Die misslungene
Enterprise-D in 1:2500 (Cadet-Reihe)Es geht ja nicht, dass ich Euch nur immer von Erfolgen berichte. Deswegen hier: Die misslungene Enterprise

Es handelt sich um den AMT-Bausatz aus der "Cadet"-Reihe. Im Grunde ist das der alte Spritzsatz aus dem Dreibausatz Enterprise, Refit und Ent-D, nur mit anderem Plastik (und das ist auch schon das erste Problem) und umfangreichen Decals-Bögen. Das ganze soll durch SnapIt! zusammensteckbar sein. Dies alles bildet die Grundlage für die Idee des Herstellers, dass man das Modell praktisch vollkommen zusammenbauen kann, ohne echte Modellbaukenntnisse zu haben.
Die Prämisse geht leider nicht auf.
Deflektor, Warp- und Impulsantrieb bleiben entweder hellgrau oder müssen angemalt werden. Darüberhinaus ist das Anbringen der Abziehbilder auch etwas, dass der Käufer machen muss. Wer aber zu diesen beiden Schritten in der Lage ist, hat auch keinerlei Probleme damit, die Einzelteile zusammenzukleben, statt zu -stecken.
Die eigentliche Plastikfarbe ist sehr hell gewesen, so hell, dass ich sie so nicht behalten wollte. Lange habe ich nach einer Farbe gesucht, schließlich dann ein angenehmes Grau von Tamiya genommen. Das war schon mal mein Hauptfehler, denn ich habe den Farbton unterschätzt. Er ist einfach viel zu dunkel. Damit stimmt die Harmonie nicht mehr, weil das Schiff grundsätzlich zu dunkel ist und ein paar Einzelflächen der Decals dann als drastisch zu hell hervorstechen. Ich ärgere mich im Nachhinein noch sehr, dass ich da nicht noch gehandelt habe, aber ich war so blöd, mir einzureden, dass die Abziehbilder den Effekt eher mindern könnten. Fehlanzeige.
Das zweite Problem: Der Spritzsatz. Die Verbindung der Teile am Rahmen ist so dick, dass man viel Augenmerk darauf richten muss, beim Abtrennen keine Anteile des späteren Raumschiffmodells zu zerstören. Ich könnte mir fast vorstellen, dass jemand völlig ohne Erfahrung dieses Problem so unterschätzt, dass er am Ende enttäuscht sein muss. Gut, diese Klippe habe ich noch einigermaßen umschiffen können.
Die nächste Schwierigkeit war das Stecksystem. Im Nachhinein empfehle ich: Die Stifte entweder ganz abschneiden oder ihren Durchmesser durch Schleifen verringern. Ich war so dumm, hier nicht konsequent genug vorzugehen, mit der Folge, dass es beim Versuch zu kleben, beinahe zu Lücken zwischen zwei Teilen gekommen wäre. Das Zusammenstecken halte ich so oder so für eine blöde Idee. Man muss vorher testen können, wie die Teile zusammengehören werden, um Unsauberkeiten (die der alte Spritzsatz hat) bei Zeiten korrigieren zu können.
Das Modell stellt mit den Abziehbildern am ehesten den Stand der Ent-D während "Generations" dar: Die Rettungsboote haben Markierungen, was sie in der Serie nicht hatten. Schade ist, dass alle Fenster unerzwungener Weise (gibt es doch auch sehr helle Flächen) schwarz sind.
Die Decals sind aber zweifelsfrei Highlight des Bausatz. Hier stelle ich mir aber wirklich vor, wie jemand, dem man nicht mal zutraut, ein Modell anzumalen und zu kleben, mit solchen Abziehbildern fertig werden soll. Ihre Größe ist gar nicht mal das Problem, das Problem ist die Form der Enterprise. Bei den vielen Wölbungen ist es kaum möglich, einheitlich geformte Abziehbilder so anzubieten, dass sie sich der Form anpassen werden.
Ein Beispiel: Deck 2. Ein Abziehbild deckt den oberen Teil der Shuttlerampe, den seitlichen Dockbereich und die Fensterfront samt Rettungskapseln von Deck 2 ab. Der obere Bereich ist kein Problem (alles plan), der Rest natürlich schon, weil es praktisch unmöglich ist, ein ebenes Abziehbild über so schätzungsweise 200 Grad rund herum faltenfrei zu wölben. Das hat aber erstaunlich gut funktioniert, wobei auch merkwürdige Probleme zustandekamen: Der hintere Teil an den unteren Pylonen passte an sich wunderbar, doch bei der Wölbung zum untersten Rumpfteil decken sich plötzlich Rumpfstrukturen und Bilder nicht mehr (Siehe Foto unten). Auch noch so ein Grundproblem: Die Decals brauchen dieses kleinen Plastikreihen gar nicht, im Gegenteil, sie sind für sie störend. Manchmal (bei den Einbuchtungen der Untertassenunterseite oder am oberen Ende der Gondeln) überspannen die Decals auch darunter liegende Flächen - nicht ideal! Natürlich gibt es da auch ein paar Tricks, einer davon ist es natürlich, den Rand des Abziehbilds einzuschneiden, sodass sich die Nachbarflächen unabhängig voneinander an die Wölbung, die für sie angesagt ist, anpassen können. Dennoch ist das schon sowas wie eine Herausforderung, bei der ich davor warnen möchte, sie zu unterschätzen.
Hinzu kommt das Problem der Baureihenfolge. Es wäre sinnvoll, die Abziehbilder für die Innenseite der unteren Gondelhälfte anzubringen, bevor man sie auf die Pylonen steckt. Gleiches gilt für die Abziehbilder der Oberseite des Sekundärrumpfes vor der Montage von Gondeln und Hals/Untertasse. Nur sollte man die Teile nicht mehr robust anfassen, sobald die Abziehbilder angebracht sind. Genau dieses robusten "Angreifen" wäre aber nötig, wenn man die Teile nicht zusammenklebt, sondern wie vom Hersteller vorgeschlagen -steckt.
Na ja, Licht und Schatten. Ich bin mit de Ergebnis jedenfalls nicht zufrieden und würde das nächste Mal vor allem eine andere Grundfarbe wählen und die Steckmechanik vollkommen umgehen.
Hier die Bilder: