Mit gesenktem Blick wandte sich der Bolianer Tiab von der taktischen Konsole ab. Viel hatte er eh nicht damit bewirken können. Insgesamt war sein Wirkungsspielraum begrenzt. Er war Wissenschaftler im weitesten Sinne, Linguister um genau zu sein. Aber er hatte aufgeschnappt, das ein Notsignal abgesetzt werden sollte.
Erst hatte er diejenigen, die die Brücke verließen, um das Notsignal zu initiieren, begleiten wollen, doch ihm war gerade noch rechtzeitig eine bessere Beschäftigung eingefallen, mit der er sich die Zeit vertreiben könnte. Seine Uniform war während des Unfalls - sofern es sich um eben einen solchen handelte - stark beschädigt worden und abgesehen von den Ärmeln und Stücken des Schulterteils war die Uniform zerstört. Sein in typisch bolianischer Manier eher mollige Oberkörper war nun gut sichtbar und er nahm auch die störenden Reste von Arm- und Schulterteil der Uniform ab. Was sollte er noch damit.
Während er sich hinter die Kommunikationskonsole stellte und sich Zugang verschaffte, überlegte er, ob er den Bauch einziehen sollte. Er entschied jedoch, dass so oder so sichtbar würde, dass er kein männliches Äquivalent zu Lieutenant Uhura sein würde und von daher wäre jeglicher Verschleierungsversuch wohl nicht mehr als lachhaft. Seine beiden Hände bewegten sich rasch über die Tastatur. Seine Gedanken über sein Aussehen verliefen separat von seiner Arbeit.
Ein Bajoraner würde wohl sagen, dass hier Pah-Geister gewütet habe. Verdammt, sämtliche Systeme sind umgekrempelt worden. Mit jedem Zug, den er gegen den Computer antrat, wurde er immer verzweifelter. Jede Funktion, die er wiederherstellen konnte, offenbarte drei neue, die fehlerhaft waren. Doch auch wenn er innerlich regelrecht kochte und sich einem Zustand, der menschlicher Wut nicht unähnlich war, näherte, zeigte er wenig nach außen. Bolianer verleugneten ihre Gefühle zwar nicht wie es Vulkanier taten, aber insbesondere er wollte zumindest Kontrolle.
Gerade als er glaubte, seine Paorane (jener der Wut nahe Zustand) nicht länger kontrollieren zu können, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. "Sie machen das gut, Lieutenant." Es war Commander Katics beruhigende Stimme. Man konnte sagen, was man wollte, über junge Offiziere und Kommandoaufgaben, doch wenn sie um eins gut wussten, dann um den Gemütszustand von Offizieren. Viele Kommandanten neigten dazu, nach Jahren des Abhärtens im Posten des Ersten Offiziers, keine Empathie gegenüber Abteilungsleitern oder Brückenoffizieren zu zeigen, obwohl diese Aufmunterung und Trost teils bitter nötig hätten.
"Vielen Dank, Commander." Die junge erste Offizierin hatte sich über seine Schulter gebeugt und blickte auf die Konsole. "Ich versuche die zentralen Stellen des LCARS wiederherzustellen und zumindest die Kommunikationsknoten an Bord wieder ans Laufen zu bekommen. Dabei stellen sich die Schäden als sehr schwierig zu umgehen heraus. Die Leitungen zum Zentralcomputer sind teils abgeschaltet worden, um Zerstörung zu vermeiden. Ich habe sie größten Teils wieder hochgefahren und ich denke, wenn ich einen speziellen Notfall-Code, den ich bis gerade entwickelt habe, anwenden kann, sollten wir in der Lage sein, die Kommunikation wiederherzustellen."
Erwartungsvoll blickte Lejla Katic ihn an. Ihr Blick war gespannt und zeugte davon, wie wichtig sein Vorhaben war. Er fürchtete bloß, dass ein Fehler womöglich ein Ausfallen der gesamten Computersysteme zur Folge haben könnte. Gerade LCARS war sehr anfällig für Störungen, was sehr dramatische Auswirkungen auf die Hardware haben konnte. "Ich bin nicht sicher, ob das System der Belastung standhält. Sämtliche Datenbänke und Konsolen könnten nutzlos werden. Dann hätten wir nur noch manuelle Steuerungen und die Zentralkonsolen. Soll ich es wagen, Ma'am? Die Chancen stehen gut, dass alles richtig läuft. 85 zu 15, dass nichts passiert und die Kommunikatoren wieder funktionieren."
Die langen Erklärungen hatten seinen Hals austrocknen lassen und Tiab musste schlucken, was der Commander endlich Zeit gab, zu antworten.