Ein paar Stunden vorher McGee schaute seinen Boss entsetzt an, der gerade etwas gesagt hatte, was er am Liebsten nochmal zu hören einfordern wollen würde. Hinter ihm floss der breite Anacostia-River in einem ruhigen Tempo dahin – wenn auch nicht wirklich. Wenn man überlegte, dass sie in einem Holodeck waren… es machte einen die Realität anzweifeln.
So wie jetzt, in diesem Moment.
„Bitte, könntest Du das nochmal wiederholen, Boss?“
Der Senioragent schaute seinen Computerexperten aus diesen eisblauen, weisen Augen an und nickte: „Ich möchte, dass Du jetzt nach Hause gehst.“
„Aber – Ihr könnt mich beim Verhör gebrauchen. Ich… ich kann das. Ich habe geübt, ich habe mit Abby und Ziva geübt, ich… ich kann das.“
Gibbs legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ich bezweifele nicht, dass Du in der Lage wärest, ein Verhör durchzuführen, ich bezweifele, dass Du in der Lage wärest,
dieses Verhör durchzuführen.“, erläuterte sein Chef und McGee hatte das Gefühl, zu fallen.
„Wenn es um Kate geht… ich bin darüber hinweg.“
Gibbs schüttelte den Kopf.
„Es geht nicht um Kate – das weißt du.“
„Und um wen dann?“
Es mochte sein, dass die Frage ein wenig trotzig geklungen hatte und die Ermittlerlegende Leroy Jethro Gibbs durchbohrte ihn beinahe mit seinen Blicken.
„McConnaugh hat Dir etwas bedeutet.“
Kurz holte der Computerexperte Luft, schaute Gibbs an und blickte kurz zu Boden. Er nickte.
„J… Ja. Aber – ich bin in der Lage, das auszublenden.“
Ein leichtes, fast mitleidiges Lächeln war in Gibbs Gesicht zu erkennen, als er seinen jüngsten Agenten anblickte.
„Ich weiß, das glaubst Du. Ich dachte auch, dass ich in der Lage wäre, den NIS seine Arbeit tun zu lassen, als…“
Er brach ab. Zwar sprach Gibbs in der Regel nie über Shannon und seine Tochter, aber es gab diese Momente und wem konnte man sich dann besser anvertrauen, als einer verwandten Seele? Tim ahnte, dass sein Chef genau wusste, dass Laura McConnaugh – obwohl es ihnen nur sehr kurz vergönnt war, sich zu kennen – für ihn, McGee, zumindest eine gute Kandidatin auf den Posten der ‚einen’, der besonderen Frau, gewesen war.
Der junge Agent holte tief Luft und schaute seinen Boss an.
„Wir wissen nicht, ob Ari für den Tod Lauras verantwortlich ist. Ich weiß das. Es könnte auch jemand Anderes sein und ich will verdammt sein, wenn ich mich …“
„Ich kenne das alles.“, sagte die Ermittlerlegende und schüttelte den Kopf: „Glaub mir… jetzt bist Du sicher, dass du nicht ausflippen wirst. Aber wenn du das Schwein siehst, wenn du siehst, wie er unbekümmert im Auto sitzt und… wie er sich im Verhörraum auf dem Stuhl aalt. Du wirst ihm das Gesicht einschlagen wollen. Glaub mir, ich habe es erlebt.“
McGees Blick traf den von Gibbs.
Und er sah, dass in den Augen seines Chefs kalte Wut funkelte. Es war nicht so, dass dort tatsächlich Zorn lodern würde, es war eher sowas wie extreme, glitzernde Kälte.
Da wusste er, dass er keine Chance hatte, sich gegen seinen Chef durchzusetzen. Nicht in dieser Angelegenheit und nicht hier. Aber einen kleinen Trost hatte er – Ari würde bezahlen. Da war er sich sicher. Gibbs würde ihn so hart durch die Mangel drehen und keiner würde hereinkommen, und ihn davon abhalten, es zu tun. Vermutlich würde man noch Eintrittskarten verkaufen müssen. Er sah es schon vor sich, wie Ari immer wieder in die Ecke gedrängt wurde – sowohl metaphorisch, als auch real, und er gönnte es dem Schweinehund.
Vermutlich war es auch besser, dass er nicht anwesend sein würde.
Er wandte sich zu Ziva und Tony, nickte beiden freundlich zu und machte sich auf den Weg zum Transporterraum. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, denn es war ein Raumschiff der Intrepid-Klasse, auf dem er war. McGee kannte sich hier aus – er hatte nicht umsonst Voyager gesehen.
„Lenk dich ab, Timmy.“, dachte er sich, „Lenk dich ab. Laura ist tot, aber ihren Mörder trifft die gerechte Strafe. Lenk dich ab.“
„Computer, Ausgang.“, hörte er die Stimme Cals und hob den Kopf.
Der Offizier nickte ihm zu: „Agent McGee.“
Dann wandte er sich zum Ausgang.
Der Agent folgte ihm, als Cal stoppte, den Kopf in den Nacken legte, als fiele ihm gerade ein, dass er was vergessen habe, und sich auf dem Absatz umdrehte. Er schaute nun ihn – Timothy McGee – an.
„McGee… Tim… Agent… ich… es tut mir leid. Ich hätte auf der Erde nicht so… es war nicht fair von mir.“
McGee schaute ihn an und zuckte mit den Schultern: „Hey, ich kanns verstehen. Vermutlich würde ich genau so reagieren, wenn ich erführe, dass ich ein ausgedachter Charakter bin und Leute über mich Fanfictions schreiben, in denen ich die Liebe meines Lebens finde und sie gleich wieder verliere. Oder in denen man mich mit meinen Mitarbeitern zusammen-pairt.“
Cal grinste: „Ich weiß nicht – eine Mc/Abby-Shipping-Story wär doch mal was. Oder wie wäre es mit einer Mc/Ziva?“
Der Agent schaute ihn, mit einer Mischung aus Verlegenheit und Amüsement an: „Solange es keine Mc/Tony ist.“
„Amen to that, brother.“, lachte der Captain und zwinkerte ihm gut gelaunt zu, ehe er über seine Schulter deutete: „Ich muss jetzt in die Krankenstation. Mein Typ wird verlangt.“
„Schon Klar, Captain:“
„Cal. Nennen Sie mich Cal.“, sagte der Offizier und hielt ihm die Hand hin, die dieser ergriff und mit einem „Ich bin Tim“ antwortete.
„Okay, Tim.“, machte der Captain, ehe er nach links deutete und sagte: „Dort geht es zum Transporterraum. Ich bin sicher, Du sollst dich runterbeamen lassen, ja?“
„Woher weißt du das?“
Cal zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung – ich glaube, ich würde es an Gibbs Stelle auch so machen, wenn einer meiner Crewmitglieder gerade seine Schwierigkeiten hatte.“
„Und woher weißt du das?“
Tim verschränkte die Arme, schaute den Captain aufmerksam an, der den Kopf schieflegte und seine Arme ausbreitete: „Raumschiff aus der Zukunft? Ich weiß einiges. Zwar nicht alles, aber… den Großteil. Du hast heute eine Person verloren, mit der Du eine Beziehung hättest haben können.“
Nun verengten sich McGees Augen zu schlitzen: „Du wusstest das und hast nicht eingegriffen?“
„Erstens wusste ich es nicht, sondern hab vorhin Ziva und Tony darüber reden gehört – und zweitens, selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht eingreifen können. Du weißt doch… die verdammte erste temporale Direktive.“
„Zum Teufel damit. Die wurde oft genug gebrochen!“, sagte der Agent laut und Cal nickte: „Das ist schon richtig, aber nicht so oft an einem Ort. Das könnte das Universum ein wenig… also… erm…. Naja, es geht nicht.“
Wie konnte dieser Sternenflottenoffzier nur so… stur sein?! Er – McGee – hatte gerade jemanden verloren und der Captain
hatte die Möglichkeit und …
McGee funkelte ihn an: „Du willst es nur nicht.“
„Hey, das ist unfair. Ich würde gerne, aber… ich kann nicht.“
Eine kultiviert-klingende Stimme mischte sich ein: „Er kann es wirklich nicht.“
Verblüfft drehte sich McGee um, und musste sich zusammenreißen, damit ihm nicht die Kinnlade herunterklappte. Angelina Jolie war Sternenflottenoffizier?
„Miss… Miss Jolie, ich…“, stammelte er, ehe er sie erneut anblickte.
Die vermeindliche Schauspielerin lächelte und ging auf ihn zu: „Ich bin nicht Angelina Jolie. Ich bin Angela Stone und – ja, ich bin eine der Nachfahrinnen der Schauspielerin.“
Erneut ein Lächeln, dann nickte sie Cal zu: „Der Captain kann wirklich nicht anders. Es gibt schließlich Regeln. Die erste temporale Direktive darf gebrochen werden, wenn etwas passiert, das so nicht hätte stattfinden sollen – beispielsweise das Auftauchen Aris in dieser Zeit. Allerdings ihn daran zu hindern, Laura zu töten ist – so traurig es ist – falsch.“
„Warum? Schließlich wäre sie, wenn Ari nicht in unsere Zeit gebracht worden wäre, nicht gestorben.“
Stone zuckte mit den Schultern.
„Temporale Logik ist nicht immer logisch, wissen Sie? Ich wünschte auch, ich könnte in die Vergangenheit reisen und den Tod meines Mannes verhindern, aber…“
McGee schaute sie an: „Ihr Mann?“
„Ja, mein Mann war Thaddeus Stone.“
Irgendwie war das der Auslöser. Er dachte darüber nach und – egal wie er es auch drehte und wendete, es machte Sinn und gleichzeitig nicht. McGee wünschte sich, dass es die Möglichkeit gäbe, Laura zu retten, aber irgendwie war ihm klar, dass es sie nicht gab.
Angela schaute ihn an, lächelte traurig und sagte: „Wir sind die Hinterbliebenen. Wir müssen das, was unsere Geliebten ausmachte, weiter in uns tragen, sonst sind sie umsonst gestorben.“
Der Captain der Dragonfly blickte sie an und blinzelte: „Wow, das war… gut.“
McGee lag in seinem Bett und die Ereignisse der letzten Stunden verfolgten ihn.
Er sah, wie er von Ari erschossen wurde – was ja nicht wirklich passiert war – er sah, wie Ari Kate erschoss und wie er Laura tötete… und dann schlief er ein.
Jetztzeit Die Tür des Aufzugs öffnete sich und ein gut-erholter McGee verließ den Fahrstuhl. Er staunte nicht schlecht, als er Tony an seinem Schreibtisch sitzen sah. Hatte der Halbitaliener ein…
„Wenn Du mich auf mein blaues Auge ansprichst, verpass ich Dir eine Kopfnuss, Bambino.“, warnte der Mann und McGee hob abwehrend beide Hände, ehe er grinste: „Ich hatte nicht vor, nachzufragen.“
„So siehst Du schon aus.“, knurrte der Andere.
McGee ignorierte dies und ließ sich auf seinem Stuhl nieder, ehe er sich an Tony wandte: „Wo sind der Boss und Ziva?“
„Vermutlich beschweren Sie sich bei Vance über diesen Sternenflottenidioten.“, sagte der Angesprochene und warf einen missmutigen Blick auf seinen Computermonitor.
‚Sternenflottenidioten?’, fragte sich McGee und wollte gerade etwas sagen, als Agatha Silverbird den Bullpen betrat und zu Tony blickte: „Ihr könnt ihn doch nicht da unten eingesperrt lassen.“
„Warum nicht?“, fragte der Halbitaliener, „Nach dem, was er sich geleistet hat, kann er froh sein, dass wir ihn nicht vor die große Kanone am JAG-Hauptquartier stellen und sie abfeuern. Obwohl ich da nicht übel Lust zu hätte.“
McGee schluckte und blickte zu Agatha: „Was ist denn passiert?“
„Der ‚Captain’, setzte Tony an und schaute zu McGee herüber, „hielt es offenbar für angebracht, einen auf ‚Madman’ zu machen und dann Ari zu befreien.“
„Was?“, machte der Computerexperte und widmete seine Aufmerksamkeit der Rothaarigen, „Was hat er getan?“
Die XO zuckte mit den Schultern und man hatte den Eindruck, als würde sie jeden Moment die Beherrschung verlieren.
„Ich… es hat etwas mit der Richtigstellung der Zeitlinie zu tun.“, sagte sie und McGee richtete sich auf: „Richtigstellung der Zeitlinie? Darf ich Dich daran erinnern, dass man direkt hier“ – er deutete auf den Punkt, auf dem er stand – „eine mögliche Freundin von mir in den Kopf geschossen wurde? Der Mörder ist jetzt in der Vergangenheit und…“
„… wurde dort von mir erschossen.“, meldete sich die Stimme Zivas von der Treppe her. Sie kam langsam herunter und McGee sah, wie Tony sie ganz fasziniert anblickte. Ein leichtes, wehmütiges Lächeln umspielte die Lippen des Romanciers. So hätte es mit ihm und Laura auch laufen können.
„Traceless ist in die Vergangenheit teleportiert worden und hat das Ende gefunden, das er sowieso gefunden hat. Das dürfte Strafe genug sein.“, pflichtete Agatha dem bei und Tony seufzte.
„Für den Tod von Kate auf jeden Fall.“, erklärte er.
Tony konnte sich nicht helfen – der Fakt, dass dieser Mistkerl quasi einfach so davonkam… gut, er wurde in der Vergangenheit getötet, aber, es wäre ihm viel lieber gewesen, wenn er ihn hier noch ein wenig durch die Mangel hätte drehen können. Der Tod von Kate hatte ihn damals schwer getroffen und wenn es sowas wie kosmische Gerechtigkeit gegeben hätte, wäre es ihm zugefallen, den Mann umzubringen. Aber nein. So wollte er nicht denken.
Obwohl es wirklich einfacher gewesen wäre.Aber – als Bundesagent war man nicht auf Rache aus.
Kurz war er in seinen Gedanken versunken, als er den Blick Agatha Silverbirds bemerkte. Sein Kopf ruckte hoch und seine Augen fokussierten ihre.
„Commander“, setzte er an und wollte etwas sagen, als sie seufzend auf ihn zukam und sich vor seinem Tisch aufbaute.
„Es tut mir leid.“, sagte sie dann. Tony merkte, dass sie es ernst meinte. In ihrer Stimme schwang aufrechtes bedauern mit und er konnte sich nicht helfen – in ihren Augen konnte er es auch sehen.
Er nickte nur.
„Es… es ist okay. Ich war nur ein wenig sauer. Wissen Sie, dieser Typ hat meine Partnerin getötet und…“
Agatha nickte nun ebenfalls: „Ich kenne die Akten und ich bin mir sicher, die Entscheidung ist dem Captain nicht leicht gefallen.“
Schulterzuckend betrachtete er sie und lächelte dann – obwohl es ein wenig gezwungen wirkte. „Dafür hat er aber nicht lange überlegt, um nach Alternativen zu suchen.“
„Keine Ahnung – ich weiß ja nicht, wann Cal runtergebeamt ist.“
„Vor Ihnen, Commander.“
Die XO wiegte abwägend mit dem Kopf: „Ja, schon, aber das hat ja nichts zu sagen. Ich habe mich ja noch ein wenig mit Captain Stone unterhalten und wenn der Captain von der Krankenstation aus in den Transporterraum gegangen ist… dann hatte er einige Minuten, um darüber nachzudenken, was genau zu tun wäre.“
„Ich verstehe.“
Diese Antwort geben und dann auf den Bildschirm blicken, das war für Tony eine Handlung.
Er seufzte. Diese Frau hatte nicht verstanden, worum es ihm gegangen war. Wie sollte sie auch? Und er würde den Teufel tun, ihr zu sagen, was los war.
Tim öffnete die Tür des Verhörraumes, in dem Cal saß. Man konnte den Ort nun wirklich nicht gerade als Luxus-Herberge bezeichnen, aber er erfüllte seinen Zweck.
„Nun, Captain.“, sagte er und fixierte den Starfleet-Offizier mit einem Blick, „Ich verstehe Sie ja in gewisser Weise.“
Er umrundete den Tisch, hinter dem Cal saß und nahm Platz. Dann schaute er ihm in die Augen und suchte nach Wahrheit.
„Ich verstehe Sie… wirklich. Ari war eine Gefährdung. Sie mussten ihn in diese Zeit zurückbringen, aber warum konnten sie es nicht machen, bevor er Laura erschoss?“
Sein Gegenüber holte tief Luft und nickte dann.
„Klar, hätte ich tun können. Das Problem daran ist Folgendes. Wenn ich zu häufig in aufeinander-folgende, sequentielle Handlungen eingreife… dann machts bumm.“
McGee schaute ihn verblüfft an, ehe er seine Sprache wiederfand: „Soll… soll das heißen, dass sie ihr nicht helfen konnten, sie sogar
opfern mussten, damit das Raum-Zeit-Gefüge sich nicht auflöst?“
Der Kommandant der Dragonfly nickte.
„Ja – sehen Sie, der Tod Lauras war, so unschön er auch ist…“
Der Captain brach ab, schaute Tim an und räusperte sich: „Ich würde darüber gerne mit jemand anderem sprechen.“
„Tut mir leid, Sie reden mit mir.“
„Weiß Gibbs, dass Sie das Verhör durchführen? Oder weiß Vance es?“
In dem Moment, in dem der Captain dies fragte, merkte Tim, wie ihm immer heißer wurde. Heiß vor Zorn. Sein Blut kochte und er war kurz davor, diesem selbstgerechten Captain eine Abreibung zu verpassen, aber… er hielt sich zurück. Es würde nichts bringen.
„Es tut mir Leid, McGee.“, sagte Cal in diesem Moment und schaute ihm in die Augen, „Wissen Sie… Sie wissen es vielleicht noch nicht, aber… Sie werden große Dinge leisten. Ich, Agatha, Angela – auch Vance – wir alle haben Ihr Team als so eine Art Superheldenteam kennengelernt – so ähnlich wie die Justice League.“
„Entschuldigen Sie?“
„Naja – Abby beispielsweise kommt doch so gut wie fast wenig aus ihrem Labor raus. Da wäre sie doch eigentlich ein ideales Oracle, während Sie, Tim, ein guter Nightwing wären.“
„Nightwing?“, fragte Tim, „Sie sehen mich als … als was. Dick Grayson, der früher Robin war?“
„Ja, so in der Richtung. Tony wäre ein guter Superman und Ziva…“
Er stockte und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Stellen Sie sich Ziva doch mal als Wonder Woman vor.“, sagte er dann, „Und… Gibbs wäre einfach nur ein cooler Dark Knight – also Batman.“
„Und wer wären Sie?“, fragte der Special Agent und Cal legte überlegend den Kopf schief: „Nun, Agatha ist eine wunderschöne Rothaarige mit Modelmaßen… sie wäre eine gute Mary Jane. Das macht mich zu…“
„Spider-Man? Nun machen Sie aber mal einen Punkt.“, grinste McGee und plötzlich änderte sich die ganze Atmosphäre, „Spider-Man. Das würde bedeuten, dass Sie wesentlich cleverer sind, als Sie vorgeben zu sein.“
‚Okay, das ist merkwürdig.’, dachte sich McGee, „klingt, als würden hier zwei Nerds quatschen.`
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Gut, ich würde nicht sagen, dass ich cleverer bin, als ich aussehe, aber – wer sollte ich denn sein, ihrer Meinung nach?“
„Wie wärs mit dem Joker?“, schlug Gibbs vor und McGee zuckte zusammen. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sein Boss den Raum betreten hatte.
Cal, der kurz ebenfalls erschrocken wirkte, grinste zu McGee und deutete mit dem Kopf Richtung Gibbs: „Sag ich doch. Batman.“
Der Senior Special Agent warf einen finster-amüsierten Blick zu Cal und schaute dann McGee an: „Wenn Du hierbleiben willst, bleib hier, Elfenkönig. Aber Ziva oder ich stellen die Fragen.“
Der Romancier nickte, als Ziva ebenfalls den Raum betrat.
„Also, dann erzählen Sie mal, Captain.“, forderte Ziva ihn auf und fixierte ihn mit ihren nussbraunen Augen. Der Angesprochene schluckte und lächelte – ein wenig gezwungen wirkend – zu McGee, ehe er sich an Ziva wandte: „Nun, Agent David, wo soll ich anfangen?
„Da, wo wir vorhin abgebrochen hatten.“, schlug die hübsche ehemalige Mossad-Offizierin vor und der Captain nickte: „Natürlich, da.“
Er rollte kurz überlegend mit den Augen, ehe er Luft holte und zu sprechen begann.
„Ari ist wieder in der Vergangenheit. Damit ist die Zeitlinie beinahe korrigiert.“
„Beinahe?“, fragte Ziva, was ihr erneut ein Nicken des Captains eintrug: „Ja – beinahe. Sehen Sie – wenn die Zeitlinie komplett wiederhergestellt worden wäre, gäbe es diese nette, kleine Unterhaltung zwischen uns nicht, da wir uns nicht daran erinnern würden, dass Ari überhaupt hier war. Eventuell wären wir immer noch hier, weil ja Captain Stone ermordet wurde, aber – wenn…“
„Nein, auch dann nicht.“, sagte Gibbs und schaute ihn an, „Der Mord an Stone geht ebenfalls auf Aris Konto. Soviel konnten wir seinerzeit herausbekommen, bevor Sie den Tag zurückgespult und das alles noch schlimmer gemacht haben.“
„Hey“, machte Cal, „Da verwechselt man
einmal eine Raum-Zeit-Kontinuum-Verändernde Granate und das wird einem immer vorgehalten.“
Gibbs funkelte ihn an: „Wenn Sie nicht wollen, dass ich Ziva sage, für wen Sie sie halten, dann reden sie besser schneller.“
„Wieso, für wen hält er mich?“, fragte die hübsche Agentin und schaute zuerst zu Gibbs und dann, mit zu Schlitzen verengenden Augen, zu Cal, dessen Lächeln gerade eine Spur gezwungener wirkte. Er fuhr sich am Kragen entlang, als sei er ihm gerade spontan ein paar Nummern zu Eng geworden und blickte dann, hilfesuchend, zu McGee, der jedoch nur grinste.
„Das ist doch nicht zu fassen.“, schimpfte Ziva ein paar Minuten später und kam auf Agatha und Tony zu. „Ich… ich fasse es echt nicht.“
Damit blieb sie vor beiden stehen und funkelte die XO an: „Dein Freund hat einen komischen Personengeschmack.“
„Wieso?“
„Er sagte, ich wäre… Wonder Woman.“
Agatha runzelte die Stirn, legte den Kopf schief und konnte hören, wie Tony hustete, um sich das Lachen zu verkneifen.
Die Israelin fuhr herum und funkelte den Halbitaliener an: „Das findest Du auch noch lustig, was? Er sieht mich in einem … was auch immer das sein soll.“
Ein kurzes Räuspern Agathas ließ sie sich wieder zu ihr herumdrehen: „Ja?“
„Und… nur so aus Neugierde, was hat er über mich gesagt?“
„Irgendwas von wegen Marihuana. Und… ach ja, Gibbs ist ein Fledermausmensch, während er McGee als … irgendwas mit Flügeln bezeichnete.“
Sie schaute zu Agatha und schüttelte den Kopf: „Dein Freund ist gaga.“
„Das ist nichts neues.“, erklärte die XO und runzelte die Stirn: „Was meinte er eigentlich mit Marihuana?“
„Keine Ahnung, ich hab nicht zugehört.“, sagte Ziva und wandte sich wieder an Tony, der sie gerade sehr lange ansah.
„Was ist?“
„Nichts, ich stelle mir dich nur gerade im Wonder Woman Kostüm vor.“, grinste der Halbitaliener und wollte sich gerade in Deckung begeben, weil er dachte, dass sie gleich etwas werfen würde. Aber nein, sie schüttelte nur den Kopf und zischte ein: „Männer.“
Agatha grinste zu Ziva herüber: „Ich weiß nicht, wo das Problem liegt, Wonder Woman. Schließlich ist dieser Comic-Charakter
die Ikone der Selbstständigkeit der Frau. So war sie geplant und so wurde sie auch umgesetzt. Aber ich verstehe immer noch nicht, was Cal mit Marihuana meinte.“
„Mary Jane Watson.“, keuchte ein gerade den Bullpen betretender McGee und schaute zu Agatha: „Er hat uns alle mit Comic-Figuren vergleichen. Mich mit Nightwing.“
„Wie schön.“, meldete sich plötzlich vom Treppenabsatz Leon Vance und trat dann langsamen, gemessenen Schrittes die Treppe herunter und dann auf das Team zu, „Wenn das Verhör Captain Cats durch die Special Agents David, Gibbs und anscheinend auch McGee beendet ist, können Sie, Commander, und Ihr Captain, doch sicherlich in das 24. Jahrhundert zurückkehren.“
„Bei allem Respekt, Sir.“, meldete sich Agatha zu Wort, „Das glaube ich nicht ganz. Schließlich treibt noch Traceless sein Unwesen. Ich meine, der Mann, der Ari wieder in die Vergangenheit teleportiert hat, war Cal der sich Traceless Identität bediente, aber… er ist hier. Traceless ist in Washington. Wer sollte uns sonst den Tipp gegeben haben. Und ausserdem… irgendwas hat mich am Acrosstic gestört.“
„Und was?“
„Das werde ich Ihnen gleich zeigen, Captain Vance.“, sagte Agatha und griff nach ihrem Tricorder. Dann betätigte ihren Kommunikator: „Silverbird an Intrupper? Gina, könntest Du die Daten, die uns überhaupt erst darauf gebracht haben, uns hierher zu begeben, auf den Tricorder spielen?“
Die körperlose Stimme Ginas gab ein „Natürlich“ von sich und nach ein paar Sekunden sagte sie: „Download beendet.“
„Danke.“, sprach Agatha und deaktivierte die Verbindung. Dann wandte sie sich an McGee: „Kann man den Tricorder an euren großen Bildschirm anschließen?“
„Geben Sie her.“, sagte Vance, nahm das Gerät und betätigte einige Tasten, ehe auf dem großen Bildschirm, auf dem Gibbs und Konsorten auch sonst immer irgendwelche Daten abspielten, der Schnappschuss von Traceless Acrosstic auf dem Ewigkeitsplaneten erschien.
Tempus fugit.
Reflecting pool
Anacostia, Potomac,
Capitol.
Es ist wirklich schön hier.
Leider wird mir der Urlaub
Extrem vermiest.
Steine sterben, Fremde sind hier.
Scheidung MMXI
Ziva betrachtete die Worte auf dem Bildschirm und nickte: „Einer von Traceless Acrosstics.“
„Ja, soweit waren wir auch schon. Auch, die Sache mit „Scheidung MMXI“ haben wir herausbekommen. Damit ist nämlich der September und das Jahr 2011 gemeint. Und Reflecting Pool, Anacostia, Potomac und Capitol bezieht sich auf Washington D.C.“, sagte Agatha. Tim räusperte sich: „Steine Sterben – ganz klar eine Referenz zu Stone.“
„Ich weiß.“, nickte Agatha, „Aber was soll dieser Hinweis darauf, dass Fremde „hier“ sind? Washington D.C. ist die Hauptstadt der USA – sie wird immer von Fremden besucht.“
„Agatha?“, meldete sich McGee, „Ich rate hier nur mal ins Blaue, aber – was für andere Worte kennen wir für „Fremde“?“
„Fremde, etrangeres, strangers, …“, zählte Ziva auf, stockte, schluckte und schaute in die Runde: „Aliens.“
Agatha blickte zu Ziva und schüttelte den Kopf: „Das… das kann nicht sein. Nicht vor … naja, das dauert noch, bis die ersten Aliens hier landen.“
„First Contact, oder?“, fragte McGee und schaute die hübsche Rothaarige an, „Aber gab es nicht mal eine Folge der Serie „Star Trek: Enterprise“, in der Archer und T’Pol nach Detroit reisten – ins Jahr 2004? Vielleicht wissen die Menschen nichts davon, dass hier, 7 Jahre später, etwas Ähnliches stattfindet?“
„Das macht Sinn.“, meldete sich Tony, „Ich meine, wenn ich überlege, wie häufig ich beim Baltimore PD von Verrückten gehört habe, dass sie Aliens gesehen haben wollen.“
„Vielleicht stimmt das ja alles.“, ließ sich Ziva vernehmen und schaute zu Tony herüber: „Du hast nicht rein zufällig noch ein paar Kontakte zum Baltimore PD?“
„Klar“, sagte der Halbitaliener, „Meinst Du, ich lass meine Kumpels im Stich, nur weil ich jetzt beim NCIS bin? Die Poker-Runden sind der Renner.“
„Vielleicht sollten Sie dann mal nachfragen, ob sich in letzter Zeit wieder ein paar ‚Verrückte“’ gemeldet haben.“, schlug Vance vor und an seiner Stimme erkannte man, dass es keineswegs ein einfacher Vorschlag war.
„Ich kann einfach nicht glauben, dass ich nicht mitgenommen wurde.“
Die Stimme Abby Sciutos war laut und ein Zeugnis davon, dass sie extrem angenervt war. Sie ging in ihrem Labor auf und ab, schaute zu einer Puppe, deren „Gesicht“ ein Abbild von Tony war und deutete mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger auf ihn.
„Tony, mach keine Witze, ich bin wütend!“
Damit wandte sie sich wieder in die andere Richtung und durchquerte das Labor, ehe sie stopte und wieder zurückkam.
Erneut stoppte sie und ließ einen Finger pfeilschnell und -gerade auf eine Puppe deuten, die mit einem Foto von Zivas Gesicht versehen war.
„Das hab ich gehört, Agent David. Werden Sie mir nicht komisch, junge Frau, oder ich gehe zum Director.“
Und kaum hatte sie dies ausgesprochen fuhr sie herum und deutete auf eine McGee-Puppe: „Fang Du nicht auch noch an. Ich bin genau so fähig wie Ihr auch.“
Damit wirbelte sie auf dem Absatz herum und ließ ihr Bein – logischerweise das, auf dem sie nicht stand – durch die Luft fegen, als würde sie jemanden mit einem Tritt zu Boden schicken.
„Danke.“, sagte sie und schaute zu den aufgestellten Pappkameraden, „Hat Ziva mir beigebracht. Also Ziva-Ziva, nicht… Ihr wisst schon.“
Das hatte sie tatsächlich. Sie erinnerte sich immer noch gerne daran, wie die hübsche Israelin sie mit in ihr liebstes Trainingszentrum in D.C. genommen und sie in die Grundzüge des Krav Maga eingewiesen hatte. Am Anfang hatte die niedliche Goth der Sache noch ein wenig skeptisch gegenübegestanden, weil sie befürchtete, nie so gelenkig und kräftig wie die Attentäterin sein zu können, aber nach einigen Übungen wurde sie eines Besseren belehrt.
Sie
hatte die Wendig- und Gelenkigkeit um im Notfall ausweichen zu können – natürlich würde Abby nie zu derartigen Kunststückchen in der Lage sein, wie eine ausgebildete und trainierte Attentäterin, aber sie wäre in der Lage, sich ihrer Haut zu erwehren. Zumindest hatte Ziva ihr dies nach einem Training, als sie völlig verschwitzt und ausser Puste auf der blauen Matte gelegen hatten und versuchten, wieder ruhig zu atmen, gesagt und wer war sie, dass sie das Wort einer ihrer besten Freundinnen anzweifelte.
Erneut wirbelte sie herum, mit wehendem Laborkittel, der quasi wie ein Cape rauschte. Dabei gab sie Kampfschreie von sich, Angriffslaute und warf sich dann gegen eine imaginären Gegner als die Tür aufging und Ziva hereinkam.
„Abby, was tust du da?“, fragte sie, amüsiert lächelnd, was Abby dazu veranlasste, ebenfalls zu lächeln und dann von der aggressiven Kampfkunst in die Kunst der Bewegung umzuschwenken. Ein Rad schlagend, kam sie neben Ziva auf die Beine.
„Krav Maga. Hast Du mir beigebracht.“, erklärte sie und strahlte vor Kämpferstolz.
Ziva blickte sie an, nickte und deutete dann hinter sich, auf den Fahrstuhl: „Meinst Du, du könntest deine Freunde ein paar Minuten alleine lassen? Wir haben da einige Fragen an dich.“
„Okayyyy.“, machte Abby und sie ging vor, wenngleich sie keine Ahnung hatte, was sie erwarten würde.