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ST -Bücherthread

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Max:
Spannend, wie unterschiedlich die Wahrnehmung sein kann.
Also grundsätzlich ist die Idee, die Rückkehr zu zeigen, nicht nur konsequent (nach dem, was wir in "Endgame" gesehen haben), sondern auch spannend.
Ich habe mir kurz überlegt, wie ich die Sache angegangen wäre. Klar, Persönliches zu zeigen, ist da ein Muss, aber ich glaube, ich hätte weder groß auf Konflikte noch auf Superharmonie gesetzt; vielleicht eher eine Art "zufriedene Melancholie", denn immerhin ist man jetzt wieder zuhause, obwohl dort nicht alles so sein dürfte, wie man es sich in der langen Zeit der Abwesenheit ausgemalt hatte. Einen eigentlichen Konflikt hätte ich wahrscheinlich dann auch mal von der ganzen Sternenflotten- / Weltraum-Ebene entfernt; am besten irgendetwas, das mit der Erde zu tun hat; ein gesellschaftlicher Trend zum Beispiel, der der VOY-Crew mehr als nur merkwürdig erscheint.

Hmm, was ich jetzt zu "Heimkehr" denken soll ;) :D
Na ja, in Richtung Rosamunde Pilcher müsste es nicht unbedingt gehen. Bei Liebesgeschichten halte ich mich dann doch eher an Fontane - obwohl das Thema auch in der Sci Fi eben unter Sci Fi-Prämissen seine Berechtigung hat. Die anderen Storyinhalte fügen sich meiner Wahrnehmung nach nicht unbedingt zu einem stimmigen Gesamtbild: Ein zu starker Kontrast zwischen den guten Guten und den bösen Guten, scheint mir da gegeben zu sein.

sven1310:
Kennt Ihr die vierte Staffel von Farscape?
Ich wahr schon immer der Meinung das Farscape diesen Aspekt Tausend mal besser angepackt hat. Da hat man sich wenigstens mehr getraut und die Heimkehr auf die Mitte der letzten Staffel gelegt und ein paar Konsequenzen der Vergangenden Zeit gezeigt. Schade das man das bei Voyager nicht so angepackt hat. Ich bin jedenfalls nicht Motiviert diese Bücher zu lesen.....

Star:


Typhon Pakt 5 - Heimsuchung
Nachdem die letzte Borg-Invasion die Föderation in Schutt und Asche legte, haben alte Feinde die Gunst der Stunde genutzt, um eine Allianz zu bilden, mit der man die Föderation technologisch und wirtschaftlich endgültig in die Knie zwingen will; den Typhon Pakt. Seit beinahe drei Jahren führt man nun schon einen kalten Krieg um die Vorherrschaft des Alpha-Quadranten. Doch so langsam wird die Sternenflotte wieder aufgebaut, was Splittergruppen innerhalb des Paktes immer nervöser werden lässt, aus Sorge um ihre Unfähigkeit, einen Quanten-Slipstream-Antrieb zu entwickeln, der sich mit dem der Föderation messen kann. Werden Anführer wie Föderationspräsidentin Bacco und der romulanische Praetor Kamemor einen anhaltenden Frieden bewirken, oder wird sich der kalte Krieg zwischen den beiden Allianzen verschärfen, und eventuell zu einem ausgewachsenen bewaffneten Krieg führen?

Nachdem uns die Geschehnisse um den Typhon Pakt in den bisherigen Romanen chronologisch durcheinander gewürfelt präsentiert wurden, nahm sich David R George nun der Aufgabe an, die bisherigen Erzählungen zu einem einheitlichen Bild zu ordnen und weiterzuführen. Eine eigentlich gute Idee, die in der Umsetzung aber ziemlich langweilig daherkommt. George kann zwar auch knackige Geschichten erzählen, wie das hervorragende "Serpents Among the Ruins" beweist, aber sein Metier sind anscheinend die ganz dicken Wälzer. Sofern er genug Story zur Verfügung hat, sei ihm das auch Vergönnt. Da er charakterorientiert und zwar nicht grandios, aber durchweg gut schreibt, lässt man sich als Leser gerne auch auf die epischeren Sachen ein. "Heimsuchung" hat aber nicht viel mehr anzubieten, als heiße Luft. So gehen die ersten gut 100 Seiten des 380 Seiten starken Buches mit reiner Rekapitulation der bisherigen Ereignisse drauf. Zwar geschieht das teilweise aus neuer Perspektive - so erlebt man die Nachricht um die Abspaltung Andors beispielsweise nun aus Captain Ro's Sicht, aber spannend ist das verständlicherweise nicht.

Leider geht es auch recht dürftig weiter. George führt tausend Handlungsbögen und Schauplätze ein (oder aus früheren Romanen weiter), die er wie ein Mosaik zusammenzusetzen versucht, aber wenn man mal genauer hinschaut, stellt man fest, dass am Ende nicht viel bei herauskommt. So setzt sich unter anderem wieder die Geschichte um Captain Sisko fort (die ziemlich unlogisch und unsympathisch daherkommt), oder die Geschichte um Praetor Kamemor, oder Geheule um den armen Elias Vaughn, aber auch diese charakterorientierten Szenchen sind nichts weiter als Füllmaterial, mit dem Versucht wird, eine regelrechte Inhaltsarmut zu kaschieren. Denn im Grunde widerholt sich hier nur die Geschichte aus "Nullsummenspiel": Der Typhon Pakt arbeitet erneut an einem Slipstream-Antrieb. Um den zu bekommen, muss man jetzt eben in den Gamma-Quadranten. Das führt zu ein paar Ränkespielen und Täuschungsmanövern und blabla. Schade, denn die Geschichte hatten wir ja nun erst, und das Charakterdrama funktioniert auch nicht, weil sich nun abzeichnet, dass George selbst nicht so reicht weiß, wie die Handlung weitergeht. Konnte man nach "Bestien" immerhin noch glauben, dass er einen langfristigen Plan in der Tasche hat, wird nun schnell klar, dass auch er keinen Schimmer hat, wo die Reise hingeht.

So werden einige Kurskorrekturen durchgeführt, und ganze Handlungsstränge mal eben herumgeworfen. Spock verlässt plötzlich aus Hanebüchenen Gründen seine Widervereinigungsbewegung, nur, damit er fortan auf der Enterprise sitzen und zwei drei Sätze sagen darf. Tomalak, eine Schachfigur, die in "Bestien" noch als Prokonsul in Stellung gebracht wurde, kündigt plötzlich und geht in den Tal Shiar zurück. Sisko, der Frau und Kind verließ, weil die Propheten im Unglück voraussagten, sollte er bei ihnen bleiben, ändert plötzlich seine Meinung. Prynn Tenmei, die endlich angefangen hatte sich als eigenständiger Charakter zu emanzipieren, gerät wieder in den Schatten von Elias Vaughn. All das enttäuscht, weil man das Gefühl hat, hier auf der Stelle herumzutreten.

Was lustig ist, denn an anderer Stelle hat man wieder das Gefühl, dass zu viel Entwicklung stattfand... off-Screen. Damit DS9 mit dem restlichen Buchuniversum aufholt, hat man nämlich nach der abgebrochenen neuen Staffel einen erzähltechnischen Zeitsprung von mehreren Jahren durchgeführt, der sich jetzt erst so richtig bemerkbar macht. So ist Colonel Desca, der im letzten Roman der neunten Staffel noch frisch auf DS9 ankam und viel Spaß versprach, nun schon seit sieben(!) Jahren auf der Station. Natürlich ist er nun auch mit Captain Ro Perdu. Man duzt sich und erzählt sich hier und da Schnipsel aus den Geschichten, die wir nie zu sehen bekommen. Unter anderem wird da die Entführung von Siskos Kind mal erwähnt, oder wie Iliana Ghemor mit den Aszendenten die Station angriff - eben die Geschichten, die man absichtlich übersprungen/nicht aufgelöst hat, und die man dem Leser auch nicht mehr zeigen möchte. "Wir hatten was tolles vor. Vertraut uns einfach. Ätsch."

George hätte davon einiges zeigen, oder wenigstens versuchen können, diese, dem Leser nun eher unvertrauten neuen Figuren interessant zu machen. Stattdessen füllt er die Seiten mit vielem, was einem schon bekannt ist. Ro's ganze Lebensgeschichte wird noch mal aufgerollt, Kamemors Aufstieg zur Macht, Selas Aufstieg im Tal Shiar. Dafür gehen immer schön ein paar Seiten drauf, der unaufmerksame Leser bemerkt kaum, dass in den einzelnen Kapiteln recht wenig Dialog stattfindet.

Spannend wird die Handlung dann erst auf den letzten 20 oder 30(!) Seiten. Das aber auch nur, weil man sich wieder eines Schlages in die Magengrube der Föderation (und des Lesers) bedient und einen bösen Cliffhanger auspackt, bei dem - Achtung, mächtiger Spoiler - DS9 zerstört wird. Gähn. Ich kann darüber inzwischen nur noch mit den Schultern zucken. Das ist alles so egal geworden... schade. Einfach schade.

Fazit:
George schreibt gerne viel und ausschweifend. Diesmal hat er nur leider keine dazu passende, gute Geschichte anzubieten (die dann noch nicht einmal auch nur im entferntesten abgeschlossen ist). "Heimsuchung" ist zwar immer noch besser als Romane wie "Feuer", aber dennoch komme ich nicht umhin, den Roman als spannungsarme Enttäuschung zu bezeichnen. Die Handlung plätschert vor sich hin, die altbekannten Charaktere sind teilweise kaum wiederzuerkennen und die neuen sind allesamt irrelevant. Somit gibt es auch weiterhin nichts neues Im Alpha-Quadranten. Nur der übliche kalte Krieg und "Effekthascherei."
Meh.

Leela:
Danke für den Review.


--- Zitat ---Das ist alles so egal geworden... schade. Einfach schade.
--- Ende Zitat ---

Ich lese Deine Reviews ja sehr gerne - auch weil sie Informativ sind was so passiert. Mir fällt jedoch zunehmend auf, dass (gefühlt) auf 9 schlechte Star Trek Bücher nur noch 1 gutes zu kommen scheint. Ist die Quote wirklich so schlecht? Und wenn ja,... warum liest Du weiter? Ist natürlich nur aus Neugier.

Star:

--- Zitat von: Leela am 04.03.14, 18:03 ---Mir fällt jedoch zunehmend auf, dass (gefühlt) auf 9 schlechte Star Trek Bücher nur noch 1 gutes zu kommen scheint. Ist die Quote wirklich so schlecht? Und wenn ja,... warum liest Du weiter? Ist natürlich nur aus Neugier.

--- Ende Zitat ---

Auf einem Word-Dokument habe ich mal schnell eine kleine Auflistung der "neueren" Romane gemacht. Mit hinein kamen die Relaunch-Serien (Enterprise, Voyager, DS9, TNG) und einige der anderen Serien, wie Vanguard, Titan und Typhon Pakt. Als Bewertungssystem habe ich ein ganz grobes "Gut, Meh, Schlecht" gewählt und... die Quote kann sich sehen lassen. Da waren jetzt deutlich mehr gute als schlechte Romane dabei. Vielleicht habe ich in der Rückschau einiges wohlwollender bewertet, oder ich bin anspruchsvoller geworden, aber... eigentlich glaube ich das gar nicht mal. Der letzte Roman, den ich so richtig gefeiert habe (von "Serpents Among the Ruins" mal abgesehen - das Buch ist schon was älter), ist aber tatsächlich schon etwas länger her. Das dürfte "Warpath" gewesen sein. Also begeistern kann man mich immer noch.

Der Typhon Pakt enttäuscht mich allerdings sehr. Denn der DS9-Relaunch war der einzige, der sich wie eine richtige Serienfortführung anfühlte. Den hat man aber brutal abgebrochen, und das, was mir da jetzt unter dem "Typhon Pakt"-Banner als DS9-Fortsetzung präsentiert wird... erkenne ich kaum wieder. Das gilt leider auch für TNG. Von den geliebten Crews und Charakteren des 24. Jahrhunderts ist so gut wie nichts übrig. Ein Einheitsgefühl wird schmerzlich vermisst. Und auf neue Charaktere mag ich mich langsam gar nicht mehr einlassen. Wenn man bedenkt, wie mit Taranatar umgegangen wurde (einfach unter den Teppich gekehrt) oder mit Vaughn (sehr unwürdiges Ende)... dann... ärgert mich das einfach und ich verspüre den Drang ordentlich zu meckern.

Man kann es aber drehen und wenden wie man will - für Tie-In-Romane, bekommt man schon ganz gut was geboten. Literarische Meisterleistungen sind jetzt freilig eher selten dabei, aber... die erwartet man bei dieser Art Roman auch nicht unbedingt, seien wir ehrlich. Und so im Großen und Ganzen findet man schon auch spaßige Sache unter dem Trek-Banner. Und zumindest eines haben alle Geschichten: Potential. Auch wenn es in den Romanen längst nicht immer genutzt wird, so gefallen mir oft doch wenigstens die Ideen und Intentionen, die dahinterstecken.






Außerdem brauche ich meinen regelmäßigen Star Trek-Fix. Da nimmt man auch mal schlechten Stoff in Kauf 8[

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