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ST -Bücherthread
Max:
--- Zitat von: Star am 01.11.13, 11:11 ---
--- Zitat von: Max am 31.10.13, 22:07 ---Aber der Klappentext...
--- Zitat ---Nur scheint Captain Harriman seine eigene Agenda zu haben - und die liegt darin, den Erstschlag durchzuführen.
--- Ende Zitat ---
... ließ mich schlucken. Aber das ist wahrscheinlich ein "Verkaufstext", oder? Weil das klingt schon arg militant.
--- Ende Zitat ---
Diesmal ist der Text von mir, aber eigentlich... ist er auch zutreffend. Harriman versucht tatsächlich einen Erstschlag durchzuführen. Nur... nicht unbedingt auf Seiten der Sternenflotte :D Er ist auch nicht verrückt geworden, im Gegenteil.
Es ist extrem schwer, das zu erklären, ohne etwas zu spoilern, und bei diesem Roman möchte ich mich mit Spoilern zurückhalten, weil ich potentiellen Lesern den Spaß nicht verderben will. Ich kann nur sagen, dass die Story recht clever und durchaus Star Trek-würdig ist. Hier geht es nicht um Hiphip-hooray-Militarismus, sondern eher darum, den Leser an der Nase herumzuführen. Und das ist... gelungen :)
--- Ende Zitat ---
Ah, okay, ich glaube, zu verstehen! Dann ist es allerdings wirklich so, dass es klüger ist, wenn Du nicht mehr verrätst :D
Max:
--- Zitat von: Star am 02.11.13, 13:46 ---Ja, das kam in den Büchern zum Enterprise-Relaunch vor. Und die waren eine unfassbare Enttäuschung und der ganze Plot um Tucker erzwungen und doof. Andy Mangels und Michael A. Martin halt.
--- Ende Zitat ---
Das wollte ich immer schon in diesem Thread unterbringen, jetzt hast Du den Autor ja noch mal im ENt S5-Projektthema genannt: Ich finde es höchst amüsant, dass jemand Mangels heißt ;) :D Was sich da so alles anstellen läßt: "Mangels besserer Plotideen", etwa ;) ;)
Star:
Hehe, ja da bietet sich das ein oder andere Wortspiel an. Aber um fair zu sein - die Plotideen sind oft nicht das Problem, es ist eher... die Umsetzung, die doch arg zu wünschen übrig lässt. Wobei Mangels und Martin aber mit "Kathedrale" auch schon einen recht kurzweiligen Roman verfasst haben, so ist das nicht. Aber das war wohl wirklich nur die Ausnahme. :/
Lost Era - The art of the impossible
Auf der Suche nach einer rohstoffreichen Welt stolpern die Cardassianer zufällig über die Ruinen einer, mythischen Kolonie der Klingonen. Als die davon Wind bekommen, und ihrerseits Besitzansprüche auf den Planeten stellen, schliddern die beiden Großmächte auf einen militärischen Konflikt zu - einen Konflikt, den sich keine der beiden Seiten leisten kann. Also bittet man die Föderation um Vermittlung. Curzon Dax macht in den Verhandlungen einen mutigen, wenn auch wenig reflektierten Schritt: Er hält die beiden Parteien dazu an, in einem Wettstreit um die Kolonie zu kämpfen - wer die natürlichen Ressourcen am besten abbaut, gewinnt den ganzen Planeten. Doch damit fangen die Probleme erst an und erwachsen zu einem Konflikt, der fast 20 Jahre lang dauern soll...
Der Titel spielt darauf an, wie Otto von Bismarck einst Politik bezeichnete - und ist auch mehr als passend für diese, eine Geschichte, die... politischer gar nicht sein könnte. Im Vergleich dazu war "Serpents" ein reines Action-Abenteuer. Die Handlung ist mit vier(!) Großmächten (Klingonen, Cardassianer, Föderation, Romulaner), ebenso vielen Geheimdiensten (Imperial Intelligence, Obsidianischer Orden, Tal Shiar, Starfleet Intelligence) und gefühlten hunderttausend bekannten Gastcharakteren reichlich komplex, schwer wiederzugeben und erstreckt sich auch über eine Zeitspanne von 18 Jahren (2328-2346). Autor Keith R.A. Decandido - kurz KRAD - zieht sämtliche Register seines anscheinend unerschöpflichen Star Trek-Wissens und fackelt ein Feuerwerk ab, das sehr erfolgreich Kontinuitäts- und Wissenslücken selbst dort füllt, wo man gar nicht wusste, dass welche vorhanden sind. Ich meine mich im Trek-Universum recht gut auszukennen. Dennoch habe ich mir ein ums andere Mal an die Stirn geschlagen, weil ich diverse Dinge schon wieder völlig vergessen hatte. Und den ein oder anderen Namen musste ich auch noch mal bei Memory Alpha nachschlagen.
Überhaupt kommt so ziemlich jeder Charakter vor, der auch nur uuungefähr in dieser Ära vorzufinden war. Egal ob Enebran Tain, Korbin Entek, Uhura, Rachel Garett, Ian Troi, Lwaxana, Mogh, Colonel Worf, Worf, Deanna, Elias Vaughn (der ist irgendwie auch überall dabei), Duras, K'mpec und Captain Picard's Stargazer (wenn auch nur kurz erwähnt), man stolpert ständig über bekannte Figuren. Das ist einerseits eine Stärke, weil KRAD sich wirklich auskennt und die Charaktere immerzu perfekt trifft. Andererseits ist es aber auch eine Schwäche, denn man hat keinen richtigen Anker in der Geschichte, keine Figur, die einen durch die ganze Handlung begleitet. Stattdessen wechseln die Akteure und Schauplätze so oft, dass einem schon einmal etwas schwindelig werden kann, und man noch mal kurz innehalten muss, um sich bewusst zu machen, wer jetzt mit wem alliert ist, und wer wen hintergehen will - gerade auf Seiten der Klingonen ist das nicht unbedingt einfach.
Zum Glück hat KRAD nicht nur das Hintergrundwissen, nein, er beherrscht auch das Handwerk. Sein Schreibstil ist flüssig, teilweise auch herrlich ironisch, die Charaktere sind immer einsprägsam (besonders witzig: der cardassianische Gul, der ständig redet und dabei am liebsten über die Jugend herzieht), die Handlung schreitet flott voran, die Szenerie ist immer interessant. So wird das Geschehen nie langweilig und eigentlich auch nicht unübersichtlich, aber... bei den ganzen Charakteren und Verquickungen mit den Serien, anderen Romanen und sogar den Comics, fühlt man sich mitunter schon etwas erschlagen. Wo ich bei "Serpents" noch die Beleuchtung der romulanischen und föderalen Regierung forderte, wäre hier vielleicht ein biiiiisschen weniger mehr gewesen. Andererseits besticht KRAD auch immer durch witzige Einfälle, sodass es schon okay ist.
Die Geschichte selbst, die sich dabei mit Propaganda, überheblichen Vermittlern, selbstsicheren Militärs und Agenten beschäftigt, die in ihrer eigenen Welt leben, wirft ein interessantes Bild auf die verwirrende Welt der Politik, und jene, die sie machen - mal aus eigennutz, mal uninformiert, mal erzwungen. Dabei bietet der Roman deutliche Parallelen nicht nur zur Situation vor dem ersten Weltkrieg, sondern auch zu aktuelleren Ereignissen. Wer sich für derlei Dinge interessiert, wird durchaus Freude haben. Wer etwas stringenteres und vielleicht auch, hmn, spannenderes sucht, ist mit "Serpents among the ruins" besser bedient. Dennoch: Ein gutes Buch. Durchaus empfehlenswert.
Max:
--- Zitat von: Star am 05.11.13, 20:17 ---Hehe, ja da bietet sich das ein oder andere Wortspiel an. Aber um fair zu sein - die Plotideen sind oft nicht das Problem, es ist eher... die Umsetzung, die doch arg zu wünschen übrig lässt. Wobei Mangels und Martin aber mit "Kathedrale" auch schon einen recht kurzweiligen Roman verfasst haben, so ist das nicht. Aber das war wohl wirklich nur die Ausnahme. :/
--- Ende Zitat ---
Der Name ist halt nur so reizvoll für solche Wortspiele: "In Sachen ST-Bücher lautet der Plural von Mangel nicht Mängel, sondern Mangels" ;) ;) :)) Ich weiß, das ist kindisch und ungerecht, aber wüsste er, was ich hier schreibe, würder er wahrscheinlich lachen und weiterschreiben und sich und viele andere damit weiterhin auch sehr glücklich machen :)
--- Zitat von: Star am 05.11.13, 20:17 ---Lost Era - The art of the impossible
Auf der Suche nach einer rohstoffreichen Welt stolpern die Cardassianer zufällig über die Ruinen einer, mythischen Kolonie der Klingonen. Als die davon Wind bekommen, und ihrerseits Besitzansprüche auf den Planeten stellen, schliddern die beiden Großmächte auf einen militärischen Konflikt zu - einen Konflikt, den sich keine der beiden Seiten leisten kann. Also bittet man die Föderation um Vermittlung. Curzon Dax macht in den Verhandlungen einen mutigen, wenn auch wenig reflektierten Schritt: Er hält die beiden Parteien dazu an, in einem Wettstreit um die Kolonie zu kämpfen - wer die natürlichen Ressourcen am besten abbaut, gewinnt den ganzen Planeten. Doch damit fangen die Probleme erst an und erwachsen zu einem Konflikt, der fast 20 Jahre lang dauern soll...
--- Ende Zitat ---
Das klingt sehr gut - irgendwie diplomatisch verspielt und dennoch nicht unglaubwürdig. Bis einschließlich zum Punkt "Wettstreit" hatte das auch viel von einem TOS-Gedanken, wo Kirk & Co. ja andauernd um bestimmte Dinge, meistens ja ihr Leben kämpfen mussten ;)
--- Zitat von: Star am 05.11.13, 20:17 ---Überhaupt kommt so ziemlich jeder Charakter vor, der auch nur uuungefähr in dieser Ära vorzufinden war. Egal ob Enebran Tain, Korbin Entek, Uhura, Rachel Garett, Ian Troi, Lwaxana, Mogh, Colonel Worf, Worf, Deanna, Elias Vaughn (der ist irgendwie auch überall dabei), Duras, K'mpec und Captain Picard's Stargazer (wenn auch nur kurz erwähnt), man stolpert ständig über bekannte Figuren. Das ist einerseits eine Stärke, weil KRAD sich wirklich auskennt und die Charaktere immerzu perfekt trifft. Andererseits ist es aber auch eine Schwäche, denn man hat keinen richtigen Anker in der Geschichte, keine Figur, die einen durch die ganze Handlung begleitet.
--- Ende Zitat ---
Ich hätte da glaube ich in erster Linie die Sorge, dass man zwanghaft auf bekannte Figuren zurückgreifen will, damit die Leser meinen, jemanden zu haben, an dem sie sich "festhalten" können - es ist aber halt etwas merkwürdig, wenn die wichtigsten Ereignisse im All auch wieder ausgerechnet mit den Leuten zu tun haben, die wir - Achtung, wieder ein Wortspiel :( ;) - canon kennen.
Aber es klingt wirklich nach einem guten Buch!
Star:
--- Zitat von: Max am 05.11.13, 22:23 ---[...]wüsste er, was ich hier schreibe, würder er wahrscheinlich lachen und weiterschreiben und sich und viele andere damit weiterhin auch sehr glücklich machen :)
--- Ende Zitat ---
Also, lachen und weiterschreiben kann er ja gerne - aber bitte keine Star Trek-Romane mehr 8[
--- Zitat ---Ich hätte da glaube ich in erster Linie die Sorge, dass man zwanghaft auf bekannte Figuren zurückgreifen will, damit die Leser meinen, jemanden zu haben, an dem sie sich "festhalten" können - es ist aber halt etwas merkwürdig, wenn die wichtigsten Ereignisse im All auch wieder ausgerechnet mit den Leuten zu tun haben, die wir - Achtung, wieder ein Wortspiel :( ;) - canon kennen.
--- Ende Zitat ---
Es bestaht bei so einer Vorgehensweise natürlich auch immer die Gefahr des "Kleine Welt-Syndroms". Allerdings muss ich sagen, dass KRAD das immer recht gut löst - er bombardierte einen hier zwar mit sehr vielen bekannten Namen, aber es wirkte auch immer an der entsprechenden Stelle passend und glaubhaft. Nein, mein Problem war tatsächlich eher, dass es unter den ganzen Charakteren keinen gab, den man durch die ganze Handlung hindurch begleiten durfte. Der Roman ist ein bisschen wie ein Mosaik. Jeder Charakter bildet ein Steinchnen - manche ein größeres, andere ein kleineres - aber dominiert wird das Bild von niemandem. So kommt zwar durchaus das Gefühl eines großen, lebendigen Universums auf - was sicher einen ganz eigenen Reiz hat -, aber leidvoll spannend war die Geschichte daher nicht unbedingt.
So, einen habe ich aber noch:
Typhon Pakt 4,5 - Kampf
Die Enterprise-E befindet sich auf diplomatischer Mission zur Talarianischen Republik. Man möchte die Talarianer ins Khitomer-Abkommen aufnehmen, was sich als schwieriger gestaltet, als gedacht; denn plötzlich proben die talarianischen Frauen den Aufstand gegen das Patriarchat. Unterdessen sind Sicherheitschefin Choudherry und Erstkontakt-Spezialistin T'Ryssa Chen auf geheimer Mission im Typhon Pakt unterwegs; auf Kinchaya gibt es eine Dissitentenbewegung, die friedlich gegen die Obrigkeit prostestiert. Choudherry und Chen geraten zwischen die Fronten...
Eigentlich waren 6 Romane der Typhon Pakt-Reihe geplant, aber irgendein Vollhonk bei Pocket Books fand es damals wohl sinnvoll, die letzten beiden Romane des strauchelnden Projektes einfach zu verkleinern, zusammenzulegen, und das ganze als Exklusiv-Content zu verkaufen. Das Ergebnis ist eine Geschichte von gerade einmal 90 Seiten, die nur für Ebooks erhältlich ist, im Gegenzug aber auch weniger kostet - in den USA waren das noch happige 6 Dollar. Cross Cult, der deutsche Verleger, ist wesentlich humaner und vertickt das Ding für schlappe zweifuffzig. Klar, dass ich da zugreife, denn ich bin anscheinend süchtig genug.
Egal. Die Sachen von Autor Christopher L. Bennett sind meistens einen Blick wert... wenn auch nicht unbedingt dieses mal. Sprachlich ist die Geschichte recht langweilig. Bennett spult routiniert, aber leider auch vollkommen lustlos den Text herab und gibt sich keine Mühe, auch nur ansatzweise so etwas wie Atmosphäre aufkommen zu lassen. So liest sich das ganze recht erzwungen, wie ein Nachgedanke, der eben schnell fertigwerden musste. Das ist zwar schade, aber nicht unbedingt ein Todesstoß; Bennett, der mehr Wissenschaftler als sonst was ist, überzeugt eh meistens durch Inhalte, als durch sprachliche Finesse.
Und zumindest bei der Themenwahl macht er einiges richtig. Beide Handlungsstränge - sowohl bei den Talarianern (TNG: "Endars Sohn"), als auch bei den Kinshaya, sind ganz klar vom arabischen Frühling inspiriert und als Riesentribut an all jene geschichtliche Widerstandsbewegungen zu verstehen, die ihre Ziele nicht mit Waffen, sondern völlig gewaltfrei vertraten. Nicht gerade selten werden daher auch Ghandi und Surak zitiert. Ich applaudiere dieser Themenwahl, die nicht nur hervorragend zu TNG, sondern überhaupt zu den Romanen im 24. Jahrhundert passt, die mir in letzter Zeit doch etwas zu sehr auf Mord und Totschlag setzten.
Außerdem schreckt er nicht davor zurück, den Charakter der Jasminder Choudherry wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Wo sie in ihren ersten Auftritten noch durch ihre buddhistische GRundeinstellung (- sie ist Sicherheitschefin wohlgemerkt) positiv hervorstach, verkam sie in den letzten Romanen schon fast zu Rambo. Das scheint auch Bennett geärgert zu haben, sodass er sie hier wieder auf den Pfad der Tugend und auf die Suche nach ihrer inneren Mitte schickt.
Dennoch gibt es leider einige erhebliche Schwächen, die den Gesamteindruck arg herunterziehen. Da wäre zum einen die Länge - knapp 90 Seiten reichen anscheinend nicht aus, um sich diesen komplexen Themen angemessen zu widmen - sie böten auch für einen vollwertigen Roman schon viel Stoff. So hetzt Bennett im Kurzverfahren durch die Handlung, vereinfacht, verkürzt und greift nach simplen Lösungen für komplexe Themen.
Das andere ist der unheimliche Kitsch. Nicht nur, dass die Moral von der Geschicht so mit dem Holzhammer präsentiert wird, dass es schon belehrend und predigend wirkt, nein, die Figuren Schleimen sich auch noch derart durch die Geschichte, dass einem schon regelrecht schlecht wird. Also mir jedenfalls. Das war schon wieder zu VIEL Gutmenschtum. Dadurch, dass Bennett auch oft so furchtbar ernst und völlig ironiefrei an seine Erzählungen herangeht wirkt das ständige "Ich liebe ihn, ich liebte ihn, warum lieben wir uns nicht einfach?" schlicht... bieder.
Fazit: Immerhin - der Inhalt bietet endlich mehr als bloßes Peng-Peng, lädt zum nachdenken und disktutieren ein. Dem Gegenüber stehen aber leider inhaltliche Schwächen und eine langweilige Präsentation, die sich eher liest wie die wenig inspirierte Doktorarbeit über das elfe Gebot (Du darfst keine Geschichten stutzen). Dadurch verkommt die Geschichte wieder irgendwo zur Belanglosigkeit. Schade. Keine Leseempfehlung.
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