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Aschgrau - 02/2388

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Max:
Da gedachte ein zweiter des Satyrs
Aschgrau (02/2388)

Inhalt: Die "Satyr" untersucht eine dem Untergang geweihte Welt und macht eine mysteriöse Entdeckung. Inmitten unberührter Natur taucht eine Anlage auf, die ein Geheimnis birgt.


Leseprobe:
Sie stand auf einer Anhöhe, von der aus sie das sanft abfallende Gelände über eine Ausdehnung von vielen hundert Metern hinweg betrachten konnte. Das Gras der sich hier öffnenden, außerirdischen Prärie wogte durch Böen in fließenden Mustern hin und her, sodass es aussah, als blickte man auf ein bald hellgrünes, bald hellbraunes Meer. Bäume, die irdischen ähnelten, dachte man ihre fast blauen Blätter weg, standen in kleinen Gruppen verteilt, erst gen Horizontlinie bildeten sie eine dichtere Reihe, wodurch zu vermuten war, dass sich jenseits der Sichtweite von Rike Lute ein Wald befand. Aus dieser Richtung näherte sich ein einzelner Vogel. Er flog einmal in einem weiten Kreis um Lute herum und setzte sich dann auf einen großen, flachen Stein, um den Gast von einer fremden Welt eingehender zu beobachten. Lute stand still, doch die Bewegungslosigkeit war nicht notwendig. Der Vogel war voller
Zutrauen, kannte er augenscheinlich keine Lebewesen wie die junge Frau und verband mit ihrer Erscheinung so auch keine Bedrohung. Immer wieder legte er den Kopf in einer ruckartigen Bewegung schief. Dabei kamen kleine, golden und rötlich glänzende Federn am Halsansatz zum Vorschein, die im Vergleich zum graubraunen, restlichen Gefieder des ohnehin einer Drossel gleichenden Vogels auffällig leuchteten. Nach etwa einer Minute war die Neugier des Tieres gestillt, mit einem hohen Trällern verschwand es gen Norden. Der Himmel war blau und die malerische Szenerie, die sich als Bild von natürlichem Frieden bot, wurde nur durch eine Sache getrübt. Weit oben an der östlichen Seite des Himmels fuhren drei Asteroiden durch die Atmosphäre und hinterließen auf ihrem Weg eine dunkelgraue, rauchige Spur.
Commander Lute hielt ihren Aussichtposten bis die drei Objekte aus dem All auf der Oberfläche aufschlugen. Einen solchen Moment hatte sie nie zuvor erlebt und so war sie vor allem durch die anhaltende Ruhe, durch den Gleichmut des Landes verstört. Weit hinter den Baumreihen vermochte dunkelrotes Leuchten den hellen Mittagshimmel nur für ein paar Sekunden zu überstrahlen. Dann stieg Rauch auf. Eine dunkle, staubige Wolke erhob sich in der Ferne, doch das Gelände, das Lute zu Füßen lag, war völlig unberührt geblieben. Jetzt erst erfasste ein leichtes Beben die Anhöhe, aus der Ferne war ein Geräusch zu vernehmen, das eher dem Rauschen von Wassermassen als dem Knistern von Bränden ähnelte.
Etwa eine Minute blickte Lute noch hinaus in die Richtung, in der die Asteroiden eingeschlagen waren, dann ließ sie sich wieder an Bord der Satyr beamen.



"Aschgrau" ist eine etwas kleinere, etwas bescheidenere Folge mit eher leisen Tönen.
Und, ein Jubiläum: 200 Seiten Satyr!

Star:
Ist bereits heruntergeladen und wird bei nächster Gelegenheit gelesen :)

Max:
Cool - da bin ich jetzt schon gespannt auf das Feedback, natürlich auch von den anderen geneigten Lesern, die sich die Geschichte heruntergeladen haben :)

Star:
"Aschgrau" ist eine Geschichte, die wohl eher wieder zu den "kleineren" einzuordnen ist und nicht ganz den Ehrgeiz manch anderer Beiträge der Satyr-Reihe besitzt. Aber das ist ja nicht schlimm und soll auch kein Kritikpunkt sein - tatsächlich kann so eine Geschichte ja auch viel Spaß machen. Leider habe ich - eventuell - dennoch einen Kritikpunkt, einen, den ich auch nie gedacht hätte, hier mal anzubringen, aber... die Geschichte ist ein wenig zu lang. Du verlierst dich nach einem sehr guten Anfang etwas zu stark in einer ausufernden Umgebungs- und Objektbeschreibung. Hier lässt du zwar deine literarischen Muskeln spielen - und du schreibst auch wirklich super -, aber es war nach einer Weile einfach zu viel "erzählen" und zu wenig "berühren". Lute kommt sympathisch rüber, emotionaler als Heyse. Irgendwo kann ich es sogar nachvollziehen, dass du wegen ihres technischen Hintergrundes vielleicht diesem Aspekt der Umgebungserforschung mehr Gewicht zugeteilt hast. Hinzukommt, dass du allgemein immer viel und gut beschreibst. Aber meist gibt es dann auch ein entsprechend tolles Rätsel, oder einen emotionalen Ausglich - das hat hier ein bisschen gefehlt. Ich hätte vielleicht einen weiteren Dialog - mit ihrem Mann oder mit dem Captain - begrüßt. Gerne auch über die oberste Direktive, denn Guttaperchas Sinneswandel kam etwas plötzlich. Oder die Geschichte ein wenig gekürzt. Tatsächlich glaube ich, dass die besten Satyr-Geschichten jene sind, die eigentlich schon wieder zu viel Stoff für eine Kurzgeschichte bieten.

Davon abgesehen war aber alles wieder auf sehr hohem Niveau. Das Thema war interessant, das offene Mysterium sehr nett. Dass die Toten einen mehr aufhorchen lassen, als die dem untergang geweihten Lebenden, war ein toller Ansatz, ebenso wie Guttaperchas Überlegungen, was für Reaktionen eine Rettung oder ein Nichteingreifen bei den Erbauern zur Folge haben könnte. Hier schimmert wieder sehr gut durch, wie Sorgsam und Bedacht diese Leute vorgehen und wie weit sich die Menschheit dann doch noch entwickelt hat. Ich bedanke mich auch für die kleine Hommage an eine Geschichte von mir. Das hat mich sehr gefreut :)

Leela:
Ja, also... (ok, wenn man schon so anfängt!) ;)
Diesmal eine etwas kürzere Kritik, weil ich mich mal mehr auf den Inhalt konzentriere.

Ich kann Stars Kritikpunkt auch nachvollziehen. Ich seh's noch nicht ganz so schlimm... aber die Beschreibungen sind tatsächlich ausufernd und drohen damit die Handlung zu schlucken. Ich habe mich zweimal dabei erwischt wie ich sie zunehmen ungenauer las. Auf jeden Fall verlangsamen und bremsen sie die Geschichte ungemein. Ich finde das insgesamt in der Geschichte nicht schlecht, weil gerade dadurch eine Bedächtigkeit und Ruhe zustande kommt, die der Geschichte und den dramatischen Ereignissen gut zu Gesicht steht. Ich habe den ruhigen Erzählstil samt Beschreibungen sehr genossen. Aber wie gesagt, ich denke auch das es schon nah an der Grenze ist... noch mehr Beschreibungsdichte - würde die Erzählung kippen.

Literarisch beginnt die Geschichte ungemein stark - man landet auf dem Planeten und kann ihn so spüren, das man bereits nach den ersten zwei Seiten Lutes Bedürfnis teilt das alles zu retten, zu erhalten. Man fühlt sich enorm gut ein. Die folgenden Story Twists hätte ich vielleicht gar nicht mehr gebraucht... Genau genommen milderst Du die große Frage die hinter der Stories steht sogar ab, als man auf das Alien-Monument stösst. Es ist ja die Frage die am Ende steht, wo (ich überspitz es) man lieber den Tod und Untergang versucht zu studieren als das Leben zu bewahren. Der Fund des Mausoleums hat die Frage nur noch mal konkretisiert und sogar auf einen kleineren Nenner gebracht. Weil... der Untergang der Welt wie sie war, schien eh beschlossen. Ich habe mich am Ende dabei ertappt mich zu fragen ob es nicht genügt hätte die Natur so zu belassen - und den (inneren) Konflikt um Erhalt oder Nicht-Eingriff so auszutragen ohne das Ausserirdische Artefakt zu finden. Die Geschichte hätte dann natürlich ein weiteres Spannungsmoment verloren... mich hätte das nach dem Einstieg aber nicht gestört, weil dadurch die Sichtweisen (Handeln/Erhalten <> Nichtstun/Verloren geben) noch stärker aufeinander geprallt wären.

Bis zum Ende habe ich übrigens (deswegen, ich mag den Vogel) auf eine Star Trek Lösung gehofft, die den Planeten rettet... Ich hatte sogar kurz mit dem Gedanken gespielt das dieses Alien Monument eine Anlage ist, die den Asteroid zerstört... im letzten Moment. Spinnt man diesen Gedanken weiter... hätte die Story eine sehr interessante Wendung nehmen können. Die/Der Ausserirdische... die eine Riesen Maschine/Anlage konstruiert haben die diese Welt rettet (ähnlich wie in TOS "Der Obelisk")... wo der Mann der am Ende aber auf den Knopf drücken soll, vor langer Zeit gestorben ist. Also quasi gestorben beim Versuch die Welt zu erhalten... und im Orbit das Raumschiff das eben nichts versucht, schon gar nicht unter Einsatz des Lebens, sonders sich auf Nichteinmischung zurückzieht... Die Leute an Bord hätten ganz schön dumm da gestanden.  Blamiert von einem toten Alien. Vielleicht hätte so eine Szenerie auch noch etwas Action abgeworfen - wenn die Crew der Satyr versucht die Maschine doch noch in Gang zu setzen (Scheitern oder Erfolg inbegriffen)... Das wäre natürlich die verspielte Science Fiction Lösung. Dazu war/ist die Geschichte aber zu ernsthaft. Ich frag mich deswegen gerade sogar ob... Sci Fi so ... das beste Medium für Deine Geschichten ist. In ihrem Anspruch jedenfalls gehen sie weit darüber hinaus.

Ich bin mit dem Ende der Geschichte nicht unzufrieden. Aber es regt zu solchen Gedankenspielen an. Gerade weil die Haltung der Crew schwer zu verstehen ist... Und (in meinen Augen) auch wieder auf einer völligen Missinterpretation der obersten Nicht-Einmischungs-Direktive beruht (die eigentlich nur Zivilisationen betrifft). Zumal die Geschichte mit ihren hohen Niveau auch wieder ein tolles Leseerlebnis war. Insofern - vielen Dank dafür!

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