Vor zwanzig Jahren wäre das vielleicht mutig und aktuell gewesen (und da war's schon nichts bahnbrechendes), aber heute dürfte zumindest hierzulande kein Hahn mehr danach krähen.
Wer sagt, dass alles immer mutig sein muss, um gesellschaftlich ein Zeichen zu sein?
Vielleicht ist es nicht mutig im Sinne von bahnbrechend und revolutionär. Vielleicht kräht der Hahn nicht danach, einen Boykott auszurufen und einen Lynchmob auf die Straße zu schicken deswegen. Aktuell ist es dennoch.
Es ist nun einmal so, dass trotz weitestgehender gesellschaftlicher Akzeptanz immer noch angenommen wird, ein Charakter (oder auch eine reale Person) sei "straight per default" - es sei denn, es gibt ein explizites "coming out", ab dem Zeitpunkt die sexuelle Identität immer im Vordergrund stehen muss (Nach dem Motto: "Das ist Patrick, mein
schwuler bester Freund"). Diese unaufgeregte Herangehensweise, Sulus queere Identität relativ spät und recht natürlich zu thematisieren (und das ohne eine dramatische "coming out" Geschichte daraus zu machen), rüttelt an dieser Perspektive.
Es gibt noch längst nicht überall gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare in Sachen Ehe und Kinderkriegen (im deutschsprachigen Raum z.B. nicht), da setzt es sehr wohl ein deutliches Zeichen, wenn Sulu einen Ehemann und ein gemeinsames Kind hat.
Es gibt immer noch massive Stereotypen, mit denen die LGBT-Community zu kämpfen hat. Eins davon ist, dass queere Männer verweichlicht und hysterisch und was weiß ich was noch seien, jedenfalls nichts positives - Sulu ist jedoch im weitesten Sinne ein Actionheld, das genaue Gegenteil einer "Klischee-Schwuchtel".
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
(Für alle, die mit dem Begriff nicht vertraut sind: Tokenism lässt sich am Ehesten mit "Quoten-[hier Minderheit nach Bedarf einfügen]" übersetzen)
Ah, danke für die Erklärung! Ich kannte das Wort Token nämlich bislang nur aus einem völlig anderen Kontext!
Oh, und so ergibt im Nachhinein auch der Figurenname Token - für den einzigen schwarzen Schüler in der Klasse - in Southpark aus satirischer Sicht Sinn! 
Mehr Infos, siehe hier:
https://en.wikipedia.org/wiki/TokenismIch finde das eine ganz schwierige Sache und ich habe keine Ahnung, was genau da bei Takei mitschwingt.
Es war halt seine Figur, es war womöglich für ihn frustrierend, dass man das Thema Homosexualität früher nicht auf den Bildschirm bringen konnte und jetzt... ...tja, keine Ahnung.
Ich denke, George Takei (Jg. 1937) hat eine Zeit erlebt und eine Lebensgeschichte durchgemacht, die die meisten von uns jüngeren Mitgliedern der LGBT-Community so nicht nachvollziehen können. Das darf man keinesfalls vergessen, und schon gar nicht wegdiskutieren. Auch wenn er jetzt als Aktivist sehr präsent ist, auch wenn er seit 30 Jahren mit seinem Mann zusammen ist, hatte er erst 2005 sein öffentliches Coming Out und das hatte wohl seine Gründe (über die ich nicht spekulieren möchte). So etwas prägt eine Perspektive wohl ganz entscheidend.
Zachary Quintos Reaktion finde ich da recht passend:
"I get it. He has had his own personal journey and has his own personal relationship with this character but, you know, as we established in the first ‘Star Trek’ film in 2009, we’ve created an alternate universe, and my hope is that eventually George can be strengthened by the enormously positive response from especially young people who are heartened by and inspired by this really tasteful and beautiful portrayal of something that I think is gaining acceptance and inclusion in our societies across the world, and should be"
So begeistert ich von der Entwicklung bin, ich finde trotzdem, dass es "billig" ist, ausgerechnet Sulu herzunehmen. So haben sie den "tokenism" einer neuen Figur vermieden, indem sie eine reale Person zum "token" gemacht haben. Kann schon nachvollziehen, dass es für Takei frustrierend sein muss, mit einer plötzlichen Veränderung in einer Figur, die er 50 Jahre lang begleitet hat, klarzukommen, vor allem wenn er sie 50 Jahre lang als "straight" gespielt hat und vermutlich auch stolz darauf war. Kann schon nachvollziehen, dass es frustrierend ist, als "Inspiration Porn" herzuhalten, dass die Figur mit dem Schauspieler gleichgesetzt wird, etc. Es hätte genausogut jemand anderer aus der Crew sein können - Kirk, Spock, Bones, Uhura, Scotty, Chekov (oder wenn es nach mir gegangen wäre: Carol Marcus!

) - hier sind wir wieder beim "straight by default" Problem angelangt.