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Die Utopie als Geschichte - Chancen und Grenzen

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Tolayon:
Nun ja, persönlich würde ich den Anarcho-Kapitalismus nicht unbedingt oder zumindest nicht im vollen Umfang befürworten, aber ich erkenne, dass er die aktuellen und "natürlichen" Eigenschaften der Menschen am besten einfängt, also bei einer Umsetzung in die Praxis keine ganz so gravierenden Umstürze wie bei anderen anarchistischen Systemen nötig sein sollten.

Andererseits dürften die meisten allein mit dem Begriff wohl mehr etwas Dystopisches verbinden, wie etwa die Diktatur von Großkonzernen, welche an die Stelle der alten Staaten treten und die kleinen Leute noch mehr knechten als letztere.

Aber genau das scheint mit dem Konzept wohl nicht gemeint zu sein, und der ihm (wie auch jeder Anarchie) innewohnende Hang zum Pazifismus ist auf jeden Fall ansprechend.


( Übrigens, immer wenn ich an das Wortpaar "Anarcho-Kapitalismus" denke, stelle ich mir unwillkürlich einen Haufen Banker und Manager vor, die in feinsten Nadelstreifen mit Krawatte auf die Straße gehen und skandieren:

"Nieder mit dem Staat, alle Macht dem Kapital!" )

SSJKamui:
Ich finde die liberalen Anarchismen (Anarcho Kapitalismus, Individualistischer Anarchismus, Egoistischer Anarchismus etc.) auch irgendwie noch am Freiheitlichsten im Vergleich zu anderen Strömungen. (Besonders extrem, die Anarcho Primitivisten, welche den Menschen wieder ein Nomadenleben aufzwingen wollen.)

Tolayon:
Zuerst wollte ich das hier im Kaffeekränzchen posten, aber da der Inhalt dieses Artikels sich mit der Utopie in STAR TREK und deren zum Teil negativen Umsetzungen in der heutigen Realität befasst, passt er hier besser rein:

-> "Star Trek" und die NSA: Datenmissbrauch? Nicht mit Captain Kirk!

Interessant auch die Leserkommentare zu diesem Artikel...

Fleetadmiral J.J. Belar:
@ Toly

Hab ich auch gelesen. Fand ich sehr interessant. Wobei so eine Brücke hat schon ihre Vorteile und dass man sich da Anleihen nimmt, kann ich nachvollziehen. Aber der NSA Chef scheint schon ein kleiner Trekkie zu sein. Jedoch, wenn er ST verstanden hätte, dann würde er moralischer handeln. Oder er meint, S31 nachahmen zu müssen.

Gruß
J.J.

SSJKamui:
Einige wichtige Konzepte von Utopien: (Die hier vielen Nützlich sein könnten.)

Technokratie
Eine "wissenschaftliche" Staatsform, in der Wissenschaftler regieren und nur die Leute zugang auf politische Posten haben, welche ihre Qualifikation prüfen können. (z.B. muss in einer Technokratie ein Gesundheitsminister idealerweise selbst Arzt sein. Dachdecker würden nicht zugelassen zu so einer Position.) Technokratien benutzen ein wissenschaftliches Projektmanagement, wo ein Ziel aufgestellt wird, ein Plan zur Erreichung des Ziels festgelegt wird und dann quasi experimentell geprüft wird, ob das politische Projekt funktionieren kann. Gleichzeitig ist in einer Technokratie meistens Wissenschaft selbst ein oberstes Staatsziel, weshalb große staatliche Institute und Forschungsflotten unterhalten werden und den Bürgern eine Karriere in der Wissenschaft sehr stark nahegelegt wird.

Häufig sind dargestellte Technokratien auch von Hochleistungscomputern unterstützt oder geleitet.

Demokratische Mitbestimmung ist in einer Technokratie eingeschrenkt zu Gunsten eines Qualifikationssystem, was bedeutet, dass sich Bürger meistens Prüfungen unterziehen müssen, um überhaupt politischen Einfluss bekommen zu können.

Technokratien sind die häufigsten Formen von Utopien und Dystopien gleicher Maßen. Der reale Staat, der einer Technokratie am Nahesten ist, ist die Volksrepublik China seit dem Tod Mao Tse Tungs. (Deren Partei hat ein strenges Auswahlverfahren für politische Ämter, was sehr stark nach wissenschaftlicher Qualifikation geht und neue Planungen werden in SOnderwirtschaftszonen etc. getestet.)

Technokratien in Utopien sind Unter Anderem Appleseed, Francis Bacons Neo Atlantis (wovon ich vermute, dass Gene Rodenberry die Idee der Sternenflotte her hat. Das erinnert nämlich stellenweise frappierend daran.), B.F. Skinners Walden Two, H.G. Wells Was Kommen wird,  und laut manchen Leuten Star Treks Sternenflotte.  (Zum Teil passt Ayn Rands "Galts Gulch" auch hierrein, weil das eine Kolonie der klügsten Menschen der Erde sein soll.)

Dystopische Technokratien sind unter Anderem Brave New World, Gattaca und Alphaville

"Neutral" ist unter Anderem Neon Genesis Evangelion. (In einer Folge wird erwähnt, die Stadt wird von 3 Supercomputern regiert und die Politiker dienen nur dazu, den Menschen zu erklären, was die Computer wollen.)

Gegner der Technokratieidee waren unter Anderem George Orwell und Martin Heidegger, die beide Technokratie mit Totalitarismus gleichsetzten. Heidegger meinte auch, so ein Staat würde die Menschen entmenschlichen, was extrem gefährlich wird.


Gated Community
Abgeschlossenes Dorf, das nicht jedem EInlass gewährt, sondern die Menschen nach bestimmten Kriterien aufnimmt oder abweist und sich selbst als unabhänger Stadtstaat sieht. Die meisten realen Versuche, eine Utopie in der Realität aufzubauen, waren Gated Communites. Beispielsweise die Twin Oaks Community: http://en.wikipedia.org/wiki/Twin_Oaks_Community

Fiktionale Beispiele: Walden Two, Appleseed, Alphaville, einige Planeten bei Star Trek, Galts Gulch in Atlas Shrugged



Arcologie
Kann als Erweiterung der Gated Community gesehen werden. In etwa ist eine Arkologie sowas Ähnliches wie eine Raumkolonie, aber auf der Erde gebaut. Es ist also eine Art riesiges Gebäude mit künstlicher Atmosphäre, was eine Stadt und Natur beinhaltet. Die Arcologie ist vollkommen von der AUssenwelt getrennt und theoretisch steht die gesamte Atmosphäre unter der Kontrolle der Regierung.(Was Schutz vor einigen Naturkatastrophen bringen kann.)

Ein Beispiel einer real geplanten Arcologie: http://en.wikipedia.org/wiki/Shimizu_Mega-City_Pyramid

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