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LAERTES-Universum: GOOD HOPE - Der zweite Galaktische Krieg
Kai "the spy":
Hier sind nun die abschließenden drei Episoden von GOOD HOPE. Demnächst kommt dann die Reihe RAUMSCHIFF CAWDOR.
Episode VII: Der Anfang vom Ende
Captain Brooks starrte durch das Sichtfenster zu dem noch weit entfernten Ziel, dem Planeten Orion 4. Von seiner Position aus war die Heimatwelt der Hildar nur stecknadelkopfgroß. Doch Brooks wusste, dass sich zwischen seinem Schiff, dem Raumschiffträger Darlton, und Orion 4 noch die letzten Reste der hildarischen Flotte waren. Etwa 300 Zerstörer und 500 Scoutschiffe. Es würde eine schwere Schlacht werden.
Neben der Darlton flogen noch 250 Zerstörer der keilförmigen Gardaus-Klasse, 300 Raumschiffträger der schwertförmigen Excalibur-Klasse, sowie 150 Zerstörer der neuen, kugelförmigen Mercury-Klasse.
Desweiteren waren noch 550 Zerstörer der Helder und 300 Zerstörer der Dilli am Aufmarsch beteiligt.
Es war der 12. Oktober 2156. Dieser Tag, so wusste Brooks, würde in die Geschichte eingehen, als der Tag, an dem die Entscheidungsschlacht des zweiten galaktischen Krieges stattfinden würde.
„Wann kommen wir in Waffenreichweite?“ wollte Brooks wissen.
Der Steuermann Comander Takei antwortete: „In etwa zehn Minuten!“
Brooks trommelte mit den Fingern auf der Armlehne seines Sessels.
Jedem auf der Brücke, und in der gesamten Flotte, schlug das Herz bis zum Anschlag. Alle hatten in diesem Krieg mehr Gräuel gesehen, als irgendjemand in seinem ganzen Leben sehen sollte, und die meisten hatten es nur dem Glück zu verdanken, bis hierhin überhaupt überlebt zu haben. Selbst jene, die am Anfang des Krieges voller Tatendrang waren, wollten inzwischen nur noch ein Ende des Krieges.
Die Zeit kroch zäh dahin, es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis es endlich zum Beginn der Schlacht kam. Doch nachdem der erste Schuss sein Ziel traf, war es mit dem Warten vorbei.
Yoshiyuki Tomino steuerte seinen Jäger der Kite-Klasse durch ein Gewirr von Laserblitzen, Trümmerstücken von bereits zerstörten Schiffen und den anderen herumrasenden Jägern. Wie wild feuerte er auf alles, was nicht wie ein Schiff der alliierten Kräfte aussah.
Schweiß lief dem jungen Piloten über das Gesicht. Normalerweise war er ein ziemlich guter Kampfpilot, der immer besonnen blieb. Doch bei dieser gigantischen Schlacht gab es zu viele Beteiligte, als dass er alles im Blick behalten konnte. Nun wusste er nicht, wie vielen Attacken er bereits ausgewichen war oder wie viele Gegner er getroffen hatte.
Marina Christian tat ihr bestes, um ruhig und wachsam zu bleiben. Seit der Vernichtung der Good Hope, welche die Terran Alliance in den Krieg hineingezogen hatte, war die junge Offizierin traumatisiert und kämpfte bei jedem Gefecht um ihre Beherrschung. Würde die Space Force nicht jeden Soldaten brauchen, hätte sie längst ihren Dienst quittieren müssen. Doch mit Hilfe von Captain Brooks hatte sie die letzten Jahre gut durchgestanden, auch weil er sich um möglichst ungefährliche Missionen bemühte, so gut es ging.
Plötzlich wurde die Darlton heftig durchgeschüttelt. Marina blickte auf die Anzeige und meldete: „Treffer auf Deck 6, Entweichung von Atmosphäre!“
„Sofort abschotten!“ brüllte Brooks unnötigerweise, denn das Abschotten war eine Selbstverständlichkeit.
Tomino geriet an den Rand der Schlacht, wo es etwas ruhiger zu ging. Nun entspannte er sich etwas, denn die Gegner hier konnte er leicht im Blick behalten und hatte die Situation wieder einigermaßen unter Kontrolle. Mit einigen gezielten Schüssen setzte er zwei feindliche Jäger außer Gefecht und machte sich nun an den dritten Feind.
Doch in dem Moment traf ihn eine Salve von der Seite. Aus dem Sensorenschatten eines größeren Zerstörers tauchte ein kleiner, hildarianischer Jäger auf und feuerte unablässig auf Tominos Kite. Schnell machte der junge Pilot einen Schwenk und feuerte zurück, konnte den heranrasenden Feind auch erwischen, doch die letzte Salve des feindlichen Jägers traf den kleinen Kite der Terran Alliance an einer empfindlichen Stelle. Tomino reagierte sofort und sprengte sein Cockpit vom Rest des Schiffes weg. Als der Kite explodierte, war das Cockpit bereits außer Reichweite. Zwar hatte Tomino die Zerstörung seines Jägers nun überlebt, doch nun trieb er völlig hilflos, ohne Waffen und manövrierunfähig, durch die größte Schlacht des ganzen Krieges. Ein Querschläger traf das kleine Cockpit und löste eine kleine Explosion im Inneren aus. Tomino konnte die Flammen zwar löschen, doch sein linker Arm hatte schwere Verbrennungen davongetragen. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten, und so griff der junge Pilot nach dem Medikit, um sich eine Dosis Schmerzmittel zu verpassen.
Yoshiyuki Tomino hatte Glück. Er trieb mehrere Stunden durchs All, konnte jedoch von einem Sanitätsschiff geborgen werden. Seinen linken Arm würde er zwar verlieren, doch er würde leben.
Die Darlton wurde erneut schwer getroffen, diesmal mussten weite Teile der Decks 8 und 9 evakuiert und abgeschottet werden. Captain Brooks machte sich inzwischen schwere Sorgen, denn die Treffer tasteten sich immer näher an den Maschinenraum und dem dort platzierten Antimateriereaktor heran. Zur Vorsicht befahl er alle bis auf die Grundbesatzung zu den Rettungskapseln, damit sie im Notfall schnell in Sicherheit gebracht werden konnten. Als er Marina darüber informierte, dass sie sich ebenfalls zu den Rettungskapseln begeben sollte, stieß er auf Widerstand.
„Ich werde nicht einfach von Bord gehen, Captain,“ sagte sie fest.
„Marina, verdammt, Sie werden hier an Bord momentan nicht gebraucht! Gehen Sie kein unnötiges Risiko ein.“ Als Brooks ihrem Gesichtsausdruck entnahm, dass sie innerlich zu kämpfen hatte und nicht richtig wusste, was sie tun sollte. Er erinnerte sich daran, was Captain Stewart beim Angriff auf die Good Hope getan hatte, und ihm fielen die Parallelen natürlich auf. Auch Stewart hatte den größten Teil der Besatzung von Bord geschickt, allerdings um den Feind in eine Falle zu locken, bei der die Good Hope vernichtet wurde.
Brooks atmete tief durch. „Marina, ich weiß, was Ihnen widerfahren ist, aber darauf kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen. So fähig Sie als Offizierin sind, Sie sind hier fehl am Platz. Also werden Sie jetzt zu den Rettungskapseln gehen, oder ich werde Sie dorthin eskortieren lassen!“
Marina zögerte einen Moment, nickte dann und machte sich auf den Weg durch die Schwerelosigkeit.
Zwanzig Minuten kam der schwere Treffer. Er bohrte sich in den Maschinenraum, der Antimateriereaktor wurde schwer beschädigt und würde in wenigen Minuten explodieren und dabei das ganze Schiff mit sich in die Flammen reißen. Die Rettungskapseln wurden bemannt und gestartet, und Marina beobachtete durch das rückwärtige Sichtfenster, wie die Darlton immer kleiner wurde. Eine Weile passierte nichts. Und plötzlich gab es eine gewaltige Detonation. Über das ganze Schiff verteilt gab es kleine Explosionen, die das große Gebilde am Himmel in ihre Atome zerlegte. Marina fragte sich, ob Brooks oder die anderen Mitglieder der Brückenbesatzung es rechtzeitig in die Rettungskapseln geschafft hatten. Eine Träne lief ihr über das Gesicht, als sie nach draußen starrte, und der Himmel war voller Sterne.
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Episode VIII: Ein Ende mit Schrecken
Lieutenant Ironside blickte seine jungen Schützlinge an. Die kleine Truppe bestand aus den Privats Meyer und Richards, Seargent van Dien und ihm selbst. Noch ein paar Sekunden, dann würde die Luke des Transportshuttles sich öffnen und die Schlacht würde beginnen. Doch für Ironside fühlten sich diese Sekunden wie unerträgliche Stunden an.
Es war der 14. Oktober 2156. Die seit fast zwei Tagen andauernde Raumschlacht über Orion 4 war so gut wie beendet, die Alliierten hatten bereits gesiegt. Zwar war es ein Pyrrhussieg mit hohen Verlusten, doch dies war von vornherein klar gewesen. Nun galt es, den Planeten zu erobern und den Diktator Er’Kar und seine Anhänger in Gewahrsam zu nehmen.
Ironside forderte seine drei Untergebenen auf, ihre Ausrüstung ein letztes Mal zu checken. Das war zwar wahrscheinlich unnötig, aber zum Einen ging man immer besser auf Nummer Sicher, und zum Anderen würde es sie etwas beschäftigen.
Schließlich spürten sie einen dumpfen Aufprall, alle hielten sich fest. Gleich darauf, als der Boden wieder relativ ruhig war, schossen die Soldaten aus ihren Sitzen. Das Schott öffnete sich und eine Rampe wurde ausgefahren, welche die Soldaten zügig hinunter eilten.
Der Rauch von Bränden, welche durch die Bombardierung verursacht wurden, verdunkelte den Himmel. Ironside und seine Privats suchten sofort nach einer guten Deckung. Auf dem Weg dorthin mussten sie so manchem Projektil ausweichen. Hinter einer Häuserwand harrten die vier Soldaten aus. Ironside wagte einen vorsichtigen Blick um die Ecke und versuchte ihre Lage abzuschätzen. Sie waren etwa zehn Kilometer vom Ratsgebäude, dem vermutlichen Aufenthaltsort des Diktators Er’Kar, entfernt. Dorthin führte eine lange Avenue, die meisten Gebäude an den Straßenseiten waren mehr oder weniger zerstört. Durch das Bombardement würden sie nicht auf allzu viele Gegner stoßen. Ironside stellte das Zielvisier an seinem Helm auf Infrarotsicht und machte den Schützen, welcher sie beschossen hatte. Er war im Erdgeschoss eines nahen Hauses, dessen obere Stockwerke in alle Winde verstreut waren. Er nahm ein Granatenmagazin von seinem Gürtel und steckte es in sein Gewehr. Nun zielte er auf den feindlichen Schützen und feuerte eine Granate ab. Eine Explosion riss das Gebäude auseinander und verbrannte den Feind.
Er’Kar starrte an die Decke. Ein paar Dutzend Meter und drei Meter Extonstahl von Orion 7 über ihm war sein Büro. Aus Sicherheitsgründen hatte er sich in den Bunker unter dem Regierungsgebäude begeben. Dabei deuteten die letzten Meldungen bereits an, dass der Ausgang des Krieges bereits besiegelt war.
Die Tür öffnete sich, und der Priester Ne’Don trat ein. Sofort fing Er’Kar an, zu knurren. „Wo sind die Älteren? Warum kommen sie nicht zu meiner Hilfe?“
Ne’Don verzog den Mund und zeigte bei einem breiten Grinsen die Zähne. „Die Älteren haben dir bereits genug geholfen.“
Er’Kar war fassungslos. „Unsere Feinde haben bereits mit der Invasion begonnen. Mein Volk wird ausgelöscht und diese niederen Kreaturen werden die Galaxis beherrschen. Und ich soll keine Hilfe benötigen?!“
„Alles verläuft genau so wie die Älteren es wünschen.“ Ne’Don wollte sich umdrehen und gehen.
Er’Kar war entsetzt über diese Wendung. „Verrat!“ brüllte er und stürzte sich auf den Priester.
Lieutenant Ironside stand im erstürmten Büro von Er’Kar. Büro war eigentlich nicht der richtige Ausdruck, es war eher ein Saal. Nach zwei Stunden hatten seine drei Untergebenen und ein paar weitere Einheiten es endlicht geschafft, das Regierungsgebäude zu erstürmen. Hier war dann nicht mehr viel Widerstand gewesen. Dennoch hatte man den Diktator nicht auffinden können. Im Moment durchsuchten die Soldaten das Gebäude. Falls Er’Kar noch hier war, würden sie ihn finden.
Gerade als er dies dachte, kam Seargent van Dien herein und salutierte vor ihm.
„Bericht,“ forderte Ironside.
„Wir haben die Leiche von Er’Kar entdeckt, Sir! Sie befindet sich in einem Bunker unter dem Gebäude. Allem Anschein nach Selbstmord.“
Ironside schnaufte. Man hatte eigentlich gehofft, Er’Kar lebend in Gewahrsam nehmen zu können, um ihn vor ein Gericht zu stellen. Zwar gab es bereits mehr als genug hohe Tiere aus dem Terrorregime von Orion 4, die man bereits inhaftiert hatte und die nun auf ihren Prozess warteten. „Nehmen Sie Kontakt mit der Heinlein auf, aber bringen Sie es ihnen schonend bei! Admiral Verhoeven wird nicht gerade begeistert sein.“
Agent Sean Graves saß im Besprechungsraum des Zerstörers Shiva er kugelförmigen Mercury-Klasse. Es war der 30. November 2156, seit etwas über sechs Wochen war Orion 4 besiegt. Nun galt es, den Verbündeten der Hildar, Orion 7, zu bezwingen. Und man hatte sich zur Rache an den Vernichtern der Good Hope etwas besonderes ausgedacht. Graves war vor nicht ganz vier Jahren nach Orion 4 gereist und hatte geheime Pläne gestohlen. Die Waffe, die diesen Plänen entstammte, würde die Heeldar dafür büßen lassen, sich mit der Terran Alliance anzulegen, und allen anderen Völkern würde sie eine Botschaft vermitteln, niemals denselben Fehler zu machen.
Die Tür öffnete sich und Admiral Refa trat ein. „Wir haben Orion 7 erreicht. Die anderen Schiffe halten uns die Heeldar vom Hals. Sie wollten dabei sein, wenn es soweit ist.“
Graves nickte. Langsam stand er auf, immer noch über die Tatsache erstaunt, dass sie auf einem Zerstörer mit künstlicher Schwerkraft waren. Die Wissenschaft der Menschen war eben nicht aufzuhalten. Der Spion atmete tief durch, ging dann um den Tisch herum und folgte dem Admiral durch die Schleuse. Hinter ihr lag die Brücke, einer der wenigen Räume an Bord, welche von der Rotation des Schiffes ausgenommen waren und somit über keine Gravitation verfügten. Er folgte dem Admiral in die Mitte der Brücke, wo sie sich an einem Geländer festhielten, auf dessen anderen Seite es runter ging. Unter ihnen saßen die Offiziere der Shiva an ihren Terminals. „Kontakt zu Space Force One aufnehmen,“ befahl Refa. „Präsident Cartagia wollte den Befehl unmittelbar geben.“
„Kontakt hergestellt,“ meldete der Kommunikationsoffizier Warren Brown. Graves achtete darauf, auch die Namen der unwichtigsten Offiziere zu kennen. Er hatte es so in seiner Ausbildung gelernt.
Vor dem geistigen Auge aller Männer und Frauen auf der Brücke erschien Sergio Cartagia, Nachfolger von Ryan E. Cartwright im Amt des Präsidenten der TA. „Ich begrüße Sie, meine Damen und Herren,“ eröffnete der Präsident. Graves ahnte, dass Cartagia auch diesmal weit ausholen würde, um einen einfachen Befehl zu geben. Dies war eine Eigenschaft, die man wohl brauchte, um in der Politik Erfolg zu haben. „Ich bin froh, dass diese wichtige Mission von einer Crew solch tapferer und verlässlicher Männer und Frauen ausgeführt wird. Es gibt keine tapfereren Menschen, als jene der Space Force, und Sie gehören zu deren Tapfersten. Ihre Namen werden mit diesem Moment in die Geschichte eingehen, denn nun ist der Triumph der Menschheit gekommen. Öffnen Sie nun die Luken!“
Der entsprechende Offizier, Commander Chen, betätigte einige Knöpfe. Graves konnte vor seinem geistigen Auge sehen, wie sich die große Luke auf der unteren Halbkugel der Shiva öffnete. Aus den nun offen liegenden Frachträumen schob sich ein langes, walzenförmiges Schiff. Eigentlich war das Schiff ein vergleichsweise winziges Kämmerlein an der Seite der Walze. Die Walze selbst war die Waffe. So komplex der Aufbau auch war, im Grunde war sie nur eine übergroße Railgun. Asteroiden wurden durch künstliche Gravitation angezogen und würden durch die Walze auf ein genaues Ziel treffen. Ein Massebeschleuniger.
„Gravitation ein,“ befahl Cartagia.
Graves beobachtete, wie ein gigantisch anmutender Asteroid an der Shiva vorbeizog, dem Massebeschleuniger entgegen, durch die Walze und auf die Planetenoberfläche zu. Als er nach wenigen Momenten den kolossalen Einschlag mitansah, beschlich ihn ein wages Gefühl von Reue. Doch er verdrängte das Gefühl sofort wieder. Es waren Heeldar. Sie waren die Aggressoren gewesen, sie hatten die Good Hope angegriffen! Was immer nun geschah, sie verdienten es nicht anders!
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Episode IX: Eine neue Hoffnung
Marina Christian blickte für einen Moment zurück.
Nach dem Ende des Krieges hatte sie sich freiwillig zum Dienst auf den besiegten Welten Orion 4 und später Orion 7 gemeldet. Es war anfangs eine surreale Situation für sie gewesen. Sie hatte in den Hildar und Heeldar stets nur Aggressoren, Feinde gesehen. Unbarmherzige Krieger, die alles Fremde vernichten wollten. Doch als sie dort war, auf den Planeten, in den zerbombten Städten, hatte sie zum ersten Mal die eigentliche Bevölkerung gesehen. Die Hungernden, die Verletzten, und die Trauernden. Der Krieg war diesen Menschen nicht geschenkt worden. Er war ihnen aufgezwungen worden.
Kurz dachte sie an Pe’Fan zurück, eine Latter von drei Kindern. Nachdem Vater und Mutter der Kinder während des Krieges gestorben waren musste sich die Brüterin allein um den Nachwuchs kümmern. Marina war für sie zuständig gewesen. Sie hatte gesehen, wie die Verzweiflung an diesen Wesen nagte. Und die gemischten Gefühle, einerseits von einer schrecklichen, unterdrückenden Macht befreit worden zu sein, andererseits in den Trümmern ihrer Welt zu stehen. Da Marina sich noch um einige weitere hilfsbedürftige Zivilisten hatte kümmern müssen, konnte sie Pe’Fan nicht die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdient gehabt hätte. So erklärte sie sich, dass sie die Anzeichen nicht früher bemerkt hatte. Dass sie das Kommende nicht hatte verhindern können.
Nachdem Pe’Fan das zweite Mal nicht zur wöchentlichen Lebensmittelausgabe erschienen war, hatte Christian begonnen, sich Sorgen zu machen. Sie ging zur Wohnung der Latter und ihren Kindern, fand die Wohnungstür verschlossen vor. Nachdem sie mehrmals geduftet hatte und noch immer keine Reaktion von innen kam, zog sie ihre Zentralschlüsselkarte aus der Tasche und öffnete so die Tür. Als sie eintrat, schlug ihr ein mächtiger Gestank von Fäulnis entgegen. Sie ging ein paar Schritte, hielt sich dabei ein Tuch vors Gesicht. Als sie in den Nebenraum trat, setzte ihr Herz einen Schlag aus. In der einen Ecke saßen die drei kleinen Hildar, wie in Trance. Das Fell um ihre Mäuler war mit getrocknetem Blut besudelt. Ihre Augen starrten ins Leere. Christian drehte sich um und sah in die gegenüberliegende Ecke. Und da fand sie den Ursprung des fauligen Gestanks. Ein Haufen aus verwesendem Fleisch, Organen, Fell und Blut. Nachdem Marina die drei Kinder in ein Hospital gebracht hatte, verständigte sie ihre Vorgesetzten. Eine Untersuchungseinheit hatte in der Wohnung einen Duftbrief gefunden. Es war ein Abschiedsbrief von Pe’Fan. Sie hatte sich geopfert, um ihre Kinder zu ernähren.
Das war 2158, anderthalb Jahre nach Kriegsende. Das Leid endete erst später. Inzwischen hatte sich Orion 4 wieder etwas stabilisiert, eine neue Regierung war entstanden, und die Ideologie von Er’Kar war weitgehend ausgemerzt.
Und Marina dachte an die aufstrebende Macht der Dilli. Oder des Dilli, so genau ließ sich das bei einem kollektiven Bewusstsein nicht sagen. Jedenfalls war in den letzten Jahren ein Rüstungswettlauf entstanden, denn die Dilli sahen sich von den Massebeschleunigern der Terran Alliance bedroht. Sie kopierten die Technik, verbesserten sie teilweise und produzierten ihre eigenen Massebeschleuniger. Die TA zog mit und verbesserte ihre Waffen ebenfalls. Und die Spannungen würden bald außer Kontrolle geraten.
Deshalb war Marina Christian hier.
Es war der 12. Mai 2167. Im Orbit von Proxima 2 fand die Einweihung statt. Und nun wurde Botschafterin Marina Christian am Rednerpult erwartet.
Marina stand auf und ging gemächlichen Schrittes zum Rednerpult. Sie wandte sich dem Publikum zu, versammelten Vertretern der wichtigsten Mächte der Galaxis. Die Helder, die Hildar, die Hildor, Heeldar, Heldar, und die Hilder. Die Vertreter des Philion-Imperiums, die Borten. Und schließlich die Dilli. Und über viele Journalisten mit Telepathen verfolgte die ganze Galaxis dieses Schauspiel.
Die Botschafterin holte tief Luft. „Ich kämpfte im zweiten galaktischen Krieg. So wie viele von Ihnen. Ich habe das Leid gesehen, sowohl auf der einen, wie auf der anderen Seite. Ich habe viele Kameraden verloren, zwei Kommandanten, die mir sehr viel bedeutet haben. Was wir im Krieg oft verdrängen ist, dass nicht nur uns Leid geschieht, sondern dass auch wir Leid zufügen. Soldaten befolgen Befehle, Zivilisten geraten ohne eigenes Zutun in den Wirbel der Gewalt. Es scheint, wir hatten vergessen, was Krieg wirklich bedeutet. Ich weiss noch, wie sehr ich als junge Frau in den Krieg ziehen wollte. Weil ich nicht wusste, was Krieg bedeutet. Krieg bedeutet Tod. Krieg bedeutet Leid. Und Krieg wird immer Unschuldige treffen. Deshalb muss der Frieden bewahrt werden. Doch um den Frieden zu bewahren, müssen wir den Frieden schaffen. Wir müssen für Verständigung unter den Mächten der Galaxis sorgen. Wir müssen alle aufeinander achten, damit nicht noch einmal ein Volk benutzt wird, um anderen Völkern zu schaden. Wir müssen darauf achten, dass keinem Volk Unrecht geschieht. Und wir müssen allen intelligenten Wesen der Galaxis vermitteln, dass Leben und Freiheit die wichtigsten Güter in diesem Universum sind. Wir müssen allen intelligenten Wesen der Galaxis vermitteln, dass Krieg nicht erstrebenswert ist, das Gewalt stets nur die letzte Lösung sein kann, und niemals eine gute. Dafür sind wir hier. Die Vereinten Planeten werden hier, in dieser Raumstation dafür sorgen, dass sich die Völker untereinander verständigen, und das Frieden bewahrt wird. Gemeinsam schufen die Völker der Terran Alliance und des Orion-Systems, selbst jene von Orion 4 und 7, diese Raumstation Good Hope II, diesen Ring um den Planeten Proxima 2. Hier werden wir für Diplomatie, Verständnis und Einigung eintreten, in neuer, guter Hoffnung.“
Ein Anfang.
Fleetadmiral J.J. Belar:
Jetzt muss ich micht echt mal ranhalten und das alles lesen, sonst komme ich bei deinem Output nicht mehr nach. Aber warum sind die einzelnen Episoden eigentlich so kurz?
Kai "the spy":
--- Zitat ---Original von Fleetadmiral J.J. Belar
Jetzt muss ich micht echt mal ranhalten und das alles lesen, sonst komme ich bei deinem Output nicht mehr nach. Aber warum sind die einzelnen Episoden eigentlich so kurz?
--- Ende Zitat ---
Darauf bin ich eigentlich in meinem Eröffnungspost schon eingegangen.
--- Zitat ---Original von Kai \"the spy\"
GH war meine erste tatsächliche Prosa für mein Universum, ursprünglich für ein nie realisiertes eigenes Fanzine begonnen. Da ich diese Fanzine-Idee nie durchgezogen hatte, blieb es lange Zeit bei der ersten Episode. Erst, als ich erfuhr, dass das Fanzine XUN Autoren suchte, sandte ich diese erste Episode ein, welche dann auch in der neunten Ausgabe veröffentlicht wurde. Nun stand da ein dickes, fettes \"Fortsetzung folgt ...\" unter der Geschichte, und daher war klar, dass es weitergehen würde. Ich musste aber feststellen, dass ich gar nicht genau wusste, WIE es weitergehen würde. Zwar war mir der historische Ablauf klar, aber ich hatte noch keine echte Geschichte, welche innerhalb dieses historischen Ablaufes stattfinden sollte. Und so sog ich mir die nächsten acht Episoden teilweise aus den Fingern und hielt diese relativ kurz (die Epis, nicht die Finger).
--- Ende Zitat ---
Die Episoden von RAUMSCHIFF CAWDOR werden aber deutlich länger sein.
Fleetadmiral J.J. Belar:
Oh, das muss ich wieder vergessen haben. Gelesen habe ich es. Sorry.
Kai "the spy":
--- Zitat ---Original von Fleetadmiral J.J. Belar
Oh, das muss ich wieder vergessen haben. Gelesen habe ich es. Sorry.
--- Ende Zitat ---
Keine Sorge, dass kann bei dem langen Vorwort schon mal ein bisschen untergehen.
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