Autor Thema: Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)  (Gelesen 38366 mal)

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CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #30 am: 05.05.14, 18:29 »

Sie hatte dem Captain und seiner Crew nie gesagt, dass es eine Serie namens „Star Trek“ gab, er hätte es vermutlich nicht ganz verstanden.
Dazu muss gesagt sein, das man eine sehr eigenwillige Regel gefunden hatte, dem Sternenflottencaptain Asyl zu gewähren.
Zunächst wurde er, wie es bei allen anderen ausserirdischen Besuchern des Stargatecenters üblich war, im Cheyenne Mountain Complex untergrebracht – so verbrachte Cal das erste Jahr dort.
Spätestens nach drei Monaten war er kurz davor gewesen, durchzudrehen, da ihn jedes Mal, kaum, das er sanft eingeschlafen war, ein dussliger Alarm, eine komplett unwichtige Durchsage oder sonst irgendwas weckte – ganz zu schweigen davon, dass die Feldbetten komplett unbequem, und die Feldbettdecken viel zu dünn waren.
Doch schon das erste Jahr als Beobachter brachte seine spannenden Momente mit sich.
Da war zunächst mal die Situation mit den Za’tarc, die er nur am Rande mitbekam, da man ihm noch nicht genug traute wurde er ruhig gestellt, sprich betäubt.
Die Sache mit der Zeitschleife nahm er relativ humorvoll. Als man ihm erklärte, was passiert sei, hatte er nur geschmunzelt: „Das passiert jeder Mission irgendwann mal – ich hab meinen Groundhog Day schon hinter mir. War ’ne lustige Sache.“
Problematischer lief es da, als Jack und Teal`C mit einem umgebauten Todesgleiter in die unendlichen Weiten des Weltalls herausgetrieben wurden.
Sam hatte versucht, ihm zu erklären, warum sie Angst habe, doch Cal hatte sie angelächelt, ihr die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt „Das packst Du schon.“
Das war überhaupt seine Standardantwort auf alle Katastrophen, die ihnen im Laufe der Jahre über den Weg liefen.
„Ihr findet den Weg schon.“, alternativ auch „Das müsst ihr selbst herausfinden.“
Als Sam ihm eines Tages, das war, als er während seines zweiten Jahres auf der Erde des 21. Jahrhunderts, ein kompliziertes Problem mit nach Hause brachte, hatte Cal sie angelächelt und gesagt „Du wirst den Weg selbst finden. Ich weiß das.“.
Sam hatte mit den Augen gerollt und eine zufällig anwesende Cassandra Fraiser hatte gelacht: „Dein Captain aus der Zukunft klingt gerade verdächtig nach einem Wächter des Lichts.“
Der Captain hatte die Stirn gerunzelt: „Einem was des Was?“
„Kommt gerade im Fernsehn – schau es Dir selbst an.“
Neugierig war Cal der jungen Ausserirdischen ins Wohnzimmer gefolgt, wo sie sich, zusammen mit ihrer Mutter Janet, eine Folge Charmed anschaute.
Als Leo Wyatt, der Wächter des Lichts, einen guten Tipp gab, hatte sich der Captain echauffiert: „So rede ich doch gar nicht, Cassandra!“
Cassie hatte ihm die Zunge rausgestreckt und Janet hatte zu ihm herübergeblickt und lakonisch gemeint: „Also – eigentlich doch.“

Das Zusammenleben mit einem Starfleetcaptain gestaltete sich sowieso für die entsprechenden Partizipanten, also die Teilnehmer, unterschiedlich schwierig.
Daniel hatte es im ersten Jahr nach der Ankunft des Sternenflottenoffiziers im 21. Jahrhunderts noch mit Engelsgeduld versucht , ihn an die hiesigen Umgangsformen zu gewöhnen, was beispielsweise so kleine Dienste, wie Müll runterbringen, Kühlschrank nachfüllen und anderen Späßen beinhaltete.
„Männerwirtschaft.“, nannte es Jack, „Du, Daniel, bist Felix Unger, Cal ist Oscar Madison.“
Übrigens auch Daniel verlor zwischendurch die Geduld, was meistens dann vorkam, wenn Cal einen wertvollen Stein nach der Untersuchung mit dem Tricorder nicht an den entsprechenden Ort zurückgelegt hatte, von wo er ihn genommen hatte.
Aber eigentlich hatte Cal bei Daniel noch einen relativ einfachen Stand als Untermieter.
Es hätte auch so weitergehen können – wenn da nicht der Zwischenfall mit den Kelownern gewesen wäre, der in einer radioaktiven Verstrahlung und einem zeitweisen Tod für den Anthropologen endete.
Sam, Jack und Teal`C waren überrascht, das sich Cal – dem sonst eigentlich alles relativ schnell zu Herzen ging – von der Nachricht, das Daniel tot war, kaum bis wenig betroffen zeigte.
Was die drei Mitglieder des SG 1 nicht wissen konnten, war, das Cal natürlich wusste, das Daniel aufgestiegen war, das der Wissenschaftler diese Form jedoch nicht länger als ein Jahr beibehalten würde konnen, da er sich immer noch seinen Freunden verpflichtet fühlte und versuchte, ihnen zu helfen, was in einem Kampf Daniel Versus Anubis gipfelte, wodurch Daniel wieder zum Menschen wurden.
Im „Jahr ohne Daniel“, 2002/2003 also, wurde Cal zu Jack verlegt.


In diesem Jahr waren übrigens einige sehr unschöne Sachen passiert – man hatte Jack beschuldigt, er habe einen Mordanschlag auf Senator Kinsey verübt und JUST als Cal von Nutzen gewesen wäre, hatte die Sternenflotte ihn auf eine Missionsbesprechung geschickt, die natürlich – wie sollte es anders sein – in der Zukunft stattfand.
Das hatte den Captain sehr gefreut, so war er wieder einmal mit seiner ersten Offizierin, Agatha Silverbird, dazu gekommen, ein wenig zu plaudern – aber Jack hatte er nicht helfen können.
Hätte er sowieso nicht gedurft – Einmischung in die erste temporale Direktive.

Doch in diesem Jahr waren auch andere Sachen passiert, es war ja nicht so gewesen, das NUR Katastrophen in 2003 passiert wären.
Nein – die Erde bekam den Vorläufer aller Schiffe der Föderation.
Die Prometheus, mit der Codenummer X-303.
Nicht sonderlich einfallsreich, wie Jack fand, weswegen er, sehr zu Cals Freude, versuchte, das Schiff in „Enterprise“ umbenennen zu können.

Und dann kam es Mitte 2003 zu DEM Ereignis, das Jacks Gefühlswelt erschütterte.
Abydos wurde von Anubis zerstört – und mit ihm auch Ska’ara, der Junge, der ihm mehr als nur am Herzen lag.
Nach aussen hin verpackte der Colonel die Tatsache, das die Abydonier nicht wirklich tot waren, sondern alle aufgestiegen, recht gut – doch, innerlich war er relativ am Ende.
Doch das Auftauchen Daniels sollte die Sache ändern.

Dies war auch der Moment gewesen, an dem Cal wieder umzog – diesmal zu Samantha Carter, die sich über den Neuzugang in ihrer Wohnung – naja… freuen ist dann doch schon was anderes.
Aber es war nicht so, das Cal komplett unwillkommen gewesen wäre – wenngleich Jack und Daniel ihr einige Schauergeschichten über den „Oscar Madison der Zukunft“ erzählt hatten.
Doch Cal hatte aus seinen bisherigen WG-Abenteuern mit SG 1 gelernt und versuchte tatsächlich, sich so höflich und freundlich, wie es nur ging zu gebärden.
Ob das damit zu tun hatte, das Sam nunmal eine Frau war?
Oder ob es damit zu tun hatte, das sie Sam Carter war?
Die Frau, von der Scotty Middlegate, sein Chefingenieur, ihn gebeten hatte, ihm ein Autogramm mit zu bringen?
Ob es daran lag?
Das wusste die Majorin nicht und  - wenn sie ehrlich war, wollte sie die Gründe über den merkwürdigen Charakterwandel Cals gar nicht so genau wissen.
Sie wusste nur eines, sie wusste, das Cal, wenn er denn glaubwürdig einen jungen Mann darstellen wollte, der im 21. Jahrhundert lebte, viel zu steif war.
„Was soll ich denn machen?“, hatte Cal sie gefragt, die ihn an Cassandra verwiesen hatte, schließlich war sie eine Teenagerin und das sollte Cal ja nun verkörpern.
So hatte Cassandra ihm einen Crashkurs in „Benimm als Teenie“ verpasst und gesagt, dass „nackte Wände“ ja gar nicht gingen.
„Soll ich meine Wände anziehen?“, war Cals verständnislose Frage gewesen und Cassandra hatte mit den Augen gerollt: „Kauf dir ein Poster.“
„Ein … was?“
Cassandra hatte ihn an die Hand genommen, und – obwohl er sich extrem dämlich vorkam, mit 18 an der Hand einer 16 Jährigen durch die Innenstadt von Colorado Springs gezogen zu werden, ließ er dieses Prozedere über sich ergehen.
Als Jack ihn am selben Tage besuchte, um den Rest von Cals „Krempel“ herzubringen und Sam Trost zuzusprechen, war er es, der nach einem Blick in Cals Zimmer mit einem „CARTER!!!“-Schrei in die Küche kam und ein wenig konstatiert dreinblickte.
Cal kam hinterher: „Was ist denn? Warum schreist Du so, Jack?“
„Colonel!“, berichtigte Jack – man war im „Jahr ohne Daniel“ nicht über die „Colonel-und-Du“-Ebene hinausgekommen.
„Was ich habe?“, fragte der Colonel daher, packte ihn und Sam bei jeweils einer Hand und zerrte sie in Cals Zimmer.
„DAS!“, keuchte er und deutete auf das Objekt der Anklage.
Auch Sam war ein wenig irritiert.
„Cal, hast Du das gekauft?“, fragte sie und der Captain runzelte die Stirn: „Ja.“
„Weißt Du, was du da hast?“
„Wieso? Cassie meinte, es sei der letzte Schrei.“
Als sie das hörte, musste Sam lächeln: „Sagte sie das, ja?“
„Ja.“, sagte Cal und schaute die Air Force Majorin verblüfft an: „Gut, ich wundere mich auch darüber, das sie einen halbnackten Mann an meiner Wand toll findet, aber – ich hab mir gedacht: „So sind diese Teenager halt.“.“
Das hören und in einen Lachflash ausbrechen war für Sam eines, während Jack ein wenig mehr um Fassung bemüht war, sich aber ein leichtes Grinsen nicht verkneifen konnte: „Soso – und du glaubst nicht, das ihr dieses Bild so gut gefallen hat, weil sie ein Mädchen ist?“
Cal schaute kurz zu Boden: „Daran – hab ich irgendwie nicht gedacht. Die Teenager hier sind so völlig anders als in meiner Zeit.“
„Wie sind denn die Teenies in deiner Zeit. Ich nehme nicht an, das die alle Sternenflottenoffiziere sind.“
Der Captain schüttelte den Kopf, sodass seine braunen Haare nach links und rechts flogen.
„Nein, himmel, gott bewahre – das war bei uns n Zufall. Also – selbstgemachter Zufall, wir hatten ja diese Idee mit dem Raumschiff im Eigenbau… aber die meisten Teenager, wenn sie nicht gerade irgendwelche Flausen im Kopf haben, träumen von der Karriere als Sternenflottenoffiziere.“, erklärte der Captain h.c. und legte die Hände in den Rücken, „Wenngleich – ich gestehen muss, das ich da doch nicht ganz“, er hüstelte, „repräsentativ bin – gelinde gesagt.“
„Sehr gelinde.“, fuhr ihm Jack dazwischen, was ihm einen kurzen Lächler von Carter und Cal einbrachte.
„Ja – ich bin ein wenig… ich bin nicht mainstream. Daher – hab ich mich auch nie damit befasst, was jetzt andere Teenies in meinem Alter taten.“
Er lächelte schief und schaute dann zu dem halbnackten Mann an der Wand, beziehungsweise zum Poster des halbnackten Mannes.
„Ich glaube – wir nehmen doch etwas, was auch Männer an die Wand kleben dürfen.“, sagte Cal und schaute zu Jack: „Colonel?“
„Ja, Cal?“
„Bin knapp bei Kasse – würden Sie mich wohl freundlicherweise begleiten? Da können Sie mir auch gleich helfen.“

Es war eine entsetzlich lange und umständliche Shoppingtour gewesen, aber nach drei Stunden kam man mit Postern über Postern zurück.
Ein Poster von Prinzessin Leia  klebte man über den halbnackten Typen, ein Poster von Prinzessin Amidala klebte man daneben.
Und das Poster von zwei „Popsternchen“ mit denen sich Cal noch nie beschäftigt hatte und die ihn auch nicht interessierten, die dabei waren sich zu küssen, klebte Cal an die gegenüberliegende Wand.
Als Sam DAS sah, war sie es, die hintenüber kippte.
Und Cal durfte sich ein paar Takte zum Thema Feminismus anhören.
Der Captain lächelte und überreichte ihr eine Posterrolle.
„Was soll ich damit?“, fragte Sam und Cal grinste: „Habs für Dich gekauft. Aber lass es Jack nicht sehen.“
Stirnrunzelnd, aber lächelnd, rollte Sam das Poster auf und musste dann ihr typisches 1000-Watt-Carter-Lächeln lächeln.
Ein Bild ihres Idoles lächelte ihr entgegen.
„Ich wusste doch, das Du es mit MacGyver hast, Sam.“, grinste er und klopfte ihr auf die Schulter.

Und 2004?
Cal hatte sich im Kampf „Erde vs. Anubis“ vornehm zurückgehalten – hatte sich mit dem üblichen ‚Ich weiß, dass Ihr es schafft’ herausgeredet und hatte Sam lächelnd Glückwünsche gewünscht, als sie im SGC ankamen – ohne Jack.
Dieser hatte das Wissen der Antiker im Kopf – mal wieder – und wurde auf Eis gelegt. Wortwörtlich.
Eine Sam Carter, die sich gerade aus verständlichen Gründen nicht wirklich im Griff hatte, rammte Cal im Vorbeigehen die Faust gegen das Kinn, was ihn sich einmal um die eigene Achse drehen und dann gegen die Wand krachen ließ.
„Ja, das tat gut.“, hatte sie gemurmelt und Cal selbigen Kommentar von sich gegeben.
Nicht einmal das Essen, das Cal an dem Tage zubereitet hatte, hatte sie aufmuntern können, obwohl er die Küche nicht unter Wasser gesetzt und die Ente nicht in Alkohol ertränkt hatte.
Irgendwann hatte sich dann die Situation ein wenig gebessert, nicht zuletzt deswegen, weil es gelungen war, Jack aus dem Tiefschlaf zu befreien und sein Gehirn wieder auf den Stand ‚vor der Antiker-Erfahrung’ zu resetten.
Sam war derweil von Replikatoren entführt worden – was Cal jetzt wiederum nicht sonderlich schmeckte.
Da SG 1 unterwegs war, Sam von den Replikatoren zu retten und man ihn nicht mitgenommen hatte, war er Doktor Weir auf die Nerven gegangen. Nach einigen, sehr interessanten Abenteuern, die ihn unter anderem in das nette Kansas-Vorstädtchen „Smallville“ geführt hatten, wo er ein komplettes Jahr als amnesischer John Doe lebte, war er wieder gefunden worden und ein paar Wochen später hatte die Sternenflotte ihn wieder abgeholt. Das hatte für Sam den Vorteil, dass sie die Star Trek DVDs wieder hervorkramen konnte, die sie solange Cal da gewesen war, wohlweißlich versteckt hatte. Und sie musste sich an diesen Moment erinnern, in dem sie im Internet einen Star Trek Reviewer gehört hatte, der sagte, dass Captain Archer keine langen Reden halten konnte. Für Cal galt dies nicht – er konnte und er tat es verdammt gerne. Leider. Dagegen waren ihre analytischen Vorträge extrem kurz gehalten. Und wenn Agatha ihn nicht unterbrach…


Sam mochte Agatha Silverbirds logisches und analytisches Denken. Die Vorschläge, die sie machte, um das Ha’tak aufzuhalten, waren gut durchdacht, brilliant formuliert und gut umsetzbar. So hätte sie es auch gemacht. Die beiden Schiffe begaben sich in die entsprechenden Positionen und eröffneten das Feuer. Während die Phaserstrahlen der Dragonfly über die Schutzschilde leckten, konnte die Hammond die nötige Position beziehen, um eine komplette Salve an Raketen und Rail-gun-Schüssen auf das feindliche Raumschiff abzugeben.
Und dann sah sie, wie das Hatak sich neu positionierte und einen einzigen Schuss auf die Dragonfly abgab. Diese taumelte, begann plötzlich zu trudeln, während blaue Energieblitze den kompletten Rumpf umspielten, ehe sie sich wieder fing.

Die Augen Colonel Carters waren weit aufgerissen. Was war das? Eine neue Geheimwaffe der Goa’Uld, eine, die Schilde durchdringen konnte?
„Colonel“, sicherte sich Steed plötzlich Aufmerksamkeit zu, „Der Ha’tak – er positioniert sich neu.“
Und damit wusste Sam, was passieren würde. Wenn ein Raumschiff aus der Zukunft dieser neuen Waffe keinen Widerstand entgegenbringen konnte, wie mochte es dann erst mit einem Raumschiff aus dieser Zeitebene sein?
Sie seufzte: „Schutzschirme verstärken.“
In diesem Moment ging ein Ruck durch das Raumschiff. Sam stolperte, versuchte sich festzuhalten, doch sie scheiterte. Das Schiff kippte einmal um 180 Grad und sie verlor wirklich den Halt. Dann war alles vorbei. Das Schiff war wieder ruhig, und sie spürte, wie ein leichter Schmerz durch ihre Seite schoss.
„Autsch.“, dachte sie und stand wieder auf.
King rappelte sich ebenfalls hoch und blickte sich zu Carter um: „Erlauben Sie mir einen One-Liner, Ma’am?“
„Schießen Sie los, Lieutenant King.“
„Das war erschütternd.“, grinste King, was ihr ein schiefes Lächeln von Carter einbrachte.
Dann wandte sie sich an Steed, der gerade auffallend still war.
„Alles in Ordnung, Steed?“, fragte sie und berührte sanft seine Schulter, was dazu führte, dass die Gestalt im gesamten nach vorne auf seine Konsole fiel.
In diesem Moment meldete sich die Krankenstation.
„Colonel Carter? Hier ist Schwester Eversprite-Leerenstadt“, erscholl eine leicht panisch, sehr jung klingende Stimme aus dem Funkgerät: „Doctor Smith und alle männlichen Patienten haben gerade das Bewusstsein verloren.“
Carter holte tief Luft, nahm das Funkgerät und aktivierte die Sprechfunktion: „Zählen Sie noch Captain Steed und Airman Matthies zu den Bewusstlosen. Und finden Sie raus, was sie gelähmt haben könnte.“
‚Obwohl ich schon einen ungefähren Plan habe, was dafür verantwortlich sein könnte.’, sagte Sam sich selbst. Allerdings beschloss sie, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Sie war Wissenschaftlerin und da hielt man sich an die Fakten.

„Ma’am.“, sagte Tara in diesem Moment und deutete auf das Fenster, auf dem gerade das Goa’uld-Schiff in den Hyperraum sprang.
King blickte Sam an und in ihren hübschen, grünen Augen funkelte Ratlosigkeit.
Auch der Colonel zuckte mit den Schultern, ehe sie in Richtung der Funkkonsole nickte: „Los, versuchen Sie die Dragonfly zu erreichen. Ich möchte wissen, ob es bei Ihnen genau so aussieht.“

Nach ein paar mehr oder weniger ergebnislosen Kommunikationsversuchen klärte sich das Bild auf und eine besorgt-dreinblickende Agatha Silverbird bettete gerade einen ohnmächtigen Alexander Strange neben Cal auf den Boden.
„Schön, wenigstens euch zu sehen.“, sagte sie dabei und wandte sich zu der hübschen, exotisch-wirkenden Frau, die gerade neben einem Mann gekniet hatte, dem sie einen sehr liebevollen Blick zuwarf, ehe sie weiterging.
„Tony und Gibbs sind auch ohnmächtig.“, stellte sie fest und wandte sich dann an Agatha: „Wenn ich das richtig sehe, hat dieser Treffer die gesamte männliche Crew ausgeknocked.“
„Das haben wir hier auch so erlebt.“, sagte Sam in diesem Moment, „Diese Waffe – was immer sie war – hat uns getroffen und als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, waren nur Lieutenant King und ich bei Bewusstsein. In der Krankenstation sieht es nicht anders aus.“
„Hm.“, machte Agatha und betätigte ihren Kommunikator: „Silverbird an Intrupper?“
„Übrigens.“, sagte Ziva in diesem Moment und schaute sie – also Sam – an: „Wenn wir uns an die Regeln halten, erscheinen Tage wie Stunden.“
„TWOK?“, fragte der Colonel und Ziva nickte: „Ich sehe, Sie verstehen.“
„Natürlich, Saavik. Aber meinen Sie, dass Khan immer noch da ist?“
Erneut nickte die hübsche Israelin: „Es wäre nur die logische Alternative. Der Weihnachtsmann möchte erstmal abwarten und dann sehen, ob er die Bescherung durchziehen kann.“
„Aber der Weihnachtsmann bringt die Geschenke doch niemals am Tage.“
„Dessen bin ich mir bewusst – hoffen wir, dass Santa Claus wartet, bis die Nacht hereinbricht. Ich würde vorschlagen, wir sprechen in 2 Tagen nocheinmal mit einander, okay?“
Nun war es an Sam, zu nicken: „Einverstanden, Lieutenant Saavik.“
Damit beendete sie die Kommunikation und lächelte zu King herüber: „Wer auch immer das ist, man kann ihr nicht abschlagen, dass sie verdammt clever ist.“
„Und worüber haben Sie sich gerade unterhalten, Ma’am?“, fragte die andere Frau, was Sam zu einem ihrer 1000-Watt-Lächeln brachte: „Haben Sie das nicht mitbekommen?“
„Nun, ich weiß zwar, dass Saavik eine Figur aus Star Trek ist und TWOK vermutlich „the wrath of Khan“ bedeutet, aber ich habe die Filme nie gesehen. Ich bin kein Science-Fiction-Fan.“
‚Was für eine Ironie’, schoss es der ehemals Blonden Air-Force-Colonel durch den Kopf, ehe sie sich an King wandte: „Okay, also – die Kurzfassung: Die Frau ruft uns in 2 Stunden wieder an. Ferner wurde darüber spekuliert, ob die Goa’uld – oder die Lucianer-Allianz – noch in der Nähe sind und einen weiteren Angriff planen.“
„Ah, ich verstehe.“, lächelte King und schaute sie an: „Aber darf ich Ihnen eine Frage stellen?“
„Natürlich, Lieutenant.“
„Warum nur ‚die Kurzfassung’?“
Erneut stahl sich ein Lächeln auf Sams Gesicht: „Wissen Sie, mein ehemaliger CO wollte immer, dass ich ihm nur die Kurzfassung erzähle. Ich glaube, das hat sich ein wenig eingebürgert. Ich weiß ja, dass sie mich noch von meinem Vortrag an der Air Force Academy kennen.“
„Ja, und irgendwie hatte ich mich auf eine Langfassung gefreut.“
Sam zuckte mit den Schultern, schaute sich um und sagte: „Nun, ich sage Ihnen was: Wir überprüfen, wieviel Schaden entstanden ist und – während wir die zwei Stunden totschlagen müssen, die die Dragonfly braucht, um bei sich eine Schadensinventur zu machen, erzähle ich Ihnen alles, was Sie wissen möchten.“
Kurz schien King zu überlegen, dann nickte sie: „Okay.“


Mit japanischen Schimpfworten und Flüchen, die wir hier ob der Altersfreigabe und des Bildungsauftrages nicht wiederholen wollen, robbte sich die schlanke Japanerin Fähnrich Ran Sato durch die engen Jeffriesröhren. Es war doch einfach nicht zu fassen. Der Treffer, der das Schiff hatte schlingern lassen, hatte kurzzeitig den Strom ausfallen lassen und – was noch schlimmer war – ihr Projekt lahmgelegt. Sie hatte versucht, es von der Stelle, an der es aufgehört hatte, weiterlaufen zu lassen, aber wie Projekte so sind, war es extrem stur und ließ sich absolut nicht zur Kooperation bewegen. Das war das erste Mal, dass sie geflucht hatte.
Nun robbte sie durch die Jeffriesröhre, wobei sie gezwungen war, ihren schlanken Körper mehr als nur einmal zu verbiegen, da auch hier männliche Offiziere, die offenbar gerade irgendwelche Wartungsarbeiten erledigen sollten, kollabiert waren und ihr somit den Weg versperrten.

Das zweite Mal hatte sie geflucht, als sie in den Maschinenraum gekommen war und sah, wie die rechte Hand des Chefingenieurs, Lieutenant Commander Greta Kays gerade den über seiner Konsole  zusammengebrochenen Sebastian „Scotty“ Middlegate in eine sitzende Position brachte.
„Okay, was ist passiert?“, hatte sie gefragt und keine wirklich befriedigende Antwort erhalten.

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #31 am: 05.05.14, 18:30 »
„Hörst keinen Ruf, hörst keinen Schrei, Gentlemen, sie zieh’n vorbei, schauen durch dein Fenster rein, klopfen dann an…“
„Wenn sie anklopfen, bevor sie dich kaschen, solltest du die Tür schließen.“, sagte Ziva, während Agatha sich unter die taktische Konsole begeben hatte, ihre langen Beine an den Körper gezogen, und versuchte…
Ziva war sich nicht so ganz sicher, was die XO da tat, sie wusste nur, dass in jeder Star Trek Serie, wann immer irgendwas am Schiff zerstört wurde, irgendwer unter irgendeine Konsole kroch und hoffte, mit einem billigen Prop – also einer toll aussehenden Requisite – die auf irgendeinen technogebabbleten Namen hörte irgendwas an der Kulisse zu reparieren. Was auch immer man da tat. Agatha schien ebenfalls zu dieser Sorte Menschen zu gehören.
Dann seufzte sie: „Ziva, ich versuche der Sache gerade eine unheilschwangere Note zu geben, in dem ich diesen Song von Buffy rezitiere. Ich meine…“
Ziva kroch ebenfalls unter die Konsole und schaute der XO in die Augen: „Mach dir keine Sorgen.“
„Ich mach mir keine Sorgen, ich weiß, dass wir mehr als nur fähig sind, allerdings haben wir nur die Hälfte der Crew zur Verfügung.“
Ein ironisches Lächeln schlich sich auf Zivas Lippen: „Wenn diese Hälfte genau so ‚fähig’ wie dein Freund ist, brauchen wir keine Panik zu haben, dass wir in irgendwelche Schwierigkeiten geraten könnten.“
Agatha schaute sie an, ihre grünen Augen wurden eine Spur heller und Amüsement funkelte in ihnen: „Stimmt schon – aber leider ist unser Chefingenieur ziemlich fähig.“

Abby Sciuto war vollkommen begeistert. Dieser Tricorder, den sie in den Händen hielt, funktionierte . Er funktionierte tatsächlich. Sie quietschte förmlich, vor Begeisterung, was ihr einen leicht verdatterten Blick von Gina eintrug.
„Hey“, sagte die Forensikerin, „Ich kenn die Dinger nur aus dem Fernsehen.“
Die Chefärztin runzelte verblüfft die Stirn: „Fernsehen? Jetzt sag bloß, die Abenteuer der Dragonfly werden auf einem Privatsender ausgestrahlt.“
„Nein, aber die Abenteuer von Kirk, Picard, Sisko, Janeway und Archer.“, erklärte die Forensikerin, wirbelte einmal herum und schaute Gina dann an: „Du hast keine Ahnung, wie das für mich ist, hm?“
Kurz legte Gina überlegend den Kopf schief, tippte sich mit dem Zeigefinger an die Wange und grinste dann, ehe sie ein gut gelauntes „Aha!“ von sich gab: „Natürlich weiß ich, wie das für dich ist. Du scheinst ein riesen Fan dieser Sendungen zu sein, und jetzt bist du live dabei. Klar, das muss aufregend sein.“
Abby nickte: „Ja. Ich meine, das ist alles so … real.“
„Ich sag dir was.“, zwinkerte ihr Gina zu, „Wenn Du willst, kannst Du einen Tricorder behalten.“
„Aber geht das nicht gegen die temporale erste Direktive?“, fragte Abby und Gina zuckte gut gelaunt mit den Schultern: „Die hat Cal schon so oft gebrochen… allein schon das wir hier sind ist ein Bruch gegen die erste temporale Order. Von daher – was solls?“
Damit klopfte sie der Forensikerin gut gelaunt auf die Schulter, ehe kurz durchatmete und wieder ernst wurde.
„Also gut, nach dem das geklärt wurde, Abby, würde ich vorschlagen, dass wir uns mal darum kümmern, was hier passiert ist.“
Das Nicken der hübschen Laborgoth war so heftig, dass ihre beiden Rattenschwänze hin und her wippten.

Auf der Hammond saß Sam zwei Stunden später grübelnd, den Oberkörper nach vorne geneigt und den Kopf schwer auf die Faust gestützt, über dem Bildschirm, auf dem die Sicherheitsaufzeichnungen der letzten paar Minuten der Konfrontation liefen.
„Hmmmm.“; machte sie und schaute dann zu Tara und Emma herüber, die sich der Bordelektronik widmeten.
Ihre wasserblauen Augen wandten sich dann wieder dem Bildschirm zu. Mal sehen – was war passiert? Sie konnte sich sehen, wie sie sich auf den Einschlag der Waffe – was auch immer diese Waffe war – vorbereitete und dann, genau wie alle anderen zu Boden ging, als das Schiff ins Schleudern geriet. Warum waren nur die Männer langfristiger ohnmächtig?

„Eversprite-Leerenstadt an Carter?“, erklang plötzlich die Stimme der Schwester aus dem Funkgerät. Beruhigenderweise waren nun die Anzeichen von Panik, die sich in ihre Stimme geschlichen hatten, der Professionalität der Ärzteschaft gewichen.
Carter lächelte und berührte das Funkgerät: „Sprechen Sie.“
„Ich habe das Blut der Männer untersucht. Ich kann die genauen Gründe zwar immer noch nicht zuordnen, aber ich glaube, es ist eine Art Energiefeld gewesen, dass offenbar nur auf Y-Chromosome reagiert.“
Carter blinzelte. Verdammt, Janet hätte jetzt sicher genau gewusst, was zu tun gewesen wäre, aber leider war Dr. Fraiser vor Jahren bei einer Mission gefallen. Sie vermisste sie, besonders in Situationen wie dieser.
„Ist sowas möglich?“, fragte sie daher und sie war sich sicher, dass Schwester Eversprite-Leerenstadt gerade mit den Schultern zuckte: „Uns nicht. Soviel kann ich schon mal sagen. Wie es mit den Goa’Uld aussieht, das ist eine andere Sache.“
„Na.“, murmelte Sam und erhöhte anschließend ihre Stimme auf normale Gesprächslautstärke: „Wenn es ihnen möglich ist, Handmanschetten zu benutzen, die entweder heilen, hypnotisieren oder töten können, bin ich mir sicher, dass sie auch eine Waffe im Repatoire haben, die nur ein bestimmtes Chromosom angreift. Ich danke Ihnen, Schwester.“
Damit beendete sie die Kommunikation und wandte sich an King: „Es ist soweit. Stellen Sie Kontakt mit der Dragonfly her. Mal hören, was es von denen neues gibt.“

Die Augen wirkten größer.
Soviel konnte Ziva immer wieder feststellen, wenn sie mit jemandem auf dem großen Hauptschirm sprach. Das Bild Sam Carters war der Größe des „Main Viewers“ angepasst und verglich man nun dieses Abbild mit ihr selbst, so waren die Augen ungefähr so groß wie Zivas Hand, die sie gerade zur Faust ballte, als sie die Nachrichten hörte.
„Das ist… unheimlich.“, stellte sie fest und schaute dann wieder zu Agatha, welche gerade einen Blick auf die taktische Konsole warf und dann zu ihr blickte.
Dann zuckte die XO mit den Schultern: „Willkommen an Bord der Dragonfly, Ziva.“
Ein Lächeln.
Die hübsche Israelin wandte sich dann wieder Sam zu: „Sind schon Spuren vom Weihnachtsmann zu finden?“
„Nein“, schüttelte Carter den Kopf und zuckte dann mit den Schultern: „Irgendwie erwarte ich aber, dass er bald auftaucht. Schließlich ist es sinnfrei ein Schiff anzugreifen, es ausser Gefecht zu setzen und anschließend…“
„Sam, da tut sich was.“, meldete plötzlich Agatha, als ihre Konsole zu piepsen begann.
Und als wäre die Luft um Ziva herum ein lebendes, atmendes Wesen, war ihr als würde sie spüren, wie der Lufthauch um sie herum immer deutlicher zu spüren war. Erst nach ein paar Millisekunden merkte sie, dass sich ihr Atem beschleunigt hatte.  Auch Sams Atmung beschleunigte sich, das konnte sie sehen. Beide – also Ziva und Sam – wandten sich einer Person zu und sagten: „Zeig es mir.“

Auf dem Bildschirm der Dragonfly wurde das Bild Sams ein wenig kleiner, während ein anderes „Bildschirmfenster“ aufpoppte.
„Oh Gott.“, machte Agatha hinter ihr, als sie sah, was dort zu sehen war.
Drei Pyramidenschiffe – „Ha’taks“,  korrigierte sich Zivas Unterbewusstsein – fielen aus dem Hyperraum und bewegten sich auf die beiden Erdenschiffe zu.

Sams Blick verengte sich, sie holte einmal Luft, schluckte dann und streckte ihren Hals – wie eigentlich immer, wenn sie nervös, verängstigt oder verärgert war. Durch dieses Strecken wurde ihr Körper ebenfalls angespannt und entspannte sich kurz danach wieder. Sie schaute aus kühlen blauen Augen auf die sich ihnen nähernden Schiffe.
King neben ihr schluckte einmal hörbar und Sam widerstand dem Drang, ihr beruhigend auf die Schulter zu klopfen. Vermutlich würde sie das nur noch mehr irritieren.
„Haben wir Schilde?“, fragte sie Lieutenant Peel, die sie anblickte. Auch in ihren Augen irrlichterte Angst. Und wenn sich Sam das alles so überlegte, war es alles andere als irrational, hierbei Angst zu empfinden. Doch die kommandierende Offizierin in ihr ließ nicht locker.
„Peel!“, schnappte sie und die hübsche Brünette zuckte erschrocken zusammen, „Haben wir Schilde?“
Dankbarkeit funkelte nun in den Augen Peels auf, sie riss sich los und betrachtete die Anzeigen: „Schildintensität bei 80 %. Einige Treffer können wir aushalten.“
Zuversicht ergriff Besitz von Sams Körper: „Dann wollen wir doch mal. Wenn die uns haben wollen, gehen wir nicht ohne einen Kampf, oder, Ladies?“
Sie ließ sich auf ihrem Sessel nieder und hieb auf die Kommunikationstaste: „Hier spricht Colonel Samantha Carter. Höchste Alarmbereitschaft. Ich wiederhole, höchste Alarmbereitschaft. Die Drei-Null-Zweier startklar machen. Ich wiederhole: Die Drei-Null-Zweier startklar machen.“
Und wenige Millisekunden später gellte ein lautes Klaxon, dass die Alarmbereitschaft des Schiffes signalisierte.
„Drei-Null-Zweier sind startbereit.“, sagte King und schaute sie an: „Naja, die Hälfte des Geschwaders, das wir an Bord haben – um genau zu sein.“
Sam zuckte mit den Schultern: „Muss reichen.“
Die Zuversicht hatte sie deutlich ergriffen. Sie würde nicht weichen. Niemals.

„Zustand unserer Schilde?“, fragte Ziva und Agatha warf einen Blick auf die Taktik: „Knapp 90 %. Phaser und Photonentorpedos sind auch bereit.“
„Sehr gut.“, sagte die hübsche Israelin und schaute die Rothaarige direkt an: „Du bist sicher, dass ich nicht die Taktik übernehmen soll?“
Agatha nickte: „Dein letzter Plan war so klasse, davon brauchen wir mehr.“
„Aye.“, sagte Ziva und setzte sich dann auf den Platz, auf dem vorher Alex gesessen hatte, „Sag mir nur, wann ich loslegen soll.“
„Sag mir, wann es dir passt.“, grinste Agatha.
In diesem Moment ging ein Ruck durch das Raumschiff.

Hätte sich Ziva in einer echten „Star Trek“-Folge befunden, würde spätestens jetzt hektikgetriebene Musik einsetzen, der Captain würde sich heldenhaft aufrichten und sagen: „Miss Silverbird, rufen Sie sie.“
Aber wenn dieser Captain – sie schaute zu Cal – sich aufrichten würde, wäre vermutlich eher der Satz „Au, meine Birne, ich brauch n Asperin.“ zu erwarten.
Sie schaute sich zu Agatha um, die gerade einen Blick auf ihre Konsole warf und dann zu Ziva schaute, ein vertrauensvolles Lächeln auf den vollen Lippen.
„Ziva, Du packst das, da bin ich sicher.“, sagte sie und zwinkerte ihr zu.
Sie atmete ein: „Wenn Du das sagst…“
Damit wandte sie sich um, betrachtete die Bewegungen der Feindschiffe und sagte dann, laut und klar: „Agatha, wenn ich ‚jetzt’ sage, feuerst Du auf das Schiff an Steuerbord.“
„Aye, Ma’am.“, lächelte die hübsche XO und wartete auf ihren Befehl. Ziva ließ währenddessen zielsicher ihre Finger über die Navigationskonsole gleiten, gab die notwendige Kurskorrektur und Geschwindigkeitsanpassung ein und dann flog die Dragonfly grazil und anmutig an der George Hammond vorbei, auf das erste Goa’uld-Schiff zu.
Dieses reagierte, indem es der Dragonfly orange Energieellipsoide engegenschleuderte. Die hübsche NCIS-Agentin ließ das Schiff eine Rolle um die Längsachse durchführen, sodass die Energiegeschosse die Dragonfly verfehlten. Dann drehte sie die Nase des Föderationsschiffes dem Angreifer zu und flog mit voller Impulsgeschwindigkeit auf das Zentrum des Schiffes zu.
Obwohl sie sicherlich fünf Meter voneinander entfernt waren, konnte sie Agatha Silverbirds aufgeregtes Atmen hören. „Ziva…“, keuchte sie, „Was tust du da?“
„Vertraust Du mir?“, fragte die hübsche Israeli, mit schnell gehendem Atem, „Dann feuer die Waffen jetzt ab.“
Agatha tat wie ihr geheißen und sah im nächsten Moment nur noch Weiß.

Sam richtete sich entsetzt auf der Brücke der George Hammond auf, als sie die Explosion mitverfolgte. Die Dragonfly war an der Hammond vorbei auf das Feindschiff Nummer 1 zugeflogen und plötzlich – wie es schien – explodiert.
Sie schluckte, schaute zu King, deren Konsole einen lauten Alarm von sich gab.
„Was ist das?“, schrie sie gegen den Lärm an und die andere Frau blickte, wie in Trance, auf ihre Konsole. Sam konnte die Langsamkeit dieser Reaktion nachvollziehen. Hatte sie gerade wirklich gesehen, wie die Dragonfly explodiert war? Hatte sie gerade das Ende einiger Freunde beobachtet?
„Ma’am, da ist eine Art Energiewelle, die auf uns zukommt.“, sagte King in diesem Moment, „Sie sollten sich lieber Festhalten.“
Beinahe kraftlos griff Sam nach der Lehne ihres Sessels, als der Treffer der Energiewelle das Schiff leicht schaukeln ließ.
Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie Cal und Agatha ihr zuwinkten und lachten.
Sie spürte, wie ein Tränenkanal die Arbeit aufnahm.
Dann piepte ein weiterer Alarm und Sam schaute zur Geräuschquelle.
Ein Ruf ging ein.
„Lieutenant Peel?“, fragte sie und die Angesprochene nickte: „Kanal sprechbereit.“
Sam richtete sich auf. Auf dem Bildschirm konnte man eine deutliche Szenerie erkennen. Ägyptische Innenarchitektur, ein imposanter Thron in der Mitte, mehrere knapp-bekleidete Männer, die vor diesem Thron standen und auf diesem Thron saß, in etwas, was eigentlich nur eine bessere Entschuldigung für einen BH und ein Höschen war, eine durchtrainierte Brünette.
Sam seufzte.
„Bastet?“, fragte sie, legte den Kopf schief und fragte, mit gespielter Höflichkeit nach: „Bist Du nicht tot?“
Die Angesprochene lächelte – beinahe schon nachsichtig: „Colonel Samantha Carter – ehemals SG 1. Warum hast Du dich in dieses Gefecht eingemischt? Meine Truppen hatten ein fremdes Raumschiff aufgegriffen, dass in unseren Sektor eingedrungen war.“
„Euren Sektor?“, echote Sam und merkte, wie sie erneut schlucken musste. Das klang beunruhigenderweise nach einem Widererstarken der Goa’uld.
„Wir haben uns das wiedergenommen, was einst uns gehörte.“, sagte die Goa’uld und lächelte erneut. Dieses Mal schien es, als sei allein schon ihr Lächeln giftig.
„Sag mir, welches Schiff wolltet Ihr beschützen? Mit wem habt ihr diese Allianz?“
Sam schwieg.

Das Licht schien viel zu hell und grell in ihre Augen.
Agatha Silverbird versuchte, die Sterne und Schmerzen, die – was immer Ziva da gerade gemacht hatte – bei ihr verursachte, wegzublinzeln.
Sie richtete sich auf, schaute zu Ziva, die gerade ebenfalls wieder zu sich kam.
„Okay.“, sagte sie, kam von ihrer Position auf Ziva zu und legte den Kopf neugierig schief: „Was war das?“
Die Israeli lächelte: „Hey, das hat ja tatsächlich geklappt.“
„Was hat geklappt?“
„Das erzähl ich dir gleich.“, sagte Ziva, drehte sich zu der Navigationskontrolle herum und betrachtete diese: „Hm… wir sind knapp 10 Lichtjahre vom Geschehen.“
„Da können uns die Anderen nicht finden.“, erklärte Agatha und klopfte Ziva auf die Schulter: „Gut gemacht. Aber was genau hast Du da gemacht?“
In diesem Moment öffnete sich die Turbolifttür und eine wütend dreinblickende Blondine verließ die Transportkapsel.
„Welcher Vollidiot hat gerade den Warpkern überlastet?“
Ziva hob, wie in der Schule, die Hand: „Das dürfte ich gewesen sein.“
Diesen Satz sprach sie, als wär es das Normalste auf der Welt.
Die Blonde funktelte sie an.
„Wissen Sie, was sie damit fast getan haben?“, fragte sie in einem leisen, beinahe gefährlichen Ton und Ziva nickte bekräftigend: „Klar, ich hätte uns beinahe umgebracht. Aber – eben nur beinahe.“
Sie stand auf, schaute die Blonde und dann Agatha an und zuckte mit den Schultern: „Das ist nicht gerade Starfleet-Taktik, aber die Colonials verwenden diesen Trick sehr gerne – sagt zumindest McGee.“
Damit schaute sie zu Agatha: „Durch die Überlastung des Warpkerns haben wir eine Art Strahlenwelle ausgeschickt.“
„Hm, in Kombination mit Phasern und Photonentorpedos dürfte das eine ziemlich beeindruckende Lightshow gewesen sein.“, sagte Agatha und schaute Ziva an: „Und wessen Trick war das?“
„McGee hat diese eine Serie gesehen -  Battlestar Galactica. Darin hat Apollo … das soll er euch besser selbst erklären, wenn er wach wird.“, meinte Ziva und schaute dann zu der Blonden: „Tut mir leid, wenn ich Ihren Warpkern beschädigt habe.“
„So wie ich das sehe, haben Sie uns das Leben gerettet.“, sagte die Blonde und hielt ihr die Hand hin: „Greta Kays. Zweite Chefingenieurin.“
„Ziva David“, sagte die Israrli, „NCIS.“
„Sie sind aus dieser Zeit, hm?“, fragte Greta und grinste: „Hab ich mir gleich gedacht. Wir sind ja auch schon ein paar Wochen im All, die Neuzugänge hätten wir da schon kennengelernt.“
Plötzlich machte Agatha einen erschrockenen Laut und schaute zu Ziva: „Und was ist mit Sam? Ich meine, sie wird sich sicher Sorgen machen.“
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Wir können ihr erstmal nicht sagen, was los ist. Sie muss die Angreifer überzeugen können, dass wir vernichtet wurden.“
„Man könnte sie foltern.“
„Sie ist Offizier der Air Force, richtig? Dann kennt sie das Risiko.“
Agatha seufzte: „Der Captain wird nicht unbedingt begeistert sein.“
„… was mir ziemlich egal ist.“, erklärte Ziva, „Er ist nicht wach, Du hast das Kommando und – wenn Du willst, fliegen wir zurück. Ich sage nur, dass dann alles für die Katz war.“
Die XO überlegte kurz, seufzte dann und nickte: „Du hast recht. Wir müssen diese Rolle auch für eine Zeit lang spielen.“
„Wir können die Zeit auch nutzen, und heimfliegen. Ich meine, wenn Sam glaubt, dass wir tot sind, wird sie es doch sicher dem SGC melden wollen, oder?“, sagte Greta und schaute abwechselnd von Ziva zu Agatha. Beide Frauen nickten.



Das leise Rauschen des Ozeans hatte eine tiefe, beruhigende Wirkung auf ihn. Am Liebsten hätte er sich zurückgelehnt und sich der Geräuschkulisse ergeben, die seine Augen so unendlich schwer werden ließen. Doch gerade, als er sich fallen lassen wollte, sah er das wohl wunderbarste Geschöpf der Welt an der Wasserlinie entlang gehen. Ihre dunklen, gelockten Haare wirkten wie ein Halo und die nussbraunen Augen, mit denen sie ihn ansah, ließen ihn beinahe wahnsinnig werden.

Mann , schoss es ihm durch den Kopf, was für eine Frau.
Jetzt wechselte sie den Kurs, kam mit einem Blick, der ihn gebannt hielt, auf ihn zu. Um ihren nackten Bauch hatte sie ein Tuch gebunden, das ihr bis über den, in einem Bikini-Höschen steckenden Po reichte. Wenn sie jetzt noch ein Tuch über dem Gesicht hätte, könnte sie fast als athletische Bauchtänzerin durchgehen.

Sie hatte ihn erreicht, berührte sanft seine Wange, beugte sich vor und küsste ihn. Zuerst sanft, dann wilder. Seine Augen glitten zu, er gab sich der Wildheit hin, als sie sich plötzlich von ihm löste. Er konnte hören, wie sie ein paar Schritte zurücktrat und als er die Augen wieder öffnete, schaute sie ihn an. Obwohl ihre Haltung eine gewisse Verspieltheit verriet, sahen die nussbraunen Augen ihn ernst an.
„Tony DiNozzo, ich zähle bis drei. Und dann bist du wieder wach, verstanden?“
Verwirrt blinzelte er und legte dann den Kopf schief.

„Ziva? Bist Du das?“, fragte er und die hübsche Israeli blickte an sich herunter: „Tony, ich … wir wurden angegriffen und du hast eine erotische Fantasie von mir?“
Er musste lächeln: „Ich kann mir nicht helfen. Und manchmal stelle ich mir dich sogar nackt vor.“
Das hatte bei Kate funktioniert, um sie komplett konfus zu machen. Doch verblüffenderweise, obwohl sie gerade in all ihrer Pracht vor ihm stand, schrie sie nicht entsetzt auf. Stattdessen stemmte sie die Hände in die Hüften, schaute ihn an und sagte: „Manchmal bist Du echt erbärmlich. Meinst Du etwa, mich wirst du so leicht los?“
Damit trat sie auf ihn zu, mit einem sehr verspielten Lächeln im Gesicht und presste ihre Lippen auf die Seinigen.

Wenn man das Gehirn mit einem Büro verglich, wäre spätestens jetzt nur noch die L-Schicht anwesend. L wie in Lust. Sie trügen sehr freizügige Kleidung, würden einander dreckige Witze erzählen und die niederen Instinkte bedienen. Und sie hätten einiges zu tun, müssten  die notwendigen Hormone, Endorphine et cetera zum Einsatz bringen und letzenendes würden sie spätestens, als Ziva Tony einen leichten Hieb auf den Kopf gab, ziemlich durchgeschüttelt werden. Der Leiter der Station L würde verblüfft aufblicken und sich fragen, was zum Teufel gerade geschehen war. Dann würde die Tür aufgehen, die anderen Stationsleiter würden hereinkommen und fragen: „Was hast Du jetzt schon wieder kaputt gemacht, L?“ Und L. würde keine logische Begründung haben.

Die konnte er auch nicht haben, denn selbst Tony hatte keine. Warum gab ihm die Frau, die sich ihm gerade förmlich an den Hals geworfen hatte, plötzlich eine laut-klatschende Kopfnuss? Verblüfft schaute er sie an …


Und das grelle Licht fiel in seine Augen.
„Hey, aua!“, machte er und versuchte seinen Blick gegen die Sternenflottendeckenbeleuchtung abzuschirmen, was ihm eher suboptimal gelang.
Er blickte sich um und stellte fest, dass egal wie futuristisch Krankenhäuser aussehen mochten, man erkannte sie spätestens an fleißig umhereilenden Pflegern, die sich um die diversen Patienten kümmerten.
In diesem Moment kam, mit wehendem Ärztekittel, eine Frau auf ihn zu, die ihm bekannt vorkam… er blinzelte. „Abby?“
„Ja“, quietschte die Goth und klang wirklich begeistert, „Schau dir das an.“
Damit hielt sie ihm eine Art Zigarettenschachtel vor die Nase, die aufklappte und verschiedene blinkende Dioden und eine Art Bildschirm aufwies.
„Was ist das?“, murmelte er und klang immer noch extrem schläfrig. Gerade, als er nach vorne sinken wollte, glitt die Tür mit einem pneumatischen Zischen auf.
„Hey, Tony, wachbleiben.“, hörte er die Stimme Zivas, die auf ihn zuging und ihn in den Arm nahm: „Bleib wach, okay?“
Damit half sie ihm, aufzustehen: „Gehen wir ein paar Schritte.“
Gut – gehen war jetzt nicht das Wort der Wahl. Ziva ging und Tony stolperte, mit seinem Kopf auf ihren Schultern und ihren beiden, ineinander verflochtenen Händen, neben ihr her, aber – für Tony war das nicht wichtig. Er schaute sie an, müde – unendlich müde.
„Wasis… was…is.“, murmelte er und merkte, wie seine Zunge immer noch genau so schwer war, wie es seine Augen waren.
„DiNozzo!“, hörte er in diesem Moment die bekannte Stimme von Leroy Jethro Gibbs, der so gar nicht angeschlagen wirkte, stattdessen eher gelangweilt im Biobett saß und zu ihm herüberschaute, „Reiß dich zusammen.“
Dann wandte er sich an die Schwester, die ihm gerade Blut abnahm: „Wann kann ich wieder auf die Brücke?“
„Sobald Doktor Intrupper Sie für fit erklärt hat, Special Agent Gibbs.“, schenkte sie ihm ein aufmunterndes Lächeln und war dann auf dem Weg zum Büro der Ärztin, das er von seiner Position aus sehr gut im Blick hatte.
Dort schien die Stimmung alles andere als gut zu sein. Gina Intrupper, eine hübsche blonde Ärztin von eventuell 30 Jahren, seufzte schwer, ließ ihr Padd sinken und stand auf. Dann ging sie mit dem Doktorkittel, der ihr wehend wie ein Cape folgte, zu dem Bett der Krankenstation, auf dem Tim ruhte. Sie tastete nach seinem Puls, klappte den medizinischen Tricorder auf und winkte Abby zu sich. Was genau die beiden Frauen besprachen, konnte er nicht hören, er sah nur, dass ihre Gesichter sehr ernst waren.  Kurz blickte er zum immer noch taumelnden DiNozzo und dann zur Quelle eines weiteren, pneumatischen Zischens.
Der Captain betrat die Krankenstation.

Er hatte seine Uniform richtig gezogen, trat mit langsamen und gemessenen Schritten auf Gina und Abby zu und betrachtete die schlafende, entspannte Gestalt Timothy McGees.
Abby merkte, wie sie ihm einen finsteren Blick zuwarf, der deutlich dem drohenden Fauchen einer Löwin ähnelte, wenn man sich ihren Kindern näherte. Cal schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln: „Keine Sorge, Abby. Ich wollte nur wissen, wie es Tim geht.“
Gina räusperte sich: „Nun, diese Waffe – was immer sie war – hat euch Männer komplett ausgeknocked. Tim war vorher schon angeschlagen, daher kann es sein, dass der Effekt der Waffe sich hier potentiert und dadurch verschlimmert hat.“
„Heißt das, er ist in einer Art Koma?“
„Einem sehr merkwürdigen Koma.“, ergänzte Abby und griff nach dem Tricorder: „Wirf mal einen Blick auf das EEG.“
Cal nahm das Diagnosegerät, betrachtete es und legte den Kopf schief: „Ähm… ich seh da bunte Linien.“
Die beiden Frauen warfen sich einen Blick zu und Gina schenkte Abby ein abgeklärtes Schulternzucken: „So ist er. Ich glaub, du musst es ihm komplett erklären.“

Die Goth nickte: „Okay, also – diese bunten Linien sind die Hirnwellen Timmys.“
Sie stockte, schaute Cal an und breitete die Arme fragend aus: „Hirnwellen. Schon mal gehört? Hat jeder, der ein Hirn hat? Also, auch du.“
„Da wär ich mir noch nicht mal so sicher.“, murmelte Gina, was ihr ein amüsiertes Lächeln von Abby und ein genervt-amüsiertes Augenrollen von Cal eintrug. Letzterem warf sie dafür einen Kussmund und ein Augenzwinkern zu.
‚Das kann doch echt nicht wahr sein.’, schoss es der Goth durch den Kopf, ‚Flirtet der jetzt?’
„Hey“, sicherte sie sich daher durch einfaches „mit der Hand vor den Augen des Captains herumwedeln und schnippen“ die Aufmerksamkeit des Offizieres zu: „Vergiss nicht, dass Du eine Freundin hast.“
„Weiß ich.“, sagte Cal, verschränkte dann die Arme vor der Brust und schaute Abby an: „Also – was ist mit den Hirnwellen?“
„Nun, sie sind… merkwürdig.“
„Merkwürdig?“, echote Cal und schaute dann abwechselnd zu Gina und Abby: „Ist das ein Fachausdruck?“
Man musste nicht – wie Deanna Troi, die Bordcounselor der Enterprise-E – zur Rasse der Betazoiden gehören und Gedanken oder, im Falle von Halbbetazoiden wie Deanna, Emotionen, wahrnehmen können, um zu sehen, dass Abby gerade ein wenig gereizt war.
Der Gedanke ‚Will der mich vergackeiern?’ schoss durch ihren Kopf und sie schaute den Captain inzwischen leicht genervt an. Als nun Gina die Stimme erhob, um das Wort zu führen, wusste Abby, dass es das Beste wäre, ansonsten würde die Laborgoth Cal vermutlich noch selbst umbringen. Es war nicht zu fassen. Ihr Tim, ihr bester Freund, neben Tony, lag in der Krankenstation und sie hatte keine andere Möglichkeit, als einfach nur daneben zu stehen. Gina Intrupper, die Bordärztin, war mit ihrer Technik, die dem 21. Jahrhundert um Lichtjahre voraus war, genau so überfordert und Abby fragte sich, ob das nun der Abschied war. Eben dieser Abschied, von dem sie sicher war, dass er irgendwann kommen würde. Schließlich war Tim beim NCIS tätig und damit arbeitete er in einem potentiell lebensgefährlichen Job. Wie schnell sowas geschehen konnte, wusste sie nicht erst seit Mike Franks, der vor ein paar Monaten vom Port-to-Port-Killer umgebracht worden war. Die Tode von Paula Cassidy und Caitlyn Todd hatten sie immer wieder dazu gebracht, zu realisieren, dass es kein einfaches Leben war, dass sie führten.

Und sie befürchtete, dass irgendwann einmal ein Kollege Tims zu ihr kommen würde und ihr mitteilte, dass ihr bester Freund bei einer Schießerei, einer Drogen-Razzia oder einer Bombenexplosion getötet worden war.
Aber vielleicht war auch genau das dieser Moment.
Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass sie tatsächlich Angst um Tim hatte. Und obwohl er es vermutlich nicht merken würde, nahm sie seine Hand und streichelte sie sanft.
Sie merkte erst, dass Cal und Gina sie verblüfft anblickten, als sie sich ihnen zugewandt hatte und fühlte, wie sich Feuchtigkeit auf ihren Wangen sammelte.
„Was?“, fragte sie mit tränenerstickter Stimme, „Habt Ihr noch nie eine Labortechnikerin weinen sehen?“
Der Captain nickte ihr zu, legte ihr kurz die Hand auf die Schulter und wandte sich dann ab.
Dann merkte sie, wie plötzlich die unendlich schwache Hand Tonys auf ihrer Schulter lag und sie von ihm und Ziva umarmt wurde.
„Ich bin sicher, Tony schafft das.“, sagte Ziva in ihr Ohr und küsste sie auf die Wange: „Keine Sorge.“
Die hübsche Goth schlang ihre Arme um ihre beiden Freunde und drückte sie, mit dem festen Vorsatz, sie nie wieder los zu lassen.“

Die Turbolifttür glitt auf und Agatha Silverbird bemerkte, mit einem leicht beruhigten Funkeln in den Augen, wie Cal die Brücke betrat und mit dem Elan eines ausgeschlafenen Studenten die kleine Rampe heruntergejoggt kam, die den oberen Brückenteil mit dem Unteren verband. Er schaute sie an, schenkte ihr ein verliebtes Lächeln und ließ sich auf seinem Platz nieder. „Okay, wie lange brauchen wir noch, bis wir in Sektor 001 aufschlagen?“
Hinter ihm erklang die Stimme Jill Menacers – knapp, soldatisch, professionell: „Knapp 50 Minuten, Cal.“
Der Captain nickte, schaute zu Agatha und streckte sich: „Sag mal, fühlst Du dich auch noch so groggy?“
Agatha drehte sich um und hob die Augenbrauen: „Du hast eine Stunde lang tief und fest geschlafen und bist immer noch müde?“
Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen: „Faulpelz.“
Er zwinkerte ihr zu: „Ich habe dich gefragt, ob Du auch groggy bist, sodass wir gemeinsam in unser Quartier gehen können und… naja, schlafen.“
Das war doch jetzt nicht Cals Ernst, oder? Die XO schaute ihn erst verblüfft an, rollte dann mit den Augen und schüttelte den Kopf: „Schlechteste Anmache ever.“
„Nicht gut?“, fragte der Captain und sowohl Agatha, als auch (was Cal nicht so wirklich sehen konnte) Jill schüttelten ihre hübschen Köpfe. Erneut stahl sich ein Lächeln auf die Lippen des Captains, ehe er aufstand und auf sie zukam: „Weiß ich doch.“
Sprachs, ging an ihr vorbei und schaute auf den Hauptschirm, ehe er seufzte und sich zu Agatha umdrehte: „Ich nehm nicht an, das wir die Karre schneller machen können?“
„Eher nicht.“, entgegnete seine Freundin trocken, was ihn dazu veranlasste, erneut einen Stoßseufzer auzustoßen und sich dann wieder auf den Weg zu seinem Sessel zu machen.

Agatha wandte sich wieder dem Weltall zu, stemmte die Hände in die Hüften und wandte sich dann an Jill: „Funkkanäle sind ruhig?“
Die TO schaute von ihrer Konsole auf, legte das PADD beiseite, das sie gerade eingehend studiert hatte und nickte: „Japp, Kanäle sind ruhig.“
„Gut, dann lies mal weiter.“, grinste Agatha, was Jill dazu veranlasste, ebenfalls zu lächeln: „Danke, Ma’am.“
„Was liest Du denn?“, fragte die XO dann und Jill schaute sie an: „Ach… den letzten Castle-Band aus der Nikki Heat – Reihe. ‚In Heat’.“
Cals Kopf ruckte herum: „Klingt mehr wie ein Porno.“
„Hey, nichts gegen die Werke des großen Richard Castle.“, grinste die taktische Offizierin, „Die Bücher sind klasse. Durchgehend. Besser als die Derek-Storm-Reihe, die ja auch von ihm ist.“
„Ich bevorzuge Thom E. Gemcity.“, sagte Cal und lehnte sich zurück: „Die Bücher sind klasse.“
„Gemcity?“, echote Jill, „Wir wissen beide, dass Gemcity McGee ist und er sich selbst in die Handlung geschrieben hat.“
„Dein Castle auch. Castle, Beckett, Riley und Esposito – sie sind alle in den Nikki-Heat-Büchern vorhanden. Wenn auch getarnt. Und ich sag mal so: Rook und Heat – da kommt man ja nun wirklich nicht drauf, wenn man die Originalnamen kennt, aber Railey? Das ist doch ein Feigenblatt.“
Die hübsche T.O. zuckte mit den Schultern: „Dafür sind die Bücher unheimlich gut geschrieben.“
„Die von…“
Weiter kam Cal nicht, denn in diesem Moment unterbrach ihn ein Alarm, der anfing, zu piepen.
„Annäherungsalarm.“
Obwohl dieser Satz einfach und ohne besondere Betonung gesprochen wurde, verriet er die Schwere der Situation, in der sie steckten.
„Unter Warp gehen.“, befahl Cal, stand auf und schaute zu Jill herüber: „Alarmstufe Gelb. Schilde hoch.“
„Schilde sind oben.“, erwiderte die T.O., „Ein Schiff nähert sich uns. Es sendet einen Ruf aus und…“
Sie atmete einmal erleichtert auf: „Es ist die George Hammond .“
Die Erleichterung erfasste auch Cal, der zu Jill herüberlächelte: „Dann klingel mal bei denen durch.“
Kurz eilten Jills Finger über die Konsole, dann sagte sie: „Sprechbereit, Sir.“
„Hey, Sam, erschreck uns doch nicht…“, sagte Cal und stockte, als er auf dem Hauptschirm eine ihm unbekannte Frau erblickte: „Wer sind Sie?“
„Mein Name ist Emma Peel. Ich bin die Navigatorin der Hammond .“
„Sehr erfreut. Calvin Cat, Föderationsraumschiff Dragonfly.“, stellte sich der Kommandant des Raumschiffs aus der Zukunft vor, „Wie können wir… wo ist Sam?“
„Auf der Krankenstation. Wir wurden geentert und Colonel Carter wurde verwundet.“, erklärte Peel. Dies brachte Cal dazu, sich zu Jill umzudrehen: „Schilde senken.“
Dann wandte er sich zu Peel: „Miss Peel, bitte informieren Sie den Ärztestab, dass wir Colonel Carter an Bord beamen werden. Nichts gegen die Ärzte auf der Hammond , aber unsere sind einfach – naja,… fortschrittlicher.“
Emma nickte und Cal betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Transporterraum. Colonel Carter erfassen und auf die Krankenstation beamen.“
„Aye, Sir.“, erklang die Stimme eines ihm irgendwie vollkommen unbekannten Crewmitgliedes.
Milisekunden später meldete sich Gina: „Intruper an Cat? Ich habe hier eine bewusstlose Sam Carter. Was soll ich damit? Hab ich nicht bestellt.“
„Behandel sie. Ich will wissen, was mit ihr los ist.“, erteilte der Captain den Befehl und wandte sich dann an Emma: „Haben die Goa’uld sie so zugerichtet?“
„Positiv.“, erklärte die Angesprochene, „Oh, sie war stark. Sie hat gekämpft, aber Bastet war… sie war wütend.“
„Bastet? Ich dachte, die wäre von Ba’al erledigt worden.“, murmelte Cal und schaute dann wieder zu Agatha: „Wieso sollte man uns eigentlich zerstört glauben?“
„Das frag mal besser Ziva. Ich hab ihr gesagt, dass Du nicht begeistert sein würdest.“
„Und sie hat es nicht interessiert. Wie auch, sie ist ja nicht in unserem System.“, zuckte der Captain mit den Schultern und wandte sich dann wieder an Emma: „Tut mir leid, was da… passiert ist.“
„Cal, Sam wusste, was sie tat.“, sagte Agatha und legte dem Captain eine Hand in einer beruhigenden Geste auf die Schulter.
„Und dafür ist sie jetzt… was… schwer verwundet?“
Agatha schluckte.

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #32 am: 05.05.14, 18:30 »
Es war Sam, als höre sie noch immer die dauer-ratternden Maschinengewehrgarben, die ihre P-90 verließen und deren Rückstoß durch ihren Oberkörper fuhr. Glücklicherweise hatte sie sich in unzähligen Trainingsstunden im Fitnessstudio oder auf der Basis die nötige Muskelmasse angeeignet, um dafür zu sorgen, dass sie den Rückstoß ausgleichen konnte. Sam bildete sich ebenfalls ein, die Stabwaffenentladungen zu hören, die durch das Schiff sausten, manche von ihnen haarscharf und sengend heiß an ihr vorbei. Bis Bastet höchstpersönlich aufgetaucht war und sie mit einem gezielten Stoß aus wabernder Mentalenergie, der aus ihrer „Handspange“ kam, einige Meter nach hinten und gegen die nächste Wand geschleudert hatte.
Sie war erst wieder zu sich gekommen, als man sie mit einer besonders perfiden Erfindung der Goa’uld folterte. Es war eigentlich nur ein Stab. Dieser, bloßen Kontakt mit der Haut aufnehmend, sandte sengend-heiße Schmerzen durch den Körper, so, als würde man Salzsäure in eine offene Wunde gießen. Aber sie wollte es Bastet versagen – diese Genugtuung, dass sie, Sam Carter, schreien würde.

Sie wusste nicht, wie lange das Spielchen gedauert hatte, wusste nicht, wie oft Bastet sie getötet und wiederbelebt hatte, aber sie erinnerte sich an den Missionsbericht des damaligen Colonel O’Neill, der, als ein Tok’ra-Symbiont ihn geheilt hatte, unter der Kontrolle dieses Symbionten in eine Basis von Ba’al eingedrungen war. Damals hatte man ihn auf sehr ähnlich Art und Weise gefoltert – wenngleich auch nicht mit dem Stab sondern mit tatsächlicher Säure und Messern.

„Deine Uneinsichtigkeit wird Dein Ruin sein.“, hatte die Goa’uld gedroht doch – aus irgendeinem Grund hatte Sam gewusst, dass sie gerettet würde. Und – vielleicht war  wirklich ein Stargate auf dem Raumschiff, das man hatte anwählen können, oder ihre Crew hatte sich auf den Ha’tak gebeamt, oder sie waren einfach durch das Loch im Plot gefallen – es war egal. Als sie das Maschinengewehrfeuer hörte, war ihr klar, dass man kam, um sie zu retten. Das allein genügte, damit sie ihr Selbstvertrauen zurückgewann. Sie lächelte zu Bastet herüber, ein eiskaltes, giftiges Lächeln – und war dann in Ohnmacht gefallen, als die Goa’uld ihr mit dem Handrücken ins Gesicht schlug.

Es war ihr aber immer noch so, als höre sie das Maschinengewehrfeuer und spürte, wie jeder Muskel ihres Körpers, jede Sehne bis aufs Äußerste angespannt war. Ihre Augen flogen auf und… beruhigt atmete sie durch. Sie kannte die Decke, an die sie starrte. Es war die Decke der Krankenstation der Dragonfly.
Gina Intrupper, die Bordärztin, beugte sich über sie und lächelte sie an: „Hey, auch wieder wach?“
Als sich Sam aufrichten wollte, legte ihr Doktor Intrupper sanft eine Hand auf die Schulter und sagte schnell: „Hey, vorsichtig. Sie haben gerade eine Foltersession mit Bastet hinter sich. Das steckt man nicht so leicht weg.“
Dennoch richtete die Colonel sich auf, spürte, wie ihr schwindlig wurde und sie ihre Hand gegen ihre Stirn brachte.
„unngh.“, stöhnte sie und schüttelte den Kopf.
„Ja“, erklang neben ihr die Stimme Ginas, „Ich habe ja gesagt, dass Sie ziemlichen Schaden genommen haben. Aber… in ein paar Minuten müsste es Ihnen wieder gut gehen. Glauben Sie mir.“
‚Warum bin ich hier?’, fragte sich die Colonel und schaute zu Gina herüber: „Ist… mein Schiff… ausser Gefahr?“
Die hübsche Ärztin schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln, eines, dass Sam sich an frühere Zeiten erinnern ließ. Janet konnte ebenso schön, wie beruhigend lächeln und es tat ihr weh, dass sie nicht mehr da war.
‚Verdammte Goa’Uld’, schoss es Sam durch den Kopf,  doch sie wusste, dass eine Argumentation, die in Richtung „Hätte, wäre, wenn“ ging, eigentlich eine komplett witzlose Sache war. Man konnte die Vergangenheit zwar ändern – aber man wusste nicht, was sich stattdessen für Zeitlinien ergaben.

Tony konnte es immer noch nicht fassen. Irgendwie war es verständlich, denn es hatte sich in den letzten Tagen viel zu viel ergeben, um es einfach so verstehen können zu wollen. Ausserirdische existierten und die Menschheit befand sich seit Jahren – oder besser gesagt :  seit einem knappen Jahrzehnt - mit ihnen im Krieg, dann waren die Ereignisse, die man im Fernsehen verfolgt hatte, und die alle unter dem Markennamen „Star Trek“ gelaufen waren, tatsächlich passiert (beziehungsweise: würden noch passieren) und es gab einen formwandelnden Maskenträger, der sich im Kampf mit einem vertrottelten Starfleetcaptain befand und der einen anderen Starfleetcaptain umgebracht hatte. Auch Director Leon Vance gehörte zu dem erlesenen Kreis der Sternenflottenoffiziere und bekleidete dort auch den Rang des Captains. „Sinn der ganzen Sache?“, blitzte der Gedanke schalkhaft in Tonys Hirn auf, „Haben wir nicht – kriegen wir auch nicht mehr rein.“
So derart in Gedanken versunken, tigerte Tony auf und ab. „Tony tigerte. Tony, der tigerte“ dachte sich der Agent, stoppte, und musste gegen seinen Willen grinsen.
„Tony, der Tiger, schon klar.“, murmelte er und schüttelte den Kopf, ehe er sich wieder in die Jetztzeit zurückfand.
Sie, das waren Tony, Ziva und Gibbs, befanden sich in einem Gästequartier. Man hatte sie freundlich gebeten, sich dort hinzubegeben, schließlich waren Tony und Gibbs einer merkwürdigen Waffe ausgesetzt gewesen und bisher wusste keiner von irgendwelchen Nebenwirkungen, abgesehen von McGee, der einfach nicht aufwachen wollte.
Aus dem Grund war auch Abby bei ihm und versuchte, ihrem besten Freund beizustehen.

Tony, der Tiger, tigerte weiter auf und ab. Er überlegte. Hier stimmte doch einfach was nicht. Die Sache war viel zu einfach gelöst und viel zu zufällig, um…
„Tony, alles in Ordnung?“, fragte Ziva und schaute ihn nachdenklich an. Der Angesprochene nickte, blickte dann zu Gibbs und zuckte mit den Schultern: „Ich kann mir nicht helfen – mir gefällt das alles nicht. Es war viel zu leicht.“
„Was meinst du?“, wollte nun der Chef wissen, stand auf und schaute den Halbitaliener an.
Dieser zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, Boss. Ich … ich kann mir das nicht erklären, ich weiß nur, dass ich das Gefühl habe, als wäre die Sache mit Ari und Stone zu einfach.“
„Du meinst, dass einer die Beweise gezwungen hat?“, fragte Ziva. Tony schaute sie an: „Erstens sind das Dokumente und zweitens werden die nicht gezwungen , sondern gefälscht *
Die hübsche Israeli warf ihm aus nussbraunen Augen einen besonders wütenden Blick zu, der ihm wieder ein gewisses Hochgefühl verschaffte. Er musste lächeln.
„Und ja – ich meinte, dass jemand Beweise gefälscht hat. Wobei uns das ja bekannt ist. Schließlich wissen wir von Abby, dass die Fingerabdrücke auf dem Schwert von den Herren Riker, Troi und Turner stammen.“
Ziva stockte.
„Riker und Troi? Warum ist mir das nicht aufgefallen?“
„Was?“, fragte der Halbitaliener und Ziva zuckte mit den Schultern: „Vielleicht ist es nichts, aber … hast Du rein zufällig jemals „Raumschiff Enterprise – das nächste Jahrhundert“ gesehen?“
Tony schaute sie an, zuckte mit den Schultern und sagte: „Vielleicht einmal, während meiner Studienzeit.“
„Ist dir nicht aufgefallen, dass die Privates Riker und Troi namenstechnisch sehr viel Ähnlichkeit mit dem Commander der Enterprise und der Counselor eben jenes Schiffes haben?“
Nun sprang Ziva auf, ging zum Replikator und aktivierte einen Knopf: „David an Cat?“
Kurz war nichts zu hören, dann erklang die verwirrte Stimme Cals: „Woher weißt Du, wie man… egal. Du hast es vermutlich im Fernsehn gesehen.“
„Stimmt.“, grinste Ziva und räusperte sich: „Sag mal, Cal? Dienen auf der Enterprise rein zufällig eine Deanna Troi und ein William Riker?“
„Nein.“, sagte Cal und Ziva hatte das Gefühl, wie Verwirrung von ihr Besitz ergriff. Eigentlich müssten die Beiden doch…
„Inzwischen dienen sie beide auf der U.S.S. Titan. Will kommandiert die Kiste.“, brachte sie die Stimme Cals wieder in die Gegenwart zurück und sie spürte, wie sie erleichtert aufatmete.
„Gut, danke.“
„Bitte, aber – warum fragst du?“
Ziva zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht – ich … ich hab da so ein Gefühl. Traceless tut doch nichts aus bloßem Zufall, oder?“
„Eher weniger. Wieso?“
„Meinst Du nicht, dass Deanna mit ihrer empathischen Gabe herausfinden könnte, ob jemand in Wirklichkeit eine andere Person ist?“, fragte Ziva und ließ sich wieder in den Sessel sinken, aus dem sie gerade aufgestanden war. Sie schlug ihre Beine übereinander und wartete auf die Antwort des Captains.
„hmmm.“, kam ein grüblerischer Laut aus den dafür vorgesehenen Sprechern, „Das ist durchaus möglich. Glaube ich zumindest. Warum?“
„Was wäre, wenn jemand verhindern würde, dass Will Riker oder Deanna Troi jemals geboren würden?“, fragte nun Tony, in dessen Gesicht man Verständnis erkennen konnte.

Das laute Klingeln erweckte Ginas Aufmerksamkeit. Gleich von zwei Betten und gleich in Stereo? Sie eilte aus ihrem Büro und prallte entsetzt zurück. Die Geräusche kamen von den Biobetten Sam Carters und Timothy McGee und sie verhießen nichts Gutes.

Auf der Brücke der Dragonfly hatte Cal sein PADD beiseite gelegt und schaute zu Agatha herüber, die sich neben ihn gesetzt und seine Hand ergriffen hatte.
„Schatz, das … wäre sogar irgendwie denkbar.“, hauchte sie. Der Captain nickte: „Würde zu Tracy passen. Ich nehme mal an, wir sollten uns dann dringend auf den Weg zur Erde begeben, oder?“
Damit richtete er sich auf, zog das Uniformhemd wieder glatt – er hasste die Dinger, die rutschten immer wieder hoch – und wandte sich an seine taktische Offizierin: „Jill, tu mir mal die Liebe und klingel mal auf der Hammond durch. Wir nehmen sie in den Traktorstrahl und gehen dann auf volle Pulle.“
„Und wohin fliegen wir?“, fragte die T.O.
Cal atmete tief durch und schaute ihr direkt in die wasserblauen Augen: „Zur Erde.“
Er wandte sich um, klopfte Alex auf die Schulter und sagte: „Wenn wir die Hammond im Traktorstrahl haben, können wir doch auf Warp gehen, oder?“
„Ich bin sicher, Seb hat da irgendwas gefriemelt. Sicher kriegen wir das hin.“
„Sehr gut.“, grinste der Captain und wandte sich dann wieder an Jill: „Ach so, und sag der Hammond bescheid, dass wir so auf halber Strecke versuchen müssen, mit der Erde in Kontakt zu kommen. Wenn sie da irgendwelche Sendemöglichkeiten haben, die wir nicht haben, sollen sie bitte ebenfalls die Erde anrufen.“
„Mach ich.“, nickte Jill.
In diesem Moment erklang die alarmierte Stimme von Gina Intrupper: „Cal, Agatha? Könnte einer von euch Beiden bitte runterkommen?“
„Mach ich.“, sagte Agatha, war auf den Beinen und schon im Turbolift, ehe Cal auch nur Anstalten machen konnte, etwas zu sagen.
Er wandte sich an Jill: „Irgendwie komm ich mir überflüssig vor.“
„Das könnte daran liegen“, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln, „dass Du überflüssig bist. Übrigens, wir haben die Hammond im Traktorstrahl“
Der Captain hob eine Augenbraue, wandte sich dann an Alex und sagte: „Volle Möhre und alles was drin is.“

Die Transporterkapsel des Turboliftes zuckte kurz, als ein leichtes Beben durch das Schiff ging. Agatha rollte mit den Augen. Dass der Captain auch immer so übertreiben musste.
Kaum, dass sie diesen Gedanken gefasst hatte, öffnete sich die Turbolifttür und Agatha eilte zur Krankenstation.

Dort hörte sie zunächst mal ein beunruhigend-lautes Klingeln und blickte verwirrt zu Gina, die gerade zwischen Sam und Tim hin und her huschte und versuchte, beide zu behandeln.
„Was ist denn hier los?“, fragte die XO und Gina zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Plötzlich, von jetzt auf gleich, ging dieser Alarm los. Ich weiß zwar, was das bedeutet, aber nicht, was es bedeutet, wenn Du mich verstehst?“
Agatha nickte nur und krempelte die Ärmel hoch: „Wie kann ich helfen?“
In diesem Moment kam Abby um die Ecke, trug ein Tablett mit unterschiedlichen Hyposprays und zog, mit einer bewundernswerten Gelassenheit die entsprechenden Spritzen auf.
„So, alles soweit fertig.“, sagte sie.
Agatha war fasziniert. Wenn sie sich vorstellte, mit Abby die Rollen zu tauschen, ihr war klar, dass sie sich nicht so ruhig gebärden würde.
Gina nickte der Goth zu und wandte sich dann an Agatha: „Gathy, ich kann dich hier drüben gebrauchen. Du untersuchst bitte Sam. Ich brauche kontinuierlich ihre Biowerte.“
Damit warf sie der XO einen medizinischen Tricorder zu, den sie geschickt auffing. Gina wandte sich an die Goth: „Und wir beiden hübschen kümmern uns jetzt um deinen Schatz.“
Sie trat auf das Biobett zu, klappte einen weiteren medizinischen Tricorder auf und scannte Tim damit.
„Hm… ich verstehe es nicht. Rapider Abfall des Blutdrucks. Was kann das sein?“
Abby schaute zur Italienerin hoch, schluckte und sagte, mit einem beinahe-Dackelblick: „Wird er sterben?“
„Nicht wenn ich es verhindern kann.“, klopfte ihr Gina auf die Schulter und begann, darüber nachzudenken, was den Zustand beider ausgelöst haben könnte.

Die Tür des Gästequartiers glitt auf und Calvin Nathan Cat kam herein. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schaute Ziva, Tony und Gibbs nacheinander an.
„Also, nur kurz zur Info: Wir fliegen jetzt zurück zur Erde.“
Damit setzte er sich auf einen weiteren Sessel und schaute Ziva an: „Mich würde aber schon interessieren, wie Du auf die Idee kamst, dass Traceless versuchen könnte, Deanna und Will auszuschalten.“
Die hübsche Israeli zuckte mit ihren Schultern, was sie irgendwie zierlich wirken ließ: „Ich weiß es nicht. Es ist… nur eine Ahnung. Sie ist nur durch Rückschlüsse zu belegen.“
„Das sind die Interessantesten.“, grinste der Captain:

Der athletische Körper Sams bäumete sich gerade auf, fiel dann leblos wieder in die Kissen zurück. Inzwischen hatte sich die Geräuschkulisse verändert – es war kein lautes Klingeln mehr zu hören, bei Sam piepste es. Im wahrsten Wortsinn.
„Nochmal.“, rief Agatha und Gina betätigte eine Taste am Terminal, die den Corticalstimulator, den die hübsche Blonde trug, aktivierte. Erneut zuckte sie zusammen, bäumte sich auf, sank dann zurück in die Kissen und… das Geräusch änderte sich wieder.
Abby hatte genug Arztserien gesehen um zu wissen, was da gerade passiert war.
Die Wunden, die Bastet der hübschen Colonel zugefügt hatte, waren wohl derart schwer gewesen, dass sie beinahe gestorben wäre. Oder – etwas anderes hätte sie beinahe umgebracht, denn auch, wenn Tims Hirn sich nicht plötzlich abschaltete, wie es bei Sam passiert war, war sie sich sicher, dass der Gesundheitszustand des Romanciers mit dem Gesundheitszustand der Colonel in Zusammenhang stand. Nur wie.

„Gina, Agatha?“, fragte sie und schaute die beiden Frauen an, „Vielleicht hat jemand versucht, die Beiden umzubringen?“
„Wer? Und warum?“, meldete Gina Zweifel an, doch seltsamerweise schien Agatha mit den Augen zu rollen und schaute die Ärztin dann an: „Ich will dir nichts vorwerfen – aber du weißt ganz genau, wem ein solches Ablenkungsmanöver helfen könnte.“
Die Doktorin stockte, atmete tief durch und schaute die XO an, leidenschaftlich italienisch fluchend, ehe sie sagte: „Ich habe meine Loyalität der Crew, dem Schiff und meinen Freunden gegenüber oft genug bewiesen. Wann wirst Du endlich aufhören, mich immer, wenn mein Bruder an Bord kommt, und Scheiße baut, zu verdächtigen?“
Agatha seufzte, schaute sie mit einem beinahe liebevollen Lächeln an und streichelte ihr sanft über die Wange: „Es tut mir leid, alte Freundin. Aber … du weißt, ich kann da nicht anders. Es wäre wirklich die Einfachste Logik.“
„Ich weiß.“, sagte Gina, „ich… ich bin dir auch nicht wirklich böse. Es ist nur… es nervt mich, dass immer, wenn Tracy an Bord kommt, jeder denkt, dass ich ihm irgendwie helfen würde.“
„Und das tust du nicht.“
Es war fast schon eine Feststellung, keine wirkliche Frage.
Gina schaute der XO in die Augen – Blaue bohrten sich in Grasgrüne: „Nein. Das tue ich nicht.“
Agathas Brustkorb hob und senkte sich, ein klares Zeichen, dass sie einmal kräftig durchgeatmet hatte: „Gut. Aber du weißt, dass ich dich beim nächsten Mal wieder befragen werde?“
„Wieso war mir das nur so klar?“, schenkte ihr Gina ein leichtes Lächeln, ehe sie sich wieder Sam zuwandte: „Was bin ich froh, dass sie bald wieder auf dem Damm ist.“
Abby räusperte sich: „Moment mal, sie war gerade an der Schwelle des Todes.“
Gina zuckte mit den Schultern: „Sternenflottentechnik. Wir konnten sie zurückholen.“
In diesem Moment öffnete sich die Tür und ein junger Mann betrat die Krankenstation.
„H… Hilfe.“, keuchte er und kollabierte.
Sofort war Abby bei ihm: „Hey, Sie, nicht schlappmachen.“
Der Mann schaute sie an, ergriff ihre Hand und keuchte ein Wort, ehe er erschlaffte.
„W… was soll…“, stammelte die Laborgoth, sprang dann auf, eilte zu einem medizinischen Tricorder und scannte den Mann: „Er… er ist tot.“
Dann wandte sie sich an Gina und Agatha: „Wenn wir Sam und McGee retten konnten, müssten wir doch eigentlich auch ihn retten können.“
Gina schüttelte den Kopf: „Bei Sam hat es geklappt, weil sie an der Schwelle des Todes war. Fähnrich Boxleitner hier… er is tot.“
Dann schaute sie Abby an: „Was… was hat er gerade eigentlich gesagt?
Die Goth holte tief Luft und sagte dann: „Er sagte: Traceless ist an Bord.“
Ginas Blick huschte besorgt zu Agatha


CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #33 am: 05.05.14, 18:33 »
Gibbs riss seine Pistole hoch und feuerte

„Die Rückschlüsse sind die Besten, ja?“, fragte Ziva, „Na, dann pass mal auf, Cal.“
Und dann begann sie, zu erzählen, wie sie auf die Idee gekommen war.
Als sie geendet hatte, nickte der Captain ernst vor sich hin, ehe er aufstand und zum Replikator ging.
„Computer? Einen Cat-Erdbeertraum replizieren. Extra Schlagsahne, extra Erdbeeren.“
Es piepste und keine Milisekunde später stand ein großer, fast schon zu aufwändiger Erdbeereisbecher im Ausgabefach.
Der Captain nahm sich die Leckerei und schaute zu den Anderen: „Wollt Ihr auch oder…“
„Nein danke.“, winkte Ziva ab, ehe sie sich räusperte und ihn dann ansah: „Und, Cal? Was tun wir jetzt?“
Kurz betrachtete Cal den Erdbeerbecher, ein beeindruckend großes Konstrukt, in dessen Sahnehaube etliche Scheiben der Frucht steckten und seufzte.
„Na dann Frohe Weihnachten euch allen.“, murmelte er, brachte das Eis wieder zurück und desintegrierte es.
Ziva schaute ihn verdattert an: „Haben wir nicht erst September?“
„Wir schon, aber in der Realität ist heute der 24.12. da wünsche ich den Lesern doch mal an dieser Stelle ein frohes Fest und hoffe, das sie reich beschenkt werden.“
„Ist das nicht ein wenig schamlos, diese Geschichte dafür zu verwenden, private Neuigkeiten loszuwerden?“, hob nun Tony eine Augenbraue und Cal zuckte mit den Schultern: „Das mag sein, aber…“
Der Kommunikator piepste.
„Silverbird an Cat?“
Seufzend schloss Cal die Augen, ließ seinen Kopf zurück, gegen die Sessellehne sinken und klopfte auf die kleine Brosche: „Cat hier?“
„Schatz, am Besten ist, du kommst sofort in die Krankenstation.“
„Ist was mit Sam?“
Die Besorgnis in Cals Stimme war allzudeutlich und als er in die alarmierten Gesichter des NCIS-Teams sah, räusperte er sich und komplettierte die Frage: „…oder mit McGee?“
Kurz kam ein genervtes Seufzen aus dem Kommunikator, dann hörte er die Stimme von Agatha: „Nein, Schatz. Deiner Freundin geht es gut und dein Kumpel wird auch durchkommen.“
„Das beruhigt mich.“, atmete Cal erleichtert aus und legte dann nachdenklich den Kopf schief: „Weswegen hast Du mich angepiepst?“
„Wir haben leichte Probleme.“
Und obwohl Agatha diesen Satz so ruhig und Sachlich wie möglich sagte, hatte der Captain der Dragonfly keinen Zweifel daran, das es nicht stimmte.
Sofort war er auf den Beinen und rannte los.

Ziva schaute ihm hinterher: „Er ist ein sehr merkwürdiger Mensch, meint Ihr nicht auch?“
„Ist das eine Fangfrage?“, ließ sich Tony vernehmen und lehnte sich zurück: „Ich glaub, der ist irre.“
„Du hast Recht, Tony“, sagte Ziva, „aber ich glaube, dass er tatsächlich versucht, seinen Leuten zu helfen.“
Der Halbitaliener betrachtete sie nachdenklich.
„Es ist so klar, dass Ziva auf Cal steht.“, dachte er sich und schüttelte den Kopf, „Jetzt versucht sie schon, seine Fehler zu verklären.“
Er stand auf – ihm schlug das alles auf den Magen – und wandte sich ab.
„Wo willst Du hin, DiNozzo?“, fragte Gibbs, woraufhin der Angesprochene sich umdrehte und Blickkontakt hielt, „Ich werde eine Runde drehen. Mir bekommt die Luft hier drin nicht.“
Er bemerkte wohl den überraschten Gesichtsausdruck Zivas und wünschte sich, ihr sagen zu können, was er für sie empfand. Aber selbst das hatte sie ja nicht davon abgehalten, den Captain verteidigen zu wollen. Ob er die Sache zu pessimistisch sah? Vielleicht war Cal ihr einfach nur sympathisch?
Quatsch, dann müsste sie ihn doch gar nicht so verteidigen… oder?
Gerade, als Tony die Tür erreichte, passierte etwas Merkwürdiges. Normalerweise gleitet die Tür, wenn man sich ihr nähert, auf und erlaubt einem, zu passieren. Genau das tat sie gerade nicht.
Und just, als er sich fragte, was passierte, veränderte sich die Beleuchtung, wurde blau und ein unheilverkündendes Geräusch erklang.
Es war die Stimme des Captains, die eine Ansage machte: „Alarmstufe Blau. Traceless ist an Bord. Alle notwendigen Vorkehrungen treffen, um ihn zu fangen.“
Tony grinste. Das konnte ja noch spannend werden.

Den Leichnahm Fähnrich Boxleitners hatte man inzwischen mit einem Tuch zugedeckt und in die Stasis-Kammer der Leichenhalle gefahren. Es war eindeutig, was passiert war, wenngleich sich Abby immer noch fragte, ob das plötzliche Versagen der Lebenserhaltungssysteme der Biobetten von Sam und McGee Zufall oder Absicht waren.
Sie betrachtete die beiden ruhig daliegenden, entspannten Gestalten, deren Mienen, obwohl sie eigentlich ausdruckslos sein sollten, ernsthaft wirkten. Bei niemandem fiel ihr das so sehr auf, wie bei McGee. Das verschwundene Lächeln, das Funkeln in seinen Augen, das nun nicht mehr da war, machte schon eine Menge aus. Und nun wirkte er so ernst, wie es eigentlich gar nicht das Naturell des Computergeeks war.
Sie trat näher an den bewusstlosen Körper ihres besten Freundes und legte ihre Hand sanft auf die seine. Vielleicht würde ein wenig Nähe und Wärme ihm gut tun?
Die Wissenschaftlerin in sich schimpfte sie eine Närrin, doch das war dem Freundin-Aspekt von Abby vollkommen egal.
Sie hörte hinter sich ein leises Räuspern und drehte sich um.
Cal stand vor ihr, sie entschuldigend anlächelnd: „Ich hätte euch nicht mit hochnehmen sollen.“
Dies zu hören und wild mit dem Kopf zu schütteln, so dass ihre Rattenschwänze flogen, war die Reaktion der hübschen Laborgoth.
„Nein, Du konntest doch nichts dafür. Weder für die Verletzungen McGees, noch für die Colonel Carters.“
Der Captain seufzte und ließ sich auf dem Boden nieder, wobei er die Beine anzog, sein linkes Knie mit beiden Händen umschlang und dann zu sprechen begann: „Nichtsdestotrotz. Es ist nicht euer Kampf.“
Als er das Wort „euer“ aussprach, löste er die linke Hand von seinem Knie und deutete mit dem Zeigefinger der Linken auf Abby, ehe er die Hand wieder zum Knie zurückführte.
Dann bettete er seinen Kopf auf der Kniescheibe und blickte nachdenklich drein.

„Er wirkt wie ein Häufchen Elend.“, dachte sich Abby, grinste schief und ließ sich dann neben ihm nieder, ehe sie ihm mit der Faust auf die Schulter boxte.
„Bist Du ein Mann, oder eine Maus, Cal?“, fragte sie und Cal schaute sie verblüfft an, sich die Stelle, gegen die sie geschlagen hatte, reibend: „Aua, das tat weh.“
„Ich glaube, das war meine Antwort.“, murmelte Abby, ehe sie ihn packte und seinen Kopf zu ihr drehte: „Calvin Nathan Cat. Du bist Kommandant eines Raumschiffes. Überlege mal, was würde Benjamin Sisko jetzt tun.“
„hmmm“, machte der Captain, schaute nach vorne, dahin, wo das Biobett mit dem Boden verbunden war. Er legte den Kopf schief: „Keine Ahnung. Ich glaube… er würde…“
Dann stand er auf: „Vermutlich würde er, nachdem er den Alarm ausgerufen hat, sich das nächsbeste Phasergewehr nehmen und auf die Jagd nach Tracyboy gehen, oder?“
Abby nickte: „Genau. Das wäre Captain Benjamin Lafayette ‚Don’t Fuck With The’ Sisko.“
Cal verzog sein Gesicht: „Lass ihn, falls Du ihn mal siehst, das „Lafayette“ nicht hören. Er mag es nicht.“
„Und was ist mit Julian Bashir?“, fragte die Laborgoth und der Captain zwinkerte ihr zu: „Mag das Subatoi nicht. Vor allem, weil keine Sau weiß, wie es ausgesprochen wird. Französisch, also Sü-ba-twa, oder doch eher wie es gelesen wird, also „Su-ba-toi“ oder, wie wir im Pott sagen würden: „Subbatoi“?“
Abby lächelte: „Sie kommen gar nicht aus dem Ruhrgebiet. Dazu ist ihre Aussprache viel zu… britisch. Und… sie würden nicht immer darauf hinweisen, dass sie aus dem Ruhrgebiet sind.“
Cal zuckte mit den Schultern: „Schuldig im Sinne der Anklage.“
In dem Moment räusperte sich Agatha hinter ihm: „Schatz, wir…“
Der Captain drehte sich zu ihr um, ein kämpferisches Lächeln auf den Lippen: „So, wir schnappen uns jetzt ein Phasergewehr und gehen auf Gründerjagd.“
Damit klopfte er ihr auf die Schulter und machte sich auf den Weg.
Agatha schaute ihm verblüfft hinterher und wandte sich dann an Abby, mit einem neugierigen Blick in den Augen: „Was hast Du zu ihm gesagt?“
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Vermutlich nur etwas, was er eh schon wusste.“

Die Beleuchtung – oder besser gesagt: Der Wegfall der Selbigen – lud eigentlich schon zum Schlafen ein. Allerdings war es Tony DiNozzo klar, dass er genau das nicht tun dürfte. Erstens konnte er so gegen Traceless ausgetauscht werden und zum Anderen wusste man nicht, ob er nicht einen der Anderen beiden weglocken und durch sich austauschen würde. Ihm war so klar, dass Gibbs, bei dem das zweite B eh für „Bastard“ stand, es schaffen würde, wach zu bleiben. Und dass sich Traceless Ziva nicht schnappte, dafür würde er sorgen. Er würde seine Freundin mit seinem Leben vertei… hatte er gerade „Freundin“ gedacht?“
Naja – wenn man überlegte, dass er ihr seine Liebe gestanden hatte, war sie ja seine Freundin… wenn sie es angenommen hätte.
Aber sie hatte ja verblüfft nachfragen müssen und vor allem hatte Cal ihr in die Parade fahren müssen.
Die Tür öffnete sich.
Tony fuhr überrascht herum, als er in zwei Läufe von zwei Phasergewehren blickte.


Das grelle Licht der Lampen, die an den Phasergewehren montiert waren, blendete ihn wieder und so brachte er eine Hand vor sein Gesicht, um seine Augen vor der Lichtquelle abzuschirmen.
„Könnt Ihr die Funzeln eventuell ausmachen?“, erklang dann seine Stimme und verständlicherweise war sie leicht ungehalten.
Die Lampen wurden ausgeschaltet und als Tony ein paar bunte Punkte, die vor seinen Augen zu sehen waren, weggeblinzelt hatte, sah er die atemberaubende Form Agatha Silverbirds und das zerknirschte Gesicht Calvin Nathan Cats.
„Tschuldigung.“, murmelte dieser und zuckte mit den Schultern, „die Dinger gehen immer an, wenn man einen Raum betritt. Sicherheitsmaßnahme.“
„Wir wissen, dass es dämlich ist.“, gab Agatha zu bedenken, „allerdings hat sich dies in manchen Situationen als ziemlich praktisch herausgestellt.“
Ziva nickte und gab ein sarkatisches „Hmhm, damit ihr die Gegner zu Tode blenden könnt, ja?“ von sich. Auch Gibbs war aufgestanden und trat nun auf den Captain zu, so nah, dass seine Nase nur Millimeter von der Nase Cals entfernt war.
„Es ist genug, Cat. Wir wollen wissen, was hier los ist.“

Abby beugte sich über den immernoch-leblosen Körper Tim McGees.
Er schien so friedlich zu schlafen, sie konnte sich… sie wollte sich nicht vorstellen, dass er hier sein Leben gab. Es wäre einfach zu schrecklich. Ihr Tim. Nicht ihr Tim. Nicht ihr bester Freund. Sie schloss die Augen, merkte, wie die Tränenkanäle wieder ihre vermehrte Arbeit aufnahmen und …
„Au.“, stöhnte es plötzlich unter ihr. Sie öffnete sie Augen und schaute in Tims.
Ihre Lippen verzogen sich zu einem freudigen Lächeln und sie war sich sicher, dass ihre Augen auch funkelten. „Tim? Du… du bist wach?“
Der NCIS-Agent schaute sie ein wenig verblüfft an: „Was mache ich auf der Krankenstation?“
Ehe er auch nur die Möglichkeit hatte, sich wiederzufinden, hatte Abby ihn in die Arme genommen und ihr Gesicht an seiner Brust geborgen. Er konnte fühlen, die Tränen ihr hübsches Gesicht herunterrannen und sein Hemd benetzten. Seine einzige Reaktion bestand darin, sie in die Arme zu nehmen und sanft mit der Rechten über ihren Kopf zu streicheln.
„Shhh.“, machte er, „Ich bin doch wieder da.“
„Ja“, schniefte sie, „Aber du warst fast tot.“
Verblüfft riss der Romancier die Augen auf, „pflückte“ sie von sich und schaute sie an: „Tot? Ich war… Bitte, Abby, nicht weinen, konzentrier dich. Ich war tot?“
Das funktionierte. Wenn auch nicht so, wie Tim es sich erhofft hatte, denn von einer Sekunde zur Anderen hatte Abby aufgehört zu weinen – so weit, so gut – und ihm eine Ohrfeige verpasst.
„Ich mache mir Sorgen um dich.“, sagte sie, wobei sie den Kopf vorbeugte und ihm tief in die Augen sah, „Ich rechne quasi sekündlich mit deinem Ableben und damit, dass ich den Rest meines Lebens ohne Dich auskommen muss und Du sagst mir, ich soll aufhören, zu weinen ?“ Dann wirbelte sie mit ihr folgenden Rattenschwänzen herum und ging zu Ginas Büro.
Tim schluckte.
Er hatte Abby wütend gemacht. Verdammt – das hatte er doch gar nicht gewollt. Sie sollte sich nur darauf konzentrieren, was passiert war und ihm davon berichten.
„Sie sind nicht gerade ein Experte in Frauenangelegenheiten, oder?“, erklang eine samtweiche Stimme neben ihm und er drehte sich um. Auf einem Biobett neben dem seinen lag, sich langsam aufrichtend, eine hübsche Blonde mit wasserblauen Augen, die ihn mitleidig anlächelte.

Warum sie plötzlich an soviele medizinische Geräte angeschlossen war, überstieg Sam Carters Verstand.
Sie erinnerte sich daran, dass sie von Bastet gefoltert und dann mehr oder weniger halbbewusstlos von ihren Leuten gerettet worden war. Auf der Krankenstation der Hammond war sie immer wieder zwischen Bewusstlosigkeit und Wach-sein hin und her gependelt und als sie auf der Dragonfly das erste Mal zu sich gekommen war, hatte sie geglaubt, zu träumen.
Aber nein, der Traum war wahr. Die Diskussion zwischen einer hübschen Brünetten und einem jungen Mann bekam sie am Rande mit und ihr war klar, dass die Dunkelhaarige ihm eine knallen würde, ehe sie es tatsächlich tat. Auf ihre Frage schaute er sie nur verblüfft an, zuckte mit den Schultern und hielt sich die Wange: „Ich… eigentlich … also.“
Ihr Gegenüber schien nicht gerade eloquent zu sein und so wurde ihr Lächeln eine Spur nachsichtiger.
„Ich glaube“, sagte sie mit einem verschmitzten Funkeln in den Augen, „dass sie, wenn Sie sich aufrichtig entschuldigen, Ihnen verzeihen wird.“
Dann betrachtete sie ihn kurz und blinzelte verwundert.
„Sagen Sie, wo ist Ihre Uniform?“, fragte sie und wollte sich gerade aus dem Krankenbett erheben, als Gina und die hübsche Brünette wieder zurückkamen. Gina schaute sie an: „Hey, Sam. Schön, dass Du wieder wach bist.“
„Schön, wieder mal hier zu sein.“, schenkte die Colonel und Astrophysikerin der Ärztin ein Lächeln und deutete dann auf die beiden Anderen: „Ich nehme an, die Beiden haben gerade dienstfrei gehabt, oder?“
„Sö ähnlich.“, grinste Gina, „Die gehören gar nicht zu unserer Crew. Das sind beides Mitglieder des Naval…“
Sie stoppte, tippte sich nachdenklich mit ihrem Finger an die Wange und sagte dann, überlegend: „Naval… ähm… des NCIS halt.“
„Des Naval Criminal Investigative Services?”, half Sam aus.
Die Ärztin nickte: “Ich merk mir das nochmal – irgendwann. Aber ich bin immerhin noch besser als Cal. Der kannte nichtmal das Wort „Naval“.“
„Darf ich raten?“, fragte Sam und schaute belustigt zu Gina: „Er verstand das englische Wort „Navel“, also  „Bauchnabel“ und fragte sich, wieviele Verbrechen wohl mit Bauchnäbeln verübt wurden und vor allem, warum man dafür eine eigene Einheit benötigte.“
„Japp“, seufzte Gina.
Sam nickte:  „Das ist typisch für Cal.“
„Oh ja.“, stimmte Abby in den Stoßseufzer der Blonden ein, „er ist schon…“
„… ein Depp.“, stellte Gina fest, „Aber ein Lieber.“
McGee murmelte „Wenigstens etwas“ und schaute dann zu Abby: „Abs, ich… es tut mir leid, dass ich dich gerade so…“
Abby fuhr herum, verpasste ihm einen Hieb auf die Schulter und, als sich der Computerexperte die selbige rieb, sagte sie: „Stell dich nicht so an.“
McGee gab ein beinahe maulendes Geräusch von sich, was Abby zu einem Lächeln hinriss.
Dann umarmte sie ihn erneut: „Aber ich bin froh, dass Du da bist.“
Beinahe erwürgt schaute der Computergeek zu Sam herüber, die ihm zuzwinkernd zunickte, ehe sie sich an Gina wandte: „Und wo ist euer furchtloser Anführer?“
„Jagt gerade Traceless. Würde mich nicht wundern, wenn er unsere Leute um Hilfe bittet.“, meldete Abby, die McGee inzwischen losgelassen hatte und sich nun zu Gina und Sam umdrehte: „Also – ich würde es ja an seiner Stelle tun. Niemand kann besser Spuren lesen, als Gibbsman.“
„Wenn ich mal kurz eine Frage stellen dürfte“, meldete sich McGee zu Wort und schaute Sam an: „Wer sind Sie?“
Kurz konnte man einen Hauch von Verwirrung auf den hübschen Zügen der Astrophysikerin erkennen, dann nickte sie und sagt: „Entschuldigung. Ich … hab ganz vergessen, …“
Sie umrundete das Biobett und gab zuerst Abby, dann McGee die Hand: „Colonel Samantha Carter – US Air Force.“
Abby schaute verblüfft zu Sam, dann zu Gina und wieder zu Sam: „US Air-Force? Sind Sie dafür nicht ein wenig… ausserhalb der Erdatmosphäre?“
Sam lächelte – es war eines ihrer strahlenden Sam-Carter-Lächeln, das diese gewisse Portion Verschmitztheit vermittelte: „Das zu erklären, dürfte ein wenig dauern. Aber – ich nehme an, da der Captain ja Stirb-Langsam zu spielen scheint, dürften wir die Zeit haben.“

Ziva hatte das Gefühl, dass sich die Gänge ähnelten, wie ein Ei dem anderen. Das war, wenn man auf der Jagd nach etwas, oder in diesem Fall: Jemandem, war ein wenig unpraktisch und sie hoffte, dass sie irgendwann in der Lage sein würde, sich hier zurecht zu finden.
Der Captain und die XO hatten Gibbs, Ziva und Tony mit jeweils einem Phasergewehr und einer Handwaffe ausgestattet, die es ihnen erlaubte, sich im Notfall zu verteidigen.
„Es ist eigentlich ganz einfach.“, hatte der Captain gesagt, „Sie zielen – den Abzug betätigen sie, um zu feuern. Und keine Angst, dass sie versehentlich jemanden töten könnten – die Waffen sind auf mittlere Betäubung eingestellt, das heißt, der Getroffene verweilt 20 Minuten im Reich der Träume. Das dürfte Zeit genug sein, ihn zu testen und im Zweifelsfall in die Arrestzelle zu bringen.“
Nach einigen Zielübungen waren Tony und Ziva sicher im Umgang mit den Waffen – Gibbs hielt das Gewehr mit einer derartigen Routine und Präzision, die Ziva wieder einmal daran erinnerte, dass der Mann beim Militär als Scharfschütze gedient hatte. Vermutlich konnte man ihm jede Waffe in die Hand geben, er würde eine verschwindend-geringe Zeit aufwenden müssen, um sich mit ihr vertraut zu machen.

Doch auch hier würde Gibbs – dessen war sich Ziva sicher – Abstriche machen müssen. Die Gänge waren dunkel und die Augen seines Bosses waren nicht mehr so gut, wie noch vor ein paar Jahren.
Kurz hörte sie ein leises Klackern, dann betätigte Cal seinen Kommunikator: „Cat an Menacer?“
„Menacer hier?“
„Hör mal, Jill. Wir sind hier gerade in einer etwas ungünstigen Lage. Kannst Du uns eventuell sagen, wo wir langmüssen, wenn wir zur Brücke wollen?“
Kurz breitete sich Stille aus und Ziva dachte daran, dass der Captain und die XO den Weg zur Brücke für eine wirklich gute Idee hielten. Die dahinterstehende Logik konnte sich der schönen Israeli nicht so ganz erschließen.
„Menacer an Cat?“, erklang die Stimme der hübschen Blonden aus dem Kommunikator und Cal betätigte die Brosche: „Ja, Cat hier?“
„Bleibt einfach auf dem Gang und krabbelt dann durch Jeffries-Röhre 3-7.“
Trotz der Dunkelheit meinte Ziva sehen zu können, wie Cal mit den Augen rollte: „Sag mir nicht, dass die Turbolifts ausgefallen sind.“
„Doch. Du musstest ja den Traceless-Alarm geben.“, erklang es leicht schnippisch aus dem Kommunikator, „Also darfst Du auch eine kleine, sportive Tour durch die Jeffries-Röhren machen.“
Die Begeisterung, die Cal mit den Worten „Oh, Toll!“ zum Ausdruck brachte, war ganz klar nicht ernst gemeint und Ziva konnte es dem Captain nicht sonderlich verübeln. Wenn auch nur die Hälfte der Schauergeschichten, die Tim über diese Jeffries-Röhren zu erzählen wusste, zutraf, war das alles andere als ein Vergnügen.

Die Atmosphäre hätte für Tony ausgereicht, um hier „Alien 6“ zu drehen, aber wenn er ganz ehrlich war, könnte er auf eine Hauptrolle in diesem Sci-Fi-Schocker gut verzichten. Schließlich wusste er, wie es den Mitkombatanten, ausser dem final girl erging. Und von einem Alien gefressen, oder als Wirt für seine Nachkommenschaft auserkoren zu werden, war definitiv nicht nach DiNozzos Gusto. Also widmete er jeder dunklen Ecke, die er sah, seine vollste Aufmerksamkeit, denn wie ja alle wissen, kommen die Aliens gerne aus dem Dunkel, das man nicht einsehen kann.
Und die Beleuchtung, die sich gerade noch eine Stufe verdunkelt hatte, trug auch nicht gerade dazu bei, die Situation zu verbessern. Ganz im Gegenteil.
Die Schatten, die von irgendwelchen Gegenständen, die dämlich im Weg platziert waren, nahmen unheimlichere und größere Formen an. Und dieses Mal – im Gegensatz zu der sehr ähnlichen Situation im Keller des NCIS-Gebäudes – würde sich die Situation vermutlich nicht als schlechter Scherz herausstellen.  Es war nicht so, dass er sich fürchtete. Aber er war konzentriert – sehr, sehr konzentriert. Er fühlte sich ein bischen, als wäre er auf der Jagd. Und streng genommen war er das auch. Nachdem Cal ihnen erklärt hatte, was los war und was die Dimmung des Lichtes genau zu bedeuten hatte, war ihm klar, dass die Situation gekippt war. Dieser Traceless war auf freiem Fuß und niemand war sicher. Und das, obwohl das Raumschiff noch Minuten vor der Meldung beängstigend groß gewirkt hatte.
Sie erreichten eine T-Kreuzung. Ein Seitengang mündete in den Korridor, in dem sie unterwegs waren, ein und Tony drehte sich um, damit er den Gang mit seinem Gewehr und der aufmontierten Lampe ausreichend illuminieren konnte.

Da! , dachte sich der Halbitaliener, Hat sich da gerade etwas bewegt?
Zumindest war er sich sicher, kurz ein Schemen gesehen zu haben, das sich in Deckung begeben hatte. „Bundesagenten!“, schrie er, „Kommen Sie da raus und werfen Sie die Waffe weg.“
„Gute Idee!“, kam es von der Stelle, auf die er gezielt hatte, „Ich werfe die Waffe jetzt weg.“
Er hörte ein klackerndes Geräusch, dass neben ihm gegen die Wand und dann auf den Boden aufgeschlagen war.
Es war ein Phaser, eine ebensolche Waffe, wie er momentan ebenfalls besaß.
Und das Ding heulte.
Er schaute zu dem Captain, der sich über die Waffe gebeugt hatte. Rasch richtete er sich auf, die Augen weit aufgerissen und sagte: „Scheiße.“
Dann schrie er einen Befehl und kam seiner Order selbst nach. Nicht nur er, auch Agatha, Gibbs und…
Von einem Moment zum Anderen hatte sich Ziva auf ihn geworfen, ihren zierlichen Körper als Schutzschild vor den seinen bringend… als der ganze Korridor für den Bruchteil einer Sekunde unerträglich grell wurde. Neben der Helligkeit wurde es auch noch laut, ungefähr vergleichbar mit dem Starten eines ganzen Düsenjetbattalions.
Benebelt versuchte er, das Klingeln in seinen Ohren und die bunten Lichtpunkte vor seinen Augen zu vertreiben, als er sah, wie Ziva ihn am Kragen packte und zu sich herumdrehte.
Er konnte nicht hören, was sie sagte, denn es klingelte viel zu sehr in seinen Augen, doch mit dem Lauf der Zeit hörte es auf. Dann nahm er, wie durch Watte, ihre Stimme wahr: „… DiNozzo. Verdammt, antworte endlich. Hörst Du mich?“
„Ja“, stöhnte er benommen und versuchte, durch das Schütteln seines Kopfes klarer zu werden, „Was… was… war das?“
„Ich nehme an, dass Traceless einen Phaser überladen hat.“, erklärte sie und die neben ihr hochkommende Agatha schaute sie an und nickte, ehe sie ihre Hand an die Stirn brachte, von der aus Blut über das Gesicht tropfte.
„Ach verdammt.“, sagte sie, nachdem sie die Feuchtigkeit des Blutes ertastet, die Finger betrachtet und das Blut zwischen ihren Fingern verrieben hatte, „Na, wie gut, dass wir Hautregeneratoren haben.“
Dann wandte sie sich suchend um.
Cal und Gibbs rappelten sich hoch, der Captain reichte dem NCIS-Agenten die Hand und grinste: „Hab ich Ihnen schon ein herzliches ‚Willkommen an Bord’ ausgesprochen, Agent Gibbs? Wenn nicht – das war unser Begrüßungskommitee. Näheres erfahren Sie bei einem Kennenlernbrunch um …“
Er stockte, als Gibbs ihm einen genervten Blick zuwarf und sich dann, mit feuerbereitem Phasergewehr in Richtung der Stelle bewegte, von wo Traceless geworfen hatte.


Natürlich würde er nie zugeben, dass es auch ihn ein wenig verunsicherte, auf einem Raumschiff zu sein, zu wissen, dass Aliens existierten und dass er sich gerade in einer künstlichen Struktur aus allerlei Metall, die eine künstliche Schwerkraft und das Atmen von Sauerstoff ermöglichte, befand, die in der grenzenlosen Unendlichkeit des Weltalls schwebte. Es beunruhigte ihn natürlich auch, dass es jemand auf ihn und sein Team abgesehen hatte und ihm dieser sehr übel wollte.
Aber – das würde er seinen Leuten nicht zeigen. Gerade in dieser Krise musste sich sein Team darauf verlassen, dass er einen kühlen Kopf und die Oberhand behielt. Aber die Situation machte es ihm nicht unbedingt einfach. Schließlich hatte er es hier mit einem Gegner zu tun, der das Gelände zu kennen schien und der in der Lage war, sich in jeden Menschen zu verwandeln, dessen Gesicht ihm gerade zusagte. Einmal hatte man es auch im NCIS-Hauptquartier bemerkt, als sich Traceless Zivas Gesicht bemächtigt hatte, um in ihrer Maskerade einen Private zu erschießen. Was Traceless allerdings gegen Private Turner hatte, das war ihm nicht ganz bewusst.

Er war inzwischen nahe genug an dem Versteck Traceless, um hervorzupreschen und das Gewehr auf das Versteck auszurichten, aber… es war leer.
‚Verdammt’, entfuhr es dem NCIS-Agenten knurrend und er warf einen Blick zu seinem Team, das sich gerade mehr oder weniger die Wunden leckte.
„Klar.“, sagte er und kam zurück.
Der Captain sah ihn an und nickte ihm zu.
Gibbs tat es ihm gleich, ehe er einen Blick zu Ziva und Tony warf. Erstere kniete neben dem liegenden Halb-Italiener, der immer noch versuchte, die Nebenwirkungen des überlasteten Phasers abzuschütteln.
Die Israeli warf erst Tony einen liebevollen, dann Gibbs einen besorgten Blick zu.
„Er ist momentan nicht in der Verfassung, zu kämpfen.“, flüsterte sie, „Wenn Traceless uns hier angreift…“
„Ich verstehe.“, raunte ihr Gibbs zu, stand auf und ging langsam zu Cal herüber: „Wir haben einen Verwundeten. Können Sie uns auf die Krankenstation bringen?“
Der Captain schüttelte den Kopf: „Wir müssen zur Brücke. Dort können wir uns dann um alles kümmern.“
„Haben Sie mich nicht verstanden?“, fragte Gibbs und griff nach Cals Schulter: „Tony ist verwundet.“
„Ist er nicht. Vorübergehende Orientierungslosigkeit in Folge einer Phaserüberlastung. Das geht vorbei. Mich wundert allerdings, dass es Ihnen und Ziva so gut geht.“
„Mit Ihnen und Ihrer XO scheint  auch alles in Ordnung zu sein.“, erwiderte Gibbs, „Wie war das nochmal? Er kann sich regenerieren?“
Cal nickte: „Wir dürften allerdings sicher sein, dass es weder Sie und Ziva noch Ich und Agatha sein können. Er kann sich nicht in zwei Personen aufspalten. Also sind es entweder Sie, Ziva, Agatha oder ich. Und da ich mich sehr … wie ich fühle, weiß ich, dass ich ich bin.“
Er stockte, als lausche er verundert seinen eigenen Worten.
„Erm… oder so ähnlich. Aber wie auch immer. Wir müssen zur Brücke. Von dort können wir…“
Für den Bruchteil einer Millisekunde wurde der komplette Gang von einem grellorangen Widerschein erhellt. Gibbs hörte ein schmerzvolles Aufstöhnen, drehte sich dann, zusammen mit Cal zu der Quelle des Geräusches um und sah, wie Agatha Silverbird in einer weiteren T-Kreuzungseinmündung in sich zusammensackte. Eine kleine Rauchwolke kräuselte sich von ihrem Bauch.
„Nein!“, hauchte Cal, sprintete los und warf sich neben sie. Er riss das Phasergewehr hoch und feuerte – blind – in die vor ihm liegenden Korridore, in der Hoffnung, irgendwas zu treffen, ehe er sich an die Gefallene wandte. Er ging erschüttert neben ihr in die Knie, tastete nach ihrem Puls und schaute Gibbs an. Tränen schillerten in seinen Augen.
„Es…“, setzte er an, unterbrach sich und schluckte. Dann nickte er und während Tränen in Bächen an seinen Wangen herabliefen, sagte er: „Es geht ihr gut. Leichte Betäubung. Sie ist für fünf Minuten ausser Gefecht.“
Dann beugte er sich vor, küsste sie auf den Mund und nahm ihre Hand, sie beruhigend streichelnd.
„Tut mir leid, Gathy. Ich… warum musstest Du auch da stehen?“
Als Gibbs eine Hand auf Cals Schulter legte, hörte er ein weiteres, schmerzhaftes Aufstöhnen – dieses mal ein Duett. Tony und Ziva.
Beide fuhren herum, die Phasergewehre in Anschlag, und sahen wie Tony die Augen schloss und Ziva haltlos auf ihn fiel.
Man könnte meinen, die Beiden hätten es sich im Korridor bequem gemacht.
Der Captain und der Special Agent warfen sich einen besorgten Blick zu, dann stand Cal auf, ging, das Gewehr im Anschlag haltend, auf die Beiden zu, neben ihnen in die Knie und warf einen Blick zu Gibbs.
„Puls rast … aber beide sind okay.“, sagte er, „Ihnen wird ein wenig der Kopf dröhnen, aber…“
„Cat! Kommen Sie hierher!“, schnitt ihm Gibbs das Wort ab und der verblüffte Sternenflottenoffizier gehorchte.
Mit feuerbereitem Phasergewehr sprintete er zum Grauhaarigen zurück, schaute ihn verblüfft an, als dieser ihn packte und sich mit ihm gegen die nächste Wand warf.
„Warum…“, brachte Cal hervor. Gibbs merkte, wie in ihm der alte Marine wieder seinen Dienst aufnahm. Er hatte es ja immer gesagt – es gibt keine Ex-Marines. Ein Teil von ihm würde immer ein Gunnery Sergeant bleiben und irgendwie wusste er, dass es gut so war.
Daher brachte er seinen ausgestreckten Zeigefinger vor seinen Mund, deutete an, dass Cal die Klappe halten sollte und spähte, sich ganz flach an die Wand gepresst, in den Korridor, an dessen Einmündung die bewusstlose Rothaarige lag.
Er konnte nicht erkennen, wer da war, allerdings zog er den Kopf schnell zurück, als er es Aufblitzen sah. Direkt über Agathas Kopf schlugen goldene Phaserstrahlen in die Wand ein, ließen Funken sprühen.
„Das reicht.“, knurrte Cal, warf sich aus der Deckung und feuerte. Es war ihm anscheinnend egal, ob er traf und wenn, wen und was er traf. Im grell-organgen Widerschein, der des Captains Gesicht erhellte, konnte Gibbs sehen, dass das Gesicht des Offizieres zu einer Zornesfratze verzerrt war. Er war sich sicher, dass der Captain gleich durchdrehen würde.
Mit sich überschlagender Stimme schrie der Offizier: „Komm doch her, Tracy. Du willst was von mir? Dann komm doch her! Hier steh ich doch!“
„Cat, reißen Sie sich zusammen.“, zischte Gibbs, doch er wusste, dass er das „Ich“ des Offiziers nicht mehr erreichen würde. Wenn er so weitermachte, gefährdete er die Mission.
Kurz schielte Gibbs auf seine Waffe – sie war immer noch auf „mittlere Betäubung“ eingestellt – und hob sie, sodass er Cal im Zweifelsfall betäuben konnte. Doch – auf wen auch immer Cal da schoss, kam ihm zuvor.

Noch bevor der Captain von einem orangenen Strahl getroffen wurde und gegen die Wand krachte, um neben Agatha liegen zu bleiben, war Gibbs klar, wie die Sache ausgehen würde. Und tatsächlich. Der Captain wurde getroffen, taumelte mit einem fassungslosen Blick nach hinten und rutschte an der Wand herunter, wo er neben Agatha liegenblieb.
Er hörte im Korridor jemanden fluchen und warf sich aus der Deckung. Mit dem Phasergewehr zum Schuss angehoben zielte er auf die Person, die im Gang stand und sich gerade mit seiner eigenen Waffe beschäftigte.
„Warum geht das Scheißding nicht.“, hörte Gibbs eine ihm bekannte Stimme und sagte, mit militärischer Schärfe im Tonfall: „Bundesagent! Nehmen Sie die Waffe herunter.“
Verblüfft tat der Angesprochene das genaue Gegenteil, was Gibbs zum Anlass nahm, ihm die Waffe aus der Hand zu schießen. Erschrocken ließ der Mann sie fallen und schaute Gibbs aus nussbraunen Augen an. „Hey, darf ein Mann nicht mal versuchen, sein Schiff zurückzuerobern?“, fragte Calvin Nathan Cat und lächelte ihn nervös an.

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #34 am: 05.05.14, 18:33 »


Die Geschichten, die die blonde Air Force Colonel zu berichten hatte, wären allesamt als Erzählungen einer Verrückten durchgegangen, wenn Tim inzwischen nicht schon viel zu viele, genau so unglaubwürdige, aber dennoch existente Dinge gesehen hätte. Allein schon der Fakt, dass eine seiner Lieblingsserien real war, ließ ihn immer wieder schmunzeln. Was stellte sich wohl als nächstes als real und existent heraus? Battlestar Galactica? Doctor Who? Der unglaubliche Hulk?
Er betrachtete nachdenklich die Konsole vor ihm und streckte, langsam und beinahe ehrfürchtig die Hand nach ihr aus, bevor er sie sanft berührte.
„Das…“, grinste er, „Das ist alles echt.“
Er schaute zu Gina: „Bitte, vergib mir, aber – ich möchte etwas ausprobieren.“
Die Ärztin wechselte einen verwunderten, dann amüsierten Blick mit Abby und Sam. Beide Frauen aus dem 21. Jahrhundert trugen ein wissendes Lächeln auf den Lippen – und irgendwie war Tim klar, wie sehr er sich gerade zum Affen machte. Aber… dieser eine Test würde ihm zeigen, ob er wirklich mit Menschen des 24. Jahrhunderts sprach, oder ob das alles nur sehr fantasievoll-kreierte Hochstapelei war.
Er räusperte sich: „Computer? Das medizinisch-holografische Notfallprogramm aktivieren.“
So – jetzt galt es.
Und plötzlich zuckte er zusammen, denn direkt neben ihm erschien – wie aus Luft geformt – ein ihm bekannter Mann.
Entweder hatte man für diese Hochstapelei Robert Picardo, der das MHN in Star Trek: Voyager verkörperte, gewonnen – oder es war alles echt.
Die Gestalt schaute ihn an und sagte: „Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls.“
Tim schluckte.
Das war real.
Es war wirklich und wahrhaftig real.

Ein Lächeln breitete sich auf Tims Gesicht aus und er schaute zum MHN: „Es gibt keinen Notfall, Doktor. Ich… wollte nur eine Theorie überprüfen.“
Das Hologramm schob das Kinn nach vorne, legte den Kopf schief und betrachtete ihn, mit einem Hauch von Ärger in den Augen.
„Wenn Sie mich dann wieder deaktivieren wollten.“, sagte das MHN und Tim nickte: „Selbstverständlich.“

Die Waffe immer noch auf den Mann mit dem Gesicht des Captains gerichtet, trat Gibbs näher. „Schiff zurückerobern?“, fragte er und seine eisblauen Augen verengten sich zu mißtrauischen Schlitzen. Der Angesprochene hob beide Hände und schaute erst sein Gegenüber an, dann stockte er und starrte fassungslos an ihm vorbei.
„A… Agatha.“, hauchte er und wollte loseilen, doch ein fester Griff um sein Handgelenk ließ ihn stoppen. Er fuhr herum und funkelte Gibbs wütend an: „Lassen Sie mich los.“
„Nicht, bevor ich nicht einhundertprozentig weiß, wer Sie sind.“
Der „Captain“ schaute ihn an, biss die Zähne aufeinander und ballte seine linke Hand zur Faust. Gibbs hatte schon zugeschlagen, ehe „Cal“ überhaupt Schwung nehmen konnte. Der Offizier – wenn es der Offizier war – taumelte zu Boden, blinzelte kurz und warf sich dann herum, um auf Agatha zuzulaufen.

Gibbs musste gar nicht großartig zielen. Er hob das Gewehr, richtete es auf den Fliehenden, rief noch einmal „Bundesagenten! STEHENBLEIBEN!“ und – als das nicht fruchtete – drückte er ab. Der Strahl traf den Mann im Rücken. Dann klappte er in sich zusammen, sackte erst in die Knie und dann mit dem Oberkörper nach vorne. Seine Hand kam neben Agatha zum Liegen.
Schon war der NCIS-Special-Agent bei ihm, tastete nach seinem Puls und atmete erleichtert aus. Er war vorhanden, raste wie ein ICE bei freier Strecke und ohne Streik der Bahngewerkschaft, aber – er war vorhanden.

Die Ankunft von Ziva und Tony ahnte er bereits, bevor er sie hörte.
Ein benommenes, schläfriges „Was… ist hier passiert?“ von Ziva wurde mit einem „Das wüsste ich auch gerne“ von Gibbs beantwortet und der leitende Chefermittler atmete tief durch. Dann drehte er sich zu Ziva und Tony um und lächelte erleichtert: „Schön, euch wieder auf den Beinen zu sehen.“

Wenige Sekunden später meldete sich mit einem schmerzhaft-schläfrigen Stöhnen Agatha Silverbird wieder zurück. Dass sie nach Tony und Ziva wach wurde, registrierte der Special Agent, aber es interessierte ihn nicht. Vielmehr von Interesse war das Mimenspiel der hübschen Frau, als sie sich des Mannes neben ihr und des Mannes vor ihr, die beide gleich aussahen, gewahr wurde. Und sie tat das, was das Regelwerk für den Kontakt mit Traceless vorsah. Sie ließ Beide in je eine Arrestzelle beamen.

Gina Intrupper sah man die Überraschung deutlich an, als sie den Vorraum der Brig betrat, von dem aus unterschiedliche Arrestzellen abgingen. In zweien befand sich ein Mann, der aussah wie der Captain.
Sie hob amüsiert eine Augenbraue.
„Okay, das konnte noch lustig werden.“, schoss es ihr durch den Kopf, ein Gedanke, den Agatha nicht unbedingt unterstützt hätte, wenn sie ihn gekannt hätte.
Sie wusste aber nicht, was ihre beste Freundin dachte, und so blickte sie mit steinerner Miene von der einen, zur anderen Arrestzelle.
„Was sagst Du dazu?“, fragte sie.
Gina schaute sie an, zuckte mit den Schultern und grinste verschmitzt: „Nun, wenn Du dich nicht entscheiden kannst…“
„Es geht mit hier aber um genau das. Um eine Entscheidung. Wer ist der echte Captain? Ich meine – ich… wenn ich mit meinem Herzen höre, würde ich sagen, dass es der Mann in der rechten Arrestzelle ist, aber… Traceless hat uns schon oft genug getäuscht. Ich will da einfach auf Nummer sicher gehen.“
Die Medo-Offizierin nickte: „Das kann ich voll und ganz nachvollziehen.“
Sie seufzte und schaute erst in die eine Zelle, dann in die Andere: „Mit dem medizinischen Tricorder könnte ich herausfinden, wer wer ist.“
„Funktioniert er denn, durch ein Kraftfeld?“
„Normalerweise schon.“, zuckte die Ärztin mit den Schultern, „Natürlich wäre es genau das, was Traceless von uns erwarten würde, um den schwarzen Peter irgendwie dem Captain zuzuschieben.“

Kurz vorher
Auf der Krankenstation der Dragonfly saß Abby, mit baumelnden Beinen, auf dem Biobett und schaute aufmerksam zu Sam herüber.
„Und was ist das jetzt mit Traceless? Kennen Sie ihn auch?“
Sam nickte.
„Oh ja.“, sagte sie, kam auf Abby zu und setzte sich neben sie: „Ein ziemlich unfreundlicher Zeitgenosse. Mal sehen – was kann man über ihn sagen. Er hat einmal versucht, den Ahn des Captains zu töten – auf einer Klassenfahrt nach Marseille. Cals Vorfahr wusste damals weder, dass er in Gefahr schwebte, noch, dass die Ersatzlehrer, die für die Klassenfahrt der Schule zugeteilt wurden, durch uns ausgetauscht wurden und dass Cal selbst, in der Gestalt des Mitschülers Johann Sumpf, zusammen mit einigen anderen Teenagern auf ihn achtete.“
Abby grinste: „Kann es sein, dass der Captain eine Vorliebe für leicht schrullige Namen hat?“
„Wie kommst Du darauf?“
„Johann Sumpf? Johann Sumpf in Frankreich? Oder besser gesagt: Johann Sumpf auf französisch?“
Sam schaute sie an: „Erm… wenn Du die Anspielung auf Jean Marais – der ja damals Fantomas gespielt hat – meinst, dann … nein, der Captain war nie wirklich kreativ. Als er damals in Smallville war, während der Invasion der Kryptonier, stellte er sich einem in den Weg, mit den Worten „Ich bin John Doe“.“
Damit zuckte sie mit den Schultern: „Naja, eigentlich hätte er schon ‚John Doe’ gesagt, aber der Kryptonier schleuderte ihn gegen die nächste Wand, weswegen das Doe mehr nach einem Dohooooooooooooo klang.“
Nun räusperte sich auch McGee und trat zu ihr herüber: „Und was war das nun mit Traceless und Marseille?“
„Eigentlich ist da nicht viel zu erzählen gewesen. Der Ahn des Captains hat die Sache überlebt, nie wirklich mitbekommen, in welcher Gefahr er schwebte, was – zugegeben – ein wenig damit zu tun hatte, dass er, wann immer es gefährlich wurde, von einem von uns abgelenkt wurde, oder die verkleidete Agatha ihn betäubte. Ich glaube, wenn er wüsste, was da passiert war, er würde ein wenig ungehalten sein.“
Dies brachte McGee dazu, zu nicken: „Und… Sie? Haben Sie mit Traceless gekämpft?“
„Oh ja.“, sagte Sam und in ihrer Stimme schwang Erzähllust mit, „Mehr als nur einmal. Allerdings ist er gerissen. Und – ich sage euch – glaubt nie, dass er geschlagen ist. Dann habt ihr nämlich schon verloren.“
Abby stand auf, lächelte McGee an und sagte: „Vermutlich sollte man sich auch nicht von einem freundlichen oder sehr bekannten Gesicht täuschen lassen, oder? Denn eine kleine Unachtsamkeit und…“
Damit beugte sie sich vor und stahl dem Computerexperten einen Kuss, der sie verblüfft anblickte.
Die Colonel lächelte: „Genau so. Traceless weiß, wie wir ticken. Er ist… es gibt Menschen, die benötigen kein Motiv, um böse zu sein. Sie sind es einfach. Und egal, was man in unterschiedlichen Psychologie-Kursen lernt, darüber, dass ein Mensch immer ein Motiv braucht, um zu handeln, immer einer Motivation folgt – das ist nicht immer so. Nehmen wir… keine Ahnung.“
McGee schaute sie an: „Den Joker? Aus Batman? Er… seine Motivation ist es, Chaos zu schaffen. Nicht, weil er etwas erreichen will, nicht, weil er Geld oder sonst etwas möchte. Seine Motivation ist die pure Lust an der Zerstörung.“
„Das ist ein guter Vergleich.“, sagte Sam und war auf ihren durchtrainierten Beinen, die immer noch in der Armee-Hose und den dazugehörigen Schaftstiefeln steckten, „Vergleichen wir Traceless am Besten mit Joker. Oder noch besser… mit Fantomas. Auch er hat keine wirkliche Motivation.“
Erneut blickte McGee in ihre Richtung, dieses Mal wirkte er ein wenig unsicher: „Aber… hat er nicht zumindest im letzten der drei Teile mit Louis de Funes versucht, eine Reichensteuer abzukassieren?“
„Oh McGee.“, machte Abby und schlug ihm auf die Schulter, „Ich bitte dich – du kommst mit dem Schwächsten der drei Teile? Fantomas gegen Scotland-Yard – oder auch: Fantomas bedroht die Welt? Ich bitte dich. Das ist doch…“
„Was ist das?“, fragte in diesem Moment ein die Krankenstation betretender Gibbs, dem Ziva und Tony folgten.
„Gibbsman.“, rief Abby aus und warf sich in eine Umarmung, die der grauhaarige Special-Agent nur zu gerne erwiderte. Er schaute dann zu Gina und räusperte sich: „Doktor Intrupper, ich glaube, ihre Expertise wird in der Arrestzelle benötigt.“
„Ja, das dachte ich mir schon.“, lächelte die hübsche Ärztin, „Aber die Debatte hier war einfach nur… zu geil.“
Damit ging sie an Gibbs vorbei, schenkte Tony ein kurzes Lächeln und war dann durch die Tür verschwunden.
Der ihr hinterherblickende Tony erhielt sofort einen Stoß mit dem Ellbogen in die Magengrube. Dies verursachte bei den Tony und Ziva beobachtenden Anderen einen großen Heiterkeitsausbruch.


Agatha musste gegen ihren Willen grinsen. Die Situation war so typisch – zumindest für die Dragonfly-Crew. Zwei Kerle, die genau gleich aussahen, hämmerten gegen die Kraftfelder der Arrestzellen, in die sie eingesperrt waren. Die beiden Männer verwendeten den selben Duktus, die selbe Tonart, die selbe Gestik und Mimik und sagten genau das selbe: „Verdammt noch mal, hol mich hier raus.“
Und es war wie in einem schlechten Sketch oder einer schlechten Zeichentrickfolge, denn der eine Cal erkannte, dass der Andere genau das selbe gesagt hatte, fuhr ihn an, dass er die Klappe halten solle, was der Andere Cal zum selben Zeitpunkt mit den selben Worten und derselben Mimik und Gestik ebenfalls tat.
Die Frau blickte erst nach links, dann nach Rechts, beide Cals schauten sie an und in den Augen beider konnte sie das sehen, was sie sonst immer sah, wenn sie in des Captains Augen blickte. Den Willen, sich zu beweisen, die Hoffnung, dieses mal nichts falsch zu machen, die Erkenntnis, dass genau das passiert war, Begierde, Liebe, Freundschaft ihr gegenüber…
„Verdammt.“, fluchte die XO in Gedanken, „Tracy ist auch wieder mal gut.“

Gina betrachtete ebenfalls die beiden Männer, die hinter je einem Kraftfeld standen und wusste, dass es zwar Möglichkeiten gab, die Identität Traceless nachzuweisen, aber, sie wusste natürlich auch, dass sie diese Möglichkeiten nicht hatte. Schließlich war Traceless ein Meister der Verkleidung und selbst eine Narbe konnte durchaus auch gefälscht oder einfach überschminkt werden.
Sie seufzte. Die einzige Möglichkeit, Original und Fälschung zu unterscheiden, würde der medizinische Tricorder sein, allerdings auch nur dann, wenn Traceless nicht irgendein nettes Gimmick in die Zelle geschmuggelt hatte, das den Tricorder durcheinander brachte. Und solche Gimmicks hatte der Verbrecher, das war ihr bewusst.
Aber – es brachte alles nichts. Einen Versuch war es wert und so klappte die hübsche Frau den medizinischen Tricorder aus, richtete ihn auf den Cal, der in der rechten Arrestzelle saß und scannte ihn.
Sie warf einen Blick auf die Datenausgabe, schaute dann zu Agatha und sagte: „Laut Tricorder ist er okay. Aber – lass mich nochmal eben den anderen Cal scannen.“
Damit richtete sie das Gerät auf den Anderen aus, scannte ihn ebenfalls und warf einen Blick auf die Datenausgabe. Frustration war in ihren attraktiven Zügen sichtbar und nach ein paar herzhaften italienischen Flüchen, die unter anderem die Mutter der Konstrukteurin des medizinischen Tricorders in ein wenig schmeichelhaftes Licht rückte, wandte sie sich erneut an die XO: „Laut Tricorder ist der aber auch okay.“
Das nun in Stero auftretende „Ha! Wat hab ich gesagt?“ wurde durch ein lautes „Klappe halten!“ von Agatha beinahe wirkungsvoll unterdrückt.

„Okay, dann lasst uns mal überlegen.“, sagte Gina ein paar Minuten später, als sie sich mit den Senior-Crewmitgliedern des Dragonfly-Stabes, Agatha und dem NCIS-Team im Besprechungsraum befanden. Sie tigerte auf und ab.
„Mein Bruder ist ein guter Schauspieler, er merkt sich jede Kleinigkeit und kann seine Lüge bis auf den Mikrometer an die Frage anpassen. Selbst ich hatte Schwierigkeiten, den echten Cal zu erkennen und ich kenne sowohl Cal, als auch meinen Bruder.“
Sie seufzte frustriert und schaute hilfesuchend zu Agatha.
Diese zuckte mit den Schultern: „Fragt mich was leichteres, ich weiß nur, dass wir so schnell wie Möglich zur Erde müssen. Die Ermordung der Privates Riker und Troi muss verhindert werden.“
„Ich kann Dir nur das geben, was zur Verfügung steht.“, knurrte Sebastian Middlegate in die Runde und Agatha wusste, dass er seine Maschinen – seine „Babies“, wie er sie nannte – so optimal, wie es ging, forderte. Der blonde Igelschnitt Middlegates war ölverschmiert – ein klares Indiz, dass er, bis gerade eben, in irgendwelchen Innereien des Schiffes herumgekraucht war.
Und, dann passierte genau das, worauf sie eigentlich Willens gewesen war, lächerlich-exorbitante Summen zu wetten. Sam Carter räusperte sich, lehnte sich nach vorne, schaute erst sie fragend an und wandte sich dann an Middlegate.
„Vielleicht… kann ich dir ja helfen, Scotty?“, fragte sie und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
Der Chefingenieur der Dragonfly schaute sie an, wie vor den Kopf geschlagen, nickte dann und grinste, ein wenig linkisch: „Na… natürlich, Colonel Carter. Wenn Sie… also, wenn Sie möchten?“
„Scotty, vergiss nicht, dass Du eine Freundin hast.“, räusperte sich Agatha, wenn auch mit einem leicht amüsierten Funkeln in den Augen. Dann wandte sie sich an Gibbs und sagte: „Ich habe auch eine Bitte an Sie.“
Der angesprochene Special Agent nickte, trank einen Schluck Kaffee aus einer metallenen Tasse und stellte sie dann ab.
„Ich verstehe.“

Computerlogbuch Nummer 1 der Dragonfly, Datum: Montag, der 3. Oktober 2011.  Diese Eintragung erfolgt durch den momentanen kommandierenden Offizier der U.S.S. Dragonfly, Commander Agatha Silverbird.
Nach einigen Reparaturarbeiten, die wir auf dem Weg erledigen konnten, und für die uns die Hilfe von Colonel Samantha Carter zur Verfügung stand, haben wir auf dem letzten Stück unserer Reise zurück zur Erde ein paar Tage gutmachen können. Seitdem wir den Asgard hinterhergeflogen sind, sind knappe 6 Tage vergangen und wir hoffen, mit Hilfe von Colonel Carter und Miss Abigail Sciuto ein wenig Licht ins Dunkel bringen zu können.
Dieses Logbuch enthält einen Anhang, der an Admiral Franz Angler, den Leiter der Traceless-Division weitergeleitet werden soll. Im Anhang finden sich Videoprotokolle der Verhöre Cals und Traceless, deren Unterscheidung uns immer noch schwerfällt. Irgendwie war die Unterscheidung von Formwandlern und Menschen doch einfacher.

Im Orbit um die Erde werden wir uns mit weiteren Reparaturarbeiten, sowohl an unserem Schiff, als auch an der in Mitleidenschaft gezogenen George Hammond beschäftigen, sowie weiterhin versuchen, den Mord an Captain Thaddeus Alexander Stone aufzuklären. Weitere Informationen erhalten Sie vom zuständigen Captain vor Ort, Leon Vance.


Ein leises Seufzen entrann Agathas Kehle, passierte ihre vollen Lippen und blieb im Raum hängen. Der Körper lag auf dem Bett, das für sie und den Captain groß genug war und das sie gerade alleine in Anspruch nahm. Es hatte Vorteile, wenn der Partner nicht da war, da konnte man sich so ausstrecken, wie man es in seinem eigenen Bett auch gekonnt hatte.
Erneut streckte sie sich und ein wohliges Seufzen entrann ihrer Kehle. Es tat gut, im Bett zu liegen und einfach nur die Gedanken gleiten zu lassen. Ihr Geist huschte zu alten Missionen, wo sie dem Captain mehr als nur einmal den Hintern gerettet hatte. Es nagte an ihr, dass sie nicht in der Lage war, den Captain und Traceless auseinander zu halten.
So hauchte ihr seit Tagen eine imaginäre, böse Stimme zu, dass sie ja wohl eine tolle Freundin sei, wenn sie nicht wusste, wer nun der echte Cal sei.

Doch gerade, als dieses Gefühl wie eine Woge über ihr zusammenzubrechen drohte, schloss sie kurz die Augen, atmete tief durch und riss die Augen wieder auf. Wäre jetzt jemand vor Ort gewesen, er hätte gesehen, wie sich ihre komplette Körperhaltung verändert hatte. Natürlich machte sie sich Sorgen, aber jetzt lag nicht mehr Agatha Silverbird, die Liebende im Bett, sondern Commander Agatha Silverbird, ihres Zeichens Offizier der Sternenflotte. Sie musste ihre Pflicht erfüllen.
Also schwang sie ihre langen Beine behende aus dem Bett und stand auf. Ein Blick in den Spiegel sagte ihr, dass sie vermutlich alles richtig machte. Sie schlief ausreichend, konzentrierte sich auf die Aufgabe, die zu erledigen war und verschob das Grübeln auf ihre Freizeit. Mit selbstsicheren Schritten verließ sie das Quartier – ihre Uniform hatte sie sich bereits, bevor sie grübelnd auf das noch warme Bett, in dem sie vor knapp 10 Minuten noch geschlafen hatte, gesunken war,  angezogen.

Als sie die Brücke betrat, bemerkte sie, dass Jill sie ein wenig merkwürdig anblickte.
Die XO runzelte die Stirn, trat auf die taktische Offizierin zu und fragte: „Alles in Ordnung, Lieutenant?“
„Das könnte ich Dich fragen, Gathy. Du siehst furchtbar aus.“
„Bitte?“, riss sie überrascht beide Augenbrauen nach oben und Jill legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter: „Meine Liebe, wir sind im Erdorbit. Sam und Abby brüten in der Astrometrie. Es ist alles in Ordnung, warum schaust Du so besorgt drein.“
Agatha warf einen Blick in die reflektierende Oberfläche der Konsole, strich sich ihre feuerroten Auge aus dem Gesicht und schaute Jill dann verblüfft an:  „Was meinst Du?“
„Du erkennst es wirklich nicht, Gathy? Du siehst wirklich nicht, dass deine Augen an Strahlkraft verloren haben?“
Irgendwie machte Agatha dieser Satz wütend und sie schaute ihre Freundin ein wenig verärgert an: „Ich weiß nicht von was du redest. Aber es hat sicher nichts damit zu tun, dass Cal in der Brig sitzt.“
„Doch, genau damit.“, sagte Jill und zuckte mit den Schultern: „Natürlich nicht mit dem Fakt, dass er im Knast sitzt, aber mit dem Fakt, dass Du als seine Freundin nicht weißt, welcher der Beiden der echte ist.“
Damit lächelte sie Agatha zu: „Schatz, glaub mir, auch Cal könnte dich nicht von Tracy unterscheiden.“
„Das liegt aber mehr daran, dass Cal ein Idiot ist.“, sagte die XO und auf ihren Lippen erschien ein leichtes Lächeln.
Jill nickte: „Das ist ein guter…“

Zuerst blinkte ein Alarm auf, dann piepste die taktische Konsole und zu guter Letzt ging ein gewaltiger Ruck durch das Schiff. Dieses kippte um 90 Grad auf der Längsachse, die Trägheitsdämpfer fielen für eine Nanosekunde aus und sorgten dafür, dass die Crew diese Bewegung mitmachte. Nachdem sich Agatha wieder aufgerappelt hatte, schaute sie zu Jill herüber, die über ihre Konsole gebeugt stand und versuchte, herauszufinden, was da los war.
„und?“, fragte sie. Dann zuckte sie ein wenig zurück, als die taktische Offizierin ihre Faust auf die Konsole hieb: „Verdammt.“
Die XO blickte Jill verblüfft an, diese zuckte mit den Schultern, hielt sich die Faust und knirschte mit den Zähnen: „Die Arrestzellen. Irgendwas ist explodiert.“
Man konnte Agatha Silverbird nun einiges nachsagen, aber nicht, dass sie nicht reaktionsschnell wäre. Schnell betätigte sie ihren Kommunikator: „Silverbird an Hazard-Team und Gibbs.“
„Hazard-Team hört?“
„Gibbs hört!“
Die Professionalität, die sowohl in der Stimme Lieutenant Alexander Munroes, als auch in der von Leroy Jethro Gibbs lag, war verblüffend. Aber während Agatha sprach, merkte sie, dass auch ihre Stimme gefühlskalt und professionell klang, auch wenn sie sich selbst alles andere als professionell fühlte.
„Etwas ist in den Arrestzellen explodiert. Sehen Sie bitte nach, ob Traceless einen Ausbruchversuch unternommen hat.“, erteilte Agatha den Befehl und setzte in Gedanken ein „… und schaut bitte nach, ob Cal noch lebt“ hinzu. Und während sie dies dachte, war ihr klar, dass dieser Satz ihre Mitkombatanten nur noch mehr verwirrt hätte.
„Carter an Silverbird?“, hörte sie in diesem Moment die Stimme Sams und schaute verwundert zu Jill. Was konnte Sam wollen?
„Ja, Silverbird hört?“
Sie konnte ein leichtes Schmunzeln in den Worten „Oh, sag das drei mal schnell hintereinander“ wahrnehmen, ehe sich Sam räusperte und sie sagte: „Könntet Ihr jemanden hier herunterschicken? Wir haben offenbar eine Mikrofraktur im Warpkern.“
„Ich verstehe.“, räusperte sich Agatha und betätigte ihren Kommunikator erneut: „Silverbird an Munroe.“
„Ich habs mitbekommen.“, hörte sie die Stimme des Lieutenants, „Irgendwie kommt mir das sehr bekannt vor. Ich mach mich auf den Weg.“
„Verstanden.“, sagte Agatha.
Sie ging zum Sessel des Captains, lies sich nieder und klopfte wieder auf das Schmuckstück: „Silverbird an Carter?“
„Carter hier?“
„Wo ist eigentlich Scotty?“
Sie konnte hören, wie die Frau im Maschinenraum kurz Luft holte: „Er… er hat versucht eine Konsole abzuschalten, als das Spektakel los ging.“
Hinter sich hörte sie Jill aufkeuchen und drehte sich zu ihr herum. Natürlich – Jill war Scottys Freundin und logischerweise machte sie sich Sorgen um ihn.
„Medizinischer Status?“, fragte Agatha und hoffte, dass der Commander nicht allzu schwer verwundet war.
„Ich hab mir ne ziemliche Beule geholt.“
Als sie dies hörte, konnte sie sehen, dass Jills Gesicht sich wieder aufhellte. Es wäre ja auch eine Sache gewesen, die Scotty unwürdig wäre. Der Mann hatte noch in jeder schlimmen Katastrophe seinen Posten nicht verlassen.
„Das ist beruhigend.“, grinste sie daher und schaute zu Jill, ihr zuzwinkernd. Dann wandte sie sich wieder nach vorne, nahm ein Padd und versuchte, einige Eintragungen zu machen.
Ihre eigene Stimme, die schrie, dass sie jetzt endlich ihren Allerwertesten aus dem Sessel bewegen und selbst zur Arrestzelle gehen sollte, um nachzusehen, was mit Cal loswäre, versuchte sie, zu ignorieren, aber dieses Unterfangen wurde von Minute zu Minute schwieriger.
Und dann blipste der Kommunikator.
‚Blipsen’ ist vielleicht ein merkwürdiges Wort, weil es ein reines Klangspiel ist und vom Geräusch herrührt, das der Kommunikator macht, wenn jemand versucht, anzurufen.
Andererseits kann es dekliniert werden.
Ich blipse, du blipst, er/sie/es blipst, wir blipsen, ihr blipst, sie blipsen. Aber spätestens ab „wir werden geblipst worden sein“ wird es albern. Nein – „blipsen“ ist eigentlich nur ein anderes Wort für „und dann hörte sie, wie jemand versuchte, mit ihrem Kommunikator Kontakt aufzunehmen“. Schließlich versuchen wir uns an der obersten Regel original-guten Schreibens, und diese Regel lautet:;“ SDT – show, don’t tell“. Bei dem Logbucheintrag konnte man es natürlich so nicht machen, aber Logbucheintragungen haben eh reinen Expositionscharakter. Aber, da sich natürich jeder fragt „Wie kann sie hören, wenn jemand versucht, mit ihrem Kommunikator Kontakt aufzunehmen“  wurde eben das Wort „Blipsen“ erfunden.

Also, der Kommunikator blipste.
Wenige Sekunden später erklang der Ruf: „Gibbs an Silverbird?“
Sie merkte, wie ihr Herz kurz aussetzte und sagte dann, so leise und beherrscht, wie es ihr möglich war: „Silverbird hier?“
Die Stimme Gibbs klang neutral, wenngleich die nächsten Worte ihr verrieten, dass er vermutlich eher bestürzt war: „Die Zellen sind leer. Sowohl der Traceless, als auch der Captain sind auf freiem Fuß.“
Agatha schloss die Augen. Es hatte natürlich den Vorteil, dass Cal zumindest noch lebte. Oder hatte der Verbrecher den Leichnahm des Captains einfach nur versteckt?
Sie holte tief Luft, sagte ein knappes „Verstanden“ und drückte einen Knopf an der Sessellehne von Cals Kommandosessel: „Hier spricht der momentane Captain. Ab sofort ergeht Alarmstufe Blau. Traceless ist entkommen. Finden Sie sich in den Zweier-Teams ein, die sie selbst ausgeknobelt haben. Und noch etwas. Es könnte sein, dass Traceless immer noch wie der Captain aussieht. Bis zum Widerruf dieser Order ist der Captain bei Sicht zu betäuben und zu sichern. Silverbird Ende.“
Damit wandte sie sich an Jill und atmete tief durch.
„Ich hoffe, dass dieser Plan funktioniert.“
„Zumindest hat die Traceless-Devision diesen Leitfaden ausgegeben. Die werden sich schon was dabei gedacht haben.“
„Hoffentlich“, sprachen Tonnen von Selbstzweifeln aus der schönen ersten Offizierin, die ihren Blick von Jill abwandte und sich auf die Erde, deren eleganter Bogen den Bildschirm ausfüllte, konzentrierte.

Ihr Kommunikator blipste und eine schmerzerfüllte, benommene, männliche Stimme erklang: „Hier ist Fähnrich Noir.“
Agatha musste nur den Bruchteil einer Millisekunde überlegen, wer dieser Noir war, wandte sich an Jill, von der sie erst jetzt merkte, dass diese sie ebenfalls ansah. Erkenntnis stand in den Augen der blonden Sicherheitsoffizierin geschrieben – die gleiche grausame Erkenntnis, von der sie sich sicher war, dass man sie auch in ihren Zügen sehen konnte. Wie aus einem Munde sagten beide: „Der Transporter!“

Als Agatha bei Peter Noir ankam, sah sie zuerst Noirs gesundheitliche Situation. Seine Nase blutete, definitiv das Produkt einer Faust, die in sie gerammt worden war. Kristina Rouge, seine rechte Hand, kümmerte sich schon um ihn, wenngleich man auch bei ihr einige Verletzungen erkennen konnte: ein blaues Auge und ein Kiefer, den sie versuchte, so wenig wie möglich zu belasten.
Agatha war klar, dass dies Souviniers einer schmerzhaften Begegnung mit Traceless waren.
„Tut mir leid.“, nuschelte Noir, „Ich wollte ihn aufhalten. Das Resultat sehen sie.“
Damit nickte er in Richtung Rouge.
Die XO seufzte, legte je eine Hand auf die Schulter von Rouge und Noir und lächelte sanft: „Könnt Ihr ja nichts für. Vielleicht sollten wir das Trainingspensum erhöhen.“
Damit ging sie an den beiden Transporteroffizieren vorbei und warf einen Blick auf die Konsole.
„Die Transportkoordinaten sind noch da.“, stellte sie überrascht fest und wollte gerade ihre Hand nach ihnen ausstrecken, als die Tür aufglitt und Ziva, Tony, Gibbs und MCGee hereinkamen.
Agatha lächelte den Zeiteinheimischen zu und merkte, wie ihre Laune sich besserte: „Schön euch zu sehen.“
Gibbs nickte nur knapp, schaute sich um und gerade, als Agatha die Konsole berühren wollte, schrie er ein lautes: „NEIN!“
Ihre Hand zuckte zurück und sie sah Gibbs verblüfft an: „Was?“
„Bauchgefühl.“, erklärte der Special Agent, trat auf Agatha und die Konsole zu, ehe er das Design betrachtete, „Wenn ich ein flüchtiger Krimineller wäre, würde ich dafür sorgen, dass uns so leicht niemand folgen kann.“
Damit blickte er zu McGee: „Hey, Elfenkönig. Was meinst Du?“
Der Angesprochene schaute kurz seinen Chef an, ging dann ebenfalls zur Konsole und betrachtete sie.
„Hmmm“, machte er, ging in die Knie und öffnete eine Wartungsklappe, ehe er wieder aufstand: „Schwierig. Man könnte die Konsole, beispielsweise, überladen.“
Damit blickte er zu Agatha: „Du hast doch sicherlich von den Logbüchern der Voyager gehört?“
Die XO verschränkte die Hände hinter dem Rücken, legte den Kopf nachdenklich schief und nickte dann: „Ja.“
„Erinnerst Du dich daran, was Janeway mit Seven of Nine gemacht hat?“, fragte McGee und man konnte Agatha ansehen, dass sie gerade einige Informationen durch ihren Kopf laufen lies. „Telepathische Werferpflanze.“, spezifizierte der Computergeek und jetzt hellte sich das Gesicht der hübschen XO auf: „Du meinst – wenn man die Konsole anfasst, fällt man in Stasis?“
„So in etwa.“, nickte McGee.

Die Beule entsprach ungefähr der Größe eines Fünf-Mark-Stückes und hatte sich inzwischen in ein nettes Lila verfärbt. Sebastian ‚Scotty’ Middlegate fluchte. Der Kopf schmerzte, aber – irgendjemand musste den Job machen und er konnte es Sam auch nicht alleine aufbürden. Zwar war die Air-Force-Colonel clever und hochintelligent, aber sie würde effektiv gesehen mit Technik „herumexperimentieren“, die ihr um knappe dreihundert Jahre voraus war.
Und das konnte er ihr nicht antun. Momentan war sowieso jeder beschäftigt. Seine rechte Hand, Greta Kays, war gerade dabei die Dilithium-Matrix wieder zu „alignen“, also wieder in Gang zu bekommen, Munroe krabbelte irgendwo in einer Jeffries-Röhre herum und versuchte, sein Team zu erreichen, dass sich nicht mehr meldete und die restliche Crew des Maschinenraumes kam ihren Aufgaben nach. Wie wollte er sich da abseilen? Es ging nicht.
Das „blipsen“ des Kommunikators war viel zu laut und so fluchte er erneut, ehe er das Kommunikationsgerät betätigte: „Middlegate?“
„Hier Agatha. Könntest Du einen deiner Schrauber runterschicken?“
„Wohin denn?“, fragte der Chefingenieur.

Die Tür glitt auf und Samantha Carter betrat den Transporterraum. Sie trug einen der technischen Equivalente eines Ärztekoffers, den irgendjemand an Bord mal „Techno-Koffer“ genannt hatte, worauf hin Captain und erster Offizier einander ein wenig sparsam anblickten.
‚Techno-Koffer?’, hatte der Captain gegrinst, ‚Dann lass’ ihn mal zu. Ich bin nicht der Freund dieses Bumms-hämmer-hämmer-bumms-hämmer-hämmer-bumms-hämmer-bumms-hämmer-bumms-bummshämmer -Dings.’
Sam klappte den „Techno-Koffer“ auf und nahm als allererstes ein langes Stück Metall heraus, mit dem sie einmal gegen die Konsole tippte. Als nichts passierte, nickte sie befriedigt, legte das Stück Metall weg und nahm einen technischen Tricorder, den sie auf die Konsole richtete.
„Ich scanne“, sagte sie und warf einen Blick auf das Datendisplay. Nach ein paar Minuten des intensiven „Auf-den-Tricorder-schauens“ machte sie einen nachdenklichen „Hmmm“-Laut und aktivierte ihren Kommunikator: „Carter an Middlegate. Alle Transporter sind sauber.“
„Gut“, sagte Gibbs und nickte Tony, Ziva und McGee zu, die zur Transporterplattform gingen und Positionen einnahmen. Gibbs folgte ihnen, wandte sich um und schaute zu Agatha: „Commander Silverbird – wir finden ihren Traceless. Beamen Sie uns runter.“

Washington D.C.
Leroy Jethro Gibbs atmete tief durch. Es roch einfach anders, in der großen Stadt, als auf einem großen Raumschiff. Dort war die Luft gefiltert und hier  - gut, er musste zugeben, es gab durchaus Ecken, in denen er sich die gefilterte Luft des Raumschiffs wünschte, aber der Geruch von Herbst, der in der Luft lag, gemischt mit dem Duft eines Hot-Dogs, der ein paar Meter Straßenaufwärts verkauft wurde – es war einfach nur ein anderes Gefühl. Und so gerne er hier auch verweilen würde, er wusste, dass er jetzt eine Aufgabe hatte.

Traceless finden.
Nicht unbedingt ein einfacher Job – darüber hatte er sich in den letzten Tagen informieren können. Er war clever, er war gerissen und konnte sich in jeden möglichen Menschen verwandeln.
„Wird Zeit, dass Du wieder wer Anderes wirst.“, hörte er jemanden aus einer Gasse schimpfen. Die Antwort, ein süffisantes „Warum denn?“ wurde mit der selben Stimme gesprochen. Gibbs warf einen Blick zu seinem Team. Auch sie waren sich sicher, dass dort offenbar jemand einen Streit mit jemandem hatte, der aussah wie er.
Die Geräusche von abgefangenen Schlägen, Treffern, dem Klatschen von Fleisch auf Fleisch, schmerzvollen Stöhnen und Flüchen wurden immer lauter. Gibbs hob seine linke Hand, signalisierte seinem Team zu warten, zog mit der Rechten seine Waffe – keinen Phaser, sondern die Dienstwaffe, eine Baretta, und machte sich bereit, einzugreifen. Innerlich zählte er bis vier und warf sich dann aus der Deckung: „BUNDES…“
Er stockte und sprang dann wieder in Deckung, als einer der Beiden Cals einen Mülltonnendeckel nahm und ihn, wie eine gigantische Frisbeescheibe in seine Richtung schleuderte. Schmetternd krachte sie gegen die nächste Wand und blieb verbeult liegen.
Dem Mülltonnendeckel folgte einer der beiden Cals, der ebenfalls gegen die Wand krachte und dann liegenblieb.

Der Special Agent überprüfte seine Waffe und warf sich erneut aus der Deckung.
Gibbs riss seine Pistole hoch und feuerte

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #35 am: 05.05.14, 18:35 »
Cal und Gibbs zielten aufeinander.


Der Schuss war kaum verklungen, da hörte Gibbs auch schon Schritte, die davoneilten.
Verdammt – eigentlich war er sich sicher gewesen, den Angreifer getroffen zu haben. Und  so hetzte er ihm hinterher. Seine Beine trugen ihn, hämmerten auf den Asphalt und er war sich sicher, Traceless fangen zu können. Die enge Gasse, durch die er rannte, war sicherlich nicht in der Lage, diesem Verbrecher genügend Unterschlupf zu bieten. Inzwischen lief er wie auf Automatik. Die Hand war zu der Waffe geglitten, die er bei sich trug, er hatte sie gezogen und brachte sie so vor sich, dass er im Zweifelsfalle nur noch schießen musste.
Die Enge der Gasse wich einer großen, breiten Straße, die direkt vor ihm von links nach rechts verlief und in der eine Menge Verkehr war.
Hier würde ihn vermutlich keine Überraschung erwarten – allerdings würde es ihn nicht wundern, wenn genau dies doch eintrat. Er war nun schon viel zu lange dabei – ob beim Corps, dem NCIS oder seinem Vorgänger, dem NIS.
Dennoch – als er die Straße erreichte, war seine erste Reaktion sich an die Backsteinwand zu pressen und einen Blick um die Ecke, auf die große Straße zu wagen.
Die verdatterten Blicke eines älteren Ehepaares, das sich vermutlich gerade seinen Einkäufen widmete, waren ihm sicher und bewusst.

Ziva war die Erste, die reagierte. Sie war, nachdem Gibbs einen Schuss in die Gasse abgefeuert hatte und Traceless gefolgt war, zum offenbar bewusstlosen Captain gegangen, neben ihm in die Hocke und hatte nach seinem Puls getastet.
„Er ist nur ohnmächtig.“, sagte sie dann, einen Blick zu Tony und McGee gerichtet, die gerade ihre Waffen zogen und auf den Bewusstlosen zielten.
Die Stimme Tonys hatte eine, von ihr bis dato nicht gekannte Autorität und Sorge um ihr Wohlbefinden angenommen und sie konnte sehen, wie er Cal – so es denn Cal war – über den Lauf seiner Waffe hinweg anschaute, die Augen zugekniffen und bereit, im richtigen Moment zu schießen, sollte er auch nur einmal falsch husten.
Ziva warf dem Special-Agenten einen Blick zu, als würde sie seinen Geisteszustand in Frage stellen und blickte dann zum Ohnmächtigen, auf den diese Zustandsbeschreibung just in diesem Moment nicht mehr zutrag. Cal schlug die Augen auf, blickte verwirrt in die Runde und murmelte: „Frohes neues Jahr.“
„Frohes neues Jahr?“, echote Ziva und Cal schaute sie an. Jetzt erst konnte die hübsche Israeli sehen, dass er leicht schielte, etwas, dass man hier als „cross-eyed“ bezeichnete. 
Er versuchte sich, auf sie zu konzentrieren, was bei dem Schielen und dem leicht dämlichen Lächeln auf den Lippen eher so wirkte, als sei er Betrunken oder noch benommen. Dann hob er einen Finger und deutete auf einen Fixpunkt neben ihr: „Ich sehe überall Feuerwerk. Muss also Neujahr sein. Frohes… neues.“
Dann wurde das Schielen schlimmer, die Augen rollten nach oben und er schloss sie wieder, mit einem schläfrigen Seufzen.
„Wow, eine echte Gefahr.“, murmelte Ziva sarkastisch und schaute zu Tony herüber, „Er denkt tatsächlich, es wäre Neujahr. Also – das ist ja mal wirklich ein ziemlich gefährlicher Typ.“
Damit stand sie auf, den Blick immer noch auf den Halbitaliener gerichtet, ging den einen Schritt auf ihn zu und küsste ihn auf die Wange: „Danke, mein starker Held.“
Sie zwinkerte ihm zu, legte dann eine Hand auf den Lauf der Waffe und drückte sie leicht nach unten. Die Pistole folgte und allzubald deutete sie auf den Boden.
Ziva bemerkte zwar, wie Tim sie ein wenig ungläubig anblickte, schaute dann zu ihm und zwinkerte ihm amüsiert zu.
„Komm, sag Agatha bescheid, dass wir ihren Freund hier haben. Da werden ihr tausend Steine von der Lunge fallen.“
„Herz, Ziva.“, korrigierte Tony und grinste sie frech an, „Das heißt „Tausend Steine vom Herzen fallen“.“ Nun rollte die hübsche Israeli ihre braunen Augen und schenkte Tony ein genervtes Grinsen: „Musst Du mich immer korrigieren?“
Tony beugte sich nach vorne, sodass seine Lippen beinahe ihr Ohr berührten und hauchte: „Immer.“
Lächelnd lehnte sich Ziva an den Halbitaliener, berührte mit der rechten seinen Oberarm, fuhr ihn bis zur Schulter empor, glitt dann über den Nacken, wo sie ihn sanft mit ihren Fingernägeln kitzelte, erreichte den Hinterkopf und schlug mit einem lauten „Patsch“-laut zu.
DiNozzo zuckte zusammen und schaute sie überrascht an, als ihr genervtes Grinsen sehr frech und spielerisch wurde: „Ich nehme an, dann muss ich das hier auch immer tun.“
Tim räusperte sich, was Ziva und Tony dazu brachte, auseinanderzufahren, als habe der Blitz zwischen ihnen eingeschlagen. DiNozzo bedachte McGee mit einem wütenden Blick, während Ziva kurz zu Boden blickte, und dann mit der Hand ein in ihr aufsteigendes Lachen unterdrücken musste. Sie mussten wohl zu komisch ausgesehen haben.
„Ja, McGee?“, versuchte sie, wieder ernst zu werden.
Der Romancier zuckte mit den Schultern: „Hat einer von euch einen Kommunikator mitgenommen oder wie soll ich Agatha darauf hinweisen, dass wir ihren Schatz gefunden haben?“

Gibbs rannte wieder. Seine Beine trugen ihn mit der Eleganz und Geschwindigkeit eines Marathonläufers, was eigentlich nicht verwunderte. Beim Corps und NCIS musste man top-fit sein. Aber – dieser Gegner, gegen den er anging, war heimtückisch, immer in seinem Rücken und darauf aus, ihm ein Bein zu stellen. Und damit meinte er nicht Traceless, sondern, das Alter, das ihn immer wieder einholte. Er mochte zwar immer noch nicht zum alten Eisen gehören, aber er bemerkte, an diversen Stellen, dass er auch nicht mehr der junge Spund war, der damals zum Corps gegangen war.  Gunnery Sergeant Gibbs. Gunny. Er war aus Überzeugung, Gerechtigkeitsempfinden und Vaterlandsliebe zum Corps gegangen, wollte sein Land vor Schurkenstaaten beschützen. Er hatte einen großen Teil dazu beigetragen, dass sein Land sicher war… und es hatte ihn die Frau und die Tochter gekostet.

Jetzt beschütze er Amerika und seine Alliierten auf andere Weise und…
Musste seufzen.
Wann immer er in dieser patriotisch-melancholischen Stimmung war, stellte er fest, dass er tatsächlich gealtert war. Inzwischen schrieb man das Jahr 2011 – in knappen 5 Monaten würde ein neues Jahr anbrechen, mit allen möglichen Katastrophen, die auf sie noch hereinbrechen würden. War der Tod Kellys inzwischen wirklich schon 20 Jahre her?

Erneut seufzte er und bemerkte, dass er inzwischen ziemlich weit gelaufen war. Sein Startpunkt lag knapp anderthalb Meilen hinter ihm und er bemerkte, wie sein Alter ihn wieder einholte. Seitenstechen plagte ihn, die Sicht verschwamm und er spürte deutlich, wie das Raubtier „Zeit“ hinter ihm auf einen Moment der Schwäche lauerte. Aber nicht mit ihm. Nicht mit Leroy Jethro Gibbs. Kurz hatte er sich gekrümmt, stand dann wieder stolz aufrecht und würde sich nicht unterkriegen lassen.

Traceless – der andere Jäger, der hinter ihnen her war und der tatsächlich einen Plan verfolgte, ganz im Gegensatz zur Zeit, die einfach nur ablief – war hier irgendwo. Nun hatte er auch Gelegenheit, sich genauer umzusehen.
Es war eine Gasse – nicht mehr so schmal, wie die, in der er Traceless angeschossen hatte, aber auch nicht unbedingt etwas, was man in die Washington-DC-Sightseeing-Tour mitaufnehmen sollte. Es würde ihn nicht wundern, wenn hier irgendwelche Banden ihr Unwesen trieben und er sich bald verteidigen müsste.
Kaum, dass er diese Erkenntnis getroffen hatte, hätte ihn beinahe etwas Anderes getroffen. Knapp hinter ihm fiel ein Eisenrohr zu Boden. Er blickte nach oben, und sah dort jemanden die Feuerleiter hochklettern. Der braune Haarschopf, der gerade aus seinem Sichtfeld verschwand, kam ihm ziemlich bekannt vor und so setzte er Traceless hinterher.

„Es geht mir gut.“, knurrte ein genervter Calvin Nathan Cat, als Ziva seinen Kopf betrachtete: „Ich bin keine Medizinerin, aber ich würde nach diesen Wunden zu urteilen, behaupten, dass das eine Lüge wäre.“
Sie lächelte ihn charmant an, richtete sich auf, stemmte die Hände in die Hüften und warf einen Blick zu Tony: „Also, ich würde sagen, wir schaffen ihn ins Krankenhaus.“
„Bekloppt geworden?“, fragte der Captain, richtete sich auf und verzog das Gesicht. Offenbar verschwamm vor seinen Augen die Sicht etwas, denn er versuchte, mit beiden Fingern, der nach vorne gestreckten Hände, irgendwie einen Referenzpunkt zu schaffen, damit er wieder klarer sehen konnte.
Tony konnte nicht anders, er musste grinsen. Das hatte unterschiedliche Gründe. Zunächsteinmal war die Tatsache, dass Ziva – seine Ziva – plötzlich mehr oder weniger die Florence Nightingale herauskehrte, einfach nur faszinierend. Sie war süß, wenn sie versuchte, sich um andere zu kümmern. Und er wusste, dass sie dies in den letzten Jahren zwar mit steigender Häufigkeit getan hatte, es ihr anfangs allerdings eventuell ein wenig unangenehm sein konnte. Zumal sie sich da um Menschen kümmerte, die sie gar nicht kannte. Tony bezweifelte, dass die hübsche Israeli nie zu Mitgefühl fähig gewesen wäre, denn sie hatte ihm schon oft erzählt, wie sie, wann immer Eli tatsächlich einmal krank zu Bett gelegen hatte, ihren Vater gepflegt hatte.
Auch konnte er ahnen, dass sie sich Michael Rivkin gegenüber immer sehr fürsorglich gezeigt hatte, ebenso Ray. Irgendwie fuchste es ihn, dass er noch nie in den Genuss ihrer Fürsorge gekommen war, aber – er war sich sicher, wenn sie beide einander ihre Gefühle endlich eingestanden hatten, würde sich dies auch ändern. Der Fakt, dass sie sich so freundlich um Cal kümmerte, war auch etwas, dass ihn ein wenig auf die Palme brachte und einer der beiden Gründe, weswegen er grinste.
Wie konnte er, nachdem er erlebt hatte, wie sie ihn – Tony -  liebte, immer noch eifersüchtig auf den Captain sein? Das war doch Blödsinn. Der Offizier hatte eine Freundin und er bezweifelte, dass er das aufs Spiel setzen würde.

Der andere Grund betraf ebenfalls den Captain. Er stand da, wie Jack Sparrow, der immer diesen leicht schwankenden Schritt draufhatte und immer extrem angeschickert wirkte. So sah auch Cal aus und es amüsierte Tony.
Als die nussbraunen Augen Zivas ihn fokussierten, merkte er, wie sein Atem heftiger ging. Er schaute sie an, versuchte ein Lächeln, doch irgendwie scheiterte er.
„Krankenhaus, natürlich.“, brachte der Halbitaliener hervor, zog sein Handy und wollte gerade die Nummer wählen, als Cal sich räusperte: „Wie wärs denn hiermit?“
Dies fragte er und zog eine kleine Brosche – einen Kommunikator, wie Tony inzwischen wusste – aus der Hosentasche.
Ziva blickte ihn verblüfft an: „Moment mal, du hast einen Kommunikator und lässt uns darüber nachdenken, wie wir Dich nach Hause kriegen, Cal?“
Zur Verblüffung gesellte sich eine gehörige Portion Wut.
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Hey, ich war bis gerade eben ohnmächtig, wenn das als Entschuldigung zählt?“
Ziva seufzte.

Gibbs schnitt eine Grimasse.
Tony DiNozzo hätte jetzt wirklich seinen Spaß gehabt. Einerseits hatte Jethro immer noch seine Worte „STOP! ICH HAB LAUFSCHUHE AN!“ im Ohr und war sich sicher, dass der Halbitaliener genau diese Worte jetzt ausrufen würde. Zum Teufel, er selbst war geneigt, sie nun auszurufen. Zum Anderen würde DiNozzo ihm spätestens jetzt in den Ohren liegen, wie sehr „Casino Royale“ diese Szene war. Und es stimmte. Gibbs hatte sich den Bondfilm mit Daniel Craig einmal angesehen und konnte sich nicht helfen – er müsste Tony zustimmen. Der Mann, den er da gerade jagte, rannte, wie von der Tarantel gestochen, nahm jedes Hindernis das ihm im Weg stand zum Anlas, darüber zu springen, unter ihm herzurutschen, einen Sprung zur Seite zu machen und an der Wand entlang zu rennen oder einfach über das Hindernis zu laufen, zu balancieren oder es auf Gibbs zu werfen.
Es war tatsächlich wie bei dem vorletzten Bond-Film, in dem der von Daniel Craig portraitierte blonde Bond einen Terroristen quer durch eine Stadt jagte und sich beide dabei in der Trendsportart „Parcour“ betätigten. Dabei durfte jedes Hindernis als Teil der Strecke gewertet, und übersprungen, unterrutscht oder sonstwie miteingebaut werden. Und der Mann vor ihm, der gerade rannte, als sei der Leibhaftige hinter ihm her, war so gut in Form, dass mit jedem Schritt, den er machte, die Identität des Mannes klar war. Es musste Traceless sein.Erneut hatte sich die Szenerie geändert, sie waren nun nicht mehr in einem der ärmeren Vierteln DCs, sondern befanden sich in einer Shopping-Mall. Dies war ein Fakt, den Gibbs auch erst bemerkte, als er mitten im Foyer stand, direkt neben einem Springbrunnen und einem Postkartenstand, der Fotografien der Sehenswürdigkeiten Washingtons anpries.
In dem Moment, in dem er wieder zu sich zurückfand und feststellte, dass er mitten in diesem Foyer stand, die Sig so haltend, dass er niemanden direkt bedrohte, aber bald feuern konnte, bemerkte er, dass sein Gegenspieler einfach weiterrannte, die Treppe hoch. Dann stoppte er kurz, schenkte seiner Umgebung einen Blick, drehte sich zu ihm um und sah ihn an.
Irgendwas war da in seinen Augen. War es Furcht? Panik? Einfach nur Wahnsinn? Gibbs wusste es nicht, aber er räusperte sich, schaute zu dem Flüchtenden empor und sagte: „Kommen Sie. Das hat doch keinen Sinn.“
„Für dich nicht, Traceless, für mich schon!“, schrie der Flüchtende, hatte seinen Phaser gezogen und gefeuert. Direkt neben Gibbs spritzte sengendheiße Erde auf. Eine Druckwelle schleuderte ihn zur Seite, und warf den Postkartenständer um. Und während Fotografien der Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt auf Gibbs niederregneten, kamen die umstehenden Passanten auf die nahezu grandiose Idee, lauthals aufzukreischen und sich in eine flüchtende Menschenmenge zu verwandeln.
Traceless brüllte etwas von oben, hatte einen Phaser in der Hand und …

Doch da war Gibbs auf den Beinen, zielte und schoss. Der Kriminelle wurde getroffen, taumelte, mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck, zur Seite und stürzte die Treppe herunter.
Erleichtert richtete der Special-Agent sich auf und wollte gerade zu Traceless gehen, als sich ihm jemand in den Weg stellte.
„Danke, sie haben uns gerettet.“, stellte eine hübsche Rothaarige in seinem Alter fest. Er lächelte ihr freundlich zu, doch als er an ihr vorbeiblickte war Traceless wieder verschwunden.

McGee hasste den Moment des Transportes. Er wusste natürlich aus den unterschiedlichen Fernsehserien, die sich der Thematik „Erforschung des Weltalls durch die Föderation der vereinten Planeten“ verschrieben hatten, dass der Effekt nach aussen hin extrem cool aussah. Es war, als verschwinde – oder erschiene – man in einem Regenschauer. Allerdings war der Vorgang der Teleportation jedes Mal alles andere als cool. Immer wieder kam er sich vor, als würde er sterben – besonders, wenn dieser Sekundenbruchteil der absoluten Leere stattfand. In der Realität dauerte dieser Augenblick vermutlich nicht einmal eine Nanosekunde, aber Tim glaubte, jedes Mal zu spüren, wie sein Bewusstsein einer alles umfassenden Dunkelheit wich. Und jedes Mal schimpfte er sich für seine Angst einen Idioten. Dieses mal allerdings nicht. Denn kaum, dass er auf der Platform rematerialisiert war, fand er sich umzingelt von Offizierinnen und Offizieren die ihre Phaser auf den Captain richteten. Dieser blinzelte kurz überrascht.
„Schulde ich irgendwem von euch noch Geld?“, fragte er, mit einem schüchternen Lächeln in die Runde und zuckte zusammen, als Jill Menacer ihm den Phaser direkt vor die Nase hielt.
Sie funkelte ihn an: „Okay, Freundchen. Keine Zicken, mitkommen.“
Der Mann, von dessen Identität Tim immer noch nicht ganz überzeugt war, schluckte unbehaglich, betrachtete dann Jill und hob dann gehorsam die Hände.
Gleichzeitig sagte er: „Die Uniform ist normal, sie ist keine sexy Bauchfrei-Variante der Starfleetkluft – das heißt, Du, Jill, kannst eigentlich nur Du sein.“
Tim räusperte sich: „Aber… Captain, wir wissen nicht, wer Sie sind.“
Über das Gesicht des Offiziers – wenn er denn der Offizier war – lief ein strahlendes Lächeln: „ACH SO!“
Damit wandte er sich Jill zu: „Eigentlich sollte ich beleidigt sein, du untreue Tomate. Ich meine – gab es hier nicht mal was von wegen „Unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist?“
„Ja“, nickte die taktische und Sicherheitsoffizierin, „Aber bei Traceless haben wir eine stehende Order. Keine Risiken eingehen. Heißt – entweder, du kommst jetzt artig in deine Arrestzelle, Pussy, oder aber wir bringen dich persönlich dorthin.“
„Pussy?“, hob Cal eine Augenbraue und zuckte mit den Schultern: „Naja, besser als Garfield.“
Damit wandte er sich zu Ziva, Tony und McGee um und winkte ihnen zu: „Ihr könnt mich gleich sicherlich im Knast besuchen. Ich glaube nämlich, dass Gibbs Traceless verfolgt.“
„Weiter gehen.“, sagte Jill und gab ihm einen unsanften Stoß in den Rücken. Der Captain taumelte nach vorne, kam neben Agatha zum Stehen, die ihn anblickte.
„Et tu, mon amour?“, fragte er und seine XO zuckte mit den Schultern: „Traceless ist einfach gut. Wir wissen es doch. Nicht mal seine Schwester könnte ihren Exfreund von ihrem Bruder unterscheiden, wenn der Bruder wie der Exfreund aussieht. Und das is Famillisch .“
„Ich verstehe“
Cal zuckte mit den Schultern, wandte sich dann an Jill und schaute sie an: „Darf ich mich noch eben von meiner Freundin verabschieden?“
„Keine Tricks.“, sagte die Sicherheitsoffizierin, was Cal zu einem freundlichen Lächeln und einem Kopfschütteln brachte: „Wie werde ich denn?“
Damit trat er auf die hübsche Rothaarige zu, schaute ihr in die Augen und gab ihr einen langen Kuss. Die XO erwiderte dieses Lippenbekenntnis, ehe sie sich von ihm löste und ihm in die Augen sah: „Schatz, geh mit, ehe die Sache hässlich wird.“


Ziva sah zu Agatha herüber und nickte anerkennend. Die Schwächen des Gegners ausspielen, um ihn zu kriegen – nicht schlecht.
Sie trat von der Teleportationsplattform und auf Agatha zu, die nun die Hände hinter dem Rücken verschränkte und hinter Cal hinterherblickte, der gerade abgeführt wurde. .
„Vermutlich war das nicht einfach, oder?“, fragte die Israeli, was durch ein Kopfschütteln der XO bestätigt wurde. Beide Frauen sahen einander in die Augen und Ziva konnte erkennen, dass sich in den Augen Agathas Tränen bildeten.
„Er ist mein Freund.“, erklärte die XO, „Wie soll es für mich einfach sein, ihm zu mißtrauen und jedes Wort auf die Goldwaage zu legen?“
Ziva zuckte mit den Schultern, legte ihr eine Hand auf den linken Arm und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln: „Ich bin sicher, wenn Gibbs den richtigen Cal jagt, dann wird er froh sein, dass Du so schnell geschaltet hast. Und wenn dieser Captain tatsächlich der Echte ist, dann kann man davon ausgehen, dass ihr irgendwann darauf zurückblickt und darüber lacht.“
„Ich weiß, du hast recht, huschte ein kleines, trauriges Lächeln über die attraktiven Züge der Rothaarigen, „und wenn man bedenkt, wie lange wir uns schon kennen – wir haben viele Abenteuer erlebt, auf die wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückblicken können. Er ist ja mehr oder weniger ein Freund der Familie.“
„So gut kennt ihr euch?“, fragte Ziva und Agatha zuckte mit den Schultern, ehe sie zu Tim und Tony blickte: „Warum steht Ihr beiden da eigentlich so rum, wie bestellt und nicht abgeholt?“
Der Halbitaliener schaute zum Romancier, zuckte mit den Schultern und sagte: „Komm, wir gehen, ehe uns Ziva auch betäubt.“
„Da stehst Du doch drauf.“, grinste McGee, was ihm einen bösen Blick und ein „Was war das, Bambino?“ eintrug.

Aufgeben zählte seit jeher zu keiner Charaktereigenschaft, die Leroy Jethro Gibbs für sich verbuchte. Im Gegenteil – wenn er eine Spur hatte, wurde er hartnäckig und verbiss sich in ihr, wenn er keine Spur hatte, hörte er auf sein Bauchgefühl, aber… aufgeben stand definitiv ausser Frage.
Und selbst wenn dieser Typ ihm wieder entkommen war – dieses mal hatte er drei Kugeln im Körper Traceless versenkt, es konnte nicht all zu schwer sein, der Blutspur zu folgen. Und als er am Fuß der Treppe, die Traceless heruntergestürzt war, anlangte, stellte er fest, dass die Blutspur schön deutlich zu sehen war. Sehr gut. Von den Blutspritzern, die von der Lache aus Richtung Westausganges der Mall führten, konnte er einige Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand seines Gegners ziehen. Momentan war er sich sicher, dass der Gesuchte schwer verwundet war und eines seiner Beine nicht mehr vollständig belasten konnte. Auch fiel ihm an der Wand neben ihm ein roter Handabdruck auf – sehr wahrscheinlich von einer blutverschmierten Hand.
Mit vorgehaltener Waffe folgte er der Blutspur, bis er sah, dass sie vor einem Aufzug endete.
Es konnte natürlich sein, dass Traceless ihn jetzt sofort hinter der noch geschlossenen Aufzugtür erwartete, entweder in guter Kampfverfassung oder von Blutverlust geschwächt und kollabiert.
Es war allerdings auch möglich, dass der Verbrecher sich in einem der Shops auf der zweiten Etage der Mall versteckte, oder in einem der Büros, die noch ein Stockwerk höher angesiedelt waren. Oder aber er befand sich auf dem Dach.

Die Turbolifttür glitt auf und Jill betrat, energisch schreitend und mit einem selbstbewussten Lächeln auf den vollen Lippen, die Brücke. Sie wandte sich an ihre befehlshabende Offizierin: „Ich melde gehorsamst: Das Subjekt befindet sich in der Arrestzelle. Keine Schwierigkeiten, keine Ausbruchsversuche.“
„Hm“, machte die XO, „Dann melde das mal zu Gibbs. Er soll Cal ausfindig machen und dann zum Navy Yard fahren. Wir holen den Captain dann dort ab und kümmern uns endlich, endlich darum, das Motiv des Mordes an Captain Stone herauszuarbeiten.“
„Alles in Ordnung?“
Jill sah von ihrer Konsole auf und die XO von der Seite an. Diese drehte sich zu Jill um, zuckte mit den Schultern und streckte sich: „Ja – ich bin nur… ich bin nur fertig mit der Welt. Das is alles. Mein Freund ist da unten und wird von Gibbs gejagt, Ginas Bruder hat sich als mein Freund ausgegeben und hätte wer-weiß-was tun können und wir haben einen Mordfall an den Hacken. Alles ein bischen viel.“
„Ich kann dir zur Hand gehen.“, schlug die taktische Offizierin vor, „Ich meine, ich kann dir helfen. Also – wenn du willst.“
Agatha schüttelte den Kopf: „Nein, ich … ich muss das alleine machen.“
„Du bist genau wie dein Freund.“, stellte die Blonde fest, „Ihr seid beide gleich stur. Warum denn auch Hilfe annehmen, hm?“
Seufzend lehnte sich die XO wieder in ihren Sessel zurück: „Ich nehme an – Hilfe ersuchen kommt für mich nicht in Frage. Habe ich nie. Ich hab immer alles alleine gemacht.“
Damit blickte sie ihre Freundin an, stand auf und ging zu ihr herüber: „Und irgendwie vermisse ich das.“
„Was?“, fragte Jill, „Du vermisst… was? Deine Kindheit? Deine Jugend? Liebelein, es tut mir leid, es dir so knallhart sagen zu müssen, aber – da kann ich nicht mitreden. Über deine Kindheit und Jugend hast Du immer ein großes Geheimnis gemacht. Ich weiß so gut wie gar nichts über dich, bevor du zur Academy kamst.“
„Kann es sein, dass es dich als Sicherheitsoffizierin fuchst, dass Du nicht weißt, wer der zweite Kommandant des Schiffes ist?“, ließ nun Agatha eine Frage erklingen, in die sie ein charmantes, gewitztes Lächeln einflocht.
Jill betrachtete ihre Freundin kurz, zuckte dann mit den Schultern und meinte: „Kann sein. Ich meine – was ist deine Lieblingsfarbe?“
Die XO überlegte kurz, schenkte ihr ein geheimisvolles Lächeln und flüsterte ihr die Antwort ins Ohr.
„Aber pssst.“, machte sie, nachdem sie sich normal neben Jill positioniert hatte, „Das weiß niemand. Nicht einmal Cal.“
Jill nickte und legte sich eine Hand auf die Brust: „Ich werde das Geheimnis in meinem Herzen verwahren.“
Ein Räuspern von der Navigationskonsole ließ die beiden Frauen Alex verwundert anschauen, der amüsiert dreinblickte: „Meint Ihr beiden Grazien nicht, dass Ihr für eine ordinäre Sache wie ‚Meine Lieblingsfarbe’ ein wenig zu sehr auf Mission: Impossible macht?“
Agatha lächelte ihm zu: „Vielleicht – vielleicht auch nicht.“
Damit klopfte sie der taktischen Offizierin auf die Schulter: „Und jetzt gib Gibbs bescheid.“
„Mach ich.“

Weder die Boulettenbraterei aus Illinois, noch das Jeans-Fachgeschäft waren der Aufenthaltsort Traceless gewesen. Das hatte Gibbs festgestellt, nachdem er der Blutspur gefolgt war. Sie führte zu einem Treppenhaus und der Special Agent war sich sicher, dass er bald Traceless haben würde. Gibbs näherte sich langsam der Tür, griff nach dem Griff und …

Die Tür flog auf.
Traceless, immer noch mit dem Gesicht von Cal, warf sich Gibbs entgegen und der NCIS-Agent brauchte ihn nicht einmal näher herankommen zu lassen. Er drückte ab. Wieder drangen die Kugeln in den Körper des Verbrechers ein, der zu Boden taumelte und liegenblieb.
Mit auf Traceless gerichteter Waffe trat Gibbs auf ihn zu, kickte den Phaser ausser Reichweite und griff nach seinem Handy, das in diesem Moment zu klingeln begann. Die Nachricht ließ den Chefermittler ein wenig stutzen, dann schaute er auf den am Boden liegenden Verbrecher, dessen Wunden sich merkwürdigerweise nicht heilten.
„Jill“, setzte Gibbs an, „Ihr habt tatsächlich den Richtigen. Erfasst mein Handysignal und beamt mich sofort, mit eurem Captain, auf die…“
Weiter kam er nicht, denn plötzlich war Cal wieder auf den Beinen, wirkte nicht mehr so angeschlagen wie vorher und schlug dem Chefermittler das Handy aus der Hand, ehe er sich daran machte, fortzulaufen.
Gibbs seufzte. Nahm das denn nie ein Ende?

Wenn es sich bei dem Captain um einen größeren Menschen gehandelt hätte, wäre die Situation bestimmt sogar ein wenig unheimlich gewesen. Der Mann stand hinter einem Kraftfeld, Handschellen fesselten seine Hände vor dem Bauch und ein Grinsen war auf seinem Gesicht zu sehen. Dieses Grinsen erweiterte sich, als er Ziva sah, die den Raum betrat.
„Hi, Ziva.“, sagte er und seine Stimme verriet eine gewisse Unbekümmertheit, „Wie geht’s Tony? Wo ist er?“
Die Israeli bedachte ihn mit einem mißtrauischen Blick. Sie merkte, wie in ihrem Geist, die Frage, ob dies wirklich der Captain, oder doch Traceless war, eine immer prominentere Position einnahm. Sie schaute ihn an, studierte jeden Zentimeter seines Gesichts und fühlte sich an ihre Zeit beim Mossad erinnert, in der sie lediglich anhand Mimik, Gestik und Sprachduktus der befragten Zielperson herausfinden musste, ob sie die Wahrheit sagte, oder nicht.  Und obwohl sie diese Tests hasste, wusste sie um ihren Sinn und immer recht gut in ihnen gewesen.
Die Augen – so war ihnen eingebläut worden – waren der Schlüssel zum Gelingen der Operation. Als „Fenster zur Seele“ konnte man an ihnen am Ehesten ablesen, ob jemand log, wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte und derjenige, den man überprüfen will, nicht geübt darin ist, sein Gesicht unter Kontrolle zu halten. Für solche Menschen gab es dann andere Wahrheitsfindungsmethoden – aber für eine freundliche Unterhaltung, bei der derjenige, der überprüft wurde nicht wusste, dass er überprüft wurde, reichte es durchaus aus.

Calvin Cats Augen jedoch… entweder wusste Traceless, sich zu verstellen, oder aber es war wirklich Cal, denn in diesen Augen fanden sich eine bunt-gemischte Vielzahl an Emotionen, die der Agentin die Identität des Befragten nahezu entgegenschrien. Freude, Sorge, Neugierde, Ironie – all das fand sie vor und hoffte, dass sie nicht allzu falsch lag, als sie zum Kommunikationsterminal ging und sagte: „David an Silverbird? Komm mal bitte in die Arrestzelle.“

Einige Minuten später befanden sich, sowohl Agatha, als auch Jill zusammen mit Tony, McGee und Ziva in der Arrestzelle und schenkten ihre ungeteilte Aufmerksamkeit der hübschen Israeli.
Diese hatte ihnen gerade ihre Überlegungen mitgeteilt und Agatha konnte sich nicht helfen, als sie als ziemlich logisch zu bezeichnen. Schließlich hatte sich das Verhaltensmuster des gejagten Captain mehr oder weniger als das von Traceless herausgestellt. Was bedeutete: Cal befand sich hinter dem Kraftfeld. Sie warf einen Blick zur taktischen Offizierin, der vermutlich die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen und streckte ihre Hand nach dem Kontrollpanel aus, das wenige Sekunden später das Kraftfeld kollabieren ließ. Cal trat vor, streckte die Hände aus, sodass Jill ihn befreien konnte, und blickte von ihr zu seiner Freundin und XO.
„Jetzt gilt es.“, schoss es Agatha durch den Kopf, „Jetzt wird sich zeigen, ob der Cal, den wir hier haben, der Echte ist.“
Diesem Gedanken folgte: „Und wenn dieser hier der Falsche ist, wird er sich garantiert wieder daran machen, das Schiff zu erobern. Dann wissen wir aber, woran wir sind.“
Der Captain trat auf sie zu, blieb allerdings ausserhalb ihres persönlichen Bereiches und lächelte sie schief an: „Sag mal, Schatz, musstest Du da tatsächlich erst Ziva kommen lassen, um mich einwandfrei identifizieren zu können?“
Er zwinkerte: „’N bischen schwach, oder?“
Agatha merkte, wie Zorn ihre Gedanken umwölkte.
„Ach ja?“, sagte sie, „Ich werde dich daran erinnern, wenn er sich das nächste mal meinen Körper aussucht, um ihn zu immitieren.“
Verwundert hob der Kommandant der Dragonfly eine Augenbraue, schaute dann zu Jill, danach wieder zu Agatha und kratzte sich nachdenklich am Kopf: „Sorry, das war vielleicht ein bischen zu vorlaut?“
„Ein bischen?“, fragte seine Freundin und schüttelte den Kopf: „Ich bin durch eine emotionale Vorhölle gegangen, du unsensibler Holzklotz.“
„Das Gefühl kenn ich.“, sagte der Captain und trat näher, „Als Traceless dich im Gang niedergeschossen hat… ich… ich dachte, ich hätte…“
Und dann, so als hätte er komplett vergessen, wo er sich befand, ging er den letzten Schritt auf sie zu und schloss sie in seine Arme, den Kopf gegen ihre Schulter gelehnt.
„Gott“, schluchzte er, „Ich dachte wirklich, ich hätte dich verloren. Ich dachte wirklich, er hätte dich erschossen.“
Dies war ein Novum. Nicht, dass er ihr nicht schon oft gesagt hätte, dass er sich um sie Sorgen mache – aber meistens war es so, dass sie sich gut ihrer eigenen Haut erwehren konnte. Dieses mal war sie jedoch in einen Hinterhalt geraten und – gerade als sie getroffen wurde – hatte sie sich dafür verflucht. Sie benötigte einige Sekunden um sich zu fangen, dann schlang sie ihre Arme um ihn, ließ die Hand sanft über seinen Rücken streichen und gab ihm einen Kuss, den er zärtlich erwiderte und sich weiter an sie schmiegte.

Tony blickte zu dem Liebespaar und wandte sich dann an Ziva, die ihn anblickte.
„Hey, komm nicht auf den Gedanken, mich jetzt auch küssen zu wollen.“, sagte sie mit trockenem Humor in der Stimme. Der Halbitaliener stockte kurz, schaute sie verblüfft an und grinste dann. Sie war einfach … sie war schon klasse, die gute Ziva. Und nach dem Ende dieser Mission würde er sie zum Essen einladen – nicht so, wie er es bis jetzt immer gemacht hatte, mit dem Ziel eine Frau ins Bett zu kriegen, sondern mit dem Ziel, Ziva für sich zu gewinnen. Natürlich wäre er auch nicht abgeneigt, mit ihr zu schlafen, aber es ging ihm hier nicht nur um den körperlichen Aspekt. Obwohl sie so attraktiv wie exotisch war, war es nicht seine Lendenregion, die ihn leitete, sondern das immer schneller schlagende Herz des Agenten.
„Keine Sorge.“, sagte er, „Ich werde mich benehmen.“
Dies brachte Ziva und McGee dazu, den Agenten verblüfft anzusehen. Das bemerkte er allerdings erst nach einigen Nanosekunden, widmete seinen Mitarbeitern dann seine volle Aufmerksamkeit und schaute sie fragend an: „Was ist los?“
„Du willst dich benehmen, Tony?“, fragte Ziva und tastete nach seiner Stirn: „Bist Du krank?“
„Das machst Du doch sonst nie.“, sekundierte McGee, ehe er mit Ziva einen vielsagenden Blick wechselte und der Agentin die Schlusspointe gab. Sie betrachtete den Halbitaliener und lächelte dann: „Das kann nur heißen, dass Du Traceless bist.“
Augenblicklich hatten Cal, Agatha und Jill ihre Phaser gezogen und sie auf Tony gerichtet. Der Captain trat einen Schritt nach vorne und knurrte: „Dann werde ich dich umbringen müssen.“
Und gerade, als Tony überlegte, ob es sinnvoll wäre, entweder abzuhauen oder den Irrtum zu erklären, grinste der Offizier, zwinkerte ihm zu und sagte: „Peng.“
„Sehr witzig.“, murrte Tony und wollte etwas sagen, doch Zivas bezauberndes, hypnotisierendes Lächeln ließ all seine Gedanken verfliegen.

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #36 am: 05.05.14, 18:36 »

Gibbs hätte nie gedacht, dass ein einziger Mann ausgereicht hätte, um ihn in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. Inzwischen war Traceless aus der Shopping Mall geflohen und war – verfolgt von Gibbs – auf eine der offeneren Straßen gerannt.
In Gedanken konnte der Senior Special Agent wieder nicht umherkommen, dem Verbrecher seinen Respekt zu zollen. Die breite Straße und die große Menschenmenge war definitiv ein großes Plus. Und – das musste man hier auch mal sagen – es war Gibbs unmöglich, seine Waffe abzufeuern. Schließlich musste er dazu die komplette Menschenmenge zwischen sich und Traceless informieren wer sowohl er war, als auch derjenige der gejagt wurde, und spätestens nach dem geschrienen „BUNDESAGENTEN“ war für Gibbs klar, dass die Menschenmenge ihn erst einmal komplett verdattert ansehen würde. Und bis er diesem Konglumerat aus ihm unbekannten Personen erklärt hatte, was er vorhatte und warum er sich so laut identifiziert hatte und eine Waffe bei sich trug – das würde dauern.
So ließ er die Waffe erst einmal stecken und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Wo konnte sich Traceless verstecken?
Eigentlich kam jede Ecke als mögliches Versteck in Frage, aber – so, wie er den kriminellen Verkleidungskünstler einschätzte, war er sich sicher, dass dieser sich einen der höchsten Punkte dieser Gegend aussuchen würde.
Hätte er an seiner Stelle auch gemacht. Von diesem höchsten Punkt hatte man in der Regel einen guten Überblick, stand über den Dingen und war vor allem vor Angriffen von der Seite geschützt, wenn sich der potentielle Angreifer unter ihm befand.Und auf der Straße, auf der er war, gab es nur ein sehr großes Gebäude, das von jedem Ort gesehen werden konnte. Die Zweigstelle der Goliath National Bank.
Praktischerweise strebte die Straße geradewegs auf den kreisrunden Platz zu, auf dem die GNB der weit sichtbare höchste Punkt war. Also mobilisierte Gibbs noch einmal alle Kraftreserven für einen Sprint, der ihn zu eben diesem Gebäude tragen würde.

Die Tür zur Astrometrie glitt auf und Ran Sato fuhr überrascht herum, als plötzlich Calvin Nathan Cat, Agatha Silverbird und Jill Menacer, sowie drei Mitglieder des Teams von der Erde im Raum standen.
Jill deutete auf die große holografische Karte hinter der schlanken Asiatin, die sich immer wieder aktualisierte: „Hatte ich Dir nicht gesagt, dass Du dein Projekt „Catsghost“ in der Nachtschicht erledigen sollst?“
„Ja, schon.“, sagte die Asiatin, „Aber … ich hatte gerade einen sehr guten Lauf, mit den verbesserten Sensoren und… es tut mir leid.“
Damit verneigte sie sich in einem bestimmten Winkel und Cal runzelte die Stirn: „Was ist Projekt ‚Catsghost’ eigentlich nochmal genau?“
Agatha blickte zu ihm, zuckte mit den Schultern und lächelte dann: „Keine Ahnung – aber Du hast es genehmigt. Ich dachte, du wüsstest es.“
„Eigentlich nicht. Ich meine – Gina hatte gesagt, es wäre eine gute Sache, also…“, rechtfertigte sich der Captain, ehe er Ran anschaute: „Aber  ‚Catsghost’ klingt irgendwie – ich weiß auch nicht…“
Die hübsche Asiatin trat auf den Offizier zu, lächelte ihn an und sagte dann, in einem sehr sanften, sehr höflichen Tonfall: „Keine Sorge, Sir. Es ist nur ein kleines Familienprojekt. Ich verspreche Ihnen, es wird die Schiffsfunktionen und die Abläufe nicht beeinträchtigen.“
Cal legte den Kopf schief, so, als ob er überlegen würde, zuckte dann mit den Schultern: „Wenn das so ist…“
Damit wandte er sich an seine XO und schaute sie ratsuchend an. Diese machte eine Handbewegung, als wolle sie sagen „Is dein Schiff, mach Du deine eigenen Fehler“ und verschränkte dann die Arme vor der Brust.
Erneut warf der Captain einen Blick auf den Bildschirm, schaute dann zu Ran und sagte schließlich, mit einer Lockerheit in der Stimme, die verriet, dass es möglich wäre, dass er gar nichts verstanden hatte: „Dann is ja okay. Aber dennoch müssten wir dein kleines Projekt mal kurz abbrechen. Wir brauchen die Sensoren, um wichtige Arbeit zu erledigen.“
„Ich habe verstanden.“, erklärte Ran, wandte sich zur Konsole um und gab einen kurzen Befehl ein: „Ich werde den Suchlauf speichern und danach die Arbeitsstation für Sie frei geben, Captain..“
„Danke, Ran.“, nickte der Kommandant und schaute ihr bei ihrer Arbeit zu: „Aber… vielleicht könntest Du mir wirklich erklären, worum es geht?“
Die Asiatin betätigte eine Taste und wandte ihren Blick dann zum Captain: „Sir… es ist lediglich ein familieninternes Projekt. Ich beobachte die Flugbahnen verschiedener Raumschiffe, die den Planeten Erde über die letzten Jahre und Jahrhunderte angeflogen haben.“
Fasziniert hob Cal beide Augenbrauen: „Und wie machst Du das?“
„Das ist der schwere Teil. Wissen Sie, Sir“, sie beendete das Programm, wandte sich dann voll und ganz dem Captain zu und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, sodass sie fast schon dozierend da stand: „Raumschiffe die in den letzten Wochen in diesem System waren, können wir natürlich durch Ionensignaturen erkennen. Wenn die Besuche ihre Jahrhunderte her sind, ist dies nahezu unmöglich, da diese Ionen recht schnell flüchtig sind.“
„Das ist“, unterbrach McGee die hübsche Asiatin, deren Stimmmelodie ihre Herkunft deutlich verriet, „Wie in ‚Broken Bow’, dem Pilotfilm zu ‚Enterprise’.“
Jill, Agatha, Cal und Ran schauten ein wenig verdattert zum Compterexperten herüber. Dieser bemerkte, was er da gerade gesagt hatte, rollte überlegend mit den Augen und sagte dann: „Die erste Mission der NX-01. Captain Archer hat doch ein Schiff der Suliban in einen Gasriesen verfolgt. Erinnern Sie sich?“
Cal schaute McGee ein wenig schräg an, wandte sich dann an Ran und machte eine wegwerfende Handbewegung: „Bevor Du fragst – anscheinend sind die Geschehnisse der Expeditionen von Archer, Kirk, Picard, Sisko und Janeway den ‚Erdlingen’ durchaus bekannt.“
Damit warf er wieder einen Blick zu McGee, der ein amüsiertes Funkeln in den Augen des Captains zu sehen glaubte: „Die mutigen Abenteuer der USS Dragonfly und ihres heroischen Captains, Calvin Nathan Cat, allerdings werden nirgendwo erwähnt.“
Tim grinste: „Ich könnte mich ja anbieten, über euch eine Fanfiction zu schreiben. Wobei – vielleicht passiert dies ja gerade. Irgendwo auf der Erde? Ein Junge mit viel zu viel Freizeit sitzt vor seinem Laptop und hämmert gerade sinnlose Wortfetzen in die Tastatur.“
„Sinnlos?“, echote Cal, „Die Abenteuer der Dragonfly? Niemals.“
Dann grinste er, wandte sich wieder Ran zu und schaute auf den Bildschirm: „Dann könnten wir damit doch sicherlich auch Raumschiffe ausfindig machen, die in den letzten Tagen über Baltimore geschwebt sind, oder?“
Die Asiatin nickte, nachdem sie kurz überlegt hatte.
„Gut, dann machen wir das.“, riss nun Agatha das Wort an sich und trat neben Cal, ihm eine Hand auf die Schulter legend. Der Captain sah beide – also die Hand und die XO – ein wenig verblüfft an. Sie schenkte ihm einen leicht genervten Blick und wandte sich dann an die Asiatin: „Wir müssen jetzt allerdings ein paar Sachen klären.“
„Oh, kein Problem. Ich hab sowieso Dienstfrei.“, erklärte Ran und wandte sich zur Tür.
Cal schaute ihr kurz hinterher, runzelte verblüfft die Stirn und wandte sich an Jill und Agatha: „Süß – aber extrem merkwürdig. Ist sie immer so?“
„Nein, erst seit wir sie kennen gelernt haben.“, seufzte Agatha trocken und drehte sich nun zu McGee, Ziva und Tony um: „Ihr hättet ruhig etwas sagen können.“
Der Halbitaliener deutete ein wenig verblüfft auf das große Hologramm vor ihnen allen.
„Das ist ja…“

Auf dem Dach des GNB-Gebäudes öffnete sich eine Tür, die das Treppenhaus von jenem Dach trennte. Es war Gibbs klar, dass dies der wahrscheinlich logischste Aufenthaltsort war, wenn man sich versuchen wollte, zu orientieren. Also war es mehr oder weniger logisch, dass sich auch Traceless, sollte er sich einen Überblick verschaffen wollen, genau hier aufhielt.  Und tatsächlich saß, mit den Beinen über dem Abgrund baumelnd, die Gestalt Calvin Nathan Cats dort und starrte in die Ferne. Als Gibbs näher trat, zog der Andere die Beine an, stand auf und drehte sich zu ihm um.
„Interessante Verkleidung, Traceless.“, sagte der Offizier dann und wenn sein Hemd nicht vollkommen rot, von dem ganzen Blut gewesen wäre, hätte Gibbs ihm tatsächlich geglaubt, dass er Cal war.
„Mich legen Sie nicht rein.“, sagte er daher nur und nickte in Richtung des Hemdes.
Traceless – oder besser: Der Mann, von dem Gibbs dachte, dass es Traceless sei – schaute an sich herunter und nickte: „Ja – ich weiß. Das sieht sicherlich ein wenig merkwürdig aus.“
Er zuckte mit den Schultern: „Ich meine, Du wirst wissen, wie das passiert ist, mein Freund und Kupferstecher. Aber – ich tu mal für einen Moment so, als wärest Du tatsächlich der, für den Du dich ausgibst.“
„Und warum tust du das?“, fragte Gibbs.
Traceless zuckte mit den Schultern: „Einer muss in dieser Szene die Exposition übernehmen und unseren Lesern erklären, was los ist.“
Dann räusperte er sich: „Ich tu mal so, als wärest Du Gibbs. Also:“
Er blickte kurz zu Boden, zuckte dann zusammen und sein Kopf ruckte hoch – mit einem gehetzten Gesichtsausdruck. Dann nahm der Mann Gibbs wahr, hob die Hände und sagte, in einem sehr hektisch hervorgepressten Duktus: „Bitte – nicht schießen. Ich… ich bin ich. Ich bin Cal.“
Er deutete auf sein Hemd: „Das? Das ist… das war Traceless. Er… er hat mir ein Serum injiziert. Es… es heilt einen automatisch. Bitte, glauben Sie mir.“
Gibbs blickte sein Gegenüber über den Lauf der Waffe hinweg an und wenn Traceless auch nur halb so gut in der Kunst des sogenannten „Cold readings“ war, also darin, Menschen auf Anhieb zu durchschauen, dann wusste er, dass der Special Agent Traceless kein Wort glaubte.
Erneut änderte sich die Körperhaltung Cals – oder Traceless. Der Mann blickte über die Kante des Daches, hinab in den Abgrund der Straße unter ihnen.
„Das Zeug, dass Du mir gespritzt hast, ist… naja, man kann ihm eine gewisse Coolness nicht absprechen, Tracy-boy.“, sagte er dann, „Ich könnte mich hier vom Gebäude fallen lassen – nachdem das Genick gebrochen ist, heilt alles wieder. Es ist zwar tierisch schmerzhaft, wenn die Knochen wieder in die richtige Richtung gedreht werden, aber – irgendwie isses cool. Deswegen passiert mir auch nichts, wenn du hier wie Gibbs auftrittst und mich über den Haufen knallen willst.“
Der Grauhaarige atmete einmal tief durch und mit einer Stimme, die deutlich verriet, dass er kurz davor war, den legendären „Lethal-Weapon-Satz“ „Ich bin zu alt für diesen Scheiß“ zum Besten zu geben, sagte er: „Ich bin Gibbs, nicht Traceless.“
Der Mann an der Dachkante stockte kurz, runzelte fragend die Stirn und lächelte dann: „Hey, das is ja clever. Sehr clever. Ich meine, ich kann nicht feststellen, ob Du wirklich Gibbs bist, oder  nicht – so gut kenne ich den Special Agent nun auch nicht.“
„Und ich kenne den Captain nicht gut genug, um zu beweisen, dass sie Traceless sind.“, sagte Gibbs und zuckte mit den Schultern: „Klingt nach einer Patt-Situation.“
Sein Gegenüber nickte: „Japp, das tut es wohl.“

„Japp, das ist ein Hologramm von Washington.“, sagte Cal in diesem Moment und ließ seine Finger über die Tastatur der Astrometrie fliegen. Agatha schaute ihn an, und für einen Bruchteil einer Millisekunde war da tatsächlich etwas wie Bewunderung zu erkennen, fand Ziva. Der Captain zuckte mit den Schultern: „Zehn-Finger-Blind-System. Was man gelernt hat, hat man gelernt und kriegt es nie wieder von der Platte. Genau wie Shakespeare.“
Er pausierte, um mit gelangweilter Stimme zu intonieren:  „ Wie ich auch den Wald durchstrich – kein Athener zeigte sich.…
Ziva wusste erst, dass sie es getan hatte, als sie es getan hatte. Ihre Hand hatte sich sozusagen verselbstständigt und dem Captain mit voller Wucht auf den Hinterkopf geschlagen. Ein lautes Klatschen war zu hören und Cal zu ihr herumgefahren: „Ich glaub, die Tendenz zum Gibbs-en liegt im Team, oder?“
Erneut ein lautes Klatschen, dieses mal drehte sich Cal zu Agatha um: „Oder auch nicht.“
Die XO deutete auf die Tastatur: „Mach hinne. Wir wissen nicht, wo Traceless sich – zusammen mit Gibbs aufhalten könnte.“
„Ja, ich scanne nach dem großen Boss.“, meinte Cal dann noch und hackte weiter auf die Tastatur ein.
Ziva lehnte sich mit dem Rücken gegen die Konsole, mit vor der Brust verschränkten Armen und schaute Cal ins Gesicht, in dem sie tatsächlich Anstrengung und den leisesten Hauch einer Ahnung, was er da tat, vorfand. Irgendwie beruhigte es sie, dass ein Captain eines Raumschiffes tatsächlich eine entfernte Ahnung von seinen Tätigkeiten hat. Das entspannte sie kollosal.
„Sag mal, Cal… wie soll das funktionieren?“
Erneut rasten die Finger des Captains über die Tastatur: „Also – wenn ich das richtig verstanden habe, was mir Scotty und Sam vor ein paar Jahren zu erklären versuchten, dann kann das Raumschiff nach spezifischen DNS-Strängen scannen.“
Agatha nickte und fuhr mit der Erklärung fort: „Natürlich nicht bei Traceless, das wäre ja auch zu schön um wahr zu sein, aber … euren Boss müssten wir finden können, genau so wie wir jeden unserer Vorfahren mit diesem Computer finden könnten – nur eben … nicht den auf den es ankommt.“
„Das wäre ja auch wirklich mal zu schön.“, seufzte Tony und man konnte hören, dass er es definitiv nicht ernst meinte.

Gibbs betrachtete sein Gegenüber über den Lauf seiner Waffe und war bereit, im Zweifelsfall zu schießen.
„Ich hab wichtigere Dinge zu tun, als zu beweisen, dass Sie Traceless sind, Traceless.“, sagte er und seine Waffe ruckte wieder hoch, als sich der Angesprochene ihm zuwandte.
Der Mann, von dem sich Gibbs sicher war, dass es sich dabei um den Verbrecher handelte, hob beide Hände und schaute ihn an – wenngleich ein wenig genervt.
„Meinen Sie wirklich, wenn ich Traceless wäre, würde ich mich von Ihnen quer durch die Stadt jagen lassen? Ich bitte sie. Ich würde schön oben, auf dem Schiff bleiben, von wo ich alles überwachen könnte.“
Damit setzte er sich: „Was ich gerade auch am Liebsten täte.“
Er ließ seine Hände über die Beine gleiten und verzog schmerzverzerrt das Gesicht: „Junge, das gibt einen Muskelkater. Au haua ha.“

Irgendwie erschien Gibbs der Gedanke, dass der Verbrecher, den er jagte, sich über einen Muskelkater beschweren würde, absurd, aber, wenn er im Laufe der letzten Tage eines gelernt hatte, dann war es, einerseits die neue Regel 52 zu befolgen und zum Anderen diesem Kriminellen nicht zu trauen.  Man wusste schließlich nicht, was er sich jetzt wieder ausdachte.
Sein Großvater hatte ihm einmal erzählt, dass er den großen Harry Houdini persönlich getroffen hatte. Dieser wiederum hatte ihm ein Geheimnis anvertraut – die Kunst der Magie besteht zum großen Teil auch aus Ablenkung. Wenn ein Magier seine Zuschauer auffordert, der rechten Hand die volle Aufmerksamkeit zu widmen, dürfte sicher sein, dass er mit der linken Hand seinen Trick vorbereitet.  Mit Traceless war es nicht anders, da war Gibbs sich sicher. Man musste ihn komplett im Auge behalten und immer auf der Hut sein, egal, ob er sich gerade als ein ihm mehr oder weniger unbekannter Starfleetoffizier, oder als Ziva David ausgab. Und auch, wenn er in einer Rolle zum charmanten Plaudern neigte, durfte man sich nicht in falsche Sicherheit lullen lassen.  Und Gibbs wusste, dass – wenn der Mann vor ihm tatsächlich Traceless war – der Verbrecher eine neue Gemeinheit ausbrütete.  Momentan hielt der Special Agent seine Pistole in Anschlag, aber wie lange würde das gut gehen?

Die Finger des Mannes, den Ziva als Captain Cat sah, glitten schnell über die Tastatur und bald hatten sie die Position Gibbs ausfindig gemacht. Schnell zoomte der Captain mit der Holografietechnologie heran und die hübsche Isaraeli konnte sich nicht helfen – es erinnerte sie frappant an die Technologie die heutzutage auf manchen Rechnern zu finden war, und mit der man unter Zuhilfenahme von Suchmaschinen und Satelliten auf ein bestimmtes Gebäude zoomen konnte.
„Na, da haben wir ihn ja.“, stellte Cal fest, zoomte näher und schüttelte den Kopf: „Das is nich zu fassen. Hat sich der Typ immer noch mein Gesicht geklaut?“
„Ich bin sicher, dass der Mann, den Gibbs da unten bedroht, ungefähr das Selbe über Dich sagt, Cal.“, warf Tony in den Raum, was den Captain dazu brachte, ihn verärgert anzusehen: „Deine Freundin hat mich von jeder Schuld befreit.“
„Nicht von jeder“, korrigierte Ziva, „Ich sage auch nicht, dass Du nicht Traceless bist, ich halte es nur für sehr unwahrscheinlich. Dafür sprechen zwei Dinge. Erstens kann ich mich auf meine Menschenkenntnis ziemlich verlassen und zum Anderen wird dieser Cal da gerade von Gibbs bedroht. Und wenn der da wirklich der Echte Cal wäre, hätte sich Gibbs mit ihm längst hochgebeamt und deinen traurigen Allerwertesten in die Krankenstation geprügelt.“
Cal blickte sie verdattert an: „Was is mit meinem Hintern?“
Agatha stöhnte genervt, drehte Cals Kopf zu ihr und sagte: „Warum interessiert es Dich was eine andere Frau über deinen Hintern denkt?“
„Er ist halt auch nur ein Mann.“, grinste Ziva und schaute an Cal vorbei zu Agatha, ihr gut gelaunt zuzwinkernd, „Und – sieh es mal so, damit wissen wir schon mal, dass er wirklich er ist.“
„Das is auch wieder wahr.“, murmelte Agatha und wandte sich an Cal: „Na, zoom näher ran. Wir müssen doch wissen, was da passiert.“
Cal sagte nichts und starrte auf den Bildschirm, was Agatha zum erneuten Augenrollen brachte: „Was ist? Sauer weil ich Dir Befehle gebe? Ich dachte, wir sind ein Team? Fifty Fifty?“
Erneut sagte der Captain nichts.

Sie wusste nicht wieso, aber irgendwie waren all ihre Sinne angespannt. Ziva David merkte, dass sich irgendwas verändert hatte, dass der Raum plötzlich mehr oder weniger einer Falle glich, die im Begriff war, zuzuschnappen. Erst, als sie Agathas Stimme vernahm, die den Captain eine Spur lauter, als normal ansprach, bemerkte sie, dass der Offizier seine Freundin vollkommen zu ignorieren schien und einfach nur auf den Bildschirm starrte. Dann hörte sie das leise Zischen. Er erinnerte sie an Geschenkpapier, das sehr leise zerrissen wurde, oder an das entfernte Summen von Insekten oder an…
Sie warf einen Blick auf die Konsole und stellte fest, dass sich Cal gar nicht mehr bewegte. Stattdessen waren seine Hände auf den Tasten und wurden permanent von kleinen, blauen Blitzen getroffen.
„Das Surren von Elektrizität!“, schoss es ihr durch den Kopf.

„Ich werde eine EM-Ladung an diese Station schicken. Seven wird in Stase fallen, ob sie will, oder nicht.“
Tim McGee erinnerte sich, in dem Moment, in dem er das leise Zischen hörte, an diese Szene aus der Voyager-Folge „Euphorie“, in der eine sogenannte „Telepathische Werfer-Pflanze“ die Crew dazu brachte, Seven auszuschalten. Er erinnerte sich daran, zu sehen, wie blaue Blitze die zierlichen Hände der attraktiven Borg trafen, wie sie verwirrt einen Schritt zurücktaumelte und dann bewusstlos aufs Deck fiel.
So ähnlich passierte es hier. Cal blieb stocksteif stehen, erst als Agatha und Ziva einander zunickten und sich auf den Captain warfen, um ihn von der Konsole zu schubsen, taumelte er nach hinten und sank in sich zusammen.
Die XO war sofort bei ihm, tastete nach seinem Puls und schüttelte ihren Freund: „Schatz? Hey, komm, bleib wach!“
Offenbar waren die Augenlider bleischwer, denn sie schienen dem Captain immer wieder zuzufallen und die Konzentration auf Agathas Stimme war offenbar auch nicht unbedingt ein einfaches Unterfangen.
Er sank weiter zurück, in ihrem sanften Griff, ehe er auf den Holografischen Schirm deutete und etwas murmelte.
Dann erschlaffte er.

Die XO seufzte, stand auf und betätigte ihren Kommunikator, ehe sie langsam und sehr deutlich sagte: „Silverbird an Intrupper? Wir haben hier einen Fall von EM-Stase. Bring doch bitte eine Trage mit.“
„Ich verstehe.“, erklang die samtweiche Stimme der Italienerin aus dem Kommunikator, „Kann ich sonst noch etwas tun?“
„Das erzähle ich dir gleich.“
Damit wandte sie sich an Tim: „Stell Kontakt zu deinem Boss her. Sag ihm, er soll sich darauf vorbereiten, mit Cal an Bord zu beamen.“
„Mit… Cal?“, echote der Computergeek.
Ungeduldig sog Agatha scharf Luft ein, schlug auf ihren Kommunikator – ja, das würde einen blauen Fleck geben – und sagte zwar langsam, deutlich und konzentriert, allerdings mit einem Unterton von Wut und eben jener Ungeduld, die die gerade schon Tim gezeigt hatte: „Silverbird an Transporterraum. Erfassen Sie Special Agent Gibbs und den neben ihm stehenden Mann. Es handelt sich um den Captain.“

Gibbs und der Fremde materialisierten im Transporterraum der Dragonfly und wurden wie Helden begrüßt. Agatha, Ziva, Tony, McGee, Jill, Gina und Abby standen Spalier und salutierten. Der Captain und der Special-Agent schenkten sich einen verwunderten Blick, ehe Cal auf die Waffe, die immer noch auf ihn gerichtet war, schaute: „Hätten Sie nun die Güte, das Ding runter zu nehmen?“
„Offenbar sind Sie von dem Verdacht, Traceless zu sein, freigesprochen, hm?“, fragte der Special Agent dann, und ließ die Waffe sinken.
Der kommandierende Offizier der U.S.S. Dragonfly flächelte den leitenden Chefermittler des „Major Response Teams“ des NCIS an und nickte dann: „Offenbar.“
Sein Lächeln verschwand, er verzog das Gesicht schmerzvoll und ließ sich auf den Boden sinken: „Und das is auch gut so. Meine Beine bringen mich um. Ich glaube – ich kann keinen einzigen Schritt mehr laufen.“
„Keine Sorge.“, lächelte Gina und trat auf ihn zu, einen medizinischen Tricorder in die Hand nehmend, „Da hab ich das Richtige für Dich.“
Während die Ärztin einen Scan über den Körper des Captains laufen ließ, schaute Ziva zu Agatha und flüsterte: „Was hatte Traceless Dir eigentlich gesagt, bevor er ohnmächtig wurde?“
Die XO zuckte mit den Schultern: „Er sagte nur ‚Anführer’.“
Dann wandte sie sich an Ziva: „Aber irgendwie kommt mir das merkwürdig vor. Warum sollte sich Traceless so einfach schnappen lassen und uns mitteilen, wer der wirkliche Captain ist?“
„Macht mich auch ein wenig mißtrauisch.“, murmelte Ziva und schaute sie an: „Cal spielt nicht rein zufällig gern mal Wortspiele?“
„Hin und wieder – wenn ihm ein besonders Gutes einfällt.“, meinte die XO und ging dann an Ziva vorbei auf Gina zu. Die Israeli legte den Kopf schief, stützte ihren Kopf auf die linke Hand und lehnte sich gegen eine Wand. Vermutlich konnte man ihr ansehen, dass sie grübelte. Aber – irgendwas stimmte daran nicht.
Wirklich  - warum sollte Traceless sagen, wo sich der wirkliche Captain aufhielte? Das war komplett sinnlos.
Und – vielleicht war es viel zu sehr um die Ecke gedacht, aber, vielleicht hatte das Wort „Anführer“ ja noch etwas Anderes zu bedeuten?  Vielleicht hatte sie auch nur zu viele Conan-Mangas gelesen, wo die letzten Worte eines Sterbenden immer etwas zu bedeuten hatten. Gut – Traceless war nur bewusstlos, nicht tot, aber, irgendwie hatte sie das Gefühl, als ob sein letztes Wort noch etwas Anderes zu sagen hatte.

Agatha stand neben Gina, die gerade ihre Untersuchung des Captains beendet hatte.
Die Ärztin klappte den Tricorder zu, schaute alarmiert zu Agatha und dann zu Cal, ehe sie sagte: „Was ist mit Dir passiert?“
„Ach so.“, sagte der Kommandant, deutete auf sich und zuckte mit den Schultern: „Traceless hat mir irgend ein Serum verpasst, dass mich selbst heilt. Er hat mir gesagt, dass es meine DNS durcheinanderbringt und deswegen dein Tricorder Schwierigkeiten mit mir haben dürfte.“
Gina blickte zu Agatha, als es plötzlich laut knallte.

Verblüfft fuhr die Menge auseinander und gab den Blick auf Ziva frei, die ihre Pistole gezogen hatte. Rauch stieg aus dem Lauf auf und erneut knallte es.
Agatha merkte, wie ihr Herz aussetzte. Was geschah hier?
Sie drehte sich um, um in die Richtung zu blicken, in die der Schuss gegangen war und sah neben einem roten Fleck auf der Transporterplattform den entsetzten Gesichtsausdruck Cals, der gerade seine blutüberströmte Hand von seiner Brust nahm und sie anstarrte.
Er blickte Ziva an, hauchte ein „Wieso“ und taumelte nach hinten, als wieder ein Schuss fiel. Dieses mal wurde er ins Knie getroffen.
„Ziva!“, schrie Agatha und kam aus ihrer Starre, „Was tust du da?“
„Anführer.“, sagte die hübsche Israeli, zielte erneut auf Cal und schoss, „Dein Schatz spielte ein Wortspiel.“
„Du tötest ihn gerade.“, schrie Agatha und Panik tauchte in ihrer Stimme auf.
Die ehemalige Mossad-Agentin schüttelte den Kopf.
„Dein Schatz liegt in der Krankenstation. Er hier ist Traceless.“
Damit feuerte sie erneut. Die Kugel traf den Bauch des Captains, der nun gegen die Wand der Transporterkammer sackte und an ihr heruntersank. Eine rote Blutspur war zu sehen.
Agatha hatte genug. Sie zog ihren Phaser, richtete ihn auf Ziva und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen: „Ich hoffe, du hast eine glaubwürdige Begründung.“
„Anführer.“, erklärte Ziva und ließ die Waffe sinken, „Anführer – wie in „der, der anführt.“.“
Man konnte förmlich die Glühlampe sehen, die über Agathas Kopf aufleuchtete, als Erkenntnis in ihrem Gesicht auftauchte. Sie drehte sich zu dem blutenden Captain um und zielte auf ihn.
„Agatha, bist Du bescheuert?“, fragte Gina und Agatha grinste: „Das Wort „anführen“  ist ein Teekesselchen. Es bedeutet einerseits ‚leiten’, im Sinne von „Da geht’s lang.“ Man sagte früher aber auch „anführen“, für eine andere Tätigkeit, die wir heute sehr gerne, und etwas vulgärer, als ‚verarschen’, ‚verscheissern’, oder – etwas zivilisierter – ‚vergackeiern’ bezeichnen.“
Damit wandte sie ihren Kopf zu Gina, hielt den blutenden Mann allerdings mit ihren Augen im Blick: „Cal wollte nicht ausdrücken, dass der Mann, der mit Gibbs spricht, unser Anführer wäre – das wär auch ziemlich unlogisch, schließlich kennt Traceless Cals Führungsstil un dweiß, dass er zwar auf dem Papier unser Chef ist, aber wir es hier ein wenig anders Handhaben. Warum sollte Traceless diesen Mann dann als ‚Anführer’ bezeichnen?“
„Stattdessen“, sagte Ziva, „Wollte der Captain mitteilen, dass der Mann, der mit Gibbs spricht, der ‚Anführer’ ist, also der Betrüger.“
„Ist das nicht ein wenig weit hergeholt?“, fragte Gina und Agatha zuckte mit den Schultern: „Eigentlich schon, aber…“
„Cal liest auch gerne Mangas, oder? Ranma, Yu-gi-Oh, Detektiv Conan?“, zählte Ziva auf und nun nickte die XO: „Ja, stimmt. Er ist immer wieder fasziniert, dass Shinichi Kudo immer noch 17 ist.“
„Nun, bei Conan sind ja immer gerne solche kleinen Wortspiele eingebaut. Und warum sollte ein Conan-Fan, wenn er weiß, dass mindestens zwei Fans an Bord sind, nicht versuchen, den Hinweis so zu verklausulieren.“, erklärte die hübsche Israeli dann.
Traceless richtete sich auf.
„Hm, sollte ich ihn unterschätzt haben?“, fragte er und ehe Ziva oder Agatha feuern konnten schmolz die Gestalt in sich zusammen, wie ein Schneemann und floss durch einen Lüftungsschacht.
Verblüfft schauten die Offiziere dem Formwandler hinterher und Gibbs richtete seinen Blick dann auf Ziva: „Na, da können wir ja von Glück reden, dass hier zwei Conan-Fans an Bord sind. Aber – warum hat er nicht einfach gesagt „Ich bin ich“?“
Agatha zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, vielleicht wusste er, dass er bald das Bewusstsein verlieren würde und ein Satz wie ‚Ich bin…“ nicht unbedingt zur Klärung der Situation beitragen würde.“
Damit wandte sie sich an Ziva: „Ich glaube, dass Deine Methode, Traceless von anderen Menschen zu unterscheiden doch recht sinnvoll ist.“
„Das mag ja alles sein.“, meldete sich jetzt Jill zu Wort, „Aber darf ich mal anmerken, dass wir jetzt wieder einen Formwandler haben, der auf der Flucht ist?“
Tony rollte mit den Augen: „Müssen wir ihn jetzt schon wieder suchen?“
Wie zur Antwort piepste die Transporterkonsole. Jill eilte zu ihr, betätigte einige Tasten und schüttelte den Kopf: „Er ist schon wieder weg. Hat sich von einem anderen Transporterraum zur Erde gebeamt.“
„Na, dann beam uns hinterher.“, sagte Gibbs und nickte seinem Team zu. Doch gerade, als es Position bezogen hatte, schüttelte Jill den Kopf: „Ich krieg die Koordinaten nich raus.“
„Aber beim letzten Mal hat das doch geklappt.“, sagte Agatha verständnislos und Gina nickte, ehe sie schmunzelnd zu ihrer Freundin blickte: „Vielleicht hat der Captain da tatsächlich mal Kompetenz bewiesen und uns einen Hinweis hinterlassen.“
Die hübsche XO zuckte mit den Schultern: „Soll ja auch mal vorkommen, dass der Mann nachdenkt.“
Dann wandte sie sich an Jill: „Und du meinst, Tracy-boy ist nun von Bord?“
„Nach den Werten, die ich hier empfange, hat sich jemand von Bord teleportiert und das dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unser Freund und Kupferstecher sein.“, berichtete Jill, schaute dann zu Gibbs und lächelte: „Übrigens, gut gemacht, dass Sie sich nicht haben einwickeln lassen.“
Der Special Agent schaute sie einfach nur an und Jill hatte das Gefühl, nicht ganz feststellen zu können, ob er sich über dieses Lob freute oder nicht. Dann räusperte er sich und sie wusste, dass er sich der Aufmerksamkeit aller im Raum Befindlichen sicher sein konnte.
„Habt Ihr inzwischen die Privates Riker und Troi hochgebeamt?“, fragte er mit einem Hauch von Ungeduld in der Stimme, „Ich meine, Traceless ist hinter ihnen her, oder?“
„Vermutlich.“, sagte Agatha und schaute zu Jill: „Versuch, sie im Transporterfokus zu behalten und dann, wenn sie ins Bett gehen, hochzubeamen.“
„Troi hat eine Frau.“, schoss Tony die Information dazwischen und Agatha nickte: „Gut, dann beam sie auch gleich mit hoch. Wir werden alle drei schlafen schicken und solange hier behalten, bis die Sache ausgestanden ist. Bis dahin werden sie Urlaub nehmen.“
Erneut blickte die hübsche XO zu Jill: „Du veranlasst das, okay?“
„Klaro.“, lächelte die taktische und Sicherheitoffizierin, ehe sie den Raum verließ.

Gina betrat die Krankenstation und lächelte. Der Captain lag immer noch auf dem Bio-Bett, die Gesichtszüge völlig ernst und wie hingestreckt. Es war ihr klar, dass eine EM-Entladung mit anschließender Stasis keine Sache war, die man einfach so abschütteln konnte. Bei Seven of Nine war die Sache dadurch so einfach gewesen, weil sie eine Borg war und dadurch einen höheren Resistenzquotienten, als ein normaler Mensch aufwies. Cal würde noch für ein paar Stunden Kopfschmerzen haben und deswegen erachtete sie es als das Beste, ihn noch schlafen zu lassen. Sie betrat ihr Büro und traf die Vorbereitungen für Operation „Sandmännchen“ – also die Betäubung und „Lagerung“ des Privates Riker und des Ehepaares Troi.
Vermutlich würde man sie zunächst mit einem einfachen Anästhetikum betäuben müssen, ehe man ihre genauen Parameter erfuhr, und die Dosis der Schlafmittel genau auf sie abstimmen konnte. Im Grunde war es eine der einfachen Aufgaben, die sie auf der Academy immer mit Links gelöst hatte. Sie hatte schon damals gute Kopfrechenfähigkeiten bewiesen und – wenn man einmal die richtige Formel kannte, war es eigentlich eine einfache und logische Sache.
Das sie dafür nicht unbedingt gemocht wurde, war klar. Irgendwer nannte sie mal „Hermine Granger“, was sie erst verstand, als sie einen Blick in die Harry-Potter-Holodeck-Programme warf.

Das pneumatische Zischen der Eingangstür ließ Gina hochschrecken und sie stand auf. Sie ging in den Behandlungsbereich und seufzte. Cals Krankenbett war leer.

Agatha hatte ihre langen, femininen Beine gerade aus den Schaftstiefeln der Sternenflottenuniform und den Uniformhosen befreit, als der Kommunikator blipste.
„Menacer an Silverbird?“
 Sie rollte mit den Augen, lies sich auf das Bett sinken, winkelte die Beine an und betätigte die Brosche: „Ja, Silverbird hier?“
„Gina hat gerade bescheid gesagt – offenbar ist Cal abgehauen.“
Agatha nahm das Kissen, auf das sie ihren Kopf gebettet hatte, drückte es gegen ihr Gesicht und schrie ihre Wut hinein. Dann nahm sie es von ihrem Kopf und seufzte hörbar: „Ich habe verstanden.“
Und sie konnte sich des Gedankens nicht erwehren, ob der Mann ihr nicht wenistens einmal einen ruhigen Tag gönnen konnte. Musste er jetzt wieder ziellos umherwandeln?
Sie kannte die Nebenwirkungen einer EM-Stasis sehr gut, schließlich hatte sie die Berichte darüber gelesen. Man war desorientiert, benommen, hatte ziemliche Kopfschmerzen und war müde. Einfach nur müde.
Und gerade, als sie einen Befehl geben wollte, glitt die Tür auf, Cal wankte auf sie zu, mit leerem Blick, wie ein Zombie aus diesen schlechten Filmen und krachte neben ihr, Kopf voran, ins Bett.
Ein leises Schnarchen war zu hören. Müdigkeit, Schlafen, das waren die letzten Merkmale einer EM-Stasis. Sie wusste, dass der Captain jetzt mindestens drei Stunden schlafen würde, wenn nicht noch länger.
Agatha betätigte ihren Kommunikator: „Silverbird an Menacer? Cal ist hier. Ich glaube, er schläft sich aus.“
Damit schlüpfte sie aus dem Bett, deckte den Captain zu und ging duschen.

Die komplette Geschichte, wie sie Gibbs geläufig war, mit dem Mord an Stone, den versuchten Morden an seinen Teamkollegen und der Jagd auf Traceless, mit dem Schutz der Privates Riker und Troi und der Frau des letztgenannten, das war eigentlich Stoff für drei Fälle. Aber es gab Tage, an denen kam alles sehr komprimiert. So war es seit Tagen. Er seufzte und ließ sich auf die Couch des Gästequartieres sinken. Jeder des NCIS-Teams hatte die Option, ein eigenes Quartier zu beziehen und  Gibbs hatte diese Option in Anspruch genommen. Tony und Ziva – das erfuhr er aber erst dann – teilten sich ein Quartier, ebenso wie McGee und Abby. Damit war der leitende Chefermittler eigentlich nicht einverstanden gewesen, aber nachdem Jill ihm versichert hatte, dass sich jemand von der Dragonfly gebeamt hatte – und die Schätzungen waren vorsichtig optimistisch, dass dieser jemand Traceless war – hatte der grauhaarige Agent kein Problem mehr damit, dass sich seine Teammitglieder ein Quartier teilten.

Tim und Abby saßen in der schiffseigenen Kantine und gönnten sich ein Abendessen. Es war wirklich verblüffend, was ein Replikator alles herstellen konnte und was für Varianten eines einfachen Rezeptes der Computer kannte. Allein schon die Variationen eines einfachen Hamburgers reichten in den 10.000er Bereich. McGee wäre verblüfft gewesen, wenn er sich nicht in einer angeregten Konversation befunden hätte. Er und Abby diskutierten über das Für und Wider der ersten Direktive, jener Richtlinie, die die Einmischung in Belange einer Prä-Warp-Zivilisation verbot. Und die erste Temporale Direktive untersagte es, sich in vergangene Geschehnisse einzumischen.

Die Diskussion hatte damit begonnen, dass sich Tim einen Hamburger bestellt hatte und, als er sich zu Abby gesetzt hatte, hatte diese ihn angesehen und gefragt: „Meinst Du, Cal und Agatha kriegen Ärger?“
Gerade waren sie dabei die Argumente abzuarbeiten die gegen eine Einmischung in vergangene Geschehnisse sprachen, als die Tür aufglitt und Sam Carter hereinkam. Sie lächelte und trat näher: „Kann ich mich setzen?“
„Natürlich.“, nickte Abby und schaute sie an, „Was meinen Sie? Ist die Anwesenheit der Dragonfly in diesem Zeitrahmen ein Verstoß gegen die erste temporale Direktive?“
Sams Augen verengten sich kurz nachdenklich zu Schlitzen, als sie schluckte und dann wieder lächelte: „Eine Debatte über Temporalrecht beim Abendessen? Harter Stoff.“
Abby zuckte mit den Schultern: „Ich weiß, aber … die Frage muss gestellt werden.“
„Ja“, stimmte Sam zu, legte beide Hände auf den Tisch und begann dann, mit ihnen zu gestikulieren: „Also – ich weiß nicht. Wäre die Dragonfly hier, wenn es nicht einen guten Grund gäbe?“
„Verraten Sie es uns.“, sagte McGee und bedachte sie mit einem neugierigen Blick. Erneut lächelte sie ihr wunderschönes 10.000 Watt Carter-Lächeln, ehe sie den Romancier in den Blick nahm: „Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Als sie das erste Mal in dieser Zeit aufgetaucht ist, wollte ihr Captain verhindern, dass eine Allianz der Borg und der Goa’uld die Erde angriff.“
Die Überaschung auf Tims Gesicht war deutlich zu erkennen.
„Eine Allianz der Borg und der Goa’uld?“
„Ja“, nickte Sam, „Die Goa’uld Hathor hatte sich im Jahr 1998 mit der Borg-Königin zusammengetan, und versucht, die Erde zu übernehmen. Dies versuchten, zwei Raumschiffe der Sternenflotte zu verhindern – die Dragonfly und die Voyager.“
„Oh, jetzt legen Sie uns rein.“, lächelte die schöne Forensikerin und schaute Colonel Carter mit Unglauben in den Augen an. Es war ungefähr so, als würden Kinder der Mutter zuhören, wie sie ein Märchen erzählte.
Sam schüttelte den Kopf: „Nein, nein – wirklich. Fragt Cal oder Agatha, wenn ihr sie seht. Fragt sie nach der Hathor-Mission. Das war noch, bevor wir mit diesem freundlichen Verbrecher in Kontakt kamen, der Traceless heißt.“
Und wieder konnten die strahlend blauen Augen der Astrophysikerin sehen, wie die Forensikerin und der Computerexperte in wortloses Staunen ausbrachen. Ein weiteres Lächeln legte sich über ihre vollen Lippen und sie begann, zu erzählen.

Es war wie in einem schlechten Scherz. Tony und Ziva befanden sich in ihrem Gästequartier, hatten sich ihrer Kleidung entledigt und standen nun, wie das höhere Wesen, an das sie glaubten, sie geschaffen hatte voreinander und wollten es sich gerade unter der Dusche gemütlich machen, als Ziva bemerkte, dass aus dem Duschkopf kein Wasser kam.
Stattdessen war seit knapp 5 Minuten, seit Ziva unglaublich anmutig und gelenkig aus dem Slip gestiegen war, ein sehr komisches Geräusch zu hören. Irgendwie hatte die hübsche Israeli ein ungutes Gefühl – vielleicht erinnerte sie sich auch nur an die Sache mit Cal in der stellaren Kartographie und vielleicht war es auch nicht so schlimm – aber sie konnte sich nicht helfen: Bewusstlos in der Dusche gefunden zu werden, nackt, neben einem nicht weniger ohnmächtigen Tony, war nicht wirklich nach ihrem Gusto.
Also zogen sie sich seufzend wieder an, gingen zum Kommunikatorpanel des Replikators und riefen Agatha.

Agatha Silverbird mochte die sonische Dusche. Sie schaffte es, jede Verspannung durch einen konzentrierten Schallstoß zu lösen und es hatte natürlich auch Vorteile, dass in dieser Dusche kein Wasser verwendet wurde. So konnte man schnell duschen und war dadurch wieder fit und konzentriert. Schnell konnte man wieder in die Uniform steigen und musste keinen Aufwand betreiben, um erst wieder Haut und Haare trocknen zu können. Als sie sich gerade ihrer Kleidung entledigt hatte, meldete sich aus dem Wohnbereich der Kommunikatorenbereich des Replikators. Sie bekam davon jedoch nichts mit, wurde sie doch gerade schallbestrahlt. Was los war, bekam sie auch erst mit, als es im Wohnbereich zu einigen unschönen Wortäußerungen kam. Schnell zog sie sich wieder an, kam nach draußen und sah ein ziemliches Durcheinander. Ziva, Tony und Gibbs standen im Zimmer, einige Einrichtungsgegenstände lagen im Raum verteilt und Cal auf dem Bett, allerdings mit dem Gesicht Richtung Gibbs und ziemlich wach.
„Was ist hier los?“, fragte Agatha verblüfft und sah, dass diese Wortäußerung einen ziemlich eindeutigen Erfolg zeitigte. Cal zog die Beine an, stieß sich vom Bett ab und schoss aus selbigem quer durch den Raum, wo er aufkam, sich abrollte und etwas ergriff.
Agatha seufzte.  Es war ein Phaser, den der Captain gefunden und aufgenommen hatte.

Cal und Gibbs zielten aufeinander.

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #37 am: 19.05.14, 18:49 »
  Agatha, Cal und Ziva warfen einander einen bestürzten Blick zu, ehe sie kollabierten.

Kurz vorher
Ziva aktivierte den Kommunikationskanal und sagte laut und deutlich den Adressaten, zu dem sie durchgestellt werden wollte. Nach einigen Sekunden erklang eine genervte Stimme: „Wehe, wenn das nicht wirklich wichtig ist. Ich bin gerade mehrfach ausgeknocked worden, Ziva.“
Die hübsche Israeli wandte sich an Tony, der mit den Schultern zuckte.
„Was machst Du denn bei Agatha im Quartier, Cal?“, fragte Ziva, was den Captain zu einem Stoßseufzer animierte und der genervten Frage: „Ich wohne hier?“
Irgendwie klang eine gewisse Feindseligkeit aus den Worten des Captains, eine Feindseligkeit die man von ihm sonst nicht kannte. Ziva schaute Tony in die Augen, suchte dort nach irgendwelchen wichtigen, nennenswerten Erkenntnissen, allein, es stand dort dieselbe Ratlosigkeit geschrieben, die sie auch bei sich vermutete. Es war ja auch nunmal so eine Sache. War Traceless tatsächlich wieder auf die Erde gebeamt oder hatte Tracy den guten Captain nach unten befördert. Und, wie sah es nun aus? War das wirklich Cal oder doch nur der Formwandler Schrägstrich Bösewicht Schrägstrich (und das ließ Ziva innerlich erkennend aufseufzen) der böse Bruder von Gina? Das mit dem bösen Bruder kannte sie nur allzu gut und es würde sie gar nicht mal allzusehr erstaunen, wenn Gina, genau wie sie, Ziva, durch dieselben Verdrängungsphasen gegangen wäre, was die Bösartigkeit ihres Bruders betraf. Sie sah die hübsche Italienerin schon vor sich, wie sie sich auf die Tischplatte des Captains abstützte, ihn mit ihren blauen Augen eiskalt fixierend und sich dann abstieß, um im Büro auf und ab zugehen. Dabei würde sie die Arme in die Luft werfen und immer wieder verkünden, dass diese Information, dass ihr Bruder, Buzz Intrupper, inzwischen böse geworden war, als vollkommen lächerlich zu werten war. Sie wusste es, weil sie selbst vor ein paar Jahren genau dasselbe gemacht hatte. Zwar war es der Schreibtisch ihres Vaters gewesen und es hatte der Beziehung zwischen ihr und Eli nachhaltig geschadet, aber es war vermutlich dasselbe Prinzip gewesen. Und, nach dem was Agatha ihr erzählt hatte, war Gina vorher die Freundin des Captains gewesen. Da konnte man ja drei mal raten, was dieser Beziehung den Todesstoß versetzt hatte. Sie wusste es nur allzu gut, die Freundschaft zwischen ihr und Tony hatte nach dem Tod von Rivkin extrem gelitten.

„Ich hab keine Ahnung.“, sagte Tony in diesem Momen tund schaute die Israeli an, die mit einem „Hm?“ aus ihren Gedanken aufschreckte. Der Halbitaliener schenkte ihr ein freches Lächeln: „Du fragst dich doch sicherlich, ob es wirklich Cal ist, mit dem Du da sprichst.“
„Ist das so unglaublich?“
DiNozzo schaute sie an, sein Lächeln verschwand, er wurde ernst und legte ihr beide Hände auf je eine Schulter. Sein Blick bohrte sich in den ihren, als er den Kopf schüttelte.
„Nein, Ziva. Mir schießen genau die selben Gedanken durch den Kopf. Es ist immer wieder das gleiche, mit diesem Traceless. Wem können wir vertrauen? Wer will uns verraten?“
Sie nickte, streckte eine Hand nach seinem Gesicht aus und streichelte ihm sanft über die Wange.
„Ich weiß nur eines.“, sagte sie dann und lächelte, „Ich kann spüren, dass Du der echte Tony bist.“
Ihre Stimme war ganz sanft, beinahe hypnotisch geworden.

Tony spürte, wie sein Herz raste und beinahe vor Glück zerspringen wollte. Sie … sie war einfach so… so…
„Ziva, ich li…“
Das Schöne an Klischees ist, dass sie in knapp 90 % der Fälle sogar zutreffen. So auch hier. Gerade, als der Halbitaliener mit vor Liebe überschäumendem Herzen das Geständnis aller Geständnisse ablegen wollte, gerade, als er all seine Verteidigungen abgebaut und ihr so die Möglichkeit gegeben hatte, den wahren, den echten Anthony DiNozzo Junior zu erkennen, klingelte es an der Tür.
Und – wie es weiterhin ein schönes Klischee ist – war der Besucher auch noch ziemlich hartnäckig. Das erste Mal konnten Tony und Ziva noch ignorieren, dass es klingelte, aber bereits beim fünften Mal fielen die Beiden aus der siebten Wolke, auf der sie beide bis dahin geschwebt hatten und kamen ziemlich unsanft auf.
„Wehe, wenn das nicht wirklich wichtig ist.“, murmelte Tony, drehte sich um und ging zur Tür.

Der Anblick, der sich Tony bot, entschädigte sofort für die Störung. Zwar stand dort keine wunderschöne Frau vor der Tür, sondern der grauhaarige Special Agent Leroy Jethro Gibbs, aber der Fakt, dass er mindestens genau so genervt dreinblickte, wie sie vor ein paar Minuten, als sie festgestellt hatten, dass kein Wasser aus ihrer Dusche kam, ließ ein kurzes Lächeln über Tonys Gesicht huschen.
„Ein Wort, DiNozzo, und ich lass Dich zur Verkehrswacht im Baltimore PD versetzen.“, knurrte Gibbs und betrat unaufgefordert das Quartier.

Es ist wirklich faszinierend wie manche Geschichtsabläufe einander gleichen können. So auch hier, wenngleich Gibbs keine schöne Frau mit unter die Dusche genommen hatte. Aber auch er hatte festgestellt, dass die Dusche nur komische Geräusche von sich gab, anstatt Wasser auszuspeien und hatte sich erst einmal versucht, mit dem Chefingenieur in Verbindung zu setzen. Dieser war jedoch gerade dabei, irgendwas zu reparieren, von dem Gibbs zähneknirschend zugeben musste, tatsächlich nicht die geringste Ahnung zu haben. Selbst im Büro versuchte er, sich so selten wie möglich mit Technik abzugeben und deligierte die Aufgaben, die damit zu tun hatten, an diejenigen, die sich damit besser auskannten. Das hatte drei Vorteile. Erstens, erschien er, wenn er diese Aufgaben mit einem genervten Gesichtsausdruck an McGee weiterleitete, ziemlich badass – was ein Zusatznutzen war, wenn man das Image als „harter Hund“ pflegen wollte. Und dieses Image konnte nicht schaden.
Zweitens war es wirklich besser, wenn er die Aufgaben an die Leute weiterreichte, die sich damit auskannten, da war – das mussste Gibbs vollkommen wertefrei zugeben – die Fehlerquote geringer und drittens hatte er viel zu viel zu tun, um sich mit einem Aufbaukursus in EDV zu beschäftigen. Dieser moderne High-Tech-Krempel war einfach nicht seine Welt. Dafür die gute, alte Handarbeit – ein Mann und sein Boot. Oder was immer man baute. Handwerkliche Tätigkeiten, Deduktion, logisches Denken – das lag Gibbs und damit konnte er etwas anfangen. Wenn man sich beim Sägen versägte, dann lag es daran, dass die Hand-Augen-Koordination eventuell doch nicht so gut war, oder man sich ein wenig verkalkuliert hatte. Die Logik der analogen Welt verstand er vermutlich sogar besser, als der Rest seines Teams. Die verstanden dafür die Logik der digitalen Welt besser – besonders McGee.
Gibbs konnte sich nicht helfen, er hatte das Gefühl, dieser Blechkasten, mit dem sie in den letzten Jahren förmlich zusammengewachsen waren, hatte irgendwas gegen ihn. Es gab keinen Tag, an dem er ihn nicht mit irgendeinem sinnlosen „Ausnahmefehler“ ärgerte. Oder noch besser – mit einem „unerwarteten Fehler“. Was war das eigentlich für eine Fehlermeldung? Erwartete man die anderen Fehler? Oder was wollte man damit sagen?

Nachdem er sich damit abgefunden hatte, dass seine Dusche anscheinend Musik machte, fragte er sich, ob das Radio – so es denn eines gab – Wasser ausspieh. Und dann hatte er die Nase voll gehabt. Er hatte sich wieder angezogen und war zum Quartier von Tony und Ziva gegangen.

„Unsere Dusche singt auch mehr, als dass da Wasser rauskommt.“, murmelte Tony und seufzte, „Um mal Charlie Chang aus ‚Eine Leiche zum Dessert’`zu zitieren ‚Was ist Bedeutung von dies’.“
Direkt neben ihm stöhnte Ziva auf und ließ sich auf das Bett sinken.
„Wir sind Idioten.“, stellte sie fest und schaute Tony und ihren Chef an: „Wir sind auf einem Schiff der Föderation. Die haben keine Duschen, die Wasser versprühen. Oder – vielleicht nur gegen Aufpreis.“
„Bitte?“, fragte Gibbs und setzte sich mißmutig auf den Fußboden. Er schaute die hübsche Israeli an, die aufstand und ihn und Tony mit verzaubernd-lebhaften Augen anblickte.
„Sonische Duschen – Schallduschen. Die brauchen kein Wasser in der Zukunft.“
„Kein Wasser?“, fragte Tony und schnupperte: „Uhh, das muss nach ein paar Tagen anfangen zu riechen.“
Ziva schüttelte den Kopf: „Keine Ahnung, wie sie das hinkriegen, aber, wenn ich ehrlich bin, will ich gar nicht so genau wissen, wie das mit der Technik der Zukunft en detail funktioniert. Ich meine – nehmen wir den Replikator. Ich will nicht wissen, was die Lasagne, die Du vorhin gegessen hast, Tony, vorher war. Ich will auch gar nicht wissen, ob da überhaupt Nährstoffe drin sind.“
„Allzuviele können es nicht sein, wenn Du dir anschaust, wie die Frauen hier aussehen.“, grinste der Halbitaliener und Ziva schüttelte erneut den Kopf: „Tony, woran Du wieder denkst.“
Tony lächelte sie an – er versuchte dabei, gewinnend auszusehen. Dann räusperte sich der Chefagent, stand auf und schaute die Beiden an.
„Wenn ihr fertig seid, miteinander zu flirten, würde ich jetzt gern mit dem Kapitän dieses Kahns reden. Der wird ja wohl noch auf der Krankenstation liegen.“
„Entweder das, oder er ist in seinem Quartier, zusammen mit Agatha.“

Was nun folgte, konnte man entweder einfach nur Planlosigkeit nennen, oder es auf den Fakt schieben, dass man sich seit Tagen einem Gegner gegenübersah, der die Fähigkeit bewiesen hatte, andere Leute perfekt nachzuahmen. Gibbs begab sich, zusammen mit seinem Team ins Quartier des Captains und verlangte, dass dieser sich identifizierte.
Cal – oder Traceless – schien jedoch noch derart geschafft zu sein, dass er der Aufforderung nicht direkt nachkommen konnte, oder wollte, auf jeden Fall war er, als Agatha aus ihrer sonischen Dusche zurückkam damit beschäftigt, sich Gibbs vom Leib zu halten, der auf ihn zielte. Doch dann hatte sich das Blatt gewendet und auch der Captain – oder Traceless – eine Waffe in der Hand. Er zielte auf Gibbs und Gibbs zielte auf ihn. Ein schöner Mexican-Standoff, der jedoch allzu bald zerstört wurde, dadurch dass Ziva dem Captain den Phaser aus der Hand trat, die Waffe selbst griff und auf den Captain anlegte.
„Erm… ups?“, machte dieser und hob vorsichtig die Hände: „Nicht schießen, ich ergebe mich?“


Es gab Gelegenheiten, die waren Dr. Gina Intrupper einfach zuwider. Ein junges Pärchen mitten in der Nacht aus dem Bett zu beamen, um sie vor einem kriminellen Superhirn zu schützen, gehörte in sofern dazu, dass sie es auch nicht schätzen würde, einem Offizier der Sternenflotte nur in Unterwäsche gegenüberzutreten.  Das Problem war aber, dass man nur in der Nacht diesen Transport unbemerkt durchführen konnte.

Der Transporterchef hatte den Private Riker, sowie PFC Troi und seine Frau die ganze Zeit über beobachtet, zumindest soweit es seine Kompetenzen und der Anstand erlaubten. Er, sowie Gina waren sich sicher, dass Troi und seine Frau die Anwesenheit des jeweils anderen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genossen hatten. Sei es durch eine tatsächliche Vereinigung der Beiden oder aber durch die bloße Nähe, die das Ehepaar in ein behagliches, warmes Gefühl der Sicherheit hüllte.

Weiterhin hatte der Transporterchef eine ungefähre Schätzung der körperlichen Konstitution des Ehepaars und des benachbarten PFCs Riker abgegeben, was eine genauere Dosierung des Anästhetikums, das die drei so lange in Morpheus Armen ruhen lassen würde, bis sie ausser Gefahr waren, ermöglichte. 

Gina wartete in der Krankenstation darauf, dass der Teleport in die drei Biobetten vorgenommen werden würde und nach ein paar Minuten hörte sie das bekannte Singen des Transporters. Tatsächlich, auf dem Biobett am Eingang lag, gerade zu sich kommend, ein Mann, dem man die Ähnlichkeit zu Commander William T. Riker nicht absprechen konnte. Verblüfft blinzelte er die hübsche Ärztin aus blauen Augen an und fragte benebelt: „Wo bin ich?“
Weiter sollte er nicht kommen, denn Gina trat auf ihn zu, lächelte ihn beruhigend an und sagte nur ein „Schlafen Sie.“, ehe sie ihm den Injektor gegen den Nacken presste. Der Effekt trat sofort ein. Rikers Augen rollten nach oben, der komplette Körper erschlaffte und er war binnen Nanosekunden wieder eingeschlafen. Vermutlich – so dachte sich Gina – würde der PFC sich entweder gar nicht an diese Episode erinnern, oder sie für einen verrückten Traum halten. Der Teleport PFC Trois verlief genau so problemlos und hier injizierte Gina dem schlafenden Private das Betäubungsmittel, ehe er überhaupt aus seinem Schlummer erwachen konnte. Bei der als Nächstes an Bord gebeamten Misses Troi sah sie Sache allerdinds schon wieder anders aus.

Gerade, als Gina zu ihr getreten war, um sie ebenfalls wieder schlafen zu schicken, schlug die hübsche Blonde ihre blau-grauen Augen auf, fixierte die Ärztin und war so schnell auf den durchtrainierten Beinen, dass die italienische Ärztin nur verblüfft mit den Augen blinzeln konnte.
„Wo bin ich hier?“, fragte die Frau in ihrem Schlaftop und der Pyjama-Hose, ehe sie ihren schlafenden Mann erkannte.
Mit weit aufgerissenen Augen, in denen nun langsam, aber sicher Wut sichtbar war, schaute sie die blonde Ärztin an: „Was haben Sie mit meinem Mann gemacht?“
Gina atmete tief durch, konzentrierte sich auf ihre medizinische Ausbildung und hielt das Hypospray so, dass sie Misses Troi nicht direkt bedrohte, es allerdings im Zweifelsfall sofort einsetzen konnte.
„Sie brauchen keine Angst zu haben. Ihnen wird nichts geschehen.“
Misses Troi schien davon nicht unbedingt überzeugt. Sie funkelte Gina an: „Ach so – natürlich. Deswegen entführen Sie uns auch aus unseren Betten. Was haben Sie vor? Uns zu analysieren?“
Nun war die Ärztin ein wenig verblüfft: „Wieso… analysieren?“
Misses Troi stieß verächtlich die Luft aus: „Halten Sie wen anders zum Narren. Sie entführen doch seit Jahrzehnten Menschen nachts aus ihren Betten. Ich hätte nur nicht gedacht, dass sie gar nicht so… gar nicht grau sind.“
„Ma’am?“, fragte Gina verdattert und versuchte, mit schief gelegtem Kopf aus den ihr gerade genannten Informationen irgendeinen Sinn zu machen.
„Na… sie sind doch diese Greys, oder?“
„Greys?“, echote die Ärztin, schnippte dann mit den Fingern und lächelte: „Sie meinen die Asgard. Nein, mit denen haben wir nur bedingt etwas zu tun. Wir… sind Forscher, das ist wahr. Aber ich versichere Ihnen, wir sind Menschen, genau wie Sie.“
„Na klar.“, nickte Troi und schien absolut nicht überzeugt zu sein, „Und warum entführen Sie uns dann aus unserem Ehebett?“
Gina atmtete durch. Gut, das konnte jetzt ein wenig kompliziert werden, aber sie würde versuchen, ihr alles so zu erklären, dass es für Misses Troi glaubwürdig war, andererseits aber auch nicht zu viel verriet.
Sie schaute die Blonde aus ihren blauen Augen an und versuchte, ein vertrauenerweckendes Lächeln.
„Dass Sie nur schlafen, würden Sie nicht glauben, oder?“, fragte sie und nickte, als Troi den Kopf schüttelte: „War mir ja auch klar.“
„Ich bin nicht irgendwer, ich bin Diana Troi und ich schreibe für den DC-Chronicle. Und glauben Sie mir, diese Story wird erscheinen.“
„Diana Troi, ja?“, echote Gina und musste lächeln. Manche Sachen waren einfach nur zu komisch. William Troi und Diana Troi – natürlich. Es war klar, dass sich gewisse Variablen so – oder so ähnlich – wiederholen würden, aber dass ein späterer William Riker eine Deanna Troi heiraten würde – das war nur zu komisch.
„Warum lächeln Sie so dämlich?“, zischte Diana Troi und funkelte sie aus grauen Augen an, „Ich kann Sie mit einem einzigen Fingerschnippen erledigen. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, kriegen Sie kein Bein mehr auf den Boden. Lassen Sie mich lieber hier raus, oder ich…“
So langsam, aber sicher ging die hübsche Journalistin der Ärztin auf den Geist. Und wenn man sie nicht mit einem Hypospray ruhigstellen konnte, musste man halt andere Möglichkeiten ergreifen. Hatte Diana da nicht gerade etwas von „Fingerschnippen“ gesagt?
Ein leises, böses Lächeln legte sich auf Ginas volle Lippen. Oh – die Ironie würde sowas von deutlich werden.

Nach ein paar Minuten war die junge Journalistin ganz friedlich. Gina bohrte ihren Blick weiter in die nun immer glasiger werdenden Augen der Frau und fuhr sanft über die Punkte, die sie beim Training mit Agatha perfektioniert hatte. Beruhigend sprach sie die letzten Worte, bei denen sie ihre Stimmmodulation inzwischen in einen hypnotischen Singsang verändert hatte. Dann schnippte sie mit den Fingern und sah, wie Dianas Kopf auf ihre Brust sank.
Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach der hypnotisierten Frau aus, ergriff sie und führte sie zum Bett, sie sanft auf dieses legend und ihr erklärend, was sie gerade vor ihrem inneren Auge sah. Dann – nur um sicher zu gehen – presste sie ihr den Injektor gegen den Hals, was sie Frau schläfrig aufstöhnen und dann komplett erschlaffen lies.
Gina berührte vorsichtig den Kommunikator: „Intrupper an Silverbird?“
„Lass hören.“, erklang Cals Stimme.
„Unsere drei Babys schlafen.“, erklärte sie und runzelte verblüfft die Stirn: „Warum schläfst Du eigentlich nicht?“
„Ich wurde etwas unsanft geweckt.“, hörte sie die amüsierte Stimme des Captains, „Und ich erwarte dich mit deinem Medokoffer in unserem Quariter.“
„Hat sich wer verletzt?“, seufzte die Ärztin und hörte, wie nun auch Cal seufzte: „Ja, ich bin mit dem Kopf gegen – is ja auch egal. Ich hab ne schicke Platzwunde, wenn Du dich mal darum kümmern würdest.“

Kurz vorher
„Erm… ups?“, machte Cal und hob vorsichtig die Hände: „Nicht schießen, ich ergebe mich?“
Dann lies er seinen Blick zwischen Ziva, Tony und Gibbs hin und her sausen und wandte sich schließlich an die gerade aus der sonischen Dusche kommenden Agatha.
„Hey Schatz“,  lächelte der Captain ihr zu, „Wie geht’s denn so?“
„Wäre ich jetzt Commander Offensichtlich würde ich sagen ‚Du bist wach’“, schenkte die XO dem Captain ein Lächeln, dann schaute sie zu ihren Gästen: „Wenn Ihr beim nächsten Mal vorbeikommen wollt, sagt vorher bescheid. Stellt euch mal vor, ich wäre nackt gewesen.“
„Tun wir gerne, Agatha.“, schoss Cal dazwischen, stockte und verpasste sich selbst einen Schlag mit der flachen Hand auf den Hinterkopf, sie anschauend: „Sorry.“
Die XO rollte mit den Augen – dann räusperte sich Gibbs. Das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun, ist aber der präzise Ablauf der Geschichte. Erst rollte Agatha mit den Augen, dann räusperte sich Gibbs.
„Wir haben eigentlich nur zwei Fragen – die erste: Warum singt unsere Dusche. Die haben wir schon beantwortet. Aber die wichtigere ist – wer ist er hier?“
Damit schaute Gibbs über den Lauf seiner Waffe zu Cal, der mit einem „Oh for crying out loud“ seinen Kopf gegen eine Querverstrebung schlug. Dies tat er leider so gründlich, dass er kaum, dass er den Kopf von der Querverstrebung nahm, eine schöne Platzwunde sein eigen nannte. Benommen taumelte er nach hinten, ließ sich auf den Hosenboden nieder und seufzte: „Jack passiert das nie.“

Jetzzeit
Gina fuhr mit dem Hautregenerator über die Platzwunde und schaute den Captain mißbilligend an: „Sowas macht man auch nicht. Das ist schmerzhaft.“
„Da wär ich nie drauf gekommen“, stöhnte der Captain und schaute sie an: „Hast Du nicht noch irgendwelche Schmerzmittel für mich?“
Gina schüttelte den Kopf: „Meine Oma sagte immer: ‚Doof bleibt doof. Da helfen keine Pillen und keine Medizin.’ Ich kann dir also nichts gegen die Schmerzen der Dummheit geben. Aber – ich bin sicher, Agatha kann dir helfen. Frag sie einfach.“
Der Captain schaute sie an, legte überlegend den Kopf schief und dann erhellte sich sein Gesicht: „Du meinst wie in…“
Gina nickte.
„Ich sehe, wir verstehen uns.“
Damit wollte sie gehen, doch Gibbs versperrte ihr den Weg.
„Wir würden gerne erstmal wissen, ob das wirklich Cal ist.“
Die Ärztin zuckte mit den Schultern: „Seine Schläfe blutete. Was wollen Sie noch?“
„Als ich den anderen Cal erschossen habe, hat er auch zunächst geblutet.“, lies sich Ziva vernehmen und der Captain hob verblüfft beide Augenbrauen: „Du hast mich erschossen?“
Die hübsche Israeli zuckte mit den Schultern: „Naja, warst ja nicht du. Zumindest – glaube ich das.“
„Hey“, sagte Cal und wollte gerade aufstehen, als er sich der Querverstrebung, unter der er saß, gewahr wurde. Schnell trat er einen Schritt nach vorne und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
„Ich … woher warst Du sicher, dass ich das nicht war.“
„Du hast den Hinweis doch selbst gegeben.“, lächelte Ziva, „’Anführer’.“
Cal schaute sie verblüfft an: „Sag bloß, der Hinweis kam an.“
„Ich les auch Conan.“, sagte Ziva, mit einem weiteren Lächeln, „Ich dachte, das wüsstest du:“
Der Captain schaute sie an, und sein verwirrter Gesichtsausdruck wich einem strahlenden Lächeln: „Und ich hab schon gedacht, das Ding wär zu schwer zu knacken gewesen. Ich sah mich schon als Traceless-Duplikat in Stasis liegen.“
„Wo Du auch immer noch landen könntest, wenn Du uns nicht endlich erzählst, woran wir feststellen können, dass Du du bist.“
Cal rollte mit den Augen, sah von einem zum Anderen und sagte: „Ich weiß, das ist jetzt der an den Haaren herbeigezogenste Beweis, den man sich vorstellen kann – aber ich werde es mal versuchen.“
Damit lächelte er Ziva an: „Wonder Woman, fessel mich doch in deinem Lasso der Wahrheit.“
Die hübsche Israeli zog die Stirn kraus.
„Seit wann stehst Du auf Fesselspiele?“, fragte sie und Agatha räusperte sich: „Wenn ich da mal dazwischen gehen dürfte? Wonder Woman hat das goldene „Lasso der Wahrheit“, womit man Menschen dazu bringen kann, dass man die Wahrheit sagt.“
„Ah…“, machte Ziva, „Und das soll uns jetzt helfen? Ich meine, vielleicht hat auch Traceless diese Comics gelesen?“
„Nein, hat er nicht.“, sagte Gina und schaute die Israelin an: „Mein Bruder hält Comics für wertlosen Zeitvertreib.“
Damit blickte sie zu Cal: „Zumindest bin ich geneigt, ihm mehr zu glauben.“
„Das freut mich.“, lächelte der Captain und schaute zu Agatha: „Aber noch schöner ist, dass mir meine M.J. glaubt.“
Die hübsche XO schüttelte ihre roten Haare, schaute den Captain an und stemmte eine Hand in die Hüfte: „Und wer sagt Dir, dass ich nicht Traceless bin?“
„Dein hypnotisierendes Funkeln in den Augen, meine Liebste. Das hast nur du. Das kann man nicht duplizieren.“
Damit ging er auf sie zu, schlang seine Arme um ihre Hüfte und schaute sie an: „Und ausserdem, kannst Du nur Agatha sein, weil ich das folgende nie mit einem Mann machen würde.“
Und schon hatte er sie gegriffen und ihr einen Kuss auf den Mund gedrückt.
Als sie sich voneinander lösten, grinste Agatha Cal an, wie eine Katze, die einen Kanarienvogel verschluckt hatte: „Schöne Art der Beweisführung, mein Captain. Aber ich bezweifel, dass das vor Gericht standhalten würde.“

Elegant schwebte das Föderationsraumschiff, dessen rot-blauer Warpantrieb durch die deuterium-graue Hülle einen Eye-Catcher-Charakter hatte, ausserhalb der Möglichkeiten der Erde, die Dragonfly mit ihren Ortungsmethoden zu erfassen. Zwar schmälerten einige Hüllenbrüche nach dem Gefecht mit den Goa’uld und der Explosion in der Arrestzelle das schnittige Aussehen, aber, wenn man die Dragonfly wirklich gedanklich in eine Frau verwandeln wollte, ließen die Schrammen, Kratzer und Wunden, die ihr beigebracht wurden, den Fakt, dass sie immer noch stolz und aufrecht stand, sie zu einer stolzen Kriegerin verwandeln.
Die George Hammond , die inzwischen ebenfalls soweit repariert worden war, dass sie aus eigener Kraft fliegen konnte, schwebte neben ihr und man konnte eine gewisse Aufbruchstimmung spüren.

Sam hatte gerade davon erzählt, wie sie und der Kommandant der Dragonfly sich das erste Mal getroffen hatten. Damals war es ihr verrückt erschienen, ein so junges Personal ins Weltall zu entsenden und dem Wutausbruch des damaligen Colonels O’Neill konnte sie nur aus vollem Herzen zustimmen.

Calvin selbst hörte laut Musik über seinen Walkman und ein Bleistift als Mikrophon benutzend, sang er laut den Refrain mit.
Janeway sah Carter an. „Der ist immer so.“, erklärte sie und man konnte deutlich hören, dass sie ein wenig genervt klang. Die schöne Astrophysikerin wandte sich ihr zu und fragte: „Diese Kinder und Sie anderen. Was machen sie?“

Dazu muss gesagt werden, dass der Begriff „Kinder“ ein etwas dehnbarer Begriff war, denn der Captain war zu diesem Zeitpunkt knappe 17 Jahre alt – zwar immer noch mitten in den Flegeljahren, aber, man konnte sagen, dass er aus dem Gröbsten raus war. Da war allerdings das Verhalten, das selbst die 16 jährige Rothaarige neben ihm, die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lies.


„Wir erforschen das Weltall.“, erklärte Janeway, was O’Neill dazu brachte, sich abrupt zu ihr herumzudrehen. In seinen Augen standen Flammen und Sam, die neben ihm saß, konnte sich nicht helfen – sie gab ihm recht.
„Und dazu benutzen sie Kinder?“, eruptierte der Colonel. Janeway hob beschwichtigend beide Hände: „Wir benutzen sie nicht, sie sind freiwillig in ein Raumschiff gestiegen!“
„Natürlich. Genau wie auf Orban Kinder ‘freiwillig’ zu gehirnlosen Zombies wurden!“
Man konnte dem Colonel anmerken, dass die Sache mit den Orbanern und vor allem der jungen Merrin ihm, knappe zwei Monate nach den Ereignissen, immer noch nahe ging.
 „Nein, Colonel.“, sagte Agatha mit einer sanften, abgeklärten Stimme, „Wir sind tatsächlich freiwillig losgeflogen.“
O’Neill sah ihr in die Augen: „Ja, klar. Wer weiß, was diese Leute mit euch gemacht haben. Eine Prise Nish’ta hatte aus uns damals Sektierer gemacht. Glaub mir, wir kennen uns mit Gedächtnisveränderung aus.“
Cal meldete sich zu Wort. „Was? Sie sind in Kontakt mit einer gehirnmanipulierenden Droge gekommen und konnten sich befreien? Sie müssen alle unglaublich willensstark sein.“, sagte sie.
„Mit der richtigen Technik ist alles möglich!“, konnte sich O’Neill nicht verkneifen.


Sam lächelte Abby und Tim an, die wie gebannt an ihren Lippen hingen. Dann räusperte sich die hübsche Laborgoth: „Aber – hättet ihr nicht völlig aus dem Häuschen sein müssen, wenn da plötzlich ein Föderationsraumschiff auftaucht?“
„Das wären wir wohl gewesen.“, wiegte Sam ihren Kopf mit den verzaubernd-funkelnden blauen Augen hin und her und ihr 1000-Watt-Carter-Lächeln wurde noch intensiver; „Aber wenn man selbst durch so etwas wie ein Stargate geht, kann einen nichts mehr schocken. Und ob ihr es glaubt, oder nicht. Janeway war so klug, uns darauf anzusprechen. Sie ist nicht so, wie SF-Debris sie hinstellt.“
Dieser Satz hatte gesessen, denn Sam konnte erkennen, dass um Tims Mundwinkel ein verräterisches Zucken stattfand und in seinen Augen eine Mischung aus Unglaube und Verwirrtheit miteinander rang.
„Meint Ihr, ich schau mir die Internet-Reviewer-Szene nicht an?“, lächelte Sam, „Natürlich, wenn ich Zeit habe, werfe ich einen Blick darauf.“
Sie nahm einen weiteren Schluck ihres Diät-Drinks, den sie mit den Worten „Der schmeckt einfach besser“ bestellt hatte, ehe sie sich wieder an ihr Publikum wandte: „Wie schon gesagt – Janeway hat uns gefragt, warum wir nicht allzu verblüfft reagierten und Daniel hatte es ihr dann erklärt. Sie kam zum Schluss, dass es die Zeitlinie noch mehr verändern würde, wenn man nun darauf achtete, ob irgendjemand Informationen in die Vergangenheit weiterleitete.“
„Versteh ich nicht.“, meinte eine, sich plötzlich dazusetzende Tara King und schaute Sam an. Diese schenkte ihr ein Lächeln und reichte ihr die Hand: „Tara, schön dass Du es einrichten konntest.“
„Ja und ich will auch nicht hetzen, aber – die Sache mit Bastet hat das SGC in Aufruhr versetzt. General O’Neill bittet darum, dass wir beide bald zu einer Besprechung kommen mögen. Und ich soll Captain Cat entweder alles sagen, oder ja nichts.“
Sam schaute ihre Offizierin an, zwinkerte ihr zu und sagte, mit einem leicht amüsierten Lächeln: „Erzähl es ihm. Ich bin sicher, er wird mit runterkommen wollen.“
„Aber haben wir nicht andere Sorgen?“, meldete sich Tim, „Ich meine, auf der Erde treibt sich dieser Traceless rum, und keiner weiß, was er vor hat, oder wer er ist.“
„Keine Sorge, ich passe auf den Captain und seine XO auf.“, sagte Sam und zwinkerte Tim zu: „Ausserdem bin ich sicher, dass der General auch die Meinung von Ihnen hören will.“
„Jaja“, sagte Abby und wirkte ein wenig ungeduldig: „Aber warum würde es noch mehr Schaden an der Zeitlinie verursachen, wenn von heute auf morgen keine Informationen mehr in die Vergangenheit – also unsere Gegenwart – kommen würden?“
Die hübsche Astrophysikerin lehnte sich zurück und seufzte genießerisch. Es tat so gut, einfach nur mal die letzten Jahre aufzuarbeiten.
„Also – die Kurzfassung: Man musste einen guten Moment abpassen. Das späte zwanzigste Jahrhundert ist so häufig von Zeitreisenden besucht worden, dass die temporale Barriere dort ungefähr so löcherig ist, wie ein schweizer Käse. Ausserdem gibt es dort fünf große parallele Zeitströme.Der eine setzt in den frühen zwanziger Jahren ein. Sagt euch die Star Trek-Episode „City on the edge of forever“ etwas?“
Tim nickte: “Du …”
Sofort bemerkte er, was er da gerade getan hatte, und verstummte Schlagartig, was Sam zu einem glockenhellen Lachen brachte: “Duz mich ruhig. Erstens sind wir alterstechnisch so weit nicht auseinander, zweitens erlaube ich es dir, drittens ist dies eine Fanfiction und daher nicht Canon und viertens würde ich es Dir sogar im Canon erlauben, Tim.“
Der Informatikfachmann schluckte, schaute Sam dann an und holte erneut Luft: „Du meinst also die Folge, in der Kirk und Spock in die Zwanziger reisen um McCoy zu finden?“
„Ja, und wenn sie nicht in die Vergangenheit gereist wären, hätte der gute Doktor eine Frau namens Edith Keeler gerettet, was unschöne Konsequenzen gehabt hätte. Das ist ein paralleler Zeitstrom. Ein weiterer setzt ein paar Jahre später ein – im Krieg. Ihr erinnert euch an die Folge „Sturmfront“?“
„Aus „Enterprise?“, fragte Abby und Sam nickte: „Genau. Das ist der zweite große Zeitstrom. Ein Dritter waren die ‚Eugenischen Kriege’, die eigentlich in den 90ern hätten stattfinden sollen und mit der Verbannung Khan Noonian Singhs von der Erde geendet hätten. Einen Vierten verursachte der Systemlord Ba’al, als er das Schiff, welches das Stargate von Ägypten nach Amerika hätte bringen sollen, versenkte. Ein Fünfter wurde durch den Absturz des Raumschiffes AEON verursacht, das diese Zeitlinie, mit ihrem Computerzeitalter in den 90ern verursachte.“
Der Informatikfachmann blickte die hübsche Astrophysikerin verdattert an, versuchte sich Zahlen und Daten zu merken und damit klar zu kommen – Abby nickte nur verstehend und beugte sich dann vor: „Und wenn man nun noch eine Veränderung vornehmen würde – im ausgehenden zwanzigsten, frühen 21. Jahrhundert würde es zu Komplikationen kommen.“
„Exakt.“, sagte Sam, „Anzeichen davon, was passieren könnte, habt ihr offenbar schon erlebt.“
„Ja, einen Haufen Paralleluniversumsbewohner, die hier auftauchten.“, erklärte Abby, „Aber es war eigentlich ganz lustig.“
„Soso“, lächelte Carter und beugte sich wieder vor: „Ich bin neugierig – wollt ihr es mir erzählen?“
„Gerne.“, sagte Abby und begann.

Es gab Momente, in denen sich Leroy Jethro Gibbs vom Schicksal verfolgt fühlte – oder auf den Arm genommen. Gerade war es Letzteres. Cal hatte sich gerade durch einen alten Trick zu identifizieren versucht und irgenwie gelang dieser sogar, weil selbst er geneigt war, ihm zu glauben. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass Gibbs sich sicher war, dass er sich auf seine Leute verlassen konnte. Er selbst hatte immer ein sehr starkes Bauchgefühl und dieses verriet ihm zwar, dass die Sache nicht ausgestanden war, Traceless aller Wahrscheinlichkeit nach aber nicht mehr an Bord weilte. Dies bedeutete, dass dieser Cal der echte war.
Und gerade, als er beschlossen hatte, diesen Fakt zu aktzeptieren, meldete sich die Türklingel. Mit einem „Herrein“ von Cal und Agatha glitt die Tür beiseite und gab den Blick auf eine junge Brünette, allerhöchstens Anfang zwanzig frei. Sie nickte in die Runde.
„Captain Cat, Commander Silverbird, und die Special Agents Gibbs, David und DiNozzo? Ich darf Sie bitten, sich nach Washington D.C. zu begeben.“, sagte die Frau und salutierte dann: „Lieutenant Tara King meldet sich wie befohlen.“
„Moment mal.“, sagte Tony und schaute die hübsche Brünette verblüfft an: „Wer hat befohlen, dass wir uns da einfinden sollen?“
Tara schaute ihn an und ihr Blick verriet keinerlei großartige Regung: „General Jack O’Neill von Homeworld Security.“
„Tatsächlich?“, grinste Cal breit, „Darf ich mich dann wieder darauf freuen, dass wir mal wieder durchs Gate gehen?“
Die hübsche Brünette schüttelte den Kopf: „Dazu wird es vermutlich nicht kommen, Sir. Aber  Sie werden sich sicherlich auch so auf ein weiteres Gespräch mit dem General freuen.“
„Worauf Sie Gift nehmen können, Lieutenant King.“, sagte der Captain und wandte sich an Agatha: „Wollen wir, Schatz?“
„Lass uns wollen.“, erwiderte sie.
Damit betätigte die attraktive XO ihren Kommunikator, räusperte sich und sagte: „Silverbird an Intrupper. Wir beamen uns gleich zu General O’Neill herunter.“
„Ich verstehe.“, erwiderte die Ärztin, „Habt Ihr eigentlich schon eure Tri-Ox-Impfung erhalten?“
„Tri-Ox?“, echote Cal und hob fragend eine Augenbraue. Ziva tat unbewusst das gleiche, schaute Cal an, dann zu Agatha und plötzlich verstand sie. Natürlich – das war eine logische Schlussfolgerung. Sie wandte sich dem Captain zu und zuckte mit den Schultern: „Ich nehme an, dass die Luft hier dicker ist, als auf der Erde?“
Nuns chaute auch Tony sie überrascht an. Ziva erwiderte seinen Blick, zuckte mit den Schultern und lächelte ihn an.
Sie beugte sich vor, stellte sich auf die Zehenspitzen um den Größenausgleich zu bewerkstelligen und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich erkläre es Dir später, Tony.“

Es war doch eine etwas merkwürdige Situation, als die Tür aufglitt und Tony DiNozzo Tim und Abby sah, die sich mit einer blonden Frau unterhielten, die aussah, als wäre sie eine Zwillingsschwester von Helen Magnus.
„Sam.“, lächelte plötzlich Cal neben ihr und schaute sie an, „Das is doch mal schön, dass Du uns mit nach unten begleitest.“
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Ich musste sowieso runter, da kann ich auch mit euch nach unten beamen.“
„Det is wohl wahr.“, machte der Captain und drehte sich um, als er das pneumatische Zischen der Tür hörte und Gina Intrupper auf ihn zukommen sah.
Die Italienerin lächelte ihn freundlich an: „Keine Panik, es wird nicht weh tun.“
Damit hatte sie ein Hypospray gezogen und Cal den Injektor gegen den Nacken gepresst.
„Au!“, machte dieser, schaute Gina vorwurfsvoll an und fragte: „Hast Du nich gesagt, dass ich nichts merken würde?“
„Nein, ich sagte, es würde nicht wehtun.“, korrigierte die Ärztin ihn, mit einem amüsierten Zwinkern, was der Captain mit einem „Hat es aber“ kommentierte, und damit, dass er sich über die Stelle rieb, die gerade nähere Bekanntschaft mit dem Injektor gemacht hatte.
Tony konnte sich das alles nicht vorstellen. Dieser Mann war -  formal und ganz ohne jegweden bösen Absichten betrachtet – ein Vollidiot. Vermutlich wäre ein Kind noch eher geeignet gewesen, ein Raumschiff zu kommandieren, als er.
Es war einfach nur faszinierend. Dieser Mann trug die Verantwortung für Hunderte von Leben und war mit sowas einfachem und banalem wie einer Spritze überfodert, die…
„AU!“, machte nun auch Tony und schaute die Ärztin verblüfft an.
Okay – es tat tatsächlich weh. Oder besser gesagt: Die Injektion kam sehr überraschend.
Kurz glaubte er, das seine Sicht verschwömme, aber gerade, als er sich an der Konsole festhalten wollte, ging es wieder.
„Was war das?“, fragte er und Ziva, die gerade die Hand von ihrer Stirn nahm, schaute den Agenten an. „Tri-Ox.“, erklärte sie und zuckte mit den Schultern: „Ich glaube, das gehört dazu, damit wir keine unangenehmen Überraschungen auf der Erde erleben.“
„Hoffentlich.“, ließ McGee verlautbaren und schüttelte den Kopf, nachdem Gina ihm die Injektion verabreicht hatte, „Mein Bedarf an Überraschungen ist für heute sowas von gedeckt.“
Und dann passierte etwas, womit eigentlich schon wieder fast jeder gerechnet hatte. Gina ging auf Abby zu, die sie anschaute, auf und ab hüpfte und fragte: „Darf ich mir das selbst injizieren? Das wäre cool.“
Die Ärztin warf einen Blick auf irgendeine Anzeige, nickte dann grinsend und überreichte der hübschen Goth den Injektor. Beinahe erfurchtsvoll betrachtete diese das Gerät, drehte es dann und injizierte sich die letzte Dosis Tri-Ox. Kurz wankte sie, schüttelte den Kopf und schaute McGee an: „Wow, das war cool.“
Dieser schaute sie an und grinste schief: „Cool ist nicht unbedingt das Wort, das ich dafür im Sinn hatte.“

Homeworld Security .
Hier wurden Entscheidungen von globaler Relevanz getroffen, hier wurde die Sicherheit der Erde geplant und verteidigt. Es war wie Will Smith mal über die Men in Black gesungen hatte: „We're your first, last and only line of defence against the worst scum of the universe“
In diesem Fall war der schlimmste Abschaum des Universums eine Rasse von Parasiten, die sich in Menschenkörpern einnisteten, um Götter zu spielen.
Und im Gegensatz zum Hauptquartier der Men in Black aus dem Film, war dies hier ganz bestimmt nicht LaGuardia Airport in New York. Nein, dies war ein eigentlich recht unscheinbar wirkendes Gebäude im Herzen von Washington.
Sam konnte sehen, wie das Gesicht Captain Cats eine gewisse Enttäuschung verriet, aber – was hatte er erwartet? Ein großes Gebäude, das mit leuchtenden Buchstaben darauf hinwies, dass hier die Sicherheit der Erde verteidigt wurde?
Eines ihrer berühmten strahlenden Lächeln umspielte ihre Lippen und Amüsement funkelte in ihren grau-blauen Augen.
„Nicht ganz das, was Du erwartet hattest, oder?“, fragte sie, klopfte dem Offizier mitfühlend auf die Schulter und ging auf den Eingang zu. Hier hatte Sam die Führung.


Gibbs sah weder Sinn noch Nutzen darin, sich ‚vorzudrängeln’. Erstens war es nicht sein Stil, zweitens mochte er es, wenn jemand auf dessen Gebiet führend war oder sich zumindest auskannte – solange er nicht in irgendein sinnloses technologisches Geblabber verfiel, das kaum einer verstand – und drittens musste er zugeben, dass er von den Dingen, die hinter der Tür von Homeworld Security lagen, keinen blassen Schimmer hatte. Und es war eigentlich interessant. Noch vor knapp 3 Wochen hätte er nicht einmal im Traum daran gedacht, dass Raumschiffe, Ausserirdische, Zeitreisende und Formwandler existierten.  Und noch vor 3 Wochen wäre es ihm egal gewesen, was dort draußen, hinter dem Rand des Sternenlichts – oder auch „beyond the rim of the starlight“ - geschah. Wann immer man ihm erzählt hätte, dass jemand von Ausserirdischen entführt worden war, oder dass sich „beyond the rim of the starlight“ Dinge abspielten, die so wundervoll, so erschreckend waren, dass man an seinem eigenen Verstand zweifelte, er hätte diesen Menschen für verrückt erklärt.
Ja – natürlich hatte er, Gibbs, die Mondlandung gesehen und die berühmten Worte von Neil Armstrong inzwischen oft genug gehört. Die Meldung, dass das Shuttle von Captain William ‚Buck’ Rogers in den unendlichen Weiten verschwunden war, hatte er auf dem Weg zum Stützpunkt gehört und anschließend Shannon in die Arme genommen. Auch andere Katastrophen im Zusammenhang mit dem Raumfahrtprogramm hatte er mitbekommen und wäre niemals auf die Idee gekommen, dass all dies irgendwann mal darin gipfeln würde, dass er mit zwei Offizieren einer Sternenflotte, die es offenbar doch gab, obwohl sie fikitiv war, unterwegs wäre, um einen Verbrecher zu fangen. Und dann stand die attraktive Blonde vor ihm und bedeutete ihm, dass man hier seine Waffen konfiszieren würde.

Ziva waren Geheimgesellschaften nicht unbekannt und der Fakt, dass sie durch McGee einige Star-Trek-Folgen gesehen hatte, ließen sie all die Fakten, mit denen sie auf der Dragonfly konfrontiert gewesen war, recht schnell begreifen. Es war einfach nur faszinierend, diese Halle zu sehen, durch die sie gerade schritten.
Sam Carter ging mit der natürlichen Autorität, die ihr innewohnte voran, kannte jeden Winkel und salutierte jedem Soldaten, der ihr entgegen kam, zu. Dann erreichten sie einen großen Konferenzraum, in dem genug Platz war, um sie alle zu beherbergen.
Der Mahagoni-Tisch musste teuer gewesen sein, und sie fragte sich gerade, ob die Steuergelder auch hier hineinflossen. Es würde sie nicht wundern, wenn diese gesamte Geheimgesellschaft, die sich die Präsidenten der USA seit einigen Jahren leistete, nicht auch zum Teil mit der bekannten Lehman-Brothers-Pleite zu tun hatte. Und der beste Weg, Unsummenausgaben zu verschleiern, war tatsächlich, eine Bank für sowas haften zu lassen.
Sie nahm platz und fühlte, wie der Stuhl sich an ihre Körperform anpasste.
Kurz lehnte sie sich zurück, als sich die Tür schloss und Stille einkehrte.

Die Stille legte sich betäubend über die Köpfe der Anwesenden,  wie ein mit Chloroform getränktes Tuch. Zuerst versucht man, sich dagegen zu wehren, aber bald scheint man keine Chance mehr zu haben. So ähnlich war es mit der hier vorherrschenden Stille.
Dann öffnete sich eine weitere Tür, und allein die Lautstärke des Öffnens konnte gut und gerne mit einer Explosion konkurrieren. Als die Tür sich wieder schloss, folgte Ziva dem den Raum betretenden Mann, der in eine blaue Air-Force-Uniform gekleidet war und ein militärisch-zackiges Verhalten an den Tag legte. Doch irgendwas war da – sie konnte es nicht ganz wahrnehmen, aber es fühlte sich so an, als ob dieser Mann die militärische Zackigkeit nur als eine Art Fassade, eine Art Maske trug.
Unbewusst verkrampfte sie sich und Tony schaute sie an.
„Alles in Ordnung?“
Ihr Atem ging schneller, sie hatte das Gefühl, in eine Falle gelaufen zu sein, aber … offenbar war sie die Einzige.
Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein? , dachte sich Ziva und nickte dann Tony zu: „Natürlich, DiNozzo. Warum fragst du?“
Dann wandte sie sich wieder zu dem Mann, der sich nun an den Kopf des Tisches setzte und sie alle der Reihe nach anblickte. Der blonde Schopf Sams, war kurz ihr zugewandt – Zeichen dass sie sich mit dem Mann unterhielt – und auch, wenn sie nicht verstand, was der Mann sagte, signalisierte die Körperhaltung Sams, dass sie zwar aufmerksam, aber eigentlich entspannt war.
„Soso.“, machte der Mann plötzlich und seine braunen Augen schienen jeden in diesem Raum kurz zu durchleuchten. Dann beugte er sich vor und fixierte den Captain, der zwei Plätze neben ihr saß.
„Ich sitze in meinem Büro, denke an nichts Böses und plötzlich werde ich darüber informiert, dass ein Föderationsraumschiff im Orbit schwebt.“, sprach der Mann und warf dem Captain ein ironisches Lächeln zu: „Könntest Du vorher bescheid sagen, wenn Du deine Schrottkiste parkst, Cal?“
Der Captain wandte sich ihm zu. Da Ziva hinter ihm saß, konnte sie das Mimenspiel des Offiziers nicht sehen, aber die Stimme Cals klang amüsiert: „Hey, immerhin sehen wir besser aus, als eure plattgetretenen Zerstörer, Jack.“
Kurz umwölkte irgendwas, was sie nicht ganz erfassen konnte, den Blick des Generals, dann lehnte er sich zurück und betrachtete den Captain und seine XO: „Ihr habt also tatsächlich mal wieder Krieg angezettelt, ja?“
Cal schüttelte verwirrt den Kopf und auch Agatha schien überrascht zu sein.
„Krieg, Jack?“, fragte sie.
General O’Neill lehnte sich wieder vor, die Ellbogen auf den Mahagoni-Tisch gestützt, und schaute die beiden Starfleetoffiziere an. Er nickte ernst.
„Wir haben gerade ein Kommunique von Anise erhalten.“
„Anise?“, echote Cal, „Wie geht’s ihr denn? Trägt sie immer noch so wenig?“
Kurz umspielte ein Lächeln die Gesichtszüge des Colonels, ehe er antwortete:
“ Wie es aussieht, haben einige Tok’ra-Spione bei den Goa’uld erfahren können, dass die Würmchen wieder mobil machen.“
Nun war es an Cal, sich zurückzulehnen. Er schlug sich beide Hände vors Gesicht und stöhnte in sie hinein, was der Stimme einen hohlen Klang gab.
„Oh Gott.“, machte er, nahm dann die Hände wieder vom Gesicht und betrachtete erst Sam, dann Jack: „Gibt es eine Möglichkeit, die ganze Sache…“
Der General nickte: „So wie ich das verstanden habe, ist Dakara – ihr wisst schon, die gewählte Heimatwelt der freien Jaffa-Allianz – der Dreh- und Angelpunkt. Wenn Dakara fällt, haben die Goa’Uld wieder ihre Jaffa-Diener und können in beeindruckender Truppenstärke aufmarschieren.“
Sam beugte sich vor: „Ich kann die George Hammond in einigen Stunden flugbereit haben.“
Jack schüttelte den Kopf: „Negativ. Das dauert zu lange. Die Hammond bleibt für weitere Reparaturen im Trockendock. Wir werden das Gate nehmen.“
„Wir?“, echote Cal und schaute den General fassungslos an: „Jack, hältst Du das für klug?“
„Wann hab ich je das ‚kluge’ getan?“, gab der General eine Gegenfrage.
„Das ist wohl wahr:“, zuckte der Offizier mit den Schultern, „aber…“
Er stockte und schaute seine XO an.
„Hast Du mich gerade getreten?“, fragte er und Agatha deutete nach draußen: „Wenn ich dich mal kurz sprechen dürfte?“
Irgendwas in ihrer Stimme schien keinen Aufschub zu dulden. Sie griff die Hand des Captains und ging.
Was da wohl los war?
Sam und Jack tauschten ebenfalls verwirrte Blicke.
Dann stand Ziva auf: „Wenn Sie mich entschuldigen… wo ist die Toilette?“
„Dritte von links.“, sagte Sam, „Wir warten, bis ihr alle wieder da seid.“

Natürlich musste Ziva nicht wirklich aufs Klo, aber sie war neugierig und wollte wissen, was so wichtig war, das Agatha wieder einschritt. Also folgte sie den beiden Offizieren, langsam, vorsichtig, mit den Schatten des Gebäudes verschmelzend. Dafür war sie trainiert, dafür hatte sie den richtigen Körperbau und die Möglichkeiten, sich zu bewegen. Bald hatte sie einen guten Ort erreicht, von dem sie die Unterhaltung des Captains und der XO mithören konnte.
„… halte das für keine gute Idee, Gathy. Sie haben uns gerettet.“
„Du weißt, dass es keinen anderen Ausweg gibt? In den Geschichtsbüchern steht es so.“, sagte Agatha und man konnte deutlich hören, dass sie mit sich einen Kampf ausfocht, „In den Geschichtsbüchern steht, dass die dritte Schlacht um Dakara die sein wird, bei der SG-1 einen letzten heroischen Kampf abliefert.“
„Wir wissen nicht, ob sie wirklich sterben.“, erklang die Stimme des Captains, aus der Tonnen von Zweifel sprachen, „Und es wäre ein Leichtes, sie zu retten.“
„Ja, aber dann müsstest Du auch in die Vergangenheit, und Captain Stone retten. Du weißt, dass wir das nicht tun können.“, hörte Ziva mit immer schneller werdendem Atem die Stimme Agathas, die nicht glücklich damit klang, was sie gerade tat.
„Agatha – ich will SG-1 nicht ins Verderben schicken.“
Ziva beugte sich aus ihrem Versteck und sah, wie Cal seine Freundin griff und seinen Kopf gegen ihre Schulter barg.
Sie legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken, streichelte ihn und schluckte.
„Ich weiß.“, sagte sie mit brüchiger Stimme, „Ich bin auch kein Fan davon. Aber – es ist so. Es steht so geschrieben. SG-1 stirbt bald.“

Ziva hatte keine Ahnung, wer dieses „SG-1“ war, aber anhand des Faktes, dass ein Ort namens Dakara genannt wurde, und der General diesen Ort gerade eben erwähnt hatte, war es eine sichere Annahme, dass sowohl Jack als auch Sam zu diesem Team gehörten. Und diese Leute wollte Agatha in den Tod schicken?
Als sie realisierte, was sie gerade getan hatte, fragte sich Ziva, wo ihre Motivation gelegen hatte und wieso sie ausgerechnet jetzt eingriff.
Sie kam aus ihrem Versteck hervor, griff sich Cal und Agatha an je einem Arm und zog sie mit sich. Schnell schaute sie sich um, trat die Tür zur nächstbesten Besenkammer auf, schubste zuerst Cal, dann Agatha hinein und betrat schließlich selbst den Raum.
Der Captain rappelte sich auf, schaute Ziva verständnislos an, als sie ihm plötzlich die Beine wegzog und ihm ihren Fuß gegen den Adamsapfel presste.
„Ziva… k… krieg keine Luft.“, keuchte Cal. Die hübsche Israelin schaute ihn mit kaltfunkelnden Augen an, beugte sich vor, griff den Phaser Agathas und zielte auf sie.
„Okay – warum wollt ihr SG 1 sterben lassen.“

Wenn niemand in Besprechungen etwas sagt, neigen diese Veranstaltungen dazu, schnell ziemlich langweilig zu werden. Tony DiNozzo verfluchte sich gerade dafür, nicht irgendwelchen Lesestoff mitgenommen zu haben. Momentan würde er alles lesen -  Readers Digest, ein Wissensmagazin oder den Playboy – Hauptsache war, dass es ihn von der gähnenden Langeweile ablenkte, die gerade im Raum zu spühren war.
Er seufzte, lehnte sich im Sessel zurück und versuchte, wenigstens ein wenig produktiv zu sein.
Mal sehen – was hatte man für einen Fall?
Da war ein Typ – ein hochrangiger Captain – umgelegt worden. Das Schwert, ein Beid- oder auch Bastardhänder wies Fingerabdrücke von drei Petty Officern auf, von denen keiner zur fraglichen Tatzeit in der Nähe des Fundortes der Leiche war. Auch ohne das Eintreffen der beiden Sternenflottenoffiziere war die Sache klar – jemand hatte versucht, die P.O.s Riker, Troi und Turner hereinzulegen. Wozu? Gute Frage.

Die Anwesenheit der Sternenflottenoffiziere machte die Sache noch undurchsichtiger, brachten sie doch tatsächlich mit diesem Typen namens „Traceless“ einen vollkommen neuen Spieler ins Bild. Und dieser Traceless war auch noch in der Lage, sich im wahrsten Sinne des Wortes zu „verflüssigen“, beziehungsweise anderer Leute Gestalt anzunehmen. Wie sollte man da den Überblick behalten? Überhaupt wurde sie Sache durch verschiedene Akteure aus Gegenwart und Zukunft, einem zeitreisenden Ari, der wer-weiß-wohin-verschwunden war und mysteriösen Hintermännern, die das Eq   uipment, den Attentäter vor seinem Tode bewahren zu können und ihn immer wieder in die Nähe Gibbs und Co bringen zu können, irgendwie organisiert hatten, nur noch mehr erschwert -  um nicht zu sagen: Undurchsichtig.
Wo war Traceless und wer waren die Hintermänner hinter dieser ganzen Sache?
Tony überlegte, fand sich aber irgendwie nicht in der Lage, das Rätsel zu lösen.

Das leise Räuspern Sam Carters riss ihn aus seinen Gedanken. Überrascht schaute er zu ihr, die entschuldigend in die Runde lächelte und sagte: „Wenn Sie mich auch kurz entschuldigen möchten?“
Damit schob sie den Stuhl zurück, erhob sich und ging mit anmutigen, beherrschten Bewegungen.

Cals Gesicht hatte inzwischen eine bläuliche Färbung angenommen, aber Zivas Schuhe blieben an Ort und Stelle. Sie schaute ihn immer noch feindseelig an, als Agatha mit einem leichten Räuspern ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Lass es mich Dir erklären.“, sagte sie und erhob sich unter den mißtrauischen Augen Zivas.
Sie nicht aus dem Blick lassend, nahm sie den Fuß von Cals Kehle und platzierte ihn auf der Schulter. Dabei achtete sie darauf, dass sie genug Gewicht auf ihn ausübte, um ihn am Boden zu halten, aber nicht genügend Gewicht, um ihn zu verletzen.
„Okay“, nickte die hübsche Israeli: „Aber keine Tricks.“
„Keine Tricks“, sagte Agatha und schaute sie aus grasgrünen Augen an: „Ich… ich weiß, wie das rüberkommen muss, aber – wir wollen eigentlich auch nicht, dass SG-1 stirbt. Das Problem ist, dass wir diese Ereignisse geschehen lassen müssen.“
Sie machte eine Pause, streckte sich einmal kurz und man konnte ihr ansehen, dass sie kurz damit liebäugelte, Ziva die Waffe zu entreißen. Die Israeli hob die Waffe erneut, verstärkte den Druck auf Cals Schulter, was dieser mit einem schmerzerfüllten Stöhnen quittierte und dann zu Agatha sah.
„Dann erklär mal.“, knirschte er.

Die hübsche Astrophysikerin lenkte ihre Schritte durch die großen Hallen des Gebäudes.
Wo waren Agatha, Cal und Ziva? Dass die hübsche Israeli den dringenden Toilettenbesuch vorgeschoben hatte, war klar und die Begründung mehr als nur ein Feigenblatt. Also musste es etwas sein, das die Drei wirklich betraf. Stellte sich natürlich die Frage, wo die Drei sich befanden.
Sam Carter schaute sich um. Oft genug war sie in diesen Fluren und Korridoren unterwegs gewesen,, man konnte also tatsächlich behaupten, dass sie das Terrain kannte. Aber wenn ihr jemand so einfach entkam – kannte sie es dann tatsächlich? Diese Frage ging ihr nicht aus dem Sinn, als sie aus einer Tür, die deutlich als Besenkammer gekennzeichnet war, ein lautes Geräusch hörte. Aha – da waren sie also.
Sie streckte ihre Hand nach der Klinke aus, drückte sie herunter und…

Cal knirschte mit den Zähnen, als Ziva den Druck verringerte. Die Frau konnte sich denken, dass der Captain Schmerzen hatte und dies tat ihr sogar leid. Allerdings musste sie wissen, was hier los war.
Agatha hob die Stimme.
„Also – Du kennst doch die Logik hinter einem Großvaterparadoxon, oder?“, fragte sie und Ziva nickte: „Natürlich. Ich reise in die Vergangenheit, töte dabei versehentlich meinen Großvater, was bedeutet, dass ich nicht geboren werden kann. Also kann ich auch nicht in die Vergangenheit reisen, weswegen mein Großvater nicht stirbt, weswegen ich wieder geboren werde, in die Vergangenheit reise und…“
Jetzt war es an Agatha zu nicken.
„Aus dem Grund dürfen wir uns in Ereignisse in der Raum-Zeit nicht einmischen.“, erklärte sie.
Ziva räusperte sich: „Aber… habt Ihr die Zeitlinie nicht schon geändert? Dadurch dass ihr uns helft, den Mord an Stone aufzuklären, und so weiter?“
Die hübsche XO wiegte abwägend mit dem Kopf, was Ziva dazu brachte, sich zu fragen, ob Agatha ihr nun die Wahrheit auftischen würde, oder nicht.
„Also – eigentlich ist es so, dass wir den Zeitfluss einhalten müssen. Der Mord an Stone war ja eigentlich auch nicht geplant. Schließlich ist er ein Kontrolloffizier aus der Zukunft.“
„Aber müsste dann nicht sowieso eine neue Zeitlinie begonnen haben, sodass alle Karten neu gemischt wurden?“
Cal richtete seinen Kopf auf und schaute zu Ziva herüber: „Eigentlich hast Du recht, aber wir versuchen ja, die Zeitlinie wieder zu bereinigen.“
Diese Antwort ließ die hübsche ehemalige Mossad-Agentin auflachen, was Agatha und Cal dazu brachte, zuerst sich und dann sie verwundert anzublicken. Irgendwie hatte Ziva das Gefühl, dass in den Augen der beiden Offiziere die Frage stand, ob sie komplett durchgedreht sei.
Also beruhigte sie sich wieder, schaute die Beiden an und sagte: „Entschuldigung, das ich so lachen musste, aber -  wisst ihr, wenn ihr die Zeitlinie bewahren wollt, macht ihr einen echt miesen Job. So viele Logiklöcher und Paradoxien haben sich inzwischen ergeben – das kann man nur noch dadurch klären, das man die kompletten Aufzeichnungen über die letzten Erlebnisse streicht.“
Der Captain schaute sie ernst an: „Eigentlich rechnen wir darauf, dass ihr genau das tut. Ihr sollt alle Aufzeichnungen über Stone, seine Ermordung et cetera löschen und vernichten. Also zumindest den Teil, das er aus der Zukunft kam. Diese Informationen dürfen nicht in die Öffentlichkeit und… darf ich mich wieder aufrichten?“
Ziva nickte und gestattete es dem Offizier.
Dieser rappelte sich hoch. Agatha schaute ihn an, legte den Kopf schief und sanft eine Hand auf seine Schulter: „Alles in Ordnung?“
„Ich werds überleben.“, murmelte der Captain, „hoffentlich.“
Damit wandte er sich an Ziva: „Also. Was die Öffentlichkeit - und damit meine ich alles ausserhalb des Major Response Teams, einschließlich Abby und Ducky -  angeht, ist Captain Stone tatsächlich nur ein einfacher Navy Captain gewesen, seine Frau und seine Sekretärin ebenfalls und Leon Vance ist auch kein Sternenflottenoffizier. Wenn diese Informationen gelöscht werden, dürfte mit der Zeitlinie eigentlich nichts Schlimmes passieren. Und deshalb muss in dieser Zeitlinie alles so ablaufen, wie es normalerweise abgelaufen wäre.“
„Das heißt, SG-1 muss tatsächlich sterben?“, fragte Ziva und Cal nickte: „Ich befürchte es. Und es wäre wirklich sehr wichtig, dass Du es dem Team – und dieses mal schließe ich dein Team mit ein – nicht verrätst.“
Ziva nickte.
„Wenn es so wichtig für die Zeitlinie ist…“
„ist es.“, sagte Agatha und legte der Israeli eine Hand auf die Schulter: „Ich find das auch nicht toll, glaub mir. Ich meine, Sam ist eine gute Freundin und ich würde sie gerne retten, aber … ich kann es nicht. Ich muss sie opfern -  so wie ich jeden opfern würde. Die Dragonfly, Cal, Dich… “
Der Captain schaute sie verblüfft an, deutete dann auf sich und machte: „Miep?“
Dann öffnete sich die Tür, etwas wurde hereingeworfen und die Tür wurde wieder geschlossen. Von einem Augenblick zum Anderen wurde der Raum mit einem sehr süßlichen Geruch gefüllt. Agatha schaute auf das Objekt, das diesen Geruch verbreitete und murmelte: „Gas.“
Agatha, Cal und Ziva warfen einander einen bestürzten Blick zu, ehe sie kollabierten.


CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #38 am: 19.05.14, 18:52 »
Traceless warf die Tasche in den Mülleimer und verschwand in der Menge.



2370 -  In knapp 359 Jahren -   9 Jahre vor Datas Tod

Irgendwie kam er sich übers Ohr gehauen vor. Seine Schwester stand in der Tür, lächelte ihn an und neben ihr stand dieser junge Kerl, mit einem der wohl unverschämtesten Lächeln auf den Lippen, das man sich vorstellen konnte.
„Buzz Intrupper? Darf ich Dir Calvin Nathan Cat vorstellen?“, sagte sie und deutete auf den Typen, „Das is mein Freund.“
Eher Widerwillig griff Buzz die Hand des Typen, der ihn noch unverschämter angrinste, der Gegend einen kurzen Blick schenkte und dann zu Gina sagte: „Schicke Hütte.“
‚Schicke Hütte?!’
Das Haus, in dem diese Szenerie stattfand, stand in Ginas und Buzz’s Geburtsort – Perugia – und gehörte seit Generationen in den Familienbesitz der Intruppers. Wie konnte dieser Typ es wagen, einem so schönen, alterwürdigen Gebäude das Wort ‚Hütte’ beinahe schon despektierlich entgegenzusetzen?
„Sehr erfreut.“
Hoffentlich merkte dieser Cat nicht, dass er es absolut nicht ernst meinte. Am Liebsten würde er ihm den Tiber zeigen – aus nächster Nähe – und ihn erfahren lassen, wie tief der Fluss in Perugia war.
‚Schicke Hütte’. Auf diesem Grundstück hatten sich Schlachten entschieden und war Geschichte geschrieben worden. Dieses Haus hatte miterlebt, wie Italien die Finanzkrise überlebt hatte, wie der dritte Weltkrieg Europa verheert hatte und hatte etlichen Flüchtlingen als Schutz gedient.  Hier war die Familie Popolo seit hunderten von Jahren zu Hause und nicht einmal die Einheirat von Clark Intrupper, Ginas und Buzz’s Großvater, hatte die Einstellung der Intruppers zu diesem Ort verändert. Hier waren sie zu Hause – seit Jahrhunderten.
Und dann kam dieser Typ und sagte „Schicke Hütte“?
‚Wo kommen wir denn da hin?’, schoss es Buzz durch den Kopf, gefolgt von dem Gedanken:’Ach, lass mal – vielleicht berappelt sich der Junge ja noch. Er mag nicht älter als 18 sein. Da ist man noch sehr ungestüm.’
Und ausserdem konnte Buzz, das sah er an dem Funkeln in Ginas Augen – und an dem Funkeln in den Augen des Typen – gegen eine Wand anreden. Die beiden waren offenkundig in einander verliebt und er hatte seine Schwester sehr gern. Er würde nicht zulassen, dass irgendjemand – und ganz besonders nicht er – ihrem Glück im Wege stand.
Und vielleicht war er ja auch gar nicht so verkehrt.
„Sag mal, macht’n dein Bruder so?“, fragte Cal in diesem Moment und Buzz schaute ihn an: „Ich bin Arzt. Doktor um genau zu sein.“
„Doctor Who?“
„Intrupper. Das hatten wir schon.“, erläuterte Buzz und schaute verblüfft mit an, wie Cal sich vor Lachen bog. Gina bedachte ihn mit einem warnenden Blick und schaute dann entschuldigend zu Buzz herüber, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Lachenden schenkte: „Cal, das war nicht witzig. Du kannst nicht bei jedem Arzt diesen ‚Doctor Who’-Gag bringen.“
„Warum nich? Is doch lustig.“
Die Frau rollte mit den Augen, zuckte mit den Schultern und schaute den Typen an: „Schatz, dürfte ich dich bitten, dich in meiner Gegenwart zu benehmen?“
Cal schaute sie an, wiegte kurz mit dem Kopf und nickte dann. „okay.“
Das er dabei nicht noch ein Kaugummi kaute, war schon alles.
Als der Mann, der später Captain sein würde, ging, schauten Brüderchen und Schwesterchen ihm hinterher, sich dann an.
„Und?“, fragte sie, mit einem Lächeln auf den Lippen; „Was sagst Du? Er ist doch…“
„Bescheuert?“
„Ja, aber ich erzieh ihn mir schon.“, sagte sie, gab ihm einen leichten Knuffer in die Seite und machte sich auf den Weg, dem späteren Captain zu folgen.


2374 In knapp 362  Jahren, damit 5  Jahre vor Datas Tod

Buzz Intrupper hielt es für eine nahezu unglaubliche Mitteilung. Die komplette Belegschaft des ‚IntelliMask’-Projektes hatte der Übertragung der neuesten Gefallenenlisten beigewohnt, als plötzlich eine Sonderausgabe der beliebten Nachrichtensendung „Schlaglicht auf die Stadt der Lichter“, live aus Paris, Frankreich, übermittelt wurde.
Wie immer fanden sich die üblichen Polit-Nasen in weich-gepolsterten Sesseln ein, um über das aktuelle Tagesgeschehen zu diskutieren. In der Sendung wurden zwei Themen besprochen. Alle beide waren eigentlich positiv und tatsächlich riss die erste Nachricht (der Dominion-Krieg war vorbei) Buzz aus seiner Lethargie, die er empfunden hatte. Vielleicht war es doch nicht notwendig, diese Maske herzustellen? Man hatte ihm eingeschärft, dass man, wenn man die Formwandler je infiltrieren wollte, weiter gehen musste, als nur eine sich-selbstverändernde Maske zu entwickeln. Man musst eselbst zu einem Formwandler werden. Leider war das Testsubjekt, irgendein Lieutenant Nobody, den niemand vermissen würde, bei dem letzten Scharmützel, das sich die U.S.S. Crazy-Horse mit einem Jem’Hadar-Schiff geliefert hatte, verstorben. Und bevor er von der berühmt-berüchtigten Sektion 31 bestraft wurde, weil er keine Ergebnisse liefern konnte, hatte er sich überlegt, dass es wohl am besten wäre, selbst den Versuch anzutreten. Aber das schien ja nun nicht notwendig.
„Und nun auf der positiven Seite des Tages. Die Föderation hat sich sofort nach dem Ende des Krieges bereit erklärt, sich wieder der Erforschung des Weltalls zu widmen. Den ersten Flug in diese neue Ära übernimmt am morgigen Donnerstag, die U.S.S. Dragonfly NCC-0815-A. Kommandiert wird sie von Captain Calvin Nathan Cat, der…“
Ab da war es Buzz eigentlich egal, was in den Nachrichten gesagt wurde. Dieser Typ, der vor vier Jahren die Ehre des Hauses mit Füßen getreten hatte, wurde nun Kommandant eines Raumschiffes? Wenn das mal kein schlechter Scherz war.
Und wenn man überlegte, was dieser Vollhorst sich dazwischen noch so geleistet hatte – von der Trennung von Gina mal gar nicht zu reden. Er – Buzz – hatte tagelang darauf verwendet, sie dazu zu bringen, endlich zuzugeben, dass sie sauer war.
Sie hatte immer nur behauptet, dass sie es nicht wäre, aber er konnte sich vorstellen, was für eine unbeschreibliche Wut in ihr brodeln musste. In ihr, die doch eigentlich besseres verdient hätte, und die zwei Jahre an diesen Vollidioten verschwendet hatte. Und er würde es diesem Cal schon heimzahlen. Niemand ließ ungestraft seine Schwester fallen und kam mit dem Leben davon. Das hatte er schon damals, als sie noch in die Grundschule gingen, klar gemacht. Jeder, der es auch nur wagte, seiner kleinen Schwester in den Haaren zu ziehen, fand sich mit mindestens einem gebrochenen Nasenbein auf dem Boden wieder. Und das würde auch Cal so ergehen, oh ja.

War es Unfall oder so etwas wie eine unbewusste Reaktion? Buzz wusste es nicht, er wusste nur, dass er sich an einen nicht-gut-einsehbaren Ort schlich und sich das Serum, an dem er gerade gearbeitet hatte, injizierte. Und schon handgestoppte drei Sekunden später bereute er es. Die Schmerzen, die durch seinen Körper pulsten, waren rasend. Er ging in die Knie, wollte schreien, bekam aber keinen Ton heraus. Und dann hörte er eine Stimme in seinem Kopf.
Hallo, Buzz. Wir werden sehr viel Spaß miteinander haben.
Oh ja, das würden sie.



Die drei leblosen Körper, auf die er gerade herabblickte, ließen ihn lächeln. Eigentlich war es ja nur Cal, hinter dem er her war, aber, warum sollte er nicht…
„Jack?“, erklang die Stimme Daniels, der gerade aus der Tür zum Besprechungsraum kam. Verdattert blickte er erst ihn an und warf dann einen Blick zurück in den Besprechungsraum. Und dann hörte Traceless die Stimme des Mannes, dessen Gesicht er da gerade spazieren trug. Keine Sekunde später verließ General Jack O’Neill den Besprechungsraum, schaute sein Gegenüber mit der sehr typischen Verwirrtheit an, die mit dem Blick ins eigene Antlitz, das einem gegenüberstand, eigentlich immer einherging. Und keine Millisekunde später hörte er hinter sich das Geräusch einer entsicherten Baretta. Er brauchte eigentlich keinen Blick über seine Schulter zu werfen, es war logisch, das die Person hinter ihm jemand vom Personal der Homeworld Security sein musste – und er tippte auf Sam.
„Keine Bewegung.“, zischte die Inhaberin der Stimme und Traceless spürte, wie Zufriedenheit seinen Geist durchpulste. Es war tatsächlich Sam Carter. Langsam drehte er sich um, sah, wie sie ausholte und ihm dann die Waffe gegen die Schläfe schlug. Normalerweise hätte dies dafür gesorgt, dass ein Mann seiner Größe und Statur zu Boden getaumelt wäre und das Bewusstsein für mindestens eine Stunde verloren hätte. Er jedoch war nicht normal.

Zwar taumelte er zu Boden und fühlte, wie eine leichte Benommenheit in ihm emporstieg, aber die dunklen Ränder der Ohnmacht, die er schon oft genug gespürt hatte, blieben aus.
Also war er wieder auf den Beinen, lächelte und wollte gerade verschwinden, als er silberheißen Schmerz fühlte, der mit einem lauten Knall einherging.
Verblüfft starrte er Sam an – doch von ihrer Waffe stieg kein Rauch auf. Erneut dieser Schmerz. Er taumelte nach hinten, hatte nun auch O’Neill im Blick, aber auch von dieser Waffe kräuselte sich keine verdächtige Rauchspur. Und dann sah er, wie etwas auf ihn zuraste.
Erneut taumelte er nach hinten, krachte gegen die Wand und rutschte an ihr herunter.
Ziva David kam auf ihn zu, blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute ihn an.
Sie flankierten Cal und Agatha.
„Wieso…“, brachte er hervor und Cal lächelte.


„Captain Cat, Commander Silverbird, und die Special Agents Gibbs, David und DiNozzo? Ich darf Sie bitten, sich nach Washington D.C. zu begeben.“, sagte die Frau und salutierte dann: „Lieutenant Tara King meldet sich wie befohlen.“
„Moment mal.“, sagte Tony und schaute die hübsche Brünette verblüfft an: „Wer hat befohlen, dass wir uns da einfinden sollen?“
Tara schaute ihn an und ihr Blick verriet keinerlei großartige Regung: „General Jack O’Neill von Homeworld Security.“
„Tatsächlich?“, grinste Cal breit, „Darf ich mich dann wieder darauf freuen, dass wir mal wieder durchs Gate gehen?“
Die hübsche Brünette schüttelte den Kopf: „Dazu wird es vermutlich nicht kommen, Sir. Aber  Sie werden sich sicherlich auch so auf ein weiteres Gespräch mit dem General freuen.“
„Worauf Sie Gift nehmen können, Lieutenant King.“, sagte der Captain und wandte sich an Agatha: „Wollen wir, Schatz?“
„Lass uns wollen.“, erwiderte sie.
Damit betätigte die attraktive XO ihren Kommunikator, räusperte sich und sagte: „Silverbird an Intrupper. Wir beamen uns gleich zu General O’Neill herunter.“
„Ich verstehe.“, erwiderte die Ärztin, „Habt Ihr eigentlich schon eure Tri-Ox-Impfung erhalten?“
„Tri-Ox?“, echote Cal und hob fragend eine Augenbraue. Ziva tat unbewusst das gleiche, schaute Cal an, dann zu Agatha und plötzlich verstand sie. Natürlich – das war eine logische Schlussfolgerung. Sie wandte sich dem Captain zu und zuckte mit den Schultern: „Ich nehme an, dass die Luft hier dicker ist, als auf der Erde?“
Nuns chaute auch Tony sie überrascht an. Ziva erwiderte seinen Blick, zuckte mit den Schultern und lächelte ihn an.
Sie beugte sich vor, stellte sich auf die Zehenspitzen um den Größenausgleich zu bewerkstelligen und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich erkläre es Dir später, Tony.“


Der Halbitaliener lehnte sich in seinem Sessel zurück, als von draußen Schüsse zu hören waren. Schnell war er auf den Beinen, taumelte zur Tür und sah gerade noch, wie eine Person, die Jack O’Neill aufs Haar gleichte, an einer Wand herunterrutschte. Und vor ihr stand, in einer Pose, die sie irgendwie cool und sexy erscheinen lies, Ziva David.
Hey, sie erschießt gerade einen Sterne-General!, schoss es Tony durch den Kopf, der sich dann mit einem Schütteln desselbigen korrigierte, Traceless.

„Wieso…“, brachte der Verbrecher hervor und Cal lächelte.Dann wandte er sich an Ziva und schaute sie an: „Woher wusstest Du eigentlich, was meine Chefärztin und meine XO wieder planen?“
Ohne den Verbrecher aus den Augen zu lassen, zuckte sie mit den Schultern und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen: „Tri-Ox. Das ist der selbe Trick, den McCoy seinerzeit bei Kirk verwendet hatte. Damals war es ein Anästhetikum, das den Tod Kirks vortäuschen sollte, hier war es ein Breitbandgegengift.“
„Ich hätte es nicht besser erklären können.“, grinste Agatha, „Ich meine – zwar konnte keiner wissen, ob und was Tracy-Boy hier plant, aber…es war halt alles irgendwie möglich. Und da dachte sich Gina, dass Vorsicht besser wäre, als Nachsicht.“
„Narren.“, spuckte Tracy aus und ehe Ziva reagieren konnte, hatte sich der Verbrecher verflüssigt und verflüchtigt.
Der Captain schaute zu Agatha herüber: „Müssen wir ihn jetzt echt wieder suchen?“
„Wenn Du nicht willst, dass Riker und Troi sterben, dann sollten wir uns auf die Socken machen.“, erwiderte die XO, was den Captain dazu brachte, theatralisch zu seufzen: „Dabei bin ich soooo schwach.“
„Sagt der Mann, der gerade mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht.“, grinste Ziva und schaute ihn an: „Und ausserdem – komm, sei mal ein Anführer und zeige uns, wo er sich versteckt haben könnte, der gute Tracy.“
Cal rollte mit den Augen.

Dr. Daniel Jackson hatte verdammt gute Laune. Gerade eben hatte man ihm mitgeteilt, dass die George Hammond im Orbit schwebte und er sich mit Sam im Hauptquartier der Homeworld Security treffen konnte. Da eine Fahrt von Colorado Springs nach Washington etliche Stunden dauerte, hatte er es sich zur Angewohnheit gemacht, regelmäßig zwei Tage, bevor Sam dem Missionsplan und der Missionsdauer folgend, ankommen würde, in einem der unzähligen Washingtoner Hotels unterzukommen. Das hatte den immensen Vorteil, dass er sich regelmäßig in den Büchereien und anderen kulturellen Glanzlichtern der Hauptstadt der USA verlieren konnte. Heute hatte er schon das Lincoln Memorial besichtigt, mit einigen Besuchern der Stadt gesprochen und erneut einen Abstecher in eines der von ihm häufig frequentierten Schnelllokale hinter sich. Dann hatte man ihn angerufen, ihm erklärt, dass Colonel Carter gerade angekommen wäre und er hatte sich auf den Weg gemacht.
Daher die verdammt gute Laune.

Als Daniel bei Sam angekommen war, wurde er gerade Zeuge, wie eine wabernde Masse, die ihn an einen Gründer aus Star Trek erinnerte, in den Lüftungsschächten verschwand und nahm es mit der stoischen Gelassenheit, die er sich in 15 Jahren Stargate-Center antrainiert hatte. Es war sinnlos, sich über etwas aufzuregen oder zu wundern, erst recht nicht, wenn die Dragonfly im Orbit schwebte.

Er baute sich hinter Sam auf, räusperte sich und überließ seinen Körper der Schwerkraft, denn er wusste, was eine gelernte Soldatin in diesem Fall tat. Tatsächlich überraschte sie ihn jedoch, schlug nicht mit der Hand nach Hinten, um sich dann umzudrehen, sondern trat zu. Dorthin, wo es weh tat.
Das Geräusch war bekannt und Daniel konnte seinen Schmerz glaubhaft machen. Und dennoch lächelte Sam. Sie entschuldigte sich zwar, aber sie lächelte. Das war doch wirklich ein starkes Stück.

Eigentlich war es eine sinnlose Übung und Ziva war geneigt, der allgemeinen, pessimistischen Grundstimmung, die sich gerade im Hauptquartier ausbreitete, durchaus zuzustimmen. Es war schon verstörend. Zwar hatte man Traceless ausgetrickst und ihn mal wieder gestellt, aber – er war entkommen. Mal wieder. Und es störte sie, dass sie ihn zwar so sehr verwunden konnte, dass er sich verflüssigte, er dann aber wieder entkam. Was konnte man machen? Vielleicht einen großen Schwamm holen und Traceless damit aufsaugen?
Sie drehte sich zum Captain und der XO um, holte tief Luft und fuhr sich in einer frustrierten Geste durch die Haare: „Okay, ich will jetzt wissen, was hier gespielt wird.“
Der Blick des Captains war beinahe schon zu unschuldig, sodass die hübsche ehemalige Mossad-Agentin nicht wirklich geneigt war, zu glauben, dass der Mann keine Ahnung hatte. Er wusste genau, was los war.
„Was hat er für Probleme mit euch?“, fragte sie daher und deutete auf die Besenkammer, „Warum hat er versucht uns zu betäuben?“
Ehe Cal antworten konnte, trat Agatha auf sie zu, die Hände in die Hüften gestemmt und sie aus ihren grünen Augen derart unnachgiebig anblickend, dass sie die Willenskraft, die dahintersteckte, deutlich körperlich spüren konnte.

Auch für Tony war dies möglich, und er konnte sich nicht helfen, er musse den Kopf schütteln und grinsen.
„DiNozzo?“, fragte Gibbs und der Halbitaliener zuckte mit den Schultern. Dann deutete er auf die beiden hübschen Frauen, die da einen wortlosen Kampf der Willen ausfochten. Keine der beiden schien geneigt, aufzugeben.
„Es ist nichts, es ist… es ist nur, dass Agatha, als wir sie am Anfang verhört haben, so komplett anders war.“ Und schon begann er, daran zu denken.
 

Im anderen Verhörraum saß die Rothaarige auf einem Stuhl, vor ihr saß, mit einem freundlichen Lächeln Anthony DiNozzo.
Er legte vor ihr die Fotos von Captain Stone auf den Tisch: „Kommt er Ihnen bekannt vor?“
„Nein.“, sagte sie und schaute ihm in die Augen, „Tut er nicht. Wieso?“
„Weil Sie gesehen wurden, wie Sie das Vorzimmer seines Büros betreten hatten.“
„Von wem?“
„Einer Zeugin.“, antwortete DiNozzo und erwiderte ihren Blick. Sie schien kurz über das nachzudenken, was er sagte, legte den Kopf schief und schüttelte dann den Kopf: „Ihre Zeugin lügt.“
„Warum sollte sie?“
Ein Schulternzucken. Das war tatsächlich ihre Antwort, ein einfaches, fast schon gelangweiltes Schulterzucken. Dann blickte sie auf die Fotos von Captain Stone.
„Er ist wirklich tot, ja?“
„Unser Pathologe meint das zumindest. Was sollte er auch sonst sein?“
Nun schaute sie ihn an, verschränkte ihre Arme vor der Brust, verengte ihre Augen zu Schlitzen, ehe sie sagte: „Ich habe schon von Leichen gehört, die gar nicht tot waren. Die stehen einfach auf und gehen.“
Tony lachte. „Klar, wie Zombies, ja? Die Leichen erheben sich aus den Gräbern?“
„Nein“, schüttelte sie den Kopf, „Nicht wie Zombies. Es ist etwas viel Schrecklicheres, und wenn Sie sie gesehen hätten, würde ihnen der kalte Schauer über den Rücken laufen, wenn sie im Radio diesen einen Satz hören. Ich vergesse ihn niemals.“
„Und wie lautet dieser Satz?“, fragte Tony nach und legte den Kopf schief. Sie beugte sich vor, so weit, dass sie sich beinahe berühren konnten. Mit ernstem Blick, der sich durch die Augen tief in Tonys Seele bohrte, wisperte sie: „Widerstand ist zwecklos.“
Der NCIS-Agent schaute die Frau mit angehaltenem Atem an, merkte, dass sie diesen Satz komplett ernst meinte und offenbar daran GLAUBTE, was sie sagte. In ihrem Blick gefangen wand er sich, spürte, wie die unterschwellige Panik, die in diesem Satz innewohnte aus ihr heraus in sein Bewusstsein brandete. Er wollte sich dagegen auflehnen, dagegen kämpfen, er…
Das Klopfen an der Tür ließ Tony kurz zusammenschrecken, ehe er sich wieder fasste. Ziva stand dort, winkte ihn zu sich. Er stand auf und ging zu ihr.

„Ich weiß nicht, wie es mit Deinem ist, aber meine ist komplett verrückt. Sie glaubt tatsächlich, dass Zombies existieren.“, eröffnete DiNozzo, grinste dann schräg: „Aber sie kriegt eine Eins für „Atmosphäre“. Sie hat das wirklich gut verkauft.“
„Meiner ist aber auch ein wenig merkwürdig, Tony. Ich glaube, er hat nicht mehr alle Gläser im Schrank.“
„Tassen, Ziva. Das heißt ‚Tassen im Schrank’.“, korrigierte er sie, was sie dazu brachte, ihn böse anzufunkeln: „Wann wirst Du damit endlich aufhören, Tony?“
Er grinste schuljungenhaft: „Nie, dazu macht es viel zu viel Spaß.“
„Könnt Ihr mir mitteilen, was es Neues gibt?“, fragte plötzlich die etwas ungeduldig klingende Stimme von Leroy Jethro Gibbs. Kein Wunder – mitten auf dem Navy-Yard war ein Mord geschehen. Das setzte nicht nur Gibbs, sondern auch den Chef des NCIS, Leon Vance unter enormen Druck.
„Gibbs, unsere beiden Verdächtigen sind reif für die Klapsmühle.“, erklärte Ziva und stockte, als sie merkte, wie Tony sie verblüfft ansah. Sie fuhr herum: „Was?!“
DiNozzo grinste: „Ich finde es nur verblüffend, dass Du tatsächlich ein Idiom richtig verwenden konntest.“
Ihr „Ach, halt die Klappe“ nahm er mit einem noch breiteren Grinsen zur Kenntnis, das sich jedoch verflüchtigte, als er das Räuspern des Bosses wahrnahm. „’Tschuldige, Boss.“, machte er und in seinen Tonfall schlich sich so was wie Schuldbewusstsein.
Dann begann Ziva zu erzählen.


Gibbs genervtes Räuspern riss den Halbitaliener wieder aus seinen Erinnerungen. Er blickte kurz zu den beiden Frauen, die gerade ein mentales Duell ausfochten und wandte dann seine volle Aufmerksamkeit seinem Chef zu.
„Also – als ich sie verhörte, zeigte sie zwar auch den sehr starken Willen, sich nicht in die Karten gucken zu lassen, aber…“, er machte eine Pause und deutete auf Ziva und die sie anstarrende Agatha, „… das hier ist wirklich anders.“
„Schluss jetzt.“, erklang die Stimme des Captains und er schaute von der hübschen Israeli zum Rotschopf, „Es bringt nichts, wenn wir uns gegenseitig mißtrauen und uns angiften.“
„Cal, die oberste temporale Direktive…“, setzte Agatha an und der Kommandant seufzte genervt, ehe er sie unterbrach: „… ist sowieso schon genug unter Beschuss. Wir können die Hilfe dieser Leute gut brauchen, zumal der Kampf jetzt hier stattzufinden scheint.“
Damit wandte er sich an Ziva: „Also gut – kurz und knapp erzählt: der gute Traceless ist, wann immer wir aufeinander treffen, hinter mir her, weil er einen Groll hat. Na ja – mehr oder weniger einen Groll. Es ist…“
Er holte Luft, blickte ein wenig unschlüssig nach links, nach rechts, sah hilfesuchend zu Agatha, die den Kopf schüttelte und ihm zuzischte „Das hast Du Dir selbst eingebrockt. Jetzt sieh zu.“
Der Captain nickte, räusperte sich und schaute die hübsche Israeli dann an: „Es geht, wie immer wenn es um was geht, um Liebe. Romantische Liebe, Geschwisterliebe, die Liebe, die unter Freunden auftritt, die Liebe die unter besten Freunden – oder Freundinnen – auftritt.“
Erneut machte er eine kurze Pause und begann, während er weitersprach und die Geschichte erzählte, auf und abzugehen.
Ziva blickte ihn an: „Also er ist der Bruder deiner Schiffsärztin, die nicht wütend ist, dass Du sie für Agatha verlassen hast?“
„Das ist in kurzen Worten die lange Geschichte. Ich weiß auch nicht, wieso Gina mir nicht böse war…“
„Dürfte daran liegen, dass sie zu diesem Zeitpunkt für einen gewissen Sternenflottenarzt schwärmte und du, so britisch Du auch sein magst, nun mal kein Julian Bashir bist.“, sagte Agatha und schaute ihn mit einem Schmunzeln an, „Ich für meinen Teil bin mit einem Calvin Nathan Cat zufrieden. Es muss kein Doctor sein, Sweetie.“
Ziva grinste: „Nun ja – immerhin ist er der Captain.“
„Captain who?“, fragte nun Sam Carter und kam näher. Die drei Frauen nickten einander wissend zu und wandten sich, nachdem sich der Captain geräuspert hatte,  wieder ihm zu.
„Ja, Captain, mein Captain?“, fragte Agatha mit einem schelmischen Lächeln, „Was gibt es?“
Der Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Och, nichts Wichtiges. Ich dachte nur – vielleicht wollten wir Tracy-Boy fangen.“
„Du wolltest uns sowieso zu ihm führen, Cal.“, grinste Ziva, „Dann mach es auch.“
Nun schluckte der Captain, schaute die Israeli ein wenig nervös an und lächelte: „Wollte ich, ja?“
„Wer wäre besser geeignet? Du kennst ihn seit Jahren.“, erläuterte die Dunkelhaarige, was Agatha dazu brachte, sich zu räuspern: „Mir ist er auch nicht unbekannt. Ihr solltet euch nicht zu sehr auf den Captain verlassen.“
Dies zu hören und verärgert den Kopf zu ihr herumzudrehen, war für den, über den da gesprochen wurde, eine Handlung: „Man sollte sich nicht zu sehr auf mich verlassen? Hab ich mich da verhört?“
„Oh, nun komm aber. Willst Du wirklich sagen, dass Du genau wüsstest , wo Tracy sich hingeschlängelt hat?“, fragte die XO und schenkte ihm einen neugierigen Blick. Der Captain überlegte kurz, zuckte dann mit den Schultern und deutete nach vorne: „Dann mach mal, Gathy-Chan.“
Die hübsche XO holte tief Luft, schaute sich dann um und begann, mit befehlsgewohnter Stimme zu sprechen.
„Für innovative Pläne haben wir keine Zeit, also müssen wir das nehmen, was wir haben. Wir teilen uns in Zweierteams auf. Die jeweiligen Partner denken sich Erkennungswörter aus, sodass die, im Fall einer kurz- oder längerfristigen Trennung voneinander, leichter zu identifizieren sind. Diese Passwörter verratet Ihr bitte nur eurem Partner und niemand Anderem.“
Damit schaute sie zu Cal: „Ich würde vorschlagen, dass die Teamaufteilung so aussehen wird:
Cal, Du und ich werden ein Paar bilden. Die Anderen sind Ziva und Tony, Sam und Daniel, Abby und McGee.“
„Sie, General O’Neill bleiben bei Special Agent Gibbs.“, sagte Sam und schaute ihren Chef an, mit den Schultern zuckend: „Es ist halt die beste Idee.“
Dies brachte Cal dazu, sich zu räuspern: „Übrigens, … beste Idee. Wat is’n ma’ so mit Knarren?“


McGee kam sich vor, als würde er in einer Deep-Space-Nine-Folge mitspielen. Die Star-Trek-Serie, in der Benjamin Sisko die titelgebende Raumstation Deep Space Nine – oder auch DS09 – kommandierte, enthielt neben dem ziemlich vielschichtigen Bösewicht Gul Dukat, auch die formwandelnden Wechselbälger, die, wie es Traceless tat – dazu in der Lage waren, sich in alles mögliche zu verwandeln.

Die Problematik, die er sah, war, dass man einerseits nie hundertprozentig wissen konnte, wer ein Formwandler war und wer nicht – allerdings hatte die Idee mit den Erkennungswörtern dieser Sache den Schrecken zumindest teilweise genommen. Ein anderes Problem war, dass diese Formwandler aus jeder noch so unmöglichen Ecke zuschlagen konnten. Wie hatte Odo doch gleich gesagt? „Ein Wechselbalg kann alles sein. Ein Pfosten, ein Pfeiler, sogar ein Stück der Reflektionsdeckschicht.“ Das war, nachdem er bei einer Art „Planspiel“ oder „Angriffssimulation“ selbst als Wechselbalg unterwegs gewesen war.
Hier galt dies genauso. Niemand wusste, aus welcher Ecke Traceless hervorschießen konnte, noch, was genau er vorhatte. Und dann würden sie scharfe Munition verwenden müssen… das machte ihm besonders zu schaffen.
Sam Carter, die vor ihm herging, schien das zu spüren, sie wandte sich zu ihm um und lächelte ihn beruhigend an.
„Keine Sorge – wir werden natürlich keine Munition verwenden, die tödlich sein könnte. Schließlich ist es ja durchaus möglich, dass Du auf jemanden schießt, der eigentlich nur seinen Partner verloren hat.“, sagte sie und schaute kurz zu Daniel und dann zum Captain, ehe sie wieder Blickkontakt mit McGee herstellte: „Das wäre ja schade, wenn Du Cal oder Daniel ein Loch in den Pelz brennen würdest.“
Der Anthropologe schaute die hübsche Astrophysikerin an: „Also ich möchte kein Loch im Pelz. Der Tritt gerade hat mir gereicht.“
„Was schleichst Du dich auch an?“, fragte Sam mit einem frechen Glitzern in den Augen, ehe sie sich an McGee wandte: „Also – wir teilen gleich INTARs aus.“
„Eine Art Kristall, die aussieht wie gewöhnliche Schusswaffen.“, warf der Captain aus der Nachhut die Erklärung ein, „Frag mich nich – sieht lustig aus.“
Tatsache. Die Waffe, die Sam dem IT-Fachmann aushändigte, hatte das genaue Gewicht und die genaue Form einer Baretta – also seiner eigenen Dienstwaffe – wenn nicht dort, wo normalerweise das Magazin eingerastet ist, eine art rötlicher Kristall leuchtete.
„Ich würde euch gerne einige Proberunden damit machen lassen, aber…“, setzte Sam an und Ziva komplettierte: „Ich nehme mal an, dafür ist nicht genügend Zeit übrig? Kennen wir. Auf der Dragonfly war es genau so.“

Sie hatten sich aufgeteilt. Tony und Ziva gingen, Rücken an Rücken, die Gänge entlang, bereit beim ersten Zeichen eines Angriffs zu feuern. Irgendwie fühlte sich die Wärme der schönen Frau, die seinen Rücken beinahe berührte, unglaublich gut an und hüllte ihn in eine Wolke der … Tony konnte das Gefühl nicht ganz beschreiben. Es war, als würde sein Herz gleich zerspringen, aber er wäre komplett ruhig. Das war – merkwürdig.

Ziva merkte, wie das zügige Nachfolgen DiNozzos ein wenig stagnierte. Sie wandte sich um, wollte gerade etwas sagen, als sie von einer Art Tentakel gepackt und gegen die nächste Wand geschleudert wurde. In dem Moment, in dem ihr Kopf mit dem harten Beton kontakt aufnahm, wurde es dunkel um sie.

„Sage mal, Agatha“, eröffnete andernorts Captain Calvin Nathan Cat das Gespräch, dabei die Umgebung nicht aus den Augen lassend, „Warum zum Henker darf ich eigentlich nie in den rechten Schlafzimmerschrank schauen?“
Die Angesprochene stoppte so gründlich und augenblicklich, dass der Kommandant in sie hereinrannte und mit ihr zu Boden ging. Sie richtete ihren Oberkörper auf, schüttelte ihre roten Haare, sodass sie ihr nicht mehr ins Gesicht fielen, sondern ihren Kopf einrahmten, wie ein Halo und stützte sich auf ihre Unterarme, um den Captain anzublicken. „Bitte?“, fragte sie, zog die Beine an und stand dann komplett.
Der Captain rappelte sich hoch, streckte sich und schaute sie an: „Naja – der rechte Schlafzimmerschrank. Du hast mir gesagt, ich soll ihn nie öffnen. Warum nicht?“
Ein leichtes Lächeln erschien auf den Lippen der XO: „Ich habe gesagt, es wäre mir lieb , wenn Du den Schrank nicht öffnen würdest. Wenn Du magst, kannst Du gerne. Ich mach Dich nur darauf aufmerksam, dass da Sachen drin sind, die ich mit in unsere Beziehung gerettet habe, die dich eventuell nicht interessieren.“
Er schaute sie an und grinste: „Toll, und ich musste meinen Spielzeugphaser verreplizieren. Du hast n ganzen Schrank voller Puppen.“
„Nicht direkt Puppen – mehr etwas, was man hier ‚Collectibles’ nennen würde. Du hast doch auch einen Schrank voller Conan- und sonstiger  Mangas. Das ist dein Schrank und der Andere ist meiner.“
„Du meinst – keine Ahnung – Pferdemagazine?“, fragte Cal und Agatha schüttelte wild den Kopf: „Doch nicht sowas Banales.“
Sie wollte schon weitergehen, aber sie merkte, wie der Captain sie ansah und offenbar eine Erklärung erwartete. Sie ließ den Kopf sinken: „Nun gut – darin befinden sich unterschiedliche… Gerätschaften. Die näheren Details würden nur langweilen, aber, sagen wir so… sie geben Geräusche von sich und sind länglich.“
Der Captain legte den Kopf schief, runzelte die Stirn und schien zu überlegen. Dann, nach ein paar Sekunden errötete er: „W… was?“
„Da sind meine Spielzeug-Sonic-Screwdriver drin, Sweetie. Ich bin eine Whovianerin, ein weiblicher Doctor-Who-Fan. Was denkst Du denn schon wieder?“, fragte Agatha grinsend und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. Der Captain atmete durch, was die XO dazu nutzte, noch breiter zu grinsen und zu sagen: „Als ob ich Dir sagen würde, wo die anderen Dinger sind.“
Und gerade, als Cal etwas sagen wollte, hörte er wie drei Schüsse abgegeben wurden, und Tony schrie.

Sie waren binnen weniger Sekundenbruchteile beim Halbitaliener, der am Boden lag und vor Wut irrlichternde Augen hatte. Ziva lag am Boden, die Schläfe war blutig und Agatha konnte sich lebhaft vorstellen, was passiert war. „Er ist in die Richtung gelaufen.“, sagte Tony und deutete nach links. Cal hob seine Waffe, klopfte Agatha auf die Schulter und sagte: „Kümmer dich um die Beiden.“
Dann war er weg. Den protestierenden „Hey!“-Laut hörte er schon sicherlich nicht mehr.
Tony blickte zu ihr hoch, und Agatha konnte ihm ansehen, dass er wohl, wenn Traceless tatsächlich angreifen sollte, nicht in der Lage wäre, einen Angriff dieses Mannes zu überstehen. Also seufzte sie, nahm ihre Waffe und hielt sie so, dass sie im Zweifelsfall sofort feuern konnte.
„Tony, ich bin sicher, sie kommt gleich wieder zu sich.“, versuchte sie einen sanften, beruhigenden Tonfall anzuschlagen, „Aber es bringt ihr nichts, wenn Du auch gleich angegriffen wirst.“


Ihr Körper schmerzte, die Explosion lies ihre Ohren klingeln. Sie sah den Rauch vor sich aufsteigen, wie der Mann, der vorher an die Bar gegangen war, die Arme ausbreitete… kurz fielen ihre Augenlider zu und sie glaubte, durch die geschlossenen Augenlider ein oranges Gleißen zu sehen.

Verdammt, warum war ihr das nicht schon eher eingefallen?

Bleischwere Augenlider, die sich weigerten, die Augen weitersehen zu lassen, nahmen anfangs nur Umrisse wahr. Dann schärfte sich ihr Blick und aus dem Halbdunkel schälten sich drei Personen. Zwei Männer, eine Frau. Die silber-roten Haare funkelten im Licht des einzigen Scheinwerfers, der nach der Explosion noch funktionierte und sie konnte sehen, wie einer der beiden Männer ihren Kopf in seinen Schoß bettete, die Hände hob und die nussbraunen Augen seine blutüberströmten Hände in Augenschein nahmen.
Kurz blinzelte sie mit den Augen, hörte dann vor ihrem inneren Ohr einen Hustenkrampf und dann ein Wort. „River.“

„Warum ist mir das nicht schon eher eingefallen?“, schoss ihr der Gedanke durch den Kopf und sie merkte, wie ihre Augenlider flatterten. Kam sie wieder zu Bewusstsein?
Ihr Blick schärfte sich, sie sah Agatha und Tony, die sich besorgt über sie beugten und dann wieder nach Angreifern ausschau hielten. Dann wurde es wieder dunkel um sie.

Erneut schärfte sich ihr Blick und sie erkannte die drei Personen wieder. Um sie herum brannte die Bar aber… da war noch etwas. Etwas, das ihr vorher nicht aufgefallen war. In der entfernten Ecke der Bar stand eine Art große, stehende blaue Kiste.
Nein, das war keine Kiste, das war…
Sie sah die Aufschrift und stutzte.
Police box , stand da.
Einer der beiden Männer blickte sie an, nickte ihr zu und…


Ziva David öffnete die Augen. Tony DiNozzo blickte auf sie herab und sagte überflüssigerweise ein „Du bist wach.“
Sie wollte ihm gerade sagen, dass dies vollkommen sinnfrei war, als sie sein erleichtertes Atmen hörte. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen. „Ja, mir geht’s gut.“
Die Hand Agathas ergriff sie und zog sich von der Liegenden in die Stehende, ehe sie sich umblickte: „Wo ist Traceless jetzt wieder hin?“
„Keine Ahnung.“, zuckte Agatha mit den Schultern, „Aber der große Captain spielt wieder Superheld und verfolgt ihn alleine.“
„Sollten wir ihm nach?“, fragte Ziva, was Agatha erneut zum Schulterzucken brachte: „Bringt nichts. Er ist wieder auf seinem Actionhelden-Trip, da kann man ihn sowieso nicht stören.“

War die Umgebung eigentlich schon immer so unheimlich gewesen?  So dunkel und mit praktischerweise-flackernden Lichtern? Calvin Nathan Cat hatte seinen Phaser schussbereit gemacht, falls man sich mal verteidigen musste. Aber die Umgebung war momentan alles andere als heimelig und lud nicht gerade zum Verweilen ein. Es erinnerte ihn an frühere Abenteuer, die er erlebt hatte, frühere Schlachten, die er geschlagen hatte und… nicht blinzeln .
Er stockte. Wo kam der Gedanke her, nicht zu blinzeln?
Blinzelt und Ihr seid tot.
Cal schüttelte den Kopf, als er sich daran erinnerte, dass er diese Worte vor einigen Jahren gehört hatte – oder besser, in knapp 360 Jahren hören würde. Natürlich. Die legendäre Doctor Who-Folge „Blink“. Er hatte sie mit Agatha im Holodeck nachgespielt. Wobei Agatha lieber die Folgen mit dem elften Doktor nachspielte, wobei er immer den Doktor spielen musste und sie seine Frau. Wie hieß sie gleich wieder?
Der Captain seufzte. Es war schon ein mehr als nur schlechtes Zeichen, wenn man sich an allen möglichen Kleinkram erinnern konnte, beispielsweise daran, wann die legendären Weinenden Engel das erste Mal aufgetaucht waren, aber nicht daran, wie die Frau des Doktors hieß.
Erneut schüttelte er den Kopf. Woran dachte er hier eigentlich gerade? Es gab eine deutlich schlimmere Situation, mit der man sich beschäftigen musste, als …

Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht, denn plötzlich traf ihn eine Faust am Kinn, ließ seinen Kopf nach hinten sausen, dem der Körper aus Gründen des am Kopf angebrachten Halses folgte. Er setzte sich sehr unelegant auf den Hosenboden, rappelte sich hoch und sah, wie aus einer dunklen Ecke jemand auf ihn zukam, sich in eine Angriffshaltung begebend.
„Traceless.“, murmelte Cal und begab sich in die Verteidigungsposition, die im Jill eingebläut hatte. Nur keine Experimente, alles by the book und vor allem, das Wichtigste, dem Gegner immer einen Schritt voraus sein – das waren die Maxime, denen die hübsche Taktikerin folgte und die sie ihm eingebläut hatte.

Wieso schossen ihm nun die Erinnerungen an seine Kindheit durch den Kopf?
Mit 12 Jahren war er das erste Mal an der Starfleet-Academy. Das lag daran, dass sein Vater, Richard Nathaniel Cat I. einen Auftritt beim Giggles-Gig in der Academy-eigenen Mensa hatte. Dieser Giggles-Gig ist wichtig, für jeden guten Komiker, der es in den bekannten Quadranten zu etwas bringen möchte oder es schon zu etwas gebracht hat. Die Auftritte dort sind gleichermaßen Sprungbretter für Unbekannte, aber auch ein Adelsschlag für bekannte Größen – um nicht zu sagen der Adelsschlag schlechthin. Und sein Vater hatte oft genug Bewerbungen und Demo-Bänder geschickt, um die Verantwortlichen davon zu überzeugen, ihn auftreten zu lassen. 2366 hatte er es geschafft, seine Familie geschnappt und war übers Wochenende nach San Francisco gefahren. Während Richard Senior sich die „Location“ genauer ansah, um seine Performence der Umgebung anpassen zu können, hatte der Rest der Familie die Möglichkeit, sich genauer umzusehen. Rick Junior, der später zusammen mit seinem Bruder das Projekt „Teen Squadron“ vorantreiben würde, fühlte sich in diesem Moment sehr von den sportlichen Möglichkeiten, die dieser Ort anbot, angezogen.
Gerade wollte Cal seinem Bruder folgen, als…

Traceless sprang vor, warf sich mit voller Wucht voran auf den Captain, riss ihn erneut zu Boden. Der Offizier reagierte so instinktiv, dass es ihn selbst verwunderte. Er zog sein Bein an, der Fuß traf jene empfindliche Stelle, die bei allen diese Zeile lesenden Männern ein mitleidiges „Uhhhh“ und bei den diese Zeilen lesenden Frauen ein Grinsen hervorruft und Traceless ließ los.
Schnell zog der Captain erneut seine Beine an und stieß die Füße gegen den Brustkorb des Anderen, in der Hoffnung, ihn von sich fortzukatapultieren. Dies gelang auch und so konnte Cal wieder Atem holen. Er rollte sich ab, schaute sich suchend nach seinem Phaser um und sprang, als er ihn entdeckt hatte, darauf zu. 

Er hatte die Waffe in der Hand, rollte sich erneut ab, zielte auf Traceless und atmete tief durch. Sollte es das gewesen sein? War es wirklich so einfach, wie es B’elanna Torres ihm seinerzeit gesagt hatte, als er auf die damals süße 18 jährige Klingonin traf?
Er erinnerte sich daran, wie sie sich getroffen hatten. Es war, als Cal seinem Bruder zu den sportlichen Möglichkeiten folgen wollte und er dabei dummerweise mitten in eine Kampfsportvorführung geriet. Der Vorführende wurde jedoch gerade kompromisslos durch den Ring geprügelt, aber das erfuhr Cal auch erst später.  Mit 12 Jahren hat man noch eine große Klappe und besonders dann, wenn durch verbesserte Ernährung die Pubertät sehr viel eher einsetzt und man schon mit 12 eben jene gefürchtete Phase erreicht, die nicht umsonst zwischenzeitlich als „die Zeit, in der die Eltern anfangen, bescheuert zu werden“ bezeichnet wird. Nur sind es eben in den seltensten Fällen die Eltern, die…

Hatte sich Traceless da gerade bewegt?
Mensch, Cal, konzentrier dich endlich. Drück ab, schick ihn schlafen, dann ist die Sache beendet und Du kannst festhalten, dass Du ihn gefangen hast. Das wird Agatha sehr freuen. Du hast, ohne fremde Hilfe, einen gefährlichen Kriminellen betäubt.
Die Waffe des Captains zuckte hoch, er zielte und feuerte. Da war Traceless aber schon nicht mehr da. De Facto verwandelte er sich gerade in…
Cal legte den Kopf schief, als er das große, grüne Ungetüm sah.
„Ernsthaft? Mach mich nicht wütend, du magst mich nicht, wenn ich wütend bin?“, fragte er und als Traceless, der gerade wie Hulk wirkte, bestätigend-herausfordernd brüllte, war Cal schneller. Der Schuss traf, lies das Wesen erzittern und zu Boden gehen.
Der Captain atmete tief durch. Irgendwie erschien es ihm zwar viel zu schnell gegangen zu sein, aber… egal, wen kümmern Details?
Er betätigte seinen Kommunkator: „Cat an Silverbird? Ich habe Traceless ge… uff!“
Der letzte Laut entstand dadurch, dass Traceless – immer noch in Hulk-Form – auf ihn zugesprungen war, und ihn von den Beinen gehoben – und noch schlimmer – mit dem Rücken in die nächste Wand katapultiert hatte. Des Captains Kopf stellte harten Kontakt mit der Wand her und kurz konnte man auf seinem Gesicht den Ausdruck von Schmerz erkennen, ehe sich Gesicht und Körper komplett entspannten und er die Wand herunterrutschte. Erst ging er auf die Knie, nur um dann mit dem Oberkörper nach vorne zu sinken und komplett auf dem Bauch liegen zu bleiben. Traceless-Hulk packte den Captain am Schopf und hob ihn an. Die Arme Cals baumelten leblos vor dem Oberkörper umher, Blut schien vom Mund auf den Boden zu tropfen.

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #39 am: 19.05.14, 18:52 »
„Ge…uff?“, fragte Ziva, mit weit aufgerissenen Augen und auch in Agatha dämmerte Erkenntnis heran. Sie schaute zu der Israeli: „Kannst Du aufstehen?“
„Versuch, mich daran zu hindern.“, grinste diese, wandte sich an Tony und sagte noch: „Du gehst zu Gibbs und sagst ihm bescheid.“
Damit eilte sie, zusammen mit Agatha, los. Tony blickte ihr kurz verdattert hinterher, schüttelte dann den Kopf und folgte ihr. Als ob er sie einfach so in eine potentielle Falle laufen lassen würde.

Der Körper Cals lag in einer wunderbar einzusehenden T-Kreuzung. Blut sickerte auf den Boden, die Augen des Offiziers waren geschlossen und Agatha wäre gar nicht so sehr überrascht, wenn er wieder ein paar Stunden bei Gina verbringen müsste. Die XO presste sich an die Wand des Ganges, aus dem sie gerade gekommen war, hob den Phaser und spähte dann um die Ecke. Zwar sah man dort nichts, aber das hatte ja nichts zu bedeuten. Sie veränderte die Phasereinstellung, katapultierte sich aus der Deckung und gab zwei Schüsse ab. Einen in die Richtung des Ganges zu ihrer Rechten und einen nach vorne. Das Ziel war es, Traceless, sollte er sich in einem der beiden Gänge befinden, zu treffen. Dann war sie auch schon in der Nähe des Captains, presste sich auf den Boden und robbte zu ihm. Als sie ihn erreicht hatte, war ihr erster Reflex, den Puls des Offiziers zu fühlen. Dieser war noch vorhanden.
Erleichterung durchpulste sie. Das nächste Problem war, wie man dort wieder rauskommen sollte. Momentan lagen beide wie auf dem Präsentierteller. Und tatsächlich zischte aus dem Gang direkt vor ihr eine Phaserentladung heran und verfehlte sie so knapp, dass sie in die Wärme des Strahls gebadet war.
Verdammt. , schoss es ihr durch den Kopf, „Tolle Falle.“


Das diese Korridore auch immer gleich aussehen mussten. Samantha Carter störte es zwar nicht, aber es war etwas, das auffiel. Andererseits – wie sollte man eine Basis auch sonst gestalten? Solche Orte mussten nun einmal einen gewissen grauen, tristen Farbton haben. Sam war sich sicher, dass das in irgendeinem Vertrag für Inneneinrichtungen stand.
Den Lauf ihrer P-90 so haltend, dass sie im Zweifelsfall einen Schuss abgeben konnte, pirschte sie langsam und vorsichtig durch endlos gleich-aussehende Korridore. Momentan befanden sie sich irgendwo im Westsektor der Einrichtung, in Korridor AA 35.

Ihr drahtiger Körper stand unter Anspannung und wurde mit Botenstoffen geflutet, die sie wachsam hielten. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, blickte kurz nach hinten und stellte beruhigt fest, dass Daniel Jackson seinen Posten nicht verlassen hatte. Dieser machte das, was man im Militärjargon „cover my six“ nannte. Zu Deutsch: Er hielt ihr den Rücken frei.

Ihr kompletter Körper war angespannt und sie war bereit, im Zweifelsfall loszulegen. Ihrem Gehör entging keine Unstimmigkeit und ihre blauen Augen tasteten den Gang, der vor ihnen lag, milimetergenau ab. Sie überprüfte jeden Meter zwei Mal, ehe sie ihn einmal betrat – ganz, wie man es ihr auf der Air Force Academy eingebläut hatte. Und plötzlich stoppte sie.

Direkt vor ihr endete der Korridor, in dem sie sich befanden, aber es mündete ein weiterer Gang ein, der – wenn sie recht informiert war – in einen Lagerraum führen würde.
Es war ein beinahe schon zu subtiles Gefühl, das ihr in den Nacken kroch und ihr zuflüsterte, dass die vor ihr liegende Biegung des Ganges mit besonderer Vorsicht zu genießen war. Und tatsächlich – ein leises Zischen drang an ihre Ohren und an der Wand konnte sie einen gelblichen Widerschein erkennen. Waffenfeuer? Phaserentladungen?
Zumindest das gelbliche Lichtspiel, das von der Wand reflektiert wurde, erinnerte sie daran.
 
Sie wandte sich an Daniel, der beinahe in sie hineingelaufen wäre und deutete ihm, in der bekannten Armee-Zeichensprache an, dass sie um die Ecke lugen werde und dafür ein Periskop benötige. In dieser Zeit wäre sie verwundbar, sodass Daniel nun mehr aufpassen müsse, denn jeh. Dieser Aufforderung kam der Anthropologe auch nach. Er hob sein Maschinengewehr, so dass er im Zweifelsfall über Kimme und Korn zielen konnte, und stellte sich so, dass er seiner Aufgabe gut nachkommen konnte. Langsam, vorsichtig und darauf bedacht, kein Geräusch von sich zu geben, fingerte Sam nach dem Periskop, das in ihrer Einsatzweste war. Allein dieser Moment, in dem sie den Klettverschluss der Westentasche öffnete, war für sie schon eine atemberaubende Tortur, da sie sich bewusst war, dass eine schnelle Öffnung ein ziemlich lautes Geräusch verursachen würde. 
Millimeter um Millimeter gab der Klettverschluss nach und irgendwann hatte sie die Tasche geöffnet. Mit einem lautlosen Seufzer fingerte sie nach dem länglichen Periskop, förderte es aus ihrer Brusttasche zu tage und zog es vorsichtig aus. Dann spähte sie hindurch.
Die geöffnete Tür des Lagerraumes zeigte, dass auch hier gelbliche Lichtstrahlen reflektiert wurden, also vermutete die Colonel die Quelle der Strahlen in dem Korridor, der parallel zu diesem verlief und der über diesen Lagerraum betreten werden konnte.
Sie wandte sich an den Anthropologen, atmete tief durch und flüsterte: „Sag General O’Neill bescheid. In Korridor CC 28 wird entweder mit Stabwaffen oder Phasern geschossen.“

Der Anthropologe schaute sie an und Sam konnte erkennen, dass er am Liebsten eingreifen würde. Schnell griff sie nach seinem Arm, hielt ihn fest und schüttelte den Kopf, wobei sich ihr Blick mit Entschlossenheit in seinen bohrte.  Daniel nickte.

Der grellorange Widerschein des Phaserfeuers war auch Ziva etwas Bekanntes und sie ahnte, dass Agatha in eine Falle gelaufen sein musste. Sie schüttelte den Kopf, verwünschte sich dafür, die hübsche Rothaarige einfach so gehen gelassen zu haben, aber Tony schaute sie an und vermutlich wusste er schon, was ihr durch den Kopf ging, denn er sagte mit einem sehr sanften Ton in der Stimme: „DU kannst nichts dafür. Es war ihre Entscheidung. Wenn sie tatsächlich in die Falle gelaufen ist, dann muss sie die Konsequenzen tragen, nicht du.“
„Ich weiß.“, raunte die hübsche Israeli, „Aber – wir müssen dennoch dahin. Traceless ist dort. Das heißt, wenn wir ihn dort fangen können, ist die Gefahr gebannt. Vielleicht sogar ein für alle mal.“
Tony blickte sie kurz nachdenklich an, nickte dann und machte sich auf den Weg. Sie folgte ihm, den Blick kurz auf den Boden gerichtet. Der Gedanke „Ausserdem dürfen sie nicht hier sterben, sondern müssen in der Bar… schoss durch ihre Sinne – doch sie schüttelte den Kopf. Daran wollte sie gerade nicht denken. Vielleicht gab es ja Möglichkeiten, sie alle zu retten. Agatha, Cal, SG-1… wenn alles gut ging, musste niemand von ihnen sterben.
Und wer bist du, dass du sagst, dass sie nicht sterben müssen? , dachte sie sich und erneut lies sie sich zurückfallen.
Wirklich – wer war sie? Eigentlich „nur“ eine NCIS-Agentin, die sich mit Fragen der temporalen Mechanik weder auskannte, noch auskennen musste. Aber sie wusste, wann Unrecht sein hässliches Haupt erhob. Und sie sah, wann Unschuldige auf den Altären der Wissenschaft oder der temporalen Logik geopfert wurden.
„Ich find das auch nicht toll, glaub mir. Ich meine, Sam ist eine gute Freundin und ich würde sie gerne retten, aber … ich kann es nicht. Ich muss sie opfern -  so wie ich jeden opfern würde. Die Dragonfly, Cal, Dich… “
Wieso erinnerte sie sich gerade an den Satz von Agatha? Vermutlich, weil es richtig war. Aber – wer bestimmte dies? Vor allem – wer bestimmte, dass…
„Ziva, wo bleibst Du?“, fragte Tony, der plötzlich wieder neben ihr aufgetaucht war. Kurz stockte er, legte den Kopf schief: „Geht es Dir gut?“
Vermutlich musste sie ein wenig hyperventiliert haben, denn ihr war schwindlig. Kurz schüttelte sie den Kopf, um wieder klar zu werden, ehe sie nickte.
„Ja, wieso?“, fragte sie, vielleicht eine Spur zu scharf und zu fies, aber – gerade nervte er sie.
Tony schien dies zu merken – zwar zuckte er nicht zurück, aber er runzelte fragend die Stirn, ehe er, mit einem leichten Kopfschütteln, beschloss, der Sache nicht viel Bedeutung beizumessen. Er deutete in die Richtung, aus der er gerade gekommen war: „Da geht es lang.“

Jack O’Neill war nicht unbedingt ein Fan davon, in seiner eigenen Einrichtung hinter den Schreibtisch – oder in diesem Fall: in einen einzigen Raum – eingesperrt zu sein. Irgendwie vertrug sich das nicht mit dem Naturell des Generals, schließlich war er früher derjenige gewesen, der Entscheidungen lediglich aufgrund seines Bauchgefühls getroffen hatte. Nun war er hier, zusammen mit diesem Navy-Cop und es fehlte an Gesprächsstoff.

So ähnlich ging es auch Gibbs, aber das wusste Jack nicht. Der leitende Chefermittler war es gewöhnt, zusammen mit seinen Teammitgliedern die Verbrecher zu jagen. Schreibtischarbeit, dazu verdonnert zu sein, lediglich Befehle zu geben – das war für ihn nichts. Und plötzlich brach O’Neill das Schweigen.
„So, Sie sind vom NCIS, ja?“, fragte er und schaute ihn an. Gibbs antwortete in der einzig-möglichen Option, die ihm offenblieb, ohne als kompletter Vollidiot dazustehen. Er schaute sein Gegenüber aus grauen Augen an, sagte nichts, nickte nur.
„Ah!“, machte der General und es schien, als sei das Thema „Unterhaltung“ damit gestorben.
Warum sich Gibbs dann doch mit dem General unterhielt, entzog sich seiner Erkenntnis. Er tat es einfach. Kurz räusperte er sich und sagte dann: „Woher kennen Sie eigentlich diesen sehr quirligen Typen?“
„Sie meinen die Nervensäge, Captain Cat?“, fragte der General und als Gibbs nickte, holte er Luft und begann, zu erzählen.


"Die Iris gibt nach!", schrie Carter, was sofort die Aufmerksamkeit sämtlicher im Kontrollraum anwesender Personen auf sich zog. Hammond löste sofort Alarm aus und griff nach dem Mikrophon. "Sicherheitsalarm. SG 1 bis SG 3! Sofort in den Gateraum." O'Neill und Carter rannten zeitgleich zur Waffenkammer, dicht gefolgt von Teal'C und Daniel.
 
Wenig später war die Iris aufgebrochen und der Weg zur Erde stand eventuellen Invasoren offen. Mit militärischer Effizienz hatten sich nicht nur Sam, Daniel, Teal’C und O’Neill am Tor postiert, sondern auch etliche andere Soldaten, welche die Gewehrläufe auf das Tor richteten. Die Stimmung war bis zum äußersten gespannt. Was würde da durchs Tor kommen und – wenn es durchs Tor käme, wäre es freundlich?
Jack hatte keine Möglichkeit, weiter darüber nachzudenken, denn in diesem Moment gab das Tor das erste gurgelnde Geräusch von sich und eine Person hatte das Sternentor passiert.
Sie trug einen weinroten, enganliegenden Einteiler und war zweifelsohne weiblich. Dann fiel eine andere Frau durch das Tor, die eine Art Uniform trug, mit einem schwarzen Torso und einer roten Schulterpartie. Kurz blickte sie zu O’Neill und er war der Meinung, dass sie ihm grüßend zunickte. Ihr folgten zwei Jugendliche – ein junger Mann mit kurzen, blonden Haaren und eine junge Frau, deren Haare so kupferrot waren, dass sie die Lichter des Tors reflektierten.  Das Tor schloss sich.
 
Die Frau, die Jack vorher grüßend zugenickt hatte, trat nach vorne und sah Carter und O'Neill eine Weile schweigend an. Dann winkte sie einen Jugendlichen herbei, der die beiden auch noch begutachtete. Der Jugendliche und die Frau sahen sich an und nickten. Die Frau erhob die Stimme: "Ich bin Captain Kathryn Janeway, vom Föderationsraumschiff Voyager." Der Jugendliche mischte sich jetzt ebenfalls ein. "Und ich bin Captain Calvin Cat von der USS Dragonfly. Wir sind aus dem vierundzwanzigsten Jahrhundert und haben eine Warnung an Sie alle."
 


„Eine Warnung an Sie alle?“, fragte Gibbs und hob eine Augenbraue, als sich die Tür öffnete und Daniel den Raum betrat: „Ja, damals hatte er es nicht dramatischer.“
Der General und der leitende Chefermittler wandten sich zum Neuankömmling um und hatten ihre Waffen schussbereit gemacht.
„WHOA!“, machte Daniel, warf die Hände hoch und sich dann in Deckung, „Nicht schießen! Ich bin Daniel Jackson!“
„Haben wir dafür auch Beweise?“, wollte sekundenbruchteile später Gibbs wissen und er, sowie Jack konnten hören, dass eine gewisse Verzweifelung von Daniels Stimme Besitz nahm.
„Ehm, ich weiß auch nicht“, setzte er zu sprechen an, ehe er fortfuhr und dabei immer schneller wurde.
„Vielleicht hilft der Fakt, dass ich … ich weiß auch nicht… ehm…“
„Oh for cyring out loud.“, murmelte Jack und rollte mit den Augen: “Daniel! Kleid!“
Kurz legte sich Stille über den Raum, wie ein Leichentuch, ehe der Anthropologe vorsichtig über den Tisch lugte: „Ich habe keine Schwester, Jack. Und wenn ich eine hätte, würde ich sie nicht mit Ihnen ausgehen lassen.“
Befriedigt nickte Jack, sicherte die Waffe und steckte sie in den Halfter. Dann wandte er sich an Gibbs: „Wir hatten schon einmal eine ähnliche Situation. Da habe ich ihn nach der Farbe des Kleides gefragt, das seine Schwester getragen hatte, als sie die Woche davor mit mir ausgegangen war. Diese Antwort ist die Richtige.“
„Und wenn Traceless die Frage und die Antwort kennt?“ , fragte Gibbs, „Ich meine – er kommt, wie Agatha gesagt hat, ebenfalls aus der Zukunft.“
Kurz umwölkten Zweifel das Gesicht O’Neills. Natürlich – das konnte ja wirklich sein. Kurz hob er die Waffe wieder, als Daniel sagte: „Jack, Stop! Frag mich doch was, was nur vier Personen wissen können, weil es nicht in den Unterlagen steht.“
„Gut“, nickte der General, „Wer ist Jack?“
Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Anthropologen: „Wir haben den Hund von Sam nach Dir benannt.“
„Wofür ich dich eigentlich immer noch erschießen müsste.“, sagte der General mit einer Stimmfärbung, die deutlich verriet, dass er es, trotz des ernsten Gesichtsausdrucks, nur spaßig meinte.
„Wenn Du jemanden erschießen willst.“, hob Daniel an, „Dann sag unseren Leuten, wir sollen uns in Korridor CC28 versammeln. Entweder werden dort Stabwaffen abgefeuert – was ich für unwahrscheinlich halte – oder aber Phaser.“
Jack und Gibbs blickten einander an und nickten.

Agatha presste ihren Körper weiter auf den Boden, streckte ihre Hand nach Cal aus und robbte so dicht an ihn heran, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. Und in einem selbstlosen Akt, zog sie ihn an sich, um ihn mit ihrem Körper beschützen und abschirmen zu können. Sie merkte, wie ihr Herz anfing, schneller zu schlagen, als der Captain sich plötzlich bewegte. Verwirrte braune Augen schauten sie von unten an, als erneut Phaserschüsse zu hören waren. Der Ausdruck in den Augen änderte sich. Sie sah tatsächlich so etwas wie „Resignation“ in ihnen, als wüsste Cal, dass sie hier nicht so einfach herauskämen.
„Schon gut.“, murmelte sie beruhigend und warf ihm einen Kussmund zu, „Es wird alles wieder gut.“
Sie sah, wie seine Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen und wie er den Kopf schüttelte. „Es wird nicht wieder gut.“, hauchte er, „Schatz, wir sind auf dem Präsentierteller.
Sie spürte, wie seine Hand sich um ihre Taille legte, über das Bein strich und offenbar entweder versuchte an den Phaser zu kommen, den sie normalerweise im Beinholster hatte, oder sie irgendwie anders berühren wollte, bevor sie beide von Traceless über den Haufen geschossen wurden.
„Cal“, flüsterte sie, „Keine Sorge, es wird schon alles gut.“


Sam blickte durch das Periskop, stellte erleichtert fest, dass beide Starfleetoffiziere, die da im Gang lagen, offenbar bei vollem Bewusstsein waren und wartete darauf, einzugreifen.
„Sam?“, hörte sie plötzlich eine gewisperte Frage und drehte sich um – in einer schnellen Reaktion hatte sie das Nahkampfmesser gezogen und es an den Hals der Person gesetzt, die sie angesprochen hatte – allerdings ohne, wirklich Druck auszuüben.
Daniel Jackson schluckte: „Könn… Könntest Du das Ding bitte wieder…“
„Mal sehen.“, grinste Sam verspielt, ehe sie wieder ernst wurde, „Alpha.“
„Zentauri.“, sagte Daniel und schaute sie an, immer noch ein wenig unbehaglich wirkend.
Das Messer wurde vom Hals des Anthropologen genommen und wanderte wieder in das Beinholster, ehe die hübschen, verzaubernden blauen Augen den Anthropologen ins Visier nahmen: „Bericht?“
„Wir bekommen gleich Hilfe.“, erklärte Daniel und schaute sie an: „Dir gefällt das Ganze, oder?“
„Wie kommst Du darauf?“
„Du bist immer so … energiegeladen, wenn es gegen den Feind in den Einsatz geht.“
Sam zuckte mit den Schultern: „Vielleicht liegt es auch nur daran, das ich weiß, dass da draußen noch schlimmeres auf uns wartet. Das hier ist lediglich eine Übung.“
„Übung?“, fragte Daniel und man konnte sehen, dass ihm jegliches Verständnis für die Lockerheit Sams abging. Die hübsche Astrophysikerin nickte: „Natürlich. Ich bin mir sogar sicher, dass Traceless nur mit einem Phaser feuert, der auf Stufe drei eingestellt ist. Schließlich ist der Mann besessen davon, es Cal heimzuzahlen. Und das könnte er nicht, wenn er die Beiden einfach töten würde.“
Der Anthropologe legte nachdenklich den Kopf schief, ehe er nickte: „Klingt logisch.“
„Ich weiß. Also – sobald wir Verstärkung haben, legen wir los.“
Damit spähte sie durch das Periskop und lächelte.
„Und die Verstärkung ist schon da.“

Das Phaserfeuer war schon lauter geworden und so hatte sich Ziva auf den Boden sinken lassen und war die letzten Meter gerobbt. Tony hatte sie anfangs ein wenig verwundert angesehen, aber als Ziva ihm zugezischt hatte, dass er ihrem Beispiel gefälligst Folge leisten sollte, nickte er und tat es. Nach einigen Sekunden erreichten sie eine T-Kreuzung, von der ein Gang durch eine Tür in eine Art Lagerhalle führte. Vor dieser Tür lagen Agatha und Cal aufeinander, sie versuchte ihn, mit ihrem Körper vor den Treffern abzuschirmen.
„Gute Lösung.“, nickte Ziva leise und spähte in den vor ihr liegenden Gang. Schnell riss sie sich wieder zurück, denn kaum, dass sie ihren Kopf aus der Öffnung gesteckt hatte, schoss ein Phaserstrahl heran.
„Okay“, machte Ziva, „Der Verrückte ist genau da.“

Sam spürte das Gewicht Daniels auf sich, als dieser mit dem Periskop bewaffnet an ihr vorbei spähte, um die gerade ihren Kopf zurückziehende Ziva David zu sehen. Auch er zog den Kopf zurück, drückte der Colonel das Periskop in die Hand und nickte: „Japp, Verstärkung ist da.“
Er wollte gerade wieder einen Schritt zurücktreten, als er die Wärme ihres Körpers sehr deutlich spürte. Die Lippen, diese wünderschönen Augen – alles nur wenige Millimeter von ihm entfernt, er müsste nur …
„Daniel?“, fragte sie leise und er zuckte zusammen: „Ja?“
War da gerade eine Spur Mitleid in ihren Augen?
Er schüttelte den Kopf, trat wieder hinter sie und stellte fest, dass er sie definitiv viel zu lange nicht mehr gesehen hatte. Das war es, bei der nächsten Mission der Hammond würde er Jack auf Knien anflehen, mitzukommen, egal ob es für einen Anthropologen etwas zu tun gab, oder nicht. Seine Expertise konnte man per Kommunikationssteinen einholen, man musste ihm nur einen Wirtskörper zur Verfügung stellen, und…
Moment mal… Wirtskörper?
Irgendwie klang das Ganze gerade verdächtig nach Goa’uld. Oder besser gesagt – nach Tok’Ra, denn man stellte seinen Körper ja freiwillig zur Verfügung.
„Woran denkst Du gerade?“, riss Sam ihn aus seinen Gedanken und erneut schüttelte er den Kopf: „Nichts, alles in Ordnung.“

Die Phaserschüsse wurden lauter, die Hitze die von ihnen ausging, immer unerträglicher. Es war Agatha klar, dass es nur noch eine Frage von Sekunden sein würde, bis Traceless sie treffen würde. „Agatha.“, murmelte Cal gegen ihren Bauch und schaute sie an: „Lass es geschehen. Es bringt sowieso nichts.“
Und dann mischten sich andere Geräusche in die Phaserschüsse, die haarscharf über ihre Körper zischten. Maschinengewehrsalven, Barettas entluden sich… Agatha erlaubte sich, kurz den Kopf zu heben und sich umzublicken. Überraschung zeigte sich in ihrem Gesicht, dann ein triumphierendes Grinsen.
Tatsächlich. Aus den Korridorabzweigungen links und Rechts von ihr lehnten sich abwechselnd Tony DiNozzo, Daniel Jackson, Samantha Carter und Ziva David und gaben Schüsse ab.
„IN DECKUNG.“, schrie Sam gegen den Lärm an.
Agatha riss ihren Kopf erneut hoch, wobei ihre Haare wild hin und her schwangen, packte dann Cal und warf ihn und sich in Richtung der Sicherheit verheißenden Deckung. Sie kamen neben Sam und Daniel schlitternd zum liegen.
Der Captain schaute sie an, lächelte, ehe er die Augen schloss und mit seinem Kopf auf ihrem Bauch liegen blieb.
Agatha schüttelte den Kopf, rappelte sich hoch und zog den Captain weiter in Deckung, ehe sie ihren Phaser nahm und ebenfalls Gegenfeuer leistete.
Inzwischen hatte sich die Frequenz der Phaserschüsse erhöht und bald erhellte ein einziger, kontinuierlicher grelloranger Strahl das Areal.
Zusammen mit einem immer lauter werdenden Heulen verhieß das nichts Gutes.
„WEG HIER!“, schrie Agatha.

Tony und Ziva prallten von der Korridoröffnung zurück und überließen ihren Fluchtinstinkten das Kommando – in einem perfekten Zusammenspiel von Geschwindigkeiten eilten sie den Korridor herunter, öffneten die nächstbeste Tür, warfen sich hinein, schlossen die Tür und dann… lag Tony auf Ziva.
„Was tust Du da?“, fragte sie und er zischte ein: „Ich schütz dich mit meinem Körper. Klappe!“

Die beiden Türen des Lagerraumes wurden ebenfalls geschlossen. So würde dieser Raum zwar zu einer Art Gefängnis, aber die Zeit, sich einen anderen Schutz zu suchen, blieb aus. Und als die laute Explosion den Raum erschütterte, fanden sich Agatha und Sam unter den Körpern Daniels und Cals begraben wieder.

Cal hob als Erster den Kopf, stellte fest, dass der Raum noch stand und dass die Explosion dann offenbar doch nicht so schlimm gewesen sein konnte. Er schaute auf das hübsche, ebenmäßige Gesicht Agathas herunter und lächelte, als ihre grünen Augen ihn verständnislos anstarrten.
„Du hast mich gerettet.“, sagte er sanft und ließ sich auf sie sinken, um ihr einen langen Kuss zu geben, „Danke.“
Ein Räuspern ließ ihn hochzucken. Sam und Daniel schauten ihn amüsiert an, ehe sich Daniel an die Colonel wandte: „Er hat eine hübsche Art, sich zu bedanken.“
„Stimmt.“, lächelte sie, „Das könntest Du dir auch abschauen.“

Die Augen zusammengekniffen hatte Tony seine Arme um die hübsche Israeli Ziva David geschlungen, sich an sie gepresst und ihren Kopf gegen seine Schulter gedrückt, damit sie nicht von herabfallenden Trümmern der Explosion erschlagen würde. Tatsächlich fielen auch etliche Teile auf sie herunter und er spürte auch den einen oder anderen Treffer am Kopf, doch waren diese Trümmer entweder aus Pappmaché, oder…
Tony öffnete seine Augen, hob den Kopf und blickte um sich herum.
„Putzschwämme.“, murmelte er und schaute die entspannte Gestalt unter sich an, die ihm ein schelmisches Grinsen schenkte: „Du wusstest genau, was hier los ist, oder?“
„Nun, bevor Du dich auf mich geworfen hast, konnte ich deutlich erkennen, dass das hier Putzschwämme sind und uns auf diese Entfernung sicherlich keine Gefahr mehr droht.
Verblüfft richtete er sich auf, blieb auf ihr sitzen und schaute sie an: „Du bist ein cleveres Mädchen, weißt Du das?“
Sie lächelte: „Ich bin kein Mädchen.“
„Nein, eine wunderschöne Frau.“
„Das wollt ich hören.“, nickte sie, zog ihre Beine unter ihm weg und richtete sich, in einer geschmeidigen Bewegung auf.

„So, wir sollten jetzt Traceless folgen.“, sagte Cal, rappelte sich auf, ging ein paar Schritte, nur um zur Seite zu Taumeln und sich an einem Regal festzuhalten.
Agatha war neben ihm, hielt ihn fest, als er in ihrem Griff zusammensank: „Du bist in keiner Kondition, um irgendwo hin zu laufen und schon gar nicht, um Traceless zu suchen.“
„An alle“, erklang in diesem Moment die Stimme von Jack O’Neill aus dem Lautsprecher:
“Flüchtige Person gefunden. Sie befindet sich in Block C – Ebene 4.“
Sam und Daniel schauten einander an: „Das ist fast am Ausgang. Wenn er entkommt…“
Dies genügte. Der Captain klopfte so hart auf seinen Kommunikator, dass Agatha befürchtete, dass dies einen blauen Fleck nach sich ziehen würde, dann bellte er: „Dragonfly – vier zum Beamen. Block C, Ebene Vier.“

Block C war der Ausgangsbereich. Dieser Bereich war in sofern interessant, als das er eine gewisse „Industrieromantik“ versprühte. Fenster, die am Boden anfingen, dann bis zur Decke reichten und durch blauen Stahl eingerahmt wurden. Dieses Gebäude wirkte tatsächlich so, als würden hier noch alte Maschinen stehen und ihren Dienst versehen. Allerdings taten sie es nicht, sie standen noch nicht einmal hier. Es war lediglich der Ein- und Ausgangsbereich für die Homeworld Security , was man so eigentlich nicht erwarten würde. Aber es hatte einen Vorteil – hier konnte man sich wunderbar verstecken. Wirklich praktisch für einen Formwandler wie ihn. Traceless schaute sich um, lächelte und wollte sich gerade in die Menge einfädeln, als er aus seinen Augenwinkeln ein vertrautes Glitzern wahrnahm. Ein Transporter.
Und er brauchte auch nicht all zu lange, um herauszufinden, was da geschah, denn die Stimme Calvin Cats gellte durch den gesamten Platz: „TRACELESS; STEHENBLEIBEN!“
Als ob er sich daran hielte. HA!
Er blickte sich um und fand etwas, was ihm eigentilch sehr zu Pass kam – eine Wendeltreppe. Sie führte in die obere Etage, in der sich schon einige Büros befanden, aber auch ein Steg zu einem dieser großen Fenster führte.
„Traceless“, rief in diesem Moment die gütige Stimme Daniels, „Bleib stehen, ich bin sicher, es wird dir nichts passieren. Du musst doch wissen, was Du da tust.“
„Glaub mir, Jackson, ich weiß es.“, sagte der Verbrecher, einige Sekundenbruchteile später, zog eine Waffe, wirbelte herum und gab einen Schuss ab. Der Antorphologe zuckte getroffen zusammen und taumelte nach hinten. Sam kniete sich neben ihn und betrachtete seine Wunde: „Es ist nur die Schulter, Daniel – keine Sorge.“
„Den kauf ich mir!“, knurrte in diesem Moment Cal, preschte los zu der Wendeltreppe. Er erklomm sie, zog seinen Phaser und schrie: „BLEIB ENDLICH STEHEN!“
Traceless erstarrte, wenige Millimeter vor dem Fenster, und drehte sich langsam um.
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht: „Cal, erinnerst Du dich an Flensburg?“
„Du meinst, wo Du mich beinahe erwischt hast? Wie könnte ich das je vergessen?“
Das Lächeln auf Traceless Gesicht wurde noch breiter: „Ich wünschte, es wäre damals nicht nur beinahe gewesen.“

Agatha, die immer noch neben der Colonel  stand, hörte die Konversation und ahnte was dort gleich passieren würde.
Sie wandte sich zu Sam: „Kann ich für einige Sekunden alleine lassen?“
„Ich bin nicht angeschossen.“, erwiderte die hübsche Colonel, „los, ehe dein Gallan irgendwas Dummes macht.“
Die XO nickte und preschte los. Sie hatte den Captain in dem Moment erreicht, als sich ein grelloranger Strahl von dem Emitter des Phasers, den Cal auf Traceless gerichtet hatte, zur Brust des Verbrechers spannte. Dieser zuckte zusammen, wurde von der Wucht des Strahles von den Füßen gerissen und fiel, mit einem lauten Klirren, aus dem Fenster.
„Nein!“, schrie Agatha, doch es war zu spät. Dort, wo Traceless gerade eben noch gestanden hatte, war nun ein Loch im Fenster. Sie kam zu spät – nicht jedoch um mitzubekommen, wie die Waffe auf den Boden klackerte und die Beine das Gewicht des Captains nicht mehr zu tragen schienen. Agatha hielt ihn fest, als er in sich zusammensackte. „Schatz?“, fragte sie, ehe sie merkte, dass sein Kopf nach hinten rutschte und gegen ihren Busen fiel. Sie betrachtete den erschlafften Körper und seufzte: „Typisch Cal.“

Die nächsten paar Stunden waren sehr kurzweilig. Kurzweilig in Sofern, als dass eine Menge Menschen unterwegs waren, die den hinter dem Fenster, aus dem Traceless gestürzt war, verlaufenden Chesapeake and Ohio Canal bis zur Mündung in den Rock Creek und weiter bis zu dessen Mündung in den Potomac absuchten. Natürlich fehlte die Leiche – das war Agatha klar. Der von ihnen Gejagte war schon so oft „umgebracht worden“, dass die Crew der Dragonfly ihn scherzhaft als ihren Murdoc bezeichnete – dabei bezog man sich auf den verrückten Killer aus MacGyver, nicht etwa auf den Verrückten aus dem A-Team.
Die einzigen Drei, die den Scherz mit schöner Regelmäßigkeit nicht Lustig fanden, waren Gina, Cal und Agatha. Gina aufgrund ihrer persönlichen Bindung zu ihrem Bruder und Cal und Agatha aufgund ihrer persönlichen Bindung zu Gina.
„Man macht sich  nicht über die Famillisch lustig.“, hatte Cal eines Tages erklärt und würde es vermutlich auch dieses mal tun.

Und natürlich hatten sie recht, wenn sie behaupteten, dass die Leiche Traceless nicht gefunden werden konnte, weil es keine gab.
Knappe 5 Kilometer „flussaufwärts“ war er nämlich die Böschung hochgeklettert. Bei einem Kanal kann man zwar nicht von Flussaufwärts sprechen, bei dem parallel zum Kanal fließenden Potomac-River jedoch schon. Das Häuschen, das da an der Böschung kam, kam dem Verbrecher sehr zu pass, also brach er ein – das war für ihn kein großes Kunststück.
Auch der Fakt, dass die Kleidung, die in dem Häuschen im Schrank zu finden war, eigentlich für jemanden gedacht war, der ein wenig fülliger als Traceless war, stellt sich, wenn man die Fähigkeiten des Verbrechers bedenkt, kein großes Problem dar. Die zerschlissene Kleidung musste er logischerweise entsorgen, aber nicht an Ort und Stelle. Stattdessen besorgte er sich eine Tasche, in die er die Kleidung stopfte, fuhr dann mit dem Bus in die Innenstadt von Washington. Am Hauptbahnhof setzte er seinen Plan in die Tat um.
Traceless warf die Tasche in den Mülleimer und verschwand in der Menge.


CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #40 am: 19.05.14, 18:55 »
Ziva wirbelte herum, als die Brücke hinter ihr zusammenkrachte.

Dunkelheit umgab ihn. Eigentlich war er sich seiner Existenz nur noch am Rande bewusst, ehe er eine sanfte Berührung spürte. Sein Kopf, der beschloss, dass es gerade jetzt eine perfekte Idee sei, sich wieder zu melden, sank nach hinten, berührte etwas Weiches und er hörte ein mädchenhaftes Lachen.
„Cal?“, hörte er die Stimme seiner Freundin und mit einem Mal war er wieder wach. Die Augenlider flatterten kurz, dann riss er sie hoch und fand sich in dem wieder, was die meisten so euphemistisch als Realität bezeichneten. Kurz blinzelte er, um dieses dämliche Feuerwerk vor seinen Augen auszublenden und als er es geschafft hatte, lies er sich mit einem Stoßseufzer wieder gegen das sinken, gegen das er gerade schon gesunken war. Die sanfte Berührung Agathas kitzelte seine Wange und er drehte sich um.
Japp – definitiv: Er lag auf einer Krankenstation.
Kurz versuchte er, sich ein Bild des Ortes zu machen, an dem er gelandet war und stellte fest, dass es keine Krankenstation der Föderation war – vielmehr ähnelte es dem Krankenrevier des SGC.
„Gathy?“, murmelte er und stellte fest, dass er sich immer noch unendlich müde fühlte. Seine XO lächelte ihn sanft an und sagte: „Bleib liegen. Traceless hat dich ordentlich durch die Mangel gedreht.“
„Danke für den Hinweis“, seufzte Cal und richtete sich wieder auf, „Da wäre ich so nie drauf gekommen.“
Damit schaute er zu Agatha: „Irre ich mich, oder hast Du mich aufgefangen, bevor ich gefallen bin?“
Mit einem leicht amüsierten Funkeln in den Augen, aber ansonsten einem todernsten Gesichtsausdruck sagte die XO: „Oh, da musst Du mich mit einer anderen sexy Rothaarigen verwechseln.“
„Du meinst, die die so bescheiden ist?“, fragte der Captain – die Antwort war ein nicht unbedingt schmeichelhafter Zwicker in den Bauch.
„Hey“, protestierte der Captain, „Da hab ich viel Geld und Mühe reingesteckt, damit der so aussieht, wie er aussieht.“
Er zwinkerte ihr zu und versank mit ihr in einem langen Kuss: „Ich dank Dir, Schatz. Danke, dass Du mich gerettet hast, danke, dass Du immer da bist, um mich aufzufangen.“
„Und wir alle wissen, wie schwer das bei deinem Gewicht ist.“, grinste die XO und Cal streckte ihr die Zunge heraus.
„Oh, wie erwachsen Ihr doch sein könnt.“, ertönte plötzlich die Stimme General Jack O’Neills und Cal zuckte so heftig zurück, als habe er sich verbrannt. Das führte dazu, dass er beinahe von der Liege, auf die er gebettet worden war, fiel.
„Hey, hey, hey.“, machte Jack, und half dem Captain, sich wieder aufzusetzen, „Wo willst Du denn hin?“
Agatha grinste schief. „Durch den Boden?“, schlug sie vor und Cal funkelte sie, allerdings nicht ernst gemeint, an. Dann wandte er sich an den General: „Und, wie isses?“
„Dürfte ich mal erfahren, was Dich dazu treibt, einen von eurem Verein gesuchten Gangster durch eines unserer Fenster in den Chesapeake and Ohio Canal zu schießen?“, fragte der Angesprochene und man konnte sehen, dass er ein wenig angefressen wirkte, „Wir haben die letzten fünf Stunden damit verbracht, das Ufer abzusuchen. Mit Netzen.“
„Als ob Ihr da was finden werdet.“, sagte Cal und seufzte: „Der Typ is weg. Das kannst Du wissen, Jack.“
„Das kannst Du wissen, General.“, korrigierte Jack ihn und rollte mit den Augen, „Sag mir lieber, wie wir ihn finden können.“
Der Captain lehnte sich zurück, seufzte erneut und schüttelte dann den Kopf: „Gar nicht. Er ist weg. Wie in ‚verschwundibus’.“
„Deine Schuld, Cal. Du musstest auf ihn schießen.“, erklärte der General.
Cal schoss hoch: „Ja – aber – wie soll ich das erklären? Er hat mich wütend gemacht. Er hat… er hat die Flensburg-Sache mit ins Spiel gebracht.“
Jack schloss die Augen, hob eine Augenbraue und schaute Cal dann fragend an: „Flensburg?“
Schulternzuckend schaute der Captain den General an: „Nun, damals – es ist nun schon ein paar Jahre her – oder wird in … du weißt schon. Zeitreisen machen komplett kirre. Also – Traceless wollte in Flensburg den Präsidenten der Föderation um die Ecke bringen – wir haben versucht ihn daran zu hindern – was darin endete, dass ich mir drei Kugeln einfing. Kugeln – der Sack schoss mit einer richtigen, alten Wumme auf mich.“
„Ich kann verstehen, dass dies dich ein wenig verärgert, Cal, aber…“
„Es ist gar nicht so sehr, dass er auf mich geschossen hat – das is unangenehm, aber… was mich nervt, oder besser gesagt wütend macht, ist der Fakt, dass der Typ gerade eben noch sagte, dass er es begrüßt hätte, wenn ich draufgegangen wäre.“
Man konnte deutlich hören, dass des Captains Stimme nicht gerade wenig seiner Wut verriet.
Jack zuckte mit den Schultern: „Hey, er ist der Bösewicht in dieser Story – das ist sein Job. Er muss sagen ‚Hey, ich wünschte, du wärest damals draufgegangen. Muhahaha’, denn nur so kriegt er dich dazu, das zu tun, was Du getan hast, nämlich komplett unüberlegt zu handeln.“

„Gibbs wird den Captain sowas von umbringen.“, murmelte Tony währenddessen im Besprechungsraum, was ihm einen Blick von Ziva eintrug, der nur allzu deutlich machte, dass sie geneigt war, ihm bei der Situationsanalyse zuzustimmen: „Jeder Andere wäre aus dem Team geflogen, aber das kann Gibbs ja nun auch nicht machen. Dennoch – der Fehler, den Cal da gemacht hat, ist mehr als deutlich. Das kann noch interessant werden.“

Abby kniete vor dem zerstörten Fenster, betrachtete es und streckte dann ihren Kopf durch den Rahmen. Unter ihnen floss – sprach man in diesem Zusammenhang eigentlich von Fließen? – der Chesapeak and Ohio Canal von Westen nach Osten, wo er sich mit dem Rock Creek vereinen und dann in den Anacostia einmünden würde. Die Blutspuren Traceless – insofern man Blutspuren von ihm hätte sichern können – würden sich inzwischen mit den Wassern des Kanals vermischt haben und es wäre unmöglich, ihn wieder aufzuspüren.
Tim McGee schaute sie an und hob fragend eine Augenbraue: „Ist alles okay?“
„Nein, McGee, es ist nicht alles okay. Wir hatten ihn – hier und hätten die Möglichkeit gehabt, ihn zu fangen. Aber der Captain meinte, es wäre besser, ihn aus dem Fenster zu schießen. Da stellt man sich die Frage, ob die Sternenflotte tatsächlich so gut besetzt ist, wenn solche unüberlegten Aktionen die komplette Mission gefährden.“
„Ich verstehe worauf du hinauswillst, Abs.“, sagte Tim und ging neben ihr in die Hocke: „Ich hab die Sternenflottenoffiziere auch immer für gut ausgebildet und meistteils fehlerfrei gehalten. Da irritiert einen dieser Offizier schon.“
„Er irritiert mich insofern, als dass ich bezweifele, dass er tatsächlich ein Offizier ist. Er könnte ja auch ein Cosplayer sein.“
„Ein Cosplayer, der rein zufällig über Laserpistolen verfügt, Wissen über die Sternenflotte hat und mit Menschen befreundet ist, die unser Universum auf täglicher Basis retten?“, echote McGee und grinste jungenhaft, „Das wär mir dann doch ein wenig zu weit hergeholt.“
Und ehe er sich versah, hatte Abby ihn umarmt.
„Danke.“, murmelte sie gegen seine Halsbeuge, „Danke, dass Du für mich da bist.“
Huch, wo kommt das wieder her? , fragte McGee sich, sagte aber nichts. Stattdessen kraulte er ihr beruhigend den Rücken.

Die Tür ging auf und Leroy Jethro Gibbs betrat den Raum. Er bedachte Cal mit einem neutralen Blick, ehe er sich neben Jack postierte. Eine Weile sprach niemand. Cal schaute die beiden dienstälteren Offiziere an, die wiederum das Pärchen betrachteten.
Plötzlich wandte sich Jack an Gibbs: „Ich werde das Gefühl nicht los, dass er uns was verheimlicht, was meinen Sie?“
Der Angesprochene nickte nur.
Typisch Gibbs. , schoss es Agatha durch den Kopf, nicht mehr sagen, als notwendig.
Erneut Schweigen.
Dann räusperte sich der Captain, schaute die beiden Männer wieder an und zuckte mit den Schultern: „Ich verheimliche euch nichts. Der Typ hat mich in Flensburg beinahe umgebracht und… er wusste genau, wie er mich dazu kriegt, dass ich das tue, was er von mir erwartete.“
„Das war Dein erster Fehler, Cal.“, sagte Jack und blickte kurz zu Gibbs, der diese Gelegenheit nutzte, um sich einzubringen: „Man könnte fast meinen, dass es ein abgekartetes Spiel war.“
So schnell war Cal noch nie auf den Beinen gewesen, fand Agatha, denn er stand, noch ehe sie bemerkte, was los war, vor Gibbs und O’Neill, sie wütend anfunkelnd.
Bei Gibbs hätte der einschüchternde Blick, den Cal versuchte, ihm zuzuwerfen ob seiner der Größe des Captains von 1,85 Metern noch funktioniert, denn Gibbs maß „nur“ 1,83 Meter, doch Jacks 1,87 Meter waren auch für den Captain nicht zu toppen. Und der Fakt, dass Cal der Jüngste der drei war, machte diesen versucht-einschüchternden Blick mehr oder weniger sinnlos. Das vollkommen ignorierend presste der Offizier der Sternenflotte unter mühsam unterdrückter Wut  die Worte „Ich hab mich nicht von Traceless kaufen lassen“ hervor, wobei der die letzten beiden Satzteile beinahe bedrohlich leise zischte.

Aber auch dies war mehr oder weniger von gar keinem Erfolg gekrönt, besonders nicht, wenn man bedachte, dass des Captains Knie, Millisekunden, nachdem er dies hervorgebracht hatte, einknickten und er wieder in Agathas Arme sank, die sich in Sekundenbruchteilen hinter ihm positioniert hatte und Gibbs und Jack verzeihungheischend anlächelte: „Was Traceless angeht, ist er immer ein wenig…“
„Wie könnt Ihr nur andeuten, dass ich mit Traceless gemeinsame Sache mache?“, brachte Cal hervor, ehe Agatha sich vorbeugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Und sofort war der Körper des Captains erschlafft und hing in ihren Armen wie ein nasser Sack. Dies bedeutete eine gewisse Kraftanstrengung, denn 1,85 Meter Captain Calvin Cat wogen ein paar Kilo.
Sie rollte mit den Augen: „Ich werde ihm die Cola und die Süßigkeiten ausreden.“
„Ja, da müssen wir uns schuldig bekennen.“, grinste Jack, „Die Pizzen, Wraps und Lasagnen hat er erst bei uns so wirklich zu genießen angefangen. Tschuldigung.“
Agatha zuckte mit den Schultern: „Besser als der Rohkostfanatiker, der er vorher war. Aber man muss ihm mal beibringen, dass alles nur mit Maßen zu genießen ist.“
„Das ist wohl wahr.“, sagte Jack und zuckte zusammen, als einerseits Cal, den Agatha gerade mehr oder weniger mit dem Oberkörper aufs Bett verfrachtet hatte, auf den Boden krachte und er zum Anderen von Gibbs einen Schlag mit der flachen Hand auf den Hinterkopf bekam.
„Hey?“, machte der General und Gibbs räusperte sich: „Fokussieren wir uns aufs Thema, wie wäre es damit?“
„Gute Idee.“, grinste Agatha und verschränkte die Arme vor der Brust: „Also – Traceless. Wo könnte er sein?“

Auf der Krankenstation der USS Dragonfly war Gina Intrupper gerade daran, einige Proben zu katalogisieren. Man muss zugeben, es gibt Arbeit, die macht keinen Spaß, aber sie muss gemacht werden – das Katalogisieren von Gewebeproben war definitiv so ein Fall. Gina hatte es schon auf der Academy gehasst und auch heute war der Spaßfaktor dieser Arbeit relativ gering. Eigentlich würde sie es gerne den um sie herumwerkelnden Krankenschwestern aufbrummen, aber – das konnte sie nicht machen. Die Arbeit gehörte zu ihrem Job und auch, wenn es nicht die populärste aller zu erledigenden Arbeiten war, so war es ein nicht unwesentlicher Teil eben jener. Und – wie schon angemerkt – einer musste diesen Job erledigen.
Gina seufzte.
Dann glitt die Tür auf und…

Donald „Ducky“ Mallard betrachtete die Videobänder, die man ihm von dem Gebäude mitgegeben hatte, das er bisher als „homeland security“ kannte. Dass sich dahinter eine Organisation befand, die nicht nur die Sicherung des Heimatlandes, sondern gleich der kompletten Erde befand, hatte er ja nun wirklich nicht ahnen können. Seit Minuten beäugte er die Szene, die er sah. Der Mann, den er als Calvin Cat kennengelernt hatte, rannte auf einen anderen Mann zu, richtete seine Waffe – einen Phaser, wie er sich in Gedanken korrigierte – auf den Mann, von dem er, Ducky, annahm, dass es sich dabei um Traceless handelte und nach einigen Worten, die die Beiden miteinander wechselten, drückte Cal ab. Traceless stürzte aus dem Fenster.
„Oh je.“, murmelte er und wandte sich an Jimmy Palmer, der neben ihm Position bezogen hatte. So langsam merkte der Leichenbeschauer das Alter, das sich heimtückisch in seinen Körper schlich, seine Augen schlechter werden lies, seinen Hände zittern und seinen Körper im Gesamten. „Coroner“ Palmer blickte seinen Chef aus neugierigen Augen, in denen ein Hauch von Schalk funkelte, an: „Was ist los, Doktor Mallard?“
Der schottische Akzent, der in Duckys Stimme immer mal wieder hervorbrach, machte sich gerade deutlich bemerkbar: „Ich fürchte, unser guter Captain hat sich viel zu sehr reizen lassen.“
„Sollte man sich nicht eigentlich benehmen lernen, wenn man eine so hohe Position hat?“, merkte Palmer an und Ducky ging, langsamen und gemächlichen Schrittes  - wobei er darauf bedacht war, seinen Körper nicht zu sehr zu belasten – auf einen Stuhl zu, auf dem er sich anscheinend niederzulassen gedachte. Als wollte er etwas anmerken, hob er seinen Zeigefinger: „Die Torheit der Jugend ist ein Gift, Mister Palmer. Das werden Sie noch sehr früh feststellen. Besonders impulsive Menschen können, von einer einzigen Anmerkung, soweit getrieben werden, dass sie die sinnlosesten Taten begehen.“
Er hatte den Stuhl erreicht, lies sich nieder und seufzte erleichtert, ehe er Palmer aus amüsiert blitzenden Augen ansah: „Früher, in meinen jungen Jahren, war ich auch sehr impulsiv. Ich erinnere mich daran, wie ich einmal versucht habe, vor Cynthia Asterton anzugeben.“
Plötzlich begann er, amüsiert zu glucksen: „… und , Mister Palmer, das glauben Sie nicht. Ich habe mich dafür mit dem größten und wohl gefährlichsten Rabauken der ganzen Schule angelegt. Dennis Ketchum. Alle nannten ihn nur „Dennis, the menace“ – also Dennis, die Bedrohung. Und ich war entschlossen, ihm zu zeigen, dass er mich nicht einschüchtern kann. Zumal nicht vor der liebreizenden Cynthia.“
Nun setzte sich auch Jimmy, nahm die Brille von der Nase, putzte sie kurz und setzte sie wieder auf: „Und, was ist passiert, Doktor Mallard?“
„Ich wurde in Grund und Boden geschlagen. Unangespitzt.“
„Und Cynthia?“
Ducky lächelte melancholisch: „Sagen wir so – zuerst fand sie dieses Machogehabe fürchterlich albern, dann einfach nur süß und so gingen wir ein paar Monate miteinander.“
„Interessant, Duck.“, sagte Palmer in diesem Moment in einem Tonfall, der dem alten Pathologen bekannt vorkam. Kurz schaute er seinen jüngeren Kollegen an, die Körperhaltung hatte sich verändert und die Augen, die vorher noch lebhaft und amüsiert dreingeblickt hatten, schienen nun einer weitaus älteren und abgeklärteren Person zu gehören. Irgendwie erschien es Doktor Mallard so, als greife eine altersbedingte Weisheit und Erfahrung, die weit ausserhalb des eigentlichen Alters Palmers lag, aus dem Geist seines Kollegen.
„Ich sehe, Palmer hat den Stein berührt, den wir dir gerade geschickt haben?“, fragte der Mann, der nun offenbar nicht mehr Jimmy war, und seinen Freund und Kollegen über sich selbst in der dritten Person sprechen zu hören, lies bei Mallard sämtliche Alarmglocken schellen. Doch dann erkannte er den Duktus deutlicher, den Palmer verwendete – oder besser, der Mann, der eigentlich Palmer sein sollte.  Er fasste sich ans Herz und sagte, in einem sehr anklagenden Tonfall: „Hey, Jethro – wenn Du sowas nochmal machst, darf mich unser junger Mister Palmer hier selbst obduzieren.“
Wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte, konnte man gerade tatsächlich eine Art von entschuldigenden Lächelns in Gibbs Zügen erkennen. Allerdings war es nur für den Bruchteil einer Millisekunde sichtbar und war eben so schnell verschwunden, wie es gekommen war. Er räusperte sich kurz: „Was hast Du für mich, Duck?“
„Wie kann es sein, dass ich mit Palmer spreche, aber doch eher mit Dir?“,  beantwortete Donald Mallard die Frage mit einer Gegenfrage und hob eine Augenbraue. Gibbs zuckte mit den Schultern: „Ich bin gar nicht da. General O’Neill hat mir gerade Zugriff zu einer Technologie gegeben, die er „Kommunikationssteine“ nennt. Ich weiß nicht, wie lange ich die Verbindung aufrecht erhalten kann – also, wenn Du mit mitteilen könntest, was Du weißt, wäre ich Dir sehr verbunden.“
Ducky nickte, stand wieder auf und ging zum Videoschirm: „Es wäre viel einfacher gewesen, wenn Du dich über die Videokonferenz gemeldet hättest.“
In diesem Satz lag nur ein Hauch von Vorwurf, der größte Teil war Amüsement. Palmer war von Gibbs besessen – ein interessantes Gedankenspiel.
Kurz versuchte der Pathologe, sich mit einem Räuspern eine freie Kehle zu verschaffen, ehe er sich an Gibbs/Palmer wandte: „Unser junger Captain hat irgendeinen Satz gehört, der ihn so hat reagieren lassen.“
Sein Freund mit dem Gesicht seines Kollegen und dem Geist seines Chefs nickte: „Ja, Cal hat gesagt, dass Traceless irgendwas von ‚Flensburg’ gesagt hatte und ihn das wohl etwas wütend werden lies.“
„Die Torheit der Jugend, Jethro.“, lächelte Ducky ein melancholisches Lächeln, „Daran können wir uns doch noch sehr gut erinnern, oder?“
Gibbs, im Körper von Palmer, nickte und sagte: „Oh, Doktor Mallard, ich erinnere mich…“
Kurz stockte der junge Mann, legte überlegend den Kopf schief und schaute sich um: „Ich muss kurz ohnmächtig geworden sein. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich sei gerade wo anders gewesen.“

Die Tür öffnete sich und Agatha, die den Kopf Cals in ihren Schoß gebettet hatte und seinen Haarschopf streichelte, schaute den Eindringling an. Gibbs zuckte mit den Schultern: „Es ist eigentlich genau so, wie der Captain es gesagt hat.“
„Sag ich doch.“, grinste Agatha, „Was uns wieder zur Kernfrage zurückbringt – wo könnte sich Traceless aufhalten?“
Jack, der in diesem Moment ebenfalls den Raum betrat, schaute die XO lächelnd an: „Sag mal, könnte euer Scann-Dingsi nicht irgendwie versuchen, ihn ausfindig zu machen?“
Dies lies die XO mit den Schultern zucken: „Nein – das habe ich schon Tony und Ziva erklärt. Faszinierenderweise können wir jeden Menschen auf dem Planeten lokalisieren, aber bei Traceless versagt diese Technologie jedes Mal.“
Ein breites Lächeln erschien auf den Zügen des Generals: „Vielleicht braucht ihr auch einfach nur jemanden, der das Ding aufmotzen kann?“

Sam Carter zog den Bauch ein und sich dann durch die engen Wartungsröhren, die irgendein Witzbold nach den Jeffriesröhren der Starfleetschiffe konzipiert und sie durch die komplette George Hammond hatte ziehen lassen, wie durch einen schweizer Käse.
„Wenn ich den in die Finger kriege…“, murmelte sie und versuchte, mit ihrem Tablett-PC einen Überblick über die Schiffsfunktionen zu erhalten.
Das, was sie sah, stimmte sie nicht unbedingt glücklich und ließ sie ein „Super“ seufzen.
Das Seufzen wurde noch deutlich-genervter, als der Tablett-PC kurz flackerte. Irgendwie lies sich der Gedanke, dass da jemand etwas gegen sie hatte, nicht von der Hand weisen. Doch als sie das Gesicht General O’Neills sah, konnte sie gar nicht anders, sie musste lächeln.
„Hey, Carter.“, hörte sie die rauhe Stimme ihres Chefs und fühlte sich, wie in alten Zeiten. Ihr 1000-Watt-Lächeln wurde eine Spur heller.
„Sir“, grüßte sie und schaute ihn fragend an. Wenn er sie über ihren Tablett-PC kontaktierte, war die Sache so ernst, dass sie keinen Aufschub duldtete. Ansonsten hätte er sie ja auch über den normalen Kommunikationskanal rufen können und gewartet.
Jacks Lippen verzogen sich zu einem frechen Grinsen: „Wenn Sie da sowieso rumschweben – was halten Sie von einem kleinen Tripp zur Dragonfly, um die Sensoren ein wenig aufzumotzen?“
„Ist das eine Fangfrage?“, lächelte die hübsche Astrophysikerin, „Sie müssten mich erschießen, um mich davon abzuhalten.“
„Das hab ich heute nicht vor. Halten Sie sich fest, Carter, Jill holt sie rüber.“

Kopfschmerzen waren nicht so ganz seines. Das fand Alexander Strange immer wieder. Aber manchmal gab es keine Alternative – wenn man immer nur auf diese selben Knöpfe schaute, wenn man immer nur einen beschränkten Ausblick hatte und immer nur die selbe, andauernd gleiche Routine erlebte – irgendwann rebellierte der Kopf. Für Alex tat er das seit heute Morgen und endlich hatte er sich dazu aufrappeln können, dem stellvertretenden, stellvertretenden, stellvertretenden Stellvertreterkommandanten – also sich selbst – Bescheid zu geben und einzugestehen, dass er sich nicht wohl fühlte. Er entlies sich mit dem Befehl, zum Arzt zu gehen und mit der Order an seine Zwillingsschwester Alexandra, seinen Posten auf der Brücke zu übernehmen. Die Tür zur Krankenstation öffnete sich und den jungen Piloten traf eine vollkommen faszinierende Erkenntnis. Entweder musste stand ein Streik an, von dem er nichts wusste, oder aber Gina hatte ihren Krankenschwestern frei gegeben. Sie selbst saß, den Blick auf ihn gerichtet, in ihrem Stuhl im Büro, und lächelte ihn freundlich an.
„Hey, Doc.“, sagte er, trat näher und massierte sich die Schläfe: „Ich hab Kopfschmerzen, kannst Du mir da vielleicht etwas geben?“
Die Ärztin reagierte nicht, schaute ihn weiterhin an und lächelte.
Kurz überlegte er, ob sie ihn eventuell nicht verstanden hatte – was blödsinnig war – dann bemerkte er die Anwesenheit einer weiteren Person im Raum. Sie hielt eine Art Stift auf Gina gerichtet, dessen Spitze eine Art Lampe war. Sie leuchtete grün und ihre Intensität schwoll an und wieder ab, an und wieder ab.
Die Person erkannte er in dem Moment, als sie ihn anblickte etwas zu Gina sagte, das ihn schlucken lies.
„Betäub ihn.“
Alexander taumelte einen Schritt zurück, versuchte von Traceless und der komischen Lampe zu fliehen, als plötzlich Leben in den athletischen Körper der blonden Italienerin trat. Sie war auf den Beinen, zog ihren Phaser, legte auf ihn an und feuerte.
Den Treffer spürte er schon nicht mehr, fürchtete aber, bevor es endgültig dunkel um ihn wurde, dass die Kopfschmerzen beim Aufwachen immer noch präsent wären.

Der Alarm lies Sam und Jill zusammenzucken.
Gerade vor einigen Sekunden war die drahtige Blonde materialisiert und vond er Transporterplattform gestiegen, als sich das Licht verdunkelte und ein nahezu enervierend-lautes Geräusch einen Alarm verkündete. Die rote Beleuchtung, die in Aktion trat, verriet, dass es Alarmstufe rot war und Jill reagierte blitzschnell. Sie betätigte ihren Kommunikator: „Menacer an Masterton? Was ist da los?“
„Ein Phaserschuss wurde in der Krankenstation abgegeben.“, erklärte der Mann am anderen Ende der Kommunikationsverbindung: „Ich sende einige Offiziere nach unten.“
„Gute Idee. Ich bringe Colonel Carter eben zu ihrem Arbeitsbereich und stoße dann dazu.“
„Verstanden.“
Eine gewisse militärische Zweckmäßigkeit breitete sich in solchen Fällen immer aus – was durchaus nachzuvollziehen war.
Die taktische Offizierin der Dragonfly klopfte Sam auf die Schulter und sagte: „Komm, wir gehen.“

Mit einem leichten Klackern meldete sich der Kommunikator Agathas zu Worte. Verwirrt schaute sie zu Jack und Gibbs, betätigte das Gerät und sagte: „Agatha Silverbird hört?“
„Agatha?“
Das war Ginas Stimme und sie klang aufgewühlt: „Agatha, kannst Du mich hören?“
„Ja, wieso, was ist los?“
Verwirrung begann, sich über die ebenen und attraktiven Gesichtszüge der XO zu legen, „Was ist passiert?“
„Er… war hier.“
Die Stimme der hübschen Ärztin verriet, dass ihr gerade vermutlich dicke Tränen die hübschen Wangen herunterrannen. Eine ihrer besten Freundinnen weinte? Gerade Gina? Dieselbe Gina, die vor knapp 4 Jahren, als das Projekt Dragonfly in Gang gesetzt wurde, den vermeintlichen Tod ihres kommandierenden Offiziers, Exfreundes, besten Freundes und Geliebten ihrer besten Freundin mit einem harten Schlucken und einem „Ich habe verstanden“ verarbeitet hatte? Dieselbe Gina, die die Trennung von Cal zwar mit einer großen Packung Schokoladepralinés, aber ohne explosiven Gefühlsausbruch überwunden hatte? Eben jene Gina, die ihr, Agatha, wann immer sie ihre Stärke nicht mehr zu halten vermuchte, als Vorbild diente, wie sie stolz und aufrecht dastand?
Diese Gina weinte, weil jemand – vermutlich Traceless – auf der Krankenstation aufgetaucht war?
War dies Möglich?
„Traceless?“, versuchte sich die XO zu vergewissern, was in einem weiteren Weinanfall Ginas endete, ehe sie schluchzte und ein klägliches „Ja“ von sich gab. Und ehe Agatha merkte, wie ihr geschah, hörte sie ihre Freundin sagen: „Er hat mich dazu gebracht, Alexander zu betäuben. Er hat mich… mißbraucht.“
Und in diesem Moment schlug die Traurigkeit Ginas in Wut um.
„Ich beam mich hoch“, sagte Agatha, „Keine Sorge, ich helf dir.“
„Kannst Du bitte Cal mitbringen? Ihr beiden seid ein so eingespieltes Team…“, fragte die Ärztin an und Agatha, Gibbs und Jack warfen einander verblüffte Blicke zu. Dann nickte die XO – etwas, das die Ärztin, aufgrund der lediglichen Audio-Verbindung logischerweise nicht sehen konnte – und sagte: „Klar, logisch. Er schläft gerade nur etwas. Aber wir kommen gleich hoch.“
„Danke.“, schniefte Gina und beendete die Verbindung.
Agatha holte tief Luft, ging neben Cal in die Knie und schüttelte ihn sanft, ehe sie ihm etwas ins Ohr flüsterte. Der Captain stöhnte schläfrig, schlug die Augen auf und strahlte seine XO an: „Hab ich Dir schon mal gesagt, dass Du sexy bist?“
„Mehr als einmal.“, lies sich die XO vernehmen, nahm seine Hand und half ihm in die Sitzende: „Wir müssen auf die Dragonfly. Gina hatte Besuch von Tracy-boy.“
Gibbs räusperte sich: „Entschuldigung, wenn ich so dazwischen gehe. Aber ich finde die Sache alles andere als vertrauenswürdig. Wenn Traceless an Bord ist, kann es eine ausgeklügelte Falle sein.“
Agatha nickte: „Stimmt – was können wir tun?“
„Ich hab da schon eine Idee.“, sagte der Chefermittler, „Wenn ich dürfte?“
Agathas Blick folgte dem Seinen auf ihre Brust und sie nickte: „Natürlich.“

Auf der Brücke der Dragonfly schien momentan ein Alarm nach dem Anderen los zu gehen. Die Beleuchtung war dunkel, die Klaxone der unterschiedlichen Alarmkategorien piepsten und in Mitten des Chaos versuchten zwei Senior-Offiziere, die Ruhe zu bewahren. Alexandra Strange warf hektisch einen Blick auf die Navigationskonsole und vermeldete mit einer rauchig-melodiösen Stimme: „Ich empfange etwas. Ich weiß nicht, was es ist, ich weiß nur, dass es Kurs auf uns nimmt. Oder so ähnlich.“
Angus Masterton hob seinen massigen Kopf, betrachtete seine Konsole und wandte sich dann an Alexandra: „Die Sensoren spielen verrückt und der Computer ist besoffen.“
Die hübsche Brünette nickte: „Vermutlich hast Du recht, Angus.“
Und gerade, als man versuchen wollte, der Computerfehler, die in den Fenstern der Konsolen aufpoppten, Herr zu werden, meldete sich der Kommunikator zu Wort: „Verdammt, hier ist Cat. Kann mich da oben einer hören?“
Alexandra legte ihren Kopf schräg, betätigte ihren Kommunikator: „Cal, bist Du das?“
„Nein, Du Mikaela-Banes-Verschnitt, ich bin Lawrence von Arabien! Natürlich bin ich Cal! Wieso macht mein Schiff mehr Krach als jede beschissene Disko?“
„Das wüssten wir auch gern.“, antwortete die Frau, der ein leichtes Lächeln über das hübsche Gesicht huschte, „Aber schön, euch wieder an Bord zu haben.“
„Schön wieder da zusein.“, meldete sich Agatha, „Ich nehme an, Gina ist immer noch in der Krankenstation?“
„Soweit wir wissen.“, schaltete sich Masterton ein und man konnte bei dem sich nun meldenden Cal hören, dass er anscheinend drei- bis vier Mal überlegen musste, mit wem er da gerade sprach.
„Angus Masterton“, sagte er schließlich mit der Sicherheit des großen Sternenflottenoffiziers der er nicht war, „Wieso könnt Ihr mir nur Näherungsinformationen geben?“
„Unsere Sensoren sind ausgefallen.“, erklärte Masterton und man konnte ein genervtes Stöhnen Cals hören: „Sag bloß, Scotty und Sam haben den Computer kaputt gekriegt.“
„Eher weniger, Cal“, mischte sich die Stimme Sams in die Diskussion ein. Masterton konnte ganz deutlich einen sehr amüsierten, aber auch sehr tadelnden Tonfall in ihrer Stimme wahrnehmen, als sie fortfuhr: „Wir versuchen gerade das, was immer da kaputt ist, zu reparieren.“
Alexandra lächelte: „Das ist gut zu hören. Erm… Cal? Ich glaube der Weg zu Gina ist gangbar.“
„Okay.“
Und schon war die Verbindung beendet.
Einige Sekunden später stellte Masterton zwar fest, dass seine Konsole meldete, dass ein erneuter Transport stattgefunden hätte, aber die Meldung war so schnell wieder verschwunden, dass der Offizier sie als einen weiteren Computerfehler einstufte.

Die Tür zur Krankenstation öffnete sich, Cal und Agatha betraten den Raum und schauten sich um. Gina kniete weinend neben Alexanders leblosem Körper. Die hübsche Rothaarige eilte mit wehenden Haaren zu ihren beiden Freunden, legte beruhigend eine Hand auf Ginas Schulter und tastete mit der anderen Hand nach dem Puls des Mannes. Sie wandte sich an Cal: „Er ist wirklich nur betäubt.“
„Das ist gut zu hören.“, sprach der Captain und trat näher, als sich plötzlich Gina aufrichtete, ihre Arme fest um Agatha schloss und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Der Effekt war dramatisch. Die hübsche Rothaarige sackte in sich zusammen, als habe man ihr die Fäden durchgeschnitten.
„AGATHA!“, schrie Cal, riss seine Waffe hoch, zielte auf Gina, die grausam lächelnd den Mund öffnete und nur ein Wort sagte: „Erdbeerparfait.“
Dunkelheit schlug über Cals Bewusstsein zusammen.

Der Körper der XO fühlte sich an, als sei er mit Steinen gefüllt und sie war sich sicher, dass an ihren Augenlidern mindestens ein 10 Kilo-Gewicht hing. In ihrem Kopf summte es und sie fühlte sich gut. Wieso sollte sie sich wehren?
Doch diese kleine, nervige Stimme in ihrem Inneren, die viel zu sehr nach ihr selbst klang, forderte sie auf, sich nicht diesem angenehmen, warmen Gefühl, das über ihren Körper wogte, hinzugeben, sondern jede Unze ihres Willens darauf zu konzentrieren, aus diesem Zustand entkommen zu können.
Andererseits, stellte eine andere Stimme, die nach Gina klang, die Frage, warum sie das alles auf sich nahm.
Und wenn sie ehrlich war, stellte sie sich die Frage von Sekunde zu Sekunde selbst, von Augenblick zu Augenblick, in denen die Augenlider so schwer, so blei…bleischwer wurden.
„Nein“, hörte sie jemanden – sich selbst? – knurren und spürte, wie ihr Willen wieder in ihren Körper zurückkehrte. Sie rappelte sich auf, stemmte sich auf den Armen ab, versuchte, durch intensives Kopfschütteln die Spinnweben, die sich um ihre Denkstube gelegt hatten, von eben jener zu verbannen… ihr Blick wurde schärfer.
Hinter Gina stand jemand.
„Alpha Prime“, hörte sie die samtweiche, sich in ihren Gehörgang schmeichelnde, Stimme Ginas und all jener Widerstand, den sie gerade aufgebaut hatte, wurde von einer heranrasenden Woge der Lethargie, der Benommenheit und eines nebulösen Glücksgefühls weggewischt.  Gerade, als sie dabei war, sich der sanften Stimme Ginas und ihrem Befehl, schlafen zu gehen, ergeben wollte, stellte sich ihr Blick kurz komplett scharf und sie sah, wie Traceless hinter Gina stand, beide Hände auf je eine Schulter gestemmt und lächelnd. Und da fiel ihr auch auf, dass der Blick ihrer Freundin genau so leer war, wie der ihre sein musste.

„Trace…less“, stöhnte plötzlich neben ihr Cal und in einem beinahe schon bewundernswerten Akt der Selbstbeherrschung kämpfte sich der Captain aus der Liegenden in den Stand, den Phaser auf die Ärztin und den Verbrecher gerichtet.
Das maliziöse Lächeln, dass Ginas volle Lippen umspielte, kontrastierte mit dem leeren Blick, der in ihren Augen zu sehen war: „Erdbeerparfait.“
Und plötzlich, als habe man den Boden unter seinen Beinen weggezogen, sackte Cal in sich zusammen, kam mit dem Kopf an ihrer Schulter zu liegen.
In einem Akt von nahezu herculaeischer Anstrengung kämpfte sie zumindest ihren Arm nach oben, sodass ersich um Cals Schulter schlingen konnte.
Der Atem der hübschen Frau ging stoßweise, als sie in sein Ohr keuchte: „Wir… müssen… kämpfen.“

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #41 am: 19.05.14, 18:56 »
Dann hörte sie, wie Traceless etwas sagte – sehr laut.
„Ihr habt sie doch nur benutzt!“; schrie er anklagend, „Ihr habt ihre Gefühle zu euch ausgenutzt, damit sie euch dienstbar ist!“
„Nein“, hauchte Cal, „Das… würden… wir…“
„Erdbeerparfait!“, heulte Traceless, „Schlaf wird über dich kommen und du wirst…“
Der laute Knall, der über ihr losging, lies Agatha zusammenzucken und plötzlich war alles wieder normal. Die  Zeit, von der sie sekündlich den Eindruck bekommen hatte, sie verginge zähfließend, wie Wackelpudding, kehrte zu ihrer normalen Geschwindigkeit zurück und sie fühlte, wie ihr Körper ihr wieder gehorchte. Traceless taumelte zurück, während Agatha an dem sich gerade aufrappelnden Cal vorbeipreschte, Anlauf nahm und sich mit voller Wucht und vollem Körpereinsatz auf Gina warf. Beide Frauen gingen zu Boden.
In diesem Moment war Traceless wieder auf den Beinen, gleiches galt für Cal. Der Captain hatte seinen Phaser in der Hand, schrie „TRACELESS!“ und erstarrte, als der Verbrecher erneut das Erdbeerparfait bemühte. Erneut gingen Schüsse los. Links und Rechts von Cal schälten sich plötzlich die vertrauten Gestalten Ziva Davids und Tony DiNozzos aus den Schatten, legten auf den Verbrecher an und feuerten erneut.
Traceless keuchte auf, taumelte zurück und rutschte an der Wand herunter – Blut war zu sehen.
„Buzz!“, schrie Gina, „NEIN!“
Und in diesem Moment wurden sie alle geblendet.

Als Gina wieder klar denken konnte, kniete sie schon neben einem bewusstlosen Tony DiNozzo, tastete nach seinem Puls und nickte Ziva David beruhigend zu: „Keine Sorge – was auch immer uns getroffen hat… es wird ihn bald wieder zu sich kommen lassen.“
„Ja.“, sagte Ziva und schaute sich verschlafen um, „Aber wo ist Traceless?“
„Schwerer zu halten als ein Sack Flöhe.“, murmelte Agatha, die gerade auf Gina zukam, sie in den Arm nahm und ihr in die Augen sah: „Du weißt, dass das, was Traceless gesagt hat, nicht wahr ist? Wir lieben dich – also Cal und ich.“
Gina nickte und die hübsche XO schloss ihre Freundin in die Arme: „Es tut mir so leid.“
„Muss es nicht – was kannst Du schon dafür?“
Und damit gab sie Gina einen Kuss auf die Stirn.

wenig später

Die bunten Schleier des Teleportationsvorganges waren kaum verschwunden, da war Leroy Jethro Gibbs schon in Bewegung. Er eilte los, von der Transporterplattform, durch die Tür in den Korridor. Es war kaum zu fassen. Traceless war ihnen schon wieder entkommen? Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass die Crew der Dragonfly auf ihrem eigenen Schiff einen Heimvorteil hätte – aber anscheinend traf dies nicht zu. Andererseits, wenn er bedachte, dass auch die Navy Basis von Traceless infiltriert worden war und der Verbrecher, ohne Spuren zu hinterlassen, verschwunden war. Gibbs konnte sich nicht helfen, er musste leicht grinsen. Kein Wunder, dass der Typ „Traceless“, also Spurlos, hieß. Als Gibbs die Tür zur Krankenstation erreicht und sie sich geöffnet hatte, wurde er von der Ansicht seiner zwei Agenten begrüßt, die ihre Waffen zogen und sie auf ihn richteten.
Verdammt, selbst wenn es ihm fernlag, sich selbst zu loben, aber er musste eines zugeben – er hatte sie wirklich gut trainiert.
Der Grauhaarige Specialagent hob die Hände, schaute Ziva und Tony an und nickte: „Gut gemacht. Aber ich bin Gibbs.“
Direkt neben seinem Ohr konnte er eine weitere Waffe fühlen, die gegen seinen Kopf gepresst war. Aus den Augenwinkeln konnte er Cal sehen, der den Phaser gezogen und ihn auf ihn gerichtet hatte. Mit einem grimmigen Lächeln sagte der Captain: „Sorry, wir können kein Risiko eingehen. Davon hatten wir heute schon genug.“
Kurz pausierte er, ehe er nur ein Wort sagte: „Gina?“
Die Ärztin kam aus ihrem Büro auf ihn zu, lächelte ihn entschuldigend an – man konnte merken, dass ihr diese Haltung ihres Captains ein wenig peinlich war – und zog ein Hypospray hervor. Sie presste es gegen seinen Hals, entnahm dann dem Gegenstand eine Phiole roten Blutes und schwenkte es ein wenig herum.
Dann legte sie das Hypospray und die Phiole auf den Rollcontainer, auf dem auch andere medizinische Gerätschaften lagen.
Sie wandte sich an Cal und nickte: „Wenn Du mich fragst -  er ist es.“
Gibbs konnte fühlen, wie der Captain den Druck auf die Waffe langsam verringerte. Dann legte sich ein weiteres Lächeln auf die Lippen des Special Agenten: „Kann man solche Blutproben nicht fälschen?“
Sofort war der Druck auf seinen Kopf wieder da.
„Keine Bewegung, Traceless.“, bellte Cal, was Gibbs tatsächlich ein wenig taub werden lies.
„Ich sagte nicht“, knurrte er daher, „Dass ich Traceless bin, ich stellte nur fest, dass es doch sicherlich Möglichkeiten gibt, die Technik zu täuschen. Und ausserdem, warum sollte ich euch einen Tipp geben, um herauszufinden, dass ich wirklich Traceless bin, wenn ich Traceless wäre.“
Gina warf Cal aus ihren meerblauen Augen einen Blick zu und nickte: „ich glaube, er sagt die Wahrheit.“
„Meinst Du?“, schoss Cal zurück, „Ich weiß nicht. Er könnte doch auch einfach darauf spekulieren, dass wir nicht denken würden, dass Traceless uns einen Tipp geben würde, wie man ihn finden würde. Also gibt er uns den Tipp, damit er unverfänglich ist.“
„Aber es gäbe doch andere Methoden.“
Die Ärztin der Dragonfly schien nicht wirklich überzeugt und Cal, der gerade Luft holen wollte, eine weitere Erklärung abzusetzen, zuckte zusammen, als Tony plötzlich lachte. Dass ihm dies einige, schräge Blicke eintrug, dürfte verständlich sein. Dies bemerkend, räusperte sich der Halbitaliener und sagte: „Entschuldigung – ich… ich musste nur gerade an Fluch der Karibik denken. Die beiden Typen, die das Boot bewachen sollen.“
„Ich habe keine Ahnung, wovon Du redest, Tony, aber… es interessiert mich auch nicht.“, ließ sich der Captain der Dragonfly vernehmen und verstärkte den Druck seines Phasers gegen Gibbs Kopf: „Ziva, wenn Du so nett wärest…“
Die hübsche Israelin nickte, trat auf Gibbs zu und sah ihm tief in die Augen.
Sie waren blau. Eisblau. Sie konnte so viel Schmerz sehen, soviel Liebe, soviel…
„Er ist es.“
„Du scheinst Dir sehr sicher zu sein, Ziva.“, murmelte der Captain und lies den Phaser sinken. Die Israeli zwinkerte ihm zu: „Wenn ich meinen Boss nicht erkennen würde, wäre ich ein schlechter Special Agent, meinst Du nicht auch, Cal?“
Überlegend den Kopf schieflegend, schauten nussbraune Augen in nussbraune Augen, der Captain trat näher und versuchte anscheinend, in ihren Augen etwas zu lesen.
Sie lächelte mitleidig: „Vergiss es, Cal, dazu muss man Jahre lang üben – ich hab es auch erst nach dem vierten Test richtig herausgefunden.“
„Vielleicht könntest Du es mir ja dennoch beibringen?“, fragte der Captain und sie legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Ich schaue, was ich tun kann, okay?“
Irgendwie klangen ihre Worte extrem vertröstend. In dem Moment, in dem sie genau das bemerkt hatte, schien auch Cal geschnallt zu haben, wie es klang und seufzte enttäuscht, was sie dazu brachte, aufmunternd zu lächeln: „Hey, ich muss das erst Tony beibringen. Und wenn ich dann noch Lust, Zeit und Muße habe, dann trainiere ich dich gerne. Solange kannst Du ja mal mit Gina üben. Oder mit Agatha.“
Cal schüttelte den Kopf: „Vergiss es. Ich schau denen in die Augen, die sagen irgendwas und ich bin weg. Ich weiß auch nicht, wie sie das machen, ich weiß nicht mal, was das für ein Wort ist – ich bin einfach weg.“
Ein Lächeln lief über die vollen Lippen der hübschen Israeli: „Vielleicht können dir die beiden ja beibringen, wie man einem klassischen Trigger widersteht. Du hast es immerhin geschafft, dich gegen die Hypnose durch Traceless zu wehren.“
„Was mich zum Punkt bringt.“, mischte sich Gibbs ein und Ziva merkte, dass der Special Agent sehr ungehalten war, „Wie konntet ihr ihn wieder entkommen lassen?“
„Das is nicht ihre Schuld.“, bemerkte in diesem Moment Sebastian ‚Scotty’ Middlegate aus dem Büro der Ärztin. Er betrat die Krankenstation und hielt ein Ding – eine Gerätschaft – in den Händen. In der Hauptsache war es rund und silbern glänzend.
Cal wandte sich dem Ding zu: „Eine Goa’Uld-Schockgranate? Ich kann mich gar nicht an das schrille Heulen des Dings erinnern.“
„Vielleicht ist sie ja auch modifiziert.“, bemerkte der große Chefingenieur, warf sie Gibbs zu und zog sich die Gummihandschuhe aus, die er wegen der Fingerabdrücke getragen hatte, „Wenn ihr mich entschuldigen wollt – ich muss zusammen mit Sam einige Sensorenphalanxen rekalibrieren.“
Damit wollte er sich schon umdrehen, als Cal ihn am Arm griff: „Scotty, du weiß schon, dass sie vergeben ist? Ich meine – sie hat Daniel. Und…“
Er räusperte sich, stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm ins Ohr: „… sie sind bald auf dem Weg nach Dakara.“
Die Reaktion des Chefingenieurs war zu erwarten. Der Mann wurde bleich wie ein Leintuch, schaute Cal entsetzt an und hauchte: „Da müssen wir doch was tun.“
Der Captain schüttelte schweigend den Kopf.

Sam Carters Herz raste.
Es tat einfach gut, sie fühlte sich so lebendig, wie eigentlich immer, wenn sie sich mit technischen Problemen beschäftigen durfte. Die Sensoren der Dragonfly aufmotzen? Das heißt, sie durfte in die tiefsten Tiefen des Computerkerns eintauchen, sich mit den Algorhythmen beschäftigen, die sie seit Jahren faszinierten und natürlich sich mit den damit verbundenen Problemen herumschlagen. Sowas machte für eine kreative Problemlöserin, wie es Sam nun mal war, mehr Spaß, als das, was andere Frauen in ihrem Alter so als „Spaß“ bezeichneten. Als sie vor Jahren mit Daniel und Jack in den Kinofilm „Transformers“ gegangen war, hatte sie sich mit dem Charakter der Mikaela identifizieren können – insofern, als dass auch sie schon damals, auf der Highschool, mehr über Technik und Physik gewusst hatte, als jeder andere Mitschüler. Bei Mädchen und Jungs ihres Alters machte es sie dummerweise unpopulär – bei den Mädchen, weil sie viel zu jungenhaft war und sich für Sachen wie „Schminke“ einfach nicht interessierte. Die Jungs sahen ihre heraufdräuende Männlichkeit durch dieses Mädchen bedroht und beschlossen sie zu ignorieren, wo es nur ging. Gut – ihr war es egal gewesen. Anfangs hatte es wehgetan, als der Starquarterback, T.J. Treyter, sie dann doch für irgend ein dummes Blondchen sitzen lies, aber… es ging und geht um mehr, als nur darum, wie cool man in der Highschool war und wie perfekt der jeweilige Partner.
Das Traurige war – solche Sachen ändern sich nicht.

Als sie kürzlich mit Cassandra, ihrer Pflegetochter, gesprochen hatte, stellte sich heraus, dass sie denselben Zwängen unterworfen war, wie Sam vor knapp 26 Jahren. Es kam immer noch darauf an, die Zeit mit der richtigen Clique zu verbringen, die richtige Freundin zu haben und so weiter. Und anstatt, dass man dagegen anging, sagten die meisten Eltern: „Ja, es ist schrecklich – aber das ist das Leben.“

Und, vor knapp 5 Jahren erfuhr sie – die Zeiten werden sich auch nicht ändern. Vor knapp 5 Jahren traf sie auf die Crew der Dragonfly und Cal, der knappe vier Jahre im 21. Jahrhundert verbrachte und mit SG-1 auf Missionen ging, hatte ihr einmal, in einer stillen Stunde, bei der man sich über alles mögliche unterhielt, gestanden, dass es auch in der Zukunft auf die richtige Peer-Group ankam, was einer der Gründe war, weswegen das Teen Squadron Projekt anfangs nicht so gut besucht war. Erst Gina und Agatha hatten einige der Klassenkameraden dazu bewogen, das Projekt zu wagen. Dies hatte er ihr allerdings erzählt, als er und Sam, nebeneinander auf der Couch saßen, beide ein Glas Rotwein in der Hand und Cal schon ziemlich betrunken war. Was bei dem Captain nicht schwer zu erreichen war, er trank so gut wie nie.

Sam seufzte und riss sich in die Realität zurück. Der Computerkern wollte neu gestartet werden und Scotty war kurz auf die Krankenstation verschwunden. Das war praktisch – so konnte sie sich dem Problem allein widmen. Sie überbrückte diverse Schaltkreise und betätigte einige Tasten. Hoffentlich klappte das alles. Sie hielt die Luft an und atmete erleichtert aus, als kein Fehleralarm lospiepte und keine Computerstimme sie sanft darauf hinwies, dass ihr ein Fehler unterlaufen wäre. Das Panel, an dem sie gearbeitet hatte, wies einen kleinen Bildschirm auf, auf dem sie diverse Zeilen Kommandocode lesen konnte.

Zitat
restarting sensor phallanx… complete
starting primary search routine… enabled
restarting “project catsghost”… complete
restarting…

Sam runzelte die Stirn.
“Project Catsghost?”, murmelte sie, „Was kann das sein?“
Und gerade, als sie die dafür notwendigen Dateien aufrufen wollte, meldete der Computer etwas.


Der Raum, in dem sie gerade saß, war eine ziemlich genaue Nachbildung des Verhörraumes, wie er im NCIS-Hauptquartier in Washington zu finden war. Eine Tatsache, die Gina Intrupper irgendwie beunruhigte. Als sich die Tür öffnete und Special Agent Leroy Jethro Gibbs hereinkam, hatte sie plötzlich das Gefühl, als Beschuldigte dazusitzen.
„Wollen wir nicht lieber alle zusammen Traceless fangen?“, schlug sie vor und schluckte unbehaglich, als sie in diesem Blick dieser eiskalten, blauen Augen gefangen war.
Gibbs sagte nichts.
Das hatte er nicht nötig. Seine komplette Masche war darauf ausgelegt, bedrohlich zu wirken, ohne tatsächlich etwas zu tun, die Informationen mit einem Minimum an eigentlicher Handlung aus einer Person herauszubekommen. Der Agent schaute sie an, nahm sich eine Akte und lies sie vor ihr auf den Tisch gleiten. Sanft, beinahe zärtlich, öffnete der Mann die Akte, schaute sich das Foto darin an und legte es so, dass Gina genaueren Einblick hatte.

„Captain Thaddeus Alexander Stone.“, sagte sie. Es war nicht notwendig, mehr zu sagen. Die Bordärztin schaute den Special Agenten an, blaue Augen bohrten sich in blaue Augen, ehe sie sich räusperte: „Mein Bruder hat ihn nicht umgebracht.“
„Nein, aber es ist interessant zu wissen, wieso wir damals auf Sie getroffen sind.“
Gina Intrupper seufzte, lehnte sich zurück und schaute den Special Agent an: „Captain Stone arbeitete für die Sternenflotte. Sein gesamtes Büro wurde von uns gestellt, ebenso wie das Haus und die Identität. Das seine Ermordung Sternenflottenoffiziere auf den Plan rufen würde, ist also logisch und unvermeindlich. Zieht man dann noch den Fakt dazu, dass die drei Herren Riker, Troi und Turner als Täter gebrandmarkt wurden, hat man eine wunderbare Geschichte am Laufen. Nur eine Sache macht da keinen Sinn.“
„Warum wollte Traceless Turner, Troi und Riker tot sehen und hat dafür Ari engagiert ?“
Gina blickte ihn überrascht an: „Sie denken tatsächlich, dass mein Bruder ihren Serienkiller in diese Zeit geholt hat?“
„Haben Sie einen anderen Verdächtigen?“
Gibbs klang tatsächlich ein wenig angenervt – allerdings irgendwie auch gelangweilt.
Er schaute die Bordärztin an, die nachdenklich den Kopf schieflegte: „Nein, eigentlich nicht. Und eigentlich macht es sogar Sinn – wenn man überlegt, dass Deanna Troi Traceless enttarnen könnte…“
Sie stockte und starrte den Special Agent erschrocken an: „Das… das heißt, die ganze Sache ist unsere Schuld?“
„Mehr oder weniger.“, erklärte der Mann und schaute Gina an: „Hören Sie, ich mache Ihnen keinen Vorwurf –  nicht deswegen. Interessanter ist natürlich, weswegen Sie Traceless entkommen ließen.“
Die Ärztin riss schockiert den Mund und die Augen auf, schaute den Grauhaarigen an, ehe sich ihre Augen zu Schlitzen verengten: „Hören Sie, ich habe ihm nicht freiwillig geholfen.“
Nun schlich sich eine Spur Entrüstung und Wut in die Stimme der hübschen Blonden: „Ich weiß ja nicht, ob Sie schon mal unter Hypnose waren, Special Agent Gibbs, aber…“
„Soweit ich weiß, kann man unter Hypnose nichts tun, was man nicht auch so tun würde.“, schnitt Gibbs ihr das Wort ab und Gina verstummte kurz, ehe sie weitersprach: „Das ist in sofern richtig – aber ich würde meinem Bruder nie helfen, einfach so zu entkommen.“
„Wie kann ich da sicher sein?“
Gina lehnte sich vor: „Sie vertrauen doch Ziva. Warum vertrauen Sie dann nicht mir?“
„Ziva ist in meinem Team. Ich habe Seite an Seite mit ihr gekämpft. Sie , Doktor Intrupper, kenne ich nicht.“


Cal verfluchte in Gedanken die interne Kommunikation. Gerade hatte er sich hingelegt, gerade hatte sein Kopf Kontakt zum Kopfkissen und seine linke Hand Kontakt zu Agathas Hüfte hergestellt, als plötzlich der Kommunikator begann, auf sich aufmerksam zu machen. Die sanfte Stimme Sam Carters erklang: „Cal? Du wirst es nicht glauben, ich hab was gefunden.“
Der Angesprochene seufzte, beugte sich über Agatha, gab ihr einen Kuss, in den er alle Leidenschaft lud, die er momentan empfand, ehe er mit den Augen rollte und sich dann aus dem Bett.
„Ja, Sam, was gibt’s?“, fragte er mit einer gewissen Genervtheit, die man ihm hier ob der Situation auch nicht unbedingt übelnehmen wollen würde.
Die Kommunikationskonsole flammte auf, Sams blaue Augen leuchteten förmlich, als sie auf dem Bildschirm erschien und ihn ansah: „Erstmal – schickes Outfit.“
Cal stockte, schaute an sich herunter und seufzte: „Ich zieh mir ein Hemd an.“
Das „Oh, nicht nötig“, von Agatha wurde von Sam in der selben Modulation gesprochen und der Captain rollte mit den Augen, ehe er sich ein Hemd überzog.
„Sorry“, murmelte er zu Agatha und schaute dann zu Sam: „Was habt ihr?“
Die hübsche Blonde zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Es ist auf jeden Fall auf einem Orbit um die Erde und kommt auf uns zu. Ich vermute, wir stellen in knapp 10 Minuten Kontakt her.“
Kurz schenkten sich XO und Captain einen Blick, dann wandte sich Cal zurück zu Sam: „Wir sind gleich auf der Brücke. Cat Ende.“
Damit beendete er die Kommunikation, drehte sich um und betrachtete, die gerade aus dem Bett steigende Agatha Silverbird.
Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen.
Die XO bemerkte seinen Blick, schaute an sich herunter und seufzte: „Ich zieh mir meine Uniform an.“
„Nur keine Eile.“, grinste Cal und duckte sich, als sie ein Kissen nach ihm warf.

Keine fünf Minuten später öffnete sich die Turbolifttür und Cal, sowie Agatha betraten die Brücke. Der Captain stellte noch seine Kleiderordnung richtig, ehe er zu Alexa blickte: „Und, was gibt’s?“
Die hübsche Brünette zuckte mit den Schultern: „Sag du es mir. Du hast hier einiges an Zeit verbracht.“
Damit deutete sie auf den Bildschirm.
„Was ist das denn?“, fragte Cal, als er das Schiff auf dem Monitor betrachtete. Es war – nicht mal annähernd starfleetmäßig, einnerte von weitem eher an ein Schiff der X303er Serie, wie es die George Hammond war. Allerdings war ihm kein Schiff geläufig, dass auf seiner Schnauze ein großes V spazieren trug.
Er wandte sich an Jill, die ihn mit einem Schulterzucken ansah, das er sofort erwiderte: „Freund-Feind-Kennung?“
„Lass ich laufen, kleine Sekunde.“, erwiderte die hübsche Blonde und lies ihre grazilen Finger über die Tastatur gleiten.
Währenddessen näherte sich das Schiff immer weiter und Cal wandte sich an Agatha: „Die Freund-Feind-Kennung muss eindeutig schneller laufen. Setz es auf Scottys To-do-liste für Today.“
„Werde ich machen.“, erwiderte seine XO. In diesem Moment räusperte sich Jill: „Sir, ich hab den Scan gerade drei mal durchlaufen lassen – es ändert nichts am Ergebnis. Das Ding ist unbekannt.“
„Und wie ist die Bewaffnung?“
„Vorhanden und – nicht unbedingt etwas, mit das wir uns anlegen wollen würden.“, erklärte die taktische Offizierin. Cal nickte und spürte plötzlich den warmen Atem Agathas in seinem Nacken. Er wandte sich zu ihr: „Und was nun?“
„Keine Ahnung… ruf sie?“
„Gute Idee.“, sagte er, wandte sich an Jill, ehe er stoppte und zu Agatha blickte: „Und was wenn die nicht mit uns reden wollen?“
„Dann machen sie uns platt.“, meldete Jill von ihrer Konsole. Cal schaute sie an, schluckte: „Danke für diese Information. Na dann… ruf mal.“

Ziva David wirbelte herum und verpasste dem Angreifer einen Tritt gegen das Kinn. Dieser ging mit einem schmerzvollen Laut zu Boden. Schnell zog sie ihre Pistole, überprüfte sie auf Ladung und schlich weiter. Das Holodeck war schon ein wirklich sehr interessanter Trainingsort – besser als ihr regelmäßiges Ausdauertraining in „Marios Muskelpalast“, zu dem es sie jeden Freitag abend zog. Zwar stählte die Verbrecherjagd beim NCIS die Muskelpartien der hübschen Israeli zu genüge, dennoch wollte sie sich auch mal ein wenig Spaß gönnen – und da war ein Besuch in einem Fitnessstudio eigentlich ganz praktisch. So konnte man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.

Hier im Holodeck konnte sie jedoch nicht nur ihren Körper stärken, sondern auch ihre Reaktionszeit verbessern. Das wurde zwar auch in schöner Regelmäßigkeit im NCIS gemacht, meistens dann, wenn man kollektiv zum Schießstand ging, aber hier war es dann doch nochmal eine Spur anders. Hier konnten sie und Tony trainieren, sich in quasi realistische Situationen hineinversetzen und nachher – so hatte man ihr erklärt – war es sogar möglich, diese Trainigsession genauer zu betrachten und festzustellen, wo die Fehler lagen. 
Das Magazin der simulierten Baretta lag schwer und kalt in ihrer Hand, als sie die Waffe nachlud. Auch die Pistole als solche hatte noch keine Hauttemperatur angenommen, noch würde sie es jeh tun. Aber das war ihr ganz recht. Dieses Ding war ein Werkzeug, im Zweifelsfall eine Tötungsmaschine. Eines der letzten Gefühle, die man damit verbinden sollte, war Wärme oder „Behaglichkeit“.

Als ihr Angreifer sich ihr näherte, brauchte sie keine fünf Sekunden, um das zu tun, was ihr Instinkt ihr riet. Sie hob die Waffe, zielte und schoss. Das grelle Mündungsfeuer war etwas, woran sie sich inzwischen gewöhnt hatte. Am Anfang – als sie sich beim Mossad ihre allerersten Sporen verdient hatte, war es dieses Mündungsfeuer gewesen, das ihr am Unangenehmsten war. Grell und das damit verbundene Geräusch war so laut gewesen. Auch der Fakt, dass sie tötete, war am Anfang einfach nur unerträglich gewesen.
Eli, ihr Vater, hatte ihr jedoch allzubald eingeschärft, dass die Menschen, die sie umbrachte, solche waren, die sie, ohne zu zögern, töten würden. Und nicht nur sie. Ihre Freunde, ihre Familie… und das alles, weil sie es nicht übers Herz gebracht hatte, abzudrücken.
„Sie würden dich töten, Ziva. Ohne mit der Wimper zu zucken.“, hörte sie die Stimme ihres Vaters in ihren Ohren.
Konnte man es ihr verübeln, dass sie im Laufe der Jahre innerlich verrohte und sich eine zweite Persönlichkeit als flirtend-spielerisches Mädchen zulegte?

Als sie Gibbs getroffen hatte, war es ihr, als hätte er sie auf Anhieb durchschaut. Der Mann war gut. Er hatte sie nur einmal mit diesen eisblauen Augen ansehen müssen und sofort erkannt, wie es in ihr wirklich aussah. Und er war es gewesen, der die Zweifel an ihrem Bruder geweckt hatte. An ihrem Bruder – an ihrem Vater – an ihrer Mission.
Hier, in D.C. hatte sie zum ersten Mal tatsächlich angefangen, zu leben . Ihre Herkunft, ihre Familie konnte sie nie vergessen – und darum ging es auch gar nicht – aber spätestens, als sie tatsächlich als Agentin und nicht nur als Verbindungsoffizier, beim NCIS zu arbeiten begann – spätestens zu diesem Zeitpunkt fühlte sie sich frei. Sie gehörte hierher.

„ZIVA, ACHTUNG!“, erklang hinter ihr die Stimme Tonys und ehe er die letzte Silbe des Wörtchens „Tung“ ausgesprochen hatte, gellte ihre simulierte Baretta los. Sie hatte den Angreifer gesehen und wollte ihn in Sicherheit wiegen. Der nächste Knall drang aus der simulierten Dienstwaffe Tonys und Ziva wirbelte herum. Direkt vor ihr stand ein Typ, der irgendwie sehr erstaunt dreinblickte. Hatte sie ihn tatsächlich übersehen?  Sie blickte an dem Typen vorbei, zu Tony, der immer noch da stand, die Waffe erhoben und den Typen anvisierend. Dann lächelte er ihr zu: „Hey, lass dich auch mal retten.“
Sie grinste gut gelaunt: „Oh, danke, mein Held.“

„Okay – dann gib Alarmstufe Gelb und versuch, wer auch immer das ist, mal guten Tag zu sagen.“, befahl Calvin Nathan Cat in diesem Moment auf der Brücke der Dragonfly.
„Kanal offen, du kannst sprechen.“, sagte die taktische Offizierin. Der Captain nickte ihr zu, wandte sich zum Bildschirm und sagte: „Hier spricht Captain Calvin Cat vom Föderationsraumschiff U.S.S Dragonfly. Mit wem hab ich das Vergnü…gen?“
Er stockte.
Auf dem Bildschirm stand ein Mann vor einer sehr metallisch wirkenden Wand, trug eine Starfleetuniform und einen braunen Hut auf dem Kopf.
„Captain Linkara von der Comicron 1 hier.“, meldete er sich und Cal runzelte die Stirn.
„Linkara? Comicron one?“
Er wandte sich an Agatha: „Kennen wir den?“
„Eigentlich nicht.“, zuckte die XO mit den Schultern, „Aber… ich kenn auch nicht jeden Starfleetcaptain.“
Sam, die gerade die Brücke betrat, stoppte, prallte zurück und rieb sich die Augen.
„Das gibt es nicht.“, grinste sie dann und wandte sich an Cal: „Wie kommst Du dazu in diesem Moment ‚Atop the fourth wall’ zu schauen?“
Der Captain der Sternenflotte runzelte verblüfft die Stirn: „Atop the… was?“
„Naja“, räusperte sich Sam und schaute zum Bildschirm: „Er reviewt Comic-Bücher.“
„Comics?“, echote Agatha, schaute zu Cal und klopfte ihm auf die Schulter: „Nerds unter sich?“
Schulterzuckend blickte der Captain der Sternenflotte den anderen Mann mit der Sternenflottenuniform an und machte eine hilflose Geste: „Sorry, ich kenn Sie nicht. Von welcher Flotte sind Sie?“
„Flotte?“, fragte der Mann mit dem Hut zurück. Er wirkte nun auch ein wenig ratlos, räusperte sich und sagte: „Nimueh? Identifiziere das Raumschiff an Backbord.“
Sofort erfüllte eine sehr angenehm-klingende Frauenstimme den Raum.
„Analysiere… analysiere. Analyse abgeschlossen. Raumschiffkonfiguration entspricht einem Schiff aus dem Star Trek – Seriencanon. Ähnlichkeit zu U.S.S. Voyager vorhanden. Seriennummer anders, Name ebenfalls. Lese Seriennummer und Raumschiffname.
U.S.S. Dragonfly NCC 0815-A. Nähere Daten unbekannt.“
„Nimueh, analysiere und vermute -  wo könnte dieses Schiff seinen Ursprung haben.“
Erneut erfüllte die angenehme Frauenstimme sowohl die Brücke der Dragonfly, als auch den Ort, an dem Captain Linkara stand.
„Aufgrund der Form des Schiffes, der Strahlung, die dem Antrieb entweicht, die Ionenspur, die es hinter sich her zieht und der Nomenklatur ist es eine logische Annahme, dass dieses Schiff aus dem Star Trek Universum entstammt.“, erklärte der Computer und Linkara runzelte die Stirn: „Könnte es sich dabei nicht einfach nur um einen weiteren Versuch von Lord Vyce handeln, uns zu schaden?“
„Analyse und Hypothese: Negativ.“
Der Reviewer hob eine Augenbraue.
„Das ist es?“, fragte er und runzelte fragend die Stirn, „Nur Negativ ?“
„Korrekt“, bestätigte der Computer, „Diverse Fakten – nicht zu letzt der von Ihnen gewählte, momentane Aufenthaltsort Lord Vyces – lässt die Theorie nicht zu.“

Auf der Brücke der Dragonfly hörten die Offiziere diesen Austausch der Informationen mit gerunzelter Stirn mit und irgendwann räusperte sich Cal: „Erm… wer ist Lord Vyce?“
„Unerheblich.“, unterbrach in diesem Moment Agatha und drehte den Captain zu sich: „Schatz, wir haben momentan dringlichere Probleme. Darf ich Dich mal an unseren Tracy-Boy erinnern, der auf der Flucht ist?“
Kurz blickte der Captain beschämt zu Boden, ehe er nickte und sich an Jill und Sam wandte: „Sagt mal – wie siehts aus? Sind die Sensoren soweit?“
„Der erste Suchlauf läuft schon, Cal.“, grinste Sam, „Was meinst Du, wie ich den Typen mit dem Hut gefunden habe?“
„Guter Punkt.“, nickte der Captain ihr zu, wandte sich dann an Agatha und klopfte ihr sanft auf die Schulter: „Dann werden wir Tracy ja bald haben.“
„Ja, so in knapp 4 Monaten.“, sagte der Colonel der Air Force, was Cal dazu brachte, zu schlucken: „Erm… hab ich mich da gerade verhört? Vier Monate ? Ich hab Gibbs in der Astrometrie innerhalb von 5 Sekunden gefunden.“
„Hey“, rechtfertigte sich die hübsche Blonde, „Gibbs zu finden war ja einfach – Ihr hattet ja einen ungefähren Anhaltspunkt. Jetzt ist Traceless komplett… erm… traceless. Wie in „Verschwunden.“. Das heißt – wir scannen die komplette Erde nach einer spezifischen DNA.“
„Und das ist hier nicht X-Men.“, stellte Jill fest, „Wir können hier nicht Patrick Stewart mit dem Rollstuhl reinholen, damit er ihn sucht.“
Cal rollte mit den Augen: „Und… könnten wir das irgendwie beschleunigen?“
„Wenn wir die George Hammond dazuziehen, können wir die Zeit signifikant verkürzen. Ich schätze, dass wir es dann in knapp 2 Monaten haben werden.“, erklärte Sam – was den Captain der Dragonfly dazu brachte, zu seufzen und sich auf seinem Platz niederzulassen.
Er schnappte sich ein PADD, gab ein paar Befehle ein und seufzte: „Gut – besser als gar nichts. Wenn Du die Hammond informieren könntest…“
In diesem Moment räusperte sich der Mann auf dem Bildschirm.
Des Captains Kopf ruckte hoch: „Ja, Captain Linkara, was gibt’s?“
„Nun – wir haben auch noch Sensoren. Und ich bin sicher – drei Schiffe sehen mehr als zwei.“
Cal grinste: „… und er hat einen Plan.“
Dann räusperte er sich, schaute zu Jill und Sam: „Wie lange würde es jetzt dauern?“
„Lass mich das mal machen.“, sagte der Reviewer: „Nimueh? Analyse und Hypnothese – wie lange würde es dauern, wenn die Dragonfly, die George Hammond und die Comicron-One nach einer spezifischen DNA suchen würden?“
„Analysiere“, erscholl wieder die Stimme, „Knapp 14 Tage.“
„Vierzehn Tage? Aber ich muss noch…“,  Linkara stoppte, als sich Nimueh wieder meldete: „Achtung, Angriff auf das Hologramm steht bevor.“
„Okay“, sagte Linkara und man konnte hören, dass er sich sicher war, einen Plan zu haben, „Ich muss unsere Konversation beenden. Aber – ich melde mich wieder.“
Damit war er vom Bildschirm verschwunden.

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #42 am: 19.05.14, 18:56 »
Der Captain der Dragonfly wandte sich an seine Crew und Sam: „Na, dann können wir nur hoffen, dass er – was immer er vorhat – beendet, denn wir brauchen das Schiff wirklich. 14 Tage sind besser als 2 Monate.“
Er zuckte mit den Schultern und schaute zu Jill: „Naja, egal – lass den Scanvorgang schon einmal laufen.“
„Und… wenn ich mal so fragen darf, wollen wir uns irgendwie aufteilen? Ich meine, 7 Milliarden Menschen wollen gescannt werden – das können wir nicht einfach von einer Stelle aus bewerkstelligen.“, fragte Agatha. Dies brachte die hübsche blonde Air Force Offizierin Samantha Carter dazu, zu lächeln: „Ich würde ja vorschlagen, wir verteilen uns um den Globus. Die Dragonfly kümmert sich um die USA, Mittel- und Südamerika,  die Hammond nimmt sich den europäischen Teil und Afrika vor und wenn Linkara uns helfen sollte, könnte er sich um den Asiatischen Teil und Ozeanien kümmern.“
„Das klingt nach einem Plan.“, meinte Jill von ihrer Position aus.
Cal nickte: „Gut… dann  machen wir es so.“
Er stockte, als wäre ihm etwas eingefallen, wandte sich an Agatha, holte Luft, etwas zu sagen, lies es dann jedoch bleiben. Seine Freundin schaute ihm in die Augen, als suche sie dort etwas – eine verborgene Wahrheit, eine Erkenntnis, eine Frage? – klopfte ihm dann sanft auf die Schulter und nickte: „Geh.“
Der Captain nahm sie kurz in den Arm, wandte sich dann an Sam und salutierte: „Wir sehen uns nachher.“ Dann machte er sich auf den Weg.
„Wo gehst Du hin?“, fragte Jill. Cal blieb kurz vor dem Turbolift stehen und schaute seine taktische Offizierin an: „Ich werde mit Gibbs sprechen.“


Die Tür des Holodecks war hinter ihm zugeglitten, er hatte der Bordärztin Zeit gegeben, sich über ihre Worte klar zu werden, über ihre Implikationen und über ihren momentanen Stand.
„Gibbs!“, hörte er hinter sich eine Stimme und wandte sich um. Calvin Cat kam auf ihn zu, ihn vorwurfsvoll anblickend.
„Dürfte ich erfahren, warum Sie meine Bordärztin verhören?“, fragte er und in seiner Stimme lag eine gewisse Schärfe. Der Special Agent schaute ihn aus seinen eisblauen Augen an, machte eine Geste, als wolle er in einem ironischen Tonfall „Wenn Sie darauf bestehen…“ sagen, und blickte den Captain dann an: „Wenn Sie meinen, dass ihre Bordärztin ihrem Bruder nicht geholfen hat.“
„Hat sie nicht. Ich kenne Gina – sie ist absolut loyal.“
„Captain“, setzte Gibbs an, „Ich…“
„Nein, Gibbs.“
Cals Stimme hatte nun noch mehr Schärfe angenommen, in seinen Augen blitzte es entschlossen und er funkelte den Special Agent an: „Meine Crew untersteht mir. Ich vertraue ihr und ich vertraue ganz besonders meiner ersten Offizierin und meiner Bordärztin. Und noch was – ich weiß nicht, wie die Sache beim NCIS gehandhabt werden, aber bei mir an Bord herrscht keine Sippenhaft.“
Damit stieß er seinen Finger in Gibbs Brust und funkelte ihn weiter an: „Ich weiß nicht, ob Sie Ziva vertrauen, ungeachtet der Taten ihres Halbbruders und ihres Vaters, aber ich vertraue Gina. An Bord wird niemand verurteilt und ich verlange von Ihnen, Gibbs, dass Sie die Mitglieder meiner Crew mit dem Selben Respekt behandeln, mit dem ich Mitglieder Ihres Teams behandeln werde.“
In den Augen des Senior Special Agents funkelte es amüsiert.
„Captain?“, setzte er erneut an und konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen, als der Captain ihn wieder unterbrach:
„Nein, Senior Special Agent Gibbs. Diese Crew ist meine Familie. Sie sind meine Freunde. Ich liebe und vertraue jedem einzelnen von ihnen. Und bevor Sie irgendein Mitglied meiner Familie beschuldigen, sich mit Traceless eingelassen zu haben, können Sie noch viel eher mich verdächtigen. Und wir haben schon darüber gesprochen, dass ich eher dem Teufel die Hand schütteln würde, als diesem Saftsack zu helfen.“
Gibbs räusperte sich, versuchte ernst zu bleiben, was ihm zum ersten Mal in seinem Leben mislang. Er schaute seinem Gesprächspartner in die Augen, „Ich kann Sie voll und ganz verstehen. Nur… wie soll ich sagen? Ich hab Gina befragt und bin mir sicher, dass Sie Traceless nicht gehlfen hat.“
Cal stoppte.
„Erm… bitte?“, fragte er mit seinem ihm eigenen ziemlich unintelligenten Gesichtsausdruck und blickte zu Gibbs herab: „Soll das heißen, ich … ich hab meinen besten Auftritt in dieser kompletten Geschichte verschwendet, um mich vor meinen Lesern mal wieder so richtig schön zum Deppen zu machen?“
„Scheint so.“, sagte Gibbs, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: „Machen Sie sich nichts draus. Sowas passiert.“
„Gut, dann…“, machte Cal und deutete hinter sich auf die Turbolifttür: „Bin ich mal wieder auf der Brücke.“
Er wollte sich gerade umdrehen, als sich der Special Agent räusperte: „Nicht so schnell. Ich Möchte ja ein komplettes Profil unseres Täters haben – und daher brauche ich alle Informationen. Wenn Sie mich also unterstützen wollen würden?“
„Warum nicht?“, grinste Cal, „Wir haben sowieso knappe 2 Monate totzuschlagen.“
Gerade, als Gibbs fragen wollte, was der Captain damit meinte, meldete sich der Kommunikator Cals.
„Silverbird an Cat?“
„Ja, Cat hier?“
„Captain Linkara ist wieder auf dem Schirm.“


Tony DiNozzo spähte kurz in Richtung der Tür, durch die Ziva gerade verschwunden war. Er ahnte, was sie im Bad vorhatte und am liebsten würde er ihr da gerade Gesellschaft leisten, aber, der Fakt, dass ihm gerade sämtliche Muskeln wehtaten, über die er verfügte, lies schon das Aufstehen zu einer Tortur werden. Das Trainingsprogramm hatte sie richtig hart arbeiten lassen – da war alles dabei, von kurzen Sprinteinlagen, um irgendwelche Bösewichte zu kriegen, über einen Faustkampf, Schießereien in Lagerhallen, sogar ein Tauchgang, um einen USB-Stick zu bergen war im Paket gewesen. Tony hoffte inständig, dass die Sternenflotte ihnen nie ein solches Holodeck verkaufen würde. Wobei er sich denken konnte, dass Ziva argumentationstechnisch die komplett andere Schiene bediente, während die Klänge der sonischen Dusche ihren Körper massierten. Vermutlich würde wäre sie der Meinung, dass sowas gerade ihm, Tony DiNozzo, sehr zu pass käme.
Sein Körper, dessen Bauchmuskeln gerade über ihre unwürdige Behandlung protestierten, als er versuchte aus der Liegenden wieder in die sitzende Position zu kommen, würde ihr vermutlich recht geben, gleichzeitig aber auch ihm.
Und als er lag, merkte er, wie alle Anspannung von ihm wich, wie die Entspannung über ihn brandete, wie Wellen. Seine Augenlider flatterten kurz, dann lies er sich mit einem sanften „Mmmh“ in Schlummer sinken. Und als Ziva David das Badezimmer verließ, ihr Haar bei jedem Schritt schwingend und ihn anlächelte, bemerkte sie, dass er schon eingeschlafen war.
Sie schüttelte amüsiert den Kopf, legte sich neben ihn und lies sich ebenfalls in die dunklen Schleier des Schlafes sinken.
Kurz, bevor es dunkel wurde, dachte sie noch: „Gerade jetzt bräuchtest du wirklich ein Deo, Tony“ – aber dann war sie eingeschlafen.

Der Mann mit dem Hut war wieder auf dem Bildschirm zu sehen – dieses mal saß er auf einer grünen Couch vor einer weißen Wand.
„Hallo, und willkommen bei „Atop the fourth wall“ – da, wo die schlechten Comics brennen.“.“, sagte er, was Cal dazu brachte, verblüfft eine Augenbraue zu heben: „Ja und… erm… Wenn mir eine clevere Antwort einfällt, melde ich mich.“
Er wandte sich verblüfft an Jill, die mit den Schultern zuckte: „Das ist sein Standardspruch. Damit begrüßt er die Zuschauer seiner Reviews. Ich hab mir die Mühe gemacht, ihn mal in den Erddatenbanken nachzuschlagen. Hier bitte.“
Damit überreichte sie dem Captain ein PADD, das er aufmerksam durchlas. Kurz stockte er, wandte sich dann an Jill und sagte: „Okay, wenn das alles zutrifft, was da zutrifft, dann sollten wir der Entität keine Chance geben.“
„Entität?“, fragte Agatha, Cal gab ihr das PADD, das nun von ihr ein aufmerksames Studium erfuhr. Dann wandte sie sich an den Captain: „Du weißt schon, dass das die Storyline für eine Serie ist?“
Der Angesprochene deutete auf den Bildschirm: „Und wie kommt der dann dahin?“
„Hey!“, sagte Linkara in diesem Moment, „Seid Ihr fertig?“
Cal drehte sich zu ihm um: „Ja, sorry, Captain. Was gibt es denn?“
„Wir sind mit dem Angriff fertig geworden und ich hab Nimueh befragt. Wir haben genug Kapazitäten um Ihnen zu helfen.“
„Na, das is ja mal großzügig.“, grinste Cal, „Danke – ehrlich.“
„Gut, wonach suchen wir denn?“
„Traceless.“, sagte der Captain, „Er ist eine Art Formwandler, der… erm… okay, sagen wir so… stellen Sie sich Mystique vor… nur in Männlich. Und mit mehr Klamotten.“
Agatha tippte ihm auf die Schulter: „Du hättest auch die Gründer als Beispiel verwenden können. Ich meine, er hat eine Starfleet-Uniform an. Er wird wohl ein Star Trek Fan sein.“
Cal stockte, schaute seine Freundin an und zuckte dann mit den Schultern: „Erm… stimmt. Okay – also – der Mann ist gefährlich. Wir … ich kann nicht oft genug betonen, dass wir ihn fangen müssen .“
Er schaute dann wieder zu Linkara, der nachdenklich den Kopf schieflegte und dann nickte: „Alles klar – ich hab die nötigen Ressourcen, ich helfe Ihnen.“
Damit räusperte er sich und klopfte auf seinen Kommunikator: „Nineties-Kid? Begib Dich auf die Comicron One und scanne nach einer spezifischen DNA.“
„Duuuuude“, erklang eine Stimme, die Cal schon nach den ersten fünf Sekunden Kopfschmerzen einbrachte, „Nach DNA…“
„Schon gut, Nineties-Kid.“, sagte Linkara und rollte mit den Augen, „Hat sich erledigt.“
Erneut betätigte er den Kommunikator: „Nimueh? Scann nach der spezifischen DNA die dir gleich zugesendet wird.“
„Sie mussen nur Asien und Ozeanien scannen.“, erklärte Jill, was Captain Linkara mit einem Augenrollen quittierte: „Ich nehme nicht an, dass dies in ein paar Stunden geschafft sein wird. Aber – ich hab ja Zeit.“
„Bestätige.“, hörte man wieder die angenehme Stimme einer Frau und Cal wandte sich an Jill: „Dann schick mal die Daten rüber.“
„Daten sind unterwegs.“
„Daten erhalten.“, sagte Nimueh, „Ich beginne mit der Analyse. Geschätzte Zeit bis zum Ende des Suchlaufes – 2 Wochen.“
Der Captain räusperte sich: „Ich danke Ihnen, Captain Linkara. Wenn ich mich irgendwann revanchieren kann, sagen Sie bescheid.“
Damit nickte er Jill zu und die Verbindung wurde abgebrochen.
Cal wandte sich an Agatha und lächelte ihr zu: „Zwei Wochen – das ist doch wirklich etwas.“
Damit zog er sie an sich und gab ihr einen Kuss.
Die taktische Offizierin schaute den Captain mit einem warmherzigen Lächeln an, als plötzlich ein Piepsen der Konsole ihre Aufmerksamkeit erhaschte.
„Cal?“, sagte sie, „Wir haben Verbindung mit der Hammond und der Comicron one. Das heißt – wir können unseren Suchlauf beginnen.“
„Gut“, grinste der Captain, „Das klingt doch nach guten Neuigkeiten.“

Zwei Wochen später

„Und, wie läuft es mit Ziva?“
Wenn man gerade dabei ist, zu frühstücken, sind Fragen von solcher Natur dazu geeignet, das man sich verschluckt. Der treue Dackelblick des Mannes auf dem Bildschirm lies Tony mit den Augen rollen. Doktor Daniel Jackson lächelte ihn freundlich an, als der Halbitaliener seine Atemwege geräumt hatte und wieder frei atmen konnte. Sein „Woher wissen Sie das?“, klang dennoch ein wenig gehetzt und irgendwie um mindestens eine Oktave höher.
Das wissende Lächeln das Anthropologen lies ihn verzweifeln.
„Ich habe die Blicke gesehen, die sie Agent David zuwerfen. Und es ist keine Schande, sich in eine Arbeitskollegin zu verlieben. Aber, ehe man das bemerkt, ehe man es zulässt und erkennt – das dauert. Ich kenne es von mir selbst. Jahre lang habe ich gedacht, dass sie mir so viel bedeutet, wie eine Schwester. Dann aber merkte ich, dass ihr Lächeln mein Herz schneller schlagen lies – und das es anders ist, als bei anderen Frauen. Ihr Lächeln, ihre Art zu gehen, ihre Intelligenz, ihr … einfach alles. Ich fühle mich so lebendig, wenn ich bei ihr bin.“
Tony nickte verschworen: „Das Gefühl kenne ich. So geht es mir bei Ziva auch.“
„Und irgendwann ging es los, nicht wahr? Erst mit der Stillung der Körperlichen Begierde?“
Die Fragen des Anthropologen hatten sich in den letzten zwei Wochen als sehr direkt herausgestellt. Und irgendwie mochte Tony genau das. Wenn er Daniel sah, fühlte er sich an einen McGee erinnert, der durchaus aus der Zukunft kommen könnte. Leicht geeky, eine sehr schnelle Auffassungsgabe, ein potentieller guter Kumpel, der sich nicht die Butter vom Brot nehmen lies. Daniel war ein McGee, der sein McGee erst noch werden musste.
Vielleicht war es deshalb so einfach gewesen, sich über die letzten zwei Wochen mit ihm zu befreunden?
Sie hatten sich bei einem Kennenlerndinner, das Cal an Bord der Dragonfly hatte ausrichten lassen, getroffen. Dort waren alle anwesend. Die Crew der Dragonfly trug schicke, weiße Galauniformen, das Major Response Team hatte sich ebenfalls in Schale geschmissen (Ziva und Abby hatten an diesem Abend einfach nur umwerfend ausgesehen) und selbst die Crew der Comicron One war aufgetaucht. Ein Typ namens Harvey Finevoice hatte gesungen – allesamt alte Klassiker aus den 40er Jahren, bei denen sich Ducky offenbar wieder richtig lebendig fühlte, und Tony hatte das erste Mal zumindest die Brückencrew der George Hammond kennengelernt. Natürlich waren auch sie in Gala-Uniform aufgetaucht.
Und dann hatte er Daniel Jackson getroffen. Bald schon waren der Anthropologe, die Air Force Colonel und die beiden NCIS-Agenten Ziva und Tony in regem Informationsaustausch beschäftigt. Ziva und Daniel wechselten einige Worte in Israelisch, während Sam und Tony nur verblüfftes Staunen über die Sprachfertigkeit des Mannes übrig geblieben war. Und wie Sam ihm mit ihren verzaubernd-grauen Augen erzählt hatte, verblüffte sie ihr Freund regelmäßig aufs Neue. Was nur all zu fair war, denn sie überraschte ihn auch mit schöner Regelmäßigkeit. Und zum Ausklang des ganzen Abends hatten sie sich versprochen, wenn sich die Gelegenheit bot, miteinander zu reden.

So wie heute.
Daniel hatte ihn von Bord der Hammond aus angerufen – er war mal wieder in seinem und Zivas Gästequartier auf der Dragonfly. Nachdem sich das Major Response Team einmal die Woche zum Besuch auf dem Schiff angekündigt hatte, war der Captain so freundlich gewesen, ihnen einige Gästequartiere zu reservieren, eine Einladung, die das Team gerne angenommen hatte.
Ziva war gerade unter der sonischen Dusche – etwas, das sie an Bord der Dragonfly mit großer Leidenschaft tat. Offenbar genoss sie es, dass die Dusche eben kein Wasser verströmte, sondern Klänge.
„Hallo, Erde an DiNozzo?“, riss ihn die Stimme Jacksons aus den Gedanken. Der Halbitaliener blinzelte und versuchte, sich wieder ins Hier und Jetzt zurückzufinden, ehe er bemerkte, das Statik – oder besser gesagt – Pixelstürme den Empfang zur Hammond erschwerten.
 „Daniel?“, fragte er, „Die Verbindung wird schwächer. Was hast Du gerade gesagt?“
Nichts.
Kurz flackerte das Bild nochmal, er konnte Daniel sehen, der verblüfft dreinblickte, dann brach die Kommunikation ab.
Und gerade, als er zum Replikator gehen wollte, um auf der Brücke nachzufragen, was da los wäre, sprang das Schiff auf Alarmstufe rot.
Die Tür flog auf, Ziva betrat, in BH und Höschen, den Wohnbereich – ein Anblick, der Tony normalerweise gefallen hätte, aber die Atmosphäre eignete sich nicht für Liebesspiele. Schnell und mit unerhörter Effizienz zog sich die Israeli an und nickte zu ihrem Partner herüber.

„Was ist hier los?“, erklang Gibbs Stimme auf der Brücke. Agatha richtete sich auf, schaute Gibbs an und sagte vier Wörter, die sie in den letzten Wochen selten gesagt hatte: „Ich weiß es nicht.“
Sie holte Luft, wandte sich an Jill, die hektisch über ihre Konsole gebeugt irgendwelche Daten überprüfte.
„Wir haben Kontakt zur Hammond verloren.“, erläuterte die hübsche Rothaarige und blickte zu Gibbs, „Aber wir wissen nicht, woran das liegen könnte.“
„Na großartig.“, murmelte Cal, der aus seinem Büro kam, „Ich bin gerade dabei, mit Sam die neuesten … Sage mal, könnte mal einer diesen Krach ausstellen?“
Sofort ward es Stille im Raum.
Der Captain atmete tief durch: „Und ich dacht schon, der Krach hört gar nicht mehr…“
Er stockte und schaute Gibbs an: „Fragen Sie mich nicht, was hier los ist, Gibbs.“
Meeeeenschenwesen , erklang plötzlich eine sehr sanfte Stimme – quasi von überall her.
„Okay“, sagte Cal und nickte Agatha zu: „ Dat is nun wirklich neu.“
In diesem Moment räusperte sich Jill: „Captain? Wir haben eine ungefähre Position von Traceless. Er ist in Kanada. Die genauen Koordinaten sende ich an den Transporterraum.“
„Gut“, sagte Gibbs und wandte sich an Cal: „Wir schnappen ihn uns.“
Er wollte sich umdrehen.
„Hey!“, stoppte Cal ihn.
Der Special Agent wandte sich um, schaute den Captain ungeduldig-fragend an. Dieser zwinkerte ihm zu, nahm seinen Kommunikator ab und warf ihn Gibbs zu: „Viel Glück.“
Gibbs nickte dem Captain zu,  wandte er sich um und war auch schon im Turbolift verschwunden.
Cal schaute ihm nach, wandte sich an Agatha und seufzte enttäuscht: „Eigentlich hatte ich gehofft, die vier nach unten zu begleiten.“
Ihn anlächelnd klopfte Agatha ihm auf die Schulter: „Keine Sorge, Schatz. Deine Stunde wird kommen.“
„Na, hoffentlich.“
Erneut piepste Jills taktische Konsole: „Sir? Ich habe eine Sonde zu der Position der Hammond geschickt.“
„Und?“
„Sie ist weg.“
Cal und Agatha schauten erst sich verblüfft an, dann blickten beide zu Jill: „Wie – weg?“
„Weg. Verschwundibus.“, erklärte diese und winkte den Captain zu sich. Dieser war sofort auf den Beinen, eilte zu ihr und blickte ihr über die Schulter.
„Das sind die Koordinaten.“, erklärte die hübsche Taktikerin, „An der die Hammond planmäßig sein sollte.“
„Ist sie nicht?“, fragte Cal und Jill nickte: „Ist sie nicht.“
Der Captain seufzte, lehnte seinen Kopf gegen eine Querverstrebung und murmelte ein „Verdammt“, ehe er sich an Agatha wandte: „Okay, mir schwant Übles. Vermutlich müssen wir gleich an mehreren Fronten ermitteln. Das kann nur…“
Er stockte, als erneut die sehr sanfte Stimme erscholl, dieses Mal mit einem Lachen.
Cal blickte zu Agatha, zuckte mit den Schultern, doch diese schien plötzlich durch ihn hindurchzublicken und deutete hinter ihn.
Der Captain wandte sich um und stockte erneut.
Auf dem Bildschirm erschienen die Worte: „Time’s up. I can see you.“
„Was zum Teufel…“, murmelte der Captain.
Dann brach die Hölle los.

Ziva und Tony waren gerade auf dem Weg zum Turbolift, als ihnen Gibbs entgegen kam.
„Wir haben Traceless gefunden. Packt euer Zeug und zieht euch warm an.“, sagte er mit seiner berühmten Politik der sparsamen Worte.
Ziva schaute ihn verwundert an: „Warm anziehen, Gibbs?“
Diese Frage stellte sie, wie eigentlich immer, mit diesem fast kaum wahrnehmbaren Hauch an Ironie. Gibbs stoppte, schaute sie an und in seinen grauen Augen funkelte Jagdfieber: „Er ist in Kanada.“
Als dann der Alarm wieder zu heulen anfing, blickten sich die Mitglieder des Major Case Response-Teams überrascht an, ehe Gibbs den beiden zunickte. Sie eilten zurück in ihr Quartier und kamen nach einigen Sekunden wieder umgezogen heraus. Militärische Präzision.
Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen des Chefermittlers.


„Bericht.“, sagte der Captain in just diesem Moment und schaute seine taktische Offizierin an. Diese beugte sich über ihre Konsole, betätigte einige Tasten und zuckte hilflos mit den Schultern: „Ich… ich hab keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sich die Comicron One entfernt und das…“
Sie brach ab und seufzte.
„Ich hab die Sensoren verloren.“
Captain und XO wechselten besorgte Blicke und der Captain war auf den Beinen, um zu Jills Konsole zu gehen.
„Vermutlich so, wie wir es gelesen haben, oder?“, fragte er, was Jill und Agatha dazu brachte, zu nicken. „Japp, so wird es sein.“
Der Captain betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Middlegate? Kannst Du mir für noch knappe 5 Minuten volle Energie garantieren?“
„Mehr auch nicht.“, erklang die Stimme des Chefingenieurs, „Der Warpkern wird langsam so feuergefährlich…“
„… wie ein Weihnachtsbaum?“, hörte man die Stimme McGees, „Vielleicht kann ich noch mithelfen.“
Cal und Agatha schauten einander verblüfft an: „Special Agent McGee? Sollten Sie nicht bei Gibbs und den anderen sein?“
„Das ist schon in Ordnung.“, ertönte die Stimme Gibbs aus dem Kommunikator: „Ich nehme an, sie können unseren Computertechniker gerade sehr gut gebrauchen.“

Im Maschinenraum der Dragonfly blickte McGee zu seinem Team herüber. Wieso hatte er gerade das Gefühl, dass er sie für eine lange Zeit nicht sehen würde?
Dennoch konnte er sich nicht helfen, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Danke, Boss.“
Die Antwort Gibbs bestand in einem einfachen Nicken – was auch sonst? – dann machte sich McGee daran, auf die Tastatur der Konsole vor ihm einzuhacken.
Gibbs wandte sich ab, machte sich auf den Weg zum Transporterraum, gefolgt von Ziva und Tony.
„Was meinst Du, was hier los ist?“, fragte Ziva und Gibbs zuckte mit den Schultern: „Was es auch immer ist. Elfenkönig ist gut dafür geeignet.“
Dann betätigte er den Kommunikator, den er von Cal erhalten hatte: „Cat? Hier Gibbs. Ich wollte nur sagen – halten Sie das Schiff zusammen, bis wir wieder oben sind. Und passen Sie uns auf McGee auf!“
„Werden wir machen.“, ertönte die Stimme Cals aus dem Gerät und Gibbs war der Meinung, dass er ein amüsiertes Lächeln hören konnte, „Passt auf euch auf.“
Der Wechsel vom offiziellen „Sie“ ins inoffizielle „Du“ lies Ziva lächeln: „Machen wir Cal. Passt Ihr auch auf euch auf.“
„Versuchen wir.“, antwortete Agatha, „Und jetzt beeilt euch, wir wissen nicht, wie lange wir die Energie noch halten können. Es wäre sehr unpraktisch, wenn Traceless das nutzen könnte.“
„Wird er nicht.“
„Deine Zuversicht möchte ich haben, Ziva.“, flüsterte Tony und zuckte zusammen, als Gibbs ihm einen Schlag auf den Hinterkopf verpasste. Dann hatten sie den Transporterraum erreicht und betraten die Teleportationsplattform.
Gibbs sagte, in seinem üblichen, geschäftsmäßigen Duktus „Wir sind jetzt da.“.
„Okay, wir beamen euch dann jetzt. Viel Spaß.“, erklang Cals Stimme und augenblicklich verschwand die Welt in bunten Pixeln. Kaum, dass sie verschwunden waren, ertönte ein leises, sanftes Lachen und der Transporterraum wurde dunkel.


Kälte lies Dunstwolken vor ihren Augen erscheinen, als Ziva David ausatmete. Glücklicherweise hatte sie sich einen gefütterten Parker repliziert, sodass die recht frostigen Temperarturen ihr nicht allzuviel anhaben konnten. Auch Tony und Gibbs trotzten der Kälte.
Dennoch biss ihnen der frostige Wind ins Gesicht und sie konnte nicht umher, sich zu fragen, warum Traceless ausgerechnet in Kanada materialisieren musste. Hätten es südlichere Gefilde nicht auch getan? Was sprach denn, wenn man auf amerikanischem Grund und Boden bleiben wollte, gegen Hawaii? Dort waren, selbst im heraufdräuenden Winter, die Temperaturen selten unter Null Grad – der Spruch „Eher schneit es auf Hawaii, als dass ich etwas mache, was ich nicht machen will“ schoss ihr in diesem Moment durch den Kopf – und die Landschaft war von ausgesuchter Schönheit. Sie erinnerte sich daran, einmal mit ihrem Vater einen kleinen Aufenthalt auf Hawaii, gehabt zu haben und dass es dort einfach nur wunderschön war.

Und, obwohl sie Tony immer schön im Glauben gelassen hatte, die Serie Magnum nie verfolgt zu haben, hatte sie es natürlich getan. Der rote Ferrari war auch ihr ein Begriff und er symbolisierte für sie, Ziva etwas ganz besonderes. Freiheit. Ein gutes Gefühl – eben jenes Gefühl, das sie seitdem mit dieser Konstellation von Bundesländern, den vereinigten Staaten von Amerika, gleichsetzte.  Wieso fiel ihr gerade jetzt die Folge „Limbo“ ein, in der Magnum angeschossen worden war und der Charakter eigentlich hätte sterben sollen, wenn die Einschaltquoten ihn nicht vor diesem Tod bewahrt hätten? Sie erinnerte sich daran, diese Folge mit 8 Jahren gesehen zu haben, fingernägelkauend, mit der Frage beschäftigt, ob Thomas Sullivan Magnum dies überleben würde und…

Sie schüttelte den Kopf.
Ziva David , schoss es ihr durch den Kopf, nicht träumen.
Ihr Bewusstsein, oder besser gesagt, ihre Aufmerksamkeit, kehrte zu der Situation zurück, in der sie sich gerade befanden.
„Gibbs an Dragonfly?“, hörte sie neben sich die Stimme ihres leitenden Chefermittlers und sie merkte erst in diesem Moment, dass er diesen Satz wohl inzwischen einige Male gesagt haben musste, denn er schoss ein „Meldet euch, verdammt!“ hinterher.

Die 32-Jährige Israeli mit den verzaubernden braunen Augen schaute Gibbs verblüfft an, fragte aber nicht, was los war. Das war auch gar nicht nötig, denn in diesem Moment blickte ihr Chef sie an und sie konnte sehen, dass er sich mit der Situation nicht unbedingt wohlfühlte.
Damit reichte er den Kommunikator an sie weiter: „Hier – ich hätte es wissen müssen.“
Zugegeben, der Gedanke „Gibbs und die Technik“ hatte einen Bruchteil einer Millisekunde in ihrem Geist platz genommen, aber sie hatte ihn so schnell wie möglich wieder verscheucht.
Sie wog das Gerät in ihrer Hand, tippte einmal, wie sie es bei Star Trek – The next
Generation -  und den Folgeserien gesehen hatte und sagte: „David an Dragonfly? Cal, hörst Du mich?“
Nichts.
Keine Antwort.

Sie warf einen verwunderten Blick zu Tony herüber, der ebenfalls ratlos mit den Schultern zuckte: „Spielen die verstecken?“
„Glaube ich nicht, DiNozzo.“, antwortete Ziva, „Warum sollten sie?“
„Genau, warum sollten sie uns hier, mitten in der Pampa absetzen?“, fragte Gibbs und Ziva wusste, dass ihr Chef nicht nur ein wenig angesäuert war. Er blickte seine beiden Mitagenten aus eisblauen Augen an, als Tony sich räusperte: „Falle?“
„Möglich.“, antwortete Gibbs, „Wir sollten uns aber dennoch umsehen und sei es nur, um einen Unterstand zu finden.“
Die hübsche Israeli nickte.
Natürlich – einen Unterstand zu suchen war eine der logischsten und wichtigsten Aufgaben, wenn man in der Wildnis überleben wollte.  Aber dennoch – die Vorstellung, hier, im Schnee einige Zeit ausharren zu müssen, war nicht unbedingt etwas, worauf sie sich freute.

Auf der Brücke der Dragonfly war inzwischen Notstand angesagt. Das Schiff bebte und schüttelte sich, die Crew hatte Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten. Calvin Nathan Cat richtete sich auf, schaute zu Agatha Silverbird und dann zu Jill Menacer: „Hat eine von euch beiden hübschen Grazien eine Ahnung, was hier los ist?“
Jill räusperte sich: „Naja – also … wenn die Storyline zutrifft, die ich gelesen habe… dann wird es Schlimmer, ehe es besser wird?“
„Oh, ich liebe es, wenn Du so kryptisch wirst.“, knurrte der Captain, rollte mit den Augen und schaute zu ihr herüber. Die Reaktion der taktischen Offizierin war eindeutig – sie bedeutete dem Captain, zu ihr zu kommen, was dieser auch tat. Sie beugte sich vor, flüsterte ihm etwas ins Ohr und Cal nickte: „Ah, ich verstehe. Okay… das heißt… es wird noch übel.“
Jill, die kurz einen Blick auf die taktische Station geworfen hatte, deutete auf die Konsole: „Lies Dir das durch und dann frag nochmal.“
Der Captain tat wie ihm geheißen und seine nussbraunen Augen weiteten sich in Panik.
Hastig hieb er auf seinen Kommunikator: „Cat an Maschinenraum? Schwingt eure Ärsche dort raus! Es wird ungemütlich!“
„Ach wirklich?“, erscholl Scottys Stimme aus dem Gerät: „Da wäre ich nie drauf gekommen. Um uns herum verschwindet nur alles.“
„Commander Middlegate?“, konnte man die Stimme McGees hören, „Wir können noch versuchen…
„Scotty?“
Cals Stimme war schneidend scharf und ungewohnte Befehlsgewalt ergriff Besitz von ihm: „Schaff McGee da raus und mach selbst die Fliege. Rettungskapsel 34 ist in eurer Nähe. Los, ab, ich will keine Widerrede hören.“
Damit wandte er sich an Jill und schaute sie an: „Du begleitest die Beiden.“
„Cal, du kannst mich hier auf der Brücke sehr gut brauchen.“
„Wenn Du nicht willst, dass ich dich K.o. schlage, und in die Rettungskapsel beame, schwingst du deinen knackigen Hintern jetzt zu deinem Freund.“
Die Stimme des Captains strotzte gerade vor Befehlsgewalt und man konnte merken, dass er keinen Widerspruch zuließ. Die taktische Offizierin nickte, salutierte ihm zu und wandte sich zum Gehen.
„Bevor Du auf eine dumme Idee kommst, Cal.…“, hörte sie in diesem Moment die Stimme von Agatha, dann einen Schuss und einen Fall. Sie wirbelte herum und sah, wie Agatha den Phaser wegsteckte, zu Cal eilte und ihn anhob.
„Ich kenn ihn doch, er wird versuchen den Helden zu spielen. Auf diese Gelegenheiten wartet er doch immer.“, grinste sie und schaute Jill an: „Kannst Du mir helfen? Welche Rettungskapsel ist noch frei?“
In diesem Moment piepste die Konsole. Die blonde Taktikerin runzelte die Stirn, ging zu ihrer Arbeitsstation und warf einen Blick darauf.
„Ach du meine Güte.“, hauchte sie, „ich glaube, die Rettungskapseln fallen aus.“
„Wieso?“, murmelte Cal schläfrig, schaute Agatha an, die seinen Blick erwiderte, wobei sie grimmig-grinsend zischte: „Wenn Du auch nur einen Gedanken daran verschwendest, mich zu betäuben und in Sicherheit zu bringen, sage ich das Codewort und Du pennst für die nächsten Stunden.“
Der Captain hob geschlagen die Hände. „Schon gut, schon gut.“
Dann rappelte er sich auf.
„Toll, Meuterei auf der Dragonfly.“, murmelte er dabei und schaute zu Jill: „Sag mal, hab ich Dir nich gesagt, dass Du zur Rettungskapsel gehen sollst?“
Jill nickte.
„Würde ich auch gerne. Allerdings haben wir ein Problem.“
„und das wäre?“, fragte Agatha.
Jill deutete auf ihre Konsole: „Schaut euch das an? Was auch immer diese Entity ist – sie hat uns umhüllt und ist dabei, Deck für Deck zu fressen.“
„Charmant.“, grinste Agatha, „Wenigstens schmecken wir ihr.“

Tony, Ziva und Gibbs waren inzwischen einige hundert Meter gegen den sehr plötzlich, sehr heftig aufkommenden Wind angegangen.
„Wo müssen wir hin?“, schrie der Halbitaliener gegen den Sturm an, was ihm ein „Da lang!“ von Gibbs eintrug. Es war immer wieder faszinierend, wie der leitende Chefermittler so hundertprozentig genau eine Richtung bestimmen konnte. Das musste seine Zeit bei den Marines gewesen sein, dessen war sich Tony sicher. Anders ging es eigentlich schon fast nicht mehr. Dieses absolut Zielsichere, für das er Gibbs bewunderte – irgenjemand musste ihm das beigebracht haben. Vielleicht in irgendeinem Survival-Kurs?
Er wusste es nicht, stellte jedoch fest, dass er Ziva beneidete. Gerade jetzt hatte sich Mossad-Ziva wieder zu Worte gemeldet und ihre alten Instinkte, die sie für das Überleben in Extremsituationen stählten, hatten wieder die Kontrolle übernommen. Sie und Gibbs sprachen nicht miteinander, sie gab dem Älteren nur einige Winke, die der Halbitaliener nicht verstand, aber Gibbs offenbar schon. Und dann sah DiNozzo das, wohin sie unterwegs waren. Es schälte sich aus dem Vorhang aus Schneeflocken hervor und wurde immer deutlich sichtbarer.
Ein altes Industriegebäude – was auch immer es sein mochte. Es schien nicht unbedingt gemütlich zu sein, aber besser, als die in alle Knochen beißende Kälte, war es allemal.

Sie erreichten innerhalb grob geschätzter 20 Minuten den äußersten Perimeter des Industriekomplexes und Tony konnte das Eingangsschild lesen:
„Mad Cow Middleton Inc – Dependance Nunavut, Kanada.“
“Mad Cow?”, echote Tony und überlegte, wo er diesen Namen schon mal gehört haben könnte. Klar, es gab die Mad Cow Desease – also den Rinderwahnsinn – aber irgendwie schien im da kein Zusammenhang zu kommen.
„Weiter“, hörte er in diesem Moment die Stimme von Ziva und setzte sich in Bewegung.

Auf der Brücke der Dragonfly ging inzwischen alles drunter und drüber. Und damit ist die Situation noch ziemlich euphemistisch beschrieben.
„Wir haben gerade Deck 11 verloren.“
Jill Menacer klang ziemlich gestresst, um nicht zu sagen, panisch.
Das war verständlich, denn Deck 11 beherbergte unter anderem den Maschinenraum und die Büros der Ingenieure. Ingenieure wie Sebastian ‚Scotty’ Middlegate einer war.
Die Augen der hübschen Blonden waren weit aufgerissen und die Angst um ihren Freund war deutlich zu spüren. Agatha trat auf sie zu, nahm sie in den Arm und streichelte ihr beruhigend über den Kopf. „Keine Sorge“, raunte sie ihr zu, „Es wird alles wieder gut.“
„Das bezweifele ich.“, murmelte Cal, klopfte auf seinen Kommunikator: „Cat an Middlegate?“
Keine Antwort.
„Cat an McGee?“, versuchte der Offizier und erneut kam keine Antwort.
Kopfschüttelnd wandte er sich der taktischen Konsole Jills zu und tat das, was gerade durch seinen Kopf ging. Er hob die Hand, ballte sie zur Faust und lies sie in hohem Bogen auf den Plastik niedersausen. Hand und Plastik waren von dieser Behandlung nicht unbedingt begeistert und des Captains Greifwerkzeug machte dem Offizier klar, was es davon hielt, indem es Schmerzimpulse in sein Hirn sandte.
„AU!“; machte er, hielt sich die Hand als er einen Blick zu Agatha warf, die ihn aus dunklen, beinahe schon ausdruckslosen Augen anschaute: „Du solltest Dich mehr beherrschen, Cal.“
Der Captain nickte, öffnete und schloss seine Hand und wandte sich an Jill. Deren Augen waren, im Gegensatz zu Agathas, ganz und gar nicht ausdruckslos und voller Tränen.
‚Na klar’, schoss es dem Captain durch den Kopf, ‚Auch Jill ist nur ein Mensch.’
Und er nahm sie in den Arm, schaute über ihre Schulter hinweg zu Agatha, die ihm zunickte und auf ihren Kommunikator klopfte: „Silverbird an Intrupper? Wir haben keine Zeit um zu reden – komm sofort auf die Brücke.“
„Ich bin auf dem Weg.“

Die Zweigstelle von „Mad Cow Middleton“ war mindestens genau so heruntergewirtschaftet, wie man es von einer Industrieruine zu erwarten hatte. Anderes Leben, kein Menschliches, hatte sich diesen Platz wieder zurückerobert. So konnte Ziva eine Gruppe von Polarhasen sehen, die es sich unter einem Fließband in der Fertigungshalle gemütlich gemacht hatten und die Besucher aus großen Augen neugierig beobachteten. Irgendwie bezweifelte die hübsche Israeli, dass die Hasen hier großartig gestört wurden und es war ihr egal. Sie hatte andere Probleme. Direkt vor ihr befand sich eine Brücke, die über einen Flusslauf führte und die Fertigungshalle von Bürokomplex trennte. Wenn sie tatsächlich Unterschlupf und Zuflucht finden könnten – und eventuell sogar Traceless – dann wäre er in diesem Bürokomplex zu suchen. Ein sanftes Lachen lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Geschehnisse hinter sich. Sie wollte sich gerade umwenden, um Gibbs diese Meldung mitzuteilen, als sie bemerkte, dass er verschwunden war.
Tony schaute sie ein wenig ratlos an.
„Was ist?“, fragte er und Zivas Blick bohrte sich in seinen: „Hast Du Gibbs gesehen?“
Erst jetzt schien auch der Halbitaliener zu bemerken, dass ihr Boss verschwunden war und schaute sich suchend um.
„Erm? Gibbs?“, rief er dann und erhielt keine Antwort.

Die Turbolifttür glitt auf, Gina Intrupper betrat die Brücke und schaute sich um.
„Gibt es einen Grund, warum ich alles stehen und liegen lassen sollte?“, fragte sie und man konnte deutlich hören, dass sie nicht nur ein wenig gereizt war.
Cal räusperte sich, trat auf sie zu und nahm sie in den Arm.
Dies brachte die Ärztin dazu, sich ein wenig zu versteifen, ehe sie mit einem „Schon gut, schon gut“ eine Hand nach oben brachte und Cal von sich wegdrückte: „Alles in Ordnung mit dir?“
„Ja“, nickte der Captain, „ich wollte nur sagen, dass ich…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment hörten sie alle nur ein sanftes Lachen… und alles wurde dunkel.

„DiNozzo“, fauchte Ziva in diesem Moment und schaute ihren Partner und Freund mit einem eindeutigen Blick an, „Kann man dir nicht einmal die Nachhut überlassen?“
„Wo… was…?“, brachte der Halb-Italiener hervor, doch sie wollte nichts hören. Sie zischte ein: „Such lieber Gibbs! Ich schau mal da drüben nach.“
Damit betrat sie die Brücke. Das Knacken der Konstruktion mochte kein sonderliches Vertrauen in die Konstruktion als solche aufkommen lassen. Sie schluckte. Zwar war sie eine schlanke Person, aber…
Erneut das sanfte Lachen.
Sie schaute über ihre Schulter und stellte fest, dass auch DiNozzo verschwunden war.
‚Typisch`, murmelte sie, machte sich daran, wieder zurückzukommen, sie erneut das Lachen hörte und merkte, wie etwas geschah.
Ziva wirbelte herum, als die Brücke hinter ihr zusammenkrachte.

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #43 am: 20.05.14, 15:29 »
Gibbs und Cal sahen einander frustriert an.

Wenn man die blaue Murmel, die ihre Bewohner „Erde“ nannten, aus dem All katalogisieren würde, hätte man normalerweise einiges zu tun. Unzählige Tier- und Pflanzenarten existierten friedlich nebeneinander her, wenn sie nicht vom Raubtier Nummer 1, dem Menschen, platt gemacht wurden. Gut – der Mensch, das muss man zu seiner Verteidigung dabei sagen, macht das ja nicht freiwillig. Er wacht ja nicht morgens auf, wirft einen Blick in den Kalender und sagt „Oh, heut is Donnerstag, welche Tierart rotte ich denn heute aus?“
Wobei – wir wollen fair sein – vielleicht gibt es auch solche Menschen. Aber die Meisten haben ein Problem. In Zeiten knapper Ressourcen wollen sie das stillen, was Betriebswirtschaftler „Grundbedürfnisse“ nennen. Dazu zählen Schutz und Nahrung. Seit Jahrmillionen, seit der Mensch gelernt hat, Knüppel zu benutzen, um zuerst dem Reh und dann dem Nachbarn den Schädel einzuschlagen, versucht er, die Grundbedürfnisse zu stillen. Das kann man ihm eigentlich nicht vorwerfen. Und wenn mehr Menschen da sind, wollen eben auch mehr Mäuler gestopft werden. Was will man da machen? Menschen verhungern lassen? Das schlägt man nicht mal im Spaß vor. Das geht nicht. Der Mensch ist in allererster Linie eine Maschine, die versorgt werden muss, wenn sie weiter funktionieren soll.

Wenn man die Erde also aus dem All katalogisieren würde, stellte man normalerweise fest, dass dort einiges los ist. Wäre man allerdings an jenem Montag, dem 31.10. an der Erde vorbeigeflogen und hätte sie untersucht, wäre man ins Stutzen gekommen, vor allem, wenn man wüsste, dass sich dort Lebewesen aufhalten.
Denn an jenem Montag hätte man nur zwei Lebenszeichen gefunden – auf dem kompletten Planeten.
Das eine wäre das eines normalen Menschen gewesen, eines Homo Sapiens, wie sie eigentlich zu Sieben Milliarden auf der Erde hätten existieren sollen. Das andere Lebewesen war gar nicht zu erkennen. Es hatte sich eines anderen Menschen bemächtigt, aber was das Wesen selbst war… das wäre selbst Starfleetoffizieren, die „kühn dorthin gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist“ nicht bekannt gwesen.

Wie auch?
Wie hätten diese Offiziere wissen sollen, dass in einem Paralleluniversum etwas erstarkt war, das so entgegen jeglicher Logik ist, dass ein vernunftbegabtes Lebewesen, egal ob Mensch, Klingone, Romulaner oder Goa’Uld jemanden ausgelacht hätte, wenn man ihm davon berichtet hätte.
Und niemand hätte je ahnen können, dass diese alles umfassende Macht aus einem Videospiel stammt.

Der urbane Mythos der „Missing No.“ Verrät dem Interessierten folgende Geschichte.
Im Videospiel Pokemon existiert ein sogenannter „Glitch“, also ein Fehler. Um ihn absichtlich herbeizuführen muss man in einer bestimmten Stadt mit einem alten Mann sprechen, der einen auf eine Insel schickt, wo ein Pokemon zu fangen ist – diese Quest schien damals nie wirklich komplettiert worden zu sein, weswegen man bei diesem speziellen Pokemon von einer „Fehlenden Nummer“ oder eben „Missing No.“ Spricht.

In unserem Universum, in dem die Griechen wieder sparen müssen, weil sie ansonsten kein Geld von der Troika bekommen, kursieren zwar Gerüchte, das dieser Glitch das Spiel insofern geschädigt hat, dass, Grafikfehler auftreten, der Speicherstand gelöscht wurde oder ähnliches. Das ist nun ein kleiner Rückschlag, wie Darkwing Duck sagen würde.

Im Universum, in dem unsere Geschichte spielt, sind die Konsequenzen durchaus allumfassenderer Natur, denn hier musste sich Comic-Reviewer Linkara über die letzten Monate mit unterschiedlichen Fehlern, Menschen, die es auf ihn abgesehen hatten und ähnlichem herumschlagen – und das ist schon ein hartes Brot, wenn man schlechte Comics kritisiert. Nun, am 31.10., zu dem Zeitpunkt, zu dem diese Geschichte spielt, hatte sich der Urheber dieser gesamten Situation ihm gegenüber offenbart. Missing Number hatte den Körper von 90’s Kid besetzt und seit Monaten immer wieder dafür gesorgt, dass Leute verschwinden. Zuletzt waren es Harvey Finevoice, den Tony noch von der Veranstaltung auf der Dragonfly kannte, und die Kampfesgefährtin Linkaras, Iron Liz.

Nun standen sich Missing Number und Linkara zum letzten Gefecht gegenüber und nachdem er das getan hatte, was er immer tut – ein schlechtes Comic zu reviewen – hatte er die Idee, wie man mit der Entität fertig werden konnte.

Es war eine einfache Frage, die den Fall der Kreatur einleitete, so wie die geneigten Star Trek Fans wissen, dass es immer eine einfache Frage ist, die den Fall von etwas einleitet. Auch Colombo-Fans sind sich dieser Tatsache bekannt und wissen, dass der Mörder eigentlich erst durchatmen kann, wenn Colombo aus dem Haus ist. Wenn er noch einmal wiederkommt, und „ach, eine letzte Frage noch, Sir“ von sich gibt, weiß man, das kann nichts Gutes bedeuten.
Die Star Trek Fans kennen diese eine Frage auch.
Eigentlich war es eine einfache Frage: „Wozu braucht Gott ein Raumschiff?“
Solche einfachen Fragen bringen gestandene Bösewichter durcheinander und sie so dazu, sich selbst zu richten.
So auch hier.
Linkaras einfache Frage war: „Und was tust du hiernach?“

Was macht eine mächtige Entität, die sich alles Leben angeeignet hat, die alle Möglichkeiten durchgespielt und erlebt hat?
Vermutlich bricht die große Langeweile aus, es gibt dann ja nicht mal Kreuzworträtsel.

Zumal Linkara durchaus zu Recht feststellte, dass „wenn Existenz das Ziel als solches sei“, hätte die Entität ihre Aufgabe schon von vornherein erfüllt. Die unter diesem Schicksalsschlag wankende fehlende Nummer bemerkte nicht, dass sie gerade in eine Falle getappt war – aber mit ihr ist es, wie mit jedem anderen Bösewicht auch. Anstatt das sie zuschlagen, lassen sie sich auf logische Diskussionen ein.
Und dann wurde der Comic-Reviewer richtig kreativ.

„Hier ist eine Frage, äußerer Gott, eine Möglichkeit, die Du durchspielen könntest.“, sagte er und die Entität lies das Gesicht des Nineties-Kid süffisant lächeln: „Du kannst sprechen.“
„Was passiert mit einem äußeren Gott“, fragte Linkara und schaute Missing No. an, „wenn er stirbt?“
Das Wesen brauchte keine Millisekunde, um zu überlegen, es lächelte erneut und sagte: „Das werde ich herausfinden“.

Und so wurde unsere blaue Murmel, die wir so liebevoll „Erde“ nennen, wieder bevölkert, denn die Entity beging so eine Art Selbstmord. Alles, was vorher verschwunden war, von ihr konsumiert, tauchte wieder auf.


Gerade war noch alles verschwunden gewesen, jetzt spürte Agatha Silverbird ihren Körper wieder. Ihre Augen nahmen wieder Farben, Formen und Gestalten wahr, ihr Gehör die Brückenkulisse – dieses charakteristische Piepsen, Fiepen und Biepen – und ihre Nase die Geruchsmischung, die in der Luft lag, von Parfum, Deos, Shampoo, das alles traf sie für den Bruchteil einer Millisekunde wie mit einem Holzhammer, ehe sie sich wieder aklimatisiert hatte.
„Entschuldigung.“, sagte in diesem Moment Cal und schaute Gina an, „Ich… es… ich… es…“
Die XO seufzte, trat neben den Captain und legte ihm einen Arm auf die Schulter: „Es ist gut, Cal.“
Sie verlieh ihren Worten und ihrer Stimme eine Sanftheit, die Cal zu elektrisieren schien, denn sein Kopf ruckte hoch und er begann, sich um die eigene Achse zu drehen.
„Okay“, sagte er, als haben neue Lebensgeister von ihm Besitz ergriffen, „Jill, wie ist unser Status?“
Die angesprochene taktische Offizierin runzelte fragend die Stirn, ging dann zu ihrer Konsole und berührte einige Eingabefelder.
Dann blickte sie zu Cal: „Wir haben wieder volle Sensoren.“
„Gut.“, nickte der Captain, wandte sich an Agatha und klopfte ihr spielerisch auf die Schulter, „Ich glaube, dann können wir.“
Er begab sich zu seinem Platz, stockte und schaute wieder zu Jill herüber: „Sage mal, was ist eigentlich mit der George Hammond und der Comicron-One?“
Erneut befragte die hübsche Blonde ihren Computer, wandte ihre Aufmerksamkeit dem Captain zu und meldete: „Alle Schiffe vollzählig.“
„Dann sei doch mal so nett und ruf sie. Zuerst die Hammond, vielleicht haben die ja eine Ahnung, was das war?“
„Aye, Sir.“, meldete Jill und einen Sekundenbruchteil später erschien das attraktive Gesicht Samantha Carters auf dem Bildschirm.
Cal erhob sich: „Hey, Sam. Wie geht es euch?“
Die hübsche Blonde lächelte: „Oh, ganz gut – abgesehen davon, dass wir offenbar von einer Art Entität verspeist wurden.“
„Nun ja, der Kölner würde dich zwar ein ‚lecker Mädsche’ nennen und auch im Hochdeutschen findet man die Floskel ‚du siehst zum Anbeißen aus’, aber ich hätte nie gedacht, dass das jemand wörtlich ni…AU!“
Der letzte Laut war darauf zurückzuführen, dass sich Agatha und Gina hinter Cal postiert hatten, die hübsche Rothaarige links, die Blonde rechts und ihm zeitgleich einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst hatten. Mit der flachen Hand, versteht sich.
Der Captain drehte sich zu den beiden Frauen um: „Hey, darf man hier nicht mal in Ruhe freundlich sein?“
Agatha zwinkerte: „Doch, schon, solange Du nicht vergisst, wen Du hier eher anbeißen solltest.“
„Oder sonst wie verwöhnen.“, schloss Gina und lächelte.

Cal merkte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. War sich die hübsche Ärztin eigentlich klar, was sie da implizierte? Seine Gedanken rasten noch schneller, als er Sam sah, die grinste. Nicht nur frech, sondern wissend . Verdammt, wie konnte diese Frau schon wieder wissen, oder zumindest ahnen, was er selbst erst seit ein paar Minuten wusste?
Und – ahnte Gina, was ihm vor ein paar Minuten klar geworden war? Oder besser gesagt, seit Traceless diese Sache angesprochen hatte?
Er hörte, wie Agatha sich räusperte und war froh, über diese Ablenkung.
„Wie sind eure Schäden, Sam?“, fragte die hübsche XO und die Colonel wandte sich kurz ab, um auf ihrem Tablett-PC etwas nachzulesen.
Dann schaute sie die drei Offiziere aus ihren blauen Augen an: „Wir wurden ein bischen durchgerüttelt, aber nichts Ernstes. Wir können also unsere andere Mission antreten.“
„Andere Mission?“, echote Cal und Sam nickte: „Ja, wir wollen nachprüfen, in wieweit die Goa’uld wieder zu alter Macht kommen.“
Innerhalb von Millisekunden kühlte sich die Stimmung auf beinahe antarktische Werte ab.
Der Captain versuchte, ruhig zu bleiben, auch, wenn er spürte, wie Herz und Kopf um die Wette rasten. Der Kopf sagte ihm ganz eindeutig, dass er hier nicht eingreifen durfte, das Herz jedoch schrie: „Halt die Schnauze, sie ist eine gute Freundin und die lasse ich nicht sterben.“

Er erinnerte sich daran, was er noch vor ein paar Wochen zu Gibbs gesagt hatte.
„Nein, Senior Special Agent Gibbs. Diese Crew ist meine Familie. Sie sind meine Freunde. Ich liebe und vertraue jedem einzelnen von ihnen. Und bevor Sie irgendein Mitglied meiner Familie beschuldigen, sich mit Traceless eingelassen zu haben, können Sie noch viel eher mich verdächtigen. Und wir haben schon darüber gesprochen, dass ich eher dem Teufel die Hand schütteln würde, als diesem Saftsack zu helfen.“
Crew – Familie… wenn man seine Zeit beim SGC in Betracht zog, war auch Sam Crew und Familie. Famillisch.
Er konnte sie nicht sterben lassen.
„Sam?“, setzte er an und merkte, wie sein Kopf ihm immer wieder einredete, dass das, was er nun zu tun bereit war, das komplette Raum-Zeit-Kontinuum gefährden würde.
Agatha nahm seine Hand – normalerweise war dies eine beruhigende Geste, er konnte die Wärme, die Sanftheit, die ihren Körper und ihr Wesen ausmachte, spüren und fühlen, wie sie ihm Kraft gab. Dieses Mal war die Hand eiskalt. Die Sanftheit war gewichen und es fühlte sich eher an, als hielte er einen Stein fest.
„Ja?“, fragte die hübsche Blonde und schaute ihn neugierig an.
Kurz wechselte er einen Blick mit Agatha, in dem er dieselbe Zerrissenheit sehen konnte, schaute zu Gina, die mit dem SGC noch am Wenigsten zu tun gehabt hatte. Doch auch die Augen der Italienerin zeigten, dass es keine einfache Entscheidung war.
Der Captain räusperte sich und schaute Sam an: „Wenn Du mich kurz entschuldigen würdest…“
Damit gab er Jill ein Zeichen, sodass sie die Verbindung unterbrach.
Und nun gab es kein Halten mehr.
Tränenkanäle nahmen die Arbeit auf, der Captain packte Agatha bei beiden Schultern, schaute sie an und sagte: „Ich kann es nicht. Ich kann sie nicht guten Gewissens in den Tod schicken. Ich muss sie warnen.“
Die XO nickte.
„Du weißt, ich könnte dich dazu bringen, dass Du ihr einfach gute Fahrt wünschst.“, sagte sie und schlang beide Arme um ihn, „Aber…“
Gina legte ihre Hand auf die Agathas, fuhr beruhigend über die Finger und schaute die XO an: „Nein. Wir können das nicht. Ich kann das nicht. Es wäre ein Verstoß gegen den Hippokratischen Eid.“
„Und was ist mit dem großen Wort von Spock?“, fragte in diesem Moment Jill von ihrer Konsole her, „Das wohl von vielen wiegt schwerer, als das Wohl von wenigen oder des Einzelnen?“
Cals Kopf ruckte hoch und er funkelte Jill an: „Zum Teufel mit dem grünblütigen Waldschrat. Wenn das Universum sich morgen im Gegenuhrzeigersinn dreht, nehm ich die ganze Scheiße auf meine Kappe.“
Er machte sich von Agatha los, schniefte und wischte sich mit dem Ärmel die kochend-heißen Tränen ab, ehe er sich an Jill wandte: „Ruf die Hammond .“
Die taktische Offizierin räusperte sich: „Cal – ich … wollte nur sagen, ich habe nichts gegen Sam… ich möchte auch, dass sie lebt. Aber können wir das verantworten?“
Es folgte eine lange Pause und beinahe war die Atmosphäre wie in diesen Science-Fiction-Filmen, in denen man zu der Erkenntnis kommen musste , dass die Geschichte sich so wiederholen muss, wie sie sich seinerzeit zugetragen hatte.
Cals Kopf ruckte hoch: „Zum Teufel. Ja – ich bin Willens diese Bürde zu tragen.“
Die taktische Offizierin nickte, betätigte einen Knopf, der den Kanal wieder öffnen sollte – aber es geschah nichts.
„Was ist da los?“, fragte Cal, wandte sich zu Jill um, die mit den Schultern zuckte, „Ich scanne…“
Dann blickte sie den Captain an: „Sie sind weg, Cal.“
„Weg?“, echote der Offizier, bei dem das Wort wohl deshalb so gut passt, weil Cal allerhöchstens im Off eine Zierde wäre. Die Taktikerin scannte erneut und nickte: „Ja, sie ist offenbar gerade in den Hyperraum gesprungen.“
Und gerade, als Cal Luft holte, um sich aufzuregen, piepste die Konsole erneut.
„Captain“, sagte Jill plötzlich, in einer Förmlichkeit, die anscheinend selbst sie überraschte. Der Captain fokussierte sie: „Ja, was gibt es?“
„Ich empfange gerade einen medizinischen Notruf von der Erde… es ist dein Kommunikator.“
Erneut war der Captain wie unter Strom. Er lief auf die taktische Konsole zu, wandte sich im Laufen zu Gina und sagte: „Scha… ich meine, Gina? Mach die Krankenstation bereit.“
Die angesprochene Ärztin nickte und eilte von der Brücke.


Irgendwie war es beruhigend, dass die Entität nichts von all dem lange genug verspeist hatte, um irgendwelchen Schaden anzurichten. Die Krankenstation sah genau so geleckt aus, wie vorher auch.
Und als Gina Intrupper ihre Wirkungsstätte betrat, sich die Tür mit einem pneumatischen Zischen hinter ihr schloss, war es so, als würde sie, zusammen mit dem Doktorkittel, in den sie gerade schlüpfte, in ihre Rolle als Ärztin schlüpfen. Sie blickte sich um, in verwunderte Augen ihrer Krankenschwestern und – Pfleger.
„Okay, Mädels.“, sagte sie, klatschte in die Hände, „Versuchen wir, mal n bischen Schwung hier rein zu bringen. Wir haben einen medizinischen Notfall.“
Sie betätigte den Kommunikator: „Intrupper an Menacer?“
„Menacer hört?“
„Beschreibe die Art des Notfalls.“
Kurz pausierte die taktische Offizierin, dann räusperte sie sich: „Offenbar eine starke Unterkühlung. Der Kommunikator des Captain ist in einen eiskalten Fluss gefallen und wurde von der Ströhmung ein paar Kilometer landauswärts getragen. Wir beamen Ziva gleich rüber.“
„Verstanden.“, erklärte die Bordärztin, rief die medizinische Datenbank auf, um mehr über die Physiologie der attraktiven Israeli zu erfahren, als der Gesang des Transporters den Teleport einleitete. Und tatsächlich, auf einem Krankenbett materialisierte die komplett durchnässte Gestalt Ziva Davids.

„Verdammt“, fluchte in Nunuvat Special Agent Anthony DiNozzo, „Ich hätte sie auffangen sollen. Ich hätte… ich weiß auch nicht… hinterherspringen müssen oder so.“


Er musste für den Bruchteil einer Millisekunde weggedöst sein. Peinlich mitten im Stehen.
Wo war Ziva? Schnell blickte er sich um, sah sie auf der Brücke stehen, die in diesem Moment nachgab und in sich zusammenkrachte. Leider war Ziva, so leicht und athletisch sie auch war, nicht in der Lage, in der Luft stehen zu bleiben und so folgte sie der Schwerkraft.

Er war immer wieder fasziniert, wie es diese Frau schaffte, sich so zu bewegen, dass sie, im Falle eines Sturzes keine allzu schweren, bleibenden Schäden davontrug – so auch hier. Sie rollte sich zu einem kleinen Ball zusammen und kam auf der zugefrohrenen Obefläche des breiten Flusses unter ihr zu liegen. Tony Herz raste. Ging es ihr gut? War alles in Ordnung?
 „Ziva!“, rief er, „Ziva, bist Du okay?“
Für den Bruchteil einer Millisekunde geschah nichts, dann reckte sie ihre Faust gen Himmel und zeigte den nach Oben gerichteten Daumen.
„Mir geht’s gut, DiNozzo“, rief sie und streckte sich aus, um das Eis nicht punktuell zu beschweren, sondern ihr Körpergewicht zu verteilen.
Ihre braunen Augen suchten die Eisfläche ab, offenbar versuchte sie, irgendwie von dort herunter zu kommen.
Ein kleines Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Ziva, die ehemalige Eiskönigin, auf dem Eis, das war schon irgendwie lustig.

Knack
Tonys Gesichtszüge verrutschten. Was war das für ein Geräusch?
Brach etwa das Eis?
Das hässliche Knacken und Knirschen wurde lauter.
„ZIVA!“, schrie er ihr zu, „BEEIL DICH!“
Und da spürte er, wie ihn jemand von Hinten ergriff und festhielt.
Wut eruptierte in ihm: „Was soll das, lassen Sie mich los!“
Der Schlag, der seinen Hinterkopf traf, kam nicht in der Absicht, die große Dunkelheit zu bringen, sondern ihn mehr oder weniger aufzuwecken. In diesem Moment wusste er, dass es Gibbs war, der ihn festhielt.
„Verdammt, DiNozzo!“, sagte er, „Konzentrier dich!“

Konzentration. Schön und gut, so wunderbar einfach dahergesagt, aber, wenn die eigene Freundin auf dem Eis liegt und selbiges bedrohlich knackt, dann…
Das Knirschen wurde noch lauter. Er warf den Kopf herum, schaute zu ihr, sie fixierte ihn mit diesen haselnussbraunen Augen, er verlor sich in ihnen… bis er die grausige Erkenntnis in ihnen sah.
Ziva war sich sicher, sie würde sterben.

„Gibbs!“, rief sie, „Sucht einen anderen Weg!“
Damit zog sie ihre Waffe, lud sie durch, richtete sie auf das Eis… und drückte ab.
Der Schuss gellte so laut, dass er Tony beinahe taub werden lies und von einem Moment zum nächsten war Ziva verschwunden. An der Stelle, an der sie gelegen hatte, befand sich ein großes Loch.

Gerade jetzt, wo die Erinnerungen hochkamen, merkte er, wie seine Tränendrüsen die Arbeit aufnahmen. Nein – nicht jetzt, nicht hier, nicht so.
Er blickte zu Gibbs, sah in dessen eisblauen Augen einen leichten Anflug von Mitgefühl, als er die Hand nach ihm ausstreckte und sie ihm auf die Schulter legte.
„Komm“, sagte er und klang nicht mehr so befehlsgewohnt wie vorher, „Wir gehen.“

Es war Tony eigentlich inzwischen egal. Die komplette Situation – ob Traceless entkam oder nicht, ob das Raum-Zeit-Kontinuum sich veränderte oder nicht, es interessierte ihn nicht mehr.
Ich habe erneut eine Partnerin verloren.
Dieser Gedanke war da, traf ihn völlig unvorbereitet.
Natürlich blieb es in einer solchen Art von Dienst nicht aus, dass man jemanden verlor, der einem nahe stand und vermutlich stellten sich Polizisten, Feuerwehrleute, Ärztinnen und Ärzte, Soldatinnen und Soldaten – also alle Berufsgruppen, die das Risiko beherbergten, in Ausübung der Pflicht ums Leben zu kommen – regelmäßig die Frage, ob dies nun der Einsatz war, von dem sie nicht mehr zurückkamen und was man ihren Angehörigen wohl sagen würde.

Er musste zugeben, er hatte sich diese Frage selbst nie wirklich gestellt. Wenn es ihn erwischte, erwischte es ihn halt. Es gab genug Situationen, in denen er beinahe ums Leben gekommen wäre, so erinnerte er sich noch sehr deutlich an die Sache mit der Pest, damals.
Aber – jemanden zu verlieren, den man geliebt hatte, das war etwas vollkommen Anderes, selbst, wenn ihm Ziva da widersprechen würde.
Du bist ein Dummkopf, DiNozzo. , hörte er sie und sah vor seinem inneren Auge Zivas Körper aus dem Wasser entsteigen, wie die Göttin Aphrodite persönlich. Der ein oder Andere Leser mag sich jetzt vermutlich fragen, wieso Tony, der bisher nie wirkliches Interesse für Mythen und Legenden gezeigt hatte, die Göttin Aphrodite kennen würde, aber da weiß ich rein zufällig zu berichten, dass Daniel ihm seinerzeit einen kleinen Crashkurs in Gottheiten gegeben hatte. Und das tat er natürlich nur, weil es in die Geschichte passte.
Zivas Vision entstieg dem Wasser, wie ihr Schöpfer sie geschaffen hatte und, wie die Göttin Aphrodite vor der Küste Zyperns, ihre Blöße durch einen Mythenstrauch bedeckte.
Ob die Mythe darüber gemault hatte, und wo Zivas Vision in der kalten Landschaft eben jenen Strauch gefunden hatte, darf sich nun jeder Leser selbst fragen.
Es war ihm egal – sie stand vor ihm, nackt, stolz und schön und gerade, als er ihr zulächelte, verschwand die Figur der Frau, die er liebte, wie ein Schneemann im Tauwetter.
„NEIN!“, schrie er und merkte, wie seine Tränenkanäle wieder die Arbeit aufnahmen.
Er hatte Ziva nicht nur einmal, sondern gleich zwei Mal verloren.

Der entsetzte Schrei drang zu Leroy Jehtro Gibbs Hirn durch. Natürlich hatte er schon etliche Leute verloren. Die diversen Kriegseinsätzen, zu denen man ihn entsandt hatte, waren sichlich nicht damit geendet, dass er mit den meisten seiner Kameraden wiedergekommen war und er fühlte sich jedes Mal schuldig. Er hätte seiner Pflicht besser nachkommen sollen, hätte besser aufpassen müssen – was auch immer, das Schuldgefühl war jedes Mal, wann immer er einen Kameraden verloren hatte, anwesend. Aber niemals war dies so deutlich gewesen wie zu diesen sechs Zeitpunkten in seinem Leben, als er jemand Besonderen verloren hatte.
Kelley und Shannon – wie vermisste er sie, wie war er damals bestrebt gewesen, die beiden zu rächen und was hatte er damals, nachdem er seinen Plan kaltherzig in die Tat umgesetzt hatte, für eine Leere gefühlt.
Caitlynn ‚Kate’ Todd – gefallen durch den verrückten Ari, weil er Gibbs zuerst durch eine emotionale Hölle senden wollte, bevor er ihn umbrachte.
Jenny – gestorben in einem alten Diner, gestorben, wie eine wahre Kämpferin, in dem sie soviele von ihren Angreifern mitgenommen hatte, wie es ihr möglich gewesen war.
Mike – einer der sinnlosesten Tode seiner gesamten Laufbahn. Der Port-to-Port-Killer hatte ihn angegriffen und, ohne dass es eine Konsequenz für sein Leben gehabt hätte, wenn er den ehemaligen Bundesagenten nicht umgebracht hätte, hatte er ihm das Leben genommen.
Und nun Ziva David, die Tochter des Mossadchefs Eli, den mit Gibbs und dessen neuen Chef Leon Vance eine besondere Beziehung verband. Es war nicht wirklich Freundschaft, aber Eli wusste, dass er sich auf die Ehrlichkeit des leitenden Chefermittlers, dieses alten Wolfes, verlassen konnte.
Die Ziva, die er schon seit dem ersten Tag in sein Herz geschlossen hatte und bei der er der Meinung war, dass ein Ausserkraftsetzen seiner Regel, das Zusammenleben sie und Tony betreffend, eine völlige Legitimation erhielt.
Ziva und Tony – ein tolles Paar. Die beiden ergänzten sich und nahmen einander nicht so ernst und hätten das Potential gehabt, eine wunderbare Beziehung zueinander aufbauen zu können.
Und nun das.

Nun der Tod. Anders als Mike, dessen Tod sinnlos war, hatte sie ihren Abgang selbst gewählt. Es war ein Opfertod gewesen, berechnend und eiskalt ausgeführt, mit dem präzisen Ziel, ihren Freund davor zu bewahren, eine Dummheit zu begehen und sich selbst in Gefahr zu bringen. Sie musste schon, als sie auf dem Eis aufgeschlagen war, gewusst haben, dass sie keine Chance haben würde, von dort rechtzeitig zu entfliehen.

Gibbs war Marine gewesen. Den letzten Wunsch eines im sterben liegenden Kameraden zu erfüllen, war eines der ungeschriebenen und dennoch heiligsten Gesetze, die er sich vorstellen konnte. Nichts, nicht einmal der Tod selbst, würde Gibbs davon abhalten, den Wunsch Zivas zu respektieren, eine alternative Route zur anderen Uferseite zu finden und sich zu dem Bürokomplex durchzuschlagen.
Er wollte verdammt sein, wenn sie es nicht schafften.
Und dann die Reaktion von Tony.
Er hatte zuerst einfach ins Leere geblickt und dann eine Art Vision gehabt, denn die Gesichtszüge des Halbitalieners zeigten eine Vielzahl an Emotionen. Von Trauer über Freude bishin zu nackter Panik reichte das Spektrum, die Bandbreite.
Der Marine in Gibbs wusste, dass man sich endlich in Bewegung setzen musste. Wenn Traceless tatsächlich hier war, wenn er in diesem Gebäude auf sie lauerte, dann würde er nun wissen, dass sie hier waren und dann wären sie momentan ein viel zu leichtes Ziel.
Ausserdem mussten sie in das geschütztere Bürogebäude.
Und ehe Gibbs realisierte, was er gerade getan hatte, hatte sich seine Hand in Bewegung gesetzt und seinem Untergebenen eine schallende Ohrfeige versetzt. Im ersten Moment spürte der blauäugige Leitwolf die Schmerzen in seiner eigenen Hand und als zweites eine Art schlechten Gewissens. Nicht so sehr, weil er Tony eine Ohrfeige versetzt hatte, sondern vielmehr, weil es ein Verstoß gegen seine eigene Regel war. Und diese hatte er von Shannon übernommen. Er hatte etwas in den Schmutz gezogen, das seiner ersten, seiner wahren Liebe eigen gewesen war. Es dauerte nur einen Bruchteil einer Millisekunde, bis er sich wieder gefangen hatte, aber in dieser Zeit ging er durch die Hölle. Dann fing er sich wieder, war wieder er selbst, stark, streng, selbstsicher und kontrolliert.

Die grünen Augen DiNozzos tauchten vor ihm auf und er konnte eine starke Verwunderung in ihnen lesen.
„Hast Du mich gerade geohrfeigt?“
„Ja.“, machte Gibbs, einerseits tief verletzt, andererseits froh, dass sie wieder in Aktion fallen konnten und stockte, als DiNozzo ihn plötzlich umarmte.
„Danke, Boss.“, sagte er nur knapp und lies ihn dann wieder los, „Das habe ich gebraucht.“

Das war noch nicht einmal gelogen. Zwar war mörderische Wut in ihm aufgestiegen, als er den Schlag gefühlt hatte, aber dann war die Ratio, der Verstand, wieder in Aktion getreten und er hatte sich daran erinnert, weswegen sie hier waren.
Um Ziva trauern, das konnte, das   musste er auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Jetzt galt es erst einmal, diesen Typen zu finden, der die ganze Sache eingebrockt hatte, wozu sie diesen Fluss überqueren mussten. Die fehlende Brücke war natürlich ein Problem, denn dem ersten Blick nach zu urteilen fand sich keine weitere Überquerungsmöglichkeit.
Es gab nur den Weg, den Ziva genommen hatte und das hieß, sie war nicht nur umsonst gestorben, sondern hatte ihnen die Aufgabe zusätzlich noch unmöglich gemacht.
Eine tiefe, urwüchsige Irrationalität ergriff von DiNozzo Besitz, er musste irgendwas tun, also beugte er sich vor, formte den vor ihm liegenden Schnee zu einem Schneeball und feuerte ihn mit schnellem Schwung und dahintersitzender Kraft über den breiten Fluss.
Gibbs sah zu ihm und nickte anerkennend. Doch Tony sah, dass es nicht ernst gemeint war und hörte den Sarkasmus, der aus den nächsten Worten des Ermittlers troff: „Toll. Wenn Du mich jetzt auch noch rüberwerfen willst…“
„Ich musste meine Wut an irgendwas auslassen.“, stellte der Halbitaliener fest und sah seinen Freund und Chef an, der erneut nickte.
„Versteh ich“, sagte er dann und ließ seinen Blick erneut über das Areal schweifen, ehe er sich zu Tony wandte: „Regel 53. Niemals aufgeben, niemals kapitulieren.“
Der Halbitaliener schaute ihn an, murmelte ein „Jetzt klaut er auch noch aus ‚Galaxy Quest’ und zuckte fragend mit den Schultern. Er hatte nicht einmal den Schatten einer Ahnung, was Gibbs nun wieder meinte, also schaute er sich erneut um, blickte dann zur verfallenen Ruine des Fertigungsbereiches und deutete auf die Fließbänder.
„Sag mal, meinst Du, dass jemand, der hier bei MadCow-Middleton in dieser Eiseskälte arbeitet, mehr Meter geht, als er eigentlich müsste?“
Gibbs schaute ihn aus eisblauen Augen an, und Tony wusste, er hatte mit dieser Vermutung ins Schwarze getroffen.

Sie waren nun schon ein paar Minuten damit beschäftigt gewesen, den Fließbändern zu folgen. Tatsächlich war das Gebäude über eine Art „Wartungsschacht“ mit dem Hauptgebäude verbunden und so fanden sich Tony und Gibbs nach ein paar weiteren Minuten in einer abgrundtiefen Schwärze wieder, die sie durch spontanes Anknipsen ihrer Taschenlampen vertrieben.
„Wie gut, das wir die Dinger mitgenommen haben“, lächelte Tony seinem Chef zu und es war beinahe so, als haben sie den Verlust ihrer guten Freundin für den Bruchteil einer Sekunde vergessen.

Calvin Nathan Cat saß auf einem Stuhl, die Lehne zur Tür der Krankenstation ausgerichtet und betrachtete nachdenklich das schöne Gesicht der Israelin, die gerade unter diversen Decken vor sich hindämmerte. Die Hand des Captain spielte mit dem Insignienkommunikator, der Brosche, die er von der durchnässten Kleidung der Frau geborgen hatte, ehe man ihn herausgeschickt hatte, um sie zu entkleiden und dann unter etlichen Decken zu begraben. Er konnte sich nicht helfen, seufzte und schüttelte den Kopf.
Erneut schaute er zu Ziva: „Es tut mir leid. Es tut mir so leid.“
Dann spürte er eine warme Hand auf seiner Schulter, wandte sich um und sah in die blauen Augen Gina Intruppers.
„Hey“, lächelte sie und schaute ihn dann ernst an: „Cal, du kannst nichts dafür. Es ist nicht deine Schuld.“
„Doch“, erwiderte er mit Grabesstimme, „Ich hätte die drei nicht auf die Mission schicken dürfen, ich hätte sie gar nicht erst in die Sache mit hineinziehen dürfen.“
Sanft ließ die hübsche blonde Ärztin ihre Hand über die Wange ihres Captains gleiten: „Mein Lieber, wenn Du an einer Sache Schuld bist, dann daran, dass Du die Besten an dem Fall haben wolltest. Und das sind die Mitglieder des Major Case Response Teams.“
Dies schien jedoch wenig Erfolg zu zeitigen, denn der Captain sprang auf und schaute sie, mit einem Anflug irrationaler Wut in den Augen, an: „Das ist doch Scheiße! Traceless is irgendwo auf dem Planeten, Gibbs und Tony können momentan auch nicht gefunden werden, weil wir all unsere Kapazitäten für die Suche nach Tracyboy einsetzen, der wieder verschwunden ist, und Ziva ist … tiefgefroren!“
Und gerade, als Gina etwas sagen wollte, krümmte sich der Captain, verzog sein Gesicht und ballte die Fäuste so kräftig, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Besorgt trat sie auf ihn zu: „Cal? Alles in Ordnung?“
Der Angesprochene knirschte mit den Zähnen, richtete sich auf und für den Bruchteil einer Sekunde schien es so, als würde ein orangener Glanz von ihm ausgehen.
Schnell griff Gina ihren Tricorder, richtete ihn auf ihren Chef, scannte ihn  und stutzte.
Zeigte das Ding gerade zwei…
Der Bildschirm flackerte und Cal räusperte sich.
„Alles in Ordnung, Gina?“
Kurz blickte die Doktorin verdattert auf, wandte sich dann wieder ihrem Tricorder zu und nickte dann: „Ja… hier war nur gerade eine merkwürdige Anzeige. Nach diesem Tricorder hattest Du für den Bruchteil einer Sekunde zwei Herzen.“
Cal grinste, zuckte mit den Schultern und sagte, sich kurz schneuzend: „Zwei Herzen? Was bin ich denn? Ein Timelord? Womöglich noch der Doctor, was?“
Erneut grinste er, klopfte Gina auf die Schulter und wandte sich zum Gehen.
Verblüfft schaute die Ärztin ihm hinterher. Vermutlich war es einfach nur ein sehr eigener Weg mit Selbstzweifeln und Selbstvorwürfen umzugehen.
Oder er wurde langsam, aber sicher völlig verrückt. Dann müsste sie Maßnahmen ergreifen.

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #44 am: 20.05.14, 15:30 »
„Es gibt keine größere Quelle der Angst, als eine verschlossene Tür.“, zitierte Tony und er war geneigt, Alfred Hitchcock, der diesen Satz angeblich gesagt haben soll, zuzustimmen. Man wusste nicht, was sich dahinterbefand. Während der Altmeister des Films diesen Satz darauf bezog, dass man hinter verschlossenen Türen wunderbar seinen Mörder in Stellung bringen konnte – sei es Anthony Perkins als Norman Bates in Psycho oder Cary Grant als Johnny Aysgarth in Alfred Hitchcocks „Verdacht“-Verfilmung – konnte DiNozzo hier festhalten, dass es stimmte. Nach allem, was sie bisher erlebt hatten, könnte sich hinter dieser verschlossenen Tür ein schleimiges Alien befinden, Traceless, der sie mit einer Kanone angreifen wollte, die sie in ihre Atome auflöste – der amerikanische Sprachgebrauch verwendet hier gerne den Ausdruck „to blow to Smithereens“, wobei Tony nicht wusste, wo, wer oder was die Smithereens waren. Es könnte auch sein, dass eine gute, altmodische Sprengfalle an die Tür angebracht war.

Und hier zeigte sich, dass Leroy Jethro Gibbs Vollprofi war. Er untersuchte die Tür mit dem Gespür eines trainierten Agenten, klopfte einige male sanft dagegen und öffnete sie dann.
Nichts.

Keine Explosion, die ihr Leben beenden würde – nichts.
Beruhigt schlichen Gibbs und Tony weiter.
Zwar waren die eingeschlagenen Fenster, denen sie unterwegs begegneten sehr freundlich und einladend für die kalte Luft, allerdings war es hier nicht so kalt wie draußen. Dies war ein beruhigender Fortschritt, dem sie allerdings nicht mehr allzulange ausgesetzt waren. Gibbs wandte sich an Tony, plötzlich hörte der Halbitaliener ein singendes Geräusch und alles verschwand um ihn herum.

Es war ein furchtbares Gefühl gewesen, zu wissen , dass man sterben würde, zu wissen , dass kein Ausweg existierte, kein Trick, kein gar nichts. Und Ziva David wusste es. Es war ihr auf elementarste Art und Weise bewusst. Sie lag auf dem Eis, die Kälte biss ihr trotz gefütterter Kleidung in den Körper – und das Knacken und Knirschen von brechendem Eis kam immer näher.
Sie hörte das Kämpfen Tonys um sie, hörte, wie er sich mit Gibbs anlegte, um auf das Eis und sie zuzukommen und hoffte, dass Gibbs ihm bald genug sagen würde, dass dies nicht nur sinnlos, sondern auch dumm war. Sie schaute ihn an, sah, wie er den Kopf herumwarf und sie ansah – und realisierte, dass er ihre Angst sah.
Kurz schloss sie die Augen – es gab keinen anderen Weg.
Oh, sie könnte versuchen, sich  vom Eis zu robben, aber die Kälte hatte ihren Körper so gut wie betäubt.  Sie spürte unter sich das erste Knacken und wusste, dass sie nicht mehr lange auf dem Eis bleiben würde.
Sie holte Luft, hoffte, dass ihre Stimme stark bleiben würde, während sie den Namen ihres Chefs rief: „Sucht einen anderen Weg!“
Es war eigentlich nur logisch gewsen, das zu tun, was sie nun tat. Sie griff nach ihrer Waffe, zog sie und überprüfte, ob sie noch geladen war. Befriedigt und grimmig nickte sie, richtete die Waffe auf das Eis unter ihr und drückte ab.
Ehe sie realisierte, das das Eis gesplittert war, fiel sie schon ins Wasser, wurde nach unten gezogen und versuchte, wieder nach oben zu kommen. Die Kälte biss ihr nun in den kompletten Körper, das Rauschen des Wassers, die Strömung, das alles trug dazu bei, dass sie die Orientierung verlor. Wasser drang in ihre Lungen, sie versuchte, gegen die Panik anzukämpfen, die in ihr aufstieg und hoffte, dass sie ohnmächtig sein möge, bevor ihr die Luft ausginge.
Dann veränderte sich die Umgebung. Erst hörte sie ein Singen, dann sah sie das bekannte Mosaikmuster des Beamens und dann – ehe sie das Bewusstsein verlor, nahm sie die Umgebung der Krankenstation wahr. Dann umfing sie Dunkelheit.
Als sie wieder zu sich kam, war das beißende Gefühl der Kälte fort. Stattdessen umfing sie Wärme, einer Bettdecke gleich. Und als sie sich genauer konzentrierte und ihren Kopf hob – eine Prozedur, die momentan ziemlich schwer war – stellte sie fest, dass man sie in mehrere Decken eingewickelt hatte.
Gleichermaßen wurde ihr gewahr, dass neben ihr eine Person saß. Wer es war, konnte sie momentan noch nicht sagen, aber sie war sich eigentlich sicher, dass es Tony sein musste. Wer würde sie sonst auf der Krankenstation der Dragonfly besuchen?
Die Person bemerkte sie jetzt, beugte sich über sie und nun konnte sie die Gesichtszüge des Captains erkennen.
„Ziva?“, fragte er, hob den Kopf und wandte sich an Personen, die sie noch nicht wahrgenommen hatte, „Hey, Leute, sie ist wach.“
Die attraktive Agentin versuchte den Kopf zu drehen, was ihr nur Millimeter für Millimeter gelang und spürte immer noch die Auswirkungen der Ohnmacht, die sie übermannt hatte. Ein Blinzeln später hatte sich ihr Blick wieder scharfgestellt und sie erkannte Tony, Abby, McGee und Gibbs, die sie besorgt anblickten.
Der Halbitaliener war der Erste, der vortrat, anscheinend nach einem längeren Wortgefecht zwischen ihm und Abby, so wie die Laborgoth ihn anblickte. Aber als die angeschlagene Agentin in die grünen Augen ihres Partners schaute, sah sie, wie krank er vor Sorge um sie gewesen sein musste. Diese Augen, die lebhaft funkeln konnten, in denen der Schalk glitzerte, wirkten leblos und fahl.
„H… hey“, murmelte sie und merkte, wie ihre Stimme noch nicht das vollständige Sprechpotential erreicht hatte. Es war eher ein schlaffes Atmen, dass ihre Kehle hervorbrachte und sie war sich sicher, dass sie ebenfalls nicht unbedingt wie ein Model wirkte.
Sie haben geweint , so realisierte sie, als sie die Augen Tonys, als auch Gibbs betrachtete, Hielten sie mich für tot?
Das mochte eine logische Schlussfolgerung sein, sie selbst war sich sicher gewesen, diese Angelegenheit nicht lebendig zu überstehen.
Kurz räusperte sie sich, schaute Tony wieder an, der gerade versuchte, irgendwas zu sagen, aber offenbar das monumentale Problem hatte, das ihm die Worte fehlten.
Wie so häufig , schoss es ihr durch den Kopf und lächelte, wenngleich es vermutlich eher blass und kraftlos wirkte.
„DiNozzo, du siehst mitgenommen aus.“, krächzte sie, was den gewünschten Erfolg zeitigte. Die Mundwinkel des Anglo-Italieners zuckten verräterisch und in seinen grünen Augen funkelte Amüsement. Sie sah, wie er begann, sich besser zu fühlen und spürte, wie die Wärme durch ihren eigenen Körper pulste.

Calvin Nathan Cat betrachtete diese Versöhnung von einigen Metern Entfernung, mit sichtlicher Erleichterung. Er hatte sich in den Halbschatten zurückgezogen, um diesem Bild der Hoffnung beizuwohnen, mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Wie gut“, dachte er sich, „das wir mit Scotty einen so fähigen Mann auf dem Schiff haben.“
Er wusste nicht, wie der Hühne mit den raspelkurzen Haaren es hinbekommen hatte, dem störrischen Computer beizubringen, dass sie sich nicht darum scherten, dass es nicht empfohlen wurde, einen Suchlauf abzubrechen, vermutlich hatte er einige Male geflucht, gegen den Computer geschlagen und getreten und hatte ihm den Mittelfinger gezeigt – aber wie auch immer der Mann es gemacht hatte – es hatte funktioniert.
Der Captain betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Silverbird? Lass den Computer mal weiter nach Traceless suchen. Wir haben Gibbs und Tony auf die Krankenstation gebracht und sie sind wohlauf.“
„Verstanden.“, erklang die angenehme Stimme seiner X.O., seiner Freundin und gerade, als er die Verbindung abbrach, spürte er wieder leichte Schmerzen, die durch seinen Brustkorb jagten.
Er hob seine linke Hand, brachte sie vor seine Augen – zitterte er? Leuchtete er orange?
Dann war alles wieder vorbei und Cal atmete tief durch. Er blickte zu Ziva, die ihn anschaute, nickte ihr zu und wandte sich dann ab.

Die Israeli blickte ihm stirnrunzelnd hinterher. Dann wandte sie sich an Gibbs: „Mit ihm stimmt was nicht.“

Was bewog ihn eigentlich, das zu tun, was er gerade tat? Wieso folgte er diesem Mann gerade durch die Gänge seines eigenen Raumschiffes?
Weil Ziva ihm gesagt hatte, dass sie glaube, dass mit Cal etwas nicht stimme – und auf das Bauchgefühl seiner Mitarbeiter gab er genau so viel, wie auf sein Eigenes. Eine seiner Regeln besagte, dass man Menschen entweder so folgen sollte, dass sie nicht bemerkten, dass sie verfolgt wurden, oder so, dass sie nur den Verfolger, aber niemand anderen bemerkten. Gibbs entschied sich für die erste Auslegung des Regel und machte sich daran, unter optimaler Ausnutzung diverser Versteckmöglichkeiten, dem Captain der Dragonfly zu folgen, denn, wenn er ehrlich war, glaubte er Ziva und hatte bei dem Offizier sowieso ein merkwürdiges Gefühl. Der Captain benahm sich seit ein paar Minuten irgendwie merkwürdig, schien unter Strom zu stehen, so, als habe man seine komplette Persönlichkeit ausgetauscht. Konnte es tatsächlich sein, dass dieser Mann, dem er gerade folgte, jener ominöse Traceless war? Gab es ihn überhaupt?

In den letzten Wochen hatte man zwar intensiv nach Traceless gesucht, ihn aber nicht gefunden. Vielleicht hatte man ihn nicht finden können, - wie auch, wenn der Mann in Wirklichkeit auf der Brücke der Dragonfly war und die Suche nach sich selbst koordinierte?
Hier stimmte wirklich etwas nicht. 
Und gerade, als Gibbs diese Erkenntnis getroffen hatte, zuckte Cal zusammen und bog sich, wie unter Krämpfen, sich den Magen haltend. Sich aufrichtend, ging Cal weiter – zuerst langsam, dann schneller, bis er schließlich rannte. Gibbs reagierte so, wie er es sich selbst innerhalb von Jahren mühevollen Trainings eingeimpft hatte. Er zog seine Pistole, trat aus der Deckung und brüllte: „BUNDESBEAMTER! KEINE BEWEGUNG.“
Der Captain stoppte, wandte sich um und schaute den Mann an, der da gerade seine Waffe auf ihn richtete. Erneut verzog er das Gesicht und krümmte sich. Seine Hände krampften sich zusammen und die Knöchel traten weiß hervor, ehe eine Last von ihm zu fallen schien, denn plötzlich atmete er wieder durch, richtete sich auf und schaute Gibbs an: „Entschuldigung, ich… ich glaube ich… ich müsste mal.“
Damit deutete er auf die Tür neben sich: „Wenn ich… also, ich möchte nicht unbedingt, dass an Bord meines Schiffes ein Malheur passiert.“
Die Waffe immer noch erhoben, schaute Gibbs den Captain über den Lauf der Pistole an, gab ihm durch ein leichtes Kopfnicken zu verstehen, dass er ihm die Chance geben würde, sich zu erleichtern, aber dass er, wenn Cal Dummheiten machen würde, nicht zögern würde, abzudrücken. Dankbarkeit schien in den Augen des Offiziers aufzuflackern, er wandte sich zur Tür und betrat das, was offenbar eine öffentliche Toilette war.

Gina Intruppers Mantel wehte, als sie schnellen Schrittes die Brücke betrat, hinter ihr her, wie das Cape einer Superheldin. Sie trat auf Agatha zu, blickte zu ihr und nahm Haltung an.
Agatha, die gerade in der Lektüre der Kurzgeschichte „Gibt es ein Leben nach der Todesanzeige“ von Ephraim Kishon gesteckt hatte, legte das PADD zur Seite und blickte die drahtige Ärztin mit unverhohlener Neugierde an. Die XO wusste, dass nun der Satz von ihr erwartet wurde, der an diesen Stellen immer kam: „Steh bequem.“
Diesem Befehl kam die hübsche Ärztin bereitwillig nach, blickte kurz auf den Platz, auf dem Cal sonst immer saß, ehe sie Platz nahm und die langen Beine übereinanderschlug.
„Was liest Du?“, fragte Gina – Agatha ahnte jedoch, dass diese Frage lediglich eine Floskel war. Nichtdestotrotz antwortete sie, nahm sich das PADD wieder hervor und las eine besonders amüsante Stelle aus der Kurzgeschichte des Satirikers und Humoristen vor.
Sie schaute die italienische Ärztin an und war sich sicher, dass in ihren Augen so etwas wie Neugierde zu sehen sein würde, als sie fragte: „Was meinst Du, was würde wohl uns Ziva dazu sagen?“
„Keine Ahnung“, zuckte die chief medical officer (CMO) mit den Schultern und erwiderte ihren Blick. Agatha erkannte, dass in diesen verzaubernden, blauen Augen viel Sorge funkelte. Sie legte das PADD beiseite, runzelte die Stirn und deutete auf das Büro des Captains: „Ich nehme an, du möchtest etwas Berufliches mit mir besprechen?“
Noch bevor die Ärztin genickt hatte, machte Agatha eine Geste, das sie bitte vorgehen möge.

Das Büro Cals war nicht wirklich dekoriert. Zwar handelte es sich um ein Schiff der Intrepid-Klasse und besaß somit die entsprechenden Raumkonfigurationen, die dem geneigten Voyager-Fan geläufig sind, allerdings konnte man nicht behaupten, dass der Captain dem Thema „Innenausstattung“ viel Bedeutung beimaß. Man fand – neben den üblichen Polstermöbeln, einem Schreibtisch und zwei Stühlen,  zwei künstliche Pflanzen, ein schönes, gebundenes Buch mit einem Umschlag, der aus rotem Samt bestand, und in den eine Art Medallion eingelassen war, das zwei Schlangen zeigte, die einander in den Schwanz bissen und – wo wir gerade bei Schlangen sind – ein Terrarium mit zwei ausgewachsenen und einer Baby-Schlange. Als die Tür zischend aufglitt, schien selbige Baby-Schlange es nicht einmal einer Erwähnung wert. Sie hob kurz den Kopf, züngelte, und ließ ihn dann wieder sinken.

Ginas Mantel flatterte immer noch wie das Cape Supergirls, als sie den Raum betrat und sich zu der ihr folgenden Agatha umwandte. Diese schaute sie kurz amüsiert an, legte dann fragend den Kopf schief.
Doktor Intrupper stemmte die Hände in die Hüften, bemerkte, dass dies ihr Superheldenimage noch mehr zementieren würde und lies sie sinken.“
„Agatha“, setzte sie an, „ich…“
„Ja?“, fragte die XO und ging zum Replikator: „Computer, einen Raktajino, doppelt schwarz, doppelt stark, doppelt süß.“
Es piepste, und das bestellte Getränk erschien im Ausgabefach.
Schlechte Gastgeberin! , schoss es ihr durch den Kopf und sie schaute zu Gina: „Sorry… möchtest Du auch was?“
Die CMO schüttelte den Kopf: „Nein, muss nicht sein. Ich bin sowieso ein wenig konfus.“
Nickend setzte sich die XO auf die Couch, schlug ihre Beine übereinander und trank einen Schluck, ehe sie die Tasse auf den Tisch stellte. Dann schaute sie ihre CMO an: „Was bedrückt dich?“
„Ich weiß es noch nicht einmal.“, erklärte Gina, trat näher und ließ sich auf der Couch nieder, wobei sie ihre Beine ausstreckte, „Ich… es ist so. Cal hatte gerade eine Art Anfall – einen Krampf oder so.“
Agatha merkte, wie ihr Herz schneller schlug und sie wandte ihren Kopf so heftig zu Gina herum, dass ihr Nacken sich anscheinend beschweren wollte und ihr Schmerzimpulse sandte.
„Au!“; machte sie kurz, schaute die Ärztin dann an und fragte: „Eine Art Anfall?“
Gina nickte bestätigend: „Ja – er … er krümmte sich vor Schmerzen, schien dann orange zu glühen und …“
Sie machte eine Pause, schaute der XO in die Augen und atmete durch: „Agatha, ich habe ihn gescannt. Er hatte für den Bruchteil einer Sekunde zwei Herzen.“

Die Tür der öffentlichen Toilette blieb für eine Weile geschlossen, aber Gibbs konnte aus ihr Schmerzensschreie hören. Und wenn man bedachte, dass diese Türen dazu gedacht waren, schallisoliert zu sein, mussten die Schreie, die auf der Toilette abgegeben wurden, verdammt laut sein.
Gibbs hatte dem Captain einige Minuten gegeben, um sich zu fangen, aber er schien immer noch Schmerzen zu haben. Vorsichtig trat der Agent näher, die Tür glitt auf und er stockte.
Was hatte er eigentlich erwartet?
Natürlich das, was man sich allgemeinhin unter einer Öffentlichen Toilette vorstellte – unter anderem katastrophale hygienische Zustände. Aber dieser Raum war sauber. Und nicht nur sauber, es würde Gibbs sogar nicht überraschen, wenn dieses öffentliche Klosett keimfrei wäre.
Der Schrei, der aus der hintersten Kabine kam, war laut und schmerzerfüllt. Gibbs fuhr herum, seine Waffe schussbereit gemacht und bereit, im Zweifelsfall abzudrücken. Er stockte abermals, als er sehen konnte, wie unter der Türrille orangenes Licht pulste. Und jedes mal, wenn Cal schrie, wurde das organene Leuchten immer greller, bis es sogar nach Gelb changierte.
Und dann eruptierte eine ungeheure Energie aus der letzten Kabine. Die Schreie Cals wurden lauter und lauter, bis sie nicht mehr nach der Stimme des Captain klangen. Gibbs trat näher, hämmerte an die Tür: „Cat, sind Sie in Ordnung?“
Täuschte es ihn, oder klang der Captain wirklich anders? Jünger, vitaler?
„Ja, mir geht es gut.“, antwortete er, ehe sich die Tür öffnete und der verschwitzte Kopf Captain Calvin Cats aus der Kabine lugte: „Könnten Sie mich eventuell entschuldigen? Ich… ich glaube, ich hab das Chilli nicht vertragen.“
Das war eine so offensichtliche Lüge, dass Gibbs sich fragte, ob er ihn darauf ansprechen sollte, aber als der Captain die Tür schloss, schüttelte der Chefermittler den Kopf. Der Captain war einfach merkwürdig, daran würde sich vermutlich nie etwas ändern.

Gina verengte ihre Augen zu Schlitzen. Gerade hatte Agatha viel zu offensichtlich versucht, die Theorie, dass Cal kurzzeitig zwei Herzen hatte, als „Irrtum der Technik“ abzutun. Eigentlich war sie sogar geneigt, dies zu glauben, das Problem an der Sache war, dass sie danach etliche Tests mit genau diesem Tricorder durchgeführt hatte und dieses Messgerät einfach mit Spitzeneffiziens operierte. Das heißt – es konnte kein Messfehler sein, kein Irrtum. Und wenn man bedachte, was ihnen alles passiert war, wäre ein kurzzeitig auftretendes doppeltes Herz nicht gerade etwas, was sie mit größter Vorsicht beäugen müssten.
Normalerweise hätte sie es Agatha berichtet, die hübsche XO beruhigt und ihr gesagt, dass sich alles wieder finden würde, aber der Fakt, dass ihre beste Freundin viel zu offensichtlich versucht hatte, das ganze abzuwiegeln, machte sie neugierig.
Was wusste Agatha, was Gina über ihren ehemaligen Freund nicht wusste?
Sie schaute die XO an: „Einen Messfehler kann ich zu 90 Prozent ausschließen.“
„Versuch, hundert draus zu machen.“, entgegnete Agatha, was Gina ein leichtes Stirnrunzeln entlockte: „100 %? Wie soll das gehen?“
Die schöne Rothaarige lächelte, lehnte sich zurück und schaute ihre Freundin und Ärztin an: „Klar geht das nicht. Aber, du kannst nicht…“
„Ich weiß, was ich gesehen habe. Mein Exfreund – dein Freund – hat orange geleuchtet und…“, setzte Gina an, als die Stimme des Chefingenieurs, aus dem Kommunikator kommend, unterbrach, „Middlegate an Silverbird?“
Irgendwie schien Agatha froh über diese Ablenkung zu sein, betätigte ihren Kommunikator und beantwortete den Ruf.
Was war mit der XO los? Wieso war sie so … Gina konnte es noch nicht einmal sagen, was ihr an dem Verhalten merkwürdig vorkam – doch dieser unbekannte Faktor störte sie.
Dann hörte sie die Stimme Scottys: „Irgendetwas stört unseren Antrieb. Ich habe mich schon mit Jill kurzgeschlossen – es ist eine Art Strahlung, die aus der hintersten Kabine der öffentlichen Toilette Epsilon gedrungen ist. Sie tauchte eruptionsartig auf und ist nun wieder verschwunden.“
„Verstanden.“, sagte die XO und betrat die Brücke.
Gina blickte ihr verdattert hinterher – was war da wieder passiert?

Gibbs schloss die Tür hinter sich, öffnete den Reißverschluss seiner Hose hörbar und schloss ihn dann wieder leise.
„Entschuldigung“, sagte er so, dass der in der Kabine neben ihm sitzende Cal ihn hörte.
Die Stimme des Offiziers klang ein wenig angespannt, denn das orangene Leuchten, das Gibbs wieder sah, wurde wieder stärker: „Wenn Sie nicht sterben wollen, Gibbs, gehen Sie. Gehen Sie und versuchen Sie, soviel Platz wie Möglich zwischen sich und mich zu bringen.“
„Warum?“, fragte der leitende Chefermittler und sie schien ihm richtig, weil angemessen.
Der Mann in der anderen Kabine knirschte hörbar mit den Zähnen: „Ich… ich kann es ihnen nicht erklären, es ist… viel zu … kom… pliziert.“
„Ich bleibe hier!“; erklärte Gibbs entschieden und die Stimme des Captains überschlug sich: „Wenn Sie hier wie Murtaugh sterben wollen, bitte!“
Und dann eruptierte die Energie wieder, dieses mal noch gewaltiger, so stark, dass die Trennwand zwischen der Kabine des Captains und der Kabine Gibbs von einem Strom aus grell-oranger Energie durchschlagen wurde.
Erneut schrie der Captain, dann hörte es auf.
Aus der Kabine, in der sich Cal verbarrikadiert hatte, hörte er das Geräusch eines fallenden Körpers, spähte unter der Trennwand hindurch und sah in das Gesicht eines anderen Mannes.
Und gerade, als er etwas tun wollte, öffnete der Andere die Augen, wurde von einer unsichtbaren Macht angehoben und dematerialisierte mit ihr.
Dann klopfte es an der Tür, die seine Kabine abschloss, Gibbs öffnete und schaute in das verblüffte Gesicht des Captain.
„Was machen Sie hier?“, fragte er und Gibbs runzelte die Stirn: „Wie, was mache ich hier? Sie waren doch gerade in dieser anderen Kabine?“
Der Captain rollte mit den Augen: „Hat sich Traceless wieder für mich ausgegeben?“
„Das würde auch erklären, dass er plötzlich wie jemand Anders aussieht.“, nickte Gibbs, ehe er ihn ansah: „Aber was war das denn für eine grell-orange Energie, die er abgab?“
Kurz ihn anschauend, wandte sich Cal dann ab, richtete seine Uniform, von der Gibbs erst jetzt bemerkte, dass er sie offenbar gewechselt hatte und schaute den leitenden Chefermittler durch den Spiegel an: „Jedes Mal, wenn Traceless sich verwandelt, wird eine ungeheure Menge an Energie frei. Die Metamorphose, die er normalerweise durchlebt, dieses Schmelzen, das wir auch von den Gründern kennen, hängt damit zusammen, dass er …“
Er stockte, als er den genervten Blick seines Gegenübers wahrnahm.
„Okay – knapp gesagt: Manchmal schmilzt er, besonders wenn er angeschossen wurde, aber er kann auch anders. Besonders, wenn er lange Zeit nicht metamorphiert hat. Er kann zwischendurch nicht stehen bleiben, also muss er andere Formen, Gesichter oder sonst was annehmen. Wenn er es nicht macht, wird er … instabil. Und dann passiert sowas.“
„Ich verstehe.“, nickte Gibbs und schaute den Captain durch den Spiegel an: „Und wer sagt mir, dass Sie Sie sind?“
Der Mann zuckte mit den Schultern: „Und was meinen Sie, was sich dann gerade auf dem Klo verwandelt hat? Cal? Meinen Sie, ich metamorphiere jetzt auch vor mich hin?“
„Captain?“, knurrte Gibbs und zog seine Pistole.
Kurz auf den Lauf der Waffe schielend, schluckte der Captain, legte eine Hand sanft auf die Waffe und ballte die Andere zur Faust, um sie in das Spiegelbild zu treiben. Rotes Blut tropfte von der Wunde und vom Spiegel in das Waschbecken.
„Au!“, machte der Offizier, bewegte probehalber seine Hand und schaute zu Gibbs: „Sind Sie nun zufrieden?“
Der Special Agent nickte.

Mit verbundener Hand und einer etwas mißmutigen Miene saß Cal im Besprechungsraum der Dragonfly, zusammen mit Gibbs, Ziva, Tony, Agatha und Gina.
„Ich find es eigentlich fast schon ein wenig beleidigend, dass Ihr mich nicht von Traceless unterscheiden konntet.“, grinste der Captain amüsiert, was ein unterdrücktes Seufzen von Agatha und ein Augenrollen von Ziva als Erfolg zeitigte. Offenbar bemerkend, was für einen Bock er da geschossen hatte, legte der Offizier eine Hand auf die Agathas, um ihr sanft zuzulächeln: „Aber ich bin sicher, du hast dein Bestes gegeben, mein Rotschopf.“
Die XO schaute ihn mit einer Mischung aus Amüsement und Genervtheit an: „Jaja, du mich auch.“
Dann wandte sie sich an das Major Case Response Team: „Und was habt Ihr herausgefunden?“
McGee räusperte sich und stand auf: „Dort, wo ihr Tony, Ziva und den Boss abgesetzt hattet, bevor das alles passierte, befand sich eine Zweigstelle der Firma „Mad Cow Middleton Inc“. Ich habe mal einige Erkundigungen eingezogen. „Mad Cow Middleton“ war ein Katzenfutterhersteller, dessen Hauptsitz in Washington D.C. hatte, bevor er im Zuge der Bankenkrise insolvent wurde. Interessant ist hierbei, dass die Middleton Inc. nicht nur in Katzenfutter machte. Ich habe die Aktivitäten der Firma bis in die frühen Achtziger zurückverfolgen können, damals noch unter der Leitung der beiden Geschäftsführer Walter Harriman und Peter Sell. Ihre erste Firma, Harriman und Sell, verkaufte Sport-Utensilien, wobei sie mit der sogenannten „Lurzer K.G.“ zu Lurzer, Harriman und Sell fusionierten…“
„Wirklich rasend interessant.“, meldete sich Tony zu Wort, ehe er sich an Gibbs wandte, „Ich habe währenddessen mal meine Kontakte zum Washington P.D. spielen lassen. Das wirklich Interessante ist, dass in D.C. vor dem Firmenhauptquartier von „Mad Cow – Middleton Incorporated“ zwei Fahrzeuge stehen, deren Halter vermisst sind. Ein Jeep Cherokee, der auf einen Franz Meyer zugelassen ist und ein Polizeiwagen, der für einen Dave Speed zur Verfügung gestellt wurde.“
„Klingt auf jeden Fall nach einer Spur, der man nachgehen könnte.“, meinte Ziva und Cal nickte: „Klar – aber dieses mal gehen wir keine Risiken ein. Ich schicke euch ein komplettes Team mit, ausgestattet mit Phasergewehren vom Typ Drei – zu Deutsch: Die richtig dicken Dinger. Und Agatha, Gina und ich kommen auch mit. Wenn Traceless da ist, brenne ich darauf, ihm eine Revange zu geben.“

Gibbs saß im Besprechungsraum und starrte auf die gestirnte Unendlichkeit, die sich jenseits dieses Fensters erstreckte. Es war erschreckend, wenn man bedachte, was sich dort alles abspielen konnte – und man hatte nicht den Hauch einer Ahnung. Wer weiß, was sich jenseits der Kontrollmöglichkeiten des Planeten Erde so abspielte? Wer weiß, wer dort Krieg führen mochte oder sich daran machte, mit einer anderen Rasse zu verbünden? Und wer weiß, als was diese Lebensformen die Menschen ansahen? Alliierte? Partner? Nahrung?
Vermutlich würde er nie erfahren, was dort alles passierte und wenn er ehrlich war, war er darüber ganz froh. Zumal es wesentlich wichtigere Sachen gab, die nach Aufmerksamkeit schrien. Der entflohene Traceless zum Beispiel.

Der Captain dieses Raumschiffs hatte es sich in seinen Kopf gesetzt, den Gangster selbst jagen zu wollen und weder die Ermahungen seiner Freundin, noch die, die sein Team ausgesprochen hatten, schienen irgendwelchen Erfolg zu zeitigen.
Eigentlich konnte der SpecialAgent den Captain verstehen. Damals, als er selbst in der Situation gewesen war, sich an dem Waffenhändler zu rächen, hatte er nicht einmal gezögert. Und nun wollte er Cal sagen, dass er dieses ureigenste Bedürfnis, Rache an der Person, die ihn in diese Situation gebracht hatte, zu nehmen? Kein Stück. Schon gar nicht, wenn der Verbrecher für den Mord an Captain Stone verantwortlich zeichnete. Gut, eigentlich sollte er den Captain eher dazu ermutigen, sich gar nicht erst solchen Rachephantasien herzugeben und er würde ihn im entsprechenden Moment auch aufhalten, allerdings sahen 12 Augen bekanntlich mehr als nur Sechs.

Mit einem pneumatischen Zischen glitt die Tür zum Besprechungsraum auf und nicht nur Cal, Agatha und Gina betraten die Örtlichkeit, sondern auch Sebastian ‚Scotty’ Middlegate und  ihm total unbekannte Personen, die zwar älter als die anwesenden Führungsoffiziere wirkten, dennoch – wie sich Gibbs durch einen Blick vergewissern konnte – waren sie im Rang unter den Jüngeren.

Tim McGee schaute verblüfft auf und stieß Ziva in die Seite: „Das… Das ist doch…“
Die hübsche Israeli reagierte, in dem sie ihn erst verwundert-wütend anblickte und dann zu den Typen herüberschaute. Dann zuckte sie mit den Schultern: „Keine Ahnung. Kennt man die?“
„Hey“, sagte McGee, „Du hast … hast Du nie Elite-Force gespielt? Das ist Fähnrich Munroe vom Hazard-Team!“
Einer der vier räusperte sich, deutete auf seine Rangpins und korrigierte, mit einem freundlichen Lächeln: „Lieutenant Munroe. Aber der Rest stimmt.“
Der Computer-Experte schaute den Captain verblüfft an: „Wieso haben Sie das Hazard-Team an Bord?“

Diese Frage lies den Captain schmunzeln. Ja, wie war das passiert?
Diese Menschen waren die Einzigen, die nicht in der damaligen Klassengemeinschaft Cals waren. Einige hatte man ihm zugeteilt, andere hatte er selbst ausgewählt.
So hatte er beispielsweise darauf bestanden, den Bolianer Chell, die Menschenfrau Telsia Murphy, die Betazoidin Juliet Jurot und Alexander Munro an Bord zu haben - diese Offiziere hatten als Hazard Team an Bord der Voyager gedient, ebenfalls während einer Krise, an Bord der Enterprise Dienst getan.
Gut, eigentlich hatte er nicht die große Wahl gehabt - Telsia, Jurot und Chell waren ihm laut Akte sehr kompetent erschienen, ebenso Alexander Munro und da er Telsia unbedingt an Bord haben wollte, hatte sich Munro, der mit ihr in einer festen Beziehung befand, ebenfalls um eine Versetzung gebeten.
Es hatte ein langes Hin und Her gegeben, als sich Cal mit Picard unterhielt, aber letztenendes hatte der Captain der Enterprise gelächelt und ihm, mit leicht französischem Akzent gesagt, das er die beiden haben könne, und hatte ihm dann ‘bonne chance’ gewünscht, was ‘viel Glück’ auf Französisch bedeutete.
Der Zwischenfall bei Vektor Sigma kam Cal dabei zu Gute. Damals war ihnen Q erschienen, hatte die Crew der Dragonfly in Kindergartenkinderkörper auf der Erde gesteckt und zugesehen, was passierte. Dieser Zwischenfall erbrachte Cal und seiner Crew nach der Erfolgreichen Lösung die Reputation, sich ebenfalls mit Q herumschlagen zu können. Dies ließ ihn wieder in Kontakt mit diversen Crewmitgliedern der Enterprise, der Station Deep Space Nine und der Voyager treten, die alle diverse Erfahrungen hatten und begierig darauf waren, sie auszutauschen.
Dieser Zwischenfall war es offenbar gewesen, der dem Captain die Chance gegeben hatte, die Eliteeinheit zu bekommen.
Das die Anwesenheit dieses Teams nur aufgrund puren Zufalls passiert war, mussten die NCIS-Mitarbeiter natürlich nicht unbedingt erfahren, also räusperte sich der Captain und schaute zu Munroe, der ihm lächelnd zunickte und sich dann an McGee wandte: „Captain Cat hat uns angefordert und wir wurden hierher versetzt. So einfach ist das.“

„Ah!“, machte der Computerexperte und schüttelte innerlich den Kopf. Das Hazard-Team… hier. Wie oft hatte er die Nächte zum Tage gemacht, weil er diese verdammte Mission auf dem Alienschiff oder auf der Scavenger-Basis nicht geknackt hatte. Wie häufig hatte er geflucht und wie häufig hatte er nur noch die Ausflucht in den Cheatcode gewusst?
Und nun sprach er mit diesen Charakteren mano-a-mano.
Das war doch einfach nur verrückt, oder?

Das Räuspern Cals lies den Computergeek aus seinen Gedanken fahren und er schaute ihn an.
Luft holend schaute der Offizier in die Runde.
„Gentlemen und Ladies“, setzte er an, stand dann auf und ging zu dem Bildschirm herüber, über den sich in der Sendung der Doktor hin und wieder gemeldet hatte, betätigte mehrere Tasten und deutete auf das nun auftauchende Bild eines Firmengeländes.
„Dies hier ist Mad Cow Middleton Inc.“, erklärte der Offizier und deutete der Reihe nach auf verschiedene Gebäudeteile: „Wie Ihr alle sehen könnt, besteht die Firma aus vier separaten Gebäuden, von denen drei – nämlich das Hauptgebäude, mit den Büros, die Fertigungs- und die Lagerhalle untereinander verbunden sind. Das Parkhaus ist das vierte Gebäude.“
Während Cal die unterschiedlichen Bauten aufgezählt und bezeichnet hatte, leuchteten sie auf dem Bildschirm kurz rot auf. Der Offizier räusperte sich, blickte mit ernstem Blick in die Runde und fuhr fort: „Wir haben allen Grund zur Annahme, dass sich der Verbrecher Traceless hier aufhalten könnte – wir wissen es aber noch nicht genau. Diese Mission, bei der ich Euch alle benötige, wird eine Aufklärungsmission sein – sollte es zu Feindauseinandersetzungen kommen, ist die Benutzung betäubender oder tödlicher Gewalt nicht mit Strafen sanktioniert. Ich würde es jedoch bevorzugen, wenn Ihr eure Phasergewehre aus Betäuben gestellt belassen würdet.“
Erneut räusperte er sich, deutete zu Agatha und nickte ihr zu. Die hübsche Rothaarige erhob sich anmutig und blickte in die Runde: „Da der Captain den Wunsch verspürt, sich ebenfalls in diese Sache zu stürzen, wird das erste Team aus mir, Doktor Intrupper, Agent David und Captain Cat bestehen. Im Funkverkehr sind wir als Team Rot zu bezeichnen.“
Sie machte eine Pause und schaute zu Gibbs herüber: „Sie, Special Agent Gibbs, werden Team Blau leiten. Es besteht aus Ihnen, den Agents McGee und DiNozzo, sowie unserem Chefingenieur, Lieutenant Middlegate.“
Damit schaute sie zu Munroe herüber, der nickte, aufstand und seine Teamkameraden anschaute: „Wir werden Team Gelb und Grün sein. Chell, Sie und Telsia werden mit mir in Team Gelb sein, während Odell, Jurot und Chang die Rolle des Teams Grün übernehmen.“
Auf dem Bildschirm begannen, unterschiedliche Positionsmarkierungen in den genannten Farben zu leuchten. Munroe nutzte dies und trat an den Bildschirm heran.
„Dies“, sagte er und deutete auf die Punkte, „Sind unsere Extraktionspunkte. Das Team Rot wird im Norden des Gebäudes auftauchen, Team Blau ‚schräg gegenüber’, also hinter dem Lager. Team Gelb materialisiert hinter dem Hauptgebäude, während Team Grün hinter dem Parkhaus erscheinen wird.“
Damit setzte er sich wieder, schaute noch einmal in die Runde, ehe er sagte: „Und vorsicht. Wir haben das Gelände zwar gescannt, aber es könnten sich immer einige unliebsame Überraschungen dort befinden.“
„Das Ziel der ganzen Sache“, setzte Agatha fort, „ist es, herauszufinden, ob unser Freund und Kupferstecher dort ist. Wenn ja, versuchen wir, ihn zu betäuben und zu verhaften, sollte er euch in eine Situation bringen, in der ihr zwischen dem Leben eines Teammitglieds oder Traceless zu wählen habt, seid ihr authorisiert, ihn mit allen möglichen Mitteln auszuschalten, solange es nicht bedeutet, dass ihr euer Teammitglied erschießen müsst.“

Gibbs merkte, wie sein Herz schneller schlug. Es war eine ganz einfache Aufklärungsmission, aber die Problematik, die mit einem Formwandler einherging, war im deutlich. Von daher konnte er verstehen, dass Agatha so auf das Offensichtliche hinwies. Dennoch kam er sich gerade vor, wie ein Schuljunge. Vielleicht lag es daran, dass er es im Vergleich zu der Technik, die zum Einsatz kam, ein wenig war. Auch die Benutzung des Phaserkompressionsgewehres war ihnen geläufig, daher erachtete der Special Agent die minutiöse Einführung, die der Captain zelebrierte, für – gelinde gesagt – sinnlos, schließlich hatten sie darüber schon einmal gesprochen. Aber, er würde ihn nicht darauf hinweisen, zumindest nicht vor den Untergebenen des Offizieres – zwar war es nicht so, als wäre der Captain tatsächlich eine Person höheren Ranges und man könnte eben jenen höheren Rang beschädigen, in dem man ihn vor versammelter Mannschaft auf Fehler hinwies, aber ein wenig Freundlichkeit dem Offizier gegenüber konnte nicht schaden.

Zumal gerade in diesem Moment Agatha den Captain auf das Offensichtliche hinwies.
„Cal“, sagte sie, „Darüber haben wir schon gesprochen.“
Die Gesichtszüge des Offiziers verrutschten, er schaute sie fragend an, legte den Kopf in den Nacken, schien zu überlegen und schnippte dann mit den Fingern: „Natürlich, tschuldigung.“
Damit wippte er auf den Füßen auf und ab, was bei Gibbs das Gefühl verursachte, als habe er Abbys Caf-Pow-Vorräte in einem Schluck ausgetrunken.
Und dann schauten die braunen Augen des Captain ihn an und er konnte den Willen, sich zu beweisen in ihnen feststellen. Na wunderbar.
Gibbs richtete sich auf, schaute in die Runde und als er sprach, war es gar nicht notwendig, seine Stimme zu erheben. „Wann genau werden wir aufbrechen?“
Es war eine ganz einfache Frage  - doch diese Frage genügte, um ein komplettes Chaos starten zu lassen. Der Captain warf einen Blick auf den Bildschirm, auf dem eine Uhr sichtbar war und nickte nur: „Jetzt.“
Und automatisch setzten sich alle in Bewegung.

Sie hätte nie gedacht, dass der Transporterraum einmal überfüllt aussehen könne, aber Ziva David wurde eines Besseren belehrt. Dabei befanden sich maximal 16 Personen im Raum – 17, wenn man den Transporterchief mitzählte. Und wie sie so an das Wort „Transporterchief“ dachte, war sie selbst von sich erstaunt. Wie schnell sie diese für sie eigentlich komplett bedeutungs- und sinnlosen Wörter einem Nutzen zuführen konnte, war verblüffend.
Das Gewehr lag temperaturneutral in ihrer Hand und war faszinierend leicht. Sie schätzte, es würde nicht mehr als zwei bis vier Kilo wiegen, was im Kampfeinsatz durchaus praktisch war.  Das M 240, von dem Gibbs erzählt hatte, das man es im amerikanischen Militär verwendete, wog 10,85 Kilo und im Vergleich zu dem eher stromlinienförmigeren Starfleetpendant war das Militärgewehr eher sperrig.
Die braunen Augen der Israeli fokussierten die Umgebung. Kurz machte sie eine Zielübung, visierte den Captain an, der dies bemerkte und grinsend die Hände hob: „Hey, Ziva, du könntest damit jemandem ein Auge ausschießen.“
Sie ließ das Gewehr sinken und legte den Kopf schief: „Und wenn ich jetzt Traceless gewesen wäre?“
„Dann hättest Du mich hier über den Haufen geknallt, wärest von 15 anderen Personen gleichzeitig anvisiert und von mindestens der Hälfte von ihnen mit Phaserstrahlen ins Reich der Träume geschickt worden.“, schmunzelte Agatha und schaute sie an: „So schnell kommt nicht mal Traceless aus der Falle..
„Aber es ist eine gute Idee, vorsichtig zu sein.“, meinte Gina von ihrer Position her, ehe sie in die versammelte Runde schaute und mit den Schultern zuckte: „Wir sollten auf jeden Fall dafür sorgen, dass wir uns im Zweifelsfall identifizieren können.“
Ziva rollte innerlich mit den Augen. Daran hatte wirklich keiner gedacht? Sie wandte sich an Gibbs, der ihr wie ein ruhender Pol vorkam und sich in diesem Moment räusperte: „Passwörter, Captain?“
Ja, das was typisch Gibbs. Effizient, wortkarg, immer im Einsatz und allen mindestens einen halben Sprung voraus. Ziva stutzte. Sagte man jetzt Sprung? Oder Schritt?
Es war eigentlich nicht zu fassen, dass sie sich immer noch mit einigen dieser verdammten Idiome schwertat. Das Problem war, dass sich die Sprache so schnell veränderte, dass man da gar nicht mitkam. Sagte man noch „geil“, beziehungsweise „porno“? Ihr fiel da eine reizende Kurzgeschichte ein, die irgendein deutscher Kabarettist geschrieben hatte. Sie hieß „Über Porno“ und die Quintessenz der Story war das, was sie gerade schon festgestellt hatte – manchmal kommt man echt nicht mehr hinterher.
Eine sanfte Berührung riss sie aus ihrer Überlegung. Sie sah in kristallgrüne Augen und wusste, wem sie gehörten. Als sie dann die Lippen des Halbitalieners auf den ihren spürte und das gehauchte „Ich wünsche dir viel Glück“ könnte sie nicht anders, als lächeln. Tony hatte halt ein Gespür für – nennen wir es mal : effektreiche – Auftritte und schämte sich derer auch so gut wie fast nie.
„Pass auf dich auf.“, hauchte sie gegen sein Ohr, fuhr ihm sanft über dieses markante Kinn und zwinkerte ihm zu: „Ich mach das selbe.“
Hinter ihr räusperte sich jemand. Sie fuhr herum und sah in die nussbraunen Augen des Captains.
Er lächelte: „Ich will eure traute Zweisamkeit ja nicht stören, aber – wir müssen.“
Damit legte er ihr eine Hand auf die Schulter und sie spürte einen leichten Schock und hörte ein leichtes Knistern, wie nach einem elektrischen Schlag. Es war, als stünde Cals Körper unter immenser Spannung.
Sie schaute ihn an, er erwiderte ihren Blick und zwinkerte ihr zu: „Wird schon gut gehen.“
Dann wandte er sich an Tony: „Keine Sorge, ich bring deine Freundin wohlbehalten zurück.“
„Das hoffe ich für dich.“, sagte der Halbitaliener und Ziva spürte, dass dieser leicht spaßige Ton, den er angeschlagen hatte, keineswegs nur Spaß war.
Sie konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln, wenn auch nur innerlich. Warum wurde bei Männern eigentlich jeder Satz zu einer Art sprachlichem – verdammt, wie hieß das Wort? – Rutenvergleich? 
Ziva konnte sich ihrer eigenen Haut erwehren und ihre eigenen Kämpfe austragen, dafür brauchte sie weder einen sie patronisierenden Captain der Sternenflotte, der de facto vier Jahre jünger als sie war, noch Tony, der eben diesem Jungspund sagte, dass er besser auf seine Freundin aufpassen sollte.
Sie konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen, klopfte dann dem Captain auf die Schulter und lächelte ihm zu: „Also, wenn Du mich fragst, können wir.“
Einerseits war dies ein Zeichen, dass sie bereit war, sich – was auch immer dort auf sie wartete – zu stellen, zum Anderen sollte es Tony zeigen, dass sie seine Art und Weise in diesem Moment absolut nicht guthieß. Und dies wirkte, wie sie mit einem leichten, einem Anflug, einer Ahnung eines Lächelns feststellte.
Den Kuss, den ihr Tony zuwarf, beantwortete sie, zwinkerte ihm nocheinmal aufmunternd zu und wandte sich dann um, um dem Captain, der ersten Offizierin und der Ärztin auf die Transporterplattform zu folgen.
Bisher hatte sie nichts gesagt, obwohl sie den Plan für strategisch extrem fragwürdig hielt. Wenn Cal, Agatha und Gina hier etwas zustieße – wer hätte dann das Kommando?
Sie wandte sich an Cal: „Sag mal, hältst Du es eigentlich für besonders klug, dich, deine XO und deine Chefärztin einer potentiell gefährlichen Situation auszusetzen?“
Der Angesprochene schaute sie an und zuckte mit den Schultern, ehe er mit einem schwer zu deutenden Lächeln auf den Lippen antwortete: „Meine gute Ziva, ich erachte Dich als gute Freundin.“
„Wir kennen uns kaum.“, unterbrach die Israeli ihn und Cal nickte: „Stimmt, aber wir hatten auf den letzten knapp 400 Seiten eine Menge Spaß. Und von daher – ich bin mal so frei und zähl Dich zu meinen Kumpels dazu. Und ich weiß, dass Du und das Team um Gibbs die Besten seid, aber – Du kamst hier hoch und bist da unten fast draufgegangen. Und ich versuche meine Freunde so gut zu beschützen, wie ich kann.“
Ziva versuchte, eine neutrale Haltung zu wahren, das Problem war, dass die unglaubliche Unlogik, die Cal ihr da um die Ohren schlug, ihr offenbar deutlicher war, als ihm.
„Wenn Dir deine Freunde so wichtig sind, Cal, warum setzt Du sie dann immer der Gefahr aus, dass sie von Traceless getötet werden?“
Der Captain holte tief Luft: „Das tu ich garantiert nicht freiwillig.“
„Ah“, machte die Israeli und zuckte mit den Schultern: „War mir klar, dass Logik nicht funktioniert.“
„Bitte, wie meinst Du das?“, fragte der Captain und Ziva grinste: „Hey, Du bist ein Star Trek Charakter. Das Erste, was ein Captain macht, wenn er einem unbekannten Planeten einen Besuch abstattet, ist, sich mit seinem ersten Offizier und seinem Chefarzt runterzubeamen. Schon klar.“
Sie klopfte ihm gut gelaunt auf die Schulter, wohl wissend, dass sie sagen oder tun könnte, was sie wollte, es würde nichts bringen. Und dann konnte man sich auch ein bischen Spaß gönnen.
Der Captain blickte sie ein wenig irritiert an, schüttelte dann den Kopf und wandte sich an den Transporterchief: „Fritz? Energie.“
Die Welt verschwand in einem Energieregen, der ihren Körper auflöste.

 

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