Autor Thema: Schneeweiß - 02/2400  (Gelesen 12475 mal)

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Max

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Schneeweiß - 02/2400
« am: 15.10.13, 19:38 »
Da gedachte ein zweiter des Satyrs
Schneeweiß (02/2400)


Inhalt: Für Hunter und seine Umgebung wird die Auseinandersetzung mit seinem neuen Körper zu einer Herausforderung.
Hunter befindet sich in einer medizinischen Einrichtung zur Behandlung mentaler Probleme. Dort macht er die Bekanntschaft einer jungen Frau namens Nea. Beide müssen sich einer Herausforderung stellen, mit der sie nicht gerechnet haben.



Umfang: 10 Seiten

"Schneeweiß" ist eine dezente Folge, die es aber, da darf man sich keine Illusionen machen, in sich hat. Sie rangiert auch unter den kürzesten Episoden der Reihe, vieles findet aber auch zwischen den Zeilen statt.
Wer nach der Lektüre also noch mehr erfahren möchte, dem lege ich den Wiki-Artikel (.: Link :.) zu dieser Folge ans Herz, der einige Hintergrundinformationen bietet.

"Schneeweiß" ist also eine dezente Folge und ich war zuerst ein wenig skeptisch, ob ich sie wirklich (oberflächlich) so ruhig lassen soll. Aber nachdem sie Monate lang auf der Festplatte lag, las sie sich so, wie sie war, eigentlich sehr gut: Ich mochte die einfach Prämisse und die die zugleich schlichte und konsequente (Auf)lösung. Manchmal sind die einfachen Dinge doch die besten ;)


Wie immer im Anhang: eine zweite Version mit größerer Schrift für eBook-Reader.



« Letzte Änderung: 07.03.21, 17:35 by Max »

Leela

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Antw:Schneeweiß - 02/2400
« Antwort #1 am: 15.10.13, 19:48 »
Na, dann mach ich mir jetzt mal nen Kräutertee dazu... ich bin gespannt. =)

Max

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Antw:Schneeweiß - 02/2400
« Antwort #2 am: 15.10.13, 20:02 »
Ja, Kräutertee könnte vielleicht wirklich ganz passend sein :D ;) :) Danke fürs Runterladen, Leela :)

Star

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Antw:Schneeweiß - 02/2400
« Antwort #3 am: 15.10.13, 20:07 »
Ist runtergeladen. Und wird bei nächster Gelegenheit verschlungen :)
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Max

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Antw:Schneeweiß - 02/2400
« Antwort #4 am: 15.10.13, 20:08 »
Cool, danke, Star :)

Leela

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Antw:Schneeweiß - 02/2400
« Antwort #5 am: 16.10.13, 15:37 »

... soll heißen, ich überleg noch.

Für die Thomas Mann Anspielung gibts aber definitiv Abzüge in der B-Note, das ist schon sicher. ;)

Max

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Antw:Schneeweiß - 02/2400
« Antwort #6 am: 16.10.13, 15:55 »
Ein traumhaft schönes Bild, Leela. Allein deswegen hat es sich aus meiner Sicht schon einmal rentiert, dass ich die Geschichte geschrieben habe ;) :D :) Danke für diese tolle Impression!  :bounce

Soooo riesig ist die Mann-Anspielung nicht - glaube ich ;) Obwohl, vielleicht steckt da auch ein wenig "Zauberberg" in "Schneeweiß" ;) Aber anders als bei "Tristan" bin ich beim "Zauberberg" nicht wirklich bis zum Ende gelangt ;)

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Antw:Schneeweiß - 02/2400
« Antwort #7 am: 20.10.13, 13:15 »
Puh. Ich habe mir ein paar Tage Zeit gelassen, um über die Geschichte zu reflektieren, muss aber zugeben, dass ich zu keinem richtigen Ergebnis gekommen bin. Ich fürchte teilweise war mir "Schneeweiß" etwas zu hoch, zu tiefsinnig. Die Aussage der Geschichte ist ein bisschen wie Nebel. Schwebt vor mir, aber greifen kann ich sie nicht :/ Aber der Reihe nach.

Zunächst einmal finde ich es gut, und vielleicht auch notwendig, dass du auf Hunters Körperwechsel und den daraus resultierenden Folgen eingehst und dieser Sache sogar eine eigene Geschichte spendierst - und sicherlich keine schlechte. Ob er am Ende wirklich die von ihm erhoffte Veränderung durchgemacht hat, bleibt für mich fragwürdig. Hunter wirkt ruhiger, reflektierter. Dennoch steckt in ihm immer noch der Taktiker, der Denker, der kühl seine Möglichkeiten analysiert und... seeehr selbstsicher ist. Er kommt für mich immer noch rüber wie ein Mann, der glaubt die Mechanismen des Miteinanders und überhaupt der ganzen Welt grob durchblickt zu haben und daher von seinem Tun annähernd restlos überzeugt ist.

Warum Taten gelogen hat, ist mir nicht ganz klar geworden. Wollte er Hunter nur aus der Reserve locken? Seine Reaktion testen? Oder... hat er ihn falsch eingeschätzt?
Hunters Interaktion mit Nea war schön - auch ihre unterschiedliche Art der Wahrnehmung auf der Wanderung hat mir gefallen. Hunter, wie immer wissend, ohne abgebrüht und zynisch zu sein, sie, eher staunend und einfach verarbeitend. Warum sie am Ende vor ihm wegläuft(?)... keine Ahnung. Habe ich nicht so recht verstanden :( Auch die Frage wie es ihr geht, kam mir eher... wie der letzte Nagel auf dem Sargdeckel ihrer Interaktion vor. Ich habe nicht das Gefühl, dass ehrliches Interesse dahintersteckte. Mir kommt Hunter nicht vor wie jemand, der solche Fragen stellen muss, weil er sich die Antworten vermutlich selbst zusammenlegt. Ich interpretiere es so, dass er sie mit seinem XO verwechselt, weil er sich vornimmt, sich Pu etwas mehr zu nähern, sich ihr zu öffnen. Nea ist ein geeignetes Übungsobjekt. Aber am Ende eklärt er das Ergebnis wohl für gescheitert. Ob eine Entwicklung stattgefunden hat, wird sich also wohl erst noch zeigen. Hm.

Alles sehr psychologisch ;) :)

Komischerweise hat mir "Schneeweiß" dennoch sehr gut gefallen. Das liegt sicher an deinem hervorragenden Schreibstil. Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie du es schaffst, mit wenigen Worten eine einmalige, ungeheuer dichte Atmosphäre zu erschaffen. Und in diesem Belang war "Schneeweiß" anderen deiner Geschichten sogar noch voraus! Ich mochte die Stimmung in der Anstalt, auf der Wanderung, auch am Ende. Ich habe "Schneeweiß" in einem Rutsch nach dem Typhon Pakt-Roman "Zwietracht" gelesen und war erstaunt über den qualitativen Unterschied. Studierst du eigentlich Literatur oder so etwas in der Richtung? Oder ist das nur ein Hobby? Auf jeden Fall würde ich es vielleicht doch mal in Betracht ziehen, ein paar Manuskripte an Verlage zu schicken. Ich glaube du gehörst zu den ganz wenigen Hobbyautoren, die wirklich im Regal der Buchhandlungen stehen sollten. Und das sage ich nicht, um dir Honig um den Bart zu schmieren, sondern weil ich es wirklich so meine. :)
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Antw:Schneeweiß - 02/2400
« Antwort #8 am: 28.10.13, 19:32 »
Vielen Dank fürs Lesen und vielen Dank für den ausführlichen Kommentar :) :) :)

Puh. Ich habe mir ein paar Tage Zeit gelassen, um über die Geschichte zu reflektieren, muss aber zugeben, dass ich zu keinem richtigen Ergebnis gekommen bin. Ich fürchte teilweise war mir "Schneeweiß" etwas zu hoch, zu tiefsinnig. Die Aussage der Geschichte ist ein bisschen wie Nebel. Schwebt vor mir, aber greifen kann ich sie nicht :/
Na, die Frage ist, ob ich sie greifen kann ;) Manchmal entwickelt eine Geschichte noch ein Eigenleben, aber ich habe manchmal die Erfahrung machen dürfen, dass die zusätzlichen Erkenntnisse, die mir nach dem Schreiben im Lesen der Geschichte kommen, zu der Intention passen. "Schneeweiß" psychologisiert ein wenig und gibt sich deswegen manchmal auch als tiefgründig aus, aber sie ist sicherlich tiefgründer als, na sagen wir, "Opalblau" oder "Magenta" ;) Das Thema machte es aber wirklich nötig, dass ich da so einen Ansatz wählte, glaube ich.

Zunächst einmal finde ich es gut, und vielleicht auch notwendig, dass du auf Hunters Körperwechsel und den daraus resultierenden Folgen eingehst und dieser Sache sogar eine eigene Geschichte spendierst - und sicherlich keine schlechte. Ob er am Ende wirklich die von ihm erhoffte Veränderung durchgemacht hat, bleibt für mich fragwürdig. Hunter wirkt ruhiger, reflektierter. Dennoch steckt in ihm immer noch der Taktiker, der Denker, der kühl seine Möglichkeiten analysiert und... seeehr selbstsicher ist. Er kommt für mich immer noch rüber wie ein Mann, der glaubt die Mechanismen des Miteinanders und überhaupt der ganzen Welt grob durchblickt zu haben und daher von seinem Tun annähernd restlos überzeugt ist.
Ursprünglich war die Idee, die Konsequenz aus seiner körperlichen Veränderung noch deutlicher in den Vordergrund zu stellen (als sie hintergründig wirken zu lassen). Aber das hat sich dann "nicht gut angefühlt", weil es eher in (pseudo)psychologischen Gesprächen und langen Erklärungsabsätzen gemündet hätte, in denen dann einfach nur Hunters Background aufgearbeitet worden wäre. Das wäre zwar erhellend gewesen, mit weniger Handlung auszukommen, war aber für mich nicht erstrebenswert gewesen und deswegen habe ich ihn (und Nea) auf diese kleine Reise geschickt.
Es freut mich, dass Hunter ruhiger und reflektierter erscheint, denn das war wirklich so etwas wie das Ziel der Folge; wirklich als "Komparativ": ruhiger und reflektierter, aber noch nicht ruhig und reflektiert ;) :D Nach Folgen wie "Gelb" ist das für ihn aber auch notwendig gewesen, denn danach (und nach Folgen, die mir noch so vorschwebten) konnte man sich schon an den Kopf greifen und sich fragen, was der überhaupt für ein Problem hat ;) :D Dessen ungeachtet muss ich natürlich auch gestehen, dass eine Figur wie Hunter (zu schreiben) schon auch Spaß macht, weil man mit dem Zügellosen und Überheblichen schon auch viel anstellen kann. Dass er jetzt etwas eingebremst wird, sorgt aber immerhin dafür, dass er weiter Captain bleiben darf (statt vors Sternenflottengericht zu kommen ;)).

Warum Taten gelogen hat, ist mir nicht ganz klar geworden. Wollte er Hunter nur aus der Reserve locken? Seine Reaktion testen? Oder... hat er ihn falsch eingeschätzt?
Ich gebe zu, hier spricht nicht unbedingt die allerallerallergrößte Wertschätzung für die Psychologen aus mir, wenn ich Taten diesen Fehler begehen lasse. Gut, Psychologen sind auch nur Menschen und mir war dieser Aspekt schon auch wichtig: Wir sind im 24., streng genommen schon im 25. Jahrhundert; hier kann alles mehr oder weniger abge-space-t sein, mit Nanosonden im Hirn und Geistesversschmelzungen als Behandlungsform. Aber ich wollte, dass bei der Seite der Ärzte auch das Menschliche vorkommen darf - was Fehler miteinschließt. Natürlich ist das ein leichterer Weg, als sich komplizierte andere Methoden auszudenken, aber nach "Inkarnat", wo sich Hunter mittels Technik (inklusive Gen-Umformung) hat umwandeln lassen, wollte ich gar nicht versuchen, das zu steigern.
Eine Art Test Hunters mag dabei sein, in erster Linie halte ich Taten hier aber für furchtbar unbedarft und er ist in seiner Welt gefangen und nicht in der Lage, Hunter zu verstehen. Ein wenig Pessimismus an dieser Stelle also ;)
Der andere Punkt ist eindeutig der, dass ich einen Verdachtsmoment gegen Taten, der sich bestätigte, brauchte. Nur so konnte Hunter wirklich einigermaßen berechtigt glauben, Taten eben nichts glauben zu dürfen, was die Pointe - wie Hunter sich und Nea rettet - erst möglich macht.

Hunters Interaktion mit Nea war schön - auch ihre unterschiedliche Art der Wahrnehmung auf der Wanderung hat mir gefallen. Hunter, wie immer wissend, ohne abgebrüht und zynisch zu sein, sie, eher staunend und einfach verarbeitend. Warum sie am Ende vor ihm wegläuft(?)... keine Ahnung. Habe ich nicht so recht verstanden :( Auch die Frage wie es ihr geht, kam mir eher... wie der letzte Nagel auf dem Sargdeckel ihrer Interaktion vor. Ich habe nicht das Gefühl, dass ehrliches Interesse dahintersteckte. Mir kommt Hunter nicht vor wie jemand, der solche Fragen stellen muss, weil er sich die Antworten vermutlich selbst zusammenlegt. Ich interpretiere es so, dass er sie mit seinem XO verwechselt, weil er sich vornimmt, sich Pu etwas mehr zu nähern, sich ihr zu öffnen. Nea ist ein geeignetes Übungsobjekt. Aber am Ende eklärt er das Ergebnis wohl für gescheitert. Ob eine Entwicklung stattgefunden hat, wird sich also wohl erst noch zeigen. Hm.

Alles sehr psychologisch ;) :)
;) :D
Also, ich glaube einfach, dass sich Nea wirklich verlaufen hat. Dass sie geflohen sein konnte, drängt Hunters Unterbewusstsein ihm schlicht unwiderstehlich auf. Aber Nea ist für mich ein interessanter Charakter, weil ihr Hunter und Taten nichts zutrauen und der Leser eigentlich nicht genau weiß, ob das berechtigt ist. Den Grund, warum sie behandelt werden muss, kennen wir ja nicht, aber es scheint einen zu geben; und zuerst will sie nicht nach draußen, dann ist sie so gedankenverloren, dass ich durchaus einfach annehme, dass sie weiterwandelt, ohne auf Hunter zu achten.
Bei Hunters Abschlussfrage würde auch ich ihm immerhin noch so was wie guten Willen unterstellen ;) Für den Einstieg ist das in dem Sinne ja noch gar nicht soooo schlecht, vielleicht eben, weil er so etwas wie Empathie nicht (oder nur wenig) mit Taktik vermischt. Dennoch glaube ich wirklich auch, dass das Verhältnis Nea / Hunter nicht dazu geeignet ist, viel zu tragen.

Komischerweise hat mir "Schneeweiß" dennoch sehr gut gefallen. Das liegt sicher an deinem hervorragenden Schreibstil. Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie du es schaffst, mit wenigen Worten eine einmalige, ungeheuer dichte Atmosphäre zu erschaffen. Und in diesem Belang war "Schneeweiß" anderen deiner Geschichten sogar noch voraus! Ich mochte die Stimmung in der Anstalt, auf der Wanderung, auch am Ende. Ich habe "Schneeweiß" in einem Rutsch nach dem Typhon Pakt-Roman "Zwietracht" gelesen und war erstaunt über den qualitativen Unterschied. Studierst du eigentlich Literatur oder so etwas in der Richtung? Oder ist das nur ein Hobby? Auf jeden Fall würde ich es vielleicht doch mal in Betracht ziehen, ein paar Manuskripte an Verlage zu schicken. Ich glaube du gehörst zu den ganz wenigen Hobbyautoren, die wirklich im Regal der Buchhandlungen stehen sollten. Und das sage ich nicht, um dir Honig um den Bart zu schmieren, sondern weil ich es wirklich so meine. :)
:bounce :lieb :bounce
Vielen, vielen Dank, dieses Lob bedeutet mir viel. Wirklich ein Buch veröffentlich, wäre natürlich ein Traum! Könnte ich doch nur mal ein Manuskript ordentlicher Länge, statt nur Kurzgeschichten schreiben, würde ich auch den Versuch starten und was einsenden. Nur irgendwie fällt es mir schwer ein Thema zu finden, das genügend Stoff für mich hergäbe :(
Ich hatte NdL (Germanistik, neuere deutsche Literatur) als Nebenfach und so ein wenig hilfreich war das mMn schon auch irgendwie: Ich habe hier gelernt, wie sorgfältig und vielschichtig Autoren mit ihren Texten umgehen und wie viel man entdecken kann, wenn man nur genauer hinschaut und nicht jeden Satz einfach so nimmt, wie er zu sein scheint. Und das bestärkte mich zum einen darin, mir sozusagen über jede Silbe Gedanken zu machen, andererseits macht das das Schreiben auch wieder, hmm, "anstrengender". Spaß macht das Schreiben dann aber dessen ungeachtet schon auch hin und wieder ;), eben auch, wenn ich versuche, eine gewisse Atmosphäre zu erschaffen.
Dass Du findest, dass das bei "Schneeweiß" geklappt hat, freut mich wirklich ungemein!  :lieb
« Letzte Änderung: 28.10.13, 19:39 by Max »

Leela

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Antw:Schneeweiß - 02/2400
« Antwort #9 am: 29.10.13, 06:54 »
sorry für die Verspätung... der Text hätte seit fast 10 Tagen hier sein sollen. :/
________________________________________________________________

Dick Laurent ist tot.
Mit dem Satz beginnt ein ziemlich seltsamer (aber guter) Film, er eine recht eigenartige Atmosphäre aufweist. Und im Verlauf des gesamten Filmes bekommt man nicht wirklich so genau heraus, warum Dick Laurent tot ist bzw. wieder lebt und warum das alles so passiert und wieder passiert wie man es gerade sieht.

… und, Warpsprung.

Ich spekulier ja beim lesen gerne. Eigentlich andauernd. Bis zum Ende der Geschichte hatte ich zwei Vermutungen. Die eine, dass Hunter durch seine „Bodymodifikation“ inzwischen selber eine Frau ist - was die gesamte Geschichte, die man stark aus Hunters (spürbar) männlicher Sicht präsentiert bekommt am Ende umdreht und völlig neue Perspektiven auf die Einzelszenen eröffnet.
Meine andere Vermutung war, dass Nea nicht real sei, sondern eher eine Art Projektion Hunters, der sich versucht mit seinem neuen Selbst - anzufreunden und als er es schliesslich schafft und damit „ins Freie“ tritt, sich dieses nach anfänglichem Erstaunen buchstäblich auflöst. Sozusagen die Dualität zwischen dem alten und dem neuen Hunter - aufgehoben wird.

Beides zeigt eigentlich wie sehr... meine Gedanken um das zentrale Motiv (die „Umwandlung“ Hunters) kreisen, das aber gar nicht (mehr) Subjekt dieser Geschichte ist. Aber es ist eine Art Hypothek. Eigentlich will ich dauernd wissen, in was Hunter sich tranformiert/umoperieren liess - denn das hat in schliesslich in die Anstalt gebracht. Aber... ich bekomms nicht raus. Ich bekomm nicht mal raus wie Hunter selber inzwischen dazu steht. Seine Haltung und Gefühlswelt dazu ist... nicht wirklich greifbar. Wäre mir aber wichtig, weil sie bedingt ob er sich zu Recht am Platz sieht, oder nicht. Steht er zu seiner „Umwandlung“ müsste er sich eigentlich viel stärker da unten... zu unrecht festgehalten fühlen und aufbegehren. Zweifelt er sie inzwischen an, müsste er sich besser einfügen. Hunters Standpunkt hier ist  schwer .. fassbar. Was es mir schwer macht ihm irgendwie.. zu folgen. Er benimmt sich ein wenig so als steht er unter Psychopharmaca.

Sprung zurück;
Die Föderation hat ihn quasi einweisen lassen. Hätte ich, zugegbnermassen, auch. Sich zu verändern mag gut sein - aber es gibt da Abstufungen. Man kann seinen Namen ändern... dann seine Umgebung und seinen Job... der Körper ist da sicher... das schwerwiegendse und tiefgreifendste. Dennoch hat Hunter Schritt 1 & 2 übersprungen. Schlimmer noch, er WILL ja weiter Hunter heissen und auch weiter ein Raumschiff kommandieren... also alles dasselbe nur... mit neuem Körper?
Hunters eigene Aussage mit der Sühne.. finde ich dann auch arg... unbefriedigend. Zumal später noch Aussagen hinzukommen das sogar sein Genom verändert wurde - er aber (trotz Neubeginn) womöglich noch „Geltungssüchtig“ ist... aber... nach was? Wenn er einen so radikalen Schritt geht um einen Neuanfang zu starten, kann er doch kein Geltungsbedürfnis auf seine alten Statussymbole haben?

Das Gespräch das den Anfang markiert... zwischen Taten und Hunter, finde ich dann auch doppelt schwierig. Zunächst einmal kommt man unwillkürlich auf so eine typische Psychatrie Frontenstellung hin - zum anderen wird eben wieder genau jener Eingriff thematisiert, wie... schwerwiegend er war. Aber was ist denn nun genau passiert? (OK, ich les die Geschichte eben als Einzelgeschichte, mir fehlt was.) Und - noch etwas fataler - die Widersprüche in Hunter die mir auffallen oder die Hunter sogar selber offen legt - erkennt man (Arzt) gar nicht, oder man erkennt sie - bespricht sie aber nicht. Beides ist gleich schlimm und lässt eigentlich die Frage zu warum man Hunter dann noch dort haben will.

Das Versteckspiel von Taten lässt mich dann auch etwas ratlos zurück. Denn da Taten die Entlassung Hunters ja quasi schon in der Tasche mit sich rumträgt... warum nochmal dieses „Ich bin neu und will sie kennen lernen?“ was... am Ende nicht stimmt. Es kostet den Arzt Vertrauen und erweist sich als  überflüssig... Taten ist hier etwas... naja, ich finde ihn seltsam. Er benimmt sich jedenfalls wie jemand der einen Tag vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis noch seinen Zellennachbarn umbringt, nur um zu beweisen das doch alle Recht hatten die sagten er sei ein schlechter Mensch.

Nea ist da deutlich besser eingeführt - obwohl auch da wenig kommt - sie tritt fast nur passiv in Erscheinung. Eher das Hunter ihre Gesellschaft gerne hat, sie herauslocken will - andererseits aber teils scheinbar... bewusst gleichgültig ihr gegenüber auftritt. So habe ich das zumindest zwischen den Zeilen herausgelesen. Da hätte ich mir zur Vertiefung vielleicht sogar noch 1-2 Gesten oder Randnotizen gewünscht.

Der Ausflug und dessen Beschreibung ist dann wieder ein sehr starker Teil - an dem ich wenig kritisieren kann. Auch die Assoziation Nea, Weiß, Unschuld kommt recht deutlich heraus für mich. Wobei mir einige Symbole dann schon fast zu stark waren (Hunter verliert sie beim Betrachten der Sterne aus den Augen).
Zusammen mit dem ersten, Kammerspielartigen Teil bildet er aber eine gute Symbiose und ich vermute das verstärkt den Reiz der Geschichte. Das Ende ist wieder ein kleiner Bruch, an Bord des Schiffes - zumindest empfinde ich es so, es wirkt wie eine „Klammer“ in der Geschichte, aber ohne Gegenstück zu Beginn.

Das klingt nun alles enorm schlecht - ist es aber nicht. Wie geschrieben übt die Geschichte einen hohen  Reiz beim Lesen aus - ohne das man genau sagen kann woher. Und auch deswegen habe ich sie sehr gerne gelesen. Deswegen seh ich auch Dick Laurent gerne - ich weiß immer noch nicht genau ob er tot ist und warum. Aber... es macht jedes mal Spass sich mitnehmen zu lassen und die Sachen zu entdecken (ich habe die Geschichte 4 Mal gelesen.).

---

Gut, aber weiter; Da ich Dich die letzten paar Mal verschont habe, komme ich nun zu einer kleinen (üblichen) Kritik. An manchen Stellen bist Du immer noch zu.... Wortverliebt. Und das führt zu einige (in meinen Augen) Formulierungen die... in der Geschichte stehen wie Glasblumen. Man sieht sie fasziniert an, aber kommt man ihnen zu nahe zerbrechen sie.

Einige Beispiele; „geendigt“ oder „Bauchig und groß fasste es nicht viel weniger als einen Drittel Liter Wasser“ - ich glaube hier hat Dich die Formulierung sogar reingelegt, denn es müsste (glaube ich) heissen „nicht viel weniger als ein Drittel“ … ein Drittel von Was? Von einem Liter Wasser. Oder „ohne die größte Vorsicht“ - wäre, glaube ich „ohne grössere Vorsicht“. Aber gut, kann ich mich auch täuschen.

Ich finde das oft immer noch unnötige Stolpersteine, komplexe Formulierungen wo mir unklar ist warum sie so verschachtelt oder gehoben daher kommen. Beispielweise; „...nach dem intensiven Studium seiner selbst wusste Hunter, dass diese Erinnerung trotzdem nicht zufällig gekommen war. „ - Würde man nicht einfacher und besser sagen „da er sich selbst kannte“ oder noch kürzer, „Wie er sich kannte,...“ - muss es das Studium seiner Selbst sein?

„Hunter verspürte keinen Drang, sich der Unterhaltung anzuschließen; einzig eine omnipräsent unter einer Oberfläche simpler Tätigkeiten lauernde Langeweile hätte ihn dazu bewegen können.“ - Also auch der Satz... puh. Wäre die Formulierung; „Ihm war nicht langweilig genug um mit zu reden.“ soviel schlechter? Wieso muss es eine omnipräsente, unter simplen Tätigkeiten lauerndes etwas sein? Derartige Formulierungen beissen sich übrigens auch etwas mit Hunters Stil. Das ist wie wenn man liest das eine Vulknaierin eine flapsige Bemerkung macht - das geht, scheint aber allein von der Wortwahl doch auch irgendwie nicht ganz zu passen. oO

Deine Geschichten und Dein Stil haben unbestreitbar eine gewisse Eleganz. Aber Eleganz neigt auch zu Einfachheit. Das bedeutet nicht das diese Sätze schlechter werden wenn man sie vereinfacht - aber, um mal zwei gemeinhin bekannte Zitate zu mixen und anzubringen, „Echte Kunst ist immer sehr Einfach - und sie besteht im weglassen des Überflüssigen.“

Du solltest Deinen Stil nicht ändern - aber einige solcher Formulierungen sind derzeit noch Wortsodokus - die man... elegant ein wenig kürzen kann, ohne sie weglassen zu müssen. Das würde ich mir noch wünschen.

---

Dritter Teil. Eine kleine Sache nehm ich Dir etwas übel - und zwar den Link ganz oben in dem Thread, der zum Wikiartikel führt. Und zwar deshalb weil Du in dem Artikel Deine eigene Interpretation... der gesamten Geschichte darlegst.
Du … interpretierst Deine eigenen Werke?
Um es zu erklären; Ich habe/hatte die Geschichte zum Glück bereits einmal gelesen als ich den Wikiartikel besuchte (ich erhoffte mir einen Hinweis auf Hunters Modifikation). Wäre das umgedreht gewesen hättest Du von mir keinen neutralen Ersteindruck mehr bekommen, denn ich hätte die Geschichte mit Deiner Interpretation gegen gelesen.

Ich finds nicht schlecht, dass Du auf einige Dinge Hinweist die der normale Leser sicher nicht versteht (Thomas Mann) - aber ansonsten hast Du auch eine extreme Aus-Interpretation Deiner Intention und der gesamten Geschichte vorgenommen, wo ich mich frage ob Du dem den Lesern wirklich mit an die Hand geben willst. Du kannst das natürlich machen - aber es wird die Vielfältige Lesart und Interpretation Deiner Geschichten enorm einschränken, zugunsten der Autoren-Intention. Das wäre wie wenn Goethe dem Faust eine ausführliche Interpretationsanleitung beilegt. Das Werk wird damit nur noch unter formellen Aspekten interessant. Goethe behält dann zwar die ewige Deutungshoheit - aber das führt dazu das die Geschichte für Leser deutlich an Reiz verliert.

Ich wäre übrigens nicht auf die Idee verfallen die Geschichte symbolisch beinahe schon überladen zu nennen, bis ich Deine Interpretation las. ;)

Also bitte nicht falsch verstehen; Ich habe nichts gegen Hinweise und Darstellungen, zB das sowohl Hunter als auch Taten an einem Mangel an Empathie leiden... ist keine Interpretation der Geschichte sondern eine kurze Zusammenfassung. So was schadet nicht... aber wo Du in die Interpretation gehst, entziehst Du dem Leser Dein eigenes Werk wieder.  Ich bin mir nicht sicher ob es das ist, was Du möchtest.


…........-.............

…. bis hierhin hatte ich weder Stars noch Deine Kritik gelesen - um meine erst mal so zu Papier zu bekommen. Daher nun hier ein Anhang.

Star kann ich insgesamt zustimmen, auch was Deine gehobene literarische Regalität anginge. Siehste - komische Formulierung. XD Sein Bild das die Aussage der Geschichte wie Nebel ist... geht mir sogar nicht weit genug. Die Gesamte Geschichte ist wie ein Nebel, wie ein Schleier... es bleibt vieles Unklar, aber Nebel versteckt auch unschöne und überflüssige Dinge und sorgt für elegante Gleichheit - was die Geschichte eben zu einem Lesegenuss macht (einmal mehr) auch wenn sie eben nebelig, oder besser, schwer greifbar bleibt.

Joa... was vergessen? Bestimmt. :D

Star

  • Captain
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Antw:Schneeweiß - 02/2400
« Antwort #10 am: 29.10.13, 16:33 »
Wow, das nenne ich mal ein ausführliches Feedback O_O
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Antw:Schneeweiß - 02/2400
« Antwort #11 am: 30.10.13, 13:17 »
sorry für die Verspätung... der Text hätte seit fast 10 Tagen hier sein sollen. :/
Bitte keine Entschuldigung! Bei einem so ausführlichen Feedback!

Dick Laurent ist tot.
Mit dem Satz beginnt ein ziemlich seltsamer (aber guter) Film, er eine recht eigenartige Atmosphäre aufweist. Und im Verlauf des gesamten Filmes bekommt man nicht wirklich so genau heraus, warum Dick Laurent tot ist bzw. wieder lebt und warum das alles so passiert und wieder passiert wie man es gerade sieht.
"Lost Highway"? David Lynch? Bei David Lynch fällt mir immer die Serie "Rabitts" ein (wohl auch, weil ich sonst nicht viel vom ihm kenne): Ein wenig verrückt, aber deswegen auch spannend - wenn man's durchhält.

Ich spekulier ja beim lesen gerne. Eigentlich andauernd. Bis zum Ende der Geschichte hatte ich zwei Vermutungen. Die eine, dass Hunter durch seine „Bodymodifikation“ inzwischen selber eine Frau ist - was die gesamte Geschichte, die man stark aus Hunters (spürbar) männlicher Sicht präsentiert bekommt am Ende umdreht und völlig neue Perspektiven auf die Einzelszenen eröffnet.
Meine andere Vermutung war, dass Nea nicht real sei, sondern eher eine Art Projektion Hunters, der sich versucht mit seinem neuen Selbst - anzufreunden und als er es schliesslich schafft und damit „ins Freie“ tritt, sich dieses nach anfänglichem Erstaunen buchstäblich auflöst. Sozusagen die Dualität zwischen dem alten und dem neuen Hunter - aufgehoben wird.
Als kleiner Vorgriff zu später: Der Wiki-Artikel ist so ein kleines Zusatzangebot, die eigene Interpretation eines Lesers soll er nicht ersetzen und verhindern. Später mehr dazu.
Deine Deutung liebe ich! Es ist doch faszinierend, wie ein Text etwas auslöst, einfach weil er Text ist und die Geschichte sozusagen beim Leser entsteht!
Hunters Körperveränderung war durchaus radikal und hätte damit auch einen Geschlechtertausch bedeuten können, aber er schuf sich selbst aus seinem alten Hintergrund heraus und deswegen auch teilweise mit der alten Agenda, ein wenig also mit dem, was er - heute würde man sagen - 'cool' findet. Nea als Illusion - das hätte gepasst, praktisch bis zum Ende. Aber ich hätte ein wenig Angst gehabt, dass das ein Klischee für psychische Erkrankungen ist.

Beides zeigt eigentlich wie sehr... meine Gedanken um das zentrale Motiv (die „Umwandlung“ Hunters) kreisen, das aber gar nicht (mehr) Subjekt dieser Geschichte ist. Aber es ist eine Art Hypothek. Eigentlich will ich dauernd wissen, in was Hunter sich tranformiert/umoperieren liess - denn das hat in schliesslich in die Anstalt gebracht. Aber... ich bekomms nicht raus. Ich bekomm nicht mal raus wie Hunter selber inzwischen dazu steht. Seine Haltung und Gefühlswelt dazu ist... nicht wirklich greifbar. Wäre mir aber wichtig, weil sie bedingt ob er sich zu Recht am Platz sieht, oder nicht. Steht er zu seiner „Umwandlung“ müsste er sich eigentlich viel stärker da unten... zu unrecht festgehalten fühlen und aufbegehren. Zweifelt er sie inzwischen an, müsste er sich besser einfügen. Hunters Standpunkt hier ist  schwer .. fassbar. Was es mir schwer macht ihm irgendwie.. zu folgen. Er benimmt sich ein wenig so als steht er unter Psychopharmaca.
Ich hatte mich im Vorfeld entschieden, die eigentliche Operation gar nicht so ins Zentrum zu rücken. Das bringt Probleme mit sich, weil ich durchaus verstehen kann, dass man als Leser hier noch mehr erfahren wollen würde - zumal die Satyr-Reihe ja bis auf jetzt so zwei Ausnahmen nicht auf Cliffhanger oder direkte Anschlüsse (trotz Entwicklung bei den Figuren) setzt. Meine Angst war glaube ich, dass ich in die typische Soap-Manier verfalle, in der Figuren in einem sinnlosen Dialog die Ereignisse der letzten Zeit zusammenfassen. Selbst in einem Gespräch zwischen Arzt und Patient hätte mir so eine Zusammenfassung einfach nicht gefallen. Umgekehrt mag ich es natürlich auch nicht, dann einfach auch "Inkarnat" zu verweisen, wenn es um die Beantwortung der Frage geht, was genau das für eine Verwandlung war. Meine Hoffnung war wohl, dass es an sich genügt, zu sagen, dass er sich körperich ordentlich hat verändern lassen und nun auf dem Prüfstand war, um herauszubekommen, ob er weiter Captain sein kann.
Aus meiner Sicht ist der neue Hunter nicht wirklich greifbar. Einerseits kommt zum ersten Mal in seinem erwachsenen Leben sowas wie Passivität ins Spiel (er lässt vergleichsweise viel über sich ergehen), andererseits sorgt der "mentale Prozess" bei ihm vielleicht dafür, dass er vielem wohl schlicht auch ein wenig gleichgültig gegenübersteht. Vielleicht habe ich hier auch keinen eindeutigen Weg gefunden, weil Hunter noch nie eine Figur war, von der ich annehme, dass man sich mit ihr identifizieren sollte ;)

Die Föderation hat ihn quasi einweisen lassen. Hätte ich, zugegbnermassen, auch. Sich zu verändern mag gut sein - aber es gibt da Abstufungen. Man kann seinen Namen ändern... dann seine Umgebung und seinen Job... der Körper ist da sicher... das schwerwiegendse und tiefgreifendste. Dennoch hat Hunter Schritt 1 & 2 übersprungen. Schlimmer noch, er WILL ja weiter Hunter heissen und auch weiter ein Raumschiff kommandieren... also alles dasselbe nur... mit neuem Körper?
Hunters eigene Aussage mit der Sühne.. finde ich dann auch arg... unbefriedigend. Zumal später noch Aussagen hinzukommen das sogar sein Genom verändert wurde - er aber (trotz Neubeginn) womöglich noch „Geltungssüchtig“ ist... aber... nach was? Wenn er einen so radikalen Schritt geht um einen Neuanfang zu starten, kann er doch kein Geltungsbedürfnis auf seine alten Statussymbole haben?
Das lustige ist, dass Hunter bei seiner Veränderung trotzdem noch er selbst sein sollte. Das ist ein wenig paradox, passt meiner Ansicht nach aber trotzdem. In der Vorfolge heißt es, er wolle endlich seinem Namen gerecht werden: Seph Random Hunter. Es stand für ihn auch zur Disposition, adipös zu werden; dass er sich dagegen entschieden hat, hat glaube ich auch einen Grund. Ich schätze, diese radikale Umänderung ist ein wenig das Ergebnis eines Charakters: Andere würden ins Kloster gehen oder zu Leuten, denen sie Unrecht angetan haben gehen, und sich entschuldigen. Hunter wählt einen fast sinnlosen Weg. Er ist an sich schon eine intelligente Person und trotzdem glaubt er, dass es etwas bringt, seinen Körper zu verändern, als ob das seine inneren Probleme lösen könnte. Teil seines Wesens ist aber auch die Geltungssucht und die konnte er nicht gleich abstellen. Hunter ist mMn eine Figur, die eben auf das Plakative setzt(e) und annahm, dass das reichen würde. Echter Verzicht sieht vielleicht wirklich anders aus.

Das Gespräch das den Anfang markiert... zwischen Taten und Hunter, finde ich dann auch doppelt schwierig. Zunächst einmal kommt man unwillkürlich auf so eine typische Psychatrie Frontenstellung hin - zum anderen wird eben wieder genau jener Eingriff thematisiert, wie... schwerwiegend er war. Aber was ist denn nun genau passiert? (OK, ich les die Geschichte eben als Einzelgeschichte, mir fehlt was.) Und - noch etwas fataler - die Widersprüche in Hunter die mir auffallen oder die Hunter sogar selber offen legt - erkennt man (Arzt) gar nicht, oder man erkennt sie - bespricht sie aber nicht. Beides ist gleich schlimm und lässt eigentlich die Frage zu warum man Hunter dann noch dort haben will.

Das Versteckspiel von Taten lässt mich dann auch etwas ratlos zurück. Denn da Taten die Entlassung Hunters ja quasi schon in der Tasche mit sich rumträgt... warum nochmal dieses „Ich bin neu und will sie kennen lernen?“ was... am Ende nicht stimmt. Es kostet den Arzt Vertrauen und erweist sich als  überflüssig... Taten ist hier etwas... naja, ich finde ihn seltsam. Er benimmt sich jedenfalls wie jemand der einen Tag vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis noch seinen Zellennachbarn umbringt, nur um zu beweisen das doch alle Recht hatten die sagten er sei ein schlechter Mensch.
Wie in der Antwort an Star geschrieben: Taten ist nicht unbedingt so etwas wie eine literarische Verbeugung vor dem Beruf des Psychologen ;)
Ich will aber auch ganz ehrlich sein: Ich brauchte seine Unaufrichtigkeit für den Plot; gäbe es keine Zweifel daran, ob er immer die Wahrheit sagt, wäre die Art, wie Hunter sich und Nea retten lässt angesicht des ST-Settings nicht der Hauch einer Pointe.

Hunter ist in meinen Augen eine ST-untypische Figur und das motiviert für mich auch viele Probleme, die viele Figuren mit ihm haben: sei es jetzt Pµ, Bowman, McKnight oder hier Taten. Ich bin ja ein deutlicher Vertreter der ST-Utopie-Richtung. In meinen Augen scheitert also die Föderation auch im Umgang mit Hunter, weil sie gar nicht groß etwas mit ihm anzufangen weiß und sich schließlich, ohne großes Hin- und Herdiskutieren dazu entschließt, ihn loszuwerden, indem sie ihn einfach wieder in den Alltag schickt. Es ist also quasi die Ironie an der Utopie, dass sie den "üblen Hunter" nicht verstehen kann, weil 'sie' schlicht anders denkt.

Nea ist da deutlich besser eingeführt - obwohl auch da wenig kommt - sie tritt fast nur passiv in Erscheinung. Eher das Hunter ihre Gesellschaft gerne hat, sie herauslocken will - andererseits aber teils scheinbar... bewusst gleichgültig ihr gegenüber auftritt. So habe ich das zumindest zwischen den Zeilen herausgelesen. Da hätte ich mir zur Vertiefung vielleicht sogar noch 1-2 Gesten oder Randnotizen gewünscht.

Der Ausflug und dessen Beschreibung ist dann wieder ein sehr starker Teil - an dem ich wenig kritisieren kann. Auch die Assoziation Nea, Weiß, Unschuld kommt recht deutlich heraus für mich. Wobei mir einige Symbole dann schon fast zu stark waren (Hunter verliert sie beim Betrachten der Sterne aus den Augen).
Zusammen mit dem ersten, Kammerspielartigen Teil bildet er aber eine gute Symbiose und ich vermute das verstärkt den Reiz der Geschichte. Das Ende ist wieder ein kleiner Bruch, an Bord des Schiffes - zumindest empfinde ich es so, es wirkt wie eine „Klammer“ in der Geschichte, aber ohne Gegenstück zu Beginn.
Nea ist eigentlich trotz ihrer Passivität relativ bedeutsam für die Geschichte rund um Hunter. Wenn eine passive Figur dann plötzlich ein wenig aktiv wird, kann das dann unerwartet eine Signalwirkung haben. Ich wollte dann auch darauf hinaus, dass es bezeichnend für Hunter ist, dass er auch für dieses Signal kein Gespür hat - denn er merkt ja zuerst gar nicht, dass Nea nun vielleicht doch bereit wäre, einen Ausflug zu machen; erst, als sie es ihm offen zu erkennen gibt.
Es freut mich, dass Dir der Ausflug gefallen hat.
Mit der Symbolik magst Du Recht haben, ich war vor allem bei der, joah, so ziemlich letzten Assoziazion ein wenig unsicher, ob ich sie wirklich bringen soll: Nea vor der Skulptur und ihre Über-18-Gedanken ;) :D  Umgekehrt fand ich das dann aber auch wichtig, weil es zeigt, dass sie - so sie es nicht zu Beginn vermochte - Hunter letztlich gut durchschaut hat.
Wo ich bei der Skultpur bin: Ich wollte sie nach Möglichkeit in jeder Geschichte vorkommen lassen und hier bot sich das durch das Aufgreifen und Umdeuten der Farbe Weiß an. Aber es stimmt: Es ist ein wenig ein Bruch. Für den Übergang war es mir aber auch ganz recht am Ende zu zeigen, dass wir jetzt wieder auf der "Satyr" sind und man sich fragen kann (und vielleicht muss): War es das jetzt? Soll jetzt für Hunter wieder eine Dienstroutine einsetzen?

Das klingt nun alles enorm schlecht - ist es aber nicht. Wie geschrieben übt die Geschichte einen hohen  Reiz beim Lesen aus - ohne das man genau sagen kann woher. Und auch deswegen habe ich sie sehr gerne gelesen. Deswegen seh ich auch Dick Laurent gerne - ich weiß immer noch nicht genau ob er tot ist und warum. Aber... es macht jedes mal Spass sich mitnehmen zu lassen und die Sachen zu entdecken (ich habe die Geschichte 4 Mal gelesen.).
Danke schön :)
Mit der Satyr-Reihe wollte ich auch ein wenig experimentieren und zwischenzeitlich habe ich mich gefragt, ob ich dieses Ziel nicht sogar aus den Augen verloren habe. "Schneeweiß" war eine Geschichte, die weg von den für mich üblichen Raumschiffabenteuern ging und das machte das Schreiben aber auch auf eine merkwürdige Weise angenehm, weil ich mich mit etwas anderen "Regeln" auseinandersetzen musste. Immer einen klaren Weg habe ich dadurch in der Geschichte wohl nicht gefunden, aber es war auch ein Stückweit ein Experiment.

Gut, aber weiter; Da ich Dich die letzten paar Mal verschont habe, komme ich nun zu einer kleinen (üblichen) Kritik. An manchen Stellen bist Du immer noch zu.... Wortverliebt. Und das führt zu einige (in meinen Augen) Formulierungen die... in der Geschichte stehen wie Glasblumen. Man sieht sie fasziniert an, aber kommt man ihnen zu nahe zerbrechen sie.

Einige Beispiele; „geendigt“ oder „Bauchig und groß fasste es nicht viel weniger als einen Drittel Liter Wasser“ - ich glaube hier hat Dich die Formulierung sogar reingelegt, denn es müsste (glaube ich) heissen „nicht viel weniger als ein Drittel“ … ein Drittel von Was? Von einem Liter Wasser. Oder „ohne die größte Vorsicht“ - wäre, glaube ich „ohne grössere Vorsicht“. Aber gut, kann ich mich auch täuschen.

Ich finde das oft immer noch unnötige Stolpersteine, komplexe Formulierungen wo mir unklar ist warum sie so verschachtelt oder gehoben daher kommen. Beispielweise; „...nach dem intensiven Studium seiner selbst wusste Hunter, dass diese Erinnerung trotzdem nicht zufällig gekommen war. „ - Würde man nicht einfacher und besser sagen „da er sich selbst kannte“ oder noch kürzer, „Wie er sich kannte,...“ - muss es das Studium seiner Selbst sein?

„Hunter verspürte keinen Drang, sich der Unterhaltung anzuschließen; einzig eine omnipräsent unter einer Oberfläche simpler Tätigkeiten lauernde Langeweile hätte ihn dazu bewegen können.“ - Also auch der Satz... puh. Wäre die Formulierung; „Ihm war nicht langweilig genug um mit zu reden.“ soviel schlechter? Wieso muss es eine omnipräsente, unter simplen Tätigkeiten lauerndes etwas sein? Derartige Formulierungen beissen sich übrigens auch etwas mit Hunters Stil. Das ist wie wenn man liest das eine Vulknaierin eine flapsige Bemerkung macht - das geht, scheint aber allein von der Wortwahl doch auch irgendwie nicht ganz zu passen. oO

Deine Geschichten und Dein Stil haben unbestreitbar eine gewisse Eleganz. Aber Eleganz neigt auch zu Einfachheit. Das bedeutet nicht das diese Sätze schlechter werden wenn man sie vereinfacht - aber, um mal zwei gemeinhin bekannte Zitate zu mixen und anzubringen, „Echte Kunst ist immer sehr Einfach - und sie besteht im weglassen des Überflüssigen.“

Du solltest Deinen Stil nicht ändern - aber einige solcher Formulierungen sind derzeit noch Wortsodokus - die man... elegant ein wenig kürzen kann, ohne sie weglassen zu müssen. Das würde ich mir noch wünschen.
Da hast Du mich ertappt :D Ein wenig, wie Du es nennst, "wortverliebt" gehe ich beim Schreiben schon manchmal vor; bei "Schneeweiß" vielleicht sogar etxremer als sonst, weil wie er wähnt das Setting ein wenig anders war und gerade bei einem psychologischen Thema die Versuchung groß war, irgendeine Symbol auch sprachlich einfließen zu lassen.
Ich bin Dir dankbar für den Hinweis, weil ich neben der Schreibfreude auch hier jetzt wieder einen größeren Augenmerk darauf richten werden :)

Es passiert dann nämlich wirklich schon auch mal, dass ich mich verheddere, wobei ich auch sagen möchte, dass ich die Formulierungen schon relativ stark durchdenke - mit ein Grund dafür, warum die Geschichten in ihrem Umfang nicht gerade gigantisch sind.

Der Akkusativ bei der Sache mit Wasserfassungsvermögen sollte schon stimmen.

"ohne die größte Vorsicht" habe ich auch mit Absicht geschrieben. Die Formulierung "ohne größere Vorsicht" wäre durchaus auch gegangen, aber ich wollte hier weg vom Komparativ (der auch seinen Sinn gehabt hätte: "ohne größere Vorsicht [als normal]") hin zum ("Hunterschen") Superlativ ("die größte Vorsicht [die es geben kann]"), der durch die Negation dann eine ganz eigene, nämlich lustiger Weise bagatellisierende Wirkung hat.

Der Satz mit dem "Studium seiner selbst" - erwischt :D Das sind wirklich Sätze, die eher kompliziert sind. Hmm, für mich war das aber auch nicht sooooo unnötig. Ein Studium ist für mich ersteinmal ein Prozess, ein nicht eben kurzer und auch ein intensiver Lernprozess. Ich hätte dann also schreiben müssen: "wie er sich kennengelernt hatte" oder so. Aber: Studium seiner selbst - ich mag es eben auch, bei sich bietenden Gelegenheiten sowas wie eine Alliteration einzubringen, wobei ich zugeben muss, dass hier das Studium etwas stört, denn außer in Norddeutschland (vielleicht in Hamburg bei David) wird der Klang vom "St" bei "Studium" als, joah, Zischlaut nicht zu den Frikativlauten der beiden Wörter danach als "Gleichklang" passen. Trotzdem macht mir das Spiel mit soetwas Spaß.

Auch mit dem anderen Beispielsatz zu Hunter hast Du mMn einerseits Recht, andererseits habe ich ihn aber auch nicht ganz zufällig so geschrieben. So ist das "omnipräsent" buchstäblich nicht weit von "omnipotent" entfernt - ein Wort, das Hunter nur zu gerne in einer Zeile mit seinem Namen sehen würde. Es ist ein sehr unauffälliges Mittel, eine Figur indirekt zu beschreiben, so unauffällig, dass es vielleicht nicht aufgeht, weil kaum ein Leser diese Verbindung herstellen wird und sich sozusagen unterbewusst bewegen lässt, Hunters Charakter auf diese Weise "anzureichern". Aber das ist auch so ein wenig das Risiko beim Schreiben. "Lauernde Langeweile" klingt für meinen Geschmack halt wieder zu gut, um auf eine Alternative zurückzugreifen ;) (Ich mochte irgendwie auch das Bild, dass das bei mir hervorrief; es hatte so was von "Alice im Wunderland": Die Langweile, wie sie auf ihr Opfer lauert, jederzeit bereit, es anzuspringen ;) :D) Aber ich gebe zu, dass das den Satz deswegen nicht sakrosankt macht. Eine Sache dazu aber noch: Ich gebe Dir Recht: Die Befindlichkeit so auszudrücken, beißt sich mit Hunters Stil. Aber die Geschichte ist nicht aus seiner Perspektive geschrieben: Der Erzähler beschreibt die Zusammenhänge auf diese Weise - und eben nicht Hunter. Das ist ein gewaltiger Unterschied.

Dritter Teil. Eine kleine Sache nehm ich Dir etwas übel - und zwar den Link ganz oben in dem Thread, der zum Wikiartikel führt. Und zwar deshalb weil Du in dem Artikel Deine eigene Interpretation... der gesamten Geschichte darlegst.
Du … interpretierst Deine eigenen Werke?
Um es zu erklären; Ich habe/hatte die Geschichte zum Glück bereits einmal gelesen als ich den Wikiartikel besuchte (ich erhoffte mir einen Hinweis auf Hunters Modifikation). Wäre das umgedreht gewesen hättest Du von mir keinen neutralen Ersteindruck mehr bekommen, denn ich hätte die Geschichte mit Deiner Interpretation gegen gelesen.

Ich finds nicht schlecht, dass Du auf einige Dinge Hinweist die der normale Leser sicher nicht versteht (Thomas Mann) - aber ansonsten hast Du auch eine extreme Aus-Interpretation Deiner Intention und der gesamten Geschichte vorgenommen, wo ich mich frage ob Du dem den Lesern wirklich mit an die Hand geben willst. Du kannst das natürlich machen - aber es wird die Vielfältige Lesart und Interpretation Deiner Geschichten enorm einschränken, zugunsten der Autoren-Intention. Das wäre wie wenn Goethe dem Faust eine ausführliche Interpretationsanleitung beilegt. Das Werk wird damit nur noch unter formellen Aspekten interessant. Goethe behält dann zwar die ewige Deutungshoheit - aber das führt dazu das die Geschichte für Leser deutlich an Reiz verliert.

Ich wäre übrigens nicht auf die Idee verfallen die Geschichte symbolisch beinahe schon überladen zu nennen, bis ich Deine Interpretation las. ;)

Also bitte nicht falsch verstehen; Ich habe nichts gegen Hinweise und Darstellungen, zB das sowohl Hunter als auch Taten an einem Mangel an Empathie leiden... ist keine Interpretation der Geschichte sondern eine kurze Zusammenfassung. So was schadet nicht... aber wo Du in die Interpretation gehst, entziehst Du dem Leser Dein eigenes Werk wieder.  Ich bin mir nicht sicher ob es das ist, was Du möchtest.
Du schreibst: "Goethe behält dann zwar die ewige Deutungshoheit". Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen: Der Text selbst hat sozusagen die Deutungshoheit, denn sobald der Autor, besser: der Schriftsteller die Worte gewählt und an ihre Stelle "gesetzt" hat, hat er seine Kontrolle über ihn verloren. Das macht die Sache irgendwie schwierig. Zum einen ist es gut, weil der Text (und nicht mehr der Autor) bestimmt, wie sinnig eine Interpretation sein kann. Zum anderen liebe ich aber die Kontrolle über meinen Text :D und fürchte so ein wenig die Eigendynamik, die er bekommen kann, weil man als Autor vielleicht nicht jede berechtigte Assoziation, Intertextualität, Konnotation usw. usf. kennen kann oder sich Bedeutungen und Intention durch Mehrdeutigkeiten sogar widersprechen können.
Ich glaube also insgesamt also gar nicht, dass die Hinweise, die ich zur Geschichte gegeben habe, den eigenen Bezug des Lesers zum Text so fundamental erschüttern können.

Und auch für mich als Autor der Geschichte bedeutet das viel, weil ich mir die Deutungen, wie Du sie zum Beispiel in Bezug auf Hunter oder Nea angestellt hast, einen ganz wichtigen Einblick in den Text geben.
Das passt zum Aspekt, den ich im Antwortposting an Star angedeutet habe: Das Eigenleben der Geschichte formt Ebenen, die ich als Autor vielleicht trotz Kontrollbemühungen nicht erkennen konnte. Manchmal entdeckte ich dann hinter einem Plotelement und auch hinter einer Formulierung eine Aussage, die geradezu gespenstisch zur Botschaft der Geschichte passen will.
Ein konkretes Beispiel: Dass Hunter von den Sternen abgelenkt wird, war für mich in erster Linie einmal der Fall, weil es nicht viel anderes gab, was seinen Blick nach oben (und damit sozusagen weg von der Ebene, wo er Nea vor sich hatte) hätte lenken können. Wie sinnig über diese einfach Funktion hinaus ist, ist mir so richtig erst durch Deinen Kommentar klar geworden: Der Weltraum nimmt ihn sozusagen wieder in Beschlag. Du hast ja gesagt, dass Dir das als Symbolik fast schon zu stark war, mir ist es bewusst so gar nicht wirklich aufgefallen, obwohl ich eben schon versuche, mich mit dem Text auseinanderzusetzen.

An sich ist es wie gesagt auch wie eine Zusatzangebot gedacht gewesen, denn es könnte sein, dass nicht jeder Leser so, ja, angesichts dieses Nebels möchte ich fast sagen: aufopferungsvoll bereit ist, sich eingehendere Gedanken zu machen.
Und hinzu kommt, dass ich ja auch nur ein paar Dinge anspreche, wohl auch, weil die "Interpretation" dann länger wäre als die Geschichte ;) :D Details wie der "omnipräsent"/"omnipotent"-Fall tauchen zum Beispiel gar nicht auf. Es gibt also noch massig Dinge, die da zu entdecken sind.

Ich gebe Dir übrigens auch Recht, dass die Bezeichnung "Interpretation" für den zweiten Teil des Artikels nicht so glücklich ist. Vielleicht ändere ich das einfach in Hintergrundinformationen.

Den Wiki-Artikel sehe ich als ein Angebot, sich relativ schrankenfrei mit einer Geschichte zu beschäftigen und deswegen glaube ich auch, dass es eine Möglichkeit ist, ein wenig mehr zu erfahren, wenn man den Text schon kennt. Wie bei Wikipedia mache ich es auch bei den Artikel meistens so, dass die Inhaltszusammenfassung das Ende verrät, weil das und nicht unbedingt die Werbeplattform für mich der Sinn solch eines "Lexikons" ist.

…. bis hierhin hatte ich weder Stars noch Deine Kritik gelesen - um meine erst mal so zu Papier zu bekommen. Daher nun hier ein Anhang.

Star kann ich insgesamt zustimmen, auch was Deine gehobene literarische Regalität anginge. Siehste - komische Formulierung. XD Sein Bild das die Aussage der Geschichte wie Nebel ist... geht mir sogar nicht weit genug. Die Gesamte Geschichte ist wie ein Nebel, wie ein Schleier... es bleibt vieles Unklar, aber Nebel versteckt auch unschöne und überflüssige Dinge und sorgt für elegante Gleichheit - was die Geschichte eben zu einem Lesegenuss macht (einmal mehr) auch wenn sie eben nebelig, oder besser, schwer greifbar bleibt.

Joa... was vergessen? Bestimmt. :D
Vielen Dank für Dein wunderbares Feedback!
Lustig finde ich, dass meiner Ansicht nach die Handlung der Geschichte ungemein schlicht ist. Ich weiß gar nicht, ob ich erwartet hätte, dass die Wahrnehmung der Geschichte mit einem Nebel verglichen wird, aber es stimmt schon, weil ich mich da auf auch für mich neue Schichten eingelassen habe. Ich glaube, das kann vielleicht auch der Grund für die seltsame Gewichtung der sprachlichen "Verzierungen" und der inhaltlichen Reduktion sein.

Wow, das nenne ich mal ein ausführliches Feedback O_O
Super, nicht wahr?  Danke, Leela :lieb
Aber, Star, Dein Feedback war auch alles andere als klein; es hat mich auch sehr weitergebracht :) :lieb
Ich freu mich sehr, Euch als Leser zu haben  :bounce
« Letzte Änderung: 30.10.13, 13:47 by Max »

Dahkur

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Antw:Schneeweiß - 02/2400
« Antwort #12 am: 04.10.15, 12:47 »
Ich erlaube mir einmal das Zitat vom „Inkarnat“-Thread hierher zu kopieren, so dass ich gleich anschließen kann.

Da bin ich aber schon sehr gespannt. "Schneeweiß" fällt schon ziemlich aus dem Rahmen, ist fast schon keine Sci-Fi-Geschichte mehr, aber inzwischen finde ich, dass sie nicht nur deswegen herausragt. Ich mag die ruhige Aufdringlichkeit. Okay, jetzt habe ich Dich aber genug beeinflusst ;) Du kannst trotzdem einen Verriss schreiben :)


Wer spricht denn hier von Verriss! Ich muss zwar gestehen, dass ich auch beim zweiten Lesen noch ein paar Fragezeichen auf dem Brett vor meinem Kopf hatte, aber das hat nun rein gar nichts damit zu tun, dass ich „Schneeweiß“ nicht ausgezeichnet finde.

Du hast geschrieben, dass diese Episode fast nichts mehr mit SF zu tun hätte – witzigerweise ist „Schneeweiß“ diejenige Kurzgeschichte von Dir, die mich am allermeisten an meine Ursprünge aus den SF-Anthologien erinnert. Da befand ich mich ständig kurz vorm Verstehen, bin aber oft nie dort angekommen – und ich fand das immer irgendwie klasse, weil dann mein Hirn am meisten rattert. Auch von der Art her, die ganz auf die menschliche Entwicklung setzt und nicht auf technische oder wissenschaftliche, spricht mich „Schneeweiß“ an.

Dieser nicht so recht greifbaren Situation in der Klinik (Taten, Hunter, Nea … man ist sich nie so recht sicher, wer denn eigentlich die tatsächliche Realität wirklich begreift), stellst Du die ganz hervorragend beschriebene Winterszenerie außerhalb entgegen. Der Winter als die Jahreszeit, welche das Gewohnte in ein völlig neues Kleid taucht und bisher Bekanntes plötzlich neu erscheinen lässt. Das ergibt eine wundervoll unwirkliche Atmosphäre.
Auch Deinen Stil empfinde ich hier als besonders „eloquent“, es sitzt jedes Wort.

Das eine Fragezeichen ist natürlich der Art und Weise der Satyr-Reihe geschuldet, nämlich der Verweis auf seine „frühere Erste Offizierin“ Pµ. Es sind gerade einmal zwei Monate seit „Inkarnat“ vergangen und irgendetwas ist dazwischen mit ihr geschehen, was mich natürlich brennend interessiert.

Das andere Fragezeichen betrifft den Verbleib von Nea. Diese Szene habe ich auch beim zweiten Mal Lesen wahrscheinlich nicht ganz verstanden. Ist sie einfach in den Wald abgewandert?
Was spielt Taten für eine Rolle? Ist er einfach nur der leicht nervige Psychologe oder steckt mehr hinter seinen seltsamen Aussagen? Ist Hunter rehabilitiert oder war das nur ein Intermezzo in seiner Kur?

Es wäre jetzt natürlich sehr interessant Episoden zu lesen, die nach diesem Zeitpunkt spielen, um zu sehen, was aus ihm wird. (Es könnte ja z.B. eine der folgenden Episoden mit dem Satz „Sie hatten sich geirrt.“ Beginnen ;) )

Abschließend kann ich sagen, dass es mir so richtig, richtig, richtig Spaß gemacht hat, Deine Satyr-Geschichten zu lesen. Dein Stil ist wunderbar und Dein Einfallsreichtum steht dem in nichts nach. Was auch immer Du beruflich machst, Max,  Schriftsteller wäre wirklich eine überlegenswerte Alternative.

Vielen Dank für die unterhaltsamen und nachdenklichen Stunden.  :respect
"I am the sum of my art, therein lies my life." (Duncan Regehr/"A Dragon's Eye")

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