Forum > Da gedachte ein zweiter des Satyrs

Schneeweiß - 02/2400

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Leela:

... soll heißen, ich überleg noch.

Für die Thomas Mann Anspielung gibts aber definitiv Abzüge in der B-Note, das ist schon sicher. ;)

Max:
Ein traumhaft schönes Bild, Leela. Allein deswegen hat es sich aus meiner Sicht schon einmal rentiert, dass ich die Geschichte geschrieben habe ;) :D :) Danke für diese tolle Impression!  :bounce

Soooo riesig ist die Mann-Anspielung nicht - glaube ich ;) Obwohl, vielleicht steckt da auch ein wenig "Zauberberg" in "Schneeweiß" ;) Aber anders als bei "Tristan" bin ich beim "Zauberberg" nicht wirklich bis zum Ende gelangt ;)

Star:
Puh. Ich habe mir ein paar Tage Zeit gelassen, um über die Geschichte zu reflektieren, muss aber zugeben, dass ich zu keinem richtigen Ergebnis gekommen bin. Ich fürchte teilweise war mir "Schneeweiß" etwas zu hoch, zu tiefsinnig. Die Aussage der Geschichte ist ein bisschen wie Nebel. Schwebt vor mir, aber greifen kann ich sie nicht :/ Aber der Reihe nach.

Zunächst einmal finde ich es gut, und vielleicht auch notwendig, dass du auf Hunters Körperwechsel und den daraus resultierenden Folgen eingehst und dieser Sache sogar eine eigene Geschichte spendierst - und sicherlich keine schlechte. Ob er am Ende wirklich die von ihm erhoffte Veränderung durchgemacht hat, bleibt für mich fragwürdig. Hunter wirkt ruhiger, reflektierter. Dennoch steckt in ihm immer noch der Taktiker, der Denker, der kühl seine Möglichkeiten analysiert und... seeehr selbstsicher ist. Er kommt für mich immer noch rüber wie ein Mann, der glaubt die Mechanismen des Miteinanders und überhaupt der ganzen Welt grob durchblickt zu haben und daher von seinem Tun annähernd restlos überzeugt ist.

Warum Taten gelogen hat, ist mir nicht ganz klar geworden. Wollte er Hunter nur aus der Reserve locken? Seine Reaktion testen? Oder... hat er ihn falsch eingeschätzt?
Hunters Interaktion mit Nea war schön - auch ihre unterschiedliche Art der Wahrnehmung auf der Wanderung hat mir gefallen. Hunter, wie immer wissend, ohne abgebrüht und zynisch zu sein, sie, eher staunend und einfach verarbeitend. Warum sie am Ende vor ihm wegläuft(?)... keine Ahnung. Habe ich nicht so recht verstanden :( Auch die Frage wie es ihr geht, kam mir eher... wie der letzte Nagel auf dem Sargdeckel ihrer Interaktion vor. Ich habe nicht das Gefühl, dass ehrliches Interesse dahintersteckte. Mir kommt Hunter nicht vor wie jemand, der solche Fragen stellen muss, weil er sich die Antworten vermutlich selbst zusammenlegt. Ich interpretiere es so, dass er sie mit seinem XO verwechselt, weil er sich vornimmt, sich Pu etwas mehr zu nähern, sich ihr zu öffnen. Nea ist ein geeignetes Übungsobjekt. Aber am Ende eklärt er das Ergebnis wohl für gescheitert. Ob eine Entwicklung stattgefunden hat, wird sich also wohl erst noch zeigen. Hm.

Alles sehr psychologisch ;) :)

Komischerweise hat mir "Schneeweiß" dennoch sehr gut gefallen. Das liegt sicher an deinem hervorragenden Schreibstil. Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie du es schaffst, mit wenigen Worten eine einmalige, ungeheuer dichte Atmosphäre zu erschaffen. Und in diesem Belang war "Schneeweiß" anderen deiner Geschichten sogar noch voraus! Ich mochte die Stimmung in der Anstalt, auf der Wanderung, auch am Ende. Ich habe "Schneeweiß" in einem Rutsch nach dem Typhon Pakt-Roman "Zwietracht" gelesen und war erstaunt über den qualitativen Unterschied. Studierst du eigentlich Literatur oder so etwas in der Richtung? Oder ist das nur ein Hobby? Auf jeden Fall würde ich es vielleicht doch mal in Betracht ziehen, ein paar Manuskripte an Verlage zu schicken. Ich glaube du gehörst zu den ganz wenigen Hobbyautoren, die wirklich im Regal der Buchhandlungen stehen sollten. Und das sage ich nicht, um dir Honig um den Bart zu schmieren, sondern weil ich es wirklich so meine. :)

Max:
Vielen Dank fürs Lesen und vielen Dank für den ausführlichen Kommentar :) :) :)


--- Zitat von: Star am 20.10.13, 13:15 ---Puh. Ich habe mir ein paar Tage Zeit gelassen, um über die Geschichte zu reflektieren, muss aber zugeben, dass ich zu keinem richtigen Ergebnis gekommen bin. Ich fürchte teilweise war mir "Schneeweiß" etwas zu hoch, zu tiefsinnig. Die Aussage der Geschichte ist ein bisschen wie Nebel. Schwebt vor mir, aber greifen kann ich sie nicht :/

--- Ende Zitat ---
Na, die Frage ist, ob ich sie greifen kann ;) Manchmal entwickelt eine Geschichte noch ein Eigenleben, aber ich habe manchmal die Erfahrung machen dürfen, dass die zusätzlichen Erkenntnisse, die mir nach dem Schreiben im Lesen der Geschichte kommen, zu der Intention passen. "Schneeweiß" psychologisiert ein wenig und gibt sich deswegen manchmal auch als tiefgründig aus, aber sie ist sicherlich tiefgründer als, na sagen wir, "Opalblau" oder "Magenta" ;) Das Thema machte es aber wirklich nötig, dass ich da so einen Ansatz wählte, glaube ich.


--- Zitat von: Star am 20.10.13, 13:15 ---Zunächst einmal finde ich es gut, und vielleicht auch notwendig, dass du auf Hunters Körperwechsel und den daraus resultierenden Folgen eingehst und dieser Sache sogar eine eigene Geschichte spendierst - und sicherlich keine schlechte. Ob er am Ende wirklich die von ihm erhoffte Veränderung durchgemacht hat, bleibt für mich fragwürdig. Hunter wirkt ruhiger, reflektierter. Dennoch steckt in ihm immer noch der Taktiker, der Denker, der kühl seine Möglichkeiten analysiert und... seeehr selbstsicher ist. Er kommt für mich immer noch rüber wie ein Mann, der glaubt die Mechanismen des Miteinanders und überhaupt der ganzen Welt grob durchblickt zu haben und daher von seinem Tun annähernd restlos überzeugt ist.

--- Ende Zitat ---
Ursprünglich war die Idee, die Konsequenz aus seiner körperlichen Veränderung noch deutlicher in den Vordergrund zu stellen (als sie hintergründig wirken zu lassen). Aber das hat sich dann "nicht gut angefühlt", weil es eher in (pseudo)psychologischen Gesprächen und langen Erklärungsabsätzen gemündet hätte, in denen dann einfach nur Hunters Background aufgearbeitet worden wäre. Das wäre zwar erhellend gewesen, mit weniger Handlung auszukommen, war aber für mich nicht erstrebenswert gewesen und deswegen habe ich ihn (und Nea) auf diese kleine Reise geschickt.
Es freut mich, dass Hunter ruhiger und reflektierter erscheint, denn das war wirklich so etwas wie das Ziel der Folge; wirklich als "Komparativ": ruhiger und reflektierter, aber noch nicht ruhig und reflektiert ;) :D Nach Folgen wie "Gelb" ist das für ihn aber auch notwendig gewesen, denn danach (und nach Folgen, die mir noch so vorschwebten) konnte man sich schon an den Kopf greifen und sich fragen, was der überhaupt für ein Problem hat ;) :D Dessen ungeachtet muss ich natürlich auch gestehen, dass eine Figur wie Hunter (zu schreiben) schon auch Spaß macht, weil man mit dem Zügellosen und Überheblichen schon auch viel anstellen kann. Dass er jetzt etwas eingebremst wird, sorgt aber immerhin dafür, dass er weiter Captain bleiben darf (statt vors Sternenflottengericht zu kommen ;)).


--- Zitat von: Star am 20.10.13, 13:15 ---Warum Taten gelogen hat, ist mir nicht ganz klar geworden. Wollte er Hunter nur aus der Reserve locken? Seine Reaktion testen? Oder... hat er ihn falsch eingeschätzt?
--- Ende Zitat ---
Ich gebe zu, hier spricht nicht unbedingt die allerallerallergrößte Wertschätzung für die Psychologen aus mir, wenn ich Taten diesen Fehler begehen lasse. Gut, Psychologen sind auch nur Menschen und mir war dieser Aspekt schon auch wichtig: Wir sind im 24., streng genommen schon im 25. Jahrhundert; hier kann alles mehr oder weniger abge-space-t sein, mit Nanosonden im Hirn und Geistesversschmelzungen als Behandlungsform. Aber ich wollte, dass bei der Seite der Ärzte auch das Menschliche vorkommen darf - was Fehler miteinschließt. Natürlich ist das ein leichterer Weg, als sich komplizierte andere Methoden auszudenken, aber nach "Inkarnat", wo sich Hunter mittels Technik (inklusive Gen-Umformung) hat umwandeln lassen, wollte ich gar nicht versuchen, das zu steigern.
Eine Art Test Hunters mag dabei sein, in erster Linie halte ich Taten hier aber für furchtbar unbedarft und er ist in seiner Welt gefangen und nicht in der Lage, Hunter zu verstehen. Ein wenig Pessimismus an dieser Stelle also ;)
Der andere Punkt ist eindeutig der, dass ich einen Verdachtsmoment gegen Taten, der sich bestätigte, brauchte. Nur so konnte Hunter wirklich einigermaßen berechtigt glauben, Taten eben nichts glauben zu dürfen, was die Pointe - wie Hunter sich und Nea rettet - erst möglich macht.


--- Zitat von: Star am 20.10.13, 13:15 ---Hunters Interaktion mit Nea war schön - auch ihre unterschiedliche Art der Wahrnehmung auf der Wanderung hat mir gefallen. Hunter, wie immer wissend, ohne abgebrüht und zynisch zu sein, sie, eher staunend und einfach verarbeitend. Warum sie am Ende vor ihm wegläuft(?)... keine Ahnung. Habe ich nicht so recht verstanden :( Auch die Frage wie es ihr geht, kam mir eher... wie der letzte Nagel auf dem Sargdeckel ihrer Interaktion vor. Ich habe nicht das Gefühl, dass ehrliches Interesse dahintersteckte. Mir kommt Hunter nicht vor wie jemand, der solche Fragen stellen muss, weil er sich die Antworten vermutlich selbst zusammenlegt. Ich interpretiere es so, dass er sie mit seinem XO verwechselt, weil er sich vornimmt, sich Pu etwas mehr zu nähern, sich ihr zu öffnen. Nea ist ein geeignetes Übungsobjekt. Aber am Ende eklärt er das Ergebnis wohl für gescheitert. Ob eine Entwicklung stattgefunden hat, wird sich also wohl erst noch zeigen. Hm.

Alles sehr psychologisch ;) :)

--- Ende Zitat ---
;) :D
Also, ich glaube einfach, dass sich Nea wirklich verlaufen hat. Dass sie geflohen sein konnte, drängt Hunters Unterbewusstsein ihm schlicht unwiderstehlich auf. Aber Nea ist für mich ein interessanter Charakter, weil ihr Hunter und Taten nichts zutrauen und der Leser eigentlich nicht genau weiß, ob das berechtigt ist. Den Grund, warum sie behandelt werden muss, kennen wir ja nicht, aber es scheint einen zu geben; und zuerst will sie nicht nach draußen, dann ist sie so gedankenverloren, dass ich durchaus einfach annehme, dass sie weiterwandelt, ohne auf Hunter zu achten.
Bei Hunters Abschlussfrage würde auch ich ihm immerhin noch so was wie guten Willen unterstellen ;) Für den Einstieg ist das in dem Sinne ja noch gar nicht soooo schlecht, vielleicht eben, weil er so etwas wie Empathie nicht (oder nur wenig) mit Taktik vermischt. Dennoch glaube ich wirklich auch, dass das Verhältnis Nea / Hunter nicht dazu geeignet ist, viel zu tragen.


--- Zitat von: Star am 20.10.13, 13:15 ---Komischerweise hat mir "Schneeweiß" dennoch sehr gut gefallen. Das liegt sicher an deinem hervorragenden Schreibstil. Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie du es schaffst, mit wenigen Worten eine einmalige, ungeheuer dichte Atmosphäre zu erschaffen. Und in diesem Belang war "Schneeweiß" anderen deiner Geschichten sogar noch voraus! Ich mochte die Stimmung in der Anstalt, auf der Wanderung, auch am Ende. Ich habe "Schneeweiß" in einem Rutsch nach dem Typhon Pakt-Roman "Zwietracht" gelesen und war erstaunt über den qualitativen Unterschied. Studierst du eigentlich Literatur oder so etwas in der Richtung? Oder ist das nur ein Hobby? Auf jeden Fall würde ich es vielleicht doch mal in Betracht ziehen, ein paar Manuskripte an Verlage zu schicken. Ich glaube du gehörst zu den ganz wenigen Hobbyautoren, die wirklich im Regal der Buchhandlungen stehen sollten. Und das sage ich nicht, um dir Honig um den Bart zu schmieren, sondern weil ich es wirklich so meine. :)

--- Ende Zitat ---
:bounce :lieb :bounce
Vielen, vielen Dank, dieses Lob bedeutet mir viel. Wirklich ein Buch veröffentlich, wäre natürlich ein Traum! Könnte ich doch nur mal ein Manuskript ordentlicher Länge, statt nur Kurzgeschichten schreiben, würde ich auch den Versuch starten und was einsenden. Nur irgendwie fällt es mir schwer ein Thema zu finden, das genügend Stoff für mich hergäbe :(
Ich hatte NdL (Germanistik, neuere deutsche Literatur) als Nebenfach und so ein wenig hilfreich war das mMn schon auch irgendwie: Ich habe hier gelernt, wie sorgfältig und vielschichtig Autoren mit ihren Texten umgehen und wie viel man entdecken kann, wenn man nur genauer hinschaut und nicht jeden Satz einfach so nimmt, wie er zu sein scheint. Und das bestärkte mich zum einen darin, mir sozusagen über jede Silbe Gedanken zu machen, andererseits macht das das Schreiben auch wieder, hmm, "anstrengender". Spaß macht das Schreiben dann aber dessen ungeachtet schon auch hin und wieder ;), eben auch, wenn ich versuche, eine gewisse Atmosphäre zu erschaffen.
Dass Du findest, dass das bei "Schneeweiß" geklappt hat, freut mich wirklich ungemein!  :lieb

Leela:
sorry für die Verspätung... der Text hätte seit fast 10 Tagen hier sein sollen. :/
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Dick Laurent ist tot.
Mit dem Satz beginnt ein ziemlich seltsamer (aber guter) Film, er eine recht eigenartige Atmosphäre aufweist. Und im Verlauf des gesamten Filmes bekommt man nicht wirklich so genau heraus, warum Dick Laurent tot ist bzw. wieder lebt und warum das alles so passiert und wieder passiert wie man es gerade sieht.

… und, Warpsprung.

Ich spekulier ja beim lesen gerne. Eigentlich andauernd. Bis zum Ende der Geschichte hatte ich zwei Vermutungen. Die eine, dass Hunter durch seine „Bodymodifikation“ inzwischen selber eine Frau ist - was die gesamte Geschichte, die man stark aus Hunters (spürbar) männlicher Sicht präsentiert bekommt am Ende umdreht und völlig neue Perspektiven auf die Einzelszenen eröffnet.
Meine andere Vermutung war, dass Nea nicht real sei, sondern eher eine Art Projektion Hunters, der sich versucht mit seinem neuen Selbst - anzufreunden und als er es schliesslich schafft und damit „ins Freie“ tritt, sich dieses nach anfänglichem Erstaunen buchstäblich auflöst. Sozusagen die Dualität zwischen dem alten und dem neuen Hunter - aufgehoben wird.

Beides zeigt eigentlich wie sehr... meine Gedanken um das zentrale Motiv (die „Umwandlung“ Hunters) kreisen, das aber gar nicht (mehr) Subjekt dieser Geschichte ist. Aber es ist eine Art Hypothek. Eigentlich will ich dauernd wissen, in was Hunter sich tranformiert/umoperieren liess - denn das hat in schliesslich in die Anstalt gebracht. Aber... ich bekomms nicht raus. Ich bekomm nicht mal raus wie Hunter selber inzwischen dazu steht. Seine Haltung und Gefühlswelt dazu ist... nicht wirklich greifbar. Wäre mir aber wichtig, weil sie bedingt ob er sich zu Recht am Platz sieht, oder nicht. Steht er zu seiner „Umwandlung“ müsste er sich eigentlich viel stärker da unten... zu unrecht festgehalten fühlen und aufbegehren. Zweifelt er sie inzwischen an, müsste er sich besser einfügen. Hunters Standpunkt hier ist  schwer .. fassbar. Was es mir schwer macht ihm irgendwie.. zu folgen. Er benimmt sich ein wenig so als steht er unter Psychopharmaca.

Sprung zurück;
Die Föderation hat ihn quasi einweisen lassen. Hätte ich, zugegbnermassen, auch. Sich zu verändern mag gut sein - aber es gibt da Abstufungen. Man kann seinen Namen ändern... dann seine Umgebung und seinen Job... der Körper ist da sicher... das schwerwiegendse und tiefgreifendste. Dennoch hat Hunter Schritt 1 & 2 übersprungen. Schlimmer noch, er WILL ja weiter Hunter heissen und auch weiter ein Raumschiff kommandieren... also alles dasselbe nur... mit neuem Körper?
Hunters eigene Aussage mit der Sühne.. finde ich dann auch arg... unbefriedigend. Zumal später noch Aussagen hinzukommen das sogar sein Genom verändert wurde - er aber (trotz Neubeginn) womöglich noch „Geltungssüchtig“ ist... aber... nach was? Wenn er einen so radikalen Schritt geht um einen Neuanfang zu starten, kann er doch kein Geltungsbedürfnis auf seine alten Statussymbole haben?

Das Gespräch das den Anfang markiert... zwischen Taten und Hunter, finde ich dann auch doppelt schwierig. Zunächst einmal kommt man unwillkürlich auf so eine typische Psychatrie Frontenstellung hin - zum anderen wird eben wieder genau jener Eingriff thematisiert, wie... schwerwiegend er war. Aber was ist denn nun genau passiert? (OK, ich les die Geschichte eben als Einzelgeschichte, mir fehlt was.) Und - noch etwas fataler - die Widersprüche in Hunter die mir auffallen oder die Hunter sogar selber offen legt - erkennt man (Arzt) gar nicht, oder man erkennt sie - bespricht sie aber nicht. Beides ist gleich schlimm und lässt eigentlich die Frage zu warum man Hunter dann noch dort haben will.

Das Versteckspiel von Taten lässt mich dann auch etwas ratlos zurück. Denn da Taten die Entlassung Hunters ja quasi schon in der Tasche mit sich rumträgt... warum nochmal dieses „Ich bin neu und will sie kennen lernen?“ was... am Ende nicht stimmt. Es kostet den Arzt Vertrauen und erweist sich als  überflüssig... Taten ist hier etwas... naja, ich finde ihn seltsam. Er benimmt sich jedenfalls wie jemand der einen Tag vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis noch seinen Zellennachbarn umbringt, nur um zu beweisen das doch alle Recht hatten die sagten er sei ein schlechter Mensch.

Nea ist da deutlich besser eingeführt - obwohl auch da wenig kommt - sie tritt fast nur passiv in Erscheinung. Eher das Hunter ihre Gesellschaft gerne hat, sie herauslocken will - andererseits aber teils scheinbar... bewusst gleichgültig ihr gegenüber auftritt. So habe ich das zumindest zwischen den Zeilen herausgelesen. Da hätte ich mir zur Vertiefung vielleicht sogar noch 1-2 Gesten oder Randnotizen gewünscht.

Der Ausflug und dessen Beschreibung ist dann wieder ein sehr starker Teil - an dem ich wenig kritisieren kann. Auch die Assoziation Nea, Weiß, Unschuld kommt recht deutlich heraus für mich. Wobei mir einige Symbole dann schon fast zu stark waren (Hunter verliert sie beim Betrachten der Sterne aus den Augen).
Zusammen mit dem ersten, Kammerspielartigen Teil bildet er aber eine gute Symbiose und ich vermute das verstärkt den Reiz der Geschichte. Das Ende ist wieder ein kleiner Bruch, an Bord des Schiffes - zumindest empfinde ich es so, es wirkt wie eine „Klammer“ in der Geschichte, aber ohne Gegenstück zu Beginn.

Das klingt nun alles enorm schlecht - ist es aber nicht. Wie geschrieben übt die Geschichte einen hohen  Reiz beim Lesen aus - ohne das man genau sagen kann woher. Und auch deswegen habe ich sie sehr gerne gelesen. Deswegen seh ich auch Dick Laurent gerne - ich weiß immer noch nicht genau ob er tot ist und warum. Aber... es macht jedes mal Spass sich mitnehmen zu lassen und die Sachen zu entdecken (ich habe die Geschichte 4 Mal gelesen.).

---

Gut, aber weiter; Da ich Dich die letzten paar Mal verschont habe, komme ich nun zu einer kleinen (üblichen) Kritik. An manchen Stellen bist Du immer noch zu.... Wortverliebt. Und das führt zu einige (in meinen Augen) Formulierungen die... in der Geschichte stehen wie Glasblumen. Man sieht sie fasziniert an, aber kommt man ihnen zu nahe zerbrechen sie.

Einige Beispiele; „geendigt“ oder „Bauchig und groß fasste es nicht viel weniger als einen Drittel Liter Wasser“ - ich glaube hier hat Dich die Formulierung sogar reingelegt, denn es müsste (glaube ich) heissen „nicht viel weniger als ein Drittel“ … ein Drittel von Was? Von einem Liter Wasser. Oder „ohne die größte Vorsicht“ - wäre, glaube ich „ohne grössere Vorsicht“. Aber gut, kann ich mich auch täuschen.

Ich finde das oft immer noch unnötige Stolpersteine, komplexe Formulierungen wo mir unklar ist warum sie so verschachtelt oder gehoben daher kommen. Beispielweise; „...nach dem intensiven Studium seiner selbst wusste Hunter, dass diese Erinnerung trotzdem nicht zufällig gekommen war. „ - Würde man nicht einfacher und besser sagen „da er sich selbst kannte“ oder noch kürzer, „Wie er sich kannte,...“ - muss es das Studium seiner Selbst sein?

„Hunter verspürte keinen Drang, sich der Unterhaltung anzuschließen; einzig eine omnipräsent unter einer Oberfläche simpler Tätigkeiten lauernde Langeweile hätte ihn dazu bewegen können.“ - Also auch der Satz... puh. Wäre die Formulierung; „Ihm war nicht langweilig genug um mit zu reden.“ soviel schlechter? Wieso muss es eine omnipräsente, unter simplen Tätigkeiten lauerndes etwas sein? Derartige Formulierungen beissen sich übrigens auch etwas mit Hunters Stil. Das ist wie wenn man liest das eine Vulknaierin eine flapsige Bemerkung macht - das geht, scheint aber allein von der Wortwahl doch auch irgendwie nicht ganz zu passen. oO

Deine Geschichten und Dein Stil haben unbestreitbar eine gewisse Eleganz. Aber Eleganz neigt auch zu Einfachheit. Das bedeutet nicht das diese Sätze schlechter werden wenn man sie vereinfacht - aber, um mal zwei gemeinhin bekannte Zitate zu mixen und anzubringen, „Echte Kunst ist immer sehr Einfach - und sie besteht im weglassen des Überflüssigen.“

Du solltest Deinen Stil nicht ändern - aber einige solcher Formulierungen sind derzeit noch Wortsodokus - die man... elegant ein wenig kürzen kann, ohne sie weglassen zu müssen. Das würde ich mir noch wünschen.

---

Dritter Teil. Eine kleine Sache nehm ich Dir etwas übel - und zwar den Link ganz oben in dem Thread, der zum Wikiartikel führt. Und zwar deshalb weil Du in dem Artikel Deine eigene Interpretation... der gesamten Geschichte darlegst.
Du … interpretierst Deine eigenen Werke?
Um es zu erklären; Ich habe/hatte die Geschichte zum Glück bereits einmal gelesen als ich den Wikiartikel besuchte (ich erhoffte mir einen Hinweis auf Hunters Modifikation). Wäre das umgedreht gewesen hättest Du von mir keinen neutralen Ersteindruck mehr bekommen, denn ich hätte die Geschichte mit Deiner Interpretation gegen gelesen.

Ich finds nicht schlecht, dass Du auf einige Dinge Hinweist die der normale Leser sicher nicht versteht (Thomas Mann) - aber ansonsten hast Du auch eine extreme Aus-Interpretation Deiner Intention und der gesamten Geschichte vorgenommen, wo ich mich frage ob Du dem den Lesern wirklich mit an die Hand geben willst. Du kannst das natürlich machen - aber es wird die Vielfältige Lesart und Interpretation Deiner Geschichten enorm einschränken, zugunsten der Autoren-Intention. Das wäre wie wenn Goethe dem Faust eine ausführliche Interpretationsanleitung beilegt. Das Werk wird damit nur noch unter formellen Aspekten interessant. Goethe behält dann zwar die ewige Deutungshoheit - aber das führt dazu das die Geschichte für Leser deutlich an Reiz verliert.

Ich wäre übrigens nicht auf die Idee verfallen die Geschichte symbolisch beinahe schon überladen zu nennen, bis ich Deine Interpretation las. ;)

Also bitte nicht falsch verstehen; Ich habe nichts gegen Hinweise und Darstellungen, zB das sowohl Hunter als auch Taten an einem Mangel an Empathie leiden... ist keine Interpretation der Geschichte sondern eine kurze Zusammenfassung. So was schadet nicht... aber wo Du in die Interpretation gehst, entziehst Du dem Leser Dein eigenes Werk wieder.  Ich bin mir nicht sicher ob es das ist, was Du möchtest.


…........-.............

…. bis hierhin hatte ich weder Stars noch Deine Kritik gelesen - um meine erst mal so zu Papier zu bekommen. Daher nun hier ein Anhang.

Star kann ich insgesamt zustimmen, auch was Deine gehobene literarische Regalität anginge. Siehste - komische Formulierung. XD Sein Bild das die Aussage der Geschichte wie Nebel ist... geht mir sogar nicht weit genug. Die Gesamte Geschichte ist wie ein Nebel, wie ein Schleier... es bleibt vieles Unklar, aber Nebel versteckt auch unschöne und überflüssige Dinge und sorgt für elegante Gleichheit - was die Geschichte eben zu einem Lesegenuss macht (einmal mehr) auch wenn sie eben nebelig, oder besser, schwer greifbar bleibt.

Joa... was vergessen? Bestimmt. :D

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