Naaaaa... hier;

er hat nur beschlossen extra für den Film an einem Rutger Hauer Look-alike Contest teilzunehmen;


... ist ja sehr still geworden hier, nachdem sich einige so gefreut haben.

Bei mir stand die DVD zum Film seit Jahren auf der "Nice to have" Liste... aber weder habe ich ihn mal günstig im Vorbeigehen gesehen, noch ist er mir sonstwie vor die Füsse gefallen, bis sich dieses Jahr zu Weihnachten jemand erbarmt hat... und ihn mir schenkte. XD Und ja.... der Film ist immer noch einfach nur... scharf. Aber von vorn...

Also ich hatte KEINE grossen Erwartungen an den Film in Hinblick auf eine Story... nur in Hinblick auf Musik und Style... ich bin also mit einer bestimmten speziellen Erwartungshaltung da rein. Zudem kenne ich den Original "Tron" von 1982 nicht... ich habe also weder Vorkenntnisse noch Ansprüche an eine "Fortsetzung", ich kann daher schlecht Original und Sequel vergleichen... so wie ich aber raushörte gilt der Original "Tron" zumindest in Teilen auch als... kleine "Philosophie" Lektion über virtuelle Realitäten, womöglich habe ich mich da auch verhört, aber viele "Tron" Fans die "Tron Legacy" verissen haben, kamen zumindest zu rüber... als wäre Tron der Heidegger unter den Cyberpunk Filmen.
Damit zur Fortsetzung; Die Story ist schnell erzählt; Computergenie Flynn ist seit 20 Jahren verschwunden, sein Sohn entdeckt in dessen alter Werkstatt den Zungang zur virtuellen Welt des "Grid"... dort ist offenbar auch sein Vater verschollen. In dieser Welt hat inzwischen das selbstständige Programm (und Flynn-Ebenbild) "Clu" die Herrschaft an sich gerissen... und beherrscht mit einem diktatorischem System von Tyrannei + Spielen diese Welt. Clu ist immer noch auf der Suche nach dem Erschaffer der Welt, Flynn, um dessen Masterkey an sich zu reissen und damit endgültig die Kontrolle zu übernehmen, um die "perfekte Welt" zu erschaffen... dort gerät Flynn Jr. also hinein und muss bald um sein Leben laufen.
...
Ich fang vielleicht mal mit den Kritikpunkten an... oder die, die man als solche betrachten könnte, an;
Die Welt von Tron ist nicht ganz stimmig/Schlüssig... wie es zB gelingt Flynn Sr. und später Flynn jr. nur mithilfe eines Lasers in die Virtualität zu schicken... bleibt unklar, denn die Person wird nicht nur digitalisiert, nein, auch das Ebenbild aus Fleisch und Blut wird "versetzt". Wie ein Laser das schafft, nun ja. Dieser Magische Laser ereicht gen Ende sogar das Kunststück ein "Programm" aus der digitalen Welt zu "vermenschlichen"... er erschafft also aus einem virtuellen Ding einen Menschen.
Hier ist Tron auch ein Stück digitaler "Fantasy", fast schon Märchen.
Auch das Drehbuch hat gen Ende einige Schwächen. So wird Flynn sr. wohl "zerstört", bzw. endet seine alte Existenz als er im Showdown mit Clu verschmilzt. Er hat seinen "Datenchip" der seine Persönlichkeit enthält aber Quora und seinem Sohn mitgegeben... dafür den von Quora erhalten. Dieser wird zerstört. Dennoch überlebt Quora... genauso wie Flynn, dessen Chip dann in die "reale" Welt wandert. Hier darf man also nicht zu viele Fragen stellen... glaube ich.
Die Darsteller sind auch so eine Sache... Jeff Bridges, Bruce Boxleitner und Olivia Wilde machen ihre Sache gut bis ganz passabel. Clu... für eine digitale Animation auch. Man sieht ihm seine digitale Herkunft zu jeder Zeit an und er sieht immer etwas künstlich aus... da er aus einer künstlichen Realität stammt, ist das aber ganz ok.
Mit Garrett Hedlund als Hauptdarsteller hatte ich schon einige Probleme mehr... entweder liegt es an ihm oder am Drehbuch, aber er kommt mir in einigen Szenen zu sehr auf "Cooler harter Typ" getrimmt vor und spielt das auch sehr... überzogen . Das wirkt gerade zu Beginn des Films etwas deplatziert, das er auftritt wie als wäre er Sylvester Stallone. Später in der künstlichen Realität ist er zudem einige Szenen über geschminkt als käme er gerade vom Christopher Street Day. Wenn er mehr Make Up drauf hat als Olivia Wilde die direkt neben ihm sitzt... irritiert das doch schon ein wenig.
Wer mir zudem tierisch auf den Geist ging in dem Film war Michael Sheen als "Zuse" (nette Anspielung)... er ist auf David Bowie Glam-Rock gestylt und für den Film nicht wirklich wichtig und sein Ende absehbar... aber er over-acted derart das... mir zumindest richtig übel wurde. Das hätte nicht sein müssen, zumal die Episode mit ihm weniger wichtig ist. Das seine Figur am Ende von Clue verraten und eliminiert wird ist übrigens ein weiteres Plot- Loch... denn Zuse wird als einer der "ältesten" Algorythmen/Programme der virtuellen Welt beschrieben... und zwar derenige der die Wahrscheinlichkeiten (ergo Zufälle) hochrechnet. Eigentlich müsste es katastrophale Folgen haben ihn zu eliminieren. Aber gut.
Ob Tron Legacy inhaltlich "flach" ist, lasse ich mal offen.... ich persönlich hatte nicht den Eindruck. Natürlich ist die Haupt-Story "Böses Programm meutert gegen Schöpfer und übernimmt digitale Welt" wirklich sehr einfach... aber so wie ich es sehe, streift der Film an einigen Stellen doch einige Fragen/Gebiete die wirklich interessant sind und das überdenken lohnen.
Zum einen ist da die "Schöpferrolle" von Flynn... der also eine Art Gottgleiche Figur im virtuellen Raum ist. Einige Programm fangen bei seinem Erscheinen tatsächlich auch eine Art "Gebet" an und am Ende setzt er fast schon so etwas wie Magie ein... zumindest aber besondere Fähigkeiten, um Clu kurz aufzuhalten. Er kann auch Tote/Schwerverwundete wie Quora wieder "erwecken" indem er den Quellcode repariert... Bei all dem ist er sich seiner Rolle aber nur bedingt bewusst, zumindest kommt das so rüber. Er ist jemand der sich lieber "raushalten" würde.
Damit einher geht einer der merkwürdigsten aber auch inovativsten Punkte des Films: In der virtuellen Welt finden sich eine Art "Programme" an die Flynn nicht erschaffen hat, sondern die selbst entstanden sind weil "alle äusseren Faktoren stimmten"... eine Art Schöpfung aus dem Nichts... Diese Programme, die Clu später alle vernichtet, werden als absolut "rein" bezeichnet. Hier stellt sich also auch im virtuellen Raum die Frage nach Schöpfung und der Entstehung von Leben.
Und man hat auch das Verhältnis von Flynn Sr. zu Clu und zu Flynn jr. .. beides sind ja in gewisser Weise seine "Söhne"... Gerade diese Beziehung baut der Film leider sehr wenig aus, obwohl hier sehr viel Potential liegt. Nur ganz zuletzt... als Flynn sr. dann Clu gegenübertritt und... seine Fehler einräumt die schliesslich dazu führten das Clue so ist, wie er eben ist... wird das angedeutet.
Clue als solcher ist auch nicht per se böse.... Genau wie sein Schöpfer Flynn, strebt er eben nur danach eine "perfekte" Welt zu erschaffen. Er holt sich sogar indirekt die Erlaubnis zur Meuterei erst ab, fragt er doch Flynn "Und mein Auftrag ist es eine perfekte Welt zu erschaffen? Das soll ich immer noch tun?" woraufhin Flynn fatalerweise "Ja" sagt... um beim folgenden Angriff durch Clu zu hören "Du bist unvollkommen, Du stehts er perfekten Welt im Wege." - also Clu ist... eigentlich der HAL9000 des virtuellen Raumes.
Der Film wurde ja auch sehr oft wegen der Thematik des virtuellen Raumes mit "Matrix" verglichen... nicht von ungefähr. Aber eigentlich ist er eher ein Vorfilm... er zeigt wie die Maschinen/Programme rebellieren und die Macht zu übernehmen versuchen und aus welchen Gründen. Insofern ist er thematisch eher an Terminator oder eben 2001 dran. Mit Matrix hat er den Punkt gemeinsam, dass die virtuelle Welt in beiden Fällen netter anzusehen ist als die Reale. Und er greift als Grundgedanken einen Satz von Agent Smith in Matrix auf.... als Smith Neo sagt, dass die erste Matrix eine "perfekte Welt" gewesen sei, die aber von den Menschen nicht angenommen wurde...
... also genau das wonach Clu strebt. Auch die Frage "Was ist perfekt" wird in Tron Legacy mehrfach gestellt und ist vielleicht der eigentliche Kern der Story.
Insgesamt zieh ich mein Urteil von oben mal zurück und lass es doch nicht offen: Tron Legacy ist inhaltlich NICHT flach.
Der Film hätte ingesamt zwischendrin mal einige ruhigere Töne vertragen können und auch einige mehr Szenen in der "realen" Welt. Insofern teile ich inzwischen die Meinung das man mit einem 180 Minuten Film dem ganzen noch mehr Grösse hätte geben können... aber letztlich ist das alles... egal.
Alle Kritikpunkte sind hinfällig weil der Film einfach ein Audio-Visueller Rausch ist... den man auch ohne all diese (offen-)sichtlichen Fragen extrem geniessen kann. Insofern wurden meine, sehr verhaltenen Erwartungen weit übertroffen... und werden das bei nochmaligem Schauen auch wieder und wieder. Es ist einfach ein Designtechnischer Fiebertraum was sie da hingestellt haben... und... ja, keine weiteren Fragen.