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Der Indiana Jones-Schrein
Star:
Hm, ich scheine da wirklich etwas auf verlorenem Posten zu stehen. Gut, das hat mich ja noch nie gestört. Allerdings kann ich deine Kritikpunkte auch allesamt sehr gut nachvollziehen. Das man lange Zeit den Himmel nicht sieht... ja, da ist was wahres dran. Für mich ist es eben auch Teil des sprichwörtlichen Höllenritts. Hier wird Indy wirklich an die Grenzen der Leistungsfähigkeit getrieben. Da ist es im Grunde schon passend, dass er für lange Zeit kein Licht am Ende des Tunnels sieht.
Shorty musste von Indy aber selten beschützt werden. Eigentlich... verhielt es sich genau umgekehrt :Ugly
--- Zitat von: Leela am 09.12.13, 17:45 ---So, jetzt muss ich noch was gutes sagen... verdammt. Ich überleg noch... ^^
--- Ende Zitat ---
Über die darstellerische Leistung des Hutes kann man zum Beispiel immer etwas gutes sagen, auch in diesem Film wieder! :P :D
Leela:
--- Zitat von: Star am 09.12.13, 17:58 ---Über die darstellerische Leistung des Hutes kann man zum Beispiel immer etwas gutes sagen, auch in diesem Film wieder! :P :D
--- Ende Zitat ---
Na, ich glaube es gibt schon einiges mehr. Ich sag ja, die negativen Dinge fallen nur eher auf, weils ie vordergründiger wirken... Aber es gibt auch schon eine Menge gutes. Und zwar wenn man den Film einzeln stehen lässt - also nicht mit Raiders vergleicht und wenn man ihn dann wieder im Gesamtkontext der Triologie sieht.
Zum einen ist es eine gute Fortsetzung aus genau den Gründen die Du sagst, es ist immer noch Indiana Jones, man erkannt die Handschrift und Figuren - dabei ist es aber eben auch ein eigenständiges Abenteuer und keine Kopie. Allein das wird, glaub ich, weithin unterschätzt, denn man hat eine gute Fortsetzung ja fast von selbst erwartet.
Im Gesamtkontext der Trilogie ist mir der Film aber fast noch wichtiger, gerade weil er heraussticht. Er durch den Film wird Indy „universell“ - denn er agiert außerhalb der westlichen Zivilisation. Wären zB in allen drei Filmen Nazis aufgetaucht und wären es immer christliche Artefakte gewesen, hätte die Figur deutlich gelitten. Er wäre dann vielleicht der christliche Reliquen-Nazijäger Prof geworden... eine sehr unangenehme Vorstellung. :/
Das Indy also auch so gut funktioniert liegt zu einem großen Teil am außergewöhnlichen zweiten Teil, glaube ich.
Ich würde ihn also unter keinem Umständen gegen einen dritten Nazifilm eintauschen. Vielleicht - ist es ganz gut das er diese Erwartungen der Zuschauer auch so konsequent unterläuft. Damit hält er sich die Szenerie und Figur offen.
Vielleicht kann man dem Film sogar eine dichtere Atmosphäre als Raiders bescheinigen - nur sie ist eben klaustrophobischer, düsterer und irgendwie „fiebrig“ - wie der Dschungel in dem es spielt.
Das Ford hier absolut auf der Höhe der Rolle ist, sehe ich übrigens genauso - definitiv auch ein Plus. Ebenso das Jones hier ziemlich... nah dran ist unterzugehen. In keinem der anderen Filme denkt man so sehr „O frell, das wars dann wohl!“
Zudem hat er die meisten Ekelszenen. Oh ok, ich war beim positiven... XD
Selbst die angemahnten Klischees (das Essen zB) kommen recht elegant daher, wirklich wie so ein Serial der 30er, wo eben solche Klischee noch in vollem Ernst zelebriert wurden. Also auch der Hommage Faktor ist da. Auch und besonders die Special Effects wirken... handgemacht, solide bis sehr gute Arbeit und sie passen gut in den Film, sie stören nicht wie bei späteren *hust* Abenteuern.
Ich guck den Film auch heute viel lieber als früher. Ich habe jahrelang fast nur I oder III geschaut, wenn ich da Lust hatte. Inzwischen bin ich da nicht mehr ganz so fest gelegt, weil auch der zweite unbestreitbar seine Stärken hat. Und, ganz wichtig, auch wenn es der launischste der Filme ist - er hat seinen ganz eigenen düsteren, grimmigen (fiebrigen) Charme als Indy Abenteuer. Und er ist der Realistischste... die Szenen in dem indischen Dorf wirken auch deswegen so beklemmend weil sich das sehr echt anfühlt.
Vielleicht brauch man erst etwas Abstand zu dem Film, bevor man ihn zu schätzen weiss. Den ersten Teil wird er in meiner Wertung wohl nie schlagen - dazu stehen mir die Themen und die Machart des ersten Teils zu nah und gefallen mir zu sehr. Aber ich bin inzwischen soweit einzuräumen, dass II und III vielleicht jeder auf seine ganz eigene Art gut funktionieren und auf gleicher Höhe sind. Wenn man nämlich zB Temple of Doom zuviel Düsterniss ankreidet, dann könnte man Last Crusade einen kleinen Slapstick Vorwurf machen... insofern ist das immer eine Frage wie man rangeht.
Mein bestes Fazit also; Die Reihe braucht den Film! Dringend. Und zwar genau an der Stelle. Es ist der Film, der die Reihe und die Macht ins Gleichgewicht bringt... der Auserwählte. Man muss nur Lust haben ihn zu schauen. I und III sind zugänglicher und leichter... aber II ist notwendiger. ;)
.. und, fast vergessen; er hat das beste "grosse" Finale - die Hängebrücke ist natürlich nicht zu schlagen als Filmsequenz die Tod des Bösewichts, Fast-Tod des Helden und Artefakte vereint!
Star:
Übrigens...
Also noch offiziell inoffizieller kann man es doch eigentlich nicht machen, oder? (Marshall war Produzent bei allen vier Filmen und der Serie. Seine Frau Kathleen Kennedy - ebenfalls Produzentin bei den Filmen - hat, so glaube ich mitbekommen zu haben, George Lucas' Nachfolge übernommen)
Ich sags's euch. Der Mann mit dem Hut kommt noch mal wieder!
Alexander_Maclean:
Um mal kurz zum Tempel des Todes paar Worte zu verlieren.
Zuallererst. Anders als Max hab eich den Film einmal von vorne bis hinten angeschaut.
Aber noch mal muss ich den Film nicht unbedingt sehen.
Denn für mich trifftet der Film anders als die anderen drei Teile zu sehr in Richtung Horror ab. Und das nicht mal nur kurz wie Beispielsweise die Szene aus "Der letzte Kreuzzug" wo Donovan von falschen Kelch trinkt, sondern ehe als Dauerton.
Und dass macht es mir wirklich sehr schwer, den Film als Abenteuerfilm zu sehen, weil ich offen gestanden Horro nicht mag.
Und ich denke, das sist auch der Grund warum ich "Das Königreich des Kristallschädels" trotz diverser Schwächen besser einstufe, als "Den Tempel des Todes"
Star:
Indiana Jones and the Last Crusade 2009 style trailer (HQ)
Filmreview - Indiana Jones: Der letzte Kreuzzug
Einleitung
„Raiders“, als waschechter Vertreter des Pulp-Genres, hielt damals noch gekonnt den Spagat zwischen Licht und Schatten, so wie auch Indys Charakter selbst immer mal von dem einen ins andere Element wechselte, gute Seiten zeigte, aber auch schlechte, Mitgefühl, sowie Egoismus. Mit dem Tempel des Todes rutschte die Inszenierung ganz klar in Richtung Dunkelheit und ließ den Helden sprichwörtlich durch die Hölle gehen. Der letzte Kreuzzug hingegen eliminiert nun sämtliche Schatten und die letzten Überbleibsel des Film-Noir-Elements der beiden Vorgänger aus der Gleichung und rückt die Erzählung komplett ins helle Licht, womit auch die Wandlung vom narzistischen Jäger zum ikonischen Hollywood-Helden vollzogen und somit komplett ist, die Disney-isierung des Filmes sozusagen, lange bevor die Maus tatsächlich ihre gierigen Griffel nach dem Mann mit dem Hut strecken soll.
Story
Die Welt steht am Rande eines zweiten großen Krieges. Böse Mächte haben Europa im Griff und bedrohung den gesamten Erdball. In dieser Atmosphäre wird Indiana Jones von einem Industriellen auf den verschwundenen Heiligen Gral angesetzt, den sein Vater bereits seit Jahrzehnten sucht. Um nicht nur dieses Relikt, sondern vor allem seinen verscholllen Vater zu finden, benutzt Indy dessen Notizen, um in Venedig das Grab eines der Gralsritter auszuheben, von dessen Sarkophag er einen Hinweis auf den Fundort des Grals holt. Sein Vater wird indes von den Nazis festgehalten, die an der Reliquie ebenfalls interessiert sind. Nach einer großangelegten Rettungsaktion, reisen die beiden zerstrittenen Sturköpfe ins Heilige Land, wo der Gral verwahrt wird - verfolgt von den Nazis. Doch der heilige Kelch ist gut bewacht und wer die Prüfungen übersteht, wird ihn in Händen halten.
Indiana und Henry Jones
Nicht nur die Produktion selbst bekommt einen helleren Anstrich, nicht nur die Gräber werden diesmal ordentlich ausgeleuchtet, sodass auch ja kein Gefühl der Beklemmung aufkommt, nein, auch Indiana Jones selbst wird ins rechte Licht gerückt und der Charakter nachträglich reingewaschen und angepasst, vom Jäger, ja, vom Söldner zum Pfadfinder umfunktioniert, der sowohl in seiner Jugend, als auch in seinem späteren Leben der gleichen Meinung ist, nämlich die, dass die Artefakte die er jagt, ins Museum gehören, damit alle etwas davon haben.
Das... lässt sich mit der bisherigen Charakterisierung nicht so recht vereinen. In den beiden Vorgängerfilmen war Indy bei weitem nicht so altruistisch angelegt, ganz im Gegenteil. Dort hat er seine Arbeit, zumindest teilweise, für Geld erledigt, für Ruhm und Reichtum. Er stiehlt die Artefakte aus Grabanlagen und verkauft sie ans Museum – oder an seine Klienten, wie beispielsweise Lao Che, einem Gangsterboss. Er ist ein Beschaffer seltener Gegenstände, und diese Beschaffung geschieht oft nicht nur mit fragwürdigen Mitteln, sondern auch aus fragwürdigen Gründen.
Diese Seite des Charakters fällt in „Kreuzzug“ größtenteils weg und dementsprechend auch der Glaubenskonflikt, mit dem er sich bisher herumschlagen musste. Selbst in den Kämpfen geht er nicht mehr so rücksichtslos vor wie bisher. Zwar wehrt er sich noch immer nach Kräften, aber wenn es geht, sucht er unblutige Auswege. Diesmal geht es also um weniger als sein Seelenheil. Diesmal geht es um seine Beziehungen.
Wirklich schlimm ist das nicht, denn das Herzstück und das besondere des Filmes ist diesmal nicht das Artefakt, nicht das Spektakel, nicht die Action, sondern die Vater-Sohn-Thematik. Und die könnte besser und gefühlvoller eigentlich nicht sein.
Seit dem Tod seiner Mutter fühlt sich Indiana von seinem Vater missverstanden und entfremdet. Sie würden gerne einander lieben – der eine kann es nicht zeigen, der andere kann es nicht verbalisieren. Henry vergräbt sich in Arbeit, Indy rebelliert und nimmt sich, auf der verzweifelten Suche nach einer Vaterfigur in seinem Leben, einen Grabräuber zum Vorbild. Von ihm bekommt er den Hut, und fortan versucht er diesem Mann, diesem Sinnbild eines Mannes nachzueifern, geht dabei soweit, sich als erwachsener ähnlich zu kleiden, ähnlich zu benehmen. Er macht dessen Ziel zu seinem – Fortune and Glory und jagt nach Artefakten. Diese Vaterfigur holt er ein, in dem er das Kreuz von Coronado nach lebenslanger Suche in seinen Besitz bringt. Seinem realen Vater muss er sich kurz darauf stellen, weil der sich auf dessen lebenslangen Suche nach einem Artefakt in Schwierigkeiten gebracht hat – ein unglücklicher Umstand, der aber den Heilungsprozess dieser beiden Männer einleitet, die auf den ersten Blick so verschieden, und doch so völlig gleich sind, zu gleich manchmal.
Ich denke, ich kann behaupten, dass das Publikum der Jones-Filme größtenteils männlich ist, und genau deshalb bekommt der Film auch sicher (verdientermaßen) diese ungeheuer positive Resonanz, die ihn immer begleitet. Denn ein jeder Junge (und ein jeder Vater) kennt diese Geschichte aus eigener Erfahrung, jeder kann sich hier mit Indy und seinem Dad identifizieren. Wollen wir nicht alle von unseren Vätern geliebt werden, wollen wir ihnen nicht allen irgendwann beweisen, dass wir jetzt ebenfalls Mann geworden sind, dass wir Wert haben, dass wir respektiert aber gleichzeitig auch geliebt werden dürfen? Und hat nicht fast jeder Vater das Problem die Rolle des Oberhauptes, des Befehlsgebers loszulassen, oder wenigstens zu lockern, und kommt es bei dieser Emanzipierung nicht zwangsläufig zu Reibung, die in manchen Familien besser, in anderen schlechter gelöst werden? Das ist bei Frauen nicht anders, aber bei Männern kommt allzu oft noch die Sturheit und Unfähigkeit zur Artikulation hinzu. Selbst wenn man sich noch so liebt, verläuft dieser... Ritus des Erwachsenwerdens selten Reibungslos. Damit kann sich ein jeder identifizieren, zumal die Geschichte hier nicht nur Staffage, sondern wirklich das Herz des ganzen Filmes ist. Für einen Abenteuerfilm, ja für einen Actionfilm, besitzt diese Beziehung jedenfalls ungewöhnlich viel Tiefe, sanfte, liebevolle Tiefe. Spielberg, der seine eigenen Vater-Sohn Probleme aufarbeiten wollte, trifft hier mit viel Geschick und Feingefühl genau die richtigen Töne, es bleibt immer nachvollziehbar, immer bewegend, ohne dass die Handlung jemals Gefahr laufen würde, in Kitsch abzugleiten.
Deswegen funktioniert der Film auch so wundervoll als generationenübergreifender Männerfilm. Wir bekommen Explosionen, Schießereien, eine einigermaßen heiße Blondine, aber in Wahrheit ist das alles nur Staffage für etwas tieferes, etwas, das man sich selbst vielleicht nicht so recht auszudrücken traut, und gegenseitiges Verständnis wird erzeugt. Aber vielleicht lege ich jetzt auch zu viel meines eigenen Hintergrundes hinein. ;) :)
Im Film finden die beiden Jones zusammen. Die Suche des einen, aber auch die des anderen wird beendet. Die Jagd nach den Reliquien diente nur dazu die innere Leere auszufüllen, doch sie sind nicht so wichtig, wie das Einander. Der letzte Kreuzzug passt den Charakter des Indiana Jones zwar stark an, um diese Geschichte zu erzählen, er lässt ihn sich dadurch aber auch weiterentwickeln und gibt ihm eine völlig neue Tiefe. Eigentlich vollzieht er hier sogar die finale Charakterentwicklung. Spielberg und Co scheinen das genau zu wissen, und nutzen die Chance, um auch noch andere Dinge aufzulösen, sodass es im Grunde keiner Fortsetzung bedarf. Wir erfahren woher Jones stammt, woher seine Angst vor Schlangen kommt, woher sein Outfit entliehen ist, was sein Namen bedeutet. Das ist alles ein bisschen viel – gerade in den Vorfilm wird eine Menge hineingequetscht -, aber nicht einmal das stört sonderlich, denn immerhin sollte es ja der letzte Jones sein.
Ganz enorm profitiert der Film natürlich von Sean Connery als Indys Vaters. Man kreierte die Filmreihe mit James Bond im Hinterkopf, da ist es nur passend, sie mit dem richtigen Bond auch zu beenden. Zumal sich Connery die Figur auch wirklich zu eigen macht und Ford beinahe an die Wand spielt. Und die beiden haben auch eine unglaubliche Chemie, denen sieht man gerne zu!
Lucas wollte zunächst einen sehr viel strengeren Henry, einen reineren Akademiker. Diesen Henry haben wir in der Serie bekommen. Ich bin froh, dass Connery die Figur uminterpretiert und ihr eine Menge Schrullen und dadurch auch viel Wärme verpasst hat.
Artefakt
Der Gral ist bei all dem fast schon nebensächlich und diesmal wirklich nur ein McGuffin. „Finden sie den Gral, dann finden sie auch ihren Vater”, erklärt Donavan, und damit hat er recht. Das göttliche ist hier nämlich die Suche nach der Vaterfigur, die so viele Leute in ihrem Leben brauchen. Die Suche nach Gott, oder Jesus, oder seinem Kelch, wird im Film also durch Indys Suche nach seinem Vater gespiegelt. Mehr noch, der Gral stellt die Frage, was Unsterblichkeit denn schon bedeutet. Liegt sie in Ruhm und Reichtum, so wie Donavan und Elsa glauben? Oder liegt sie doch eher im Miteinander, in der Verbindung zu jenen, die wir lieben? Man könnte fast meinen, Picard hätte am Drehbuch geschrieben. Wichtiger ist weniger das, was wir hinterlassen, als die Art, wie wir gelebt haben.
Dafür repräsentativ sind auch irgendwo die Tests, die man auf dem Weg zum Gral bewältigen muss. Demütig muss man sein, man muss dem Wort Gottes folgen (seine Gebote beachten?), und dann einen Sprung des Glaubens machen. Man muss... vertrauen, denn auch daraus besteht Liebe. Und ganz am Ende vollführt der Gral dann sogar noch einen letzten Test, in dem er eine hypnotische Wirkung auf jene in seiner Nähe ausübt, und die Bindung dieser Menschen testet. Sind sie demütig? Vertrauen sie einander?
Elsa, die Frau, der sich Indy so nahe fühlt, dass er bereit ist, ihre Verfehlungen zu verzeihen, hängt am Abgrund und droht zu fallen. Der Gral lockt, ruft, verführt sie.
„Nimm meine andere Hand, Liebling“, ruft Indy verzweifelt „Ich kann dich nicht festhalten“. Doch das Liebling ist fruchtlos, er kann nicht zu ihr durchdringen, die Liebe war einseitig. Er bedeutet ihr bei weitem nicht so viel, wie sie ihm. Als Konsequenz daraus entgleitet Elsa seinen Fingern und stürzt ins Ungewisse. Dann bricht der Boden weg und Indy befindet sich plötzlich in der gleichen Lage wie Elsa zuvor, nun hängt er über dem Grund, und sein Vater hält ihn gerade noch fest, Spielberg wiederholt Elsas Todesszene beinahe bis ins kleinste Detail. Nun wird Indy vom Gral geprüft, gelockt, gerufen. Er versucht den Gral zu erreichen, obwohl er abzurutschen droht.
Ausgerechnet sein Vater, der Mann, mit dem er sich nicht verbunden fühlte, schafft es zu ihm durchzudringen. „Indiana. Lass es.“
Das erste Mal, dass sein Vater ihn nicht Junior nennt, sondern Indiana, den geliebten Spitznamen. Das erste Mal, dass er die Spinnereien seines Sohnes akzeptiert, dass er seinen Sohn akzeptiert, für das was er ist, und es offen zeigen kann. Das ist die Erlösung, das ist die finale Realisierung, wie nahe sie sich doch eigentlich waren, näher als Elsa. Indy greift zu, beide kommen in Sicherheit. Ein letzter Gruß des Gralsritters. Scheiße, der arme Kerl muss das jetzt alles wieder aufbauen.
Ungewöhnlich für einen Indiana Jones Film, tritt das Artefakt erst kurz vor Schluss auf, und dann mit einer sehr cleveren Wendung. Bis zu diesem Punkt gibt es aber noch ein ganz anderes, oft übersehenes „Artefakt“, nämlich Henrys Gralstagebuch. Genau wie die Lade und genau wie die Sankara-Steine, wechselt auch das Tagebuch ständig den Besitzer und dient dem Film als Jagdobjekt. Unter den Fans ist es sehr beliebt, weil schön gestaltet, und daher reizvoll nachzumachen.
Side-Kicks
Auch hier wird der Bogen zum ersten Teil geschlagen – altbekannte Charaktere wie Sallah und Brody werden zurückgebracht, wenn auch in stark veränderter Form. Diesmal dienen sie dem Comic-Relief, der zusätzlichen Auflockerung der ohnehin schon hellen Szenerie. Sallah beispielsweise hatte im ersten Teil zwar auch einige Witze auf seiner Seite, aber dennoch fühlte er sich dort „real“ an. Wir bekamen seine Frau und seine Kinder zu sehen, seine Heimat, und einen Einblick in sein Gefühlsleben. Clever war er, aber auch loyal und dennoch nicht ohne Witz. Dass er der beste Gräber Ägyptens sein sollte, kaufte man ihm sofort ab. Seine Loyalität zeigt er auch in diesem Film. Ansonsten ist er leider hauptsächlich darum besorgt, den zerstörten Wagen seines Schwagers zu ersetzen.
Auch Brody wirkt plötzlich ganz anders. Früher noch ein „Old-Timer“, der, wie er damals behauptete, selbst losziehen und die Lade suchen würde, wäre er noch ein paar Jahre jünger, verläuft er sich nun plötzlich in seinem eigenen Museum. Als Mentorfigur für Indy wird er nicht mehr benötigt und auch nicht verwendet, stattdessen ist er nun der etwas schusselige Onkel.
Wirklich böse sein darüber kann man eigentlich nicht, denn zum einen ist es schön, beide wiederzusehen, und zum anderen versprühen die zwei auch in diesen neuen Rollen einen unwahrscheinlichen Charme. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass das damals für die Erstzuschauer ganz schön... befremdlich gewesen sein muss. Für mich persönlich war es nie ein Problem Brody und Sallah als Comic-Reliefs zu akzeptieren, denn ich habe die Filme in der falschen Reihenfolge kennengelernt und den Kreuzug vor Raiders gesehen. Ich habe mich also eher gewundert, warum Brody und Salla in Raiders auf einmal so ernst sind.
Elsa
Nachdem wir nun eine Starke Frau hatten, und eine nicht so starke Frau, probieren sich Spielberg und Lucas erneut aus und versuchen es mit Verräterin – auch wenn der Weg nicht ganz konsequent zuende gegangen wird. So ist Elsa eigentlich nie wirklich böse. Ihr Verhalten wird am Ende damit gerechtfertigt, dass sie noch zu jung sei, und es eben nicht besser wusste. Dennoch ist es eine schöne Abwechslung, diesmal keine Frau mit einem Herz aus Gold in der Handlung zu haben, sondern eine Frau mit einem Blick AUFS Gold.
Interessanterweise kann man das Leitmotiv mit der Vaterfigur auch auf Elsa übertragen. Sie hat nämlich keinen... zumindest keinen, der in ihrem Leben eine Rolle zu spielen scheint. Stattdessen hat sie ein Vaterland, vielleicht auch einen Führer, dem sie zu gefallen und zu entsprechen versucht, nur, dass weder das eine, noch der andere ihr am Schluss zu Hilfe kommen kann, und der, der ihr helfen könnte, auf den hört sie nicht. Während Indy den letzten Test des Grals besteht, erweist sich Elsa mal wieder als zu gierig. Da sie keine Fanatikerin ist, nicht einmal eine wirklich böse Person, bleibt ihr ein brutaler Tod erspart. Stattdessen fällt sie beim Test einfach sprichwörtlich durch, stürzt in die Tiefe und verschwindet im Nebel des Vergangenen.
Fiesewichte
Der schwerreiche Walter Donavan ist kein allzu vielschichtiger Gegner, und er kommt auch nicht in den Genuss übermäßig vieler Szenen. Im Grunde passt er ganz gut in einen Bond-Film – ein Gegner, der mehr mit Köpfchen agiert, und seine Widersacher gegeneinander ausspielt, um am Ende aufzutauchen und seinen sinistren Plan zu enthüllen. In dieser Hinsicht wird er perfekt gespielt und inszeniert, aber Donavan passt auch hervorragend zur Handlung und bietet ein wunderbares Gegenstück zur Vater-Sohn-Geschichte. Denn wo Indy und Henry – obwohl sie sich ständig auf dem falschen Fuß erwischen – tief in ihren Herzen Beziehungsmenschen sind, die sich auch im Grunde lieben, ist Donavan bar jeder Loyalität und bar jeden Familiengefühls. Zwar ist er verheiratet, aber seine Frau bedeutet ihm vermutlich ebenso so wenig wie sein Land, seine Zweckgefährten (Vogel und Elsa), und das Leben seiner Gegner. Donavan ist nur an einem Interessiert: an sich selbst. Er will Unsterblichkeit, und dafür würde er seine Seele an den Teufel verschachern, ja schlicht alles tun. Dieser Charakter repräsentiert Fortune and Glory wie kaum ein anderer, und am Ende führt ihn das – mal wieder – in den wohlverdienten, und auch wunderbar inszenierten Untergang.
Pat Roach hat zwar auch diesmal wieder mitgespielt, seine Szene ist aber der Schere zum Opfer gefallen. Macht nichts, denn dafür haben wir noch Obersturmbandführer Vorgel, ein fanatischer Soldat, herrlich fies und sehr energetisch gespielt, ein Charakter, den man gerne auf positive Art hasst :D
Action
Die Action ist nicht immer ganz so treibend wie im Tempel, dafür ist sie aber wieder besser verteilt, abwechslungsreich und inszenatorisch absolut perfekt. Der Kampf zu Pferd gegen den Panzer erinnert an den Kampf zu Pferd gegen den Truck, überbieten diesen aber nicht nur um etliche Tonnen, sondern auch noch mal an Spannung. Auch der Rest weiß zu gefallen; Boote, Motorräder, Schiffe, Pferde, Züge, geboten bekommt man einiges, wünsche bleiben keine offen.
Sound
Auch John Williams wollte offenbar einen letzten Salut geben und fragte Spielberg, ob er den Film nicht über die fast ganze Laufzeit musikalisch untermalen dürfe, so etwas habe er schon immer mal gewollt. Das Ergebnis ist einer der längsten Film-Soundtracks aller Zeiten, und zweifellos auch ein wirklich hervorragender. Im Grunde könnte ich dieses Kapitel damit schon schließen, denn die meisten wird es wohl nicht betreffen, aber... ich glaube ich habe den Film inzwischen sooft geschaut, dass mich die Musik... Hm, zu sagen, dass sie mich stören würde, wäre übertrieben, aber hier und da wäre vielleicht tatsächlich etwas weniger besser gewesen, denn auch die verspielte Musik trägt noch einmal gehörig dazu bei, dass der Film... heller, fröhlicher, an manchen Stellen fast witziger wirkt.
Beim restlichen Sound gibt es wie üblich nichts zu meckern, nur viel zu loben. Einziger Wehrmutstropfen: Indys deutsche Synchro klingt hier etwas... verzerrt, weil Wolfgang Pampel damals erkältet und verschnupft war, den Film aber unbedingt machen wollte. Ich hätte auch niemanden haben wollen. Aber vielleicht hätte man ein bisschen warten sollen, ehe sich seine Stimme erholt hat.
Schlusswort:
In kreativer Hinsicht kann man dem Film keinen exorbitanten Mut bescheinigen. Stattdessen macht er sogar ein paar Rückschritte und auch einige Eingeständnisse ans Kinopublikum. So orientiert er sich atmosphärisch stärker am ersten Teil, fügt aber, beinahe als nachträgliche Entschuldigung, zusätzliche und reichliche helle Moment ein, wodurch das Geschehen ordentlich aufgelockert und gehörig auf Wohlfühl-Kino getrimmt wird, was aber auch ein bisschen auf Kosten der Unvorhersehbarkeit geht. Anything goes/Alles geht, war Gestern.
Zwar prescht der Film aus diesen Gründen nicht so energetisch in... neue Gefilde wie es der Vorgänger tat. Aber seien wir ehrlich - wen interessiert das schon, bei einem so gelungenen Film der zwar ganz klar auch Blockbuster-Kino darstellt, aber gleichzeitig, ja, fast sogar hauptsächlich über einen so enorm großen emotionalen Kern verfügt, wie es in dieser Art Unterhaltungsfilm selten der Fall ist. Es gibt einfach zu viel am Kreuzzug zu lieben, als ihm die wenigen Verfehlungen ankreiden zu müssen. River Phoenix gibt die Perfomance seines Lebens, und Ford und Connery schaukeln sich gegenseitig zu Bestleistungen hoch, und werden dabei von liebenswürdigen Figuren und wirkungsvollen Gegner unterstützt. Alle Abteilungen liefern atemberaubende Arbeit ab.
Am Schluss bleiben nicht viele Fragen offen, die letzte wird mit einem gelungenen Gag beantwortet, dann folgt der obligatorische Ritt in den Sonnenuntergang, ein letztes Mal begleitet von der Serien-Fanfare. Kein so grandioses Ende wie Raiders es hatte, aber dennoch ein in allen belangen passendes, zufriedenstellendes, und gleichwohl perfektes Ende. Was für ein liebenswürdiger, mitreißender Abenteuerfilm - der selbst heute noch unerreicht ist.
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