Autor Thema: Beschreiben, ohne zu beschreiben...  (Gelesen 7254 mal)

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ToVa

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Antw:Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #15 am: 07.12.11, 09:44 »
Es gibt noch zwei (vielleicht ist es auch nur einer) andere, in meinen Augen nahezu meisterliche, Wege Besschreibungen einzubinden. Und zwar durch Assoziation und Weglassen. Man projiziert die Umgebung auf die Protagonisten ohne das aber plakativ zu tun. Es ist ein Spiel mit Zwischentönen und ich kenne nur sehr wenige Autoren die es schaffen.

Ich versuch mich mal an einem Beispiel (gute und geübte Autoren können das natürlich besser);
"Der morgendliche Himmel war aschgrau. Sein Blick ging unsteht und er hatte nicht viel Zeit gefunden sich heute morgen zurecht zu machen."

Obwohl man die Person nicht wirklich beschrieben hat, glaubt man doch einen ersten Eindruck von ihr zu haben. Man zieht das "Aschgrau" des Himmels über das "Unsteht" mit auf die Person und hat den Eindruck da geht jemand als "ungemachtes bett" aus dem Haus, vielleicht etwas blass, etwas unruhig, die Haare kleben in der Stirn. Obwohl es keine direkte Verbindung gibt bringt man den Leser zum assoziieren und vergleichen, zieht Stimmungen und Eindrücke - ja fast schon Gefühle - auf die Personen ohne die Personen dabei anzuschreiben.

Man kann Personen also auch beschreiben indem man bestimmte Dinge nicht über sie sagt. Sondern über andere und andres. =)

ulimann644

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Antw:Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #16 am: 07.12.11, 09:51 »
Diese Form der Nicht-Beschreibung mag ich eher in Kurzgeschichten, da hier das weitere Ausarbeiten und ausloten der Charakteruntiefen keinen Platz hat.
Anders in längeren Episoden - da fehlt mit der Zeit dann doch etwas, wenn man bei dieser Art von Beschreibung bleibt (zumindest geht es mir so, bei Hauptcharakteren) Für die ein oder andere Nebenfigur, kann man das machen - bei Oberst Bralac (Talarianer) in ICICLE-4 bin ich ähnlich verfahren, da der im weiteren Verlauf nicht mehr in Erscheinung tritt.

ToVa

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Antw:Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #17 am: 07.12.11, 10:00 »
Zitat
Diese Form der Nicht-Beschreibung mag ich eher in Kurzgeschichten, da hier das weitere Ausarbeiten und ausloten der Charakteruntiefen keinen Platz hat.

Das stimmt natürlich, gerade in Kurzgeschichten bietet sich sowas an, da man damit  schnell "skizzieren" kann. In meinen Augen ist es aber gerade bei längeren Geschichten/Stories fast noch wichtiger... einfach weil man in meinen Augen sonst Gefahr läuft die Figur zu Über-Schreiben, also ihre Gefühlswelt öfter zu wiederholen und damit leicht ins Klischeehafte zu drücken. An Tiefe gewinnen sie da, so oft mein Eindruck, nur selten. Ich als Leser denke dann doch schnell "Oh man, ich weiß doch inzwischenwie der Typ in etwa gestrickt ist.... " und finde es sehr schnell ermüdend.
Weswegen ich dann Zb gerne auf solche Skizzen ausweiche... dazu einige gute Dialoge und Handlung (der Figur) und ich empfinde die Situation/Person besser umrissen als durch eine grössere direkte Beschreibung.
Mag natürlich sein das ich da sehr individuell ticke.

Max

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Antw:Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #18 am: 07.12.11, 10:17 »
Diese Form der Nicht-Beschreibung mag ich eher in Kurzgeschichten, da hier das weitere Ausarbeiten und ausloten der Charakteruntiefen keinen Platz hat.
Weit gefehlt, es gibt auch Romane, die sich inhaltlich direkt auf eine Person (und deren charakterliche Entwicklung) beziehen und durchaus damit arbeiten, nicht alles direkt zu beschreiben.

ulimann644

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Antw:Beschreiben, ohne zu beschreiben...
« Antwort #19 am: 07.12.11, 10:19 »
Zitat
Diese Form der Nicht-Beschreibung mag ich eher in Kurzgeschichten, da hier das weitere Ausarbeiten und ausloten der Charakteruntiefen keinen Platz hat.

Das stimmt natürlich, gerade in Kurzgeschichten bietet sich sowas an, da man damit  schnell "skizzieren" kann. In meinen Augen ist es aber gerade bei längeren Geschichten/Stories fast noch wichtiger... einfach weil man in meinen Augen sonst Gefahr läuft die Figur zu Über-Schreiben, also ihre Gefühlswelt öfter zu wiederholen und damit leicht ins Klischeehafte zu drücken. An Tiefe gewinnen sie da, so oft mein Eindruck, nur selten. Ich als Leser denke dann doch schnell "Oh man, ich weiß doch inzwischenwie der Typ in etwa gestrickt ist.... " und finde es sehr schnell ermüdend.
Weswegen ich dann Zb gerne auf solche Skizzen ausweiche... dazu einige gute Dialoge und Handlung (der Figur) und ich empfinde die Situation/Person besser umrissen als durch eine grössere direkte Beschreibung.
Mag natürlich sein das ich da sehr individuell ticke.

Natürlich ist das ein Mittelchen, wenn man bereits eine Figur gut kennt - dann hatte man zuvor ja schon eine genauere Beschreibung (oder man lässt sie halt noch folgen - auch das habe ich schon öfter so gelesen) Und für Nebencharaktere ist diese Art der Beschreibung sogar manchmal unumgänglich, um den Lesefluss zu erhalten und nicht von den eigentlichen Hauptakteuren abzulenken.

In dieser Hinsicht verwirrend war für mich manche Stelle von "Die Zwerge". Da stellte Thomas Heitz manche Figur so genau vor, dass man sich während der nächsten fünf Seiten fragte, was er mit dieser Figur wohl vorhaben mag, und dann lässt er sie zehn Seiten weiter unvermittelt über die Klinge springen. Das war sogar ein Punkt, der mich (als Jemand, der genaue Beschreibungen liebt) irgendwie an der Serie gestört hat.

 

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