„Sind sie darauf alleine gekommen, oder stand das im Briefingstext ihrer Vorgesetzten?“
Richard wartete nicht die Reaktion des Sagitta ab und betrat vor Tranar den Besprechungsraum der Sicherheitsabteilung. Wobei Besprechungsraum her das falsche Wort war. Es sah eher aus wie ein kleiner Vorlesungsraum an der Sternenflottenakademie. Es gab sechs Reihen mit je acht Plätzen, jede Reihe war etwas leicht erhöht, so dass die hinten Sitzenden ohne Probleme über ihre Vordermänner auf den großen Hauptschirm schauen konnte, obwohl das gar nicht notwendig war, denn jeder Platz verfügt über ein eigenes 13 – Zoll LCARS Display.
Der Sicherheitschef bedeutete seinen Begleiter in der ersten Reihe Platz zu nehmen, während er selbst an das Pult nehmen dem Hauptbildschirm trat, um die Steuerung des Schirms für die Stationen freizugeben. Dann setzte er sich neben den Sagitta und stellte eine Verbindung zur USS Midway her.
Kurz darauf erschien auf den Monitor das Bild der Brücke der Midway. In den recht weiten Raum saß ein Mann im Platz des Captains. Aufgrund seiner grauen Haare schätze Rick den Captain der Midway auf etwa 55 bis 60. Aber dessen Blick verriet auch Neugierde. Hinter den Captain stand an einer Konsole noch eine weitere Person, doch dass sie nicht im Focus stand, konnten die beiden Offiziere nichts weiter erkennen, außer den roten Rand am Ärmel.
„Ich bin Captain Francis Kendall. Was kann ich für sie tun Gentlemen?“, fragte der Kommandant der Midway freundlich.
„Ich bin Lt. Cmdr. Richard T. Harris, Sicherheitschef der USS Estrella del Alba. Mein Kollege ist Lt. Cmdr. Tranar Ly’Cole von der Sternenflottensicherheit.“, stellte Rick sich und seinen Begleiter vor. „Wir möchten einen ihrer Offiziere sprechen, Lt. JG Bohim.“
„Lt. Bohim.“, wiederholte Captain Kendall. Sein Unterton verriet sowohl Überraschung als auch etwas Misstrauen. „Was wollen sie von ihm? Etwas, was ich vielleicht wissen sollte?“
Da ging dem Sicherheitschef auf, wie sein Anruf wirken musste. Hastig erklärte er: „Nein, nichts schlimmes, Captain. Ich …. Ich meine wir benötigen eine technische Einschätzung von Mr. Bohim.“
Ganz überzeugt schien Captain Kendall nicht zu sein: „Sie haben doch sicherlich andere Ingenieure, die sie befrage können, Commander Harris?“
Richard holte tief Luft: „Ich möchte nur eine vorurteilsfreie zweite Meinung einholen. Mr. Bohim entspricht meinen Anforderungsprofil und er ist eben der Erste auf meiner alphabetisch geordneten Liste. Aber wenn sie es nicht gestatten, Sir, kann ich mich auch mit den Nächsten in Verbindung setzen.“
„Ich habe nicht nein gesagt, Commander.“, erklärte Francis mit einen kleinen Lächeln. „Ich wollte nur etwas genauer fragen, was sie gerade auf Bohim brachte.“
Dann nickte er: „Ich lasse ihr Gespräch in den Maschinenraum durchstellen.
Danach gab er einer nicht sichtbaren Person zu, die von Harris und Ly’Cole ausgesehen links sitzen musste, ein Zeichen, wodurch das Bild der Brücke von Logo der Föderation ersetzt wurde, unter welchen der Schriftzug: „Connection rerouted, please wait.“
Als ein normales Bild wieder sichtbar wurde, sahen die beiden Offiziere das blaue haarlose Gesicht eines Bolianers. „Ich bin Lt. JG Bohim. Was kann ich für sie tun.“
„Lt. Cmdr Harris und Lt. Cmdr. Ly’Cole.“, stelle Richard sich und seinen Kollegen erneut vor. „ich denke ihr Captain hat sie instruiert?“
Bohim nickte: „Ja, Commander. Er meinte, sie wollten mir nur ein paar technische Fragen stellen.“
„Genau.“
Der Sicherheitschef überlegte kurz und begann dann: „Sie haben an Bord eines Schiffes der Excelsiorklasse gedient, Mr. Bohim?“
„Ja, Commander.“, bestätigte der Bolianer. „An Bord der USS Azincourt. Aber nur für etwa sieben Monate. Danach war ich einige Monate in Kriegsgefangenschaft und dann habe ich auf einen Schiff der Centaurklasse für etwa sechs Jahre gedient. Und seit etwas über sechs Monate bin ich nun auf der Midway. Wieso fragen sie?“
Rick sah überrascht zu seinen Begleiter. Das war nicht das, was er hören wollte. Aber er versuchte es trotzdem: „Was wissen sie über den Punkt im System eines Schiffes der Excelsiorklasse?“
„Ich weiß, dass es ihn gibt und in etwa auch wo er liegt.“
„Aber erklären, welche Auswirkungen ein Fehler dort haben könnte, oder wie man diesen eventuell sabotieren könnte, können sie nicht?“, mischte sich Tranar ein.
Rick beließ es bei einen kleine Grummeln und warte auf die Antwort.
Doch diese war etwas enttäuschend: „Nicht direkt Commander. Ich müsste mir da erst wieder Wissen aneignen.“
„Dann danke ich ihnen, dass sie sich Zeit für uns genommen haben.“
Richard wollte die Verbindung beenden als Bohim bemerkte: „Warten sie, Sir. Ich kenne da jemanden, der Ihnen weiterhelfen kann.“
„An Bord der Midway, Lieutenant?“ Rick war etwas skeptisch und ein kurzer Abgleich mit seiner Suchliste ergab, dass kein weiterer Ingenieur von der Midway darauf stand.
Bohim schien das Problem zu erkennen und erklärte: „Wenn sie nur Offiziere herausgesucht haben, die wie ich an Bord eines Schiffes der Excelsiorklasse gedient haben, dann haben sie sie nicht auf der Liste. Ich rede von meiner direkten Vorgesetzten Lt. Mahlia Menlor. Sie war nicht auf einer Excelsior stationiert, dafür arbeite sie aber sieben Jahre lang als Werftingenieurin, zuerst auf Utopia Planetia und dann auf der Beta Antares Werft.“
„Ich habe schon mit Werftingenieuren gesprochen.“, erklärte Rick. „Die wussten auch davon, konnten mir aber nicht weiterhelfen.“
„Vertrauen sie mir, Sir, der Lieutenant wird ihnen gefallen. Sie kann Ihnen bei ihren Problem weiterhelfen.“
Richard sah seinen Kollegen an, der nur kurz mit den Schultern zuckte. Der Sicherheitschef überlegte kurz. Er hatte eigentlich nichts zu verlieren, außer etwas Zeit, dafür aber viel zu gewinnen.
Also nickte er: „Holen sie sie bitte her.“
Bohim nickte und verließ den Bereich der vom Komterminal erfasst wurde.
Nicht mal eine Minute später erschien eine Frau mit langen braunen Haaren. Richard stutzte etwas, als er erkannte, dass es sich bei ihr um eine Elaysianerin handelte. Da Elaysianer von einer Niedrig G Welt stammten, hatten diese so ihre Probleme mit den Werten anderer Welten. Deshalb trugen sie auch Exoskelette, wenn sie ihren Planeten verließen. Der Sicherheitschef wusste zwar, dass einige wenige Elaysianer der Sternenflotte angehörten, aber er hätte nie gedacht, eine von Ihnen auf einen Schiff der Taskforce anzutreffen.
Doch Mahlia setzte sich und lächelte ihn freundlich an: „Commander Harris, Commander Ly’Cole, ich bin Lieutenant Mahlia Menlor, die Chefingenieurin der Midway. Bohim meinte, sie hätten ein spezielles Problem mit einen Schiff der Excelsiorklasse.“
Rick nickte: „Das ist richtig, Lieutenant.“
Die Frau überlegte: „Bevor ich ihre Frage beantworte möchte ich gerne wissen mit welcher Variante der Excelsior ich es zu tun habe. Es gibt da hier und da ein paar Unterschiede.“
Der Sicherheitschef nickte: „Es handelt sich um die USS Estrella del Alba NCC 2012. Sie ist eine MK II mit dem Sensorwulst am Deflektor.“
„Welches Baujahr?“
„2332.“
Mahlia legte ihre Stirn kurz in Falten und überlegte: „467 oder 511 Meter Länge.“
Da musste Rick kurz überlegen: „511 Meter.“
„Warum gibt es die Excelsiorklasse in unterschiedlichen Längen?“, wollte Tranar wissen.
„In der Mitte der 20er Jahre dieses Jahrhunderts hatte die Sternenflotte den Kontakt mit einigen neuen Schiffstypen der Klingonen, die den damaligen Schiffen der Sternenflotte überlegen waren.“, erklärte die Chefingenieurin der Midway. „Und nach Tormed und dem Erstkontakt mit den Cardassianern war klar gewesen, dass neue Schiffe gebaut werden mussten. Das führte zur Entwicklung der Ambassadorklasse. Weil aber das zu lange dauerte, entwarfen die Ingenieure eine leistungsgesteigerte Excelsior, die wegen der zusätzlichen Systeme mehr Platz brauchte, weswegen man das Schiff etwas vergrößerte. Diese wurden als B Variante bezeichnet, Commander.“
Die Elaysianerin wandte sich wieder Rick zu: „Dann fliegen sie also ein Mk IIb. Von denen wurden nur 17 gebaut. Elf sind meines Wissens nach nur noch um Einsatz.“ Sie überlegte kurz: „Wann war das letzte Majorupdate des Schiffes?“
„Ich bin Sicherheitschef und kein Ingenieur.“, erklärte Rick. „Aber ich glaube das war 73. Und dann gab es noch eine längere Reparaturphase Anfang 75, weil die Estrella schwere Gefechtsschäden hatte.“
Nun fixierte Mahlia Rick regelrecht: „Und was haben sie bekommen? Quantentorpedos? Phaser auf den Niveau X? Ablativpanzerung? Ein aufgebohrter Warpantrieb?“
Richard nickte: „Wir haben das komplette Paket.“
Nun lächelte die Ingenieurin breit und ihre Augen begannen zu glänzen: „Dann fliegen sie eine ‚Lakota‘. Kann ich sie mir ansehen, wenn ich wieder auf Unity One sind und sie sind noch da? Es gibt zwar eigentlich nichts, gegen dass ich die Midway eintauschen würde. Aber ihre Lady kommt sehr nahe ran.“
„Ich werde sehen was sich machen lässt.“, versprach Rick. „Melden sie sich bei mir, wenn sie von ihrer Patrouille.“
„Danke. Nun zu ihrer Frage, sie wollten etwas bezüglich der Schwachstelle der Excelsiors wissen?“, fragte Lt. Menlor.
Der Sicherheitschef nickte: „Das ist richtig.“
„Darf ich auch Fragen, warum? Nichts für ungut, aber solche Fragen kommen von der Security nicht ohne Grund.“
Richard seufzte kurz: „Da haben sie Recht. Vor acht Tagen erlitt die Estrella einen schiffsweiten Systemausfall, als wir uns inmitten des Liropar Asteroidengürtels auf einer Forschungsmission befanden. Die Folgeschäden aufgrund weiterer Kollisionen mit Asteroiden waren immens und haben fast 10% der Mannschaft das Leben gekostet. Ich versuche mit Unterstützung von Commander Ly’Cole zu ermitteln ob es sich bei den Vorfall um eine unglückliche Verkettung von Zufällen handelt, eine Kollision mit einen Asteroid oder …“
„Oder um Sabotage.“, ergänzte Mahlia. Sie fixierte den Sicherheitschef. „Wie kommen sie darauf, dass ein Halstreffer die Ursache sein könnte?“
„Lt. Kreutzer, die stellvertretende Chefingenieurin hatte etwas erwähnt.“, erklärte Rick.
„Warum fragen sie sie nicht?“
„Das geht leider nicht. Sie hat sich bei den Reparaturarbeiten eine schwere Strahlungsvergiftung eingehandelt, von der sie sich immer noch nicht erholt. Von ihrer Theorie habe ich auch nur über Dritte erfahren.“
Die Elaysianerin nickte: „Ich verstehe. Können sie mir kurz ein Übersicht der Schäden, ohne die Schäden, die durch Asteroidentreffer entstanden sind, angeben.“
Richard überlegte kurz: „Kompletter Energieausfall. Wir sind eine geraume Zeit nur auf Notstrombatterie gelaufen. Ausfall aller Primärsysteme und eines großen Teils der Sekundärsysteme. Getrennte Datenleitungen, keine Kommunikation.“
„Wie war das mit der Steuerung?“, hakte die Ingenieurin nach.
„Funktionierte nur in Ausnahmefällen. Zum Beispiel mussten die Torpedos manuell geladen werden. Zielerfassung ging gar nicht, aber das Abfeuern von der Brücke war möglich. Antriebsteuerung ging erst nach ein paar Reparaturen wieder.“
„Gab es Plasmafeuer, Commander?“
Rick nickte: „Ja, zwei große. Das eine in der Maschinensektion, das so schlimm war, dass eine Notentlüftung durchgeführt werden musste. Und das andere auf Deck zwei im Plasmalabor. Das haben meine Stellvertreterin und unser taktischer Offizier zum Glück so unter Kontrolle bekommen.“
Mahlia wurde hellhörig. „Ein Plasmalabor. Etwa für Hochenergieplasmaforschung? In der Diskussektion?“
Der Sicherheitschef der Estrella überlegte kurz. Er erinnerte sich nur allzugut an den Streit, den er mit Allister McMeredith gehabt hatte, als es um die Einrichtung des Plasmalabors ging. Rick hatte ernste Bedenken angemeldet, das Labor so nahe an den Quartiersbereich einzurichten. Zudem bürdeten die geforderten Sicherheitsmaßnahmen der Sicherheitsabteilung weitere Arbeit auf. Doch Allister hatte die Bedenken beiseite gewischt und versprochen, dass er alles unter Kontrolle hatte.
Wie hatte er sich gleich ausgedrückt?
Fünf Wochen zuvor
„Harris, sie sind ein Miesmacher, wissen sie das?“, konterte Allister auf die Bedenken des Sicherheitschef.
„Ich bin kein Miesmacher. Ich will nur nicht aufwachen und in das Gesicht von Q blicken, weil sie mit ihrem Labor das halbe Schiff weggesprengt haben. Zufälligerweise wohne ich nur acht Sektionen weiter weg.“, entgegnete Richard.
„Nun, wenn im Plasmalabor ein Fehler passiert, werden vorrausichtlich fünf Sechstel des Schiffes pulverisiert.“, musste der Wissenschaftler zugeben. „Aber ich mache keine Fehler.“
Rick verkniff sich einen Kommentar: „Was passiert den im schlimmsten Fall?“
„Nun sollte uns das bei Warp passieren, könnten wir ein Loch in den Subraum reißen.“, erklärte Allister. „Aber das wird nicht passieren. Und wenn ich Erfolg habe mit meiner Forschung, was viel wahrscheinlicher ist, wird das die ganze Energieerzeugung innerhalb der Föderation revolutionieren und ich bekomme den Daystrompreis für Partikelphysik.“
Allister hatte sich durchgesetzt und das Labor wurde eingerichtet. Und Richard Harris schwante gerade, dass dieser Moment entscheidend hätte sein können. Wen er sich nur damals durchgesetzt hätte, wäre das Ganze möglicherweise nicht passiert.
Er nickte Mahlia zu. „Kommt in etwa hin, Lieutenant.“
Dann fragte er: „Was denken sie? Könnte Lt. Kreutzer recht haben mit ihrer Theorie.“
Die Elaysianerin nickte: „Halte ich für durchaus wahrscheinlich. Nach ihrer Beschreibung würde ich tippen, dass einer der Haupt - EPS – Verteiler auf Deck zehn durchgebrannt ist.“
„Wie kommen sie darauf.“, fragte Tranar.
„Weil sich bei der Excelsiorklasse dort der Dreh- und Angelpunkt in der Energieverteilung befindet, Commander.“, erklärte Mahlia. „Wenn dort etwas schief geht, kann das schlimme Folgen haben.“
„Soweit waren wir auch schon.“, bemerkte Richard. „Diese Aussage habe ich schon von einigen anderen Ingenieuren gehört. Aber keiner konnte mir erklären wieso das so ist.“
Lt. Menlor lächelte: „Ich verstehe.“
Sie überlegte kurz und begann dann: „Wie sie vielleicht wissen, ist eines der größten Probleme beim Raumschiffbau, dass wegen der Strahlung, welche Warpspulen nun mal abgeben entweder ein gewisser Sicherheitsabstand eingehalten werden muss oder aufwendige Schutzmaßnahmen installiert werden müssen. Deshalb verwendet Starfleet seit Jahrhunderten das terranische Diskussektion – Maschinenrumpf – Gondeln Design. Problem hierbei ist aber, dass viele Primärsysteme, wie Phaser, Sensoren und Schildemitter in der Diskussektion liegen und die dort befindlichen Impulsreaktoren nicht genügend Leistung liefern. Also müssen Energieleitungen von Maschinenrumpf gelegt werden. Und das geht nur durch den Verbindungshals, wo sich der Platz in der Regel aber auch mit Turboliften und ähnlichen geteilt werden muss. Ein Treffer dort würde das ganze Schiff lahmlegen. In moderneren Designs fiel daher der Hals weg, wie bei der Sovereign, Intrepid oder Exekutorklasse. Oder man setzt mehr auf kompakte Design ala Defiant und Midway.“
„Das war mal ein Problem vielleicht bei der Constitionklasse. Aber soweit ich es sehen konnte, haben die Excelsiors einen dicken Hals.“, bemerkte Tranar.
„Das ist auch richtig.“, bestätigte Mahlia. „Aber wie wir Ingenieure nun mal sind, müssen wir allen Platz verbrauchen.“
„Die Mk II haben im Hals die Torpedowerfer, was bei der Originalversion nicht ist.“, überlegte Richard.
„Das ist genau das Problem, Commander.“, erklärte die Frau. „Den Platzgewinn durch die Wulst am Deflektor wurde sofort wieder zunichte gemacht. Und bei Schiffen, die wie ihres auch noch mit Quantentorpedos ausgestattet sind, ist es besonders schlimm. Denn die Silos wurden ebenfalls im Hals installiert. Man ersetzte dabei die bisherigen Leitungen durch neue, die mehr last aushalten konnten. Das hatte aber zum einen zur Folge, dass die entscheidenden Komponenten des Energiesystems nur noch ca. 20 Meter hinter der Hülle sitzen. Zum anderen, dass die zentrale Energieverteilung über ganz wenige EPS Verteiler läuft. Es sind zwar moderne Bauteile, wie sie bei der Akira- oder Sovereignklasse zum Einsatz kommen. Wenn man bedenkt wie anfällig diese Bauteile aufgrund der Dauerbelastung sind, ist das Segen und Fluch zugleich. Zum einen müssen weniger Verteiler überwacht werden, was der Technik die Arbeit eigentlich erleichtert. Und regelmäßig gewartet, gibt es da auch keine Probleme. Nachteil ist aber, wenn im Vollastbetreib einer ausfällt, sind die Folgen übel.“
Richard drehte ein wenig der Kopf, wegen der technischen Erklärung, aber konnte der Aussage der Ingenieurin folgen. „Also denken sie, dass uns das passiert ist?“
„Ihrer Beschreibung nach würde ich es tippen. Und da auch offenbar die Datenleitungen betroffen waren, würde ich zehn Barren Latinum auf den Verteiler direkt zwischen den inneren Impulstreibwerken setzen.“
„Wie könnte man den Verteiler zur Überlastung bringen?“, hakte Rick nach.
„Möglicherweise durch das Plasmalabor. Wurde das bereits Labor in Betrieb genommen, Commander?“, wollte die Elaysianerin wissen.
„Nein. Laut Plan stand die Inbetriebnahme vor drei Tagen an.“, erwiderte Commander Harris.
„Dann muss aber der Lasttest angestanden haben.“
Tranar nahm den „Ball“ auf: „Dann muss der Test das System überlastet haben.“
„Nein, ausgeschlossen.“, widersprach Richard sofort. „So wie ich unseren Chief kenne, hat er es dreimal durchgerechnet, bevor er sein OK gab.“
Doch dann stutzte er: „Wobei. … Wenn MacMeredith ihn oder andere Techniker genervt hat – und das konnte er echt gut – könnte der Test vorgezogen worden sein.“
„Vielleicht gab es auch eine Fehlberechnung, der nötigen Energiemenge.“, überlegte Mahlia mit. „Unfehlbar ist keiner von uns. Aber ich würde eher auf eine gewisse „Materialermüdung“ tippen. Commander sie sollten am besten mal die Wartungslogbücher checken.“
„Das werde ich machen.“
„Vielleicht war es auch nur ein unglücklicher Meteoritentreffer.“, überlegte die Frau weiter.
„Der hätte von den Sensoren erfasst werden müssen, wenn er so groß war, um die 25 Meter bis zu dem Verteiler durchzuschlagen.“, wandte nun Tranar ein.
„Nicht zwangsläufig. Selbst ein kleiner Meteorit von der Größe einer Faust kann unsagbar viel kinetische Energie entwickeln, wenn er schnell genug ist.“, erklärte die Ingenieurin. „So was lernt man im Physikunterricht der 2. Klasse. Und da in einen Asteroidenfeld die Sensorenreichweoite eingeschränkt ist und wenn er sich auf einen unsteten Kurs befand, könnte es zu spät für eine Warnung gewesen sein, als er auf den Scannern erschien.“
„Was ist mit Sabotage?“
Mahlia dachte über die Frage des Sicherheitschefs der Estrella nach. „Es wäre auf den ersten Blick eine gute Stelle. Aber das Ergebnis einer Sabotage dort ist zu unberechenbar. Man könnte auch das ganze Schiff in die Luft jagen. Außerdem dürften die meisten Ingenieure ein Auge auf diese Sorgenkinder haben. Mit anderen Worten, bei einer Excelsior gibt es andere Stellen, wo man sie besser und sicherer lahmlegen kann.“
Rick nickte: „Ich weiß.“
Die Elaysianerin spielte kurz mit ihren Haaren und fügte dann hinzu: „Außerdem erkenne ich kein Motiv. Wenn ich ein Ligaagent wäre, würde ich die Escort sabotieren. Oder wie wir es vor ein paar Monaten schon hatten, die Station. Ein Schiff der Sternenflotte zu bekommen, dass auch nicht unbedingt das allerneuste ist, macht wenig Sinn.“
„Da haben sie vermutlich Recht.“, brummte Rick.
„Wäre das dann alles, Commander?“
„Ja, natürlich, Lieutenant. Vielen Dank für ihre Mithilfe.“, erwiderte Commander Harris.
„Keine Ursache.“ Mahlia wollte schon nach vorne zu der Taste greifen, mit welcher die Verbindung beendet werden konnte, als ihr noch etwas einfiel: „Vor drei Jahren war die USS Lakota zu einer großen Inspektion in der Beta Antares Werft. Ich war zu dem Zeitpunkt zwar mit einem anderen Projekt beschäftigt, aber ich kenne den verantwortlichen Werftingenieur. Ich könnte ihn bitten, Ihnen seine Notizen zukommen zulassen. Vielleicht helfen diese Ihnen weiter.“
Richard nickte: „Danke. Das wäre wirklich sehr hilfreich.“
„Keine Ursache. Ich hoffe sie finden heraus, was mit ihren Schiff passiert ist. Midway Ende.
Der Bildschirm wurde dunkel und Tranar wandte sich an seinen Kollegen: „Was machen wir jetzt, Commander?“
„Wir?“ Rick überlegte. „Es ist schon später Nachmittag. Sie hatten einen langen Flug hinter sich. Wir arbeiten morgen weiter. Melden sie sich um 8.00 Uhr wieder hier bei mir.“
Der Sagitta nickte überrascht: „Verstanden Commander.“
Tranar verließ den Raum und ließ den Sicherheitschef der Estrella del Alba alleine zurück.