Autor Thema: Der Indiana Jones-Schrein  (Gelesen 35058 mal)

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #30 am: 12.12.13, 16:05 »
Filmreview - Indiana Jones: Das Königreich des Kristallschädels

Nun denn. Nachdem ich meine Tastatur vom Erbrochenem gereinigt habe, kann ich auch die Kritik zum vierten Teil einreichen. Wer nicht so viel lesen will, sollte einfach nur runterscrollen, und die Screenshots betrachten. Ich finde, dadurch kommt die Kernaussage meiner Kritik eh viel knackiger rüber.


Einleitung
So richtig hat ja eigentlich niemand mehr daran geglaubt. Gerüchte über einen vierten Teil waren immer mal wieder im Umlauf, ernstgenommen wurden die aber von den wenigsten. Umso überraschender war es dann, als sich anno 2007 die Hinweise doch noch zu verdichten schienen, und schließlich auch die offizielle Ankündigung kam. Die Überraschung war groß, die Freude auch, nur eine Frage hing im Raum: Kann Ford das noch? Als dann wenige Wochen später das erste Bild von ihm veröffentlicht wurde, war die Antwort auf diese Frage klar: Ja, er kann. Klar, die Nase war etwas knolliger, die Backen hängend, das Haar grau... aber Hut und Hemd saßen perfekt, und da Ford die coolste Sau des Universums ist, bestanden überhaupt keine Zweifel mehr: Das wird super!

Die folgenden Monate waren ein reines Fest – die Fans schaukelten sich hoch, die Euphorie nahm ungeahnte Züge an, die Vorfreude war ungebremst. Und warum auch nicht. Spielberg, Lucas, Ford, Kennedy, Marshall, alle wieder mit dabei. Was soll da schon schief gehen? Immerhin wurde vehement verkündet: Wir machen den Film nach alter Schule! Recht so!
Weitere Infos sickerten ins Netz. Um den Kristallschädel würde es diesmal gehen, und um Ufos. Cool. Damit hat Spielberg Erfahrung. Der kann das, der macht das schon. Marion ist auch mit am Bord, prima, die ersten veröffentlichten Fotos von ihr sahen unglaublich aus, als sei sie kaum einen Tag gealtert. Dann der erste Dämpfer. Shia LaBeouf ist dabei, höchstwahrscheinlich als Indys Sohn. Urks. Egal. Ford wird’s rausreißen. Hauptsache Indy. Der Tag des Releases rückte Näher, ich war wieder sieben Jahre alt und musste mich beherrschen, nicht ins Kino zu hüpfen, wie so ein Flummi.

Blöde Kinowerbung. Blöde Kinotrailer. Macht endlich! Als ob ich mich in meinem jetzigen Zustand für andere Filme interessieren würde. Dann, endlich, senkte sich der Vorhang, es ging los.

Zwei Stunden später war ich erstaunlich still und anscheinend auch blass. Meine Freunde haben sich gar nicht erst getraut was zu sagen. Mir war unbegreiflich, was da passiert war. Irgendwie... hat mir der Film nicht gefallen? Nein, unmöglich. Muss an mir gelegen haben. Vorfreude war vielleicht zu groß. Oder ich habe etwas falsches gegessen. Dumme Nachos. Vielleicht hatte ich auch einen Nervenzusammenbruch vor lauter Nervosität und habe halluziniert. Das muss es gewesen sein, jawohl. Am Film kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Erst mal alles sacken lassen, schlafen, heilen. Am nächsten Tag gleich wieder ins Kino gepilgert, irgendwie besorgt, unsicher. Das vermutete bestätigte sich bei der Wiederholung: Ich fand den Film uninteressant. Schlimmer noch, ich fand ihn über weite Strecken schlicht furchtbar?!

Da war einfach zu viel offensichtlicher Schwachsinn, der mir von Innen an die Leinwand klatschte, wie geistlose
Motten. Nichts weiter als einen gelben Brei hinterlassend, den ich liebend gerne ins Reich des barmherzigen Vergessens verbannt hätte, wenn sich das Grauen (Oxley, Interdimensionaler Reisende, Hochzeitsszene) nicht bereits von innen in meine Retina gebrannt hätte, und mich seitdem des Nächtens als wiederkehrender Alptraum heimsuchen würde.


Visuelles
Das mag man mir nun direkt mal als absolute Kleingeistigkeit auslegen, aber... der Film erwischt mich schon optisch auf dem völlig falschen Fuß. Ein dezenter Weichzeichner wird verwendet – in manchen Szenen ist er mal mehr, mal weniger schlimm -, eine Überbelichtung findet statt, und dann kommt auch noch der hundsvermaledeite Teal- und Orange-Look zum Einsatz, der so viele Hollywoodfilme in letzter Zeit heimsuchte. Das in Verbindung mit den bewusst künstlich gehaltenen CGIs, die in ihren schlechtesten Momenten an Sky Captain and the World of Tomorrow erinnern, ergibt ein... untypisches Bild – zumindest für diese Filmreihe. Als Beispiel, ein BIld aus Raiders. Das Bild, gestochen Scharf, die Farben dezent, unaufdringlich, glaubhaft:



Kristallschädel:



(Aber ein Lob an die Setdesigner. Die haben alles richtig gemacht.)

Den direktvergleich kann man mit einer kleinen Bearbeitung in Photoshop herstellen.

Kristallschädel:



Auf Raiders getrimmte Nachbearbeitung per Photoshop:



Nun kann man darüber streiten, ob dieser Stilwechsel nach über zwanzig Jahren nicht auch erlaubt ist, und ob es nicht sogar den poppigen fünfzigern entspricht. Ich... habe aber etwas anderes erwartet, nämlich einen Film, der... aussieht, wie ein Indiana Jones-Film. So von wegen nach alter Schule und so. Aber vielleicht dachten die Macher auch echt, das hier würde besser aussehen:



Zum Vergleich dazu, ein Screenshot aus "Die Mumie":



Was fühlt sich hier wohl eher nach Adventure an? Das alleine kann den Film natürlich nicht unbedingt runterziehen, aber ich glaube diese visuelle Andersartigkeit hat schon dazu beigetragen, mich... etwas genauer hinsehen zu lassen.


Anfang
Der Film fängt auch direkt in der ersten Einstellung schon... interessant an. Der Paramount Berg blendet über in ein CGI-Erdmännchen.



Das gibt eigentlich schon die ganze inhaltliche Richtung der nächsten zwei Stunden vor. Kurz wähnt man sich noch in Sicherheit: coole Autos kommen ins Bild, flotte Mucke erklingt, ein kleines Rennen findet statt, doch dann verpufft das auch schon wieder. Die Russen drängen den anderen Wagen nicht von der Straße, sondern biegen einfach rechts ab – irgendwie hat man das Gefühl, dass man gerade einen ersten, frühen Höhepunkt vorenthalten bekommen hat. Irgendwelche US-Soldaten werden erschossen, aber die Kamera will das nicht zeigen, denn Gott bewahre, Gewalt in einem Indiana Jones-Film? Bloß nicht! Wir sind doch keine Unmenschen! Wir wollen den Unsinn irgendwann noch an Disney verkaufen!
Dann endlich – der Hut kommt ins Bild, dann der Hutträger. Yay. Das Popcorn fliegt. Indy ist da. Begeisterung pur.
Und da folgt auch schon Spalko, die Gegnerin. Sie stell sich höflicherweise gleich vor, denn das Publikum ist ja blöd, zählt ihre Leistungen auf, denn das Publikum ist ja blöd, palavert etwas von psychischen Kräften, die in der Geschichte ohnehin nie wieder wichtig werden, was aber bestimmt keiner merkt, denn das Publikum ist ja blöd, und kurz fuchtelt sie mit ihrem Degen rum, weil man dem Publikum anscheinend anders nicht begreiflich machen kann, dass sie die Böse ist. Wie blöd. „Show, don’t tell” geht anders.
Indy ist zum Glück ganz der alte, denn da bindet er den Russen bereits einen Bären auf – genauso gut hätte er etwas vom lateralen Tirilaktiral erzählen können -, damit die ihre Patronen hergeben und ihre Waffen leeren. Clever, der Mann, so kann er die Situation bestimmt irgendwie an sich reißen und zum Gegenschlag ausholen, denn es ist ja Indy. Oder... doch nicht?
Jetzt macht er nämlich plötzlich einen auf McGyver, meint diesen Schwachsinn anscheinend ernst, den er da labert, und erzeugt ein Magnetismuswölkchen, um den Russen zu helfen, ihre dämliche Kiste zu finden. Dann haut er bei der erstbesten Gelegenheit ab. Es gibt ein bisschen Action, ein paar frühe Gags, aber das wichtigste sind eh die Erdmännchen. Man merkt schon hier: die Wartezeit von zwanzig Jahren hat sich gelohnt, beim Script wurden offensichtlich keine Kosten gescheut!


Artefakt
Am Kristallschädel kann man ganz gut erkennen, weshalb der Film in meinen Augen so schei- so sehr kränkelt. Er... ist leider das schwächste Artefakt der Reihe – schwächer sogar noch als die Sankara-Steine - und das liegt nicht an seiner Verbindung mit den Alie – pardon, mit den Interdimensionalen Reisenden, sondern an der Art und Weise, wie er inszeniert wurde. Dabei beginnt alles sogar äußerst vielversprechend.

In Area 51 (musste es ausgerechnet die Halle sein, in die die Bundeslade gebracht wurde?) bekommt man einen ersten Vorgeschmack von den magnetischen Kräften dieses Dings, ohne, dass viel zu sehen ist. Indy erzählt Mutt später im Restaurant von den Mysterien die um den Kristallschädel ranken, und tut sie dann mit „Es ist nur eine Geschichte, Kleiner.“, ab. Wir wissen ja, wie DAS endet, gell Indy? :D. Durch all das kommt jedenfalls schon gut Atmosphäre auf. Das Sanatorium in Peru war dann recht langweilig, dennoch, als man die Zelle sieht, wo überall Return, Retur, Rückkehr steht, ja, da darf man wirklich gespannt sein, das ist schon mal ein gelungener Spannungsaufbau.

Gleichzeitig ist es aber auch schon das Spannungsende, denn zehn Minuten später ist der Kristallschädel gefunden.
Huh?
Der Friedhof ist ein herrlich schöner Schauplatz, der Kampf gegen die Totenkopftypen gelungen, wenn auch reichlich kurz. Man fragt sich voller Interesse, was die beiden Abenteuerer Indy und Mutt denn wohl im Grab erwartet.
Nichts mehr.
Ein CGI-Skorpion sagt hallo, das war’s. Nicht einmal eine richtige Falle gibt es, nur dieses kleine Rad-Rätsel, das auch schnell gelöst ist. Und dann findet man den Kristallschädel... hinter einer Mumie. Indy hebt sie hoch und drückt sie Mutt in den Arm – „Hier, halt mal, Kleiner“, dann hat er den Schädel auch schon in der Hand. Einen Moment man meint man noch er sei begeistert, denn sein Mund steht offen, aber nein, er denkt nur darüber nach, warum Oxley, (der das ganze Abenteuer schon durchlaufen hat wohlgemerkt), den Schädel wieder zurückgebracht hat.
Bin ich hier im richtigen Film?
Wieso wird das so langweilig inszeniert? Hat Spielberg zeitweise keinen Bock gehabt, oder was? Da gibt es keine Atmosphäre, kein Suspense, nichts.

Schaut euch mal an, wie das Finden der Lade zelebriert wurde, was da für eine Atmosphäre aufkam! Der Sturm, die Schlangen, wie sie langsam aus der Kiste gehoben wurde, glänzend, wunderschön, während John Williams herrlicher Soundtrack anschwoll. Ach Gott, selbst das Idol hatte etwas ungeheuer magisches. Ja sogar die Sankara-Steine wurden besser in Szene gesetzt. Was war das noch für ein Moment, als Indy sie das erste Mal aus dem Totenschädel herausnahm und die Diamanten im Innern zum Leuchten brachte. Die Musik schwillt an, Indys Blick ist zerrissen vor Gier, Staunen, Ehrfurcht. So macht man das! Sogar Sir Richards Schild im dritten Teil bekommt einen heiligen Moment.

Hier hingegen? Nix. Der Kristallschädel wird in die zweite Reihe der Film-Reliquien befördert, vom Besonderheitsfaktor irgendwo zwischen dem Kreuz von Coronado und dem Nurchachi zu finden. Und so uninteressant geht es auch weiter. Bisher war der Film noch recht vielversprechend. Jetzt sackt er hart ab. Die Szene, in der Harrison Ford versucht so zu tun, als stünde er mit dem Schädel in telepathischen Kontakt, lasse ich mal lieber zum Wohle aller Beteiligten unerwähnt, zumal ich keine Lust habe, meine Tastatur schon wieder von Erbrochenem zu reinigen.

In der Verfolgungsjagd, nach dem Papa und Mama aufgehört haben, sich vor dem Jungen zu streiten, und stattdessen mal zum Gegenschlag angesetzt wird, wird der Schädel dann fröhlich von einem zum anderen herübergeworfen – ja teilweise wird er sogar als Knüppel zweckentfremdet. Warum auch nicht, ist ja nicht so, als sei das Teil irgendwie wertvoll oder selten oder so... Dafür, dass er aus einem kristallartigen Material zu sein scheint, ist er wohl auch recht leicht. Genau wie... das Film-Prop, das er nun mal ist.

Einzig bei den Ameisen wird er super eingesetzt, auch wenn der Magnetismus eher inkonsequent dargestellt wird. Aber gut, das wird der schwarze Schlaf von Kali auch. Das muss man der fairness halber schon erwähnen.

Am Ende wird der Kristallschädel noch zum Türöffner umfunktioniert, dann fliegt er durch Zauberei auf die Statue, auf die er gehört, und die setzt sich dann mithilfe der anderen Statuen zum optisch wohl langweiligsten Alien der Filmgeschichte zusammen. Das hätte man auch genauso gut in Mission to Mars zu sehen bekommen können. Was war jetzt die Pointe dieses ganzen Unsinns? Indy + Chaotencrew bringen einen Kopp zurück, ein interdimensionaler Reisender entsteht daraus und der ist so dankbar/undankbar/gleichgültig, dass er die böse Spalko, die eigentlich gar nicht böse ist, mit Wissen brutzelt, denn irgendeiner im Produktionsteam hat schnell noch gemerkt, dass man so was immer am Ende eines Indiana Jones-Films macht.
Aus irgendeinem Grund hebt und ohne jeden Abschiedsgruß hebt die überdimensionale Waschmaschine ab und Mac verschwindet in einem Energievortex oder was auch immer – interessieren tut’s eh keinen.

Wisst ihr... jo, die anderen Filme hatten Geister und Tempelritter und schnell alternde Leute... aber die hatten darüber hinaus auch noch ein bisschen Sinn. So was... tiefergehendes. Schichten. Da kann man sich noch was reindenken wenn man will.

Der Start des Ufos ist dann zu meiner Überraschung erstaunlich schön gemacht. Ein toller Effekt, Daumen Hoch an die Effektkünstler der Grafikdemoabteilung. Natürlich wird dieser tolle Moment prompt von Oxley ruiniert. Reisende zwischen den Sternen? Nein, sagt er, und Aliens sind es angeblich auch nicht, sondern interdimensionale Reisende, die nur zufällig so aussehen wie Aliens. Warum? Weil Steven Spielberg keinen Bock auf Aliens hatte, denn er war ja gerade erst mit Krieg der Welten fertig. Achso, na dann. Ja ne, is klar.
Wisst ihr... Wenn ich in einen riesenhaufen Bullendung ein Schild mit er Aufschrift „Marzipantörtchen“ stecke, dann IST DAS TROTZDEM NOCH EIN RIESENHAUFEN BULLENDUNG!


Indiana Jones
Diesmal haben wir es mit einem älteren, gediegeneren Indy zu tun. Er ist ruhiger, zen-mäßig mit sich im Reinen, und ein bisschen der Professoren-Rolle verfallen – zumindest am Anfang. So tendiert er nun dazu, während des Abenteuers mit Infos um sich zu schmeißen, als wäre er noch im Hörsaal. Finde ich eigentlich eine witzige Idee, funktioniert auch prima, passt gut zum letzten Kreuzzug, und irgendwie gönnt man es ihm auch. Leider findet darüber hinaus kaum Charakterentwicklung statt. Stattdessen mutiert Indy hier komplett zum typischen Hollywood-Helden, dem irgendwie fast alles leichtfällt. Klar, hier und da denkt er mal, der LKW, auf den er springen will, wäre näher, aber das Entern eines Trucks und so macht ihm nun keine Probleme mehr. Ein Kriegsheld ist er darüber hinaus auch noch. Brofist zu John McLane, für den ist es inzwischen auch ein alter Hut, Terroristen zu vermöbeln.

Früh im Film gibt es eine Szene, die auf einem gewissen emotionalen Level funktioniert; es ist die Szene, wo Indy mit „Brody-Ersatz“ spricht. Er äußerst Sorge über das älter werden, dass das Leben einem inzwischen mehr nimmt, als es einem gibt, und das er sich in seinem eigenen Land, vielleicht sogar in dieser Epoche deplaziert fühlt. Darauf wird im weiteren Verlauf der Handlung so gut wie gar nicht mehr eingegangen. Der FBI-Kommunisten-Plot wird sogar völlig unter den Tisch gekehrt. Stattdessen kommt Indy im Schnelldurchlauf an eine ganze Familie inklusive Frau und Sohn, erhält nicht nur seine Anstellung im Museum zurück (genau wie Brody-Ersatz), sondern wird auch noch Co-Dean – wieso, weshalb, das erfährt man nicht -, und, um das behinderte Ende noch unerträglicher zu gestalten, folgt dann noch die kitschigste Hochzeit der Filmgeschichte. Würg. Schlimmer könnte es Disney in einem fünften Teil nun wirklich nicht machen, selbst wenn sie Cinderella mitspielen lassen würden.

Der letzte Kreuzzug hat das Kunststück geschafft, Emotionen zu wecken UND Spaß zu machen. Der Kristallschädel fühlt sich über weite Strecken so an, als ob man zunächst dasselbe vorhatte, sich dann aber sagte „Ach zum Teufel damit, lasst uns einfach affig sein.“

Hinzu kommt, dass Indy einfach nicht besonders viel macht. Er sollte eigentlich der Held der Geschichte sein, die treibende Kraft. In Tempel des Todes hat er die Handlung im Alleingang vorangepeitscht. Im Vergleich dazu ist er diesmal erstaunlich passiv. Er hilft den Russen am Anfang, er hilft ihnen auch später im Urwald, denn eigentlich will er ja nur weg. Es ist Mutt, der Widerstand leistet. Es ist Mutt, der ihn auch öfters mal wieder retten muss, und es ist Oxley, der das ganze Abenteuer eh schon durchgemacht hat, und erst auf den letzten zehn Metern keine Ahnung hat, wie es weitergeht und Neuland betritt. Aber zum Glück ist er ja mischugge, so erscheint es dem Publikum wenigstens als würde hier jemand neues erleben.
Selbst in der Wasserfallszene ist Indy nur als Zuschauer in der zweiten Reihe dabei – sprichwörtlich. So belämmert die Stelle mit dem Schlauchboot im zweiten Teil auch sein mag, wenigstens hat Indy hier gehandelt.

Aber im Kristallschädel hat er keine richtige Motivation. Er versucht Mutts Mutter aus der Gefangenschaft zu befreien. Die stellt sich als Marion heraus. Okay. Um ihm dann eine weitere Motivation zu verpassen, spricht der Kristallschädel eben mit ihm und äußert seinen Wunsch, nach Hause zurückzukehren. Eigentlich keine schlechte Idee, der Gral hat ihn ja auch „gerufen“. Trotzdem ist das alles irgendwie so... erzwungen, als hätte man das Script aus den Überresten von drei anderen zusammengeklebt.

Trotz aller Meckerei: Ford kann es noch. Wenn er mit hängenden Klamotten und hängenden Backen in Doomtown steht, und zwischen den bunten Häusern wie ein Relikt wirkt, dann tut mir das zwar irgendwo weh, ganz ehrlich, und mit vor Alter zitternden Händen wollte ich Indy eigentlich auch nie sehen, aber davon abgesehen hat Ford noch immer eine beachtliche Präsenz, und offenbar hat er auch richtig Lust auf den Film. Und Fit war er ja auch – wenn ich in dem Alter noch so fit sein sollte, werde ich jedenfalls froh sein.


Mutt Williams
Die Figur des Mutt hat mir im Vorfeld die einzigen Sorgen bereitet. Große Sorgen. Zunächst einmal hielt ich es schon für eine kreative Bankrotterklärung, dass man es wohl erneut mit einer Vater-Sohn-Geschichte versuchen würde. Die hatten wir schließlich erst – und die war so ungeheuer gut und unschlagbar, dass ich nicht begreifen wollte, wieso man das Risiko einging, sich mit dem Vorgänger messen zu müssen. Eine Vater-Tochter-Geschichte hätte ich wesentlich besser gefunden, das hätte der Sache wenigstens einen angemessenen Twist verschafft (und so hätte man ein Jones-Girl in der Geschichte und an Indys Seite gehabt, ohne einen siebzigjährigen Ford mit einer jüngeren zeigen zu müssen). Und dann hat mich auch noch die Wahl des Darstellers verunsichert. Ausgerechnet Shia Labouf. Den kannte ich nur aus den Transformersfilmen, und da hat er so hibbelig gespielt, dass ich mitunter gerne in die Leinwandgegriffen, in an den Schultern gepackt, und ihn angeschrieen hätte, dass er sich zum Teufel noch eins beruhigen soll. Das versprach nicht gut zu werden.

Meine Sorge war aber unbegründet. Denn ironischerweise ist Mutt sogar mit das Beste des gesamten Filmes. Klar, diese Vater-Sohn-Geschichte kommt nicht an den Vorgänger heran, aber dennoch hat sie genug leisen Charme, um gut zu unterhalten. Shia hält sich angenehm zurück, begegnet dem Filmprojekt mit dem nötigen Respekt und hat eine tolle Chemie mit Ford. Ich mag die beiden und so gut wie alle Szenen, die sich nur auf Indy und Mutt konzentrieren sind gelungen. Das Highlight ist die kurze Stelle in Peru, wo sich Mutt dafür rechtfertig, Motorräder reparieren zu wollen, und Indy ihm versichert, dass er in jedem Fall das tun sollte, was ihm Spaß macht. Das ist gelungen, das ist eine schöne Szene, gerne mehr. Doch leider kommt ja dann die hier in die Handlung:


Marion
Oh Gott, was hat man nur mit Marion gemacht? Im ersten Teil war sie noch ein wichtiger Charakter, eine ernstzunehmende Frau. Dass der vierte Film teilweise in Klamauk abrutscht, dessen Gags nicht einmal immer einen Sinn ergeben (wer kann mir den „Witz“ mit Mutts Messer erklären) ist schon gewöhnungsbedürftig genug. Aber dass man Marion zu einem grenzdebil grinsenden Schatten ihrer selbst macht, die NICHTS außer dieser völlig verhunzten Familien-Story beiträgt...? Für sie scheint das auch alles irgendwie ein großer Spaß zu sein. Indys Sohn verheimlichen, Mutt beim Fechten im Urwald korrigieren, von der Klippe auf einen Baum springen... ha ha, wie lustig.









Wie schön, dass es Menschen gibt, die so fröhlich (breit) sind.


Oxley
Ich habe noch nie einen Filmcharakter so sehr verabscheut wie Harold Oxley. Er ist mein persönlicher Jar Jar-Binks. Ich brauche ihn nur zu sehen und bekomme schon das kotzen. Dieses Outfit, dieses rumgealbere... argh. Dass Oxlay die Handlung (bis auf die letzten zehn Minuten) schon mal durchgemacht hat, fällt da kaum noch ins Gewicht. Ich wollte eigentlich noch viel mehr zu Oxley schreiben, aber ich lasse es lieber bleiben. Muss auf meinen Blutdruck achten.


Mac
Die Figur hat eigentlich potential und ist auch gut besetzt, geht aber neben den anderen Charakteren unter, weil insgesamt auch viel zu viele im Film sind. Der erste Film kam noch mit Marion und Sallah an Indys Seite aus. Im zweiten hatten wir dann konstant Willie und Shorty. Im dritten waren es dann schon drei, von denen dem Zuschauer zwei aber schon bekannt waren. Hier sind es dann gleich vier. Indy, Ox, Marion, Mutt, Mac. Teilweise hat man das Gefühl, dass Indy mit seiner ganzen Schulklasse unterwegs ist. Davon abgesehen kann man Mac keinen großen Vorwurf machen. Ist halt nur eine Nebenfigur. Dietrich, Toth oder Chattar Lal waren auch eindimensional und Staffage. Trotzdem schade, dass Mac nicht mehr zu tun hatte, denn sein Ende lässt einen verblüffend kalt.


Gegner
Meiner bescheidenen Meinung nach ist Irina Spalko der schwächste Gegner der Filme, obwohl sie vielleicht sogar die mit dem meisten Potential war. An der Darstellerin liegt das Scheitern der Figur nicht. Cate Blanchett kann was, und sie hat auch sichtlich Spaß an der Rolle, das merkt man. Leider ist gibt die Figur „Spalko“ einfach nichts her. Mir ist sie schlicht egal. Ich mag sie nicht, ich verabscheue sie aber auch nicht. Das liegt auch daran, dass sie nicht viel böses tut.

Die Erschießung der Wachen vor Area51 geschieht zweifellos unter ihrem Kommando, und die Uga werden auch von den Russen getötet. Aber das passiert außerhalb des Bildes. Und vermutlich ist dafür dann auch eher Dovchenko verantwortlich, Spalko lässt machen. Das brutalste wie im ganzen Film (sichtbar) tut? Zwei Ameisen zerquetschen. Toll. Donavan war auch kein vielschichtiger Charakter, aber den konnte man wenigstens noch genießerisch verabscheuen, weil er auf Indys Vater geschossen hat. Ich will auch nicht sagen, dass die Lösung im Abschlachten von Unschuldigen liegt, aber ein Bösewicht sollte schon Bösewichtig sein.

Spalko hingegen wirkt... über weite Strecken sogar fast vernünftig, als käme man gut mit ihr aus, als könnte man sich einigen. Für kurze Zeit „arbeitet“ sie ja sogar mit Indy zusammen, da im Camp, bis ausgerechnet Mutt das richtige tut und dazwischen funkt – etwas, das eigentlich Indy hätte tun sollen. Mir ist ein Rätsel, warum man bei Spalko nicht auf etwas unterschwellig sexuelles gesetzt hat, ein hin und her zwischen ihr und Indy, ein cleveres gegeneinander ausspielen. Dann hätte man auch auf Marion als obligatorisches Jones-Girl verzichten können. Kurz deutet man so etwas ja sogar an. Gemacht wird nichts draus. Überbleibsel aus einer früheren Drehbuchversion?

Einige coole Momente hat Spalko dann doch noch – während der Verfolgungsjagd im Dschungel. Erst Schwertkampf, dann von Marion über den Wagen geschmissen werden, die Maschinenpistole packen und rumfeuern. So hätte sie die ganze Zeit über sein sollen. Schlau war sie ja auch, sie hatte einen guten Plan und versuchte ihre Ressourcen klug zu nutzen. Da war ja auch noch diese psychischen Kräfte, die auch nicht mehr genutzt wurden. Als ob im Filme viel Zeug reingesch(m)issen wurde, und nichts wirklich entwickelt war.

Die Russen selbst funktionieren einigermaßen, sind im Grunde aber auch nur Nazis in Grün, die ohne einen brauchbaren Anführer recht unbedrohlich wirken. Und bevor mich jetzt irgendwer für das "Nazis in Grün" aufknüpft: das meine ich im kontext des Filmes. Die Film-Nazis der Indiana Jones-Reihe haben ja auch recht wenig mit den echten Gemeinsam – gottseidank. Sie sind einfach nur die tumbe Masse, die durch Anzahl und gute Ausrüstung bedrohlich wird. Die Russen fallen in das gleiche Schema.

Einen Lichtblick gibt es aber doch noch, und zwar in Form von Dovchenko. Der tritt gut die Nachfolge vom verstorbenen Pat Roach an. Groß, brutal, absolut kalt. Der verströmt ein Gefühl von Gefahr, dem will man die Helden nicht ausgesetzt sehen. Wenn er dann irgendwann tatsächlich dazu kommt, ohne jede Rücksicht auf den sehr viel älteren Indy einprügelt, dann steht man als Publikum direkt gegen ihn. Hurra, eine emotionale Reatkion! Dass der Film so etwas noch schafft, unfassbar.
Die Schlägerei gegen Dovchenko ist dann auch eines der kleinen Highlights im Film, inklusive seines Endes.


Action
Noch so ein Problem: In den Action-Szenen gibt es keine richtige Spannung. Für ein Action-Adventure ist erstaunlich wenig vorhanden, was einen schwitzen und um die Helden bangen lässt. Genaugenommen ist die Szene in Doomtown (Atombombentest) die einzige, bei der man sich wirklich fragt, wie Indy da wieder rauskommen soll. Danach plätschert die Action so vor sich hin. Meist finden sich auch recht einfache Lösungen, um sich außer Gefahr zu bringen. Bei den Ameisen fährt später beispielsweise einfach Marion mit einen neuen Wagen vor. Wo ist der Indy hin, der noch auf einer Brücke stand, von Gegnern eingekreist, ohne Ausweg, und der die krasseste aller Lösungen wählte?

Bei der Schießerei im Raven, im ersten Teil, gibt eine Stelle, wo Indy plötzlich in die Mündung einer Pistole guckt. Auf seinem Gesicht: Purer Schock. Ein Schuss kracht, er zuckt zusammen. Ist er getroffen worden? Hier, als sein Wagen auf einen Ameisenhaufen kracht, steht er auch plötzlich einer Pistolenmündung gegenüber, nämlich Spalkos. Aber irgendwie wirkt er nicht besorgt, eher, als käme ihm das gerade ungelegen.

Und warum sollte er auch besorgt sein? Die Charaktere verhalten sich alle, als wären sie nicht wirklich in Gefahr, sondern eben in einem Film. Als Zuschauer weiß ich ja, dass Indy überleben wird, und die etwas übertriebene Art der Action ist ja auch Teil des Spaßes. Ich finde es aber problematisch, dass nicht wenigstens ab und zu ein Gefühl richtiger Bedrohung aufkommen mag. In Raiders hat Marion noch ordentlich geschrien, als man sie in die Quelle der Seelen geworfen hat. Hier, beim Sprung von einer Klippe macht sie nur „Wheee“, was für ein Spaß.

Eine gewaltige, verspielte Chance auf treibende Action liegt im Jungle-Cutter. Ihr wisst schon, dieses Ungetüm, mit dem die Russen sich einen Weg durch den Urwald drexeln. Geniales Teil. Schön mit dicken Kettensägen vorne und einen alles zermalmenden Schlund. Da hätte man was draus machen können. Verdammt, damit hätte man womöglich sogar die Panzerjagd aus dem dritten Teil überbieten können. Man stelle sich nur vor, das Ding hätte während dem Kampf um den Kristallschädel mitgemischt, wäre durch das Unterholz gebrochen, hätte ein paar unglückliche Russen, die nicht schnell genug auswichen konnten, niedergemäht (sprichwörtlich), und immer wieder Indy aufs Korn genommen. Was bekam man stattdessen? Ein Fechtduell auf zwei Enten und Äste und Buschwerk in Mutts Gemächt.

Was mir hingegen sehr gut gefallen hat, war die Motorradverfolgungsjad in der ersten Hälfte des Filmes. Die war klasse! Wie Indy da in das eine Auto gezerrt wird, dem Typen eins auf die Nase gibt, und zum anderen Fenster wieder rausklettert – pures Indiana Jones! Super. Die Verfolgung bricht abrupt ab, aber immerhin. Ansonsten waren ein paar ordentliche Action-Sachen dabei, durchaus unterhaltsam, wenn auch nicht übermäßig spannend, aber schön anzusehen auf jeden Fall.


Sound
Soundtechnisch gibt es im Grunde nicht viel zu meckern. Die Soundeffekte sind wie immer absolut Top und auch die deutsche Synchro ist recht gut. Ein besonders schöner Bonus ist, dass man auch wieder Marions deutsche Stimme verpflichten konnte – vermutlich das einzige, was ich an ihr erfreulich fand. Einen nur zwiespältigen Eindruck hinterlässt hingegen der Soundtrack. Das Mutt-Theme ist herrlich verspielt und kann definitiv an die alten Zeiten anknüpfen. Der Kristallschädel-Theme hingegen ist ein Griff ins Klo. Ansonsten beruft man sich recht oft auf die alten Teile.


Schlusswort:
Ist Indiana Jones 4 wirklich SO schlecht, wie Star hier tut? Nein. In meiner Enttäuschung rede ich mich in Anbetracht der inszenatorischen Verfehlungen und der verpassten Chancen gerne in Rage. Wer sich hingegen nur marginal für die Figur(en) interessiert, und lediglich einen netten Hirn-aus-Abend vor dem Fernseher verbringen will, der findet einen Film vor, dem man einen gewissen Unterhaltungswert durchaus nicht absprechen kann – so viel Ehrlichkeit muss sein. Übermäßig gut macht das den Kristallschädel dennoch nicht. Man kann es drehen und wenden wie man will, der Kristallschädel ist einer von vielen 0815-Hollywood-Sommerstreifen für die Massen, der auch gar nicht erst versucht mehr zu sein. Kann man durchaus gucken, muss man aber nicht, denn etwas besonderes bietet der Film eher nicht. Und wenn man bedenkt, wer hier alles zusammenkam, um einen Film zu kreieren, auf den viele seit 20 Jahren gewartet haben, und wie deren Biographie aussieht, dann kann man dieses Fazit nur als negatives Urteil verstehen. Alles, was den Film vor dem Absturz in die Belanglosigkeit bewahrt, ist der Name. Hätten wir es stattdessen mit Patrick Swayze in „Jack Hunter: Das Königkreich des Kristallschädels“ zu tun, hätte der Film zwar gewiss auch seine Kosten eingespielt, vielleicht auch ein bisschen Gewinn gemacht, danach wäre er dorthin gerutscht, wo auch der Jones-Kristallschädel eher hingehört: irgendwo zwischen Cowboys und Aliens und Red Planet.
Schade um Ford und Labeouf, die geben sich redlich Mühe, den Film trotz allem zu einem Erlebnis zu machen - und in den besten Momenten gelingt es ihnen sogar. Insgesamt kommen sie gegen diesen Wust an Durchschnittlichkeit aber nicht an. Der letzte Kreuzzug in Schlecht.

Gut gemacht, Henry!

« Letzte Änderung: 12.12.13, 17:19 by Star »
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CaptainCalvinCat

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #31 am: 12.12.13, 16:28 »
Nur mal hier was kürzeres zum Thema.

Um Gottes Willen - das klingt ja alles wirklich furchtbar und ich würde auch sagen "Okay, einen fünften Indy-Film schau ich mir nieee an, da bleiben wir lieber bei den ersten Dreien" - wenn ich den Film nicht gesehen und für gut befunden hätte.
Dieser Film hat kein Affenhirn, keine nervende dauerkreisch-Sidekick und kein kleines Balg - was so die drei Faktoren waren, die mir Indy II verleidet haben.

Das CGI-Erdmännchen war für mich jetzt nicht der Punkt, an dem ich gesagt hätte "So, das war es."

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #32 am: 12.12.13, 16:46 »
Das CGI-Erdmännchen war für mich jetzt nicht der Punkt, an dem ich gesagt hätte "So, das war es."

Für mich auch nicht. Rückblickend ist das Erdmännchen aber ein ganz guter Ausdruck für die Albernheiten, die den Film irgendwo auszuzeichenn scheinen :) Albern waren die alten Filme auch, ganz klar. Die... konnten das aber wenigstens mit anderen guten Sachen ausgleichen. Zumindest bei mir. Das hat diesmal leider nach nicht geklappt. Beim nächsten Mal vielleicht wieder :)

Freut mich aber für dich, dass dir der Film gefallen hat :)
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Alexander_Maclean

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #33 am: 14.12.13, 12:37 »
@star
Was deine Kritik zu "Kiristallschädel" angeht kann ich dir - trotz unserer unterschiedlichen Platzierung in der Rangfolge - in vielen Punkten zustimmen.

Gerade was deine Kritik zu den Figuren angeht sind wir bei vielen auf eienr Welllenlänge.

Indy, Mac, Mutt und Spalko sehe ich ähnlich wie du.

Gut Marion und Oxley hatte ich beim Gucken nicht so auf den Schirm, weil die mehr im Hintergrund waren.

*************************************

Was der Film aber meines Erachtens besser macht als "Tempel des Todes" ist der Spaßfaktor. Bei TdT überwiegt eben diese dunkle Grundstimmung, die eben auch leicht ins Horror abdriftet, was ich nun wirklich nicht mag.
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Jean-Luc Picard

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #34 am: 14.12.13, 14:23 »
SO da es hier auch einen Hintereingang gibt... Schleich ich mich mal mit Peitsche und Hut bewaffnet in aller Bester Indianer Jone Manie rein und suche mal den verborgenen Schatz des Tempel

Und die 3 Prüfungen bestehe ich auch...

Prüfung 1: Nur der bußfertige Mann wird bestehen.

Prüfung 2: In den Fußstapfen des Herren soll er wandeln

Prüfung 3: Ein Sprung vom Kopf des Löwen....

Geschafft so und nun den Schatz suchen.
Warum jemandem etwas beibringen. Ein einsamer Impuls der Freude. (William Butler-Yates)

The acquisition of wealth is no longer the driving force of our lives. We work to better ourselves and the rest of humanity.

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Leela

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #35 am: 14.12.13, 14:37 »
Wie war das, die schlechtesten Filme ergeben die besten Rezensionen?

Erstmal ein grosses Dankeschön für alle 4 gelungenen Reviews.


Gerade zum vierten gibt es soviel zu sagen, dass ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll.
Vielleicht mit dem Gesamteindruck: Der Film fühlt sich falsch an.
Falsch im Sinne von... nicht echt. Falsch im Sinne von, das meinen die doch nicht ernst.


Eigentlich hat er viele Einzelszenen die man mögen kann. Insbesondere da sie einem die liebgewonnene Figur näher bringen, auf die man eine ganze Weile verzichten musste... gäbe es das nicht, wäre es nicht mal mehr ein C-Movie.

Ach ja... bevor ich es vergesse, der aller-grösste Superoberschwachsinn: Da wo Indy am Ende endet... also mitten im Amazonas... gab es keine Maya. Die Maya sind ein mitterlamerikanisches Indianervolk. Zweitens; Indy behauptet man können einiges von der Maya Sprache ableiten - die wurde aber (bis auf die Zahlen) erst 1981 vollständig entschlüsselt. Kulturgeschichtlich ist der Film von vorne bis hinten ein... Desaster. OK, wo war ich stehen geblieben?


Ach ja, etwa an der Stelle als Indy Peru verlässt... ab da wird der Film richtig übel. Nein, auch nicht, soweit war ich auch noch nicht...


Vielleicht doch das erste wo ich mich am Kopf kratzte: Irina Spalkos ersten Auftreten vor dem Hangar. Ich frage mich bis heute ob die Szene mit diesem aufdringlichem Sonnenuntergang im Hintergrund echt ist. Wahrscheinlich nicht. Auf jeden Fall kommt sie derart penetrant künstlich rüber (vermutlich weil sie keine Tiefenunschärfe hat), dass ich mich frage... WARUM? Das ist ne normale Szene.. tuts da kein normaler Himmel mehr?

Dennoch gabs zu Beginn auch ein kleines Aufatmen... Ford ist in Form und mehr als er bringt, kann man sicher nicht erwarten. Zumindest gibt er die Figur noch her. Heute stehe ich auf dem Standpunkt, hätte man ihm die Haare gefärbt, so dass er nicht so durchgraut wirkt... wäre er sogar nochmal als 5-10 Jahre jünger durchgegangen. Soviel Kosmetik hätte mich damals zwar aufgeregt, aber heute... Wo ist George Lucas wenn man ihn wirklich braucht? Er soll Indys Haare digital nachdunkeln.


Danach ein nächster Schock... erinnern ich mich nur falsch, oder hat Indy in keinem Film zuvor dem Gegner so gerne, so oft und so gut geholfen wie hier den Russen? Ich meine, er hilft ihnen mehrfach und das wirkt... fast freiwillig. Zwar haben die Russen immer ein Druckmittel, aber weder versucht Indi zu täuschen, tarnen noch das ganze zu umgehen oder hinauszuzögern.

Naja, jedenfalls setzt er sich dann doch ab,... auf einem Raketentestschlitten... wirklich? Warum nur?
Atombombenszene... Kühlschrankflug...

Ich habe nie verstanden warum man den Kühlschrank gefühlte 10 km fliegen und 50 mal aufspringen lassen musste, zudem ist er offenbar der einzige Flugfähige Gegenstand... das allein macht die Szene noch unglaubwürdiger als sie schon ist. Es ist beinahe so als schreit mich Spielberg vonder Leinwand her an „DAS meinen wir doch niemals ernst!!! SIEH es doch endlich EIN!“

UND das ergibt ein ganz mieses Gefühl... wenn der Regisseur dem Zuschauer mit dem Hammer einzutrichtern versucht, dass er seinen eigenen Film... nicht mal als Film ernst nimmt.

Immerhin führt das zu wenigstem einem Ikonenhaft Bild: Indy vor dem Atompilz. Drastischer hätte man kaum verdeutlichen können wie sehr sich die Welt verändert hat. 


Dann der nächste Schock... die FBI Typen kreuzen auf... und an der Stelle wird es für „meinen“ Indy wie ich ihn kenne, wirklich widerlich. Plötzlich sind da Kriegsgeschichten... er war ein Kriegsheld... Geheimagent... Geheimwaffe... Captain Amerika mit Hut. Auch wenn der General das nur so erzählt, ich hasse die Idee dahinter. Indy war für mich zuletzt moralisch... aber sicher nicht politisch. Er war ein Abenteurer... kein Soldat oder Agent. Und er war immer zu clever nochmal in einen Weltkrieg zu ziehen, ganz davon zu schweigen das er eher ein Zyniker war, und nie der Superpatriot als den man ihn hier darstellt. Wirklich eklig. Diesen gesamten Teil würde ich am liebsten vergessen... für die Film ist er ja auch unerheblich.


Dann kommen einige Szene an Indys College die generell ziemlich gelungen sind. Der unterschwellige Witz dabei ist, dass man hier sieht wie er immer mehr zu seinem Vater mutiert... man beachte nur mal seine Kleidung oder wie er später auf Mudds Motoradextravaganzen reagiert... aus Indy jr. wird hier schon Jones sr. Das ist zumindest irgendwie etwas, das Charme hat.

Leider kommt dann Mutt, und damit der nächste Schlag in die Magengrube. An der Figur scheint nichts echt zu sein. Das er schon in einem 1:1 kopierten Outfit von Marlon Brandos „der Wilde“ daherkommt nehme ich ihm übel... Und dann sieht Mutt auch noch aus wie Shia Labouf. So ein Elend. Und das er sich dann auch noch andauernd produziert auch, und völlig an den Haaren herbeigezogen sind seine ständigen verbalen Angriffe auf Indy wie zB „Na, sind sie schon 80, Opa?“ Was bitte soll das?   Das wirkt auf mich aufgesetzt und total peinlich... für die Figur des Mutt. ABER vermutlich muss man noch dankbar sein. Die Figur Marion haben sie noch gründlicher ruiniert.


Na gut... Motorradverfolgung, Flug nach Peru.. Grab des Oriana... Da ist wieder ein bisschen vom alten Indy Feeling.


Bis man dann plötzlich mit ihm, Mutt und einem Kristallschädel im Grab steht und denkt... hm? Was passiert den gerade? Alien Schädel? Oder geht’s doch um El Dorado? Und Oxley hat das alles schon allein erlebt? Wir folgen nur seinen Spuren? Man.. der Typ muss ja cool sein. „Oxley und das Königreich des ...“ hm... anderer Film? Und warum hat er den Schädel zurückgebracht?

Zum Glück fangen ihn die Russen hier weg, schmeißen ihn in ein Flugzeug und... der Film... dreimal fällt er nach unten.
Wie ist eigentlich Oyxlay diese Strecke zwischen Nazca und Amazonas Mitte hin und her gereist um den Schädel zurückzubringen... allein? Im Kanu? Er war ja offenbar plem plem.

Und warum sieht man Acator nicht aus der Luft? Überhaupt, wie kam der Conquistator vom Amazonas nach Nazca und wer hat ihn dort bestattet... mumifiziert?  Vermutlich hatten sie einfach das bessere Reisebüro. Mummy Tours - 6 Mumifizierungen inklusive?

Später im Film wird sich sogar die Frage stellen wie man einem Alien seinen Kopf wegnehmen konnte. Läuft das nach der Devise „Oh, sie haben aber einen schönen Schädel... darf ich mal sehen?“ und dann rennt ein Konquistador in Rüstung, Schwert in der einen, Schädel in der anderen Hand  vor den anderen Alien Typen davon? Bis nach Peru? OO

Die Story des Films zerfällt merklich... und es spielt auch keine Rolle mehr.


Als Problem ab hier erweist sich auch der zunehmende Ballast den Indy mitschleppt.. Oxley... die Vollbanane... Mac... der Trippleagent... Marion die Nutzlose und Mutt der ungeliebte Sohn und nicht zu vergessen das Bolschoi Ballet im Schlepptau.
Was soll ich mit diesem Leuten? Warum bindet Indy sie nicht an nen Baum und holt sie auf dem Rückweg ab? Nein, er schleppt sie mit und wird am Ende so was wie der Passagier in seiner eigenen Reisegruppe... er ist nur noch irgendwie... dabei.

Die Wasserfallszene ist eine schöne Metapher... Indy lässt sich treiben. Man wird schon irgendwo rauskommen, irgendwie überleben... wird schon alles nicht so ernst sein. Jao... wieder höre ich Spielberg rufen "„DAS meinen wir doch niemals ernst!!! SIEH es doch endlich EIN!“
Ah ja, noch einen nassen Keks jemand?


Und hier im Dschungel wird es ganz schlimm. In den Jahren zuvor gab es durchaus Abenteuerfilme... zB Tomb Raider, oder eben die Mumie... wo Teil 1 jeweils Charme hatte, bis Fortsetzungen das oft in einem CGI Gewitter wegbomben. Aber Indy... von ihm erwartet ich doch einen Klassischen Abenteuerfilm alter Schule, bei dem noch alles „echt“ ist... Handwerk... eben. Wie Spielberg und Lucas das geschworen hatten. Nun; das war leider alles gelogen.

Spätestens der Dschungel wird zum Overkill mieser CGI Effekte... die Dschungelfräse... die Ameisen... die Affen... die Tarzan Szene (wer findet das witzig? oO)... die sinnlos riesigen Wasserfälle... dann die Aliens … Raumschiff... alles am Stück. Wie ein Videospiel hebt der Film ab und findet fast nur noch im Computer statt. Indy Feeling pur! Wow! Nichts mehr fühlt sich echt an... oder sieht echt aus. Der Faustkampf.. ok... aber dann?
Und offenbar ist das Absichtlich so... schlecht. Weil „DAS meinen wir doch niemals ernst!!! SIEH es doch endlich EIN!“

Welcher Zuschauer nimmt es denn emotional mit, wenn man drei CGI Wasserfälle zu absurder Grösse aufbläst und das CGI Boot da reinschmeisst? Niemand. Es langweilt und stiehlt dem Film jede Credibility... jeden Charme. Ich meine die Nazis hatten im Ersten Teil auch kein Atomuboot und der Gral wurde nicht von Artus persönlich bewacht... so ein Unsinn.


Eigentlich hätte man schon bei den  CGI Erdmänchen ahnen müssen... dabei sind es nicht mal die Szenen an sich, die so peinlich sind... peinlich ist, dass sie überflüssig sind (Erdmännchen, Dschungelfräse, Dschungel-CGI-Fecht-Jagd, Tarzan Szene usw). Unerheblich oder bis zur Selbstparodie aufgeblasen (Wasserfälle)... Und alle sofort als Fake zu erkennen. Wozu nur? Der Film braucht das nicht. Wegen der Zuschauer? Die sehen doch, dass es nicht echt ist... ?


Das Problem ist offenbar wirklich das Spielberg und Lucas... ein bisschen am Ende sind. Früher war die Figur des Indy an James Bond angelehnt... ein Figur die Man(n) sein wollte... wo Lucas und Spielberg Ideen reinpackten die sie cool fanden... als sie jung waren. Jetzt versuchen sie einen Film für ihre Kinder zu machen... Indy.. ist doch egal. Hauptsache Erdmänchen oder Ufos. Hauptsache Dschungelaffen.. und Riesenwasserfälle... Ameisen... den Kindern soll es gefallen.

Problem: Sie haben wohl gar nicht mal die beste Ahnung was ihren Kindern gefällt. Aber damit brechen sie die gesamte Filmreihe runter... Es soll was für Kinder sein. Es soll das Franchise offen halten (Sohn)... es soll Geld bringen... und wenn sie nebenher noch 20-30 CGI Experten beschäftigen können... super. :(


Btw. Laut Drehbuch war Mutt auch als Tochter vorgesehen... was wirklich Klasse gewesen wäre, gerade in Indys Supermännlichem Umfeld. Die Idee wurde aber auf Wunsch von Lucas (glaub ich) geändert... offenbar hatte man Angst das ein künftiges Indy Franchise mit einer möglichen Tochter als Hauptfigur zu nah an Lara Croft wäre.


Zu Spalkow wollte ich noch was schreiben.... aber na ja, so wirklich fällt mir nichts ein. Außer dass sie als „Stalins Augapfel“ vorgestellt wird... Stalin ist aber 53 gestorben. Wenn sie 1957 wirklich was zum Sieg des Kommunismus beitragen will, soll sie mal nach Cuba fahren... Bedrohlich wirkt sie nicht auf mich. Eher spleenig... mit ihrer Gedankenlese Masche. Ach ja und ganz sinister: Sie „verdunkelt“ Vokale. Wenn das keine Qualifikation für einen Bösewicht ist? XD
 Also wenn Moskau solche Personen wie sie ernst nimmt... dann müssen sich die Amis eigentlich keine Sorgen machen.


Am Ende... bleiben von dem Film einige Einzelszenen un Reminiszenzen in Erinnerung die man am liebsten rausscheiden würde und den Rest wegschmeissen. Das Wiedersehen mit Ford macht... echte Freude... wie wenn man nach 20 Jahren einen alten Freund wieder trifft. Das Problem ist nur; je länger man ihm zusieht... und erst recht wenn er zur Tür raus ist, fragt man sich unwillkürlich,
„Verdammt... war das wirklich der Typ von früher?“



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------------- zu demletzt -----------------------------------


Zitat
Aber sie passen mMn dennoch ziemlich gut, weil sie die mutige Entscheidung (die natürlich auch durch das Alter Fords nötig geworden sein könnte) ordentlich unterstützen, die Handlung in die Zeit des Kalten Kriegs zu versetzen, in der solche Area 51-Aspekte zeitlich nicht schlecht zu verorten sind.

Ich meine - die Kristallschädel gibt es ja wirklich und sie sind bis heute ein Rätsel, weil sie gegen die Wachsrichtung des Kristalls geschnitten sind, was selbst mit heutiger Technik unmöglich ist. Warum man daraus aber einen Alien Schädel machen musste... weiss ich nicht wirklich. Ich finde das eher etwas einfallslos als Idee/Erklärung (denn sie passt am Ende immer; „Oh, Hups, Außerirdische!“). Auch das ist eben ein Unterschied zu den ersten drei Filmen. Die Objekte darin wurden nie wirklich erklärt. Man hätte also auch im 4. Teil die Kristallschädel stehen lassen können... es gibt sogar einen ähnlichen Abenteuer-Comic-Trash Film mit einer sehr ähnlichen Konstellation, nämlich „Das Phantom“.

Hier versucht der Bösewicht 3 Schädel zusammen zu bringen, was eine Art magische Reaktion erzeugt die Macht verleiht. Wieso und weshalb bleibt unklar. Das ist eigentlich eine viel Indy mäßigere Story... es gibt ein mystisches Objekt, Bösewichter suchen es.... Indy sucht es... es wird gefunden... zeigt seine Kräfte und taucht wieder ab. Die Idee ist sogar sehr nah dran an Teil 2, vereine 3 Objekte, dann „Geh über Los und ziehe eine Magische Reaktion ein“.

Allein das Indy schon recht Frühzeitig auf die Kristallschädel stösst und sie thematisiert/angewendet werden... ist ungewöhnlich. Damit musste man zum Ende des Films natürlich einen Extra Clou bringen, der das irgendwie nochmal topt. So in etwa wie wenn in Indy III auch noch Jesus persönlich vorbeikommt und den Gral einsammelt und dann wieder verschwindet. Hätte - glaube ich - auch komisch gewirkt.

Ich meine, es ist doch nicht schwer eine ordentliche Grundstory zusammen zu schrauben...

Excurs und überflüssiger Anhang; go:
Zitat
Wenn es um die Maya geht gibt es zB drei grosse Dinge: a) sie haben eine komplexe und komplizierte Schrift b) sie hatten extrem hohes kosmologisches Wissen c) sie sind irgendwann fast spurlos verschwunden... So, jetzt nehmen wir noch die Kristallschädel dazu.

Indy findet so ein Ding in New Mexico (Atombombenszene kann also bleiben), Spalko findet einen in China... ist etwas näher dran an Russland. Oxley hat einen dritten gefunden, offenbar in Nazca - ist aber verschollen. Spalko jagt nun Indy und Indy sucht Oxley... es gibt also Minimum drei Schädel. Es geht etwas hin und her, jedenfalls hat Oxley auch rausgefunden das die Schädel mach Mittelamerika gehören... in eine versunkene Stadt. Also sucht man als nächstes die... und findet sie auch.

Dort gibt’s den üblichen großen Tempel mit Platz für bis zu 74 Schädel... man schiebt die drei Schädel mal so probeweise rein... es gibt ein bisschen Lichtspiel und.... ne Art Tür geht auf hinter der es total schwarz ist... es ist ein Tor...

So, damit hat man alle Elemente erfolgreich vereint: Die Maya haben hohes astronomisches Wissen - die Kristallschädel brechen Licht... noch etwas Mythologie dazu und man könnte davon ausgehen, dass die Kristallschädel zusammengebracht ne Art Raumkrümmung erzeugen können. Die Rutschbahn zu den Göttern! Je mehr Schädel man hat, desto weiter kommt man weg....

Vielleicht wussten die Maya auch gar nicht das das eine Raumkrümmung erzeugt wird. Sie können das ganze auch als Art „Opfer-Tor“ zur Unterwelt betrachten und lassen da ihre Menschenopfer durchhopsen... die dann irgendwo in China,  Italien oder Kanada aufschlagen.

Wie kam also ein Schädel nach China? Richtig.. das ist einer der Maya mal mitsamt so nem Schädel hingesprungen... achja und nebenbei sieht deswegen das Chinesische Alphabet ein bisschen aus wie abstraktes Maya! So kam ein auch ein Schädel nach Südamerika und einer nach Nordamerika... die Maya sind... da halt ein bissl wild umher gehüpft. Und am Ende hat sich das Volk durch dieses Tor komplett auf der Welt zerstreut... so.

Alles gelöst: Wieso die Russen davon wissen, die Maya Schrift (sie haben sogar einen „echten“ Experten dazu, Juri W. Knorosow, der war damals noch jung, das wäre die Chance gewesen eine echte Figur zu verwenden) ... Kosmologie war drin und sogar das Verschwinden der Maya kann man andeuten...
Auch warum die Russen das Ding wollen - weil sie damit überall auf der Welt auftauchen können. Weltherrschaft, unbesiegbar blaba... das übliche.

Sogar die Amerikaner haben um diese Zeit (ca. 1960) eine reale Maya Entzifferin, nämlich Tatiana Proskouriakoff  - interessanterweise eine Exilrussin. Mit ihrem Hintergrund hätte sie wohl eine deutlich bessere Mac-Figur abgegeben.

Dazu nimmt man jetzt noch einen Maya Gott... strickt eine kleine Legende um den... Moment ich blätter mal in Wikipedia...
--->  Hunabku  (weiblich! Genau wie Kali, Jonsy mag die besonders! Harhar): die höchste Schöpfergottheit des Kosmos und Hochgottheit der Maya. Sie trägt den Beinamen „Gottheit über den Göttern“ und ist Herz des Kosmos in Dualität als Einheit. Hunab-Ku versinnbildlicht die Ur-Energie (wie Äther oder Prana). Schöpfergottheit des Itzamná.

Energie, Licht, Kristallschädel, Kosmos... passt alles zusammen... So für die Kids nehmen wir noch 1-2 mythische Extra Gegner; zb. Camazotz ( war eine Art Fledermausgott, der Menschen mit seinen scharfen Zähnen den Kopf abtrennen kann.). Der kann ein paar Russen platt machen...

Am Ende müssen wir nur wieder den Tempel zerstören... da damit auch sämtliche Symbole, Abmessungem und anderes verloren ist, wodurch die Kristallschädel einen „Sprung“ ermöglichen... ist die Gefahr gebannt, alle können mitsamt den Schädeln nach Hause gehen... Abblende! Kurzer Zoom in die Antarktis, wo im ewigen Eis die Ruinen eines genauen Duplikats des Tempels aufschimmern. Fortsetzung gesichert... Artefakte nicht ganz aus dem Rennen.

Ob man Mutt oder Marion mit einbindet... kann man, muss nicht. Man könnte in der Story auch aus Oxley ne Frau machen, etwas dubios aber so eine Art junge Indy... die am Ende mit ihm zusammen gemeinsame Sache macht.

Das ist ne komplette Story in 10 Minuten runter getippt und ich habe dazu ganze zweinmal Wikipedia benutzt um die Maya Götter rauszufischen und Juri W. Knorosow  richtig zu schreiben. Die Maya Kultur bleibt intakt und interessant, man geht auf ihre Aspekte ein... das „Wunderdings“ eine Art Sternentor ist auch da... eine göttliche Legende stricken wir da drum und ja, alle gehen zufrieden nach Hause. Alle außer die Aliens die hier NICHT vorkommen. Im Gegenteil, man könnte sogar mit den Erwartungen der Zuschauer spielen... und eine Fährte in Richtung Aliens legen... die am Ende nicht passt.
Ich meine, ist so ein Drehbuch - bzw. eine derart sinnige Grundstory wirklich so schwer?

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #36 am: 14.12.13, 15:05 »
Was der Film aber meines Erachtens besser macht als "Tempel des Todes" ist der Spaßfaktor.

Leider ist der "Spaßfaktor" hier so aufgedunsen, künstlich und aus der Balance, dass der Film zu einer viel zu fröhlichen Farce wird, wo ich persönlich aber eine Tour-de-Force erwartet hätte.

Wie war das, die schlechtesten Filme ergeben die besten Rezensionen?

Ich kann dir eigentlich auch nur in allen Punkten zustimmen. Und ja, über den Kristallschädel könnte man enorm viel schreiben. Aber eigentlich habe ich dazu gar keine Lust. Spielberg und Lucas haben anscheinend nicht allzuviele Gedanken verschwendet. Warum sollte ich es da tun?

Zitat
Ach ja, etwa an der Stelle als Indy Peru verlässt... ab da wird der Film richtig übel. Nein, auch nicht, soweit war ich auch noch nicht...


So habe ich das auch empfunden. Die erste Filmhälfte ist noch einigermaßen Vielversprechend, die zweite sackt hart ab.

Zitat
Heute stehe ich auf dem Standpunkt, hätte man ihm die Haare gefärbt, so dass er nicht so durchgraut wirkt... wäre er sogar nochmal als 5-10 Jahre jünger durchgegangen. Soviel Kosmetik hätte mich damals zwar aufgeregt, aber heute... Wo ist George Lucas wenn man ihn wirklich braucht? Er soll Indys Haare digital nachdunkeln.

Lucas wollte sogar, dass er sich die Haare färbt, aber Ford war dagegen. Ford wollte das Alter der Figur anerkennen und bestand sogar darauf, dass man ein paar entsprechende Witze/Stellen einbaut. Ansonsten wäre er völlig zum Super-Indy geworden. Es ist schon bedenklich, dass der 58 jährige Indy Sachen schafft, die der 38 jährige nicht hinbekommen hat.


Zitat
Das Problem ist offenbar wirklich das Spielberg und Lucas... ein bisschen am Ende sind.

Ich glaube auch, dass Spielberg dieser Art Film einfach entwachsen ist. Er... kann das nicht mehr, irgendwie hat er seinen inneren Peter Pan verloren, und das merkt man auch. Die Regie ist routiniert, mehr nicht. Manche Dinge wirken gar hingerotzt. Das Ende von Mac - im (Dreh)buch lässt er los, weil er Indy mit sich zu zerren beginnt, und er weiß, dass Indy niemals loslassen würde. Im Film kommt das überhaupt nicht rüber. Dieser komische Gag mit Mutts Messer, dass Indy sich scheinbar in den Hintern rammt(?), ist total verhunzt. In einem der Making Ofs sieht man, wie Spielberg während der Dreharbeiten nebenbei Computerspiele spielt. Wo ist der Mann hin, der mit einer Kamera auf dem Bauch zwischen einem Miniaturset herumgekrabbelt ist, um die besten Kameraeinstellungen zu finden?


Zitat
Btw. Laut Drehbuch war Mutt auch als Tochter vorgesehen... was wirklich Klasse gewesen wäre, gerade in Indys Supermännlichem Umfeld. Die Idee wurde aber auf Wunsch von Lucas (glaub ich) geändert... offenbar hatte man Angst das ein künftiges Indy Franchise mit einer möglichen Tochter als Hauptfigur zu nah an Lara Croft wäre.

Es war, soweit ich weiß, umgekehrt. Lucas wollte eine Tochter, aber Spielberg einen Sohn.


Zitat
Das Wiedersehen mit Ford macht... echte Freude... wie wenn man nach 20 Jahren einen alten Freund wieder trifft. Das Problem ist nur; je länger man ihm zusieht... und erst recht wenn er zur Tür raus ist, fragt man sich unwillkürlich,
„Verdammt... war das wirklich der Typ von früher?“

Spätestens bei dem "Marion, bitte, der Junge soll nicht sehen, wie sich Mama und Papa streiten"-Dialog, hätte der Indy von früher dem hier eine Kugel zwischen die Augen gesetzt -.-




Ein Video, das den Charakter von Indiana Jones wesentlich besser widergibt:

Indiana Jones: Hero or Killer?
"Maybe it's a little early. Maybe the time is not quite yet. But those other worlds... promising untold opportunities... beckon. Silently, they orbit the sun. Waiting."

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Tolayon

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #37 am: 14.12.13, 15:15 »
Computergenerierte Effekte und immer mehr auch Kulissen repräsentieren nun einmal den Zeitgeist, ich glaube kaum dass Lucas und Spielberg nur der Nostalgie wegen bei einem Indiana-Jones-Film auf CGI (weitestgehend) verzichten. Denn dann wäre das Ganze noch teurer geworden und hätte vielleicht nicht die ganzen jungen Kinogänger angesprochen, die man wohl auch hier mit im Visier hatte.

Die ganzen Übertreibungen und virtuellen Materialschlachten sind aus dem heutigen Hollywood leider nicht mehr wegzudenken, und gerade weil Indiana Jones immer eine Mainstream-Abenteuerreihe war, konnten die Macher sich dem nicht verschließen bzw. wollten es auch gar nicht erst.

Alles in allem fand ich den vierten Teil in Ordnung, was aber wahrscheinlich auch daran liegt, dass ich generell mehr SciFi- als Abenteuer-Fan bin (auch wenn ich die alten Indy-Filme früher ganz gerne gesehen habe).
So aber erinnert mich "Das Königreich des Kristallschädels" mehr an Stargate, eine Serie die sich bekanntlich auch selbst nicht ganz so ernst nimmt.

CaptainCalvinCat

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #38 am: 14.12.13, 15:21 »
Alles in allem fand ich den vierten Teil in Ordnung, was aber wahrscheinlich auch daran liegt, dass ich generell mehr SciFi- als Abenteuer-Fan bin (auch wenn ich die alten Indy-Filme früher ganz gerne gesehen habe).
So aber erinnert mich "Das Königreich des Kristallschädels" mehr an Stargate, eine Serie die sich bekanntlich auch selbst nicht ganz so ernst nimmt.

Das stimmt wohl - und irgendwie erwartet man doch, dass Indy der Doktorvater von uns Danny-Boy Daniel Jackson war, oder? ^^

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #39 am: 14.12.13, 15:41 »
Alles in allem fand ich den vierten Teil in Ordnung, was aber wahrscheinlich auch daran liegt, dass ich generell mehr SciFi- als Abenteuer-Fan bin (auch wenn ich die alten Indy-Filme früher ganz gerne gesehen habe).
So aber erinnert mich "Das Königreich des Kristallschädels" mehr an Stargate, eine Serie die sich bekanntlich auch selbst nicht ganz so ernst nimmt.

Das stimmt wohl - und irgendwie erwartet man doch, dass Indy der Doktorvater von uns Danny-Boy Daniel Jackson war, oder? ^^
Irgendwo schon.

der eine öärgert die bösen Jungs mit ner Peitsche. der andere brucht dazu ne P90. ;)

aber es liegen dazwischen 40 Jahre. wäre aber eine interessante Konstellation.
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sven1310

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #40 am: 14.12.13, 15:49 »
Wo soll man da anfangen?

Meine erste Reaktion auf Indy 4 war in etwas so:
Darth Vader NO!
Ich hätte mich am liebsten vor's Kino gestellt und ein Klagelied angestimmt
George Lucas Raped Our Childhood

Das ist kein Indiana Jones Film für mich. Sorry. Die Punkte wurden von Star schon hervorragend dagelegt.
Das ist ein CGI schlotz mit ein paar netten Einzelszenen dazwischen, mehr nicht.

Als eine der Hauptgründe sehe ich wirklich das Gespann Lucas/Spielberg. Im speziellen ist es so das Spielberg sich früher immer durch gesetzt hat gegen Lucas dämmliche Ideen. Bei Indy 4 hat Spielberg nur gewunken und gesagt mach, obwohl er seine Ideen bekloppt fand.

Es ist traurig das die "Mumie" Filme bessere und besser gemachte Indy/Abenteuer Filme sind als der letzte Indy Film selbst. :(

@ Leela

Der Grund warum Das Phantom so eine Indiana Jones mässige Handlung hat ist weil es vom selben Autor stammt. ;)

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #41 am: 14.12.13, 15:54 »
Computergenerierte Effekte und immer mehr auch Kulissen repräsentieren nun einmal den Zeitgeist, ich glaube kaum dass Lucas und Spielberg nur der Nostalgie wegen bei einem Indiana-Jones-Film auf CGI (weitestgehend) verzichten. Denn dann wäre das Ganze noch teurer geworden und hätte vielleicht nicht die ganzen jungen Kinogänger angesprochen, die man wohl auch hier mit im Visier hatte.

Dass klassische Effekte nicht mehr praktikabel oder gar rentabel sind, halte ich für ein Gerücht - zumindest in diesem Falle. "The Dark Knight" hat es auch geschafft, mit einem Minimum an CGI auszukommen. Und da hat sich ein Truck (mitsamt Anhänger) überschlagen! Warum schafft Nolan das, aber Spielberg und Lucas nicht (mehr)?

Zumal die beiden ja nun wirklich keine Unbekannten sind, und "Indiana Jones" keine kleine Marke. Wenn die einen Indiana Jones-Film drehen wollen, dann stehen denen Ressourcen offen, von denen andere Regisseure nur träumen können. Dass Filme ohne CGI keine Kinder anspricht... hm, okay, da könnte was drein sein. Wobei ich früher nun auch kein CGI gebraucht habe. Und Gewaltlosigkeit auch nicht.

Erstaunlicherweise ist beim vierten Film aber auch sehr viel mehr außerhalb der Studiohallen gedreht worden, als man meint. Nur macht sich der Film mit seiner Beleuchtung und den verschiedenen Farbfiltern eine Menge selbst kaputt, denn dadurch wirkt er erst recht künstlich - selbst da, wo er es gar nicht ist. Das geht auf die Kappe von Spielberg und seinem Kameramann Kaminski. Dass Lucas dann mit seinem Effekteteam noch rangeht- teilweise sogar vorhatte, die Peitsche mit CGI zu machen... ja, das hilft natürlich auch nicht -.-
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CaptainCalvinCat

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #42 am: 14.12.13, 15:57 »
Alles in allem fand ich den vierten Teil in Ordnung, was aber wahrscheinlich auch daran liegt, dass ich generell mehr SciFi- als Abenteuer-Fan bin (auch wenn ich die alten Indy-Filme früher ganz gerne gesehen habe).
So aber erinnert mich "Das Königreich des Kristallschädels" mehr an Stargate, eine Serie die sich bekanntlich auch selbst nicht ganz so ernst nimmt.

Das stimmt wohl - und irgendwie erwartet man doch, dass Indy der Doktorvater von uns Danny-Boy Daniel Jackson war, oder? ^^
Irgendwo schon.

der eine öärgert die bösen Jungs mit ner Peitsche. der andere brucht dazu ne P90. ;)

aber es liegen dazwischen 40 Jahre. wäre aber eine interessante Konstellation.

Das stimmt - bringt man jetzt noch Lara Croft und Sydney Fox dazu, könnte das ganze richtig lustig werden. ^^

Und wo wir schon mal dran sind. (Schamlose Eigenwerbung an.)
Zu lesen in "Libellen und fliegende Teppiche"



Sie hätte nicht gedacht, dass dieser Tag, dieser 15. März, so interessant werden würde. Betrachtete man allerdings das Datum – 15. März, die Iden des März, der Tag, an dem Brutus zusammen mit anderen Mitverschwörern Gaius Julius Cäsar auflauerten und ihn mit 42 Messerstichen eliminierten -  hätte man allerdings drauf kommen können, dass es kein allzu gewöhnlicher Tag werden würde.
Noch lief allerdings alles seinen normalen Gang. Sie hatte sich in ihrem Büro einen Kaffee gegönnt, las noch einmal im Plan nach, was sie ihren wissbegierigen, jungen Studenten heute beizubringen hatte, als es plötzlich in der Tür klopfte und Nigel sie aus braunen Augen anblickte: „Syd? Du sollst zum Dekan kommen.“
Verblüfft runzelte sie die Augenbrauen. Was konnte Dekan Meyers von ihr wollen? Lag es etwa an ihrer letzten Expedition, die sie ins tiefe Ägypten geführt und von der sie mit einer Vase wiedergekehrt war, die alles, was es bisher zu glauben galt, auf den Kopf stellte?
Sie wusste es nicht, folgte aber der Bitte ihres Vorgesetzten.

Nachdem sie an der Tür geklopft hatte, betrat sie das Büro und sah sich – zu ihrer Überraschung – nicht nur mit dem Dekan konfrontiert, sondern auch mit ihrem Doktorvater, der sie aus lebenslustig-funkelnden Augen anblickte, ihr zuzwinkerte und mit einer kehlig-klingenden Stimme ein „Setz Dich doch“ sprach, wobei er auf den gepolsterten Sessel deutete, der vor ihm stand.
Wieso war ihr Doktorvater hier? Es war ja nun nicht so, als habe sie unsauber zitiert oder abgeschrieben und man würde ihr ihre Dissertation aberkennen. Sie konnte sich die Augenbrauen heben fühlen, trat auf den Sessel zu und ließ sich nieder.
Professor Henry ‚Indiana’ Jones Junior lächelte ihr zu.
„Schön, dich zu sehen, Syd.“, sagte er. Da sie nicht wusste, wie sie auf den alten Fuchs reagieren sollte, zuckte sie mit den Schultern, lächelte – wie sie hoffte – so ehrlich, wie es ihr gerade möglich war, zurück, stand dann auf und nahm ihn in den Arm.
Sich lösend, ließ sie sich wieder in den Sessel fallen: „Professor Jones?“
„Indy. Bitte, ich bestehe drauf.“
„Gut“, zuckte Sydney mit den Schultern, „Indy – wie kann ich Dir helfen?“
Das Professor Jones nicht mehr der jüngste war, war allgemein bekannt. Doch jetzt ergriffen ungeahnte Lebensgeister Besitz von ihm. Er stand auf – tatsächlich, ohne sich auf irgendwas zu stützen – und ging langsam, aber sicher, einen Schritt vor den nächsten setzend, auf den Schreibtisch des Dekans zu, der ihn verblüfft anblickte: „Professor, hätten Sie doch was gesagt. Ich hätte ihnen den…“
„Ich bin kein Krüppel, Phil!“
Dieser Satz wurde mit einer solchen Schärfe gesprochen, dass Dekan Meyer es nicht wagte, ihm zu widersprechen.
Sydney kannte diesen Tonfall sehr, sehr gut. Obwohl Indiana Jones durch die ganze Welt gereist war, Artefakte um Artefakte heimgebracht hatte, war er – was die Mitarbeit in seinem Studienfach anging – geradezu erschreckend konservativ. Oder besser: Man durfte schon seine Meinung sagen – wenn sie allerdings nicht zu der des Professors passte, konnte es passieren, dass man angeblafft wurde. So war es ihr und ihrer besten Freundin und „Dormmate“ Lady Lara Croft hin und wieder ergangen und es leuchtete ihr ein, dass sich Lara diesem Druck nicht unterwerfen wollte. Dazu war sie viel zu sehr Freigeist und da kam ihr der Deutsche Werner von Croy gerade recht, der sie unter seine Fittiche nahm.
Sydney Fox blieb am College, promovierte unter den strengen Augen Henry Jones Junior und übernahm später seinen Posten und – mehr oder weniger symbolisch – sogar die Peitsche.

Als Indy zurückkam, hielt er einen Kristalltotenschädel in der Hand.
Sydney betrachtete das Ding, zuckte mit den Schultern und sagte: „Einer der zwölf Kristalltotenschädel der Mayas?“
Kaum, dass sie dies gesagt hatte, konnte sie in Indys Gesichtsausdrücken eine Veränderung erkennen, ein nuanciertes Mimenspiel, als würde er in Gedanken etwas durchleben, das er am Liebsten niemandem erzählen wollte.
„Mehr oder weniger. Gefunden in Belize von einem engen Freund von mir.“
Sydneys Kopf ruckte hoch.
„Doktor Nicolas Ballard?“, fragte sie und Jones nickte. Sie kannte die Geschichte, wusste, dass Ballard nach dem Fund des Schädels als Verrückt abgestempelt wurden war und, dass er vor einigen Tagen aus dem Sanatorium, in dem er sich befunden hatte, entlassen worden war.
Verblüffenderweise auf Geheiß seines Enkelsohnes – der, genau wie sein Großvater, in der Welt der Archäologen über Nacht zur Persona non grata wurde.
Als Syd hinter sich ein Räuspern hörte, drehte sie sich um und sah in die babyblauen Augen des Mannes, der Doktor Ballard aus dem Sanatorium geholt hatte. Doktor Daniel Jackson – der gerade den Raum zusammen mit Lara Croft betreten hatte.
Kurz blickten die beiden Archäologinnen einander an, Syd nickte ihrer besten Freundin zu, was diese mit einem kaum wahrnehmbaren Zwinkern quittierte.
Dann wandte sich Sydney an Daniel, schaute ihn kurz von oben bis unten an, streckte dann die Hand aus und sagte „Doktor Jackson – ihr Ruf eilt Ihnen voraus.“
„Ja, was das angeht…“, setzte Daniel an und schien etwas sagen zu wollen, schwieg jedoch, als er aus dem Büro der Dekanssekretärin eine empörte Frauenstimme hörte, die ein „Ohne Termin kann ich sie nicht durchlassen!“ von sich gab, ehe sich die Tür erneut öffnete und eine wunderschöne Blonde, ein grauhaariger, beinahe schon gelangweilt dreinblickender Kerl, ein hochgewachsener Afroamerikaner mit einer Fedora auf dem Kopf, sowie ein freundlich, aber nicht wirklich intelligent wirkender Mann mit militärischem Bürstenschnitt im Raum standen.
Der junge Mann blickte zu ihr herüber, nickte kurz, ehe er sich an Daniel widmete: „Haben wir es dann?“



MOD MODUS:

Ich habe die Farbe rausgenommen und den Text dafür Kursiv gemacht:

3.9. Farbige Schriften sind nur erlaubt:
- Im Eingangspost eines eigenen Portfolios.
- In Signaturen.
- Bei OFF-Kommentaren in einem RPG-Episoden-Thread
- Um Textkorrekturen zu verdeutlichen (Bedarf einer kurzen Absprache mit einem Admin/Mod)


in der Regel sind sie dem Mod Team vorenthalten um Ansagen zu machen.  ;)
« Letzte Änderung: 14.12.13, 16:26 by sven1310 »

Leela

  • Gast
Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #43 am: 15.12.13, 21:46 »
Zitat
Dass klassische Effekte nicht mehr praktikabel oder gar rentabel sind, halte ich für ein Gerücht - zumindest in diesem Falle.

Naja, ich glaube die werden aber schon durchkalkulieren... sie zahlen Ford 20 Millonen, dem Rest des Cast nochmal 5-10, plus Drehbuchautoren und Spielberg... da sind schonmal schnell über 30 Mio weg ohne das auch nur ein Meter Film geschossen wurde. Sich dann zu entscheiden doch nach Thailand zu fahren und in den richtigen Dschungel zu gehen... dort auf Locations, Wind, Wetter etc. angewiesen zu sein... bei einer solchen Rentnercrew kann sowas schnell ... zu massig Verzögerungen und Ausfällen führen. Also bleiben alle zu Hause, drehen im Studio.... oder vor Greenscreen.. ist bequemer, risikofreier und am Ende wahrscheinlich wirklich billiger.


Zitat
"The Dark Knight" hat es auch geschafft, mit einem Minimum an CGI auszukommen. Und da hat sich ein Truck (mitsamt Anhänger) überschlagen! Warum schafft Nolan das, aber Spielberg und Lucas nicht (mehr)?

Der Film hat vermutlich genauso viel drin... er versteckt es nur besser... die Hong Kong Szenerie... Harvey Dents Gesichts-OP... Batmas neues zweirädriges Gefährt. Die CGI sind schon da... nur eben nie so plakativ im Vordergrund, nie als Selbstzweck und eben auch immer gut in den Film eingefügt. Zumindest erinnere ich mich nicht an Szenen die als "komplett" CGI ersichtlich waren....


Zitat
Dass Filme ohne CGI keine Kinder anspricht... hm, okay, da könnte was drein sein. Wobei ich früher nun auch kein CGI gebraucht habe. Und Gewaltlosigkeit auch nicht.

Schwer zu sagen... ich glaube schon das man als Kind Filme mit besonderen Effekten gerne sieht und auch mag. Der Zauber verliert natürlich viel seiner Magie wenn man dann rausbekommt wie es gemacht wurde... und gerade das ist heute leicht zu erklären und wird auch immer früher von Kids verstanden, "Das kommt aus dem Computer"
Kids treffen heute sehr früh auf Computer und Video/PC Spiele... in ihrem Leben. Ich vermute daher der Zauber ist relativ früh zu Ende.

Die Sache mit der Gewaltlosigkeit ist ein Punkt den ich an dem Film nicht so ganz verstehe. Die gesamte Debatte um Gewaltdarstellung (ohne tödlichen Ausgang) gabs schon in den 80er... da wurde genau das angegriffen: Gewaltdarstellung ohne Blut oder Tote - also die Konsequenzen von Gewalt zu zeigen, verharmlose Gewalt erst recht. Komischerweise machen Spielberg & Co das nun mit der Natur... also den Kids zu suggerieren, dass man dreimal 100m tief einen Wasserfall runterfällt und dann einfach an Land schwimmt... oder das Spalko mit einer 9mm(?) Geschütz auf eine Distanz von 2 meter rumballert und nichts passiert... ich meine, das lädt ja erst recht zum nachmachen ein. Komische Sache. :/

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Antw:Der Indiana Jones-Schrein
« Antwort #44 am: 15.12.13, 22:12 »
Zitat
Dass klassische Effekte nicht mehr praktikabel oder gar rentabel sind, halte ich für ein Gerücht - zumindest in diesem Falle.

Naja, ich glaube die werden aber schon durchkalkulieren... sie zahlen Ford 20 Millonen, dem Rest des Cast nochmal 5-10, plus Drehbuchautoren und Spielberg... da sind schonmal schnell über 30 Mio weg ohne das auch nur ein Meter Film geschossen wurde. Sich dann zu entscheiden doch nach Thailand zu fahren und in den richtigen Dschungel zu gehen... dort auf Locations, Wind, Wetter etc. angewiesen zu sein... bei einer solchen Rentnercrew kann sowas schnell ... zu massig Verzögerungen und Ausfällen führen. Also bleiben alle zu Hause, drehen im Studio.... oder vor Greenscreen.. ist bequemer, risikofreier und am Ende wahrscheinlich wirklich billiger.

Das ist ja der Witz an der Sache. Die Dschungel-Szenen - zumindest die Verfolungsjagt wurde größtenteils in Hawaii gedreht. Also durchaus... on Location. Das war aber kein "ursprünglicher" Dschungel - den wollte man dann per CGI nachher aufpeppen. Dann noch diese komischen Farbfilter drüber... und schon sieht das ganze so künstlich aus, als wären sie nie vor Ort gewesen. Es steckt schon eine Menge Geld in den Sets und den Drehorten - anhand der Produktionsbilder kann man die Details schön sehen. Nur hat die Nachbearbeitung viel davon wieder verschluckt. Ich bin immer noch feste der Meinung, dass sich der Film alleine durch diese Filter und Kaminskis Kameraarbeit eine Menge kaputt macht.

Zitat
Der Film hat vermutlich genauso viel drin... er versteckt es nur besser... die Hong Kong Szenerie... Harvey Dents Gesichts-OP... Batmas neues zweirädriges Gefährt. Die CGI sind schon da... nur eben nie so plakativ im Vordergrund, nie als Selbstzweck und eben auch immer gut in den Film eingefügt. Zumindest erinnere ich mich nicht an Szenen die als "komplett" CGI ersichtlich waren....

Klar Two-Face ist CGI. Und bei Hong-Kong hat man natürlich auch gesplittet - teils Greenscreen, teils physiche Stunts. Das meiste andere aber dennoch "klassische" Handarbeit.
"Typically, these films will have between 1,000 and 2,000 effects shots. We have about 650 visual effects shots, a lot of which are simple rig removals or things we can't achieve for reasons of cost or safety." Not every explosion was doable, however. "When the Batmobile gets into a head-on collision with a garbage truck, I wanted to do that for real, but couldn't, and I had to accept that," Nolan says. "But rather than doing it with computer graphics, we did it with large-scale miniatures, and I think it cuts very seamlessly into the film."

Zitat
Die Sache mit der Gewaltlosigkeit ist ein Punkt den ich an dem Film nicht so ganz verstehe. Die gesamte Debatte um Gewaltdarstellung (ohne tödlichen Ausgang) gabs schon in den 80er... da wurde genau das angegriffen: Gewaltdarstellung ohne Blut oder Tote

Also mir geht es ja auch nicht um Blut. Erstaunlicherweise ist der Body-Count im "Kristallschädel" sogar recht hoch. Aber irgendwie... dort, wo es für die Stimmung und Charakterzeichnung nötig wäre, mal ein bisschen ernst zu machen, tut es der Film nicht.
"Maybe it's a little early. Maybe the time is not quite yet. But those other worlds... promising untold opportunities... beckon. Silently, they orbit the sun. Waiting."

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