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Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
CaptainCalvinCat:
Name der Story: Schweinehunde unter sich
Autor: CaptainCalvinCat
Beta-Reader: gibt beta-Hearer, also Leute denen ich das vorlese, aber gebetat als solches wurde nicht. Ist glaub ich ein ziemlicher Fehler, hm? ^^
Rating: ab 14
Spoiler: Keiner bei NCIS, aber ich nehme Bezug auf Crewman Daniels aus Enterprise und auf die Xindi. Also Spoiler bezüglich Enterprise Staffel 3.
Pairing: Tiva, Agal (Agatha/Cal) Jede Menge Whumping - da kommt jeder mal dran - Gibbs-Whumping, Tiva-Whumping, suchts euch aus. ^^
Disclaimer: Written just for fun, no harm done. I do not wish to make profit - it is juuuust harmless NCIS-Fun.
Kapitel 1
Eine Leiche in einer Waldlichtung
Wenn es gute Momente für einen Waldlauf gab, dann waren es Momente wie diese.
Die Sonne schien vom blauen Himmel, ein paar Cirruswölkchen gaben ein schönes Bild ab und die Aussentemperatur lag bei angenehmen 23 Grad Celsius.
Prima Bedingungen, um sich in die Büsche zu schlagen und einen kleinen Lauf zu veranstalten.
Petty Officer Laura McConnaugh joggte für ihr Leben gerne und tat dies jede freie Minute.<
Wäre man voyeuristisch veranlagt gewesen, könnte man nun en Detail die Schweißtropfen beschreiben, die den Weg über ihre Haut nahmen, oder wie sich durch den Schweiß das Top, das sie trug, näher an ihren Körper drückte, aber – wie gesagt, das täte man nur, wenn man voyeuristisch veranlagt wäre.
Jeden Morgen lief McConnaugh diese Route, jeden Morgen dieselbe Strecke und jeden Morgen – peinlich genau – die entsprechende Zeit. Ein-einhalb Stunden joggte sie, 45 Minuten hin, 45 Minuten zurück, duschen und dann angemessen gekleidet zum Dienst auf dem Navy-Yard.
Sie fuhr ihren Ford Shelby GT 500 KR, wie eigentlich jeden Morgen, auf den Parkplatz am Navy Yard und machte sich auf den Weg zu ihrer Arbeitsstelle – leider hatte es nie zum Offizier zur See gereicht, sie war Aufgrund unterschiedlicher Faktoren nie zum Seedienst zugelassen worden. Stattdessen arbeitete sie in der Schreibstube für den Captain.
Naja, selbst dieser Job hatte seine Vorteile.
Als sie das Büro Captain Stones betrat, war eigentlich alles wie immer. Das Büro war in Stille getaucht – das würde sich aber noch ändern, wusste McConnaugh. Spätestens, wenn das Gurgeln des Kaffees, der durch die Maschine lief, zu hören war, würde die Stille verschwunden sein. Und spätestens, wenn der Geruch des Kaffees sich verbreitete, würde er den typischen Bürogeruch, dieser Mischung aus Teppichausdünstungen und Rasierwasser, Parfum und anderen Gerüchen, die einander überlagerten, verdrängt haben. Noch war es nicht soweit, aber noch war sie auch die einzige Person, die in diesem Büro war. Der Captain war natürlich auch noch nicht im Büro. Wahrscheinlich – so vermutete sie – schlief er noch mit seiner mehr als perfekten Frau in diesem mehr als perfekten Bett und träumte den mehr als perfekten Traum. Sie hatte das „Glück“ gehabt, einmal auf einer Party des Captains eingeladen gewesen zu sein und – ehrlich gesagt – war die Party langweilig gewesen und die ‚anregende Gesellschaft’ noch langweiliger. Und seine Frau? Man stelle sich ein Supermodell vor, entsprechende Kurven, verlängere die Beine plus X und füge dieser perfekten äußerlichen Hülle den Grips einer Kernphysikerin oder sonstigen Physiknobellpreisempfängerin hinzu. Dazu einen subtilen Witz und eine Schlagfertigkeit, die fast schon ans Unmögliche grenzte. Das alles war die Frau des Captains und der Captain war jeden Tag aufs neue in dieses überirdisch schöne Geschöpf verliebt.
Eine Frau mit Witz, Aussehen, Welt, Kultur, Art, menschlicher Anteilnahme – sie spendete für wohltätige Zwecke – und McConnaugh konnte dazu nur eines sagen: „Langweilig.“
Für McConnaugh war diese Frau der Inbegriff dessen, was Fanfiction-Autoren, zu denen sie selbst ebenfalls gehörte, als Mary Sue abtaten, der unmöglichen, der Perfekten Frau mit Körper und Grips, die unfehlbar ist, die einfach nur „Über“ ist.
Und unter Fanfictionautoren galt es eigentlich als unschicklich, eine Mary Sue zu erfinden.
Und wo sie gerade an eine Mary Sue dachte, fiel ihr dieser wunderschöne Rotschopf auf, die da gerade zur Tür hereinkam. Ihr folgte das klassische Gegenstück zu einer wunderschönen Frau, ein Typ der zwar recht groß und recht gut gebaut war, aber offenbar nicht sonderlich helle zu sein schien.
Dieser Typ lächelte sie an, trat auf sie zu und lehnte sich, seitlich, auf ihren Schreibtisch.
Dabei riss er einige Gegenstände um, was er bemerkte und, beim Versuch, die Sache zu beheben, die Sache dadurch verschlimmerte, das er es versuchte.
McConnaugh rollte mit den Augen, schaute den Mann an und lächelte dann gezwungen-freundlich: „Wie kann ich Ihnen helfen?“
Ihr Gegenüber lächelte ebenfalls, leider nicht freundlich und auch nicht sonders hübsch und sprach dann mit einer Stimme, die mit viel Fantasie an ein quietschendes Garagentor erinnerte: „Ich bin auf der Suche nach Captain Stone.“
„Der Captain ist zur Zeit nicht am Platz, aber wenn Sie warten möchten? Ich nehme an, dass sie einen Termin haben?“, fragte sie mit zusammengekniffenen Augen und der Mann mit der Garagentorstimme drehte wandte sich an die junge Frau, die mit einem Gegenstand von der Größe einer Playersschachtel im Raum herumfuchtelte. Naja, sie „fuchtelte“ nicht, sie bewegte den Gegenstand so, als würde sie etwas scannen – als wäre es ein Gerät, mit dem man Wärmeveränderungen ausfindig machen könne.
Stirnrunzelnd betrachtete sie die Frau, was der Mann offenbar merkte, sich wieder zu ihr umwandte und erklärte: „Das is’n Taschenrechner.“
Stirnrunzelnd wandte sich McConnaugh an den Typen und lächelte: „Taschenrechner, ja?“
„Neuestes Modell.“, erklärte der Mann lächelnd und wandte sich an seine Gefährtin: „Bianca, hast Du inzwischen was herausgefunden?“
‚Bianca’ wandte ihm ihren Kopf zu und kicherte: „Du wirst es nicht glauben – zwei mal zwei bleibt vier. Auch hier.“
Er schien ein wenig enttäuscht von diesem Ergebnis, atmete tief durch und schaute dann anschließend McConnaugh an: „Es tut mir leid, wenn wir sie gestört haben sollten.“
„Kein Problem.“, lächelte McConnaugh, wenn auch ein wenig genervt, „Ich bin aber sicher, der Captain kommt gleich.“
Der Mann schüttelte den Kopf: „Ähm, nicht weiter notwendig.“
Damit nickte er ihr zu, verließ den Raum, ebenso die Frau mit den Modelmaßen.
Nun war es an McConnaugh, den Kopf zu schütteln.
Die Frau bückte sich kurz, schaltete den PC an, richtete sich auf und aktivierte den Monitor. Die Passwortanfrage beantwortete sie mit dem entsprechenden Codewort – „Gary 7“ – und machte sich an die erste Aufgabe des Tages.
Kaffee kochen.
Normalerweise gingen die hohen Tiere ja alle in den Officers Club ausserhalb des Yards, einen knappen Kilometer von hier, aber Stone war da anders. Er bevorzugte den Kaffee, den sie zubereitete und das empfand sie als Lob, schließlich gab sie sich für den Kaffee auch Mühe.
Anschließend wandte sie sich wieder ihrem Rechner zu und lud Termine aus dem E-Mail Account in den Terminplaner, druckte diesen aus und machte sich auf den Weg zum Büro ihres Bosses.
Sie öffnete die Tür, legte die Akten auf den Tisch, kehrte zu ihrem Arbeitsplatz zurück und arbeitete weiter.
Als ihr Blick auf die Uhr fiel, war es kurz nach 12.
Captain Stone war immer noch nicht da, was sie nun langsam, aber sicher als Merkwürdig erachtete. Sie beschloss, ihn anzurufen.
Um viertel nach 12 hatte sie alle Kommunikationsmöglichkeiten zu Stone ausprobiert und alle Versuche, ihn zu erreichen, waren ergebnislos.
Zu Hause war er nicht, ans Handy ging er nicht, den Beeper ignorierte er. Das besorgte sie nun wirklich, also schaltete sie den Computer in den Standby-Modus, dank der Passwortabfrage konnte keiner an entsprechende Daten kommen, stand auf und ging zur Tür, um zum NCIS zu gehen.
Doch kaum, dass sie an der Tür war, ging selbige auf und ein extrem atemloser Captain Thaddeus Stone stand im Raum.
„Boss, ich hab mir schon Sorgen gemacht.“, sagte McConnaugh und zog die Jacke wieder aus. Thaddeus Stone schaute sie einen moment lang wie ein Gespenst an, fing sich dann wieder und lächelte.
„Ich war ein wenig … unterwegs.“, erklärte er, ging an ihr vorbei zu seinem Büro, während sie ein wenig unintelligent dreinblickend in der Tür stand und sich zu ihm umdrehte.
„Sie waren unterwegs, Sir?“, fragte sie verblüfft, „Knappe zwei Stunden waren Sie unterwegs, ohne bescheid zu geben?“
Stone wandte sich ihr zu – milder Spott funkelte in seinen Augen: „Habe ich irgendwo Ihre Ernennung zu meinem Kindermädchen verpasst?“
In diesem Moment merkte McConnaugh, dass sie nicht nur einen, sondern gleich zwei bis drei Schritte zu weit gegangen war, und nicht nur gegangen, sie war diese drei Schritte gesprungen.
„Natürlich nicht, Sir, es tut mir leid. Ich…“, setzte sie an und Stone lächelte nur: „Ist doch kein Thema. Was gibt es Neues für mich?“
„Nun, Sir“, jetzt war McConnaugh in ihrem Element, „Um 13 Uhr sind Sie mit dem SECNAV zum Mittagessen verabredet, 14 Uhr sollen Sie einen Lehrgang an der Academy abhalten und um 15 Uhr…“
„Bin ich hier weg.“, sagte Stone und schaute sie an, „Ich hab heute noch genug Anderes zu tun.“
DAS war wirklich ein Novum. Normalerweise war Thaddeus Stone ein Musterbeispiel an Pedanterie, nahm jeden Termin beim Wort und beim verabredeten Zeitpunkt, blieb länger, wenn die Arbeit liegengeblieben war, nahm jede, noch so kleine, Gelegenheit war, auf Fortbildungen zu gehen… und eben jener Thaddeus Stone stand nun vor ihr und behauptete tatsächlich, dass er noch Anderes zu tun hätte und eben nicht länger bleiben würde, als unbedingt notwendig – schlimmer noch, er ging einfach so.
Im Psychologiekurs an ihrer High School hatte sie gelernt, dass wenn jemand einen solch starken Charakterwandel durchmacht, dass er seine vertrauten Gewohnheitsmuster ablegte und sich Neue zulegte, eine gewisse Krise von dieser Person durchlebt wird - zumindest wäre dies eine Möglichkeit, diesen Wandel zu erklären.
Was mochte Captain Stone auf der Seele liegen, das er sich so verhielt? Gab es zu Hause Streit? Was beschäftigte ihren Boss?
Es war eine Frage, mit der sie sich noch einige Stunden beschäftigte, doch um 15 Uhr, als Stone ging, drehte er sich zu ihr um und lächelte ihr zu: „Wissen Sie was? Machen Sie heute auch eher Feierabend. Der Yard ist auch morgen noch da.“
Das war nun wirklich merkwürdig und es beschäftigte sie so sehr, das auch sie entgegen ihrer normalen Gewohnheiten nicht ihre normale Strecke joggte, sondern sich im, dem Yard gegenüberliegenden, Anacostia Park in die Büsche schlug.
Noch etwas, das sie normalerweise nicht tat, war, in ihrer Uniform zu joggen.
Warum sie das alles tat, wusste sie auch nicht, sie wusste nur, das ihr der Charakterwechsel Captain Stones ein wenig Kopfzerbrechen bereitete. Naja, vielleicht würde man morgen mal darüber reden können.
Sie joggte weiter, kam nun in die Sektion C des Parks, eine mit Bäumen bewachsene Grünfläche und stockte, als sie etwas auf einer Lichtung schimmern sah.
„Was ist das denn?“, murmelte sie und trat näher.
Und dann schrie sie entsetzt auf.
Mitten auf der Waldlichtung befand sich Captain Stone, mit einem Schwert im Brustkorb.
Eine Leiche in einer Waldlichtung
Kapitel 2
eine Zigarettenschachtel mit höchst merkwürdigem Inhalt
Aufzugstüren haben ein ganz Charakteristisches Geräusch – dieses „Ding“, das einen daran erinnert, das jender Raum, in dem man sich befindet, keineswegs ein Konferenzraum ist, auch, wenn Leroy Jethro Gibbs ihn gerne als solchen verwendete. Aber, wenn der Lift hielt und die Tür sich mit diesem „ding“ öffnete, dann wurden lächelnde Freunde zu verknöcherten Feinden, wurden aus Leroy und Jenny wieder „Gibbs“ und „Madame Director“ aus Leroy und Leon wieder „Gibbs“ und „Director“ – kurz, dieses „ding“ verursachte regelmäßig einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum.
Ding!
Die Aufzugtüren glitten auseinander und Anthony DiNozzo verließ den Lift. Es gab Tage, an denen man lieber im Bett hätte bleiben sollen und heute war ein solcher Tag. Morgens früh war er von Lustbekundungen geweckt worden. Nicht, dass er selbst selbige ausgestoßen hätte, oder eine hübsche Frau neben ihm – nein, die Lustbekundungen kamen von draußen.
Verdammte Katzen. Es war Mai und wenn Katzen schnurrten hieß es meistens nur „Meow!“. Und das Katzen sehr schnell in ihre „Hitze“ kommen konnten, wusste er. Er hatte die Fernsehserie „Dark Angel“ oft genug gesehen und Jessica Alba war nicht nur als Max heiß, nein, sie verfiel drei Mal pro Jahr in einen Zustand, in dem sie – nach eigenem Bekunden – „vor Geilheit die Wände hochging“. Oh, er hatte diesen „Jessica Alba-Crush“ seinerzeit gehabt, aber wie so jede Schwärmerei für einen „Star“ ist, wuchs man irgendwann raus.
Und das hatte er getan, spätestens seit Ziva David den NCIS betreten hatte.
Na gut, vielleicht nicht direkt, nachdem sie ihn betreten hatte, schließlich trauerte er zu dem Zeitpunkt gerade um Catelyn „Kate“ Todd, aber, als er weiter mit ihr arbeitete, kam er nicht umher, festzustellen, dass Ziva David durchaus attraktiv war.
Die Finger der hübschen Frau huschten über die Tastatur und sie stieß dabei wilde, arabisch klingende Flüche aus.
„Funktioniert der Computer nicht, Ziva?“, fragte er grinsend und betonte das A ziemlich lange – so wie er es immer tat.
Augenblicklich fand er sich ein einer Art Scheinwerferlicht gefangen, denn ihre hübschen braunen Augen schauten ihn an und er war wie gelähmt.
„Ich verstehe den Computer nicht.“, klagte sie mit ihrer angenehmen Stimme, „Er meint, mein Passport sei fehlerhaft.“
„Passwort, Ziva“
Diese typische Korrektur ihrer leicht fehlerhaften Aussprache nahm Tony immer wieder gerne vor, besonders, wenn es eine Möglichkeit war, ihm selbst eine bessere Laune zu verschaffen. Und – bei Gott – das hatte er heute nötig.
„Dein Passwort ist fehlerhaft.“, sagte er erneut und trat um den Tisch herum und neben sie, „Lass mich mal sehen.“
Er klickte auf „Neuen Login“ und versuchte sich selbst an der Arbeitsstation einzuloggen.
„Dinozzo“ gab er als Benutzernahmen ein und wandte sich dann an Ziva: „Wenn Du kurz wegschauen könntest.“
Mit einem „hmpf“ kam sie dieser Aufforderung nach und Tonys Finger glitten über die Tastatur.
Er hatte damals ein neues Passwort ordern müssen, da das alte Passwort mit zuviel schlechten Erinnerungen verbunden war.
Genauergesagt hatte er aus diesem Grunde schon zwei Passwortänderungen beantragt, was bei den entsprechenden Stellen für einen Brief an ihn gesorgt hatte.
„Sorgen Sie gefälligst dafür, dass das nächste Passwort einen permanenten Charakter hat.“, war die Kernaussage dieses Briefes gewesen und er hatte doch nochmal die Chance bekommen, sein Passwort auszusuchen.
Und so gab er ein: „Z12I11V19A79“
Er drückte die Entertaste und sofort blinkte auf dem Bildschirm eine Nachricht.
„Passwort fehlerhaft.“
Stirnrunzelnd versuchte Tony es erneut, doch an der Bildschirmaussage änderte sich nichts.
„Tony, das würde ich nicht tun.“
Mit diesen Worten betrat Timothy McGee den Bullpen – also ihre Arbeitsstätte – und schaute zu Tony: „Offenbar haben wir einen Hackerangriff hinter uns – sämtliche Daten sind verschlüsselt worden, als wir es bemerkt haben. Jedes Passwort, jedes Kilobyte an Daten kann gerade von irgendwoher abfangen werden.“
„Ein Hackerangriff, McGoogle?“, echote Tony und schaute den Agenten an, „Warum hat uns unsere Firewall nicht davor geschützt?“
„Nun, offenbar hat der Angreifer eine fortschrittliche, sich mehrfach-kodierende Software verwendet, die es einfach macht, in jedes System einzudringen.“, gab der jüngere der beiden Agenten zurück und begann, auf die Tastatur seines Computers einzuhacken.
Das verwirrte Tony.
„Was tust du da, Bambino?“, fragte er, „Ich meine, wenn all unsere Informationen gerade abgezogen werden, ist es unsinnig, dem Hacker weitere Informationen zu geben.“
„Das schon, aber ich kann versuchen, mich quasi auf dem Rücken des Signales in die entsprechende Software einzuklinken. Vielleicht finde ich was.“
Dies erklären und weiterhacken war für McGee eines.
Und gerade als Tony eine erneute Frage stellen wollte, betrat Leroy Jethro Gibbs den Raum.
„Tony, Ziva, packt eure Sachen. Ein toter Marine im Anacostia-Park, Sektion C.“, sagte er mit der typischen Routine des erfahrenen Chefermittlers, „Ducky und Palmer sind schon vor Ort. Elfenkönig, du kümmerst dich um den Hackerangriff.“
„Verstanden, Boss.“, erwiderte McGee und tippte erneut auf die Tastatur ein, ein Musterbeispiel an Konzentration.
Mit dem Auto bräuchte man normalerweise 4 Minuten um zum Tatort zu gelangen – wohlgemerkt normalerweise, will heißen: Wenn Ziva David nicht fahren würde. Da sie jedoch diejenige war, die am Steuer saß, brauchte man für diese Strecke rund 2 Minuten 15. Zeitersparnisse ließen grüßen. Der Tote hätte es ihnen gedankt, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre.
Als sie am Tatort ankamen, war dieser schon großzügig mit jenem gelben Flatterband abgesperrt, dass den Tatort als eben solchen auswies. Gerade, als sie ankamen, lies der Leichenbeschauer, Donald Mallard, der von seinen Freunden nur Ducky genannt wurde, sein Adlerblick über das Schwert streifen.
„Eine sehr interessante Waffe!“, sagte er, mit Blick zu seinem Assistenten, dem Coroner James ‚Jimmy’ Palmer, der zu Füßen des älteren Ducky gerade die ersten Vermessungen vornahm. Typisches Standardprozedere eben.
„Was hast Du für mich, Duck?“
Diese Frage wurde von Gibbs gestellt, der mit langen, gemessenen Schritten über den grünen Rasen auf Ducky und Jimmy zukam, Ziva und Tony im Schlepp, an die er sich nun mit den Worten „DiNozzo, Tatortzeichnungen, David Tatortfotografie!“ wandte.
Sofort machten sich die beiden Agenten an ihre Arbeit.
Gibbs und Ducky kannten sich seit mindestens 10 Jahren und seit genau dieser Zeit war es eine unumstößliche Konstante, mit der der Leichenbeschauer seinen Monolog eröffnete.
Stets verwandte er die Floskel „Nun Jethro“ und er tat es, sehr zu Gibbs innerer Beruhigung, auch dieses mal.
„Nun Jethro“, setzte er also an, „dieser arme Mann wurde von hinten mit einem typischen Langschwert erstochen. Dieses wunderschöne Schmuckstück mißt in der Länge einen Meter vierzig und kann“, er richtete sich auf, „sowohl von nur einer Hand, wie auch als Beidhänder geführt werden – deswegen nennt man es auch Bastardhänder. Weißt du, Jethro, das erinnert mich an die Zeit als junger Student, als ich diesen Fechtkurs bei…“
„Ducky?“, machte Gibbs, ebenfalls nach alter Tradition, um den Älteren in seinem Redefluss zu mindern.
„Unser Opfer wurde von hinten erstochen. Es kann sein, dass er seinen Mörder nie gesehen hatte.“, sagte Ducky und Gibbs schaute ihn an: „Haben wir einen Namen?“
„Haben wir.“, meldete Palmer und hielt den neuen, tragbaren „AFIS“-Scanner hoch, „Unser Toter heißt Captain Thaddeus Stone.“
„Gibt es irgendwelche Zeugen?“, fragte Gibbs und schaute zu Ducky herüber, der auf eine junge Frau deutete: „Ihr Name ist Laura McConnaugh. Sie ist Petty Officer.“
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Enable status request: true
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Mit solchen und ähnlichen Anweisungen, die einem Computerlaien ungefähr so sinnvoll wie “Tschitty-tschitty-bäng-bäng” erscheinen mögen, hackte Timothy “Tim” McGee auf seinen Computer ein.
Er versuchte seit geschlagenen drei Stunden diesem merkwürdigen Hackerangriff Herr zu werden, der da auf den Hauptrechner des NCIS geführt wurde und er merkte, wie wenig er diesem Angriff doch entgegen zu setzen hatte. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er vermuten, dass diese Technik, die dort zum Einsatz kam, fortschrittlicher war, als es der momentane Wissensstand die Informatik betreffend in allen Ländern dieser Erde vereint sein konnte. Jedes mal, wenn er dachte, eine Firewall geknackt zu haben, tat sich eine neue auf und jedes mal, wenn er eine Firewall um den Computer aufbaute, wurde sie binnen Nanosekunden selbst geknackt.
Das war irgendwie komplett unverständlich für den damaligen Leiter der Cybercrime-Abteilung.
Hier stimmte doch definitiv etwas nicht.
Das tat es wirklich nicht, denn plötzlich hatte er das Gefühl, dass jemand da wäre. Er hob den Kopf und sah in zwei unglaublich schöne, grasgrüne Augen, die zu einer Frau mit feuerroten Haaren und einer Figur gehörten, die eindeutig Modelmaße hatte.
Beinahe wäre ihm die Kinnlade heruntergeklappt, aber – er war Gentleman, das schickte sich nicht. Allerdings würde er ihr eine Rolle in seinem neuen Roman, so er denn irgendwann mal einen schreiben würde, zukommen lassen.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er mit neugieriger Stimme.
Die Frau lächelte: „Ja, ich bin Silvia Esperanza und ich suche jemanden. Vielleicht kennen sie ihn? Er ist ungefähr zwei Meter groß, hat kurzes blondes Haar – einen Igelschnitt – und blaue Augen. Haben sie ihn gesehen?“
„Nein, habe ich nicht.“, erwiderte McGee und Silvia schaute ihn ein wenig enttäuscht an: „Schade, Agent McGee. Ich dachte, man hätte sich vielleicht ein wenig unterhalten können.“
Nun runzelte Tim die Stirn: „Sekunde, woher kennen Sie meinen Namen?“
„Sie hat gute Augen“, garagentorquietschte die Stimme eines jungen Mannes, der wie aus dem Boden gewachsen neben ihr auftauchte und mit einer Art Taschenrechner herumzufuchteln schien.
„Und Peter?“, fragte Silvia und der Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Die Wurzel aus 49 ist und bleibt 7.“
Erneut schien Silvia enttäuscht, winkte zu McGee herüber und machte sich dann auf den Weg zum Aufzug. Der junge Mann verneigte sich, folgte ihr und schaute sie an: „Wer is’n das?“
„Das, Schatz, ist Timothy McGee.“
„Was?“, fragte Peter und drehte sich um: „Kann… kann ich ein Auto… AU!“
Der letzte Laut war darauf zurückzuführen, dass Silvia ihn am Arm griff und mit sich in den Aufzug zog.
Verdattert schaute McGee auf seinen Monitor, tippte, mehr oder weniger verdrossen auf die Entertaste seines ergonomisch-geformten Keyboards und staunte nicht schlecht, als der Computer plötzlich – ohne elektronisches Murren und datentechnisches Knurren – hochfuhr und seinen Dienst wieder aufnahm.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte er sich.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte sich an einem anderen Ort auch Petty Officer Laura McConnaugh, als sie den grauhaarigen Mann auf sich zukommen sah. Sie kannte ihn – nicht nur die regelmäßigen Auftritte in den Medien, die sich meistens auf ein trockenes „Kein Kommentar“ von ihm beschränkten, auch ein Artikel in der monatlich erscheinenden „Navy Yard Gazette“, einer eigentlich ganz gut recherchierten Zeitung, die sich wohltuend von den ganzen populär-journalistischen Ausflügen anderer Presseorgane in die Welt der „yellow-press“ abhob, hatten ihn, zumindest unter regelmäßigen Mitarbeitern des Navy Yard bekannt gemacht. Leroy Jethro Gibbs trat auf sie zu, nahm Verhörposition ein und stellte, in einer angenehmen Stimmfärbung die Fragen, die ihn interessierten.
Eigentlich war es die übliche Befragung. „Wo waren Sie zur Tatzeit?“, fragte er beispielsweise, oder „Wann haben Sie das Opfer zuletzt gesehen?“
Sie erklärte ihm alles – das sich Stone heute schon den ganzen Tag so merkwürdig verhalten habe, dass sie nicht wüsste, was da genau los wäre, was sie vermutet hatte… und natürlich sparte sie auch nicht die beiden merkwürdigen Zeitgenossen mit ihrem Taschenrechner aus dem Bericht nicht aus.
„Ein … Taschenrechner?“, fragte Gibbs und schaute McConnaugh verdattert an, „Was meinen Sie mit ‚Taschenrechner’?“
„Naja“, setzte Laura an und zuckte mit den Schultern, „Wie soll ich es sagen? Der Mann hatte einen Taschenrechner in der Hand. Er hatte ungefähr die Maße einer herkömmlichen Zigarettenschachtel oder Taschentuchpackung. Der Gegenstand war grau und musste offenbar eine Art Display oder so haben, denn der Mann mit der merkwürdigen Stimme schaute andauernd darauf.“
„Und Sie kamen nicht auf die Idee, nachzufragen, was das für ein Gegenstand sein könnte?“, mischte sich Tony ein, der gerade mit der Tatortskizze fertig war und langsam herübergeschlendert kam. Er hatte ein Telefon in der Hand und schaute Gibbs an: „Boss, ich hab einen Anruf für dich. Es ist McGeek.“
Am Ufer des Anacostia-Rivers, dort, wo man einen Blick darauf hat, wie der Anacostia in den ungleich breiteren Potomac-River einmündet, standen zwei Personen. Die eine, mit rotem Haar und grünen Augen, die klug in die Gegend blickten, schaute zu der Anderen, die immer wieder auf den Gegenstand in seiner Hand eintippte, herüber und lächelte belustigt.
„Schatz, kann es sein, dass Du mal wieder rettungslos überfordert mit der modernen Technik bist?“, fragte sie mit einem Gurren in der Stimme, das einerseits ihr Amüsement und zum anderen eine leicht erotische Spannung verriet.
Der Angesprochene blickte verdattert hoch, machte einen unintelligenten Laut („Hä?“) und blickte dann wieder auf den Gegenstand.
„Schatz, ich rede mit dir.“, lächelte sie, griff den Gegenstand und dann seinen Kopf um ihn langsam ihr zu zudrehen. Er blinzelte sie verdattert an: „Ich… arbeite gerade.“
„Das tue ich auch.“, schnurrte sie, „Aber … wir sind in Washington, das ist lebende, atmende Geschichte. Interessierst Du dich denn gar nicht dafür?“
„Natürlich.“, erklärte er, „Mich würde schon interessieren, wie Präsident McClintock sich vom Weißen Haus aus nach San Francisco aufgemacht hatte, um den Waffenstillstand mit der ÖKol zu unterzeichnen und damit Colonel Green mundtot zu machen. Aber – das können wir nicht… zumal McClintock…“
„McClintocks Vater arbeitet gerade an Dreharbeiten zu Warehouse 13. Den Besuch kannst Du knicken, Cal.“
„Ich weiß, Agatha, aber…“
Die mit Agatha angesprochene Frau stockte plötzlich und schaute in die Ferne. Dort, wo die aufgespießte Leiche Captain Thaddeus Stones mit einem Leichentuch bedeckt worden war, stand Laura McConnaugh und hatte auf die Beiden gedeutet. Es waren keine 400 Meter, die die Beiden von McConnaugh und den Agenten trennten, und Agatha wusste, dass 400 Meter für trainierte Agenten keine Distanz sind.
Wie Wikipedia zu berichten weiß, erreichen Spitzensportler Zeiten um 44 Sekunden, um die Distanz von 400 Metern zu überbrücken und Spitzensportlerinnen Zeiten um 48 Sekunden.
Ziva jedoch war keine Spitzensportlerin – sie war besser.
Während Cal und Agatha noch überlegten, was zu tun wäre, war die athletische Frau herangekommen und hatte ihre Pistole gezogen.
„Keine Bewegung.“, bellte sie und Cal nahm, in einer sehr schnellen Bewegung die Hände hoch, was Agatha zu einem Augenrollen nötigte, „Gehorchst Du eigentlich jeder Frau so schnell, Schatz? Ich dachte, das machst Du nur bei mir.“
„Naja – wenn Sie eine Waffe auf mich richtet, schon.“, erklärte der Mann ihr und schaute zu Ziva: „Erm, Hallo – ich bin friedlich, könnten Sie bitte dieses archaische Schusswerkzeug nicht direkt auf meinen Kopf richten?“
„Na Ziva, machst Du dir schon wieder Freunde?“, fragte ein locker über den Rasen schlendernder Tony DiNozzo und schaute die beiden Fremden an. Es war mal wieder ein toller Anblick gewesen – kaum das Gibbs den Anruf erhalten hatte, der ihn offenbar alarmierte, hatte er Ziva einen Wink gegeben, auf die Beiden, die da 400 Meter von ihnen entfernt am Ufer herumknutschen wollten, gezeigt und Ziva war schneller und eleganter losgelaufen, als er sich das je hätte vorstellen können. Aber so war es halt mit ihr. Er liebte sie dafür.
Für Gibbs hatte der Tag schon einige merkwürdige Wendungen genommen – da war dieser merkwürdige Hackerangriff auf den Computer des NCIS, die bizarre Tötung von Captain Stone und jetzt auch noch dieser Anruf. Es war McGee gewesen – er hatte ihm erzählt, das bei ihm im Bullpen zwei komische Gestalten aufgetaucht waren, merkwürdige Fragen gestellt hätten und dann wieder verschwunden seien. Als er sich dann wieder um seinen Computer habe kümmern wollen, sei alles wieder wie beim Alten gewesen. Was Gibbs allerdings alarmierte, war die Erwähnung dieses merkwürdigen Gegenstandes, den sowohl McGee, als auch McConnaugh beschrieben hatten. Und dann hatte Laura plötzlich auf ein Pärchen in der Ferne gedeutet und gesagt: „Das sind sie.“
Daraufhin hatte er Ziva angeschaut, ihr das militärische Zeichen für „Schnapp sie dir!“ gegeben und sie war losgesprintet. Nun ging auch er auf die Beiden zu, griff sich den Gegenstand, den der Mann noch in der Hand hatte und klappte ihn auf.
Verwirrt betrachtete er, was er da in der Hand hielt.
Es war eine Zigarettenschachtel – schon klar.
eine Zigarettenschachtel mit höchst merkwürdigem Inhalt
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Alexander_Maclean:
Ich ahbda schon mal reingelesen.
Großes Lob zuerst:
Du hast Gibbs unbd Co. schon mal ziemlich gut getroffen.
Und ich finde den "taschenrechner" gag einfach toll. Aber man solltee s dabei auch nicht übertreiben.
es verwirrt nur etwas, wenn du den Leser in eine bestehende "Beziehung" bei den Neuzugängen wirfst. Vor allen weil du bei denen sowieso etwas sparsam mit Charakterinfos bist.
CaptainCalvinCat:
Ich danke dir für das Review - keine Sorge: Da wird noch mehr kommen und besonders die beiden Neuzugänge "Bianca" und "Nerviger Typ, der gleich den Schreibtisch Lauras abräumt" werden noch ihre Charakterisierung bekommen. Momentan versucht die Story noch die typische NCIS-Struktur zu imitieren:
Einer Type, über die man nichts weiß und die eigentlich für die Story auch egal ist, findet eine Leiche. Manchmal sind noch type 2 und Type 3 mit dabei, die auch so noch nix mit der Story zu tun haben.
im nächsten Teil taucht dann der NCIS auf und interagiert miteinander, mit Zeugen usw.
In den nächsten beiden Kapiteln wird es noch ein bisschen NCIS-iger und dann gehts los. ^^
CaptainCalvinCat:
Kapitel 3
Ein leblos daliegender Gibbs
Es war eiserne Routine – die rothaarige Frau saß in dem einen Verhörraum, der braunhaarige Mann in einem Anderen.
Gemäß Gibbs Regel Nummer 1 „Lass Verdächtige niemals zusammensitzen“, hatte man die Beiden getrennt, was die Rothaarige besser wegsteckte, als ihr Partner. Schaute sie beinahe ausdruckslos drein, verriet der Blick des Mannes eine gehörige Menge Missmut.
Die Tür öffnete sich und Ziva betrat den Raum, in dem der junge Mann saß und schaute ihn neugierig an.
„Wer sind Sie?“, fragte die Frau und er legte den Kopf schief.
„Ich bin nicht befugt, das zu sagen.“, erklärte er dann und verschränkte die Arme vor der Brust, ehe er zur Seite blickte.
Die israelische Schönheit lächelte ihn an, ging dann auf ihn zu und beugte sich vor.
„Wer sind Sie?“, fragte sie erneut und der Mann schüttelte den Kopf: „Nein, nicht in einer Millionen Jahre.“
„Nicht in einer Millionen Jahre?“, echote die Frau und lächelte ihn freundlich an: „Das wollen wir doch mal sehen.“
„Hören Sie, ich kenne meine Rechte.“, sagte der junge Mann und blickte Ziva in die Augen: „Ich bin, gemäß der Verfassung des Jahres 2012 befugt…“
„2012?“, fragte die Israelin und schaute ihn verdattert an: „Was meinen Sie mit 2012?“
„Sie wissen schon. Die konstitutionelle Verfassung, deklariert am 18. August 2012, die mir das Recht gibt…“
„Wenn Sie versuchen, mich übers Kreuz zu legen, dann sind Sie bei mir an der falschen Adresse.“, sagte Ziva und setzte sich vor ihm auf den Stuhl, die Beine verschränkt, Hände parallel zueinander auf den Tisch gelegt und ihn anschauend, „Wer sind Sie?“
„Ich bin nicht befugt, das zu sagen.“
Im anderen Verhörraum saß die Rothaarige auf einem Stuhl, vor ihr saß, mit einem freundlichen Lächeln Anthony DiNozzo.
Er legte vor ihr die Fotos von Captain Stone auf den Tisch: „Kommt er Ihnen bekannt vor?“
„Nein.“, sagte sie und schaute ihm in die Augen, „Tut er nicht. Wieso?“
„Weil Sie gesehen wurden, wie Sie das Vorzimmer seines Büros betreten hatten.“
„Von wem?“
„Einer Zeugin.“, antwortete DiNozzo und erwiderte ihren Blick. Sie schien kurz über das nachzudenken, was er sagte, legte den Kopf schief und schüttelte dann den Kopf: „Ihre Zeugin lügt.“
„Warum sollte sie?“
Ein Schulternzucken. Das war tatsächlich ihre Antwort, ein einfaches, fast schon gelangweiltes Schulterzucken. Dann blickte sie auf die Fotos von Captain Stone.
„Er ist wirklich tot, ja?“
„Unser Pathologe meint das zumindest. Was sollte er auch sonst sein?“
Nun schaute sie ihn an, verschränkte ihre Arme vor der Brust, verengte ihre Augen zu Schlitzen, ehe sie sagte: „Ich habe schon von Leichen gehört, die gar nicht tot waren. Die stehen einfach auf und gehen.“
Tony lachte. „Klar, wie Zombies, ja? Die Leichen erheben sich aus den Gräbern?“
„Nein“, schüttelte sie den Kopf, „Nicht wie Zombies. Es ist etwas viel Schrecklicheres, und wenn Sie sie gesehen hätten, würde ihnen der kalte Schauer über den Rücken laufen, wenn sie im Radio diesen einen Satz hören. Ich vergesse ihn niemals.“
„Und wie lautet dieser Satz?“, fragte Tony nach und legte den Kopf schief. Sie beugte sich vor, so weit, dass sie sich beinahe berühren konnten. Mit ernstem Blick, der sich durch die Augen tief in Tonys Seele bohrte, wisperte sie: „Widerstand ist zwecklos.“
Der NCIS-Agent schaute die Frau mit angehaltenem Atem an, merkte, dass sie diesen Satz komplett ernst meinte und offenbar daran GLAUBTE, was sie sagte. In ihrem Blick gefangen wand er sich, spürte, wie die unterschwellige Panik, die in diesem Satz innewohnte aus ihr heraus in sein Bewusstsein brandete. Er wollte sich dagegen auflehnen, dagegen kämpfen, er…
Das Klopfen an der Tür ließ Tony kurz zusammenschrecken, ehe er sich wieder fasste. Ziva stand dort, winkte ihn zu sich. Er stand auf und ging zu ihr.
„Ich weiß nicht, wie es mit Deinem ist, aber meine ist komplett verrückt. Sie glaubt tatsächlich, dass Zombies existieren.“, eröffnete DiNozzo, grinste dann schräg: „Aber sie kriegt eine Eins für „Atmosphäre“. Sie hat das wirklich gut verkauft.“
„Meiner ist aber auch ein wenig merkwürdig, Tony. Ich glaube, er hat nicht mehr alle Gläser im Schrank.“
„Tassen, Ziva. Das heißt ‚Tassen im Schrank’.“, korrigierte er sie, was sie dazu brachte, ihn böse anzufunkeln: „Wann wirst Du damit endlich aufhören, Tony?“
Er grinste schuljungenhaft: „Nie, dazu macht es viel zu viel Spaß.“
„Könnt Ihr mir mitteilen, was es Neues gibt?“, fragte plötzlich die etwas ungeduldig klingende Stimme von Leroy Jethro Gibbs. Kein Wunder – mitten auf dem Navy-Yard war ein Mord geschehen. Das setzte nicht nur Gibbs, sondern auch den Chef des NCIS, Leon Vance unter enormen Druck.
„Gibbs, unsere beiden Verdächtigen sind reif für die Klapsmühle.“, erklärte Ziva und stockte, als sie merkte, wie Tony sie verblüfft ansah. Sie fuhr herum: „Was?!“
DiNozzo grinste: „Ich finde es nur verblüffend, dass Du tatsächlich ein Idiom richtig verwenden konntest.“
Ihr „Ach, halt die Klappe“ nahm er mit einem noch breiteren Grinsen zur Kenntnis, das sich jedoch verflüchtigte, als er das Räuspern des Bosses wahrnahm. „’Tschuldige, Boss.“, machte er und in seinen Tonfall schlich sich so was wie Schuldbewusstsein.
Dann begann Ziva zu erzählen.
„Todesursache ist eine gewaltsame, penetrierende Durchspießung des Mediastinums von dorsal nach ventral-cranial, unter Beteiligung des Hemithorax, des Diaphragmas, des Herzbeutels, der rechten Herzkammer sowie des rechten Lungenflügels. Das Schwert befand sich zum Zeitpunkt der Untersuchung noch in situ. Das Austreten der Klingenspitze hatte eine Sternumfraktur zur Folge.", sprach Doktor Donald Mallard, der von seinen Freunden nur „Ducky“, von Gibbs aber manchmal auch „Duck“ genannt wurde, den Bericht in das kleine Tonbandgerät. Der Pathologe stand mit seinem Kollegen, dem Coroner Jimmy Palmer, neben dem toten Navy Captain Thaddeus Stone, als sich die Tür öffnete und Gibbs den Raum betrat.
„Gibt es was Neues, Duck?“, fragte er und der Angesprochene schüttelte den Kopf: „Nun, Jethro, die Todesursache ist tatsächlich genau so brutal, wie sie scheint. Die Verwundungen wurden nicht post mortem zugefügt, er wurde, in der Tat von hinten erstochen, ohne seinen Mörder je zu Gesicht bekommen zu haben.“
„Gibt es Fingerabdrücke am Schwert?“
„Nein, Jethro. Nichts dergleichen – unser Täter war sehr gerissen.“
Seufzend zog sich Ducky die Latexhandschuhe ab, die er getragen hatte, um die Autopsie durchführen zu können: „Jethro, wir haben es mit einem sehr, sehr kranken Täter zu tun.“
„Wie kommst Du darauf, Duck?“
„Schau Dir die Wunden an. Der Täter hat in einem einzigen, präzisen Schlag zugeschlagen – die Leiche wurde von hinten aufgespießt, unser guter Captain konnte den Mörder also noch nicht einmal sehen und der Täter hat das Opfer einfach so mitten in der Grünanlage liegen lassen – als ob es ihn gar nicht interessierte, ob die Leiche gefunden würde, oder nicht. Ich – kenne eigentlich nur eine Person, die dermaßen kaltblütig vorgehen würde.“
Gibbs nickte grimmig. „Ich auch – aber Ari Haswari ist seit knapp fünf Jahren tot.“
Ziva beugte sich vor, schaute dem jungen Mann in die Augen und suchte darin nach irgendwelchen emotionalen Reaktionen. Sie fand welche, aber keine, die ihn dazu bringen konnten, sich auszuweisen.
Was würde Tony nun tun?
„Kennen Sie den Miranda-Akt?“, fragte sie und der Mann nickte: „Ja – das Miranda-Protokoll. Und ja – ich kenne Red Heat.“
Ziva seufzte, schaute ihr Gegenüber ein wenig ungehalten an, ehe sie sich räusperte.
„Ich habe Durst und hol mir was zu trinken.“, informierte sie ihn, „Kann ich Ihnen etwas mitbringen?“
Ja – da war durchaus ein wenig Überraschung in des Mannes Augen zu sehen, als er kurz nachdachte, den Kopf schief legte und Ziva misstrauisch beäugte.
„Okay“, sagte er nach einer kurzen Sekunde des Schweigens, „Wenn Sie zu diesem Kaffeeanbieter im Erdgeschoss gehen, hätte ich gerne eine…“
Er überlegte, legte die Hand an das Kinn, ehe er wieder zu Ziva blickte: „Einen Iced White Café Mocha – aber ohne Kaffee – und eine große Schlagsahnehaube oben drauf. Größe? Die Elefantennummer – groß, größer, am größten. Muss passen. Und wenn es keine Umstände machte, bitte ohne Wahrheitsserum drin, ja?“
„Wo denken Sie hin.“, lächelte Ziva und ging dann.
Sie kam nach ein paar Minuten wieder, einen weißen und einen durchsichtigen Becher in der Hand haltend. „War gar nicht so einfach zu bekommen – aber für Sie mache ich das gerne.“, erklärte sie, mit einem der freundlichsten Lächeln, das man sich vorstellen konnte. Der Mann schaute zu ihr und grinste dünnlippig.
„Wird nicht funktionieren.“, erklärte er, trank einen Schluck seiner eiskalten weißen Schokolade mit Sahne und schaute dann zu ihr: „Ich würde Ihnen wirklich gerne helfen, aber … wissen Sie, erstens brauch ich das gar nicht, weil ich mich keiner Straftat schuldig gemacht habe und zweitens…“
Er stockte, trank erneut einen Schluck und lächelte sie entschuldigend an: „Miss… Sie sind wirklich freundlich. Ich mag sie – ehrlich. Aber… Sehen Sie, ich unterstehe einer Verpflichtung, einem Eid, der mich dazu zwingt… ich darf es nicht sagen.“
Zivas hübsches Gesicht verfinsterte sich, doch sie blieb ruhig, auch wenn sie am Liebsten ein paar Mossad-Verhörtechniken an diesem Mann ausprobieren wollte. Sie war sowieso eingerostet, was das anging. Übung machte den Meister.
Aber – inzwischen war sie US-Staatsbürgerin, Feldagentin beim NCIS… vielleicht war es ganz gut, dass sie zwar noch wusste, wie man mit dem geringsten Aufwand den größtmöglichen Schmerz bei einer Person verursachte, aber… sie scheute es.
Und das ärgerte sie – sie war mal effektiver und effizienter gewesen.
Der Mann räusperte sich: „Also … Entschuldigung, Miss… ähm… Miss?“ Er schaute sie fragend an und während er das tat, fiel ihm ein, dass sie sich ihm gar nicht vorgestellt hatte.
„Eine Unsitte ist das hier.“, grinste er, „Sie erwarten von mir, dass ich mich vorstelle, aber ich weiß nicht, wer die Person hinter diesen hübschen, nussbraunen Augen ist, die da dieses Detail über mich wissen möchte.“
Sie schüttelte verwirrt-amüsiert den Kopf: „Moment mal, jetzt fragen Sie mich aus?“
Der Mann trank einen Schluck weiße Schokolade und zuckte lächelnd mit den Schultern.
„Ziva David.“, stellte sie sich vor. Das ein Name Macht hat, war nichts Neues, aber diese Reaktion hatte Ziva nicht erwartet. Der Mann, der gerade eben einen Schluck getrunken hatte, spuckte das Getränk aus, schaute sie mit hervortretenden Augen an, in denen nichts als purer Unglaube stand und sprang dann auf.
„Das… das ist ja…“, stammelte er und hielt ihr dann die Hand hin: „Ich bin Calvin Cat – einer ihrer größten Fans. Ich meine, wie Sie die Bombe entschärft haben… einfach nur … genial.“
Gut – innerhalb ihrer Dienstzeit sowohl beim Mossad, als auch beim NCIS hatte sie viele „Heldentaten“ vollbracht und sicherlich war auch die eine oder andere Bombenentschärfung dabei gewesen, aber… das der Mann, der seine Identität hütete, wie seinen Augapfel, aufsprang und sich ihr vorstellte, die Hand hinhielt, und sie nun wartend anblickte, das war doch etwas, was sie ein wenig stutzig machte.
„Der Mann ist bekloppt.“, schoss es ihr durch den Kopf und sie schaute ihn fragend an: „Von… welcher Bombe reden Sie eigentlich?“
„Na, die Bombenentschärfung am Memorial Day… 2014… Sie wissen schon.“
Der Mann ist verrückt, verrückt, verrückt. , wiederholte sie im Geiste und schaute ihn immer noch verdattert an: „Ich weiß nicht wovon Sie reden, aber … wir haben definitiv erst den 27. September 2011.“
Nun schaute der Mann sie noch verdatterter an, als er es vorher getan hatte: „W… was? Wir h… haben 2011?“
Er schluckte: „Heiliges Temporales Paradoxon, Batman.“
„Temporales Paradoxon?“, echote Ziva und Cal schaute sie lächelnd an: „Nichts… hat nichts zu sagen…“
Er grinste: „Sagte ich gerade Bombe und Memorial Day 2014? Ist quatsch… ich erzähl hier nur rum, damit Sie mich nicht weiter mit Fragen behelligen.“
„Mister Cat…“, setzte Ziva an, doch Cal, der sich nun ganz wie ein verliebter Schuljunge grinsend auf dem Tisch niederließ und zu Ziva vorneigte, schnitt ihr das Wort ab: „Nennen Sie mich Cal – das tun alle meine Freunde.“
„Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihre Freundin bin?“, fragte Ziva mit hochgezogener Augenbraue, was den Mann dazu veranlasste, laut zu lachen, sich zurückzulehnen, aufzustehen und auf ihre Augenbraue zu deuten. „SPOCK-Augenbrauen!“, schrie er in nahezu-manischer Begeisterung und Ziva schaute ihn einfach nur verdattert an.
Der Mann ist verrückt, verrückt, verrückt. , schoss es ihr durch den Kopf.
Im anderen Verhörraum saß die hübsche Rothaarige vor Tony und schaute ihn durchdringend an. Er räusperte sich, warf einen Blick auf das Foto des Toten und erwiderte dann ihren Blick.
„Die Zeugin hat Sie in der Nähe gesehen, Miss.“
Kurz schaute die Rothaarige ihn an, ihr Blick änderte sich, wurde nachdenklicher, dann schüttelte sie den Kopf: „Ihre Zeugin lügt.“
„Warum sollte sie das tun?“, fragte DiNozzo und warf erneut einen Blick auf Captain Stone.
Er hatte ihn nie gekannt – warum auch? Die meisten Navy-Offiziere kannte man in seiner Branche erst dann, wenn sie tot oder verdächtig waren. Nun war Stone in die erste Kategorie gefallen. Tony hatte sich seine Akte angesehen, einen Blick auf das Hochzeitsfoto geworfen, das irgendwie seinen Weg in diese Akte gefunden hatte und wusste, dass ein Offizier eben dieser Navy irgendwann das Herz dieser hübschen Frau mit einem einfachen Satz brechen musste. Dieser Satz – er hatte ihn schon einige Male gesagt und jedes Mal war es am Anfang nicht einfach.
Vermutlich sollte es das auch nicht sein.
„Ma’am“, stellte er sich vor, diesen Mann – jetzt zu diesem Zeitpunkt - mit professionell-ausdrucksloser Stimme sagen zu hören, „Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Mann, Captain Thaddeus Alexander Stone, heute morgen im Anacostia Park leblos aufgefunden wurde.“
Die Reaktion würde die Gleiche sein, wie sonst auch immer.
Sie – Captain Stones Frau – würde durch die vier Phasen der Trauerbewältigung gehen.
Verdrängung, Aufbrechende Emotionen, Trennung, Damit-Klar-kommen. Es lief jedes Mal so ab und Tony wusste das – er hatte, während seiner Zeit beim Baltimore P.D. oft genug diese Nachrichten überbracht und die Reaktionen oft genug miterlebt. Er beneidete diesen jungen Mann – oder die junge Frau – die gerade vor Captain Stones Frau stand und aus erster Hand miterlebte, wie die Frau den Wäschekorb fallen ließ, um die Überbringerin der Todesnachricht ihres Mannes ungläubig anzustarren, nicht um diese undankbare Aufgabe.
Tony schaute die Rothaarige an: „Gegenfrage – warum sollte sie es tun? Warum sollte die Zeugin lügen?“
Pause.
Sein Gegenüber schaute zur Decke, wiegte abwägend den Kopf hin und her und zog die Stirn kraus. Dann fixierte sie ihn mit einem Blick aus diesen unglaublich grünen Augen: „Vielleicht hatte sie ein Verhältnis mit Captain Stone und hat ihn umgebracht, weil sie verrückt ist?“
Tony runzelte seinerseits die Stirn und schüttelte dann den Kopf: „Ich glaub nicht, dass sie Gaga ist.“
Die Rothaarige grinste: „Das heißt, die Zeugin, die uns gesehen haben will ist nicht Stefani Joanne Angelina Germanotta?“
„Bitte?“, blinzelte Tony überrascht und schaute sie an, ein einziger Ausdruck des Unglaubens, „Bitte wer?“
„Na, Sie sagten doch, die Zeugin, die mich belasten will, ist nicht „Gaga“. Na, wie viele Gagas kennen sie denn? Mir ist nur eine bekannt. Und das ist Stefani Joanne Angelina Germanotta – alias Lady Gaga.“
Der NCIS-Agent starrte sie verblüfft an und schüttelte dann den Kopf. Er wollte gerade etwas erwidern, als plötzlich aus dem Nachbarraum drei Schüsse zu hören waren.
Die Rothaarige schaute entsetzt zu Tony, der starrte entsetzt zurück – im Nu waren beide auf den Beinen und hechteten zur Tür. Eigentlich wollte er noch stehenbleiben und ihr sagen, dass sie nicht mitkommen dürfte, doch da war sie schon bei der Tür, öffnete sie und rannte, mit wehenden roten Haaren zur Quelle der Geräusche. Tony folgte ihr – hoffentlich war Ziva nichts passiert. Was war da wohl geschehen?
Er erreichte die Tür, die Rothaarige stand dort, die Augen entsetzt aufgerissen und er sah auch den Grund. In der Tür lag jemand.
Einen Blick auf die Schuhe werfend stellte er fest, dass es nicht Zivas Dienstschuhe waren – die hatten einen leichten Absatz, diese hier waren flach. Gerade als er die Tür erreicht hatte, merkte er, wie ihm schlecht wurde.
Die Leiche vor ihm lag in einer Lache aus Blut, die Augen, die er oft genug gesehen hatte, starrten blick- und leblos in die Ferne und das braune Jackett, das er trug, war blutbesudelt.
„ Nicht er!“, schoss es Tony durch den Kopf, „ Alles, nur nicht er!“
Ziva kniete neben dem Mann, tastete nach seinem Puls, doch Tony war klar, dass die hübschen, braunen Augen der Israelin sich gleich mit Tränen füllen würden, so wie er spürte, dass es seine grünen Augen ebenfalls taten. Hart schluckte er und warf dann einen Blick zu dem Mann, der die Waffe in der Hand hielt und sich gerade vom Boden aufrappelte.
„Ich hoffe, Sie wissen, was Sie da getan haben.“, knurrte er, versuchte, seine Beherrschung zu waren. Der Mann nickte. „Ja, ich habe gerade ihren Mörder umgebracht.“
McGee saß an seinem Computer, versuchte immer noch herauszufinden, wer sie den ganzen Tag gehacked hatte, aber – er fand keine Spuren eines Tracers oder eines Trojaners. Nichts – als wäre der Computer wieder das, als was er angepriesen worden war. Nutzerfreundlich.
Als er Tony vor ein paar Jahren den Vorteil dieses neuen Modells aufzeigen wollte, hatte dieser nur ein müdes Lächeln dafür übrig gehabt. „Dieser Computer erledigt die Hälfte unserer Arbeit!“, hatte McGee begeistert gesagt, worauf hin Tony nur mit den Schultern gezuckt hatte: „Dann bestell doch zwei.“
Jetzt, heute, ein paar Jahre später, war ihm irgendwie klar, dass der Italiener mit seiner Einschätzung der Situation nicht unbedingt unrecht gehabt hatte. Je toller ein solcher Computer ist, je neuer und je effizienter, umso einfacher kann man in solche Rechner eindringen, das hatte der Hackerangriff heute bewiesen.
Er ließ gerade noch einen Antivirenscan über die Festplatte laufen, als Leroy Jethro Gibbs auf einmal, wie aus dem Boden gewachsen, vor ihm stand.
„Wo sind die Beiden?“, fragte er und Tim schaute ihn verdattert an: „Welche Beiden, Boss?“
„Die Beiden, die wir festgenommen haben.“, klarifizierte der Mann mit den eisblauen Augen und McGee überlegte kurz: „Sie… müssten noch in den jeweiligen Verhörräumen sein, wieso?“
Gibbs drehte sich um und ging daraufhin in Richtung der Toiletten.
McGee versuchte weiterhin, heraus zu finden, welche Daten kopiert worden waren – und vor allem, was dahinter steckte.
Er war so in die Arbeit vertieft, dass er gar nicht mitbekam, was um ihn herum geschah – erst als er ein mädchenhaftes Räuspern hörte, blickte er auf und war verwundert. Direkt vor ihm stand eine junge Frau, die um die 25 sein mochte. Sie war hochgewachsen und kam ihm bekannt vor.
„Tim? Ich bin’s. Sarah Knox.“
Sarah Knox hatte er vor knapp einem Jahr kennengelernt, als die junge Frau ihm und dem Team als Praktikantin über die Schulter geschaut hatte. Damals hatten sie ein verschwundenes Mädchen finden müssen.
„Sarah?“, fragte McGee verwundert, „Wo kommst Du denn her?“
„Ich mach hier einen Aushilfsjob. Akten sortieren.“, lächelte sie.
Er lächelte zurück, als er die drei lauten und hässlichen Geräusche, jeder ein beinahe-Überschallknall, hörte, schreckte er auf.
„Was war das?“, fragte Sarah erschrocken und Tim war auf den Beinen: „Ein Schuss! Und er kam aus Richtung der Verhörräume!“
Er rannte los.
Nur ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf: „Gibbs!“
Der Mann, der sich selbst Cal nannte, trieb Ziva gerade in den Wahnsinn. Das Grinsen lies sein Gesicht ein wenig idiotisch wirken, das Funkeln in den Augen trug auch nicht dazu bei, ihn in irgendeiner Art und Weise sonderlich mental-gesund da stehen zu lassen.
„Entschuldigen Sie vielmals, Miss Ziva.“, sagte er, machte eine große Runde und betrachtete sich selbst im Spiegel: „Die Ohren hätten besser kommen können. Na ja, die nächste Regeneration sieht wieder anders aus. Ich könnte ohne Nase herumlaufen.“
Grinsend schaute er zu Ziva: „Stellen Sie sich vor: Ich ohne Nase.“
Die Israelin bedachte ihn mit einem sehr sparsamen Blick, der mit der Grenze zur bloßen Genervtheit flirtete: „Bitte?“
„Doctor Who.“, sagte er und grinste: „Ich versuche hier gerade ein wenig Kultur in den Laden zu bringen.“
„Kultur?“, echote Ziva und stand auf: „Ein Navy-Offizier wurde ermordet. Die Tat ist bar jeder Menschlichkeit und Sie wollen Kultur in den Laden bringen?!“
„Cal“ schaute die schöne Frau verdattert an, dann nickte er: „Ach so – der.“
Er schüttelte den Kopf und ging zu seinem Sitzplatz.
„Ist nicht wirklich tot. Der kommt wieder. Ich kenn das.“, sagte er und sein Tonfall verriet eine gewisse Unbekümmertheit.
„Sie sind wirklich verrückt, oder?“, fragte Ziva und „Cal“ schaute sie an. Er überlegte, nickte dann mit dem Kopf: „Ja.“
Als die Tür aufging, schauten der Befragte und die Befragerin überrascht auf. Gibbs stand in der Tür, schaute zu Ziva und fixierte dann Cal mit den eisblauen Augen. „Agent David? Lassen Sie uns beide bitte allein.“
Verwundert hob die Israelin die Augenbrauen, stand auf und fand sich im nächsten Moment gegen Cal gepresst wieder. Sie spürte, wie seine Hand an ihre Hüfte und zu ihrem Halfter glitt, dann die Waffe nahm und ihr einen Stoß gab, der sie zu Boden gehen ließ.
Die Waffe auf Gibbs gerichtet, starrte Cal den leitenden Ermittler des NCIS an, der seinerseits still stehen blieb, die Hände ausgebreitet, so, wie man es ihm, Ziva und den anderen Aussendienstmitarbeitern des NCIS als Geste der De-Eskalation beigebracht hatte.
„Was…“
Weiter kam Gibbs nicht, denn in diesem Moment drückte der Mann, der vorher noch so nett und freundlich lächelnd geplaudert hatte, mit todernstem Gesichtsausdruck drei Mal ab.
Zivas Reaktion war schnell.
Mit einem Kampfschrei trat sie Cal zuerst die Waffe aus der Hand, wirbelte herum und trat ihm dann noch mal gegen das Kinn. Benommen – oder bewusstlos – taumelte der junge Mann gegen die nächste Wand und rutschte an ihr herunter.
Dann erschien DiNozzo im Raum, starrte entsetzt auf Gibbs Körper, der einfach im Türrahmen kollabiert war. Die Rothaarige, die sie ebenfalls festgenommen hatten, schaute schockiert aus grasgrünen Augen auf den bewusstlosen – oder benommenen Mann – der sich in diesem Moment aufrappelte und aufstand.
Und als McGee ebenfalls in den Raum kam, prallte er entsetzt zurück und warf einen Blick auf das Bild, das er vor sich sah.
Ein leblos daliegender Gibbs
Kapitel 4
Ziva und Tony standen am zerstörten Fenster und schauten nach unten. Der Wind wehte in ihren Haaren und sie schauten einander verblüfft an.
Der Mann, der sich selbst Calvin Cat nannte, rappelte sich gerade vom Boden auf, schaute in mehrere gezückte und auf ihn gerichtete Waffen und schluckte unbehaglich.
Tony richtete sich von der knienden Position auf, die er neben seinem Freund und Lehrmeister, Leroy Jethro Gibbs eingenommen hatte, um zu Ziva zu blicken, die den am Boden liegenden auf Lebenszeichen hin untersuchte.
„Ich hoffe, Sie wissen, was Sie da getan haben.“, knurrte Tony, versuchte, seine Beherrschung zu waren. „Cal“ nickte. „Ja, ich habe gerade ihren Mörder umgebracht.“
Dann blickte er freudestrahlend an Tony vorbei, winkte der Rothaarigen, rief ein „Hey, Agatha, wie isses?“, und machte einen Schritt auf die Frau zu, als Tony die Waffe wieder anhob und auf Cals Kopf richtete.
Erneut schluckte dieser unbehaglich.
„Würden… würden Sie bitte … also… dieses Ding aus meinem Gesicht nehmen?“, fragte er und schaute Tony ein wenig erschrocken an: „Was machen Sie hier für einen Aufriss? Der kommt doch wieder – ich kenn ihn.“
Verblüfft blickte Tony zu Ziva herum, die seinen Blick erwiderte, ihm ernst in die Augen schaute und den Kopf schüttelte. Damit war es klar – Gibbs war tot.
Ehe sich „Cal“ versah, hatte Tony ihm die linke Hand mit einer Handschelle „verziert“, während die andere Schelle am Tisch befestigt wurde. Ein wenig verwundert blickte der Mann, der gerade seinen Boss erschossen hatte, auf das Gerät.
„Toll.“, machte er und schaute ihn an: „Können Sie mich jetzt wieder losmachen?“
Tony merkte, wie die Wut, die er empfand, aus ihm herausbrechen wollte, aber, er zwang sich, ruhig zu bleiben. Er war Senior-Field-Agent, durfte sich durch Gefühle nicht so beeinflussen lassen, wie ein…
Er warf einen Blick zu McGee und Ziva. Was beide empfanden, konnte er nur erahnen. Er selbst empfand Wut und Trauer – er hatte doch heute Morgen noch einen belanglosen Scherz mit Gibbs gemacht. Man hatte sich unterhalten, das heißt, so gut das mit Gibbs eben ging, aber er hätte niemals gedacht, dass er einmal den Tod seines Bosses untersuchen würde müssen.
Wobei es da nicht viel zu untersuchen gab. Der Täter war geständig, wenngleich verwirrt.
Also könnte man ihn gleich ins Gefängnis werfen.
„Cal“ schaute zu Tony herüber, legte den Kopf schief und räusperte sich: „Können Sie mich jetzt wieder losmachen?“
Der Angesprochene stand auf, schüttelte den Kopf und ging aus dem Raum. Ziva und McGee blieben zurück, schauten erschüttert zuerst auf die Leiche Gibbs’, dann auf den Mörder ihres Vorgesetzen und väterlichen Freundes. Dieser schaute immer noch verwirrt in Richtung Tür, dorthin, wo DiNozzo verschwunden war.
„Sehr komisch.“, lachte Cal, ging einen Schritt auf die Tür zu und wurde beim nächsten Schritt vom Tisch daran gehindert, weiter zu kommen.
Er stockte in seiner Bewegung, rollte die dunklen Augen überlegend und versuchte es noch mal. Der Tisch blieb standhaft.
Nun drehte sich der Mann zu seiner Handschelle um, umfasste sie und versuchte loszukommen. Er rüttelte am Tischbein, machte kurze, ruckartige Bewegungen – nichts.
Dann wandte er sich an die Rothaarige, die immer noch in der Tür stand und ihn betrachtete, als müsse sie sich jeden Moment ein Lachen verkneifen.
„Gathy, könntest Du mir bitte helfen?“, fragte er und sie hob, hilflos mit den Schultern zuckend, beide Hände: „Mich darfst Du nicht fragen – ich hab die Schlüssel nicht bei mir.“
Die blauen Augen des älteren Mannes, der da nach ein paar Minuten in den Verhörraum kam, wirkten so, als habe er schon viele Abscheulichkeiten gesehen. Eine seltsame Abgeklärtheit umgab ihn und als Ducky neben der Leiche seines Freundes Gibbs kniete, schüttelte er den Kopf.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich Dich mal auf meinem Tisch haben würde, Jethro.“, eröffnete er den Dialog, mit einem Mann, der nie wieder antworten würde. Dessen war er sich auf elementarer Ebene bewusst und es schmerzte ihn, dass er nie wieder die Gelegenheit haben würde, diese alltäglichen Rituale, die er so lieb gewonnen hatte, mit Gibbs zu wiederholen.
Es war einfach etwas Anderes, wenn ein Leroy Jethro Gibbs sein „Was hast Du für mich, Duck?“ raunt, oder ein Timothy McGee die Frage stellt. Das beginnt bei der Wortwahl, der Tonlage und ist nicht zu letzt dem Fakt geschuldet, dass niemand anders als Gibbs Gibbs war.
Auf den ersten Blick mochte sich dies wie eine hohle Phrase ausnehmen, aber es war für Ducky schon etwas Anderes, ob sich jemand wie Gibbs benahm, ihn ähnlich ansprach, die Fragen genau so formulierte, oder ob er Gibbs war .
„Mister Palmer“, wandte sich Ducky dann an den Coroner und schaute ihn an. Jimmy erwiderte seinen Blick und zuckte innerlich erschrocken zusammen. Binnen Sekunden schien Ducky um Jahre gealtert und sämtlichen Lebenswillen verloren zu haben. Doch er holte Luft, die Resignation, die Trauer in den blauen Augen des Schotten ebbte ab und verschwand letzten Endes ganz aus seinen Zügen und Palmer konnte sehen, wie so etwas wie Entschlossenheit sich in den Augen festsetzte. „Bringen wir Jethro nach unten. Ich werde ihm die Kugeln aus der Brust operieren und sie zu Abby schicken.“
Kaum, dass der Gerichtsmediziner den Namen Abby gesagt hatte, ob McGee verwundert den Kopf. Ziva bemerkte dies und schaute ihn an: „Was ist?“
Den Kopf schief gelegt, verengte der Mann die Augen zu Schlitzen und Ziva wusste, dass es genau dieser Gesichtsausdruck war, den er dann aufsetzte, wenn er grübelte.
„Wo ist Abby eigentlich?“
„Vielleicht hat sie von Gibbs’ Tod gehört und möchte lieber alleine sein?“, schlug Ziva vor und McGee überlegte kurz: „Ja, das könnte hinkommen. Ich erinnere mich noch, wie sie Kates Tod mitgenommen hatte – vermutlich hört sie gerade diese Trauermusik aus Louisiana.“
„Vermutlich.“, meinte Ziva, stand auf und fixierte den Mann, der immer noch versuchte, sich aus den Ketten zu befreien.
Gerade saß er auf dem Hosenboden und ließ sich immer wieder nach hinten sinken, den Fuß auf dem Tischbein, offenbar in der Hoffnung, es irgendwie auszuhebeln. Nun zog er die Beine an und stieß sie mit einem kräftigen Ruck gegen das Tischbein, was zur Folge hatte, dass er laut schrie.
Er hatte seine Hand getroffen.
McGee schaute ihn verblüfft an und dann zu Ziva: „Und er hat unseren Boss erschossen?“
Die Israelin zuckte mit den Schultern: „Vermutlich ist er … wie sagt ihr? Schizophren?“
„Also Erstens bist Du ja nun auch Amerikanerin und zweitens: Ja, so sagen wir.“, machte McGee und schaute noch mal zu dem inzwischen die Zähne zusammenbeißenden Cat: „Ich kann mir das Elend nicht mehr mit ansehen.“
Damit drehte er sich um und ging.
Die Frau, die sich selbst Agatha nannte, folgte dem davoneilenden McGee mit den Augen, ehe sie sich umblickte. Sie trat einen Schritt auf die Tür zu und fand im nächsten Moment ihren Arm in einem kräftigen Griff wieder. Ziva schaute sie an: „Wo wollen Sie hin?“
„Ich würde gerne zu meinem Freund – ich meine, er ist verletzt.“
„Ihr Freund hat gerade einen Bundesagenten umgebracht. Ich würde sagen, er hat gerade größere Schwierigkeiten, als das er sich auf den Fuß getreten hat.“, meinte die Frau mit dem dunkleren Teint und die Rothaarige nickte: „Da haben Sie natürlich recht. Aber – meinen Sie nicht, dass ich kurz zu ihm könnte?“
„Sie können von hier mit ihm reden.“, sagte Ziva und Agatha nickte: „Danke, Agent David.“
Tony saß im Videoraum, in dem die Bandaufzeichnungen der Unterhaltungen in den beiden Verhörräumen gelagert wurden. Und je häufiger, er die Szene sah, in der Gibbs eigentlich nur da stand, die Hände in einer klaren „Nicht-Aggressions-Geste“ ausgebreitet und als Dank dafür von dem Mann, der ihn nicht kannte, drei Kugeln in die Brust bekam, desto wütender wurde er.
Das konnte nicht sein – das war nicht fair, verdammt.
Wütend hieb er auf die Stuhllehne ein, spulte die Aufzeichnung, bis zu dem Punkt zurück, an dem Gibbs den Raum betrat und ließ den Film erneut laufen.
Die drei Schüsse klangen gedämpft, fast leise, in seinen Ohren wieder und er konnte immer noch nicht glauben, dass sein Boss nun nicht mehr war.
Vor allem überstieg es sein Fassungsvermögen, dass die Legende, der Mann, den er nur „Gibbs“ oder „El Chefe“ nannte, sein Leben bei einem heimtückischen Anschlag hier im NCIS Hauptquartier aushauchen würde.
Er hatte immer gedacht, wenn, dann würde er von Darkseid getötet, oder von einem Mafiaboss. Oder er würde einfach alt und dann in Frieden sterben, sanft entschlummern.
Aber nicht so – das war ein Tod, der Leroy Jethro Gibbs nicht gerecht wurde.
Es war nicht fair.
„Was siehst Du da?“, fragte plötzlich eine rauchig-mädchenhafte Stimme und er merkte, wie sein Herz schneller schlug.
Die Besitzerin dieser Stimme, Abigail Sciuto, hatte zu Gibbs ein sehr besonderes Verhältnis. So war Gibbs – für sein Team war er der väterliche Freund, der auch mal Strenge walten lies.
Der Gedanke, dass sie die Nachricht vom Tod ihres Mentors gerade von ihm hören musste, brach ihm das Herz.
Er drehte sich um, stand auf und nahm Abby in den Arm.
„Ich muss… dir was sagen.“
Sie würde gleich kommen.
Ducky hatte das Gefühl, als würde Abby gerade in diesem Moment von einem Mitglied des Teams in den Fakt eingeweiht werden, dass Jethro nicht mehr lebte. So lange, wie sie brauchte, um sich von ihm zu verabschieden, so lange würde er den Körper seines Freundes nicht mit Skalpellen traktieren.
Gibbs Körper lag nackt, mit einem Tuch um die Lendenpartie, auf einem der kalten Metalltische, auf denen Ducky die Obduktionen durchführte. Der Körper Captain Stones lag nur zwei Tische neben ihm.
„Es tut mir leid, Captain, ich fürchte, wir haben hier heute eine Doppelbelegung.“, versuchte der Schotte die Stimmung, die er als sehr gedrückt wahrnahm, aufzuheitern, aber – logischerweise lachte niemand.
Von draußen hörte er Schritte.
Er wusste, dass sich nun alles entscheiden würde – er wusste, dass nun Abby Sciuto entweder in einen Weinkrampf ausbrechen, oder sich in einen eiskalten Profi verwandeln würde.
Was er dann sah, ließ ihn jedoch den Glauben an alles verlieren, an das er je geglaubt hatte.
Die Ruhe, die von Abby Sciuto ausgestrahlt wurde, ließ Tony beinahe selbst wahnsinnig werden.
„Abby, ich weiß, es ist schwierig, aber… Gibbs ist tot.“
Die Forensikerin nahm einen Schluck des koffeeinhaltigen Kaltgetränks, das er als Caf-Pow kannte. Es war so was wie Red Bull, nur in der 10 oder 20-Fachen Potenz.
Sie schüttelte den Kopf – sie schüttelte ihren hübschen, verdammt-sturen Kopf, sodass ihre Zöpfe die Bewegung mitmachten, und schaute ihn aus grünen Augen herausfordernd an: „Ich weiß, dass es nicht stimmt. Aber guter Versuch.“
„Ich habe ihn sterben sehen.“, sagte DiNozzo und man konnte ihm deutlich anhören, dass es für ihn immer schwerer wurde, die Fassung zu wahren. So schlimm hatte er sich nicht mehr gefühlt, seit er Zeuge war, wie direkt neben ihm Caitlin Todd erschossen wurde.
Beinahe mit der Naivität eines Kindes, dem man erzählte, dass es den Weihnachtsmann nicht gäbe, schüttelte Abby den Kopf und trank erneut einen Schluck Caf-Pow.
„Ich spüre es, wenn Gibbs etwas geschieht. Als die Bombe ihn beinahe zerfetzt hätte, habe ich es gefühlt – ich wusste , dass mit ihm etwas nicht stimmt. Jetzt merke ich, dass es ihm gut geht.“
In diesem Moment klopfte es im Türrahmen und ein um einige Nuancen bleicherer Donald Mallard betrat den Raum.
Er hielt sich die Brust, atmete tief durch und schaute zu Tony: „Da… ist jemand, der dich sprechen möchte.“
„Ich habe gerade keine Zeit.“, sagte der Italiener und man konnte deutlich hören, dass er genervt war.
Das war ja auch kein Wunder – er hatte den Tod von Gibbs gesehen, er hatte neben seiner Leiche gekniet und er hatte …
Er hatte offenbar gerade eine Vision.
Die Person, die hinter Duck in der Tür erschien, schaute ihn aus eisblauen Augen an und räusperte sich: „Haben Sie auch für mich keine Zeit, Special Agent DiNozzo?“
„Agatha, ich hab SCHMERZEN! “, machte der Mann, der sich als Cal bezeichnete und biss die Zähne zusammen. Die Rothaarige kniete im Türrahmen unter den wachsamen Augen Zivas und schaute ihn an: „Knirsch nicht mit den Zähnen, Cal, du weißt, was Gina gesagt hat. Wenn Du so weiter machst, brauchst Du doch Kronen.“
Der Mann funkelte sie an, die Pein, die er empfand, war deutlich in seinen Augen zu sehen: „Ich weiß! Aber es tut weh, vadorrinoeins !“
Nun schaute Ziva zu dem Mann und herrschte ihn an: „ Jetzt halten Sie den MUND!“
Cal blickte die Israelin verdutzt an und schluckte.
Die Frau blickte zu Agatha herüber, blinzelte ihr zu und murmelte: „Vielleicht sollten Sie das auch mal tun, offenbar funktioniert es.“
Verwunderten Blickes schaute die Rothaarige zwischen Cal und Ziva hin und her, ehe der Mann erneut ein Geräusch des Unbehagens von sich gab. Die ehemalige Mossad-Agentin rollte mit den Augen und warf die Arme in die Luft: „Ich geb es auf.“
Nur der schnelle und überraschende Auftitt Timothy McGees hielt Ziva davon ab, sich auf Cal zu werfen und ihm einen Kinnhaken zu verpassen, auf das er Ruhe gäbe. Mit schnellen Schritten ging er an der hübschen Frau aus Israel vorbei, neben Cal in die Knie und entledigte ihn seines Armschmucks.
„Danke.“, murmelte Cal und ließ sich nun komplett auf den Boden sinken, um sich auszustrecken.
Verdutzt blickte die ehemalige Verbindungsoffizierin zwischen Mossad und NCIS zu McGee herüber: „Warum hast Du das getan?“
„Befehl vom Boss.“, erklärte dieser, was Ziva noch verwunderter die Augenbrauen heben ließ: „Warum lässt Director Vance ihn laufen?“
„Nicht Vance.“, sagte Tony, der ebenfalls den Raum betrat und Cal, sowie Agatha anblickte: „Und jetzt sagen Sie uns besser, was hier los ist.“
„Dann wollen wir mal an die Arbeit gehen.“, sagte Ducky und beugte sich vor, um mit dem Skalpell den ersten Schnitt zu tun. Der Mann, der mit ihm im Raum stand, schaute ihn an. Sein Blick ruhte auf Duckys Bewegungen und auf dem Leichnam, den der Gerichtsmediziner gerade zu obduzieren begann.
Die kleine, scharfe Klinge des Skalpells schnitt in die Haut der Leiche auf dem Metalltisch. Dies bewirkte zweierlei. Zum Einen begann die Wunde zu Bluten, zum anderen öffnete Leroy Jethro Gibbs in genau diesem Moment die Augen, starrte Ducky und dann den Mann an.
„Wie Sie es sagten, Direktor Vance“, schaute der Gerichtsmediziner zu dem Mann, der vor ein paar Minuten in sein Labor gekommen war, dann trat er einen Schritt von Gibbs Körper zurück, dessen Wunden sich in diesem Moment schlossen.
Verdattert blickte der ehemalige Tote auf seine genau so ehemaligen Wunden und schaute zu Ducky herüber: „Was… ist passiert?“
„Sie können sich und uns diese Dramatik ersparen, Gibbs.“, sagte der Chef des NCIS und betonte den Namen des Angesprochenen so, dass Ducky verwirrt dir Stirn runzelte.
Verwundert rieb sich Antony DiNozzo über die Augen.
„Das kann nicht Ihr Ernst sein.“, sagte er und schaute den Mann, der sich selbst Cal nannte, an. Dieser nickte, mit dem breitesten und wohl unverschämtesten Grinsen auf dem Mund, das man sich vorstellen kann. Er stand auf, verschränkte die Hände hinter dem Rücken, und schaute zu der hübschen Rothaarigen, die ihn missbilligend anblickte.
„Cal? Schon mal was von der temporalen ersten Direktive gehört?“, fragte sie, was diesen dazu veranlasste, sich zu ihr umzudrehen und zu zwinkern: „Meine Güte, sie haben mit eigenen Augen gesehen, was hier los ist, meinst Du im Ernst, wir könnten denen immer noch vorspielen, dass wir zwei Bekloppte sind, die hier mit einem Taschenrechner herumlaufen? Das wird nix, Gathy. Und ausserdem können wir ihre Erinnerungen später immer noch löschen.“
Damit wandte sich der Mann zu Tony und salutierte: „Wenn ich mich vorstellen darf? Mein Name ist Calvin Nathan Cat – ich kommandiere die USS Dragonfly. Wir sind auf der Jagd nach einem Verbrecher namens Traceless.“
„Cal!“, unterbrach ihn die samtweiche Stimme der hübschen Rothaarigen, ehe sie zu Tony, Ziva und McGee blickte und dann in eine andere Sprache wechselte.
„Hältste dat wirklich für so’ne gute Idee?“, sagte sie und der Mann blinzelte sie an: „Klaaro – dat is doch wohl ma logisch, dat wir uns die besten Agenten zum Fall dazuholen, die wir brauchen können – zumal se sowieso den Fall Stone am bearbeiten sind.“
Tony blickte verdattert zu den Beiden, von denen sich der eine gerade als Kommandant eines Schiffes vorgestellt hatte, und dann zu Ziva.
„Verstehst Du, was die beiden sagen?“, fragte er und Ziva grinste, ehe sie ihm zuflüsterte: „Offenbar denken die Beiden, nur weil sie in Amerika sind, versteht man sie nicht, wenn sie deutsch sprechen – oder besser eine schlechte Imitation dessen, was man für gewöhnlich im Ruhrgebiet spricht. Vielleicht wissen sie es ja wirklich nicht, aber – ich spreche deutsch.“
„Ach?“, machte Tony und schaute sie überrascht an: „Seit wann das?“
„Ich war vor knapp 20 Jahren mit meinem Vater in Essen – im Herzen des Ruhrgebiets. Eli hatte dort einen Mann gejagt, die Sache mit der Essener Polizei koordiniert und man hatte mir einen Beschützer zugeteilt, mit dem ich mich unterhalten habe.“
„Und wie hieß dein Beschützer?“
„Oh, er war nett. Sein Name war Mick Brisgau… er… – ich habe gehört, er wurde dann bei einer Wohnungsdurchsuchung in den Kopf geschossen und fiel ins Koma.“
Zivas Stimme wurde dunkler und melancholischer, ehe sie Tony anblickte, „Also… ich kenne mich mit der Sprache aus. Nur – was mir immer wieder durch die Tücher geht, sind diese Idiome.“
„Lappen, Ziva. Dir geht etwas durch die Lappen.“
„Tony, manchmal nervst Du mich.“, zischte sie und Tony grinste: „Ich weiß.“
Dann räusperte sich jemand im Hintergrund.
Ziva fuhr herum und war fassunglos: „Gibbs?“
Cal, der gerade zu Agatha schaute, blickte, als Ziva den Namen Gibbs aussprach, verdattert in Richtung Tür und erstarrte.
„Hab ich dich nicht vorhin schon erschossen, Traceless?“, fragte er verblüfft und Gibbs schaute ihn an: „Nein.“
Damit trat er näher, stellte einen der weißen Kaffeebecher mit dem Aufdruck der berühmten Kaffeerösterei auf den Tisch und schaute den Offizier mit amüsiert funkelnden Augen an: „Aber ich bin nicht Traceless.“
Ziva schaute verwundert erst zu Gibbs, dann zu Cal, der gerade aussah, als wolle er erneut einen Angriff starten. Rein prophylaktisch legte sie ihre rechte Hand auf ihre Hüfte, dorthin, wo ihre Waffe im Halfter steckte.
„Machen Sie jetzt keine Dummheiten, Cat.“, sagte sie und Agatha nickte bestätigend.
„ Captain Cat!“, korrigierte der Mann mit ermahnend gehobenem Zeigefinger, bis er zu Gibbs schaute, auf ihn zutrat, und ihm in die Augen sah.
„Na, die Augen zeigen keine Anzeichen von Nanitenbefall, der Blick ist ruhig und ‚steady’ und alles in allem bin ich geneigt, Ihnen zuzustimmen, dass sie wirklich nicht Traceless sind. Aber – wer sind Sie dann?“
Agatha rollte die Augen: „Schatz, das ist Leroy Jethro Gibbs?“
Cal blinzelte.
„Chef des ersten Ermittlerteams?“, schlug sie vor, worauf hin Cal sie immer noch mit diesem Gesichtsausdruck anstarrte, der deutlich sagte ‚This person is temporaly not available’.
„Boss von Ziva?“, fragte die Rothaarige erneut und als Cal wieder verständnislos blinzelte, grinste sie. Wohl kalkulierten Schrittes, mit schwingenden Hüften und einem, in die Augen des Captain gerichteten Blick trat sie auf ihn zu, bis nur noch Millimeter ihre Lippen voneinander trennten. Cal schloss die Augen, schien bereit, sie jeden Moment hingebungsvoll und lang zu küssen, ihre linke Hand strich über die Uniform, den Nacken, bis sie den Hinterkopf erreichte.
Dann verpasste sie ihm einen hörbaren Schlag auf selbigen, was Cal die Augen verblüfft öffnen lies und seine braunen in ihre grasgrünen Augen blickten. Dann verstand er.
Er drehte sich grinsend zu Gibbs um, der am Tisch saß und die Szenerie, zusammen mit Tony, Ziva und McGee mit einer gewissen Spur Amüsement beobachtet hatte.
„SIE sind das! Sie sind der Erfinder des … des Dings! Ich hab in der Akademie so viel von Ihnen gehört!“
Damit trat er auf ihn zu, salutierte erneut und sagte: „Captain Calvin Cat, Kommandant der USS Dragonfly, Registriernummer NCC 0815-A.“
Gibbs betrachtete ihn, deutete auf den Stuhl und sagte nur: „Setzen Sie sich.“
Verwirrt blickte der Mann, der sich als Captain ausgab, zu seiner rothaarigen Begleiterin und nickte dann.
Sich setzend, verschränkte er die Arme vor der Brust und schaute sein Gegenüber an.
„Sie erwähnten gerade einen Verbrecher…“
Cal schnellte vor, legte eine Hand auf den Tisch und schaute Gibbs an: „Der Mann heißt Buzz Intrupper. Er ist Wissenschaftler gewesen… Cleveres Kerlchen. Entwickelte so was wie Intelligente Masken.“
Er schaute in die Runde: „Stellt euch eine Karnevalsmaske vor, die mit eurem Kopf verbunden ist. Ihr denkt an ein Gesicht und automatisch verwandelt sich die Maske in das Gesicht, das ihr euch vorgestellt habt. Ihr wollt aussehen wie Michael Wheatherly in ‚Dark Angel’? Kein Problem. Ihr wollt die Lippen von Angelina Jolie haben? Auch kein Thema. Der Geheimdienst hatte ihn … unter Vertrag.“
„Welcher Geheimdienst?“, fragte Gibbs und Cal räusperte sich: „Der Geheimdienst… der… erm…“
Tief atmete er durch und schaute dann hilfesuchend zu Agatha, die, nun die Arme vor der Brust verschränkt an die Wand gelehnt da stand und mit den Schultern zuckte: „Du wolltest es so machen – jetzt sieh zu.“
„Danke.“, schnitt er eine Grimasse und schaute zur Tür, in der plötzlich Direktor Vance auftauchte und sich räusperte.
Gibbs wandte sich zu ihm um: „Und, Leon?“
„Doktor Mallard ist verletzt. Ihr Doppelgänger ist aufgestanden und…“
Weiter kam er nicht. Cal war sofort auf den Beinen und an der Tür.
Vance schaute ihn an: „Wo wollen Sie hin?“
„Na Traceless fangen.“
Erneut starrten ihn die braunen Augen von Direktor Vance durchdringend an, ehe er nickte: „Okay, folgen Sie mir.“
Cal betrat die Leichenhalle, in der sich gerade Ducky seine Schulter verband.
„Was ist denn hier passiert?“, fragte der Captain, ehe ihm auffiel, das auf dem Tisch nicht etwa Gibbs lag, sondern Direktor Leon Vance.
„Was zur Hölle…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment spürte er einen harten Schlag auf den Hinterkopf und stürzte nach vorne. Er war schon bewusstlos, als er aufschlug.
Kurz vorher
„Sie können sich und uns diese Dramatik ersparen, Gibbs.“, sagte der Chef des NCIS und betonte den Namen des Angesprochenen so, dass Ducky verwirrt die Stirn runzelte. Der angesprochene richtete sich auf, lächelte zu Vance herüber und schmolz .
Die grauen Haare vereinten sich mit dem Kopf, der Mann schloss die Augen, sodass das Gesicht um selbige herum vortrat und sich der komplette Körper in ein etwas verwandelte, das Vance gedanklich am Ehesten mit einer Art Gallerte gleichsetzen konnte. Diese Masse hatte eine bräunliche Färbung und der Direktor hatte den Eindruck, als würde es dauerhaft im Zustand des Fließens sein.
Entsetzt trat Ducky einen Schritt zurück, legte den Kopf schief und betrachtete das Ding, in das sich sein Freund verwandelt hatte. Kurzzeitig nahm das Gesicht dann wieder menschliche Formen an und die blauen Augen Duckys sahen sein eigenes Ich dort im Zustand des Entstehens. Plötzlich wuchs eine Art Tentakel aus dem Wesen, schoss auf ihn zu und durchbohrte seine Schulter. Mit einem entsetzten Aufschrei ging der Gerichtsmediziner zu Boden, sah dann, wie das Wesen sich erneut verwandelte. Die Farbe wurde dunkler, schokoladenbraun.
Dann formten sich aus dem großen Tropfen zwei Arme und zwei Beine aus, während der Tropfen als solcher um ungefähr 3 Zentimeter zu schrumpfen schien.
In Duckys Gehirn ratterte es und er hatte binnen Nanosekunden den Plan des Tropfens erkannt.
„DIREKTOR!“, schrie er einen warnenden Laut, doch der Tropfen umfasste eine Spritze, verlängerte seinen Arm und stach sie in Duckys Hals. Der ältere Schotte versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben, aber er merkte, wie sich eine bleierne Müdigkeit über ihn legte.
Vance starrte das Ding wie betäubt an und bemerkte erst, was los war, als er den warnenden Ruf hörte. Sofort verfiel er in jenen lebensrettenden Automatismus, der ihm innerhalb der letzten Jahre schon oft gute Dienste erwiesen und den er sich mühevoll antrainiert hatte. Schnell sprang er zur Seite, als der Tropfen den Tentakel, mit dem er Ducky eine Spritze verabreicht hatte, in seine Richtung bewegte. Einen Ausweg sah er in diesem Moment nicht, denn das Wesen versperrte ihm durch den Tentakel die lebensrettende Tür.
Also zog er seine Dienstwaffe, entsicherte sie und feuerte.
Das Wesen wurde getroffen – drei, vier Kugeln durchschlugen die Gallerte, doch die Treffer blieben ergebnislos.
Was war hier los? Kein Lebewesen auf diesem Planeten war so widerstandsfähig gegen Kugeln. Mindestens eine davon hätte es stoppen müssen, aber – genau das taten die Kugeln nicht. In diesem Moment erkannte er, dass es keinen anderen Ausweg gab und er warf sich mit voller Wucht aus seiner Deckung gegen das Wesen. Sie krachten gegen den Metalltisch und Vance hob seine Waffe, zielte auf das, was er für den Kopf hielt und drückte ab.
Der Kampf, der in diesem Moment zwischen dem Tropfen und Vance stattfand, war genau so episch, wie der, der im Körper des Gerichtsmediziners losbrach. Willen gegen Narkotikum. Als Arzt wusste er, dass das Mittel, das ihm der Tropfen verabreicht hatte, einen starken Wunsch zu schlafen verursachen würde, aber er musste wach bleiben und durfte sich nicht dem Drang hingeben.
„Es… tut mir leid…“, murmelte er, bevor er die Augen schloss und sich der Müdigkeit ergab.
Der Schuss war laut, hallte in seinen Ohren wider, doch ansonsten war der Angriff ergebnislos. In dem Moment, indem er sich aufrichtete, um seine Faust in den Tropfen treiben zu können, verspürte er einen Stich im Nacken, sah vor dem inneren Auge die Spritze mit dem Babiturat, das auch schon Ducky ausser Gefecht gesetzt hatte und fluchte in Gedanken. Dann zerfaserte alles um ihn herum.
Wenig später
„Cal? Cal komm zu dir.“, hörte er eine samtweiche Stimme und lächelte, als er sie identifizierte. Die grasgrünen Augen, die er sah, als er seine Augen öffnete, schauten ihn hypnotisch und mit einer derartigen Erleichterung an, das er nur lächeln konnte.
„Ich nehme mal an, dass ich nicht tot bin?“, fragte er und rappelte sich verwundert auf.
Er wandte sich an den Mann, der gerade von dem silbernen Metalltisch aufstand, auf den er vorhin noch gebettet gelegen hatte.
„Wo ist er hin?“, fragte Vance ihn und Cal zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, ich hab `n Ding übern Kopp bekommen und war in Morpheas Armen.“
„Schatz, der heißt Morpheus.“, korrigierte Agatha ihn und Cal grinste: „Ich weiß, aber ich weigere mich zu behaupten, ich hätte Stunden lang in den Armen eines Mannes gelegen.“
Mit den Augen rollend grinste die Rothaarige ihn an, ehe sich Cal an Vance wandte: „Und wie sieht es aus? Könnte ich mal Ihre Identifikation sehen?“
Vance zuckte mit den Schultern und übergab ihm seine Dienstmarke.
„Nicht die!“, sagte der Offizier unwirsch und griff nach einem Skalpell.
„Traceless ist ein wenig… wie soll ich sagen… gründerisch geworden.“, sagte er, „Er kann nicht bluten – oder nicht lange.“
Damit schnitt er sich quer über das, was die Wahrsagerin beim Akademie-Straßenfest damals als „Kopflinie“ bezeichnet hatte, also die Linie die knapp über dem Mittelhandknochen entlang läuft.
Er drehte die Hand um, dass das Blut auf den silbernen Tisch lief und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Dann gab er das blutige Skalpell an Agatha weiter, die es, ohne mit der Wimper zu zucken ebenfalls verwendete. Sie stach sich lediglich in den kleinen Finger, ließ ein paar Tropfen auf den Tisch laufen und überreichte das Ding an Leon.
Cal schaute die Frau verwundert an.
„Das war alles? Ich schneid mir hier halb die Hand auf und du machst nur so’n kleinen Piekser?“
Sie zuckte lächelnd mit den Schultern: „Wenn Du dich in den nächsten Stunden so einschränken willst, bitte. Ausserdem, Schatz, bist Du alt genug, um zu wissen, was Du tust.“
Währenddessen hatte Vance ebenfalls das Skalpell geführt und sein Blut tropfte ebenfalls auf den Tisch.
„Gut“, machte er und schaute in die Runde, „Sind wir dann damit fertig?“
„Japp.“, machte Cal und griff nach einer Bandage, um sich die Wunde auf der Handinnenfläche zu verbinden.
„Gib her.“, machte Agatha und nahm ihm den Mull ab, wickelte ihn professionell um die Hand des Mannes und lächelte: „Wir wollen doch, dass es richtig gemacht wird, oder?“
„Jaja, schon gut.“, machte Cal, „Also, wo ist Traceless?“
„Das wüssten wir auch gerne“, erklärte Agatha, „als Du nach ein paar Minuten nicht wiederkamst, bin ich runter um nach dir zu sehen. Du lagst da – ich hab mir richtig Sorgen gemacht.“
Ihre Stimme zitterte immer noch und Cal schaute die hübsche Rothaarige an: „Schatz, ist doch nix passiert.“
Damit umarmte er sie, und als sie seine Umarmung erwiderte, ihre linke Hand auf seinen Hinterkopf legte, sog er schmerzerfüllt die Luft ein.
„Ich bring ihn um.“, murmelte er gegen ihre Halsbeuge.
„Haltet Ihr das für möglich?“, fragte McGee und schaute von Ziva zu Tony, „Ein Mann, der sich in jeden Menschen, an den er denkt, verwandeln kann? Wie finden wir so jemanden?“
Der grünäugige Italiener grinste: „Der T-1000. Toller Film. Arnold Schwarzenegger, Robert Patrick, Linda Hamilton. Oh, was hab ich für Träume von ihr gehabt. 1992 war ein tolles Jahr.“
„Du warst 16, Tony.“, sagte Ziva und Tony lächelte: „Da läuft bei einem Mann die Libido auf Hochtouren. Und Linda Hamilton, in diesem Tanktop, komplett verschwitzt… yummy.“
„Keine anderen Sorgen, DiNozzo?“, erklang die Stimme Gibbs und Tony fuhr erschrocken herum: „Boss?“
Der Angesprochene setzte sich und schaute ungeduldig zu Tony empor: „Was ist?“
Wenn es je einen Moment gab, der den Klischeesatz „Die Zeit schien stillzustehen“ verdiente, dann war es dieser. Der grünäugige Italo-Amerikaner betrachtete seinen Vorgesetzten, der ihn aus eisblauen Augen mit einer Ungeduld anstarrte, dass sie beinahe körperlich zu spüren war.
‚Ist er es?’, dachte sich Tony, ‚oder ist es am Ende doch dieser Verkleidungskünstler?’
Er wusste es nicht – aber er würde es herausfinden, er war ja nicht umsonst ein NCIS Special Agent, im Umgang mit Sachen wie dem Finden der Wahrheit geübt. Das war doch alles kein Problem für ihn.
Wie hatte es dieser Captain noch gemacht?
Er trat auf Gibbs zu, ging vor ihm in die Hocke und erlaubte sich, die eisblauen Augen seines Vorgesetzten genauer zu studieren. Waren sie lebhaft und „steady“, wie es der Mann genannt hatte? Oder wirkten sie leblos?
Bei Gibbs war es nie einfach, schließlich hatte dieser soviel Schmerz erlebt und als Gunny so viele Möglichkeiten gefunden, mental abzuschalten, dass die Augen dieser Untersuchungsmethode nicht gerecht wurden. Vielleicht musste es andere Möglichkeiten geben, vielleicht…
„RAAAH!“, machte Gibbs plötzlich und Tony sprang entsetzt einen Schritt zurück, die Waffe gezogen und sie auf einen plötzlich lächelnden Jethro gerichtet. Dieser griff nach seinem Kaffeebecher, schüttelte den Kopf und trank.
„DiNozzo, du solltest wirklich mehr auf deine Deckung achten.“, sagte er und – es war kein wirkliches Lächeln, mehr ein Grinsen – dieses Gibbs-Grinsen, was er schon des Öfteren bei seinem Freund und Mentor gesehen hatte.
„Haha, lustig, Boss.“, machte er und sich danach wieder an die Arbeit. Sich an seinen Platz setzend, wollte er gerade seine E-Mails checken, als sein Blick auf die ihn anschauende Ziva David fiel und er in diesem intensiven Blick aus ihren nussbraunen Augen gefangen war.
Er merkte unwillkürlich, wie sein Hals trocken wurde, als direkt neben ihm ein in ein graues Sacko gekleideter Mann auftauchte und im nächsten Moment verschwand. Er maß dem Ganzen erst Bedeutung bei, als er einen Schrei und das Geräusch von splitterndem Glas hörte.
Cal betrat gerade den Bullpen und sah Leroy Jethro Gibbs vor sich stehen. Dieser schaute ihn aus eiskalten, eisblauen Augen an und hob fragend eine Augenbraue. Der Captain legte den Kopf schief, nickte dann und erstarrte, als ein weiterer Gibbs direkt hinter dem Original auftauchte. Er brauchte sich gar nicht zu vergewissern. Der Mann neben ihm war Gibbs, das spürte er, denn die Ermittlerlegende des NCIS hatte eine unglaubliche Präsenz. Daher stieß er einen Kampfschrei aus und sich – den Kopf voran – auf den Gibbs, der neben dem Arbeitsbereich von DiNozzo aufgetaucht war.
„Cal, NICHT!“, schrie Agatha.
Die beiden gleichgroßen Körper kollidierten und da Cal sich mit voller Körperwucht gegen den zweiten Gibbs, von dem sich jeder im Raum nicht sicher sein konnte, dass es der Verbrecher Traceless war, warf, krachten beide Männer erst gegen und dann in einem Glassplitterregen aus dem Fenster.
Verdattert stand Agatha da, lehnte sich an den Tisch, als sei ihr plötzlich übel geworden und bekam nicht mit, was um sie herum passierte.
Die beiden Agenten – DiNozzo und David – waren auf den Beinen und liefen zu dem Fenster, von dem jetzt nur noch einige Glasscherben zeugten, dass es einmal da gewesen war.
Ziva und Tony standen am zerstörten Fenster und schauten nach unten. Der Wind wehte in ihren Haaren und sie schauten einander verblüfft an.
Alexander_Maclean:
Ich bin jetzt etwas verwirrt.
Also hat jetzt Cal NICHT den "echten" jethro erschossen, sondern nur eine Kopie. Und was weiß Vance?
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