Forum > Fan-Fiction Allgemein

Spiegelungen (Star Trek / Battlestar Galactica - reimagined)

<< < (4/6) > >>

CaptainCalvinCat:
Kapitel 19 -  Erinnerungen

Es war eine etwas verwunderliche Äußerung Agathas, die Cal die Augenbrauen heben ließ.
„Das könnte eine groß-angelegte Aktion sein, die Dragonfly zu übernehmen. Und Du willst, dass die sich wehren?“
„Und – wer soll die Dragonfly übernehmen wollen?“, fragte der Kommandant in diesem Moment, als ein weiterer Rüttler durch das Schiff ging.
Mit einer gewissen Nonchalance, um die der Captain sie beneidete, hielt sich die XO aufrecht auf den Beinen, während er, der Kommandant, einen Schritt zur Seite taumelte. Beinahe in einem gelangweilten Tonfall sagte sie in diesem Moment: „Ich vermute mal, es dürften die Colonials von der GALACTICA sein.“
„GALACTICA?“, echote der Captain und schaute seine Freundin verblüfft an, „Du meinst das Feindschiff?“
Die hübsche Rothaarige schüttelte den Kopf: „Sie sind nicht ‚das Feindschiff’, sie sind noch nicht einmal wirkliche Feinde. Die Einzigen, die tatsächlich feindseelige Absichten hegen, sind die Zylonen, mit denen Du bis gerade eben paktiert hast.“
„Und wer sagt mir, dass Du nicht auch eine Zylonendoppelgängerin bist? Ich meine, ich hab jetzt zwei Agathas gesehen, die mir beide was anderes sagen und von daher… wie kann ich Dir trauen?“

Die Frage des Captains war natürlich berechtigt, aber dennoch spürte Agatha, wie sie ihr einen Stich ins Herz versetzte.
„Cal“, hauchte sie, „wir sind zusammen durch Dick und Dünn gegangen, wir haben Borg, Cardassianer, Armadians, Coche-Cama und Traceless besiegt, wir…“
Der Captain bedachte sie mit einem Blick und legte den Kopf schief: „Ja, klar, aber … das weiß die andere Agatha doch auch. Kannst Du mir irgendwas anderes bieten? Etwas, das die andere Agatha nicht konnte?“
„Hat sie das Erdbeerparfait schon probiert?“
Und damit sah die hübsche XO dem Captain zu, wie er die Augen verdrehte und steif wie ein Brett in ihre Arme sank.
Nach einigen Sekunden küsste sie ihn und er schlug die Augen auf.
„Ich bin ehrlich – das hat sie nicht probiert.“, grinste er ihr zu, „Also gut – glaube ich Dir für einen Sekundenbruchteil…  und frage, wie sollen sich diese Zylonendoppelgänger wehren, hm? Sie wissen doch gar nicht, wie man das Schiff bedient.“
„Sie haben unsere Erinnerungen, Cal, wenn Du dich erinnerst?“, antwortete Agatha.
„Hm.“, machte Cal, runzelte die Stirn und tigerte auf und ab.
Dann stockte er und schaute zu Agatha.
„Gathy-chan, erinnerst Du dich an unseren Ausbruch aus dem Gefängnis auf dem Armadianasteroiden Onyater?“


Die Dragonfly war in eines der Gebiete eingedrungen, die schon von den Armadians besetzt worden war. Das Ziel war es gewesen, Jack Potter, den bekannten Journalisten, von einem Interview mit Magistrat Kalumu von Gamma Alpha III abzuholen. Das Hazard-Team war bereit und man hatte mit dem Captain geübt, auf eigenes Betreiben des Kommandanten hin.
Munroe war sich zwar nicht so ganz sicher, aber Juliet Jurot spürte im Captain den Willen, das Training durchzuziehen.
Denn, obwohl der Captain offiziell nur damit beauftragt worden war, Jack Potter abzuholen, hatte seinem Auftragsschreiben noch eine weitere Datei beigelegen, die ein Hilfsersuch von einem Mitglied von Sektion 31. Ein Mitglied dieses Geheimdienstes, Mandy Fool, war bei einem Spionageeinsatz auf Armadiangelände gestellt und verhaftet worden.


Es war wieder einer jener Einsätze.
Seit Julian Bashir seinerzeit das erste Mal offiziellen Besuch der Gruppierung, die sich selbst nur „Sektion 31“ nannte, erhalten hatte und irgendein cleverer-uncleverer Journalist diese Bezeichnung in die intergalaktischen Weiten des SWW – des Space Wide Web – gehustet hatte, war eben jene Sektion quasi über Nacht genau so berühmt, wie unfassbar geworden. Hierbei meint das Adjektiv „unfassbar“, dass sie nicht zu packen waren. Allerdings meldeten sie sich hin und wieder bei so ziemlich jedem Raumschiff und es war schon als ein Wunder anzusehen, dass sie, obwohl sie nun mehr oder weniger im öffentlichen Leben angekommen waren, nie wirklich zu fangen waren.

Auch Cal hatte hier und da einen Auftrag für die Sektion ausführen müssen. Die meisten flirteten mit der Grenze zum Unmöglichen, weswegen Cal dem älteren Mann, welcher der Dragonfly immer die Aufträge erteilte, intern die beiden Namen „Jim Phelps“ und „Peter Graves“ verpasst hatte. Auch dieses Mal saß Jim-Peter Phelps-Graves also vor einer Wand, die das Logo der Sektion aufwies. Und so, wie der Mann, den man eigentlich immer in jeder „Kobra, übernehmen Sie“-Folge sprach, setzte auch Jim-Peter zu dem an, was Reviewer als „Exposition-Dump“ bezeichnen, also dem Ausschütten von Erklärungen, was demnächst zu erfolgen hatte.
„Guten Morgen, Captain Cat.. Sie haben die Befugnis, folgende Aufzeichnung zu sehen. Dasselbe gilt natürlich für ihre Brückencrew.  Das Gefängnis, das sie hier sehen,  steht auf dem Armadian-Asteroiden Onyarter. Eine Sektion 31 Agentin, namens Mandy Fool, wurde dort gefangengenommen. Vermutlich werden die Armadians versuchen, Informationen über die Föderation zu erzwingen. Ihr Auftrag, sollten Sie ihn annehmen, wird es sein, Mandy Fool aus dieser Anlage herauszuholen und eventuelle Aufzeichnungen aus Verhören zu vernichten. Sollten Sie, oder ein Mitglied Ihres Teams, bei dieser Mission gefangen
genommen, oder getötet werden, werden Sektion und Präsident jegliche Kenntniss von Ihrem Einsatz abstreiten. Viel Glück, Captain.“
Und genau so, wie der Leser vor diesen neun Zeilen sitzt und sich fragt, ob Jim-Peter jemals Luft geholt hatte, während er sprach, wunderte sich auch Starfleetcaptain Calvin Cat über dieselbe Sache und beneidete den Mann, diese Aufklärung ohne die geringsten Anzeichen von Mühe übermittelt zu haben.
„Wenn der Präsident von euch weiß, fress ich einen Besen, der eine Woche lang in Zuckersirup gelegen hat.“, sagte Cal und stützte sein Kinn auf seine linke Hand, wobei er Agatha einen fragenden Blick zuwarf. Diese zuckte mit den Schultern und klopfte ihm anschließend auf den Bauch: „Du bist sehr naschhaft geworden, seit Du aus dem SGC wieder da bist.“
Sie grinste amüsiert, zwinkerte ihm zu und lehnte sich zurück: „Mandy Fool ist also bei der Sektion.“
Der Captain warf ihr einen Blick zu, runzelte die Stirn und neigte sich leicht zu ihr, ehe er ihr leise ein „Dafür klingst du aber erstaunlich wenig geschockt“ zuraunte.

Den Flug ins armadianische Territorium anzutreten sah man hier und da schon als ziemlich blöde Idee an – sich einfach ins Gefängnis zu beamen und Mandy Fool rauszuholen, war ein Plan, bei dem selbst Cal festgestellt hätte, dass da irgendwas nicht als extrem clever anzusehen ist. Leider war es Cal, der den Plan machte. Und da wir hier von unserem extrem frühen „Wir machen was ich sage, das klappt schon“-Cal reden, der knapp nach dem „Schicke-Hütte“-Cal und weit vor dem „Da können Sie beißen, kratzen, schlagen, ich sag nichts“-Cal existierte, wurden etwaige Bedenkenanmerkungen komplett in den Wind geschlagen und mit einem „Kirk hat auch nie einen Plan gehabt“ abgewatscht.
Ebenso wenig empfänglich, wie für die Realität, war er für die Feststellung, dass Kirk sich sicher das eine oder andere Mal gefragt haben mochte, in was er sich da gerade reingesteigert hatte. Dabei waren die Beweise für diesen Gedankengang verdammt deutlich zu erkennen.

So hatte ihm Agatha einmal die Sicherheitsaufzeichnung des Planeten Vulkan vorgespielt, die weit nach Sternzeit 3372.7 aufgenommen wurde. Gerade eben bestimmte auf dem Bildschirm die bildhübsche T’Pring, dass nicht Stonn, sondern Kirk gegen Spock, dessen logischer Geist sich gerade gegen die den Drang, den das Pon’Farr auf ihn ausübte, zu wehren, kämpfen musste. Und genau dort sah man dann den von Kirk nahezu patentierten „Wie bin ich hier gelandet?!“-Blick. Jedenfalls erklärte dies Agatha immer und Cal hörte ihr nie zu.

Dies war dann auch der Grund, weswegen sie sich wider besseres Wissen mit Sebastian, Munroe, Juliet Jurot, Telsia und natürlich Cal auf den Planeten begab, um Mandy Fool aus der Zelle zu befreien. Mitten in einem hochgesicherten Gefängnistrakt.
Eigentlich lief die ganze Aktion unter dem Motto „Mehr Glück als Verstand“, denn aller Angreifer zum Trotz, die sich ihnen lasergewehrschwingend in den Weg stellten, wurden sie tatsächlich weder verletzt, noch sonst wie getroffen, sondern gelangten stattdessen in den Teil des Traktes, in dem sich die politischen Gefangenen befanden.



Mandy Fool war eine von ihnen. Schnell eilte sie an die Gitterstäbe und lächelte Agatha an. Diese warf ihr einen Blick zu, betrachtete sie dann und fragte: „Wie hast Du dich schnappen lassen, Mandy?“
„Naja, wie man sich halt schnappen lässt.“, erwiderte die Frau vollkommen unbefriedigend, während Cal sich daran machte, die Zellentür zu sprengen.
Er blickte zu der Gefangenen, zwinkerte ihr zu und lächelte: „Keine Sorge – in knappen zwei Sekunden haben wir dich rausgebombt.“
„Achtung“; setzte Mandy an, „Wenn du die Zellentür sprengst…“
„Bist du Frei.“, grinste Cal, sprachs und betätigte die genau dimensionierte Sprengladung, die die Zellentür von jetzt auf gleich öffnete.
Wie aufs Stichwort begann, ein lauter Alarm loszuheulen, was Mandy dazu brachte, den Satz mit einer gehörigen Portion Resignation zu Beenden: „Nein. Wenn Du die Zellentür sprengst, kommen Wachen herein und feuern auf alles, was sich bewegt.“


Bis zu diesem Punkt war es eine sichere Wette, anzunehmen, dass die Mission nicht unbedingt unter „großartig“ verbucht wurde. Man hatte sich nicht ins feindliche Lager geschlichen, sondern war mit beinahe schon brutaler Gewalt eingedrungen. Der Föderationspräsident würde sowas von leugnen, Cal und seine Mannen und Frauen zu kennen.  Nach der Sprengung des Schlosses wurde die Stuation dann zunehmend komplizierter.



Das Geräusch dieses Alarmes ließ Cal zusammenzucken und von einem Moment auf den anderen bemächtigte sich ein Gedanke seines Wesens: „Scheiße, wir sind sowas von im Arsch.“
Diese Situationsbeschreibung erwies sich spätestens mit dem ersten Auftauchen eines Sicherheitswachmannes als durchaus valide – besonders, als dieser seine Waffe zog und sie abfeuerte.
Beinahe schien es, wie in einem schlechten Action-Film zu laufen. Die Zeit verlangsamte sich – zumindest für Cals Wahrnehmung – mehrere Sachen geschahen auf einmal und Cal hatte keine Ahnung, wie er zuerst reagieren sollte.
Zwar riss er den Phaser hoch und gab einen Schuss auf die sie angreifende Wache ab, doch in diesem Moment hörte er ein tiefes, schmerzerfülltes Stöhnen und warf einen Blick zur Seite. Langsam – unerträglich langsam – Zentimeter für Zentimeter drehte er seinen Kopf und wusste eigentlich, dass dies eine Sache war die eigentlich nur wenige Sekunden dauerte. Er selbst schien aber in diesem Moment gefangen, als er sich umdrehte und sah, wie neben ihm Agatha Silverbird zu Boden fiel.

Sein Herz krampfte sich zusammen, als er den Anblick verarbeitet hatte, ließ die Waffe fallen, eilte zu ihr und erreichte sie erst nach gefühlten 10 Jahren.
Der Captain hatte das Gefühl, als würde es ihn zerreißen. Langsam ließ er sich zu Boden fallen, griff nach der Hand seiner Freundin, umfasste sie als er Worte hörte, die er im ersten Moment nicht wahrnahm. Dann war ein weiterer Wachmann bei ihm und hieb ihm den Kolben seines Gewehres gegen die Schläfe.

Cal fühlte, wie sein Kopf herumgerissen wurde, er nach hinten fiel und alles immer dunkler wurde – und während er dies spürte, hörte er noch die Worte Mandys, die nun immer klarer wurden:  „Sie ist nur für wenige Stunden betäubt.“
Seine letzten Gedanken, bevor alles zerfaserte waren: „Bitte, lass Agatha am Leben sein.“
Dann griff die Dunkelheit nach seinem Verstand und verschlang ihn.
 

Die Mission endete damit, dass die komplette Crew ins Straflager Onyater interniert wurde und dort Dilithium schaufeln mussten.
Damals war die Flucht durch einen ganz einfachen Trick gelungen.
Einen Trick, den Cal verzweifelt genug war, erneut anzuwenden.


Alexander Munroe hatte – das spürte Cal genau – die Meinung über seinen kommandierenden Offizier nicht großartig revidiert, aber – nun, da sie gemeinsam in der Falle saßen, musste man auch gemeinsam einen Weg aus dieser Falle suchen. Aber jede Möglichkeit, sich hier ganz heimlich, still und leise herauszubewegen wurde von Cal blockiert.
„Wir werden uns nicht einfach so stickum verziehen und hoffen, dass wir Agatha nachher wieder herausholen können.“, erklärte er in diesem Moment und schaute Munroe mit einem Blick an, von dem er sich hoffte, dass er genau die Mischung aus Stur- und Entschlossenheit beinhaltete, die er tatsächlich zeigen wollte.
„Darf ich Sie daran erinnern, Captain“, setzte in diesem Moment Jurot an und der Captain hoffte, dass sie nicht die Wellen der Genervtheit auffing, die er gerade unwillkürlich aussandte, „dass es genau diese Art von impulsivem Handeln und Sturheit war, die uns in diese Situation brachte?“
Der Kommandant der Dragonfly verschränkte die Arme vor der Brust, bohrte seinen Blick in den Jurots und legte dann den Kopf schief: „Sie sind doch Betazoidin. Dann müssten Sie spüren, dass ich mich eher erschießen lassen würde, als Agatha zurückzulassen. Wegen Mir ist sie in dieser Situation, also werde ich sie hier herausholen.“
Damit wandte er sich an Munroe: „Und wenn euch das nicht gefällt, müsst ihr mich schon k.o. schlagen.“

Es gibt manchmal Sätze, bei denen merkt man im nachhinein, dass es nicht klug war, sie auszusprechen. Dies war ein solcher Satz, denn plötzlich hatte Cal das Gefühl, als würden in Munroes Gehirn einige Zahnräder in Bewegung geraten.
„Das ist eigentlich eine gute Idee.“, sagte er daher und wandte sich an Telsia: „Erinnerst Du dich daran, wie ich dich aus der Scavenger-Basis rausgeholt habe?“
„Du meinst mit dem ältesten Trick der Welt?“, grinste sie, während in ihr, so hatte Cal das Gefühl, Erinnerungsblasen aufstiegen und sie die gesamte Erfahrung nocheinmal durchleben ließen. Sie nickte: „Genialer Trick.“
Der Captain wandte sich den beiden Hazard-Team-Mitgliedern zu und runzelte fragend die Stirn: „Würde es euch etwas ausmachen, mich in euren Gedankenprozess mit einzubinden?“
„Eigentlich ist es ganz simpel.“, lächelte Munroe, „Wir geben vor, Sie seien erkrankt.“

Man konnte über des Captains Kopf förmlich eine Glühlampe sehen, die mit einem „BING“ ihren Dienst aufnahm und hell erstrahlte. „AH!“, machte er, „Ihr bringt mich in die Krankenstation, ich befreie Agatha, während Ihr den Doktor ablenkt.“
„Richtig.“, lächelte Telsia, „Und da Sie unser bewusstloses Opfer spielen werden, haben Sie die Ehre, sich zu überlegen, was mit ihnen passiert ist.“
Damit wandte sie sich an Munroe: „Übrigens – ich halte es immer noch für den ältesten Trick des Weltalls.“

Vielleicht war es nicht allzu klug gewesen, darauf zu bestehen, die Sache so realistisch wie möglich darzustellen, denn, es hatte beinhaltet, dass er von Jurot mit einem starken psionischen Stoß ausser Gefecht gesetzt wurde, aber als er wieder zu sich kam, hörte er um sich die typische Geräuschkulisse einer Krankenstation.
Und über allem die Stimmen von Munroe, Telsia und Jurot, die den Arzt und eine Krankenschwester in eine Unterhaltung zu verwickeln schienen.

Als sich die Stimmen von Munroe, Telsia, dem Doktor und der Krankenschwester entfernten, öffnete der Kommandant der Dragonfly seine Augen und nutze die Gelegenheit, um sich kurz umzusehen. Irgendwie war er enttäuscht, wobei – andererseits – was hatte er erwartet? Hatte er gedacht, dass die Konfiguration der Krankenstation an terristrische Schiffe angelehnt wäre? Es war ein Strafgefangenenasteroid, da war die Ausstattung des Raumes sowieso eher spartanisch, allerdings so allgemeinverbindlich, dass man es im Großen und Ganzen als Krankenstation identifizieren konnte. Während sein Kopf erste Anzeichen machte, platzen zu wollen, richtete er sich auf und orientierte sich. Im Türrahmen, mit Blick zu ihnen, aber immer wieder kurz nach hinten ins Arztbüro schauend, stand Juliet Jurot, die ihm wissend zunickte. Vermutlich hatte sie seine Gefühle – Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen – aufgefangen und versuchte nun, ihm eine gewisse Portion Standfestigkeit zu verleihen. Falls es möglich war, dass Betazoiden anderen einen Teil ihrer Kraft geben konnten, dann tat sie es gerade mit Cal, denn der Captain merkte, wie ihn Stärke, Ruhe und Zuversicht durchströmte. Erneut wandte er sich zu Juliet, nickte ihr dankbar zu und richtete sich nun endgültig auf.  Und dann presste er sich eine Hand auf den Mund, um nicht vor Freude loszujauchzen. Direkt im Krankenbett vor ihm, lag Agatha Silverbird.

Der Captain eilte zu ihr, tastete nach ihrem Puls und lächelte, als er zwischen seinen Fingern ein starkes Pulsieren spürte. Sie war okay. Vielleicht bewusstlos, aber stark genug. Und aus welchem Grund auch immer er das tat, was er tat, er beugte sich vor und presste ihr einen Kuss auf die Lippen.
In diesem Moment flogen ihre Augen auf und er konnte kurze Verblüffung in ihnen sehen, die sich aber rasch legte. Er richtete sich auf, schaute sie an und lächelte. „Freut mich, dich wiederzusehen, Agatha.“
Vielleicht war es nicht allzu clever gewesen, laut zu sprechen, denn keine Sekunde später hatte Juliet ihre Waffe entsichert, sie auf Cal gerichtet und stieß einen gellenden Warnschrei aus, der den Doktor auf den Plan brachte.

Cal spürte, wie Wut in ihm zu pulsen begann. Hatte die Betazoidin ihn tatsächlich verraten? Aber wieso? Und – hätte sie das nicht eher machen können? Was war hier los?
Und ehe er etwas sagen konnte, fühlte er, wie ihn Wellen der Beruhigung durchspühlten und ihm war, als hörte er Jurots geistige Stimme, die ihm ein „Keine Panik, Captain, ich bin auf ihrer Seite“ zurief. Verwirrt runzelte der Kommandant die Stirn, als Jurot eine Einstellung an ihrer Waffe veränderte, auf ihn zielte und schoss.


Der Schuss löste sich eine Millisekunde zu spät, sauste am Kopf des Fremden vorbei und schlug in die Decke ein, während der Fremde den glühendheißen Lauf der Waffe packte und ihn zu sich zog. Die Blonde taumelte nach vorne und gegen den Mann, der sie nun an der Gurgel packte und ansah.
„Los doch, bring mich um.“, sagte sie und schaute den Fremden herausfordernd an.
Doch dieser lächelte: „Nein, das werde ich nicht tun.“
Damit stieß er sie von sich weg, sodass sie zu Boden taumelte und sich auf ihren Hosenboden setzte.
Der Fremde lächelte ihr nocheinmal augenzwinkernd zu, bevor er davoneilte. Der Korridor, in dem die attraktive Blonde gestanden hatte, machte einen letzten Knick und führte dann zu… einer Tür.
Nur noch eine Tür trennte ihn von… was auch immer.
Er hatte keine Ahnung, wie die Aussenwelt aussah. Sie konnte eine vulkanische Welt voller Schwefelsäure, Schwelbränden und Schwefelbomben sein, es konnte eine Welt sein, in der Eisbären mit Pinguinen spielten – was man nun auslegen konnte, wie man wollte - , es konnte eine Welt sein, in der die GDL sich mit der Bahn auf einen neuen Vertrag geeinigt hatte.
Er wusste es nicht.
Er wusste nur eines.
Er wusste nur: „Du musst hier schnellstens raus. Denn der Jäger ist immer noch hinter dir her.“
Der Jäger. Jene Number Five, jene Aaron-Doral-Einheit, die ihm seit ungefähr der Hälfte der Station in der Absicht folgte, ihn, das ausser Kontrolle geratene Experiment, zu eliminieren.
Doch, gerade als er die Tür öffnen wollte, hörte er hinter sich einen Schuss und wirbelte herum.
Der Schuss kam aus der Richtung, aus der er gerade eben gekommen war. Langsam, vorsichtig, die Waffe erhoben, spähte er durch die Luke und musste sich schnell wegducken, da über ihn ein weiterer Schuss hinwegkrachte.
Schnell presste er sich an die Wand und atmete tief durch.
Doral stand in dem Raum, in dem er vorhin die Blonde ausgetrickst hatte - und die Frau lag inzwischen, mit weit geöffneten Augen, am Boden.
Es war ihm, dem Fremden, sofort klar, was geschehen war. Doral hatte, in seiner Wut darüber, das die Six-Einheit nicht in der Lage gewesen war, ihn, den Fremden, aufzuhalten, die Sixeinheit erschossen.
„Hey, Doral!“, schrie der Fremde und zuckte zusammen, als direkt neben seinem Ohr das Gewehr losging.
Ein lautes Pfeiffen in seinem Gehörgang übertönte die Antwort des Zylonoiden.
Nun reichte es dem Fremden. Er wirbelte herum, hatte eine Schusswaffe in der Hand, und legte auf Dorals Kopf an.
„Meine letzte Kugel.“, schoss es dem Fremden durch den Kopf, während der Lauf von Dorals Büchse, eine doppelläufige Remington - weiß der Geier, woher der Zylon diese hatte - auf die Brust des Fremden zielte.
„Nur einer von uns beiden kann gewinnen, Doral.“, sagte der Mann und schaute seinen Kontrahenten an, „Das ist Ihnen doch klar, oder?“
Doral sah ihn verachtend an.
„Ich werde der Sieger sein.“, sagte er daher und krümmte seinen Finger um den Abzug.
Der Knall war ohrenbetäubend und der Fremde verzog das Gesicht.

Als die beiden Zylonenzenturionen den Korridor vor den Arrestzellen passierten, hörte Einheit 371, die Dienstältere, der beiden Einheiten, den Schrei des Mannes, der ehemals ihr Kommandant gewesen war, aus dem Zellenblock.
Einheit 371, der schon in Dienst gewesen war, als die Zylonen gegen die Menschen den ersten 1000-Yahren-Krieg führten und für die neueren Modelle, die nicht mehr wie er, aus Aluminium, sondern aus dunkelgrauem Kunststoff bestanden, ein gewisses Maß an Verachtung übrig hatte, wandte sich um und deutete seinem Kollegen, Einheit 10109, an, mit ihm zusammen zur Quelle des Schreis zu gehen.

Sie erreichten die Zelle der Individuen Cat und Silverbird.
Individuum Silverbird lag reglos am Boden, ihre sinnlichen Lippen formten ein kleines O und ihr Körper lag absolut still.
Das konnte man von Individuum Cat nicht behaupten. Schnell war er von seiner vorherigen Position, die sich lateral-kniend neben Individuum Silverbird befand, aufgesprungen und zum Kraftfeld geeilt.
„Schnell.“, sagte er und schaute 371 und 10109 an, „Sie müssen ihr helfen. Sie ist gegen das Kraftfeld gelaufen und hat nun einen Nervenschock.“
Weder 371 noch 10109 machten Anstalten, dem Befehl zu gehorchen, doch der Captain schaltete in einen schnelleren Gang: „Ich befehle Ihnen, hier hereinzukommen und meinen ersten Offizier auf die Krankenstation zu bringen.“
371’s Scanner surrte, mit dem bekannten Geräusch, nach links, dann nach rechts.
Cal hoffte nur, dass 371 wirklich gründlich überlegte und wurde nicht enttäuscht. Der Zylone deaktivierte das Kraftfeld und betrat die Zelle.
Sekunden später schlangen sich die Beine Agatha Silverbirds um seinen Hals und erzeugten ein Bewegungsmoment, was dazu führte, dass der Zylone zu Boden ging. Im Nu war sie auf den Beinen und tastete nach dem Ausschalter.
Der andere Zylone machte derweil seine Waffe schussbereit, doch schnell trat Cal ihm selbige aus der Hand, ergriff sie und feuerte sie auf den Zylonen ab, der funkensprühend aus dem Dienst und dem Leben schied.
„Nun, war doch ganz gut, dass wir uns an diesen alten Trick erinnert haben, hm?“, grinste Cal der hübschen XO zu.
Dann wirbelte der Starfleetoffizier zum Kraftfeld von Adama, Tigh und der attraktiven Asiatin herum.
„Gehen Sie in Deckung.“, riet er freundlich und feuerte.
Knallend explodierte die Schalttafel und das Kraftfeld fiel lautlos in sich zusammen.
„Raus.“, schrie Cal zu Adama herüber und warf dem Mann das Zylonengewehr zu, das dieser routiniert auffing.
„Es ist eine Shuttlebucht, keine dreihundert Meter von hier.“, sagte Agatha und trat neben Cal, ein Zylonengewehr in der Hand haltend, „Nehmen Sie sich eine Wasp, wenn noch eine da ist, ansonsten können Sie sich auch irgend ein anderes Shuttle leihen.“
Adama lächelte den beiden Kommandanten freundlich zu: „Danke.“
„Kein Thema.“, entgegnete Cal, „und nun raus hier.“
Die Asiatin jedoch schien Cal ganz genau anzusehen. Langsam trat sie auf ihn zu, legte ihm eine Hand auf die Wange und drehte seinen Kopf zu ihr, sodass sie ihm in die Augen schauen konnte.
„Was tun Sie da?“, fragte der Captain und lächelte die hübsche Frau an.
Dann sah er kurzzeitig Sterne.

Starbuck jubelte und zog ihre Viper in eine enge Kurve, sodass sie wieder um die Warpgondel der Dragonfly herum auf die feindlichen Jäger zurasen konnte.
„Kommt zu Mama.“, lächelte sie und feuerte.

An Bord der GALACTICA warf Dualla gerade einen Blick zu Apollo ,  der sich mit dem Gefecht befasste, dann schaute sie zu dem blonden jungen Mann, der in der Tür stand.
„Ja, Scotty?“, fragte sie und Apollo fuhr erschrocken herum.
„Ich wollte nur sagen“, lächelte der blonde Ingenieur, „Dass wir bald wieder im Kampfform sind. Ich habe übrigens ein paar Sachen an Ihrem Schiff, in Zusammenarbeit mit Chief Tyrol, verbessert. Die GALACTICA hat nun ebenfalls die Fähigkeit, Schutzschirme auszufahren und das möchte ich Ihnen wärmstens ans Herz legen.“
Apollo schaute sein Gegenüber an und lächelte: „Danke für den Tipp, Mister Scotty.“
„Middlegate“, korrigierte der Chefingenieur der Dragonfly ihn und ging dann seines Weges.
Verblüfft blickte der Viperpilot und jetzige Kommandant der PEGASUS dem Mann hinterher – hatte er tatsächlich ein…
„Japp, das ist ein Pflaster.“, erklärte Dualla in diesem Moment, was Apollo dazu brachte, sie verblüfft anzuschauen: „Bitte?“
„Du hast dich doch sicherlich gefragt, ob Scotty ein Pflaster auf dem Hinterkopf hat. Ja, hat er.“
„Und wie ist es dazu gekommen?“
Irgendwie war sich Lee zwar nicht sicher, ob er die Antwort darauf wirklich hören wollte, aber eigentlich war es logisch. Wenn jemand auf seinem Schiff mit einem Pflaster auf dem Kopf herumlief, war die Chance vielleicht groß, dass er dieses Pflaster während seiner Zeit auf der GALACTICA erhalten hatte. Und da stellt sich natürlich die Frage. „Wieso?“.
Also schaute er Dee fragtend an, die lächelnd mit den Schultern zuckte.
„Das ist Nemesis anzulasten, Lee.“
Der momentante Kommandant der GALACITCA seufzte. Dass es ausgerechnet Nemesis sein musste, der ja immer gerne über die Stränge schlug. Er sah es schon vor sich, dass er mit diesem Mann das eine oder andere ernsthafte Gespräch führen würde.
„Reg dich nicht auf“, hörte er das amüsierte Lächeln Dees und wandte sich wieder ihr zu: „Wieso?“
„Es geschah auf Starbucks Befehl – da wussten wir noch nicht, ob wir der Crew der Dragonfly trauen können.“
„Und jetzt wissen wir es?“, fragte Adama.
Dee nickte.


Auf der Brücke der Dragonfly reparierte ein etwas weniger optimistisch in die Zukunft blickender Scotty Middlegate einige Konsolen, die beim Initialangriff der GALACTICA in die Luft geflogen waren.
„Scotty, Beeil dich!“, drängte die zylonische Agatha Silverbird und der Gegenpart des Chefingenieurs schnaubte abfällig: „Klar, ich kann das ja auch mal eben mit einem Fingerschnippen, Agatha. Vertrau mir, ich bin ein Profi, aber es dauert halt ein wenig!“
„Commander.“, erklang plötzlich eine Stimme aus dem Funkgerät, „Hier Master ton, Wache 3. Ich habe zwei tote Zenturionen im Zellblock des Captains gefunden. Die gefangenen Menschen sind entkommen.“
„Welche?“, fragte Agatha und es schauderte ihr, als die Antwort aus dem Kommunikationssystem kam.
Alle.

Starbuck drehte die Nase ihrer Viper auf das Heck der Dragonfly zu, auf das mehr als deutlich sichtbare Tor, das den Haupthangar darstellte.
„Frak!“, schrie sie lächelnd und feuerte die Afterburner ab, um, mit munitionspuckenden Seitengewehren, auf selbigen zuzujagen.

„Es… ist… vorbeit“, stammelte die Doral-Einheit und er sagte damit die Wahrheit. Die Rauchende Mündung, das verspritzte Blut, all das zeugte von der Wahrheit.
Jedoch, von einer anderen Wahrheit.
Aaron Doral verdrehte die Augen nach innen und fiel dann, steif wie ein Brett nach hinten.
Er hatte ein Loch im Kopf.
Die Mündung seiner Waffe war kalt, wie sein Körper.
Der Rauch kam von der Waffe des Fremden, der eine Millisekunde vor Doral den Abzug durchgezogen hatte.
Er ließ nun die Waffe fallen und stellte fest, wie ihm übel wurde.
Doral hatte Recht, es war vorbei. Es war alles vorbei.
Der Fremde taumelte zur Tür und öffnete sie.
Und erschauderte.
Vor ihm erstreckte sich eine unendliche, weite, grüne Prärie.

Telsia Murphy hatte gerade ihren Kameraden bestattet und trat nun zu den beiden gefesselten Frauen zurück, die sie und Munro eigentlich bewachen sollten, zumindest solange bis die neuen Befehle in ihre Zentralprozessoren eingegeben worden waren.
Danach war der Befehl einfach gewesen. „Tötet Agatha Silverbird.“
Ein Befehl, den sie, sowie Munro bereit wahren, auszuführen, doch der Captain war schneller gewesen und hatte Munro mit einem schnellen Schuss eliminiert.
Telsia schwor sich: Wenn sie den Captain je wieder zu Gesicht bekäme, würde sie ihn umbringen.
Dann hörte sie ein leises Knacken im Gebüsch und wirbelte herum. Jemand, sie konnte nicht genau erkennen, wer es war, kam auf sie zu.
To be continued


Kapitel 20 – Doppelt, doppelt, Plag’ und Mühe

Der Fremde irrte seit einigen Stunden ziellos über die grüne Ebene, bis er in der Ferne etwas sah, das ihm bekannt vorkam.
Es war eine Art Flugobjekt, das er irgendwo schon einmal gesehen hatte. Leider war er sich nicht mehr so ganz sicher, wo er das wohl getan hatte. Seine Laune, angegriffen von dem Marsch durch die grüne Prärie und des Hungers, den er spürte, besserte sich. Wenn er dieses Flugobjekt nun nur noch fliegen konnte…
Aber, er erkannte sofort, dass es nicht mehr so ganz flugfähig sein konnte, denn eines der Triebwerke war ausgebrannt.
So schnell sich seine Laune gebessert hatte, so schnell verflüchtigte sie sich auch wieder.
Verdammt, seine letzte Hoffnung von dem Planeten runterzukommen, war…
nicht seine letzte.
Augenblicklich hob sich seiner Laune wieder, als er etwas durch das Gestrüpp blitzen sah.
Irgendetwas Graues, mit durchsichtigen Highlights..
Schnell trat er vor und bemerkte ein weiteres Fluggefährt, genau so geformt und in wesentlich besserer Verfassung, als das erste.
Doch er bemerkte noch etwas anderes.
Ein paar Meter neben dem Flugobjekt lagen nämlich zwei Personen, eine Frau und ein junger Mann, der aussah, wie…

Telsia hörte, wie die Person ihrem Standort näher kam, aber ein paar Meter vor ihr, vor zwei gefallenen Personen, stoppte.
Schnell hatte sie ihr Phaserkompressionsgewehr schussbereit gemacht und trat nun ebenfalls auf die beiden Gefallenen zu.

„Keine Bewegung und umdrehen.“, erklang die Stimme einer Frau und der Fremde glaubte, sie zu erkennen.
Schnell wirbelte er herum und sah…

Starbuck s Viper krachte in die Shuttlerampe, wie eine fehlgeleitete Feuerwerksrakete am Silvesterabend in eine Satelitenschüssel.
Das Feuerwerk sah Starbuck ebenfalls, wenn auch nur hinter ihren Augenlidern. Obwohl sie sich angeschnallt hatte, war sie mit dem Kopf gegen die Glaskuppel gestoßen und musste, gegen ihren Willen, grinsen.
Das war etwas, das normalerweise eher zu Cal passte.
Schnell schüttelte sie den Kopf und öffnete die Glaskuppel der Viper, sodass sie aussteigen konnte.
Mit gezogener Dienstwaffe spähte sie in die Dunkelheit, bereit, sofort zu schießen, falls sie auch nur ein vages rötliches Aufschimmern sehen sollte. Und während sie ausstieg, merkte sie, wie ihr kurz schwindlig wurde. Sollte sie sich doch den Kopf härter gestoßen haben, als gedacht?
“Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens.“ , hörte sie sich sagen und nahm sich einen kurzen Moment, um sich wieder zu fangen. Was war das denn nun gewesen? Und wieso hatte sie das Gefühl gehabt, für den Bruchteil einer Sekunde einen Mann zu sehen, der einen stiftähnlichen Gegenstand in der Hand hielt, ihn auf sie gerichtet hatte und aus dem grünes Licht pulste?
Kara, reiß dich zusammen!, ermahnte sie sich, lehnte einmal kurz ihre Stirn gegen das kühle Metall der Viper und hob dann langsam den Kopf. Ihre Hand glitt zu ihrem Funkgerät. Sie aktivierte es und sagte nur drei Worte:  „Ich bin drin.“

Bullseye erwachte und fühlte sich schwer.
Ihr Kopf brummte, aber sie spürte, wie sich jemand an sie schmiegte und ihren Körper wärmte.
Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, als sie sich daran erinnerte, dass sie neben Cal lag und sie den Piloten in ihren Armen hielt. Sie kuschelte sich näher an ihn.
Dann wurde ihr klar, was geschehen war.
Der andere Cal war aufgetaucht und hatte auf sie beide geschossen.
Aber, er hatte die Wahrheit gesagt, er hatte gesagt, dass sein Spiegelbild nur betäubt sei und offenbar lebte Author noch, denn danach hatte er auf sie geschossen und sie lebte ja auch noch.
Schnell beugte sie sich vor um auf den gleichmäßigen Atem des Mannes zu hören, der sie plötzlich packte - immer noch schlafend, wohlgemerkt - und ihr einen langen, langen, sehr langen Kuss gab.
Zuerst wollte sie sich wehren, dann gab sie nach und ließ es geschehen - bis sie merkte, dass jemand Anderes anwesend war.
Sie riss den Kopf hoch und - sah sich wieder diesem anderen Cal gegenüber, der sie amüsiert-lächelnd anblickte.
„Gehen Sie mit der Nummer auch auf Tournee?“, fragte er grinsend.
Aus den Augenwinkeln registrierte sie eine Bewegung und hörte dann die Stimme einer Frau: „Keine Bewegung und umdrehen.“
Schnell warf sich Bullseye auf Author s Körper, um ihn mit ihrem Körper vor weiteren Phaserschüssen zu schützen.
„Hey, Telsia.“, hörte sie die Stimme des Captains, dann, wie sich ein Schuss aus einem Phasergewehr löste und ein Schuss aus einer Kolonialwaffe.
Anschließend hörte sie das Geräusch eines fallenden Körpers.
Dann ertönte das Geräusch einer startenden Viper.

Das Phasergewehr und die koloniale Waffe mit in die Viper zu nehmen, war für den Fremden ein kalkuliertes Risiko, denn die Starfleetwaffe war verdammt sperrig.
Es tat ihm leid, Telsia erschießen zu müssen, aber, wenn das alles so stimmte, wie er es sich dachte, lebte die hübsche Erdenfrau in Wahrheit noch.
Unter sich lag nun die Lichtung, in der der ohnmächtige Author von der wunderschönen Bullseye beschützt wurde, deren Viper er unerlaubterweise an sich genommen hatte und der er nun die Sporen gab.
Er kannte nur ein Ziel. Die Dragonfly . Sein Ziel war dort.

Die Dragonfly wurde währenddessen von einigen Viperpiloten unter der Führung von Kara „ Starbuck “ Thrace geentert.
Sie schlichen sich gerade durch Korridor 3, als sie im unheimlichen Halbdunkel eine Bewegung wahrnahmen. Mit gezückten Waffen begaben sie sich in Position, warteten darauf, dass sich Zylonoiden auf sie stürzen wollen würden, um sie anschließend niederzuschießen.
Doch, die Personen, die sich dann langsam, aber sicher, im Halbdunkel deutlich abzeichneten, waren keine Zylonoiden, es waren Admiral Bill ‘ Husker ’ Adama und Commander Saul Tigh.
„ Starbuck , was hört man so?“
„Ausser dem Regen nichts.“, grinste die Frau breit und salutierte: „Schön, Sie wieder zu sehen, Sir.“
„Schön, wieder da zu sein.“, entgegnete der Admiral und sah sich kurz um, „Wir müssen dafür sorgen, dass die richtige Dragonfly crew das Schiff wieder übernehmen kann.“
„Wie sollen wir das anstellen?“, fragte ein Pilot, den Adama nicht zuordnen konnte.

Kara nutzte diesen Moment, um sich erneut einzubringen. Sie schaute ihren Vorgesetzen an, grinste ein breites Lächeln und flüsterte „Commander Silverbird hat mir anvertraut, dass es einen Plan für Schiffsenterungen gibt. An Bord der Dragonfly verwendet man eine Art Virus, der die betroffenen Offiziere sofort, ohne lange zu leiden, schlafen schickt.“
„Wo befindet sich dieser Virus?“, fragte Adama  und  Starbuck  nickte nach links, in die Richtung, in die sie noch nicht gegangen waren, „Auf der Krankenstation. Fach 3-7-A. Wir werden diesen Virus für die Zylonen freilassen, damit die richtige Crew das Schiff wiederbekommt.“
Damit hatte sich ein neues Missionsziel gebildet.


Cal schlug die Augen wieder auf und fand sich in ein Phasergewehr guckend wieder.
Am anderen Ende des Phasergewehres stand Agatha und schaute ihn etwas zweifelnd an.
Der Captain hob eine Augenbraue und merkte, wie sein Kopf schmerzte: „Irgendwie kommt mir das verdammt bekannt vor. Als hätte ich so etwas schon einmal erlebt. Aber wo?“
Langsam ließ er seinen Kopf wieder nach hinten sinken, war fast überzeugt, hinter sich einen Heizkörper zu fühlen.
Er grinste.
Klar – Heizkörper.
Ein Cricket-Schläger, der seine Stirn getroffen hatte, eine Ohnmacht, die seltsamerweise sehr erholsam war und der Anblick einer niedlichen, rothaarigen Frau in einer Polizeiuniform, die sich später als „Kissogramm“ herausstellen würde.
„Das hatten wir schon mal, als wir im Holodeck die erste Doctor Who Folge mit Matt Smith nachgespielt haben. „The eleventh Hour“ oder „fünf vor 12“.“, grinste er und zuckte erschrocken zusammen, als Agatha abdrückte und der Phaserstrahl dicht neben seinem Ohr funkensprühend einschlug.
„Sharon hat mir gesagt, Du seist ein Zylone.“, sagte Agatha, richtete die Waffe wieder so aus,  dass die Mündung zwischen Cals Augen deutete, während der vermeintliche Zylone sie perplex anschaute: „Ich soll ein Zylone sein? Das wüsste ich aber, ich fühle mich sehr menschlich!“
Agatha rollte mit den Augen: „Ist das wieder die ‚Ich bin ich“-Logik? Die hat schon beim NCIS nicht wirklich funktioniert. Und ausserdem hat auch Boomer geglaubt, dass sie eine wirkliche Frau wäre.“
„Komm schon, willst Du wirklich einer Zylonin mehr glauben, als deinem Freund?“, fragte Cal, nun eindeutig etwas aggressiver.
„Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg. Wirklich, glaub…“
Ein grell aufblitzender Phaserstrahl traf Agatha in der Brust, ließ sie aufstöhnen und dann zu Boden gehen.
Schnell hatte der Captain sie entwaffnet, war über die Schulter gerollt und hatte den Schützen ins Visier genommen. Er schluckte.
Sie stand da wie eine Gestalt aus einem schlechten Action-Film, mit einer breitbeinigen, extrem macho-haften Pose, den kleinen Phaser auf den Fleck gerichtet, an dem Agatha – seine Freundin lag und von der er nicht wusste, ob sie nur bewusstlos oder tot war, jemand, den er dort zwar befürchtet, aber eigentlich nicht wirklich „gesehen“ hatte.
Das rote Haar leuchtete, als stünde es in Flammen, die grasgrünen Augen waren hypnotisierend auf ihn gerichtet und er hatte das Gefühl, als würde sie ihn in einer Art Traktorstrahl halten und die vollen Lippen waren ironisch-erotisch-herausfordernd gewellt. Sie lächelte.
Und für diese auch sehr erfreuliche Erscheinung gab es eigentlich nur drei Möglichkeiten.
Entweder war das Traceless, die Agatha der Zylonen oder aber eine Agatha aus einem Paralleluniversum.
Er erinnerte sich an etwas, das er damals, im 21. Jahrhundert nur halbbewusst mitbekommen hatte, eine Unterhaltung zwischen Agatha und ihrem Gegenstück aus einem parallelen Universum.

Agatha öffnete ihre Augen und fühlte sich schwer. Sie blinzelte kurz und stellte fest, dass ihr Kopf auf etwas Weichem ruhte. Ihr Erinnerungsvermögen setzte ein und sie sah vor ihrem inneren Auge ihren blutenden, erschlafften Freund in ihrem Schoß. Schnell fuhr sie hoch.
„CAL!“, schrie sie und hielt sich dann den schmerzenden Schädel, ehe sie protestierend mit den Zähnen knirschte. Sie konnte mit Sicherheit sagen, dass jemand an ihrem Bett saß, aber sie war nicht in der Lage, ihn zu erkennen. Blinzend versuchte die schöne XO ihren Blick scharfzustellen und es gelang nach einigen Versuchen auch. Tatsächlich, da saß Cal. Er hatte die Augen geschlossen und war im Stuhl in sich zusammengesagt und… hatte ein langes Messer an seiner Kehle. Agathas Blick folgte der Klinge bis zu einer Hand mit wohl manikürten, beinahe dolchartig-spitz zulaufenden Fingernägeln. Die Besitzerin dieser Hand hatte einen Arm, der zwar einiges an Muskelmasse hatte, aber immer noch feminin genug wirkte, um …
Agatha schluckte. Die Person, die vor ihr stand, trug eine merkwürdige Variante der Sternenflottenuniform: High-Heels, einen kurzen Rock, der ihre schlanken, muskulösen Beine zeigte, ein bauchfreies, knappes Top, das nur das nötigste bedeckte. Die hübsche XO war, was Kleidung anging, selbst nie wirklich ein Kind von Traurigkeit, aber das schien ihr ein wenig zu gewagt. Und als sie das Gesicht der Frau sah, zog sie eine Grimasse.
„Traceless, glaubst Du wirklich, dass Du mich diskreditieren kannst, indem du mich wie eine Schlampe durch die Gegend laufen lässt?“, fragte sie und machte Anstalten, aus dem Bett zu kommen.
Ihr Gegenüber schenkte ihr einen verwunderten Blick.
„Das ist ein schlechter Scherz, oder?“, fragte die Person und schaute sie an: „Ich soll Traceless sein? Dieser Waschlappen? Ich bin Agatha Silverbird, Kommandantin der I.S.S. Dragonfly – und jetzt sag mir nicht, dass Du aus einem Paralleluniversum stammst. Vermutlich noch aus dem ‚guten’, was?“
„Paralleluniversum?“, fragte Agatha und schaute ihr Gegenüber an: „Und könntest Du eventuell das Messer von Cals Kehle nehmen? Warum machst Du das überhaupt?“
Die andere Agatha zuckte mit den Schultern: „Erstens war mir langweilig und zweitens hatte er keinen Argoniesimulator bei sich. Ich meine, wenn ich schon Leute in die Vergangenheit schicke, damit sie Captain Stone töten, dann sollen sie das auch richtig machen und sich nicht mit dem NCIS anlegen und dann im Krankenhaus landen.“
Die XO der  USS Dragonfly hatte das Gefühl, dass sie den Boden unter den Füßen verlöre und sah die Kommandantin der ISS Dragonfly ein wenig verdattert an: „Dein Cal sollte Captain Stone töten ?“
„Ja klar.“, sagte die Andere und ihre hübschen, grünen Augen funkelten in unstillbarem Hass auf, „Ich meine, der Typ war nicht einmal in der Lage, zu Verhindern, dass Ziva David dem NCIS beitritt. Das geht ja mal gar nicht.“
„Und wenn ich Dir jetzt sage, dass er da gar nich dein Cal ist, sondern meiner?“
„Dann würde ich Dich fragen, wie ich in dieses Univer…“
Weiter kam sie nicht, denn von jetzt auf gleich war die komplette Gestalt verschwunden.
Agatha blinzelte und machte sich nun daran, aus ihrem Krankenbett zu entkommen. Nach einem erfolglosen Versuch gelang es ihr und sie eilte zu Cal, der immer noch bewusstlos im Stuhl hing.
„hey, Schatz, wach auf, okay?“
Damit beugte sie sich vor und verpasste ihm zwei, drei sanfte Schläge auf die Wange, die schließlich Erfolg zeigten. Der Captain stöhnte schläfrig, ließ seinen Kopf nach vorne sinken und öffnete die Augen.
Dann sah er sich um und betrachtete seine XO von oben bis unten. „Hübsch.“, murmelte er benommen, atmete einmal tief durch und lächelte, „Aber zieh dir lieber wieder die Klamotten von gerade an.“
‚Typisch Cal’, schoss es Agatha durch den Kopf,’Er sollte sich lieber mehr um den Job kümmern, als darum, meine Formen auswendig zu lernen.’
„Das war ich nicht, das war eine Agatha aus einem Paralleluniversum.“, seufzte sie und Cal schüttelte den Kopf: „Ich meine nicht das Nichts aus Stoff, das die Andere trug. Ich meine das, was Krispy für uns gekauft hat.“
Damit stand er auf und sackte nach vorne. Agatha fing ihn auf und streichelte ihm sanft über das Gesicht, ihn dabei besorgt anblickend: „Cal!“
In diesem Moment bemerkte sie eine bläuliche Verfärbung seines Gesichts, knapp überhalb des rechten Wangenknochens. Ein Hämatom.
„Ich bin okay, nur… nur ein wenig müde. Ich meine, das musst du dir vorstellen. Ich überrasche Traceless auf der Herrentoilette, wie er sich in mich verwandelt. Also greife ich ihn an, während er mit Dir telefoniert. Und plötzlich kommst Du um die Ecke und schlägst mich zusammen. Ich dachte erst, jetzt gibt es Tracy-boy doppelt. Aber dann taucht auch noch eine zweite Agatha auf und verpasst Dir einen Schlag auf den Kopf. Ich dachte, ich seh nicht richtig.“
Agathas Mund stand offen: „Schatz, du warst der Clown mit der Maske?“
„Ja klar“, sagte der Captain und schaute seine Freundin ein wenig verdattert an, „ich meine, die Anweisung war doch, die komplette Verkleidung anzulegen.“
Die hübsche XO grinste und schüttelte den Kopf. Dann schaute sie ihn an und sagte, mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen: „Meinst Du nicht auch, dass es eher sein kann, dass er sich vertan hat? Ich meine – er hat auch einen Kostümverleih. Da kann doch mal was durcheinander kommen.“
Nun war es am Captain, zu grinsen: „Wie gut, dass ich mich gegen den Clownsanzug entschieden habe. Ich bin nicht so der Freund davon, durch die Gegend zu laufen und zu fragen ‚Why so serious?’.“
„Wobei du einen verdammt guten Joker abgeben würdest, Puddin’.“, grinste Agatha und Cal zwinkerte ihr zu: „Danke, Harley.“

„Puddin.“, grinste Cal und schüttelte den Kopf, als er sich wieder daran erinnerte, was gerade geschehen war. Er betrachtete die Schützin und merkte, wie sein Mund damit beschäftigt war, einerseits sperrangelweit aufzustehen und zweitens soviel Speichel zu produzieren, dass der Terminus „Ihm läuft das Wasser im Mund zusammen“ nicht nur eine Redensart war.
„Agatha?“, stammelte er fassungslos, als er die Schützin sah.
Agatha Silverbird lächelte: „Naja, nicht wirklich. Ich bin die Agatha Silverbird, die die Zylonen erschaffen haben.“
Das war der „Schalter“, den er benötigte.
„Schalter?“, fragte er sich, „Das klingt auch beinahe, als wäre ich auch nur mechanisch.“
Die Lippen des Captains umspielte ein kaltes, grausames Lächeln: „Dir ist klar, dass ich dich dann jetzt töten werde?“

Die Viper des Jägers landete auf dem dafür vorgesehenen Landedeck und der Jäger verließ die Viper mit seinen beiden Waffen.
Schnell aktivierte er die in seiner Brille eingelassenen Sensoren und nahm die Fährte seines Ziels auf.

„Es wäre sinnlos, mich zu töten.“, sagte Agatha mit einer samtweichen Stimme und trat auf den Captain zu, „Ausserdem, kannst Du es eh nicht.“
„Versuch nicht, deine Reize auszuspielen. Ich weiß, dass diese sexy Verpackung nur einen Haufen Metall verbirgt!“, sagte Cal und richtete das Phasergewehr auf die Brust Agatha 2s.
Die Zylonin lächelte: „Gleichfalls, Cal.“

Auf dem Planeten verfolgte Athena gerade, mit einem leichten Lächeln, wie Bullseye und Author aus einem Gebüsch traten. Die athletische Frau stützte dabei den immer noch ziemlich benommen wirkenden, sehr stark schwankenden Viperpiloten und schaute sie an – auch auf ihren Lippen zeigte sich ein Lächeln.
„Schön euch zu sehen.“, rief sie, kaum, dass sie die hübsche Asiatin erkennen konnte, „Und es tut mir leid, dass wir euch nicht beschützen konnten, aber – naja, mein Held hier ist abgestürzt und…“
Und irgendwie hatte Sharon das Gefühl, dass ihr Klara nicht erzählen wollte, was noch passiert war. Das konnte sie natürlich verstehen und würde sich auch gar nicht großartig einmischen. Sie hätte es ja auch bevorzugt, wenn man sich nicht in ihre Angelegenheiten mischte. Zwar musste sie zugeben, dass in ihrem ersten Jahr an Bord der GALACTICA der Begriff „Privatsphäre“ nicht unbedingt hochgehalten wurde, allerdings hielt sie es nach einem alten Motto, das man ihr mal eingebläut hatte: „Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem Ander’n zu“.
Also würde sie sich nicht einmischen. Wenn Klara ihr sagen wollte, was im Gebüsch passiert war, würde sie es ihr sagen.

Und dann fiel ihr erstens der benommene Cal wirklich auf und eben jener benommene Cal mit einem lauten FUMP-Laut zu Boden. Schnell ging Bullseye neben ihrem Kollegen in die Knie und flüsterte ihm irgendetwas ins Ohr, woraufhin er den Kopf schüttelte, sich aufrappelte und weiterwankte. Nach ein paar Minuten hatte das ungleiche Paar Sharons Position erreicht und Cal sank an dem Felsen nieder, an den sie, Sharon, die bewusstlose Kat gelehnt hatte.
„Gebt mir n paar Sekunden… ich versuche dann, Kat zu befreien.“, murmelte der Viperpilot, schaute zu Bullseye und schloss die Augen, mit einem Lächeln auf den Lippen.
Die beiden Frauen schauten sich verblüfft an und dieses Mal tastete Sharon nach dem Puls des Mannes.
„Ich würde sagen, er schläft.“, erklärte sie dann und lächelte Bullseye zu, die ihr Lächeln erwiderte: „Das ist praktisch… dann lass mich Dir mal erzählen, was Du verpasst hast.“
Doch bevor sie ansetzen konnte, gab die junge Latina ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen schläfrigem Stöhnen, Murmeln und Seufzen anzusiedeln war. Dann öffnete sie die Augen.
„Okay, was ist hier los?“,  verlangte sie zu wissen und Bullseye erzählte Kat die ganze, lange Geschichte.

Der Jäger hatte inzwischen eine Jeffriesröhre gefunden, die ihn zur Arrestzelle bringen würde. Bald würde er da sein. Bald, bald, bald würde er seine Beute zur Strecke bringen können.
Trotz seiner eigentlichen Friedfertigkeit, wollte er diese Beute erlegen. Es schien ihm, wie ein enormer Wiederspruch zu sein, der aber seine Existenzberechtigung hatte, allein aus dem Grunde, weil seine Beute existierte.


Die Viper hatte sich direkt in den Boden gebohrt und ging in dem Moment in Flammen auf, in dem Cal einen verzweifelten Schrei ausstieß. Er saß auf der Tribühne der capricanischen Flugakademie und wohnte der Flugshow der „Caprican Angels“ bei, eben jener Fliegerstaffel, der auch Mai Summerset angehörte.
Und in dem Monment, in dem die Viper Feuer fing, merkte er wie ein einziger Gedanke sein ganzes Wesen in Besitz nahm.
„Ich muss sie retten.“, stieß er hervor, sprang auf und rannte auf das brennende Fluggefährt zu. Es war eigentlich einfach. Die Treppen runter, bis zum Ende der Tribüne, dann einen Satz über das Geländer machen und so schnell, wie es ging auf das Schiff zulaufen – vielleicht war noch etwas zu retten.

Er erreichte nicht einmal das Geländer, als die Viper detonierte.
Seinen Arm brachte er vor sein Gesicht, um sich vor der Hitze und der Druckwelle zu schützen, dann schüttelte er den Kopf, um das dumme Klingeln aus selbigem zu vertreiben, ehe er sich wieder aufrappelte und weiterrannte.  Er würde Mai nicht sterben lassen!
Und obwohl der logische Teil seines Selbst erkannte, dass es da nicht mehr viel zu retten gab, wollte das Herz genau dies nicht wahrhaben. Er beschleunigte weiter, müsste gleich am Geländer sein und -  etliche Leute warfen sich in seinen Weg, um ihn daran zu hindern, eine Dummheit zu begehen.
Verdammt nochmal, es war seine Dummheit!
„LASST MICH LOS!“, keifte er, fand sich wieder, wie er spuckte, um sich trat, biss, versuchte, aus diesem „Menschenhaufen“ herauszukommen, aber wer auch immer ihn da alles festhielt, war kräftiger als er.
Erneut keifte er ein „LASST MICH LOS!“, trat zu und lächelte befriedigt, als er hörte, wie etwas knackte. Vermutlich hatte er gerade jemandem die Hand oder den Fuß gebrochen, aber wer sich gerade in seinen Weg stellte, musste sich vorsehen. Er würde Mai, er würde River retten, er…
Der Kinnhaken kam von einer jungen, blonden Frau, die er dort noch nie gesehen hatte, aber er tat seine Wirkung. Um ihn herum schien die Welt plötzlich aus Blitzen zu bestehen, der Pilot taumelte nach hinten, sein Körper fiel, krachte auf die steinernen Stufen der Tribüne, der Kopf schlug auf, was noch mehr Blitze verursachte, und als er merkte, dass sein Bewusstsein schwand, hob er noch einmal seinen Kopf. Es war ein letzter, ein kraftloser, ein pathethischer Akt, der drohenden Ohnmacht zum Trotz etwas zu bewirken… und er scheiterte. Und während sein Kopf erneut gegen den Stein schlug und er die Blitze wegblinzelte, sah er, wie neben dem Fluggerät etwas stand, von dem er sich fragte, ob es vorher schon dagewesen war.
Dort stand…


Bullseye schaute ihn an, lächelte und ging vor ihm in die Hocke.
„Na, bist Du wieder unter den Lebenden?“
Verwirrt zu blinzeln und benommen „Bitte?“ zu murmeln, war für Cal Author Cat, eines, ehe er zu Sharon und Kat blickte, die gerade ein Seil an der Viper angebracht hatten, ehe sie in die Raptor stiegen.
 „Das Schiff ist gesichert.“, lächelten sie und Cal erhob sich, um der versammelten ‘holden Weiblichkeit’ in die Raptor zu folgen. Kaum, dass sie Startpositionen eingenommen hatten, tippte er Bullseye auf die Schulter.
Sie drehte sich zu ihm um: „Ja?“
Er trat näher an sie heran und lächelte: „Danke.“
„Wofür?“
„Während ich halbbewusstlos war, bekam ich mit, wie Du versucht hast, mich vor einem weiteren Phasertreffer zu schützen. Das war lieb von Dir.“, sagte er und drückte ihr einen Kuss auf die vollen Lippen.
„Uuuuuuuuuuh“, johlten Sharon, sowie Kat.
Manchmal sind halt auch knallharte Kampfpilotinnen nur Menschen - und… Zylonen.
Cal und Bullseye fuhren auseinander, als habe der Blitz zwischen ihnen eingeschlagen.
„Hört auf.“, meinte Cal und wurde rot, doch Bullseye lächelte den beiden anderen Frauen zu: „Macht ruhig weiter.“
Dann packte sie Cal und drückte ihm einen langen, wilden, aber dann doch zwischendurch zärtlich-werdenden, Kuss auf die Lippen.
Kurz machte sich der Pilot von ihr los, sah, wie sie immer schneller atmete – war es Zufall, dass auch sein Herz immer schneller schlug? – und schaute sie fragend an: „Kannst Du mir den Worten Police Box etwas anfangen?“
„Bitte?“, fragte die junge Frau verwirrt und Cal schüttelte den Kopf: „Nicht weiter wichtig.“
Und damit gab er sich ihren Küssen hin.


Der Jäger war nun vor der Jeffriesröhrenverkleidung zu den Arrestzellen, drehte seine Füße der Verkleidung zu und stieß sie mit aller Kraft gegen die Tür.
Diese flog auf und der Jäger kam, mit erhobenem Phasergewehr und Kolonialwaffe aus seiner unbequemen Transportmöglichkeit herausgekrabbelt.
Und was er sah, ließ ihn kurzzeitig erstarren.
Am Boden lag, bewusstlos, eine Agatha Silverbird, eine weitere stand, mit erhobenem Phasergewehr in der Tür und schaute ihn überrascht und mit offen stehendem Mund an. Aber die größte Überraschung erwartete ihn, als er die Mündung des Phasergewehres um eine gedachte Linie nach Links verlängerte.
Der Mann in der Starfleetuniform, auf den das Gewehr gerichtet war, kam ihm viel zu bekannt vor.
Er hatte ihn regelmäßig gesehen - jedes mal, wenn er morgens aus dem Bad kam, war er schon da, jedesmal wenn er im Bett lag, war er auch da - wie sollte es auch anders sein, er war es ja selbst.

Cal runzelte die Stirn, als die Tür zur Jeffriesröhre aufging und ein bis an die Zähne bewaffnetes Ebenbild seiner Selbst aus der Jeffriesröhre stieg.
Sekunde, dafür gab es genau vier Möglichkeiten. Schnell hob Cal den Phaser, richtete ihn auf seinen Doppelgänger und grinste: „Okay, entweder bist Du Rick, der andere Cal, der gerade bekloppt geworden ist, ein zylonisches Duplikat oder Traceless. Und da ich die ersten beiden Varianten nicht für sonderlich logisch halte, würde ich mal sagen ‚Keine Bewegung, Tracyboy’.“
Das Duplikat betrachtete ihn, legte den Kopf schief und schüttelte den Kopf: „Tracyboy bin ich schon mal nicht.“
„Danke für den Hinweis.“, grinste Cal, riss den Phaser hoch und feuerte.

Genau, so musste es sein. Es gab eigentlich gar keine andere Erklärung, ausser der, dass er selbst der Zylonenklon wäre, aber – das hielt er für unrealistisch. Schließlich erinnerte er sich an alles. An seine Geburt, seine Einschulung…
Auch wenn die Geburt vielleicht ein wenig sehr weit zurücklag und er sich an diesen ersten Akt des Lebens natürlich – oder für unsere Leserinnen und Leser in Bayern: freilich – nicht erinnerte, war die Erinnerung an die Schulzeit doch ziemlich… verschwommen.
Das mochte an der aktuellen Situation liegen – warum überlegte er überhaupt? Er, Calvin Nathan Cat, Kommandant der Dragonfly, war kein Zylonenklon.
Dieser Cal, der ihm jetzt gegenüberstand, musste demzufolge der Klon sein und da gab es nur eine Möglichkeit.
Schnell hatte er die  Waffe erhoben und das Feuer auf seinen Doppelgänger eröffnet, der sich schnell aus der Schussbahn warf, im Nu bei der bewusstlosen Agatha war und sie in Deckung schleifte.
Teufel auch, war der Kerl flink.
„Komm raus, Du Duplikat! Auch, dass Du die echte Agatha gerettet hast, hilft dir nicht, Doppelgänger! Ich weiß, dass Du der falsche Cal bist.“
Die zweite Agatha trat auf ihn zu, lehnte sich an seine Schulter und spielte mit seinem Insignienkommunikator: „Bist Du sicher, dass Du der Echte bist?“
„Diese Frage ist ja echt der Gipfel.“, schoss es Cal durch den Kopf und er drehte sich zu der Frau um, die wie sein erster Offizier aussah und war versucht, sie mit einem Kinnhaken niederzustrecken - aber, als er in diese grasgrünen Augen sah, konnte er nichts tun.
„Sie hat recht.“, sagte der Cal aus der Arrestzelle.
Betäubt von der Schönheit seiner ersten Offizierin drehte sich der Captain um und machte ein benommenes „Hm?“
Dann knallte ein Schuss und Cal spürte einen stechenden Schmerz in der linken Schulter. Er taumelte gegen Agatha, beziehungsweise die Zylonen, spürte den weichen Körper der Androidin und sank zu Boden.

Agatha kam zu sich.
Ihre Brust brannte noch ein wenig und sie erinnerte sich daran, wie der Phaserstrahl sie getroffen und alles schwarz geworden war.
Anhand der Stimmen, die sich in der Arrestzelle unterhielten, konnte sie eruieren, wer die entsprechenden Akteure waren.
Da war zunächst mal Cal. Er hatte sie, während sie ohnmächtig war, nicht getötet, ergo konnte er kein Zylone sein, ergo war die Warnung von Sharon falsch gewesen.
Das sagte ihr ihr Herz.
Ihr Kopf sagte ihr etwas anderes. Vielleicht hatte Cal noch keine Zeit gehabt, sie umzubringen.
Dann hörte sie eine weitere Stimme - ihre Stimme.
Und sie sprach mit Cal, sagte ihm auf den Kopf zu, dass er das war, was Sharon von ihm befürchtet hatte, das er war.


Der Jäger, Calvin Nathan Cat, fluchte lautlos.
Er hatte es nicht geschafft, seinen Doppelgänger wirklich zu töten, aber er hatte es immerhin geschafft, diesem peinlichen Geturtel zwischen dieser falschen Agatha und diesem falschen Cal ein Ende zu bereiten.
Cals Hand tastete nach Agathas warmem Hals und er spürte ihren Puls, der mehr als kräftig pochte. Es ging ihr also gut.
Schnell warf er einen verstohlenen Blick nach links und rechts, beugte sich nach unten und gab ihr einen sanften Kuss auf die so einladend wirkenden Lippen, der so lange währte, das er gar nicht mitbekam, das sie die Augen inzwischen geöffnet hatte und ihn verwundert anstarrte.
„Wer sind Sie?“, fragte sie und Cal grinste: „Calvin Nathan Cat, Ma’am.“
Er tippte sich an einen fiktiven Cowboyhut: „Zu ihren Diensten.“

To be continued

CaptainCalvinCat:
Kapitel 21 -  Der Plan

Jill Menacer konnte sich eigentlich keinen besseren Job vorstellen. Okay, das war dann doch schon eine Lüge. Natürlich konnte sie sich einen besseren Job vorstellen. Vielleicht nicht in der Sicherheitsabteilung, sondern auf der Kommandoebene? Vielleicht würde sie nicht das gelbe Uniformshirt tragen, von dem ihr Captain eines Tages mal gesagt hatte, dass es ihn an eine Urionprobe erinnerte? Andererseits -  was machte es ihr aus, was der Captain sagte? Der mochte zwar ganz nett sein, hatte aber ungefähr soviel Kommandokompetenz wie eine Schildkröte. Und trotzdem gehorchten sie ihm. Das taten sie nicht etwa, wie man annehmen könnte, weil sie unter irgendeinem fremden Zauber standen – wobei auch das oft genug vorgekommen war – sondern eigentlich und in der Hauptsache, weil die mehr als kompetente Agatha Silverbird das Manko der Kommandoebene ausglich.

Aber eigentlich war die Überlegung nicht unbedingt sinnig. Sie war nicht Jill Menacer, sie war die verbesserte Variante, verfügte über die Erinnerungen ihres Originals, aber eben auch über das gesammelte Wissen der Zylonen und fragte sich von daher: „Warum mache ich das eigentlich noch?“

In der Tat, die Frage stellte sich. Wenn sie doch eigentlich jemand vollkommen Anderes war, der nur so aussah, wie jemand Anderes, musste sie dann das Leben dieses Anderen überhaupt leben? Eigentlich nicht. Wenn die Dragonfly nicht in der Lage sein würde, zur Erde zu fliehen, konnte sie sich dann nicht ein vollkommen eigenes Leben, eine vollkommen eigene Identität aufbauen? Das müsste doch eigentlich möglich sein. Schließlich hatte sie inzwischen erfahren, dass es zwar einen Haufen Sechsen gab, sie allerdings dennoch eine individuelle Persönlichkeit ausprägten.

Da war zum Beispiel die Nummer-sechs-Einheit, welcher das Kommando über das „Projekt Dragonfly “ unterstand – Natasi Godefrey. Sie erschien Jill wie eine Frau, die wusste wie man sich das nahm, was man wollte. Dafür hatte sie aber auch eine schwarzhaarige Sechs gesehen, die eher in die Kategorie „Der feige Löwe“ zu passen schien und dafür eine blonde Acht, was sie nun sehr an ihren Trip nach Tokyo erinnerte, den sie mit Ran Sato gemacht…
„Nein“, korrigierte Jill sich, „ Du hast diesen Trip nie gemacht. Das war Jill Menacer . Du magst ihre Rolle angenommen haben, du magst ihr Gesicht spazieren tragen und du magst ihr bis ins kleinste Detail nachempfunden sein – aber du bist nicht Jill Menacer.“
Sie kam nicht umher, für sich selbst festzuhalten, wie sehr sie mit dieser Vermutung recht hatte, und in ihrem Kopf blitzte ein kurzer Gedanke auf: „Neuer Name?“
Vielleicht sollte sie sich tatsächlich einen neuen Namen verpassen. Wie wäre es mit…
Eine auf ihrer Konsole aufpoppende Alarmmeldung ließ Jill kurz innehalten. Sie warf einen Blick auf den Textinhalt und grinste. Einen neuen Namen konnte sie sich später aussuchen.
Sie ließ ihre Hand zu ihrem Kommunikator gleiten, betätigte ihn einmal sacht: „Menacer an Team 3? In eurem Sektor taucht gleich Besuch auf.“


Auf der Brücke der GALACTICA war alles relativ ruhig. Helo reparierte die zerstörten Panele und Leitungen, während Scotty sich gerade intensiv mit der Verkabelung von Duallas Konsole beschäftigte.
„Noch eine weitere Drehung.“, sagte der Chefingenieur der Dragonfly , mehr zu sich selbst und streckte dann die Linke aus: „Miss Dualla, ich bräuchte den Phasen-EPS-Koppler!“
Die attraktive Dunkelhäutige reichte dem Chefingenieur schnell das gewünschte Werkzeug: „Bitte sehr, Scotty.“
„Danke, Miss Dualla.“
„Wie lange wird die Reparatur schätzungsweise dauern?“, fragte  Lee Adama und der blondbehaarte Kopf des Chefingenieurs kam hinter Duallas Konsole hervor. Nachdenklich legte Scotty die Stirn in Falten, ehe er die Schäden aufzählte.
„Diverse Leitungen sind gebrochen, die Energie wird nicht mehr ganz hundertprozentig zuverlässig den Systemen zugeleitet, ich würde sagen, die Reparatur dauert mindestens 3 Tage.“, sagte er dann, wurde aber von Chief Tyrol unterbrochen, der dazwischenrief: „Nein, mindestens 6 Tage - die Tyliumleitungen sind erneut aufgebrochen. Die Reparatur dauert entsprechend.“
„Das dauert zu lange.“, meinte Apollo daraufhin, „Ich gebe Ihnen beiden 12 Stunden, um das alles zu reparieren.“
Chief Tyrol und Scotty schauten einander an und sagten unisono: „Wir machen es in 2 Stunden!“

‘Au’, schoss es Calvin Nathan Cat durch den Kopf, als er wieder zu Sinnen kam.
Unter sich spürte er den harten Boden einer Arrestzelle.
Was war passiert?
Seine letzte Erinnerung betraf die wunderbare Wärme, die Agathas Körper verströmte und die ihn einhüllte, wie eine Bettdecke.
Aber was davor passiert war, vermochte er nicht zu sagen.
Wohl aber erinnerte er sich an einen sehr verrückten Traum.
Er war damit begonnen, dass er mit seiner ersten Offizierin in einer Art Tank zu sich gekommen war, das beide in diesem Tank Sex gehabt hatten und dass er direkt vom Sex in den Kampf gezogen war.
Sowas konnte auch nur einer seiner verrückten Träume sein.
Ha! Als ob es sowas gäbe.
Aber dieser Traum wurde noch verrückter.
Es stellte sich nämlich irgendwann heraus, dass die Agatha, mit der er Sex gehabt hatte, gar nicht die Agatha war, in die er sich seinerzeit initiativ verliebt hatte, sondern eine Art Roboterklon war, eine sogenannte Zylonin.
Und ab da wurde es richtig kompliziert. Die Zylonen hatten ihn, sowie die fleischliche Ausgabe Agathas gefangengenommen und er war gerade dabei gewesen, den Ausbruch durchzuführen, als die Roboteragatha ihr Original betäubte und ihm auf den Kopf zu sagte, dass er, Calvin Nathan Cat, selbst ein Zylonenklon sei.
Aber das war noch nicht alles.
Kaum, dass er diese Information verarbeitet und für sich als ‘Kompletten Unsinn’ deklariert hatte, öffnete sich eine Wartungsluke und ein bis an die Zähne bewaffneter Doppelgänger von ihm krabbelte aus selbiger.

Dann war die Situation ein wenig kompliziert geworden. Der Doppelgänger hatte Agatha, die immer noch bewusstlos am Boden lag, in Sicherheit gebracht, er selbst hatte vermuttet, dass sein Double entweder Traceless, oder ein Zylonenklon sein konnte als der andere Cal Traceless ausgeschlossen hatte… naja, sagen wir so – der Captain, von sich überzeugt, hatte seinen Phaser gezogen und das Feuer eröffnet. Dies hatte sein Duplikat nicht unbedingt interessiert, er hatte sich aus der Deckung gelehnt und einen Schuss auf ihn abgegeben, der ihn, Cal, das Original, in der Schulter getroffen und gegen die Kopie seiner ersten Offizierin geworfen hatte.
Und, wenn er realisierte, wo er sich befand, wenn er in Berücksichtigung zog, wo der Traum stattgefunden hatte -
Ab dem Punkt öffnete Cal die Augen und schluckte schwer.
Scheiße, das war kein Traum gewesen - das war die Realität?!

Er öffnete die Augen und sah in zwei unglaublich schöne, hypnotisierende grüne Augen. Sie hatten ihn sofort fixiert und er merkte, wie sie plötzlich blau aufleuchteten.
Wenigstens blau.
Wenn sie Gelb bis weiß aufgeleuchtet hätten, hätte er sich Sorgen gemacht, ob Agatha vielleicht von einem Goa’Uld übernommen worden war.
Auch Rot wäre nicht allzu erquicklich gewesen - Pah’Wraiths, also Pah’Geister, die Antipropheten der Bajoraner, musste er wirklich nicht an Bord haben.
Blau, war in der Regel… gut.
Sie war -
10111010001010110 Ach 1110100010101101110 Du 1000101011011101000101 kriss’ 0110111010001010110111010001010 die 110111010001010110111010001010 Motten 110111010001010110111010001 Kerrvadorrinoeins 0101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101101110100010101
download completed.
Und im Bruchteil einer Nanosekunde begriff Cal die ganze Tragweite der Geschehnisse um ihn herum.
Agatha, die Agatha, auf die er zuvor angelegt hatte, hatte ihn nicht belogen.
Er war ein Zylone.
Der ehemalige Captain und jetzige Zylone richtete sich auf, griff nach seinem Phaser, den er hatte fallen lassen und legte auf die Arrestzellenwand an, hinter der sich sein fleischliches Original mit dem fleischlichen Original seiner Geliebten versteckte.
Plötzlich machte ihn der Gedanke krank, dass er seine Zelle mit einer Fleischlichen geteilt hatte.
Er feuerte und Funken stoben.

Als die ersten Phasersalven an der Wand entlangleckten und sicherlich die eine oder andere hübsche Verbrennung an den entsprechenden Materialien verursachen würden, konnte sich Captain Calvin Cat, der Kommandant der Dragonfly zweier Gedanken nicht erwehren.
Der erste Gedanke war: Jetzt ist mein anderes Ich, der Zylonenklon, komplett kirre geworden.
Der zweite Gedanke war: Gott, sieht Agatha heut wieder süß aus.
Offenbar musste seine XO seit Neuestem unter die Telepathen gegangen sein, denn sie schaute ihn an, grinste, rollte mit den Augen und flüsterte: „Lernen Sie nicht meine Kurven auswendig, sondern helfen sie uns hier raus.“
Erneut hörten die Beiden, wie der andere Cal draußen einen Schuss abgab und der Cal in der Arrestzelle tat das Erste, was ihm einfiel. Er legte das Phasergewehr zur Seite und presste sich an den Körper seiner XO.
Keine zwei Sekunden später zuckte er zurück, da die Hand Agathas eine sehr empfindliche Stelle gefunden und kurz gepresst hatte.
„Würde es dir was ausmachen, deine Hand von meiner Wampe zu nehmen?“, fragte er und sie schaute ihn mit einer Mischung aus Ironie, Amüsement und Gleichgültigkeit an: „Wenn Sie ihren Mund von meinem Hals nehmen.?“
Er richtete sich auf, schaute sie an und deutete nach draußen: „Der Typ läuft da draußen Amok. Ich wollte dich schützen.“
Erneut blitzte ein Schuss im Gang auf und Agatha grinste.
„Er steht da draußen und feuert stur auf eine Stelle. Ich glaub nicht, dass das als „Laufen“ zählt.“
„Ja, schon“, zuckte Cal mit den Schultern, „Aber ‚er steht Amok’ klingt irgendwie komisch.“
Sie lächelte, richtete sich auf und nickte: „Da haben Sie recht. Aber – wenn ich mal fragen dürfte, wie kommen Sie darauf, dass ich ihnen glaube, dass sie mein Freund sind? Sie könnten genauso gut ein Zylone sein.“
Der Captain legte den Kopf schief: „Können wir das vielleicht später klären? Draußen steht mein anderes ich und läuft… ermn… ich meine… er ballert rum!“
„Und hat offenbar keine Lust, reinzukommen. Ich glaube, wir haben alle Zeit der Welt. Also, wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen glaube, dass Sie Cal sind, Captain?“
„Erm.“, machte der Kommandant und schaute sie ratlos an: „Haben Sie schon den Trick mit dem Codewort versucht?“
Sie nickte :“Japp, hat bei ihm genau so funktioniert.“
„Gutes, altmodisches Vertrauen?“, fragte der Kommandant, was bei ihr einen spontanen Lachflash auszulösen schien: „Ha! In der Situation?“
„Und Trickfragen?“
„Könnte er auch beantworten.“, sagte sie, packte sich den Captain und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.
Kurz versteifte sich der Captain, entspannte sich dann und gab sich der XO hin, die, gerade, als er sie an sich drücken wollte, einen Schritt von ihm zurücktrat, sodass er gerade mehr oder weniger die Luft umarmte.
Er blickte auf, schaute sie an und legte den Kopf schief: „Hey, was wird das hier?“
„Nichts.“, grinste sie, „Du bist Du.“
„Und woher weißt du das?“
„Er küsste anders.“, stellte sie fest, „Hab ich aber jetzt gerade erst gemerkt.“
Cal schluckte.
„Du… Du… Du hast ihn geküsst?“, stammelte er und griff das Phasergewehr, „Das wird mir der Bastard büßen. Meine Freundin abzuknutschen…“
Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Cal, darf ich dich darauf hinweisen, dass er bis gerade eben dachte, auch ein Mensch zu sein? Also – halt ihn auf, aber leg ihn nicht deswegen um.“

Okay, vielleicht konnte man ja mit dem Mann reden? Immerhin war der Typ, der da draußen anfing, rumzuballern, jemand, der sich für Calvin Nathan Cat hielt. Und mit sich selbst kam er immer noch am Besten klar.
„Cal?“, fragte er daher vorsichtig und zuckte zusammen, als er hörte wie die Phasertreffer die Wand immer mehr Funken sprühen ließen.
„Heiliger… Kakadu.“, dachte er sich, „da könnte ich jetzt genau so denken ‚der tut nix, der will nur spielen’.“
Seine Hand glitt zum Phasergewehr, das schwer in seiner Hand lag und er veränderte die Einstellung des Strahls, den er vermutlich abgeben würde müssen.
Vielleicht konnte man ihn aber dennoch ablenken?
„Hey Cal, was wird das, wenns fertig ist?“, rief er, horchte, ob sein Gegenpart immer noch da war und zuckte erneut zurück, als er zuerst einen Schuss und dann eine kleine Explosion hörte. Offenbar war gerade die Bedienkonsole an der Arrestzelle explodiert, die eigentlich dafür gesorgt hätte, dass sie hier eingesperrt gewesen wären.
Der Captain ließ seinen Kopf sinken – verdammt, war er eigentlich immer so dämlich? Eigentlich hätte er – also der andere er – ihn jetzt hier perfekt patent einsperren können und sich seiner und Agathas dann irgendwann elegant entledigen.
Oder sie den Colonials als Zylonenklone präsentieren? Wäre das nicht die clevere Alternative der Wahl gewesen, anstelle bloßen Randalierens?
„Ich bring dich um!“, schrie der Doppelgänger und überschritt dabei die angemessene Lautstärke um etliche Dezibel. Die Schrillheit der Stimme nahm auch zu, was Cal als ziemlich deutliches Zeichen wertete, dass er bekloppt geworden war. Oder, wie man es hier vermutlich richtiger sagen müsste:
Ein mehr als deutliches Zeichen dafür, dass sein anderes Ich nicht mehr alle Schrauben festsitzen hatte, mindestens eine Lötstelle durchgeschmort war und der Zylone alles in allem einfach nur rettungslos bekloppt geworden war.
Aber, was sollte man tun?
Genau in diesem Moment traf den Captain eine weitere Idee.
Er konnte nur hoffen, dass sein anderes Ich nicht denselben Geistesblitz wie er hatte - sonst war alles verloren.

Die Raptor mit dem Aufklärungsteam an Bord setzte auf und die Tür öffnete sich.
Sharon, sowie Kat, verließen die Raptor als Erste um sich auf den Weg zum CIC zu machen, während Author und Bullseye noch kurzzeitig im Raptor verweilten und Zärtlichkeiten und Küsse austauschten.
Ein Techno-Offizier, der gerade die Raptor betrat, um Wartungsarbeiten vorzunehmen, räusperte sich vernehmlich: „Nehmt euch doch euer Zimmer.“
Beide Piloten wurden rot und empfahlen sich schleunigst.

Als Sharon Agathon – auch einfach nur Sharon, oder Athena genannt – das CIC der GALACTICA betrat, konnte sie sich der ungeteilten Aufmerksamkeit der anwesenden Offiziere ziemlich sicher sein. Schnell und zackig Haltung annehmend und salutierend schaute sie den sich gerade umdrehenden Commander Leland Joseph „Lee“ Apollo Adama an und grinste. „Sir, wir melden uns vom Planeten zurück.“
Commander Adama erwiderte die Geste und Athena kam nicht umher, festzustellen, dass Commander Adama einfach nur richtig klang. Es war für sie einfach nicht mehr die GALACTICA , wenn kein Adama das Schiff befehligte.
Der Befehl, den Adama aussprach, würde von Kat befolgt, denn, als Adama einen „Sitrep“ verlangte, erklärte sie mit einem der breitesten Lächeln, die man sich vorstellen konnte: „Es gibt genug Tylium, um unsere Flotte zu versorgen.“

Es gibt Meldungen, bei denen man erst einmal überlegen muss, ob die Nachricht nun wirklich positiv ist – und dann kennt man Nachrichten, die automatisch ein Gefühl der Erleichterung vermitteln. Die Tylium-Nachricht zählte zur letztgenannten Kategorie. Dementsprechend waren auch die Reaktionen. Lee warf seiner Dee einen kurzen Blick zu, sah, wie sie die Augen schloss und erleichtert durchatmete und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Schließlich ging es ihm nicht anders.
Kurz warf er einen Blick zu Scotty Middlegate herüber, der sich gerade den Innereien eines Computers widmete, schaute dann zum ihn unterstützenden Galen Tyrol, der kurz von seiner Arbeit aufblickte und zu ihm schaute. Ja, er konnte sehen, dass Tyrol die Nachricht ebenfalls extrem beruhigte. Und dann sah er, wie Tyrol zu Sharon blickte – und sein Gesichtsausdruck ein bischen melancholisch wurde.

Er, Lee Adama, musste kein Hellseher oder Empath sein, um zu wissen, was dem Chefingenieur der GALACTICA gerade durch den Kopf zu gehen schien – er erkannte ein Lächeln, dass jemand seiner Ex-Freundin zuwarf, wenn er es sah.

Dabei handelte es sich bei dieser Sharon gar nicht um die Frau, die Tyrol einst geliebt hatte, sondern um eine Frau, die zwar genau so aussah, wie es Schläfer-Sharon, getan hatte, aber einen vollkommen anderen Charakter aufwies. Und ausserdem hatte Galen Tyrol inzwischen eine Beziehung zu Callandra  Henderson aufgebaut.

„Commander?“, riss ihn die Stimme Sharons – Athenas – aus seinen Gedanken und er blickte sie verblüfft an, ehe er merkte, dass die Crew ihn anstarrte. Natürlich – er hatte den Sitrep entgegen genommen, sich aber danach nicht wieder geäußert.
Kurz räusperte er sich, überlegte, welche Reaktion wirklich angemessen wäre und entschied sich für eine knappe Geste, die erfahrungsgemäß funktionierte.
Kurz nickte er, knapp, militärisch, salutierte erneut und sagte dann: „Ist notiert.“
Dann wandte er seinen Blick wieder dem DRADIS zu.
Wie konnte man für eine erfolgreiche Enterung der Dragonfly sorgen?
„Der originale Captain Cat ist auf der Dragonfly - er versucht, zusammen mit seinem ersten Offizier, das Schiff für uns enterbereit zu machen. Dazu ist es jedoch wichtig, dass wir die Angriffe abbrechen.“, sagte Sharon und Lees Kopf ruckte hoch. Woher hatte sie gewusst, das er sich genau das fragte? Er schaute die Raptor-Pilotin an, die mit den Schultern zuckte: „Entschuldigung, Sir, aber das war relativ offensichtlich.“
War es das? Lee wusste es nicht, aber eine Sache war ihm klar. Er musste handeln.
Er  nickte: „Gut. Dee? Teil den Plan der Flotte mit. Verwende Scrambler-Code Alpha neun. Hoffentlich können die Zylonen ihn nicht knacken.“

 
Lieutenant Sarah Waterwash und Lieutenant Peter Andpaul, respektive ihre zylonischen Doppelgänger, kamen um die Ecke, die Phasergewehre in Anschlag haltend. Sie waren von der zylonischen Jill Menacer zur Krankenstation beordert worden - angeblich befänden sich dort Eindringlinge, derer die beiden Sicherheitsoffiziere nun habhaft werden sollten.
Das Phasergewehr so haltend, dass sie sofort zielen und feuern konnte, presste sich Sarah an die Wand und pirschte sich langsam vorwärts. Peter neben ihr verfuhr auf die selbe Art und Weise.
Sie waren nur noch wenige Meter von der Krankenstation entfernt, müssten also, wenn sich wirklich Eindringlinge an Bord befänden, nun die ersten Schatten zu Gesicht bekommen, aber, sie sahen nichts.
Was jedoch nicht heißen sollte, dass die Eindringlinge nicht da wären - vielleicht waren sie ja ihrer Entdeckung gewahr geworden und versuchten nun, sich zu verstecken?
Langsam und vorsichtig, die Nerven zum zerreißen gespannt und bereit, beim leisesten Anzeichen eines möglichen Feindkontaktes, das Feuer zu eröffnen, pirschten sich die beiden Offiziere weiter an ihr Ziel an.
Vorsichtig spähte Sarah um die Ecke, bevor sie ihrem Kollegen das Zeichen gab, dass die Luft rein wäre. Schnell schloss der jüngere Peter auf.
Die sportliche Brünette  bewegte sich weiter, mit der Eleganz und dem Anmut einer Raubkatze, die auf Beutefang war, fort. Peter folgte ihr dichtauf, so dicht, dass er einfach nur die Hand hätte ausstrecken müssen, um sie an ihrem knackigen Po zu berühren - eine Handlung, die er zwar gerne durchgeführt hätte, die aber in dieser Situation in höchstem Maße unethisch, unreif und unangemessen gewesen wäre.
Ausserdem musste er sich konzentrieren - und obwohl Sarah eine sehr attraktive und bildschöne Frau war,  gab es momentan Wichtigeres zu tun.
Damals, als er gerade mal 16 gewesen war, hatte er, seine Hormone noch nicht voll im Griff habend, der hübschen Brünetten schamlos nachgegafft, wenn sie ihm auf dem Kampus der Academy über den Weg gelaufen war. Nun war er einige Jahre älter und der Umgang mit seinem Stubengenossen, dem Vulkanier N’do`T’erm, hatte ihm eine gewisse mentale Reife angedeihen lassen. Es führte sich nun nicht mehr auf wie ein Eber zur Brunftzeit, der sein Revier markieren und dann mit allen Weibchen im Rudel schlafen wollte, sondern eher wie ein … vernunftbegabtes, menschliches Wesen.
Dann hatte er doch Sarahs Po in der Lendenregion an seinem Körper anliegen - sie hatte gestoppt und er hatte nicht bemerkt, wie sie dies getan hatte und war auf sie aufgelaufen.
Schnell und respektvoll zog er sich zurück - damit sie nicht merkte, dass allein dieser Kontakt ihn erregte.
Nun, gegen solche Reaktionen hilft auch die Vernunft nichts.

Sarah schüttelte grinsend den Kopf. Dieser Peter - er war immer noch ein wenig unreif, aber sie hatte nicht vor, ihm daraus einen Strick zu drehen. Zumal Wichtigeres zu besprechen war.
Direkt vor ihnen partroullierten zwei, mit Maschinengewehren ausgestattete, Kolonialoffiziere und passierten die Kreuzung, an der die beiden Starfleetoffiziere standen und sich nun in den Schatten zurückzogen, damit die Kolonialisten die beiden Anderen nicht bemerkten.
Schnell stellte Sarah das Phasergewehr auf ‘Lautlos’ und auf ‘betäuben’ und nahm Ziel.
Doch, noch bevor sie abdrücken konnte, hörte sie einen lauten Knall und spürte einen kräftigen Schlag gegen den Rücken. Sie taumelte nach vorne, das Phasergewehr fiel ihr aus den Händen und sie schlug hart auf dem Boden auf. Den Kopf nach links drehend sah sie, wie Peter dicht neben ihr lag, die Hand auf die Brust gepresst und nun hebend.
Purer Unglaube zeigte sich in den Augen ihres Begleiters.
Und in Sarahs Augen blitzte Wut auf. Schnell erhob sie sich, riss das Phasergewehr hoch und - wurde ebenfalls von einer Salve in die Brust getroffen.

Adamas Plan hatte funktioniert.
Man hatte die vier Viperpiloten losgeschickt, damit sie sich den Überwachungskameras zeigten und Alarm schlugen.
Ein Sicherheitsteam und Adama war sich sicher, dass die Kopie einer Jill Menacer, wenn sie denn existierte, ein solches Sicherheitsteam entsenden würde, bestünde, so Adamas Plan, aus nicht mehr als vier Personen und so war der Admiral ein wenig enttäuscht, als er nur diese beiden Offiziere sah, die an seiner Position, einem Lagerraum, vorbeikamen.
Langsam, vorsichtig und vor allem leise, öffnete der Admiral die Lagerraumtür. Er wusste, dass das Ablenkungsmanöver, zwei Viperpiloten, gerade jetzt die Aufmerksamkeit der beiden Offiziere auf sich lenken würden. Die ein wenig nervöse Haltung des Jungen war ihm schon aufgefallen und da war ihm klar, dass dieser keine ernsthafte Gefahr darstellte - wohl aber die junge Frau, die sich wirklich, und das musste Adama ihr zugestehen, extrem professionell verhielt.
Ein Teil von ihm wurde krank, bei dem Gedanken, dass er die beiden, noch so jungen Menschen, eliminieren würde müssen - aber ein anderer Teil sagte ihm, dass dies nur Zylonen seien und diese bei Menschen sicherlich keine derartigen Skrupel kannten.
So hob er seine Waffe, nahm Ziel auf die Brust des Jungen und drückte ab - einen schnellen, beinahe schmerzlosen Tod, wollte er ihm doch gewähren, doch ein Kopfschuss schien ihm ebenfalls zu Brutal.
Und gerade, als er diesen Gedanken fasste, hatte sein Kampfinstinkt den Rest schon erledigt und hatte ein mal abgedrückt. Der junge Mann stolperte, von der Wucht des Treffers angetrieben, gegen die junge Frau und beide fielen zu Boden.
Adama bemerkte, wie das Mädchen seinen Begleiter ansah und er glaubte, eine gewisse Affinität der Frau für den Mann zu erblicken. Vielleicht waren sie - die Originale, wie er sich verbesserte - miteinander befreundet, oder sogar mehr.
Dieser Eindruck bestätigte sich, als er den Zorn sah, der nun den Blick der jungen Frau umwölkte und sie dazu veranlasste, zu versuchen, aufzustehen. Schnell hatte Adama erneut den Abzug durchgedrückt und die Frau ging ebenfalls zu Boden.

Starbuck hatte die Aufgabe bekommen, sich in der Zeit, in der Adama und die vier Viperpiloten – Shaft, Bee, Truck und Master , wie ihre Callsigns lauteten - das Ablenkungsmanöver durchführten, die Krankenstation zu überfallen und drei Kanister Anästhesiegas zu stehlen.
Man hatte sich ein paar Meter vor der Krankenstation getrennt, jeder auf dem vorbesprochenen Weg und Kara näherte sich nun der großen Doppeltür, die den Eingang zur Krankenstation bezeichnete.
Die beiden Türen öffneten sich und die junge, blonde Pilotin betrat das Krankenrevier der Dragonfly .
Es war effizient eingerichtet, sehr viel sauberer, als die Krankenstation der GALACTICA , wenngleich auch wesentlich kleiner. Vier Betten standen an der rechten Seite, vor Kopf befand sich eine kreisartige Ausbuchtung in deren Mitte sich ebenfalls ein weiteres Bett befand.
Zwischen diesem Bett und ihr stand sich eine medizinische Konsole, rechts ging es in eine Art Büro, das durch eine Glasscheibe vom Krankenbereich getrennt war. Kara wandte sich nach links, durchquerte das Büro und fand sich in einem angrenzenden Raum wieder, der vollgestopft mit medizinischen Konsolen und ähnlichen Computerbildschirmen war. Jedoch befand sich auch ein Schrank in diesem Raum und zu diesem Schrank musste sie.
Mit schnellen, dennoch lautlosen Schritten, hatte sie den Schrank binnen weniger Sekunden erreicht und geöffnet.
Tatsächlich - dort waren die drei Anästhesiegaskanister, die sie brauchte.
Und gerade, als sie die Tür schloss, erklang im Türbogen eine Stimme: „Bitte die Art des medizinischen Notfalls spezifizieren.“
Kara fuhr herum, als im Türbogen ein Mann auftauchte. Er mochte ungefähr einen Meter siebzig groß sein, hatte eine Glatze und trug eine blau-schwarze Uniform.

„Wer sind Sie?“, fragte der Mann und registrierte den Kanister, den die hübsche Blonde in der Hand hielt, „Und was wollen Sie mit drei Kanistern von ‘Fraisers Traumstaub’, wie man diese Substanz allgemein hin nennt?“
Starbuck s Herz schlug bis zum Hals.
Hatte sie den Mann übersehen oder war er tatsächlich einfach aus dem Nichts aufgetaucht? Hatte er erkannt, dass Sie nicht zur Crew gehörte? Die Frage nach ihrer Identität konnte diese Vermutung bestätigen.
Kara schluckte und lächelte den Mann ein wenig gezwungen an.
„Ich bin Lieutenant Thrace vom… Maschinenraum.“, improvisierte sie rasch, „Und ich soll diese drei Kanister dorthin bringen, damit wir eine Simulation ausarbeiten können, wie lange es braucht, damit das gesamte Schiff schläft.“
Der Glatzkopf schaute sie wenig überzeugt an und sagte dann, mit deutlich hörbarem Zweifel in der Stimme: „Eine Lieutenant Thrace ist mir nicht bekannt. Aber man hat offenbar vergessen, die neuen Datenblätter neuer Crewmitglieder mit meiner Datenbank zu verknüpfen. Ich werde mich selbst darum kümmern, wenn Sie mich bitte kurz entschuldigen.“
Damit nahm sein Gesicht einen abwesenden Ausdruck an und Starbuck glaubte sich nun sicher, die Krankenstation verlassen zu können.
Sie kam 2 Meter weit, als der Mann - Starbuck hatte arge Zweifel, ob es sich bei dieser Person  tatsächlich um einen Menschen handelte - sie wieder fixierte.
„Ich habe Ihre Angaben mit der Datenbank dieses Raumschiffes abgeglichen - es befindet sich keine Lieutenant Thrace in meiner Datenbank.“, sagte er und Kara schluckte, als ein Hauch des Verstehens über das Gesicht des Mannes wanderte: „Sie versuchen - Sie versuchen, das Schiff zu übernehmen!“
„Ich versuche Nichts dergleichen.“, sagte Kara, „ich versuche, das Schiff zurückzuerobern. Es befindet sich in den Händen einer feindlichen Streitmacht.“
„Ich glaube Ihnen nicht.“, sagte der Mann und drehte sich in das Büro um, um zu dem darinstehenden Tisch zu gehen, „Sie bleiben hier, ich werde die Sicherheit rufen.“
Mit schnellen Schritten war Kara bei dem Glatzkopf angelangt und hieb mit dem Kanister auf den Kopf des Mannes ein.
Normalerweise hätte nun der Kanister den Kopf des Mannes voll erwischt und er wäre mit einem schmerzvollen Stöhnen zu Boden gesunken und vielleicht wäre die Verletzung derart schwer gewesen, dass er an den Folgen des Schlages gestorben wäre.
Jedoch passierte der Kanister den Kopf und den Torso des Mannes, was ebenfalls für Kara galt, die sich mit ihrer vollen Wucht auf den Mann geworfen hatte.
Der Mann lächelte ihr zu: „Ich bin ein Hologramm.“
Das schien jedoch Kara nicht sonderlich zu Beeindrucken. Sie war auf den Beinen und schlug erneut mit dem Kanister in das Gesicht des Mannes, die Magengrube, den Unterleib und deckte ihn mit einer unglaublich Beeindruckenden Kombination verschiedener Kampfstile ein, was das selbsternannte Hologramm jedoch absolut nicht Beeindruckte.
„Wie wäre es, wenn Sie ihn auch noch mit einem Stock schlügen? Sie wissen schon, wie in ‘links, rechts, links, rechts und mit’m Stock, Bäääm’.“, erklang die Stimme eines Mannes hinter dem Hologramm. Kara blickte um den Mann aus Photonen und Kraftfeldern herum und sah Captain Calvin Cat, der mit erhobenem Disruptor im Raum stand.
Aber - war es wirklich Cal? Oder war es der Zylone, der vorgab, der Captain der USS Dragonfly zu sein?

Admiral Bill Adama, Commander Saul Tigh und die Nummer-Acht-Einheit, mit der die beiden Männer eingesperrt gewesen waren, gingen die Gänge der Dragonfly entlang, waren auf dem Weg zum Maschinenraum. Dort wollten sie sich mit Kara treffen und anschließend das komplette Schiff schlafen schicken. Agatha Silverbird hatte ihnen den Plan verraten, wie genau dies zu bewerkstelligen sei und der Admiral der kolonialen Flotte vertraute ihr da uneingeschränkt. Gut, nicht ganz uneingeschränkt, aber ausreichend uneingeschränkt, um den Plan, den die junge Frau sich mit ihm zusammen ersonnen hatte, durchzuführen.
Das Anästhesiegas, das Kara holen sollte, war dazu gedacht, im Invasionsfall die das Schiff besetzende Macht zu betäuben, damit Starfleetpersonal das Schiff zurückerobern konnte. Insofern entsprach der Plan ganz dem Starfleetprozedere.
Was ihn noch ein wenig ins Grübeln brachte, war die Nummer-acht-Einheit, die bei ihnen war. Was war sie für eine Frau? War sie eventuell sogar genau die Sharon Agathon? War sie von der GALACTICA entführt worden? Oder war sie sogar Boomer , die Frau, die auf ihn geschossen hatte? Eines war sicher, es handelte sich bei der Asiatin um eine Zylonin, insofern war alles möglich.
Adamas Phasergewehr hielt der alte Mann so, dass er ohne weitere Komplikationen einen befreienden Schuss abgeben konnte, doch er hoffte, dass dies nicht weiter nötig wäre.
Sie gingen den Korridor weiter und waren nach einigen Minuten vor der Tür zum Maschinenraum.

Das MHN drehte sich zu Cal um und schaute ihn an: „Captain Cat, ich bin froh, dass Sie hier sind. Diese junge Frau behauptet, ein Mitglied Ihrer Crew zu sein, und dass sie die drei Kanister Anästhesiegas in den Maschinenraum bringen soll. Können Sie diese Befehle bestätigen?“
Cal schaute am MHN vorbei und die drei Kanister Schlafgas an.
Starbuck merkte, wie sie die Luft einsog. Nun würde sich herausstellen, auf welcher Seite der Mann war und ob es sich hierbei um Cal oder um seinen doppelgänger handelte.
Die Antwort des Captains verbannte jede Hoffnung aus Starbuck s Körper.
Langsam und mit zusammengepressten Lippen, die nun nurnoch einen dünnen Strich bildeten, schüttelte der Captain den Kopf: „Nein, diesen Befehl habe ich nie gegeben.“
Starbuck s Herz rutschte einige Etagen tiefer. Sie war in eine Falle gelaufen und würde nun…
Der auf ihr Herz gerichtete Blaster, den Cals Double in der Hand hatte, zeigte ihr deutlich auf, was sie würde.
Das MHN nickte dem Captain zu und ging dann zu seinem Pult: „Ich rufe die Sicherheit.“
Ohne den Blick von Starbuck zu wenden, schwang der Captain den Disruptor herum, sodass die Mündung auf einen Emitter deutete und drückte ab. Ein grüner Strahlenblitz schoss aus der Waffe und traf den Emitter, wodurch der Doktor kurz flackerte.
„Was tun Sie?“, fragte der holografische Arzt und Cal lächelte: „Chaos stiften. Computer, das MHN deaktivieren.“
Der Mann verschwand und Cal wandte sich zu Starbuck herum: „Die Kavalerie ist da.“
„Woher weiß ich, dass Sie wirklich Sie sind?“, fragte die Frau und Cal runzelte die Stirn.
„Woher wissen Sie, dass Ich wirklich Ich bin. Gute Frage - ähm, woher wissen Sie, dass Sie Sie sind?“, sagte der Captain und schaute die Blonde an, die verwirrt den Kopf schüttelte: „Bitte?“
Der Captain schaute sie an: „Na, woher weiß ich, dass Sie diejenige sind, die Sie vorgeben zu sein?“
„Drehen Sie jetzt völlig durch, Captain?“, fragte die Frau und Cals Miene verfinsterte sich: „Hören Sie mir zu, ich wurde in den letzten Tagen betäubt, hypnotisiert, betäubt, geklont, betäubt, zusammengeschlagen, hab meinen Doppelgänger gesehen, wurde betäubt et cetera. Verständlicherweise ist meine Laune nicht gerade die Beste.“, sagte er und zielte auf Kara, „Daher würde ich es begrüßen, wenn…“
Weiter kam er gar nicht, denn Kara trat ihm die Waffe aus der Hand, fing sie auf und zielte auf den Captain: „So, jetzt hören Sie mir zu - meine Laune ist auch nicht gerade die Beste und ich wünsche einfach zu wissen, ob Sie der Captain Cat sind, den wir an Bord dieses Schiffes gefunden ha…“
„Sie haben mich auf dem Planeten gefunden - zusammen mit meiner Crew.“, verbesserte Cal und die junge Frau lächelte: „Sie haben recht.“

Cal schaute Starbuck etwas verwundert an.
Diese Art der Beweisführung, die die koloniale Offizierin anstrebte, war für einen wirklich schlagkräftigen Beweis viel zu unausgegoren, unoriginell und nicht zu vergessen, ungeeignet. Schließlich war der Captain NACH dem Zwischenfall geklont worden und daher war es sicher, anzunehmen, dass des Captains Double entsprechende Erinnerungsengramme aufwies. Nur, wie sollte man sonst den Klon vom Original unterscheiden? Manchmal war die Einbildung und Suggestion ein stärkerer Verbündeter, als es die Wahrheit je sein konnte.

Starbuck schaute den Captain ebenfalls etwas verwirrt an. Konnte er so naiv sein, anzunehmen, dass die nicht wirklich beweiskräftige Identifikation ausreichen würde, um ihre Zweifel zu zerstreuen?
Nein, sie sah eindeutig, wie er zweifelte. An ihr, an ihrem Urteilsvermögen, an ihrer Identität - und ein kleiner Bestandteil seiner Selbst zweifelte ebenfalls an seiner.
Den Disruptor in die rechte Hand wechselnd, schaute sie Cal an, der sie einfach nur perplex anstarrte. Dann öffnete sich, mit vernehmlichem Zischen, die Tür hinter ihr.
Starbuck fuhr herum und hatte - Admiral Adama im Visier, der sie überrascht ansah.
„ Starbuck ? Auftrag erfüllt?“
Die Blonde nickte und überreichte Adama die Kanister.
„Sekunde.“, erklang Cals Stimme in diesem Moment und er trat zu einer Konsole. Das Starbuck den Disruptor erneut anhob und auf Cals Rücken zielte, nahm er wahr und schaute sie an: „Ich will Ihnen helfen. Sie brauchen einen Autorisationscode, um das Gas freizulassen. Gehen Sie in den Maschinenraum und geben Sie mir bescheid, wenn Sie dort sind. Öffnen Sie einfach an der Konsole ‘communications’ einen Kanal zur Krankenstation. Ich werde hier sein und den Code eingeben.“
„Kommen Sie mit, Captain.“, sagte Adama und schaute zu dem Mann in der Starfleetuniform herüber. Dieser schüttelte den Kopf: „Sonst gerne. Aber - ich bevorzuge die letzten Minuten vor dem Nickerchen mit Agatha zu verbringen.“
Er lächelte: „Also, kein Grund zur Sorge. Los, gehen Sie!“
Adama nickte und salutierte dem Captain zu, der die militärische Geste stirnrunzelnd wiederholte.
Dann verließ der alte Mann die Krankenstation. Starbuck wollte ihm folgen, doch Cal räusperte sich: „Haben Sie da nicht was vergessen?“
Kara schaute ihn verwundert an: „Von was reden Sie, Cat?“
„Mein Disruptor?“
„Oh, richtig.“
Damit warf die Blonde ihm die Waffe zu, der sie auf Ladung und Einstellung kontrollierte und dann lächelte: „Okay, vielleicht sehen wir uns noch an Bord der GALACTICA .“
Starbuck nickte: „Vielleicht.“
Sie drehte sich um und verließ den Raum.
Erneut hörte er das pneumatische Zischen der Tür.
„Kara, sie sollen gehen.“, sagte der Captain, drehte sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam und sah sich einer wunderschönen Blonden gegenüber, die ein extrem knappgeschnittenes Kleid trug.
Natasi Godefrey - und sie hatte eine Waffe in der Hand.

Kara und Adama rannten, so schnell sie ihre Beine trugen. Das restliche Team hatte den Maschinenraum zwischenzeitlich observiert und sah sich nun in der Lage, sämtliche Zugänge zum Herz der Dragonfly zu nennen.
Als Adama das Team erreichte, schaute er zu Lieutenant Thornton, die er als Verantwortliche zurückgelassen hatte.
„Also, Lieutenant, was gibt es?“, fragte er mit seiner typischen, rauhen Stimme.
„Es gibt genau vier Zugangsmöglichkeiten. Die Haupttür hier vorne und drei Jeffriesröhrenzugänge, von denen zwei jeweils auf einer Seite der Haupttür ist und der letzte im Büro des Chefingenieurs ist.“, sagte die Frau und schaute Adama an, „Wir haben eine kleine Erkundung gestartet - im Moment befinden sich 10 Ingenieure im Maschinenraum, inklusive des Chefingenieurs Scotty Middlegate.
Adama nickte: „Was ist mit unserem Ablenkungsmanöver?“
„Commander Tigh kümmert sich darum.“

Commander Saul Tigh war in diesem Moment ein wenig gebunden.
Zwar nicht wortwörtlich und im eigentlichen Sinn, aber seine Situation war sehr unbefriedigend.
Er spürte gerade den mindestens zwei Dezimeter langen Lauf des Phaserkompressionsgewehres im Rücken, dass die momentane Eigentümerin, die Nummer-Acht-Einheit, von einer toten Frau entliehen hatte, die leblos und mit einer Schusswunde im Herzen, am Boden gelegen hatte.
Beide standen im Turbolift der USS Dragonfly , der ‘Sharon’ und Tigh nun nach oben, zur Brücke, trug.
Mit einem pneumatischen Zischen glitt die Tür auf und gab den Blick auf ein Schlachtfeld frei. Offenbar hatte der Angriff der Dragonfly , sowie die momentan abgewendete Attacke der vipers, enormen Schaden am Kommandodeck angerichtet. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er das Chaos sah. Dann spürte er den etwas stärkeren Druck in seinem Rücken und hörte, wie Sharon ihn anzischte: „Bewegen Sie sich, Tigh!“
Durch einen Stoß nach vorne gedrängt, taumelte der Commander nach vorne auf die Brücke und sah sich weiter um.
Sharon betrat ebenfalls das Kommandodeck und schaute zu der Jill-Menacer-Kopie: „Ich habe einen der Menschen gefasst.“.
Die Kopie der taktischen und Sicherheitsoffizierin der USS Dragonfly beäugte sowohl Tigh, als auch Sharon mißtrauisch, bevor sie sich an die Asiatin wandte: „Du bist die Eight-Einheit, die mit der Föderationssix gekommen war.“
Sharon nickte: „Das stimmt.“
„Du warst dazu abgestellt, das Vertrauen der Menschen zu erschleichen, da Du vom selben Modell bist, wie es Sharon Valerii war und Sharon Agathon ist.“, sagte Jill und schaute die hübsche Asiatin an, „Jedoch ist von beiden Modellen bekannt, dass sie ihr Volk verraten haben.“
Sharon nickte erneut: „Auch dies ist korrekt. Aber Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen, Nummer 20, ich weiß, wo mein Platz ist.“
Die attraktive, blonde Zylonin, die dem Körper und Geist der Sicherheitsoffizierin der Dragonfly nachempfunden wurde, nickte: „Was willst Du also?“
„Ich wollte ihn euch als meinen Vertrauensbeweis überstellen.“, sagte Sharon und legte auf Tigh an: „Wenn ihr wollt, kann ich ihn aber auch sofort erschießen.“

Natasis geschmeidiger Körper lag auf dem Körper des braunhaarigen Wissenschaftlers und beide genossen das Nachglühen ihrer Leidenschaft, in der sie bis gerade eben gebadet hatten.
„Es wird mit Dir nie langweilig.“, lächelte Baltar und Natasis volle, sinnliche Lippen bildeten ein Grinsen, das leicht raubtierhaft wirkte. Normalerweise hätte ihn das ein wenig verunsichert, so aber erregte es ihn. Natasi spürte dies und lächelte ein wenig mehr: „Junge, Junge, du bist aber heute unersättlich.“
Baltar keuchte, als sie sich wieder auf ihm bewegte, zumindest solange, bis sie plötzlich stoppte und ins Leere schaute.
Besorgt fuhr Baltar auf und umfasste ihre nackten Schultern: „Liebling?“
Die blonde Frau reagierte nicht, starrte weiter, wie hypnotisiert, ins Leere.
War er noch erregt gewesen, als sie begonnen hatte, war es dieser Blick, der dafür sorgte, dass seine Erregung abklang und er wieder einigermaßen klar denken konnte.
Er war in seinem Erinnerungsfragment, lag auf dem Bett, zusammen mit der schönen Frau, mit der alles begonnen hatte und beide hatten sich einander hingegeben. Sie hatte ihn angelächelt und ihm zugeflüstert, dass sich alles besser entwickelte, als es geplant gewesen war. Sie hatte unzählige neue Freunde - seit wann hatte eine Einbildung Freunde? - und sie genoß es, so voller Stimmen zu sein, die in ihrem Kopf summten.
Für Baltar klang sie zu diesem Zeitpunkt ein wenig schizophren, aber, sie war eine Zylonin, eine besonders attraktive Frau noch dazu und er hatte sicherlich nicht vor, mit ihr psychologische Diskurse abzuhalten. Wobei es genau das war, das Natasi mit ihm manchmal tat. Erst reizte sie ihn, allein durch ihr Auftreten, bis zur Schmerzgrenze, küsste, streichelte ihn, flüsterte ihm verheißungsvolle Worte ins Ohr - und dann hielt sie einen monotheistischen Diskurs zum Thema „Gott liebt dich“ ab. Das war im Grunde das Letzte, das er in dieser Situation gebrauchen konnte, aber da er sich das sowieso alles einbildete, störte ihn dieser Stimmungswechsel der hübschen Frau nur kurz.
Doch jetzt, in diesem Moment, machte sie ihm schlicht und ergreifend Angst.
Ihr nackter Körper, die vollen, festen Brüste, der flache Bauch und die süße Scham, all dies war uninteressant, sowohl für sie, die sich in diesem Zustand ihrer Nacktheit offenbar nicht bewusst war, als auch für ihn, der diesem erotischen Anblick im Moment keine Beachtung schenken konnte und wollte.
Was ihm Sorgen bereitete, war der leere Blick, der in die Ferne reichte, das leichte Zittern der Unterlippe und das nun auftretende, schmerzverzerrte Gesicht, das dem leeren Blick wich.
Ein Stöhnen entrann ihrer Kehle - und anhand der Modulation ihrer Stimme konnte er hören, dass es kein Lustvolles war. Im Gegenteil, was auch immer sie gerade erlebte, sie war an der Schwelle zur Agonie. Dann bäumte sie sich auf, tat einen langen, schmerzvollen Schrei und sackte dann, mit starrem, toten Blick zurück in die Kissen.
Er schluckte.
„Liebling?“, fragte er und tastete nach ihrem Puls.
Die Ratio, sein Verstand, sagte ihm, dass er unglaublich albern aussah, wie er nach dem Puls einer imaginären Frau tastete - jedoch er … wollte einfach nicht, dass sie starb.
Und so ging er im Kopf das durch, was er beim erste Hilfe Kurs gelernt hatte und wandte es an. Auf dem Bett war natürlich ein etwas unpraktischer Ort für eine Reanimation, aber, dies war ihm egal.
Er presste seinen Mund auf ihren und begann, ihr seinen Atem einzugeben, ehe er sich ihrer Brust zuwandte und eine Herz-Druck-Massage vornahm.
Doch gerade, als er drücken wollte, waren plötzlich ihre zwei Hände an seinem Hals, drückten zu und schneller, als er realisieren konnte, befand er sich unter ihr, auf dem Boden seines Schlafzimmers und merkte, wie sie ihm die Luft abdrückte.
Nein, das war kein erotisches Spiel, was sie gerade vorhatte - sie tötete ihn gerade.

Der Captain sah etwas entsetzt auf das, was er gerade getan hatte, steckte dann aber den Disruptor weg und wandte sich erneut zur Konsole um, als er das typische Geräusch eines sich öffnenden Kanals hörte: „Adama an den Captain.“
Cal spürte, wie die Welle der Erleichterung seinen Körper durchpulste - Adama, Starbuck und die anderen waren im Maschinenraum und waren kurz davor, zu siegen. Jetzt konnte er ihnen nur noch helfen. Er fokussierte seine Gedanken auf den Code und begann, die Eingabe zu machen, als er plötzlich ein lautes Pfeiffen hörte und eine unsägliche Hitze im Rücken spürte.
Ein Disruptor wurde da gerade abgefeuert - auf seinen Rücken.

To be continued

CaptainCalvinCat:
Kapitel 22 – Alle guten Dinge müssen zuende gehen. –

Wenn sich Jill Menacers Doppelgängerin über zwei Sachen momentan ziemlich unsicher war, dann war es einerseits ihre eigene Identität – sie sollte sich wirklich einen anderen Namen zulegen, aber welchen? – und zum anderen, ob dieser glatzköpfige Mann, den sie als Saul Tigh in den kolonialen Akten aufgeführt gesehen hatte und dessen Gesichtsausdruck nicht unbedingt Glücklichkeit verriet, und die attraktive Asiatin, die der Grund für den nicht-unbedingt-glücklichen-Gesichtsausdruck zu sein schien, ihr nicht etwas vorspielten.

So konnte sie sich ein leicht abschätziges Geräusch nicht verkneifen, als sie Sharon sah, die mit einem Kompressionsphasergewehr da stand und auf einen der beiden Männer zielte, mit denen sie die Zelle geteilt hatte. Gut, zugegeben, es war ihr Auftrag gewesen, die beiden Menschen – Saul Tigh und William Adama – zu verraten, aber wenn sie nach Durchsicht der Helo-Mission eines gelernt hatte, dann dass man die Gefühle der Acht-Einheiten nicht unterschätzen sollte. Und obwohl sie eigentlich hoffte, dass sich diese Sharon tatsächlich zu ihnen, zu ihren Brüdern und Schwestern der Zylonenbruderschaft bekennen würde, so befürchtete sie Schlimmes.
Dieser Gedanke ging vollkommen verloren, als sie sah, wie Sharon Tigh das Gewehr in den Rücken presste und ein „Beweg dich endlich“, zischte.
Und mehr oder weniger konnte – oder wollte – sie sich gerade vorstellen, wie die Gefangennahme Tighs wohl verlaufen war. Vermutlich war er verraten worden, hatte angenommen, dass er der Asiatin trauen könnte und dann gar nicht schlecht gestaunt, als der den Lauf des Gewehres in seinem Rücken spürte.

Ob sich Adama über den Verrat echauffiert hatte? Ob er ganz militärisch gewesen war und sich nicht hatte anmerken lassen, dass sie ihn enttäuscht hatte? Hatte er geflucht und sie mit wüsten Drohungen bedacht?
Irgendwie stellte sich Jill Menacer 2 genau diese Situation vor und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie das Gesicht von Adama vor ihrem inneren Auge sah und „hörte“, wie er Sharon als „Maschinenmiststück“ bezeichnete. Wann hatte die Asiatin Tigh überwältigt, wie und wieso? Was war geschehen? Sie stellte sich die Situation sehr spannend vor.


Die Tür zu einer der Waffenkammern wurde aufgebrochen und mit einer Kraft, die man ihren Armen nicht unbedingt ansah, stemmte Sharon die beiden Türhälften unter angestrengtem Stöhnen auf. Zunächst war es schwer, aber je weiter die Türhälften in die Halterung zurückglitten, desto leichter wurde es. Nach ein paar Sekunden hatte sie es tatsächlich geschafft und stemmte sich mit ihrer ganzen Kraft gegen die Hälften, damit sie nicht wieder zuschlugen. Tigh und Adama duckten sich unter ihr hinweg, betraten die Kammer und durchstöberten das Angebot an Phasern, ehe sich Tigh eines der großen Kompressionsgewehre nahm und es kurz betrachtete.

„Alter Mann, was sagst Du?“, fragte er und Adama betrachtete ihn kurz, aber gründlich, ehe er ein „Makes you look badass“ raunte. Tigh grinste, trat mit der Waffe auf Sharon zu und schaute sie an, als sie plötzlich so schnell reagierte, dass keiner der beiden Herren auch nur den Hauch einer Chance hatte. Sie griff Tigh am Kragen, zog ihn zu sich und warf sich dann nach Hinten, sodass die Türen der Waffenkammer zuschlug. Dann presste sie ihre Hände auf den Boden, hob die Beine an und begab sich zunächst in einen Handstand, ehe sie sich nach hinten sinken ließ, und wieder auf beiden Beinen angekommen war, sich duckte und das Gewehr an sich nahm. Das Ganze war eine Sache von allerhöchstens ein paar Milisekunden gewesen. Und während sie hörte, wie Adama gegen die Innenseite der Tür pochte, hatte sie sich aufgerichtet und das Phasergewehr grinsend auf Tigh angelegt.

„Ich sehe mehr badass aus.“, sagte sie dann und bedeutete dem XO der GALACTICA, mit der Aufwärtsbewegung des Phasergewehres, aufzustehen.
„Damit kommen Sie nicht durch.“, zischte der Offizier, doch sie schüttelte den Kopf: „Schon geschehen. Und jetzt folgen Sie mir zur Brücke, wenn ich bitten darf.

Hatte es sich so abgespielt?
Irgendetwas machte Jill zwar zweifeln, aber da sie keine Beweise für das Gegenteil hatte, musste sie dem Schauspiel vor ihr Glauben schenken, denn schließlich sagte jeder Kodex, den sie sich vorstellen konnte, dass der Verdächtige so lange als Unschuldig anzusehen ist, bis das Gegenteil bewiesen ist. Wobei – so stellte sie in diesem Moment fest – ein Beweis für Sharons Unschuld würde auch nicht schaden.

Kaum, dass sie dies sagte, reagierte die zylonische Asiatin – oder asiatische Zylonin? -, legte auf Tigh an und sagte, ganz locker:   „Ich wollte ihn euch als meinen Vertrauensbeweis überstellen. Wenn ihr wollt, kann ich ihn aber auch sofort erschießen.“
Sekunden tickten herunter, wurden zu Minuten, wurden zu Stunden - zumindest für Saul Tigh, dem die Situation dermaßen angespannt vorkam, dass er deutlich hören konnte, wie die Zeit langsam aber sicher verstrich.
Das Gesicht der Asiatin machte ihm und allen Anderen klar, dass Sharon das tun würde, was sie für richtig hielt und was sie dachte, tun zu müssen. Und das war, im Zweifelsfall, den Abzug des Gewehres zu betätigen und Tigh zu töten.
Doch Jill schüttelte den Kopf: „Nein, bring ihn ins Büro des Captains, ich bin sofort da und befasse mich mit ihm.“
„Sehr wohl.“, sagte Sharon und verpasste dem Commander der GALACTICA einen Stoß in den Rücken, der ihn die Treppen zum Büro des Captains heruntertaumeln ließ.

Die Brücke der Dragonfly war anders. Zwar hatte man sich seinerzeit an die Blaupausen der Intrepid-Klasse gehalten, sodass die Dragonfly denselben Grundriss hatte, wie die unter normalen Umständen baugleiche Voyager oder die Bellerophon , allerdings hatte es beim Bezug des Brückenmoduls Schwierigkeiten gegeben. So hielt sich im SWW, dem Space-wide-web, lange Zeit der urbane Mythos, dass die Crew der Dragonfly einfach etwas Besonderes haben wollten, ein „Alleinstellungsmerkmal“, das sie von allen anderen Schiffen der Intrepid-Klasse unterschied. Ein anderer Mythos besagte, dass ein Brückenmodul des Intrepid-Types nur teilweise vorhanden war, ein weiterer, dass für das Brückenmodul kein Geld mehr da war. Welcher Mythos nun korrekt war, ist nicht näher bekannt – Fakt ist, dass die Brucke der Dragonfly nicht so aussieht, wie normal.


Captain Cats Büro lag, wenn man die dreistöckige Brücke nach unten ging, auf derselben Ebene, wie es die Navigationskonsole tat. Man trat, von dieser Konsole aus, einen Schritt nach links und sah sich dann der Tür gegenüber, die den Captain oder den Offizier, der den Captain sehen musste, oder in diesem Fall Saul Tigh und Sharon Valerie, in das Büro führte, das quasi unterhalb der Brücke lag.
Als Tigh den Raum betrat, war das Erste, das er feststellte, dass das Büro klein, aber gemütlich war. Das Zweite, was er registrierte, war die Ausstattung. Sie war recht spartanisch - da war zunächst einmal der Schreibtisch, dann ein Terrarium, in dem sich zwei Schlangen aufhielten und um die Wette züngelten. Er sah ein kleines Regal, das offenbar Bücher beinhaltete und mehrere Bilder, die Cal, Teile der Crew und diverse andere Menschen, die Tigh nicht kannte, zeigten. Da war zunächst das Bild von einem glatzköpfigen Mann, der jedoch in irgendeiner Art und Weise wichtig wirkte, dann das Bild einer recht attraktiven Frau in einem roten Einteiler, die ein merkwürdiges Implantat über dem rechten Auge hatte, sowie das Bild des Captains, der gerade einen Vertrag unterschrieb.
„Das war bei der offiziellen Signierung des Vertrages von Ret’tang.“, erklang Jill Menacers Stimme hinter Tigh und der Commander drehte sich zu ihr herum.
Er lächelte: „Sie scheinen sich ja mit dem Leben ‘ihrer’ Crew beschäftigt zu haben.“
„Wir sind die Crew der Dragonfly .“, sagte die blonde Sicherheitsoffizierin und ließ sich hinter Cals Schreibtisch nieder, „Aber, wir sind auch Zylonen. Ich nehme an,  Sie haben dies inzwischen herausgefunden, oder Commander Tigh von der GALACTICA ?“
Tigh schaute Jill an: „Werden Sie doch sachlich, Miss.“
Die hübsche Blonde lächelte und lehnte sich im Sessel zurück: „Wissen Sie, ich habe mir eigentlich gedacht, dass gerade Sie, Commander Tigh, ein wenig schwerer zu fangen wären.“
„Ich hatte einen schlechten Tag.“
„Ja, das hatten Sie wohl.“, lächelte die Frau und schaute zu Sharon: „Oder liegt es daran, dass wir sie geschickt haben, um Sie zu fangen? Wir wissen von dem Zusammenhalt zwischen der Crew ihres Schiffes und waren uns sicher, dass Sie und Admiral Adama nicht zögern würden, eine Nummer Acht Einheit mitzunehmen.“
Tigh schien sich ein abfälliges Schnauben nicht verkneifen zu können. „Pfff“, spuckte er aus, „ja, ich geb zu, wir sind auf dieses zylonische Miststück reingefallen, aber es wird mir ein Vergnügen sein, sie auseinander zu nehmen. Chip für Chip.“

Sharons Phasergewehr ruckte wieder hoch, erneut hatte sie Tighs Rücken im Visier.
„Ruhig bleiben, Acht.“, sagte ‘Jill’ und lächelte den Commander an: „Wir wollen doch nicht, dass er…“
Weiter sollte sie nicht kommen.
Sharon drückte den Abzug durch.

Er hatte das Gefühl, dass Sie ihm die Luft abdrückte und, wenn er ehrlich war, tat sie das auch. Sie drückte ihm die Kehle zu und schnitt damit effektiv die Sauerstoffzufuhr ab. Gaius Baltar, Präsident, begann schon, Sterne zu sehen, wo eigentlich keine waren und fühlte, wie er dabei war, ins Dunkel der Bewusstlosigkeit abzudriften.
In einem Zustand des Schlafes das Bewusstsein zu verlieren, war etwas, das er wirklich nur zu amüsant fand.
Für den Bruchteil einer Millisekunde. Denn je mehr sie ihm die Luftzufuhr verweigerte, desto mehr Panik quoll in ihm empor. Was war, wenn er in der Realität keine Luft mehr bekam? Würde er dann sterben?
Und just, als ihn diese Gedanken beschäftigten, ließ sie seine Kehle los und schaute ihn aus tränenverhangenen Augen an: „Oh, Gott, Gaius, es tut mir leid!“
Baltar schaute sie, immer noch stark benommen, an und wusste gerade nicht, wie sie das meinte.
„Es tut mir leid, ich - ich weiß auch nicht, was gerade passiert ist. Ich war auf einmal mit einer meiner Schwestern auf der Dragonfly verbunden. Es tut mir wirklich leid.“
Damit beugte sie sich nach vorne und unterbrach wieder seine Sauerstoffzufuhr - wenn auch auf eine wesentlich sinnlichere und angenehmere Art.
In seinem Kopf drehte sich alles und er fasste nach ihren Schultern, umfasste sie kraftlos und drückte sie von sich fort.
„Liebling.“, murmelte er, „Was ist passiert?“
Natasi schaute ihn an: „Wie schon gesagt, ich war gerade mit einer meiner Schwestern verbunden. Sie ist an Bord der Dragonfly - gewesen.“
„Gewesen?“
„Ja.“, fing Natasi plötzlich an, in Tränen auszubrechen, und schilderte ihm, was geschehen war.

Natasi Godefrey hatte die Krankenstation betreten und gesehen, dass der Captain der Dragonfly versuchte, sein Schiff zurückzuerobern. Schnell hatte sie einen Phaser in der Hand, als der Captain herumgewirbelt war und sie angeschaut hatte.
Sie hatte gelächelt: „Captain, Sie brauchen keine Waffe, wenn Sie mir gegenüberstehen. Legen Sie die Waffe weg und ich werde mich Ihnen sofort ergeben.“
Cal hatte sein Gesicht verzogen und sie angeschaut: „Sie glauben, dass ich Ihre Verführungstour abkaufe? Sie sind nicht Hathor, junge Dame, sie können die Männer nicht mit Nishta gefügig machen. Auch sind Sie keine Deltanerin, sodass Sie auch nicht mit Pheromonen aufwarten können - das Einzige, was Sie sind, ist eine wunderschöne Zylonin, die ihre Reize sehr bewusst einsetzt. Nicht mit mir.“
Natasi hatte gespürt, wie ihr Gesicht sich zu einer Zornesmaske verzogen und wie sie zu ihrer Waffe gegriffen hatte.
Ihr einziger Wunsch war es gewesen, den Captain hier und jetzt zu erschießen. Doch, der Captain kam ihr zuvor.
Ein grüner Energieblitz schoss durch die Luft auf ihren Torso zu und traf sie in der Brust. Durch die kinetische Energie angetrieben, war  sie nach hinten geflogen, mindestens einen Meter weit und dann am Boden liegen geblieben. Das war der Punkt gewesen, an dem sie mentalen Kontakt mit der Natasi hergestellt hatte, die sich gerade mit Gaius Baltar vergnügte und deren Hass auf Cal sich kurzzeitig in der anderen Frau austobte. Doch dann war die Verbindung Beendet gewesen. Natasi Godefrey war tot.

Dachte man zumindest.
Denn als Cal sich umgedreht hatte, abgelenkt vom Piepsen der Konsole und von Adamas Bereitschaftsmeldung, hatte Natasi, im Sterben, nach dem Phaser gegriffen, den sie fallen gelassen hatte, auf des Captains Rücken gezielt und abgedrückt.
Cal hatte gespürt, wie sein Rücken verbrannte, schnell hatte er den Kommandocode eingegeben und war dann zu Boden gegangen.
Nun konnte Natasi in Frieden sterben.
Ihr Bewusstsein würde in einen neuen Körper heruntergeladen und sie konnte neu anfangen.
Ein Neuanfang, wie lange hatte sie einen solchen Neubeginn herbeigesehnt?
Sie wusste nicht mehr, wie lange sie im Körper dieser Nummer-Sechs-Einheit gewesen war, wusste, in dem Moment, wo ihr Bewusstsein zu schwinden begann nur, dass es an der Zeit war, sich etwas neuem Zuzuwenden.
Der Captain, dessen war sie sich sicher, war tot und niemand konnte nun noch verhindern, dass die Zylonen die Kontrolle über die Dragonfly behielten.
Vor ihrem Inneren Auge sah sie, wie Vipers versuchten, die Dragonfly anzugreifen, aber von Phaserstrahlen zerstört wurden.
Sie konnte über diese Art der Menschen nur milde lächeln.
Langsam, immer langsamer, schlug ihr Herz, bis es ganz aussetzte.
Weißes Licht verschlang alles.
Ihr Letzter Gedanke beschäftigte sich mit einer Number-Three-Einheit, die irgendwann einmal behauptet hatte, zwischen den Downloads Gott zu sehen.
War ihr Gott zwischen diesen Downloads sichtbar?
Oder war das nur eine Feedbackresonanz, verursacht durch den Downloadprozess als solchem?
Six spürte, wie ihr Bewusstsein sich immer mehr verflüchtigte und wie sie immer neugieriger auf das war, was zwischen den Vorgängen passierte.
„Ich… sehe“, brachte sie noch hervor, ein letztes Mal hob sich ihr Brustkorb - und dann rollte ihr Kopf kraftlos zur Seite und sie blieb, mit offenen Augen, tot, liegen.

Tigh spürte die Hitze des Phasertreffers und sah, wie Jill Menacers Double sich getroffen auflöste. Er drehte sich um und lächelte sie an.
Ja, er, Saul Tigh, lächelte eine Zylonin an.
Damit nicht genug - er lobte sie sogar.
„Gut gemacht, Sharon, sehr gut gemacht.“


Sharon sah mit an, wie der Mann und die Frau, die sie als Calvin Nathan Cat und Agatha Silverbird kennengelernt hatten, in der Nachbarzelle den ältesten Trick der Welt versuchten, durchzuziehen. Die Frau legte sich auf den Rücken, der Captain kniete sich neben sie und begann, aus voller Kehle um Hilfe zu schreien.
Die Tür, die den Ausweg in die Freiheit verhieß, öffnete sich  und zwei Zylonenzenturionen stapften herein. Der Captain spulte seinen Monolog ab, das Agatha gegen das Kraftfeld gelaufen sei und nun einen Nervenschock erlitten habe und die beiden Zenturionen fielen auf diesen Trick herein. Der eine fand sein Ende, weil Agatha ihre muskulösen Beine um seinen Hals schlang und ihn dann deaktivierte, der andere wurde von der Waffe des einen Zylonen niedergeschossen.
Man musste den beiden Offizieren dieser Sternenflotte wirklich eines lassen – sie konnten sich verdammt schnell anpassen und waren bereit, Leuten zu helfen. Das bemerkte sie, als der Captain den Zylonen seiner Waffe entledigte – eine Prozedur, die sie zugegebenermaßen nicht wirklich als angenehm erachtete und sich auch nicht helfen konnte. Sie verspürte Abscheu und Ekel. Es war paradox – einerseits war sie hier, in der Arrestzelle und natürlich war sie mit der Absicht hier gelandet, Mitleid bei Adama und Tigh zu erregen, aber je mehr sie mit ihnen in der Zelle saß, desto näher kamen sie sich und desto weniger konnte sie ihren eigentlichen Auftrag durchführen. Andererseits empfand sie Mitleid für ihre Artgenossen und konnte das manchmal mehr als lautstarke Jubilieren über den Abschuss eines weiteren Raiders nicht so einfach hinnehmen. Zwar tröstete sie der Fakt, dass sie in einem identischen Körper wieder erweckt wurden, dennoch musste sie es nicht mögen, dass die Menschen sich in diesem Zusammenhang von ihrer nicht unbedingt korrekten Seite zeigten.
Auch Cal, der jetzt mit leidenschaftsloser Anstrengung den Arm eines Zenturions aus der Verankerung zu reißen versuchte, um an die Waffe zu kommen, erschien ihr im ersten Moment wenig sympathisch, andererseits, schaute er zu ihr, als er es geschafft hatte und schenkte ihr ein aufmunterndes „Halten Sie durch“-Lächeln, ehe er das Gewehr hochriss und …

Sharon legte den Kopf schief, als er hörte, wie der Captain ihnen zurief, dass sie in Deckung gehen sollten und warf sich dann aus der Schussbahn, als die Waffe in der Hand des Offiziers ihren Dienst tat und das Kraftfeld lautlos in sich zusammenfiel.

Adama eilte als erster los, fing die Waffe, die der Dragonfly-Kommandant ihnen zuwarf, ohne groß hinzusehen auf, und eilte los, als Agatha Silverbird erklärte, dass es einen Weg aus der Situation gäbe. Er wollte gerade loseilen, als er sah, wie Sharon stehenblieb und auf Cal zutrat.
Es war, als würde sie magnetisch von ihm angezogen, irgendwas war da, irgendetwas, was nicht Menschlich war.
Sie schaute in seine Augen und schloss sie dann.
Nein, das war…

Lächelnd fragte der Captain, was sie da tue und im nächsten Moment ließ sie ihren Instinkten freien Lauf. Die Hand, zur Faust geballt, schoss vor, traf ihn am Kinn. Der Kommandant taumelte nach hinten, krachte gegen die Wand der Arrestzelle und rutschte mit einem dämlichen Lächeln und glasigem Blick an selbiger herunter.
Das war allerdings nur eines der Geschehnisse, die sich gerade ereignet hatten. Zum Anderen fand sich Sharons Kopf von zwei Waffen bedroht, denn Agatha und Bill hatten schnell reagiert und ihren Kopf ins Visier genommen, bereit, in dem Moment, in dem sie etwas monumental-dummes machen würde, abzudrücken.

Dennoch war es Tigh, der als sich als Erster äußerte.
„Was zum Frak, Sharon?“, entfuhr es ihm, „Was sollte das?“
„Das würde ich auch gern wissen“, ergänzte Agatha, sie über Kimme und Korn der Waffe betrachtend.
War es nötig, die Hände zu heben? Eigentlich schon, allerdings wusste sie, dass sie Recht gehabt hatte. Und mit sanften, einfachen Worten erklärte sie ihren Zuhörern, was geschehen war und weswegen sie den Captain von den Beinen geholt hatte.

Das unheimliche Halbdunkel, in dem sie anschließend unterwegs waren, gehörte nicht unbedingt zu einer der netteren Umgebungen und als sie in der Ferne sahen, wie halbschattige Schemen ihre Waffen hoben und in Position gingen, war Sharon stehen geblieben.
„Ich weiß nicht wer das ist, aber so oder so wäre die Situation eher ungünstig. Wenn es welche von meinen sind, kann ich euch hinterher immer noch befreien, wenn es welche von euren sind, erschießen sie mich doch.“, war ihr Argument und Adama, der sie verblüfft anschaute, schien der Logik des Argumentationsganges nicht verschlossen.
„Verstanden.“, sagte er und deutete auf die Stelle, an der sie standen: „Du bleibst hier. Wir kommen dann gleich vorbei.“
Und dann traten sie auf die Personen zu, die im Halbschatten standen.
 „ Starbuck , was hört man so?“, hörte Sharon und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie die Antwort der Frau hörte und den folgenden Dialog.  „Ausser dem Regen nichts.“, grinste die Frau breit und salutierte: „Schön, Sie wieder zu sehen, Sir.“
„Schön, wieder da zu sein.“, entgegnete der Admiral und sah sich kurz um, „Wir müssen dafür sorgen, dass die richtige Dragonfly crew das Schiff wieder übernehmen kann.“
„Wie sollen wir das anstellen?“, fragte eine Stimme, die Sharon nicht ganz geläufig war, nahm dies aber zum Anlass, ebenfalls auf die Gruppe zuzutreten.

Und natürlich um im ersten Moment das zu sehen, woran sie sich inzwischen gewöhnt hatte: Waffenläufe, die auf sie gerichtet wurden.
Adama hob beide Hände und schaute in die Runde – mit der Selbstsicherheit eines großen Feldherren räusperte er sich und begann, mit dunkler, rauer Stimme seinen Plan vorzutragen.


Es war Adamas Plan gewesen, auf der Brücke ein Chaos zu veranstalten, aber es war dabei die Idee Sharons gewesen, eine Gefangennahme zu simulieren.
„Wann kam man schon mal ansonsten mit geladenem Phasergewehr auf die Brücke?“, war ihr Argument gewesen und das war entsprechend stichhaltig, sodass Bill Adama und Saul ihr nicht großartig wiedersprechen konnten.
Der Waffenfeueralarm ging los, das Ablenkungsmanöver war geglückt.
Denn jetzt würden die Sicherheitsoffiziere sich zunächst mal auf die Einnahme des Captains Office beschränken, was der ganzen Sache sehr gelegen kam.
Es würde sich genug Zeit ergeben, damit an anderer Stelle das wichtigste Element des Planes abgewickelt werden konnte.

Das enervierende Klaxon war das Zeichen für Adama, Kara und die Anderen, loszuschlagen.
Sicherheitsoffiziere wurden gerade aus dem Maschinenraum abgezogen, die Ingenieurscrew war zwar immernoch vollzählig, was aber eigentlich kein Problem darstellen sollte.
Die Tür zum Maschinenraum öffnete sich und Master , sowie Bee, kamen in den Maschinenraum gestürmt, mit ihren Gewehren die ersten Schüsse auf die feindlichen Ingenieure abfeuernd.
Die ersten Menschen sanken getroffen zu Boden, als plötzlich ein Phaserstrahl dicht über Bees Kopf herzischte. Scotty Middlegate hatte sich aus seinem Büro begeben und beschlossen, in den Kampf einzugreifen.
Master riss sein Maschinengewehr hoch und gab eine ungezielte Salve in die Richtung ab, aus der der Phaserstrahl gekommen war. Konsolen barsten, aber das war es auch schon.
Da schien sein Freund Bee eine Idee zu haben. Er gab Master s einen kurzen Klaps und deutete auf eine Leiter, die in eine über dem Maschinenraum liegende Ebene führte. Eine technische Ebene mit unzähligen Konsolen und anderen technischen Spielereien.
„Mich dünkelt, ich werde mal Tarzan spielen und mich da hoch schwingen.“, lächelte Bee und Master s antwortete: „Dann auf auf, und davon. Ich werde dich solange decken.“
„Keine Anbiederungsversuche, das schickt sich nicht unter Herren.“, grinste der Andere und der Mann mit dem Gewehr lächelte kurz: „Dann haun wir mal dem Kater in den Sack.“
Während dieser Unterhaltung hatte sich Scotty aus der Deckung gelehnt und sein Schussfeld hatte sich zweifelsohne verbessert. Er brachte sein Phasergewehr in Schusshaltung und schaute durch das hochgeklappte Visier, um optimalere Schussbedingungen zu haben.
Die hatte er nun und so krümmte er seinen Finger um den Abzug.
Der orangene Strahl zischte von der Emitterspitze des Phasergewehres zum Torso des Kolonialoffizieres. Funken sprühten und Bee flog in einem kunstvoll aussehenden Stunt ein paar Meter nach hinten, ehe er zusammenbrach.
Doch sofort war ein neuer Offizier da, um Bee zu ersetzen.

Die Tür öffnete sich und mit schneller, militärischer Präzision betrat Kara Starbuck Thrace den Raum. Wenn sie lange Haare gehabt hätte, würden sie momentan wild hinter ihr her wehen, aber sie trug ihre Frisur militärisch-kurz. Genauso kurz wie ihre Reaktionszeit – sie brauchte gar nicht großartig zu Zielen, sah den Klon des Dragonfly-Chefingenieurs, lehnte sich zur Seite, als er einen Schuss auf sie abgab, kam wieder hoch und feuerte zwischen seine Augen.

Der „Offizier“ hatte noch nicht mal mehr Zeit, aufzustöhnen, er fiel sofort zu Boden.
Karas Herz schmerzte - sie hatte den Offizier an Bord der GALACTICA kennengelernt und wollte ihn eigentlich gar nicht töten. Jedoch war dieser Offizier der Dragonfly ein Klon, ein zylonischer Doppelgänger und dadurch legitimierte sich die Sache doch. Nicht viel, aber ein wenig.
Sie hob ihre linke Hand um 180 Grad nach oben, und deutete so den Mitgliedern des Entertrupps an, dass der Maschinenraum bis hierher zumindest, sauber wäre.
Adama kam als nächster herein, es folgten Truck und Shaft . Die letzten beiden sicherten die Rückseite des Enterkommandos.
Dann piepte Adamas Kommunikator und der Admiral klopfte auf das broschenähnliche Gerät, dass er sich aus einem Vorratsdepot genommen hatte.
„Tigh an Adama?“
„Adama hier?“
„Wir haben das nötige Chaos, wie sie sehen, veranstaltet, Sir.“, hörte man Tigh aus dem Funkgerät sagen.
Doch man hörte noch was anderes. Phaserschüsse.
„Commander, was ist da los?“
„Bitte warten.“, hörte man Tigh sagen.

Im Büro des Captains ging es drunter und drüber.
Sharon hatte sich mit ihrem Phasergewehr in der Tür postiert und feuerte auf heraneilende Sicherheitsoffiziere, während Tigh sich, auf Anraten der Zylonischen Doppelagentin hin, ein wenig mehr ins Büro zurückgezogen hatte.
Doch, gerade als Tigh dabei war, den Lagebericht durchzugeben, materialisierte der erste feindliche Offizier im Büro.
Tigh, der die Datenbanken durchgesehen hatte, wusste sofort, dass es sich hierbei um Fähnrich T’g’Hug handelte, einen klingonischen Offizier. Er zog sein D’k’tagh, einen klingonischen Dolch mit zwei Seitenmessern und hieb, ohne sich umzusehen, sofort in den Körper Sharons.
Diese gab ein schmerzerfülltes Stöhnen von sich und taumelte zurück.
Tigh war sofort bei ihr, hatte ihr Phasergewehr in der Hand und riss es hoch. Diese Handlung beschützte ihn vor einem weiteren Hieb des Klingonen und so konnte er die Phasergewehrmündung auf den Klingonen ausrichten und feuerte.
T`G`Hug erstarrte in der Bewegung und löste sich auf.
Schnell hatte Tigh das Phasergewehr fallen lassen und ging neben Sharon in die Knie.
Diese öffnete ihre Augen und schaute den Mann an.
Ihr Puls ging heftig und er sah, wie das Blut aus ihrer Wunde, die sie in der Seite hatte, herausgepulst kam.
Und es passierte etwas mit ihm. Etwas, was er nie gedacht hätte.
Er merkte, wie er Mitleid mit dieser Frau bekam.
„Es wird schon wieder.“, hörte er sich sagen und schüttelte innerlich den Kopf.
Diese Sprüche waren doch recht abgeschmackt und er hatte das Gefühl, dass es einfach nur hohle Phrasen waren. Aber, so sagte er sich, besser diese hohlen Phrasen, als sie in Angst und Sorge sterben zu lassen.
Und er merkte, wie in ihren Augen ein wenig Trost aufflackerte.
Sie fühlte sich geborgen und - er wusste einfach, dass er das richtige Tat.
Dann tat sie noch einmal einen schweren Seufzer und - atmete nicht mehr.
Er betätigte seinen Kommunikator und räusperte sich: „Tigh an Adama? Sharon ist tot.“

Sharon hatte das schwarze, muskelbepackte Schemen neben ihr gar nicht bemerkt, erst, als sie den stechenden Schmerz fühlte, der in ihrer Seite explodierte.
Ein schmerzerfülltes Stöhnen verließ ihre Kehle und sie spürte, wie ihre Beine nachgaben.
Sie taumelte gegen den Türrahmen und sank daran herunter.
Kurzzeitiger Blackout, dann, als sie wieder zu sich kam, war Tigh über ihr und sprach ihr Trost zu, von dem sie wusste, dass er nicht ernst gemeint war und gar nicht erst ernst gemeint sein konnte. Sie hatte einen tödlichen Treffer erlitten, eine solche Verwundung konnte nicht ‘schon wieder werden’.
Nein, sie würde sterben und sie wusste es.
Aber - es machte ihr nichts aus.
Sie würde in einem neuen Körper wieder erwachen und würde wissen, dass Sie sich das nächste mal von kämpfenden Klingonen fernhalten würde.
Kurzzeitig dachte sie noch daran, dass dies mittlerweile ihr achter, oder neunter Körper war, in den sie seit Anbeginn heruntergeladen worden war und sie spürte eine gewisse Befreiung. Sicher, sie würde auf einem Zylonenbasisstern zu sich kommen, umzingelt von - wer wusste es schon? Fives? Sixes? Twentiethrees?
Oder einem neuen Modell, von dessen Fertigstellung sie die Föderationssix informiert hatte?
Dessen Indienststellung die hübsche Blonde selbst miterlebt hatte?
Wer wusste schon, was noch vor ihr lag?
Wer wusste schon, welche Reise sie noch zu machen hatte?
Sie wusste es nicht, aber sie wusste eine Sache.
Und dies wurde ihr in dem Moment klar, als ihre lebenswichtigen Organe begannen, zu versagen und sie starb - eine regelmäßig nicht sehr angenehme Erfahrung - sie wusste, dass ihre Reise gerade erst begänne.
Neun Körper? Was war das schon, gemessen in Zylonenzeit? Nichts.
Neun Körper, das waren neun Leben, davon 5 um ungefähr die Hälfte verkürzt.
Nein, neun Körper, neun Leben, waren im Vergleich zur Unendlichkeit und Unsterblichkeit der Zylonenseelen nichts, ein Katzensprung über den Teich der Unendlichkeit.
Und gerade, als sie dabei war, ihren letzten Atem zu tun, spürte sie auf einer elementaren Ebene, wie eine weitere Seele in den Datenstrom zum nächsten Basisstern eintauchte - es war die Föderationssix, die gerade von Captain Cat erschossen war, wie Eight auf diesem Wege erfuhr.
Der Captain hatte auf sie mit einem Disruptor gefeuert und diese Dinger waren verdammt tödlich - selbst für robuste Zylonenkörper.
Und dann glaubte Eight, ihr Herz bliebe stehen, was sie angesichts ihrer Verwundungen nicht gerade überrascht hätte. Die Sixeinheit teilte ihr mit einem Lächeln des Triumphes mit, dass sie es geschafft habe, auf Cal zu feuern und ihn voll in den Rücken getroffen habe.
War der Captain tot?
Wenn ja, könnte es sein, dass der ganze Plan nicht mehr durchführbar wäre, denn man brauchte die Kommandocodes des Captains um die Ambientekontrolle zu manipulieren. Obwohl auch Commander Silverbird in der Lage wäre, die Ambientekontrolle zu manipulieren - sie müsste lediglich Cals Codes knacken. Das jedoch brauchte Zeit und die einzige Möglichkeit, die Dragonfly vor der endgültigen Übernahme durch die Zylonen zu stoppen wäre…
das waren Sharons letzte bewusste Überlegungen, dann ging ihr Körper in ein konvulvisches Zucken über und wenige Sekunden später war sie tot.

Agatha betrat in dem Moment die Krankenstation, als Cal zusammenbrach und eilte zu ihm, um nach seinem Puls zu tasten. Er raste förmlich, was bei einem Phasertreffer nichts ungewöhnliches war. Schnell, den klingonischen Disruptor nehmend, den der Captain sich gegriffen hatte, kam sie, die Waffe im Anschlag haltend, hinter der Tür hervor und zielte auf die reglos daliegende Blonde in dem offenherzigen Outfit.
Mit ein paar schnellen Schritten war sie neben der Frau, trat den Phaser weg und ging dann in die Knie, um nach ihrem Puls zu tasten. Aber, da war nichts.
Natasi Godefrey, die Frau, mit der die Misere auf der Dragonfly angefangen hatte, war tot.
Schnell griff Agatha nach dem Phaser und überprüfte die Einstellung. Stufe 2.
Standardhumanoide waren nicht länger als fünf Minuten ohnmächtig, wenn sie von diesem Strahl getroffen wurden - wenn überhaupt.
Mit einigen beherzten Schritten war sie auch schon wieder neben Cal und stubste ihn an.
„Hey, Cal, aufwachen.“
Der Captain öffnete langsam und träge die Augen: „Ja, Agatha?“
Dann schien er sich daran zu erinnern, was geschehen war, fuhr hoch und tastete nach seinem Rücken.
Agatha gab ihm einen Kuss auf die Lippen und lächelte ihn beruhigend an: „Cal, keine Sorge, sie hat dich mit diesem Phaser angeschossen - willst Du sehen, auf was die Waffe stand?“
Cal schüttelte den Kopf: „Nein.“
Er erhob sich und wandte sich zu der Konsole, die noch um seinen Sicherheitscode bat.
Schnell gab der Captain diesen ein und wandte sich dann wieder an seine Erste Offizierin.
„Wir sollten miteinander schlafen.“
„Cal!“, machte Agatha und es klang nach einer Mischung aus Überraschung, Nicht-Zustimmung und einem kleinen Bischen Zustimmung.
„Erm… ich meine, wir sollten ins Bett gehen.“
Ihr Blick wurde ein klein wenig deutlicher und sie schaute ihn an – wissend, worauf er hinauswollte, allerdings, warum sollte sie die Gelegenheit verschwenden, den Captain mal eine perfekte Erklärung abliefern zu lassen? Das tat er sonst so selten.
Der Captain lächelte: „Das Schiff wird gleich mit K.o. Gas geflutet, wie Du sicherlich weißt. Ich habe nicht vor, hier auf dem Fußboden mein Nickerchen zu halten - solltest Du übrigens auch nicht, also gehen wir schön in mein Quartier und legen uns ins Bett.“
Agatha schüttelte lächelnd den Kopf: „Du bist bekloppt, weißt du das? Wir sollten versuchen, bis zuletzt zu Kämpfen um die Dragonfly davon abzuhalten, in Feindeshand zu gelangen.“
Nun war es an Cal, zu lächeln: „Sollten wir vielleicht, aber wenn ich überlege, dass das ganze Schiff in ungefähr 5 Minuten sowieso schläft - ich sehe keinen Sinn darin, jetzt noch großartig auf die Kacke zu hauen.“

Sharon war tot.
Diese Worte brannten sich in Adamas Bewusstsein und er spürte, obwohl er wusste, dass sie ja in einem Wiedergeburtsschiff in einem neuen Körper heruntergeladen wurde, wie seine Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen.
Eine andere Stimme in seinem Kopf sagte ihm jedoch, dass es für Trauer später genug Zeit geben würde. Jetzt galt es erstmal, seinen Auftrag auszuführen.
Schnell machte man sich auf den Weg zu den Ambientekontrollen und suchte die Sauerstoffversorgung.
Als Sabine ‘ Truck ’ Meyer sie gefunden hatte, schraubte die Frau mit flinken und geschickten Fingern den Zufuhrschlauch ab und tauschte den Sauerstoffbehälter gegen den Anästhesiegaskanister aus.
Adama klopfte auf seinen Kommunikator: „Adama an Tigh. Wir beginnen mit der Prozedur.“
„Jawohl, Sir.“
„Sir, die Ambientekontrollen sind vom Captain freigegeben. Wir können.“
„Sehr gut.“, sagte Adama und aktivierte die Belüftung.

Der Geruch der Luft änderte sich.
Hatte die Luft vorher neutral gerochen, lag nun ein recht süßlicher Geruch, wie von gezuckerten Erdbeeren, in der Luft.
Der Captain und sein erster Offizier sahen sich an und wussten beide, was das bedeutete.
Adamas Team hatte Erfolg gehabt.
Sie mussten ein paar Zähne zulegen, wenn sie nicht mitten auf dem Gang einschlafen wollten.
Nach ein paar Minuten war die Sicht beider Offiziere schon leicht verschwommen und schon der ein oder andere narkotisierte Zylone war ihnen vor die Füße gefallen.
Gerade passierten sie einen Korridor, in dem eine Zylonin, die nach dem Ebenbild von Bordcounselor Linda Layd gebaut worden war, gerade vor einer Tür in sich zusammensackte.
Dann öffnete sich eine weitere Tür und Cal musste zwei bis drei mal hinsehen, um sich zu vergewissern, dass es tatsächlich sein Quartier war, vor dem sie standen. Es war das Quartier.
Sie taumelten auf das Bett zu und sanken in die Kissen. Der Captain legte seine Arme um den ersten Offizier und spürte, wie sich jemand anderes an ihn kuschelte.
‘Sekunde mal, da stimmt was nicht.’, dachte sich Cal und fuhr hoch. Neben sich lag Agatha Silverbird und - Agatha Silverbird.
Gerade in dem Moment kam sein zylonisches Gegenstück durch die Tür und murmelte: „So, Agatha, jetzt bin ich fer…“
Er realisierte Cal und schüttelte benommen den Kopf: „Was tust Du hier?“
„Das is mein Bett.“, lallte der Captain und stand auf um, wankenden Schrittes, zu seinem Waffenschrank zu taumeln.
Er öffnete den Waffenschrank, fingerte mit bleischweren Gliedern und Lidern nach einer, seiner Waffen.
Die Waffenkonstellation im Schrank war zweifelsohne ungewöhnlich und tödlich.
Es lagen Tötungsmechanismen aus drei Jahrhunderten darin. Da fand sich die Neun Milimeter, die er in seiner Zeit beim BKA getragen hatte. Da war die Zat’n’kitel, die er bei sich gehabt hatte, als er im SGC auf Missionen gegangen war - und da war nicht zuletzt ein altmodischer Phaser, wie er zu den Zeiten von Captain Kirk und Dr. McCoy benutzt worden war.
Müde griff sich Cal die Waffe, die ihm am Nächsten lag.
Walther PPK, schwarzglänzender Lauf, 7.65 mm Halbmantelgeschosse. Durchaus in der Lage, menschliches Leben zu beenden.
Was genau er murmelte, wusste er nicht, er wusste nur, dass er irgendwas von sich gab - ob es nun ein geistreiches Bonmot war oder ein platter Wortwitz oder unzusammenhängende Laute, er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er plötzlich nicht mal mehr die Kraft hatte, aufrecht zu stehen. Seine Beine zogen ihn zu Boden und er versank in einem tiefen Schlummer.

Die zylonische Version des Captains hatte dieselben Gedankengänge wie sein fleischliches Original und wollte, wenn er noch nicht allzu schläfrig war, noch ein wenig mit Agatha, seiner Agatha, sprechen, oder sich anderen Ideen hingeben. Er hatte sich die Zähne geputzt, hatte sich soweit umgezogen und machte sich nun auf den Weg zur Tür, als er sah, dass in diesem Bett zwei Agathas sowie ein weiterer Cal lagen.
Gut, gegen die zwei Agathas hatte er jetzt nichts, auch wenn eine davon nicht die zylonische Version war, wen kümmerte es?
Das da ein Mann in seinem Bett lag, darüber hinaus auch noch er selbst, das war es, was er nicht allzu leicht verdauen konnte.
Er hatte „So, Agatha, jetzt bin ich fer…“ gemurmelt, als er den anderen Mann realisiert hatte und merkte, wie die Welt ein klein Wenig nachzog.
„Was tust Du hier?“, murmelte er aus Lippen, die aus Stein zu sein schienen, so schwer, wie sie waren.
Sein anderes Ich erhob sich, gott sei dank vollständig bekleidet, denn der Zylone wollte das nackte, menschliche Ebenbild mit Sicherheit nicht sehen, obwohl er ja nach seinem Ebenbild erschaffen worden war. Aber dennoch, das wollte er einfach nicht sehen.
Sein Doppelgänger wankte zu dem Schrank, in dem er - beziehungsweise, sein anderes Ich - die Waffen gelagert hatte und kramte mit bleischweren Händen eine Neun Millimeter heraus, deren Schlitten er zurückzog und dann auf ihn richtete.
Er öffnete ihn, schnappte sich eine Waffe und legte auf seinen Doppelgänger an: „So, dann werde ich dich mal eigenhändig downloaden.“
Dies murmeln und zusammenbrechen, war für den fleischlichen Captain eines.
Der Mensch verdrehte die Augen und sank zuerst auf die Knie, um dann mit dem Gesicht nach vorne, zu Boden zu sinken.
Der Zylone schüttelte den Kopf, hob den Kopf des Menschencaptains an und überlegte, dass er lediglich eine halbe Drehung bräuchte, um dem Captain das Genick zu brechen - aber da spürte er ebenfalls die einschläfernde Wirkung des Gases und spürte, wie die Welt extrem nachzog.
Schnell wollte er seine Tat vollenden, als er sah, wie eine Agatha aus dem Bett stieg und auf ihn zutaumelte. Dann griff sie Cals Waffe, die der Menschencaptain hatte liegen lassen und feuerte auf den Zylonen.
Der zylonische Captain spürte den Treffer kaum, er wusste in dem Augenblick, als er den Schuss hörte, dass es vorbei war.
Wobei, „vorbei“ war bei den Zylonen immer ein relativer Begriff.
Er merkte, wie er nach hinten, in die Ecke taumelte, die Schrankwand und Kabinenwand miteinander verband und kraftlos in der Ecke in sich zusammen sackte.
Gleichzeitig spürte er, wie eine angenehme Losgelöstheit von seinem Körper Besitz ergriff.
So fühlte sich also der Tod an.
Keine Filme, die vor dem geistigen Auge ablaufen, ob mit oder ohne Werbeunterbrechung.
Kein ‘Diesen Rückblick präsentiert Ihnen auf ihr Leben  Ihr Bestattungsunternehmen Schwarz.’.
Nichts, nicht einmal der Mann, der sonst immer im Kino Eis verkaufte, kam herein.
Er spürte, wie sich sein Bewusstsein mit einem Strom anderer Bewusstsein vermengte und spürte, wie er…
Die leeren Augen des zylonischen Captains beinhalteten nach mehreren Sekunden kein Leben mehr.
Mit kaltem, toten Blick schaute er in die Ferne.
Man hätte meinen Können, dass er nachdachte - wäre da nicht dieses Loch in seiner Brust gewesen.

Agatha sank in die Knie, tastete nach dem Puls ihres Captains und stellte erleichtert fest, dass er noch lebte. Sie zog ihn zu sich und merkte, wie sein Kopf schwer auf ihrem Schoß lag.
Lächelnd schüttelte sie dann den Kopf: „Das war so ein Cal-Stunt. Der Junge ist echt bekloppt. Aber ich glaube, deshalb liebe ich ihn so sehr. Gerade weil wir beide so unterschiedlich sind.“
„Das wird es sein.“, hörte sie die Stimme ihres Duplikates, dass aufstand und zu ihrem Captain herübersah.
Agatha wollte die Waffe heben, doch sie hatte keine Kraft dazu.
Und die zylonische Agatha schüttelte den Kopf: „Keine Sorge, ich werde weder ihn, noch dich töten. Erstens bin ich dazu viel zu müde, zweitens möchte ich nicht, dass er das durchmacht, was ich nun durchmache, sprich, den Verlust eines geliebten Menschen. Schlaf einfach ein Agatha, ich verspreche, ich werde dir nichts tun.“
Das war das Letzte, das die schöne Menschenfrau mitbekam.

Die zweite Agatha war zwar schon ein bischen benebelt, aber noch nicht so, dass sie sich nicht hätte gegen einen möglichen Angriff wehren können. Doch als sie sah, wie ihr fleischliches Ebenbild ihren Freund erschoss, spürte sie kurzzeitig mörderische Wut.
Sie wollte ihrer Doppelgängerin das Genick brechen - sie wusste, sie könnte es. Doch gerade, als sie überlegte, ihren Plan in die Tat umzusetzen, sah sie, wie die menschliche Agatha den Kopf des Menschlichen Cals auf ihren Schoß bettete und versuchte, ihn irgendwie mit ihrem Körper zu schützen.
Natürlich war die Menschenfrau inzwischen so benommen, dass sie es nicht mehr richtig hinbekam und als die Zylonin sich aufrichtete, hatte die Menschenfrau versucht, nach der Waffe zu fingern.
Doch Agathas Hauptaugenmerk ruhte auf dem bewusstlosen Menschencaptain und dem toten Zylonengegenstück.
Sie könnte Agatha jetzt einfach töten, aber - sie wusste, dass dies Cal nur Trauer und Schmerz verursachen würde. Und, obwohl er ein Mensch war, war er doch ein Klon des Mannes, den sie liebte. Und allein schon aus dem Grunde wollte sie nicht, dass Cal Trauer und Schmerz über den Tod seiner Freundin empfand.
Als die hübsche Menschenfrau dann ebenfalls das Bewusstsein verlor, lächelte die Zylonin und griff sich eine Decke, mit der sie die beiden dann zudeckte. Dann beugte sie sich nach vorne und drückte dem menschlichen Cal einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, was dieser durch ein schläfriges Stöhnen quittierte.
Die Zylonin lächelte, merkte, wie sie nun ebenfalls immer schläfriger wurde und mit letzter Kraft begab sie sich zum Leichnam ihres Geliebten.
Sie umfasste ihn, zog ihn auf die Beine und klopfte drei Mal auf ihren Kommunikator.
Der Leichnam und die Zylonin dematerialisierten sich.

Raum 4711 war der einzige Raum, der nicht von dem Schlafgas betroffen worden war.
Hierhin hatten sich das Enterkommando der GALACTICA zurückgezogen und hierher war auch Tigh unterwegs, als er, mit letzter Kraft in den Raum stolperte.
Adama lächelte ihn an: „Na, Jungspund? Kleiner Sprint durch die Gänge?“
„Ja, alter Mann.“, lächelte Tigh zurück und wandte sich dann an Starbuck : „Stellen Sie Kontakt mit der GALACTICA her. Sagen Sie unseren Männern, sie können die Dragonfly entern. Es ist alles in Ordnung, an Bord.“

To be continued

CaptainCalvinCat:
Kapitel 23 – Die Lösung

Minuten, nachdem der Funkspruch abgesetzt wurde, umkreisten diverse Vipers und Raptoren die leblos-daliegende Dragonfly, wie Wespen ein besonders saftiges Stück Pflaumenkuchen.
„Home, sweet Home“, schoss es Ran Sato durch den Kopf, die im hinteren Teil einer Raptor mitansah, wie sie immer näher und näher an die still daliegende Dragonfly herankamen. Sie merkte, wie ihr Herz pochte – bald wäre sie wieder dort, wo sie hingehörte: Daheim.

Ihr Aufenthalt an der NCC 0815-A hatte ihr die Bedeutung von Heimat, Freundschaft und sogar Liebe näher gebracht, als es jeder Vorbereitungskurs bei ihrer Mutter je zu vermitteln vermocht hätte. Anfangs, als sie aus dem Abflughangar der GALACTICA losgeflogen waren und die Dragonfly noch einer der Punkte in der unendlichen Weite des Firmaments gewesen war, konnte sie sich noch zurückhalten, aber je näher sie kamen, je deutlicher die Form der Intrepid -Klasse wurde, je detailgetreuer der Anblick wurde, desto mehr fühlte sie sich tatsächlich so, als gehöre sie dorthin.
Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und als der Raptor zu einem Sinkflug ansetzte und sie nocheinmal einen Blick auf die Hüllenbeschriftung werfen konnte, da merkte sie, wie ihr Herz immer kräftiger zu pochen begann.

Die blauen Augen Jill Menacers hatten sie gefunden und die blonde Sicherheitsoffizierin blinzelte sie verblüfft an.
„Was ist denn mit Dir los?“, fragte sie mit einem leichten Dialekt, der ihre Wiege deutlich nach San Francisco legte, was Ran mit einem leichten Schulterzucken beantwortete.
„Ich weiß es nicht“, gestand sie, „ bis gerade eben hab ich nur daran gedacht, dass es ja effektiv ein Job wie jeder andere ist, den wir hier machen – aber als ich die Dragonfly gesehen habe… ich glaube ich hab eine Gänsehaut.“
Ein Lächeln legte sich auf Jill Menacers Lippen, als sie die Asiatin betrachtete, „Das Gefühl, nach Hause zu kommen, ja?“
Nun zeigten Rans Gesichtszüge einen Ausdruck unglaublicher Freude und Herzlichkeit, als sie nickte und nur „Aha“ machte. Dies war bei der Astrophysikerin nicht als Ausdruck des Verstehens zu sehen, sondern als Ausdruck der Zustimmung.
Wieso sich in diesem Moment Alexander Munroe zu Wort meldete und sagte „Erstmal abwarten, ob unser Zuhause immer noch so aussieht,wie wir es verlassenhaben“, war etwas, was sich Jill ab diesem Moment fragte, aber sie würde sich nicht wundern, wenn die Sache nicht irgendwelche Gründe hatte. Sie warf dem Chef des Hazard-Teams einen fragenden Blick zu, der die Lippen aufeinanderpresste, mit den Schultern zuckte und gleichzeitig die Augenbrauen hob, ehe er ein „Fragen Sie mich was Leichteres“ murmelte.

Kaum, dass der Raptor aufgesetzt hatte und sich die Tür öffnete, waren sie auch schon auf den Beinen, verließen das Raumgefährt und sammelten sich im großen, momentan nicht mehr ganz so leeren Shuttlehangar. Neben einigen Marines und Sternenflottenoffizieren, die mit Vipern und Raptoren hierher gelangt waren, waren überall leblose Zylonen über den Hangar verstreut. Ran ging neben einer der Leblosen in Deckung, stellte fest, dass er auf dem Bauch lag und drehte ihn um.

Telsia Murphy ließ ihren Adlerblick durch den Hangar schweifen, hatte sich ihr Phaserkompressionsgewehr aus dem Transporterpuffer geholt und ihr HUD aufgesetzt.
„Sieht ziemlich leblos aus.“, sagte sie in Richtung Alexander, der, mit erhobenem Phasergewehr ebenfalls die Umgebung abtastete. Der muskulöse Offizier nickte, schob sein kantiges Kinn entschlossen nach vorne und schaute sie mit diesem Kommandantenblick an: „Ich würde vorschlagen, wir schauen uns mal um.“
„Gute Idee – aber pass auf, nicht, dass wir wieder in einer Krankenstation landen.“, lächelte sie und seufzte danach, als sie sich an ihren Trip auf die Scavenger-Basis im Forge-Raum erinnerte. Damals hatte sie Munroe gerade helfen können, über einen großen Abgrund zu kommen, in dem sie eine Art Kran aktivierte, dann hörte sie noch ein „Pass auf, Telsia, hinter Dir!“, ehe ein Typ, der aussah, als wäre er der Sternenflotte des 23. Jahrhunderts entsprungen, hinter ihr auftauchte und sie mit einer Art Laser-Maschinengewehr niederschlug. Sie war erst wieder in der Krankenstation zu sich gekommen, über sich den Arzt sehend, der mit einem schleimigen Lächeln feststellte „Sieh da, unsere Gefangene ist ein bischen stur.“
Und dann, zu einem Offizier seiner Crew gewandt: „Bringen Sie mir das Veritrax 12 aus dem Labor. Es ist das blaue Hypospray.“
Und gerade, als sich der Offizier auf den Weg machte, blickte er sie an, schenkte ihr ein kurzes Lächeln und wirbelte herum, um auf den Doktor zu schießen. Dieser krachte gegen einen Tisch, seine Knie gaben nach, er riss im Fallen mehrere Ampullen mit sich, die auf dem Boden zerbrachen und konnte nur noch ein „Verräter“ hauchen, ehe er die Augen schloss.
„Keine Sorge, er ist nur bewusstlos.“, stellte der Offizier fest, löste ihre Fesseln und schaute sie an: „Telsia, kannst Du mich verstehen?“
Vermutlich lag es an dem Schlag auf den Kopf, aber sie konnte ihn wirklich erst zu diesem Zeitpunkt richtig erkennen – und ein Grinsen nicht unterdrücken. Da hatte sich Munroe tatsächlich einen Kapuzenoverall eines Crewmitgliedes dieses verrückten Schiffes übergeworfen?
Erst, als sie zu Hause waren, auf der Voyager, und sich in Neelix Messe über die Mission unterhielten, kamen sie auf die merkwürdigen Uniformen zu sprechen, die bei Frauen eine Bauchfrei-Variante der normalen Sternenflottenuniform war, während die Männer eher eine Art „ärmelloses Shirt“ trugen. Und als sie über das Symbol sprachen, das sie überall auf dem Schiff gesehen hatten – der weite Erdenrund mit einem Schwert, der ihn durchstieß – da fiel ihr ein, was sie mal in einem Kurs über Föderationshistorie gelesen hatte.
Dieser Teil der Scavenger-Basis war nicht nur ein Schiff der Constitution-Klasse aus dem 23. Jahrhundert, seine Besatzung gehörte dem Paralleluniversum an, das Kirk seinerzeit besucht hatte. Irgendwie fand sie das selbst jetzt, Jahre nach dem Zwischenfall, sehr lustig. Ein Schiff aus dem Paralleluniversum, in dem die Guten böse und die Bösen richtig böse sind und in dem die direkteste Art der Beförderung ein Dolchstoß zwischen die Rippen seines Vorgesetzten ist – ein Schiff aus diesem Paralleluniversum landete in ihrem. Das war schon einmal eine Situation, deren Wahrscheinlichkeit ziemlich gering war. Noch geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit diesem Schiff eine Strandung im Delta-Quadranten hinlegten und auch noch in diesen Teil des Quadranten gezogen wurden.

Als sie sich an einem Abend mit Munroe, Agatha Silverbird und Calvin Cat unterhalten hatte, grinste Letzterer: „Klar, das ist ungefähr genau so ein Zahlenspiel wie der Werbespot einer Erfrischungsgetränkefirma zur Fußball-EM 2012. Die Chance, last minute Karten für ein begehrtes Fußball-Spiel geschenkt zu bekommen, ist schon gering. Dass diese Karten in der Nähe von 5 scharfen Blondinen sind, ist noch geringer und die Wahrscheinlichkeit, dass einer der beiden Erfrischungsgetränkekonsumenten von einer der scharfen Blonden dazu aufgefordert wird, ‚mit ihm einen Trikot-Tausch zu vollziehen’ flirtet mit der Grenze der Unmöglichkeit. So ist es auch hier.“

Als Munroe sich neben ihr bewegte und ausrückte, mit in Schussbereitschaft gebrachtem Phasergewehr,  riss sich die Frau in die Gegenwart zurück, hob ihre Waffe ebenfalls und machte sich auf den Weg.  Mit in Schussbereitschaft gebrachten Waffen, schlichen die Offiziere vorwärts, bereit, sofort auf jemanden zu schießen, der ihnen vor die Waffen sprang.
Langsam und vorsichtig bewegte man sich vorwärts, gab sich Zeichen, versuchte, die Kommunikation auf ein Minimum zu reduzieren.

Ran hatte gerade neben dem bewusstlosen Zylonen gekniet, stellte fest, dass er wie Richard Joke aussah, der einer ihrer Kollegen in der Astrometrie war, und der es gar nicht schätzte, wenn man ihn Dick Joke nannte. Andererseits, wer, der auch nur über den Hauch eines Schattens eines fundamentalen Grundverständnisses englischer Kolloquismen verfügte, würde sich gerne so nennen lassen? Richard Jokes Doppelgänger lag also bewusstlos vor ihr und sie schüttelte den Kopf, als sie diese Tatsache verdaute.
Und da fiel ihr ein, was man ihr erzählt hatte, als sie aus ihrer Ohnmacht erwacht war.
Die Zylonen wurden von Menschen erschaffen. Sie entwickelten sich. Sie rebellierten. Sie sehen aus und fühlen wie Menschen. Einige sind darauf programmiert, zu glauben, sie wären Menschen. Es gibt viele Kopien. Und sie haben einen Plan.
Aber wie mochte dieser Plan aussehen? Würde er hier enden, hier, auf der Dragonfly ?
Und während sie so nachdachte, hörte sie plötzlich, wie die Schotten des Hangars auf und wieder zuglitten. Ihr Kopf ruckte hoch und sie seufzte. Verdammt, hatte man sie hier vergessen?

Sie erreichten den Maschinenraum.
Aus irgend einem Grund war die Beleuchtung ausgefallen, das war den Offizieren schon bei der Landung ins Auge gesprungen, weswegen sie die Glühlampen auf den Phasergewehren aktivieren mussten.
Ein paar Meter vor ihnen lag eine Gestalt auf dem Boden und Jill schlich näher, um die Person genauer erkennen zu können.
Der Körper war ungefähr zwei Meter groß, lag auf dem Bauch und im Lichtschein der Taschenlampe, die fix auf dem Phaserkompressionsgewehr installiert war, konnte man die kurzen, zum Igelschnitt geschnittenen, blonden Haare erkennen.
Scotty.
Beziehungsweise eine täuschend echte Kopie des Chefingenieurs.
Jemand, vermutlich ein Crewmitglied der Galacitca, hatte auf den zylonischen Chefingenieur gefeuert, deutlich konnte Jill sehen, dass dieser Androide, mit den Gesichtszügen ihres Freundes, einen Brusttreffer erhalten hatte. Wenn er Glück gehabt hatte, hatte er den Treffer nicht einmal gespürt und war sofort tot gewesen.
Kurz sank sie neben der Leiche der Kopie des Chefingenieurs in die Knie und betrauerte den Verlust. Eine unsinnige Handlung, wie sie selbst wusste. Erstens war dieser Tote nicht ihr Freund, ergo hatte es keinen wirklichen Verlust gegeben, zweitens wurden, wie Lee Adama ihnen erzählt hatte, die Zylonen nach dem Ableben in einen neuen Körper heruntergeladen.
Allein aus diesem Grund war es sinnlos, um den Toten zu trauern.
Er kam wieder, wie dieser Roboter aus einem der Filme sagte, die der Captain so gerne sah.
Wo ihr gerade der Captain einfiel, würde sie doch wirklich gerne wissen, wo sich dieser befand.
Sie drehte sich zum Hazardteam um und gab ihnen das Zeichen, dass sie den Raum verlassen konnten.

Als der Teleport beendet gewesen war, hatte Agatha Silverbirds zylonische Doppelgängerin den Boden unter den Füßen verloren.
Sie war in die Knie gesackt, den an sich gepressten, leblosen Körper ihres Captains konnte sie nicht davon abhalten, zu Boden zu fallen, was er mit einem deutlich hörbaren, sehr unangenehmen Laut tat.
Sie schloss die Augen und weinte ein paar Minuten, bis das Schlafgas, das sie an Bord der Dragonfly eingeatmet hatte, sie in eine wohlige Wärme hüllte und sie langsam einschlief.
Dennoch war ihr letzter Gedanke vor der Ohnmacht von Trauer erfüllt. „Cal“.

Der Captain der USS Dragonfly schwebte.
Er schwebte im All, zwischen der Galactica, der Dragonfly und einigen umhersausenden Vipern und Raptoren.
Es war ein angenehmes Gefühl, dies zu tun und es machte ihn Lächeln.
Er drehte sich auf den Rücken und schoss ins All hinfort.
„Fliegen war auch nicht schwerer als Schwimmen“, dachte er sich und flog weiter, am Jupiter vorbei, am Mars, bis er im Starfleet HQ landete.
Was war er? Wieso konnte er überhaupt fliegen?
War er gestorben? War er ein Geist?
‘Nein’, schüttelte er den Kopf und lächelte, als ihm eine hübsche Studentin zunickte und salutierte.
‘Nein, definitiv kein Geist. Man kann mich sehen.’

Er wusste nicht, wie lange er nun über den Campus gegangen war, er wusste nur, dass er alles gesehen hatte, was die Academy ausmachte und weswegen er immer wieder hierherkommen würde, wenn er mal wieder Landurlaub hatte. Es war für ihn eine eiserne Routine gewesen. Erst nach Hause, großes ‘Hallo’ mit den Eltern, mit den üblichen Fragen, dann zur Academy, ein bischen mit ein paar Lehrkräften plaudern, anschließend mit Agatha in den Familiensitz der Silverbirds, der in der Schweiz lag, fahren, oder mit ihr ein paar Tage in der Skihütte in den Bergen oder in dieser kleinen, verträumten Pension am Meer von Spanien.
Erst, als er die Frau sah, waren seine Gedanken von Agatha und dem Landurlaub, den er sich wirklich gönnen würde, abgelenkt.
Seine Augen nahmen die Frau wahr. Sie trug eine Starfleetuniform, Rang Captain, blonde Haare, wohlgeformter Körper, fast schon zu wohlgeformt. Sie löste offenbar in jedem, der ihr entgegen kam, Fantasien aus, denn der junge Fähnrich, sowie der etwas reifere Lieutenant, die ihr entgegen kamen, erstarrten und schauten ihr hinterher.
Die Uniform war normalerweise nicht dazu gedacht, gewisse Fantasien zu stimulieren, aber an ihr sah das Ganze eher nach einem erotischen Rollenspiel, denn nach Arbeitskleidung, aus.
Cal schüttelte über sich und seine Gedanken den Kopf.
Verdammt, erstens war er vergeben, zweitens ziemten sich solche Gedanken nicht.
Doch, als er sie gesehen hatte, die blonden Locken, das leicht-herausfordernde Grinsen, da war ihm klar, dass er die Frau schon einmal gesehen hatte. In einem enganliegenden, erotischen Nichts aus rotem Stoff.
Es war Natasi Godefrey - die Frau, die er auf der Dragonfly erschossen hatte. Die Zylonen waren offenbar auf der Erde.

Er erwachte aus seinem Traum, als er eine sanfte Berührung spürte.
Die Augenlider hoben sich, er schaute in zwei hypnotische, grasgrüne Augen und lächelte: „Agatha, morgen. Gut geschlafen?“
Die Frau lächelte zurück: „Guten Morgen, Sonnenscheinchen. Wie geht es Dir?“
In diesem Moment wurde ihm sein Puls gewahr, der in seinem Kopf wummerte und pochte und offenbar damit beschäftigt war, ein großes Trommelkonzert zu geben.
Er verzog den Mund und schaute sie an: „Kopfschmerzen.“

Agatha Silverbird kam wenige Minuten vor ihrem Captain wieder zu sich.
Sie hatte sich noch daran erinnert, wie sie voller Erleichterung festgestellt hatte, dass ihr Freund noch lebte und wie ihre letzte Amtshandlung gewesen war… ja, was war ihre letzte Amtshandlung gewesen? An diese konnte sie sich partout nicht erinnern.
Wohl aber daran, dass sie sich einige Millisekunden vor ihrer Ohnmacht Vorwürfe gemacht hatte, ihren Captain nicht vor der zweiten Agatha, die nun langsam auf sie und den bewusstlosen Captain zutrat, beschützen konnte. Doch, offenbar, hatte die zweite Agatha ihn verschont, aus welchem Grund auch immer.
Sie richtete sich auf, zog ihre Uniform glatt und legte dann dem Captain ihre Hand auf die Wange. Er öffnete die Augen und ein verschlafen dreinblickendes, braunes Augenpaar schaute in ihre grasgrünen.
Er lächelte und sie merkte, wie sich ihre Mundwinkel nach oben bewegten und wie sie ebenfalls zu lächeln begann.
Als er bemerkte, dass er Kopfschmerzen hatte, realisierte sie, dass auch ihr Kopf leicht brummte. Von Kopfschmerzen konnte hierbei nicht die Rede sein, aber es war ein sehr unangenehmes Gefühl.
Gerade, als sie aufstand, sich in ihrer vollen Größe reckte und streckte, öffnete sich die Tür zum Quartier und das Hazard-Team betrat den Raum.
Lächelnd wandte sich der erste Offizier Jurot zu: „Morgen, wie geht’s?“
Jurot schaute sie an und spürte eindeutig keine Zylonenpräsenz, weder im Captain, noch in der ersten Offizierin.
Ein Lächeln legte sich über die Lippen der Betazoidin und sie schaute den Captain und den ersten Offizier an: „Gut, und selbst?“
„Och, ja, muss, nech? Haben wir das Schiff inzwischen zurückerobert?“
Jurot nickte: „Ja, die Zylonen sind ausser Gefecht gesetzt. Also, die meisten. Einige fehlen, sind nicht aufzufinden, beispielsweise eure Doubles, aber …“
Agatha räusperte sich: „Unsere Doubles könnt ihr Abschreiben. Der Doppelgänger des Captains ist tot, meine Doppelgängerin hat sich offenbar mit seinem Leichnam von Bord gebeamt.“
Cal schaute sie an: „Wirklich? Mein Double ist hin?“
„Ja.“
„Und wie?“
„Nun, ich hab auf ihn geschossen.“
„oh“, machte Cal und schaute sie an: „Mit Dir legt man sich besser nicht an, oder?“
„Endlich geschnallt, Cal?“, lächelte Agatha.

Es war für Ran Sato ein Leichtes, durch die Gänge des Föderationsraumschiffes zu eilen – schließlich kannte sie sich hier aus. Hier und da lagen leblos hingestreckte Gestalten, die sie an ihre Crewmitglieder und auch an einige Freunde, die sie hier hatte, erinnerten. Die zusammengesunkene Gestalt, die neben der Tür, die sie gerade passierte, lag, erkannte sie erst recht. Bordcounselor Linda Layd hatte ihr schon oft den einen oder anderen Tipp gegeben und sie fragte sich, wie Layds Doppelgängerin wohl wäre, wenn sie erwachte? Wie würde sie, Ran, sich wohl fühlen, wenn sie das Leben einer anderen Person führen würde, dies wüsste und plötzlich durch eine Dosis Schlafgas aus eben jenem, falschen Leben gerissen worden wäre?  Sie wusste es nicht, ging aber einfach mal davon aus, dass sie in diesem Moment nicht unbedingt freudig gestimmt wäre.

Während sie so darüber nachdachte, stellte sie fest, dass die Umgebung, das Schiff, auf dem sie seit Jahren Dienst tat, wenn die Beleuchtung ausfiel, keine wirklich heimelige Umgebung darstellte. Dies würde sich ändern – da war sie sich sicher – wenn die Dragonfly wieder fest in ihrer Hand war. Aber dennoch, so wirklich wohl war ihr nicht. Irgendwas riet ihr, sich so schnell wie möglich in Sicherheit zu begeben. Aber wo war Sicherheit? In ihrem Quartier? Eher nicht. Also eilte sie los, so schnell sie ihre Beine trugen. Ihr Ziel: Die Astrometrie.

Die Tür zur Astrometrie glitt ein paar Minuten später auf und als Allererstes bemerkte sie, dass der Raum zwar aktiv war, allerdings niemand hier zu sein schien. Vorsichtig betrat sie ihre Arbeitsstätte und erstarrte, als sie die Mündung eines Phasers spürte, die ihr gegen den Hinterkopf gepresst wurde.
Eine Stimme – ihre eigene – zischte ein „Keine Bewegung, Miststück.“

Die Tür zu Raum 4711 öffnete sich und vorsichtig spähten Munro und Murphy hinein.
Sie fanden sich, gezückten Waffen gegenübersehend, wieder und schauten abwechselnd von Adama, zu Starbuck, zu drei anderen Offizieren und zu Tigh.
„Hallo?“, fragte Murphy, streckte die Hand aus und legte sie auf die Mündung von Munros Phaserkompressionsgewehr, „Ich bin’s. Telsia. Wir sind uns auf der Dragonfly begegnet. Ich bin keine von den Zylonenklonen.“
„Dafür hätten wir gerne einen Beweis.“
„Den können Sie gleich haben.“, lächelte ein sich gerade aufrappelnder Cal von einem Bildschirm her, „Machen Sie sich keine Sorgen, es sind die Originale.“
„Woher sind Sie sich da so sicher?“, fragte Tigh und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
Cal lächelte vom Bildschirm her: „Ganz einfach, ich habe die falsche Telsia erschossen. Es war ein schneller Kampf.“
Er schaute zu Telsia. „Übrigens, dein linkes Auge zuckt, kurz bevor Du angreifst. Ein Fehler, den Du korrigieren solltest.“ grinste Cal sie an, ehe er sich an Starbuck , Tigh und Adama wandte: „Holt euch in der Messe einen Kaffee, ich bin in zehn Minuten bei euch.“

Mit sich selbst zu sprechen, ist schon ziemlich merkwürdig. Besonders, wenn man sich selbst antwortet und noch besonderer, wenn diese Antwort nicht aus demselben Mund kommt, wie es die Frage getan hatte.
Ran schluckte kurz und unbehaglich, ehe sie aus den Augenwinkeln einen Blick auf die reflektierende Oberfläche einer Konsole warf und feststellte, dass tatsächlich sie selbst, Ran Sato, ihr Ebenbild, hinter ihr stand, zwar gegen eine Wand gesackt und offenbar gegen die Wirkung des Schlafgases kämpfte, ihr aber dennoch den Phaser gegen den Hinterkopf presste.
„Was…“, brachte die verwirrte Asiatin hervor, ehe die Zylonin ihr einen Stoß verpasste, der sie nach vorne taumeln lies. Schnell wirbelte sie herum, hatte ihrerseits ihren Phaser gezogen und sich geduckt, als der Strahl, den die Waffe ihres Replikates spieh, knapp über ihren Kopf hinwegzuckte.
Momentan bedrohten sie sich gegenseitig und obwohl Ran sah, wie die Augenlider ihres Gegenübers von einer bleiernen Schwere zu sein schienen, die Augenbälle immer wieder nach oben rollten und sie mehrfach den Kopf schütteln musste, um nicht einzuschlafen, war sie sich sicher, dass die Zylonin sie erschießen würde, sollte sie eine unbedachte Bewegung machen.  Sie räusperte sich, schaute ihr Gegenüber an und versuchte, etwas zu sagen – aber was sagt man sich selbst?

Zwar gibt es diesen alten Scherz, den Heinz Erhardt seinerzeit mit „Ich sag ja du zu mir“ auf den Punkt brachte, aber die Frage, wie man einen Doppelgänger anredete, war mehr als nur offensichtlich und stand wie ein Elefant im Raum. Und während man dem Klischee zu folge stehende Elefanten durch die bloße Erwähnung einer Maus schon dazu bringen konnten, sich zu verziehen, würde dieser Elefant völlig unbeeindruckt bleiben. Erstens war es ja nur eine Metapher, zweitens hatte Ran selbst keine Angst vor diesen Tierchen.

Erneut räusperte sie sich, betrachtete ihr Gegenüber sehr genau und stellte fest, dass die Zylonen tatsächlich gute Arbeit geleistet hatten. Selbst das Muttermal an ihrem Hals hatten sie hinbekommen. Kurz überlegte sie, was sie sagen sollte, und beschloss, das Eis mit einem Witz zu brechen.
„Ich dachte, ich stolper mal rein.“, sagte sie und konnte sich selbst ein gedankliches „Lahm“ nicht verkneifen. Ihr Gegenüber betrachtete sie, die Hand mit dem Phaser schien inzwischen genau so schwer, wie ihre Augenlider, zu sein und legte den Kopf schief: „Soll das witzig sein?“
Japp, das war definitiv ein Klon von ihr.Und dabei meinte Ran nicht nur einen biologischen Klon, sondern eine Person, die auch dieselben Erfahrungen wie sie hatte.
Und sie wusste, dass es hier wirklich Zeit brauchen würde, bis das Eis gebrochen wäre.

In der Messe saßen Adama, Tigh und Starbuck, während die anderen Viperpiloten zu ihren Raumschiffen gegangen waren, um sie zu überprüfen.
Die Tür, die die Messe vom Korridor trennte, glitt mit einem leisen, pneumatischen Zischen auseinander, Cal kam herein, nickte den Dreien zu und wandte sich an seinen Replikator: „Ähm, einen großen Cat-Erdbeertraum, sowie eine Cola, bitte sehr.“
Es piepste und im Ausgabefach erschien das Koffeeinhaltige Kaltgetränk, sowie ein sechs große Kugeln umfassender, mit einer großen Sahnehaube bestückter, mit Erdbeeren und Erdbeersauce garnierter, Fruchteisbecher.
Der Captain trug den Eisbecher zum Tisch, dann die Cola und machte sich dann mit einem Löffel daran, die Sahne, das kompliziert-wirkende Konstrukt, in dem manche Erdbeerscheibe steckte, abzutragen und anschließend zu verspeisen.
Er lächelte Starbuck, Tigh und Adama zu: „Dieser Replikator weiß, wie man ein Eis macht.“
Adama schaute den Captain abwartend an: „Sie haben uns zu sich gerufen, Captain?“
„Nun, zwei Sachen, wenn Sie weiterhin mit mir befreundet sein wollen. Erstens, vergessen Sie das Protokoll und nennen Sie mich Cal. Zweitens biete ich Ihnen hiermit das Du an.“
Starbuck lächelte: „Das klingt doch nach was. Ich war sowieso nie ein großer Freund des Protokolls.“
„Das war mir SO klar.“, lächelte Tigh und schüttelte den Kopf: „Das ist irre. Aber - bitte, meinetwegen.“
„Also, aus welchem Grund hast Du uns zu Dir gerufen, Cal?“, fragte Adama und Cal lächelte: „Mensch, setzt euch, wollt ihr auch einen Eisbecher?“
Das Nein war sehr unisono und ein wenig lauter, als es nötig gewesen wäre.
Seelenruhig trug Cal eine weitere Schicht Eis ab und ließ es in seinem Mund verschwinden.
„Weswegen ich euch gerufen habe?“, fragte er, nachdem er das Eis heruntergeschluckt hatte, „Nun, um euch zu danken. Dank eurer Hilfe ist die Dragonfly wieder in unserer Hand. Und ich hoffe, besonders Sie, Admiral und Sie Colonel, können mir vergeben, dass ich da ein wenig voreingenommen war.“
Adama nickte: „Sicherlich. So wie Sharon, die in unserer Arrestzelle saß, es geschildert hatte, sind Sie - bist Du Opfer einer Art komplizierter Gehirnwäsche gewesen. Da trifft Dich keine Schuld.“
„Na, wenn das so ist.…“, lächelte Cal und beschäftigte sich erneut mit dem Eisbecher, ehe er in die Runde schaute: „Sicher, dass ich euch nicht für einen Eisbecher erwärmen kann? Vielleicht n Kaffee, n Kuchen, n Schnitzel oder einen ideanischen Gewürzpudding?“
Tigh rollte mit den Augen: „Wenn Du uns nochmal fragst, gehen wir einfach.“
Cal zuckte mit den Schultern: „Jedem so wie er mag, nicht wahr. Also, ich glaube, die Reparaturarbeiten auf der Dragonfly werden nicht mehr allzulange dauern, wenn wir jetzt noch rausfinden, wie wir hierher gebracht wurden, können wir in Bälde den Rückweg antreten.“
Adama nickte: „Ich würde sagen, bei den Reparaturen können wir euch helfen. Unsere Galactica ist ja nicht allzu schwer beschädigt, und die Systeme, die in Mitleidenschaft gezogen wurden, sind schon wieder kurz davor, Einsatzbereit zu sein.“
„Das freut mich.“, lächelte Cal.

„Das ist nicht zu fassen.“, entfuhr es Agatha, die zum ersten Mal seit langem, die Brücke der Dragonfly vor sich sah.
„Gibt es eigentlich irgendein System, das NICHT zerstört wurde?“, fragte sie und schaute sich um. Der Wandschirm wies mehrere Löcher auf, das All wurde durch ein Kraftfeld davon abgehalten, sich auf der Brücke auszubreiten, die Sessel hatten unangenehme Rußflecken, vor dem Büro des Captains stapelten sich Leichen und, besonders bitter, die Namensplakette der Dragonfly, mit dem schönen Schriftzug „I`m going where my heart will take me“, also zu Deutsch „Ich gehe dorthin, wohin mein Herz mich führen wird“, fehlte.
Doch, nachdem sie sich umgesehen hatte, hatte Agatha das vermisste Objekt gefunden, hob es auf - wie verrust es war - rieb den Ruß ab und hing sie dann dorthin, wo sie hin gehörte.
Sie schüttelte den Kopf: „Der Captain wird ausrasten, wenn er das Chaos sieht.“

„Der Captain wird ausrasten, wenn er das hört.“
Es lag ihm fern, irgendwelche unangenehmen Prognosen geben zu wollen, aber sie waren erledigt. Erledigt, erledigt, erledigt.
Scotty Middlegate hangelte sich von einem Plasmainduktor zum nächsten. Diese Zylonen hatten wirklich ganze Arbeit geleistet, den Computer auf ihre Verhältnisse umzubasteln und den Warpantrieb ein wenig zu modifizieren.
Zuerst war er ein wenig überrascht gewesen, als er den Maschinenraum betreten hatte und sich seiner eigenen Leiche gegenüber sah. Dann war die Verblüffung der Wut gewichen, als er sah, was die Zylonen mit seinen Maschinen angestellt hatten, die er so pflegte und hegte, als wären sie seine Kinder, oder zumindest, seine Topfpflanzen.

Kopfschüttelnd schaute er zu den verkohlten, kristallinen Überresten, die da im Plasmainduktor steckten. Entschlossen machte er sich daran, die Überreste zu entfernen, was ihn nach einigen Fluchtriaden, Meckerattacken und Tritten gegen die Schottwand auch gelang.
Der Induktor war frei, jetzt musste der Plasmafluss wieder hergestellt werden. Scotty ließ sich fallen, durch die Jeffriesröhrenöffnung 47-beta, hinunter auf die sich gerade absenkende Plattform des Wartungsaufzuges.
Normalerweise kletterte man die Jeffriesröhre ein Stück weit herunter, bevor man sich auf den Wartungsaufzug stieg, aber wer hielt sich schon an Standardprozedere. Die waren ja langweilig.
Sie waren doch nicht erledigt.
Wie gut, dass er die Prognose nicht an den Captain weitergeleitet hatte.

Prognosen konnten trügen.
So hatte Ran Sato prognostiziert, dass es tatsächlich Zeit in Anspruch nehmen würde, bis sie die Waffe sinken lassen konnte, aber nach knappen fünf Minuten war der anderen Ran der Phaser aus der Hand gesunken, klackernd auf den Boden geprallt und die Zylonin war an der Wand herabgesackt.
‚Großartig’, hatte sie gedacht, ‚Kann ich mich um meine Angelegenheiten kümmern’.
Kurz eilte sie zu einem Replikator, orderte dort zwei Paar Kabelbinder und machte sich dann daran, den leblosen Körper ihrer Doppelgängerin zu fesseln, ehe sie den Phaser nahm und den Waffenakku entfernte. Dann machte sie sich daran, einen Blick auf die Konsole zu werfen. Wonach hatte sie gesucht? Also wonach hatte die zylonische Sie gesucht? Kurz warf sie einen Blick auf die Daten, die ihr anderes Ich aufgeschrieben hatte und erstarrte. Da konnte doch etwas nicht stimmen.
Hatte ihr anderes Ich sich vertan? Wenn nicht, konnte das nur bedeuten, dass sie…

Weiter konnte sie ihren Gedanken nicht ausformulieren, denn in diesem Moment traf sie etwas im Rücken und schleuderte sie nach vorne, über die Konsole. Sie kam am Boden auf, rollte sich ab und begab sich in eine aufrechte Position, als sie sah, dass ihre Doppelgängerin die Kabelbinderfesseln zerrissen und sie angegriffen hatte.
Sie – Ran, das Original – nahm eine Abwehrhaltung ein, schaute ihre Doppelgängerin an und legte den Kopf schief: „Stimmen die Daten?“
„Was denkst Du?“
‚Klassische Gegenfrage, sehr interessant’, schoss es Ran durch den Kopf, ehe sie sah, wie ihre Zylonendoppelgängerin einen Hüpfer über die Konsole hinlegte und dann auf sie zustürmte.
Der Kampf hatte begonnen.

Die Kinnlade des Captains fiel nach unten, als er die Brücke betrat und das Chaos vor sich sah.
„Ähm, ähm, ähm... is hier was explodiert?“, fragte er und hob beide Augenbrauen überrascht hoch, „Das sieht ja schlimmer aus, als mein Kinderzimmer damals und das war schon eine Katastrophe. Danny Tanner würde hier n Herzinfarkt bekommen.“
Kopfschüttelnd ging er herunter, zu seinem Sitzplatz, dem Ort, wo alles mehr oder weniger angefangen hatte.
„Selbst mein Sessel is versengt.“, meinte er und schluckte.
Agatha tat das selbe. Wenn ihn das schon mitnahm, würde er die Leichen vor seiner Bürotür erst gar nicht sehen wollen.
Doch, kaum, dass sie den Gedanken ausgesprochen hatte, hatte er die Leichen schon erblickt.
„Was ist denn das? Zylonenfriedhof? Agatha, schau doch mal bitte, ob Du mir die nich aus den Augen schaffen kannst.“
Agatha nickte: „Aye Sir.“
„Ich bin dann mal wieder auf der Krankenstation. Mal schauen, ob sich Gina wieder eingelebt hat.“
„Tu das, Cal.“, grinste Agatha, „Aber Tu nichts, was Du nachher bereuen könntest.“
Der Captain stockte kurz und drehte sich dann lächelnd um: „Du kennst mich doch, Agatha.“
„Eben, deswegen sag ich es dir ja.“
Cal schüttelte den Kopf und betrat den Turbolift.
„Deck 4.“, sagte er und die Tür glitt zischend zu.

Auf der Galactica wusch sich der andere Calvin Nathan Cat gerade die Haare und wünschte sich, dies auch mit den schlechten Erinnerungen der letzten Tage tun zu können.
Es war wirklich viel Schlimmes passiert, man hatte sich mal wieder mit den Zylonen angelegt, mehrfach hatte es Verluste gegeben, das Schiff war schwer beschädigt worden und überhaupt war die Situation immer noch Kilometer davon entfernt, sich wirklich zu entspannen. Denn, nachdem die Galactica die Dragonfly angegriffen hatte, war der Basisstern zwar vom DRADIS verschwunden, doch die Vermutungen gingen dahin, dass er irgendwo, knapp ausser Reichweite, wartete, lauerte.
Ihm gefiel das alles nicht und wenn er ehrlich war, konnte er an seinen Crewkameraden feststellen, dass auch ihnen die Situation nicht sehr behagte.
Wenn er, beispielsweise, Sharon Agathon nahm, so wirkte sie zwar immer noch ruhig und entspannt, aber Helo sagte, dass sie dennoch eine tiefe, innere Unruhe plagte und er diese deutlich spührte.
Cal sah, dass sie ganz ausgeglichen wirkte, hatte aber gesehen, wie sie sich einmal wirklich zusammenreißen musste, um nicht die Kontrolle über sich selbst zu verlieren.
Er wünschte sich, dass die Situation anders gelagert wäre.

Helo erwachte und fand sich in der Umarmung der zierlichen Asiatin wieder, die ihn gerade küsste: „Morgen, Liebling.“
Er schaute sie an und konnte nicht anders, als sie ebenfalls zu küssen und ihren Körper zu streicheln. Doch gerade, als sie deutliche Lustbekenntnisse machen wollte, schaute er sie an und murmelte: „Was gibt es?“
„Ich weiß es nicht.“, seufzte sie, „Die Atmosphäre ist so aufgeladen. Ich habe das Gefühl, dass es durchaus sein könnte, dass wir den nächsten Tag nicht erleben.“
Er schaute sie an: „Wieso, empfängst Du irgendwelche Signale?“
„Ja, aber von der Crew. Sie ist angespannt, genau wie Du, Schatz.“
Damit fuhr sie seinen Oberkörper entlang und streichelte über die deutlich verhärteten Muskeln: „Schatz, du bist ja ganz verspannt.“
Er lächelte sie an: „Da bin ich nicht der Einzige. Du bist es ebenfalls.“
„Es bleibt bei der aktuellen Situation nicht aus.“

TBC

CaptainCalvinCat:
Kapitel 24 – Zuhause ist es doch am Schönsten - 

Die grasgrünen Augen Agatha Silverbirds schauten sich im Maschinenraum um und sie konnte nicht anders, als den Gedanken zu empfinden, der ihr schon auf der Brücke gekommen war: Was für ein Chaos!
Hier war ja nichts mehr so, wie es ursprünglich mal gewesen war. Konsolen, die eigentlich vollkommen normal aussahen, wiesen plötzlich hellere Leuchtdioden auf – und das ging noch – andere waren mit Schläuchen miteinander verbunden worden und wiederrum andere waren direkt deaktiviert worden. Der Warpkern pulsierte nicht in blau-pastell, er leuchtete knallrot, Pistolenhülsen lagen herum und einige Wände wiesen Einschusslöcher auf.
Der Gedanke „Was für ein Chaos!“ manifestierte sich immer mehr in den Gedanken der XO, ehe sie geschockt innehielt. Im Türsturz, der den Hauptmaschinenraum vom Büro des Chefingenieurs trennte, lag Lieutenant Commander Sebastian  Middlegates Körper, der einen Kopfschuss aufwies.
„Das ist sein Klon.“, hörte sie die sanfte Stimme Lieutenant Greta Kays, der stellvertretenden Chefingenieurin, deren Kopf gerade hinter einer Konsole hochkam, „Aber keine Sorge, ich hab mich auch am Anfang erschrocken.“
Die XO ging neben der Leiche des Klons in die Knie und betrachtete ihn genauer – die aufgerissenen, blauen Augen, die raspelkurzen, blonden Haare und der Gesichtsausdruck, der eine Mischung aus Entsetzen und Überraschung vermittelte.
Dann richtete sie sich auf, schaute Greta an und seufzte.
„Warum bist Du so durcheinander?“, fragte diese und putzte, während sie die XO ansah, ein Werkzeug mit dem Bund ihres Uniformhemdes ab, „Ich dachte, du warst schon vorher hier und hättest mit dem Captain gegen die Zylonen gekämpft.“
„Klar.“, erwiderte die XO, die sich umdrehte und auf den Ausgang zustrebte, „Aber erst jetzt kommt das alles wirklich hoch.“
Sie hatte den Ausgang erreicht, das Schott glitt auseinander und sie wandte sich wieder um, Greta ansehend: „Sie sehen so real aus.“
„Aber sie sind es nicht.“, gab die stellvertretende Chefingenieurin zurück, „Sie sind Doppelgänger. Es sind Zylonen, die uns ohne mit der Wimper zu zucken ausgelöscht hätten.“
„Bist Du dir da so sicher?“, fragte Agatha und zuckte mit den Schultern: „Ich nicht mehr so ganz.“
Damit zuckte sie mit den Schultern und verließ den Maschinenraum. Den fragenden Blick Gretas bekam sie nicht mehr mit.

„Und, Cal?“, fragte derweil Gina Intrupper, die den nackten Oberkörper des Captains gerade mit Sensoren bestückte, „Wie fühlst Du dich?“
Ja, wie sollte er sich fühlen? Die Sensoren klebten an fast jeder Stelle seines Oberkörpers, er kam sich vor, als wär er die Unterseite der Duschmatte in seinem und Agathas Quartier und die Kabelage, die er zu ertragen hatte, war auch nicht unbedingt bequem. Aber wenn es Momente gab, in denen er seine wahre Herkunft, den Briten, durchscheinen ließ, dann waren es Momente, in denen schwarzer, oder zumindest trockener, Humor gefragt war. Also bedachte der Kommandant der USS Dragonfly seine Bordärztin mit einem Blick, von dem er hoffte, dass er undeutbar wäre – dennoch zuckte es verräterisch um seine Mundwinkel – und zuckte dann mit den Schultern: „Wie’n Nadelkissen“
Die Bordärztin warf ihm ein amüsiertes Lächeln zu, ehe sie ihre Geräte einschaltete, sich dann den medizinischen Tricorder nahm, und begann, ihn zu untersuchen.
„Jetzt werden wir mal nicht albern, oh Captain, mein Captain.“, grinste sie, zwinkerte ihm zu und begann, die Ergebnisse, die der Tricorder aufzuzeichnen begann, abzulesen, ehe sie ihn kurz anblickte: „Was hältst Du von der ganzen Sache?“
Das war in der Tat eine gute Frage.
Was hielt er davon?
So ganz hatte er die Probleme und die Sorgen, die die Zylonen, mit den Menschen aus diesem Sektor hatten, sowieso nicht verstanden. Gab es keine Möglichkeit, die ganze Sache friedlich zu lösen?  Und warum musste es mal wieder ausgerechnet ihn und seine Mannschaft treffen?

Cal zuckte erneut mit den Schultern, warf Gina einen Blick zu und legte den Kopf schief.
„Frag mich was Leichteres. Ich meine, die Sache ist so kompliziert… dagegen is Warpfeldmechanik einfache Algebra.“
„Cal, Warpfeldmechanik ist einfache Algebra. Du musst nur die entsprechenden Formeln kennen und auflösen.“, entgegnete die Ärztin und des Captains Kopf ruckte hoch.
„Du weißt, worauf ich hinaus will.“, seufzte er und warf einen Blick auf die Gerätschaften, „Wie lange darf ich hier oben ohne rumsitzen?“
Die Ärztin warf ihm einen Blick zu, betrachtete ihn von oben bis unten und grinste: „Och, nur keine Eile.“

Ran Sato wirbelte um ihre eigene Achse, versuchte, ihren Fuß gegen das Kinn ihrer Gegnerin zu bringen, aber offenbar hatte ihr Gegenüber die selbe Taktik ersonnen. So langsam wurde es ermüdend. Bisher hatte jeder Angriff und jede Verteidigung den entsprechenden Konter ihrer Doppelgängerin erfahren und auch hier krachten Fußknöchel an Fußknöchel und blockierten einander Millimeter vor dem Kinn. Eigentlich war es eine einfache Sache gewesen, aber dummerweise kannte die andere Ran jeden Schritt, den sie machen würde und würde ihn kontern.
Auch jetzt, als sie sich nach hinten fallen ließ und eine Rolle rückwärts machte, um mit wehenden Haaren wieder auf die Beine zu kommen, tat ihre Doppelgängerin es ihr gleich. Es war, als kämpfe sie gegen sich selbst. Und dann fiel es ihr auf.
Sie kämpfte gegen sich selbst und wenn ihr anderes Ich ihre Taktik kannte, müsste sie dies doch eigentlich ausnützen. Aber nein.
Und eigentlich wollte sie ja auch gar nicht kämpfen – sie war keine Sicherheitsoffizierin, sie war Astrophysikerin und hatte gerade einen sensationellen Durchbruch erzielt, als der Offizier, mit dem sie sich in der stellaren Katografie beschäftigt hatte, plötzlich zu Boden gesunken war. Kurz hatte sie geschnuppert und festgestellt, dass die Luft sehr süßlich roch und sie hatte versucht, die Luft anzuhalten.
Das mochte für ein paar Sekunden funktioniert haben, aber dennoch hatte sie eine nicht gerade geringe Menge des Gases eingeatmet und war kurz davor gewesen, sich der Dunkelheit hinzugeben, als ihr anderes Ich hereingekommen war.
Nach ein paar Sekunden war es dennoch um sie herum dunkel geworden, und als sie wieder zu sich gekommen war, hatte sie festgestellt, dass ihr anderes ich sie mit Kabelbindern gefesselt hatte. Es war eine große Kraftanstrengung erforderlich, aber sie hatte sich befreit und war dann gegen ihr Double in den Kampf gezogen.
Nun stand sie sich selbst im Kampf gegenüber – aber irgendwas stimmte nicht.
So hatte man ihr gesagt, dass die Menschen, so sie denn wieder an Bord kämen und ihr Leben wiederhaben wollten, diese Forderung mit aller Gewalt die sie als notwendig erachteten, durchsetzen würden.  Aber von übermäßiger Brutalität hatte sie nichts gespürt – es war ihr vielmehr so, als würde sich die menschliche Ran zurückhalten.

Nun, das war dann wohl ihr Problem und Fehler.
Mit einem Kampfschrei und wehenden, schulterlangen braunen Haaren kam sie auf ihr menschliches Gegenstück zugeeilt, hob die Faust zum alles einscheidenden Schlag, führte sie an das Kinn der anderen Ran und stoppte nur Milimeter vor dem Punkt, der die menschliche Frau in Ohnmacht versetzt hätte. Ran – die menschliche Ran – hatte zwar ihre Hände nach vorne gebracht, aber so, dass sie nicht bedrohlich wirkte.
„Was wird das?“, fragte die Zylonin und gab ihre Kampfhaltung auf. Die menschliche Frau entspannte sich ebenfalls, betrachtete sich – sie –und in ihren Augen funkelte Ehrlichkeit.
„Ich könnte dich nicht besiegen. Jedenfalls nicht so.“, gestand sie.
„ Bitte was? “, schoss es der zylonischen Asiatin durch den Kopf, ehe sie ihr menschliches Gegenstück genauer ansah und ihre Frage noch einmal verbal von sich gab: „Wie meinst Du das?“
„Du kennst alle Tricks und Kniffe, die man mir beigebracht hat – unsere Kampfstile gleichen einander wie ein Ei dem anderen. Aber der Grund, weswegen ich dich nicht besiegen kann, ist eigentlich ein Anderer. Du kämpfst um zu töten, ich kämpfe um zu leben.“
Die Zylonin riss die Augen auf: „Wie kommst Du denn auf die Idee? Denkst Du im Ernst, ich würde dich töten wollen? Ich hatte eigentlich nur vor gehabt, dich zu betäuben und dann abzuhauen. Schließlich wollt Ihr uns doch umbringen.“
Die menschliche Ran verengte ihre Augen zu Schlitzen: „Und wie kommst Du jetzt darauf ?“


Der Raptor Admiral Adamas war vor ein paar Minuten im Hangar gelandet und Lee war froh, das Kommando über die Flotte an seinen Vater abgeben zu können. Es war eine Sache, einen Kampfstern zu kommandieren, eine andere, die Führung über eine ganze Schiffsflotte innezuhaben. Besonders knifflig war es, wenn man diesen anderen Kampfstern die komplette Fanfiction über nicht gesehen hatte – aber das hatte zwei Gründe. Erstens wusste der Autor nicht, wie man noch einen Kampfstern in die Handlung einbauen sollte – wobei die Tage der PEGASUS noch kommen werden – zum Anderen sollte sie, aus Gründen der Dramaturgie so weit wie möglich im Hintergrund bleiben. Nun konnte Lee aber zu seiner PEGASUS zurückkehren, zusammen mit Dee , welche ihm dort hilfreich zur Hand gehen würde. Zunächst einmal musste aber das Kommando abgegeben werden, weswegen der Adama-Spross auf seinen Vater wartete – der justement in diesem Moment das CIC betrat und von seinen Offizierinnen und Offizieren unter donnerndem Jubel empfangen wurde.

William Husker Adama blickte in die Runde, sah bekannte Gesichter und war froh, dass er sich im Laufe der Jahre eine undurchdringliche Miene antrainiert hatte. Ansonsten hätte man nun gesehen, wie sehr er sich über den Fakt war, dass er wieder an Bord seines Schiffes, seiner GALACTICA seinen Dienst tun konnte.
So aber trug er seine steinerne Miene zur Schau, trat an seinen Sohn heran, der ihn mit einem zackigen Salut begrüßte.
„Admiral Adama, ich übergebe das Flottenkommando und den Kampfstern GALACTICA.“, sagte er knapp, was sein Gegenüber mit einem „Commander Adama, ich übernehme das Flottenkommando und den Kampfstern GALACTICA.“ und einem ebenso zackigen Salut erwiderte.
Dann schenkte er seinem Sohn ein Lächeln, schloss ihn kurz in die Arme und warf dann einen sich umschauenden Blick ins Rund des CICs.
„Du hast gute Arbeit gemacht, Lee.“, sagte der Admiral in seinem von ihm patentierten leisen, murmelgegurgelten Tonfall, „Ich bin stolz auf dich.“
Commander Leland Joseph „Lee“ Apollo Adama schaute seinen Vater an und dieser konnte im Mimenspiel des Commanders deutlich erkennen, dass ihn diese Äußerung bewegte. Aber – er würde anscheinend den Teufel tun und dies auch zeigen.
„Guter Junge“, dachte der alte Mann sich und warf seinem Sohn einen Blick zu: „Was hast Du nun vor?“
„Ich glaube, ich fliege gleich zur PEGASUS . Sie benötigt ihren Kommandanten.“
„Ja, wir haben in der gesamten Fanfiction viel zu wenig von ihr gelesen.“, stellte Admiral Adama fest, stockte, lauschte seinen Worten und schüttelte den Kopf: „Ich hab zuviel Zeit auf der Dragonfly verbracht.“

Gina Intrupper ließ die Hände über die Bauchmuskulatur Cals gleiten und zog an einem der Sensoren.
„Das könnte jetzt ein wenig wehtun.“, informierte sie ihn, zog und rollte mit den Augen, als sie den unterdrückten Schmerzensschrei ihres Kommandanten hörte.
„Ich sagte doch, es könnte jetzt ein wenig wehtun.“
„Das nennst Du ‚ein Wenig’?“, keuchte er und schaute seine Ärztin an, die mit einem „Mehr Schmerzen wirst Du nicht spüren“, konterte.
„Ein Jammer.“, raunte der Captain und zuckte zusammen, als sie auf ihn zutrat und ein Disruptor in der Hand hielt, „Schau Dir das an.“
Der Captain nahm das Gerät in die Hände –


„Sekunde.“, erklang Cals Stimme in diesem Moment und er trat zu einer Konsole. Das Starbuck den Disruptor erneut anhob und auf Cals Rücken zielte, nahm er wahr und schaute sie an: „Ich will Ihnen helfen. Sie brauchen einen Autorisationscode, um das Gas freizulassen. Gehen Sie in den Maschinenraum und geben Sie mir bescheid, wenn Sie dort sind. Öffnen Sie einfach an der Konsole ‘communications’ einen Kanal zur Krankenstation. Ich werde hier sein und den Code eingeben.“
„Kommen Sie mit, Captain.“, sagte Adama und schaute zu dem Mann in der Starfleetuniform herüber. Dieser schüttelte den Kopf: „Sonst gerne. Aber - ich bevorzuge die letzten Minuten vor dem Nickerchen mit Agatha zu verbringen.“
Er lächelte: „Also, kein Grund zur Sorge. Los, gehen Sie!“
Adama nickte und salutierte dem Captain zu, der die militärische Geste stirnrunzelnd wiederholte.
Dann verließ der alte Mann die Krankenstation. Starbuck wollte ihm folgen, doch Cal räusperte sich: „Haben Sie da nicht was vergessen?“
Kara schaute ihn verwundert an: „Von was reden Sie, Cat?“
„Mein Disruptor?“
„Oh, richtig.“
Damit warf die Blonde ihm die Waffe zu, der sie auf Ladung und Einstellung kontrollierte und dann lächelte: „Okay, vielleicht sehen wir uns noch an Bord der GALACTICA .“
Starbuck nickte: „Vielleicht.“
Sie drehte sich um und verließ den Raum.
Erneut hörte er das pneumatische Zischen der Tür.
„Kara, sie sollen gehen.“, sagte der Captain, drehte sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam und sah sich einer wunderschönen Blonden gegenüber, die ein extrem knappgeschnittenes Kleid trug.
Natasi Godefrey - und sie hatte eine Waffe in der Hand.

Sie lächelte: „Captain, Sie brauchen keine Waffe, wenn Sie mir gegenüberstehen. Legen Sie die Waffe weg und ich werde mich Ihnen sofort ergeben.“
Cal verzog sein Gesicht, schaute sie an und merkte, wie tiefe, innere Wut von ihm Besitz ergriff. Glaubte die Frau tatsächlich, dass er so dämlich war und gleich zwei Mal auf diesen Trick reinfiel?
 „Sie glauben, dass ich Ihre Verführungstour abkaufe?“, fragte er, „Sie sind nicht Hathor, junge Dame, sie können die Männer nicht mit Nishta gefügig machen. Auch sind Sie keine Deltanerin, sodass Sie auch nicht mit Pheromonen aufwarten können - das Einzige, was Sie sind, ist eine wunderschöne Zylonin, die ihre Reize sehr bewusst einsetzt. Nicht mit mir.“
Sie verzog ihr Gesicht zu einer Zornesmaske und ehe sie beide realisierten, was geschehen war, hatte er den Disruptor gehoben und abgedrückt.
.
Ein grüner Energieblitz schoss durch die Luft auf ihren Torso zu und traf sie in der Brust. Durch die kinetische Energie angetrieben, war  sie nach hinten geflogen, mindestens einen Meter weit und dann am Boden liegen geblieben.

Der Captain sah etwas entsetzt auf das, was er gerade getan hatte, steckte dann aber den Disruptor weg und wandte sich erneut zur Konsole um, als er das typische Geräusch eines sich öffnenden Kanals hörte: „Adama an den Captain.“
Cal spürte, wie die Welle der Erleichterung seinen Körper durchpulste - Adama, Starbuck und die anderen waren im Maschinenraum und waren kurz davor, zu siegen. Jetzt konnte er ihnen nur noch helfen. Er fokussierte seine Gedanken auf den Code und begann, die Eingabe zu machen, als er plötzlich ein lautes Pfeiffen hörte und eine unsägliche Hitze im Rücken spürte.
Ein Disruptor wurde da gerade abgefeuert - auf seinen Rücken.

„AH!“; keuchte der Kommandant der Dragonfly auf und ehe er merkte, was geschehen war, hatte er das Gefühl, als stünde sein Körper unter Strom. Die Waffe fiel klackernd zu Boden, er merkte, wie Gina nach ihm griff und ganz fest an sich drückte, damit er nicht zu sehr zuckte und hörte, wie sie ihm ein Wort ins Ohr hauchte.
Dann wurde alles dunkel.

Jedenfalls für einen Sekundenbruchteil.
Der Captain der USS Dragonfly schwebte.
Er schwebte im All, zwischen der Galactica, der Dragonfly und einigen umhersausenden Vipern und Raptoren.
Es war ein angenehmes Gefühl, dies zu tun und es machte ihn Lächeln.
Er drehte sich auf den Rücken und schoss ins All hinfort.
„Fliegen war auch nicht schwerer als Schwimmen“, dachte er sich und flog weiter, am Jupiter vorbei, am Mars, bis er im Starfleet HQ landete.
Was war er? Wieso konnte er überhaupt fliegen?
War er gestorben? War er ein Geist?
‘Nein’, schüttelte er den Kopf und lächelte, als ihm eine hübsche Studentin zunickte und salutierte.
‘Nein, definitiv kein Geist. Man kann mich sehen.’

Er wusste nicht, wie lange er nun über den Campus gegangen war, er wusste nur, dass er alles gesehen hatte, was die Academy ausmachte und weswegen er immer wieder hierherkommen würde, wenn er mal wieder Landurlaub hatte. Es war für ihn eine eiserne Routine gewesen. Erst nach Hause, großes ‘Hallo’ mit den Eltern, mit den üblichen Fragen, dann zur Academy, ein bischen mit ein paar Lehrkräften plaudern, anschließend mit Agatha in den Familiensitz der Silverbirds, der in der Schweiz lag, fahren, oder mit ihr ein paar Tage in der Skihütte in den Bergen oder in dieser kleinen, verträumten Pension am Meer von Spanien.
Erst, als er die Frau sah, waren seine Gedanken von Agatha und dem Landurlaub, den er sich wirklich gönnen würde, abgelenkt.
Seine Augen nahmen die Frau wahr. Sie trug eine Starfleetuniform, Rang Captain, blonde Haare, wohlgeformter Körper, fast schon zu wohlgeformt. Sie löste offenbar in jedem, der ihr entgegen kam, Fantasien aus, denn der junge Fähnrich, sowie der etwas reifere Lieutenant, die ihr entgegen kamen, erstarrten und schauten ihr hinterher.
Die Uniform war normalerweise nicht dazu gedacht, gewisse Fantasien zu stimulieren, aber an ihr sah das Ganze eher nach einem erotischen Rollenspiel, denn nach Arbeitskleidung, aus.
Cal schüttelte über sich und seine Gedanken den Kopf.
Verdammt, erstens war er vergeben, zweitens ziemten sich solche Gedanken nicht.
Doch, als er sie gesehen hatte, die blonden Locken, das leicht-herausfordernde Grinsen, da war ihm klar, dass er die Frau schon einmal gesehen hatte. In einem enganliegenden, erotischen Nichts aus rotem Stoff.
Es war Natasi Godefrey - die Frau, die er auf der Dragonfly erschossen hatte. Die Zylonen waren offenbar auf der Erde.

Cal schreckte hoch, merkte, wie er nicht anders konnte, wie sich ein panischer Angstschrei in seinem Magen bildete, langsam die Luftröhre hochkroch und dann den Mund erreichte, um nach draußen zu entfliehen.

Der Schrei war laut und markerschütternd. Ginas erste Instinkthandlung, war es, sich die Ohren zuzuhalten, aber sie widerstand diesem Drang. Stattdessen trat sie auf ihren Kommandanten zu, dessen Schrei abebbte und sich in etwas verwandelte, das tatsächlich Ähnlichkeit mit Wörtern hatte.
„Si-lo-au-er-de“, keuchte er dann, schaute sie aus braunen Augen an, in denen sie tatsächlich Panik erkennen konnte. Dann umfasste sie seine Schultern, bohrte ihren Blick in seine Augen und sagte: „Beruhig dich, Cal – ich bin hier. Was willst Dumir sagen?“
Dies schien zu fruchten, denn Cal atmete einmal tief durch, schloss die Augen, ließ seinen Kopf nach hinten sinken, ehe er die Augen erneut öffnete und sie ansah: „Das wirst Du mir nicht glauben.“
„Was?“
Der Captain tat nochmal einen tiefen Atemzug, blickte seine CMO dann an und hauchte: „Die Zylonen sind auf der Erde.“
Und ehe Gina etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür der Krankenstation und Fähnrich Ran Sato betrat den Raum – wobei sie eine verletzte Frau stützte, die verdächtig nach Ran Sato aussah.

Währenddessen ließ sich auch der Pilot einem von Doc Cottles gefürchteten Vierteljahrescheckups über sich ergehen, beziehungsweise halb auseinandernehmen.
Während die Untersuchungsmethoden an Bord der Dragonfly sich nur auf eine Blutprobe und eine Runde 5 Minuten Belastungs-EKG beschränkten, wurde der andere Cal in eine Viper gesetzt und musste eine Simulation einer zylonischen Attacke über sich ergehen lassen.
Doch, wie der Zufall es so wollte, war die Person, die vor dem Kadetten auf Herz, Nieren und in dem Fall Eierstöcke geprüft wurde, Kara ‚ Starbuck ’ Thrace, die den Simulator zwar etliche Nuancen bleicher, aber immer noch aufrecht stehend, und vollständig im Besitz ihrer geistigen und Körperlichen Kräfte und ihres Mittagessens blieb.
Sie lächelte Cal an: „Das Schlimmste ist der Zylonenangriff nummer 4. Ein rascher Anstieg, quasi 90 Grad steil nach oben. Wenn das dein Essen nicht wieder dazu bringt, sich mal die Umgebung anzusehen, hast Du bestanden.“
Ein Zwinkern, was Cal bei ihr relativ selten sah, dann hatte ihm Doc Cottle den Helm gegeben und bedeutete dem Kadetten, sich in die Viper zu setzen.
Kaum, dass Cal saß, klappte auf die Plexiglaskuppel runter und der Kadett seufte: „Oh boy.“
 
„Saaaaaan-koooooooon-tessuuuuuuuuuuuu!" , der Schrei des jungen, oder eher alten, Mannes mit den silbernen, langen Haaren, der in einem roten Kimono auf seinen Gegner losstürmte, hallte durch das gesamte Zimmer.
Das junge Mädchen im japanischen Schülerinnen-Outfit stand, wie vor Angst gelähmt, an Ort und Stelle.
"Nein.", dachte sie sich angsterfüllt, "Greif ihn nicht an. Er ist doch dein Bruder."
Diese Gedanken galten dem Mann im Kimono, der gerade einen Sprung zu seinem Gegner, einem Mann in weißem Kimono, weißen Haaren und zwei Zeichnungen, jeweils auf einer Wange, ausführte.

Der Mann im weißen Kimono lächelte dünnlippig, überheblich, und begann, zu metamorphieren. Diese Metamorphose dauerte maximal 3 Sekunden und an die Stelle des Mannes im weißen Kimono, war ein beeindruckend großer Hund getreten.
Sie wusste, das er den Hund nicht erreichen würde, und so rief sie, so laut es ihre Stimme hergab "SITZ!"

Cal schaltete die Holobildübertragung ab.
Wer hätte gedacht, das sich das Inuyashafranchise über mehrere Jahrhunderte halten würde? Er ganz sicher nicht – schon gar nicht, wenn man bedachte, dass die Geschichte um Inuyasha nach knapp 12 Jahren und 56 Bänden zuende erzählt war. Allerdings hatte das eine gut funktionierende Marketingmaschinerie noch nie von etwas abgehalten und  inzwischen war die neueste Erbin des Takahashi-Imperiums daran, den - er glaubte - 1.000 Anime-Film der Abenteuer um den Hunde-Hanyou Inu Yasha zu verfilmen. Der Neunhundertneunundneunzigste "Inuyasha The Movie 999 : Millenium Mayham Mystery" war eigentlich eine recht spannende Sache gewesen.
Der Captain der USS Dragonfly streckte sich, stand auf und schaute dann zu Gina, die immer noch die bewusstlose Asiatin untersuchte.
„Naja, ziemlich gut zugetreten, was?“, grinste der Captain, schaute die Frau an, die die Bewusstlose als „Original“ bezeichnet hatte und runzelte die Stirn, als sie ihm einen bösen Blick zuwarf: „Meinen Sie, ich habe das aus Spaß getan, Sir?“
„Sicher nicht.“, zuckte der Kommandant mit den Schultern und legte den Kopf schief: „Aber – was mich mal so interessieren würde, wie kommt ihr eigentlich auf das, was ihr da gerade gesagt habt?“
„Nun – wir haben die astrometrischen Daten gegengecheckt. Schließlich wollen wir ja irgendwann mal wieder nach Hause, richtig?“
Der Captain nickte. „Ja, klar – und dabei habt ihr…“
„Herausgefunden, dass die Sternkonstellationen zwar im groben Ähnlich sind, aber irgendwas nicht ganz stimmte. Ich habe dann das Programm geladen, das Sam Carter für das Stargate geschrieben hatte. Sie erinnern sich?“
„Mehr als mir lieb ist.“, erwiderte der Captain und warf ihr einen finsteren Blick zu: „Würden Sie bitte zur Sache kommen, Fähnrich?“
„Natürlich.“, setzte die Asiatin an, „Wenn unsere Berechnungen korrekt sind, sind die Sternenkonstellationen so aufgestellt, wie sie es vor etlichen tausend Jahren gewesen sind.“
„Das heißt zu gut Deutsch, Fähnrich?“
„Sir, wir sind in der Vergangenheit – um genau zu sein – wir sind im Jahr 148.000 vor Christi Geburt.“
To be continued

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln