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Military Science Fiction
Star:
Das ist ein wundervoller Post, Max, dem ich in jedem Punkt beipflichten möchte. Ich würde gerne so viel dazu schreiben, aber im Grunde wäre alles, was ich sage, nur reine Bestätigung dessen, was du bereits ausgeführt hast.
Star Trek ist beinahe schon ein Widerspruch in sich. Es handelt von einer uns unvertrauten Welt mit uns sehr vertrauten Menschen, die noch immer das sind, was wir heute sind: die ewig Suchenden, die ewig Fragenstellenden. Das ist unser Wesen, das ist unsere Natur. Aber wenn man selber anfängt, Fragen zu stellen, fällt das Kartenhaus \"Star Trek\" in sich zusammen. Bei dem Versuch Vorstellungslücken zu überbrücken, gehen wir automatisch von dem aus, was wir kennen. Ein gutes Beispiel ist die Sternenflotte. Fast alle sind der Meinung, dass es sich um ein Militär handelt. Es hat Ränge wie ein Militär. Es ist organisiert wie ein Militär. Es sieht aus wie ein Militär, also ist es ein Militär. Wir gehen direkt von dem aus, was uns vertraut ist, um das, was wir sehen völlig zu begreifen. Nur geht eben hier auch wieder viel vom Sense of Wonder verloren. Ich sehe die Sternenflotte lieber als \"Mehr\". Als eine Organisation, die aus dem Wissensfundus von über 150 fremden Welten schöpfen kann, um \"mehr\" und \"besser\" zu sein, als das was wir heute kennen. Wenn mich jetzt aber jemand fragt, ob ich das denn bitte mal erörtern kann, und was da so viel toller dran ist, und welche Erkenntnisse im Bildungswesen hinzugekommen sein könnten, dann bleibt mir doch auch nichts anderes übrig, als mit den Schultern zu zucken. Schließlich kann ICH aus diesem hinzugekommenen Wissensfundus nicht schöpfen - ich muss mich mit der einen, menschlichen Perspektive begnügen. Und schon verpufft die Seifenblase.
Kriegsgeschichten sind daher \"einfach\" - und das setze ich bewusst in Klammern - zu erzählen. Man überträgt den ganzen Krempel von heute auf das Morgen und fertig. Natürlich muss man viel Recherche betreiben, immerhin wollen alle möglichen Dinge variiert/erklärt werden. Wenn man über etwas ausgefragt wird, kann man realitätsbezogene Antworten geben. Nicht jedoch, wenn man ein paar Schritte weiter geht, dahin wo die Vorstellungslücken fast unüberbrückbar werden. Viele werfen den Machern von TNG vor, sie hätten das Ding nicht richtig durchdacht. Ich glaube inzwischen viel lieber, dass sie manche Sachen (wie die Flottenstärke, der Aufbau der Föderation, etc) bewusst nie erklärt, und lieber im Dunkeln gelassen haben, weil sonst die Utopie nicht funktioniert hätte. Weil die Antwort in jedem Falle wieder Gegenwartsbezogen gewesen wäre. Das wirft eigentlich die Frage auf, ob es nicht besser wäre, Star Trek als Fantasy zu klassifizieren. :Ugly
Vielleicht ist das ja auch mit ein Grund dafür, dass das Franchise eher vor die Hunde gegangen ist. Für das Träumen und Genießen bleibt nicht mehr viel Zeit. In der Ära des Internets will man antworten, und bitte einfache. Wer eine \"realistische\" Geschichte erzählen will, der kann nicht unbedingt hoch greifen. Wer hoch greift, kann nicht unbedingt verstanden werden.
Für FanFiction Autoren sehe ich da aber auch kein Problem, auch nicht im Überhang der Militär-Geschichten. Keiner von uns hat das Schreiben gelernt und für die meisten ist es nur ein spaßiger Zeitvertreib, und die Erfüllung des Wunsches Gott im Star Trek-Universum zu spielen, und dieses Franchise, das man so sehr liebt, ein wenig mit eigenen Ideen zu bevölkern. Wenn diese Ideen etwas... näher und gegenwartsbezogener sind, ist das auch kein Ding. Sonst hätte ich mich auch längst selbst anklagen und standrechtlich erschießen lassen müssen :D
SSJKamui:
Das Problem ist einfach, Utopie ist meistens ein Argument um jemanden von etwas bestimmtem zu Überzeugen, in dem man Sagt, dies könnte sehr \"wunderbare folgen\" für die Gesellschaft haben und nicht in erster Linie eine Geschichte zur Unterhaltung, was deshalb für einige Probleme sorgen kann.
Das Thema Konflikt bei Star Trek ist so eine Sache, wenn man bedenkt das ein Konflikt nicht unbedingt gewalttätig sein muss sind eigentlich 90 Prozent aller Star Trek Geschichten über Konflikte mit irgendjemandem. (Streng genommen ist ja fast jeder Konkurrenzkampf sogar eine Art von Konflikt und man könnte bei gewissen Naturphänomenen wie schweren Stürmen in gewisser Weise auch von \"Konflikten zwischen Mensch und Natur\" sprechen. )
Tolayon:
Was mir gerade bei der filmischen Umsetzung solcher Geschichten auffällt, ist dass etwa seit Mitte der 80er Jahre (beginnend mit dem zweiten Teil der \"Alien\"-Reihe) militärische SciFi trotz interstellarer Raumfahrt grundsätzlich auf Projektilwaffen zu setzen scheint, wie man auch bei \"Starship Troopers\" und dem \"Galactica\"-Reboot feststellt.
Ich frage mich, muss das unbedingt sein? Wollen die Macher uns allen Ernstes weismachen, man kann viel leichter einen Überlicht-Antrieb bauen als Strahlenwaffen?
Wenn man die Gräuel des Krieges verdeutlichen will, kann man das auch mit futuristischer Waffentechnik machen, siehe \"Babylon 5\" und \"Deep Space Nine\".
Daher habe ich den Eindruck, dass die im 22. Jahrhundert oder später mit schweren Maschinengewehren rumballernden \"Space Marines\" hauptsächlich das gängige Macho-Action-Klischee bedienen.
Wenn ich aber einen Science-Fiction-Film sehe der in einer weiter entfernten Zukunft spielt, erwarte ich dort auch entsprechend \"moderne\" Waffen; wenn ich qualmendes, hämmerndes Rumgeballer sehen will, greife ich lieber zu einem Kriegs-Action-Film der in der Gegenwart spielt, meinetwegen auch mit außerirdischen Gegnern (siehe \"Predator\").
Genausowenig würde ich eine Fan-Fiction oder kommerzielle SciFi-Geschichte schreiben, in der dieser waffenmäßige Anachronismus vorkommt.
Als Kompromiss könnte man wenigstens elektromagnetische Projektilwaffen wie Railguns verwenden, die gab es immerhin auch schon in \"Stargate\", da kann man bei einer Verfilmung optische und akustische Effekte so wählen, dass Elemente aus beiden Waffenarten gleichermaßen vorkommen.
SSJKamui:
--- Zitat ---Original von Tolayon
Was mir gerade bei der filmischen Umsetzung solcher Geschichten auffällt, ist dass etwa seit Mitte der 80er Jahre (beginnend mit dem zweiten Teil der \"Alien\"-Reihe) militärische SciFi trotz interstellarer Raumfahrt grundsätzlich auf Projektilwaffen zu setzen scheint, wie man auch bei \"Starship Troopers\" und dem \"Galactica\"-Reboot feststellt.
Ich frage mich, muss das unbedingt sein? Wollen die Macher uns allen Ernstes weismachen, man kann viel leichter einen Überlicht-Antrieb bauen als Strahlenwaffen?
Wenn man die Gräuel des Krieges verdeutlichen will, kann man das auch mit futuristischer Waffentechnik machen, siehe \"Babylon 5\" und \"Deep Space Nine\".
Daher habe ich den Eindruck, dass die im 22. Jahrhundert oder später mit schweren Maschinengewehren rumballernden \"Space Marines\" hauptsächlich das gängige Macho-Action-Klischee bedienen.
Wenn ich aber einen Science-Fiction-Film sehe der in einer weiter entfernten Zukunft spielt, erwarte ich dort auch entsprechend \"moderne\" Waffen; wenn ich qualmendes, hämmerndes Rumgeballer sehen will, greife ich lieber zu einem Kriegs-Action-Film der in der Gegenwart spielt, meinetwegen auch mit außerirdischen Gegnern (siehe \"Predator\").
Genausowenig würde ich eine Fan-Fiction oder kommerzielle SciFi-Geschichte schreiben, in der dieser waffenmäßige Anachronismus vorkommt.
Als Kompromiss könnte man wenigstens elektromagnetische Projektilwaffen wie Railguns verwenden, die gab es immerhin auch schon in \"Stargate\", da kann man bei einer Verfilmung optische und akustische Effekte so wählen, dass Elemente aus beiden Waffenarten gleichermaßen vorkommen.
--- Ende Zitat ---
Ja, das ist sehr typisch für dieses Genre.
Ein englischer Artikel zu dem Thema, den ich gefunden hab: http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/KineticWeaponsAreJustBetter
Drake:
--- Zitat ---Original von Max
Ich denke, dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden; ich denke, das geht jedem so.
--- Ende Zitat ---
Och, ich glaube einige Trekkies der \"Canon-Wächter\"-Fraktion würden dir da durchaus widersprechen. ;)
Spricht IMO Bände, dass sich die deutsche Memory Alpha die Dreistigkeit geleistet hat, der Akira-Klasse ihren Namen abzusprechen (heißt da nur noch \"Thunderchild-Typ\"), weil der ja nie in primären Quellen aufgetaucht ist.
--- Zitat ---Original von Max
Zu den Geschichten selber habe ich eine andere Theorie: Utopische Geschichte zu schreiben, die einen in ihren Bann ziehen, ist schlicht viel, viel schwieriger.
--- Ende Zitat ---
Da stimme ich prinzipiell zu, auch wenn ich mich gezwungen fühle den Seitenhieb anzubringen, dass so ziemlich jeder Depp eine \"Schema-TNG\"-Story schreiben kann, in der Captain Besserwisser den unmoralischen Aliens vom Planeten Soböse ihre eigenen Fehler vorhält und sich dabei in Eigenlob angesichts der emotionalen Überlegenheit der Menschen im Speziellen und der Föderation im Allgemeinen überschlägt. Achja: Und Shakespeare muss man auch noch irgendwie zitieren - das wirkt so kultiviert. ;)
Nur - ich würde so etwas nicht schreiben wollen. Riecht mir zu sehr nach Mary-Sue. Wenn schon Utopie, dann richtig und keine simple Selbstbeweihräucherung der Perfektion der Hauptcharaktere.
--- Zitat ---Original von Max
Klar, Schlachten-Plots werden ziemlich verbaut, wenn die Ausrichtung der Sternenflotte nicht darin besteht, andauernd Kriege zu führen. Das bedeutet aber nicht, dass diese verbauten Plots gut wären, schon gar nicht originell. Schlachten und Konfliktpotenzial zwischen den Leuten, dass die sich an die Kehle gehen könnten, gibt es en masse. Star Trek hat die Utopie nicht gepachtet (und vor allem, schon vor DS9 nicht ganz gelebt), aber das Bild einer positiven Zukunft zu zeichnen, war schon immer ein Grundpfeiler des Formats.
--- Ende Zitat ---
Nein, man verbaut sich eine Menge mehr Plots als nur Raumschlachten, wenn man sich darauf versteift, dass die Hauptcharaktere einfach nur makellose Helden sein können und ihre Fraktion allem anderem im Universum grundsätzlich moralisch überlegen ist.
Interessant finde ich in dem Zusammenhang, dass es Aussagen des Autorenstabes von TNG gibt, dass man die Cardassianer geschaffen hat, um aus diesem Schema auszubrechen: Eine Rasse, die mit der Föderation auf Augenhöhe diskutieren kann, weil sie auf ihre Weise ebenso kultiviert sind, auch wenn man ihnen ansieht, dass sie alles andere als moralisch integer sind. In dieselbe Kategorie fällt die Entwicklung der Ferengi, die dahingehend entwickelt wurden, dass sie nicht nur \"böse Kapitalisten\" sind, sondern einfach nur andere Wertevorstellungen haben und umgekehrt nicht verstehen können, wie eine NICHT auf Kommerz und Profit aufgebaute Gesellschaft überhaupt funktionieren kann.
Dass gerade Quark in einzelnen Episoden geradezu verächtlich auf die Menschheit herabblickt (und dafür gute Argumente bringt!) ist eine Sichtweise, die meine Stories sehr stark geprägt hat.
Effektiv: \"Ja, die Menschen sind unheimlich nett und freundlich, aber nimm ihnen den Luxus weg und bedrohe ihr Leben, dann sind sie blutrünstiger als Klingonen, verschlagener als Romulaner und grausamer als Cardassianer.\"
--- Zitat ---Original von Max
Aber es stellt sich die Frage: Braucht es einen Konflikt um einen guten Plot zu entwerfen? Ich sehe zum Beispiel keine Probleme darin, \"Abenteuer\"-Plots für den Weltraum zu schreiben: Wenn es auf der Erde schon spannend sein kann, in der Tiefsee neue Tierarten zu entdecken oder Achttausender zu besteigen, funktioniert das im All erst recht - auch ohne das man einen aggressiven Konflikt lanciert oder Menschen zeigt, die mit anderen nicht auskommen. Man hat in jedem Fall friedliche Plot-Alternativen; ich bin eher die Meinung, dass Konflikt-Plots neue, originelle Ideen verbaut.
--- Ende Zitat ---
Bitte missverstehe \"Konflikt\" nicht als \"bewaffneter Konflikt\". Ein Hauptcharakter der mit sich selbst hadert ist auch ein Konflikt - ein persönlicher. Die Lösung eines Mysteriums ebenfalls - ein intellektueller (zwischen der Komplexität der Problemstellung und der Intelligenz und Expertise der Charaktere).
Ich habe einige Trek-Romane gelesen (vor allem Titan: \"Over A Torrent Sea\") die sich völlig oder fast komplett auf ein wissenschaftliches Kuriosum beziehen und damit eine unglaublich spannende und interessante Geschichte erzählen. Aber auch dort gibt es Konflikte im dramatischen Sinne - meist die Lösung eines Problems, um das Ganze von der Ebene einer reinen wissenschafftlichen Abhandlung abzuheben (und vor allem \"Over A Torrent Sea\" liest sich zumindest Anfangs wie eine Abhandlung über Meeresbiologie).
Das Problem mit diesen reinen Forschungs-Plots ist nur: Nicht jeder kann sie schreiben und nur die allerwenigsten wirklich gut. Dem Autor des genannten Romans, Christopher L. Bennett, gebührt mein höchster Respekt für die Fähigkeit, so etwas zu schreiben, aber die meisten Autoren (darunter ich selbst) die sich daran versuchen, versagen auf ganzer Linie.
Und ich möchte nochmal zu Protokoll geben, dass ich ein Riesenfan von Doctor Who bin, dessen Hauptcharakter mal mehr, mal weniger Pazifist ist und sehr demonstrativ gegen Waffen und gewalttätige Problemlösungen ist. Das geht so weit, dass der zehnte Doktor seinen Gegnern regelmäßig die Chance zur friedlichen Aufgabe einräumt und selbst nachdem die ausgeschlagen wurde die Durchkreuzung ihrer Pläne mit einem betrübten \"I\'m Sorry...\" beginnt. Tatsächlich lautet das Fazit zweier meiner Lieblingsfolgen der Serie \"Everybody lives!\" - \"Alle überleben!\". Aber davor erstrecken sich Plots voller interessanter Wendungen, origineller Konzepte (von denen Star Trek nur träumen kann) und ja, auch Konflikte zwischen den Charakteren.
--- Zitat ---Original von Tolayon
Ich frage mich, muss das unbedingt sein? Wollen die Macher uns allen Ernstes weismachen, man kann viel leichter einen Überlicht-Antrieb bauen als Strahlenwaffen?
--- Ende Zitat ---
Tatsächlich kann das so sein - nicht unbedingt weil es \"einfacher\" ist, einen FTL-Antrieb zu bauen als Strahlenwaffen, sondern weil es möglich ist, dass eine über Jahre hinweg halbwegs friedliche Welt keinen Sinn darin sieht, ihre bereits effektiven Waffen groß weiterzuentwickeln, während in der Richtung interstellarer Antriebe wesentlich intensiver geforscht wird.
Auch in der Realität halten sich konventionelle Projektilwaffen, obwohl es längst höher entwickelte Alternativen gäbe. Ein Grund dafür (und auch der grund dafür, warum die AK-47 immer noch eins der populärsten Sturmgewehre weltweit ist) ist, dass ein komplexes Gerät mit viel technischem Schickschnack einfach sehr viel fehleranfälliger ist. Die vielseitige Zieleinrichtung eines G36 z.B. benötigt eine teure und aufwändige Neueinstellung, sobald das Gewehr auch nur einmal auf den Boden fällt.
Dazu kommt die dramatische Komponente: Bunte Laserstrahlen und dergleichen distanzieren den Zuschauer vom Geschehen, es trifft ihn nicht mehr so stark, wenn ein Charakter von einem Laserstrahl verwundet wird, als wenn ihn eine Kugel erwischt.
EDIT: Ich plädiere hier nochmal deutlich für eine Mehrfachzitat-Funktion, das ist sonst echt aufwändig, die \"Quote\"-Tags korrekt zu setzen.
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