Autor Thema: Ctoa - Buch 1  (Gelesen 12585 mal)

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Aneel Mkorian

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Antw:Ctoa - Buch 1
« Antwort #15 am: 28.06.13, 15:05 »
Der nächste Teil ist fertig:

26. März 2376
Bolgbarn

Der Anflug auf Bolgbarn stellte sich als wesentlich weniger spektakulär heraus, als die Menschen es sich vorgestellt hatten. Während der ganzen Zeit hielten sie sich im Beobachtungsraum auf und sahen aus dem Fenster. Kurz bevor sie den Planeten erreichten, verdunkelte sich ein Teil des Weltraums, das heißt, ein paar Sterne verschwanden, dann leuchteten die Scheinwerfer der Iyarigant auf. Ein hässlicher graubrauner Gesteinsklumpen hing vor ihnen im All, kaum größer als Pluto im Sol-System. Nichts deutete auf Aktivität hin, bis die Iyarigant auf dem Planeten aufzuschlagen schien. Kurz, bevor dies tatsächlich geschah, schoben sich einige Gesteinsformationen beiseite und gaben den Blick auf einen vollständig mit schwarzem Metall ausgekleideten Hangar frei, so gewaltig, dass mehrere Schiffe wie die Iyarigant darin Platz gehabt hätten. Es waren Arbeiter auf Überwegen unterwegs, wohl auch etliche Passagiere, die zu den unterschiedlichsten Schiffen unterwegs waren. Dort hing ein Schiff im Hangar, das an eine irdische Raubkatze erinnerte, direkt neben einer fast perfekten Kugel aus strahlend weißem Material. Dazwischen huschten winzige Schiffchen hin und her, wohl Transportshuttles oder Wartungsfahrzeuge. An einer Stelle in Hangar, weit weg an einer der Wände, hing ein filigran anmutendes Schiff in einer Gitterkonstruktion. Dunkelgraue Kleinschiffe flogen um es herum und transportierten in Haltestrahlen Wände oder andere Bauteile. Kurios war der Innenraum des Hangars allerdings hauptsächlich deswegen, weil alle Arbeiter und Passagiere, die zu Fuß unterwegs waren, mit dem Kopf nach unten hingen, ihre Füße klebten an den Wegen fest. Miravilla gab einen Ausdruck des Erstaunens von sich, der einem kleinen Schreckenslaut wich, als die Iyarigant sich zur Seite rollte. Kirk lachte in sich hinein. Nicht die Leute waren kopfüber, die Iyarigant war es und jetzt rollte sie in die richtige Position.
   "Immer mit der Ruhe, Lex."

Der Übergang von der Iyarigant in den Ankunftsbereich Bolgbarns gestaltete sich einfacher als Kirk es sich vorgestellt hatte. Einer der Überwege war ausgefahren und hielt direkt an der Austiegsluke des Schiffes, niemand außer ihnen und dem Kapitän war darauf unterwegs. Als sie allerdings die Schleuse erreichten, die sie in den tatsächlichen Ankunftsbereich des Planeten bringen würde, konnten die Menschen bereits erkennen, dass ein Aufenthalt hier nicht unbedingt einfach werden würde. Sie sahen hinter der transparenten Tür dutzende verschiedenartiger Spezies, von denen nie ein Mensch gehört hatte. Große türkise Monstren mit Stielaugen schoben sich auf drei Beinen vorbei und hielten die Menge um sie herum mit ihren drei Armen auf Abstand. Kleine flinke Wesen, die Ähnlichkeit mit Reptilien hatten, sausten vorbei und nahmen keinerlei Rücksicht auf Hindernisse, überkletterten sie einfach. Das schloss andere Wesen mit ein. Grauenerregende Gestalten, welche auf die Menschen wie eine Horrorvision von einem kubistischen Bild Pablo Picassos wirkten, staksten auf dornigen Beinen vorbei und drehten gewaltige Sehorgane wild in den Höhlen. Doch es gab auch angenehm anzuschauende Kreaturen auf der Station, Wesen, die einem Menschen recht ähnlich sahen, sah man von gewissen Details ab, wie beispielsweise der Hautfarbe und Anzahl und Position von Hörnern und Gliedmaßen. Als Miravilla, Kirk und Ngarak die Schleuse passiert hatten, rempelte eines der kleinen Reptilienwesen gegen Kirk und riss ihn um. Ohne Entschuldigung rauschte es weiter, doch ein anderes, humanoid anmutendes Wesen stolperte über den kleinen Kommissar. Als dieser aufblickte, musste er schlucken. Er sah in ein Gesicht, vor dem vor einigen hundert Jahren die Weltreligionen immer wieder gewarnt hatten. Dunkelrote Haut, leuchtend gelbe Augen. Auf der Stirn sprossen zwei gewundene Hörner, die von pechschwarzen, kurzen Haaren umrahmt wurden. Das Wesen hatte den Mund halb offen stehen, deshalb waren die langen Eckzähne gut erkennbar. An der Stelle, wo die Beine der Hüfte entsprangen, wuchs auch ein Schweif mit einer pfeilartigen Struktur am Ende. Die Füße waren Hufe und der Atem des Wesens stank nach Schwefel. Es zischte Kirk einige Worte zu, die für ihn dorther stammten, wo dieses Wesen in menschlichen Vorstellungen immer hingehört hatte; aus der Hölle. Erst nach einer Weile bemerkte er Brüste an dem Teufel und erkannte Details, die ihm vorher der Schreck verborgen hatte. Der Teufel legte den Kopf schief, zischte erneut einige Worte und sah dann den Nurapsis an. Dieser zog die Lefzen zurück und zischte ebenfalls. Der Teufel oder besser, die Teufelin schien zufrieden und griff nach Kirks Hand. Ihr Griff war erstaunlich sanft, bis zu dem Moment, wo sie ihn auf die Füße zog. Sie klopfte ihn kurz ab, dann drehte sie sich um und verschwand in der Menge.
   "Kirk... hast du gesehen..." Fitzpatrick unterbrach seinen Freund, sich selbst zur Ruhe zwingend.
"Habe ich. Beruhig dich Lex, nur ein Alien."
   "Wesen wie sie haben allerdings die Erde schon einmal besucht." meinte Ngarak fröhlich. "Aufzeichnungen besagen, dass sie eure Spezies als zu primitiv empfunden haben und wieder abgereist sind. So etwas ist häufig vorgekommen. Viele bewohnte Planeten werden von Zeit zu Zeit von solchen freundlichen Wesen besucht. Leider gab sich die Erde immer besonders... schwierig."
   Miravilla starrte den Nurapsis an, dann Kirk. "Sie?" war alles, was er hervorbrachte. Der Kommissar nickte, dann deutete der Nurapsis in eine Richtung.
   "In diese Richtung ist das Büro der Kommandatur. Ihr solltet euch vorstellen, bevor ihr von hier aus weiterreist. Viel Glück." Dann drehte er sich um und ging wieder durch die Schleuse zurück. Kirk schien es so, als wollte der Nurapsis-Kapitän diesen Ort möglichst schnell verlassen.

26. März 2376
Gobelia Prime, Privatgemach der Imperatrix

Blut tropfte von der langen Klinge. Wieso nur hatte er sie wieder herausgezogen? Damit sie mehr Blut verlor, das war ihm klar. Aber dass er vorher die Nerven verlor und sich der blutbespritzten Handschuhe entledigt hatte, das verstand er jetzt nicht mehr. Der hochgewachsene schlanke Körper lag rücklings auf dem Boden, die tiefe Stichwunde klaffte mittig zwischen den vollen Brüsten. Die großen dunkelgrünen Augen waren geschlossen. Das waren sie eben noch nicht! Gerade eben hatte sie ihn noch voller Schrecken angestarrt! Lebte sie etwa noch? Er überlegte kurz, ob er die Klinge noch einmal in ihren Körper stoßen sollte. Nein, nein, das war zu riskant, zu gefährlich. Zu groß war die Wahrscheinlichkeit, dass doch noch ihr Blut an seinen Körper geriet. Das konnte er nicht riskieren, er hatte doch so gut aufgepasst. Besser war es, sie bluten zu lassen. Wahrscheinlich hatte sie nur die Augen mit letzter Kraft geschlossen, um nicht offenen Auges begraben zu werden. Ja, so musste es sein. Die Tyrannin war endlich tot. Die geschwungene Klinge des Sulafari-Messers glitt ihm aus der Hand, dann erinnerte er sich daran, dass er seine Spuren noch verwischen musste.  Das musste gründlich geschehen, damit niemand ihn oder seine Auftraggeber damit in Verbindung bringen konnte. Alles musste perfekt sein. Ein unglaublich glücklicher Zufall, dass er die Imperatrix ausgerechnet hier erwischt hatte. Hier, wo sie sich am Besten bewacht zu sein glaubte, hier in ihrem Reich, wo sie alle Entscheidungen traf. Jede Hinrichtung wurde hier befohlen, jede neue Grausamkeit, die sich dieses kranke Hirn ausdachte. Während er mit perfektionistischer Genauigkeit seine Spuren tarnte, glitt sein Blick immer wieder zu der reglosen Gestalt am Boden, die immer mehr Blut verlor. Die verhasste Imperatrix, so viele hunderttausend Namen standen auf ihrem Lebenstuch geschrieben, sein Weiß war schon lange vollkommen Schwarz vor Tinte. Sein eigenes Tuch hatte nur einen Namen auf sich, nur einen Toten, den er zu verantworten hatte. Den verhassten Namen der Tyrannin, die er heute dem Reich gestohlen hatte. Eine wie irre kichernde Erleichterung machte sich in ihm breit. Er hatte es getan! Und es war ihm leichter gefallen, als er befürchtet hatte. Es war so, wie sein Auftraggeber gesagt hatte. Nicht darüber nachdenken, einfach hineindrücken. Und es war wirklich so leicht. Die Sulafari-Klinge war durch ihr Brustbein geglitten wie ein heißes Messer durch warme Butter. Beherrschung! Wenn er jetzt dem Kichern nachgab, würden ihn die Wachen vor der Tür hören. Jetzt erst wurde ihm bewusst, welch unerhörtes Glück er gehabt hatte, dass die Imperatrix nicht geschrieen hatte. Ein letzter Handgriff, dann verschwand er auf dem gleichen Weg, auf dem er gekommen war. Auf dem Boden schloss sich die Hand der Imperatrix um ein Gerät, einer ihrer Finger berührte die Ruftaste. Fast sofort öffnete sich die Tür und einer der Wachen sah nach, wonach die Imperatrix verlangte.
Ich glaube nicht an Kapitulation.

Alexander_Maclean

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Antw:Ctoa - Buch 1
« Antwort #16 am: 28.06.13, 19:00 »
Der erste Teil fidne ich sehr interessant.

eien sehr detaillierte schreibweise. Und die szene mit den "Teufeln" finde ich richtiug genial.


beim zweiten Teil wirkt es so, als würdest du auf den ersten Blick unmotiviert eine weitere Storyline etablieren. aber ich denke, da kommt noch mehr.
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Aneel Mkorian

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Antw:Ctoa - Buch 1
« Antwort #17 am: 29.06.13, 06:53 »
Da kommt definitiv noch mehr, keine Sorge. :) Und vielen Dank für die Blumen.
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Visitor5

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Antw:Ctoa - Buch 1
« Antwort #18 am: 29.06.13, 10:21 »
Es geht weiter, wie es begann: Es wird eine Szene kurz beschrieben, dann folgt die Handlung, ohne großen Schnickschnack. Gerade ie Einfachheit der Geschichte fesselt mich, man kann ihr gut folgen, auch wenn man nebenbei viel zu tun hat - und das kommt mir sehr gelegen!

Einfach genial fand ich die Szene mit den Wesen, die kopfüber zu hängen schienen - bis sich das Schiff in die richtige Position brachte! Naja, und das raubkatzenartige Schiff hätte ich zu gerne gesehen! Wie muss man sich das vorstellen, wie die Sphinx, oder eher wie eine Raubkatz im Sprung?

Aneel Mkorian

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Antw:Ctoa - Buch 1
« Antwort #19 am: 29.06.13, 11:07 »
Danke für die Worte. ^^

Wie muss man sich das vorstellen, wie die Sphinx, oder eher wie eine Raubkatz im Sprung?

Eher wie die Sphinx.

EDIT: Habe das, was bisher von Ctoa existiert, als *.pdf im Anfangspost angehängt.
« Letzte Änderung: 01.07.13, 15:10 by Aneel Mkorian »
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Kirk

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Antw:Ctoa - Buch 1
« Antwort #20 am: 23.07.13, 20:03 »
Ich weiß ich bin auch nicht besser, und brauche derzeit auch ewig und drei Tage um meine Zweite FF Geschichte Fertig zu bekommen aber wann geht deine Geschichte weiter? Ich finde deine Geschichte nämlich Seher spanend und würde mich über eine Fortsetzung Freuen.

Ich will dich nicht drängen, aber deine Geschichte gefällt mir so gut das ich das was schon existiert drei mal oder so gelesen habe, und ich deshalb langsam etwas neugierig werde.

« Letzte Änderung: 23.07.13, 20:07 by Kirk »
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Aneel Mkorian

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Antw:Ctoa - Buch 1
« Antwort #21 am: 24.07.13, 20:44 »
Oha, dass das Ganze so gut ankommt, hatte ich nicht gedacht. Freut mich sehr!

Ich muss zugeben, ich bin zur Zeit ziemlich im Stress, denn ich ziehe um. Aber du hast Recht, darunter sollte die Geschichte nicht leiden. Ich danke dir also für den Anstoß und liefere gleich noch etwas zum Lesen dazu:

27. März 2376
Bolgbarn

Schlaf war eines der wenigen Dinge, die auf Bolgbarn nicht im Überfluss zu haben war. Der gesamte Planet, dessen Leben unter der Oberfläche stattfand, glich einem intergalaktischen Bazar, überall boten Händler ihre Waren feil oder knapp bekleidete Wesen, männlich, weiblich und andere, ihre Körper. Alle hatten zwei Dinge gemeinsam, so unterschiedlich sie auch mochten. Das erste war, dass Kirk Fitzpatrick und Lexington Miravilla kein Wesen jemals zuvor gesehen hatte. Es gab Wesen, die stark an Katzen erinnerten, sie unterhielten sich mit einer Art Knurren und Fauchen. Vollkommen haarlose Aliens unterhielten sich mit Wesen, die aausschließlich aus Haaren zu bestehen schienen. Viele der Wesen kamen den beiden Menschen vage bekannt vor, sei es aus menschlichen Science-Fiction-Fantasien oder altertümlichen Legenden. Die rothäutigen Wesen, die wie eine Inkarnation des irdischen Teufels persönlich wirkten, waren relativ häufig vertreten. Daneben waren häufig diese Katzenwesen anzutreffen, manchmal in einer Art Uniform, einige Male sogar nur mit ihrem Fell bekleidet. Niemand nahm Anstoß daran. Die zweite Sache, die all diese Wesen miteinander verband war die Tatsache, dass die Menschen, die zwischen ihnen wandelten und die Fülle des Lebens in der eigenen Galaxie erst noch begreifen mussten, kein einziges Wort verstanden. Die Nurapsis waren ausgezeichnet zu verstehen gewesen, auch der Stationskommandant, der sich überraschend uninteressiert an den beiden terranischen Neuankömmlingen gezeigt hatte, sprach ein halbwegs verständliches Englisch. Er hatte ihnen gestattet, sich auf Bolgbarn aufzuhalten, solange sie nicht grün wurden. Offensichtlich ein Scherz, denn er begann, glucksend zu lachen, wobei der dicke Bauch auf und ab wippte. Da sie auch einigen Wesen begegnet waren, die sich vor allem durch ihre dunkelgrüne Hautfarbe von einem Menschen unterschieden, schien Grünsein kein Verstoß gegen die Stationsvorschriften zu sein.
   "Langsam bekomme ich Hunger." brummte Miravilla unzufrieden. Die Investigation eines Falls, bei dem ein Stern gestohlen worden war, hatte er sich sicher anders vorgestellt. Zwar gab es verlockend riechende und auch aussehende Speisen an einigen Ständen, doch konnten sie weder sicher sein, es zu vertragen, noch es bezahlen. Letzteres stellte ein unüberwindliches Hindernis dar. Auch das Weiterkommen von Bolgbarn aus oder Recherchen an den Stationsrechnern gestalteten sich aus diesem Grund schwierig. Zumal die Schrift, in der die Rechner die Informationen ausgaben, von keinem von ihnen gelesen werden konnte.
   "Du kannst einen der Händler ja nach Gratis-Häppchen fragen." gab Kirk zurück, genervt, denn es war keineswegs das erste Mal, dass Miravilla sich über seinen leeren Magen beschwerte. Wenn man sich allerdings so umsah, gewann man den Eindruck, die Händler würden eher noch die letzten Reste mit Sonderpreisen anbieten, als auch nur eine Gratisprobe zu gewähren. Bevor Lex auf Kirks Frotzelei eingehen konnte, stießen sie auf eine Wand. Eine lebende Wand aus Aliens, die sich schaulustig um ein Geschehen gedrängt hatten. Vor ihnen ragte ein besonders großes Wesen auf, das noch dazu breitbeinig dastand. Kirk marschierte also kurzerhand unter ihm hindurch und musste einem Schwinger ausweichen. Das dreibeinige türkisfarbene Monstrum, eines von denen, die eine ungesund scheinende Menge an Stielaugen besaßen, hatte nicht auf den Menschen gezielt, sondern auf ein agiles Wesen, das entfernte Ähnlichkeit mit einem langhaarigen Hund besaß. Dichtes schwarzes, weißes und braunes Fell wogte an dem schlanken Körper, spitze Ohren waren auf den Türkisen gerichtet und ein buschiger Schweif hielt das Wesen in der Balance. In der rechten Hand hatte das Wesen einen kleinen Kasten, unscheinbar, von einem hässlichen Grau. Die Menge hinderte den Hundeartigen daran, zu entkommen, sorgte aber auch gleichzeitig dafür, dass das anderthalbmal so große Monstrum relativ wenig Bewegungsfreiheit hatte. Jetzt stand das hundeartige Wesen mit dem Rücken zur Menge und wartete darauf, dass das Monstrum zu einem erneuten Schlag ausholte. Als es dies tat und das agile Wesen ausweichen wollte, ruckte es mitten im Sprung zurück und die massive Faust schmetterte auf die spitze Nase. Das Wesen brach wimmernd zusammen und hielt sich mit der linken Hand die Nase fest. Einer der Zuschauer hatte ihn am Schweif festgehalten. Kirk schnaubte empört. Die Verhältnisse standen sowieso nicht gut für das kleinere Wesen, eine solche Behinderung empfand er als extrem unsportlich. Er machte ein paar Schritte vor und stellte sich zwischen das hundeartige Wesen und das Monstrum. Ein Raunen ging durch die Menge und eine Stimme, die Kirk verstand, rief:
   "Bist du verrückt? Komm da wieder raus!" Er hörte nicht auf Lex und zog den schweren Partikelstrahlblaster. Er musste ihn mit beiden Händen festhalten und richtete ihn dorthin, wo er den Kopf des türkisen Monstrums vermutete. Wieder ging ein Raunen durch die Menge und das Monstrum richtete alle drei Augen auf den kleinen Menschen. Ein Maul öffnete sich und unverständliche Worte flossen heraus, ein Gebrabbel, Gezische und teilweise ein Quieken. Dann schien es erwartungsvoll auf den menschlichen Kommissar herunter zu blicken. Doch Kirk rührte sich nicht, kniff nur die Augen zusammen und hob den Blaster eine Spur höher. Ein gurgelndes Seufzen kam aus der Kehle des Monstrums hervor, dann beugte es sich der Macht des Blaster und ließ von den beiden ab. Ein enttäuschtes Murmeln ging durch die Menge, als sie sich langsam auflöste. Kirk, dem das Herz bis zum Halse schlug, ließ den Blaster langsam wieder sinken und riss ihn dann ganz plötzlich wieder hoch, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Er wirbelte herum und erkannte Lexington.
   "Das ist ein Befehl gewesen, Kirk. Hattest du etwa vor, ihm zu sagen, es solle sich mit jemanden in seiner Größe anlegen? Dieses Ding hätte dich zermalmen können. Und wofür?"
Kirk atmete durch, sah Lexington scharf an; dies war keine Situation für derartig unpassende Scherze; und steckte den Blaster wieder weg.
   "Hat es aber nicht." Dann drehte er sich zu dem hundeartigen Wesen um und sah, dass es inzwischen immerhin wieder saß. Es rieb sich immer noch die Nase, aus der zwei Streifen rotes Blut liefen und schniefte ab und zu.
   "Danke. Dieser Corhydra hätte alles aus mir rausgeprügelt, wenn du nicht eingegriffen hättest." sprach es dann mit sanftem Bariton zu Kirk. Dieser hatte gleich doppelten Grund zur Überraschung. Denn nicht nur, dass dieses Wesen eine Sprache sprach, die er verstand, es klang auch männlich. Nicht, dass Geschlechtsmerkmale irgendwelcher Art an ihm zu erkennen gewesen waren, doch wie es sich bewegt hatte und das wogende Fell an seinem Körper hatte einen weiblichen Eindruck erweckt.
   "Dabei gehört dieser Initiativtranslator sogar mir. Also, eigentlich. Ich hab ihn entwickelt. Das heißt... ausgepackt." schob er schnell hinterher. "Wie auch immer, der Corhydra hatte ihn selbst gestohlen und es kann unmöglich ein Verbrechen sein, einem Dieb etwas zu stehlen, nicht?" plapperte er drauflos. Kirk sah ihn mit großen Augen an. Ein was? Initiativtranslator? Das musste der kleine graue Kasten in der rechten Hand des Wesens sein. An diesem blinkte jetzt ein kleines grünes Licht.
   "Corhydra? Dieses türkise Monstrum?" brachte Miravilla hervor. Offenbar war er in der Lage, eine überraschende Wendung besser zu verarbeiten.
   "Exakt, mein Freund. Unangenehme Burschen, wenn sie nicht genug Methan in der Luft haben. Wir sollten wohl besser von hier verschwinden. Kommt." Er stand auf und winkte den beiden Menschen, mitzukommen. Diese wechselten einen kurzen Blick, Miravilla schüttelte entschieden den Kopf.
   "Er ist uns etwas schuldig und wir verstehen ihn." flüsterte Kirk zurück und folgte dem Wesen dann. Der Kommandant sah ihm nach, seufzte und folgt ihm dann. Allein auf dem Platz zu bleiben war schlechter als in Gesellschaft dieses Aliens.


"Willkommen am Anlegeplatz der Akbahar.. Das ist mein Schiff. Ist nicht besonders groß, aber es reicht. Außerdem ist es unglaublich wendig, das würdet ihr nicht glauben." plapperte das Wesen weiterhin fröhlich vor sich hin. Das Blut aus seiner Nase war inzwischen getrocknet und tropfte nicht mehr nach.
   "Wir haben uns noch nicht vorgestellt. Was ist, wenn wir Kontrolleure sind. Du vertraust recht schnell jemandem." meinte Kirk nachdenklich. Das Wesen legte den Kopf schief und sah ihn an. Dann schüttelte es die Mähne und lachte leise.
   "Nein, ich glaube nicht, dass ihr beiden Kontrolleure seid. Was immer das auch ist. Aber du hast mir das Fell gerettet, kleiner Mann, also kann ich euch vertrauen. Achja, mein Name ist Aqqat, ich bin ein Karisi."
   Kirk blinzelte, dann lächelte er. Er war nunmal kleiner als die meisten anderen, und Aqqat hatte es mit Sicherheit nicht böse gemeint, ihn darauf anzusprechen. Aqqat. Er war sich nicht sicher, ob er diesen doppelten Grunzlaut zwischen den beiden Vokalen nachmachen konnte. Aber zumindest hatten sie jetzt eine Bezeichnung für ihn, zwei, wenn man es genau nahm. Sie kannten jetzt immerhin die Namen von zwei der Spezies, die sie auf Bolgbarn bisher getroffen hatten. Die großen, muskulösen und dreibeinigen, dreiarmigen und dreiäugigen Corhydra und die schlanken, wendigen Karisi. Keine von beiden hatten die Nurapsis erwähnt.
   "Mein Name ist Kirk Fitzpatrick und ich bin ein Mensch."
   "Qirq. Ich habe noch nie von Menn'sch gehört. Ihr müsst selten sein, nicht? Und du?" richtete er dann die Aufmerksamkeit auf Lexington. Neugier funkelte in den tiefbraunen Augen.
   "Lexington Miravilla und ich bin ein hungriger Mensch." brummte der Kommandant, der jetzt eine Chance sah, seinen Magen zu füllen. Der Karisi lachte auf, dann versuchte er, wie auch bei Kirk, den Namen auszusprechen.
   "Leq'sing Tin... der ist schwieriger als Qirq. Ihr seht so verschieden aus, ich hätte euch nicht der selben Spezies zugerechnet. Aber sei's drum, ich habe auch Hunger. Gehen wir essen. Ihr habt Geld?" Sie mussten verneinen und ein unzufriedenes Brummen kam von dem Karisi. Nicht aggressiv und keineswegs bedrohlich, nur unzufrieden. Dann seufzte er.
   "Na schön. Also kommt mit an Bord, ich müsste noch einige Rationen rumliegen haben."
Ich glaube nicht an Kapitulation.

Alexander_Maclean

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Antw:Ctoa - Buch 1
« Antwort #22 am: 24.07.13, 22:20 »
schöne beschreibung des "Kuddelmuddels" auf der station.

Und Krik macht seien ST Namensvetter alle ehre ;)
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Aneel Mkorian

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Antw:Ctoa - Buch 1
« Antwort #23 am: 10.11.13, 17:05 »
Sooo... nach ewig langer Zeit mal wieder ein Update. Dafür auch etwas mehr. Ich war fleißig, wenn auch nicht im Internet. Ist es zu fassen, dass man so Ewigkeiten auf den Internetanschluss warten muss? Wahnsinn. Nunja, hier nun der nächste Teil:

Die Akbahar war tatsächlich ein sehr kleines Schiff, welches hauptsächlich aus einem Antriebsring zu bestehen schien. Das stahlweiße Schiff wirkte wie der Vorderteil eines kantigen Hochgeschwingiskeitszuges, umgeben von einem ebenso kantigen Ring aus Antriebsdüsen. Kirk zählte im Näherkommen zwölf Stück, die gleichmäßig um den Rumpf verteilt waren. Der Ring berührte den Schiffskörper an keiner Stelle und schien um ihn herum zu schweben. Erst, als sie noch näher kamen, waren die feinen Leitungen zu erkennen, die sich schlangenartig vom Rumpf zum Ring wanden. Als sie ankamen und Aqqat die Luke öffnete, musste Miravilla sich ducken, um einzutreten, er war der Größte der drei. Sie passten geradeso hinein, ein schmaler Gang führte in ein Cockpit, in dem vier Sessel standen, drei davon eng zusammengeklappt. Der Vierte, vor den blinkenden Konsolen, die noch mit Knöpfen und Schiebereglern bedient wurden, war zu einer Liege ausgestreckt. Der Karisi beeilte sich, die Liege in einen Sitz zurückzuklappen und zwei der anderen Sitze einigermaßen bequem zu bekommen. In der Lehne hatte jeder von ihnen ein großes Loch, dazu bestimmt, den Schweif eines Karisi durchzulassen. Die beiden Menschen nahmen Platz und Aqqat brachte ihnen eingeschweißte Päckchen.
   "Guten Appetit, es ist angerichtet. Eine Meisterleistung des Kochs. Naja, es schmeckt nicht gerade wunderbar, aber es geht. Probiert, es macht wenigstens satt." Im Gegensatz zu den Nurapsis schienen Karisi kein Problem damit zu haben, belanglose Worte zu gebrauchen und Floskeln zu benutzen, die ein Geschäft verzögern konnten, zumindest dieses Exemplar war ein richtiges Plappermaul.
Kirk öffnete die Ration, zog die Folie davon weg und biss hinein. Es schmeckte nach nichts, hatte aber eine angenehme Konsistenz, die die Ration gut kaubar und vor allem schluckbar machte. Auch Miravilla öffnete die Ration und biss davon ab.
   "So, jetzt erzählt mal, was ihr Menn'schen hier auf Bolgbarn wollt. Ihr müsst so ziemlich die einzigen eurer Art dort sein." Der Karisi plapperte sogar mit vollem Mund und sah die beiden neugierig an.
Kirk und Miravilla erzählten die Begebenheiten, dass die Menschen eine Kolonie in einem System errichtet hatten, aus dem die Sonne verschwunden war. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Karisi recht gelassen, doch als Kirk die Maoxa erwähnte, die die Nurapsis vermuteten, verschluckte sich Aqqat fast an seiner Ration.
   "Maoxa? Das sind Legenden, Freunde. Unglaubliche Legenden, zugegeben, aber nicht wahr. Niemand klemmt sich einfach eine Sonne unter den Arm und verschwindet damit, nicht? Nichteinmal Maoxa. Und niemand hat bisher einen Maoxa gesehen, also glaube ich auch nicht daran, dass sie überhaupt existieren. Ich meine, selbst das Gobelianische Großreich wäre nicht mal annähernd dazu in der Lage, Sterne zu stehlen."
   "Wie auch immer, Thelcis ist verschwunden und die Worte der Nurapsis sind unser einziger Anhaltspunkt, um..."
   "Die Nurapsis spinnen!" unterbrach der Karisi den Kommandanten. " 'Vom Ursprung geheiligtes Volk', das ist doch religiös gesponnen. Zuviel Kelir, wenn ihr mich fragt. Wenn ihr den Diebstahl aufklären wollt, seid ihr mit mir besser beraten."
   "Gobelianisches Großreich? Erzähl mir davon, Akkat." Kirk hatte sich entschieden, auf das Grunzen zu verzichten und den Namen so auszusprechen. Er hatte aufgepasst, was der Karisi erzählt hatte und diese beiden Worte entfachten eine Neugier in ihm, denn schon auf der Iyarigant war er bereits dem Großreich begegnet, zumindest in geflüsterten Worten. Aqqat blinzelte und ah ihn lange an. Dann schluckte er und sah auf einige Anzeigen.
   "Lieber nicht. Ich muss ablegen, meine Zeit ist um. He, wäre das erste Mal, dass ich nicht überziehe. Macht's gut, ihr beiden." versuchte er, sie mit einem Blick auf ein Chronometer hinauszukomplimentieren. Kirk blieb sitzen und sah ihn ernst an.
   "Du hast gesagt, mit dir sind wir besser beraten. Einverstanden, wir bleiben bei dir. Du kannst ablegen, wir kommen mit." Ein kurzer Blick zu Miravilla klärte ab, wie weit der Kommandant damit einverstanden war. Scheinbar fügte er sich und Kirk musste unbewusst lächeln. Lex hatte zwar den höheren Rang, hatte aber ihm die Führung überlassen. Es konnte ihm nur Recht sein.
   "Außerdem erhältst du so noch Gelegenheit, uns von dem Großreich zu erzählen."
Widerstrebend tat Aqqat dies.

Das Gobelianische Großreich, im Endeffekt regiert von einer einzigen Person, der Imperatrix Zarima, welche den Räten der Welten vorstand, war die mit Abstand gewaltigste Macht der der Union bekannten Galaxis. Weit über dreihundert Sternensysteme trugen das gobelianische Banner und über sechshundert Billiarden Individuen bevölkerten das Reich. Eine gewaltige Zahl. Die Flotten der Gobelianer waren nicht minder eindrucksvoll, ihre mächtigen Titankreuzer hatten eine Größe von Asteroiden und eine Feuerkraft, die mit Leichtigkeit jedes andere Schiff in Bedrängnis bringen konnte. Zu allem Überfluss war das Großreich außerordentlich aggressiv und expandierte beinahe stündlich in neue Raumgebiete. Neue Planeten und Systeme wurden gnadenlos unterworfen und unter gobelianische Herrschaft gezwungen. Auch der Heimatplanet Aqqats gehörte zu den eroberten Sonnensystemen und das Sträuben des Karisi, etwas vom Großreich zu berichten, war dadurch zu erklären, dass er das Reich nie hätte verlassen dürfen, nichteinmal seinen Planeten. Niemand durfte in das Reich eindringen, niemand bis auf die Nurapsis, denn diese brachten Handelsgüter aus entlegenen Provinzen, die viele der Gobelianer nicht mehr missen wollten. Doch der Grund, der in Kirk Fitzpatrick den Wunsch weckte, in das Großreich zu fliegen, war, dass das Großreich eine gewaltige Bibliothek besaß, Wissen von hunderten Völkern, über Milliarden von Jahren angesammelt. Wo, wenn nicht dort, konnte man eine Antwort auf die Frage des Thelcis-Diebstahls bekommen?

   "Nein, nein, nein, dreimal nein, zehnmal nein, ich nehme unter keinen Umständen Kurs auf die Grenze. Schlimm genug schon, dass die Grenze Kurs auf uns hat, nicht?" Der Karisi spielte nervös mit einem Schalter, der nichts auslöste, als er ihn mehrfach hin und her kippte.
   "Ich kann euch ja zu Piraten bringen. Die trauen sich in den Raum der Gobelianer." Kirk seufzte, dann herrschte angespanntes Schweigen. Nach einer kurzen Weile schließlich ergriff Miravilla das Wort.
   "Also gut. Bring uns zu Piraten. Wenn wir herausfinden wollen, was mit Thelcis geschehen ist, ist das unsere immer noch einzige Spur."
Der Karisi seufzte und drehte dann seinen Sitz in Flugrichtung. Nach einigen Handgriffen knackte es außerhalb des Schiffes und ein Summen war zu hören. Kirk verrenkte den Kopf, um zu sehen, was da so geknackt hatte. Der Antriebsring hatte sich in zwölf gleich große Teile aufgetrennt und entfernte sich jetzt von der Akbahar. Nicht weit, gerade weit genug, dass Kirk aufrecht zwischen Schiff und Antriebsegmenten stehen konnte. Dann schoben die zwölf Segmente sich vor den Karisi-Skipper, immer noch mit den Leitungen an den Rumpf gebunden. Als sie eine Position etwa zwanzig Meter vor der Nase eingenommen hatten, legte Aqqat einen großen Schalter um und der Raum zwischen den Segmenten begann, sich zu verwirbeln. Er bildete schnell einen langen Schlauch, der im Nichts verschwand und unstet die Farben wechselte.
   "Was..." begann Kirk die Frage, doch da zogen die Antriebssegmente sich schon wieder zum Rumpf zurück und das Karisi-Schiff in den Tunnel hinein. Es ruckte stark, dann stabilisierte sich das Schiff und glitt durch den Tunnel.
   "Das ist der Crease-Antrieb. Er ermöglicht höhere Geschwindigkeiten als durch den Hyperraum. Nur wir Karisi hatten diese Technik entwickelt. Dann kamen die Gobelianer, was heißt, dass auch sie diesen Antrieb verwenden. Die sind schlimmer als Piraten, die klauen nicht nur Schiffe und Geld, sondern wirklich alles."
Während Kirk noch darüber rätselte, wie dieser Crease-Antrieb wohl funktionieren mochte, welche physikalischen Besonderheiten des Raumes er sich zu Nutze machte, packte Aqqat einen Steuerknüppel und drückte ihn nach vorne. Die Akbahar machte einen Satz nach vorn, in den Antriebsring hinein. Es klackte laut, als die Segmente wieder ihre Position am Rumpf einnahmen. Der wirbelnde Schlauch blieb bestehen. Wenige Augenblicke später begannen die wirbelnden Muster, an ihnen vorbeizuziehen und das kleine Schiff schoss durch den Schlauch.
   "Beeindrucken, nicht? Ha, die Nurapsis verwenden zwar die modernsten Hyperraumsprungantriebe, aber das hier, das ist schneller. Je kleiner das Schiff, desto schneller kann es im Crease preschen. Die riesigen gobelianischen Schiffe schleichen im Vergleich zu meiner Akbahar." Sobald sie im Crease waren, schien die Anspannung von dem Karisi abzufallen und seine schon bekannte Schwatzsucht machte sich erneut bemerkbar.
   "Ich könnte euch sogar erklären wie es funktioniert, wenn ihr wollt."
Der Kommandant der Asteroidenkolonie schmunzelte und setzte zu einer Antwort an, doch Kirk kam ihm zuvor.
   "Das wird nicht nötig sein. Ich verstehe von diesem technischen Kram sowieso nichts. Bring uns einfach zu den Piraten." Lexington bedachte ihn mit einem strengen Blick.
   "Kirk, nicht so unhöflich. Aqqat hilft uns schließlich."
Der erwähnte gluckste, als die menschliche Zunge Schwierigkeiten mit seinem Namen bekam.
   "Schon gut, ich fühle mich nicht beleidigt,  Leq'sing. Wir sind gleich da, ich werde also die Akbahar gleich aus dem Crease lenken." Er betätigte einige Schaltelemente und der Wirbel kippte zur Seite weg, um gleich darauf von der normalen Schwärze des Alls ersetzt zu werden. Lexington und Kirk beugten sich etwas vor, um einen bestimmten Raumbereich näher in Augenschein nehmen zu können. Was dort lag, kam ihnen bekannt vor, hatten sie bereits gesehen. Ein großes, goldgelbes Schiff, das entfernt an eine irdische Raubkatze erinnerte, drehte ihnen soeben den Bug zu, richtete Energiestrahlemitter auf sie, die an den Enden von pfotenartigen Auslegern rechts und links des Kopfes saßen.
   "Meine Herren, ich präsentiere euch die Ling-Pa, den ganzen Stolz ihres Kommandanten." griente der Karisi vor ihnen. "Ich werde ihn rufen, damit sie nicht auf uns schießen."

27. März 2376
      Gobelia Prime, kaiserliches Gesundungszentrum

   "Die Imperatrix?"
   "Es geht ihr besser, als es ihr nach diesen Verletzungen gehen sollte." Der Arzt, der diese Aussage machte, erhielt einen Ellenbogen ins Gesicht. Grünes Blut schoß aus seinen Nasenlöchern und er hob die Hände vor die Nase.
   "Es sollte," Der Offizier betonte dieses Wort besonders. "ihr hervorragend gehen. Es sollte keine derartige Verletzung an ihren Körper existieren! Hast du das verstanden." Der Arzt nickte, zog das Blut hoch und sah den Offizier mit erhobenem Kopf an.
   "Sie erholt sich von genannten Verletzungen, Sir. In einigen Tagen wird sie wieder regieren können."
   "Ist sie wach und ansprechbar?"
   "Ja, Sir."
Der Offizier würdigte den Arzt keines weiteren Blickes und betrat das Krankenzimmer der wichtigtsen Frau des ganzen Großreiches. Sobald ihre intensiven Augen auf ihm ruhten, fiel er auf ein Knie und verbeugte sich tief vor ihr.
   "Imperatrix, ich bin untröstlich." begann er, doch sie hob eine schlanke Hand.
   "Du bist hier, um herauszufinden, wer dies getan hat und wie er zu mir kam." erklang ihre sonst so strenge Stimme erschreckend sanft und schwach.
   "Ein uru'anischer Söldner, der mich mit hasserfülltem Blick ansah und mir die Klinge der Verachtung tiefer ins Herz getrieben hat als das Sulafari-Messer, das er benutzte, um mich zu töten. Jedermann ist in der Lage, einen uru'anischen Söldner zu bezahlen und auf Gobelia einzuschleusen." Sie hielt kurz inne, fing den erschreckten Blick des Offiziers auf und bewegte diesen Eindruck für einige Momente in ihrem Geist. Der Offizier setzte an, etwas zu sagen, eine Rechtfertigung, wie sie ihn kannte und sie hob erneut die Hand, die nun ein wenig zitterte.
   "Er tauchte direkt vor mir auf, aus dem Nichts, wie es schien. Kein Transmitter, kein Tarnfeld. Er war von einem Augenblick zum nächsten da, starrte mich an und hob die Klinge. N'tala." sprach sie ihren Offizier an, nachdem sie ihren Bericht beendet hatte. Dieser sah sie mit lindgrünem Gesicht an, erwartete die nächsten Worte.
   "Ich wünsche nicht, dass du diesen Angriff untersuchst."
   "Aber Imperatrix!" hob er an, zu protestieren.
   "Ich wünsche auch nicht, dass irgendein anderer Gobelianer diesen Angriff untersucht, N'tala!" unterbrach sie ihn in scharfem Tonfall. "Ich habe viele Gegner, die sich wünschen würden, der Uru'ana hätte besser gezielt." Jetzt war ihre Stimme wieder schwächer, sanfter. "Ich darf nicht riskieren, dass jemand, der meinen Tod wünscht, einen Vorfall untersucht, dessen Ziel mein Tod war. Ich vertraue dir, N'tala." unterband sie einen erneuten Protest von ihm. "Aber nicht dem Personal, das du benötigst, um das zu untersuchen. Ich verbiete dir nicht, selbst zu suchen, doch niemand sonst..." Sie atmete schwer und brach mitten im Satz ab.
   "Geh jetzt, lass mich ruhen."
Damit schloss sie langsam die Augen und glitt in eine entspanntere Haltung. N'tala betrachtete sie noch lange Sekunden, ein besorgter Ausdruck auf dem harten Gesicht, dann wandt er sich um und ging.

27. März 2376
      Ling-Pa

Das größere Schiff hatte darauf verzichtet, auf sie zu feuern, nachdem Aqqat sich zu erkennen gegeben hatte. Ein Teil des Bugschirms hatte sich kurz verdunkelt, dann war das Bild eines felidoiden Wesens erschienen. Lexington erinnerte sich, wie er gedacht hatte, was für ein Zufall es doch war, dass sich Schiff und Kommandant so ähnlich sahen.
   "Aqqat." lautete die volle Begrüßung des orange-schwarz gestreiften Katzenwesens, das in eine martialisch wirkende Uniform gekleidet war, die aus Metall und Leder zu bestehen schien. Seine Stimme war tief, leicht grollend und genervt.
   "Commodore Mazeen, alter Freund. Ich habe ein paar Freunde mitgebracht, die deine Hilfe brauchen." sprudelte der Karisi los und die Augenbrauen des Commodore hoben sich warnend. "Hör mich erst an, ja? Es geht um eine verschwundene Sonne. Na?"
Jetzt legte der Commodore den Kopf schief und grollte leicht.
   "Ich hole euch an Bord, von Angesicht zu Angesicht spricht es sich besser in dieser Sache." Mit diesen Worten verdunkelte sich der Schirm wieder und der Weltraum erschien. Aqqat drehte sich zu den beiden Menschen um.
   "Sulafari sind normalerweise freundlicher, aber Mazeen ist von der grumpigen Sorte. Er kommt nicht mit der Union zurecht, deswegen hat er die Ling-Pa aus dem Unionsdienst entfernt." Der Karisi hielt inne, als ein violetter Fangstrahl das kleine Schiff erfasste und auf den am Bauch des Schiffes befindlichen Hangar zuzog.

Der Sulafari war bereits auf dem Monitor eine beeindruckende Erscheinung gewesen, in Person jedoch wirkte er regelrecht einschüchternd. Frühen Gedanken Lexingtons zum Trotz hatte das Katzenwesen nichts Kuscheliges an sich, zeugte im Gegensatz eher von Brutalität und Kampferfahrung. Der Commodore empfing sie bereits im Hangar, als sie aus dem Karisi-Schiff ausstiegen, die massigen Arme verschränkt.
   "Welche Sonne?" fragte er und verschwendete keine Zeit mit Begrüßungen. Lexington beugte sich leicht zu Kirk und bemerkte, dass der Commodore die Höflichkeit wohl von den Nurapsis habe. Kirk schüttelte leicht den Kopf und legte ihn dann weit in den Nacken, um den riesigen Offizier ansehen zu können.
   "Der Stern hieß Thelcis." Mazeen brummte unwillig, der Name sagte ihm nichts. Natürlich nicht, Menschen hatten ihn benannt. Kirk ließ eine galaktische Position in Bezug auf den Mittelpunkt folgen und die Miene des Sulafari entspannte sich etwas.
   "Also kein Stern, der Leben hervorgebracht hat. Wenigstens eine gute Nachricht. Und ihr zwei Clowns wollt herausfinden, wieso Thelcis verschwunden ist, hab ich das richtig verstanden?" Lexington richtete sich auf, um zu protestieren, doch wieder kam Kirk ihm zuvor.
   "Ja, Sir. Die Tatsache, dass ein Stern einfach so verschwunden ist, stellt eine Gefahr für andere menschliche Siedlungen dar."
Mazeen gab einen kurzen, amüsierten Laut von sich und blickte auf Kirk hinab.
   "Dann vermute ich mal ganz stark, ihr beide seid Bewohner dieser menschlichen Siedlungen. Wieso glaubt ihr, dass ich euch helfen kann. Wieso sollte ich das überhaupt tun? Diese Flohheimatwelt Aqqat hat euch sicher erzählt, ich sei ein wagemutiger, fröhlicher Geselle, der nichts lieber tut, als für unbekannte Touristen quer durch die Galaxis zu schippern, richtig? Oh, und ich halte mich nicht an die Ausgehregeln der Union und arbeite deshalb allein. Hat er euch das erzählt?" Ein finsterer Blick in Richtung des Karisi. Alter Freund schien immer mehr zu einer Bezeichnung zu werden, die in keinster Weise die Beziehung zwischen Aqqat und Mazeen korrekt wiedergab.
   "Nein, Sir, nicht korrekt." meldete sich jetzt erstmalig Lexington zu Wort. "Captain Aqqat gab uns deutlich zu verstehen, dass Sie, Sir, ein Pirat sind, jemand, der Gesetze nicht anerkennt und auch sonst mit Freundlichkeit wenig zu tun hat. Von Letzterem konnten wir uns bereits selbst überzeugen." Mazeen hatte bei dem Wort Captain höhnisch geschnaubt und starrte nun Lexington an, der zwar schluckte, sich davon aber nicht aufhalten ließ.
   "Kommissar Fitzpatrick und ich sind mit einer Bitte zu Ihnen gekommen, die, wenn Sie sie ablehnen, keine Auswirkungen auf Sie hat." Jetzt holte er tief Luft und hoffte, dass die Einstellung des Sulafari zum folgenden Thema anders war, als er es bisher erlebt hatte. "Das gobelianische Großreich verfügt über eine umfangreiche Bibliothek, in der Myriaden an Informationen zu finden sind. Wir haben keine Möglichkeit, ohne Hilfe dorthin zu gelangen, Aqqat brachte uns zu Ihnen, weil er glaubte, Sie wären dazu bereit, in das Großreich einzudringen. Commodore, es ist auch in Ihrem Interesse, dass diese Sonnendiebstähle aufhören. Jedes System, das davon betroffen wird, ist verloren."
Mazeen hatte zugehört und bei Miravillas letzten Worten die Arme sinken lassen. Ein leises Grollen rollte durch den Sulafari, bis dieser die Lefzen hob und gereizt die Zähne bleckte.
   "Also gut, Mensch. Gehen wir davon aus, dass die Gobelianer dich nicht sofort erschießen. Warum sollten die euch in ihre Bibliothek lassen? Gobelianer sind brutal und ruchlos, sie sind hochgradig paranoid und beschützen ihre Grenze besser als eine Verschworene ihre Jungfräulichkeit. Ohne ein Tarnfeld ist es Selbstmord, auch nur in der Nähe ihrer Grenze zu verweilen. Jeden Tag wandert diese Grenze einige tausend Kilometer weiter, in jede Richtung. Sie verschlingen Systeme, verleiben sie sich ein. Sie versklaven hunderte von Spezies und radieren jene aus, die sich nicht beugen. Deshalb hat Aqqat Schiss. Er ist geflohen. Wenn er auch nur in die Nähe der gobelianischen Grenze kommt, töten sie ihn. Das gilt auch für mich und die Ling-Pa, oft genug hab ich ihre Titankreuzer angekratzt."
   "Hey, erinnerst du dich an den letzten Kampf? Den Kreuzer hast du beinahe zerlegt!" fing Aqqat an, der ganz offensichtlich das Thema wechseln wollte, doch der Sulafari schnitt ihm mit einer unwirschen Bewegung das Wort ab. Dann beugte er sich zu Lexington hinunter und sah ihm direkt in die Augen.
   "Sag mir, kleiner Mann," begann er, was eine gewisse Komik hatte. Kirk sah ebenfalls auf und fing den ernsten Ausdruck in den Augen des Commodore auf. "wenn du deine Informationen gefunden hast, was wirst du dann tun? Auf Maoxa-Jagd gehen?" Er schnaubte verächtlich. "Vorausgesetzt, du glaubst an diesen Nurapsis-Schwachsinn."
   "Die Nurapsis sind kühl denkende Händler, die keine Verwendung für Geschichten und Legenden haben." warf Aqqat ein, was ihm einen wütenden Blick des Commodores einbrachte. Er ließ sich diesmal jedoch nicht davon einschüchtern. "Also muss doch an der einzigen Legende, die sie kennen, etwas Wahres dran sein, meint ihr nicht?"
   "Völliger Schwachsinn, Aqqat. Die Nurapsis scheinen ihren klaren Verstand auch schon verkauft zu haben. Eine Spezies, die Sonnen stiehlt, hmpf, Schwachsinn. Warum auch immer sie an dieser Legende festhalten, es hat keinerlei rationalen Gründe."
Von einer Sekunde auf die andere war es dunkel. Im nächsten Augenblick sprang goldfarbene Notbeleuchtung an und eine Alarmsirene schrillte. Aus einem Lautsprecher in der Wand drang ein grauenerregendes Geräusch. Kirk erinnerte das Geräusch an das Wesen, vor dem er Aqqat beschützt hatte. Der Commodore hörte mit gerunzelter Stirn zu, dann fletschte er die Zähne.
   "Dann sieh zu, dass du den Kern wieder in Betrieb bekommst! Wir werden den Kugelfeldexpander brauchen! Ich bin auf der Brücke!" Er warf Aqqat und den beiden Menschen einen aufgebachten Blick zu.
   "Ihr rührt euch nicht vom Fleck!" knurrte er, dann verschwand er mit wir ausgreifenden Schritten im nächsten Gang.
Ich glaube nicht an Kapitulation.

Alexander_Maclean

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Antw:Ctoa - Buch 1
« Antwort #24 am: 19.11.13, 21:42 »
Mhm.

Der teil gefällt mir jetzt nicht ganz so wie der Vorgänger.

a) habe ich den Eindruck, du hast im Text ein paar Lücken gelassen hast.

b) Du hast den Infotext über das gobelliansche Imperium. Aber den braucht du gar nicht. Viele sachen erwähnst du nochmal ion den aussagen deiner figuren. Und das reicht.


Aber das ist meckern auf hohen Niveau und ist auch mehr stilistischer Natur. Inhaltlich bin ich immer noch hin und weg. Und so langsam passt auch der andere Handlungsstrang um die Imperatrix zu der Geschichte der beiden Menschen.
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Projekt "One Year a Crew" Status: Konzept 100% Schreiben 28,26% Grafisches 0% Erscheinjahr 2022


Aneel Mkorian

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Antw:Ctoa - Buch 1
« Antwort #25 am: 23.11.13, 14:14 »
Meckern auf hohem Niveau ist gut, dafür bin ich dankbar, denn es zeigt mir, wo ich noch arbeiten muss.

Zu a) Dieser Eindruck muss nicht täuschen. Ich stelle oft fest, dass ich "Lücken" habe, wenn ich einen Text nochmal durchlese. Nicht immer, deshalb bin ich dankbar für solche Kritik. Ich schreibe oft, wie ichs mir vorstelle, rasch hintereinander weg, eine Situation folgt der nächsten und so bin ich normalerweise sehr schnell durch einen Handlungsstrang. Nur gefällt mir das meistens nicht mehr, wenn ich was "fertig" habe und dann muss ich nochmal drüber und es überarbeiten. Lücken füllen, Action rausnehmen durch ruhige Passagen und vor allem Atmosphäre erzeugen. Ja, ich hab noch nen langen Weg vor mir. *lach*

Zu b) Alles klar, ich werde auch dahingehend den Text noch anpassen. Zu dem Zeitpunkt, als ich das geschrieben habe, kam es mir so vor, als müsste ich das erklären. Nunja. ^^
Ich glaube nicht an Kapitulation.

 

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