Forum > Autorentipps
Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur
Max:
--- Zitat von: ulimann644 am 22.07.12, 18:56 ---Nicht unwichtig - allerdings würde ich die Frage: "Was (worüber) will ich schreiben?" ganz an den Anfang stellen. und danach erst über die Botschaft der Geschichte/Serie nachdenken.
--- Ende Zitat ---
Hmm, ich finde, beides kann sehr schnell zu zwei Seiten ein und derselben Medaille werden!
--- Zitat von: ulimann644 am 22.07.12, 18:56 ---Man kann auch innerhalb einer Serie verschiedene Themen verfolgen, so dass man nicht uninteressant wird.
--- Ende Zitat ---
Das halte ich grundsätzlich für einen großen Vorteil von Serien, nämlich, dass man von einer relativ unveränderlichen Basis aus verschiedene Szenarien erzählen kann. Wie daraus etwas entsteht, merke ich gerade bei der "Satyr"-Reihe.
--- Zitat von: ulimann644 am 22.07.12, 18:56 ---Überhaupt bin ich der Meinung, dass es die Charaktere sind, die eine Serie ausmachen, nicht hauptsächlich die Geschichten (die sind zwar auch nicht unwichtig, aber DEFENDER, UNITY-ONE oder MORNING-STAR leben von doch zu einem hohen Anteil von den schillernden Figuren IMO...)
--- Ende Zitat ---
Ich bin zuletzt auf den Trichter gekommen, dass das eine durch das andere "befeuert" wird - eine andere Figur als Seph Hunter würde wohl kaum auf die Idee kommen, quasi aus dem Nichts seinen Körper fast komplett umoperieren zu lassen - so entsteht dann also eine Geschichte nur aufgrund der Figurenanlage.
An sich halte ich die Geschichte allerdings deswegen für die wichtigste Grundlage, weil es ohnehin immer Figuren gibt, die dann handeln werden und damit automatisch beleuchtet werden können.
SSJKamui:
Mit Zielgruppensuche meinte ich nicht, die Geschichte extra für bestimmte Leute zu schreiben, sondern die Geschichte auch in den Foren/Gruppen/Seiten zeigen, wo man denken kann, dass man dort viele Interessierten findet und nicht egal, was man für ein Thema hat sich Krampfhaft an eine Gruppe von Leuten klammern (zum Beispiel in ein und demselben Forum) und seine Geschichte auf Teufel komm raus verbiegen, nur um diese kleine Zahl von Leuten zu überzeugen. Im Vergleich dazu meinte ich, es sei besser, sich zu überlegen, wo man das Ganze vorstellen könnte. (Das hatte ich mit Zielgruppenansprache gemeint, sich zu überlegen, wo und wie man Interessierten mitteilen könnte, dass es die eigene Geschichte gibt. Ich habe ausdrücklich nicht gemeint, das Ganze nur nach solchen Überlegungen zu schreiben. Es war im Gegenteil als Maßnahme gemeint, damit man sich nicht von einem kleinen Personenkreis und dessen Wohlwollen abhängig macht. )
ulimann644:
--- Zitat von: SSJKamui am 23.07.12, 09:12 ---Mit Zielgruppensuche meinte ich nicht, die Geschichte extra für bestimmte Leute zu schreiben, sondern die Geschichte auch in den Foren/Gruppen/Seiten zeigen, wo man denken kann, dass man dort viele Interessierten findet und nicht egal, was man für ein Thema hat sich Krampfhaft an eine Gruppe von Leuten klammern (zum Beispiel in ein und demselben Forum) und seine Geschichte auf Teufel komm raus verbiegen, nur um diese kleine Zahl von Leuten zu überzeugen. Im Vergleich dazu meinte ich, es sei besser, sich zu überlegen, wo man das Ganze vorstellen könnte. (Das hatte ich mit Zielgruppenansprache gemeint, sich zu überlegen, wo und wie man Interessierten mitteilen könnte, dass es die eigene Geschichte gibt. Ich habe ausdrücklich nicht gemeint, das Ganze nur nach solchen Überlegungen zu schreiben. Es war im Gegenteil als Maßnahme gemeint, damit man sich nicht von einem kleinen Personenkreis und dessen Wohlwollen abhängig macht. )
--- Ende Zitat ---
Aaaach so - das hatte ich anders verstanden.
Klar, dass man seine Werke lieber dort vorstellt, wo man erstens Feedback bekommt und zweitens eine gewisse Anerkennung.
Würde ich hier z.B. Lovestories verbreiten, dann wäre die Leserschaft wohl leicht zu überblicken... ;)
Natürlich hat man mit ungewöhnlichen Konzepten überall mehr Probleme, als mit gängigen - das muss einem klar sein.
Ich habe festgestellt, dass ich HIER selbst mit gewöhnlichen SF-Stories einen schweren Stand habe, sobald sie nicht im STAR TREK Universum spielen...
Max:
Ich weiß nicht, ich habe gute Erfahrungen mit gewöhnlichen Sci Fi-Geschichten gemacht. Ich würde jederzeit wieder Stories wie "Der Trick" oder "Was wir hassen" hier veröffentlichen :) Das bedeutet: Danke an die Leserschaft :)
SSJKamui:
Ich denke mittlerweile auch, eine wichtige Frage bei der Konzeption der Geschichte ist auch eine Frage, die man stark als "Logik oder Leidenschaft?" zusammenfassen kann. Dies betrifft eigentlich alles von Charakteren über Plotelementen, Dialogstilen etc. Manche nennen es auch "Aufklärung oder Romantik?". Ich würde es auch so zusammenfassen "Willst du, dass deine Geschichte eher von Spock oder von Worf gelesen wird?"
Bei "Logikbetonten Geschichten" geht es eher um "Köpfchen einsetzen", Rätsel lösen, Erforschen etc. Die Figuren sind eher realer und wissenschaftlicher eingestellt. Das tägliche Überleben, Arbeit, Familie etc. sind wichtiger als "der Weg des Kriegers", Ehrgefühl etc. Pragmatismus ist die Haupteinstellung der Gesellschaft. In der Geschichte geht es dann auch meistens eher ums Forschen oder Ermitteln als um den Kampf. Es geht aber häufig auch um die Frage, ob nicht die moderne Welt zuviel von der menschlichen Gefühlswelt und Sinn aus der Existenz genommen hat, zu Gunsten von Wissenschaft und Technik. Und ob diese starke Hinwendung auf Rationalität nicht unser Privatleben ruiniert. (Beispielsweise haben Protagonisten solcher Plots häufig ein großes Problem mit persönlicher Einsamkeit und/oder Vernachlässigung der eigenen Familie. )
Außerdem sind die Protagonisten solcher Geschichten häufig eher ruhig, in sich gekehrt und Nachdenklich. Das allgemeine Setting hat eine emotional eher unterkühlte Atmosphäre, die man fast schon als Entmenschlicht bezeichnen kann. Als Beruf haben die Protagonisten meistens eher die Aufgabe von Detektiven oder Forschern.
Offener Kampf ist in solchen Plots meistens Sinnlos, Unmöglich oder Fatal, weshalb eine eher rationale Lösung gefunden werden muss. (Oder der Kampf ist Unvermeidlich, zerstört aber mehr, als es bringt.)
(Beispiele für solche Plots wären u.A. Blade Runner, Solaris, Star Trek 1, Andromeda: Tödlicher Staub aus dem All, Alien, Event Horizon, Alarm im Weltall und 2001: Odyssey im Weltraum, Ghost in the Shell. Als Genre sind ein großer Teil von Detektiv oder Horrorgeschichten fast automatisch in diese Richtung. )
So ein Setting heißt nicht Zwangsläufig, Rationalität führt auch zum Erfolg oder ist dominierend in der Welt. Selbst wenn am Ende herauskommt, die Welt ist von Grund auf Irrational und nicht verständlich, kann das Setting immer noch Rational und Aufgeklärt sein, so lange die Protagonisten rationale Methoden Anwenden, um ihre Ziele zu erreichen. (Die scheitern dann eben am Ende. )
Der Kontrast wären dann "Leidenschaftsbetonte Geschichten", um sie mal so zu nennen. Dort geht es vom Setting her meistens auch eher leicht Feudal zu, mit Adeligen, Rittern, Prinzessinnen etc. Die Protagonisten sind meistens "stolze Krieger", welche diese Werte auch offensiv zur Schau stellen. Dinge wie Ruhm, Treue, Pflichtgefühl, Tapferkeit, Kameradschaft und sich zu beweisen stehen im Vordergrund und Konflikte werden eher mit Gewalt gelöst, anstatt durch technische Verfahren. (Der Einsatz von Hilfsmitteln oder Tricks wird eher als Schummeln und Hinterhältig gesehen. Deshalb ist eher der offene Kampf auf dem Schlachtfeld bevorzugt.) Ideale werden sehr stark zur Schau gestellt, genau so wie große Konflikte gezeigt werden. Im Gegensatz dazu spielen Pragmatismus und für den Lebensunterhalt sorgen im Modernen Sinn keine große Rolle. (Allenfalls der Lebensunterhalt in Form der Jagd auf überlebensgroße Monstren. )
Charaktere sind auch sehr stark geneigt, extremst irrational zu handeln, zum Beispiel riesige Mittel aufzuwenden, nur um persönliche Rachegefühle zu befriedigen. (Wo jeder, der auch nur halbwegs bei Verstand ist, eigentlich diese Rachegefühle als zutiefst bescheuert ansehen würde.) Dies gilt aber auch für Positiveres wie die Rettung von Freunden. Gefühle werden mehr als Offen gezeigt (was sogar bis hin zu Prügeleien unter offensichtlich Alliierten geht.) Während Verrat unter engsten Freunden im "modernen, aufgeklärten Settings" an der Tagesordnung ist, ist dies in "Romantischen Settings" fast sicher eine Todsünde.
Sehr häufig kann man solche Geschichten fast als eine Idealisierung von Tradition sehen. Trotzdem verhalten sich die Figuren hier meistens Menschlicher als ihre "Kollegen aus den aufgeklärten Settings" und achten mehr auf die gegenseitigen Bedürfnisse. (Und riskieren ihre eigene Haut viel eher für ihre Freunde.) Deshalb ist das den meisten Leuten auch symphatischer als die "kalte Moderne". (Sieht man ja auch daran, dass Star Trek 2 extremst viel populärer ist als Star Trek 1. Eigentlich sind die ersten beiden Star Trek Filme sowieso fast die besten Beispiele, um beide Settings zu kontrastieren.)
Man kann beide Richtungen auch ein wenig als Appolonisch (Vernunftbetont/Rational, Wissens und Kulturbedürfnisse Befriedigend, Realpolitisch betrachten) oder Dionysisch (Archaisch, Emotional, Wild, Triebhaft) bezeichnen. Beide Arten von Settings haben Vorteile und Nachteile. Und es kommt sehr stark auf den jeweiligen Autor an, was besser ankommt. Meine Erfahrung ist, bei mir lieben die Leute eher hart Moderne, Rationale und Aufgeklärte Settings, am Besten sogar mit gewissen nihilistischen Untertönen, während die leidenschaftliche Seite eigentlich fast gar nicht ankommt. (Passt auch ein Wenig zu einer Untersuchung meines Gehirns vor Kurzem, wo herauskam, dass ich sowieso eher der rationale/systematisierende Typ bin und mit Emotionen von anderen Leuten nicht wirklich gut zurecht komme. (Obwohl ich leider alles Andere als Stoisch bin, sondern selbst eher emotional.)) Dies muss man eher testen, womit man als Autor besser fährt. Das aufgeklärte Setting wirkt gleich viel echter und glaubwürdiger, wärend das andere Setting eher wie eine Mythenlandschaft wirkt. Man könnte es auch mischen in Form von Leidenschaftlichen, Idealisten, die am Ende auf die Nase fallen und merken, ihre Werte werden nicht mehr geteilt.
Irgendwie habe ich auch das Gefühl, sehr viele Diskussionen auf der Seite gehen darum, welcher Geschichtstyp interessanter ist. Wobei die Mehrheit eher dem Leidenschaftlichen zugeneigt ist, aber User wie Max und Ich in unterschiedlichen Stärken der rational/wissenschaftlichen Seite zugeineigt sind. (Obwohl ich Beidem etwas abgewinnen kann.) Bei uns beiden geht es dann meistens in den Diskussionen eher um Gesellschaft als Positiv oder Negativ und im Allgemeinen eher um Optimismus vs. leicht zynischen Realismus und Staatsvertrauen oder Eigenverantwortung.
Star Trek halte ich eher für eine Mischung aus beiden Ansätzen mit Charakteren wie Spock, Seven of Nine, Dax, Quark oder Data auf der einen Seite und Worf, Kirk etc. auf der anderen Seite. Einige Charaktere wie Picard sehe ich auch direkt als Mischung von beiden Aspekten.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete