Forum > Autorentipps

Der Feind/Antagonist/Horror etc.

(1/11) > >>

SSJKamui:
Ich hoffe, dieser Thread wird nicht wie meine letzen Postings hier in diesem Unterforum ignoriert. (Keine Ahnung, woran das gelegen hat. Deshalb hatte ich mich auch zuerst nicht getraut, diesen Thread zu eröffnen, obwohl in einem Forum von Alexander_Maclean und Anderen das als gute Idee.)

Also, wie erzeugt man einen guten Gegner für die Geschichte? Wie kann man erreichen, dass dieser Feind dem Leser so richtig das Fürchten lehrt?

Ich fange mal mit einigen paar generellen Tipps an.
1. Suche nach eigenen Ängsten, Dissonanzen, Alpträumen etc.
Das ist wirklich nützlich um wirkungsvolle Gegner zu erzeugen. Viele der schlimmsten Monster der Science Fiction sind so entstanden, beispielsweise der Terminator, der Xenomorph aus Alien (und alle anderen Kreaturen von H.R. Giger) und der Große Alte Cthulhu.  Ich hatte damit auch schon relativ gute Erfahrungen mit der Methode. Zum Beispiel hatte ich als Kind eine riesige Phobie/Angst vor Pilzen. Pilze, die andere Lebewesen quasi von Innen auffressen kamen für mich auch irgendwie von allen Lebensformen am Nahesten einem Dämon. Mein erfolgreichstes Comic und meine erfolgreichste Geschichte hier bisher handelten von einem biologischen Waffensystem, das aus einem alles auffressenden Alienpilz bestand und ganze Welten so verschlang.

2. In der Planung ist alles Erlaubt/Keine Grenzen Setzen
Es hilft wirklich zu versuchen, zumindest am Anfang alles aufzuschreiben, was einem Einfällt und sich zu trainieren, Gedanken wie "passt nicht", "zu brutal/grotesk etc." zu ignorieren und vielleicht solche "verbotenen Gedanken" sogar selbst zu fördern.

3. Metaphern/Implizite Elemente etc.
Wenn ein Gegner mehr aussagt als explizit gezeigt kann der Gegner eine größere/stärkere Wirkung entfalten. Wenn man irgendwelche Metaphern und Anspielungen schafft zu Elementen, die schon so mit Grusel/Angst begegnet wird kann man diese Eigenschaften beim Leser auch assoziativ auf den Gegner übertragen. Dies ist ein Grund, warum viele Monster Insektoid sind, da Insekten schon so als Unheimlich gelten bei den meisten Leuten. Es muss aber nicht unbedingt was aus dem Tierreich sein, auch technische Elemente und Elemente mit indirekter Bedeutung gehen. (Beispielsweise haben einige Monster Elemente von Skeletten, wobei Skelette dann wieder selbst für den Tod stehen.) Hier ist als gutes Beispiel wieder mal der Xenomorph zu nennen.

4. Der Gegner als Infragestellung des Helden
Gegner wirken manchmal etwas stärker wenn ihr Handeln indirekt oder direkt den Helden in Frage stellt, zum Beispiel wenn der Gegner eigentlich derjenige ist, der im Recht ist, oder wenn Verfehlungen des Helden eigentlich den Feind selbst erschaffen haben. Genau so kann man auch in Frage stellen, ob der Gegner überhaupt Böse ist oder ob sich Protagonisten und Antagonisten nicht besser verbünden können

5.  Der Gegner als Rätsel
Wenn der Gegner zum Miträtseln/Mitraten einlädt erhöht das den Bezug, den der Leser zur Geschichte hat und wenn es richtig gemacht wird kann dies das Interesse der Leserschaft merklich erhöhen.

Alexander_Maclean:
Also ich setze eher auf die 4. Kategorie. Sprich der Gegner als Infragestellung des Helden.

Und zwar in der Form, das Gegner von seiner Sicht aus das Richtige tut. Und das es eben eine Frage de Ansichten ist, die zu dem Konflikt führt.

Gutes beispiel ist hier meiesn erachtens der Dominionkrieg in ST, wo sich

a) Die Gründer von den Solids bedroht fühlen aufgrund früherer schlechter Erfahrungen.
b) Die Föderation ihren Forscherdrang nachgeht.
b) die AQ Völker mit ihren ständigen Flügen durch das Wurmloch bzw. dann auch den angriff der Geheimdienste nichte gerade dazu beitragen dieses Misstrauen abzubauen.
c) Wo die Cardassianer sich dem Domnion anschließen um ihre alte Stärke zu erlangen.

ulimann644:
Ich würde diesen Überlegungen noch einen sechsten Punkt hinzufügen.
Nämlich den Feind, den man zunächst einmal gar nicht als Feind wahrnimmt, oder wahrhaben will...
Das sind IMO die gefährlichsten und gleichzeitig die gerissensten IMO.

Eine interessante Abwandlung/Ergänzung dazu sind die Feinde, bei denen sich erst nach einer Weile herausstellt, dass sie gar keine Feinde sind.

SSJKamui:

--- Zitat von: Alexander_Maclean am 06.03.12, 10:04 ---Also ich setze eher auf die 4. Kategorie. Sprich der Gegner als Infragestellung des Helden.

Und zwar in der Form, das Gegner von seiner Sicht aus das Richtige tut. Und das es eben eine Frage de Ansichten ist, die zu dem Konflikt führt.

Gutes beispiel ist hier meiesn erachtens der Dominionkrieg in ST, wo sich

a) Die Gründer von den Solids bedroht fühlen aufgrund früherer schlechter Erfahrungen.
b) Die Föderation ihren Forscherdrang nachgeht.
b) die AQ Völker mit ihren ständigen Flügen durch das Wurmloch bzw. dann auch den angriff der Geheimdienste nichte gerade dazu beitragen dieses Misstrauen abzubauen.
c) Wo die Cardassianer sich dem Domnion anschließen um ihre alte Stärke zu erlangen.

--- Ende Zitat ---

Danke für die Antwort. Ich stimme vollends zu. Allerdings meinte ich das hier nicht als Ausschließliche Kategorien sondern eher als Aspekte, die durchaus zusammen wirken können.


--- Zitat von: ulimann644 am 06.03.12, 10:08 ---Ich würde diesen Überlegungen noch einen sechsten Punkt hinzufügen.
Nämlich den Feind, den man zunächst einmal gar nicht als Feind wahrnimmt, oder wahrhaben will...
Das sind IMO die gefährlichsten und gleichzeitig die gerissensten IMO.

Eine interessante Abwandlung/Ergänzung dazu sind die Feinde, bei denen sich erst nach einer Weile herausstellt, dass sie gar keine Feinde sind.

--- Ende Zitat ---

Dem stimme ich zu. Stephen King nannte sowas auch den "Werwolf" als eine Hauptkategorie von Feinden. Ein eher harmlos oder gut erscheinender Charakter, der aber ein Doppelleben hat und insgeheim Böses im Schilde führt. Da ist auch ein Element der Paranoia dabei, da man so nicht weiß, wem man trauen kann und wem nicht. Auf die Spitze treiben kann man dies mit Leuten, die unabsichtlich ein Doppelleben führen (oder sogar ein Dreifachleben), zum Beispiel Manchurianische Kandidaten, andere Arten von Gehirnwäsche, Besessenheit oder Alienparasiten. Dadurch erzeugt man teilweise sogar Mittleid für den Gegner, da er sogar selbst Opfer ist. Die führt auch zu ethischen Fragen, darf man den Unschuldigen Opfern um den Feind zu erledigen.

In einem Ratgeber, den ich mal gelesen hatte nannte man auch das Element von Dr.Jeckyll und Hyde Spaltungen (wie bei einigen Transporterunfällen in Star Trek oder dem Spiegeluniversum) und Kämpfe "gegen sich selbst" ebenfalls als Variante davon. Dazu passt auch die campbellianische/jungsche Konzeption des Schattens als Gegner, der Verkörperung der Verdrängten Eigenschaften die der Protagonist nicht wahr haben will, denen sich der Protagonist aber selbst stellen muss. Häufig muss der Held sich auch bei so einer Konfrontation mit seinem "Schatten" symbolisch oder warhaftig wiedervereinen um zur vollen Stärke zu gelangen.

Als Tipp dazu wird bei solchen Plots empfohlen, besonders auf die Enthüllungsszene zu achten und die besonders spektakulär/gut zu planen.

Daneben hat King als andere Kategorien auch gemeint eine quasi Todesverkörperung wie Beispielsweise Zombies, Geister etc. (Oder bei Star Trek die Borg) und als Letztes eine Sprengung der bekannten Naturgesetze und ein scheinbarer Widerspruch mit den logischen Gesetzen der Welt. Dazu gehören sowohl ungewöhnliche, monströse Varianten realer Wesen (Mutanten etc.) als auch Kreaturen, die durch andere Evolution auf anderen Planeten so fremd sind, dass sie vom menschlichen Geist nicht mehr wirklich verständlich sind.  Dies wird auch als die ultimativste Bedrohung für Menschen gesehen, da die Menschen so auch nicht mehr wirklich vorhersagen können, wie der Gegner sich verhalten wird, da es wirklich keine bekannte Entsprechung dazu gibt in der bekannten Welt und auch dies der ultimativste geistige Widerspruch für Menschen ist. (Und der Mensch sowieso Widersprüche/Dissonanzen als Problem empfindet.)   Dies ist somit auch fast der ultimative Machtverlust der Protagonisten.

Lairis77:
Cooler Thread!  :thumb
Ich würde noch eine 7. Kategorie hinzufügen: Das Opfer, das zum Täter wird. So erschafft man interessante Gegner, die man verstehen und für die man zu einem gewissen Grade sogar Mitleid empfinden kann. Lässt sich auch gut verknüpfen mit Punkt 4: Infragestellung der Helden.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln