Ich hoffe, angesichts der derzeitigen Politisierung wird niemand diesen Thread über ein durchaus sehenswertes russisches SciFi-Epos boykotieren

"Dark Planet", welcher zuletzt auf Tele 5 (erster Teil: "The Inhabited Island", zweiter Teil: "Rebellion") lief, basiert auf einem Roman der Gebrüder Arkadiy Strugatskiy und Boris Strugatskiy. Regie führte Fyodor Bondarchuk.
Zunächst einmal zum Hintergrund:
Im Jahr 2157 hat sich die Menschheit in einem friedlichen, offenbar humanistischen Kommunismus vereint; die Erde ist aber - im Gegensatz zu STAR TREK - nicht Mitglied einer interplanetaren Föderation oder sonstiger Allianz, sondern steht für sich alleine.
Neben offiziellen Forschungsorganisationen durchstreifen auch einzelne private Abenteurer das Weltall, wie der gerade einmal 20 Jahre junge Protagonist
Maksim Kammerer (Vasiliy Stepanow).
Von einem Asteroiden getroffen, muss sein Raumschiff auf einem unbekannten Planeten notlanden, wo es auch gleich darauf von einheimischen Streitkräften zerstört wird. Tagsüber sieht es dort aus wie auf der Erde, aber nachts ist der Himmel aufgrund atmosphärischer Begebenheiten komplett schwarz und sternenlos - die genau wie Erdenmenschen aussehenden Einheimischen glauben daher, sie leben in einer riesigen Hohlkugel und seien allein in Universum.
Der Planet, welcher von seinen Bewohnern
Saraksh genannt wird, ist in verschiedene, miteinander kriegsführende Nationen unterteilt. Von denen existieren jedoch die meisten infolge von Nuklearschlägen de facto nicht mehr - es gibt nur noch eine autokratische Oligarchie, die von fünf zum Teil selbst miteinander konkurrierenden "Vätern" beherrscht wird. Durch Gedankenkontrollstrahlen wird die Bevölkerung gefügig gemacht, nur einige "Ausgeartete" sind dagegen immun, erleiden aber bei voller Leistung der Sender höllische Schmerzen, an denen sie nach und nach zugrunde gehen.
Auch die fünf "Unbekannten Väter" sind Ausgeartete, und sie wollen alle anderen Ausgearteten auslöschen, da sie als Rebellen gegen den Staat kämpfen.
In diese Situation gerät nun Maksim Kammerer, als Erdenmensch mit überlegener Körperkraft und Intellekt gegen die Gedenkenkontroll-Strahlung immun, ohne weitere Nebenwirkungen zu spüren. Er freundet sich mit dem Gardisten Guy an und verliebt sich in dessen Schwester Rada. Als diese von dem "Wanderer", einem der untereinander konkurrierenden "Väter" gefangen genommen wird, beschließt Maksim den Kampf gegen die Diktatur aufzunehmen, worin er zuletzt sogar von dem Oberstaatsanwalt, einem weiteren der fünf "Väter" unterstützt wird.
Maksim schafft es am Ende, die Gedankenkontroll-Strahlen wie es aussieht dauerhaft zu deaktivieren und den "Wanderer" mehr oder weniger zu besiegen.
Doch der Sieg über das oligarchische Regime erweist sich als ein ziemlich schaler; denn es wird ganz am Ende klar, dass die Bevölkerung ohne die Gedankenkontrolle in einen Bürgerkrieg zu rutschen droht, und einfallende Horden von Mutanten aus anderen, verstrahlten Nationen die so geschwächte Nation überrennen könnten.
Von der Atmosphäre und Machart her wirkt "Dark Planet" am ehesten wie eine Mischung aus "Dune" und "Mad Max" (letzteres vor allem was das Design der Fahrzeuge betrifft).
Der technologische Stand von Saraksh entspricht dem einer Erde des sagen wir mittleren bis ausgehenden 21. Jahrhunderts, wobei die Kostümierung vor allem des Oberstaatsanwalts und dessen prunkvolles Domizil wie eine Kreuzung aus französischen Absolutismus und faschistischem Regime des 20. Jahrhunderts wirken.
Aber auch Elemente aus STAR WARS und "Matrix" lassen sich erkennen; Maksim Kammerer selbst kommt daher wie eine modern-russische Mischung aus Nibelungen-Siegfried und Anakin Skywalker. Wirklich übernatürliche Kräfte hat er zwar nicht, aber wie schon erwähnt ist er den Sarakshianern körperlich wie auch meist mental überlegen.
Doch ein richtig strahlender Held in Hollywood-Manier ist Maksim trotz allem nicht. Blauäugig in nicht nur physischer Hinsicht vermag er nicht, die Konsequenzen seiner Handlungen adäquat einzuschätzen. Glaubt er zunächst noch, dem "geknechteten" Volk die Freiheit gebracht zu haben, deutet sich im offenen Ende an, dass er erst recht die Büchse der Pandora geöffnet haben könnte.
"Dark Planet" bringt es als Zweiteiler auf 230 Minuten Gesamtlaufzeit, es gibt noch einen 120-Minuten-Zusammenschnitt für das Kino unter dem Titel "Prisoners of Power".