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Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)

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CaptainCalvinCat:
Cal und Gibbs zielten aufeinander.


Der Schuss war kaum verklungen, da hörte Gibbs auch schon Schritte, die davoneilten.
Verdammt – eigentlich war er sich sicher gewesen, den Angreifer getroffen zu haben. Und  so hetzte er ihm hinterher. Seine Beine trugen ihn, hämmerten auf den Asphalt und er war sich sicher, Traceless fangen zu können. Die enge Gasse, durch die er rannte, war sicherlich nicht in der Lage, diesem Verbrecher genügend Unterschlupf zu bieten. Inzwischen lief er wie auf Automatik. Die Hand war zu der Waffe geglitten, die er bei sich trug, er hatte sie gezogen und brachte sie so vor sich, dass er im Zweifelsfalle nur noch schießen musste.
Die Enge der Gasse wich einer großen, breiten Straße, die direkt vor ihm von links nach rechts verlief und in der eine Menge Verkehr war.
Hier würde ihn vermutlich keine Überraschung erwarten – allerdings würde es ihn nicht wundern, wenn genau dies doch eintrat. Er war nun schon viel zu lange dabei – ob beim Corps, dem NCIS oder seinem Vorgänger, dem NIS.
Dennoch – als er die Straße erreichte, war seine erste Reaktion sich an die Backsteinwand zu pressen und einen Blick um die Ecke, auf die große Straße zu wagen.
Die verdatterten Blicke eines älteren Ehepaares, das sich vermutlich gerade seinen Einkäufen widmete, waren ihm sicher und bewusst.

Ziva war die Erste, die reagierte. Sie war, nachdem Gibbs einen Schuss in die Gasse abgefeuert hatte und Traceless gefolgt war, zum offenbar bewusstlosen Captain gegangen, neben ihm in die Hocke und hatte nach seinem Puls getastet.
„Er ist nur ohnmächtig.“, sagte sie dann, einen Blick zu Tony und McGee gerichtet, die gerade ihre Waffen zogen und auf den Bewusstlosen zielten.
Die Stimme Tonys hatte eine, von ihr bis dato nicht gekannte Autorität und Sorge um ihr Wohlbefinden angenommen und sie konnte sehen, wie er Cal – so es denn Cal war – über den Lauf seiner Waffe hinweg anschaute, die Augen zugekniffen und bereit, im richtigen Moment zu schießen, sollte er auch nur einmal falsch husten.
Ziva warf dem Special-Agenten einen Blick zu, als würde sie seinen Geisteszustand in Frage stellen und blickte dann zum Ohnmächtigen, auf den diese Zustandsbeschreibung just in diesem Moment nicht mehr zutrag. Cal schlug die Augen auf, blickte verwirrt in die Runde und murmelte: „Frohes neues Jahr.“
„Frohes neues Jahr?“, echote Ziva und Cal schaute sie an. Jetzt erst konnte die hübsche Israeli sehen, dass er leicht schielte, etwas, dass man hier als „cross-eyed“ bezeichnete. 
Er versuchte sich, auf sie zu konzentrieren, was bei dem Schielen und dem leicht dämlichen Lächeln auf den Lippen eher so wirkte, als sei er Betrunken oder noch benommen. Dann hob er einen Finger und deutete auf einen Fixpunkt neben ihr: „Ich sehe überall Feuerwerk. Muss also Neujahr sein. Frohes… neues.“
Dann wurde das Schielen schlimmer, die Augen rollten nach oben und er schloss sie wieder, mit einem schläfrigen Seufzen.
„Wow, eine echte Gefahr.“, murmelte Ziva sarkastisch und schaute zu Tony herüber, „Er denkt tatsächlich, es wäre Neujahr. Also – das ist ja mal wirklich ein ziemlich gefährlicher Typ.“
Damit stand sie auf, den Blick immer noch auf den Halbitaliener gerichtet, ging den einen Schritt auf ihn zu und küsste ihn auf die Wange: „Danke, mein starker Held.“
Sie zwinkerte ihm zu, legte dann eine Hand auf den Lauf der Waffe und drückte sie leicht nach unten. Die Pistole folgte und allzubald deutete sie auf den Boden.
Ziva bemerkte zwar, wie Tim sie ein wenig ungläubig anblickte, schaute dann zu ihm und zwinkerte ihm amüsiert zu.
„Komm, sag Agatha bescheid, dass wir ihren Freund hier haben. Da werden ihr tausend Steine von der Lunge fallen.“
„Herz, Ziva.“, korrigierte Tony und grinste sie frech an, „Das heißt „Tausend Steine vom Herzen fallen“.“ Nun rollte die hübsche Israeli ihre braunen Augen und schenkte Tony ein genervtes Grinsen: „Musst Du mich immer korrigieren?“
Tony beugte sich nach vorne, sodass seine Lippen beinahe ihr Ohr berührten und hauchte: „Immer.“
Lächelnd lehnte sich Ziva an den Halbitaliener, berührte mit der rechten seinen Oberarm, fuhr ihn bis zur Schulter empor, glitt dann über den Nacken, wo sie ihn sanft mit ihren Fingernägeln kitzelte, erreichte den Hinterkopf und schlug mit einem lauten „Patsch“-laut zu.
DiNozzo zuckte zusammen und schaute sie überrascht an, als ihr genervtes Grinsen sehr frech und spielerisch wurde: „Ich nehme an, dann muss ich das hier auch immer tun.“
Tim räusperte sich, was Ziva und Tony dazu brachte, auseinanderzufahren, als habe der Blitz zwischen ihnen eingeschlagen. DiNozzo bedachte McGee mit einem wütenden Blick, während Ziva kurz zu Boden blickte, und dann mit der Hand ein in ihr aufsteigendes Lachen unterdrücken musste. Sie mussten wohl zu komisch ausgesehen haben.
„Ja, McGee?“, versuchte sie, wieder ernst zu werden.
Der Romancier zuckte mit den Schultern: „Hat einer von euch einen Kommunikator mitgenommen oder wie soll ich Agatha darauf hinweisen, dass wir ihren Schatz gefunden haben?“

Gibbs rannte wieder. Seine Beine trugen ihn mit der Eleganz und Geschwindigkeit eines Marathonläufers, was eigentlich nicht verwunderte. Beim Corps und NCIS musste man top-fit sein. Aber – dieser Gegner, gegen den er anging, war heimtückisch, immer in seinem Rücken und darauf aus, ihm ein Bein zu stellen. Und damit meinte er nicht Traceless, sondern, das Alter, das ihn immer wieder einholte. Er mochte zwar immer noch nicht zum alten Eisen gehören, aber er bemerkte, an diversen Stellen, dass er auch nicht mehr der junge Spund war, der damals zum Corps gegangen war.  Gunnery Sergeant Gibbs. Gunny. Er war aus Überzeugung, Gerechtigkeitsempfinden und Vaterlandsliebe zum Corps gegangen, wollte sein Land vor Schurkenstaaten beschützen. Er hatte einen großen Teil dazu beigetragen, dass sein Land sicher war… und es hatte ihn die Frau und die Tochter gekostet.

Jetzt beschütze er Amerika und seine Alliierten auf andere Weise und…
Musste seufzen.
Wann immer er in dieser patriotisch-melancholischen Stimmung war, stellte er fest, dass er tatsächlich gealtert war. Inzwischen schrieb man das Jahr 2011 – in knappen 5 Monaten würde ein neues Jahr anbrechen, mit allen möglichen Katastrophen, die auf sie noch hereinbrechen würden. War der Tod Kellys inzwischen wirklich schon 20 Jahre her?

Erneut seufzte er und bemerkte, dass er inzwischen ziemlich weit gelaufen war. Sein Startpunkt lag knapp anderthalb Meilen hinter ihm und er bemerkte, wie sein Alter ihn wieder einholte. Seitenstechen plagte ihn, die Sicht verschwamm und er spürte deutlich, wie das Raubtier „Zeit“ hinter ihm auf einen Moment der Schwäche lauerte. Aber nicht mit ihm. Nicht mit Leroy Jethro Gibbs. Kurz hatte er sich gekrümmt, stand dann wieder stolz aufrecht und würde sich nicht unterkriegen lassen.

Traceless – der andere Jäger, der hinter ihnen her war und der tatsächlich einen Plan verfolgte, ganz im Gegensatz zur Zeit, die einfach nur ablief – war hier irgendwo. Nun hatte er auch Gelegenheit, sich genauer umzusehen.
Es war eine Gasse – nicht mehr so schmal, wie die, in der er Traceless angeschossen hatte, aber auch nicht unbedingt etwas, was man in die Washington-DC-Sightseeing-Tour mitaufnehmen sollte. Es würde ihn nicht wundern, wenn hier irgendwelche Banden ihr Unwesen trieben und er sich bald verteidigen müsste.
Kaum, dass er diese Erkenntnis getroffen hatte, hätte ihn beinahe etwas Anderes getroffen. Knapp hinter ihm fiel ein Eisenrohr zu Boden. Er blickte nach oben, und sah dort jemanden die Feuerleiter hochklettern. Der braune Haarschopf, der gerade aus seinem Sichtfeld verschwand, kam ihm ziemlich bekannt vor und so setzte er Traceless hinterher.

„Es geht mir gut.“, knurrte ein genervter Calvin Nathan Cat, als Ziva seinen Kopf betrachtete: „Ich bin keine Medizinerin, aber ich würde nach diesen Wunden zu urteilen, behaupten, dass das eine Lüge wäre.“
Sie lächelte ihn charmant an, richtete sich auf, stemmte die Hände in die Hüften und warf einen Blick zu Tony: „Also, ich würde sagen, wir schaffen ihn ins Krankenhaus.“
„Bekloppt geworden?“, fragte der Captain, richtete sich auf und verzog das Gesicht. Offenbar verschwamm vor seinen Augen die Sicht etwas, denn er versuchte, mit beiden Fingern, der nach vorne gestreckten Hände, irgendwie einen Referenzpunkt zu schaffen, damit er wieder klarer sehen konnte.
Tony konnte nicht anders, er musste grinsen. Das hatte unterschiedliche Gründe. Zunächsteinmal war die Tatsache, dass Ziva – seine Ziva – plötzlich mehr oder weniger die Florence Nightingale herauskehrte, einfach nur faszinierend. Sie war süß, wenn sie versuchte, sich um andere zu kümmern. Und er wusste, dass sie dies in den letzten Jahren zwar mit steigender Häufigkeit getan hatte, es ihr anfangs allerdings eventuell ein wenig unangenehm sein konnte. Zumal sie sich da um Menschen kümmerte, die sie gar nicht kannte. Tony bezweifelte, dass die hübsche Israeli nie zu Mitgefühl fähig gewesen wäre, denn sie hatte ihm schon oft erzählt, wie sie, wann immer Eli tatsächlich einmal krank zu Bett gelegen hatte, ihren Vater gepflegt hatte.
Auch konnte er ahnen, dass sie sich Michael Rivkin gegenüber immer sehr fürsorglich gezeigt hatte, ebenso Ray. Irgendwie fuchste es ihn, dass er noch nie in den Genuss ihrer Fürsorge gekommen war, aber – er war sich sicher, wenn sie beide einander ihre Gefühle endlich eingestanden hatten, würde sich dies auch ändern. Der Fakt, dass sie sich so freundlich um Cal kümmerte, war auch etwas, dass ihn ein wenig auf die Palme brachte und einer der beiden Gründe, weswegen er grinste.
Wie konnte er, nachdem er erlebt hatte, wie sie ihn – Tony -  liebte, immer noch eifersüchtig auf den Captain sein? Das war doch Blödsinn. Der Offizier hatte eine Freundin und er bezweifelte, dass er das aufs Spiel setzen würde.

Der andere Grund betraf ebenfalls den Captain. Er stand da, wie Jack Sparrow, der immer diesen leicht schwankenden Schritt draufhatte und immer extrem angeschickert wirkte. So sah auch Cal aus und es amüsierte Tony.
Als die nussbraunen Augen Zivas ihn fokussierten, merkte er, wie sein Atem heftiger ging. Er schaute sie an, versuchte ein Lächeln, doch irgendwie scheiterte er.
„Krankenhaus, natürlich.“, brachte der Halbitaliener hervor, zog sein Handy und wollte gerade die Nummer wählen, als Cal sich räusperte: „Wie wärs denn hiermit?“
Dies fragte er und zog eine kleine Brosche – einen Kommunikator, wie Tony inzwischen wusste – aus der Hosentasche.
Ziva blickte ihn verblüfft an: „Moment mal, du hast einen Kommunikator und lässt uns darüber nachdenken, wie wir Dich nach Hause kriegen, Cal?“
Zur Verblüffung gesellte sich eine gehörige Portion Wut.
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Hey, ich war bis gerade eben ohnmächtig, wenn das als Entschuldigung zählt?“
Ziva seufzte.

Gibbs schnitt eine Grimasse.
Tony DiNozzo hätte jetzt wirklich seinen Spaß gehabt. Einerseits hatte Jethro immer noch seine Worte „STOP! ICH HAB LAUFSCHUHE AN!“ im Ohr und war sich sicher, dass der Halbitaliener genau diese Worte jetzt ausrufen würde. Zum Teufel, er selbst war geneigt, sie nun auszurufen. Zum Anderen würde DiNozzo ihm spätestens jetzt in den Ohren liegen, wie sehr „Casino Royale“ diese Szene war. Und es stimmte. Gibbs hatte sich den Bondfilm mit Daniel Craig einmal angesehen und konnte sich nicht helfen – er müsste Tony zustimmen. Der Mann, den er da gerade jagte, rannte, wie von der Tarantel gestochen, nahm jedes Hindernis das ihm im Weg stand zum Anlas, darüber zu springen, unter ihm herzurutschen, einen Sprung zur Seite zu machen und an der Wand entlang zu rennen oder einfach über das Hindernis zu laufen, zu balancieren oder es auf Gibbs zu werfen.
Es war tatsächlich wie bei dem vorletzten Bond-Film, in dem der von Daniel Craig portraitierte blonde Bond einen Terroristen quer durch eine Stadt jagte und sich beide dabei in der Trendsportart „Parcour“ betätigten. Dabei durfte jedes Hindernis als Teil der Strecke gewertet, und übersprungen, unterrutscht oder sonstwie miteingebaut werden. Und der Mann vor ihm, der gerade rannte, als sei der Leibhaftige hinter ihm her, war so gut in Form, dass mit jedem Schritt, den er machte, die Identität des Mannes klar war. Es musste Traceless sein.Erneut hatte sich die Szenerie geändert, sie waren nun nicht mehr in einem der ärmeren Vierteln DCs, sondern befanden sich in einer Shopping-Mall. Dies war ein Fakt, den Gibbs auch erst bemerkte, als er mitten im Foyer stand, direkt neben einem Springbrunnen und einem Postkartenstand, der Fotografien der Sehenswürdigkeiten Washingtons anpries.
In dem Moment, in dem er wieder zu sich zurückfand und feststellte, dass er mitten in diesem Foyer stand, die Sig so haltend, dass er niemanden direkt bedrohte, aber bald feuern konnte, bemerkte er, dass sein Gegenspieler einfach weiterrannte, die Treppe hoch. Dann stoppte er kurz, schenkte seiner Umgebung einen Blick, drehte sich zu ihm um und sah ihn an.
Irgendwas war da in seinen Augen. War es Furcht? Panik? Einfach nur Wahnsinn? Gibbs wusste es nicht, aber er räusperte sich, schaute zu dem Flüchtenden empor und sagte: „Kommen Sie. Das hat doch keinen Sinn.“
„Für dich nicht, Traceless, für mich schon!“, schrie der Flüchtende, hatte seinen Phaser gezogen und gefeuert. Direkt neben Gibbs spritzte sengendheiße Erde auf. Eine Druckwelle schleuderte ihn zur Seite, und warf den Postkartenständer um. Und während Fotografien der Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt auf Gibbs niederregneten, kamen die umstehenden Passanten auf die nahezu grandiose Idee, lauthals aufzukreischen und sich in eine flüchtende Menschenmenge zu verwandeln.
Traceless brüllte etwas von oben, hatte einen Phaser in der Hand und …

Doch da war Gibbs auf den Beinen, zielte und schoss. Der Kriminelle wurde getroffen, taumelte, mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck, zur Seite und stürzte die Treppe herunter.
Erleichtert richtete der Special-Agent sich auf und wollte gerade zu Traceless gehen, als sich ihm jemand in den Weg stellte.
„Danke, sie haben uns gerettet.“, stellte eine hübsche Rothaarige in seinem Alter fest. Er lächelte ihr freundlich zu, doch als er an ihr vorbeiblickte war Traceless wieder verschwunden.

McGee hasste den Moment des Transportes. Er wusste natürlich aus den unterschiedlichen Fernsehserien, die sich der Thematik „Erforschung des Weltalls durch die Föderation der vereinten Planeten“ verschrieben hatten, dass der Effekt nach aussen hin extrem cool aussah. Es war, als verschwinde – oder erschiene – man in einem Regenschauer. Allerdings war der Vorgang der Teleportation jedes Mal alles andere als cool. Immer wieder kam er sich vor, als würde er sterben – besonders, wenn dieser Sekundenbruchteil der absoluten Leere stattfand. In der Realität dauerte dieser Augenblick vermutlich nicht einmal eine Nanosekunde, aber Tim glaubte, jedes Mal zu spüren, wie sein Bewusstsein einer alles umfassenden Dunkelheit wich. Und jedes Mal schimpfte er sich für seine Angst einen Idioten. Dieses mal allerdings nicht. Denn kaum, dass er auf der Platform rematerialisiert war, fand er sich umzingelt von Offizierinnen und Offizieren die ihre Phaser auf den Captain richteten. Dieser blinzelte kurz überrascht.
„Schulde ich irgendwem von euch noch Geld?“, fragte er, mit einem schüchternen Lächeln in die Runde und zuckte zusammen, als Jill Menacer ihm den Phaser direkt vor die Nase hielt.
Sie funkelte ihn an: „Okay, Freundchen. Keine Zicken, mitkommen.“
Der Mann, von dessen Identität Tim immer noch nicht ganz überzeugt war, schluckte unbehaglich, betrachtete dann Jill und hob dann gehorsam die Hände.
Gleichzeitig sagte er: „Die Uniform ist normal, sie ist keine sexy Bauchfrei-Variante der Starfleetkluft – das heißt, Du, Jill, kannst eigentlich nur Du sein.“
Tim räusperte sich: „Aber… Captain, wir wissen nicht, wer Sie sind.“
Über das Gesicht des Offiziers – wenn er denn der Offizier war – lief ein strahlendes Lächeln: „ACH SO!“
Damit wandte er sich Jill zu: „Eigentlich sollte ich beleidigt sein, du untreue Tomate. Ich meine – gab es hier nicht mal was von wegen „Unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist?“
„Ja“, nickte die taktische und Sicherheitsoffizierin, „Aber bei Traceless haben wir eine stehende Order. Keine Risiken eingehen. Heißt – entweder, du kommst jetzt artig in deine Arrestzelle, Pussy, oder aber wir bringen dich persönlich dorthin.“
„Pussy?“, hob Cal eine Augenbraue und zuckte mit den Schultern: „Naja, besser als Garfield.“
Damit wandte er sich zu Ziva, Tony und McGee um und winkte ihnen zu: „Ihr könnt mich gleich sicherlich im Knast besuchen. Ich glaube nämlich, dass Gibbs Traceless verfolgt.“
„Weiter gehen.“, sagte Jill und gab ihm einen unsanften Stoß in den Rücken. Der Captain taumelte nach vorne, kam neben Agatha zum Stehen, die ihn anblickte.
„Et tu, mon amour?“, fragte er und seine XO zuckte mit den Schultern: „Traceless ist einfach gut. Wir wissen es doch. Nicht mal seine Schwester könnte ihren Exfreund von ihrem Bruder unterscheiden, wenn der Bruder wie der Exfreund aussieht. Und das is Famillisch .“
„Ich verstehe“
Cal zuckte mit den Schultern, wandte sich dann an Jill und schaute sie an: „Darf ich mich noch eben von meiner Freundin verabschieden?“
„Keine Tricks.“, sagte die Sicherheitsoffizierin, was Cal zu einem freundlichen Lächeln und einem Kopfschütteln brachte: „Wie werde ich denn?“
Damit trat er auf die hübsche Rothaarige zu, schaute ihr in die Augen und gab ihr einen langen Kuss. Die XO erwiderte dieses Lippenbekenntnis, ehe sie sich von ihm löste und ihm in die Augen sah: „Schatz, geh mit, ehe die Sache hässlich wird.“


Ziva sah zu Agatha herüber und nickte anerkennend. Die Schwächen des Gegners ausspielen, um ihn zu kriegen – nicht schlecht.
Sie trat von der Teleportationsplattform und auf Agatha zu, die nun die Hände hinter dem Rücken verschränkte und hinter Cal hinterherblickte, der gerade abgeführt wurde. .
„Vermutlich war das nicht einfach, oder?“, fragte die Israeli, was durch ein Kopfschütteln der XO bestätigt wurde. Beide Frauen sahen einander in die Augen und Ziva konnte erkennen, dass sich in den Augen Agathas Tränen bildeten.
„Er ist mein Freund.“, erklärte die XO, „Wie soll es für mich einfach sein, ihm zu mißtrauen und jedes Wort auf die Goldwaage zu legen?“
Ziva zuckte mit den Schultern, legte ihr eine Hand auf den linken Arm und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln: „Ich bin sicher, wenn Gibbs den richtigen Cal jagt, dann wird er froh sein, dass Du so schnell geschaltet hast. Und wenn dieser Captain tatsächlich der Echte ist, dann kann man davon ausgehen, dass ihr irgendwann darauf zurückblickt und darüber lacht.“
„Ich weiß, du hast recht, huschte ein kleines, trauriges Lächeln über die attraktiven Züge der Rothaarigen, „und wenn man bedenkt, wie lange wir uns schon kennen – wir haben viele Abenteuer erlebt, auf die wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückblicken können. Er ist ja mehr oder weniger ein Freund der Familie.“
„So gut kennt ihr euch?“, fragte Ziva und Agatha zuckte mit den Schultern, ehe sie zu Tim und Tony blickte: „Warum steht Ihr beiden da eigentlich so rum, wie bestellt und nicht abgeholt?“
Der Halbitaliener schaute zum Romancier, zuckte mit den Schultern und sagte: „Komm, wir gehen, ehe uns Ziva auch betäubt.“
„Da stehst Du doch drauf.“, grinste McGee, was ihm einen bösen Blick und ein „Was war das, Bambino?“ eintrug.

Aufgeben zählte seit jeher zu keiner Charaktereigenschaft, die Leroy Jethro Gibbs für sich verbuchte. Im Gegenteil – wenn er eine Spur hatte, wurde er hartnäckig und verbiss sich in ihr, wenn er keine Spur hatte, hörte er auf sein Bauchgefühl, aber… aufgeben stand definitiv ausser Frage.
Und selbst wenn dieser Typ ihm wieder entkommen war – dieses mal hatte er drei Kugeln im Körper Traceless versenkt, es konnte nicht all zu schwer sein, der Blutspur zu folgen. Und als er am Fuß der Treppe, die Traceless heruntergestürzt war, anlangte, stellte er fest, dass die Blutspur schön deutlich zu sehen war. Sehr gut. Von den Blutspritzern, die von der Lache aus Richtung Westausganges der Mall führten, konnte er einige Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand seines Gegners ziehen. Momentan war er sich sicher, dass der Gesuchte schwer verwundet war und eines seiner Beine nicht mehr vollständig belasten konnte. Auch fiel ihm an der Wand neben ihm ein roter Handabdruck auf – sehr wahrscheinlich von einer blutverschmierten Hand.
Mit vorgehaltener Waffe folgte er der Blutspur, bis er sah, dass sie vor einem Aufzug endete.
Es konnte natürlich sein, dass Traceless ihn jetzt sofort hinter der noch geschlossenen Aufzugtür erwartete, entweder in guter Kampfverfassung oder von Blutverlust geschwächt und kollabiert.
Es war allerdings auch möglich, dass der Verbrecher sich in einem der Shops auf der zweiten Etage der Mall versteckte, oder in einem der Büros, die noch ein Stockwerk höher angesiedelt waren. Oder aber er befand sich auf dem Dach.

Die Turbolifttür glitt auf und Jill betrat, energisch schreitend und mit einem selbstbewussten Lächeln auf den vollen Lippen, die Brücke. Sie wandte sich an ihre befehlshabende Offizierin: „Ich melde gehorsamst: Das Subjekt befindet sich in der Arrestzelle. Keine Schwierigkeiten, keine Ausbruchsversuche.“
„Hm“, machte die XO, „Dann melde das mal zu Gibbs. Er soll Cal ausfindig machen und dann zum Navy Yard fahren. Wir holen den Captain dann dort ab und kümmern uns endlich, endlich darum, das Motiv des Mordes an Captain Stone herauszuarbeiten.“
„Alles in Ordnung?“
Jill sah von ihrer Konsole auf und die XO von der Seite an. Diese drehte sich zu Jill um, zuckte mit den Schultern und streckte sich: „Ja – ich bin nur… ich bin nur fertig mit der Welt. Das is alles. Mein Freund ist da unten und wird von Gibbs gejagt, Ginas Bruder hat sich als mein Freund ausgegeben und hätte wer-weiß-was tun können und wir haben einen Mordfall an den Hacken. Alles ein bischen viel.“
„Ich kann dir zur Hand gehen.“, schlug die taktische Offizierin vor, „Ich meine, ich kann dir helfen. Also – wenn du willst.“
Agatha schüttelte den Kopf: „Nein, ich … ich muss das alleine machen.“
„Du bist genau wie dein Freund.“, stellte die Blonde fest, „Ihr seid beide gleich stur. Warum denn auch Hilfe annehmen, hm?“
Seufzend lehnte sich die XO wieder in ihren Sessel zurück: „Ich nehme an – Hilfe ersuchen kommt für mich nicht in Frage. Habe ich nie. Ich hab immer alles alleine gemacht.“
Damit blickte sie ihre Freundin an, stand auf und ging zu ihr herüber: „Und irgendwie vermisse ich das.“
„Was?“, fragte Jill, „Du vermisst… was? Deine Kindheit? Deine Jugend? Liebelein, es tut mir leid, es dir so knallhart sagen zu müssen, aber – da kann ich nicht mitreden. Über deine Kindheit und Jugend hast Du immer ein großes Geheimnis gemacht. Ich weiß so gut wie gar nichts über dich, bevor du zur Academy kamst.“
„Kann es sein, dass es dich als Sicherheitsoffizierin fuchst, dass Du nicht weißt, wer der zweite Kommandant des Schiffes ist?“, ließ nun Agatha eine Frage erklingen, in die sie ein charmantes, gewitztes Lächeln einflocht.
Jill betrachtete ihre Freundin kurz, zuckte dann mit den Schultern und meinte: „Kann sein. Ich meine – was ist deine Lieblingsfarbe?“
Die XO überlegte kurz, schenkte ihr ein geheimisvolles Lächeln und flüsterte ihr die Antwort ins Ohr.
„Aber pssst.“, machte sie, nachdem sie sich normal neben Jill positioniert hatte, „Das weiß niemand. Nicht einmal Cal.“
Jill nickte und legte sich eine Hand auf die Brust: „Ich werde das Geheimnis in meinem Herzen verwahren.“
Ein Räuspern von der Navigationskonsole ließ die beiden Frauen Alex verwundert anschauen, der amüsiert dreinblickte: „Meint Ihr beiden Grazien nicht, dass Ihr für eine ordinäre Sache wie ‚Meine Lieblingsfarbe’ ein wenig zu sehr auf Mission: Impossible macht?“
Agatha lächelte ihm zu: „Vielleicht – vielleicht auch nicht.“
Damit klopfte sie der taktischen Offizierin auf die Schulter: „Und jetzt gib Gibbs bescheid.“
„Mach ich.“

Weder die Boulettenbraterei aus Illinois, noch das Jeans-Fachgeschäft waren der Aufenthaltsort Traceless gewesen. Das hatte Gibbs festgestellt, nachdem er der Blutspur gefolgt war. Sie führte zu einem Treppenhaus und der Special Agent war sich sicher, dass er bald Traceless haben würde. Gibbs näherte sich langsam der Tür, griff nach dem Griff und …

Die Tür flog auf.
Traceless, immer noch mit dem Gesicht von Cal, warf sich Gibbs entgegen und der NCIS-Agent brauchte ihn nicht einmal näher herankommen zu lassen. Er drückte ab. Wieder drangen die Kugeln in den Körper des Verbrechers ein, der zu Boden taumelte und liegenblieb.
Mit auf Traceless gerichteter Waffe trat Gibbs auf ihn zu, kickte den Phaser ausser Reichweite und griff nach seinem Handy, das in diesem Moment zu klingeln begann. Die Nachricht ließ den Chefermittler ein wenig stutzen, dann schaute er auf den am Boden liegenden Verbrecher, dessen Wunden sich merkwürdigerweise nicht heilten.
„Jill“, setzte Gibbs an, „Ihr habt tatsächlich den Richtigen. Erfasst mein Handysignal und beamt mich sofort, mit eurem Captain, auf die…“
Weiter kam er nicht, denn plötzlich war Cal wieder auf den Beinen, wirkte nicht mehr so angeschlagen wie vorher und schlug dem Chefermittler das Handy aus der Hand, ehe er sich daran machte, fortzulaufen.
Gibbs seufzte. Nahm das denn nie ein Ende?

Wenn es sich bei dem Captain um einen größeren Menschen gehandelt hätte, wäre die Situation bestimmt sogar ein wenig unheimlich gewesen. Der Mann stand hinter einem Kraftfeld, Handschellen fesselten seine Hände vor dem Bauch und ein Grinsen war auf seinem Gesicht zu sehen. Dieses Grinsen erweiterte sich, als er Ziva sah, die den Raum betrat.
„Hi, Ziva.“, sagte er und seine Stimme verriet eine gewisse Unbekümmertheit, „Wie geht’s Tony? Wo ist er?“
Die Israeli bedachte ihn mit einem mißtrauischen Blick. Sie merkte, wie in ihrem Geist, die Frage, ob dies wirklich der Captain, oder doch Traceless war, eine immer prominentere Position einnahm. Sie schaute ihn an, studierte jeden Zentimeter seines Gesichts und fühlte sich an ihre Zeit beim Mossad erinnert, in der sie lediglich anhand Mimik, Gestik und Sprachduktus der befragten Zielperson herausfinden musste, ob sie die Wahrheit sagte, oder nicht.  Und obwohl sie diese Tests hasste, wusste sie um ihren Sinn und immer recht gut in ihnen gewesen.
Die Augen – so war ihnen eingebläut worden – waren der Schlüssel zum Gelingen der Operation. Als „Fenster zur Seele“ konnte man an ihnen am Ehesten ablesen, ob jemand log, wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte und derjenige, den man überprüfen will, nicht geübt darin ist, sein Gesicht unter Kontrolle zu halten. Für solche Menschen gab es dann andere Wahrheitsfindungsmethoden – aber für eine freundliche Unterhaltung, bei der derjenige, der überprüft wurde nicht wusste, dass er überprüft wurde, reichte es durchaus aus.

Calvin Cats Augen jedoch… entweder wusste Traceless, sich zu verstellen, oder aber es war wirklich Cal, denn in diesen Augen fanden sich eine bunt-gemischte Vielzahl an Emotionen, die der Agentin die Identität des Befragten nahezu entgegenschrien. Freude, Sorge, Neugierde, Ironie – all das fand sie vor und hoffte, dass sie nicht allzu falsch lag, als sie zum Kommunikationsterminal ging und sagte: „David an Silverbird? Komm mal bitte in die Arrestzelle.“

Einige Minuten später befanden sich, sowohl Agatha, als auch Jill zusammen mit Tony, McGee und Ziva in der Arrestzelle und schenkten ihre ungeteilte Aufmerksamkeit der hübschen Israeli.
Diese hatte ihnen gerade ihre Überlegungen mitgeteilt und Agatha konnte sich nicht helfen, als sie als ziemlich logisch zu bezeichnen. Schließlich hatte sich das Verhaltensmuster des gejagten Captain mehr oder weniger als das von Traceless herausgestellt. Was bedeutete: Cal befand sich hinter dem Kraftfeld. Sie warf einen Blick zur taktischen Offizierin, der vermutlich die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen und streckte ihre Hand nach dem Kontrollpanel aus, das wenige Sekunden später das Kraftfeld kollabieren ließ. Cal trat vor, streckte die Hände aus, sodass Jill ihn befreien konnte, und blickte von ihr zu seiner Freundin und XO.
„Jetzt gilt es.“, schoss es Agatha durch den Kopf, „Jetzt wird sich zeigen, ob der Cal, den wir hier haben, der Echte ist.“
Diesem Gedanken folgte: „Und wenn dieser hier der Falsche ist, wird er sich garantiert wieder daran machen, das Schiff zu erobern. Dann wissen wir aber, woran wir sind.“
Der Captain trat auf sie zu, blieb allerdings ausserhalb ihres persönlichen Bereiches und lächelte sie schief an: „Sag mal, Schatz, musstest Du da tatsächlich erst Ziva kommen lassen, um mich einwandfrei identifizieren zu können?“
Er zwinkerte: „’N bischen schwach, oder?“
Agatha merkte, wie Zorn ihre Gedanken umwölkte.
„Ach ja?“, sagte sie, „Ich werde dich daran erinnern, wenn er sich das nächste mal meinen Körper aussucht, um ihn zu immitieren.“
Verwundert hob der Kommandant der Dragonfly eine Augenbraue, schaute dann zu Jill, danach wieder zu Agatha und kratzte sich nachdenklich am Kopf: „Sorry, das war vielleicht ein bischen zu vorlaut?“
„Ein bischen?“, fragte seine Freundin und schüttelte den Kopf: „Ich bin durch eine emotionale Vorhölle gegangen, du unsensibler Holzklotz.“
„Das Gefühl kenn ich.“, sagte der Captain und trat näher, „Als Traceless dich im Gang niedergeschossen hat… ich… ich dachte, ich hätte…“
Und dann, so als hätte er komplett vergessen, wo er sich befand, ging er den letzten Schritt auf sie zu und schloss sie in seine Arme, den Kopf gegen ihre Schulter gelehnt.
„Gott“, schluchzte er, „Ich dachte wirklich, ich hätte dich verloren. Ich dachte wirklich, er hätte dich erschossen.“
Dies war ein Novum. Nicht, dass er ihr nicht schon oft gesagt hätte, dass er sich um sie Sorgen mache – aber meistens war es so, dass sie sich gut ihrer eigenen Haut erwehren konnte. Dieses mal war sie jedoch in einen Hinterhalt geraten und – gerade als sie getroffen wurde – hatte sie sich dafür verflucht. Sie benötigte einige Sekunden um sich zu fangen, dann schlang sie ihre Arme um ihn, ließ die Hand sanft über seinen Rücken streichen und gab ihm einen Kuss, den er zärtlich erwiderte und sich weiter an sie schmiegte.

Tony blickte zu dem Liebespaar und wandte sich dann an Ziva, die ihn anblickte.
„Hey, komm nicht auf den Gedanken, mich jetzt auch küssen zu wollen.“, sagte sie mit trockenem Humor in der Stimme. Der Halbitaliener stockte kurz, schaute sie verblüfft an und grinste dann. Sie war einfach … sie war schon klasse, die gute Ziva. Und nach dem Ende dieser Mission würde er sie zum Essen einladen – nicht so, wie er es bis jetzt immer gemacht hatte, mit dem Ziel eine Frau ins Bett zu kriegen, sondern mit dem Ziel, Ziva für sich zu gewinnen. Natürlich wäre er auch nicht abgeneigt, mit ihr zu schlafen, aber es ging ihm hier nicht nur um den körperlichen Aspekt. Obwohl sie so attraktiv wie exotisch war, war es nicht seine Lendenregion, die ihn leitete, sondern das immer schneller schlagende Herz des Agenten.
„Keine Sorge.“, sagte er, „Ich werde mich benehmen.“
Dies brachte Ziva und McGee dazu, den Agenten verblüfft anzusehen. Das bemerkte er allerdings erst nach einigen Nanosekunden, widmete seinen Mitarbeitern dann seine volle Aufmerksamkeit und schaute sie fragend an: „Was ist los?“
„Du willst dich benehmen, Tony?“, fragte Ziva und tastete nach seiner Stirn: „Bist Du krank?“
„Das machst Du doch sonst nie.“, sekundierte McGee, ehe er mit Ziva einen vielsagenden Blick wechselte und der Agentin die Schlusspointe gab. Sie betrachtete den Halbitaliener und lächelte dann: „Das kann nur heißen, dass Du Traceless bist.“
Augenblicklich hatten Cal, Agatha und Jill ihre Phaser gezogen und sie auf Tony gerichtet. Der Captain trat einen Schritt nach vorne und knurrte: „Dann werde ich dich umbringen müssen.“
Und gerade, als Tony überlegte, ob es sinnvoll wäre, entweder abzuhauen oder den Irrtum zu erklären, grinste der Offizier, zwinkerte ihm zu und sagte: „Peng.“
„Sehr witzig.“, murrte Tony und wollte etwas sagen, doch Zivas bezauberndes, hypnotisierendes Lächeln ließ all seine Gedanken verfliegen.

CaptainCalvinCat:

Gibbs hätte nie gedacht, dass ein einziger Mann ausgereicht hätte, um ihn in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. Inzwischen war Traceless aus der Shopping Mall geflohen und war – verfolgt von Gibbs – auf eine der offeneren Straßen gerannt.
In Gedanken konnte der Senior Special Agent wieder nicht umherkommen, dem Verbrecher seinen Respekt zu zollen. Die breite Straße und die große Menschenmenge war definitiv ein großes Plus. Und – das musste man hier auch mal sagen – es war Gibbs unmöglich, seine Waffe abzufeuern. Schließlich musste er dazu die komplette Menschenmenge zwischen sich und Traceless informieren wer sowohl er war, als auch derjenige der gejagt wurde, und spätestens nach dem geschrienen „BUNDESAGENTEN“ war für Gibbs klar, dass die Menschenmenge ihn erst einmal komplett verdattert ansehen würde. Und bis er diesem Konglumerat aus ihm unbekannten Personen erklärt hatte, was er vorhatte und warum er sich so laut identifiziert hatte und eine Waffe bei sich trug – das würde dauern.
So ließ er die Waffe erst einmal stecken und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Wo konnte sich Traceless verstecken?
Eigentlich kam jede Ecke als mögliches Versteck in Frage, aber – so, wie er den kriminellen Verkleidungskünstler einschätzte, war er sich sicher, dass dieser sich einen der höchsten Punkte dieser Gegend aussuchen würde.
Hätte er an seiner Stelle auch gemacht. Von diesem höchsten Punkt hatte man in der Regel einen guten Überblick, stand über den Dingen und war vor allem vor Angriffen von der Seite geschützt, wenn sich der potentielle Angreifer unter ihm befand.Und auf der Straße, auf der er war, gab es nur ein sehr großes Gebäude, das von jedem Ort gesehen werden konnte. Die Zweigstelle der Goliath National Bank.
Praktischerweise strebte die Straße geradewegs auf den kreisrunden Platz zu, auf dem die GNB der weit sichtbare höchste Punkt war. Also mobilisierte Gibbs noch einmal alle Kraftreserven für einen Sprint, der ihn zu eben diesem Gebäude tragen würde.

Die Tür zur Astrometrie glitt auf und Ran Sato fuhr überrascht herum, als plötzlich Calvin Nathan Cat, Agatha Silverbird und Jill Menacer, sowie drei Mitglieder des Teams von der Erde im Raum standen.
Jill deutete auf die große holografische Karte hinter der schlanken Asiatin, die sich immer wieder aktualisierte: „Hatte ich Dir nicht gesagt, dass Du dein Projekt „Catsghost“ in der Nachtschicht erledigen sollst?“
„Ja, schon.“, sagte die Asiatin, „Aber … ich hatte gerade einen sehr guten Lauf, mit den verbesserten Sensoren und… es tut mir leid.“
Damit verneigte sie sich in einem bestimmten Winkel und Cal runzelte die Stirn: „Was ist Projekt ‚Catsghost’ eigentlich nochmal genau?“
Agatha blickte zu ihm, zuckte mit den Schultern und lächelte dann: „Keine Ahnung – aber Du hast es genehmigt. Ich dachte, du wüsstest es.“
„Eigentlich nicht. Ich meine – Gina hatte gesagt, es wäre eine gute Sache, also…“, rechtfertigte sich der Captain, ehe er Ran anschaute: „Aber  ‚Catsghost’ klingt irgendwie – ich weiß auch nicht…“
Die hübsche Asiatin trat auf den Offizier zu, lächelte ihn an und sagte dann, in einem sehr sanften, sehr höflichen Tonfall: „Keine Sorge, Sir. Es ist nur ein kleines Familienprojekt. Ich verspreche Ihnen, es wird die Schiffsfunktionen und die Abläufe nicht beeinträchtigen.“
Cal legte den Kopf schief, so, als ob er überlegen würde, zuckte dann mit den Schultern: „Wenn das so ist…“
Damit wandte er sich an seine XO und schaute sie ratsuchend an. Diese machte eine Handbewegung, als wolle sie sagen „Is dein Schiff, mach Du deine eigenen Fehler“ und verschränkte dann die Arme vor der Brust.
Erneut warf der Captain einen Blick auf den Bildschirm, schaute dann zu Ran und sagte schließlich, mit einer Lockerheit in der Stimme, die verriet, dass es möglich wäre, dass er gar nichts verstanden hatte: „Dann is ja okay. Aber dennoch müssten wir dein kleines Projekt mal kurz abbrechen. Wir brauchen die Sensoren, um wichtige Arbeit zu erledigen.“
„Ich habe verstanden.“, erklärte Ran, wandte sich zur Konsole um und gab einen kurzen Befehl ein: „Ich werde den Suchlauf speichern und danach die Arbeitsstation für Sie frei geben, Captain..“
„Danke, Ran.“, nickte der Kommandant und schaute ihr bei ihrer Arbeit zu: „Aber… vielleicht könntest Du mir wirklich erklären, worum es geht?“
Die Asiatin betätigte eine Taste und wandte ihren Blick dann zum Captain: „Sir… es ist lediglich ein familieninternes Projekt. Ich beobachte die Flugbahnen verschiedener Raumschiffe, die den Planeten Erde über die letzten Jahre und Jahrhunderte angeflogen haben.“
Fasziniert hob Cal beide Augenbrauen: „Und wie machst Du das?“
„Das ist der schwere Teil. Wissen Sie, Sir“, sie beendete das Programm, wandte sich dann voll und ganz dem Captain zu und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, sodass sie fast schon dozierend da stand: „Raumschiffe die in den letzten Wochen in diesem System waren, können wir natürlich durch Ionensignaturen erkennen. Wenn die Besuche ihre Jahrhunderte her sind, ist dies nahezu unmöglich, da diese Ionen recht schnell flüchtig sind.“
„Das ist“, unterbrach McGee die hübsche Asiatin, deren Stimmmelodie ihre Herkunft deutlich verriet, „Wie in ‚Broken Bow’, dem Pilotfilm zu ‚Enterprise’.“
Jill, Agatha, Cal und Ran schauten ein wenig verdattert zum Compterexperten herüber. Dieser bemerkte, was er da gerade gesagt hatte, rollte überlegend mit den Augen und sagte dann: „Die erste Mission der NX-01. Captain Archer hat doch ein Schiff der Suliban in einen Gasriesen verfolgt. Erinnern Sie sich?“
Cal schaute McGee ein wenig schräg an, wandte sich dann an Ran und machte eine wegwerfende Handbewegung: „Bevor Du fragst – anscheinend sind die Geschehnisse der Expeditionen von Archer, Kirk, Picard, Sisko und Janeway den ‚Erdlingen’ durchaus bekannt.“
Damit warf er wieder einen Blick zu McGee, der ein amüsiertes Funkeln in den Augen des Captains zu sehen glaubte: „Die mutigen Abenteuer der USS Dragonfly und ihres heroischen Captains, Calvin Nathan Cat, allerdings werden nirgendwo erwähnt.“
Tim grinste: „Ich könnte mich ja anbieten, über euch eine Fanfiction zu schreiben. Wobei – vielleicht passiert dies ja gerade. Irgendwo auf der Erde? Ein Junge mit viel zu viel Freizeit sitzt vor seinem Laptop und hämmert gerade sinnlose Wortfetzen in die Tastatur.“
„Sinnlos?“, echote Cal, „Die Abenteuer der Dragonfly? Niemals.“
Dann grinste er, wandte sich wieder Ran zu und schaute auf den Bildschirm: „Dann könnten wir damit doch sicherlich auch Raumschiffe ausfindig machen, die in den letzten Tagen über Baltimore geschwebt sind, oder?“
Die Asiatin nickte, nachdem sie kurz überlegt hatte.
„Gut, dann machen wir das.“, riss nun Agatha das Wort an sich und trat neben Cal, ihm eine Hand auf die Schulter legend. Der Captain sah beide – also die Hand und die XO – ein wenig verblüfft an. Sie schenkte ihm einen leicht genervten Blick und wandte sich dann an die Asiatin: „Wir müssen jetzt allerdings ein paar Sachen klären.“
„Oh, kein Problem. Ich hab sowieso Dienstfrei.“, erklärte Ran und wandte sich zur Tür.
Cal schaute ihr kurz hinterher, runzelte verblüfft die Stirn und wandte sich an Jill und Agatha: „Süß – aber extrem merkwürdig. Ist sie immer so?“
„Nein, erst seit wir sie kennen gelernt haben.“, seufzte Agatha trocken und drehte sich nun zu McGee, Ziva und Tony um: „Ihr hättet ruhig etwas sagen können.“
Der Halbitaliener deutete ein wenig verblüfft auf das große Hologramm vor ihnen allen.
„Das ist ja…“

Auf dem Dach des GNB-Gebäudes öffnete sich eine Tür, die das Treppenhaus von jenem Dach trennte. Es war Gibbs klar, dass dies der wahrscheinlich logischste Aufenthaltsort war, wenn man sich versuchen wollte, zu orientieren. Also war es mehr oder weniger logisch, dass sich auch Traceless, sollte er sich einen Überblick verschaffen wollen, genau hier aufhielt.  Und tatsächlich saß, mit den Beinen über dem Abgrund baumelnd, die Gestalt Calvin Nathan Cats dort und starrte in die Ferne. Als Gibbs näher trat, zog der Andere die Beine an, stand auf und drehte sich zu ihm um.
„Interessante Verkleidung, Traceless.“, sagte der Offizier dann und wenn sein Hemd nicht vollkommen rot, von dem ganzen Blut gewesen wäre, hätte Gibbs ihm tatsächlich geglaubt, dass er Cal war.
„Mich legen Sie nicht rein.“, sagte er daher nur und nickte in Richtung des Hemdes.
Traceless – oder besser: Der Mann, von dem Gibbs dachte, dass es Traceless sei – schaute an sich herunter und nickte: „Ja – ich weiß. Das sieht sicherlich ein wenig merkwürdig aus.“
Er zuckte mit den Schultern: „Ich meine, Du wirst wissen, wie das passiert ist, mein Freund und Kupferstecher. Aber – ich tu mal für einen Moment so, als wärest Du tatsächlich der, für den Du dich ausgibst.“
„Und warum tust du das?“, fragte Gibbs.
Traceless zuckte mit den Schultern: „Einer muss in dieser Szene die Exposition übernehmen und unseren Lesern erklären, was los ist.“
Dann räusperte er sich: „Ich tu mal so, als wärest Du Gibbs. Also:“
Er blickte kurz zu Boden, zuckte dann zusammen und sein Kopf ruckte hoch – mit einem gehetzten Gesichtsausdruck. Dann nahm der Mann Gibbs wahr, hob die Hände und sagte, in einem sehr hektisch hervorgepressten Duktus: „Bitte – nicht schießen. Ich… ich bin ich. Ich bin Cal.“
Er deutete auf sein Hemd: „Das? Das ist… das war Traceless. Er… er hat mir ein Serum injiziert. Es… es heilt einen automatisch. Bitte, glauben Sie mir.“
Gibbs blickte sein Gegenüber über den Lauf der Waffe hinweg an und wenn Traceless auch nur halb so gut in der Kunst des sogenannten „Cold readings“ war, also darin, Menschen auf Anhieb zu durchschauen, dann wusste er, dass der Special Agent Traceless kein Wort glaubte.
Erneut änderte sich die Körperhaltung Cals – oder Traceless. Der Mann blickte über die Kante des Daches, hinab in den Abgrund der Straße unter ihnen.
„Das Zeug, dass Du mir gespritzt hast, ist… naja, man kann ihm eine gewisse Coolness nicht absprechen, Tracy-boy.“, sagte er dann, „Ich könnte mich hier vom Gebäude fallen lassen – nachdem das Genick gebrochen ist, heilt alles wieder. Es ist zwar tierisch schmerzhaft, wenn die Knochen wieder in die richtige Richtung gedreht werden, aber – irgendwie isses cool. Deswegen passiert mir auch nichts, wenn du hier wie Gibbs auftrittst und mich über den Haufen knallen willst.“
Der Grauhaarige atmete einmal tief durch und mit einer Stimme, die deutlich verriet, dass er kurz davor war, den legendären „Lethal-Weapon-Satz“ „Ich bin zu alt für diesen Scheiß“ zum Besten zu geben, sagte er: „Ich bin Gibbs, nicht Traceless.“
Der Mann an der Dachkante stockte kurz, runzelte fragend die Stirn und lächelte dann: „Hey, das is ja clever. Sehr clever. Ich meine, ich kann nicht feststellen, ob Du wirklich Gibbs bist, oder  nicht – so gut kenne ich den Special Agent nun auch nicht.“
„Und ich kenne den Captain nicht gut genug, um zu beweisen, dass sie Traceless sind.“, sagte Gibbs und zuckte mit den Schultern: „Klingt nach einer Patt-Situation.“
Sein Gegenüber nickte: „Japp, das tut es wohl.“

„Japp, das ist ein Hologramm von Washington.“, sagte Cal in diesem Moment und ließ seine Finger über die Tastatur der Astrometrie fliegen. Agatha schaute ihn an, und für einen Bruchteil einer Millisekunde war da tatsächlich etwas wie Bewunderung zu erkennen, fand Ziva. Der Captain zuckte mit den Schultern: „Zehn-Finger-Blind-System. Was man gelernt hat, hat man gelernt und kriegt es nie wieder von der Platte. Genau wie Shakespeare.“
Er pausierte, um mit gelangweilter Stimme zu intonieren:  „ Wie ich auch den Wald durchstrich – kein Athener zeigte sich.…“
Ziva wusste erst, dass sie es getan hatte, als sie es getan hatte. Ihre Hand hatte sich sozusagen verselbstständigt und dem Captain mit voller Wucht auf den Hinterkopf geschlagen. Ein lautes Klatschen war zu hören und Cal zu ihr herumgefahren: „Ich glaub, die Tendenz zum Gibbs-en liegt im Team, oder?“
Erneut ein lautes Klatschen, dieses mal drehte sich Cal zu Agatha um: „Oder auch nicht.“
Die XO deutete auf die Tastatur: „Mach hinne. Wir wissen nicht, wo Traceless sich – zusammen mit Gibbs aufhalten könnte.“
„Ja, ich scanne nach dem großen Boss.“, meinte Cal dann noch und hackte weiter auf die Tastatur ein.
Ziva lehnte sich mit dem Rücken gegen die Konsole, mit vor der Brust verschränkten Armen und schaute Cal ins Gesicht, in dem sie tatsächlich Anstrengung und den leisesten Hauch einer Ahnung, was er da tat, vorfand. Irgendwie beruhigte es sie, dass ein Captain eines Raumschiffes tatsächlich eine entfernte Ahnung von seinen Tätigkeiten hat. Das entspannte sie kollosal.
„Sag mal, Cal… wie soll das funktionieren?“
Erneut rasten die Finger des Captains über die Tastatur: „Also – wenn ich das richtig verstanden habe, was mir Scotty und Sam vor ein paar Jahren zu erklären versuchten, dann kann das Raumschiff nach spezifischen DNS-Strängen scannen.“
Agatha nickte und fuhr mit der Erklärung fort: „Natürlich nicht bei Traceless, das wäre ja auch zu schön um wahr zu sein, aber … euren Boss müssten wir finden können, genau so wie wir jeden unserer Vorfahren mit diesem Computer finden könnten – nur eben … nicht den auf den es ankommt.“
„Das wäre ja auch wirklich mal zu schön.“, seufzte Tony und man konnte hören, dass er es definitiv nicht ernst meinte.

Gibbs betrachtete sein Gegenüber über den Lauf seiner Waffe und war bereit, im Zweifelsfall zu schießen.
„Ich hab wichtigere Dinge zu tun, als zu beweisen, dass Sie Traceless sind, Traceless.“, sagte er und seine Waffe ruckte wieder hoch, als sich der Angesprochene ihm zuwandte.
Der Mann, von dem sich Gibbs sicher war, dass es sich dabei um den Verbrecher handelte, hob beide Hände und schaute ihn an – wenngleich ein wenig genervt.
„Meinen Sie wirklich, wenn ich Traceless wäre, würde ich mich von Ihnen quer durch die Stadt jagen lassen? Ich bitte sie. Ich würde schön oben, auf dem Schiff bleiben, von wo ich alles überwachen könnte.“
Damit setzte er sich: „Was ich gerade auch am Liebsten täte.“
Er ließ seine Hände über die Beine gleiten und verzog schmerzverzerrt das Gesicht: „Junge, das gibt einen Muskelkater. Au haua ha.“

Irgendwie erschien Gibbs der Gedanke, dass der Verbrecher, den er jagte, sich über einen Muskelkater beschweren würde, absurd, aber, wenn er im Laufe der letzten Tage eines gelernt hatte, dann war es, einerseits die neue Regel 52 zu befolgen und zum Anderen diesem Kriminellen nicht zu trauen.  Man wusste schließlich nicht, was er sich jetzt wieder ausdachte.
Sein Großvater hatte ihm einmal erzählt, dass er den großen Harry Houdini persönlich getroffen hatte. Dieser wiederum hatte ihm ein Geheimnis anvertraut – die Kunst der Magie besteht zum großen Teil auch aus Ablenkung. Wenn ein Magier seine Zuschauer auffordert, der rechten Hand die volle Aufmerksamkeit zu widmen, dürfte sicher sein, dass er mit der linken Hand seinen Trick vorbereitet.  Mit Traceless war es nicht anders, da war Gibbs sich sicher. Man musste ihn komplett im Auge behalten und immer auf der Hut sein, egal, ob er sich gerade als ein ihm mehr oder weniger unbekannter Starfleetoffizier, oder als Ziva David ausgab. Und auch, wenn er in einer Rolle zum charmanten Plaudern neigte, durfte man sich nicht in falsche Sicherheit lullen lassen.  Und Gibbs wusste, dass – wenn der Mann vor ihm tatsächlich Traceless war – der Verbrecher eine neue Gemeinheit ausbrütete.  Momentan hielt der Special Agent seine Pistole in Anschlag, aber wie lange würde das gut gehen?

Die Finger des Mannes, den Ziva als Captain Cat sah, glitten schnell über die Tastatur und bald hatten sie die Position Gibbs ausfindig gemacht. Schnell zoomte der Captain mit der Holografietechnologie heran und die hübsche Isaraeli konnte sich nicht helfen – es erinnerte sie frappant an die Technologie die heutzutage auf manchen Rechnern zu finden war, und mit der man unter Zuhilfenahme von Suchmaschinen und Satelliten auf ein bestimmtes Gebäude zoomen konnte.
„Na, da haben wir ihn ja.“, stellte Cal fest, zoomte näher und schüttelte den Kopf: „Das is nich zu fassen. Hat sich der Typ immer noch mein Gesicht geklaut?“
„Ich bin sicher, dass der Mann, den Gibbs da unten bedroht, ungefähr das Selbe über Dich sagt, Cal.“, warf Tony in den Raum, was den Captain dazu brachte, ihn verärgert anzusehen: „Deine Freundin hat mich von jeder Schuld befreit.“
„Nicht von jeder“, korrigierte Ziva, „Ich sage auch nicht, dass Du nicht Traceless bist, ich halte es nur für sehr unwahrscheinlich. Dafür sprechen zwei Dinge. Erstens kann ich mich auf meine Menschenkenntnis ziemlich verlassen und zum Anderen wird dieser Cal da gerade von Gibbs bedroht. Und wenn der da wirklich der Echte Cal wäre, hätte sich Gibbs mit ihm längst hochgebeamt und deinen traurigen Allerwertesten in die Krankenstation geprügelt.“
Cal blickte sie verdattert an: „Was is mit meinem Hintern?“
Agatha stöhnte genervt, drehte Cals Kopf zu ihr und sagte: „Warum interessiert es Dich was eine andere Frau über deinen Hintern denkt?“
„Er ist halt auch nur ein Mann.“, grinste Ziva und schaute an Cal vorbei zu Agatha, ihr gut gelaunt zuzwinkernd, „Und – sieh es mal so, damit wissen wir schon mal, dass er wirklich er ist.“
„Das is auch wieder wahr.“, murmelte Agatha und wandte sich an Cal: „Na, zoom näher ran. Wir müssen doch wissen, was da passiert.“
Cal sagte nichts und starrte auf den Bildschirm, was Agatha zum erneuten Augenrollen brachte: „Was ist? Sauer weil ich Dir Befehle gebe? Ich dachte, wir sind ein Team? Fifty Fifty?“
Erneut sagte der Captain nichts.

Sie wusste nicht wieso, aber irgendwie waren all ihre Sinne angespannt. Ziva David merkte, dass sich irgendwas verändert hatte, dass der Raum plötzlich mehr oder weniger einer Falle glich, die im Begriff war, zuzuschnappen. Erst, als sie Agathas Stimme vernahm, die den Captain eine Spur lauter, als normal ansprach, bemerkte sie, dass der Offizier seine Freundin vollkommen zu ignorieren schien und einfach nur auf den Bildschirm starrte. Dann hörte sie das leise Zischen. Er erinnerte sie an Geschenkpapier, das sehr leise zerrissen wurde, oder an das entfernte Summen von Insekten oder an…
Sie warf einen Blick auf die Konsole und stellte fest, dass sich Cal gar nicht mehr bewegte. Stattdessen waren seine Hände auf den Tasten und wurden permanent von kleinen, blauen Blitzen getroffen.
„Das Surren von Elektrizität!“, schoss es ihr durch den Kopf.

„Ich werde eine EM-Ladung an diese Station schicken. Seven wird in Stase fallen, ob sie will, oder nicht.“
Tim McGee erinnerte sich, in dem Moment, in dem er das leise Zischen hörte, an diese Szene aus der Voyager-Folge „Euphorie“, in der eine sogenannte „Telepathische Werfer-Pflanze“ die Crew dazu brachte, Seven auszuschalten. Er erinnerte sich daran, zu sehen, wie blaue Blitze die zierlichen Hände der attraktiven Borg trafen, wie sie verwirrt einen Schritt zurücktaumelte und dann bewusstlos aufs Deck fiel.
So ähnlich passierte es hier. Cal blieb stocksteif stehen, erst als Agatha und Ziva einander zunickten und sich auf den Captain warfen, um ihn von der Konsole zu schubsen, taumelte er nach hinten und sank in sich zusammen.
Die XO war sofort bei ihm, tastete nach seinem Puls und schüttelte ihren Freund: „Schatz? Hey, komm, bleib wach!“
Offenbar waren die Augenlider bleischwer, denn sie schienen dem Captain immer wieder zuzufallen und die Konzentration auf Agathas Stimme war offenbar auch nicht unbedingt ein einfaches Unterfangen.
Er sank weiter zurück, in ihrem sanften Griff, ehe er auf den Holografischen Schirm deutete und etwas murmelte.
Dann erschlaffte er.

Die XO seufzte, stand auf und betätigte ihren Kommunikator, ehe sie langsam und sehr deutlich sagte: „Silverbird an Intrupper? Wir haben hier einen Fall von EM-Stase. Bring doch bitte eine Trage mit.“
„Ich verstehe.“, erklang die samtweiche Stimme der Italienerin aus dem Kommunikator, „Kann ich sonst noch etwas tun?“
„Das erzähle ich dir gleich.“
Damit wandte sie sich an Tim: „Stell Kontakt zu deinem Boss her. Sag ihm, er soll sich darauf vorbereiten, mit Cal an Bord zu beamen.“
„Mit… Cal?“, echote der Computergeek.
Ungeduldig sog Agatha scharf Luft ein, schlug auf ihren Kommunikator – ja, das würde einen blauen Fleck geben – und sagte zwar langsam, deutlich und konzentriert, allerdings mit einem Unterton von Wut und eben jener Ungeduld, die die gerade schon Tim gezeigt hatte: „Silverbird an Transporterraum. Erfassen Sie Special Agent Gibbs und den neben ihm stehenden Mann. Es handelt sich um den Captain.“

Gibbs und der Fremde materialisierten im Transporterraum der Dragonfly und wurden wie Helden begrüßt. Agatha, Ziva, Tony, McGee, Jill, Gina und Abby standen Spalier und salutierten. Der Captain und der Special-Agent schenkten sich einen verwunderten Blick, ehe Cal auf die Waffe, die immer noch auf ihn gerichtet war, schaute: „Hätten Sie nun die Güte, das Ding runter zu nehmen?“
„Offenbar sind Sie von dem Verdacht, Traceless zu sein, freigesprochen, hm?“, fragte der Special Agent dann, und ließ die Waffe sinken.
Der kommandierende Offizier der U.S.S. Dragonfly flächelte den leitenden Chefermittler des „Major Response Teams“ des NCIS an und nickte dann: „Offenbar.“
Sein Lächeln verschwand, er verzog das Gesicht schmerzvoll und ließ sich auf den Boden sinken: „Und das is auch gut so. Meine Beine bringen mich um. Ich glaube – ich kann keinen einzigen Schritt mehr laufen.“
„Keine Sorge.“, lächelte Gina und trat auf ihn zu, einen medizinischen Tricorder in die Hand nehmend, „Da hab ich das Richtige für Dich.“
Während die Ärztin einen Scan über den Körper des Captains laufen ließ, schaute Ziva zu Agatha und flüsterte: „Was hatte Traceless Dir eigentlich gesagt, bevor er ohnmächtig wurde?“
Die XO zuckte mit den Schultern: „Er sagte nur ‚Anführer’.“
Dann wandte sie sich an Ziva: „Aber irgendwie kommt mir das merkwürdig vor. Warum sollte sich Traceless so einfach schnappen lassen und uns mitteilen, wer der wirkliche Captain ist?“
„Macht mich auch ein wenig mißtrauisch.“, murmelte Ziva und schaute sie an: „Cal spielt nicht rein zufällig gern mal Wortspiele?“
„Hin und wieder – wenn ihm ein besonders Gutes einfällt.“, meinte die XO und ging dann an Ziva vorbei auf Gina zu. Die Israeli legte den Kopf schief, stützte ihren Kopf auf die linke Hand und lehnte sich gegen eine Wand. Vermutlich konnte man ihr ansehen, dass sie grübelte. Aber – irgendwas stimmte daran nicht.
Wirklich  - warum sollte Traceless sagen, wo sich der wirkliche Captain aufhielte? Das war komplett sinnlos.
Und – vielleicht war es viel zu sehr um die Ecke gedacht, aber, vielleicht hatte das Wort „Anführer“ ja noch etwas Anderes zu bedeuten?  Vielleicht hatte sie auch nur zu viele Conan-Mangas gelesen, wo die letzten Worte eines Sterbenden immer etwas zu bedeuten hatten. Gut – Traceless war nur bewusstlos, nicht tot, aber, irgendwie hatte sie das Gefühl, als ob sein letztes Wort noch etwas Anderes zu sagen hatte.

Agatha stand neben Gina, die gerade ihre Untersuchung des Captains beendet hatte.
Die Ärztin klappte den Tricorder zu, schaute alarmiert zu Agatha und dann zu Cal, ehe sie sagte: „Was ist mit Dir passiert?“
„Ach so.“, sagte der Kommandant, deutete auf sich und zuckte mit den Schultern: „Traceless hat mir irgend ein Serum verpasst, dass mich selbst heilt. Er hat mir gesagt, dass es meine DNS durcheinanderbringt und deswegen dein Tricorder Schwierigkeiten mit mir haben dürfte.“
Gina blickte zu Agatha, als es plötzlich laut knallte.

Verblüfft fuhr die Menge auseinander und gab den Blick auf Ziva frei, die ihre Pistole gezogen hatte. Rauch stieg aus dem Lauf auf und erneut knallte es.
Agatha merkte, wie ihr Herz aussetzte. Was geschah hier?
Sie drehte sich um, um in die Richtung zu blicken, in die der Schuss gegangen war und sah neben einem roten Fleck auf der Transporterplattform den entsetzten Gesichtsausdruck Cals, der gerade seine blutüberströmte Hand von seiner Brust nahm und sie anstarrte.
Er blickte Ziva an, hauchte ein „Wieso“ und taumelte nach hinten, als wieder ein Schuss fiel. Dieses mal wurde er ins Knie getroffen.
„Ziva!“, schrie Agatha und kam aus ihrer Starre, „Was tust du da?“
„Anführer.“, sagte die hübsche Israeli, zielte erneut auf Cal und schoss, „Dein Schatz spielte ein Wortspiel.“
„Du tötest ihn gerade.“, schrie Agatha und Panik tauchte in ihrer Stimme auf.
Die ehemalige Mossad-Agentin schüttelte den Kopf.
„Dein Schatz liegt in der Krankenstation. Er hier ist Traceless.“
Damit feuerte sie erneut. Die Kugel traf den Bauch des Captains, der nun gegen die Wand der Transporterkammer sackte und an ihr heruntersank. Eine rote Blutspur war zu sehen.
Agatha hatte genug. Sie zog ihren Phaser, richtete ihn auf Ziva und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen: „Ich hoffe, du hast eine glaubwürdige Begründung.“
„Anführer.“, erklärte Ziva und ließ die Waffe sinken, „Anführer – wie in „der, der anführt.“.“
Man konnte förmlich die Glühlampe sehen, die über Agathas Kopf aufleuchtete, als Erkenntnis in ihrem Gesicht auftauchte. Sie drehte sich zu dem blutenden Captain um und zielte auf ihn.
„Agatha, bist Du bescheuert?“, fragte Gina und Agatha grinste: „Das Wort „anführen“  ist ein Teekesselchen. Es bedeutet einerseits ‚leiten’, im Sinne von „Da geht’s lang.“ Man sagte früher aber auch „anführen“, für eine andere Tätigkeit, die wir heute sehr gerne, und etwas vulgärer, als ‚verarschen’, ‚verscheissern’, oder – etwas zivilisierter – ‚vergackeiern’ bezeichnen.“
Damit wandte sie ihren Kopf zu Gina, hielt den blutenden Mann allerdings mit ihren Augen im Blick: „Cal wollte nicht ausdrücken, dass der Mann, der mit Gibbs spricht, unser Anführer wäre – das wär auch ziemlich unlogisch, schließlich kennt Traceless Cals Führungsstil un dweiß, dass er zwar auf dem Papier unser Chef ist, aber wir es hier ein wenig anders Handhaben. Warum sollte Traceless diesen Mann dann als ‚Anführer’ bezeichnen?“
„Stattdessen“, sagte Ziva, „Wollte der Captain mitteilen, dass der Mann, der mit Gibbs spricht, der ‚Anführer’ ist, also der Betrüger.“
„Ist das nicht ein wenig weit hergeholt?“, fragte Gina und Agatha zuckte mit den Schultern: „Eigentlich schon, aber…“
„Cal liest auch gerne Mangas, oder? Ranma, Yu-gi-Oh, Detektiv Conan?“, zählte Ziva auf und nun nickte die XO: „Ja, stimmt. Er ist immer wieder fasziniert, dass Shinichi Kudo immer noch 17 ist.“
„Nun, bei Conan sind ja immer gerne solche kleinen Wortspiele eingebaut. Und warum sollte ein Conan-Fan, wenn er weiß, dass mindestens zwei Fans an Bord sind, nicht versuchen, den Hinweis so zu verklausulieren.“, erklärte die hübsche Israeli dann.
Traceless richtete sich auf.
„Hm, sollte ich ihn unterschätzt haben?“, fragte er und ehe Ziva oder Agatha feuern konnten schmolz die Gestalt in sich zusammen, wie ein Schneemann und floss durch einen Lüftungsschacht.
Verblüfft schauten die Offiziere dem Formwandler hinterher und Gibbs richtete seinen Blick dann auf Ziva: „Na, da können wir ja von Glück reden, dass hier zwei Conan-Fans an Bord sind. Aber – warum hat er nicht einfach gesagt „Ich bin ich“?“
Agatha zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, vielleicht wusste er, dass er bald das Bewusstsein verlieren würde und ein Satz wie ‚Ich bin…“ nicht unbedingt zur Klärung der Situation beitragen würde.“
Damit wandte sie sich an Ziva: „Ich glaube, dass Deine Methode, Traceless von anderen Menschen zu unterscheiden doch recht sinnvoll ist.“
„Das mag ja alles sein.“, meldete sich jetzt Jill zu Wort, „Aber darf ich mal anmerken, dass wir jetzt wieder einen Formwandler haben, der auf der Flucht ist?“
Tony rollte mit den Augen: „Müssen wir ihn jetzt schon wieder suchen?“
Wie zur Antwort piepste die Transporterkonsole. Jill eilte zu ihr, betätigte einige Tasten und schüttelte den Kopf: „Er ist schon wieder weg. Hat sich von einem anderen Transporterraum zur Erde gebeamt.“
„Na, dann beam uns hinterher.“, sagte Gibbs und nickte seinem Team zu. Doch gerade, als es Position bezogen hatte, schüttelte Jill den Kopf: „Ich krieg die Koordinaten nich raus.“
„Aber beim letzten Mal hat das doch geklappt.“, sagte Agatha verständnislos und Gina nickte, ehe sie schmunzelnd zu ihrer Freundin blickte: „Vielleicht hat der Captain da tatsächlich mal Kompetenz bewiesen und uns einen Hinweis hinterlassen.“
Die hübsche XO zuckte mit den Schultern: „Soll ja auch mal vorkommen, dass der Mann nachdenkt.“
Dann wandte sie sich an Jill: „Und du meinst, Tracy-boy ist nun von Bord?“
„Nach den Werten, die ich hier empfange, hat sich jemand von Bord teleportiert und das dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unser Freund und Kupferstecher sein.“, berichtete Jill, schaute dann zu Gibbs und lächelte: „Übrigens, gut gemacht, dass Sie sich nicht haben einwickeln lassen.“
Der Special Agent schaute sie einfach nur an und Jill hatte das Gefühl, nicht ganz feststellen zu können, ob er sich über dieses Lob freute oder nicht. Dann räusperte er sich und sie wusste, dass er sich der Aufmerksamkeit aller im Raum Befindlichen sicher sein konnte.
„Habt Ihr inzwischen die Privates Riker und Troi hochgebeamt?“, fragte er mit einem Hauch von Ungeduld in der Stimme, „Ich meine, Traceless ist hinter ihnen her, oder?“
„Vermutlich.“, sagte Agatha und schaute zu Jill: „Versuch, sie im Transporterfokus zu behalten und dann, wenn sie ins Bett gehen, hochzubeamen.“
„Troi hat eine Frau.“, schoss Tony die Information dazwischen und Agatha nickte: „Gut, dann beam sie auch gleich mit hoch. Wir werden alle drei schlafen schicken und solange hier behalten, bis die Sache ausgestanden ist. Bis dahin werden sie Urlaub nehmen.“
Erneut blickte die hübsche XO zu Jill: „Du veranlasst das, okay?“
„Klaro.“, lächelte die taktische und Sicherheitoffizierin, ehe sie den Raum verließ.

Gina betrat die Krankenstation und lächelte. Der Captain lag immer noch auf dem Bio-Bett, die Gesichtszüge völlig ernst und wie hingestreckt. Es war ihr klar, dass eine EM-Entladung mit anschließender Stasis keine Sache war, die man einfach so abschütteln konnte. Bei Seven of Nine war die Sache dadurch so einfach gewesen, weil sie eine Borg war und dadurch einen höheren Resistenzquotienten, als ein normaler Mensch aufwies. Cal würde noch für ein paar Stunden Kopfschmerzen haben und deswegen erachtete sie es als das Beste, ihn noch schlafen zu lassen. Sie betrat ihr Büro und traf die Vorbereitungen für Operation „Sandmännchen“ – also die Betäubung und „Lagerung“ des Privates Riker und des Ehepaares Troi.
Vermutlich würde man sie zunächst mit einem einfachen Anästhetikum betäuben müssen, ehe man ihre genauen Parameter erfuhr, und die Dosis der Schlafmittel genau auf sie abstimmen konnte. Im Grunde war es eine der einfachen Aufgaben, die sie auf der Academy immer mit Links gelöst hatte. Sie hatte schon damals gute Kopfrechenfähigkeiten bewiesen und – wenn man einmal die richtige Formel kannte, war es eigentlich eine einfache und logische Sache.
Das sie dafür nicht unbedingt gemocht wurde, war klar. Irgendwer nannte sie mal „Hermine Granger“, was sie erst verstand, als sie einen Blick in die Harry-Potter-Holodeck-Programme warf.

Das pneumatische Zischen der Eingangstür ließ Gina hochschrecken und sie stand auf. Sie ging in den Behandlungsbereich und seufzte. Cals Krankenbett war leer.

Agatha hatte ihre langen, femininen Beine gerade aus den Schaftstiefeln der Sternenflottenuniform und den Uniformhosen befreit, als der Kommunikator blipste.
„Menacer an Silverbird?“
 Sie rollte mit den Augen, lies sich auf das Bett sinken, winkelte die Beine an und betätigte die Brosche: „Ja, Silverbird hier?“
„Gina hat gerade bescheid gesagt – offenbar ist Cal abgehauen.“
Agatha nahm das Kissen, auf das sie ihren Kopf gebettet hatte, drückte es gegen ihr Gesicht und schrie ihre Wut hinein. Dann nahm sie es von ihrem Kopf und seufzte hörbar: „Ich habe verstanden.“
Und sie konnte sich des Gedankens nicht erwehren, ob der Mann ihr nicht wenistens einmal einen ruhigen Tag gönnen konnte. Musste er jetzt wieder ziellos umherwandeln?
Sie kannte die Nebenwirkungen einer EM-Stasis sehr gut, schließlich hatte sie die Berichte darüber gelesen. Man war desorientiert, benommen, hatte ziemliche Kopfschmerzen und war müde. Einfach nur müde.
Und gerade, als sie einen Befehl geben wollte, glitt die Tür auf, Cal wankte auf sie zu, mit leerem Blick, wie ein Zombie aus diesen schlechten Filmen und krachte neben ihr, Kopf voran, ins Bett.
Ein leises Schnarchen war zu hören. Müdigkeit, Schlafen, das waren die letzten Merkmale einer EM-Stasis. Sie wusste, dass der Captain jetzt mindestens drei Stunden schlafen würde, wenn nicht noch länger.
Agatha betätigte ihren Kommunikator: „Silverbird an Menacer? Cal ist hier. Ich glaube, er schläft sich aus.“
Damit schlüpfte sie aus dem Bett, deckte den Captain zu und ging duschen.

Die komplette Geschichte, wie sie Gibbs geläufig war, mit dem Mord an Stone, den versuchten Morden an seinen Teamkollegen und der Jagd auf Traceless, mit dem Schutz der Privates Riker und Troi und der Frau des letztgenannten, das war eigentlich Stoff für drei Fälle. Aber es gab Tage, an denen kam alles sehr komprimiert. So war es seit Tagen. Er seufzte und ließ sich auf die Couch des Gästequartieres sinken. Jeder des NCIS-Teams hatte die Option, ein eigenes Quartier zu beziehen und  Gibbs hatte diese Option in Anspruch genommen. Tony und Ziva – das erfuhr er aber erst dann – teilten sich ein Quartier, ebenso wie McGee und Abby. Damit war der leitende Chefermittler eigentlich nicht einverstanden gewesen, aber nachdem Jill ihm versichert hatte, dass sich jemand von der Dragonfly gebeamt hatte – und die Schätzungen waren vorsichtig optimistisch, dass dieser jemand Traceless war – hatte der grauhaarige Agent kein Problem mehr damit, dass sich seine Teammitglieder ein Quartier teilten.

Tim und Abby saßen in der schiffseigenen Kantine und gönnten sich ein Abendessen. Es war wirklich verblüffend, was ein Replikator alles herstellen konnte und was für Varianten eines einfachen Rezeptes der Computer kannte. Allein schon die Variationen eines einfachen Hamburgers reichten in den 10.000er Bereich. McGee wäre verblüfft gewesen, wenn er sich nicht in einer angeregten Konversation befunden hätte. Er und Abby diskutierten über das Für und Wider der ersten Direktive, jener Richtlinie, die die Einmischung in Belange einer Prä-Warp-Zivilisation verbot. Und die erste Temporale Direktive untersagte es, sich in vergangene Geschehnisse einzumischen.

Die Diskussion hatte damit begonnen, dass sich Tim einen Hamburger bestellt hatte und, als er sich zu Abby gesetzt hatte, hatte diese ihn angesehen und gefragt: „Meinst Du, Cal und Agatha kriegen Ärger?“
Gerade waren sie dabei die Argumente abzuarbeiten die gegen eine Einmischung in vergangene Geschehnisse sprachen, als die Tür aufglitt und Sam Carter hereinkam. Sie lächelte und trat näher: „Kann ich mich setzen?“
„Natürlich.“, nickte Abby und schaute sie an, „Was meinen Sie? Ist die Anwesenheit der Dragonfly in diesem Zeitrahmen ein Verstoß gegen die erste temporale Direktive?“
Sams Augen verengten sich kurz nachdenklich zu Schlitzen, als sie schluckte und dann wieder lächelte: „Eine Debatte über Temporalrecht beim Abendessen? Harter Stoff.“
Abby zuckte mit den Schultern: „Ich weiß, aber … die Frage muss gestellt werden.“
„Ja“, stimmte Sam zu, legte beide Hände auf den Tisch und begann dann, mit ihnen zu gestikulieren: „Also – ich weiß nicht. Wäre die Dragonfly hier, wenn es nicht einen guten Grund gäbe?“
„Verraten Sie es uns.“, sagte McGee und bedachte sie mit einem neugierigen Blick. Erneut lächelte sie ihr wunderschönes 10.000 Watt Carter-Lächeln, ehe sie den Romancier in den Blick nahm: „Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Als sie das erste Mal in dieser Zeit aufgetaucht ist, wollte ihr Captain verhindern, dass eine Allianz der Borg und der Goa’uld die Erde angriff.“
Die Überaschung auf Tims Gesicht war deutlich zu erkennen.
„Eine Allianz der Borg und der Goa’uld?“
„Ja“, nickte Sam, „Die Goa’uld Hathor hatte sich im Jahr 1998 mit der Borg-Königin zusammengetan, und versucht, die Erde zu übernehmen. Dies versuchten, zwei Raumschiffe der Sternenflotte zu verhindern – die Dragonfly und die Voyager.“
„Oh, jetzt legen Sie uns rein.“, lächelte die schöne Forensikerin und schaute Colonel Carter mit Unglauben in den Augen an. Es war ungefähr so, als würden Kinder der Mutter zuhören, wie sie ein Märchen erzählte.
Sam schüttelte den Kopf: „Nein, nein – wirklich. Fragt Cal oder Agatha, wenn ihr sie seht. Fragt sie nach der Hathor-Mission. Das war noch, bevor wir mit diesem freundlichen Verbrecher in Kontakt kamen, der Traceless heißt.“
Und wieder konnten die strahlend blauen Augen der Astrophysikerin sehen, wie die Forensikerin und der Computerexperte in wortloses Staunen ausbrachen. Ein weiteres Lächeln legte sich über ihre vollen Lippen und sie begann, zu erzählen.

Es war wie in einem schlechten Scherz. Tony und Ziva befanden sich in ihrem Gästequartier, hatten sich ihrer Kleidung entledigt und standen nun, wie das höhere Wesen, an das sie glaubten, sie geschaffen hatte voreinander und wollten es sich gerade unter der Dusche gemütlich machen, als Ziva bemerkte, dass aus dem Duschkopf kein Wasser kam.
Stattdessen war seit knapp 5 Minuten, seit Ziva unglaublich anmutig und gelenkig aus dem Slip gestiegen war, ein sehr komisches Geräusch zu hören. Irgendwie hatte die hübsche Israeli ein ungutes Gefühl – vielleicht erinnerte sie sich auch nur an die Sache mit Cal in der stellaren Kartographie und vielleicht war es auch nicht so schlimm – aber sie konnte sich nicht helfen: Bewusstlos in der Dusche gefunden zu werden, nackt, neben einem nicht weniger ohnmächtigen Tony, war nicht wirklich nach ihrem Gusto.
Also zogen sie sich seufzend wieder an, gingen zum Kommunikatorpanel des Replikators und riefen Agatha.

Agatha Silverbird mochte die sonische Dusche. Sie schaffte es, jede Verspannung durch einen konzentrierten Schallstoß zu lösen und es hatte natürlich auch Vorteile, dass in dieser Dusche kein Wasser verwendet wurde. So konnte man schnell duschen und war dadurch wieder fit und konzentriert. Schnell konnte man wieder in die Uniform steigen und musste keinen Aufwand betreiben, um erst wieder Haut und Haare trocknen zu können. Als sie sich gerade ihrer Kleidung entledigt hatte, meldete sich aus dem Wohnbereich der Kommunikatorenbereich des Replikators. Sie bekam davon jedoch nichts mit, wurde sie doch gerade schallbestrahlt. Was los war, bekam sie auch erst mit, als es im Wohnbereich zu einigen unschönen Wortäußerungen kam. Schnell zog sie sich wieder an, kam nach draußen und sah ein ziemliches Durcheinander. Ziva, Tony und Gibbs standen im Zimmer, einige Einrichtungsgegenstände lagen im Raum verteilt und Cal auf dem Bett, allerdings mit dem Gesicht Richtung Gibbs und ziemlich wach.
„Was ist hier los?“, fragte Agatha verblüfft und sah, dass diese Wortäußerung einen ziemlich eindeutigen Erfolg zeitigte. Cal zog die Beine an, stieß sich vom Bett ab und schoss aus selbigem quer durch den Raum, wo er aufkam, sich abrollte und etwas ergriff.
Agatha seufzte.  Es war ein Phaser, den der Captain gefunden und aufgenommen hatte.

Cal und Gibbs zielten aufeinander.

CaptainCalvinCat:
  Agatha, Cal und Ziva warfen einander einen bestürzten Blick zu, ehe sie kollabierten.

Kurz vorher
Ziva aktivierte den Kommunikationskanal und sagte laut und deutlich den Adressaten, zu dem sie durchgestellt werden wollte. Nach einigen Sekunden erklang eine genervte Stimme: „Wehe, wenn das nicht wirklich wichtig ist. Ich bin gerade mehrfach ausgeknocked worden, Ziva.“
Die hübsche Israeli wandte sich an Tony, der mit den Schultern zuckte.
„Was machst Du denn bei Agatha im Quartier, Cal?“, fragte Ziva, was den Captain zu einem Stoßseufzer animierte und der genervten Frage: „Ich wohne hier?“
Irgendwie klang eine gewisse Feindseligkeit aus den Worten des Captains, eine Feindseligkeit die man von ihm sonst nicht kannte. Ziva schaute Tony in die Augen, suchte dort nach irgendwelchen wichtigen, nennenswerten Erkenntnissen, allein, es stand dort dieselbe Ratlosigkeit geschrieben, die sie auch bei sich vermutete. Es war ja auch nunmal so eine Sache. War Traceless tatsächlich wieder auf die Erde gebeamt oder hatte Tracy den guten Captain nach unten befördert. Und, wie sah es nun aus? War das wirklich Cal oder doch nur der Formwandler Schrägstrich Bösewicht Schrägstrich (und das ließ Ziva innerlich erkennend aufseufzen) der böse Bruder von Gina? Das mit dem bösen Bruder kannte sie nur allzu gut und es würde sie gar nicht mal allzusehr erstaunen, wenn Gina, genau wie sie, Ziva, durch dieselben Verdrängungsphasen gegangen wäre, was die Bösartigkeit ihres Bruders betraf. Sie sah die hübsche Italienerin schon vor sich, wie sie sich auf die Tischplatte des Captains abstützte, ihn mit ihren blauen Augen eiskalt fixierend und sich dann abstieß, um im Büro auf und ab zugehen. Dabei würde sie die Arme in die Luft werfen und immer wieder verkünden, dass diese Information, dass ihr Bruder, Buzz Intrupper, inzwischen böse geworden war, als vollkommen lächerlich zu werten war. Sie wusste es, weil sie selbst vor ein paar Jahren genau dasselbe gemacht hatte. Zwar war es der Schreibtisch ihres Vaters gewesen und es hatte der Beziehung zwischen ihr und Eli nachhaltig geschadet, aber es war vermutlich dasselbe Prinzip gewesen. Und, nach dem was Agatha ihr erzählt hatte, war Gina vorher die Freundin des Captains gewesen. Da konnte man ja drei mal raten, was dieser Beziehung den Todesstoß versetzt hatte. Sie wusste es nur allzu gut, die Freundschaft zwischen ihr und Tony hatte nach dem Tod von Rivkin extrem gelitten.

„Ich hab keine Ahnung.“, sagte Tony in diesem Momen tund schaute die Israeli an, die mit einem „Hm?“ aus ihren Gedanken aufschreckte. Der Halbitaliener schenkte ihr ein freches Lächeln: „Du fragst dich doch sicherlich, ob es wirklich Cal ist, mit dem Du da sprichst.“
„Ist das so unglaublich?“
DiNozzo schaute sie an, sein Lächeln verschwand, er wurde ernst und legte ihr beide Hände auf je eine Schulter. Sein Blick bohrte sich in den ihren, als er den Kopf schüttelte.
„Nein, Ziva. Mir schießen genau die selben Gedanken durch den Kopf. Es ist immer wieder das gleiche, mit diesem Traceless. Wem können wir vertrauen? Wer will uns verraten?“
Sie nickte, streckte eine Hand nach seinem Gesicht aus und streichelte ihm sanft über die Wange.
„Ich weiß nur eines.“, sagte sie dann und lächelte, „Ich kann spüren, dass Du der echte Tony bist.“
Ihre Stimme war ganz sanft, beinahe hypnotisch geworden.

Tony spürte, wie sein Herz raste und beinahe vor Glück zerspringen wollte. Sie … sie war einfach so… so…
„Ziva, ich li…“
Das Schöne an Klischees ist, dass sie in knapp 90 % der Fälle sogar zutreffen. So auch hier. Gerade, als der Halbitaliener mit vor Liebe überschäumendem Herzen das Geständnis aller Geständnisse ablegen wollte, gerade, als er all seine Verteidigungen abgebaut und ihr so die Möglichkeit gegeben hatte, den wahren, den echten Anthony DiNozzo Junior zu erkennen, klingelte es an der Tür.
Und – wie es weiterhin ein schönes Klischee ist – war der Besucher auch noch ziemlich hartnäckig. Das erste Mal konnten Tony und Ziva noch ignorieren, dass es klingelte, aber bereits beim fünften Mal fielen die Beiden aus der siebten Wolke, auf der sie beide bis dahin geschwebt hatten und kamen ziemlich unsanft auf.
„Wehe, wenn das nicht wirklich wichtig ist.“, murmelte Tony, drehte sich um und ging zur Tür.

Der Anblick, der sich Tony bot, entschädigte sofort für die Störung. Zwar stand dort keine wunderschöne Frau vor der Tür, sondern der grauhaarige Special Agent Leroy Jethro Gibbs, aber der Fakt, dass er mindestens genau so genervt dreinblickte, wie sie vor ein paar Minuten, als sie festgestellt hatten, dass kein Wasser aus ihrer Dusche kam, ließ ein kurzes Lächeln über Tonys Gesicht huschen.
„Ein Wort, DiNozzo, und ich lass Dich zur Verkehrswacht im Baltimore PD versetzen.“, knurrte Gibbs und betrat unaufgefordert das Quartier.

Es ist wirklich faszinierend wie manche Geschichtsabläufe einander gleichen können. So auch hier, wenngleich Gibbs keine schöne Frau mit unter die Dusche genommen hatte. Aber auch er hatte festgestellt, dass die Dusche nur komische Geräusche von sich gab, anstatt Wasser auszuspeien und hatte sich erst einmal versucht, mit dem Chefingenieur in Verbindung zu setzen. Dieser war jedoch gerade dabei, irgendwas zu reparieren, von dem Gibbs zähneknirschend zugeben musste, tatsächlich nicht die geringste Ahnung zu haben. Selbst im Büro versuchte er, sich so selten wie möglich mit Technik abzugeben und deligierte die Aufgaben, die damit zu tun hatten, an diejenigen, die sich damit besser auskannten. Das hatte drei Vorteile. Erstens, erschien er, wenn er diese Aufgaben mit einem genervten Gesichtsausdruck an McGee weiterleitete, ziemlich badass – was ein Zusatznutzen war, wenn man das Image als „harter Hund“ pflegen wollte. Und dieses Image konnte nicht schaden.
Zweitens war es wirklich besser, wenn er die Aufgaben an die Leute weiterreichte, die sich damit auskannten, da war – das mussste Gibbs vollkommen wertefrei zugeben – die Fehlerquote geringer und drittens hatte er viel zu viel zu tun, um sich mit einem Aufbaukursus in EDV zu beschäftigen. Dieser moderne High-Tech-Krempel war einfach nicht seine Welt. Dafür die gute, alte Handarbeit – ein Mann und sein Boot. Oder was immer man baute. Handwerkliche Tätigkeiten, Deduktion, logisches Denken – das lag Gibbs und damit konnte er etwas anfangen. Wenn man sich beim Sägen versägte, dann lag es daran, dass die Hand-Augen-Koordination eventuell doch nicht so gut war, oder man sich ein wenig verkalkuliert hatte. Die Logik der analogen Welt verstand er vermutlich sogar besser, als der Rest seines Teams. Die verstanden dafür die Logik der digitalen Welt besser – besonders McGee.
Gibbs konnte sich nicht helfen, er hatte das Gefühl, dieser Blechkasten, mit dem sie in den letzten Jahren förmlich zusammengewachsen waren, hatte irgendwas gegen ihn. Es gab keinen Tag, an dem er ihn nicht mit irgendeinem sinnlosen „Ausnahmefehler“ ärgerte. Oder noch besser – mit einem „unerwarteten Fehler“. Was war das eigentlich für eine Fehlermeldung? Erwartete man die anderen Fehler? Oder was wollte man damit sagen?

Nachdem er sich damit abgefunden hatte, dass seine Dusche anscheinend Musik machte, fragte er sich, ob das Radio – so es denn eines gab – Wasser ausspieh. Und dann hatte er die Nase voll gehabt. Er hatte sich wieder angezogen und war zum Quartier von Tony und Ziva gegangen.

„Unsere Dusche singt auch mehr, als dass da Wasser rauskommt.“, murmelte Tony und seufzte, „Um mal Charlie Chang aus ‚Eine Leiche zum Dessert’`zu zitieren ‚Was ist Bedeutung von dies’.“
Direkt neben ihm stöhnte Ziva auf und ließ sich auf das Bett sinken.
„Wir sind Idioten.“, stellte sie fest und schaute Tony und ihren Chef an: „Wir sind auf einem Schiff der Föderation. Die haben keine Duschen, die Wasser versprühen. Oder – vielleicht nur gegen Aufpreis.“
„Bitte?“, fragte Gibbs und setzte sich mißmutig auf den Fußboden. Er schaute die hübsche Israeli an, die aufstand und ihn und Tony mit verzaubernd-lebhaften Augen anblickte.
„Sonische Duschen – Schallduschen. Die brauchen kein Wasser in der Zukunft.“
„Kein Wasser?“, fragte Tony und schnupperte: „Uhh, das muss nach ein paar Tagen anfangen zu riechen.“
Ziva schüttelte den Kopf: „Keine Ahnung, wie sie das hinkriegen, aber, wenn ich ehrlich bin, will ich gar nicht so genau wissen, wie das mit der Technik der Zukunft en detail funktioniert. Ich meine – nehmen wir den Replikator. Ich will nicht wissen, was die Lasagne, die Du vorhin gegessen hast, Tony, vorher war. Ich will auch gar nicht wissen, ob da überhaupt Nährstoffe drin sind.“
„Allzuviele können es nicht sein, wenn Du dir anschaust, wie die Frauen hier aussehen.“, grinste der Halbitaliener und Ziva schüttelte erneut den Kopf: „Tony, woran Du wieder denkst.“
Tony lächelte sie an – er versuchte dabei, gewinnend auszusehen. Dann räusperte sich der Chefagent, stand auf und schaute die Beiden an.
„Wenn ihr fertig seid, miteinander zu flirten, würde ich jetzt gern mit dem Kapitän dieses Kahns reden. Der wird ja wohl noch auf der Krankenstation liegen.“
„Entweder das, oder er ist in seinem Quartier, zusammen mit Agatha.“

Was nun folgte, konnte man entweder einfach nur Planlosigkeit nennen, oder es auf den Fakt schieben, dass man sich seit Tagen einem Gegner gegenübersah, der die Fähigkeit bewiesen hatte, andere Leute perfekt nachzuahmen. Gibbs begab sich, zusammen mit seinem Team ins Quartier des Captains und verlangte, dass dieser sich identifizierte.
Cal – oder Traceless – schien jedoch noch derart geschafft zu sein, dass er der Aufforderung nicht direkt nachkommen konnte, oder wollte, auf jeden Fall war er, als Agatha aus ihrer sonischen Dusche zurückkam damit beschäftigt, sich Gibbs vom Leib zu halten, der auf ihn zielte. Doch dann hatte sich das Blatt gewendet und auch der Captain – oder Traceless – eine Waffe in der Hand. Er zielte auf Gibbs und Gibbs zielte auf ihn. Ein schöner Mexican-Standoff, der jedoch allzu bald zerstört wurde, dadurch dass Ziva dem Captain den Phaser aus der Hand trat, die Waffe selbst griff und auf den Captain anlegte.
„Erm… ups?“, machte dieser und hob vorsichtig die Hände: „Nicht schießen, ich ergebe mich?“


Es gab Gelegenheiten, die waren Dr. Gina Intrupper einfach zuwider. Ein junges Pärchen mitten in der Nacht aus dem Bett zu beamen, um sie vor einem kriminellen Superhirn zu schützen, gehörte in sofern dazu, dass sie es auch nicht schätzen würde, einem Offizier der Sternenflotte nur in Unterwäsche gegenüberzutreten.  Das Problem war aber, dass man nur in der Nacht diesen Transport unbemerkt durchführen konnte.

Der Transporterchef hatte den Private Riker, sowie PFC Troi und seine Frau die ganze Zeit über beobachtet, zumindest soweit es seine Kompetenzen und der Anstand erlaubten. Er, sowie Gina waren sich sicher, dass Troi und seine Frau die Anwesenheit des jeweils anderen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genossen hatten. Sei es durch eine tatsächliche Vereinigung der Beiden oder aber durch die bloße Nähe, die das Ehepaar in ein behagliches, warmes Gefühl der Sicherheit hüllte.

Weiterhin hatte der Transporterchef eine ungefähre Schätzung der körperlichen Konstitution des Ehepaars und des benachbarten PFCs Riker abgegeben, was eine genauere Dosierung des Anästhetikums, das die drei so lange in Morpheus Armen ruhen lassen würde, bis sie ausser Gefahr waren, ermöglichte. 

Gina wartete in der Krankenstation darauf, dass der Teleport in die drei Biobetten vorgenommen werden würde und nach ein paar Minuten hörte sie das bekannte Singen des Transporters. Tatsächlich, auf dem Biobett am Eingang lag, gerade zu sich kommend, ein Mann, dem man die Ähnlichkeit zu Commander William T. Riker nicht absprechen konnte. Verblüfft blinzelte er die hübsche Ärztin aus blauen Augen an und fragte benebelt: „Wo bin ich?“
Weiter sollte er nicht kommen, denn Gina trat auf ihn zu, lächelte ihn beruhigend an und sagte nur ein „Schlafen Sie.“, ehe sie ihm den Injektor gegen den Nacken presste. Der Effekt trat sofort ein. Rikers Augen rollten nach oben, der komplette Körper erschlaffte und er war binnen Nanosekunden wieder eingeschlafen. Vermutlich – so dachte sich Gina – würde der PFC sich entweder gar nicht an diese Episode erinnern, oder sie für einen verrückten Traum halten. Der Teleport PFC Trois verlief genau so problemlos und hier injizierte Gina dem schlafenden Private das Betäubungsmittel, ehe er überhaupt aus seinem Schlummer erwachen konnte. Bei der als Nächstes an Bord gebeamten Misses Troi sah sie Sache allerdinds schon wieder anders aus.

Gerade, als Gina zu ihr getreten war, um sie ebenfalls wieder schlafen zu schicken, schlug die hübsche Blonde ihre blau-grauen Augen auf, fixierte die Ärztin und war so schnell auf den durchtrainierten Beinen, dass die italienische Ärztin nur verblüfft mit den Augen blinzeln konnte.
„Wo bin ich hier?“, fragte die Frau in ihrem Schlaftop und der Pyjama-Hose, ehe sie ihren schlafenden Mann erkannte.
Mit weit aufgerissenen Augen, in denen nun langsam, aber sicher Wut sichtbar war, schaute sie die blonde Ärztin an: „Was haben Sie mit meinem Mann gemacht?“
Gina atmete tief durch, konzentrierte sich auf ihre medizinische Ausbildung und hielt das Hypospray so, dass sie Misses Troi nicht direkt bedrohte, es allerdings im Zweifelsfall sofort einsetzen konnte.
„Sie brauchen keine Angst zu haben. Ihnen wird nichts geschehen.“
Misses Troi schien davon nicht unbedingt überzeugt. Sie funkelte Gina an: „Ach so – natürlich. Deswegen entführen Sie uns auch aus unseren Betten. Was haben Sie vor? Uns zu analysieren?“
Nun war die Ärztin ein wenig verblüfft: „Wieso… analysieren?“
Misses Troi stieß verächtlich die Luft aus: „Halten Sie wen anders zum Narren. Sie entführen doch seit Jahrzehnten Menschen nachts aus ihren Betten. Ich hätte nur nicht gedacht, dass sie gar nicht so… gar nicht grau sind.“
„Ma’am?“, fragte Gina verdattert und versuchte, mit schief gelegtem Kopf aus den ihr gerade genannten Informationen irgendeinen Sinn zu machen.
„Na… sie sind doch diese Greys, oder?“
„Greys?“, echote die Ärztin, schnippte dann mit den Fingern und lächelte: „Sie meinen die Asgard. Nein, mit denen haben wir nur bedingt etwas zu tun. Wir… sind Forscher, das ist wahr. Aber ich versichere Ihnen, wir sind Menschen, genau wie Sie.“
„Na klar.“, nickte Troi und schien absolut nicht überzeugt zu sein, „Und warum entführen Sie uns dann aus unserem Ehebett?“
Gina atmtete durch. Gut, das konnte jetzt ein wenig kompliziert werden, aber sie würde versuchen, ihr alles so zu erklären, dass es für Misses Troi glaubwürdig war, andererseits aber auch nicht zu viel verriet.
Sie schaute die Blonde aus ihren blauen Augen an und versuchte, ein vertrauenerweckendes Lächeln.
„Dass Sie nur schlafen, würden Sie nicht glauben, oder?“, fragte sie und nickte, als Troi den Kopf schüttelte: „War mir ja auch klar.“
„Ich bin nicht irgendwer, ich bin Diana Troi und ich schreibe für den DC-Chronicle. Und glauben Sie mir, diese Story wird erscheinen.“
„Diana Troi, ja?“, echote Gina und musste lächeln. Manche Sachen waren einfach nur zu komisch. William Troi und Diana Troi – natürlich. Es war klar, dass sich gewisse Variablen so – oder so ähnlich – wiederholen würden, aber dass ein späterer William Riker eine Deanna Troi heiraten würde – das war nur zu komisch.
„Warum lächeln Sie so dämlich?“, zischte Diana Troi und funkelte sie aus grauen Augen an, „Ich kann Sie mit einem einzigen Fingerschnippen erledigen. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, kriegen Sie kein Bein mehr auf den Boden. Lassen Sie mich lieber hier raus, oder ich…“
So langsam, aber sicher ging die hübsche Journalistin der Ärztin auf den Geist. Und wenn man sie nicht mit einem Hypospray ruhigstellen konnte, musste man halt andere Möglichkeiten ergreifen. Hatte Diana da nicht gerade etwas von „Fingerschnippen“ gesagt?
Ein leises, böses Lächeln legte sich auf Ginas volle Lippen. Oh – die Ironie würde sowas von deutlich werden.

Nach ein paar Minuten war die junge Journalistin ganz friedlich. Gina bohrte ihren Blick weiter in die nun immer glasiger werdenden Augen der Frau und fuhr sanft über die Punkte, die sie beim Training mit Agatha perfektioniert hatte. Beruhigend sprach sie die letzten Worte, bei denen sie ihre Stimmmodulation inzwischen in einen hypnotischen Singsang verändert hatte. Dann schnippte sie mit den Fingern und sah, wie Dianas Kopf auf ihre Brust sank.
Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach der hypnotisierten Frau aus, ergriff sie und führte sie zum Bett, sie sanft auf dieses legend und ihr erklärend, was sie gerade vor ihrem inneren Auge sah. Dann – nur um sicher zu gehen – presste sie ihr den Injektor gegen den Hals, was sie Frau schläfrig aufstöhnen und dann komplett erschlaffen lies.
Gina berührte vorsichtig den Kommunikator: „Intrupper an Silverbird?“
„Lass hören.“, erklang Cals Stimme.
„Unsere drei Babys schlafen.“, erklärte sie und runzelte verblüfft die Stirn: „Warum schläfst Du eigentlich nicht?“
„Ich wurde etwas unsanft geweckt.“, hörte sie die amüsierte Stimme des Captains, „Und ich erwarte dich mit deinem Medokoffer in unserem Quariter.“
„Hat sich wer verletzt?“, seufzte die Ärztin und hörte, wie nun auch Cal seufzte: „Ja, ich bin mit dem Kopf gegen – is ja auch egal. Ich hab ne schicke Platzwunde, wenn Du dich mal darum kümmern würdest.“

Kurz vorher
„Erm… ups?“, machte Cal und hob vorsichtig die Hände: „Nicht schießen, ich ergebe mich?“
Dann lies er seinen Blick zwischen Ziva, Tony und Gibbs hin und her sausen und wandte sich schließlich an die gerade aus der sonischen Dusche kommenden Agatha.
„Hey Schatz“,  lächelte der Captain ihr zu, „Wie geht’s denn so?“
„Wäre ich jetzt Commander Offensichtlich würde ich sagen ‚Du bist wach’“, schenkte die XO dem Captain ein Lächeln, dann schaute sie zu ihren Gästen: „Wenn Ihr beim nächsten Mal vorbeikommen wollt, sagt vorher bescheid. Stellt euch mal vor, ich wäre nackt gewesen.“
„Tun wir gerne, Agatha.“, schoss Cal dazwischen, stockte und verpasste sich selbst einen Schlag mit der flachen Hand auf den Hinterkopf, sie anschauend: „Sorry.“
Die XO rollte mit den Augen – dann räusperte sich Gibbs. Das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun, ist aber der präzise Ablauf der Geschichte. Erst rollte Agatha mit den Augen, dann räusperte sich Gibbs.
„Wir haben eigentlich nur zwei Fragen – die erste: Warum singt unsere Dusche. Die haben wir schon beantwortet. Aber die wichtigere ist – wer ist er hier?“
Damit schaute Gibbs über den Lauf seiner Waffe zu Cal, der mit einem „Oh for crying out loud“ seinen Kopf gegen eine Querverstrebung schlug. Dies tat er leider so gründlich, dass er kaum, dass er den Kopf von der Querverstrebung nahm, eine schöne Platzwunde sein eigen nannte. Benommen taumelte er nach hinten, ließ sich auf den Hosenboden nieder und seufzte: „Jack passiert das nie.“

Jetzzeit
Gina fuhr mit dem Hautregenerator über die Platzwunde und schaute den Captain mißbilligend an: „Sowas macht man auch nicht. Das ist schmerzhaft.“
„Da wär ich nie drauf gekommen“, stöhnte der Captain und schaute sie an: „Hast Du nicht noch irgendwelche Schmerzmittel für mich?“
Gina schüttelte den Kopf: „Meine Oma sagte immer: ‚Doof bleibt doof. Da helfen keine Pillen und keine Medizin.’ Ich kann dir also nichts gegen die Schmerzen der Dummheit geben. Aber – ich bin sicher, Agatha kann dir helfen. Frag sie einfach.“
Der Captain schaute sie an, legte überlegend den Kopf schief und dann erhellte sich sein Gesicht: „Du meinst wie in…“
Gina nickte.
„Ich sehe, wir verstehen uns.“
Damit wollte sie gehen, doch Gibbs versperrte ihr den Weg.
„Wir würden gerne erstmal wissen, ob das wirklich Cal ist.“
Die Ärztin zuckte mit den Schultern: „Seine Schläfe blutete. Was wollen Sie noch?“
„Als ich den anderen Cal erschossen habe, hat er auch zunächst geblutet.“, lies sich Ziva vernehmen und der Captain hob verblüfft beide Augenbrauen: „Du hast mich erschossen?“
Die hübsche Israeli zuckte mit den Schultern: „Naja, warst ja nicht du. Zumindest – glaube ich das.“
„Hey“, sagte Cal und wollte gerade aufstehen, als er sich der Querverstrebung, unter der er saß, gewahr wurde. Schnell trat er einen Schritt nach vorne und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
„Ich … woher warst Du sicher, dass ich das nicht war.“
„Du hast den Hinweis doch selbst gegeben.“, lächelte Ziva, „’Anführer’.“
Cal schaute sie verblüfft an: „Sag bloß, der Hinweis kam an.“
„Ich les auch Conan.“, sagte Ziva, mit einem weiteren Lächeln, „Ich dachte, das wüsstest du:“
Der Captain schaute sie an, und sein verwirrter Gesichtsausdruck wich einem strahlenden Lächeln: „Und ich hab schon gedacht, das Ding wär zu schwer zu knacken gewesen. Ich sah mich schon als Traceless-Duplikat in Stasis liegen.“
„Wo Du auch immer noch landen könntest, wenn Du uns nicht endlich erzählst, woran wir feststellen können, dass Du du bist.“
Cal rollte mit den Augen, sah von einem zum Anderen und sagte: „Ich weiß, das ist jetzt der an den Haaren herbeigezogenste Beweis, den man sich vorstellen kann – aber ich werde es mal versuchen.“
Damit lächelte er Ziva an: „Wonder Woman, fessel mich doch in deinem Lasso der Wahrheit.“
Die hübsche Israeli zog die Stirn kraus.
„Seit wann stehst Du auf Fesselspiele?“, fragte sie und Agatha räusperte sich: „Wenn ich da mal dazwischen gehen dürfte? Wonder Woman hat das goldene „Lasso der Wahrheit“, womit man Menschen dazu bringen kann, dass man die Wahrheit sagt.“
„Ah…“, machte Ziva, „Und das soll uns jetzt helfen? Ich meine, vielleicht hat auch Traceless diese Comics gelesen?“
„Nein, hat er nicht.“, sagte Gina und schaute die Israelin an: „Mein Bruder hält Comics für wertlosen Zeitvertreib.“
Damit blickte sie zu Cal: „Zumindest bin ich geneigt, ihm mehr zu glauben.“
„Das freut mich.“, lächelte der Captain und schaute zu Agatha: „Aber noch schöner ist, dass mir meine M.J. glaubt.“
Die hübsche XO schüttelte ihre roten Haare, schaute den Captain an und stemmte eine Hand in die Hüfte: „Und wer sagt Dir, dass ich nicht Traceless bin?“
„Dein hypnotisierendes Funkeln in den Augen, meine Liebste. Das hast nur du. Das kann man nicht duplizieren.“
Damit ging er auf sie zu, schlang seine Arme um ihre Hüfte und schaute sie an: „Und ausserdem, kannst Du nur Agatha sein, weil ich das folgende nie mit einem Mann machen würde.“
Und schon hatte er sie gegriffen und ihr einen Kuss auf den Mund gedrückt.
Als sie sich voneinander lösten, grinste Agatha Cal an, wie eine Katze, die einen Kanarienvogel verschluckt hatte: „Schöne Art der Beweisführung, mein Captain. Aber ich bezweifel, dass das vor Gericht standhalten würde.“

Elegant schwebte das Föderationsraumschiff, dessen rot-blauer Warpantrieb durch die deuterium-graue Hülle einen Eye-Catcher-Charakter hatte, ausserhalb der Möglichkeiten der Erde, die Dragonfly mit ihren Ortungsmethoden zu erfassen. Zwar schmälerten einige Hüllenbrüche nach dem Gefecht mit den Goa’uld und der Explosion in der Arrestzelle das schnittige Aussehen, aber, wenn man die Dragonfly wirklich gedanklich in eine Frau verwandeln wollte, ließen die Schrammen, Kratzer und Wunden, die ihr beigebracht wurden, den Fakt, dass sie immer noch stolz und aufrecht stand, sie zu einer stolzen Kriegerin verwandeln.
Die George Hammond , die inzwischen ebenfalls soweit repariert worden war, dass sie aus eigener Kraft fliegen konnte, schwebte neben ihr und man konnte eine gewisse Aufbruchstimmung spüren.

Sam hatte gerade davon erzählt, wie sie und der Kommandant der Dragonfly sich das erste Mal getroffen hatten. Damals war es ihr verrückt erschienen, ein so junges Personal ins Weltall zu entsenden und dem Wutausbruch des damaligen Colonels O’Neill konnte sie nur aus vollem Herzen zustimmen.

Calvin selbst hörte laut Musik über seinen Walkman und ein Bleistift als Mikrophon benutzend, sang er laut den Refrain mit.
Janeway sah Carter an. „Der ist immer so.“, erklärte sie und man konnte deutlich hören, dass sie ein wenig genervt klang. Die schöne Astrophysikerin wandte sich ihr zu und fragte: „Diese Kinder und Sie anderen. Was machen sie?“

Dazu muss gesagt werden, dass der Begriff „Kinder“ ein etwas dehnbarer Begriff war, denn der Captain war zu diesem Zeitpunkt knappe 17 Jahre alt – zwar immer noch mitten in den Flegeljahren, aber, man konnte sagen, dass er aus dem Gröbsten raus war. Da war allerdings das Verhalten, das selbst die 16 jährige Rothaarige neben ihm, die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lies.


„Wir erforschen das Weltall.“, erklärte Janeway, was O’Neill dazu brachte, sich abrupt zu ihr herumzudrehen. In seinen Augen standen Flammen und Sam, die neben ihm saß, konnte sich nicht helfen – sie gab ihm recht.
„Und dazu benutzen sie Kinder?“, eruptierte der Colonel. Janeway hob beschwichtigend beide Hände: „Wir benutzen sie nicht, sie sind freiwillig in ein Raumschiff gestiegen!“
„Natürlich. Genau wie auf Orban Kinder ‘freiwillig’ zu gehirnlosen Zombies wurden!“
Man konnte dem Colonel anmerken, dass die Sache mit den Orbanern und vor allem der jungen Merrin ihm, knappe zwei Monate nach den Ereignissen, immer noch nahe ging.
 „Nein, Colonel.“, sagte Agatha mit einer sanften, abgeklärten Stimme, „Wir sind tatsächlich freiwillig losgeflogen.“
O’Neill sah ihr in die Augen: „Ja, klar. Wer weiß, was diese Leute mit euch gemacht haben. Eine Prise Nish’ta hatte aus uns damals Sektierer gemacht. Glaub mir, wir kennen uns mit Gedächtnisveränderung aus.“
Cal meldete sich zu Wort. „Was? Sie sind in Kontakt mit einer gehirnmanipulierenden Droge gekommen und konnten sich befreien? Sie müssen alle unglaublich willensstark sein.“, sagte sie.
„Mit der richtigen Technik ist alles möglich!“, konnte sich O’Neill nicht verkneifen.


Sam lächelte Abby und Tim an, die wie gebannt an ihren Lippen hingen. Dann räusperte sich die hübsche Laborgoth: „Aber – hättet ihr nicht völlig aus dem Häuschen sein müssen, wenn da plötzlich ein Föderationsraumschiff auftaucht?“
„Das wären wir wohl gewesen.“, wiegte Sam ihren Kopf mit den verzaubernd-funkelnden blauen Augen hin und her und ihr 1000-Watt-Carter-Lächeln wurde noch intensiver; „Aber wenn man selbst durch so etwas wie ein Stargate geht, kann einen nichts mehr schocken. Und ob ihr es glaubt, oder nicht. Janeway war so klug, uns darauf anzusprechen. Sie ist nicht so, wie SF-Debris sie hinstellt.“
Dieser Satz hatte gesessen, denn Sam konnte erkennen, dass um Tims Mundwinkel ein verräterisches Zucken stattfand und in seinen Augen eine Mischung aus Unglaube und Verwirrtheit miteinander rang.
„Meint Ihr, ich schau mir die Internet-Reviewer-Szene nicht an?“, lächelte Sam, „Natürlich, wenn ich Zeit habe, werfe ich einen Blick darauf.“
Sie nahm einen weiteren Schluck ihres Diät-Drinks, den sie mit den Worten „Der schmeckt einfach besser“ bestellt hatte, ehe sie sich wieder an ihr Publikum wandte: „Wie schon gesagt – Janeway hat uns gefragt, warum wir nicht allzu verblüfft reagierten und Daniel hatte es ihr dann erklärt. Sie kam zum Schluss, dass es die Zeitlinie noch mehr verändern würde, wenn man nun darauf achtete, ob irgendjemand Informationen in die Vergangenheit weiterleitete.“
„Versteh ich nicht.“, meinte eine, sich plötzlich dazusetzende Tara King und schaute Sam an. Diese schenkte ihr ein Lächeln und reichte ihr die Hand: „Tara, schön dass Du es einrichten konntest.“
„Ja und ich will auch nicht hetzen, aber – die Sache mit Bastet hat das SGC in Aufruhr versetzt. General O’Neill bittet darum, dass wir beide bald zu einer Besprechung kommen mögen. Und ich soll Captain Cat entweder alles sagen, oder ja nichts.“
Sam schaute ihre Offizierin an, zwinkerte ihr zu und sagte, mit einem leicht amüsierten Lächeln: „Erzähl es ihm. Ich bin sicher, er wird mit runterkommen wollen.“
„Aber haben wir nicht andere Sorgen?“, meldete sich Tim, „Ich meine, auf der Erde treibt sich dieser Traceless rum, und keiner weiß, was er vor hat, oder wer er ist.“
„Keine Sorge, ich passe auf den Captain und seine XO auf.“, sagte Sam und zwinkerte Tim zu: „Ausserdem bin ich sicher, dass der General auch die Meinung von Ihnen hören will.“
„Jaja“, sagte Abby und wirkte ein wenig ungeduldig: „Aber warum würde es noch mehr Schaden an der Zeitlinie verursachen, wenn von heute auf morgen keine Informationen mehr in die Vergangenheit – also unsere Gegenwart – kommen würden?“
Die hübsche Astrophysikerin lehnte sich zurück und seufzte genießerisch. Es tat so gut, einfach nur mal die letzten Jahre aufzuarbeiten.
„Also – die Kurzfassung: Man musste einen guten Moment abpassen. Das späte zwanzigste Jahrhundert ist so häufig von Zeitreisenden besucht worden, dass die temporale Barriere dort ungefähr so löcherig ist, wie ein schweizer Käse. Ausserdem gibt es dort fünf große parallele Zeitströme.Der eine setzt in den frühen zwanziger Jahren ein. Sagt euch die Star Trek-Episode „City on the edge of forever“ etwas?“
Tim nickte: “Du …”
Sofort bemerkte er, was er da gerade getan hatte, und verstummte Schlagartig, was Sam zu einem glockenhellen Lachen brachte: “Duz mich ruhig. Erstens sind wir alterstechnisch so weit nicht auseinander, zweitens erlaube ich es dir, drittens ist dies eine Fanfiction und daher nicht Canon und viertens würde ich es Dir sogar im Canon erlauben, Tim.“
Der Informatikfachmann schluckte, schaute Sam dann an und holte erneut Luft: „Du meinst also die Folge, in der Kirk und Spock in die Zwanziger reisen um McCoy zu finden?“
„Ja, und wenn sie nicht in die Vergangenheit gereist wären, hätte der gute Doktor eine Frau namens Edith Keeler gerettet, was unschöne Konsequenzen gehabt hätte. Das ist ein paralleler Zeitstrom. Ein weiterer setzt ein paar Jahre später ein – im Krieg. Ihr erinnert euch an die Folge „Sturmfront“?“
„Aus „Enterprise?“, fragte Abby und Sam nickte: „Genau. Das ist der zweite große Zeitstrom. Ein Dritter waren die ‚Eugenischen Kriege’, die eigentlich in den 90ern hätten stattfinden sollen und mit der Verbannung Khan Noonian Singhs von der Erde geendet hätten. Einen Vierten verursachte der Systemlord Ba’al, als er das Schiff, welches das Stargate von Ägypten nach Amerika hätte bringen sollen, versenkte. Ein Fünfter wurde durch den Absturz des Raumschiffes AEON verursacht, das diese Zeitlinie, mit ihrem Computerzeitalter in den 90ern verursachte.“
Der Informatikfachmann blickte die hübsche Astrophysikerin verdattert an, versuchte sich Zahlen und Daten zu merken und damit klar zu kommen – Abby nickte nur verstehend und beugte sich dann vor: „Und wenn man nun noch eine Veränderung vornehmen würde – im ausgehenden zwanzigsten, frühen 21. Jahrhundert würde es zu Komplikationen kommen.“
„Exakt.“, sagte Sam, „Anzeichen davon, was passieren könnte, habt ihr offenbar schon erlebt.“
„Ja, einen Haufen Paralleluniversumsbewohner, die hier auftauchten.“, erklärte Abby, „Aber es war eigentlich ganz lustig.“
„Soso“, lächelte Carter und beugte sich wieder vor: „Ich bin neugierig – wollt ihr es mir erzählen?“
„Gerne.“, sagte Abby und begann.

Es gab Momente, in denen sich Leroy Jethro Gibbs vom Schicksal verfolgt fühlte – oder auf den Arm genommen. Gerade war es Letzteres. Cal hatte sich gerade durch einen alten Trick zu identifizieren versucht und irgenwie gelang dieser sogar, weil selbst er geneigt war, ihm zu glauben. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass Gibbs sich sicher war, dass er sich auf seine Leute verlassen konnte. Er selbst hatte immer ein sehr starkes Bauchgefühl und dieses verriet ihm zwar, dass die Sache nicht ausgestanden war, Traceless aller Wahrscheinlichkeit nach aber nicht mehr an Bord weilte. Dies bedeutete, dass dieser Cal der echte war.
Und gerade, als er beschlossen hatte, diesen Fakt zu aktzeptieren, meldete sich die Türklingel. Mit einem „Herrein“ von Cal und Agatha glitt die Tür beiseite und gab den Blick auf eine junge Brünette, allerhöchstens Anfang zwanzig frei. Sie nickte in die Runde.
„Captain Cat, Commander Silverbird, und die Special Agents Gibbs, David und DiNozzo? Ich darf Sie bitten, sich nach Washington D.C. zu begeben.“, sagte die Frau und salutierte dann: „Lieutenant Tara King meldet sich wie befohlen.“
„Moment mal.“, sagte Tony und schaute die hübsche Brünette verblüfft an: „Wer hat befohlen, dass wir uns da einfinden sollen?“
Tara schaute ihn an und ihr Blick verriet keinerlei großartige Regung: „General Jack O’Neill von Homeworld Security.“
„Tatsächlich?“, grinste Cal breit, „Darf ich mich dann wieder darauf freuen, dass wir mal wieder durchs Gate gehen?“
Die hübsche Brünette schüttelte den Kopf: „Dazu wird es vermutlich nicht kommen, Sir. Aber  Sie werden sich sicherlich auch so auf ein weiteres Gespräch mit dem General freuen.“
„Worauf Sie Gift nehmen können, Lieutenant King.“, sagte der Captain und wandte sich an Agatha: „Wollen wir, Schatz?“
„Lass uns wollen.“, erwiderte sie.
Damit betätigte die attraktive XO ihren Kommunikator, räusperte sich und sagte: „Silverbird an Intrupper. Wir beamen uns gleich zu General O’Neill herunter.“
„Ich verstehe.“, erwiderte die Ärztin, „Habt Ihr eigentlich schon eure Tri-Ox-Impfung erhalten?“
„Tri-Ox?“, echote Cal und hob fragend eine Augenbraue. Ziva tat unbewusst das gleiche, schaute Cal an, dann zu Agatha und plötzlich verstand sie. Natürlich – das war eine logische Schlussfolgerung. Sie wandte sich dem Captain zu und zuckte mit den Schultern: „Ich nehme an, dass die Luft hier dicker ist, als auf der Erde?“
Nuns chaute auch Tony sie überrascht an. Ziva erwiderte seinen Blick, zuckte mit den Schultern und lächelte ihn an.
Sie beugte sich vor, stellte sich auf die Zehenspitzen um den Größenausgleich zu bewerkstelligen und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich erkläre es Dir später, Tony.“

Es war doch eine etwas merkwürdige Situation, als die Tür aufglitt und Tony DiNozzo Tim und Abby sah, die sich mit einer blonden Frau unterhielten, die aussah, als wäre sie eine Zwillingsschwester von Helen Magnus.
„Sam.“, lächelte plötzlich Cal neben ihr und schaute sie an, „Das is doch mal schön, dass Du uns mit nach unten begleitest.“
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Ich musste sowieso runter, da kann ich auch mit euch nach unten beamen.“
„Det is wohl wahr.“, machte der Captain und drehte sich um, als er das pneumatische Zischen der Tür hörte und Gina Intrupper auf ihn zukommen sah.
Die Italienerin lächelte ihn freundlich an: „Keine Panik, es wird nicht weh tun.“
Damit hatte sie ein Hypospray gezogen und Cal den Injektor gegen den Nacken gepresst.
„Au!“, machte dieser, schaute Gina vorwurfsvoll an und fragte: „Hast Du nich gesagt, dass ich nichts merken würde?“
„Nein, ich sagte, es würde nicht wehtun.“, korrigierte die Ärztin ihn, mit einem amüsierten Zwinkern, was der Captain mit einem „Hat es aber“ kommentierte, und damit, dass er sich über die Stelle rieb, die gerade nähere Bekanntschaft mit dem Injektor gemacht hatte.
Tony konnte sich das alles nicht vorstellen. Dieser Mann war -  formal und ganz ohne jegweden bösen Absichten betrachtet – ein Vollidiot. Vermutlich wäre ein Kind noch eher geeignet gewesen, ein Raumschiff zu kommandieren, als er.
Es war einfach nur faszinierend. Dieser Mann trug die Verantwortung für Hunderte von Leben und war mit sowas einfachem und banalem wie einer Spritze überfodert, die…
„AU!“, machte nun auch Tony und schaute die Ärztin verblüfft an.
Okay – es tat tatsächlich weh. Oder besser gesagt: Die Injektion kam sehr überraschend.
Kurz glaubte er, das seine Sicht verschwömme, aber gerade, als er sich an der Konsole festhalten wollte, ging es wieder.
„Was war das?“, fragte er und Ziva, die gerade die Hand von ihrer Stirn nahm, schaute den Agenten an. „Tri-Ox.“, erklärte sie und zuckte mit den Schultern: „Ich glaube, das gehört dazu, damit wir keine unangenehmen Überraschungen auf der Erde erleben.“
„Hoffentlich.“, ließ McGee verlautbaren und schüttelte den Kopf, nachdem Gina ihm die Injektion verabreicht hatte, „Mein Bedarf an Überraschungen ist für heute sowas von gedeckt.“
Und dann passierte etwas, womit eigentlich schon wieder fast jeder gerechnet hatte. Gina ging auf Abby zu, die sie anschaute, auf und ab hüpfte und fragte: „Darf ich mir das selbst injizieren? Das wäre cool.“
Die Ärztin warf einen Blick auf irgendeine Anzeige, nickte dann grinsend und überreichte der hübschen Goth den Injektor. Beinahe erfurchtsvoll betrachtete diese das Gerät, drehte es dann und injizierte sich die letzte Dosis Tri-Ox. Kurz wankte sie, schüttelte den Kopf und schaute McGee an: „Wow, das war cool.“
Dieser schaute sie an und grinste schief: „Cool ist nicht unbedingt das Wort, das ich dafür im Sinn hatte.“

Homeworld Security .
Hier wurden Entscheidungen von globaler Relevanz getroffen, hier wurde die Sicherheit der Erde geplant und verteidigt. Es war wie Will Smith mal über die Men in Black gesungen hatte: „We're your first, last and only line of defence against the worst scum of the universe“
In diesem Fall war der schlimmste Abschaum des Universums eine Rasse von Parasiten, die sich in Menschenkörpern einnisteten, um Götter zu spielen.
Und im Gegensatz zum Hauptquartier der Men in Black aus dem Film, war dies hier ganz bestimmt nicht LaGuardia Airport in New York. Nein, dies war ein eigentlich recht unscheinbar wirkendes Gebäude im Herzen von Washington.
Sam konnte sehen, wie das Gesicht Captain Cats eine gewisse Enttäuschung verriet, aber – was hatte er erwartet? Ein großes Gebäude, das mit leuchtenden Buchstaben darauf hinwies, dass hier die Sicherheit der Erde verteidigt wurde?
Eines ihrer berühmten strahlenden Lächeln umspielte ihre Lippen und Amüsement funkelte in ihren grau-blauen Augen.
„Nicht ganz das, was Du erwartet hattest, oder?“, fragte sie, klopfte dem Offizier mitfühlend auf die Schulter und ging auf den Eingang zu. Hier hatte Sam die Führung.


Gibbs sah weder Sinn noch Nutzen darin, sich ‚vorzudrängeln’. Erstens war es nicht sein Stil, zweitens mochte er es, wenn jemand auf dessen Gebiet führend war oder sich zumindest auskannte – solange er nicht in irgendein sinnloses technologisches Geblabber verfiel, das kaum einer verstand – und drittens musste er zugeben, dass er von den Dingen, die hinter der Tür von Homeworld Security lagen, keinen blassen Schimmer hatte. Und es war eigentlich interessant. Noch vor knapp 3 Wochen hätte er nicht einmal im Traum daran gedacht, dass Raumschiffe, Ausserirdische, Zeitreisende und Formwandler existierten.  Und noch vor 3 Wochen wäre es ihm egal gewesen, was dort draußen, hinter dem Rand des Sternenlichts – oder auch „beyond the rim of the starlight“ - geschah. Wann immer man ihm erzählt hätte, dass jemand von Ausserirdischen entführt worden war, oder dass sich „beyond the rim of the starlight“ Dinge abspielten, die so wundervoll, so erschreckend waren, dass man an seinem eigenen Verstand zweifelte, er hätte diesen Menschen für verrückt erklärt.
Ja – natürlich hatte er, Gibbs, die Mondlandung gesehen und die berühmten Worte von Neil Armstrong inzwischen oft genug gehört. Die Meldung, dass das Shuttle von Captain William ‚Buck’ Rogers in den unendlichen Weiten verschwunden war, hatte er auf dem Weg zum Stützpunkt gehört und anschließend Shannon in die Arme genommen. Auch andere Katastrophen im Zusammenhang mit dem Raumfahrtprogramm hatte er mitbekommen und wäre niemals auf die Idee gekommen, dass all dies irgendwann mal darin gipfeln würde, dass er mit zwei Offizieren einer Sternenflotte, die es offenbar doch gab, obwohl sie fikitiv war, unterwegs wäre, um einen Verbrecher zu fangen. Und dann stand die attraktive Blonde vor ihm und bedeutete ihm, dass man hier seine Waffen konfiszieren würde.

Ziva waren Geheimgesellschaften nicht unbekannt und der Fakt, dass sie durch McGee einige Star-Trek-Folgen gesehen hatte, ließen sie all die Fakten, mit denen sie auf der Dragonfly konfrontiert gewesen war, recht schnell begreifen. Es war einfach nur faszinierend, diese Halle zu sehen, durch die sie gerade schritten.
Sam Carter ging mit der natürlichen Autorität, die ihr innewohnte voran, kannte jeden Winkel und salutierte jedem Soldaten, der ihr entgegen kam, zu. Dann erreichten sie einen großen Konferenzraum, in dem genug Platz war, um sie alle zu beherbergen.
Der Mahagoni-Tisch musste teuer gewesen sein, und sie fragte sich gerade, ob die Steuergelder auch hier hineinflossen. Es würde sie nicht wundern, wenn diese gesamte Geheimgesellschaft, die sich die Präsidenten der USA seit einigen Jahren leistete, nicht auch zum Teil mit der bekannten Lehman-Brothers-Pleite zu tun hatte. Und der beste Weg, Unsummenausgaben zu verschleiern, war tatsächlich, eine Bank für sowas haften zu lassen.
Sie nahm platz und fühlte, wie der Stuhl sich an ihre Körperform anpasste.
Kurz lehnte sie sich zurück, als sich die Tür schloss und Stille einkehrte.

Die Stille legte sich betäubend über die Köpfe der Anwesenden,  wie ein mit Chloroform getränktes Tuch. Zuerst versucht man, sich dagegen zu wehren, aber bald scheint man keine Chance mehr zu haben. So ähnlich war es mit der hier vorherrschenden Stille.
Dann öffnete sich eine weitere Tür, und allein die Lautstärke des Öffnens konnte gut und gerne mit einer Explosion konkurrieren. Als die Tür sich wieder schloss, folgte Ziva dem den Raum betretenden Mann, der in eine blaue Air-Force-Uniform gekleidet war und ein militärisch-zackiges Verhalten an den Tag legte. Doch irgendwas war da – sie konnte es nicht ganz wahrnehmen, aber es fühlte sich so an, als ob dieser Mann die militärische Zackigkeit nur als eine Art Fassade, eine Art Maske trug.
Unbewusst verkrampfte sie sich und Tony schaute sie an.
„Alles in Ordnung?“
Ihr Atem ging schneller, sie hatte das Gefühl, in eine Falle gelaufen zu sein, aber … offenbar war sie die Einzige.
Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein? , dachte sich Ziva und nickte dann Tony zu: „Natürlich, DiNozzo. Warum fragst du?“
Dann wandte sie sich wieder zu dem Mann, der sich nun an den Kopf des Tisches setzte und sie alle der Reihe nach anblickte. Der blonde Schopf Sams, war kurz ihr zugewandt – Zeichen dass sie sich mit dem Mann unterhielt – und auch, wenn sie nicht verstand, was der Mann sagte, signalisierte die Körperhaltung Sams, dass sie zwar aufmerksam, aber eigentlich entspannt war.
„Soso.“, machte der Mann plötzlich und seine braunen Augen schienen jeden in diesem Raum kurz zu durchleuchten. Dann beugte er sich vor und fixierte den Captain, der zwei Plätze neben ihr saß.
„Ich sitze in meinem Büro, denke an nichts Böses und plötzlich werde ich darüber informiert, dass ein Föderationsraumschiff im Orbit schwebt.“, sprach der Mann und warf dem Captain ein ironisches Lächeln zu: „Könntest Du vorher bescheid sagen, wenn Du deine Schrottkiste parkst, Cal?“
Der Captain wandte sich ihm zu. Da Ziva hinter ihm saß, konnte sie das Mimenspiel des Offiziers nicht sehen, aber die Stimme Cals klang amüsiert: „Hey, immerhin sehen wir besser aus, als eure plattgetretenen Zerstörer, Jack.“
Kurz umwölkte irgendwas, was sie nicht ganz erfassen konnte, den Blick des Generals, dann lehnte er sich zurück und betrachtete den Captain und seine XO: „Ihr habt also tatsächlich mal wieder Krieg angezettelt, ja?“
Cal schüttelte verwirrt den Kopf und auch Agatha schien überrascht zu sein.
„Krieg, Jack?“, fragte sie.
General O’Neill lehnte sich wieder vor, die Ellbogen auf den Mahagoni-Tisch gestützt, und schaute die beiden Starfleetoffiziere an. Er nickte ernst.
„Wir haben gerade ein Kommunique von Anise erhalten.“
„Anise?“, echote Cal, „Wie geht’s ihr denn? Trägt sie immer noch so wenig?“
Kurz umspielte ein Lächeln die Gesichtszüge des Colonels, ehe er antwortete:
“ Wie es aussieht, haben einige Tok’ra-Spione bei den Goa’uld erfahren können, dass die Würmchen wieder mobil machen.“
Nun war es an Cal, sich zurückzulehnen. Er schlug sich beide Hände vors Gesicht und stöhnte in sie hinein, was der Stimme einen hohlen Klang gab.
„Oh Gott.“, machte er, nahm dann die Hände wieder vom Gesicht und betrachtete erst Sam, dann Jack: „Gibt es eine Möglichkeit, die ganze Sache…“
Der General nickte: „So wie ich das verstanden habe, ist Dakara – ihr wisst schon, die gewählte Heimatwelt der freien Jaffa-Allianz – der Dreh- und Angelpunkt. Wenn Dakara fällt, haben die Goa’Uld wieder ihre Jaffa-Diener und können in beeindruckender Truppenstärke aufmarschieren.“
Sam beugte sich vor: „Ich kann die George Hammond in einigen Stunden flugbereit haben.“
Jack schüttelte den Kopf: „Negativ. Das dauert zu lange. Die Hammond bleibt für weitere Reparaturen im Trockendock. Wir werden das Gate nehmen.“
„Wir?“, echote Cal und schaute den General fassungslos an: „Jack, hältst Du das für klug?“
„Wann hab ich je das ‚kluge’ getan?“, gab der General eine Gegenfrage.
„Das ist wohl wahr:“, zuckte der Offizier mit den Schultern, „aber…“
Er stockte und schaute seine XO an.
„Hast Du mich gerade getreten?“, fragte er und Agatha deutete nach draußen: „Wenn ich dich mal kurz sprechen dürfte?“
Irgendwas in ihrer Stimme schien keinen Aufschub zu dulden. Sie griff die Hand des Captains und ging.
Was da wohl los war?
Sam und Jack tauschten ebenfalls verwirrte Blicke.
Dann stand Ziva auf: „Wenn Sie mich entschuldigen… wo ist die Toilette?“
„Dritte von links.“, sagte Sam, „Wir warten, bis ihr alle wieder da seid.“

Natürlich musste Ziva nicht wirklich aufs Klo, aber sie war neugierig und wollte wissen, was so wichtig war, das Agatha wieder einschritt. Also folgte sie den beiden Offizieren, langsam, vorsichtig, mit den Schatten des Gebäudes verschmelzend. Dafür war sie trainiert, dafür hatte sie den richtigen Körperbau und die Möglichkeiten, sich zu bewegen. Bald hatte sie einen guten Ort erreicht, von dem sie die Unterhaltung des Captains und der XO mithören konnte.
„… halte das für keine gute Idee, Gathy. Sie haben uns gerettet.“
„Du weißt, dass es keinen anderen Ausweg gibt? In den Geschichtsbüchern steht es so.“, sagte Agatha und man konnte deutlich hören, dass sie mit sich einen Kampf ausfocht, „In den Geschichtsbüchern steht, dass die dritte Schlacht um Dakara die sein wird, bei der SG-1 einen letzten heroischen Kampf abliefert.“
„Wir wissen nicht, ob sie wirklich sterben.“, erklang die Stimme des Captains, aus der Tonnen von Zweifel sprachen, „Und es wäre ein Leichtes, sie zu retten.“
„Ja, aber dann müsstest Du auch in die Vergangenheit, und Captain Stone retten. Du weißt, dass wir das nicht tun können.“, hörte Ziva mit immer schneller werdendem Atem die Stimme Agathas, die nicht glücklich damit klang, was sie gerade tat.
„Agatha – ich will SG-1 nicht ins Verderben schicken.“
Ziva beugte sich aus ihrem Versteck und sah, wie Cal seine Freundin griff und seinen Kopf gegen ihre Schulter barg.
Sie legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken, streichelte ihn und schluckte.
„Ich weiß.“, sagte sie mit brüchiger Stimme, „Ich bin auch kein Fan davon. Aber – es ist so. Es steht so geschrieben. SG-1 stirbt bald.“

Ziva hatte keine Ahnung, wer dieses „SG-1“ war, aber anhand des Faktes, dass ein Ort namens Dakara genannt wurde, und der General diesen Ort gerade eben erwähnt hatte, war es eine sichere Annahme, dass sowohl Jack als auch Sam zu diesem Team gehörten. Und diese Leute wollte Agatha in den Tod schicken?
Als sie realisierte, was sie gerade getan hatte, fragte sich Ziva, wo ihre Motivation gelegen hatte und wieso sie ausgerechnet jetzt eingriff.
Sie kam aus ihrem Versteck hervor, griff sich Cal und Agatha an je einem Arm und zog sie mit sich. Schnell schaute sie sich um, trat die Tür zur nächstbesten Besenkammer auf, schubste zuerst Cal, dann Agatha hinein und betrat schließlich selbst den Raum.
Der Captain rappelte sich auf, schaute Ziva verständnislos an, als sie ihm plötzlich die Beine wegzog und ihm ihren Fuß gegen den Adamsapfel presste.
„Ziva… k… krieg keine Luft.“, keuchte Cal. Die hübsche Israelin schaute ihn mit kaltfunkelnden Augen an, beugte sich vor, griff den Phaser Agathas und zielte auf sie.
„Okay – warum wollt ihr SG 1 sterben lassen.“

Wenn niemand in Besprechungen etwas sagt, neigen diese Veranstaltungen dazu, schnell ziemlich langweilig zu werden. Tony DiNozzo verfluchte sich gerade dafür, nicht irgendwelchen Lesestoff mitgenommen zu haben. Momentan würde er alles lesen -  Readers Digest, ein Wissensmagazin oder den Playboy – Hauptsache war, dass es ihn von der gähnenden Langeweile ablenkte, die gerade im Raum zu spühren war.
Er seufzte, lehnte sich im Sessel zurück und versuchte, wenigstens ein wenig produktiv zu sein.
Mal sehen – was hatte man für einen Fall?
Da war ein Typ – ein hochrangiger Captain – umgelegt worden. Das Schwert, ein Beid- oder auch Bastardhänder wies Fingerabdrücke von drei Petty Officern auf, von denen keiner zur fraglichen Tatzeit in der Nähe des Fundortes der Leiche war. Auch ohne das Eintreffen der beiden Sternenflottenoffiziere war die Sache klar – jemand hatte versucht, die P.O.s Riker, Troi und Turner hereinzulegen. Wozu? Gute Frage.

Die Anwesenheit der Sternenflottenoffiziere machte die Sache noch undurchsichtiger, brachten sie doch tatsächlich mit diesem Typen namens „Traceless“ einen vollkommen neuen Spieler ins Bild. Und dieser Traceless war auch noch in der Lage, sich im wahrsten Sinne des Wortes zu „verflüssigen“, beziehungsweise anderer Leute Gestalt anzunehmen. Wie sollte man da den Überblick behalten? Überhaupt wurde sie Sache durch verschiedene Akteure aus Gegenwart und Zukunft, einem zeitreisenden Ari, der wer-weiß-wohin-verschwunden war und mysteriösen Hintermännern, die das Eq   uipment, den Attentäter vor seinem Tode bewahren zu können und ihn immer wieder in die Nähe Gibbs und Co bringen zu können, irgendwie organisiert hatten, nur noch mehr erschwert -  um nicht zu sagen: Undurchsichtig.
Wo war Traceless und wer waren die Hintermänner hinter dieser ganzen Sache?
Tony überlegte, fand sich aber irgendwie nicht in der Lage, das Rätsel zu lösen.

Das leise Räuspern Sam Carters riss ihn aus seinen Gedanken. Überrascht schaute er zu ihr, die entschuldigend in die Runde lächelte und sagte: „Wenn Sie mich auch kurz entschuldigen möchten?“
Damit schob sie den Stuhl zurück, erhob sich und ging mit anmutigen, beherrschten Bewegungen.

Cals Gesicht hatte inzwischen eine bläuliche Färbung angenommen, aber Zivas Schuhe blieben an Ort und Stelle. Sie schaute ihn immer noch feindseelig an, als Agatha mit einem leichten Räuspern ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Lass es mich Dir erklären.“, sagte sie und erhob sich unter den mißtrauischen Augen Zivas.
Sie nicht aus dem Blick lassend, nahm sie den Fuß von Cals Kehle und platzierte ihn auf der Schulter. Dabei achtete sie darauf, dass sie genug Gewicht auf ihn ausübte, um ihn am Boden zu halten, aber nicht genügend Gewicht, um ihn zu verletzen.
„Okay“, nickte die hübsche Israeli: „Aber keine Tricks.“
„Keine Tricks“, sagte Agatha und schaute sie aus grasgrünen Augen an: „Ich… ich weiß, wie das rüberkommen muss, aber – wir wollen eigentlich auch nicht, dass SG-1 stirbt. Das Problem ist, dass wir diese Ereignisse geschehen lassen müssen.“
Sie machte eine Pause, streckte sich einmal kurz und man konnte ihr ansehen, dass sie kurz damit liebäugelte, Ziva die Waffe zu entreißen. Die Israeli hob die Waffe erneut, verstärkte den Druck auf Cals Schulter, was dieser mit einem schmerzerfüllten Stöhnen quittierte und dann zu Agatha sah.
„Dann erklär mal.“, knirschte er.

Die hübsche Astrophysikerin lenkte ihre Schritte durch die großen Hallen des Gebäudes.
Wo waren Agatha, Cal und Ziva? Dass die hübsche Israeli den dringenden Toilettenbesuch vorgeschoben hatte, war klar und die Begründung mehr als nur ein Feigenblatt. Also musste es etwas sein, das die Drei wirklich betraf. Stellte sich natürlich die Frage, wo die Drei sich befanden.
Sam Carter schaute sich um. Oft genug war sie in diesen Fluren und Korridoren unterwegs gewesen,, man konnte also tatsächlich behaupten, dass sie das Terrain kannte. Aber wenn ihr jemand so einfach entkam – kannte sie es dann tatsächlich? Diese Frage ging ihr nicht aus dem Sinn, als sie aus einer Tür, die deutlich als Besenkammer gekennzeichnet war, ein lautes Geräusch hörte. Aha – da waren sie also.
Sie streckte ihre Hand nach der Klinke aus, drückte sie herunter und…

Cal knirschte mit den Zähnen, als Ziva den Druck verringerte. Die Frau konnte sich denken, dass der Captain Schmerzen hatte und dies tat ihr sogar leid. Allerdings musste sie wissen, was hier los war.
Agatha hob die Stimme.
„Also – Du kennst doch die Logik hinter einem Großvaterparadoxon, oder?“, fragte sie und Ziva nickte: „Natürlich. Ich reise in die Vergangenheit, töte dabei versehentlich meinen Großvater, was bedeutet, dass ich nicht geboren werden kann. Also kann ich auch nicht in die Vergangenheit reisen, weswegen mein Großvater nicht stirbt, weswegen ich wieder geboren werde, in die Vergangenheit reise und…“
Jetzt war es an Agatha zu nicken.
„Aus dem Grund dürfen wir uns in Ereignisse in der Raum-Zeit nicht einmischen.“, erklärte sie.
Ziva räusperte sich: „Aber… habt Ihr die Zeitlinie nicht schon geändert? Dadurch dass ihr uns helft, den Mord an Stone aufzuklären, und so weiter?“
Die hübsche XO wiegte abwägend mit dem Kopf, was Ziva dazu brachte, sich zu fragen, ob Agatha ihr nun die Wahrheit auftischen würde, oder nicht.
„Also – eigentlich ist es so, dass wir den Zeitfluss einhalten müssen. Der Mord an Stone war ja eigentlich auch nicht geplant. Schließlich ist er ein Kontrolloffizier aus der Zukunft.“
„Aber müsste dann nicht sowieso eine neue Zeitlinie begonnen haben, sodass alle Karten neu gemischt wurden?“
Cal richtete seinen Kopf auf und schaute zu Ziva herüber: „Eigentlich hast Du recht, aber wir versuchen ja, die Zeitlinie wieder zu bereinigen.“
Diese Antwort ließ die hübsche ehemalige Mossad-Agentin auflachen, was Agatha und Cal dazu brachte, zuerst sich und dann sie verwundert anzublicken. Irgendwie hatte Ziva das Gefühl, dass in den Augen der beiden Offiziere die Frage stand, ob sie komplett durchgedreht sei.
Also beruhigte sie sich wieder, schaute die Beiden an und sagte: „Entschuldigung, das ich so lachen musste, aber -  wisst ihr, wenn ihr die Zeitlinie bewahren wollt, macht ihr einen echt miesen Job. So viele Logiklöcher und Paradoxien haben sich inzwischen ergeben – das kann man nur noch dadurch klären, das man die kompletten Aufzeichnungen über die letzten Erlebnisse streicht.“
Der Captain schaute sie ernst an: „Eigentlich rechnen wir darauf, dass ihr genau das tut. Ihr sollt alle Aufzeichnungen über Stone, seine Ermordung et cetera löschen und vernichten. Also zumindest den Teil, das er aus der Zukunft kam. Diese Informationen dürfen nicht in die Öffentlichkeit und… darf ich mich wieder aufrichten?“
Ziva nickte und gestattete es dem Offizier.
Dieser rappelte sich hoch. Agatha schaute ihn an, legte den Kopf schief und sanft eine Hand auf seine Schulter: „Alles in Ordnung?“
„Ich werds überleben.“, murmelte der Captain, „hoffentlich.“
Damit wandte er sich an Ziva: „Also. Was die Öffentlichkeit - und damit meine ich alles ausserhalb des Major Response Teams, einschließlich Abby und Ducky -  angeht, ist Captain Stone tatsächlich nur ein einfacher Navy Captain gewesen, seine Frau und seine Sekretärin ebenfalls und Leon Vance ist auch kein Sternenflottenoffizier. Wenn diese Informationen gelöscht werden, dürfte mit der Zeitlinie eigentlich nichts Schlimmes passieren. Und deshalb muss in dieser Zeitlinie alles so ablaufen, wie es normalerweise abgelaufen wäre.“
„Das heißt, SG-1 muss tatsächlich sterben?“, fragte Ziva und Cal nickte: „Ich befürchte es. Und es wäre wirklich sehr wichtig, dass Du es dem Team – und dieses mal schließe ich dein Team mit ein – nicht verrätst.“
Ziva nickte.
„Wenn es so wichtig für die Zeitlinie ist…“
„ist es.“, sagte Agatha und legte der Israeli eine Hand auf die Schulter: „Ich find das auch nicht toll, glaub mir. Ich meine, Sam ist eine gute Freundin und ich würde sie gerne retten, aber … ich kann es nicht. Ich muss sie opfern -  so wie ich jeden opfern würde. Die Dragonfly, Cal, Dich… “
Der Captain schaute sie verblüfft an, deutete dann auf sich und machte: „Miep?“
Dann öffnete sich die Tür, etwas wurde hereingeworfen und die Tür wurde wieder geschlossen. Von einem Augenblick zum Anderen wurde der Raum mit einem sehr süßlichen Geruch gefüllt. Agatha schaute auf das Objekt, das diesen Geruch verbreitete und murmelte: „Gas.“
Agatha, Cal und Ziva warfen einander einen bestürzten Blick zu, ehe sie kollabierten.

CaptainCalvinCat:
Traceless warf die Tasche in den Mülleimer und verschwand in der Menge.



2370 -  In knapp 359 Jahren -   9 Jahre vor Datas Tod

Irgendwie kam er sich übers Ohr gehauen vor. Seine Schwester stand in der Tür, lächelte ihn an und neben ihr stand dieser junge Kerl, mit einem der wohl unverschämtesten Lächeln auf den Lippen, das man sich vorstellen konnte.
„Buzz Intrupper? Darf ich Dir Calvin Nathan Cat vorstellen?“, sagte sie und deutete auf den Typen, „Das is mein Freund.“
Eher Widerwillig griff Buzz die Hand des Typen, der ihn noch unverschämter angrinste, der Gegend einen kurzen Blick schenkte und dann zu Gina sagte: „Schicke Hütte.“
‚Schicke Hütte?!’
Das Haus, in dem diese Szenerie stattfand, stand in Ginas und Buzz’s Geburtsort – Perugia – und gehörte seit Generationen in den Familienbesitz der Intruppers. Wie konnte dieser Typ es wagen, einem so schönen, alterwürdigen Gebäude das Wort ‚Hütte’ beinahe schon despektierlich entgegenzusetzen?
„Sehr erfreut.“
Hoffentlich merkte dieser Cat nicht, dass er es absolut nicht ernst meinte. Am Liebsten würde er ihm den Tiber zeigen – aus nächster Nähe – und ihn erfahren lassen, wie tief der Fluss in Perugia war.
‚Schicke Hütte’. Auf diesem Grundstück hatten sich Schlachten entschieden und war Geschichte geschrieben worden. Dieses Haus hatte miterlebt, wie Italien die Finanzkrise überlebt hatte, wie der dritte Weltkrieg Europa verheert hatte und hatte etlichen Flüchtlingen als Schutz gedient.  Hier war die Familie Popolo seit hunderten von Jahren zu Hause und nicht einmal die Einheirat von Clark Intrupper, Ginas und Buzz’s Großvater, hatte die Einstellung der Intruppers zu diesem Ort verändert. Hier waren sie zu Hause – seit Jahrhunderten.
Und dann kam dieser Typ und sagte „Schicke Hütte“?
‚Wo kommen wir denn da hin?’, schoss es Buzz durch den Kopf, gefolgt von dem Gedanken:’Ach, lass mal – vielleicht berappelt sich der Junge ja noch. Er mag nicht älter als 18 sein. Da ist man noch sehr ungestüm.’
Und ausserdem konnte Buzz, das sah er an dem Funkeln in Ginas Augen – und an dem Funkeln in den Augen des Typen – gegen eine Wand anreden. Die beiden waren offenkundig in einander verliebt und er hatte seine Schwester sehr gern. Er würde nicht zulassen, dass irgendjemand – und ganz besonders nicht er – ihrem Glück im Wege stand.
Und vielleicht war er ja auch gar nicht so verkehrt.
„Sag mal, macht’n dein Bruder so?“, fragte Cal in diesem Moment und Buzz schaute ihn an: „Ich bin Arzt. Doktor um genau zu sein.“
„Doctor Who?“
„Intrupper. Das hatten wir schon.“, erläuterte Buzz und schaute verblüfft mit an, wie Cal sich vor Lachen bog. Gina bedachte ihn mit einem warnenden Blick und schaute dann entschuldigend zu Buzz herüber, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Lachenden schenkte: „Cal, das war nicht witzig. Du kannst nicht bei jedem Arzt diesen ‚Doctor Who’-Gag bringen.“
„Warum nich? Is doch lustig.“
Die Frau rollte mit den Augen, zuckte mit den Schultern und schaute den Typen an: „Schatz, dürfte ich dich bitten, dich in meiner Gegenwart zu benehmen?“
Cal schaute sie an, wiegte kurz mit dem Kopf und nickte dann. „okay.“
Das er dabei nicht noch ein Kaugummi kaute, war schon alles.
Als der Mann, der später Captain sein würde, ging, schauten Brüderchen und Schwesterchen ihm hinterher, sich dann an.
„Und?“, fragte sie, mit einem Lächeln auf den Lippen; „Was sagst Du? Er ist doch…“
„Bescheuert?“
„Ja, aber ich erzieh ihn mir schon.“, sagte sie, gab ihm einen leichten Knuffer in die Seite und machte sich auf den Weg, dem späteren Captain zu folgen.


2374 In knapp 362  Jahren, damit 5  Jahre vor Datas Tod

Buzz Intrupper hielt es für eine nahezu unglaubliche Mitteilung. Die komplette Belegschaft des ‚IntelliMask’-Projektes hatte der Übertragung der neuesten Gefallenenlisten beigewohnt, als plötzlich eine Sonderausgabe der beliebten Nachrichtensendung „Schlaglicht auf die Stadt der Lichter“, live aus Paris, Frankreich, übermittelt wurde.
Wie immer fanden sich die üblichen Polit-Nasen in weich-gepolsterten Sesseln ein, um über das aktuelle Tagesgeschehen zu diskutieren. In der Sendung wurden zwei Themen besprochen. Alle beide waren eigentlich positiv und tatsächlich riss die erste Nachricht (der Dominion-Krieg war vorbei) Buzz aus seiner Lethargie, die er empfunden hatte. Vielleicht war es doch nicht notwendig, diese Maske herzustellen? Man hatte ihm eingeschärft, dass man, wenn man die Formwandler je infiltrieren wollte, weiter gehen musste, als nur eine sich-selbstverändernde Maske zu entwickeln. Man musst eselbst zu einem Formwandler werden. Leider war das Testsubjekt, irgendein Lieutenant Nobody, den niemand vermissen würde, bei dem letzten Scharmützel, das sich die U.S.S. Crazy-Horse mit einem Jem’Hadar-Schiff geliefert hatte, verstorben. Und bevor er von der berühmt-berüchtigten Sektion 31 bestraft wurde, weil er keine Ergebnisse liefern konnte, hatte er sich überlegt, dass es wohl am besten wäre, selbst den Versuch anzutreten. Aber das schien ja nun nicht notwendig.
„Und nun auf der positiven Seite des Tages. Die Föderation hat sich sofort nach dem Ende des Krieges bereit erklärt, sich wieder der Erforschung des Weltalls zu widmen. Den ersten Flug in diese neue Ära übernimmt am morgigen Donnerstag, die U.S.S. Dragonfly NCC-0815-A. Kommandiert wird sie von Captain Calvin Nathan Cat, der…“
Ab da war es Buzz eigentlich egal, was in den Nachrichten gesagt wurde. Dieser Typ, der vor vier Jahren die Ehre des Hauses mit Füßen getreten hatte, wurde nun Kommandant eines Raumschiffes? Wenn das mal kein schlechter Scherz war.
Und wenn man überlegte, was dieser Vollhorst sich dazwischen noch so geleistet hatte – von der Trennung von Gina mal gar nicht zu reden. Er – Buzz – hatte tagelang darauf verwendet, sie dazu zu bringen, endlich zuzugeben, dass sie sauer war.
Sie hatte immer nur behauptet, dass sie es nicht wäre, aber er konnte sich vorstellen, was für eine unbeschreibliche Wut in ihr brodeln musste. In ihr, die doch eigentlich besseres verdient hätte, und die zwei Jahre an diesen Vollidioten verschwendet hatte. Und er würde es diesem Cal schon heimzahlen. Niemand ließ ungestraft seine Schwester fallen und kam mit dem Leben davon. Das hatte er schon damals, als sie noch in die Grundschule gingen, klar gemacht. Jeder, der es auch nur wagte, seiner kleinen Schwester in den Haaren zu ziehen, fand sich mit mindestens einem gebrochenen Nasenbein auf dem Boden wieder. Und das würde auch Cal so ergehen, oh ja.

War es Unfall oder so etwas wie eine unbewusste Reaktion? Buzz wusste es nicht, er wusste nur, dass er sich an einen nicht-gut-einsehbaren Ort schlich und sich das Serum, an dem er gerade gearbeitet hatte, injizierte. Und schon handgestoppte drei Sekunden später bereute er es. Die Schmerzen, die durch seinen Körper pulsten, waren rasend. Er ging in die Knie, wollte schreien, bekam aber keinen Ton heraus. Und dann hörte er eine Stimme in seinem Kopf.
Hallo, Buzz. Wir werden sehr viel Spaß miteinander haben.
Oh ja, das würden sie.



Die drei leblosen Körper, auf die er gerade herabblickte, ließen ihn lächeln. Eigentlich war es ja nur Cal, hinter dem er her war, aber, warum sollte er nicht…
„Jack?“, erklang die Stimme Daniels, der gerade aus der Tür zum Besprechungsraum kam. Verdattert blickte er erst ihn an und warf dann einen Blick zurück in den Besprechungsraum. Und dann hörte Traceless die Stimme des Mannes, dessen Gesicht er da gerade spazieren trug. Keine Sekunde später verließ General Jack O’Neill den Besprechungsraum, schaute sein Gegenüber mit der sehr typischen Verwirrtheit an, die mit dem Blick ins eigene Antlitz, das einem gegenüberstand, eigentlich immer einherging. Und keine Millisekunde später hörte er hinter sich das Geräusch einer entsicherten Baretta. Er brauchte eigentlich keinen Blick über seine Schulter zu werfen, es war logisch, das die Person hinter ihm jemand vom Personal der Homeworld Security sein musste – und er tippte auf Sam.
„Keine Bewegung.“, zischte die Inhaberin der Stimme und Traceless spürte, wie Zufriedenheit seinen Geist durchpulste. Es war tatsächlich Sam Carter. Langsam drehte er sich um, sah, wie sie ausholte und ihm dann die Waffe gegen die Schläfe schlug. Normalerweise hätte dies dafür gesorgt, dass ein Mann seiner Größe und Statur zu Boden getaumelt wäre und das Bewusstsein für mindestens eine Stunde verloren hätte. Er jedoch war nicht normal.

Zwar taumelte er zu Boden und fühlte, wie eine leichte Benommenheit in ihm emporstieg, aber die dunklen Ränder der Ohnmacht, die er schon oft genug gespürt hatte, blieben aus.
Also war er wieder auf den Beinen, lächelte und wollte gerade verschwinden, als er silberheißen Schmerz fühlte, der mit einem lauten Knall einherging.
Verblüfft starrte er Sam an – doch von ihrer Waffe stieg kein Rauch auf. Erneut dieser Schmerz. Er taumelte nach hinten, hatte nun auch O’Neill im Blick, aber auch von dieser Waffe kräuselte sich keine verdächtige Rauchspur. Und dann sah er, wie etwas auf ihn zuraste.
Erneut taumelte er nach hinten, krachte gegen die Wand und rutschte an ihr herunter.
Ziva David kam auf ihn zu, blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute ihn an.
Sie flankierten Cal und Agatha.
„Wieso…“, brachte er hervor und Cal lächelte.


„Captain Cat, Commander Silverbird, und die Special Agents Gibbs, David und DiNozzo? Ich darf Sie bitten, sich nach Washington D.C. zu begeben.“, sagte die Frau und salutierte dann: „Lieutenant Tara King meldet sich wie befohlen.“
„Moment mal.“, sagte Tony und schaute die hübsche Brünette verblüfft an: „Wer hat befohlen, dass wir uns da einfinden sollen?“
Tara schaute ihn an und ihr Blick verriet keinerlei großartige Regung: „General Jack O’Neill von Homeworld Security.“
„Tatsächlich?“, grinste Cal breit, „Darf ich mich dann wieder darauf freuen, dass wir mal wieder durchs Gate gehen?“
Die hübsche Brünette schüttelte den Kopf: „Dazu wird es vermutlich nicht kommen, Sir. Aber  Sie werden sich sicherlich auch so auf ein weiteres Gespräch mit dem General freuen.“
„Worauf Sie Gift nehmen können, Lieutenant King.“, sagte der Captain und wandte sich an Agatha: „Wollen wir, Schatz?“
„Lass uns wollen.“, erwiderte sie.
Damit betätigte die attraktive XO ihren Kommunikator, räusperte sich und sagte: „Silverbird an Intrupper. Wir beamen uns gleich zu General O’Neill herunter.“
„Ich verstehe.“, erwiderte die Ärztin, „Habt Ihr eigentlich schon eure Tri-Ox-Impfung erhalten?“
„Tri-Ox?“, echote Cal und hob fragend eine Augenbraue. Ziva tat unbewusst das gleiche, schaute Cal an, dann zu Agatha und plötzlich verstand sie. Natürlich – das war eine logische Schlussfolgerung. Sie wandte sich dem Captain zu und zuckte mit den Schultern: „Ich nehme an, dass die Luft hier dicker ist, als auf der Erde?“
Nuns chaute auch Tony sie überrascht an. Ziva erwiderte seinen Blick, zuckte mit den Schultern und lächelte ihn an.
Sie beugte sich vor, stellte sich auf die Zehenspitzen um den Größenausgleich zu bewerkstelligen und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich erkläre es Dir später, Tony.“


Der Halbitaliener lehnte sich in seinem Sessel zurück, als von draußen Schüsse zu hören waren. Schnell war er auf den Beinen, taumelte zur Tür und sah gerade noch, wie eine Person, die Jack O’Neill aufs Haar gleichte, an einer Wand herunterrutschte. Und vor ihr stand, in einer Pose, die sie irgendwie cool und sexy erscheinen lies, Ziva David.
Hey, sie erschießt gerade einen Sterne-General!, schoss es Tony durch den Kopf, der sich dann mit einem Schütteln desselbigen korrigierte, Traceless.

„Wieso…“, brachte der Verbrecher hervor und Cal lächelte.Dann wandte er sich an Ziva und schaute sie an: „Woher wusstest Du eigentlich, was meine Chefärztin und meine XO wieder planen?“
Ohne den Verbrecher aus den Augen zu lassen, zuckte sie mit den Schultern und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen: „Tri-Ox. Das ist der selbe Trick, den McCoy seinerzeit bei Kirk verwendet hatte. Damals war es ein Anästhetikum, das den Tod Kirks vortäuschen sollte, hier war es ein Breitbandgegengift.“
„Ich hätte es nicht besser erklären können.“, grinste Agatha, „Ich meine – zwar konnte keiner wissen, ob und was Tracy-Boy hier plant, aber…es war halt alles irgendwie möglich. Und da dachte sich Gina, dass Vorsicht besser wäre, als Nachsicht.“
„Narren.“, spuckte Tracy aus und ehe Ziva reagieren konnte, hatte sich der Verbrecher verflüssigt und verflüchtigt.
Der Captain schaute zu Agatha herüber: „Müssen wir ihn jetzt echt wieder suchen?“
„Wenn Du nicht willst, dass Riker und Troi sterben, dann sollten wir uns auf die Socken machen.“, erwiderte die XO, was den Captain dazu brachte, theatralisch zu seufzen: „Dabei bin ich soooo schwach.“
„Sagt der Mann, der gerade mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht.“, grinste Ziva und schaute ihn an: „Und ausserdem – komm, sei mal ein Anführer und zeige uns, wo er sich versteckt haben könnte, der gute Tracy.“
Cal rollte mit den Augen.

Dr. Daniel Jackson hatte verdammt gute Laune. Gerade eben hatte man ihm mitgeteilt, dass die George Hammond im Orbit schwebte und er sich mit Sam im Hauptquartier der Homeworld Security treffen konnte. Da eine Fahrt von Colorado Springs nach Washington etliche Stunden dauerte, hatte er es sich zur Angewohnheit gemacht, regelmäßig zwei Tage, bevor Sam dem Missionsplan und der Missionsdauer folgend, ankommen würde, in einem der unzähligen Washingtoner Hotels unterzukommen. Das hatte den immensen Vorteil, dass er sich regelmäßig in den Büchereien und anderen kulturellen Glanzlichtern der Hauptstadt der USA verlieren konnte. Heute hatte er schon das Lincoln Memorial besichtigt, mit einigen Besuchern der Stadt gesprochen und erneut einen Abstecher in eines der von ihm häufig frequentierten Schnelllokale hinter sich. Dann hatte man ihn angerufen, ihm erklärt, dass Colonel Carter gerade angekommen wäre und er hatte sich auf den Weg gemacht.
Daher die verdammt gute Laune.

Als Daniel bei Sam angekommen war, wurde er gerade Zeuge, wie eine wabernde Masse, die ihn an einen Gründer aus Star Trek erinnerte, in den Lüftungsschächten verschwand und nahm es mit der stoischen Gelassenheit, die er sich in 15 Jahren Stargate-Center antrainiert hatte. Es war sinnlos, sich über etwas aufzuregen oder zu wundern, erst recht nicht, wenn die Dragonfly im Orbit schwebte.

Er baute sich hinter Sam auf, räusperte sich und überließ seinen Körper der Schwerkraft, denn er wusste, was eine gelernte Soldatin in diesem Fall tat. Tatsächlich überraschte sie ihn jedoch, schlug nicht mit der Hand nach Hinten, um sich dann umzudrehen, sondern trat zu. Dorthin, wo es weh tat.
Das Geräusch war bekannt und Daniel konnte seinen Schmerz glaubhaft machen. Und dennoch lächelte Sam. Sie entschuldigte sich zwar, aber sie lächelte. Das war doch wirklich ein starkes Stück.

Eigentlich war es eine sinnlose Übung und Ziva war geneigt, der allgemeinen, pessimistischen Grundstimmung, die sich gerade im Hauptquartier ausbreitete, durchaus zuzustimmen. Es war schon verstörend. Zwar hatte man Traceless ausgetrickst und ihn mal wieder gestellt, aber – er war entkommen. Mal wieder. Und es störte sie, dass sie ihn zwar so sehr verwunden konnte, dass er sich verflüssigte, er dann aber wieder entkam. Was konnte man machen? Vielleicht einen großen Schwamm holen und Traceless damit aufsaugen?
Sie drehte sich zum Captain und der XO um, holte tief Luft und fuhr sich in einer frustrierten Geste durch die Haare: „Okay, ich will jetzt wissen, was hier gespielt wird.“
Der Blick des Captains war beinahe schon zu unschuldig, sodass die hübsche ehemalige Mossad-Agentin nicht wirklich geneigt war, zu glauben, dass der Mann keine Ahnung hatte. Er wusste genau, was los war.
„Was hat er für Probleme mit euch?“, fragte sie daher und deutete auf die Besenkammer, „Warum hat er versucht uns zu betäuben?“
Ehe Cal antworten konnte, trat Agatha auf sie zu, die Hände in die Hüften gestemmt und sie aus ihren grünen Augen derart unnachgiebig anblickend, dass sie die Willenskraft, die dahintersteckte, deutlich körperlich spüren konnte.

Auch für Tony war dies möglich, und er konnte sich nicht helfen, er musse den Kopf schütteln und grinsen.
„DiNozzo?“, fragte Gibbs und der Halbitaliener zuckte mit den Schultern. Dann deutete er auf die beiden hübschen Frauen, die da einen wortlosen Kampf der Willen ausfochten. Keine der beiden schien geneigt, aufzugeben.
„Es ist nichts, es ist… es ist nur, dass Agatha, als wir sie am Anfang verhört haben, so komplett anders war.“ Und schon begann er, daran zu denken.
 

Im anderen Verhörraum saß die Rothaarige auf einem Stuhl, vor ihr saß, mit einem freundlichen Lächeln Anthony DiNozzo.
Er legte vor ihr die Fotos von Captain Stone auf den Tisch: „Kommt er Ihnen bekannt vor?“
„Nein.“, sagte sie und schaute ihm in die Augen, „Tut er nicht. Wieso?“
„Weil Sie gesehen wurden, wie Sie das Vorzimmer seines Büros betreten hatten.“
„Von wem?“
„Einer Zeugin.“, antwortete DiNozzo und erwiderte ihren Blick. Sie schien kurz über das nachzudenken, was er sagte, legte den Kopf schief und schüttelte dann den Kopf: „Ihre Zeugin lügt.“
„Warum sollte sie?“
Ein Schulternzucken. Das war tatsächlich ihre Antwort, ein einfaches, fast schon gelangweiltes Schulterzucken. Dann blickte sie auf die Fotos von Captain Stone.
„Er ist wirklich tot, ja?“
„Unser Pathologe meint das zumindest. Was sollte er auch sonst sein?“
Nun schaute sie ihn an, verschränkte ihre Arme vor der Brust, verengte ihre Augen zu Schlitzen, ehe sie sagte: „Ich habe schon von Leichen gehört, die gar nicht tot waren. Die stehen einfach auf und gehen.“
Tony lachte. „Klar, wie Zombies, ja? Die Leichen erheben sich aus den Gräbern?“
„Nein“, schüttelte sie den Kopf, „Nicht wie Zombies. Es ist etwas viel Schrecklicheres, und wenn Sie sie gesehen hätten, würde ihnen der kalte Schauer über den Rücken laufen, wenn sie im Radio diesen einen Satz hören. Ich vergesse ihn niemals.“
„Und wie lautet dieser Satz?“, fragte Tony nach und legte den Kopf schief. Sie beugte sich vor, so weit, dass sie sich beinahe berühren konnten. Mit ernstem Blick, der sich durch die Augen tief in Tonys Seele bohrte, wisperte sie: „Widerstand ist zwecklos.“
Der NCIS-Agent schaute die Frau mit angehaltenem Atem an, merkte, dass sie diesen Satz komplett ernst meinte und offenbar daran GLAUBTE, was sie sagte. In ihrem Blick gefangen wand er sich, spürte, wie die unterschwellige Panik, die in diesem Satz innewohnte aus ihr heraus in sein Bewusstsein brandete. Er wollte sich dagegen auflehnen, dagegen kämpfen, er…
Das Klopfen an der Tür ließ Tony kurz zusammenschrecken, ehe er sich wieder fasste. Ziva stand dort, winkte ihn zu sich. Er stand auf und ging zu ihr.

„Ich weiß nicht, wie es mit Deinem ist, aber meine ist komplett verrückt. Sie glaubt tatsächlich, dass Zombies existieren.“, eröffnete DiNozzo, grinste dann schräg: „Aber sie kriegt eine Eins für „Atmosphäre“. Sie hat das wirklich gut verkauft.“
„Meiner ist aber auch ein wenig merkwürdig, Tony. Ich glaube, er hat nicht mehr alle Gläser im Schrank.“
„Tassen, Ziva. Das heißt ‚Tassen im Schrank’.“, korrigierte er sie, was sie dazu brachte, ihn böse anzufunkeln: „Wann wirst Du damit endlich aufhören, Tony?“
Er grinste schuljungenhaft: „Nie, dazu macht es viel zu viel Spaß.“
„Könnt Ihr mir mitteilen, was es Neues gibt?“, fragte plötzlich die etwas ungeduldig klingende Stimme von Leroy Jethro Gibbs. Kein Wunder – mitten auf dem Navy-Yard war ein Mord geschehen. Das setzte nicht nur Gibbs, sondern auch den Chef des NCIS, Leon Vance unter enormen Druck.
„Gibbs, unsere beiden Verdächtigen sind reif für die Klapsmühle.“, erklärte Ziva und stockte, als sie merkte, wie Tony sie verblüfft ansah. Sie fuhr herum: „Was?!“
DiNozzo grinste: „Ich finde es nur verblüffend, dass Du tatsächlich ein Idiom richtig verwenden konntest.“
Ihr „Ach, halt die Klappe“ nahm er mit einem noch breiteren Grinsen zur Kenntnis, das sich jedoch verflüchtigte, als er das Räuspern des Bosses wahrnahm. „’Tschuldige, Boss.“, machte er und in seinen Tonfall schlich sich so was wie Schuldbewusstsein.
Dann begann Ziva zu erzählen.


Gibbs genervtes Räuspern riss den Halbitaliener wieder aus seinen Erinnerungen. Er blickte kurz zu den beiden Frauen, die gerade ein mentales Duell ausfochten und wandte dann seine volle Aufmerksamkeit seinem Chef zu.
„Also – als ich sie verhörte, zeigte sie zwar auch den sehr starken Willen, sich nicht in die Karten gucken zu lassen, aber…“, er machte eine Pause und deutete auf Ziva und die sie anstarrende Agatha, „… das hier ist wirklich anders.“
„Schluss jetzt.“, erklang die Stimme des Captains und er schaute von der hübschen Israeli zum Rotschopf, „Es bringt nichts, wenn wir uns gegenseitig mißtrauen und uns angiften.“
„Cal, die oberste temporale Direktive…“, setzte Agatha an und der Kommandant seufzte genervt, ehe er sie unterbrach: „… ist sowieso schon genug unter Beschuss. Wir können die Hilfe dieser Leute gut brauchen, zumal der Kampf jetzt hier stattzufinden scheint.“
Damit wandte er sich an Ziva: „Also gut – kurz und knapp erzählt: der gute Traceless ist, wann immer wir aufeinander treffen, hinter mir her, weil er einen Groll hat. Na ja – mehr oder weniger einen Groll. Es ist…“
Er holte Luft, blickte ein wenig unschlüssig nach links, nach rechts, sah hilfesuchend zu Agatha, die den Kopf schüttelte und ihm zuzischte „Das hast Du Dir selbst eingebrockt. Jetzt sieh zu.“
Der Captain nickte, räusperte sich und schaute die hübsche Israeli dann an: „Es geht, wie immer wenn es um was geht, um Liebe. Romantische Liebe, Geschwisterliebe, die Liebe, die unter Freunden auftritt, die Liebe die unter besten Freunden – oder Freundinnen – auftritt.“
Erneut machte er eine kurze Pause und begann, während er weitersprach und die Geschichte erzählte, auf und abzugehen.
Ziva blickte ihn an: „Also er ist der Bruder deiner Schiffsärztin, die nicht wütend ist, dass Du sie für Agatha verlassen hast?“
„Das ist in kurzen Worten die lange Geschichte. Ich weiß auch nicht, wieso Gina mir nicht böse war…“
„Dürfte daran liegen, dass sie zu diesem Zeitpunkt für einen gewissen Sternenflottenarzt schwärmte und du, so britisch Du auch sein magst, nun mal kein Julian Bashir bist.“, sagte Agatha und schaute ihn mit einem Schmunzeln an, „Ich für meinen Teil bin mit einem Calvin Nathan Cat zufrieden. Es muss kein Doctor sein, Sweetie.“
Ziva grinste: „Nun ja – immerhin ist er der Captain.“
„Captain who?“, fragte nun Sam Carter und kam näher. Die drei Frauen nickten einander wissend zu und wandten sich, nachdem sich der Captain geräuspert hatte,  wieder ihm zu.
„Ja, Captain, mein Captain?“, fragte Agatha mit einem schelmischen Lächeln, „Was gibt es?“
Der Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Och, nichts Wichtiges. Ich dachte nur – vielleicht wollten wir Tracy-Boy fangen.“
„Du wolltest uns sowieso zu ihm führen, Cal.“, grinste Ziva, „Dann mach es auch.“
Nun schluckte der Captain, schaute die Israeli ein wenig nervös an und lächelte: „Wollte ich, ja?“
„Wer wäre besser geeignet? Du kennst ihn seit Jahren.“, erläuterte die Dunkelhaarige, was Agatha dazu brachte, sich zu räuspern: „Mir ist er auch nicht unbekannt. Ihr solltet euch nicht zu sehr auf den Captain verlassen.“
Dies zu hören und verärgert den Kopf zu ihr herumzudrehen, war für den, über den da gesprochen wurde, eine Handlung: „Man sollte sich nicht zu sehr auf mich verlassen? Hab ich mich da verhört?“
„Oh, nun komm aber. Willst Du wirklich sagen, dass Du genau wüsstest , wo Tracy sich hingeschlängelt hat?“, fragte die XO und schenkte ihm einen neugierigen Blick. Der Captain überlegte kurz, zuckte dann mit den Schultern und deutete nach vorne: „Dann mach mal, Gathy-Chan.“
Die hübsche XO holte tief Luft, schaute sich dann um und begann, mit befehlsgewohnter Stimme zu sprechen.
„Für innovative Pläne haben wir keine Zeit, also müssen wir das nehmen, was wir haben. Wir teilen uns in Zweierteams auf. Die jeweiligen Partner denken sich Erkennungswörter aus, sodass die, im Fall einer kurz- oder längerfristigen Trennung voneinander, leichter zu identifizieren sind. Diese Passwörter verratet Ihr bitte nur eurem Partner und niemand Anderem.“
Damit schaute sie zu Cal: „Ich würde vorschlagen, dass die Teamaufteilung so aussehen wird:
Cal, Du und ich werden ein Paar bilden. Die Anderen sind Ziva und Tony, Sam und Daniel, Abby und McGee.“
„Sie, General O’Neill bleiben bei Special Agent Gibbs.“, sagte Sam und schaute ihren Chef an, mit den Schultern zuckend: „Es ist halt die beste Idee.“
Dies brachte Cal dazu, sich zu räuspern: „Übrigens, … beste Idee. Wat is’n ma’ so mit Knarren?“


McGee kam sich vor, als würde er in einer Deep-Space-Nine-Folge mitspielen. Die Star-Trek-Serie, in der Benjamin Sisko die titelgebende Raumstation Deep Space Nine – oder auch DS09 – kommandierte, enthielt neben dem ziemlich vielschichtigen Bösewicht Gul Dukat, auch die formwandelnden Wechselbälger, die, wie es Traceless tat – dazu in der Lage waren, sich in alles mögliche zu verwandeln.

Die Problematik, die er sah, war, dass man einerseits nie hundertprozentig wissen konnte, wer ein Formwandler war und wer nicht – allerdings hatte die Idee mit den Erkennungswörtern dieser Sache den Schrecken zumindest teilweise genommen. Ein anderes Problem war, dass diese Formwandler aus jeder noch so unmöglichen Ecke zuschlagen konnten. Wie hatte Odo doch gleich gesagt? „Ein Wechselbalg kann alles sein. Ein Pfosten, ein Pfeiler, sogar ein Stück der Reflektionsdeckschicht.“ Das war, nachdem er bei einer Art „Planspiel“ oder „Angriffssimulation“ selbst als Wechselbalg unterwegs gewesen war.
Hier galt dies genauso. Niemand wusste, aus welcher Ecke Traceless hervorschießen konnte, noch, was genau er vorhatte. Und dann würden sie scharfe Munition verwenden müssen… das machte ihm besonders zu schaffen.
Sam Carter, die vor ihm herging, schien das zu spüren, sie wandte sich zu ihm um und lächelte ihn beruhigend an.
„Keine Sorge – wir werden natürlich keine Munition verwenden, die tödlich sein könnte. Schließlich ist es ja durchaus möglich, dass Du auf jemanden schießt, der eigentlich nur seinen Partner verloren hat.“, sagte sie und schaute kurz zu Daniel und dann zum Captain, ehe sie wieder Blickkontakt mit McGee herstellte: „Das wäre ja schade, wenn Du Cal oder Daniel ein Loch in den Pelz brennen würdest.“
Der Anthropologe schaute die hübsche Astrophysikerin an: „Also ich möchte kein Loch im Pelz. Der Tritt gerade hat mir gereicht.“
„Was schleichst Du dich auch an?“, fragte Sam mit einem frechen Glitzern in den Augen, ehe sie sich an McGee wandte: „Also – wir teilen gleich INTARs aus.“
„Eine Art Kristall, die aussieht wie gewöhnliche Schusswaffen.“, warf der Captain aus der Nachhut die Erklärung ein, „Frag mich nich – sieht lustig aus.“
Tatsache. Die Waffe, die Sam dem IT-Fachmann aushändigte, hatte das genaue Gewicht und die genaue Form einer Baretta – also seiner eigenen Dienstwaffe – wenn nicht dort, wo normalerweise das Magazin eingerastet ist, eine art rötlicher Kristall leuchtete.
„Ich würde euch gerne einige Proberunden damit machen lassen, aber…“, setzte Sam an und Ziva komplettierte: „Ich nehme mal an, dafür ist nicht genügend Zeit übrig? Kennen wir. Auf der Dragonfly war es genau so.“

Sie hatten sich aufgeteilt. Tony und Ziva gingen, Rücken an Rücken, die Gänge entlang, bereit beim ersten Zeichen eines Angriffs zu feuern. Irgendwie fühlte sich die Wärme der schönen Frau, die seinen Rücken beinahe berührte, unglaublich gut an und hüllte ihn in eine Wolke der … Tony konnte das Gefühl nicht ganz beschreiben. Es war, als würde sein Herz gleich zerspringen, aber er wäre komplett ruhig. Das war – merkwürdig.

Ziva merkte, wie das zügige Nachfolgen DiNozzos ein wenig stagnierte. Sie wandte sich um, wollte gerade etwas sagen, als sie von einer Art Tentakel gepackt und gegen die nächste Wand geschleudert wurde. In dem Moment, in dem ihr Kopf mit dem harten Beton kontakt aufnahm, wurde es dunkel um sie.

„Sage mal, Agatha“, eröffnete andernorts Captain Calvin Nathan Cat das Gespräch, dabei die Umgebung nicht aus den Augen lassend, „Warum zum Henker darf ich eigentlich nie in den rechten Schlafzimmerschrank schauen?“
Die Angesprochene stoppte so gründlich und augenblicklich, dass der Kommandant in sie hereinrannte und mit ihr zu Boden ging. Sie richtete ihren Oberkörper auf, schüttelte ihre roten Haare, sodass sie ihr nicht mehr ins Gesicht fielen, sondern ihren Kopf einrahmten, wie ein Halo und stützte sich auf ihre Unterarme, um den Captain anzublicken. „Bitte?“, fragte sie, zog die Beine an und stand dann komplett.
Der Captain rappelte sich hoch, streckte sich und schaute sie an: „Naja – der rechte Schlafzimmerschrank. Du hast mir gesagt, ich soll ihn nie öffnen. Warum nicht?“
Ein leichtes Lächeln erschien auf den Lippen der XO: „Ich habe gesagt, es wäre mir lieb , wenn Du den Schrank nicht öffnen würdest. Wenn Du magst, kannst Du gerne. Ich mach Dich nur darauf aufmerksam, dass da Sachen drin sind, die ich mit in unsere Beziehung gerettet habe, die dich eventuell nicht interessieren.“
Er schaute sie an und grinste: „Toll, und ich musste meinen Spielzeugphaser verreplizieren. Du hast n ganzen Schrank voller Puppen.“
„Nicht direkt Puppen – mehr etwas, was man hier ‚Collectibles’ nennen würde. Du hast doch auch einen Schrank voller Conan- und sonstiger  Mangas. Das ist dein Schrank und der Andere ist meiner.“
„Du meinst – keine Ahnung – Pferdemagazine?“, fragte Cal und Agatha schüttelte wild den Kopf: „Doch nicht sowas Banales.“
Sie wollte schon weitergehen, aber sie merkte, wie der Captain sie ansah und offenbar eine Erklärung erwartete. Sie ließ den Kopf sinken: „Nun gut – darin befinden sich unterschiedliche… Gerätschaften. Die näheren Details würden nur langweilen, aber, sagen wir so… sie geben Geräusche von sich und sind länglich.“
Der Captain legte den Kopf schief, runzelte die Stirn und schien zu überlegen. Dann, nach ein paar Sekunden errötete er: „W… was?“
„Da sind meine Spielzeug-Sonic-Screwdriver drin, Sweetie. Ich bin eine Whovianerin, ein weiblicher Doctor-Who-Fan. Was denkst Du denn schon wieder?“, fragte Agatha grinsend und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. Der Captain atmete durch, was die XO dazu nutzte, noch breiter zu grinsen und zu sagen: „Als ob ich Dir sagen würde, wo die anderen Dinger sind.“
Und gerade, als Cal etwas sagen wollte, hörte er wie drei Schüsse abgegeben wurden, und Tony schrie.

Sie waren binnen weniger Sekundenbruchteile beim Halbitaliener, der am Boden lag und vor Wut irrlichternde Augen hatte. Ziva lag am Boden, die Schläfe war blutig und Agatha konnte sich lebhaft vorstellen, was passiert war. „Er ist in die Richtung gelaufen.“, sagte Tony und deutete nach links. Cal hob seine Waffe, klopfte Agatha auf die Schulter und sagte: „Kümmer dich um die Beiden.“
Dann war er weg. Den protestierenden „Hey!“-Laut hörte er schon sicherlich nicht mehr.
Tony blickte zu ihr hoch, und Agatha konnte ihm ansehen, dass er wohl, wenn Traceless tatsächlich angreifen sollte, nicht in der Lage wäre, einen Angriff dieses Mannes zu überstehen. Also seufzte sie, nahm ihre Waffe und hielt sie so, dass sie im Zweifelsfall sofort feuern konnte.
„Tony, ich bin sicher, sie kommt gleich wieder zu sich.“, versuchte sie einen sanften, beruhigenden Tonfall anzuschlagen, „Aber es bringt ihr nichts, wenn Du auch gleich angegriffen wirst.“


Ihr Körper schmerzte, die Explosion lies ihre Ohren klingeln. Sie sah den Rauch vor sich aufsteigen, wie der Mann, der vorher an die Bar gegangen war, die Arme ausbreitete… kurz fielen ihre Augenlider zu und sie glaubte, durch die geschlossenen Augenlider ein oranges Gleißen zu sehen.
Verdammt, warum war ihr das nicht schon eher eingefallen?

Bleischwere Augenlider, die sich weigerten, die Augen weitersehen zu lassen, nahmen anfangs nur Umrisse wahr. Dann schärfte sich ihr Blick und aus dem Halbdunkel schälten sich drei Personen. Zwei Männer, eine Frau. Die silber-roten Haare funkelten im Licht des einzigen Scheinwerfers, der nach der Explosion noch funktionierte und sie konnte sehen, wie einer der beiden Männer ihren Kopf in seinen Schoß bettete, die Hände hob und die nussbraunen Augen seine blutüberströmten Hände in Augenschein nahmen.
Kurz blinzelte sie mit den Augen, hörte dann vor ihrem inneren Ohr einen Hustenkrampf und dann ein Wort. „River.“
„Warum ist mir das nicht schon eher eingefallen?“, schoss ihr der Gedanke durch den Kopf und sie merkte, wie ihre Augenlider flatterten. Kam sie wieder zu Bewusstsein?
Ihr Blick schärfte sich, sie sah Agatha und Tony, die sich besorgt über sie beugten und dann wieder nach Angreifern ausschau hielten. Dann wurde es wieder dunkel um sie.

Erneut schärfte sich ihr Blick und sie erkannte die drei Personen wieder. Um sie herum brannte die Bar aber… da war noch etwas. Etwas, das ihr vorher nicht aufgefallen war. In der entfernten Ecke der Bar stand eine Art große, stehende blaue Kiste.
Nein, das war keine Kiste, das war…
Sie sah die Aufschrift und stutzte.
Police box , stand da.
Einer der beiden Männer blickte sie an, nickte ihr zu und…

Ziva David öffnete die Augen. Tony DiNozzo blickte auf sie herab und sagte überflüssigerweise ein „Du bist wach.“
Sie wollte ihm gerade sagen, dass dies vollkommen sinnfrei war, als sie sein erleichtertes Atmen hörte. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen. „Ja, mir geht’s gut.“
Die Hand Agathas ergriff sie und zog sich von der Liegenden in die Stehende, ehe sie sich umblickte: „Wo ist Traceless jetzt wieder hin?“
„Keine Ahnung.“, zuckte Agatha mit den Schultern, „Aber der große Captain spielt wieder Superheld und verfolgt ihn alleine.“
„Sollten wir ihm nach?“, fragte Ziva, was Agatha erneut zum Schulterzucken brachte: „Bringt nichts. Er ist wieder auf seinem Actionhelden-Trip, da kann man ihn sowieso nicht stören.“

War die Umgebung eigentlich schon immer so unheimlich gewesen?  So dunkel und mit praktischerweise-flackernden Lichtern? Calvin Nathan Cat hatte seinen Phaser schussbereit gemacht, falls man sich mal verteidigen musste. Aber die Umgebung war momentan alles andere als heimelig und lud nicht gerade zum Verweilen ein. Es erinnerte ihn an frühere Abenteuer, die er erlebt hatte, frühere Schlachten, die er geschlagen hatte und… nicht blinzeln .
Er stockte. Wo kam der Gedanke her, nicht zu blinzeln?
Blinzelt und Ihr seid tot.
Cal schüttelte den Kopf, als er sich daran erinnerte, dass er diese Worte vor einigen Jahren gehört hatte – oder besser, in knapp 360 Jahren hören würde. Natürlich. Die legendäre Doctor Who-Folge „Blink“. Er hatte sie mit Agatha im Holodeck nachgespielt. Wobei Agatha lieber die Folgen mit dem elften Doktor nachspielte, wobei er immer den Doktor spielen musste und sie seine Frau. Wie hieß sie gleich wieder?
Der Captain seufzte. Es war schon ein mehr als nur schlechtes Zeichen, wenn man sich an allen möglichen Kleinkram erinnern konnte, beispielsweise daran, wann die legendären Weinenden Engel das erste Mal aufgetaucht waren, aber nicht daran, wie die Frau des Doktors hieß.
Erneut schüttelte er den Kopf. Woran dachte er hier eigentlich gerade? Es gab eine deutlich schlimmere Situation, mit der man sich beschäftigen musste, als …

Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht, denn plötzlich traf ihn eine Faust am Kinn, ließ seinen Kopf nach hinten sausen, dem der Körper aus Gründen des am Kopf angebrachten Halses folgte. Er setzte sich sehr unelegant auf den Hosenboden, rappelte sich hoch und sah, wie aus einer dunklen Ecke jemand auf ihn zukam, sich in eine Angriffshaltung begebend.
„Traceless.“, murmelte Cal und begab sich in die Verteidigungsposition, die im Jill eingebläut hatte. Nur keine Experimente, alles by the book und vor allem, das Wichtigste, dem Gegner immer einen Schritt voraus sein – das waren die Maxime, denen die hübsche Taktikerin folgte und die sie ihm eingebläut hatte.

Wieso schossen ihm nun die Erinnerungen an seine Kindheit durch den Kopf?
Mit 12 Jahren war er das erste Mal an der Starfleet-Academy. Das lag daran, dass sein Vater, Richard Nathaniel Cat I. einen Auftritt beim Giggles-Gig in der Academy-eigenen Mensa hatte. Dieser Giggles-Gig ist wichtig, für jeden guten Komiker, der es in den bekannten Quadranten zu etwas bringen möchte oder es schon zu etwas gebracht hat. Die Auftritte dort sind gleichermaßen Sprungbretter für Unbekannte, aber auch ein Adelsschlag für bekannte Größen – um nicht zu sagen der Adelsschlag schlechthin. Und sein Vater hatte oft genug Bewerbungen und Demo-Bänder geschickt, um die Verantwortlichen davon zu überzeugen, ihn auftreten zu lassen. 2366 hatte er es geschafft, seine Familie geschnappt und war übers Wochenende nach San Francisco gefahren. Während Richard Senior sich die „Location“ genauer ansah, um seine Performence der Umgebung anpassen zu können, hatte der Rest der Familie die Möglichkeit, sich genauer umzusehen. Rick Junior, der später zusammen mit seinem Bruder das Projekt „Teen Squadron“ vorantreiben würde, fühlte sich in diesem Moment sehr von den sportlichen Möglichkeiten, die dieser Ort anbot, angezogen.
Gerade wollte Cal seinem Bruder folgen, als…

Traceless sprang vor, warf sich mit voller Wucht voran auf den Captain, riss ihn erneut zu Boden. Der Offizier reagierte so instinktiv, dass es ihn selbst verwunderte. Er zog sein Bein an, der Fuß traf jene empfindliche Stelle, die bei allen diese Zeile lesenden Männern ein mitleidiges „Uhhhh“ und bei den diese Zeilen lesenden Frauen ein Grinsen hervorruft und Traceless ließ los.
Schnell zog der Captain erneut seine Beine an und stieß die Füße gegen den Brustkorb des Anderen, in der Hoffnung, ihn von sich fortzukatapultieren. Dies gelang auch und so konnte Cal wieder Atem holen. Er rollte sich ab, schaute sich suchend nach seinem Phaser um und sprang, als er ihn entdeckt hatte, darauf zu. 

Er hatte die Waffe in der Hand, rollte sich erneut ab, zielte auf Traceless und atmete tief durch. Sollte es das gewesen sein? War es wirklich so einfach, wie es B’elanna Torres ihm seinerzeit gesagt hatte, als er auf die damals süße 18 jährige Klingonin traf?
Er erinnerte sich daran, wie sie sich getroffen hatten. Es war, als Cal seinem Bruder zu den sportlichen Möglichkeiten folgen wollte und er dabei dummerweise mitten in eine Kampfsportvorführung geriet. Der Vorführende wurde jedoch gerade kompromisslos durch den Ring geprügelt, aber das erfuhr Cal auch erst später.  Mit 12 Jahren hat man noch eine große Klappe und besonders dann, wenn durch verbesserte Ernährung die Pubertät sehr viel eher einsetzt und man schon mit 12 eben jene gefürchtete Phase erreicht, die nicht umsonst zwischenzeitlich als „die Zeit, in der die Eltern anfangen, bescheuert zu werden“ bezeichnet wird. Nur sind es eben in den seltensten Fällen die Eltern, die…

Hatte sich Traceless da gerade bewegt?
Mensch, Cal, konzentrier dich endlich. Drück ab, schick ihn schlafen, dann ist die Sache beendet und Du kannst festhalten, dass Du ihn gefangen hast. Das wird Agatha sehr freuen. Du hast, ohne fremde Hilfe, einen gefährlichen Kriminellen betäubt.
Die Waffe des Captains zuckte hoch, er zielte und feuerte. Da war Traceless aber schon nicht mehr da. De Facto verwandelte er sich gerade in…
Cal legte den Kopf schief, als er das große, grüne Ungetüm sah.
„Ernsthaft? Mach mich nicht wütend, du magst mich nicht, wenn ich wütend bin?“, fragte er und als Traceless, der gerade wie Hulk wirkte, bestätigend-herausfordernd brüllte, war Cal schneller. Der Schuss traf, lies das Wesen erzittern und zu Boden gehen.
Der Captain atmete tief durch. Irgendwie erschien es ihm zwar viel zu schnell gegangen zu sein, aber… egal, wen kümmern Details?
Er betätigte seinen Kommunkator: „Cat an Silverbird? Ich habe Traceless ge… uff!“
Der letzte Laut entstand dadurch, dass Traceless – immer noch in Hulk-Form – auf ihn zugesprungen war, und ihn von den Beinen gehoben – und noch schlimmer – mit dem Rücken in die nächste Wand katapultiert hatte. Des Captains Kopf stellte harten Kontakt mit der Wand her und kurz konnte man auf seinem Gesicht den Ausdruck von Schmerz erkennen, ehe sich Gesicht und Körper komplett entspannten und er die Wand herunterrutschte. Erst ging er auf die Knie, nur um dann mit dem Oberkörper nach vorne zu sinken und komplett auf dem Bauch liegen zu bleiben. Traceless-Hulk packte den Captain am Schopf und hob ihn an. Die Arme Cals baumelten leblos vor dem Oberkörper umher, Blut schien vom Mund auf den Boden zu tropfen.

CaptainCalvinCat:
„Ge…uff?“, fragte Ziva, mit weit aufgerissenen Augen und auch in Agatha dämmerte Erkenntnis heran. Sie schaute zu der Israeli: „Kannst Du aufstehen?“
„Versuch, mich daran zu hindern.“, grinste diese, wandte sich an Tony und sagte noch: „Du gehst zu Gibbs und sagst ihm bescheid.“
Damit eilte sie, zusammen mit Agatha, los. Tony blickte ihr kurz verdattert hinterher, schüttelte dann den Kopf und folgte ihr. Als ob er sie einfach so in eine potentielle Falle laufen lassen würde.

Der Körper Cals lag in einer wunderbar einzusehenden T-Kreuzung. Blut sickerte auf den Boden, die Augen des Offiziers waren geschlossen und Agatha wäre gar nicht so sehr überrascht, wenn er wieder ein paar Stunden bei Gina verbringen müsste. Die XO presste sich an die Wand des Ganges, aus dem sie gerade gekommen war, hob den Phaser und spähte dann um die Ecke. Zwar sah man dort nichts, aber das hatte ja nichts zu bedeuten. Sie veränderte die Phasereinstellung, katapultierte sich aus der Deckung und gab zwei Schüsse ab. Einen in die Richtung des Ganges zu ihrer Rechten und einen nach vorne. Das Ziel war es, Traceless, sollte er sich in einem der beiden Gänge befinden, zu treffen. Dann war sie auch schon in der Nähe des Captains, presste sich auf den Boden und robbte zu ihm. Als sie ihn erreicht hatte, war ihr erster Reflex, den Puls des Offiziers zu fühlen. Dieser war noch vorhanden.
Erleichterung durchpulste sie. Das nächste Problem war, wie man dort wieder rauskommen sollte. Momentan lagen beide wie auf dem Präsentierteller. Und tatsächlich zischte aus dem Gang direkt vor ihr eine Phaserentladung heran und verfehlte sie so knapp, dass sie in die Wärme des Strahls gebadet war.
Verdammt. , schoss es ihr durch den Kopf, „Tolle Falle.“


Das diese Korridore auch immer gleich aussehen mussten. Samantha Carter störte es zwar nicht, aber es war etwas, das auffiel. Andererseits – wie sollte man eine Basis auch sonst gestalten? Solche Orte mussten nun einmal einen gewissen grauen, tristen Farbton haben. Sam war sich sicher, dass das in irgendeinem Vertrag für Inneneinrichtungen stand.
Den Lauf ihrer P-90 so haltend, dass sie im Zweifelsfall einen Schuss abgeben konnte, pirschte sie langsam und vorsichtig durch endlos gleich-aussehende Korridore. Momentan befanden sie sich irgendwo im Westsektor der Einrichtung, in Korridor AA 35.

Ihr drahtiger Körper stand unter Anspannung und wurde mit Botenstoffen geflutet, die sie wachsam hielten. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, blickte kurz nach hinten und stellte beruhigt fest, dass Daniel Jackson seinen Posten nicht verlassen hatte. Dieser machte das, was man im Militärjargon „cover my six“ nannte. Zu Deutsch: Er hielt ihr den Rücken frei.

Ihr kompletter Körper war angespannt und sie war bereit, im Zweifelsfall loszulegen. Ihrem Gehör entging keine Unstimmigkeit und ihre blauen Augen tasteten den Gang, der vor ihnen lag, milimetergenau ab. Sie überprüfte jeden Meter zwei Mal, ehe sie ihn einmal betrat – ganz, wie man es ihr auf der Air Force Academy eingebläut hatte. Und plötzlich stoppte sie.

Direkt vor ihr endete der Korridor, in dem sie sich befanden, aber es mündete ein weiterer Gang ein, der – wenn sie recht informiert war – in einen Lagerraum führen würde.
Es war ein beinahe schon zu subtiles Gefühl, das ihr in den Nacken kroch und ihr zuflüsterte, dass die vor ihr liegende Biegung des Ganges mit besonderer Vorsicht zu genießen war. Und tatsächlich – ein leises Zischen drang an ihre Ohren und an der Wand konnte sie einen gelblichen Widerschein erkennen. Waffenfeuer? Phaserentladungen?
Zumindest das gelbliche Lichtspiel, das von der Wand reflektiert wurde, erinnerte sie daran.
 
Sie wandte sich an Daniel, der beinahe in sie hineingelaufen wäre und deutete ihm, in der bekannten Armee-Zeichensprache an, dass sie um die Ecke lugen werde und dafür ein Periskop benötige. In dieser Zeit wäre sie verwundbar, sodass Daniel nun mehr aufpassen müsse, denn jeh. Dieser Aufforderung kam der Anthropologe auch nach. Er hob sein Maschinengewehr, so dass er im Zweifelsfall über Kimme und Korn zielen konnte, und stellte sich so, dass er seiner Aufgabe gut nachkommen konnte. Langsam, vorsichtig und darauf bedacht, kein Geräusch von sich zu geben, fingerte Sam nach dem Periskop, das in ihrer Einsatzweste war. Allein dieser Moment, in dem sie den Klettverschluss der Westentasche öffnete, war für sie schon eine atemberaubende Tortur, da sie sich bewusst war, dass eine schnelle Öffnung ein ziemlich lautes Geräusch verursachen würde. 
Millimeter um Millimeter gab der Klettverschluss nach und irgendwann hatte sie die Tasche geöffnet. Mit einem lautlosen Seufzer fingerte sie nach dem länglichen Periskop, förderte es aus ihrer Brusttasche zu tage und zog es vorsichtig aus. Dann spähte sie hindurch.
Die geöffnete Tür des Lagerraumes zeigte, dass auch hier gelbliche Lichtstrahlen reflektiert wurden, also vermutete die Colonel die Quelle der Strahlen in dem Korridor, der parallel zu diesem verlief und der über diesen Lagerraum betreten werden konnte.
Sie wandte sich an den Anthropologen, atmete tief durch und flüsterte: „Sag General O’Neill bescheid. In Korridor CC 28 wird entweder mit Stabwaffen oder Phasern geschossen.“

Der Anthropologe schaute sie an und Sam konnte erkennen, dass er am Liebsten eingreifen würde. Schnell griff sie nach seinem Arm, hielt ihn fest und schüttelte den Kopf, wobei sich ihr Blick mit Entschlossenheit in seinen bohrte.  Daniel nickte.

Der grellorange Widerschein des Phaserfeuers war auch Ziva etwas Bekanntes und sie ahnte, dass Agatha in eine Falle gelaufen sein musste. Sie schüttelte den Kopf, verwünschte sich dafür, die hübsche Rothaarige einfach so gehen gelassen zu haben, aber Tony schaute sie an und vermutlich wusste er schon, was ihr durch den Kopf ging, denn er sagte mit einem sehr sanften Ton in der Stimme: „DU kannst nichts dafür. Es war ihre Entscheidung. Wenn sie tatsächlich in die Falle gelaufen ist, dann muss sie die Konsequenzen tragen, nicht du.“
„Ich weiß.“, raunte die hübsche Israeli, „Aber – wir müssen dennoch dahin. Traceless ist dort. Das heißt, wenn wir ihn dort fangen können, ist die Gefahr gebannt. Vielleicht sogar ein für alle mal.“
Tony blickte sie kurz nachdenklich an, nickte dann und machte sich auf den Weg. Sie folgte ihm, den Blick kurz auf den Boden gerichtet. Der Gedanke „Ausserdem dürfen sie nicht hier sterben, sondern müssen in der Bar… schoss durch ihre Sinne – doch sie schüttelte den Kopf. Daran wollte sie gerade nicht denken. Vielleicht gab es ja Möglichkeiten, sie alle zu retten. Agatha, Cal, SG-1… wenn alles gut ging, musste niemand von ihnen sterben.
Und wer bist du, dass du sagst, dass sie nicht sterben müssen? , dachte sie sich und erneut lies sie sich zurückfallen.
Wirklich – wer war sie? Eigentlich „nur“ eine NCIS-Agentin, die sich mit Fragen der temporalen Mechanik weder auskannte, noch auskennen musste. Aber sie wusste, wann Unrecht sein hässliches Haupt erhob. Und sie sah, wann Unschuldige auf den Altären der Wissenschaft oder der temporalen Logik geopfert wurden.
„Ich find das auch nicht toll, glaub mir. Ich meine, Sam ist eine gute Freundin und ich würde sie gerne retten, aber … ich kann es nicht. Ich muss sie opfern -  so wie ich jeden opfern würde. Die Dragonfly, Cal, Dich… “
Wieso erinnerte sie sich gerade an den Satz von Agatha? Vermutlich, weil es richtig war. Aber – wer bestimmte dies? Vor allem – wer bestimmte, dass…
„Ziva, wo bleibst Du?“, fragte Tony, der plötzlich wieder neben ihr aufgetaucht war. Kurz stockte er, legte den Kopf schief: „Geht es Dir gut?“
Vermutlich musste sie ein wenig hyperventiliert haben, denn ihr war schwindlig. Kurz schüttelte sie den Kopf, um wieder klar zu werden, ehe sie nickte.
„Ja, wieso?“, fragte sie, vielleicht eine Spur zu scharf und zu fies, aber – gerade nervte er sie.
Tony schien dies zu merken – zwar zuckte er nicht zurück, aber er runzelte fragend die Stirn, ehe er, mit einem leichten Kopfschütteln, beschloss, der Sache nicht viel Bedeutung beizumessen. Er deutete in die Richtung, aus der er gerade gekommen war: „Da geht es lang.“

Jack O’Neill war nicht unbedingt ein Fan davon, in seiner eigenen Einrichtung hinter den Schreibtisch – oder in diesem Fall: in einen einzigen Raum – eingesperrt zu sein. Irgendwie vertrug sich das nicht mit dem Naturell des Generals, schließlich war er früher derjenige gewesen, der Entscheidungen lediglich aufgrund seines Bauchgefühls getroffen hatte. Nun war er hier, zusammen mit diesem Navy-Cop und es fehlte an Gesprächsstoff.

So ähnlich ging es auch Gibbs, aber das wusste Jack nicht. Der leitende Chefermittler war es gewöhnt, zusammen mit seinen Teammitgliedern die Verbrecher zu jagen. Schreibtischarbeit, dazu verdonnert zu sein, lediglich Befehle zu geben – das war für ihn nichts. Und plötzlich brach O’Neill das Schweigen.
„So, Sie sind vom NCIS, ja?“, fragte er und schaute ihn an. Gibbs antwortete in der einzig-möglichen Option, die ihm offenblieb, ohne als kompletter Vollidiot dazustehen. Er schaute sein Gegenüber aus grauen Augen an, sagte nichts, nickte nur.
„Ah!“, machte der General und es schien, als sei das Thema „Unterhaltung“ damit gestorben.
Warum sich Gibbs dann doch mit dem General unterhielt, entzog sich seiner Erkenntnis. Er tat es einfach. Kurz räusperte er sich und sagte dann: „Woher kennen Sie eigentlich diesen sehr quirligen Typen?“
„Sie meinen die Nervensäge, Captain Cat?“, fragte der General und als Gibbs nickte, holte er Luft und begann, zu erzählen.


"Die Iris gibt nach!", schrie Carter, was sofort die Aufmerksamkeit sämtlicher im Kontrollraum anwesender Personen auf sich zog. Hammond löste sofort Alarm aus und griff nach dem Mikrophon. "Sicherheitsalarm. SG 1 bis SG 3! Sofort in den Gateraum." O'Neill und Carter rannten zeitgleich zur Waffenkammer, dicht gefolgt von Teal'C und Daniel.
 
Wenig später war die Iris aufgebrochen und der Weg zur Erde stand eventuellen Invasoren offen. Mit militärischer Effizienz hatten sich nicht nur Sam, Daniel, Teal’C und O’Neill am Tor postiert, sondern auch etliche andere Soldaten, welche die Gewehrläufe auf das Tor richteten. Die Stimmung war bis zum äußersten gespannt. Was würde da durchs Tor kommen und – wenn es durchs Tor käme, wäre es freundlich?
Jack hatte keine Möglichkeit, weiter darüber nachzudenken, denn in diesem Moment gab das Tor das erste gurgelnde Geräusch von sich und eine Person hatte das Sternentor passiert.
Sie trug einen weinroten, enganliegenden Einteiler und war zweifelsohne weiblich. Dann fiel eine andere Frau durch das Tor, die eine Art Uniform trug, mit einem schwarzen Torso und einer roten Schulterpartie. Kurz blickte sie zu O’Neill und er war der Meinung, dass sie ihm grüßend zunickte. Ihr folgten zwei Jugendliche – ein junger Mann mit kurzen, blonden Haaren und eine junge Frau, deren Haare so kupferrot waren, dass sie die Lichter des Tors reflektierten.  Das Tor schloss sich.
 
Die Frau, die Jack vorher grüßend zugenickt hatte, trat nach vorne und sah Carter und O'Neill eine Weile schweigend an. Dann winkte sie einen Jugendlichen herbei, der die beiden auch noch begutachtete. Der Jugendliche und die Frau sahen sich an und nickten. Die Frau erhob die Stimme: "Ich bin Captain Kathryn Janeway, vom Föderationsraumschiff Voyager." Der Jugendliche mischte sich jetzt ebenfalls ein. "Und ich bin Captain Calvin Cat von der USS Dragonfly. Wir sind aus dem vierundzwanzigsten Jahrhundert und haben eine Warnung an Sie alle."
 

„Eine Warnung an Sie alle?“, fragte Gibbs und hob eine Augenbraue, als sich die Tür öffnete und Daniel den Raum betrat: „Ja, damals hatte er es nicht dramatischer.“
Der General und der leitende Chefermittler wandten sich zum Neuankömmling um und hatten ihre Waffen schussbereit gemacht.
„WHOA!“, machte Daniel, warf die Hände hoch und sich dann in Deckung, „Nicht schießen! Ich bin Daniel Jackson!“
„Haben wir dafür auch Beweise?“, wollte sekundenbruchteile später Gibbs wissen und er, sowie Jack konnten hören, dass eine gewisse Verzweifelung von Daniels Stimme Besitz nahm.
„Ehm, ich weiß auch nicht“, setzte er zu sprechen an, ehe er fortfuhr und dabei immer schneller wurde.
„Vielleicht hilft der Fakt, dass ich … ich weiß auch nicht… ehm…“
„Oh for cyring out loud.“, murmelte Jack und rollte mit den Augen: “Daniel! Kleid!“
Kurz legte sich Stille über den Raum, wie ein Leichentuch, ehe der Anthropologe vorsichtig über den Tisch lugte: „Ich habe keine Schwester, Jack. Und wenn ich eine hätte, würde ich sie nicht mit Ihnen ausgehen lassen.“
Befriedigt nickte Jack, sicherte die Waffe und steckte sie in den Halfter. Dann wandte er sich an Gibbs: „Wir hatten schon einmal eine ähnliche Situation. Da habe ich ihn nach der Farbe des Kleides gefragt, das seine Schwester getragen hatte, als sie die Woche davor mit mir ausgegangen war. Diese Antwort ist die Richtige.“
„Und wenn Traceless die Frage und die Antwort kennt?“ , fragte Gibbs, „Ich meine – er kommt, wie Agatha gesagt hat, ebenfalls aus der Zukunft.“
Kurz umwölkten Zweifel das Gesicht O’Neills. Natürlich – das konnte ja wirklich sein. Kurz hob er die Waffe wieder, als Daniel sagte: „Jack, Stop! Frag mich doch was, was nur vier Personen wissen können, weil es nicht in den Unterlagen steht.“
„Gut“, nickte der General, „Wer ist Jack?“
Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Anthropologen: „Wir haben den Hund von Sam nach Dir benannt.“
„Wofür ich dich eigentlich immer noch erschießen müsste.“, sagte der General mit einer Stimmfärbung, die deutlich verriet, dass er es, trotz des ernsten Gesichtsausdrucks, nur spaßig meinte.
„Wenn Du jemanden erschießen willst.“, hob Daniel an, „Dann sag unseren Leuten, wir sollen uns in Korridor CC28 versammeln. Entweder werden dort Stabwaffen abgefeuert – was ich für unwahrscheinlich halte – oder aber Phaser.“
Jack und Gibbs blickten einander an und nickten.

Agatha presste ihren Körper weiter auf den Boden, streckte ihre Hand nach Cal aus und robbte so dicht an ihn heran, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. Und in einem selbstlosen Akt, zog sie ihn an sich, um ihn mit ihrem Körper beschützen und abschirmen zu können. Sie merkte, wie ihr Herz anfing, schneller zu schlagen, als der Captain sich plötzlich bewegte. Verwirrte braune Augen schauten sie von unten an, als erneut Phaserschüsse zu hören waren. Der Ausdruck in den Augen änderte sich. Sie sah tatsächlich so etwas wie „Resignation“ in ihnen, als wüsste Cal, dass sie hier nicht so einfach herauskämen.
„Schon gut.“, murmelte sie beruhigend und warf ihm einen Kussmund zu, „Es wird alles wieder gut.“
Sie sah, wie seine Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen und wie er den Kopf schüttelte. „Es wird nicht wieder gut.“, hauchte er, „Schatz, wir sind auf dem Präsentierteller.
Sie spürte, wie seine Hand sich um ihre Taille legte, über das Bein strich und offenbar entweder versuchte an den Phaser zu kommen, den sie normalerweise im Beinholster hatte, oder sie irgendwie anders berühren wollte, bevor sie beide von Traceless über den Haufen geschossen wurden.
„Cal“, flüsterte sie, „Keine Sorge, es wird schon alles gut.“


Sam blickte durch das Periskop, stellte erleichtert fest, dass beide Starfleetoffiziere, die da im Gang lagen, offenbar bei vollem Bewusstsein waren und wartete darauf, einzugreifen.
„Sam?“, hörte sie plötzlich eine gewisperte Frage und drehte sich um – in einer schnellen Reaktion hatte sie das Nahkampfmesser gezogen und es an den Hals der Person gesetzt, die sie angesprochen hatte – allerdings ohne, wirklich Druck auszuüben.
Daniel Jackson schluckte: „Könn… Könntest Du das Ding bitte wieder…“
„Mal sehen.“, grinste Sam verspielt, ehe sie wieder ernst wurde, „Alpha.“
„Zentauri.“, sagte Daniel und schaute sie an, immer noch ein wenig unbehaglich wirkend.
Das Messer wurde vom Hals des Anthropologen genommen und wanderte wieder in das Beinholster, ehe die hübschen, verzaubernden blauen Augen den Anthropologen ins Visier nahmen: „Bericht?“
„Wir bekommen gleich Hilfe.“, erklärte Daniel und schaute sie an: „Dir gefällt das Ganze, oder?“
„Wie kommst Du darauf?“
„Du bist immer so … energiegeladen, wenn es gegen den Feind in den Einsatz geht.“
Sam zuckte mit den Schultern: „Vielleicht liegt es auch nur daran, das ich weiß, dass da draußen noch schlimmeres auf uns wartet. Das hier ist lediglich eine Übung.“
„Übung?“, fragte Daniel und man konnte sehen, dass ihm jegliches Verständnis für die Lockerheit Sams abging. Die hübsche Astrophysikerin nickte: „Natürlich. Ich bin mir sogar sicher, dass Traceless nur mit einem Phaser feuert, der auf Stufe drei eingestellt ist. Schließlich ist der Mann besessen davon, es Cal heimzuzahlen. Und das könnte er nicht, wenn er die Beiden einfach töten würde.“
Der Anthropologe legte nachdenklich den Kopf schief, ehe er nickte: „Klingt logisch.“
„Ich weiß. Also – sobald wir Verstärkung haben, legen wir los.“
Damit spähte sie durch das Periskop und lächelte.
„Und die Verstärkung ist schon da.“

Das Phaserfeuer war schon lauter geworden und so hatte sich Ziva auf den Boden sinken lassen und war die letzten Meter gerobbt. Tony hatte sie anfangs ein wenig verwundert angesehen, aber als Ziva ihm zugezischt hatte, dass er ihrem Beispiel gefälligst Folge leisten sollte, nickte er und tat es. Nach einigen Sekunden erreichten sie eine T-Kreuzung, von der ein Gang durch eine Tür in eine Art Lagerhalle führte. Vor dieser Tür lagen Agatha und Cal aufeinander, sie versuchte ihn, mit ihrem Körper vor den Treffern abzuschirmen.
„Gute Lösung.“, nickte Ziva leise und spähte in den vor ihr liegenden Gang. Schnell riss sie sich wieder zurück, denn kaum, dass sie ihren Kopf aus der Öffnung gesteckt hatte, schoss ein Phaserstrahl heran.
„Okay“, machte Ziva, „Der Verrückte ist genau da.“

Sam spürte das Gewicht Daniels auf sich, als dieser mit dem Periskop bewaffnet an ihr vorbei spähte, um die gerade ihren Kopf zurückziehende Ziva David zu sehen. Auch er zog den Kopf zurück, drückte der Colonel das Periskop in die Hand und nickte: „Japp, Verstärkung ist da.“
Er wollte gerade wieder einen Schritt zurücktreten, als er die Wärme ihres Körpers sehr deutlich spürte. Die Lippen, diese wünderschönen Augen – alles nur wenige Millimeter von ihm entfernt, er müsste nur …
„Daniel?“, fragte sie leise und er zuckte zusammen: „Ja?“
War da gerade eine Spur Mitleid in ihren Augen?
Er schüttelte den Kopf, trat wieder hinter sie und stellte fest, dass er sie definitiv viel zu lange nicht mehr gesehen hatte. Das war es, bei der nächsten Mission der Hammond würde er Jack auf Knien anflehen, mitzukommen, egal ob es für einen Anthropologen etwas zu tun gab, oder nicht. Seine Expertise konnte man per Kommunikationssteinen einholen, man musste ihm nur einen Wirtskörper zur Verfügung stellen, und…
Moment mal… Wirtskörper?
Irgendwie klang das Ganze gerade verdächtig nach Goa’uld. Oder besser gesagt – nach Tok’Ra, denn man stellte seinen Körper ja freiwillig zur Verfügung.
„Woran denkst Du gerade?“, riss Sam ihn aus seinen Gedanken und erneut schüttelte er den Kopf: „Nichts, alles in Ordnung.“

Die Phaserschüsse wurden lauter, die Hitze die von ihnen ausging, immer unerträglicher. Es war Agatha klar, dass es nur noch eine Frage von Sekunden sein würde, bis Traceless sie treffen würde. „Agatha.“, murmelte Cal gegen ihren Bauch und schaute sie an: „Lass es geschehen. Es bringt sowieso nichts.“
Und dann mischten sich andere Geräusche in die Phaserschüsse, die haarscharf über ihre Körper zischten. Maschinengewehrsalven, Barettas entluden sich… Agatha erlaubte sich, kurz den Kopf zu heben und sich umzublicken. Überraschung zeigte sich in ihrem Gesicht, dann ein triumphierendes Grinsen.
Tatsächlich. Aus den Korridorabzweigungen links und Rechts von ihr lehnten sich abwechselnd Tony DiNozzo, Daniel Jackson, Samantha Carter und Ziva David und gaben Schüsse ab.
„IN DECKUNG.“, schrie Sam gegen den Lärm an.
Agatha riss ihren Kopf erneut hoch, wobei ihre Haare wild hin und her schwangen, packte dann Cal und warf ihn und sich in Richtung der Sicherheit verheißenden Deckung. Sie kamen neben Sam und Daniel schlitternd zum liegen.
Der Captain schaute sie an, lächelte, ehe er die Augen schloss und mit seinem Kopf auf ihrem Bauch liegen blieb.
Agatha schüttelte den Kopf, rappelte sich hoch und zog den Captain weiter in Deckung, ehe sie ihren Phaser nahm und ebenfalls Gegenfeuer leistete.
Inzwischen hatte sich die Frequenz der Phaserschüsse erhöht und bald erhellte ein einziger, kontinuierlicher grelloranger Strahl das Areal.
Zusammen mit einem immer lauter werdenden Heulen verhieß das nichts Gutes.
„WEG HIER!“, schrie Agatha.

Tony und Ziva prallten von der Korridoröffnung zurück und überließen ihren Fluchtinstinkten das Kommando – in einem perfekten Zusammenspiel von Geschwindigkeiten eilten sie den Korridor herunter, öffneten die nächstbeste Tür, warfen sich hinein, schlossen die Tür und dann… lag Tony auf Ziva.
„Was tust Du da?“, fragte sie und er zischte ein: „Ich schütz dich mit meinem Körper. Klappe!“

Die beiden Türen des Lagerraumes wurden ebenfalls geschlossen. So würde dieser Raum zwar zu einer Art Gefängnis, aber die Zeit, sich einen anderen Schutz zu suchen, blieb aus. Und als die laute Explosion den Raum erschütterte, fanden sich Agatha und Sam unter den Körpern Daniels und Cals begraben wieder.

Cal hob als Erster den Kopf, stellte fest, dass der Raum noch stand und dass die Explosion dann offenbar doch nicht so schlimm gewesen sein konnte. Er schaute auf das hübsche, ebenmäßige Gesicht Agathas herunter und lächelte, als ihre grünen Augen ihn verständnislos anstarrten.
„Du hast mich gerettet.“, sagte er sanft und ließ sich auf sie sinken, um ihr einen langen Kuss zu geben, „Danke.“
Ein Räuspern ließ ihn hochzucken. Sam und Daniel schauten ihn amüsiert an, ehe sich Daniel an die Colonel wandte: „Er hat eine hübsche Art, sich zu bedanken.“
„Stimmt.“, lächelte sie, „Das könntest Du dir auch abschauen.“

Die Augen zusammengekniffen hatte Tony seine Arme um die hübsche Israeli Ziva David geschlungen, sich an sie gepresst und ihren Kopf gegen seine Schulter gedrückt, damit sie nicht von herabfallenden Trümmern der Explosion erschlagen würde. Tatsächlich fielen auch etliche Teile auf sie herunter und er spürte auch den einen oder anderen Treffer am Kopf, doch waren diese Trümmer entweder aus Pappmaché, oder…
Tony öffnete seine Augen, hob den Kopf und blickte um sich herum.
„Putzschwämme.“, murmelte er und schaute die entspannte Gestalt unter sich an, die ihm ein schelmisches Grinsen schenkte: „Du wusstest genau, was hier los ist, oder?“
„Nun, bevor Du dich auf mich geworfen hast, konnte ich deutlich erkennen, dass das hier Putzschwämme sind und uns auf diese Entfernung sicherlich keine Gefahr mehr droht.
Verblüfft richtete er sich auf, blieb auf ihr sitzen und schaute sie an: „Du bist ein cleveres Mädchen, weißt Du das?“
Sie lächelte: „Ich bin kein Mädchen.“
„Nein, eine wunderschöne Frau.“
„Das wollt ich hören.“, nickte sie, zog ihre Beine unter ihm weg und richtete sich, in einer geschmeidigen Bewegung auf.

„So, wir sollten jetzt Traceless folgen.“, sagte Cal, rappelte sich auf, ging ein paar Schritte, nur um zur Seite zu Taumeln und sich an einem Regal festzuhalten.
Agatha war neben ihm, hielt ihn fest, als er in ihrem Griff zusammensank: „Du bist in keiner Kondition, um irgendwo hin zu laufen und schon gar nicht, um Traceless zu suchen.“
„An alle“, erklang in diesem Moment die Stimme von Jack O’Neill aus dem Lautsprecher:
“Flüchtige Person gefunden. Sie befindet sich in Block C – Ebene 4.“
Sam und Daniel schauten einander an: „Das ist fast am Ausgang. Wenn er entkommt…“
Dies genügte. Der Captain klopfte so hart auf seinen Kommunikator, dass Agatha befürchtete, dass dies einen blauen Fleck nach sich ziehen würde, dann bellte er: „Dragonfly – vier zum Beamen. Block C, Ebene Vier.“

Block C war der Ausgangsbereich. Dieser Bereich war in sofern interessant, als das er eine gewisse „Industrieromantik“ versprühte. Fenster, die am Boden anfingen, dann bis zur Decke reichten und durch blauen Stahl eingerahmt wurden. Dieses Gebäude wirkte tatsächlich so, als würden hier noch alte Maschinen stehen und ihren Dienst versehen. Allerdings taten sie es nicht, sie standen noch nicht einmal hier. Es war lediglich der Ein- und Ausgangsbereich für die Homeworld Security , was man so eigentlich nicht erwarten würde. Aber es hatte einen Vorteil – hier konnte man sich wunderbar verstecken. Wirklich praktisch für einen Formwandler wie ihn. Traceless schaute sich um, lächelte und wollte sich gerade in die Menge einfädeln, als er aus seinen Augenwinkeln ein vertrautes Glitzern wahrnahm. Ein Transporter.
Und er brauchte auch nicht all zu lange, um herauszufinden, was da geschah, denn die Stimme Calvin Cats gellte durch den gesamten Platz: „TRACELESS; STEHENBLEIBEN!“
Als ob er sich daran hielte. HA!
Er blickte sich um und fand etwas, was ihm eigentilch sehr zu Pass kam – eine Wendeltreppe. Sie führte in die obere Etage, in der sich schon einige Büros befanden, aber auch ein Steg zu einem dieser großen Fenster führte.
„Traceless“, rief in diesem Moment die gütige Stimme Daniels, „Bleib stehen, ich bin sicher, es wird dir nichts passieren. Du musst doch wissen, was Du da tust.“
„Glaub mir, Jackson, ich weiß es.“, sagte der Verbrecher, einige Sekundenbruchteile später, zog eine Waffe, wirbelte herum und gab einen Schuss ab. Der Antorphologe zuckte getroffen zusammen und taumelte nach hinten. Sam kniete sich neben ihn und betrachtete seine Wunde: „Es ist nur die Schulter, Daniel – keine Sorge.“
„Den kauf ich mir!“, knurrte in diesem Moment Cal, preschte los zu der Wendeltreppe. Er erklomm sie, zog seinen Phaser und schrie: „BLEIB ENDLICH STEHEN!“
Traceless erstarrte, wenige Millimeter vor dem Fenster, und drehte sich langsam um.
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht: „Cal, erinnerst Du dich an Flensburg?“
„Du meinst, wo Du mich beinahe erwischt hast? Wie könnte ich das je vergessen?“
Das Lächeln auf Traceless Gesicht wurde noch breiter: „Ich wünschte, es wäre damals nicht nur beinahe gewesen.“

Agatha, die immer noch neben der Colonel  stand, hörte die Konversation und ahnte was dort gleich passieren würde.
Sie wandte sich zu Sam: „Kann ich für einige Sekunden alleine lassen?“
„Ich bin nicht angeschossen.“, erwiderte die hübsche Colonel, „los, ehe dein Gallan irgendwas Dummes macht.“
Die XO nickte und preschte los. Sie hatte den Captain in dem Moment erreicht, als sich ein grelloranger Strahl von dem Emitter des Phasers, den Cal auf Traceless gerichtet hatte, zur Brust des Verbrechers spannte. Dieser zuckte zusammen, wurde von der Wucht des Strahles von den Füßen gerissen und fiel, mit einem lauten Klirren, aus dem Fenster.
„Nein!“, schrie Agatha, doch es war zu spät. Dort, wo Traceless gerade eben noch gestanden hatte, war nun ein Loch im Fenster. Sie kam zu spät – nicht jedoch um mitzubekommen, wie die Waffe auf den Boden klackerte und die Beine das Gewicht des Captains nicht mehr zu tragen schienen. Agatha hielt ihn fest, als er in sich zusammensackte. „Schatz?“, fragte sie, ehe sie merkte, dass sein Kopf nach hinten rutschte und gegen ihren Busen fiel. Sie betrachtete den erschlafften Körper und seufzte: „Typisch Cal.“

Die nächsten paar Stunden waren sehr kurzweilig. Kurzweilig in Sofern, als dass eine Menge Menschen unterwegs waren, die den hinter dem Fenster, aus dem Traceless gestürzt war, verlaufenden Chesapeake and Ohio Canal bis zur Mündung in den Rock Creek und weiter bis zu dessen Mündung in den Potomac absuchten. Natürlich fehlte die Leiche – das war Agatha klar. Der von ihnen Gejagte war schon so oft „umgebracht worden“, dass die Crew der Dragonfly ihn scherzhaft als ihren Murdoc bezeichnete – dabei bezog man sich auf den verrückten Killer aus MacGyver, nicht etwa auf den Verrückten aus dem A-Team.
Die einzigen Drei, die den Scherz mit schöner Regelmäßigkeit nicht Lustig fanden, waren Gina, Cal und Agatha. Gina aufgrund ihrer persönlichen Bindung zu ihrem Bruder und Cal und Agatha aufgund ihrer persönlichen Bindung zu Gina.
„Man macht sich  nicht über die Famillisch lustig.“, hatte Cal eines Tages erklärt und würde es vermutlich auch dieses mal tun.

Und natürlich hatten sie recht, wenn sie behaupteten, dass die Leiche Traceless nicht gefunden werden konnte, weil es keine gab.
Knappe 5 Kilometer „flussaufwärts“ war er nämlich die Böschung hochgeklettert. Bei einem Kanal kann man zwar nicht von Flussaufwärts sprechen, bei dem parallel zum Kanal fließenden Potomac-River jedoch schon. Das Häuschen, das da an der Böschung kam, kam dem Verbrecher sehr zu pass, also brach er ein – das war für ihn kein großes Kunststück.
Auch der Fakt, dass die Kleidung, die in dem Häuschen im Schrank zu finden war, eigentlich für jemanden gedacht war, der ein wenig fülliger als Traceless war, stellt sich, wenn man die Fähigkeiten des Verbrechers bedenkt, kein großes Problem dar. Die zerschlissene Kleidung musste er logischerweise entsorgen, aber nicht an Ort und Stelle. Stattdessen besorgte er sich eine Tasche, in die er die Kleidung stopfte, fuhr dann mit dem Bus in die Innenstadt von Washington. Am Hauptbahnhof setzte er seinen Plan in die Tat um.
Traceless warf die Tasche in den Mülleimer und verschwand in der Menge.

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