Autor Thema: Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur  (Gelesen 13402 mal)

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ulimann644

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Dieser Thread soll sich mit Tipps rund um die Strukturierung einer Geschichte beschäftigen:

Zuerst eimal die Frage: Struktur ?? Was bringt das ??

Meiner Meinung nach ist die Struktur einer Geschichte das Alpha und Omega. Die Struktur einer Geschichte ist sozusagen das Skelett und ohne dieses Skelett kann sie nicht stehen.
Sprich: Man sollte - bevor man die erste Zeile seiner Geschichte schreibt - zuerst einmal wissen WORÜBER man da letztlich überhaupt schreiben wird und was alles passieren wird.

Und zwar von Anfang bis Ende.

Nichts ist schwieriger, als \"einfach drauflos zu schreiben\", denn man kann keine Anspielungen oder Hinweise auf später folgende Ereignisse schreiben, wenn man diese Ereignisse selbst noch gar nicht kennt.

Aus diesem Grunde halte ich vier Schritte beim Schreiben für wichtig:

1. Die Ideensammlung: In dieser Phase schreibe ich quasi alles was mir an Ideen kommt in ein Notizheft - diese Ideen müssen nicht miteinander zusammenhängen, das folgt später.

2. Das Exposé: Hier schreibe ich dann - ähnlich wie in einem Drehbuch - die einzelnen Szenen auf und füge auch vereinzelt sehr detailiert schon Unterhaltungen ein.
Dieses Exposé kommentiere ich mit Gedanken zu den einzelnen Szenen, oder ich füge Fragen ein. Deshalb schreibe ich das Exposé auch so, dass ich jede zweite Zeile frei lasse - das lässt Platz auch mal Dinge umzuschreiben...
Zu den Fragen schreibe ich später auch Antworten in´s Exposé - dieses Fragen und Antworten hilft Logikfehler zu minimieren oder Ungereimtheiten im Ablauf der Geschichte zu erkennen.

3. Ich schreibe mir einen Fahrplan - tatsächlich mit der Zeit, die einzelne Aktionen dauern, um Fehler im Ablauf mehrerer Handlungsstränge zu vermeiden - wenn z.B. ein Landetrupp Tage unterwegs ist, an Bord, bis zu deren Rückkehr aber nur scheinbar Stunden vergangen sind, klingt das später etwas merkwürzig...

4. Erst nun beginne ich mit dem Schreiben der eigentlichen Geschichte, wobei auch in dieser Phase noch neue Story-Elemente mit einfließen können. Mit der beschriebenen Vorarbeit erkennt man jedoch viel besser, was machbar ist, oder wie sich dieses neue Story-Ellement einfügen lässt.

So - dass war´s erstmal von meiner Seite zum Thema Story-Struktur

Zur Struktur der eigentlichen Geschichte, werde ich später auch noch ein paar Takte anmerken... :Andorian

Max

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Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur
« Antwort #1 am: 30.08.09, 22:36 »
Ich glaube, ich bin auch ein Verfechter der Strukturgebung.
Es gibt sicher auch Leuten, die dem Planen entgegen halten, die Figuren würden - idealer Weise - ohnehin gerne ein Eigenleben entwickeln, sodass die Geschichte auch eine andere Wendung einnimmt.
Wer dann den Figuren den Freiraum einräumt und sich von ihnen leiten läßt, erlebt ein anderes Ergbnis.
Darüber hinaus ist ja das Schreiben auch oft eine recht impulsive, leidenschaftliche Sache, die sich auf subjektive Dinge fixiert, weshalb da mit Planungen und Strukturen nicht viel zu gewinnen ist.
Das muss halt jeder für sich entscheiden. Mir persönlich wurde die Erfahrung bisher nicht zuteil, dass eine Figur einfach ein Eigenleben entwickelt hat und sich völlig gegen meine Planungen verhielt. Sicher, manchmal spürt man trotzdem, was für eine Figur an Handlungen und Empfindungen passend ist und was nicht, grundsätzlich habe ich aber lieber die Kontrolle über das Geschehen.

Tolayon

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Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur
« Antwort #2 am: 30.08.09, 22:40 »
Also wenn man als Autor vollkommen die Kontrolle über seine Figuren oder auch nur eine davon verliert, ist das schon irgendwie unheimlich...

Andererseits haben Personen gewisse Persönlichkeitsmuster, die sich so schnell nicht vollkommen ändern lassen.
So gesehen könnte es durchaus mal vorkommen, dass ein Autor vorhat, seine Figur in eine bestimmte Situation zu setzen in der sie so und so reagiert, dann aber feststellt dass dies ihrer bislang etablierten Persönlichkeit widersprechen würde.
So etwas könnte man dann durchaus als ein gewisses \"Eigenleben\" bezeichnen.

Fleetadmiral J.J. Belar

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Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur
« Antwort #3 am: 30.08.09, 22:40 »
Also ich plane immer grob vor. Ich weiß meistens genau, was ich am Anfang haben will und wo ich damit hinwill. Wie ich da hinkomme, entscheidet sich meistens auf dem Weg dorthin. Meinen Figuren lasse ich einen gewissen Freiraum und sie entwickeln auch nach und nach ein Eigenleben. Völlig durchplanen war noch nie so meins.
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Lairis77

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Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur
« Antwort #4 am: 30.08.09, 22:43 »
Mein Figuren haben alle eine Eigenleben, und trotzdem plane ich.
Hört sich vielleicht schizo an, ist es aber nicht wirklich. Manchmal schmeißen mir meine Figuren den Plan um, aber das passiert selten. Meistens ist es eher so, dass ich mir überlege, wie miene Chars reagieren würden, und dann entwickle ich einen groben Plot. Die Details überlasse ich wieder meinen Charakteren.

Aber eines geht bei mir gar nicht: einfach drauf los schreiben ohne zu wissen, wo die Geschichte hingeht und wie sie enden soll.
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Alexander_Maclean

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Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur
« Antwort #5 am: 31.08.09, 08:37 »
Ich plane meistens auch vor.

Grundlegend habe ich zwei Phasen.

Das Grobkonzept.
Beschreibung, was in der Folge passiert

das feinkonzept
Eigentlich das Grobkonzept für die einzelne Kapitel unter Angabe, wer von den MainChars mitspielt.

Aber das ist meist nicht in Stein gemeißelt. Erst letzte Woche habe ich was bei Entscheidungen II umgestellt.
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ulimann644

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Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur
« Antwort #6 am: 31.08.09, 14:17 »
Das mit dem Eigenleben finde ich irgendwie skurril.
Denn: Ich bin derjenige, der den Figuren Leben einhaucht - das machen sie nicht selbst IMO...  8o

Natürlich bleibt auch bei einer sehr genauen Vorstellung zu einer Figur immer noch eine Menge Spielraum für zahlreiche Facetten, die noch nicht in der Charaktervorgabe erfasst sind:
Zum Beispiel lässt die Vorgabe für Dheran, dass er einen \"eigentümlichen Humor\" besitzt eine Menge Raum zur Interpretation, wie sich dieser Humor zeigt.

Ein Eigenleben, dass man nicht jede Szene mit jeder Figur schreiben kann, weil einige dieser Figuren von ihren Eigenschaften nicht dafür geeignet sind, kann ich mir schon vorstellen - aber, dass sie sich ohne meinen Willen weiterentwickeln ist bislang noch nicht vorgekommen...

Was natürlich immer vorkommt ist, dass auch beim Schreiben noch Szenen dazukommen können - wie gerade erst bei ICICLE, wo ich dann doch einen Handlungsstrang mit einer Gruppe MACO´s eingeflochtenn habe - was aber viel leichter umsetzbar ist, wenn man ein Exposé hat...

Daret

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Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur
« Antwort #7 am: 31.08.09, 16:19 »
Mein Hauptchar, ist mehr der Träumer und Nachdenker und
das passt sehr gut zu der Person.  

Ich bin auch so einer, der immer erst alles Drumherum ausbaut und dann mit dem eigentlichen schreiben beginnt.
Außerdem sollte man auch seine Charakter finde ich als erstes Ausbauen,
weil man hinterher wenn man mit dem schreiben beginnt immer
noch umstrukturieren kann.

Grüße daret

Alexander_Maclean

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« Antwort #8 am: 31.08.09, 18:22 »
Zitat
Original von ulimann644
Das mit dem Eigenleben finde ich irgendwie skurril.
Denn: Ich bin derjenige, der den Figuren Leben einhaucht - das machen sie nicht selbst IMO...  8o


Würde ich nicht unbedingt sagen. Gute Figuren entwickeln nach meiner Erfahrung eine Art Eigenleben. Sie flüstern einen Dinge ins Ohr und sperren sich auch schon mal,wenn man sie in  eine Richtung scheuchen will, die nicht zu Ihnen passt.

Ich weiß, klingt etwas schizophren.
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Lairis77

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Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur
« Antwort #9 am: 31.08.09, 20:22 »
Dann sind wir wohl beide ein bisschen Bluna - meine Charaktere sind nämlich genauso ;).

Meine Mutter hat mal ein ganz lustiges Essy zu dem Thema geschrieben:
http://www.sandozean.de/sandozean/texte/schreibtipps/despoten.html

Uli kann sich ja entscheiden, ob er Demokrat oder Despot ist :D.
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Max

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« Antwort #10 am: 31.08.09, 20:47 »
Wahrscheinlich lasse ich gar nicht zu, dass meine Figuren ein Eigenleben bekommen. Bei meiner Struktur stehen sie nämlich nur selten im Vordergrund, denn der \"entzündende Funken\" hat eigentlich immer etwas mit einem Thema zu tun und fast nie mit einer Figur. Sicher, die Figur transportiert einen Großteil der nötigen Handlungen und soll durchaus auch eine eigene Rolle habe, aber ein echtes Eigenleben (im Nachhinein kann man diesen Drang ja beim Korrigieren zensieren ;) :D) würde ich ihr wohl nur erlaube, wenn das Thema es sozusagen wünscht.

Alexander_Maclean

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Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur
« Antwort #11 am: 31.08.09, 21:12 »
Zitat
Original von Lairis77
Dann sind wir wohl beide ein bisschen Bluna - meine Charaktere sind nämlich genauso ;).

Meine Mutter hat mal ein ganz lustiges Essy zu dem Thema geschrieben:
http://www.sandozean.de/sandozean/texte/schreibtipps/despoten.html

Uli kann sich ja entscheiden, ob er Demokrat oder Despot ist :D.


Ich glaube ich bin so was wie ein Konstitutioneller Monarch.

Ich gebe die grobe Richtung vor, wenn aber einer meiner Chars ne bessere idee hat, lasse ich mit mir reden. Wenn seine oder ihre Idee Rotz ist, gibt es die peitsche. :popo
 :D
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ulimann644

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Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur
« Antwort #12 am: 01.09.09, 13:36 »
Zitat
Original von Lairis77
Dann sind wir wohl beide ein bisschen Bluna - meine Charaktere sind nämlich genauso ;).

Meine Mutter hat mal ein ganz lustiges Essy zu dem Thema geschrieben:
http://www.sandozean.de/sandozean/texte/schreibtipps/despoten.html

Uli kann sich ja entscheiden, ob er Demokrat oder Despot ist :D.


Gut geschrieben - allerdings für meine Begriffe zu sehr schwarz/weiß, da fehlen mir die Grautöne in sämtlichen Helligkeitsstufen
Desweiteren hinkt mir dieser Vergleich etwas, weil ich ja keine Biografie schreibe sondern eine Geschichte mit vielen unterschiedlichen Charakteren - so´ne und solche.
Darüber hinaus mag ich auch keine Klischee-Figuren - trotzdem sollte man nicht die Kontrolle über diese Figuren abgeben, denn genau dann läuft man Gefahr, dass sich Dinge einschleichen, die nicht zur betreffenden Figur passen.

Wenn dies bedeutet Despot zu sein, dann entscheide ich mich ( zumindest beim Schreiben ) dafür, einer zu sein. Demokrat bin ich im RL.

Das heißt nicht, dass sich die Charaktere, die ich benutze nicht weiterentwickeln, aber der Punkt, der für mich entscheident ist: Diese Figuren tun das nicht von sich aus - sondern ICH entwickele diese Figuren weiter, durch spontane Ideen beim Schreiben selbst. Das mag mancher für Wortspielerei halten, aber es ist so.

Zukünftige Kritiken werden dann zeigen, wie gut ( oder auch wie schlecht ) ich mit dieser Einstellung fahren werde...

Tolayon

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Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur
« Antwort #13 am: 04.09.09, 22:29 »
Also ich würde mich anhand des oben aufgeführten Aufsatzes wohl am ehesten als konstitutionellen Monarchen sehen...

Meine Charaktere dürften wohl niemals vollständig außer Kontrolle geraten, ebenso wenig wie ich sie als leblose Marionetten ansehe, mit denen ich nach freiem Belieben anstellen kann was ich will (zumindest was die Hauptcharaktere betriff).

Was in dem Aufsatz auch zur Sprache kommt und was ich als ebenfalls äußerst wichtig erachte, ist der respektvolle Umgang mit Canon-Charakteren. Man sollte sie in eigenen Geschichten nur als gelegentlichen Zuckerguss verwenden und auch dann nur gemäß ihrer etablierten Charakterisierung und Erlebnisse.
Mit anderen Worten: Der Leser sollte solche Charaktere nicht nur anhand ihrer Namen wiedererkennen können.

ulimann644

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Das Wichtigste an einer Geschichte - Die Struktur
« Antwort #14 am: 05.09.09, 07:19 »
Zitat
Original von Tolayon
Also ich würde mich anhand des oben aufgeführten Aufsatzes wohl am ehesten als konstitutionellen Monarchen sehen...

Meine Charaktere dürften wohl niemals vollständig außer Kontrolle geraten, ebenso wenig wie ich sie als leblose Marionetten ansehe, mit denen ich nach freiem Belieben anstellen kann was ich will (zumindest was die Hauptcharaktere betriff).

Was in dem Aufsatz auch zur Sprache kommt und was ich als ebenfalls äußerst wichtig erachte, ist der respektvolle Umgang mit Canon-Charakteren. Man sollte sie in eigenen Geschichten nur als gelegentlichen Zuckerguss verwenden und auch dann nur gemäß ihrer etablierten Charakterisierung und Erlebnisse.
Mit anderen Worten: Der Leser sollte solche Charaktere nicht nur anhand ihrer Namen wiedererkennen können.


Da sprichst du einen ganz wichtigen Punkt an, der auch sehr gut im Thread über die Charaktererstellung passen würde - eben der vernünftige Umgang mit Canonfiguren.

Ich selbst ziehe eigene Charaktere für FF-Geschichten vor, weil sie mehr Potenzial beinhalten, einfach weil es keine Canon-Vorgaben gibt, die man beachten sollte.

Andererseits ist es aber auch schwerer solchen eigenen Figuren - eben wegen der fehlenden Vorgabe - Leben einzuhauchen, sprich: sie sympathisch zu machen, oder auch bei den Antagonisten zu erreichen, dass man sie abgrundtief hasst - was IMO noch schwerer zu schreiben ist, ohne in Klischees zu verfallen... ( Bösewichter zu beschreiben ist einfach - Bösewichter zu beschreiben, die ein Gesicht haben, das ist schwer... )

Wenn aber Canon-Figuren, dann sollte man sich gut überlegen, wieviel man davon wirklich braucht ( außer man führt eine Canon-Story weiter, wie in Stars Comic-Projekt )
Hier ist zumeist weniger oft mehr.
Einer Canon-Figur behutsam eine passende neue Facette hinzuzufügen kann oft mehr bringen, als einen ganzen Schwung dieser Figuren relativ farblos zu beschreiben.

 

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