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ST -Bücherthread

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Department of Temporal Investigations - Forgotten History
Als plötzlich das schwer beschädigte, und offensichtlich aus der Vergangenheit stammende "DTI: Zeitschiff NX-02" innerhalb einer temporalen Anomalie auftaucht, steht das DTI vor einem Rätsel; denn die Abteilung hatte nie ein Zeitschiff. Um Licht in das Mysterium zu bringen, müssen die Agenten nicht nur tief in den Archiven graben und zur Gründung der Abteilung zurückgehen, sondern auch zu einer näheren Beleuchtung Captain Kirks, der anscheinend - mal wieder - seine Finger im Spiel einer vergessenen Vorgeschichte hatte...

So ganz korrekt war mein Review zum ersten DTI-Roman dann doch nicht. Behauptete ich damals noch, "Watching the Clock" behandle so ziemlich jede Zeitreisegeschichte, die es in Star Trek jemals gegeben hätte, wurde eine Ära größtenteils ausgespart: die von Captain Kirk. Das ein oder andere Abenteuer wurde zwar auch in "Watching the Clock" bereits angerissen, aber erst in der Fortsetzung "Forgotten History" macht sich Bennett die Mühe auch die letzten noch ausstehenden temporalen Ereignisse aufzurollen (Teilweise auch aus TAS und den Romanen) - und zusammen in Verbindung zu bringen und mit der Entstehungsgeschichte des DTIs zu verknüpfen. "Forgotten History" ist somit Sequel als auch Prequel zugleich. Das hat Vor-, aber leider auch Nachteile.

Die Geschichte ist diesmal wesentlich geradliniger, unaufgeregter und kürzer als im Vorgänger - dadurch aber auch weniger komplex und bei weitem nicht so episch oder spannend, was generell nicht schlimm ist. Bennett hat eben schon so viel in den ersten Roman gestopft, dass der zweite zwangsläufig im Vergleich abfallen musste. Schade ist allerdings, dass der Roman auf der Charakterebene deutlich den Kürzeren zieht. Die in "Watching the Clock" liebgewonnenen Figuren wie Dulmer und Lucsly oder Garcia und Ranjea kommen diesmal nur am Rande vor, in einer deutlich untergordneteren Rolle - der Großteil der Handlung konzentriert sich in Rückblenden auf die Kirk-Zeit. Zwar gibt es auch hier neue Figuren, aber die sind weit weniger liebenswürdig, was dem Roman die Wärme des ersten Teils raubt.

Auf gelungene Momente muss man dennoch nicht verzichten - gerade das Ende, in dem Lucsly auf seine persönliche Nemesis trifft, und eine Lektion in Sachen Heldenverehrung/verdammung erfährt, und lernen muss, dass Geschichte - selbst die unveränderte - so manches in den falschen Kontext bringt, und dass dennoch viele Mystifizierungen ihren Sinn haben, ist gut gemacht.

Fazit: "Forgotten History" fällt sehr viel kleiner, ruhiger, aber daher leider auch weniger spaßig aus, als der Vorgänger, zumal diesmal das DTI selbst im Vordergrund steht, nicht die Charaktere. Dennoch ist "Forgotten History" ein gut geschriebener, erneut erstklassig recherchierter Roman, der einmal mehr Lücken füllt und Verbindungen zwischen bisher zufällig erscheinenden Ereignissen herstellt, und somit vor allem für Fans von TOS, Zeitreisegeschichten und dem DTI interessant sein dürfte.

David:
@Star: Was ich dich mal fragen wollte:

Du scheinst ja jetzt schon den einen oder anderen Roman über die Temporale Behörde gelesen zu haben.
Was hältst du im Allgemeinen von dieser Reihe und würdest du sie mir empfehlen?

Ich schätze jedoch, dass es fast unmöglich sein wird, die Romane auf absehbare Zeit in Deutschland/auf Deutsch zu bekommen, aber man soll ja nie "nie" sagen.

Daher würde ich mich über deine Meinung im Allgemeinen über diese Reihe freuen.

Star:
Eine Reihe ist es noch nicht. Bisher gibt es nur zwei Bücher: "Watching the Clock" und "Forgotten History". Ein dritter Roman mit dem Titel "The Collectors" ist aber vor kurzem für Ende des Jahres angekündigt worden. Federführend für die Reihe ist Christopher L. Bennett, der auch schon Romane wie "Die Hunde des Orion" "Stürmische See" oder "Mehr als die Summe" geschrieben hat - alle auf Deutsch erhältlich.
"Watching the Clock" fand ich wirklich bemerkenswert. "Forgotten History" sackt im Vergleich zum ersten Teil etwas ab, war aber immer noch ordentlich. Ich denke, dir könnten die Romane auch gut gefallen. Bennett ist einer der wenigen Autoren - wenn nicht sogar der einzige, der größtenteils auf Gewalt verzichtet und stattdessen Wissenschaft und Erforschung in den Vordergrund stellt. Auf Action muss man aber auch nicht verzichten. Er hat nur manchmal die lästige Angewohnheit in Kitsch abzurutschen, aber das war bei den beiden DTI-Romanen eher nicht der Fall.

David:
Danke für die ausführlichen Infos.
Ich werde mal die Tage auf Amazon schauen, ob ich sie da bekommen kann.

Star:


Star Trek - Ex Machina
Die Erde ist gerettet, die Bedrohung durch V'Ger abgewandt. Heldenhaft kommt sich das Trio der Enterprise trotzdem nicht vor. Kirk ist voller Selbstzweifel und fragt sich, was er Decker angetan hat, und ob die Enterprise überhaupt noch der richtige Platz für ihn ist, war die Mannschaft doch eigentlich an einen anderen Kommandanten geeicht. Spock steht durch den Abbruch des Kohlinars als Witzfigur da und McCoy findet sich als alter Landarzt weder mit der neuen Technik, noch mit den Aliens in der Crew zurecht und denkt - erneut - an Rücktritt.

Gerade in dieser schwierigen Zeit kommt es zu Anschlägen auf dem Planeten Lorina, wo vor etwas über einem Jahr der Komet Yonada nach einer schier unendlich langen Zeit sein Ziel erreicht hat. Kirk und seine Crew brechen auf, um Natira - Herrin der Fabrini - zur Seite zu stehen. Doch nicht alle Fabrini sehen in Kirk einen Freund: Für viele ist er ein Gottesmörder, der das Orakel und ihren Glauben zerstört hat, und der bedrohlichste Terrorist auf Lorina plant mit dem Orakel etwas, das über die Grenzen des Menschlichen hinausgeht: Er will eins mit dem Orakel und so mächtig wie V'Ger werden, und um seine Ziele zu erreichen, er ist bereit, Lorina in Flammen zu setzen!

Erstaunlicherweise gibt es nicht viele Romane, die sich mit der Zeitspanne zwischen "Star Trek - Der Film" und "Der Zorn des Kahn" beschäftigen. Diese Ära wird anscheinend allgemein als wenig interessant erachtet - eine kuriose Tatsache, die dem Autor Christopher Bennett mit seinem "Ex Machina" sehr zugute kommt, kann er hier doch massive Charakterentwicklung betreiben, und viele offene Fragen beantworten, ohne, mit Nachfolgewerken in Konflikt zu geraten.

So gelingt es ihm, jedem der Charaktere etwas mit auf dem Weg zu geben, Wachstum zu zeigen (Chekov in seiner neuen Rolle als Sicherheitschef, Sulu, der sich langsam auf den Weg in die Kommandoabteilung begibt), und die Charaktere auch einmal mehr ein Stück näher zusammenzuschweißen - vor allem in jenen, zahlreichen, Momenten, in den die "Helden" ganz menschlich sind, an sich selbst zweifeln, reflektieren, und sich dabei neu orientieren. Bennett beweist ein sehr gutes Händchen für die Charaktere, vermeidet eine übertriebene glorifizierung, ohne die Figuren schwach oder uninteressant zu zeichnen. Hinzu kommt eine ganze Riege von Zweitcharakteren, die in "Star Trek - Der Film" zwar zu sehen waren, über die wir aber nichts erfahren haben. Chief DiFalco, beispielsweise, oder jede Menge, Aliens, bei denen sich Bennett auch entsprechend austobt und mit viel Phantasie eine ähnlich bunte und interessante Crew kreiert, wie man sie sonst höchstens auf der Titan vorfindet.

Das wirklich interessante ist aber die Hauptstory, die man im Grunde als Sequel zu "Der verirrte Planet" begreifen kann, nur, dass Bennett die Chance nutzt, um eine gelungene Analogie über Krisen wie etwa die im Mittleren Osten zu kreieren. Die Kultur der Fabrini befindet sich nach der Enthüllung des Orakels als ganz normalen Computer, in einer Neuausrichtung, irgendwo gefangen an der Schwelle zur modernen Informationsgeellschaft und dem dunklen (aber einfachen) Mittelalter, zu dem manche gerne wieder zurückkehren würden, und natürlich kämpfen allerhand Fraktionen um die Macht, weil nur sie glauben den richtigen Weg zu kennen. Dabei bekommt es die Enterprise-Crew mit moderaten Einflussfaktoren zu tun, aber auch mit Fanatikern, die mit Selbstmordattentätern Terror unter der Bevölkerung verbreiten - und Kirk und Co müss realisieren, dass die Föderation selbst in eine bestimmte Richtung zerrt, und damit allerhand Schaden anrichtet - auch wenn die von der Föderation angebotene Hilfe gut gemeint ist. Bemerkenswert ist, dass Bennett Klischees weitestgehend (wenn auch nicht völlig) vermeidet und keine der Gruppen als Fehlerlos darstellt, oder sie gar verdammt, auch nicht jene, die zurück zu ihrer Religion wollen. Es werden eine Menge Sinnfragen aufgeworfen, sowohl über Religion, über Verantwortung (Oberste Direktive), über Vertrauen, Ängste, usw.

Natürlich ist auch Ex Machina nicht ohne Fehler. Bennett jongliert vielleicht mit ein paar Bällen zu viel, hier und da gibt es Längen, und das Ende ist auch etwas bemüht, zumal der Bösewicht, der recht gut aufgebaut wird, am Ende doch ziemlich blass bleibt. Auch andere Probleme lösen sich etwas zu leicht in Wohlgefallen auf, damit der obligatorische "Ritt in den Sonnenuntergang" getätigt werden kann. (Und, wenn mir dieser Nitpick erlaubt wird - das Umschlagbild des Romans ist ziemlich hässlich)

Dennoch ist "Ex Machina" ein wirklich gutes Buch, das zum Nachdenken und Diskutieren anregt, und in wissenschaftlicher Hinsicht auch wieder recht lehrreich ist. Wer Action braucht, ist hier falsch. Wer aber eine gut durchdachte Geschichte mit inhaltlicher Signifikanz sucht, der sollte einen Blick riskieren - sofern man der Post-TMP-Ära etwas abgewonnen kann. Es ist überdies ratsam, sich vorher noch mal "Ein verirrter Planet" anzuschauen!

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