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Ctoa - Buch 1

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Aneel Mkorian:
EDIT: Habe das, was bisher von Ctoa existiert, hier als *.pdf angehängt. Die Datei wird mit jedem Update aktualisiert.

So, ich bin nun auch schon eine Weile hier und schaue in die eine oder andere FanFiction rein. Ich bin beeindruckt, welche Vielfalt hier zu finden ist. Nach einigem Zögrn und dem obligatorischen 'Ich bin nicht gut genug'-Gedanken, hab ich mich doch entschlossen, hier wenigstens den bereits existierenden Teil einer Buchserie in spe zu präsentieren.

EDIT: Hab die sarkastisch anmutende Stelle mal etwas verändert. Änderungen sind nun fett.


Ctoa - Buch Eins: Welt aus Stein

© Jacob Ecke

23. März 2376
K-536 "Unicorn Fortress"

Es war nicht ungewöhnlich für die Kolonisten, die das einzige Habitat auf einem Asteroiden im Thelcis-System bewohnten, dass der "Mond" verschwand. Das tat er schließlich jeden Morgen, wenn Thelcis, die gelbe G-Typ-Sonne, aufging. Der "Mond" war natürlich kein echter Trabant, die Materie im Thelcis-System hatte es zu keinen größeren planetaren Körpern geschafft. Er war statt dessen ein kleinerer Asteroid, der K-536 umkreiste. Genauso wie Luna, der Mond der Erde, von wo die Kolonisten stammten, reflektierte der "Mond" das Sonnenlicht und durchlief die typischen Mondphasen. Heute hätte Vollmond sein sollen. Hell und unförming, nicht einmal annähernd rund, stand der "Mond" sonst an solchen Tagen die ganze Nacht über am sternenübersäten Himmel. Sonst. Nein, ungewöhnlich war das Verschwinden des Begleiters nicht. Nur die Tatsache, dass es erst drei stunden her war, dass er aufgegangen war und er die nächsten neun Stunden noch hätte sichtbar sein müssen. War er aber nicht.
   In seinem Wachbüro sah der einzige Kommissar, der in dieser Nacht Dienst hatte, verwundert auf, als es unvermittelt dunkel wurde. Bisher hatte das Licht des "Mondes" vollkommen ausgereicht, um zu lesen. Er war um ein Vielfaches heller als Luna. Mit einem genervten Seufzen legte der Kommissar, ein Major des Erd-Commonwealth, das Buch beiseite und kontrollierte die Monitore. Immerhin konnte der "Mond" einfach kurz abgedriftet sein oder etwas Ähnliches. Die Massesensoren jedoch, die dorthin ausgerichtet waren, zeigten keinerlei Veränderung. Der Begleitasteroid war noch da. Es stand auch kein Raumschiff davor, welches das Licht hätte blockieren können. Sehr merkwürdig. Er hob eine Hand und kratzte sich nachdenklich an der Nase. Als hätte jemand Thelcis ausgeknipst. Was für ein absurder Gedanke! Er nahm einen Bleistift und zog den Block, auf dem er "Besondere Vorkommnisse" notierte, unter seiner Kaffeetasse hervor. Die folgte den Gesetzen der Schwerkraft und kippte um. Doch der Major hatte sie schon früh in seiner Wache geleert und war bisher zu träge gewesen, sie wieder aufzufüllen. Also blieb es bei einem weiteren genervten Seufzen und dem bisher ersten Eintrag: "23:37 Uhr; 'Mond' aus."

   K-536 war die erste Kolonie der Menschen außerhalb der beiden bisher bewohnten Sonnensysteme Sol und Rijl Qanturis gewesen. Sie war auch die erste Kolonie, die in einem System ohne Planeten oder Planetoiden errichtet wurde. Ein Experiment also, und das gleich in mehrfacher Hinsicht, denn Unicorn Fortress, wie K-536 von den siedlern genannt wurde, war das erste künstliche Habitat der gesamten Menschheit. Natürlich gab es bei Sol und Rijl Qanturis keinen größeren Asteroiden, der nicht besiedelt war, doch bis auf die Erde selbst war bisher kein Himmelskörper von mehr als einer der drei irdischen Großmächte besetzt worden. Unicorn Fortress war hingegen ein gemeinsames Projekt aller terranischen Nationen und hochrangige Offiziere aller menschlichen Armeen befanden sich im Kolonierat, wo sie bei Entscheidungsfindungen gleichberechtigt an einem runden Tisch saßen, der in historischer Refrenz Arthur's Table genannt wurde. Die Versammlungen vieler Generäle stellten natürlich stets ein hohes Risiko dar. Sie waren ein attraktives Ziel für jeden, der mit einer wohlplatzierten Bombe mehr Frieden schaffen wollte, was an sich eine widersprüchliche Idee war. Doch Unicorn Fortress war in erster Linie eine Militärbasis, welche die vereinigten Streitkräfte der Menschheit repräsentierte und über dementsprechende Verteidigungsmaßnahmen verfügte. Mehrere Dutzend interplanetare Hochgeschwindigkeits-Marschflugkörper waren in den Himmel gerichtet. Doch wenn diese Kolonie ein Gemeinschaftsprojekt aller Menschen war, gegen wen sollten diese Waffen dann eingesetzt werden?
   Zum Einen gab es selbstverständlich Gegner dieses Projektes, die durchaus auch über Raumschiffe verfügten. Zum Anderen waren da terranische Raumpiraten, die über jedes Handelsschiff zwischen Sol und Rijl Qanturis herfielen, das nicht von einem Konvoi geschützt wurde. Außerdem wussten alle Beteiligten, dass die Menschheit nicht allein in der Galaxis war, ein Wissen, das sie den Menschen des 21. Jahrhunderts voraus hatten. Es gab schon Kontakte zwischen den Menschen und einer vierbeinigen, geflügelten Spezies namens Nurapsis. Nurapsis waren Händler und immer auf der Suche nach neuen Handelspartnern und -waren, was der Grund war, dass ihre Schiffe so weit vom galaktischen Hauptgeschehen entfernt kreuzten. Bei der ersten Begegnung zwischen je einer Delegation Menschen und Nurapsis war es zu einem äußerst unangenehmen Zwischenfall gekomen, als einer der Menschen vor Schreck und Panik versehentlich einen Nurapsis erschossen hatte. Dabei konnten die Kaltblütigeren feststellen, dass das Blut dieser lila-farbenen Aliens genauso rot war wie menschliches. Die knapp zwei Meter hohen Nurapsis zeigten sich zunächst  verärgert darüber, zeigten sich dann jedoch sehr kaltblütig, als sie diese Tragödie einfach beiseite schoben und zum Geschäftlichen übergingen. Erst später lernten die aufgrund des Vorfalls zerknirschten Menschen, dass ein solches Verhalten dem Grundgedanken der Nurapsis entsprach. Sie waren Händler, mit Leib und Seele und alles andere, selbst der Tod, verkam zur Nebensächlichkeit.
   Durch den Handel mit den friedfertigen Nurapsis erfuhr die Menschheit aber auch von aggressiveren Spezies, die auch stark ausgeprägte expansive Tendenzen besaßen. Aus diesem Grund hatte die Kolonie einen Energieschirm, Waffen und einen militärischen Regierungsstab. Man wollte Unicorn Fortress schließlich nicht an die erstbesten schießwütigen Aliens verlieren.
   Die Nurapsis hatten auch von einem Völkerbund berichtet, der seine Mitgliedswelten vor Aggressoren schützte. Die Union der Freien Völker hatte jedoch strenge Richtlinien betreffend der Aufnahme weiterer Spezies. Eine davon war die Einigkeit der Rasse unter sich und eben dies war der Hauptgrund für K-536 "Unicorn Fortress". Die Nurapsis selbst waren kein Unionsmitglied, dafür sahen sie ihre Handelsbemühungen zu intensiv an, um sich von der Union Beschränkungen auferlegen lassen zu wollen.


   Kommissar Kirk Fitzpatrick saß aufrecht in seinem Bett, als mitten in der Nacht der Alarm losheulte. Kolonieweiter Alarm zeichnete sich durch eine besonders lautstarke und nervtötende Sirene und blenden rote Schnellblinklichter aus. Verschlafen kniff der junge Mann die Augen zu und hüllte sich das Kissen um den Kopf, um die Ohren vor dem Lärm abzuschirmen. Es half nichts. Es half auch nichts, sich einzureden, er wäre nicht dafür zuständig, er hätte schließlich gerade Freiwache nach einem Sechzehn-Stunden-Tag und den schlaf verdient. Blödsinn. Er war hier auf Unicorn Fortress, eben weil er sich für jeden Alarm zuständig fühlen musste, besonders für kolonieweite. Das war eben der Aufgabenbereich eines Kolonieischerheitsleiters.
   Mit den Zähnen knirschend rollte er sich aus dem Bett und wankte zu dem Stuhl, auf dem seine Unterwäsche und die Uniform lagen. Er würde die wenigen Minuten, die ihm jetzt blieben, bevor man ihn im Kommandozentrum vermisste, nicht damit vergeuden, frische Unterwäsche aus dem Schrank zu suchen. Dafür brauchte er viel zu dringend Kaffee. Er schlüpfte mit raschen Handgriffen in die schwarze Uniform mit dem blutroten siebenzackigen Stern, der ihn als Leiter der Koloniesicherheit identifizierte.
   "Kaffee." schnarrte Kommissar Fitzpatrick mit einer Stimme, die verdächtig nach Helium klang. Er räusperte sich, als der stimmgesteuerte Nahrungsspender kurz surrte und dann einen großen Becher heißer, schwarzer Flüssigkeit freigab. Kirk war mit wenigen schnellen Schritten dort, griff nach dem Becher und stürzte den Inhalt zur Hälfte hinunter.
   "Ah... besser." brummte er, den Heliumeffekt nicht vollständig aus der eigentlich tiefen Stimme verbannt. Er sah in den spiegel über dem Nahrungsspender und überprüfte unter den Sirenen des Alarms kurz sein Erscheinungsbild. Kurze, zurückgekämmte und dadurch hochstehende Haare, ebenso dunkel wie der sorgsam gepflegte Spitzbart. Die wach wirkenden dunkelgrünen Augen, die nicht verrieten, wie müde er eigentlih war und selbstsicher blickten. Fast gab er der lächerlichen Versuchung nach, seinem spiegelbild den Bizeps zu präsentieren. Er grinste schief und verließ dann sein Quartier. Wenige Sekunden später kehrte er zurück, schnappte sich den Blaster und seinen Tazer und hastete wieder hinaus.

   Als er das Kommandozentrum erreichte, blieb er stehen, wie vom Blitz getroffen. "Wo ist der verdammte Mond?" blaffte er nach kurzem Entsetzen. Der Kommandeur der Nachtwache drehte sich zu ihm um und sah auf ihn herab.
   "Genau dort, wo er sein sollte. Guten Morgen, Kommissar. Wir haben jedoch ein weitaus schwerwiegenderes Problem." Fitzpatrick starrte weiterhin auf den Monitor, der die Vorderwand der Zentrale einnahm und sternenbesäte Schwärze zeigte. Die Sterne torkelten herum und tanzten, als wären sie betrunken. Endlich sah er zum Kommandeur auf und runzelte die Stirn.
   "Wieso leuchtet er dann nicht, Lex? Es ist doch Vollmond, oder habe ich den halben Monat verpennt?" Der Kommandeur lächelte bitter. "Hast du nicht, Kirk. Das ist eben unser Problem. Nimm Platz." Kirk kannte Lexington  Miravilla gut, daher wusste er, dass dies keine Bitte war. Er begab sich zu seinem Stuhl und erklomm ihn auf die übliche Weise: Die Hände auf die Sitzfläche gepresst, schob er sich empor, bis er sein Knie abstützen konnte, was ihn schließlich auf den Suthl hob. Er rutschte bis an die Vorderkante und ließ die Beine herunterhängen. Miravilla holte Luft und sah ihn wieder an. Die Worte, die er jetzt sagte, waren wie ein Hieb in Kirk Fitzpatricks Magengrube: "Thelcis ist verschwunden."
   Auf dem Monitor wechselte die gelbe Anzeige von 23:59 auf 00:00.

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Max:
Also, den "Ich bin nicht gut genug"-Gedanken solltest Du aus Deinem Kopf verbannen. Ich habe den Text gelesen und finde Deinen Stil sehr ansprechend: Flüssig lesbar, ein wie ich finde durchaus passendes Gespür dafür, was man erzählen sollte und was auch ohne Einbußen wegzulassen ist; auch inhaltlich ist der Einstieg in die Geschichte gelungen, weil man einen guten Eindruck von den Verhältnissen bekommt.
Interesse dafür, wie es weiter geht, weckt diese Passage in jedem Fall. Ich persönlich hoffe ja, dass es nicht wirklich in eine militärische Story driftet, aber sowas ist halt immer Geschmackssache.
Eine kleine Anmerkung vielleicht noch: Beim "unangenehmen Zwischenfall" mit den Nurapsis empfand ich die Beschreibung, als grenze sie an eine Satire. Einerseits ist ja etwas sehr tragisches passiert, andererseits scheint da - gerade auch bei den Betroffenen - ein erstaunlicher Gleichmut vorhanden zu sein und diese Widersprüchlichkeit löste bei mir eben diesen leichten Satireeffekt aus.

Aneel Mkorian:
Erst mal vielen Dank für die netten Worte. Das ist die erste Meinung, die ich dazu bekommen habe.

Dann kann ich dich beruhigen, wenn es nach mir geht, entwickelt sich die Geschichte nicht in die militärische Richtung. Ich hoffe zumindest, dass sie sich nicht selbstständig macht.

Danke auch für die Anmerkung, manchmal schreibe ich in dieser Art und lasse es so, auch, wenn ich nochmal drübergehe, bemerke es nichtmal. Es sollte eigentlich nicht so satirisch sein, wie es rüberkommt und ich denke, ich komme in den nächsten Tagen dazu, es zu überarbeiten.

Ich war mir nicht sicher, ob ich eine *.pdf-Datei erstellen und hochladen sollte, aber da ich noch am Schreiben dran bin, erschien mir das zu hoch gegriffen.

Alexander_Maclean:
Den Einstieg finde auch auch sehr gelungen.

Du erschlägst den Leser nicht gleich, aber man hat dennoch eien recht umfassenden ersten Eindruck.

Was das PDF angeht: es Gibt autoren die veröffentlichen einen Roman Kapitelweise. aber die meisten schreiber hier sind eher die serienjungs und daher machen wir eher ein PDF pro episode.

Max:

--- Zitat von: Aneel Mkorian am 05.06.13, 17:23 ---Erst mal vielen Dank für die netten Worte.

--- Ende Zitat ---
Gerne geschehen :)


--- Zitat von: Aneel Mkorian am 05.06.13, 17:23 ---Dann kann ich dich beruhigen, wenn es nach mir geht, entwickelt sich die Geschichte nicht in die militärische Richtung. Ich hoffe zumindest, dass sie sich nicht selbstständig macht.

--- Ende Zitat ---
Ich bin ja immer eher jemand, der mit seinen Text und Figuren recht streng umgeht und sie in die Pflicht nimmt, das zu machen, was ich will :D  :Welt ;)
Das ist natürlich nicht jedermanns Fall, aber wenn Du die Geschichte nicht in die militärische Richtung gehen lassen willst, hoffe ich, dass sie sich auch wirklich nicht selbstständig macht ;) :)


--- Zitat von: Aneel Mkorian am 05.06.13, 17:23 ---Danke auch für die Anmerkung, manchmal schreibe ich in dieser Art und lasse es so, auch, wenn ich nochmal drübergehe, bemerke es nichtmal. Es sollte eigentlich nicht so satirisch sein, wie es rüberkommt und ich denke, ich komme in den nächsten Tagen dazu, es zu überarbeiten.

--- Ende Zitat ---
Joah, ich weiß nicht, ob man es wirklich überarbeiten muss. Es ist ja auch so, dass der Eindruck von mir ja eine subjektive Einschätzung ist; anderen mag es anders gehen.
Empfohlen hätte ich aber vielleicht, doch ein kleinwenig (nur ein paar Sätze) mehr von diesem Vorfall zu berichten, damit ihn der Leser "runder" ins Gesamtgeschehen einordnen kann.


--- Zitat von: Aneel Mkorian am 05.06.13, 17:23 ---Ich war mir nicht sicher, ob ich eine *.pdf-Datei erstellen und hochladen sollte, aber da ich noch am Schreiben dran bin, erschien mir das zu hoch gegriffen.

--- Ende Zitat ---
Bei einer Fortsetzungsgeschichte ist es wahrscheinlich wirklich besser, den Text einfach so zu posten und sich das PDF für den Abschluss oder zumindest für eine sinnvolle "Zwischeneinheit" aufzuheben...

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