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Star Trek Voyager
Leela:
--- Zitat von: Drake am 20.11.12, 16:46 ---Das ist noch nichtmal das Übelste. Janeway will eine komplette Zivilisation zum Untergang verurteilen, weil ihr Kerndogma, die ach-so-heilige oberste Direktive, sagt dass Einmischung böse ist. Als Paris ihr Argument hin, man könne die Konsequenzen der Handlung nicht absehen einwirft, dass für diese Leute ALLES besser sein muss als die totale Auslöschung, pocht sie auf ihren Rang, anstatt mit einem Argument aufzuwarten. Die typische "Janeway hat IMMER Recht, selbst wenn sie eigentlich im Unrecht ist"-Einstellung.
--- Ende Zitat ---
Ich werde mich schonn noch etwas durchquälen... vielleicht entdeckt ich doch noch einige interessante Kanten und Ecken... ;)
Was die oberste Direktive in dem Fall angeht, das ist ein Kuriosum was sich immer wieder durch alle Serien zieht; die Direktive soll fremde Kulturen ja schützen... läuft Nicht-Einmischung aber auf die totale Vernichtung einer Zivilisation hinaus... dürfte dass von Sinngehalt der obersten Direktive gar nicht mehr umfasst sein. Man kann ja eine Kultur schlecht schützen, indem man zusieht wie sie komplett eingeht.
Drake:
--- Zitat von: Leela am 21.11.12, 10:28 ---Ich werde mich schonn noch etwas durchquälen... vielleicht entdeckt ich doch noch einige interessante Kanten und Ecken... ;)
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Och, würde mich eher wundern, wenn du davon keine mehr finden solltest.
Wäre eigentlich keine schlechte Idee für ein Partyspiel: Man sehe sich eine zufällig ausgewählte Folge Voyager oder Enterprise an. Wann immer jemand der Meinung ist, dass ein Charakter dumm oder anderweitig nicht nachvollziehbar handelt oder der Plot eine Lücke aufweist, trinkt man einen Shot.
Wobei, bei manchen Folgen hätte man da wohl schon in den ersten 5-10 Minuten eine Alkoholvergiftung. :D
--- Zitat von: Leela am 21.11.12, 10:28 ---Was die oberste Direktive in dem Fall angeht, das ist ein Kuriosum was sich immer wieder durch alle Serien zieht; die Direktive soll fremde Kulturen ja schützen... läuft Nicht-Einmischung aber auf die totale Vernichtung einer Zivilisation hinaus... dürfte dass von Sinngehalt der obersten Direktive gar nicht mehr umfasst sein. Man kann ja eine Kultur schlecht schützen, indem man zusieht wie sie komplett eingeht.
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Ich würde ja sagen da haben Leute einfach wie üblich nicht begriffen, worüber sie schreiben. Das Problem existiert aber soweit ich weiß auch schon bei Folgen, bei denen Roddenberry noch Veto-Möglichkeiten hatte, was nahelegt, dass das wirklich so gedacht war.
Als Schutz vor Ausbeutung oder Eroberung macht die OD sicher großen Sinn. Und inwieweit selbst gut gemeinter Kontakt eine Kultur nachhaltig beeinflussen kann sehen wir ja in der Realität an den sogenannten "Cargo-Kulten".
Ich vermute, da hat jemand (*hust* Roddenberry *hust*) den Fehler gemacht, aus einer guten Idee ein Dogma zu machen. wobei zu Zeiten von TNG wenigstens ein Pseudo-Grund genannt wurde, warum man einer sterbenden Kultur nicht helfen darf - nur dass dieser Grund erschreckend religiöse Züge hatte für etwas, das unterlassene Hilfeleistung an einer ganzen Zivilisation rechtfertigen soll. Ironisch zudem, dass gerade das oftmals als "religionsfeindlich" bezeichnete Star Trek seine wichtigste Regel mit einem quasi-religiösen Glauben an eine Art "kosmischen Plan" rechtfertigt.
Ebenfalls witzig bezogen auf die konkrete Folge: Bei TNG wurde in einer ähnlichen Diskussion fieberhaft diskutiert, um eine Rechtfertigung zu finden, die Regel auszusetzen und helfen zu können. Bei Voyager hingegen diskutiert der Captain, um Hilfe zu VERHINDERN (und zieht die Dienstgrad-Trumpfkarte, als ihr die Argumente ausgehen).
Da soll mir keiner mehr sagen, die Interpretation von Janeway als gefährliche Irre wäre völlig aus der Luft gegriffen. :D
Max:
VOY hatte in der Tat so ein paar Probleme, wobei ich auch sagen muss, dass ich nicht weiß, wie glücklich es ist, mit der "Prüfung" in der ersten Staffel zu beginnen. In so einer frühen Phase muss sich eine Serie ja wirklich erst finden und die Zeit muss man ihr eigentlich auch zu gestehen. In der Rückschau fällt mir in meiner subjektiven Wahrnehmung aber schon auch auf, dass TNG gerade in den ersten beiden Staffeln - neben viel horrendem Unsinn - einige der für mich reizvollsten und prägensten ST-Folgen überhaupt hatte und vieles, was nach der vierten Staffel kam, einfach nur Routine war.
Zurück zu VOY. Bei den meisten Figuren hatte ich echt Probleme: Janeway vermittelt eine merkwürdige (eben nicht ganz konsequente) Härte, Paris ist ein blaßer Frauenheld, Harry sogar noch langweiliger als Kes, Seven ein Abziehbild früherer Emotionsarmer und Neelix und der Holodoc überbieten sich regelmäßig in Peinlichkeiten. So richtig interessant fand ich nur B'Elanna, wobei aus ihr auch nicht mehr als eine hin und wieder zornige Frau gemacht wurde, Tuvok und vor allem Chakotay, der wenigstens mal eine ganz eigene Identität und sowas wie einen moralischen Standpunkt in die Serie brachte.
Natürlich ist diese Urteil von mir jetzt auch etwas überspitzt und es gibt die ein oder andere Folge, in der praktisch jede Figur zeigt, welch Potenzial sie hat.
Ich meine auch, dass VOY viele Möglichkeit ungenutzt ließ. Wenn sich ein klein Schiff so fern der Heimat durchschlagen muss, bietet das viel Stoff für interessante Plots.
Zum Thema "Subraumspalten": Die Frage ist, ob man die gesamte Folge wirklich als Warnung vor Atomkraft sehen sollte. Vorausschicken muss ich allerdings natürlich, dass ich die Folge kaum noch im Gedächtnis habe.
Star Trek neigt schon manchmal dazu, zu moralisieren und dann ist die besagte Folgerung natürlich naheliegend. Aber sieht man davon ab, wird eben ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr teleologisch erzählt.
Die Frage der Obersten Direktive ist wiederum heikel, das ist klar. Man kann sagen, dass es kein einfaches Bezugsystem gibt: Dieser Logik zufolge könnte man nämlich sagen, dass es nicht ausreicht, nur im Planetenmaßstab zu denken; denn übersteht das Volk sozusagen seine Risikotechnologie, bedroht es vielleicht irgendwann andere (damit).
Ein weiterer Ansatz der Obersten Direktive kann auch sein, dass man in eine Komplexität eingreift, die man nie im Leben durchschauen kann. Klar, für die Zivilisation ist alles besser als die totale Zerstörung. Allerdings ist halt die Frage, inwieweit man einen Königsweg findet, so einzugreifen, dass man nicht nur kurzfristig keine weiteren Schäden anrichtet.
Meine Satyr-Geschichte .: "Blutrot" :. widmet sich genau diesem Thema, weil der Captain versucht, so einzugreifen, dass zum einen die Zivilisation selbst weiterhin in der Pflicht steht, zum anderen keine "Unwuchten" entstehen, als nicht ein Teil der Welt bevorzugt wird. Die Lösung ist... nun, ungewöhnlich ;) :D
Janeway und die Oberste Direktive ist natürlich ein Kapitel für sich. Ihr Umgang mit solch heiklen Themen ist, nun, sehr "eigen" - schnell sind wir da ja auch bei Zeitreisen. "Endspiel" ist hier natürlich ein besonders heftiger Schlag ins Gesicht, im Grunde ganz konkret, fiktionsintern gedacht, auch all der Crewmitglieder, die in den sieben Jahren im Deltaquadranten ums Leben kamen und eben nicht den so engen Draht zu Janeway hatten wie Seven und Chakotay, sodass sie nicht so weit in die Vergangenheit reiste, um auch das Leben dieser anderen Crewmen zu retten.
An sich ist dieses inkonsequente Verhalten ja gar nicht so "schlimm" - nur wird es nicht thematisiert, um an der üblichen Captain-Apotheose zu kratzen!
Star:
Dann scheine ich zu den wenigen zu gehören, denen der Anfang von Voyager besser gefällt, als die letzten paar Staffeln. Zwar wurde von der hervorragenden Grundprämisse des Pilotfilms auch hier kaum etwas eingelöst (aber immerhin noch mehr als später), was in jedem Falle ärgerlich ist, aber dennoch besitzen die ersten Episoden eine gewisse Frische, die später komplett verloren ging. Die Darsteller waren alle um einiges engagierter (fällt gerade bei Chakotay, Kim und Paris auf), ja selbst Regie und Kamera haben sich mit kreativen Blickwinkeln und Einstellungen noch Mühe gegeben. Hinzu kommt, dass Voyager zu Anfang wenigstens noch eine Ensemble-Show darstellte.
Drake:
--- Zitat von: Max am 21.11.12, 14:15 ---VOY hatte in der Tat so ein paar Probleme, wobei ich auch sagen muss, dass ich nicht weiß, wie glücklich es ist, mit der "Prüfung" in der ersten Staffel zu beginnen. In so einer frühen Phase muss sich eine Serie ja wirklich erst finden und die Zeit muss man ihr eigentlich auch zu gestehen.
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Nun mag das sicher zum Teil zutreffen, aber andere Dinge, die man gerade in den ersten Staffeln hätte sehen (Integrationsschwierigkeiten des Maquis) oder überhaupt nicht sehen sollen (der Typus "Wir kommen ganz, ganz knapp NICHT nach Hause!"-Story, bei der das Scheitern von der ersten Sekunde an vorprogrammiert ist).
--- Zitat von: Max am 21.11.12, 14:15 ---vor allem Chakotay, der wenigstens mal eine ganz eigene Identität und sowas wie einen moralischen Standpunkt in die Serie brachte.
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Ja, leider war Chakotay nur zu selten wirklich präsent. Ich fand, er gab einen sehr guten, rationalen "Teufels Advokat"-Typ ab, der Janeway auch konfrontierte, wenn er es für nötig hielt. Dummerweise verbiegt sich da teilweise die Handlung, um Janeway doch noch Recht zu geben. Und an anderer Stelle knickt er viel zu schnell ein und verliert, was ihn so interessant machte. Leider auch bereits direkt in der ersten Folge, was man sicher hätte vermeiden sollen.
--- Zitat von: Max am 21.11.12, 14:15 ---Ich meine auch, dass VOY viele Möglichkeit ungenutzt ließ. Wenn sich ein klein Schiff so fern der Heimat durchschlagen muss, bietet das viel Stoff für interessante Plots.
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Zustimmung. Das Konfliktpotenzial zwischen pragmatischer, aber skrupelloser Maquis-Crew und idealistischer, aber konservativer Sternenflottencrew wäre auch so eine Quelle ungenutzten Potenzials gewesen.
--- Zitat von: Max am 21.11.12, 14:15 ---Die Frage der Obersten Direktive ist wiederum heikel, das ist klar. Man kann sagen, dass es kein einfaches Bezugsystem gibt: Dieser Logik zufolge könnte man nämlich sagen, dass es nicht ausreicht, nur im Planetenmaßstab zu denken; denn übersteht das Volk sozusagen seine Risikotechnologie, bedroht es vielleicht irgendwann andere (damit).
Ein weiterer Ansatz der Obersten Direktive kann auch sein, dass man in eine Komplexität eingreift, die man nie im Leben durchschauen kann. Klar, für die Zivilisation ist alles besser als die totale Zerstörung. Allerdings ist halt die Frage, inwieweit man einen Königsweg findet, so einzugreifen, dass man nicht nur kurzfristig keine weiteren Schäden anrichtet.
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Nun, letztendlich ist doch selbst wenn die Bevölkerung des Planeten anfängt, die "Retter von den Sternen" anzubeten (s. Mintakaner), das immer noch besser als wenn die Kultur untergegangen wäre. Auf diese Weise hat man immerhin noch eine Bevölkerung, der man diese Flausen wieder austreiben kann. Eigentlich würde es mich bei der Selbstdarstellung der Föderation nichtmal groß wundern, wenn sie es wie andere Großmächte der Sci-Fi halten und jeden Planeten freudig in die "große Familie" aufnehmen und technologische Entwicklungshilfe leisten würde.
Was mich viel mehr schockt ist die reine Passivität aus nicht einmal egoistischen Motiven wie "Nicht unser Problem", die sich unter einem Deckmantel aus angeblicher geistiger Reife versteckt. Ich gebe zu dass das jetzt etwas hämisch klingt, aber: In anderen Universen ist das ein Charakteristikum von eher unsympathischen Fraktionen.
--- Zitat von: Max am 21.11.12, 14:15 ---Meine Satyr-Geschichte .: "Blutrot" :. widmet sich genau diesem Thema, weil der Captain versucht, so einzugreifen, dass zum einen die Zivilisation selbst weiterhin in der Pflicht steht, zum anderen keine "Unwuchten" entstehen, als nicht ein Teil der Welt bevorzugt wird. Die Lösung ist... nun, ungewöhnlich ;) :D
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Da sage ich doch mal danke für die Leseempfehlung, auch wenn es Eigenwerbung ist. ;)
--- Zitat von: Max am 21.11.12, 14:15 ---Janeway und die Oberste Direktive ist natürlich ein Kapitel für sich. Ihr Umgang mit solch heiklen Themen ist, nun, sehr "eigen" - schnell sind wir da ja auch bei Zeitreisen. "Endspiel" ist hier natürlich ein besonders heftiger Schlag ins Gesicht, im Grunde ganz konkret, fiktionsintern gedacht, auch all der Crewmitglieder, die in den sieben Jahren im Deltaquadranten ums Leben kamen und eben nicht den so engen Draht zu Janeway hatten wie Seven und Chakotay, sodass sie nicht so weit in die Vergangenheit reiste, um auch das Leben dieser anderen Crewmen zu retten.
--- Ende Zitat ---
Interessant finde ich da auch, dass SIE zu Zeitreisen als Mittel greift, deren konsequente Ignoranz der Thematik und Mangel an Interesse daran fast schon ein Running Gag war.
--- Zitat von: Max am 21.11.12, 14:15 ---An sich ist dieses inkonsequente Verhalten ja gar nicht so "schlimm" - nur wird es nicht thematisiert, um an der üblichen Captain-Apotheose zu kratzen!
--- Ende Zitat ---
Ironischerweise sollte Janeway doch der starke weibliche Vorzeigeoffizier sein (oder wird zumindest so gesehen). Die Karrierefrau mit eigenem Kopf und Gewissen, die sich in einer Männerwelt durchsetzen kann. Tja und dann ist die Vorzeigeoffizierin eine wankelmütige, sture und autoritäre Zicke. Gratuliere, viel mehr hätte man nicht daneben hauen können, wenn man es aktiv versucht hätte.
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