Problem ist, die weltpolitische Geschichte ist ein immens kompliziertes Gebilde. Man kann viele Fakten auch nicht isoliert betrachten.
Neben wir das klassische Beispiel Hitler töten.
- Israels Gründung und heutiger Schutz des Judentums sind zu großen Teilen eine FOlge des Holocaust.
- Weimar Deutschland war ein chaotischer Failed State, der massiv instabil war und in großer wirtschaftlicher Not war.
- Hitler war nicht die einzige Person mit so einer Ansicht. Vielleicht hätte ein Anderer Hitlers Platz übernommen.
- England hatte bis zum Ende des 2. Weltkriegs ebenfalls Fantasien zur Weltherrschaft (Mackinder und Co.), und es gab den Factor UDSSR.
- Es gab in anderen Ländern ebenfalls faschistische Diktaturen. Nicht nur in Deutschland.
- Der 2. Weltkrieg brachte technologischen Fortschritt in sehr vielen Bereichen.
Man kann nicht wirklich abschließend vorher sagen, ob die Welt wirklich heute in einem besseren ZUstand wäre, hätte es Hitler nie gegeben, oder ob die Entwicklungen durch andere Faktoren nicht noch schlimmer geworden wären.
Der Mensch lernt oft erst durch Schmerz und Leid. Und außerdem können sich bestimmte Folgen der Geschichte erst viel später zeigen. Hitler stammte aus ner unbedeutenden Zöllners Familie. 400 Jahre vorher hätte niemand sagen können, dass diese Familie so jemanden hervor bringt.
Einer der wichtigstesten Änderungen, die der Zweite Weltkrieg etwas Besonderes verändert hat. Auch 1939 war Krieg nur die Fortsetzung der Diplomatie. Das hat sich (in Europa) durch die massiven Kriegsleiden geändert.
Da muss ich leider reingrätschen. Dieser Perspektivwechsel vollzog sich bereits nach dem ersten Weltkrieg. Es war "der große Krieg", "der Weltkrieg", der schreckliche Krieg, etc. Es gab noch während des Krieges die Bezeichnung "The war to end (all) wars", die noch während des Kriges hinterfragt wurde. Es war eine der Parolen, um Menschen für das Gemetzel in Frankreich zu mobilisieren. Der erste Weltkrieg war die Krönung des langen 19. Jahrhunderts, in dem insgesamt die Waffen immer so viel schrecklicher wurden, dass immer häufiger nicht mehr gekämpft wurde, bis der Gegner die Flucht antrat, sondern dass erstmals die Feinde komplett pulversiert werden konnten.
Nach dem ersten Weltkrieg gab es eine Phase, in der der Pazifismus erstmals sehr stark wurde. Es dürfe so etwas nie wieder geben. Gleichzeitig gab es auch parallel Gegenbewegungen, die darin Verweichlichung und ähnliches sahen. Die Veteranen waren auch gespalten. Während große Teile die Grauen ins Gedächtnis gebrannt hatten und auch als solche erlebt hatten und vor allem in der Richtung warnten, gab es auch jene, die so sehr verroht sind, dass sie in der normalen Zivilgesellschaft nicht mehr klarkamen und daher politisch das Ziel hatten, dass es wieder Krieg braucht. Das dann häufig in Kombination mit rechtem Gedankengut und in nationalistischer Färbung.
Tatsächlich war die Entscheidung, Deutschland eine Annexion nach der anderen durchgehen zu lassen, die Appeasement-Politik, und auch die Reaktion, beim Angriff auf Polen nicht mehr zu machen als eine Kriegserklärung auszusprechen (eigentlich hätte die Westfront eröffnet werden sollen), waren alles Schritte, um einen erneuten Krieg zu unterbinden.
Und die These, dass Europa seit '45 weitgehend befriedet sei, ist angesichts des Kalten Kriegs, der Kriege in vielen Peripherien (Algerien-Krieg; Griechenland-Türkei Spannungen, Krim, etc.) auch fraglich. Aber ja, sie wird häufig angeführt.