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Die Zusammenstellung der "Heldengruppe"
SSJKamui:
Ich stehe hier zwischen Max und Alex. Ich habe damit angefangen, Philosophiebücher zu lesen und Material zu Ordnen. Dann hatte ich mich für bestimmte geschichtliche Themen entschieden und diese dann bestimmten Figuren zugeordnet. Aber nicht so, dass eine Figur ein Thema hatte, sondern eine Figur mit mehreren Themen bestückt war.
z.B. waren die Themen, die ich Madoka Michael zuordnete, die Bedeutung der Sprache für die menschliche Existenz und das Thema Individuum und Sozialisation/Isolation, in Zusammenhang mit dem Gefühl der Angst. (Frei nach Martin Heidegger.)
Da hatte ich die Themen, die ich besprechen wollte. Daraus hatte ich dann eine Grundidee der Figur entwickelt. Meine Grundideen bei Madoka waren, sie konnte ohne medizinische Operation nicht sprechen lernen und gerät in der Story in ein unangenehmes Menschengedränge. Dann habe ich nach weiteren wissenschaftlichen Sachen gesucht, die ich den Charakteren hinzufügen konnte. z.B. bei Madoka passte zu den Grundideen eigentlich das Phänomen einer autistischen Störung. Dadurch hatte ich dann gleich einen Grund, warum sie in der Organisation sein konnte.
Danach ist mir aber aufgefallen. Hier passte jetzt was nicht. Das war die falsche Hauptgeschichte für den Charakter. Also wurde die Hauptgeschichte mehr auf Forschung ausgerichtet.
Daneben habe ich geguckt, welche ungewöhnlichen Verhaltensweisen von mir selbst kann ich dem Charakter hinzufügen. Und da natürlich auf einen realistischen Blick betrachtet. Mir war aufgefallen, dass ich immer seltsame Handbewegungen durchführen muss. Das passte sehr gut und wurde hinzugefügt.
Danach kam dann gedanklich der Schluss vom Charakter auf die Gesellschaft, mit der Frage, wo ähnelt sich die Herangehensweise der Figur mit ihren Problemen gesamtgesellschaftlichen Prozessen? Die Ideen wurden notiert und hinzugefügt. Es musste auch Parallelen zwischen der persönlichen Geschichte der Hauptfiguren und der Gesamtgeschichte geben und das müssten ähnliche Probleme sein. Solche Elemente wurden dann auch hinzugefügt.
Daneben habe ich "Charakterarchetypen" von Serien studiert und mich daran teilweise orientiert. (Diese aber ausser Kontext verwendet.) Madoka und Karala basieren auf dem Typus des Dark Magical Girl (Faith bei Buffy, Hotaru Tomoe, Akemi Homura, Seira Kisaragi, Vampire Princess Miyu etc.) Dieser Charaktertypus ist meistens (mit Ausnahmen) eher intelligent, nachdenklich, introvertiert, egoistisch, mysteriös etc. Und diese Figurenart hat meistens Probleme im Elternhaus etc. Ich habe mich entschieden gehabt, da ich solche Charaktere immer cool fand, meine beiden Hauptfiguren in diese Richtung zu entwickeln. Bei Madoka habe ich daneben an den Archetyp des alten, weisen Eremiten von C.G.Jung gedacht und fragte mich "Kann ein weiblicher Teenager auch ein weiser alter Mann sein, obwohl diese Figur weder Alt noch Männlich ist?"
Bei Hilal stand einmal der Typus von Heldinnen wie Ellen Ripley, Sarah Connor, Samus Aran etc. als Vorbild und auch der Typus der "Cyborg Polizistin", z.B. Motoko Kusanagi.
Daneben habe ich auch Anspielungen auf aktuelle Tagesereignisse integriert.
So ähnlich bin ich bei den meisten Charakteren vorgegangen. Bei vielen bin ich auch nach Funktion vorgegangen. z.B. wer könnte die Welt gut erklären? (Sowohl dem Charakter als auch dem Leser) Also musste ein Philosophielehrer her.
Die Figuren sind eigentlich in der Reihenfolge ihres Auftretens entstanden.
Bei Shiyo Tsukiwa war das etwas anders. Hier haben einige Leute wie Max und David sehr stark dafür geworben, dass man utopische Themen in die Geschichte integrieren sollte. Also musste man dies irgendwie auch durch Figuren hinbekommen. Da ich aber keine Seite bevorzugen wollte, habe ich mich für die Herangehensweise des sokratischen Dialogs entschieden. Ich brauchte also eine staatsfreundliche und eine staatsfeindliche Figur. Diese müssten ein- oder mehrfach heftig aneinander geraten, um ihre Argumente vorbringen zu können. Die Rolle des Staatsfreundes konnte dann der Philosophielehrer spielen, weil das logisch ist. Deshalb brauchte es jetzt nur noch einen Staatsfeind. Mir fiel ein, dass ich einen Entwurf einer Mitschülerin von Karala und Madoka hatte, dieser Charakter aber eigentlich nur kurz auftrat und dann wieder verschwand. Ich dachte, das kann man ja ausbauen. Ich brauchte nur einen Grund für ihre ablehnende Haltung. Da habe ich mich dann auch wieder auf aktuelles Geschehen bezogen. (Was sonst ist wohl damit gemeint, dass ihr Bruder Geheiminformationen veröffentlichte und danach im Ausland Asyl suchte? Das ist wohl mehr als offensichtlich.)
Daneben habe ich dann auch überlegt, welche meiner Eigenschaften und welche meiner Erlebnisse passen zu der Figur? Da war das so, dass ich auf der einen Seite sehr viel über Politik rede, aber das ganze an vielen Tagen auch verabscheue. Also habe ich einen Konflikt zwischen der unpolitischen Karala und Madoka, und der überpolitischen Shiyo Tsukiwa mir ausgedacht. Also habe ich einen inneren Konflikt nach Aussen übertragen. Daneben gab es zu meiner Schulzeit häufige Diskussionen zwischen mir und meinen Klassenkameraden, weil ich dem Thema Menschenrechte gerne aus dem Weg ging und meine Klassenkameraden das für immens wichtig hielten. (Als wir das Thema Menschenrechte in der Schule hatten, hat die Lehrerin mir ständig meine Meinung verboten. Deshalb hatte ich zuerst einen immens schlechten Eindruck von der Idee der Menschenrechte davon getragen.) Das wurde auch in den fiktionalen Konflikt integriert.
Das Netz an figuren wurde dann immer enger gewebt. Mit zahlreichen Überarbeitungen.
(Zum Thema Self Insert, was Star ansprach. Nicht nur Karala bin ich. Ich bin auch Madoka, Hilal, Reika, Szabo, Shiyo, Jacques usw. Jede Figur hat Aspekte von mir drin. Abgesehen von Figuren, die nur einen Satz sagen und dann verschwinden. Selbst diese neokonservative Karikatur von Bush und Schäuble als Präsident ist irgendwie auch ich.)
Max:
--- Zitat von: SSJKamui am 07.07.14, 15:43 ---Zum Thema Self Insert, was Star ansprach. Nicht nur Karala bin ich. Ich bin auch Madoka, Hilal, Reika, Szabo, Shiyo, Jacques usw. Jede Figur hat Aspekte von mir drin. Abgesehen von Figuren, die nur einen Satz sagen und dann verschwinden.
--- Ende Zitat ---
Ich glaube, es gäbe nicht wenige Psychologen, die behaupten würden, dass (praktisch alle) Figuren zumindest einen Teilaspekt von einem selbst abbilden, schlicht weil sie ja "aus einem selbst heraus" entstanden sind.
Aber diese Definition geht mir eigentlich etwas zu weit.
Alexander_Maclean:
Ja und nein.
ich bin der Meinung man hat vier Basis"töpfe" für die entwicklung von Figuren.
1. Klichees sowohl real als auch "serienintern"
2. Gute geschriebene Figuren aus anderen Werken die man kennt. Bzw Promis.
3. Die eigene Persönlichkeit
4. Eigene Beobachungen bei personen die man gut kennt.
SSJKamui:
--- Zitat von: Alexander_Maclean am 07.07.14, 18:38 ---Ja und nein.
ich bin der Meinung man hat vier Basis"töpfe" für die entwicklung von Figuren.
1. Klichees sowohl real als auch "serienintern"
2. Gute geschriebene Figuren aus anderen Werken die man kennt. Bzw Promis.
3. Die eigene Persönlichkeit
4. Eigene Beobachungen bei personen die man gut kennt.
--- Ende Zitat ---
Bei mir findet man so gut wie immer alle 4 Elemente bei jeder Figur. Zu Teil 2 kann man auch historische Persönlichkeiten zählen. Bei Professor Szabo waren das u.A. Alan Turing und Pythargoras.
Manchmal kommt auch eine Person später ins eigene Leben, die einer eigenen Figur ähnelt. Ungefähr vor 2 Jahren ist mir jemand begegnet, der für mich das ist, was Hilal für Karala ist. Lairis wird sich wahrscheinlich denken können, wer.
Hilal und Reika haben auch etwas Ähnlichkeiten mit Haruka und Michiru von Sailor Moon. Hilal ähnelt auch Misato Katsuragi und Utena Tenjou etwas.
Kirk:
Ich denke die vier Punkte die Alex angesprochen hat sind immer in Charaktere die man selber schreibt, da man durch sein eignendes Leben und den Leuten denen man begegnet beeinflusst wird.
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