Autor Thema: Beschreiben, ohne zu beschreiben...  (Gelesen 7314 mal)

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ulimann644

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Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« am: 16.02.11, 20:14 »
Ein Problem, mit dem viele Autoren zu kämpfen haben, sind die Beschreibungen der Szene.
Nicht nur das WAS ist dabei schwierig, sondern auch das WIE.

Man kennt das:
Es war ein schöner, sonniger Tag. Der Himmel war wolkenlos. Die Luft war herrlich warm...
Das liest sich etwa so spektakulär, wie eine Excel-Tabelle

Ein Trick ist: Man lässt den Leser durch den Protsgonisten die Umwelt erleben.
Jan blickte hinauf zu dem herrlich blauen, beinahe wolkenlosen Himmel, an dem er nur vereinzelte Vögel erkennen konnte. Er beschattete mit der Hand seine Augen und blickte nach Osten über das Meer, wobei er die salzige Brise auf seiner Haut spürte, die vom Wasser her landeinwärts wehte

Ihr merkt den Unterschied.
Der Trick heißt: Beschreiben, ohne zu beschreiben.
Versetzt euch einfach in die Szene und lasst dann eure Figuren ihre Umwelt erleben, indem ihr schreibt was sie hören, sehen, riechen, fühlen und schmecken. Und das ist es eigentlich schon.
Gar nicht so schwer, oder ??

Alexander_Maclean

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Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #1 am: 16.02.11, 20:41 »
Zitat
Original von ulimann644
Gar nicht so schwer, oder ??


Jein.

Im Grunde ist es das eigentlich nicht. Trotzdem tue ich mich etwas schwer damit.
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Will Pears

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Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #2 am: 16.02.11, 20:52 »
Bleibt bloß zu bemerken (<), dass man immer darauf achten muss, dass es nicht Überhand nimmt. Die Dosis macht das gift. Klar, es ist gelegentlich interessanter, wenn man durch die Augen eines Charakters Dinge beobachtet (z.B. eine Raumschlacht aus den Augen eines Piloten). Aber auch da kann man Fehler einbauen, die nicht sein müssen, bzw. die den Leser auch wieder stutzig machen. Wenn man beispielsweise Sachen reinnimmt, die einem sehr wichtig sind (Hintergrund-Infos oder so), welche der Charakter aber eigentlich niemals erfassen könnte. Kleines beispiel:

Im Satten Gelb der Wiese bemerkte Shaham, wie stark die Population der Denebolianischen Wulma-Käfer angestiegen war. Klar und deutlich hoben sich die millimetergroßen Insekten vom Untergrund, sodass sie ihn davon abhielten, den etwas größeren Wihil-Krabbler zu sehen, der sich ebenfalls auf der sich über etliche hundert Quadratkilometer erstreckenden Fläche herumtrieb...

Das ist natürlich ein äußerst abgehobenes Beispiel, aber ich denke, dass klar wird, was ich meine. Manches kann ein Charakter bemerken, manchmal ist es interessant, wenn er es bemerken kann, aber gewisse Dinge sollten schon autktorial erzählt werden.
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ulimann644

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Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #3 am: 16.02.11, 20:54 »
Zitat
Original von Alexander_Maclean
Zitat
Original von ulimann644
Gar nicht so schwer, oder ??


Jein.

Im Grunde ist es das eigentlich nicht. Trotzdem tue ich mich etwas schwer damit.


Das tun wir alle, aber hauptsächlich deswegen, weil wir uns dieses Prinzip nicht permanent bewußt machen.
Oder besser: Es ist uns noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen.
Wenn man sich bei einer Szene aber wirklich konzentriert, dann merkt man gelegentlich, was da eigentlich wirklich geht.
Das werden dann, für gewöhnlich die Highlights einer Episode.

Ich wünschte, hier würde mal einer Tipps zu guten Konversationen posten, denn da muss ICH mich immer mächtig anstrengen...

Max

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Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #4 am: 16.02.11, 22:02 »
Zitat
Original von Will Pears
Bleibt bloß zu bemerken (<), dass man immer darauf achten muss, dass es nicht Überhand nimmt. Die Dosis macht das gift. Klar, es ist gelegentlich interessanter, wenn man durch die Augen eines Charakters Dinge beobachtet (z.B. eine Raumschlacht aus den Augen eines Piloten). Aber auch da kann man Fehler einbauen, die nicht sein müssen, bzw. die den Leser auch wieder stutzig machen. Wenn man beispielsweise Sachen reinnimmt, die einem sehr wichtig sind (Hintergrund-Infos oder so), welche der Charakter aber eigentlich niemals erfassen könnte. Kleines beispiel:

Im Satten Gelb der Wiese bemerkte Shaham, wie stark die Population der Denebolianischen Wulma-Käfer angestiegen war. Klar und deutlich hoben sich die millimetergroßen Insekten vom Untergrund, sodass sie ihn davon abhielten, den etwas größeren Wihil-Krabbler zu sehen, der sich ebenfalls auf der sich über etliche hundert Quadratkilometer erstreckenden Fläche herumtrieb...

Das ist natürlich ein äußerst abgehobenes Beispiel, aber ich denke, dass klar wird, was ich meine. Manches kann ein Charakter bemerken, manchmal ist es interessant, wenn er es bemerken kann, aber gewisse Dinge sollten schon autktorial erzählt werden.

Wobei ich mir nicht sicher bin, inwieweit Dein Beispiel in der Erzählsitutation wirklich Anspruch auf die Konsistenz erhebt, die nötig wäre, um dann einen Widerspruch (also Informationen, die die Figur nicht besitzen kann - dieser Punkt ist mir schon klargeworden) hervorzurufen. Aber ich denke einfach, dass diese \"Unsicherheit\" dem Umstand geschuldet ist, aus einem so kleinen Abschnitt keine definitive Aussage über die Erzählperspektive treffen zu können: Es kann ja Intention auch eines auktorialen Erzählers sein, das \"Sichtfeld\" punktuell einzuengen.
Aber vielleicht mache ich es mir einfach zu leicht, weil ich Gérard Genette noch nicht wirklich ganz verstanden habe ;) :D

Zitat
Original von ulimann644
Ich wünschte, hier würde mal einer Tipps zu guten Konversationen posten, denn da muss ICH mich immer mächtig anstrengen...

Hmm  :(
Definiere da doch bitte mal \"gut\": Wahrscheinlich in dem Sinne \'natürlich\', dass man die Eigenständigkeit der einzelnen Figuren erkennen kann, das Gespräch aber vor allem in eine bestimmte Richtung geht, ohne dass der Leser zu Beginn dieses Ausrichten auf den Zweck zu spüren bekommt, vielmehr stattdessen den Eindruck einer sich in Abhängigkeit des Kontextes entwickelnden Dynamik erhält?...

Alexander_Maclean

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Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #5 am: 16.02.11, 22:10 »
Ich habe mir mal erlaubt zu \"Konservation\" eine Thread zu eröffnen.
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ulimann644

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« Antwort #6 am: 16.02.11, 22:26 »
@Max
Du hast es auf den Punkt gebracht.
Vor allem die Natürlichkeit ist mir wichtig. Der Leser soll in der jeweiligen Situation das Gefühl haben, dass er einer realen Szene, als unsichtbarer Beobachter beiwohnt.
Schlimm wäre, wenn der Leser denken würde, dass die Unterhaltung konstruiert ist.

Fleetadmiral J.J. Belar

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Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #7 am: 17.02.11, 14:08 »
Oh mit Beschreibungen stehe ich nach wie vor auf Kriegsfuss und drücke mich sehr gerne darum. Aber das ist ein Umstand den ich dennoch bekämpfe. Dialoge entsehen bei mir meist völlig spontan. Aus einer Art \"Gefühl\" heraus. Ich bin dann meist so drin in der Materie, dass es flutscht und genau die Art von Konversation rauskommt, die ich beabsichtige.
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ulimann644

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Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #8 am: 17.02.11, 17:21 »
@JJ
Beschreibungen flutschen dafür bei mir...
Gut dass jeder von uns auch so seine Stärken hat...

Fleetadmiral J.J. Belar

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Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #9 am: 17.02.11, 19:59 »
Stimmt, aber ich habe vor, die Beschreibungen ebenso zu verinnerlichen, wie die Konversationen.
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Will Pears

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« Antwort #10 am: 17.02.11, 21:43 »
Habt ihr denn schon mal drüber nachgedacht etwas gemeinsam zu schreiben? Gewissermaßen so, dass Belar die Dialoge und uli die Beschreibungen schreibt. Man müsste doch eigentlich ein Konzept entwickeln können, wie man so etwas bewerkstelligen kann.
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ulimann644

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Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #11 am: 17.02.11, 22:04 »
@Will
Die Idee als solche ist gar nicht schlecht, aber wir stecken beide, bis über beide Ohren in unseren Projekten.
Das schließt natürlich nicht aus sowas mal zu versuchen, aber in nächster Zeit wohl eher weniger...

Fleetadmiral J.J. Belar

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« Antwort #12 am: 18.02.11, 02:11 »
@ Will

Der Wille ist da. Aber wie Uli schon so richtig anmerkte, stecken wir bis über beide Ohren in selbst geschaffener Arbeit (Ein Jammer, dass wir dafür nicht bezahlt werden, oder Uli?). Aber das schließt gemeinsame Projekte in weiterer Zukunft nicht aus. Was ich niemals ausschließen will.
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ulimann644

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« Antwort #13 am: 18.02.11, 06:30 »
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Original von Fleetadmiral J.J. Belar
@ Will

Der Wille ist da. Aber wie Uli schon so richtig anmerkte, stecken wir bis über beide Ohren in selbst geschaffener Arbeit (Ein Jammer, dass wir dafür nicht bezahlt werden, oder Uli?). Aber das schließt gemeinsame Projekte in weiterer Zukunft nicht aus. Was ich niemals ausschließen will.


Einerseits ein Jammer nicht bezahlt zu werden, andererseits kann aber auch keiner Druck machen, so dass der Spass an der Freud erhalten bleibt.

The Scout

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Antw:Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #14 am: 06.12.11, 19:54 »
Ein guter Freund von mir, der ebenfalls schreiberisch tätig ist, nannte es mal "dem Leser einen Geschmack der Situation' zu vermitteln". Ein sehr treffender Begriff finde ich und nachdem was ich von seinen Romanentwürfen gelesen habe muss ich  begeistert sagen, dass er das sehr gut kann. Ich selbst tu mir dabei oft doch etwas schwer. Wobei das meiner Meinung nach auch etwas daran liegt, dass bei unserem 'FanFiction-RPG' Star Trek als  Grundlage verwendet wird und dabei jeder schon die 'Szene' im Kopf hat. Um  die Handlung dann voran zu bringen neigt man dann als Autor (gerade bei so von mehreren Leuten verfassten Forsetzungsromanen) auf ausschweifende Beschreibungen zu verzichten. Es macht dann auch keine Sinn zum hundertsten mal auch noch so kreativ einen Korridor auf einem Sternenflottenschiff zu beschreiben oder das Aussehen der Uniform in umfangreichere Sätze zu packen.

Am ehesten gelingen mir solche Umschreibungen wenn ich mal versuche in Ruhe eine ganze Geschichte oder Mission selber durchziehen. Dann wenn weniger Zeitdruck herrscht und man möglicherweise sogar in einer Szene steckt die nicht ST-Alltäglich ist. Da bin ich noch am experimentieren und ausprobieren. Aber mir geht da oft wie einigen hier: Die Dialoge wolle mir meist besser gelingen.

Ich denke  auch, die Kunst liegt darin Beschreibung und Handlung (und  Dialoge) in eine in sich stimmige, kompakte Form zu bringen, um nicht zusagen in einen harmonischen Einklang.
« Letzte Änderung: 06.12.11, 19:57 by The Scout »
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