Die meisten Gesichter sind schief. Bei jedem ist die Nase ein bisschen Krum, ein Auge höher als das andere, oder ein Ohr größer als der Genosse gegenüber. Das nehmen wir aber nur selten wahr - und wenn, dann eher unterbewusst -, zumal wir daran gewöhnt sind, Gesichter in Bewegung zu sehen. Schauen wir uns ein echtes Bild an, dann wissen wir \"ok, das ist echt\", \"errechnen\" es in Bewegung und hinterfragen es nicht weiter. Das geschieht ganz automatisch. Wenn wir aber eine Zeichnung sehen, dann fällt uns unwillkürlich auf, dass da ja etwas schief ist, eben weil wir wissen, dass es \"nur\" eine Zeichnung ist, und da mit ganz anderen Erwartungen rangehen. Ich kann es nicht besser beschreiben.
Daher steht man als Zeichner immer vor einer Zwickmühle: macht man ein 1:1 Portrait, bekommt man zu hören \"das ist schief\". \"Korrigiert\" man das und hält sich nicht sklavisch an die Vorlage, bekommt man zu hören \"das ist nicht Riker\"

Alles, was einem da noch bleibt, ist schlau dreinzuschauen, und sich eine kluge Erwiderung zurechtzulegen, ehe man weinend zusammenbricht und etwas von Banausen wimmert.
Der beste Tipp, den ich bisher bekommen habe, der lautete irgendwie so: Wenn etwas falsch aussieht, dann ist es auch falsch. Wenn etwas richtig aussieht, aber falsch ist, dann scheiß drauf, dann ist es trotzdem richtig.