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ST -Bücherthread
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Lost Era - Serpents among the ruins
Das Jahr: 2311. Die politische Situation zwischen den drei Großmächten - der Föderation, der Klingonen und der Romulaner - ist zum zerreißen gespannt. Kanzlerin Atzetbur fällt es immer schwerer, sich in ihrem Amt zu halten - die Klingonische Defense Force ist des Friedens und der Hilfe durch die Föderation überdrüssig und auch im romulanischen Imperium erstarken Stimmen, die nach Krieg lüstern. Die Föderation lässt sich von all dem nicht beirren und arbeitet an ihrem Hyperwarp-Prototypen: der USS Universe. Der Testflug endet jedoch in einem Disaster und lässt die anderen Großmächte vermuten, dass die Föderation an Erstschlagwaffen arbeitet. Die militärische Präsenz an den Grenzen wächst, Krieg scheint unausweichlich. Mitten im Hexenkessel sitzt die Enterprise-B. Nur scheint Captain Harriman seine eigene Agenda zu haben - und die liegt darin, den Erstschlag durchzuführen.
"Serpents among the ruins" habe ich durch Zufall gelesen - oder sagen wir lieber durch Dummheit. Ich dachte, mir sei das Buch von einem Freund empfohlen worden, aber eigentlich hat der mir ein ganz anderes empfohlen, ich hatte nur die Titel vertauscht und das falsche bestellt. Macht aber nix - eigentlich ist es sogar ein Glücksfall, denn "Serpents" ist ein richtig guter Roman!
Autor David R. George III nimmt sich ein paar Begriffe heraus, die in TNG gefallen sind, ohne uns viel Hintergrund zu geben - beispielsweise den "Tomed-Zwischenfall" und den "Vertrat von Algeron" und verpackt das ganze in einen atmosphärisch gelungenen Polit-Thriller der erklärt, wie es zur fünfzigjährigen Isolation der Romulaner kam. Wo die neueren Romane, beispielsweise um den Typhon Pakt, auf Bombast und ein Übermaß an Todesopfern setzen, im verzweifelten Versuch dadurch Spannung aufkommen zu lassen, bleibt "Serpents" aber der Star Trek-Maxime treu. Tatsächlich kommt es hier zum Krieg und zum anschließenden Frieden, ohne, dass eine einzige Phaserbank abgefeuert wird. Stattdessen stehen Geheimmissionen und politische Winkelzüge im Vordergrund - und George hat seine Geschichte so geschickt aufgebaut, dass man bis zum Schluss nicht so recht weiß, wie der Plan von Captain Harriman eigentlich aussieht. Dadurch kommt extrem viel Spannung auf und das Finale enttäuscht auch nicht!
Überhaupt ist Harriman eine der ganz großen Stärken des Romans. Vergessen ist die Zeit, wo er ohne Traktorstrahl das Dock verließ und nicht wusste, wie man in einer Kriese handelt. Schon Peter David hat Harriman in "Die Tochter des Captains" rehabilitiert. In "Serpents" erleben wir Harriman als erfahrenen Kommandanten, der die Enterprise schon seit 15 Jahren befehligt und inzwischen zu den ganz großen gehört - dabei aber so erstaunlich menschlich und sympathisch blieb, dass es eine Freude ist, ihm zuzulesen. Außer ihm steht höchstens noch Demora Sulu im Vordergrund. Alle anderen Charaktere sind Mittel zum Zweck - keiner dominiert die Handlung, aber keiner ist unwichtig. Selbst Elias Vaughn mischt mit, aber in einer glaubwürdigen Rolle.
Was mir ein bisschen gefehlt hat, war noch der Blick zur Erde und nach Romulus. Ich schätze die neueren Romane haben mich in der Hinsicht etwas verwöhnt, denn immer wenn eine politische Krise ansteht, wird auch zum Palais de la concorde geschaltet und Präsidentin Bacco mischt mit. So etwas habe ich diesmal vermisst. Stattdessen bleiben wir politisch bei den Botschaftern auf der Algeron-Station (und bei Atzetbur auf Quonos). Dadurch wirkt die Geschichte dann doch nicht so... groß und wichtig, wie sie eigentlich ist. Nach Romulus und in den Palais zu schalten (und entsprechende Charaktere vorzustellen), wären vielleicht noch mal fünfzig Seiten gewesen, aber die hätte sich George ruhig gönnen dürfen. Und die Finale Konfrontation zwischen Harriman und dem romulansichen Admiral hätte auch ein wenig epischer sein dürfen. Da hatte ich etwas mehr erwartet. Ansonsten gibt es von meiner Seite aus nichts zu meckern.
Fazit: "Serpents among the ruins" ist kurzweilig, clever aufgebaut und durch die wendungsreiche Handlung auch sehr spannend. Platz für Forschung ist in diesem Roman freilich keine, aber wer auch politische Geschichten wie "Das Unentdeckte Land" nicht schreckt, ist hier genau richtig. Leseempfehlung!
Max:
Interessant, interessant. So wie das klingt, würde ich da jetzt auch nichts daran auszusetzen haben, dass da die Politik so dominiert, einfach, weil ich durch Deinen Review den Eindruck gewonnen habe, dass das gut in Szene gesetzt und auch vernünftig initiiert ist.
Aber der Klappentext...
--- Zitat ---Nur scheint Captain Harriman seine eigene Agenda zu haben - und die liegt darin, den Erstschlag durchzuführen.
--- Ende Zitat ---
... ließ mich schlucken. Aber das ist wahrscheinlich ein "Verkaufstext", oder? Weil das klingt schon arg militant.
Star:
--- Zitat von: Max am 31.10.13, 22:07 ---Aber der Klappentext...
--- Zitat ---Nur scheint Captain Harriman seine eigene Agenda zu haben - und die liegt darin, den Erstschlag durchzuführen.
--- Ende Zitat ---
... ließ mich schlucken. Aber das ist wahrscheinlich ein "Verkaufstext", oder? Weil das klingt schon arg militant.
--- Ende Zitat ---
Diesmal ist der Text von mir, aber eigentlich... ist er auch zutreffend. Harriman versucht tatsächlich einen Erstschlag durchzuführen. Nur... nicht unbedingt auf Seiten der Sternenflotte :D Er ist auch nicht verrückt geworden, im Gegenteil.
Es ist extrem schwer, das zu erklären, ohne etwas zu spoilern, und bei diesem Roman möchte ich mich mit Spoilern zurückhalten, weil ich potentiellen Lesern den Spaß nicht verderben will. Ich kann nur sagen, dass die Story recht clever und durchaus Star Trek-würdig ist. Hier geht es nicht um Hiphip-hooray-Militarismus, sondern eher darum, den Leser an der Nase herumzuführen. Und das ist... gelungen :)
Fleetadmiral J.J. Belar:
Ich mochte Harriman schon immer.
Ich fand es damals sehr schade, dass er zum Trottel zugunsten Kirks letzter Glanzleistung degradiert wurde.
Was freilich auch ein grund dafür ist, dass ich selbst versuche ihn durch meine Ent-B Serie zu rehabilitieren.
Auch ich habe "die Tochter des Captains" gelesen, was mich stark inspiriert hat. Wenn dieses Buch in Deutsch erhältlich ist, dann werde ich es sicher lesen, zählt doch "das unentdeckte Land" zu meinen Lieblings ST Filmen.
Danke für die Review, Star.
Gruß
J.J.
Star:
--- Zitat von: Fleetadmiral J.J. Belar am 01.11.13, 11:27 ---Ich mochte Harriman schon immer.
Ich fand es damals sehr schade, dass er zum Trottel zugunsten Kirks letzter Glanzleistung degradiert wurde.
Was freilich auch ein grund dafür ist, dass ich selbst versuche ihn durch meine Ent-B Serie zu rehabilitieren.
--- Ende Zitat ---
Joa, ich bin jetzt auch - nicht zuletzt durch diesen Roman - neugierig darauf geworden, was du mit Harriman gemacht hast. Deine Enterprise-B-Geschichte ist jedenfalls auf meiner To-Read Liste. Kann aber noch was dauern, im Moment stapeln sich die Bücher auf meinem Nachttisch :Ugly :)
--- Zitat ---Wenn dieses Buch in Deutsch erhältlich ist, dann werde ich es sicher lesen, zählt doch "das unentdeckte Land" zu meinen Lieblings ST Filmen.
Danke für die Review, Star.
--- Ende Zitat ---
Hm, ich fürchte das könnte noch lange dauern, ehe ein "Lost Era"-Roman ins deutsche übersetzt wird. Mir sind jedenfalls keine Pläne bekannt, entsprechendes in die Wege zu leiten. Sollte es aber doch noch geschehen, dann informiere ich dich :)
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