Wie legt Ihr in Euren FanFiction den Stellvertreter bzw. die Stellvertreterin des Captains an?
Worauf achtet Ihr, wenn es um die Darstellung der Fähigkeiten, aber auch des Charakters geht? Orientiert Ihr Euch dann auch immer schon so ein wenig am Captain und achtet dann darauf, dass sich die beiden,irgendwie, joah, unterscheiden?
Ich fange bei der Gestaltung der Charaktere meist von hinten an. Am Besten erkläre ich das an einem Beispiel.
Gegebene Situation: Die USS Calypso braucht Rückendeckung bei einer Mission gegen das Orionsyndikat. Ich brauche also ein unauffälliges kleines Schiff mit einem… sagen wir mal unorthodoxen Captain, der entweder sehr erfahren – oder eben unerfahren ist. Zudem soll er etwas Besonderes sein! (Hach ja – wer soll das nicht!?)
Ich entscheide mich für einen stillen Charakter, der seine Offiziere nicht durch laute, kurze, militante Befehle führt, sondern durch sein Schweigen, soll heißen: Durch Mimik und Körpersprache. Und so komme ich auf Svea Hakonsen, eine Norwegerin. Ihre Eltern unterhalten eine Hundezucht für Schlittenhunde, so dass Svea schon früh lernt Dinge auch ohne Worte auszudrücken. Des weiteren gilt sie als Person mit äußerst kleinem Freundeskreis und wenig sozialem Kontakt. Sie ist eine Einzelgängerin und eine begnadete Wintersportlerin (in Solo-Disziplinen). Im Skilanglauf und ähnlichen andorianischen Sportarten macht ihr keiner etwas vor. Sie schlägt eine Profisportlerkarriere aus und geht zur Sternenflotte, Sicherheitsabteilung, spezialisiert sich auf Personenschutz. Zuerst dient sie auf einem Raumschiff, dann als Lt. auf Weythan, wo sie einen Botschafter beschützt.
Sie erleidet einen Sportunfall und nimmt eine Dienstpause.
Sie kehrt zurück, macht die Brückenoffiziersprüfung und wird zur Skipperin eines Raiders. Sie macht nun von sich reden als es ihr gelingt ein viel größeres Piratenschiff zu stellen, ein Team mit ihr als Anführerin an Bord zu bekommen und das Schiff so lange lahmzulegen, bis ein größeres Sternenflottenschiff zu Hilfe kommen kann.
Kurze Zeit darauf beendet sie wieder den Dienst, betätigt sich als Trainerin und trainiert dann auch planetare Sicherheitskräfte als ihr... sagen wir mal das Training zu wenig Herausforderungen bietet.
Wieder kehrt sie zur Flotte zurück, wird Erster Offizier an Bord eines Raumschiffs der Ambassador-Klasse.
Dann erhält sie schließlich ein Schiff der Renaissance-Klasse, die USS Kookaburra (Arbeitsname USS Shikoku), das als Patrouillen- und Kurierschiff der Sternenbasis 84 zugewiesen ist. Dort hat der Admiral immer ein Auge auf sie und gibt ihr (meist) ziemlich abgegrenzte, klar umrissene Aufgaben.
Sie hat eine ziemlich wankelmütige „Karriere“ hinter sich, gilt vielen als verschroben, engstirnig und eigensinnig. Die wenigsten verstehen sie.
Sie ist aber auch eine Person, die einen sehr guten Instinkt hat, die Situationen und Personen schnell einschätzen und Gefahren erkennen kann!
Als „Gegenspieler“, dh. Erster Offizier, habe ich mit Absicht auf Kontrast Wert gelegt: Da ist ein junger Andorianer namens Lethesh th‘Rilin, eine Art „blauer Will T. Riker“, was seinen Führungsstil anbelangt, aber noch ziemlich feucht hinter den Ohren und ein frisch beförderter LCDR, der sich erst noch beweisen muss!
Um eine Verbindung zum Captain zu haben habe ich mir überlegt, dass er als begeisterter Wintersportler (Nunja, wer hat denn nicht wenigstens dann und wann mal eingeschaltet, wenn die Winterolympiade im Fernsehen lief!? Als Andorianer ist das fast schon Pflicht!

) als Junge einen Wettkampf verfolgte, an dem auch Hakonsen teilnahm. Die Wetterbedingungen damals waren ziemlich mies, so dass nach dem offiziellen Start der Wettkampf nach einer halben Stunde abgebrochen und die Athleten eingesammelt werden mussten. Svea blieb verschollen. Während also auch die andorianischen Wettkämpfer umkehrten gelang es Svea als einzige den Wettkampf zu beenden. (Als Gag habe ich mir überlegt noch ein Zitat des als exzentrisch geltenden Trainers der Andorianer einzufügen: „Bevor wir das nächste Mal so vorgeführt werden malen wir sie blau an und integrieren sie in unser Team!“)
Der Erste Offizier ist also hin und her gerissen zwischen Verblüffung und Bewunderung für ihren Kampfgeist und Siegeswillen, andererseits weiß er nur zu gut, dass es idiotisch ist sich mit einem Schneesturm auf Andoria zu messen. Auch die Wankelmütigkeit seines Kommandierenden weckt in ihm kein gutes Gefühl – zudem ist dies sein erster Posten als Erster Offizier, was ihn zusätzlich unter nicht zu ignorierenden Druck setzt!
Damit habe ich eine Führungsspitze geschaffen, die das Potential hat, ihren Job anständig zu machen, aber auch genug Unterschiede eingebaut, um eine interessantere Geschichte als die von Häkelmustern zu erzählen.
Dann gibt es da noch die CC Maniac (= Crazy Crew’s Maniac – die Maniac ist also das Schiff und die „CC“ sind... Nunja – „Breakfast with Wana verriet dazu ein bisschen was…)
Diese Crew ist quasi „von Geburt an“ zum Scheitern verurteilt: Der Captain hat quasi keine eigene Meinung, die Dienststellung des Ersten Offiziers hat eine Ferengi inne, der Transporterchief ist ein Cardassianer, während eine Bajoranerin im Maschinenraum das Sagen hat, die Psychologin/ Schiffscounselor ist eine Romulanerin und die Ärztin... Naja. Ihr seht schon: Auf so einem Schiff sollte man lieber nicht anheuern.
Nichts desto trotz ist gerade diese Gegensätzlichkeit das, was mich an diesem Schiff und der Crew so gereizt hat: Es gibt viel Potential und viele Möglichkeiten – und schließlich steht der Beweis noch aus, dass dieses Schiff einem Schiff der Sternenflotte in nichts nachsteht was Teamgeist, Leistungsfähigkeit und Integrität betrifft. So bin ich also zu dieser Crew gekommen.
Zu der Führungsspitze aus TOSG, nämlich Darsha und Kin Tanas, lässt sich sagen, dass die zwei Gemeinsamkeiten, aber auch unterschiedliche Talente haben. Beide töten beispielsweise nicht gerne und haben einen Hang dazu, sich ihren „engen Freundeskreis“ nach ganz bestimmten Kriterien auszusuchen. Sie haben beide ihre unbewältigten Probleme und Narben auf der Seele.
Unterschiedlich sind ihre Talente: Während Kin Tanas ein Genie ist, wenn es darum geht für einen Job die richtige Person zu finden und weitreichende strategische Pläne zu schmieden so ist es Darshas Talent sich durch Improvisation, Auffassungsgabe und Durchtriebenheit ihren Weg zu bahnen.
Das „Schiff“, auf dem Darsha und ihr Herr „zu Hause“ sind, wird von einem Stellvertreter von Tanas kommandiert/ geführt. Die Rolle des Captains ist aber ziemlich nebensächlich, da das Schiff (derzeit) nicht in irgendwelche Probleme verwickelt werden darf/ soll, sondern immer nur andere Elemente der Flottille, bzw. Shuttles und Beiboote die Actionsequenzen abbekommen. Der „Captain“, bzw. Lieutenant (= Stellvertreter) hat innerhalb der Geschichte eine ganz andere Aufgabe.
Tja, dann gibt es noch andere Captains: Sternenflottenoffizierin Commander Francesca Isabel Garcia Alvarez beispielsweise, die man am treffendsten als „Handgranate ohne Stift“ bezeichnen könnte. Nach einer Verfehlung erhält sie eine Art „Strafkommando“ und darf Relaisstationen warten gehen. Als Ersten Offizier erhält sie einen LT (der mit Annahme der Dienststellung des Ersten Offiziers auch endlich zum LCDR befördert werden konnte), dem es an Eigeninitiative und Entschlussfreudigkeit fehlt. Während des klingonsichen Bürgerkrieges müssen die zwei gezwungenermaßen zusammenarbeiten, um heil wieder nach Hause zu kommen.
Hm, irgendwie klingt dieser letzte Satz nicht ganz richtig: Der Captain erhält Unterstützung/ eine funktionierende Therapie von ihrer Counselor. Durch deren Hilfe gelingt es ihr aus ihrem LCDR einen Ersten Offizier auszubilden.
(Einen kleinen Hinweis möchte ich noch geben: Im Jahre 2352 graduiert Francesca Alvarez und wird zum Ensign befördert. (Capt. Janeway tritt der Flotte übrigens 2351 bei...))
Bei meinen Crews lege ich Wert auf genug Konfliktpotential, um etwas Spannendes/Humorvolles/… erzählen zu können. Es gibt aber auch eine „Kuschelcrew“, nämlich die USS Calypso. Ich habe derzeit noch keinen Kandidaten als Ersten Offizier im Auge. Captain Xen (sowohl Liara als auch Thelnev) stelle ich mir als äußerst familiären Charakter vor, der nur das nötigste an Protokoll und Hierarchie auf ihrem/ seinem Schiff vorlebt. Einen gegenläufigen Charakter kann ich mir dort nicht vorstellen.
Die Stelle des Chefingenieurs habe ich schon fest vergeben, den ehemaligen Arzt habe ich auch schon, ebenso ein paar für die Schiffsführung unbedeutendere Posten habe ich auch schon vergeben – aber für einen Ersten Offizier fehlt mir noch eine Eingebung.