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"Die Moral von der Geschicht..."

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SSJKamui:
Ich habe mal eine Zusammenstellung der wahrscheinlichen Quellen der Star Trek Philosophie erarbeitet. (Vieles davon ist Fakt, aber manches auch Spekulation.)

Die Philosophie von Star Trek

Stoizismus
Diese Philosophie ist die offensichtlichste Philosophie von Star Trek, wird da aber kritisch gesehen. Der Stoizismus entstand in Rom und Griechenland und geht davon aus, dass Emotionen mehr Schaden anrichten, als nutzen. (Sowohl dem Individuum als auch der Gesellschaft.) Stattdessen sollte der Mensch sich von seinem Emotionen befreien und eine von der reinen Vernunft und Logik bestimmte Existenz erreichen. (Spitze Ohren optional.) Man soll besonders wissen, welche Dinge "würdig sind, sich darüber aufzuregen" und welche nicht. Laut den Stoikern ist der Tod besser als der Verlust der Selbstkontrolle, weshalb diese Philosophie sowas wie Sterbehilfe bei Krankheit aktiv vorschreibt.

http://en.wikipedia.org/wiki/Stoicism
http://de.wikipedia.org/wiki/Stoa

Utilitarismus
Habe ich schon im military Science Fiction Thread erklärt. "Das Wohl von Vielen wiegt schwerer, als das Wohl von Wenigen oder einem Einzelnen".

Progressivismus
Der Progressivismus ist eine politische Philosophie, die zuerst bei liberalen und einigen Konservativen verbreitet war, aber dann nach links gewandert ist. Die Grundidee kann man einfach zusammenfassen als "technischer Fortschritt muss mit gesellschaftlichem Fortschritt einher gehen", oder "technischer Fortschritt soll zum sozialen Fortschritt genutzt werden". Laut dem Progressivismus sollen Dinge wie Schulen etc. und Technologie gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen und die Freiheit des Menschen sicherstellen. Im Bildungswesen zählt statt eines festen Kanons alter Klassiker eher die Praxistauglichkeit und Dinge wie Learning by Doing, Projektarbeit, Lernen durch eigene Erfahrung. Schüler sollen verstehen und nicht auswendig lernen.  (Kritiker sehen darin aber eine Verschiebung der Bildung von Wissenslernen auf Verhaltensmodifikation und damit eine potentielle Rechtsverletzung.) Bekanntester aktueller Vertreter des Progressivismus ist Barack Obama.

http://en.wikipedia.org/wiki/Progressivism
http://de.wikipedia.org/wiki/Progressivismus

Nova Atlantis - Francis Bacon
Eine Utopie der Aufklärung, die eine Forschungsflotte besitzt, die neues erforschen soll und Regionen entdecken soll, in denen noch nie zuvor ein Mensch gewesen ist. Gesellschaftlicher Status des Individuums hängt von seiner Arbeit innerhalb dieser Forschungsflotte ab und die Flotte hat erheblichen politischen Einfluss.

http://de.wikipedia.org/wiki/Nova_Atlantis

Technokratie
Eine Philosophie, die besagt, dass politische Ämter von denjenigen bekleidet werden sollen, die objektiv dafür am Besten geeignet sind. (Prüfung durch Auswahlverfahren etc.) Klüngel und Postenbesetzung nach Verwandschaft und Symphatie sollen gestoppt werden. Die Politik soll wissenschaftliche Maßstäbe und Methoden anwenden. (z.B. wichtige Reformen irgendwie testen, anstatt sie ungeprüft durchzuführen.) Die Technokratie ist eigentlich die Grundlage von 99 Prozent aller utopischen Science Fiction. Im realen Leben ist dies eigentlich eine Grundlage des modernen China geworden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Technokratie

Kulturrelativismus
Eine Philosophie, die sagt, man solle andere Kulturen nicht nach Maßstäben der eigenen Kultur beurteilen und nicht in andere Völker einmischen. (quasi Hauptdirektive)

http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturrelativismus

Nikomachische Ethik
Die Nikomanische Ethik ist eine Tugendethik von Aristoteles. Die Grundidee ist, dass es 3 Lebensstile gibt. Der erste Lebensstil ist der Lebensstil eines Parasiten, der nur nach Lust lebt und nur verbraucht. Nach Aristoteles kommt man damit nicht weit. Der zweite Lebensstil ist der ethische Lebensstil der Tugend, der besagt, dass man bestimmte Charaktereigenschaften wie Ehrlichkeit, Ausdauer, Beharrlichkeit, Vernunft, Großzügigkeit, Offenheit etc. fördern sollte um ein guter Mensch zu sein. ("Edel sei der Mensch, Hilfreich und Gut") Dabei ist die Tugend aber entscheidend durch das richtige Maß gekennzeichnet. Laut Aristoteles ist das Schlechte immer das Extreme und das Gute das, was zwischen 2 Extremen steht. (z.B. es ist gut, Fleissig zu sein. Faulheit ist ein Laster, aber gar nicht mehr zu schlafen, bis man von Burnout oder Karushi dahin gerafft wird, ist nach Aristoteles ebenfalls ein Laster. Nur die "goldene Mitte" ist richtig.) Das hängt ebenfalls von der Situation ab. Ein Henker, (oder KZ Wärter), der besonders Fleissig ist, ist bestimmt kein guter Mensch. Auf Grund dessen gibt es auch keine allgemeingültigen Vorschriften, sondern alles muss der Situation nach beurteilt werden. (Also auch sowas wie die Hauptdirektive. )

Star Treks Ethik hörte sich für mich immer nach dieser Art von Tugendethik an.

Dieses tugendhafte Leben nannte Aristoteles auch das politische Leben (und beschrieb demokratische Politiker als den Höhepunkt von Moral und Anstand. Man, die Zeiten haben sich echt geändert. LOL), sah aber darin eine Gefahr, dass man von Anderen abhängig wird. (Auch frei nach dem Prinzip, es lohnt sich nicht, ein guter Mensch zu sein, wenn keiner das mitbekommt. )

Nach Aristoteles arbeitet der Mensch nicht hauptsächlich für äußere Güter wie Geld, sondern in erster Linie, um sich selbst zu verbessern. Dies sei das Hauptziel des Menschen. Und am Besten könne man dies mit dem dritten Lebensstil erreichen. Der Forschung und Wissenschaft.  Dieser Lebensstil sei der Höhepunkt ethisch, moralischer Entwicklung und es gäbe nichts moralischeres, als neues Wissen zu entdecken. Da die meisten Menschen aber Sozialwesen sind, müssen die Menschen sowohl tugendhaft sein, als auch forschen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Nikomachische_Ethik

- Objektivismus
Das wird jetzt manche überraschen, weil dies eher in Richtung FDP, AFD, Tea Party, Republikaner gehört, aber es ist so, dass Roddenberry zugegeben hat, sich an Ayn Rands Büchern orientiert zu haben.(Wahrscheinlich kommt daher auch der Name "Janice Rand") (Und Ayn Rand war ein Star Trek Fan und hat gesagt, die Leute sollten sich an Star Trek ein Beispiel nehmen. (An den Vulkaniern und nicht den Ferengi. )) Der Objektivismus ist in gewisser Weise eine Parallelentwicklung zum Existentialismus (wird von vielen Leuten so gesehen) und basiert u.A. uf einigen Frühexistentialisten. Daneben ist das eine Kreuzung der Nikomanischen Ethik, des politischen Liberalismus und einigen Pulp Fiction Attitüden. Das Hauptsächliche des Objektivismus ist, jeder Mensch darf für sich selbst leben und muss keinen Schaden zu Gunsten eines Dritten in Kauf nehmen.  Es ist schön, wenn das Individuum jemandem hilft, wenn es das möchte. (Sofern der, dem geholfen wird, dem würdig ist. Das heißt einfach, man sollte niemandem helfen, der einem zu Dank noch einen Tritt in den Allerwertesten verpasst. ) Zwangsweise Hilfe ist aber keine echte Hilfe. Was Objektivisten ablehnen sind Gewalt als Angriff (zur Verteidigung kann Gewalt geboten sein), Betrug und Zwang, weil diese Dinge dem Gegenüber die Möglichkeit nehmen, die Situation Rational zu durchdenken. Man soll sich als Objektivist zuerst um die eigene Meinung scheeren und dann um die Meinung der Anderen. Erfindergeist, Unternehmertum etc. sind sowas wie Kardinaltugenden des Objektivismus. Von der Achse Aufklärung/Romantik her ist der Objektivismus eine Kombination aus Beidem. Man soll nicht zwischen Leidenschaft und Vernunft wählen. Man soll vernünftig sein. Und das aus Leidenschaft.
Die Bösewichter in Ayn Rands Büchern versuchen eine Welt ohne Individualität zu errichten, wo der Einzelne nur noch Teil des Ganzen ist. Dazu haben diese Leute im Buch Anthem die Leute in Einheitskleidung gesteckt, ihre Namen durch Nummern ersetzt und das Wort "Ich" konsequent durch "Wir" ersetzt. (Spätestens jetzt müsste Star Trek Fans auffallen, was von Ayn Rand in Star Trek landete.)
Ein Hauptanliegen der objektivistischen Utopie ist die freie Entfaltung von Wissenschaftlern und Kreativen, ungehindert von Neidern etc.
Der Unterschied ist, Roddenberry glaubte an linke/kommunistische Ideen und meinte, Ayn Rand läge falsch, dass man freie Entfaltung des Individuum und soziale Sicherheit nicht zusammen erreichen könnte. Deshalb ist die Föderation quasi eine linke Variante von Galts Gulch.
Ausserhalb Star Treks wurde durch den Objektivismus die Figur Iron Man beeinflusst. (Die Gerichtsverhandlung in Iron Man 2 kommt fast wörtlich aus Ayn Rands Buch "Der Streik".)

http://en.wikipedia.org/wiki/Objectivism_%28Ayn_Rand%29#Ethics:_self-interest
http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/UsefulNotes/Objectivism
http://freestudents.blogspot.de/2009/05/maggie-roark-architect.html

(Fun Note: An der Atlas Shrugged Verfilmung war Armin Shimerman beteiligt.)


Ich hoffe mal, die Aufstellung kann hier einigen von Nutzen sein. Sollte Ich was vergessen haben, dann ergänzt es.

Max:
Eine brillante Zusammenstellung, SSJ!
Vielen Dank für die Arbeit, die Du Dir da gemacht hast. Ich finde es sehr, sehr interessant, diese "philosophische Spiegelung" Star Treks zu lesen :)

Tolayon:
Die aufgezeigten Elemente erklären alle sehr gut, was STAR TREK ausmacht.
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Ich habe mir mal Gedanken zu diesbezüglichen Aussagen gemacht, die man aus STAR WARS herauslesen kann.
Kritiker mögen vielleicht denken, dass diese Geschichten nicht allzu viel Moral haben, außer "Lichtschwerter sind cool, Todessterne sprengen noch cooler und das Gute siegt am Ende immer".

Aber es gibt durchaus einige interessante Aspekte, gerade wenn man alle Filme, "The Clonewars" und das erweiterte Universum bezüglich der Vergangenheit der Alten Republik hinzuzieht.

Stoizismus
Auch dieser spielt im STAR-WARS-Universum eine große Rolle, wenn es um das Ideal eines Jedi-Ritters geht. Die vollkommene Emotionslosigkeit wie bei StarTrek-Vulkaniern wird zwar nie erreicht, aber einige vor allem weibliche Charaktäre kommen diesem Zustand in meinen Augen sehr nahe (Shaak Ti, Luminara Unduli).
Die immer wieder zu hörende Aufforderung "Erforsche deine Gefühle" soll den Jedi dazu bringen, sich mit seinem emotionalen Zustand zu befassen und diesen mit den Erwartungen an seinen "Berufs"-Stand abzugleichen.
Um dauerhaft in einem stoischen Zustand zu verweilen, soll ein Jedi sich von allen weltlichen Bindungen und Ängsten lossagen, was de facto auf ein dem Klosterwesen nahekommendes, umfassendes Zölibat hinausläuft.


Utilitarismus
Der oben genannte Stoizismus ist gewissermaßen die Voraussetzung dafür, dass ein Jedi utilitaristisch handeln kann. Denn im Gegensatz zu einem Sith stellt er nicht seine persönlichen Bedürfnisse (vor allem die Gier nach Macht) in den Vordergrund, sondern handelt stets zum Wohle der Allgemeinheit. Die Opferung einzelner (sei es nun Jedi selbst oder durch die Liquidierung bösartiger Individuen) wird dabei stets in Kauf genommen.

Der Utilitarismus des Jedi-Ordens treibt aber auch einige bedenkliche Blüten, vor allem, wenn man das Verhalten mit dem aus STAR TREK und der damit verbundenen Obersten Direktive vergleicht.
Sobald nämlich auf einem Planeten ein machtsensitives Kind gefunden wird, landen die Jedi einfach mit ihren Schiffen und nehmen es mit. Und da ist es egal, ob es sich um eine bereits Raumfahrt betreibende Mitgliedswelt der Republik handelt, oder um eine prä-industrielle Zivilisation, in deren Entwicklungsgeschichte dadurch massiv eingegriffen wird.
Der Jedi-Orden hält diese Vorgehensweise aber für notwendig, um eine unkontrollierte Entwicklung des potenziellen Nachwuchses hin zur möglicherweise Dunklen Seite zu verhinden.


Konservatismus
Meiner Ansicht nach ist eine konservative Grundhaltung das wohl prägendste Element in jender fernen Galaxie überhaupt. Wir haben es mit einer gesättigten (vielleicht auch übersättigten) Republik zu tun, die seit etwa 25.000 Jahren existiert. Technische Innovationen und Progressivismus wie in STAR TREK fanden schon vor langer Zeit statt, es gibt nur noch eine schleichende Evolution (hauptsächlich hin zu riesigen, in Massen produzierten Raumschiffen).
Die Regierung der Republik wird in den letzten Jahren ihres Bestehens ebenfalls als äußerst konservativ, mit immer faschistischer werdenden Einschlägen dargestellt, bis am Ende der Kanzler sich selbst zum Imperator ausruft.

Auch der Jedi-Orden ist in seinen Ansichten und Strukturen als geradezu erzkonservativ zu bezeichnen. Der Zwang zum utilitaristischen Stoizismus, die Negierung aller persönlichen Bedürfnisse und die Anwendung von Lichtschwertern, die sich über Jahrtausende im Prinzip nicht verändert haben (man hätte zumindest versuchen können, Schwerter mit heißeren Klingen zu bauen, die etwa auch Cortosis durchdringen können).

Es ist auch das Scheitern dieses Konservatismus, des Festhaltens am Status Quo, welcher letztendlich zum Untergang der Republik führte. Wie gegen Ende der "The Clonewars"-Serie sowie in Episode III sichtbar wird, mutiert die Republik gerade dadurch, dass sie das "Böse" (in diesem Fall die Separatisten) mit allen Mitteln bekämpfen will, selbst schrittweise zu diesem Bösen.

Man kann hier auch Anspielungen auf aktuelle politische Entwicklungen im realen Leben sehen, etwa wenn die Freiheitsrechte im Namen der Terrorismus-Bekämpfung immer weiter eingeschränkt werden.

Zuletzt noch ein paar Worte zum Fall Anakin Skywalkers:
Es ist einerseits sein persönliches Verschulden, weil er sich einfach nicht von seinen Leidenschaften lösen konnte und dadurch schrittweise auf die Dunkle Seite der Macht geriet. Aber es ist auch das Verschulden des Jedi-Ordens, der in seiner tradierten "Orthodoxie des Lichts", wie ich es mal nennen möchte, ganz übersieht, dass Jedi eben keine Vulkanier sind und man ihre persönlichen Gefühle und Bedürfnisse doch etwas stärker berücksichtigen sollte.

Luke Sywalker macht übrigens genau das, als er nach dem Sieg über das Imperium den Jedi-Orden wieder neu aufbaut:
Ehen zwischen Jedi, aber auch zwischen Jedi und Nicht-Jedi werden nicht nur akzeptiert, sondern sogar gefördert (unter anderem wohl auch deshalb, weil der Bestand an Machtsensitiven stark dezimiert war).
Luke selbst heiratet am Ende ebenfalls, eine ehemals imperiale Agentin namens Mara Jade.

SSJKamui:
Danke für das Lob.

Ich stimme zu. George Lucas hat wirklich sehr starke konservative Tendenzen und ich sehe den als Kreuzung zwischen Rechtsliberal und Konservativ. Ich stimme der Zusammenstellung auch komplett zu, würde aber noch einen Punkt bei der Philosophie von Star Wars ergänzen:

Cäsarismus
Ein Konzept des Philosophen Oswald Sprengler, (basierend auf den Ideen Nietzsches, dass es keinen großen gesellschaftlichen Fortschritt geben würde, sondern meistens sich nur die Namen ändern würden, aber nicht die DInge selbst) das besagt, Geschichte verläuft zyklisch. Eine Demokratie entsteht meistens in einer Wirtschaftskrise. Irgendwann hat eine Demokratie aber einen Zenit überschritten und die Wirtschaftskrise war nie weg, oder kommt in einer Form zurück. Die Krise treibt Massen in die Armut. Die Politik verliert an Vertrauen. Die Politiker machen zusehends Politik gegen das eigene Volk. Um die Krise des Staates zu begegnen, werden zusehends demokratische Freiheiten eingeschränkt. Am Ende kommt es zum Aufstieg eines Diktators, entweder durch Putsch oder durch Wahl. (Und das Volk jubelt dem neuen Diktator zu, obwohl dieser deutlich schlimmer ist, als alles vorher gewesene.) Der neue Diktator startet mit einer aggressiven Militarisierung und einem Eroberungsfeldzug gegen andere Länder. Der  Diktator (oder seine Erben) wird irgendwann  gestürzt und es entsteht wieder irgendwann eine Demokratie, womit aber nur der Kreislauf wieder von Neuem beginnt. Sprengler nannte als Beispiele unter Anderem Cäsar, Augustus und Napoleon (die vor dem Release von Episode 3 auch von Lucas als Beispiele genommen wurden. ) und meinte, genau dieses Schema, Ersetzung der Demokratie durch eine Diktatur, Eroberungsfeldzug und neuer Weltkrieg, wäre auch das Schicksal, was die Weimarer Republik bald ereilen würde.  Diesen Weltkrieg würden laut Sprengler aber die USA gewinnen und zur dominierenden kulturellen Macht des Westens werden. (Theodor Adorno kommentierte, dass die Historie und das Schicksal der Weimarer Republik Sprengler eigentlich recht geben würden. Er vermutete aber, das läge am falschen Erziehungssystem in Deutschland und dass das Erziehungssystem Preussens eigentlich die Grundlage für das Entstehen eines solchen Cäsaren bieten würde. )

Es ist mehr als wahrscheinlich, auch angesichts von Lucas eigener Aussagen, dass Sprenglers Idee das Vorbild für die Geschichte von Imperator Palpantine war. Und im Expanded Universe gab es mehrere Vorfälle, wo die Republik fiel und durch Sith Imperien ersetzt wurde. Deshalb scheinen meiner Meinung nach die Bücher dem Untergang des Abendlandes noch stärker zu folgen, als Lucas selbst.

Im Bezug auf Star Wars und Philosophie, man sagt häufig, das Mittelalter begann mit der Gewaltsamen Schließung der  "großen Schule der Philosophen". Manchmal nennt man das Mittelalter auch "das dunkle Zeitalter der Menschheit". In Star Wars begann das dunkle Zeitalter mit Anakins Angriff auf den Jedi Tempel, die "große Schule der Jedi Ritter". Die Parallele fällt schon auf.

SSJKamui:
Zum Thema Philosophie und Star Trek, neben den großen philosophischen Werken, die hier schon diskutiert wurden, ist hier etwas noch sehr wichtig, um Star Treks Herangehensweise zu verstehen:

The Twilight Zone
Twilight Zone war eine Horror/Science Fiction Serie der 50er Jahre und in gewisser Weise das Akte X der 50er. Nur, hier gab es Einzelepisoden, die nichts miteinander zu tun hatten. Twilight Zones Konzept war, nicht einfach nur Horrorgeschichten vom Monster der Woche zu erzählen, sondern in jeder Folge als moralische und sozialkritische Parabel zu gestalten. In der Struktur der Serie ging es in jeder Folge um ein eigenes moralisches/ philosophisches Problem. (Manche Folgen haben sich auch mit anderen Themen der Philosophie auseinandergesetzt. z.B. "was ist Wahrheit?") (Ironischerweise ähnelt Max Satyr Reihe in der Struktur sehr stark dem damaligen Konzept der Twilight Zone.)

Es wurde auch sehr stark mit Metaphern gearbeitet. (Wie ich schonmal erklärt hatte, "die Ungeheuer von der Ahornstraße" sind keine Aliens oder Terroristen, sondern sind die intoleranten Dorfbewohner. Oder in einer Folge wird ein Mann von untoten Gespenst Adolf Hitler verfolgt und am Ende der Folge sagt der Sprecher, dass der "geist von Adolf Hitler" bis in die Gegenwart hinein wirkt, was man an der Diskriminierung der Schwarzen in den USA sehen könne.)

Einige Episoden sind erschreckend aktuell, z.B. wo ein Dorf durch dreht, wegen eines möglichen Terroranschlages, und deshalb auf Immigranten losgeht, oder eine Geschichte, wo ein weißer Polizist einen Schwarzen unrechtmäßig angreift, aber am Ende der Schwarze bestraft wird, weil er sich wehrt, und der eigentliche Täter komplett davon kommt. (Ferguson lässt grüßen.)

Twilight Zone war extrem Einflussreich. Unter Anderem auf Steven Spielberg und George Lucas (einige "böse Aliens" aus Twilight Zone hat George Lucas übernommen und zu Mitgliedern von Jabbas Big Band gemacht.) JMS hatte bei Babylon 5 einen ehemaligen Autoren von Twilight Zone darum gebeten, eine Fortsetzung einer Twilight Zone Episode drehen zu dürfen. Das wurde aber nie realisiert. JMS wollte auch im Twilight Zone Stil eine Fortsetzung mit Nebengeschichten von Babylon 5 drehen. Daraus wurde dann "The Lost Tales". Auf Akte X war Twilight Zone ebenfalls ein Einfluss. (Und Akte X hatte in subtilerer Form ebenfalls eine Vermischung von Horror und Philosophie. Ich nenne hier nur mal die Folge "Sein und Zeit", oder die Folge "Amor Fati". Der Philosoph Sartre hatte auch geschrieben, dass die Mehrheit der Leute davon ausgeht, die Essenz kommt vor der Existenz. Bei Akte X gibt es einen Zweiteiler, wo die erste Folge Essenz und die Fortsetzung Existenz heißt. Die Serie Lost kann man hier ebenfalls in die Reihe packen mit den Abstürzenden Rousseau, John Locke, (Deckname Jeremy Bentham), David Hume, Mikhail Bakunin, Edmund Burke etc. http://lostpedia.wikia.com/wiki/Philosophers ) 

Die Simpsons Halloween Episoden sind in der Struktur ebenfalls eine Karikatur der Twilight Zone.

(Und bei meinem Dimensional Prophecy of Zohar Film ist auch unschwer zu erkennen, dass Twilight Zone eines der Vorbilder war.)

Star Trek hat sowohl Teile der Erzählstruktur übernommen (der Planet der Woche mit dem moralischen Dilemma), als auch Schauspieler (William Shatner war vorher bei der Twilight Zone), als auch einige Requisiten.

Der Unterschied zur Twilight Zone ist derjenige, bei Star Trek geht es in der Regel gut aus. Twilight Zone hatte im Gegensatz dazu meistens einen extrem fiesen Plot Twist am Ende (Ein Mann überlebt z.B. einen atomaren Krieg und ist froh, dass er endlich ohne andere Menschen zeit hat, in der großen Stadtbibliothek alles zu lesen. Doch dann fällt seine Brille hinunter und weil alle anderen Menschen tod sind, gibt es keinen, der die Brille reparieren kann. Also ist dieser Mensch nicht mehr in der Lage, auch nur ein einziges Buch zu lesen. Im Remake gab es auch einige Episoden in der Richtung. z.B. eine, wo ein Musiker Halluzinationen hat, dass er wegen seiner Hautfarbe von rassistischen Polizisten todgeprügelt wird. Er geht deshalb zu einem Psychiarter, der ihm ein Medikament gibt, dass ihn die Wirklichkeit sehen lässt. Dadurch stellt sich aber heraus, er war gar kein Musiker, sondern in Wirklichkeit ist er der Schwarze, der gerade tod geprügelt wird.) Star Trek hat es eher so gemacht, dass die Enterprise das Problem in der Mehrheit der Fälle lösen kann, und es gut ausgeht. (Mit Ausnahmen, wie z.B. "Bele jagt Lokai")



Forbidden Planet/Alarm im Weltall
Dieser Science Fiction Film war ebenfalls ein immens großer Einfluss auf die Erzählstruktur Star Treks, gerade wenn es um das Thema Philosophie geht. Wenn man den Film guckt, wirkt der direkt schon wie eine verlorene TOS Episode. (Der Einfluss auf Star Wars ist aber auch zu erkennen.) Dies ist ein Film, wo ein Wissenschaftsteam auf einen fremden Planeten kommt und ein Rätsel lösen muss. Es kommt heraus, das Rätsel hat etwas mit der Kommunikation von Bewusstsein und Unterbewusstsein zu tun und mit menschlichen Hemmschwellen, die von einem alten technologischen Artefakt ignoriert werden. (Wenn irgendwo im TV Neurologen oder Psychologen von ihren lieblings Sci Fi Filmen erzählen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Film unter den Filmen ist, die erwähnt werden. Es gab z.B. mal auf Vox um 0 Uhr eine Doku, wo Neurologen an Hand dieses Films erklärt haben, wie der menschliche Wille im Gehirn entsteht und dass man unter dem Willen eigentlich etwas Anderes verstehen müsste, als das, was man gemeinhin darunter versteht.)

Forbidden Planet ist kein extrem naturwissenschaftlicher Film wie 2001, Andromeda, tödlicher Staub aus dem All, Solaris etc. sondern eher auf Abenteuer ausgelegt. Die Crew verhält sich auch eher wie Archäologen. Der Film kann aber als der Erste dieser Reihe angesehen werden, und er wurde in der Presse hochgelobt, weil so endlich ein Sci Fi Film ein intelligentes Thema hätte und sich nicht nur auf böse Russen konzentrieren würde.

Obwohl hier kein moralisches Problem beschrieben wird, sondern eines der Philosophie des Geistes, ist der Film der Ursprung der typischen moralischen Erzählstruktur Star Treks: Forscher kommen wegen Notfall auf fremden Planeten, kommen in Kontakt mit Problem, erfahren die philosophischen Hintergründe des Problems und können das Problem dann mehr oder weniger lösen.

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