Forum > Autorentipps

Ist es tatsächlich schwierig eine "helle Geschichte" zu schreiben?

<< < (5/9) > >>

David:

--- Zitat von: Max am 18.10.13, 15:23 ---
--- Zitat von: SSJKamui am 18.10.13, 15:18 ---
--- Zitat von: David am 18.10.13, 14:23 ---
Weg vom dunklen Ambiente und hin dazu, wo die Forschung im Vordergrund stand.
Das Entdecken...


--- Ende Zitat ---

so eine ähnliche Überlegung eines Paradigmenwechsels hatte ich auch (nicht im Bezug auf das dunkle Ambiente, sondern auf das Militär). Ich hatte gedacht, meine Geschichte sei so intellektualisiert geworden, dass ein grosser Militärbezug einfach nicht mehr passen würde. (Das war auch ein Grund, warum ich von Star Trek wegging, weil mir das zu militärisch war.)

--- Ende Zitat ---
Na ja, also wie ich andeuten wollte: Star Trek kann so wenig militärisch sein, wie man es möchte.

--- Ende Zitat ---

Dem stimme ich zu.
Es kommt immer darauf an, worüber man schreiben möchte:
Marines, während des Dominionkrieges - um mal ein extrem zu nennen
oder
Die Besatzung eines Forschungsaußenpostens, der realtiv abgelegen ist, wodurch sich ein Grad von Kameradschaft entwickelt, der die ... sagen wir es mal, typischen hierarchischen Konzepte einer Kommandostruktur durchbricht.

(Die Diskussion über meinen Pilotroman bitte hier nicht fortführen sondern hier : http://www.sf3dff.de/index.php/topic,1914.msg166773.html#msg166773)

SSJKamui:

--- Zitat von: Max am 18.10.13, 14:54 ---Also kann man einfach ein utopisches Setting wählen und dort eine ansprechende Geschichte erzählen.


--- Ende Zitat ---

Die Jetsons im Star Trek Universum?

Max:

--- Zitat von: SSJKamui am 18.10.13, 18:21 ---
--- Zitat von: Max am 18.10.13, 14:54 ---Also kann man einfach ein utopisches Setting wählen und dort eine ansprechende Geschichte erzählen.


--- Ende Zitat ---

Die Jetsons im Star Trek Universum?

--- Ende Zitat ---
Tja, wenn ich die Serie doch bloß genug kennen würde, um das beantworten zu können! Vielleicht: ja!
Die Familie Feuerstein habe ich jedenfalls geliebt ;) :D

Leela:

--- Zitat von: Max am 18.10.13, 14:54 ---"In the Cards" ist eine sehr schöne Episode. Sie ist wirklich auch unterhaltsam und man kann sich alles in allem sehr wohl fühlen.
Die Frage, die sich mir stellt: Würde sie nicht auch ohne den Kriegshintergrund funktionieren? Oder: Bringt nicht gerade der Krieg etwas "Bittersüßes" in das Geschehen, durch das zwar die eigentliche Folge zu einer Art comic relief wird, es sich aber wirklich nur um eine Entlastung für ein anderes Gefühl handelt? Im Kontext des Kriegshintergrunds kompensiert die Folge also ein anderes, (bestimmendes?) Gefühl?
Man kann jetzt auch finden, die Folge würde durch den drohenden Krieg ernsthafter: Vor dem düsteren Hintergrund "verzeiht" man nicht nur manch Albernheit, man stuft sie sogar zu einer gewissen Tiefe hoch (wie das klingt ;)), weil man sie im Kontrast zu der extremen Gefahr und psychischen Bedrängung eben als ("legitimen") Ausgleichsmoment betrachtet.

Ich frage mich, ob bei Episoden (Serie oder FF) wirklich eine Dunkelheit nötig ist, um eine "helle" Geschichte zu erreichen. Wer Mitten im Licht steht, sieht die Dunkelheit nicht. Natürlich gibt es die Dunkelheit noch, aber sie spielt eben einfach nicht die geringste Rolle.
Also kann man einfach ein utopisches Setting wählen und dort eine ansprechende Geschichte erzählen.
--- Ende Zitat ---


Aber... was ist ansprechend?
Wir (Realität) sind jeden Tag von Konflikten umgeben, ob im Grossen oder Kleinen. Wenn Geschichten das nicht wiedergeben, berühren sie uns letztlich auch nicht. Oder um Deine Metapher aufzugreifen... wenn man nur im Licht steht... sieht man nicht mehr was um einen herum vor sich geht, man ist geblendet.

"In the Cards" kannst Du so oder so interpretieren. Je nachdem wo Du die Hauptaussage ansetzt kann man die Folge als "Es ist immer Hoffnung da" oder "Alles ist miteinander verbunden" interpretieren. Die letztere Interpretation würde auch ohne den Kriegshintergrund funktionieren - nähme der Folge aber einiges von ihrer Vielfältigkeit und würde ihre Bedeutung deutlich verkleinern. Ich glaub... das sagt schon einiges aus.

Ich mein, man muss sich auch mal bewusst machen was Sci Fi für Literaturgenre und Gattung ist - und ohne es abwerten zu möchten, ist es eben kein Charakterdrama... figuren darin werden aso immer wieder vor relativ üblichen Krisen und relativ grossen Ereignissen entwickelt. Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστι.

Max:

--- Zitat von: Leela am 18.10.13, 20:35 ---Aber... was ist ansprechend?

--- Ende Zitat ---
Joah, ansprechend ist, was unterhält. Nur was man unterhaltend findet, ist natürlich enorm subjektiv.


--- Zitat von: Leela am 18.10.13, 20:35 ---Wir (Realität) sind jeden Tag von Konflikten umgeben, ob im Grossen oder Kleinen. Wenn Geschichten das nicht wiedergeben, berühren sie uns letztlich auch nicht.

--- Ende Zitat ---
Ich bin auch nicht der Meinung, dass "helle" Geschichten Geschichten ohne Konflikte sind. Die Frage ist nur, welche Konflikte auf welche Art beschrieben werden. Wie erschütternd müssen die Konflikte sein, bis dann aus "hell" "dunkel" wird und muss eine Geschichte diese schwer zu definierende Grenze überschreite, um Mitgefühl zu erwecken?

Darüber hinaus: Ich wage einmal zu bezweifeln, dass die eigentlichen Konflikte, die wir aus der Realität kennen, mit denen aus den "klassischen" Genregrößen von Sci Fi oder Fantasy wie beispielsweise "Herr der Ringe" zu vergleichen sind. Anteile der "Lösungsansätze" - Freundschaft wäre da der vielleicht wichtigste Aspekt - kennen wir, aber die Probleme nicht (Frodo ist nicht arbeitslos, nein, er muss seine Welt vor dem Bösen retten). Ob wir die Konflikte also wirklich nachvollziehen können, entscheidet nur bedingt darüber, ob sie uns berühren oder nicht, denke ich.
Ein weiteres Phänomen ist auch das der Weltflucht. Ich vermute, das funktioniert im Positiven wie auch im Negativen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Leute Krimis oder Kriegsfilme anschauen, weil sie eine Sehnsucht nach solchen Situationen verspüren. Düstere Geschichten könnten demnach vielleicht auch so eine Art Korrektiv sein (à la "Mensch, bin ich froh, dass ich solche Probleme nicht habe!"). Sollte das so sein, ginge es gerade auch darum, dass die Geschichte, die man rezipiert, eben nicht die eigene Realität wiedergibt. Im Positiven erfüllen Liebesfilme bzw. -romane diese Funktion wohl am ehesten. Klar, auch bei Pilcher & Co. gibt es Widerstände und (teilweise auch handfeste) Konflikte, am Ende steht aber ein überhöhtes Idyll, von dem die Rezipienten auch wissen, dass es nicht der Realität entspricht.

Ich gebe Dir aber an sich wirklich Recht, dass es einen Konflikt schon braucht, um die Identifikation hoch zu halten.
(Konfliktlosigkeit in Reinkultur erlebt man in einem Roman, der für mich oft ein Referenzwerk ist: "Der Nachsommer", sicher habe ich ihn hier auch schon mehr als einmal erwähnt. Der Ich-Erzähler hat auf den ersten Blick überhaupt kein Problem - auf den ersten Blick! Schaut man sehr genau hin, tja dann! Dass dann doch noch Konflikte zu Tage treten, hilft einem nicht, wenn es darum geht, ob man berührt wird davon oder nicht, weil man die dann entdeckten Konflikte  aber gefühlsmäßig nicht nachvollziehen kann; Konflikt allein nützt also auch nicht).
Allerdings: Kann nicht auch eine Herausforderung den lupenreinen Konflikt ersetzen?
Allgemein kann die Sympathielenkung wahrscheinlich auch funktionieren, indem man den Figuren Eigenschaften gibt, die einem eben vertraut sind, und man hat ja auch Eigenschaften jenseits der Angst und gewissen Makeln.


--- Zitat von: Leela am 18.10.13, 20:35 ---Wir (Realität) sind jeden Tag von Konflikten umgeben, ob im Grossen oder Kleinen. Wenn Geschichten das nicht wiedergeben, berühren sie uns letztlich auch nicht. Oder um Deine Metapher aufzugreifen... wenn man nur im Licht steht... sieht man nicht mehr was um einen herum vor sich geht, man ist geblendet.

--- Ende Zitat ---
Ja das ist doch wunderbar! Was ist diese Einschränkung denn anderes als ein Konflikt? Wäre es nicht wahrscheinlich, dass absolutes Dauerglück in eine Depression führen würde? Aspekte wie die Überwindung einer Ziellosigkeit, einer Antriebslosigkeit, des Verlusts eines Maßstabs, durch den das Glück noch erfahrbar wird - das sind alles erstaunliche Themen für eine "helle" Geschichte, für eine Utopie.


--- Zitat von: Leela am 18.10.13, 20:35 ---Ich mein, man muss sich auch mal bewusst machen was Sci Fi für Literaturgenre und Gattung ist - und ohne es abwerten zu möchten, ist es eben kein Charakterdrama... figuren darin werden aso immer wieder vor relativ üblichen Krisen und relativ grossen Ereignissen entwickelt. Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστι.

--- Ende Zitat ---
An sich schon, aber ich glaube nicht, dass das Genre darauf festgelegt sein muss.
Die Science Fiction hat die Möglichkeit, durch die Zukunftstechnik die Krisen wie den Krieg auf die Spitze zu treiben.
Aber sie ist eben auch so mit das einzige Genre, in dem eine Utopie gezeigt werden kann, ohne dass es unglaubwürdig ist. Deswegen hat diese Gattung ordentlich Potenzial, finde ich.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln