Sternenstaub - Frank BorschSo - den ersten Band habe ich gelesen, und ich muss sagen: Ich fand ihn ganz gut...
Da hier auch neue Storyelemente begonnen wurden und alte umgeschrieben und modernisiert darf man natürlich nicht den Fehler machen, die Geschichte des Originals als Messlatte anzulegen, obwohl man natürlich vergleicht.
Zu den Figuren:
Die Hauptfiguren des Bandes wurden mit viel Liebe zum Detail neu gezeichnet und auf einen modernen Level gehoben. Dabei hat der Autor es verstanden den Hauptakteuren eine gewissen Background zu geben, der den Figuren Tiefe verleiht. Dieser Punkt kam - und das über sehr lange Zeit - im Original zu kurz.
Dabei war es gar nicht mal so viel. Man erfährt von Clark Flippers Beziehung zu seinem seelischen Anker: Beth, die im Himalaya verschollen ist, von Reginald Bulls Schrullen und von Rhodans Urlaub mit seinem Großvater. Kleine Details am Rande - mit großer Wirkung.
Auffällig ist: Anscheinend hällt der Autor nichts von Zweitnamen. Aus Clark G. Flipper wurde Clark Flipper - aus Allen D. Mercant wurde Allen Mercant - schade eigentlich, denn ich fand diese Namen stimmig.
Rhodan wurde gut und modern dargestellt, ohne ihn dabei so sehr heraus zu heben, wie im Original.
Ein Riesenpluspunkt ist die Darstellung des Tatmenschen Reginald Bull - der nicht wie im Original in Rhodans Schatten steht, sondern sich in dieser Serie auf Augengöhe mit ihm befindet. Dennoch verliert er auch hier nicht seinen Charme - wofür man den Machern dieser Serie - speziell dem Autor des Bandes - ein dickes Lob aussprechen muss.
Auch die im Original eher blassen Flipper und Manoli gewinnen in diesem Band an Profil.
Zur Story:
Hier fällt es schwer zu sagen, ob sie nun besser oder schlechter ist, als das Originial. Was mir am Original besser gefiel war der Lesefluss der Geschichte - es wurde im Original weniger zwischen den (ebenfalls weniger) Handlungssträngen hin und her gesprungen - als bei dem neuen Band.
Dabei störte mich besonders der Part um John Marshall, der eigentlich sehr interessant begann, dann aber zu sehr ausgewalzt wurde, ohne zum Kern zu kommen. Auch bleibt Marshall, als ein zukünftiger Haupthandlungsträger viel zu blass. Der einzige Lichtblick in diesem Handlungsstrang war die Figur des Homer G. Adams (wenigstens dem hat man das G. gelassen) der zwar anders als das gute Original beschrieben wurde aber auf seine Weise genauso interessant.
Ein Pluspunkt (wenn nicht DER Pluspunkt) war IMO der Flug zum Mond. Im Original schon sehr gut beschrieben, war man hier noch näher dabei - bei kaum mehr (vielleicht sogar weniger) Tech-Bla-Bla. Allein die Unterhaltung zwischen Rhodan und Bull während des Fluges (auffällig ist: Rhodan nennt ihn nicht Bully sondern schlicht Reg, woran man sich erst gewöhnen muss - was andererseits aber eigentlich folgerichtiger als Bully ist) ist Gold wert. Hier war der Roman eindeutig besser als das Original.
Was mir ebenfalls besser gefiel war der Part an Bord des notgelandeten Arkoniden-Kreuzers. Hier erlebte man einen Rundgang auf dem Schiff, welches sehr anschaulich dargestellt wurde. Und auch Crest wurde hier besser dargestellt als im Original.
Thora hingegen kam kaum anders herüber als so, wie wir sie kennen, was kein Wunder ist, da es die Rolle in dieser Phase noch nicht hergibt. Allerdings zeigte sich hier auch schon im Kleinen, dass man auch dieser Figur eine größere Tiefe geben will - und dass sie moderner interpretiert werden wird.
Da Thora im Original meine Lieblingsfigur war wird man sich hier aber sehr anstrengen müssen, um mich zu überzeugen.
Auch der Part um General Lesly Pounder wusste durchaus zu überzeugen, und sein Verhältnis zu Allen Mercant wurde sehr interessant dargestellt.
Einer der wenigen Minuspunkte - für mich DER Minuspunkt - war, dass man viel zu früh die Spannung rausnahm, indem Pounder noch vor dem Mondflug Rhodan ein Funkbild der Mondstation in die Hand drückt, mit einem erkennbaren 500 Meter großen Kugelobjekt. Hier kann sich auch schon der unwissende Leser denken, warum man hinfliegt - da wäre ein etwas langsamerer Spannungsaufbau, mit dem großen Knall ein außerirdisches Raumschiff zu entdecken - so wie im Original - die bessere Variante gewesen IMO...
Fazit:
Ein gelungener Auftakt, mit einigen neuen Handlungselementen, die zu gefallen wissen und einigen neuen Handlungselementen, die noch nicht überzeugen.
Auf alle Fälle hatte ich nach dem Lesen den Eindruck gut unterhalten worden zu sein
Wer auf den Charme der 60er gehofft hat wird enttäuscht sein - wer auf eine moderne Variante von PR gehofft hat, sollte unbedingt der Serie eine Chance geben.