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U.S.S. Estrella del Alba, Episode 1 - Der Roman

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Lairis77:
Danke Alex, für die PN. :)
Nun der Tod von Claire ....

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U.S.S. ODYSSEE, Raumschiff der 5. Taskforce:

   Mit gemischten Gefühlen blickte Navina Levinoi, Schiffcounselor der USS ODYSSEE, aus dem Fenster ihres Quartiers. Das Schiff hatte den Asteroidengürtel von Tendara bereits hinter sich gelassen und näherte sich UNITY ONE. Für die Taskforce war die Station ein Hafen, ein Stützpunkt – für Navina war sie das Tor zu einem neuen Leben.
Die junge Halb-Betazoidin fragte sich, wie sie so viele Veränderungen in so kurzer Zeit verarbeiten sollte. Vor wenigen Minuten hatte sie noch ihre beste Freundin, Allison McMeredith, in den Armen gehalten und getröstet. Ronald McMeredith von der ESTRELLA DEL ALBA war ihr Zwillingsbruder gewesen und die Nachricht seines Todes traf Allison hart.
Navina ebenso, denn als Telepathin fühlte sie den Schmerz ihrer Freundin fast ebenso intensiv, wie ihren eigenen. Sie war mit Allison seit der Akademiezeit durch dick und dünn gegangen, obwohl sich ihre Wege zwischendurch immer wieder getrennt hatten. Allison war nach ihrem Abschluss als Wissenschaftsoffizier auf Deep-Space-Mission gegangen, während Navina an der Vulkanischen Botschaft erste Erfahrungen in Politik und Diplomatie sammelte. Auf der PROMETHEUS trafen sie sich nach zwei Jahren wieder und beschlossen, der Taskforce beizutreten. Das war ein eher ungewöhnlicher Wunsch für eine Wissenschaftlerin und eine Psychologin, also wurden sie einem der wenigen Taskforce-Schiffe zugeteilt, die ein nennenswertes Forschungslabor besaßen.
Die ODYSSEE operierte meist hinter feindlichen Linien, dafür benötigte sie unter anderem eine Abteilung für Stellarkartografie und Astrophysik. Immerhin ließen sich stellare Phänomene wie Schwarze Löcher, Wurmlöcher oder Supernovae auch taktisch ausnutzen – und sei es nur, um heil daran vorbei zu fliegen. 
Im Vergleich zu den meisten Schiffen der regulären Sternenflotte war das wissenschaftliche Team der ODYSSEE klein, daher brachte es Allison in relativ kurzer Zeit zum stellvertretenden Wissenschaftsoffizier.
Als sie die Nachricht vom Tod ihres Bruders erhielt, saßen sie bei Tee und Keksen nach Dienstschluss in Navinas Quartier, plauderten entspannt und lachten – bis der Erste Offizier der ODYSSEE persönlich vor der Tür stand und seine düstere Miene nichts Gutes verhieß.
Allison war wie betäubt gewesen, hatte mit leerem Blick in ihre Teetasse gestarrt, den Keks noch in der Hand – minutenlang. Erst mit der Zeit kamen die Tränen. Navina nahm ihre Freundin schweigend in den Arm, spendete ihr auf telepathischem Wege Trost – bis sich Allison langsam erhob. Immer noch traurig, aber gefasst, erklärte sie: „Navina, wenn du auf die ESTRELLA versetzt wirst, musst du herausfinden, was da passiert ist!“
„Das verspreche ich“, antwortete Levinoi.   
Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen ließ sie ihre Freundin gehen. Im Moment wünschte sie sich nichts mehr, als für Alison da zu sein – doch ihr Versetzungsantrag war schon von Captain Odess genehmigt. Die Zustimmung Belars war reine Formsache. Sollte der neue Captain der ESTRELLA sie als Schiffscounselor akzeptieren, würde Navina Levinoi in den nächsten Tagen die ODYSSEE und die Taskforce verlassen. Sie wusste, eine Beförderung für sie nur drin, wenn sie auf ein Schiff mit einer größeren Besatzung wechselte. Das Sternenflottenkommando hatte auf ihre Anfrage erklärt, sie sei vorgemerkt und würde umgehend informiert, sobald der Posten eines leitenden Schiffscounselors frei wurde. Obwohl natürlich die Gefahr bestand, dass der Captain des entsprechenden Schiffes sie ablehnte, war Navina guter Dinge. Ihre Vorgesetzten fanden sie jedenfalls reif genug für den nächsten Schritt in ihrer Laufbahn. 
Nun war ein Posten frei – auf der ESTRELLA DEL ALBA. Ausgerechnet das Schiff, wo Allisons Zwillingsbruder umgekommen war!
Navina seufzte. Machte sie jetzt einen Rückzieher, würde ihre Karriere vermutlich einen irreparablen Knick erleiden. Für einen Moment kam ihr der Geistesblitz, Allison einfach mitzunehmen. Der Posten des Wissenschaftsoffiziers der ESTRELLA war noch nicht wieder besetzt, es gab zwar auch andere Bewerber, doch Allison hätte sicher gute Chancen und das Zusammensein mit ihrer besten Freundin würde ihr schneller über die Trauer hinweghelfen.
Doch so schnell, wie ihr die Idee gekommen war, verwarf Navina sie wieder. Alles an Bord würde Allison an ihren Bruder erinnern und ständig alte Wunden aufreißen. Nein, Allison war sicher nicht erpicht darauf, Ronalds Posten zu erben, das würde sie pietätlos finden.
Vor dem Fenster erschien der Rumpf eines wesentlich größeren Schiffes und versperrte den Blick auf die Station. USS DEFENDER, las Navina. Der Crew und vor allem der Captain dieses Schiffs genossen ein hohes Ansehen in der Task Force – andererseits kämpften sie an vorderster Front und bekamen immer wieder etwas auf die Mütze. Dem Zustand der Außenhülle nach zu urteilen, hatten sie diesmal eine Menge Treffer einstecken müssen und konnten von Glück reden, dass es keine Toten gab.
Daher  war Navina manchmal froh, auf einem kleinen Aufklärungsschiff wie der ODYSSEE zu dienen. Der Captain war ein ruhiger Mensch und sorgte dafür, dass seine Aufträge effizient, aber ohne großes Brimborium erledigt wurden.
Doch Navina war nicht zur Taskforce gegangen, um ihre Ruhe zu haben. Im Gegenteil: Sie wollte so vielen Lebewesen wie möglich helfen. Auf den Kampfschiffen kamen Verluste und psychische Traumata viel häufiger vor als in der regulären Sternenflotte, die hauptsächlich Weltraumforschung betrieb.   
Der Grund, weshalb sie ihre Stationierung auf der ODYSSEE dennoch widerspruchslos akzeptiert hatte, war zum einen Allison, die unbedingt in einem Wissenschaftslabor auf einem Schiff der Prometheus-Klasse arbeiten wollte. Zum anderen Navinas Vater, der Chefingenieur der ODYSSEE. Ein besonders herzliches Verhältnis war zwischen ihr und dem kühlen Vulkanier nie entstanden, doch Navina genoss das Zusammensein mit ihrem Vater. Obwohl sie sich vom gemeinsamen Dienst mehr versprochen hatte.
Daher würde ihr der Abschied relativ leicht fallen.
Anders als der Abschied von Allison.
Navina atmete tief durch und zwang sich zur Logik. Sicher brauchte Allision ihre Hilfe.
Doch ein paar hundert Crewmen auf der ESTRELLA brauchten sie nötiger.
   

U.S.S. ESCORT – Krankenstation:

Richard T. Harris hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Er wusste nicht, wie lange er schon an Claires Bett saß, in einem nervenaufreibenden Zustand zwischen Bangen und Hoffen, während draußen, in der ewigen Nacht des Alls, die Sterne vorbei flogen. Er bekam nicht einmal mit, wie die Schicht auf der Krankenstation wechselte.
Einzige Doktor McNamara blieb und zog sich in ihr Büro zurück, um den liegen gebliebenen Papierkram zu erledigen.
Richard hielt die Ungewissheit nicht lange aus, aber Durchdrehen war auch keine Option, also stumpfte er ab. Die flachen EEG- und EKG-Kurven auf dem Monitor hatten beinahe etwas Einschläferndes, doch Rick konnte den Blick nicht von ihnen lösen – in der Hoffnung, sie schlugen endlich mal aus, um in von diesem dumpfen Elend zu erlösen.
Immer wieder streichelte er Claires Gesicht und drückte ihre Hand, auch wenn er sich nicht sicher war, ob sie es überhaupt spürte. Sie lag unverändert reglos in ihrem Biobett.
Manchmal fiel Rick in den Sekundenschlaf. Er vernahm ein leises Stöhnen und glaubte, er hätte es nur geträumt.
Bis Claires Finger langsam seine Hand umschlossen.
Mit einem Mal war er hellwach.
„Claire?“, rief er mit halb erstickter Stimme.
Hoffentlich spielten ihm seine übermüdeten und überreizten Sinne keinen Streich!
„Rick?“, antwortete sie schwach.
„Oh mein Gott, Claire!“ Er nahm ihren Kopf in beide Hände und küsste sie übermütig auf die Stirn. „Du bist wach …“
„Denke ich“, gab sie heiser zurück.
Ihr Mann lächelte glücklich. „Wie fühlst du dich?“
„Als wäre ich ohne Raumschiff durch ein Wurmloch gegangen“, ächzte Claire.
Rick lachte kurz und streichelte ihre Wangen: „Das wird schon wieder.“
„Wo sind wir?“, fragte seine Frau. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Die ESTRELLA … eine Explosion … nichts hat mehr funktioniert … Oh nein, unsere Kinder!“
Sie versuchte sich aufzurichten, sank aber mit einem schmerzvollen Keuchen zurück auf die Matratze.
„Schhh, mach dir keine Sorgen.“ Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Die Kleinen sind bei Teresa im Bunker, in Sicherheit. Ich habe mit Eliza gesprochen, ihnen geht es gut. Wir sind an Bord der ESCORT. Ich konnte vom Shuttle einen Notruf absetzen, die ESCORT und die ICICLE schleppen uns ab. Zwei Techniker haben dich in der Jeffris-Röhre gefunden.“ Rick schluckte. „Es war schon fast zu spät.“
Claire umklammerte seine Hand. „Esther und Sarah … du musst dich um sie kümmern!“
„Natürlich.“ Eine ungute Vorahnung erfasste Rick. Er verdrängte das Gefühl und meinte optimistisch: „Wir kümmern uns um sie, Schatz! Du hast doch nicht etwa vor, ewig im Bett zu bleiben und mir den ganzen Ärger mit den kleinen Biestern zu überlassen?“
Mit der Andeutung eines Lächelns schlief Claire wieder ein.
Es folgte eine weitere Stunde des Warten und Bangens – eine Stunde, in der Rick nichts weiter tun konnte, als Claires Hand zu halten und untätig herumzusitzen.
Zwischendurch kontrollierte Dr. McNamara die Werte ihrer Patientin, doch Rick achtete kaum auf sie. Hätte er den Blick von seiner Frau lösen können, wäre ihm das bekümmerte Gesicht der Ärztin aufgefallen und das hätte ihn womöglich vorbereitet.
„Hallo Schlafmütze“, begrüßte er seine Frau erleichtert, als sie die Augen wieder aufschlug.
Doch etwas stimmte nicht. Claires Lider flatterten, ihr Herzschlag ging unregelmäßig.
„Mir … ist …kalt“, brachte sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und zitterte am ganzen Körper.
Rick hielt ihre Hände so fest, als wollte er sie nie mehr loslassen. Sie waren wirklich eiskalt.
„Ich liebe dich“, hauchte Claire.
Mit halb erstickte Stimme antwortete Richard: „Ich liebe dich auch. Ich werde dich immer lieben … egal was passiert“
Als er ihre Stirn küsste, reagierte sie nicht mehr.
Die Monitore piepten unheilverkündend.
Richard schreckte auf. „Doktor!“
Doch Gwen stand schon neben dem Bett, hatte zwei Assistenten und die gesamte Notfallausrüstung bei sich.
„Dreihundert Milligramm Tricordrazin!“, befahl sie abgehakt.
Das Hypospray zischte und Rick wartete mit angehaltenem Atem.
Fünf Sekunden später waren auf den Monitoren nur noch flache Linien zu sehen.
„Verdammt, was machen Sie da?“, presste Rick heraus.
Das Ärzteteam achtete nicht auf ihn.
„Kortikalstimulator – schnell!“, rief Gwen. 
Die elektromagnetischen Wellen jagten Wirkungslos durch Claires Nevenbahnen.
In den nächsten Minuten war Rick dazu verdammt, zuzusehen, wie Dr. McNamara und ihr Team mit allen Mitteln um das Leben seiner Frau kämpften. Doch es war zu spät.
„Neeeiiiin!“, rief der Sicherheitschef der ESTRELLA entsetzt, als er Gwen mit trauriger Miene das Laken über Claires Gesicht deckten. Zwei Krankenpfleger konnten ihn gerade noch davon abhalten, sich auf die Ärztin zu stürzen.
„Es tut mir Leid, Commander“, seufzte Gwen.
„Sie … Sie haben doch noch nicht alles versucht, oder?“, fuhr er hitzig fort. „Es wurden schon Leute wiederbelebt, die längst tot waren! Es gibt alternative Methoden, es gibt …“ Seine Stimme versagte für einen Moment. „Bitte … das kann es doch nicht gewesen sein!“
„Doch, Richard“, gab die Ärztin bedauernd zurück. „Ich hatte Sie vorgewarnt, dass die Chancen sehr schlecht stehen.“ Aber Familienangehörigen wollten so etwas nie wahrhaben, wusste sie aus eigener bitterer Erfahrung.
Rick atmete heftig ein und aus. „Aber … Sie ist doch aufgewacht“, klammerte er sich an den letzten Strohhalm. „Sie meinten, vielleicht wacht sie nie wieder auf  … Es MUSS ihr doch besser gehen! Kommen Sie, Sie müssen ihre Lebenszeichen noch mal prüfen, spitzen Sie ihr noch was von diesem Tricorda-Zeug … nur bitte geben Sie sie nicht einfach auf!“ 
Gwen schüttelte traurig den Kopf. „Leider muss ich als Ärztin auch akzeptieren, wenn ein Kampf verloren ist. Glauben Sie mir, wenn da der Funken einer Chance gewesen wäre …“
„Aber warum ist sie dann aufgewacht?“, bohrte Rick mit brüchiger Stimme nach.
„Weil sie sich von Ihnen verabschieden wollte“, entgegnete die Ärztin weich.
In diesem Moment verschwamm die Krankenstation vor Richards Augen. Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkel, er wischte sie blitzschnell weg. 
„Wenn ich noch irgendwas für sie tun kann, Commander …“
„Nein danke, Doktor. Ich möchte jetzt einfach nur allein sein.“
Mit diesen Worten verließ Rick die Krankenstation. Der Korridor empfing ihn schummerig und trist, verlor sich in einem gestaltlosen Grau. Rick fühlte sich leer. Sein Leben ohne Claire war wie dieser Korridor: farblos, leblos, ein Tunnel im Zwielicht, ohne sichtbares Ende.
Würde er jemals herausfinden?

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TBC

Oddys:
Sehr sehr schön. Das wird aufjedenfall ein super Werk wenn es fertig ist.

Alexander_Maclean:
Also ich verbeuge mich vor unserer Queen des Threatralisches.

 :jaw :lieb :lieb

Ich hatte die Szene zwar schons ehr emotional angelegt - aus meiner sicht als mann- aber du hast j noch eines drauf gesetzt.

Sehr gute Arbeit.

auch der Bonustext mit Navina passt da wunderbar.

Nur eines

McMeredith heißt Rupert mit vornahmen

Lairis77:
Danke, wird korrigiert. Ich wusste nur, es war irgendwas mit R ;).

Fleetadmiral J.J. Belar:
Echt toll geschrieben. Die Sterbeszene ist der Hammer. Ich kann echt mit Rick mitfühlen, auch wenn ich sowas noch nicht erlebt habe.

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