Review: Star Trek: Typhon Pact - Seize The FireIm zweiten der vier Typhon Pact Romane stößt die USS Titan fernab vom Hoheitsgebiet der Föderation auf mehrere Raumschiffe der Gorn, die in Begriff sind, eine uralte Terraforming-Maschine in Betrieb zu nehmen. Die brauchen die Gorn, um eine neue Brutwelt für ihre Kriegerkaste zu schaffen, denn die bisherige Welt wurde Opfer einer stellaren Katastrophe - und Kriegerkasten-Eier sind anscheinend sehr wählerisch in Bezug auf die Umgebung, in der sie gedeihen können. Captain Rikers Problem mit dem Plan der Gorn: Das Ziel ihrer Terraforming-Anstrengungen ist bereits von einer Präwarp-Zivilisation bewohnt...
Das zweite Buch der Reihe konnte mich ehrlich gesagt nicht so sehr begeistern, wie das erste. Das liegt vor allem am meiner Meinung nach schwachen und eher schleppend fortgeführten A-Plot um die Terraforming-Maschine und den Planeten, auf dem sie angewandt werden soll. Wesentlich interessanter gestaltet sich der B-Plot um verschiedene Personen auf zwei unterschiedlichen Gorn-Schiffen - das eine ein Teil einer offiziellen Mission der Gorn Hegemonie, das andere gekapert von den Wächtern der ehemaligen Krieger-Brutstätte (die gelinde gesagt nicht mehr alle Tassen im Schrank haben).
Wie vorher die Breen bekommen jetzt also die Gorn die Grundüberholung, um das Wenige was im Canon bisher über sie bekannt war glattzubügeln und zu erweitern. Wie sich herausstellt, existieren der "TOS-Gorn" und der "ENT-Gorn" parallel, sind nämlich Angehörige unterschiedlicher Kasten (TOS-Typ: Krieger, ENT-Typ: Wissenschaftler). Ein netter, plausibler Kunstgriff um die gravierenden Unterschiede zwischen beiden zu erklären. Mehr noch als bei den Breen wurde hier die völlige Andersartigkeit der Gorn betont. Das fängt bei den instinktiven Angstreaktionen der meisten Säugetiere gegenüber Reptilien an und geht bis zur Sprech- und Denkweise der Gorn, die sich vor allem in Begrifflichkeiten deutlich von den Sternenflottencharakteren abhebt. Zudem haben die Gorn die für "Echsenmenschen" typische Schwierigkeit, Worte ohne Lispeln und Zischen auszusprechen, weswegen die Namen der Crewmitglieder ("Rry'kurr" statt "Riker"), der Titan ("Tieh-tan") selbst und der Föderation ("Federasszshn") ziemlich verhackstückt werden, was mir jedoch nie als lächerlich, sondern eher als gelungen-verfremdet auffiel. Auch dass die Gorn die instinktive Abneigung der "Säugetiere" spiegeln und sich der alte Spruch mal wieder bewahrheitet, dass "sie vor uns ebenso viel Angst haben wie wir von ihnen" macht sich sehr gut. Vieles was für den Leser schon selbstverständlich ist (z.B. dass die Föderation reptiloide Mitgliedersvölker hat) ist für die Gorn eine echte Überraschung und ein temporärer Gast auf Rikers Schiff ist geradezu geschockt von der Tatsache, dass ein "Säugetier" so etwas wie Mitgefühl gegenüber einem fremden (ebenfalls reptiloiden) Volk überhaupt empfinden kann.
Neben der Dynamik zwischen den Gorn und der Titan-Crew haben auch die Szenen auf den Gorn-Schiffen etwas für sich, auch wenn die schicksalhaft-zufällige Wiedervereinigung eines seit Jahren getrennten Gorn-Pärchens etwas sehr konstruiert und schmalzig wirkt. Besagtes Pärchen ist zudem der primäre Bezugspunkt auf den beiden Gorn-Schiffen und beide (Wissenschaftler) sind sich mit ihren jeweiligen Kriegerkaste-Kommandanten nicht gerade grün. Die beiden geben sehr sympathische Nebendarsteller ab, mit denen man sehr schön mitfiebern kann. Und es macht vor allem Spaß, die Gedankengänge und Anpassungsschwierigkeiten des männlichen Parts zu lesen, den es ab ca. der Hälfte des Romans auf die Titan verschlägt.
Dass ich mich über diese zwischenmenschlichen (zwischengornischen) Aspekte so auslasse hat den Grund, dass der Hauptplot wie gesagt eher uninteressant ist, schleppend verläuft und nicht viel hergibt. Echte Angst um die Bewohner des Präwarp-Planeten kam nie so wirklich auf, allein weil sie erst kurz vor Ende überhaupt erst in Erscheinung treten. Ihre drohende Vernichtung verkommt dadurch zu einer reinen Prinzipienfrage, statt zu einem echten moralischen Dilemma. Und einige Plotpunkte hängen meiner Ansicht nach einfach in der Luft: So zum Beispiel wird nie so wirklich erklärt, warum der männliche Gorn der an Bord der Titan kommt die KI der Terraforming-Maschine für eine Inkarnation der gornischen Schöpfergöttin hält - und daran hängt wiederum ein großer Teil des Showdowns.
Ein Subplot, der in diesem Buch zwar angefangen aber leider nicht konsequent genug durchgezogen wird ist Tuvoks vorherige Erfahrung mit der Genesis-Technologie kurz nach den Ereignissen von ST3 und daraus resultierende Ängste vor dieser Art des Terraforming. Aber am Ende des Buches stehen die Zeichen auf Fortsetzung (leider in Form eines übel klischeehaften Cliffhangers) und ich gehe davon aus, dass da im nächsten Titan-Roman noch etwas kommt.
Wenn man etwas mehr über die Gorn erfahren möchte (und sich am Non-Canon-Status nicht stört), oder einfach nur die Bücher alle gelesen haben will lohnt Seize The Fire einen Blick, aber uneingeschränkt empfehlen kann ich es nicht wirklich.
Übrigens: Wer vorhat, die Titan-Romane komplett zu lesen, sollte den vorhergehenden Band Synthesis/Synthese unbedingt vor Seize The Fire lesen. Zum einen wäre die Anwesenheit eines gewissen Crewmitglieds der Titan sonst ein Spoiler, zum anderen wird in Seize The Fire die Handlung von Synthesis in ein paar Nebensätzen angerissen und das wären dann ebenfalls Spoiler.
Ansonsten hilft wie bei Buch 1 die vorherige Lektüre von A Singular Destiny/Einzelschicksale wegen des Typhonpaktes an und für sich. Einer der eher obskuren TNG-Comics, der die Enterprise-E in einen Staatsstreich in der Gorn-Hegemonie verwickelt, wird auch kurz angesprochen, ist aber zum Verständnis des Buches ebenfalls nicht nötig.
Ich bin bereits am dritten Buch (Rough Beasts Of Empire), das diesmal die Romulaner und die Gründungszeit des Typhonpakts zum Thema hat. Und auch wenn ich noch keine Aussage über den Plot treffen will, bekommen wir da doch wenigstens ein Wiedersehen mit der Sisko-Familie, Spock, Sela, Tomalak und Ex-Senatorin-und-jetzt-Prätorin Tal'Aura (aus Nemesis). Ich bin nur (nach ca. 43% des Buches) noch nicht sicher, wie der Autor die beiden Plots unter einen Hut bekommen will. Aber gut, das war ich bei Destiny auch nicht.
