickelten über die Jahrhunderte Unabhängigkeit und wurden schließlich eigene Reiche. Später bekamen auch Orion 11 und 15 ihre Unabhängigkeit, jedoch waren sie bis heute keine größeren Mächte und hielten sich aus der galaktischen Politik weitgehend raus. Biologisch waren die Völker der Hildar, der Hildor, der Hilder, der Heldar und der Heeldar noch fast identisch mit den Helder. Sie waren behaart, trugen daher keine Kleidung, wie andere Spezies, stattdessen hatten sie Scham in Bezug auf ihren natürlichen Körpergeruch, welchen sie in der Öffentlichkeit mit künstlichen Duftstoffen übertünchten. Sie waren Carnivoren, und von ihren Raubtiervorfahren hatten sie noch die Reißzähne und Krallen, welche sie selten abschnitten. Lange, kräftige Krallen waren noch immer ein Statussymbol und zeugten von innerer Stärke.
Ein Mensch, dem Er\'Kar einst begegnete, hatte ihre Körperform mit einem mythologischen Wesen namens Zentaur verglichen.
Ein Signal ertönte und das Knurren seines Sekretärs ließ Er\'Kar wissen, dass der Priester Ne\'Don angekommen war. Er\'Kar ließ ihn eintreten.
Die Tür glitt zur Seite und der heilige Mann trat ein. Er\'Kar erhob sich vom Boden und ging um den Schreibtisch herum. \"Gruß, Erhabenheit,\" knurrte Er\'Kar.
\"Ich hörte, dass die Terran Alliance angegriffen wurde.\" Der Priester kam immer schnell zur Sache, was für seinen Berufsstand unüblich war. Er hielt sich nie lang mit Segenfloskeln auf. Aber andererseits war Ne\'Don kein Priester der Hauptreligion.
\"Die Heeldar haben die Station Good Hope angegriffen und vernichtet,\" berichtete Er\'Kar. \"Wie gewollt werden die Menschen nun in den Krieg eingreifen.\"
Ne\'Don blickte den Führer zufrieden an. \"Sehr gut,\" sagte er. \"Die Älteren werden zufrieden mit dir sein.\"

\"Guten Abend, Captain Brooks,\" begrüßte Admiral Benson den Neuankömmling via Telepathen.
\"Admiral,\" entgegnete Brooks. \"Wie ist die Lage, Sir?\"
\"Wir warten noch auf die Raumschiffe Shuster und Finger. Wir werden dann gemeinsam zum Gürtel des Orion aufbrechen. Im Übrigen habe ich noch einen neuen Offizier für Sie, Captain.\"

\"Lieutenant Comander Marina Christian, Sir,\" meldete sich die junge Frau und versuchte, so gut es in der Schwerelosigkeit möglich war, stramm zu stehen und zu salutieren. \"Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen!\"
Brooks musterte seine neue erste Offizierin. \"Erlaubnis erteilt! Stehen Sie bequem, Comander!\"
Christian lockerte ihre Haltung und trat die Shuttlerampe  hinunter. Der Captain machte eine einladende Geste und sie gingen/schwebten nebeneinander her.
\"Wie ich hörte, waren Sie bis gestern noch auf der Good Hope stationiert,\" meinte der Captain. \"Darf ich fragen wie es Ihnen geht?\"
\"Ich habe viele Freunde verloren, Sir,\" antwortete Christian mit fester Stimme.
\"Der Verlust muss Sie schwer treffen, Comander.\"
Christian sah ihren neuen Kommandanten überrumpelt an. Für einen Moment war ihr der Schmerz ins Gesicht geschrieben, doch sie fing sich sofort wieder. \"Wenn Sie nichts dagegen haben, Sir, würde ich gern zuerst mein Quartier aufsuchen! Ich würde nur ungern mein Gepäck mit auf die Brücke nehmen.\"
Captain Brooks blickte die junge Frau eindringlich an. Er winkte einen jungen Matrosen herbei.
\"Sir?!\"
\"Führen Sie Comander Christian zu Quartier B5,\" befahl Brooks. An den Comander gewandt sagte er: \"Ich werde auf der Brücke auf Sie warten, Comander. Wenn ich es sagen darf, nehmen Sie sich ruhig Zeit.\"
Comander Christian nickte und folgte dem Matrosen den Korridor entlang.

Es waren nur 15 Minuten vergangen als Christian auf die Brücke kam. Überrascht sah Brooks sie von seinem Kommandosessel aus an. Wieder salutierte der junge Comander. Brooks legte die Sicherheitsgurte ab, die ihn am Sessel hielten, und kam auf Christian zu. \"Comander, bevor Sie Ihren Dienst antreten, möchte ich noch einmal mit Ihnen reden!\"
Christian schluckte und nickte.
\"Takei, Sie haben die Brücke! Sobald die Situation sich ändert, benachrichtigen Sie mich in meinem Bereitschaftsraum!\"
\"Aye, Sir,\" meldete der Pilot.
Gemeinsam gingen Brooks und Christian durch eine Tür auf der rechten Backbordseite der Brücke. Dahinter befand sich das Büro des Captains, sein Bereitschaftsraum. Brooks setzte sich hinter den Schreibtisch, schnallte sich am Sessel fest, und lud Christian mit einer Geste ein, auf einem der beiden Gästesessel Platz zu nehmen. Christian setzte sich und schnallte sich ebenfalls fest.
Brooks trommelte mit seinen Fingern auf der Armlehne und beobachtete seinen neuen Offizier. Sie war deutlich nervös. \"Sie haben ein ziemlich traumatisches Erlebnis hinter sich, Comander,\" begann Brooks. \"Sie haben Freunde verloren. Wenn ich mich nicht irre, war Captain Stewart ihr Kommandant auf der Good Hope.\"
\"Ja, Sir,\" bestätigte Christian, wobei sie Augenkontakt vermied und stattdessen ins Leere starrte.
\"Ich habe Captain Stewart gekannt, er war ein sehr guter Mann! So wie ich ihn kenne, hat er junge Offiziere wie Sie unter seine Fittiche genommen. Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Captain Stewart beschreiben?\"
Christian biss sich auf die Unterlippe. \"Er war ein sehr guter Captain. Er war für uns alle eine Art Vaterfigur. Naja, für die Senioroffiziere wohl eher ein Kamerad, aber er...\" Sie brach ab, als ihre Stimme unsicherer wurde.
Captain Brooks blickte sie einige Momente lang an. \"Und Freunde hatten Sie sicher auch einige unter Ihren Kameraden. Ich bezweifle, dass alle von ihnen überlebt haben.\"
Christian antwortete nicht, sondern starrte weiter ins Leere. Brooks bemerkte, dass ihre Augen feucht wurden.
\"Warum sind Sie hier?\"
Die junge Frau hob ihren Blick und sah Brooks fragend an. \"Sir?!\"
\"Warum sind Sie hier? Warum sind Sie auf meinem Schiff? Auf irgendeinem Schiff? Warum tragen Sie in diesem Augenblick diese Uniform? Warum sind Sie nicht zu Hause, bei Ihrer Familie? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Ihnen befohlen hat, sofort weiterzumachen. Erklären Sie es mir, Comander! Warum sind Sie hier?\"
Einen Moment war sie still und presste die Lippen zusammen. Dann antwortete sie: \"Weil DIE es sind! Weil DIE meine Freunde und Kollegen getötet haben! Und sie sind immer noch da draußen, ohne für diese Tode gebüßt zu haben!\" Eine Träne lief über ihr Gesicht.
Brooks blickte sie nachdenklich an.
Plötzlich realisierte Christian, was sie gesagt hatte. Schuldbewusst blickte sie zum Boden.
\"Ich schätze, Sie wissen, was Ihr Problem ist.\"
Sie nickte.
\"Wollen Sie immer noch an Bord bleiben?\"
Sie blickte auf. \"Ja, Sir!\"
\"Dann schlage ich Ihnen folgendes vor: Sie bleiben bis auf Weiteres an Bord, außer Dienst. Verarbeiten Sie die Geschehnisse. Und wenn Sie glauben, dieses... Problem\' losgeworden zu sein, können Sie den Dienst antreten.\"
Comander Christian zeigte ein erleichtertes Lächeln. \"Danke, Sir!\"
Der Mann lächelte sie freundlich an. \"Weggetreten, Comander!\"

Ryan Cartwright saß vor seinem Fenster und blickte hinaus, auf Brüssel, die Hauptstadt der Erde und somit Zentrum der Terran Alliance. Es war Nacht. Die Sterne funkelten am Firmament, und im Orbit konnte man diverse Raumwerften ausmachen. Der Präsident der TA wandte sich vom Fenster weg und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Er blickte auf den Monitor des in den Tisch integrierten Terminals und las die Berichte der jüngsten Geschehnissen an der Front und den Vernichtungslagern auf den hildarischen Monden Ja\'Pral und Terrok Nor.
Ein Signal ertönte und sein Sekretär ließ Cartwright wissen, dass der Priester Howard Phillips angekommen war. Cartwright ließ ihn eintreten. Die Tür glitt zur Seite und der heilige Mann trat ein. Cartwright erhob sich von seinem Sessel und ging um den Schreibtisch herum. \"Guten Abend, Erhabenheit,\" sagte Cartwright.
\"Ich hörte, wir wurden angegriffen.\"
\"Die Heeldar haben Good Hope angegriffen und vernichtet,\" berichtete Cartwright. \"Wie gewollt werden die Menschen nun in den Krieg eingreifen.\"
Phillips blickte den Präsidenten zufrieden an. \"Sehr gut,\" sagte er. \"Die Älteren werden zufrieden mit dir sein.\"
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Episode IV: Im Mantel der Nacht

Es war der 4. Februar 2153. Kurz vor der Grenze zum Hoheitsgebiet von Orion 4 öffnete sich ein Sprungtor. Das Raumschiff der TA Space Force, die Darlton, sprang in den Normalraum zurück.
\"Zurück im Normalraum, Captain,\" bestätigte Lieutenant Comander Takei.
Captain Brooks saß in seinem Sessel auf der Brücke der Darlton und blickte zum Sichtfenster hinaus. \"Lieutenant Nichols, rufen Sie den Offiziersstab und unseren Gast in den Konferenzraum!\"
\"Aye, Sir!\"

Der \"Gast\" war Sean Graves, Agent der Special Terran Intelligence. Wie die Offiziere der Darlton saß er, mit Sitzgurten der Schwerelosigkeit trotzend, an dem langen Tisch im Raum neben der Brücke. Er war Anfang 30, athletisch gebaut und hatte braune Haare, die er nach hinten gekämmt hatte, so dass trotz seiner Jugend Geheimratsecken zu erahnen waren.
Captain Brooks saß an der Spitze des Tisches und blickte nochmal ruhig durch die Runde. \"Wir sind nun an den Zielkoordinaten angelangt, die das STI uns übermittelt hat. Lieutenant Nichols, können Sie bestätigen, dass wir im Hyperraum den Funkkontakt nach außen wie befohlen eingestellt haben?\"
\"Positiv, Sir! Drei Stunden ziellosen Fluges im Hyperraum, dann folgte Kontaktabbruch, woraufhin uns Agent Graves die Koordinaten gab.\"
\"Mister Graves,\" wandte der Captain sich an den Agenten, \"jetzt müssen Sie uns mitteilen, wie es weitergeht!\"
Agent Graves musterte die Runde einen Moment, dann begann er: \"Wie Sie alle wissen, wurde zu meiner Verfügung ein Jäger der Cloak-Klasse mit an Bord gebracht. Mit diesem Jäger werde ich die Darlton noch heute verlassen und im getarnten Zustand in das Hoheitsgebiet von Orion 4 eindringen. Ihr Auftrag ist, zu einer anderen Stelle zu fliegen und in den Hildarraum einzudringen, um so die Patrouillenschiffe der Hildar auf sich zu ziehen und so von mir abzulenken. Sie werden die Schiffe exakt 20 Minuten ablenken und dann sofort den Rückzug antreten. Dann warten Sie im Nachbar-system auf meine Rückkehr! Wenn ich in zwei Wochen nicht wieder da bin, ziehen sie ab und melden Ihren Vorgesetzten, dass ich entweder gefangen oder tot bin!\"
\"Darf man fragen, was Ihre Mission ist?\" wollte Comander Christian wissen.
Graves blickte sie eindringlich an. \"Meine Mission unterliegt der Geheimhaltung! Alles was ich sagen darf, ist, dass mein Erfolg, beziehungsweise Misserfolg, kriegsentscheidend ist.\"
\"Wie viele Schiffe der Hildar werden wir abwehren müssen?\" fragte Lieutenant Comander Dorn, der taktische Offizier.
\"Soweit wir wissen, befinden sich zu diesem Zeitpunkt drei Zerstörer der Hildar in Reichweite,\" antwortete Graves.
\"Wir sollen es allein mit drei Zerstörern aufnehmen?\" fragte Lieutenant Nichols entsetzt.
\"Ich denke, wir sollen sie nicht besiegen, Lieutenant,\" entgegnete Brooks. \"Wir sollen sie nur hinhalten.\"
\"Außerdem sind es Patrouillenschiffe, die werden nicht alle gleichzeitig auftauchen,\" gab Dorn zu bedenken.
\"In Ordnung,\" meinte Brooks. \"Gibt es sonst noch Fragen?\"
Niemand meldete sich.
\"Dann machen Sie sich zur Ausführung bereit! Weg-getreten!\"

Agent Graves hatte seinen Pilotenanzug angezogen und bewegte sich nun durch die große Hangarhalle. Unter den vielen gewöhnlichen Jägern der Kiteklasse - den Namen verdankten sie ihrer Form, dem geometrischen Drachen - fiel der walzen-förmige Spezialjäger der Cloakklasse sehr auf. Die Besonderheit der Cloaks war, dass sie dank Störsignalen und der Kamera/Bildschirmoberfläche sowohl für die Sensoren als auch für das Auge unsichtbar waren. Dies verschlang jedoch eine Menge Energie, weshalb die Cloaks nicht großartig mit Waffen ausgerüstet wurden. Aus diesem Grund waren die Cloaks auch eher für Spionage als für tatsächliche Kampfeinsätze geeignet.
Ein Sichtfenster hatte der Cloak nicht, da der Pilot in dem kleinen Schiff lag und nicht saß. Außerdem war die Kamera/Bildschirmoberfläche auf Sichtfenstern nur sehr aufwendig zu konstruieren. Stattdessen verfolgte der Pilot das Geschehen über die Außenkameras, ansonsten musste er sich auf die Sensoren verlassen.
Graves stieg die Leiter hinauf ins Cockpit und legte sich hin. Er schnallte sich fest, fuhr die Energie hoch und checkte die Systeme. Per Telepathen meldete er sich bei der Brücke: Cloak 9.0.1, bereit zum Start!
Cloak 9.0.1, Sie haben Starterlaubnis! meldete sich Captain Brooks. Viel Erfolg!
Danke, Captain! Ich starte jetzt. Damit fuhr der Antrieb des Cloaks hoch, der Jäger hob vom Boden ab. Das Hangartor wurde geöffnet und der Cloak schoss hinaus ins All, wo Graves sofort auf Tarnmodus schaltete. Ab da war das kleine Raumschiff unsichtbar.

Auf der Brücke wartete Brooks noch einen Moment ab.      
\"Cloak 9.0.1 ist jetzt getarnt,\" meldete Lieutenant Comander Dorn.
Brooks registrierte die Meldung mit einem Nicken. \"Mister Takei, nehmen Sie Kurs auf die Koordinaten 23.45.98.!\"
\"Aye, Sir,\" bestätigte der Steuermann.
\"Lieutenant Nicholls, geben Sie Mister Tucker Bescheid, dass wir einen Sekundensprung machen!\"
\"Aye, Captain,\" bestätigte Nicholls und nahm sofort Kontakt zum Maschinenraum auf.
Ohne dass es an Bord jemand spüren konnte, setzte sich die Darlton in Bewegung. Nur die parallelen Bewegungen der Sterne ließ den Captain wissen, dass Takei Kurs aufnahm. \"Sprungtor öffnen,\" befahl Brooks.
Direkt vor ihnen öffnete sich das rot schimmernde Tor in den Hyperraum.
Drei Sekunden später tauchte die Darlton wieder in den Normalraum zurück. Captain Brooks kratzte sich am Kinn und blickte zu Comander Christian hinüber. Die junge Frau saß angespannt in ihrem Sitz und starrte zum Sichtfenster hinaus. Bisher habe ich, ihr zuliebe, jede Konfrontation vermieden, dachte er. Dies wird ihre erste Kampfsituation seit der Zerstörung der Good Hope. Er konnte nur erahnen, was seine erste Offizierin durchmachte. War sie ihren Rachedurst wirklich los geworden?
Langsam drang der große Raumschiffträger in den Raum des Feindes ein. Nur drei Minuten später tauchte das erste Patrouillenschiff der Hildar ein. Es war etwas kleiner als die Darlton, ein Scoutschiff.
\"Alles auf Gefechtsstation,\" bellte Brooks. \"Raumjäger starten!\"
Wie Geschosse rasten die Jäger aus den Hangars. Insgesamt 75 Kites flogen dem gegnerischen Schiff entgegen. Doch auch die Hildar schickten ihre Jäger los. Sofort entbrannte die Schlacht. Plasmastrahlen schossen hin und her. Der Himmel war voller Sterne. Und jeder Stern war ein explodierendes Schiff. Auch die Mutterschiffe tauschten Plasmastrahlen aus.
\"Schilde liegen bei 89 Prozent,\" rief Dorn in die Hektik der Brücke hinein. \"Schilde des Feindes verlieren rapide an Energie!\"
\"Zweites Feindschiff in Reichweite,\" meldete Christian.
\"Feuer weiterhin auf Hildar 1 konzentrieren,\" befahl Brooks. \"Schalten wir erst einen Gegner aus!\"
\"Schilde der Gegner brechen zusammen!\"
Auf diesen Moment hatte Brooks gewartet. \"Zielen Sie auf den Hauptreaktor!\"
Einige weitere Schüsse und das kleine gegnerische Schiff ging in Flammen auf, die sofort vom Vakuum erstickt wurden.
\"Jetzt nehmen wir uns Nummer 2 vor,\" flüsterte Brooks.
\"Sir,\" meldete Christian, \"das dritte Patrouillenschiff ist eingetroffen!\"
\"Wie lange noch?\" fragte er.
\"Noch sieben Minuten bis zum Rückzug!\"
\"Schilde bei 62 Prozent,\" meldete Dorn.
\"Sir,\" rief Christian, \"wir haben bereits die Hälfte unserer Jäger verloren!\"
\"Wir müssen das hier zu Ende bringen,\" entgegnete Brooks.
\"Schilde des zweiten Schiffes ausgefallen,\" rief Dorn triumphierend.
\"Die Plasmageschütze sollen alles hergeben, was wir haben,\" bellte Brooks.
Das unter dem konzentrierten Dauerfeuer der Darlton stehende Schiff der Hildar kam ins Trudeln.
\"Sir, die Zeit ist um,\" rief Lieutenant Nicholls erleichtert.
\"Verstanden,\" gab Brooks zurück. \"Geben Sie den Befehl zum Rückzug! Mister Takei, sobald die Jäger an Bord sind bringen Sie uns so schnell wie möglich hier raus!\"
\"Aye, Sir!\"
\"Nicholls, Tucker soll sich auf ein neues Sprungtor vorbereiten.\"
\"Alle Jäger an Bord, Captain!\"
\"Dann nichts wie raus!\"
Die Darlton drehte bei. Dicht vor ihnen öffnete sich das Sprungtor und der Raumschiffträger der Space Force eilte in die Sicherheit des Hyperraums.
Ein kollektives Aufatmen ging durch die Brücke. \"Wie viele Jäger sind übrig?\" fragte Brooks.
Dorn blickte auf seine Anzeigen. \"29 Jäger sind im Hangar, Sir!\"
Brooks fluchte leise. 46 Jäger hatten sie verloren. Und ihre Piloten. Er sah zu Comander Christian hinüber. Marina Christian starrte vor sich hin und atmete flach. \"Schadensbericht!\"
\"Keine schweren Schäden,\" meldete Dorn. \"Am Ende lagen unsere Schilde bei 53 Prozent.\"
Captain Brooks nahm die Information beiläufig auf. Mehr Gedanken machte er sich über Comander Christian.

Marina bewegte sich durch die Schwerelosigkeit im Korridor ihrem Quartier entgegen, als sie die Stimme des Captains hinter sich hörte: \"Comander!\"
Sie wandte sich um. Der Captain kam auf sie zu blieb vor ihr hängen. \"Das war ihr erster Kampfeinsatz seit Good Hope. Ich wollte nur sicher gehen, dass Sie in Ordnung sind?!\"
Marina sah zu ihrem Vorgesetzten auf. \"Mir geht es gut.\"
Brooks schürzte die Lippen. \"Also gut,\" sagte er. \"Wenn Sie Probleme haben, egal welcher Art,... Sie wissen, dass ich für Sie da bin!\"
Marina nickte. \"Gute Nacht, Captain,\" sagte sie.
Brooks suchte in ihren Augen nach irgendeinem Hinweis auf ihr Innenleben. Er fand keinen. \"Gute Nacht, Comander.\" Er beobachtete, wie die junge Offizierin sich auf ihr Quartier zu bewegte und schließlich hinter der Tür verschwand.
Kaum war die Tür geschlossen, atmete Marina tief durch. Zuerst lief eine einzelne Träne über ihre rechte Wange. Dann brach sie heulend zusammen.

Sean Graves starrte auf die Sensoren. Es war noch ein weiter Flug. Der Autopilot war eingeschaltet. Er entspannte sich und schloss die Augen, um zu schlafen. Wenn er erwachte, würde er im Anflug auf Orion 4 sein.
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Episode V: Feindliches Gebiet

Sean Graves wurde von einem Piepen geweckt. Er schlug die Augen auf und fand sich im Inneren seines Raumjägers der Cloakklasse wieder. Das Piepen war das Wecksignal, dass der Computer geben sollte, sobald der Jäger in die Nähe von Orion 4 gelangt war. \"Signal abstellen,\" sagte Graves. Sofort verstummte das Piepen. \"Autopilot aus!\"
Graves blickte auf die Sensorenanzeige und überprüfte den Navigator. Er war noch zehn Lichtsekunden von Orion 4 entfernt. Orion 4. Heimatwelt der Hildar. Dem Feind. Graves stellte Maximalbeschleunigung ein. Sein Flug würde noch knapp sechs Stunden dauern.
Drei Stunden später registrierten die Sensoren einen Zerstörer. Graves schaltete den Sichtschirm ein. Da war er. Etwa 7.000 Kilometer entfernt. Seine Schilde waren unten, die Waffen ungeladen. Graves lief der Schweiß das Gesicht herunter. Jedesmal, wenn er mit einem Cloak an einem feindlichen Schiff vorbeiflog, beschleunigte sich sein Puls. Doch wie immer blieb er auch dieses Mal unentdeckt. Er zog unbehelligt an dem Zerstörer vorbei.
Graves atmete auf.
In den nächsten drei Stunden traf er noch auf einige Schiffe der Hildar, und es wurden immer mehr, je näher er Orion 4 kam. Unentdeckt passierte er den Mond Terrok Nor und die planetaren Verteidigungsanlagen. Doch noch konnte er nicht in die Atmosphäre von Orion 4 eindringen. Man würde die Reibungshitze, die dabei entstehen würde, als Energiequelle erkennen und ihn entdecken. Außerdem müsste er, um in der Reibungshitze keinen Hitzschlag zu erleiden, den Schutzschild einschalten, wofür wiederum soviel Energie nötig war, dass er die Tarnung durchdringen würde. So blieb Graves erstmal im Orbit, bis nach einigen Minuten - glücklicherweise war der Raumverkehr um Orion 4 sehr dicht - ein Frachter in die Atmosphäre eindrang und Graves im Sensorenschatten hinab fliegen konnte.
Als er endlich nur noch einige hundert Meter über der Planetenoberfläche war, schlug er seinen Zielkurs ein. Eine geheime Forschungsanlage in der Wüste Ga Hal.

Agent Graves landete in einer Schlucht etwa 150 Meter von der Forschungsanlage entfernt. Den Cloak versteckte er in einer Höhle, den von Nahem war die Tarnfunktion der Kamera/Bildschirmoberfläche leicht durchschaubar. Graves trug einen Spezialanzug, der jegliche Körpergerüche absorbierte und selbst keinen Eigengeruch hatte. Dies würde ihn vor dem ausgeprägten Geruchsinn der Hildar verbergen. Über dem Kopf trug er eine Maske mit integrierten Sichtlinsen und Sauerstoffgerät. An seinen Gürtel waren Taschen angebracht. Er wartete, bis die Sonne am Horizont unterging, dann machte er sich auf den Weg. Er war froh, dass auch ein Kühlsystem in den Anzug eingearbeitet worden war, sonst wäre er wohl, trotz der späten Stunde und den damit fallenden Temperaturen, aus Erschöpfung umgefallen. In der Wüste herrschten, nach Sonnenuntergang, ganze 48° C.
Er verließ die Schlucht und war nun auf offenem Gelände. Er sah das Forschungsgelände, welches hinter Bewegungsdetektoren auf ihn wartete. Nicht weit hinter den Bewegungsdetektoren befand sich das Hauptgebäude. Er sah sich um und erspähte schließlich den Haupteingang. Drei Wachen standen dort. Wie aus den Berichten bekannt, trugen auch die Hildarsoldaten ständig Telepathen an der Stirn. Ein glücklicher Umstand. Aus seiner Tasche zog Graves ein etwa tennisballgroßes Gerät. Er betätigte einen Schalter an der Seite und ging unbekümmert zum Haupteingang. Unbehelligt ging er an den Wachen vorbei, die ihn gar nicht zu bemerken schienen. Taten sie auch nicht. Nicht mal die Sensoren konnten ihn erfassen. Das Gerät, dass nur zu Geheimdienstzwecken verwendet wurde, war ein auf Telepathentechnologie basierender Gehirnwellenmanipulator mit integriertem Störsender. Sehr energieaufwendig, weswegen er nur über einen kleineren Zeitraum funktionierte. Er musste sich nun beeilen.
Mit schnellem Schritt ging Graves auf das Hauptgebäude zu und trat durch die Tür. Hier war er allein. Er stellte den Gehirnwellenmanipulator ab, ließ den Störsender aber noch eingeschaltet. Nun zog er aus seiner Tasche einen Grundriss, den ein anderer Agent auf einer früheren Mission erbeutet hatte. Nun ging er einen Korridor entlang, bog einmal nach links ab und stieg eine Treppe hinauf. Plötzlich hörte er nicht weit von sich Knurren. Sofort stellte er den GWM wieder ein. Sein Puls beschleunigte sich, als zwei Hildar an ihm vorbeigingen und ihn erwartungsgemäß ignorierten. Als sie hinter einer Ecke verschwunden waren, atmete Graves auf und schaltete den GMW wieder ab. Nun ging er weiter, bis er vor einer Tür stand, dessen Türschild die Translatorfunktion seiner Sichtlinsen als Hauptcomputer übersetzte. Er ging hinein und fand sich in einem kleinen Raum wieder. Eigentlich war es eine große Halle, doch war sie fast komplett mit dem gigantischen Computer gefüllt. Graves ging zum Terminal und rief die Daten ab, die er suchte. Es waren Pläne, von neuartigen Raumschiffen, langen Röhren, Magneten und Asteroiden. Der Spion nahm einen Datenchip aus seiner Tasche, steckte ihn in die Fassung und lud die Daten runter. Als der Download komplett war, steckte Graves den Chip in seine Tasche zurück, ging zur Tür hinaus und machte sich wieder auf den Weg zum Ausgang. Bevor er hinausging, aktivierte er erneut den MWG. Draußen sah zu den Energieaggregaten hinüber. Er machte sich auf den Weg zum Haupteingang, trat unbemerkt hindurch und machte sich auf den Weg zur Schlucht. Dort ging er zur Höhle zurück, stieg in den Cloak und startete das Triebwerk. Im Tarnmodus flog er zum Forschungsgelände zurück. Dort blieb er in der Luft stehen, lud die Plasmakanone, zielte auf die Energieaggregate und feuerte zwei Salven ab. Die Aggregate flogen in die Luft und nahmen das ganze Hauptgebäude mit sich. Nun flog Graves hinauf in den Himmel. Seine Arbeit war getan. Nun musste er nur noch entkommen.
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Episode VI: Bis an die Grenze

Niemand hatte ihn bemerkt. Sean Graves atmete auf, als er in den Orbit um Orion 4 gelangte und kein Schiff ihn zu bemerken schien. Die Tarnvorrichtung hatte gehalten. Die Vernichtung der Forschungsanlage in der Wüste Ga Hal würde wahrscheinlich für einen Unfall gehalten werden. So wie Graves es beabsichtigt hatte, als er auf die Energieaggregate geschossen hatte. Trotzdem war alles in Alarmbereitschaft. Graves beobachtete über den Sichtschirm, wie Frachter und Yachten von militärischen Schiffen gestoppt wurden. Die Hildar würden wohl auch einen Terrorakt von Untergrundbewegungen oder Agenten der Helder für möglich halten. Aber einen Terraner, einen Menschen, würden sie nicht suchen.
Nun ging das Warten wieder los. Graves wusste, wenn er schon im Orbit in den Hyperraum gehen würde, dann mussten die Hildar das Sprungtor sehen und erkennen, was vor sich ging. Also würde er erneut erst wieder zehn Lichtsekunden von Orion 4 weg fliegen, bevor er den Sprung machte.

Bo\'Rell stellte sein Nackenfell auf. Vor sechseinhalb Stunden war irgendeine geheime Forschungseinrichtung in Ga Hal vernichtet worden. Es sah zwar wie ein Unfall aus, aber jeder Hildar wusste, dass man immer sicher sein musste. Nun wurden alle zivilen Schiffe durchsucht. Dies war aber nicht Bo\'Rells Aufgabe. Er scannte das System nach Allem, was verdächtig schien. Doch was sollte es da schon geben?! Die eigentliche Arbeit war das Durchsuchen der Schiffe.
Da passierte es. Die Sensoren meldeten ein Sprungtor, knappe 3 Millionen Kilometer von Orion 4 entfernt. Doch da war kein Schiff. \"Captain,\" brüllte er.
Captain Ge\'Dokk wandte sich Bo\'Rell zu. \"Was ist?\"
\"Sprungtor bei 10.482.85!\"
\"Sofort Alarm schlagen,\" bellte Ge\'Dokk. \"Kurs auf das Sprungtor nehmen, Waffensysteme laden!\"

Alarm, meldete der Bordcomputer per Telepathen. Feindliche Schiffe auf Verfolgungskurs!
Verdammt, dachte Graves. Sie haben das Sprungtor bemerkt. Er überprüfte die Sensoren. Ein Zerstörer der Hildar war ihm in den Hyperraum gefolgt. Verfolgungsjagden waren im Hyperraum unberechenbar, da der Hyperraum sich die physikalischen Gegebenheiten hier anders verhielten, als im Normalraum. Selbst Längenmaße waren hier völlig unbrauchbar. Mal war der Zerstörer ganz dicht hinter ihm, dann wieder weit abgeschlagen. Mal schräg hinter ihm, dann auf einmal vor ihm. Aufgrund der für Wesen aus dem Normalraum nicht nachvollziehbaren physikalischen Gesetze des Hyperraums war es auch sehr unklug, während eines Hyperfluges ein Gefecht auszutragen. Es konnte geschehen, dass man sich selbst traf. Auch konnte die Wirksamkeit eines Treffers variieren. Es war schon vorgekommen, dass ein Schiff voll getroffen wurde und dadurch einen Geschwindigkeitsschub bekam. Daher war Graves im Moment noch sicher. Er musste so nah wie möglich an der Grenze zum Hoheitsgebiet der Terran Alliance in den Normalraum zurückkehren. Der Flug allerdings würde noch einige Stunden dauern. Und es war relativ sicher. Also stellte er die Weckfunktion ein und schloss die Augen.

\"Sprungtor öffnet sich,\" meldete Lieutenant Comander Dorn. \"Cloak enttarnt sich dicht vor der Grenze!\"
Captain Brooks nickte. \"Kontakt aufneh...\"
\"Feindliches Schiff vorraus, Sir,\" rief Dorn. \"Ein hildarianischer Zerstörer!\"
\"Kampfstationen einnehmen! Roter Alarm!\" bellte Brooks. \"Schicken Sie die Jäger raus!\"

Graves flog so schnell er konnte. Hinter ihm begann der Zerstörer zu feuern. Noch wenige hundert Kilometer, dann war er über die Grenze. Dicht hinter der Grenze erkannte er die Darlton, welche bereits Raumjäger startete. Der Spion zählte nur 29 Kites.
Es hat beim Ablenkungsmanöver anscheinend schwere Verluste gegeben, kombinierte Graves.

\"Der Cloak ist über der Grenze, Captain,\" meldete Lieutenant Comander Christian.
\"Was machen die Hildar?\" wollte Brooks wissen.
Die Antwort kam von Dorn: \"Feuern weiter auf Graves, aber bleiben hinter der Grenze.\"
Graves an Darlton, meldete sich der Agent über Telepathen. Erbitte Landeerlaubnis!
Landeerlaubnis erteilt, antwortete Brooks. \"Nicholls, sobald Graves an Bord ist, rufen Sie die Jäger zurück! Ich will hier so schnell wie möglich verschwinden.\"
\"Die Hildar öffnen den Schild,\" rief Dorn. \"Sie laden ihre Torpedorohre!\"
Brooks sah zu Christian hinüber. Wie bei Good Hope! Er straffte sich. \"Notsprungtor öffnen,\" befahl er.
\"Sir, die Jäger sind noch...\"
\"Notsprungtor öffnen,\" wiederholte er mit mehr Nachdruck.
Die Darlton wendete und projizierte Sprungtor, worin sie nur Augenblicke später verschwand. Die zurückgebliebenen Jäger wurden von den Salven der Hildar vernichtet.

Die Tür zum Bereitschaftsraum öffnete sich und Sean Graves kam herein. Brooks sah auf. \"Setzen Sie sich, Agent,\" sagte der Captain emotionslos.
Graves bewegte sich zu dem Sitz, setzte sich und machte die Gurte fest. \"Sie haben einige Jäger zurückgelassen, Captain.\"
\"Die Hildar waren im Begriff, Photonentorpedos einzusetzen. Diese Torpedos haben schon die Schlacht von Good Hope entschieden. Da wir bereits angeschlagen waren, mussten wir fliehen.\"
Graves nickte. \"Ist Ihnen sicher nicht leicht gefallen.\"
Einen Moment herrschte Schweigen. Dann schlug Brooks ein anderes Thema an: \"Darf ich fragen, ob Ihre Mission erfolgreich war?\"
\"Dürfen Sie,\" entgegnete Graves. \"Und sie war erfolgreich.\" Er beugte sich vor und zeigte Brooks einen Datenchip, den er zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand hielt. \"Auf diesem Chip befinden sich Daten, die uns zum Sieg führen werden.\"
\"Was sind das für Daten?\"
\"Pläne,\" antwortete Graves. \"Die Hildar haben sie entwickelt. Ich habe sie kopiert und die Originale zerstört. Nun sind wir im Vorteil!\"
\"Eine Waffe?\"
\"Gut geraten,\" kommentierte Graves. \"Es ist eine Waffe, gegen die Atomsprengkörper alt aussehen. Es ist die Waffe, die alle Kriege beenden wird!\"
Brooks atmete tief durch. \"Das hat man von Atomsprengkörpern einst auch gesagt.\"
\"Diesmal stimmt es. Diese Waffe ist zu mächtig, als dass sich jemand gegen den Besitzer dieser Waffe stellen würde.\"
Brooks schüttelte den Kopf. \"Wir werden in einigen Stunden auf Proxima 2 eintreffen. Vielleicht möchten Sie sich noch etwas ausruhen?!\"
Graves zögerte. Er nickte und löste die Sitzgurte.

Er\'Kar saß an seinem Schreibtisch. Ihm gegenüber saß der Priester Ne\'Donn. Der Diktator schnaubte. \"Die Menschen sind nun im Besitz der Pläne,\" brummte er.
\"Die Älteren werden erfreut sein,\" entgegnete Ne\'Donn.
\"Jedoch erkenne ich den Sinn darin nicht!\"
\"Glaube mir, die Älteren wissen, was sie tun,\" versicherte der Priester.
Erneut schnaubte Er\'Kar. \"Ich will es hoffen! Ich riskiere viel dabei!\"
\"Alles, was du riskierst,\" ermahnte Ne\'Donn, \"hast du den Älteren zu verdanken.\" Der Priester stand auf. \"Ich werde Ihnen von deinen Erfolgen berichten. Sie werden sehr zufrieden mit dir sein!\" Nun wandte Ne\'Donn sich um und ging hinaus.
Er\'Kar war nun allein. Er dachte über alles nach. Und zum ersten Mal kamen ihm Zweifel, dass die Älteren es gut mit ihm meinten.

In der nächsten Episode: \"Der Anfang vom Ende\"

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