Naja, ich fürchte so wirklich hilft mir das nicht weiter - da ich momentan nicht die Zeit habe 3 Geschichten zu lesen und exzerpieren.
Ich seh die Antwort daher mal als "ausstehend" an.
Na ja, die mangelnde Lust aufs Exzerpieren ist verständlich

"Ausstehend"? - das nun auch wieder nicht

Letztlich gab es ja diesen Teil auch noch:
Ich persönlich wäre ja inzwischen auch immer mehr bereit, diese Auseinandersetzung mit dem All philosophisch werden zu lassen. Ich konnte es leider noch nicht in eine Geschichte "gießen", aber grundsätzlich ist für mich die Frage legitim, wie der Mensch, der für die Natur "konstruiert" ist, überhaupt im Weltraum existieren kann. Vorstellbar ist für mich zum Beispiel, dass es Inhalt einer Geschichte sein kann, wie ein Astronaut schlicht versucht, in der Unendlichkeit nicht verrückt zu werden: Von Dimensionen, die das menschliche Hirn nicht mehr erfassen kann, umgeben zu sein, kann eine Herausforderung sein.
(Wie sich der Mensch in seiner Umgebung zurecht findet, ist grundsätzlich ja auch eine interessante Sache für die Science Fiction, weil es nicht nur um die Spiegelung gesellschaftlicher Verhältnisse geht, sondern ja immer mehr auch um Ökologie).
Dabei muss es nicht bleiben. Mir schwebt auch ein Geschichtenansatz vor, wie ich ihn auch in einem von Davids Threads angedeutet habe: Ein Mensch kommt auf die Welt und hat von seinen "Altvorderen", die erfolgreich für die Verwirklichung der Utopie gekämpft habem, nur den einen Auftrag mit auf den Weg, die "menschliche Mentalität" zu verbessern. Es handelt sich bei so einem Menschen quasi um einen modernen griechischen Philosophen. Und es ist eine ganz merkwürdige Herausforderung, denn was willst Du schon am Paradies verbessern? (Lustiger Weise könnte auch so eine Geschichte auf ein Szenario "Kampf wider dem Wahnsinn" hinauslaufen
).
Ich kann jetzt natürlich nicht aus dem Stehgreif ein Dutzend Konzepte für Utopien erfinden. Von den beiden angedeuteten ist aber der zweite schon insofern viel Wert, als dass man wirklich sehr, sehr viel an Grundlage beschreiben muss und auch kann.
'Herausforderung' kann ja alles sein, was den jeweiligen Stand (einer Technik, einer Person, einer Gesellschaft) mit dem Ziel hinterfragt, eine weitere Verbesserung herbeizuführen. Wenn das nicht aufgrund von Missständen, sondern einer anderen Motivation geschieht, macht das die Sache reizvoller, weil man sich neue Schemata ausdenken muss, statt auf einfache Muster zurückzugreifen.
* zum einen bewegst Du Dich in einem vordefinierten Universum. Du musst Grössere Konflikte in denen sich Deine Story bewegt nicht erst aufbauen. ZB kann die Satyr auf einen Romulaner treffen und alle wissen in etwa was das für Leute sind. Du könntest eine Diplomatie Mission schreiben - die auch von dem bereits durch Star Trek im Hintergrund aufgebauten Kriegszenarios aufbaut. Du hast hier also den Luxus Konflikte als gegeben vorauszusetzen ohne sie selbst schreiben zu müssen.
Es ist wahr, dass ich mit der Satyr-Reihe einen vordefinierten Rahmen habe. Für mich ist das ein Luxus in Bezug auf die angenehm kurze Länge der Geschichten. Wäre es für mich ein Ziel, aus einem Satyr-Konzept einen Roman zu machen, wäre dieser Hintergrund ein Nachteil, weil es mir die Gestaltungsfreiheit ja raubt: Nicht ich kann bestimmen, welche Vergangenheit Föderation und Romulanisches Imperium haben, die canon-Autoren taten das.
Wenn ich aber schreibe, dass ich mit der Satyr-Reihe utopische Ansätze auch verwirklichen kann, dann ist es völlig unerheblich, ob die Serie schon irgendwelche Konflikte behandelt hat oder nicht. Vielleicht geht das Beispiel "Neochrom", weil ich glaube, dass Du die Geschichte schon gelesen hast. Diese Story funktionert im Grunde ohne Star Trek und dass ich sie ins ST-Universum verlegt habe, lag auch daran, dass ich genau so eine Art von Geschichte und kein Kriegsszenario mal wieder in ST haben wollte.
Natürlich gibt es auch Folgen, in denen ich auf Spezies und alte Konflikte zurückgreife, aber das sind ganz klar nicht die, die unter der Prämisse einer friedfertigen, heilen Welt entstanden sind. Sie waren für mich genauso leicht oder schwer (unter den typischen Vorzeichen) in die "Satyr-Welt" zu integrieren wie die mit dem utopischen Touch.
* zweitens hast Du keine durchgehende Geschichte, sondern "Streiflichter" - kurze AUsschnitte. Du hast also nicht zwangsläufig eine durchgehende Kontinuität. Du kannst springen.... nicht nur vor und zurück, sondern sogar auf ganz andere Zeitebenen mit anderen Figuren. Die Satyr Reihe ist daher eher... diskontinuierlich angelegt. Es sind eben.. Kurzgeschichtem Streiflichter,... keine klassischen Fortsetzungen die aufeinander aufbauen.
Auch das ist wahr. Allerdings sehe ich auch hier kein wirkliches Problem, denn nur weil die Satyr-Reihe einen anderen Ansatz wählt, heißt das nicht, dass aufeinander aufbauende Geschichten in einem utopischen Umfeld nicht möglich seien.
Nimm der einen "Exophilologen": Er erlernt langsam eine fremde Sprache und entdeckt dadurch nach und nach eine völlig andere Zivilisation, indem er Quellen dieser fremden Spezies auswerten kann. Stars epochales Werk geht meiner Wahrnehmung nach in diese Richtung. Er wird auf viel Action und Spannung setzen, warum auch nicht? Aber die alte Kultur (über die natürlich auch der ein oder andere handfeste Konflikt eingebaut werden kann; indirekt, aber explizit) wird auf diese Weise auch nicht binnen zehn, sondern, wenn man will, tausend Seiten und auf einander aufbauend zu zutage treten: Ohne dass man die fremde Syntax versteht, kann man den Text nicht entziffern; ohne dass man den Text entziffern kann, kann man nicht in die fremde Gedankenwelt eintauchen; sobald man in die fremde Gedankenwelt ein wenig eingetaucht ist, kann man das Textverständnis verbessern; wenn das erreicht ist, kann man die fremden Geschichten lesen, genießen und analysieren und dann herausfinden, wie viel Wahrheit dahinter stecken könnte, Rekonstruktion eines vergangenen chronoloischen Aufbaus inklusive.
* drittens bist Du stark auf einen Mikrokosmos beschränkt (Schiff + "kleine Abenteuer") - Du entwickelt das Backgroundszenario (Föderation/Machtblöcke) nicht wirklich. Da aber zB Krieg gerade grösse Machtgruppen vorrausetzt und Entwicklungen dort in Blick hat... umgehst Du das Thema auf die Art.
Das war ja eine bewusste, willentliche Entscheindung. Ich glaube auch nicht, dass das eine Frage eines hellen oder dunklen Szenarios ist. Theoretisch könnte ich eine KG über einen Krieg zwischen Föderation und Klingonen schreiben. Ich glaube die Rechnung "Dunkles Szenario (oder Kriegsszenario) = Komplexität und Fortführbarkeit" und "Helles Szenario (oder Utopie) = keine Komplexität und Fortführbarkeit" geht nicht wirklich auf.
Es gibt zudem auch Einschränkungen. So behandelt "Taupe" genau die Auseinandersetzung mit einem (nicht klassischen) Machtblock: Das Verhältnis zu den Borg wird (sozusagen einleitend) entwickelt und, wenn wundert's, ohne dass ein Krieg aufzieht. Klar baue ich auf etwas bekanntem auf; siehe oben. Das hat halt wie erwähnt Vor- und Nachteile. Ich kann es mir halt dann leisten, nicht erklären zu müssen, wie das Schiff mit Überlichtgeschwindigkeit fliegen kann. Diese utopische Technologie darf man aber eben nicht völlig vergessen, nicht einfach negieren.
Durch diese drei Dinge kannst Du mit Satyr quasi beliebige Theman aus- oder einblenden, sie aufgreifen oder weglassen. Änderst Du nur einen, oder gar zwei dieser Punkte - wird ein Kriegs/grosses Konfliktszenario wieder deutlich wahrscheinlicher...
Wie erwähnt: die von Dir erwähnten Punkte erleichtern mir die Arbeit auf der einen Seite (während sie mir auch ein wenig Freiraum beim Erdenken origineller Lösungen nehmen, sodass sich das die Waage hält). Selbst bei vorsichtiger Herangehensweise könnte ich bei sogar 16 von 22 Folge praktisch alle drei Dinge ändern, ohne dass das Einfluss auf die echte Geschichte und Botschaft hätte. Statt KGn von 11 Seiten wären es dann halt wahrscheinlich signifikant längere Geschichten, was ja auch nicht immer schlimm wäre. Manche Konzepte, die ich zuerst für Satyr entwickelt hatte, halte ich auch noch zurück, weil ich mir überlege, ob die "ST-extern" und als "Romane" (jedenfalls keine KGn) nicht auch besser wären.
Würdest Du also einen 200-300 Seiten Roman konzipieren... und dabei die Globale Lage mit anschreiben, würde es schwerer ein Konfliktszenario zu vermeiden. Würdest Du diesen Roman fortsetzen und entwickeln, schlüssig - insoweit es Personen, Lokale und Globale Lage angeht, würde es von Roman zu Roman schwieriger dem Thema auszuweichen... behaupte ich.
Ich verstehe den Punkt mit den Fortsetzungen ehrlich gesagt nicht. Es ist zwar durch Fantasy-Reihen in Mode gekommen, bei Romanen Fortsetzungen zuschreiben, aber das sehe ich jetzt einfach mal wertneutral; es ist also weder positiv noch negativ ein Qualitätsmerkmal für mich. Denn verlieren Romane wie "Krieg der Welten", "Solaris", "Effi Briest", "Der Name der Rose" und viele andere, die jetzt nicht auf meiner Favoritenliste stehen, ihren Reiz, nur weil sie keine Fortsetzung erfahren haben?
Ich kann daran nichts finden, was einen Sonderstatus rechtfertigen sollte. Ich sehe also keinen Grund, warum sich die Frage "Ist es tatsächlich schwierig, eine helle Geschichte / eine Utopie zu schreiben?" am Faktor Fortsetzungsgeschichte entscheiden sollte.
Nun bin ich ein Schreiberling, der ja ohnehin lieber kurze Geschichten schreibt. Aber gerade wenn ich eine "neue Welt" konzipiere, muss ich doch sozusagen bei Adam und Eva anfangen. Über welche Technik verfügen die Leute in meiner utopischen Welt? Welche Kultur und welchen Lebensstil haben sie? Also: Welche Mode, Sportarten, Filme, Musik? Wie funktioniert ihre Gesellschaft? Also welchen Bildungskonzepten unterliegen sie? Wie sieht ihr familiäres Gefüge aus? Welchen Regeln unterliegen ihre diversen Beziehungen? Ich könnte mir vorstellen, dass selbst ich dazu 500 Seiten hinbekäme, wenn ich mich auch endlich mal ordentlich anstrengen würde

Und dann die Idee der Fortsetzung: Wenn es eine Utopie ist, die da zuerst geschrieben wurde, bedeutet eine Fortsetzung, dass die Figuren erstmal damit fertig werden müssen, das Paradies zu verwalten oder, in der nächsten Fortsetzung auf die nächst höhere Ebene zu heben. Eine ständige Neudefinition des Ichs ist das (auch).
Eine Utopie in einem Roman vorzustellen oder in einer Kurzgeschichte, halte ich nicht für wirklich schwierig... beschäftigt man sich dann aber länger und tiefergehender damit.... zerfällt sie sehr schnell. Meine Beobachtung.
Die Haltung ist nicht unverständlich - allerdings praktisch nur dann, wenn man zugleich auch sieht, dass die Entwicklung, die mehrere Romane mit einer großen Konfliktgeschichte nehmen, nicht in dem Sinne davon profitieren würden, dass die Entwicklung originell(er) werden würde.
Hier gibt es also ein grosses Spielfeld - fernab aller Klischees - und auch ohne eine super-ober dunkle Bedrohung. Man müsste dafür wohl auch die Utopie Idee nicht antasten... nur... bleibt man länger bei diesem Setting werden und müssen sich die Konflikte steigern, um interessant zu bleiben. Und dann wird es deutlich schwerer da ohne... düsterere Element auszukommen.
Eine Sache der Betrachtungsweise: "Bespielst" Du dieses Klischee-freie Feld, geht das Interesse doch gerade dann verloren, wenn man plötzlich düstere Elemente reinbringt.
Wieso ist die Form so wichtig? Geht es nicht um den Inhalt? 
Der Smiley deutet für mich daraus hin, dass Du die Frage nicht unbedingt ernst meinst, oder?
Ansonsten spielt die Form vielleicht für uns beide eine Rolle. Bei Dir geht es dann in erster Linie um die Textlänge (was sind Fortsetzungsromane denn groß anderes als die Aufteilung eines mehr oder weniger gigantischen Textes in mehrere "Kapitel"?), bei mir nicht direkt nur um die Textlänge, sondern (auch) um die Textgestaltung.
Für mich teilt das Gedicht ein Merkmal mit dem Epos: Die Gestaltung folgt einer gewissen Versform (als Gegensatz zur Prosa), es hat nicht nur Inhalt, es hat Klang. Die Utopie ist eine Art literarische Annäherung an ein gesellschaftliches Ideal, ein Gedicht ist für mich eine Annäherung an den perfekten Umgang mit (niedergelegter) Sprache. Beide 'Konzepte' - Utopie und Gedicht - haben auf ihrer Ebene die Perfektion im Blick: Die Utopie versucht ein irdische Paradies nachzubilden; das Gedicht versucht eine Botschaft in einen perfekten sprachlichen Ausdruck zu bringen. (Wenn ich zum Beispiel daran denke, dass manche Dichter Jahre oder Jahrzehnte an nur ein paar Zeilen feilten!) Deswegen kann für mich die Form wichtig sein: Weil sie die Verbindung einer inhaltlichen Ausrichtung mit einer sprachlichen ungemein mächtig herstellen kann.
@max: ein idealer sci fi Film wäre dann für dich, so wie ich dich momentan verstehe, wohl "Andromeda tödlicher Staub aus dem all" von tmp Regisseur Robert wise.
Ich habe von dem Film mal die letzte halbe Stunde gesehen und nehme mir immer vor, ihn mal ganz zu sehen. Eigentlich wird er ja auch relativ häufig wiederholt, sodass ich da die Hoffnung noch nicht aufgeben muss. Wenn Du nach dem, was ich so geschrieben hast, mit zuräst, ist das gut; deswegen: Danke für den Tipp

Ich hoffe, der medizinische Aspekt ist nicht zu gruselig ausgefallen; ich meide Arzt-Serien

Die Frage ist natürlich auch hier wieder, wie streng man die Kriterien anlegt: Ist eine Seuchenbekämpfung auch eine Art Krieg?... *Grübel*
ABER: Ich finde es fast unmöglich, eine helle epische Geschichte vom Format Defender zu schreiben. Zumindest bräuchte es dann eine gute Mischung von Licht und Schatten.
Die Handlung einer Story wird nun mal von Konflikten getragen, und zwar Genre-unabhängig.
Schreibt man einen Liebesroman der etwas länger und anspruchsvoller ist als die durchschnuttliche 100-Seiten Cora-Schnulze, geht es irgendwann unweigerlich um Beziehungskonflikte. Alles rosarot und fluffig wäre doch zu einschlafen 
Da sprichst Du eben einen mMn schwierigen Punkt an: Welche Konflikte verträgt eine Utopie, eine helle Geschichte, und durch welche wird sie so korrumpiert, dass sie ihren Namen nicht mehr verdient?
Ein Epos wir Herr der Ringe, Babylon 5 etc., dessen Handlung weit über das Private hinausgeht und das Schicksal ganzer Welten umfasst, kann schon deshalb schlecht ohne Krieg auskommt, weil es ebenfalls von Konflikten vorangetrieben wird: Nur sind es hier keine Konflikte zwischen Menschen, sondern ein "clash of Civilisations" oder der klassische Kampf zwischen gut und Böse.
Aber das Schema ist im Grunde das gleiche.
Da sagst Du was...
Der Kampf "Gut gegen Böse" ist im Grunde ein Durchexerzieren ähnlicher Muster. Ich überlege gerade: Verlieren sie durch ihre Schauwerte nicht den Reiz?