Nachdem M'Rass mit den anderen Senioroffizieren Sarpedia verlassen hatte, war sie Plasmalabor geeilt, um T'Plas' Experiment zu verfolgen. Bisher gab es noch keine eindeutigen Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Ben Brookestones Unfall und dem rätselhaften Ereignis, von dem Taren gesprochen hatte.
Die Worte des ehemaligen Taktischen Offiziers gingen ihr wieder durch den Kopf:
Ich sehe da eine Verbindung zwischen einem scheinbaren Unfall in den Badlands, diesem seltsamen Korridor in dem Plasmafeld, und einem cardasssianischen Wrack, dass ich im Jahr 2376 betrat und untersuchte. Und jetzt raten Sie mal, wo dieses Schiff sich damals befand? Richtig - in den Badlands. Das Schiff der Cardassianer wies ähnliche Lichtbrechungsphänomene auf.In der Plasmasimuliationskammer schwebte ein Trümmerteil von Ben Brookestones Rettungskapsel, daneben eine holographische Projektion des cardassianischen Schiffswracks, von dem Taren gesprochen hatte.
M'Rass hatte sich mittlerweile die Daten vom Sternenflottenkommando besorgt. Die Adjutantin von Admiral Sheridan hatte diese Informationen nur sehr wiederwillig rausgerückt, was M'Rass in ihrem Verdacht bestärkte.
"Die Oberfläche der Rettungskapsel weist einen Brechungsindex von 3,25 auf, die Außerhüllen des Schiffes 3,8", berichtete T'Plas in diesem Moment.
"Abgesehen davon, dass beides sehr niedrig erscheint für so massives Material, können wir damit leider kein Filet erbeuten", meinte die Caitianerin enttäuscht. "Bevor die Sternenflotte die Sache weiterverfolgt, darf die Abweichung nicht mehr als 0,2 betragen." Sie starrte eine Weile in die flimmernden Gasschwaden und überlegte. "Haben die auch den Brechungsindex des Plasmas selbst bverücksichtigt?"
Ihre Vulkanische Assistentin schüttelte den Kopf. "Plasma hat nur einen Brechungsindex zwischen 0 und 1, das erzeugt bei den Außerhüllen höchstens eine Abweichung von 0,0001."
"Hmmm ..." Die Caitianerin ließ den Schwanz hängen.
Die Vulkannierin hob den Kopf und blickte ihr forschend in die Augen. "Bei allem Respekt, Ma'am ... ich fürchte, wir verrennen uns."
"Mag sein", murmelte die leitende Wissenschaftsoffizierin widerwillig.
"Sehen Sie, wir haben alle Bedingungen rekonstruiert, die damals herrschten: Stärke des Plasmasturms, Dichte und Zusammensetzung des Plasmas, Materialeigenschaften der cardassianischen Außenhülle ... Es gibt keinen fehlenden Variablen."
"Genau das ist es, was mich misstrauisch macht!", unterbrach M'Rass die Vulkanierin. "Es gibt fast immer offene Variablen. Taren hat mir lediglich die Holobilder des cardassinischen Wracks geschickt und meinte, ich soll mich ans Hauptquartier wenden, wenn ich mehr wissen will ... zum Beispiel die Eigenschaften der Plasmaphänomene an diesem Tag."
"Darüber wissen der Captain und der Wissenschaftsoffizier der INFINITY vielleicht mehr", mutmaßte T'Plas.
"Es gibt nur ein Problem: Sie sind tot. So wie fast alle Mitglieder der Crew, als das Schiff 2381 von den Tholianern zerstört wurde."
"Sehr bedauerlich. Damit dürften auch die Originaldatenbanken vernichtet sein."
"Sind sie", knurrte M'Rass.
In diesem Moment ging eine starker Erschütterung durch den Raum.
M'Rass' Schwanzfell sträubte sich, ihre Ohren richteten sich abrupt auf.
T'Plas hingegen wurde kreidebleich und klammerte sich an ihrer Konsole fest. Genauso hatte es an jenem verhängnisvollen Tag im Liropar-Gürtel angefangen: Mit einer Erschütterung. Das Kohlinar der jungen Frau bekam tiefe Risse, als sie an den Tod ihres Mannes dachte.
„Hat sich wie eine Explosion angehört“, bestätigte M'Rass ihre Befürchtungen. „Und zwar ...“ Ihr Kopf und ihre Ohren drehten sich ein Stück nach links. „In einem der benachbarten Labore!“
Augenblicklich spurtete sie los, T'Plas folgte ihr mit weichen Knien. Die Vulkanierin besann sich und reichte ihrer Vorgesetzten eine Atemmaske. "Sehr vorausschauend, danke", lobte die Caitianerin. "Bleiben Sie hier und bewachen Sie die Versuchsreihe - bevor unser Labor auch noch in die Luft fliegt."
"Aye", bestätitigte die Vulkanierin und kehrte zurück an ihre Arbeit.
Eine Qualmwolke schlug der Caitianerin entgegen. Sie kam eindeutig aus dem Geolabor. „Was ist hier passiert?“, fragte sie alarmiert.
Niemand antwortete. Mühsam erkannte M'Rass zwei Gestalten reglos am Boden liegend, ein Mann und eine Frau. Unter dem Körper des Mannes breitete sich ein Blutlache aus.
M'Rass eilte zuerst zu ihm und stellte mit Erleichterung fest, dass er noch lebte. Die Frau rappelte sich bald mit einem leisen Stöhnen auf und massierte sich die Schläfen.
"M'Rass an Krankenstation!"
"Prax hier", kam die prompte Antwort vom Amelies denobolanischem Assitenten.
"Explosion im Geolabor. Bisher zwei Verletzte - womöglich noch mehr. Ich versuche mir einen Überblick über die Lage zu verschaffen."
"Verstanden, Lieutenant."
Einen Augenblick später beamten eine Xindi-Ärztin und ein paar Sanitäter in das verwüstete Labor, dann traf die Sicherheitschefin, Ynarea Tohan ein, kurz darauf der Erste Offizier.
"Lieutenant, kann ich sie kurz unter vier Augen sprechen?"
"Ja, natürlich, Commander", antwortete die Caitianerin.