Autor Thema: Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)  (Gelesen 38347 mal)

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CaptainCalvinCat

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Kapitel 20.5.

Das bläulich-leuchtende Etwas, dass da gerade Calvin Nathan Cats Gesichtszüge spazieren trug, grinste immer noch. Eigentlich wäre es von einer gerade zu infarmen (ein- oder andernorts auch unamerikanisiert in-bauernhof-en) – und ja auch der Autor weiß, dass es erstens „Infam“ heißt und zweitens nichts mit der „Farm“ zu tun hat, aber, um den Joker zu zitieren: „Why so serious?“ - Unnötigkeit, noch einmal auf das hinzuweisen, was den geneigten Leser bei der letzten Geistigverköstigung des letzten Daniel-Pitels dazu bewogen hat, das nächste Kapitel überhaupt in Angriff zu nehmen. Allerdings liegen zwischen dem letzten Daniel-Pitel und diesem, dessen der Leser nun im Begriff ist, sich anzunehmen mehrere Wochen, sodass man schon mal ein bischen auffrischen kann.
Eine Erscheinung, die optisch Calvin Nathan Cat glich, stand, wenngleich bläulich-leuchtend in einer weißen Variante der Sternenflottenuniform gekleidet, an eines der Regale der Sternenflottenbibliothek des Sternenflottenschiffes USS DRAGONFLY und sah den ihn erschrocken erblickenden Doktor Daniel Jackson von SG-1 mit einem Grinsen auf den Lippen an.

Das Daniel da ins Schlucken geriet, dürfte nicht großartig überraschen. Dass er danach seinerseits in ein leichtes Lächeln ausbrach, auch nicht wirklich.
„Du machst einen schlechten Antiker, Cal.“, sagte er und legte das PADD, dass sich mit der mesopotamischen Religion beschäftigte, zurück in das entsprechende Schubfach, aus dem er es herausgeholt hatte.
Der Geist legte den Kopf schief und schien dann enttäuscht: „Wie – du kreischt nicht ‚AAAAAAAH, HILFE, EIN GESPENST, EIN GESPENST!!!!“?“
Seines Gegenübers Reaktion immitierend, verschränkte der Anthropologe die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief – in die andere Richtung – und blickte den Geistercaptain mit einem amüsierten Lächeln an.
Dieser hob die Augenbrauen: „Nich mal ein sich erschrocken die Hand aufs Herz pressen und ‚Was hast Du mich erschreckt!’ keuchen?“
Er seufzte: „Ich muss eine wirklich miese Figur als Geist abgeben.“
„Du scheinst ja auch nicht gerade der typische Geist zu sein.“, replizierte Doktor Jackson, was Cal dazu brachte, den Anthropologen zu betrachten und den Kopf erneut schief zu legen: „Ach, du meinst, wenn ich mehr auf die „Spooky-Schiene“ gehen würde?“
Damit hielt er die Hände vor die Brust, wedelte mit ihnen herum und gab das typische Geistergeräusch, ein gesungen-gejaultes „Buhhhhhuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuhhhhhhh – ich werde dich kriegen und in deinen Träumen verfolgen, buhuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu“ von sich.
Dass dies wenig Erfolg zeitigte, dürfte irgendwie einleuchtend sein. Zwar eruptierte aus Daniel ein kleiner Achtungslacher, dann wurde der Anthropologie wieder ernst und schaute zur glühenden Gestalt herüber.
„Gibt es irgendeinen Grund, warum Du mich heimsuchen willst und nicht irgendwen anders?“
„Ach, dat hat doch mit Heimsuchen nix zu tun. Ich wollte nur mal zeigen, wat ich kann.“
„Was nicht all zu viel ist.“, schoss Daniel dazwischen, was der Captain mit einem lauten „HEY! Entschuldige bitte, das ist mein erster Auftritt als Geist. Ich ÜBE noch.“
quittierte.
Daniel konnte sich nicht helfen, irgendwie hatte der Captainsgeist oder Geistercaptain gerade fast das Originalzitat aus dem Loriotfilm „Papa ante Portas“ gebracht und gerade das brachte ihn – den Wissenschaftler – wieder zu einem dünnlippigen Lächeln, ehe er sich wieder zusammenriss und Cal anblickte.
Für jemanden, der gerade mit einem Geist redete, empfand er seine Konversation und seine Gedankengänge doch recht… stringent.
„Also, was möchtest Du von mir, Cal? Soll ich dir einen Androidenkörper basteln, damit du die DRAGONFLY noch aus dem Sarg kommandieren kannst?“
Der Captain legte den Kopf schief: „Bin ich Sargon?“
„Das wohl nicht und wir sind hier auch nicht bei ‚Geist sucht Körper’.“
„Heißt das nicht ‚Frauer sucht Bau’?“
„Cal! Könntest Du dich bitte konzentrieren? Um mal einen Großen zu zitieren: „Wir sind ja nicht zum Vergnügen hier.“.“
Der Captain nickte. „Stimmt – also, was wollte ich? Erm… spukiges Auftreten kann man abhaken.“
Und mit einem Mal schlug er sich gegen die Stirn, dass es nur so klatschte. „German facepalm. KLAR! Ich weiß wieder, was ich wollte.“
Damit wandte er sich Daniel zu: „Ich wollte Dir danken, dass Du mit SG-1 an der Beerdigung teilgenommen hast. War wirklich nett. Auch die Musikwahl.“
„Wir fanden ‚Niemals geht man so ganz’ ziemlich passend. Auch wenn ich Jack erst erklären musste, worum es in dem Lied geht.“, erklärte Daniel, was wieder von Cal mit einem Nicken quittiert wurde: „Naja, irgendwas von Dir bleibt hier. Schönes Lied. Trude Herr – viel zu jung gestorben.“
Dann sprang das Schiff auf Alarmstufe Rot.

Der Vorteil, wenn man nicht zur Sternenflotte gehört, ist der, dass, wenn das Schiff auf Alarmstufe Rot springt, man nicht auf eine bestimmte Position eilen muss. Da kann man auch einfach dort bleiben, wo man war, oder aber sich irgendwo hinbegeben, wo man sich einbildet, sicher zu sein. Man muss hier schon von „Einbildung“ reden, bedenkt man, dass, im Zweifelsfall, das Schiff, auf dem man sich befindet, zerstört werden kann. Sicher ist man da nirgendwo, noch nicht mal in den Rettungskapseln, die – wenn der Angreifer besonders mies drauf ist – auch noch zerstört werden könnten. Daher machte auch niemand Doktor Jackson Vorhaltungen, als er sich, entgegen des Stromes derer, die zu ihrer Arbeitsstation gingen, um das Schiff verteidigungsbereit zu machen, bewegte und scheinbar in Gedanken war.
Dies traf natürlich nur dergestalt zu, dass der gute Doktor im geistigen Zwigespräch mit dem Geistercaptain stand, der neben ihm herging und jedem, ihm entgegenkommenden, Crewmitglied zusalutierte.
„Meyer.“
„Müller.“
„Schmidt.“
„Banner.“
Irgendwann schien auch Cal zu merken, dass man ihm nicht zurücksalutierte, also blieb er stehen, wandte sich um und brüllte ein ebenso lautes, wie eigentlich komplett sinnloses „EY IHR PASTINAKEN!“
Daniel blieb ebenfalls stehen, schüttelte stumm den Kopf und seufzte.
Erstens, was war „Pastinaken“ bitteschön für ein Schimpfwort? Eine Pastinake war immerhin eine Art Gemüse. Zweitens – selbst wenn der Captain ein anderes Wort verwendet hätte, dass sicherlich mehr als Schimpfwort geeignet wäre (VollHonKs, Vollidioten, Deppen, A****geigen – um nur vier zu nennen)  - er wäre immer noch ein Geistercaptain und allein der Fakt, dass sie ihm nicht zurücksalutierten, zeigte, dass sie ihn nicht sehen konnten.
Also blickte auch keiner verblüfft in seine Richtung, als er Cal ein „Komm jetzt!“ zuzischte.
Der Cal-Geist bemerkte ihn jedoch, stapfte auf ihn zu, zupfte missmutig an seiner nun sehr-weißen Uniform herum, schien sie erst jetzt zu bemerken und seufzte.
„D’oh!“
Daniel blickte ihn an, legte den Kopf schief, wusste es aber besser, als mitten im Gang jemanden zu fragen, der wohl nur für ihn zu sehen war.
Cal hob den Kopf, deutete auf seine Uniform und seufzte: „Ich vermisse das Rot.“
Dann seufzte er, deutete auf die Tür, vor der sie standen und grinste: „Ich lade dich in mein Quartier ein.“
Damit trat er einen Schritt durch die geschlossene Tür.
Daniel blieb stehen, holte tief Luft und sagte nichts.
Das war ihm irgendwie klar, dass Cal vergessen hatte, dass er ein Geist war und einfach so durch eine Wand schlurfen konnte. Kurz schüttelte er den Kopf, seufzte leise und betätigte dann den Türsummer.
„Was gibt es denn?“, lugte Cals Kopf durch die geschlossene Tür, „Komm doch rein, no need to make a fuss.“*
Der Anthropologe seufzte und murmelte ein leises: „Hallo? Ich bin vielleicht noch stofflich?“
Auf dem Gesicht des Captains fand eine Transformation statt. Erst schien er verwirrt ob der Aussage zu sein, dann erhellte sich sein Gesicht: „OH! Na-tür-lich. Gib die 345-555-16789 auf dem Eingabepanel neben der Tür ein.“
Daniel tat wie ihm geheißen, betrat dann das Quartier und als sich die Tür hinter ihm schloss, wandte er sich an den Geistercaptain: „Tolles Wortspiel übrigens. Na-tür-lich. Was Schlechteres ist dir nicht eingefallen?“
„Sorry.“
Cal blickte gen Boden und in diesem Moment – wieder einmal ein Beispiel für zwei Geschehnisse die im selben Satz zu nennen sind, aber nichts miteinander zu tun haben – fiel Daniel etwas am Fenster auf.
„Wir sind im Erdorbit.“, sprach er und trat auf die Scheibe zu. Cal folgte ihm: „Weißt Du, wie oft ich hier gestanden habe, Agatha neben mir, und mich einfach so an das Fenster gelehnt?“
Sprachs und – um zu demonstrieren, was er meinte, lehnte er sich an die durchsichtige Platte aus Transparentaluminium – nur um im nächsten Moment durch selbige zu fallen und – mit einem Ausdruck ehrlicher Verblüffung ausserhalb der DRAGONFLY zu schweben.
Der Anthropologe schloss die Augen und wiederstand dem Drang, sich selbst mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen.
„Was machst Du da?“, fragte er daher lieber gegen diese Scheibe aus Transparentaluminium, durch die Cal gerade wieder hindurchschritt und den Anthropologen schulterzuckend anblickte, als wolle er sagen „Erm… ups?“
„Erm… ups?“
‚Tatsächlich’, schoss es Daniel durch den Kopf, ‘Er hat es gesagt. Er hat sogar die Stirn es zusagen. Obwohl er ein Geist ist, zeigt er ein ziemlich geistloses Verhalten.’
Kurz stoppte er seinen Gedankengang und schüttelte kurz den Kopf: „Ich bin definitiv zu lange mit Jack O’Neill in einem Raum.“
Damit hob er seinen Blick und wandte sich wieder an den Captain: „Sag mal – wieso warst Du kurz draußen?“
„Du … pfff… frag mich was Leichteres. Ich wundere mich ja sogar, dass ich hier, in diesem Raum, auf dem Boden steh…“
Die abrupte Endung des Satzes ist dem plötzlichen durchsacken durch den Boden geschuldet, der Cal gerade zu verschlucken schien. Schnell griff er nach dem Boden und Daniel dachte noch „Das wird nichts“ – wurde aber überrascht, da sich der Boden in diesem Fall für den Captain als erstaunlich griffsicher erwies.
Der Geistercaptain spannte alle Geistermuskeln an und zog sich wieder empor, bis er wieder aufrecht stand. Kurz vollführte er das zweite Picard-Manöver, also die Straffung der Uniform über dem Oberleib, was bei einem Geist relativ sinnlos ist, da sowohl die Uniform als auch Oberleib lediglich eine Manifestation dessen ist, was die Ghostbusters wohl als Ectoplasma bezeichnen würden. Aber – selbst als Geist möchte man doch bitteschön tadellos herumlaufen und nicht mit einem Hemd, das nicht nur auf Halb 8, sondern gleich auf halb 12 hängt.
Soviel Zeit muss sein.
„Vielleicht“, mutmaßte Daniel und brachte die Aufmerksamkeit des Autors aber auch des Lesers wieder auf den Geistercaptain zurück, „Hängt es ja auch mit der Konzentration zusammen. Also – vielleicht konzentrierst Du dich gerade darauf, vor mir zu stehen.“
„Hm, könnte sein.“, murmelte der Geistercaptain in seinen nicht vorhandenen Geisterbart und zuckte, genau wie der fleischliche Daniel zusammen, als sich die Tür öffnete, zwei Sicherheitsoffiziere und Sam Carter den Raum betraten und Daniel verblüfft anschauten.
In diesem Moment geschahen wieder zwei Dinge die nichts miteinander zu tun haben, aber sich zeitlich – wie schon geschrieben – im selben Moment ereigneten.
Erstens fiel Daniel ein „Stimmt. Selbst bei Star Trek III – Auf der Suche nach Mister Spock – hatte ein Sicherheitsalarm gemeldet, dass sich ein Eindringling in den Quartieren des damals zeitweise toten Wissenschafts-, ersten, respektive kommandierenden Offiziers der USS ENTERPRISE NCC 1701 befand. Hätt ich eigentlich drauf kommen können.“
Das zweite Ereignis konnte wieder nur Daniel wahrnehmen, als sich der Geister-Cal an Sam wandte, ihre Uniform betrachtete und ein „Hey, das steht ihr gu…“ von sich gab. Den Endlaut des Wortes „Gut“ – das T – verschluckte der Boden, durch den Cal gerade wieder fiel.

Daniel blickte in die grau-blauen Augen seiner Freundin und momentanen XO der DRAGONFLY , die ihn anblickten und in denen sich etwas zeigte, das mit „vorsichtige Verständnislosigkeit“ noch zu wenig beschrieben wäre.
Deutlicher wurde es dann im sprachlichen Duktus, als ein „Verdammt, Daniel, was machst Du hier?“ aus den Stimmbändern Sams herrausschoss.
Und das war nun wirklich eine gute Frage, denn – wie sollte Doktor Daniel Jackson Colonel – momentan Commander – Samantha Carter auseinandersetzen, dass er den Geist Cals in der Bibliothek getroffen hatte und dann in einem Anfall von autorendiktiertem Schwachsinn mit ihm in das Quartier eingebrochen war?
Nicht so einfach.
„Boah“, erklang es – nur für Daniel hörbar – unter dem Fußboden, „Peter Andpaul hat FC Bayern Bildchen! Er hat sogar einen handsignierten Netzer. Is ja mal cool.“
Der Anthropologe schloss die Augen und seufzte. Wenn er wüsste, dass er Teil einer Story ist, die eigentlich sogar relativ dramatisch werden könnte, wenn der Autor nicht sofort am Anfang jedes Potential dafür verschenkt hätte und wenn er weiterhin wüsste, dass in diesem Moment McGee dachte, fünf Monate in der Zukunft mit Jessica Hanson – seiner Three of Five – verheiratet zu sein und Tony, Ziva, Sydney Fox und Lara Croft durch die wassernasse DRAGONFLY stapften, würde er sich denken „Toll – und ich krieg wieder den Clown ab.“
So aber stampfte er einmal auf, zischte ein „Reiss dich zusammen, Cal“, was ihm von Sam einen sehr merkwürdigen Blick eintrug.
Erneut erklang ein „BOAH!“ aus unter dem Fußboden und Daniel rollte mit den Augen. Das war nicht zu fassen, dieser Typ war noch schwerer zu hüten als Vala Mal Doran, die ihn mit schöner Regelmäßigkeit in die Weißglut trieb. „Daniel, ist alles in Ordnung?“, hörte er Sams besorgte Frage und so langsam, aber sicher stellte er sich die Frage, ob diese Frage nicht eventuell berechtigt war.
Erneut ein „BOAH!“, dieses mal hinter ihm, gefolgt von einem „Kumma au’m Fenster!“, das im schönsten Ruhrpottesperanto von sich gegeben war. Und als er Sams entsetztes Gesicht sah, drehte auch er sich zum Fenster um.
Cal stand da, blickte durch die Scheibe und deutete auf einen Fixpunkt, der ausserhalb Daniels Sichtbereich war. Und da Cal sowieso gerade ein Geist war, tat er noch einen Schritt und „stand“ ausserhalb des Raumschiffes – quasi so, als habe er den Ego-Shooter „Voyager Elite Force“ gespielt und dabei den Cheatcode „noclip_1“ eingegeben.
Neben sich hörte er Sam atmen, sah, wie sie auf das Fenster zeigte und ihn fragend anblickte: „Ist das Cal?“
„Oh“, machte Daniel und zuckte mit den Schultern, „Ja, klar. Übrigens, ihm hat unsere Grabrede sehr gefallen.“
Sam blickte ihn an und er konnte in ihrem Gesicht keine eindeutige Regung festmachen und als sie ein „Na, wenigstens etwas“ von sich gab, wusste er nicht so ganz, wie er das zu nehmen hatte.
Sie traten, Seite an Seite, an das Fenster und schauten dorthin, wo der Captainsgeist hindeutete. Vor ihnen rotationsellipsoierte die Erde vor sich hin.
Daniel blickte die Frau an seiner Seite an, hielt ihr die Hand hin, welche sie gleichermaßen zart wie stark ergriff, küsste sie und sagte „Eigentlich ein wunderschöner Anblick, oder?“
„Danke, Daniel, dass Du so über mich denkst.“
„Ich meinte die Erde, Cal, nicht dich.“
„Tschuldigung.“
„Mich nicht?“, fragte Sam und Daniel lächelte, streichelte ihr über die Wange und sagte: „Nein. Du bist nicht so schön wie die Erde – Du bist dreitausend… ach was… eine Millionen mal Schöner als die Erde.“
Und schon hatte Sam seine Lippen mit dem Mund eingefangen – ein Augenblick, der nur allzu schnell dadurch verging, dass sich von jenseits des Fensters Cal räusperte: „Ich unterbrech euer Geturtel ja nur ungerne, aber ich meinte auch eigentlich nicht die Erde, sondern eher, das was davor rumschwebt.“

Daniel musste „mit den Augen knibbeln“, also die Augen fest zusammenkneifen, um überhaupt erkennen zu können, was der Kapitänsversuch da meinte – dann fiel es ihm aber auf. Es schwebte ein Schiff im Erdorbit, das ihn irgendwie an zwei drei-armige, kristalline Seesterne erinnerte, die aufeinanderlagen. Dieses „Seesternschiff“ richtete sich mit dem Rumpf zur Erde aus – und plötzlich schoss ein gewaltiger, grellroter Energiestrahl aus der Mitte des Schiffes heraus, traf die Erde und lies sie – einer Seifenblase gleich – zerplatzen.
Der Anthropologe schluckte. Hatte er gerade das Ende der Welt überlebt?
TBC


Kapitel 21. Enthüllungen Part 2

Kapitel 21.1


My heart longs to be completed.
I want you to be near me.
My solitudal energy is nearly depleted

Leon Vance seufzte.
Er saß jetzt schon am vierten Entwurf seines romantischen Gedichtes an seine Frau und er kam nicht sonderlich weit.
Vor allem – wie kitschig klang das denn?
Sein Herz sehnte sich danach, komplettiert zu werden.
Seine „einsame Energie“ war beinahe aufgebraucht.
Einsame Energie? Solitudal? Gab es das Wort überhaupt?

Noch vor knapp drei Stunden hatte er Jackie gesehen und schon vermisste er sie. Zumal er wusste, dass die Sache – zumindest aus der Warte eines Temporaleinheimischen – kein gutes Ende nehmen würde. Er hatte schon einmal vorgefühlt, hatte sich – wie River Song aus dem Doctor-Who-Fandom sagen würde“ – „shhhh… spoilern“ lassen: Die Datenbank des NCIS gab ihn ab 2013 als Witwer an – genauer gesagt hatte ein Mann auf den sich bei ihnen zu Besuch befindlichen Eli David geschossen und dabei den Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad tödlich getroffen. Leons Frau Jackie wurde jedoch ebenfalls von einigen Kugeln niedergestreckt und starb – so der offizielle Bericht – auf dem Operationstisch. Und da er wusste , was passiert war, konnte er natürlich versuchen, beides zu retten – seine Frau und die Geschichte. Vielleicht ließ sich Jackie ja in seine Gegenwart, die Mitte des 24. Jahrhunderts beamen? Wie gut, dass man den Kindern nichts davon erklären musste – man hatte sie ja recht zeitig in die Fakten der eigenen Familienchronik eingeweiht.

„Eigentlich auch unglaublich, oder?“, schoss es dem Afroamerikaner durch den Kopf, „Man stelle sich vor, die eigenen Eltern holen einen zu einem Gespräch zu sich und eröffnen: „Ihr seid eigentlich gar nicht von hier.“
Und damals, vor knapp 3 Jahren, hatten sie sich zusammengesetzt – Jackie und er – und darüber nachgedacht, ob die Kinder es eigentlich jemals wissen mussten. Schließlich waren die Lebensläufe, mit denen sie die Sternenflotte ausgestattet hatte, mehr als nur wasserdicht.
Aber, wenn er ehrlich war, machte genau diese Art von Familienhistorie sie, die Familie Vance aus und so wollte er verdammt sein, wenn er seinen Kindern diese besondere Wahrheit vorenthalten würde. Schließlich sollten die Kinder auch verstehen, warum sich besonders ihr Vater wieder einmal so aufregte, wenn er eine Star Trek-Episode sah und sich darüber echauffierte, wie Kirk damals eigentlich jemals weiter gekommen war, als bis zum Jupiter.

Neben ihm schnarchte es leise.
Vance warf einen Blick zur Seite, dorthin wo Abigail Sciutos Kopf schon vor 10 Minuten Kontakt zur Glasscheibe hergestellt hatte. Irgendwo zwischen blauem Wasser und mehr blauem Wasser hatte sie den Kampf gegen die Müdigkeit verloren, ihre Augen waren nach oben gerollt und sie war eingeschlafen.
Die Glückliche.
Vance konnte verstehen, wie sie sich fühlte. Die letzten paar Stunden waren für ihn der absolute Albtraum gewesen – nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf politischer Ebene.
Was war er froh, dass sich die Meldung, dass Gibbs tot sei, dann doch nur als Fehlinformation herausgestellt hatte, als berühmter „Irrtum vom Amt“.
Hoffentlich würde dieser Metallvogel, der gerade gen Düsseldorf strebte, um dort aufzutanken und dann nach Dubai weiterzufliegen, rechtzeitig kommen.
Metallvogel?
Vance grinste, nahm ein weiteres Blatt und begann zu schreiben.
„Metallvogel, du in der Luft.
Viel zu lange standest Du in der…“
„Gruft.“, murmelte Abby neben ihm schläfrig und blickte auf das Papier.
Vance hob den Blick, schaute sie an, sein Gesicht gespielter Ernst: „Hat man Ihnen nicht gesagt, dass es sich nicht schickt, dem Chef über die Schulter zu gucken, Miss Sciuto?“
Auch Abbys Gesicht machte eine Metamorphose durch – sie schenkte ihrem Chef einen gespielt-verängstigten Blick, murmelte ein schüchternes „Entschuldigung“, ehe er ihr zuzwinkerte: „Gruft passt wirklich zu Luft.“
Der Metallvogel, der zulange in der Gruft stand und nun in der Luft schwebt und dabei bebt und lebt oder webt und strebt flog weiter Richtung Düsseldorf.

Stunden später hatte man die entsprechenden Hotelzimmer in Dubai bezogen und der Flug von Düsseldorf nach Dubai war extrem uninteressant gewesen, hatte aber dennoch die Möglichkeit geboten, sich tatsächlich einmal einem entspannenden Schlaf hinzugeben. Business Class fliegen hat was für sich.
Zwar musste Vance festhalten, dass es keine bessere Art des Transportes gab als ein Transporter – sprich gebeamt zu werden schlägt „zu fliegen“… aber „zu fliegen“ schlägt „mit dem Schiff nach Dubai tuckern“. Soviel Zeit hatten sie schließlich nicht.
„Gut“, schoss es Vance durch den Kopf, als er die Koffer abstellte, es sich in einem schönen, mit Leder bezogenen Stuhl bequem machte und diesen so drehte, dass er einen Blick auf die Stadt erhaschen konnte, die unter ihm pulsierte.
Wenn nicht eine Bank seinerzeit den Slogan „the City never sleeps“ für sich verwendet hätte und ferner „the city, that never sleeps“ eine Synonymfixgröße für „New York“ wäre (neben Big Apple, natürlich), dann müsste man diese  Stadt ebenfalls mit diesem Attribut belegen. Es war ja nun egal, ob und wann man sich in die heißen Straßen begab – hier war ja immer was los.
Das war Dubai. Eine wunderschöne, interessante Stadt, eine Begegnung von Tradition und Neuem, von Kultur und Natur.
Aber es war nicht nur eine Stadt von Tradition und Moderne – sondern auch die Stadt, in der seine Leute das letzte Mal lebend gesehen worden waren, bevor sie nach Jebel Ali aufgebrochen waren. Also wurde es Zeit, sich mal ein wenig umzuhören.

Die Frau, die ihnen gegenübersaß, sah wirklich nicht unbedingt wie eine Hotelmanagerin aus – eher wie ein Supermodel auf Urlaub. Aber – das Namensschildchen an ihrer Brust wies sie als „Ishizu Isthaaru“ aus und in Abby Sciutos Kopf klingelte ein kleines Glöckchen. Den Namen hatte sie schon einmal gehört, sie war sich nur nicht mehr sicher, wo. Doch als sie dann – auf einem Überwachungsmonitor - diesen jungen Mann an der Rezeption auftauchen sah, einen Typen, der aussah, als habe er einen Igel auf dem Kopf – oder noch besser: ein Stachelschwein um seine langen Stacheln gebracht und sie in drei Farben gefärbt – da wusste sie erstens wie diese Type hieß (Yugi Muto) und wusste zweitens, woher sie den Namen Ishizu Isthaaru kannte.
Sie legte den Kopf schief.
„Sie haben früher Duel Monsters gespielt, oder?“, fragte sie und Ishizu, die gerade noch festgehalten hatte, dass ihr die Vertraulichkeit zwischen Hotelpersonal und Kunden sehr wichtig war und daher nicht wirklich kommunikativ sein würde, ginge es um ihre Kunden, schaute die Laborgoth an, lächelte und nickte.
„Ja, ich habe damals ‚Duel City’ als Drittplatzierte gewonnen.“
Abby nickte. „Habe ich gesehen. Also – wie Sie da gespielt haben, einfach nur einmalig. Ich habe selbst mal versucht, mich mit diesem Kartenspiel zu befassen, aber – das ist ja ein Fass ohne Boden. Einmal mit angefangen – und ich meine wirklich angefangen, nicht nur mal so an der Oberfläche gekratzt – kommt man ja nicht mehr raus, aus der Nummer.“
Sie spürte, wie Vance sie ein bischen verblüfft anschaute, dann aber nickte und sich zurücklehnte. Ihm schien klar zu sein, was sie vorhatte.
Leider auch Ishizu.
Sie legte den Kopf schief: „Kann es sein, dass Sie versuchen, eine Vertrauensebene aufzubauen, sodass ich bereit bin, mehr über die von Ihnen gesuchten preiszugeben?“
Verflixt, da hatte jemand gute Menschenkenntnis.
Abby seufzte, lehnte sich ebenfalls zurück und schaute Ishizu dann an: „Mag sein. Aber ich habe einen guten Grund.“
„Da bin ich gespannt.“
Und was Abby nun sagte, war noch nicht einmal geschauspielert – das muss man hier der Fairness halber wirklich zugestehen.
„Sie waren doch damals auch bei dem großen Endschaukampf auf dem Zepelin dabei, richtig?“
Auf das Nicken von Ishizu hin, lehnte sich die hübsche Laborgoth wieder nach vorne: „Und Sie erinnern sich daran, wie Mai Kujaku gegen Ihren Bruder verloren hatte und ins Koma gefallen war?“
Erneut ein Nicken.
„Ich erinnere mich daran, dass ihr jetziger Ehemann, ein Mann der sich im englischsprachigen Raum Joseph Wheeler nennt, ausgesagt hatte, dass er damals kurz davor war, sich auf ihren Bruder zu werfen und ihm – Zitat: Die Fresse zu polieren.“
Ishizu legte den Kopf in die andere Richtung schief und schien sie aus ihren merkwürdig-violetten Augen genauer analysieren zu wollen.
‚Vorsicht Abby – schau ihr nicht zu sehr in die Augen. Wer weiß, vielleicht werden die gleich Spiralen und du findest dich dämlich grinsend und hypnotisiert wieder.’, gemahnte sich die hübsche Laborgoth zur Besinnung und schüttelte den Kopf. Hatten ihre Mundwinkel schon angefangen, zu zucken?
„Worauf wollen Sie hinaus?“
Die Stimme Ishizus war leiser, tiefer, sanfter und volltönender geworden.
Abby räusperte sich: „Wir haben einige unserer Freunde hier verloren. Genau die Personen, die wir suchen. Und ich wäre bereit, jedem ‚die Fresse zu polieren’, der mich davon abhält.“
Ein leichtes Lächeln umspielte die vollen Lippen der Ägypterin, ehe sie die Arme vor der Brust verschränkte, sich in ihren Sessel sinken ließ und dann nickte: „Ich kann Sie verstehen.“
Und dann mit einem kurzen Blick auf den Computermonitor hinter sich:  „Lassen Sie mich sehen, was ich für sie tun kann.“

Irgendwie war das „was ich für sie tun kann“ mehr gewesen, als sich Abby jemals erträumt hätte, das Miss Ishtaaru in der Lage wäre, tun zu können.
Nicht nur, dass sie ihnen gesagt hatte, wie Daniel von der Restaurantterasse im 5. Stock nach Jebel Ai gekommen war, nicht nur, dass sie mit dem Hauptmann der Wachen in Jebel Ali, jenem Marik Isthaaru, der ihr Bruder war, gesprochen und sie angekündigt hatte, sie hatte ihnen auch eine Limousine zur Verfügung gestellt, die sie mehr als nur standesgemäß in die Freihafenzone chauffierte.
Und wäre sie nun einer dieser Hobbygärtner, von denen ihr Cal irgendwann zwischen den Szenen der Schweinehunde erzählt hatte, dass sie auf einem Privatsender im Beet stehen würden und zwischendurch große Volksreden halten würden, würde sie mit einem zufriedenen Nicken sagen „Dat is schon ne coole Sache. So haben wir dat gerne.“
Zwar war sie keiner von diesen Hobbygärtnern, konnte sich des Grundgedankens dieser Sentenz jedoch nicht entziehen.

Marik Ishtaaru, der Hauptmann der Wachen, war jung.
Mochte seine Schwester Ishizu eine knappe Sonnen-Erd-Umrundung von der Dreißig entfernt sein, war das bei ihm noch ein paar Jahre hin. Abby schätzte den jungen Mann, dessen Uniform ihn als Militär auswies, auf knappe 26 ein.
„Folgen Sie bitte dem Mann mit dem Fahrrad, der wird sie zu ihrem Parkplatz geleiten.“, sagte er mit einer Stimme, die sie aus irgendeinem Grund an Geordi LaForge aus Raumschiff ENTERPRISE – das nächste Jahrhundert – erinnerte. Oder an Ben Browder aus Farscape.
„Hat er gerade Fahrrad gesagt?“, fragte Vance in diesem Moment und Abby konnte sehen, dass er sich sehr zusammenreißen musste, als er den Private First Class sah, der auf einem Rad hergeradelt kam, in dessen Gepäckträger eine lange, aufgerichtete Stange steckte, die mit einer Fahne bewaffnet war.
Was den Parkplatzanweisern auf Volksfesten recht ist, ist Parkplatzanweisern anders wo billig.
Sie folgten dem sich in der Sonne abstrampelnden armen Mann und Abby konnte sich den Gedanken „Komm zur Armee, haben Sie gesagt – hier erlebst Du Abenteuer, haben sie gesagt – und was mach ich? Ich radel Parkplätze ab – in gleißender SONNE!“ nicht verkneifen.
Irgendwie war sie froh, dass die Limousine, in der sie unterwegs waren, über eine Klimaanlage verfügte.
Als sie die Tür öffnete traf sie zuerst einmal ein volles Hitzebrett.
Diese Sekunden der Akklimatisierung zwischen einem auf angenehme 20 Grad heruntergekühlten Auto und einer Aussentemperatur von knapp 35 bis gar 40 Grad, waren für sie immer unangenehm, weswegen sie gern ein paar Sekunden zwischen den Klimazonen verweilte.
Sie entstieg dem Fond des Wagens, Vance tat es ihr gleich, und sah sich um.

Die Sonnenbrille war irgendwie doch eine Notwendigkeit gewesen. Gerade, wenn der gelbe Lebensspender über dem Meer stand und sich die wogenden Wellen nicht blau, sondern silberhell präsentierten, war Vance froh, dass er seine Augen vor den einfallenden Lichtstrahlen schützen konnte. Im Stillen dankte er dem Erfinder der Sonnenbrille, als er sie sich aufsetzte und seinen Blick über das Terrain schweifen lies.
Neben ihm deutete Abby auf eine Person, die sich gerade aus einem der Gebäude näherte und dies mit militärisch-zackigen Schritten tat.
„Na, da bin ich ja mal gespannt.“, murmelte Vance und schob sich einen Zahnstocher zwischen die Zähne. Abby nickte: „Ich auch.“

Nach ein paar Minuten hatte der Mann sie erreicht, salutierte und nahm Haltung an: „Sie sind die beiden Personen, die mir angekündigt wurden?“
„Na Donnerwetter.“, schoss es Abby durch den Kopf, „Der Mann ist ja Einstein. Ich bin schwer beeindruckt.“
Neben ihr räusperte sich Vance, nickte und erwiderte den militärischen Gruß: „Direktor Leon Vance, NCIS. Das ist meine Labortechnikerin, Abigail Sciuto.“
„Sehr angenehm.“
Die Frau hielt dem Neuankömmling die Hand entgegen, der sie erst anblickte, und dann doch ergriff.
„Robert Makepeace.“, stellte er sich vor und lächelte beiden zu.
„Willkommen in Jebel Ali.“

Kaum, dass er das gesagt hatte, explodierte das Meer.

TBC

Kapitel 21.2

Um sie herum brannte alles. Leroy Jethro Gibbs rappelte sich auf, nachdem eine gewaltige Explosion den Komplex erschüttert und ihn, Felicity, Cat-Senior und McGee zu Boden geworfen hatte.
„McGee?“, mag sich nun der ein, oder andere Leser fragen, „Wie kommt der hierher? Ich dachte, wir wären in der Zukunft.“
Nun, wie genau McGee dahin kommt, wird im nächsten Kapitel ein wenig ausführlicher beleuchtet.
Gibbs ließ seine eisblauen Augen über das Chaos vor sich schweifen. Die Explosion – was auch immer es war – hatte den Komplex nicht nur erschüttert, sondern auch dafür gesorgt, dass  sich die Decke an manchen Stellen den überwältigenden Ruf der Schwerkraft gehört hatte und zu Boden gefallen war.
Sein Blick wanderte zum am Boden liegenden Cal, der, die Augen geschlossen, da lag und aus einer Platzwunde an der Stirn blutete. Felicity kniete neben ihm, schien relativ unversehrt zu sein, und tastete nach dem Puls ihres Ahnen.
„Er – er wird wieder.“, murmelte sie, erhob sich und ergriff einen, der hier zahlreich herumlaufenden Sanitäter am Arm: „Holen Sie eine Trage für den Captain.“
„Jawohl, Ma’am.“, salutierte der Typ und rannte los.
Gibbs wandte sich an McGee, der sich gerade wieder hochrappelte: „Bist Du in Ordnung?“
Erleichterung durchpulste ihn, als er sah, wie der Technikfreak nickte und sich dann wieder suchend umblickte.
„Suchen Sie jemanden, Special Agent?“, fragte Felicity und McGee nickte: „Ich suche… meine Frau.“
„Deine WAS?“
Gibbs hob überrascht die Augenbrauen. Er hatte ja schon von Vegas-Hochzeiten gehört und auch davon, dass man im Chat heiraten konnte – da war das ganze aber eigentlich mehr so als Scherz gedacht, respektive wurde dann durchgeführt, wenn man extrem betrunken war. Er selbst war nur um ein Haar um eine Vegas-Hochzeit mit Jenny Sheppard herumgekommen – ein Fakt, das er heute irgendwie bereute.
„Sie meinen Airman Hansen? Warten Sie, ich bring sie zu ihr.“ Damit erhob sich Felicity, nahm McGee bei der Hand und eilte davon.
Gibbs blieb zurück und blickte auf den bewusstlosen Captain hinab.



Das greise Gesicht Captain Calvin Nathan Cats blickte den Senior Special Agent an und die braunen Augen, die – als Gibbs den Captain zuletzt gesehen hatten – vital funkelten, hatten einiges an Strahlkraft verloren.
Auf einen Stock gelehnt saß er im Klappstuhl, den vorher noch Makepeace – der Durchgeknallte – okkupiert hatte, versuchte, sein Gewicht und sein Gesicht zu wahren und holte einmal tief Luft.
„Jethro“, setzte er an – Gibbs verzichtete darauf, ihn zu fragen, wann   er ihm das „Du „ angeboten habe, dazu war die Sache irgendwie zu faszinierend – „Warum ich so alt bin, kann ich dir erklären. Nach unserem letzten Treffen wurden wir von der Sternenflotte gebeten, im Sternbild der Jagdhunde einen ersten Kontakt mit einer dort lebenden Spezies herzustellen. Es waren…“
Cal stockte, legte nachdenklich den Kopf schief und wandte sich an Felicity: „Wat waren das gleich für Figuren?“
Die falsche Grundschullehrerin aus Minnesota zuckte mit den Schultern: „Frag mich was Leichteres. Du hast die Namen dieser Aliens nie genannt.“
„OH!“, machte der Captain und Gibbs konnte sich ein „Typisch Cal“ nicht verkneifen. Zumindest sagte er es in Gedanken, er war ja nicht so unbesonnen,  eventuell möglichen Zorn auf sich zu ziehen.
„… jedenfalls“, hob der alte Captain wieder an und Gibbs blickte zu ihm herüber, „… wie soll ich sagen. Wir gerieten in einen interstellaren Konflikt, dessen Details hier eigentlich nichts zur Sache tun – Interessant ist nur, dass wir im Zuge dieser Geschichte in die Vergangenheit gezogen wurden und schließlich auf der Erde – aber eben immer noch in der Vergangenheit – landeten.“
Er zuckte mit den Schultern.
„Wir landeten in dieser Zeit – kann man eigentlich keinem erzählen – genauer gesagt in Agrabah. Japp, Land existiert, Stadt existiert, Bewohner, auch Aladdin, existieren – oder besser: alles existierte – und es sah fast aus wie bei Walt Disney.“
„Disney?“
Gibbs hob verblüfft die Augenbrauen.
„Naja, sie kennen das doch, oder? ‚Eine Party steigt in Agrabah, da wollen wir doch alle hin. Nur leider macht auch dieses Lied nicht unbedingt viel Sinn.’.“
Tatsächlich war Gibbs mit den Disneyfilmen vertraut  - wer auch nicht, wenn er in den frühen 90ern Vater war.
Allein der Gedanke an diese Filme versetzte dem Special Agenten einen Stich ins Herz.
Und ganz besonders der Gedanke an Aladdin.
 „Dad“, hörte er im Geiste die Stimme seiner Tochter Kelly,  „in der Zeitung steht, dass Robin Williams den Genie sprechen wird. Können wir uns den Film ansehen? Bitte, bitte, bitte.“
Damals hatte Gibbs dem Wunsch seiner Tochter noch nicht nachgegeben. Schließlich war Kelly Gibbs zum damaligen Zeitpunkt 7 Jahre alt gewesen und Zeichentrickfilme waren doch eher was für ganz kleine Kinder. Doch nicht für seine Kelly.
Er erinnerte sich daran, dass sich daraus sogar ein handfester Streit entwickelt hatte, dem Leroy Jethro Gibbs, der Besonnene, dadurch den Wind aus den Segeln nehmen konnte, dass er sich dann doch dazu bereit erklärt hatte, am Prämierentag mit ihr in diesen Film zu gehen – ein Versprechen, das er nie würde einlösen können.
„Bist Du in Ordnung, Jethro?“, fragte in diesem Moment die alte Version des Captains. Der Special Agent hob den Kopf und sah in den Augen seines Gegenübers tatsächlich Mitfühlen aufflackern.  Der Mann, mit den kurzen, grauen Haaren sah sein Gegenüber mit der weißen Löwenmähne an und nickte. Er wusste nicht, ob Cal in seinen Augen die Wunde sehen konnte, die durch den Tod Kellys und Shannons entstanden und nun wieder aufgerissen worden war – aber es war ihm auch egal.
Stattdessen runzelte er die Stirn, versuchte, seine Stimme nicht zittern zu lassen, als er fragte „Und was ist dann passiert?“
Als Cal begann, zu erzählen, konnte man in seinen Augen ebenfalls sehen, wie geistige Verletzungen, die inzwischen nicht komplett geheilt, aber immerhin gut vernarbt waren, wieder aufrissen.
Gibbs hörte zu.

Soso – der Captain war also in der Vergangenheit auf Aladdin, Jasmin und wie sie alle hießen, gestoßen, hatte sich mit Verbrechern geprügelt und dann zusammen mit Agatha einen Nachkommen gezeugt, der die Aufgabe überantwortet bekam, darauf zu achten, dass die DRAGONFLY gefunden wurde. Offenbar hatte sich daraus – ob das möglich war? – eine Art „Kult“ entwickelt, eine Geheimgesellschaft, die auf dieses bruchgelandete Föderationsschiff achten sollte. Cal selbst hatte sich in Stasis begeben um – alle 18 Jahre wieder, wenn der jüngste Stammhalter des Cat-Klans im Alter war, seine Pflichten zu übernehmen, aufgetaut zu werden und ihn zu initiieren. Bei einem der letzten Treffen hatte jedoch ein Erdrutsch die Stasiskammer zerstört, weswegen der Captain tatsächlich in dieser Epoche gefangen war.
Und wenn Gibbs in den Augen des Captain richtig lesen konnte, dann war er von seinen Artgenossen – will sagen: den Menschen – immer mehr enttäuscht.

„Und was ist das hier?“, fragte Gibbs, nachdem Cal geendet hatte. Dieser holte tief Luft, um etwas zu sagen, allerdings wurde er durch einen Hustenreiz schnell und effektiv unterbrochen.
Felicity griff nach der Schulter des Kommandanten, der schüttelte nur den Kopf und hob abwehrend die Hand.
„Ich bin kein Krüppel!“, hustete er und blickte seine Ur-Ur-Ur-Ur-sonstwas-Enkelin erzürnt an. Diese nickte und trat in den Hintergrund, ehe der Captain Gibbs aus braunen Augen anblickte.
Dann hob er den Kopf und schaute sich um: „Toll, was?“
„Ich bin begeistert.“, erwiderte der Special Agent und machte sich gar nicht erst die Mühe, seinen Sarkasmus zu verbergen – was beim Captain einen gewissen Heiterkeitserfolg zeitigte. Lächelnd nickte er: „Ich weiß genau, was Du meinst, Gibbs. Aber – lass mich in Ruhe erklären.“
Damit deutete er nach oben, an die Decke des Raumes, in der sie gerade saßen: „Mag aussehen, als wären wir – wie im Stargate Center -  28 Stockwerke unter der Erde. Sind wir aber nicht.“
Damit erhob er sich, hustete erneut und stemmte sich nun auf seinen Gehstock, um das Gleichgewicht zu halten.
„Folge mir.“, sagte er dann, machte sich auf den Weg. Gibbs bemerkte, dass er erst jetzt feststellte, wie sehr die Stimme des Mannes, den er als – vielleicht -  25 Jährigen gesehen hatte, sehr an einen alten Herren gemahnte. Wenn er jetzt noch was über „die Jugend von heute“ sagte oder „verdammte Kinder, verzieht euch von meinem Rasen“, dann war er tatsächlich in dieser Alterskategorie angekommen.
Und tatsächlich hob Cal den Kopf und grinste: „Verdammte Kinder, verzieht euch von meinem Rasen.“
Dann wandte er sich um, blickte Gibbs mit schalk-flackernden Augen an und grinste: „Das wolltest Du doch gerade sicherlich hören, oder?“
Gibbs sagte nichts. Warum auch?  Das war ja das Schöne daran, Leroy Jethro Gibbs zu sein – die Leute wussten einfach, was man sagen und wie man reagieren würde.
Also folgte der erfahrene Agent dem Cat-Senior durch einen Korridor.

„Wir haben hier eigentlich eine sehr lockere Operation am laufen.“, erklärte Cal und Gibbs hob die Augenbrauen: „Lockere Operation? Sie nennen die Entführung von Bundesagenten der Vereinigten Staaten von Amerika eine ‚lockere Operation’?“
Der auf den Krückstock gestützte Sternenflottencaptain, der paradoxerweise momentan sehr viel Älter war als Gibbs, obwohl Gibbs eigentlich der Ältere von ihnen sein müsste, hielt so abrupt inne, dass Felicity beinahe in ihn gelaufen wäre.
Er drehte sich um.
„Was wissen Sie schon? Glauben Sie nicht, dass wir nicht genau wüssten, was hier los ist?“
Gibbs legte den Kopf schief.
‚Sie’?
Nach all dem „Du“ kam er jetzt wieder aufs „Sie“ zu sprechen?
Der Senior Special Agent räusperte sich: „Ich muss zugeben, ich frage mich tatsächlich, weswegen Sie uns gekidnapped haben.“
Nun richtete sich der ehemalige Captain des noch ehemaligeren Schiffes zu seiner vollen Körpergröße auf, wodurch er Gibbs um um ein paar Zentimeter überragte.
„Versuchen Sie nicht, hier Ihre ‚Ich bin der große, böse Gibbs“-Karte zu spielen, Senior Special Agent.“,  zischte der Mann nun und funkelte den NCIS-Mitarbeiter aus braunen, Augen an,  in denen Wut zu lodern begann, „Ich habe mich Jahre lang aufgeopfert, um meine Crew zu retten – wann haben Sie etwas ähnliches schon einmal getan?“
Eigentlich hätte dieser Gefühlsausbruch des Captain ihn vermutlich irgendwie bewegen sollen, ihn irgendwie dazu bringen müssen, sich zu entschuldigen, aber – Gibbs fühlte nichts dergleichen. Stattdessen kam er nicht umhin, sich zu fragen, ob Cal wusste, wie ungeheuer selbstgerecht er da gerade klang – und weiterhin, ob er wusste, was er – Gibbs – damals alles getan hatte, um seine erste Frau und seine Tochter zu rächen. Aber der Special Agent würde den Köder nicht schlucken. Er würde sich gar nicht erst auf das Niveau des Captain herablassen und ihn durch eine Antwort nur noch mehr bestätigen.
Stattdessen blickte er ihn an, legte den Kopf schief und deutete dann in die Ferne: „Wo geht es dahin?“
Erneut konnte er in den Augen Cals sehen, wie dieser ihm am Liebsten eine verpasst hätte, aber er konnte auch sehen, dass der Captain mehr als nur genau wusste, dass er dieser Aufgabe nicht so ganz gewachsen war. Was sollte er auch machen? Gibbs mit dem Gehstock verhauen?
Zugegeben, das war möglich und sicherlich auch schmerzhaft, aber die ganze Sache stand und fiel mit dem Gehstock. Sprich – wenn sich Cal nicht darauf stützen konnte, würde er ganz fürchterlich auf die Nase fallen. Und Gibbs wusste, dass Cal das wusste. Es würde daher nicht zu einer Rauferei kommen – immerhin war Gibbs Gentleman genug (und das, obwohl er von sich sagte, dass das zweite B in seinem Namen für Bastard stand) um einem alten Mann nicht seine Gehhilfe wegzunehmen.

Sein Gegenüber, der sehr-viel-jüngere, sehr-viel-ältere Sternenflottenoffizier atmete tief durch und wandte sich dann wieder ab, um den Gang entlangzuhumpeln. Gibbs folgte ihm.
„Das da?“, fragte der Captain dann und nickte geradeaus, „Das ist unser Virtual-Reality-Raum. Ich kann Dir“ – wieder kehrte der Captain zum informellen Du zurück – „einen Einblick geben und vielleicht wirst Du sogar überrascht sein, wen wir da drin haben.“

Überraschung war nicht unbedingt das richtige Wort.
Es war mehr sowas wie unendliche Wut, die da in Gibbs aufstieg, als er den, an eine Art „Liege“ gebundenen Timothy McGee sah.
„Was ist das?“, fragte er und deutete anklagend auf den liegenden Mann.
Cal blickte auf: „Das? Das ist ein männliches Exemplar der Spezies Homo sapiens sapiens. Ich dachte, das wüsstest Du.“
Gibbs fuhr herum. Er würde sich nicht an einem alten Mann vergehen – nein, das würde er nicht! Aber das wusste der Captain ja nicht und als er auf ihn zutrat und seine Nase ganz dicht vor die des Sternenflottenoffiziers brachte, konnte er durchaus die Frage in den braunen Augen aufflackern sehen „Haut der mir jetzt ernsthaft eine rein?“.
Natürlich nicht – aber das war auch nicht notwendig.
Der alte Mann, der einst Calvin Cat gewesen war, schluckte unbehaglich und schaute dann zu Felicity herüber, die einmal kurz nickte.
„Das, teurer Freund, ist eine Virtual Reality Pod. Die näheren Details, wie sie funktionieren sind unerheblich und – wenn ich ehrlich bin – hab ich damals, als Sam es mir erklärt hatte, nicht wirklich zugehört.“
„Sam?“, fragte Gibbs nun und in seiner Stimme schwang Überraschung mit: „Sam Carter?“
Cal nickte.
„Ja, schau – diese Kapseln wurden auf einem Planeten gefunden, wo sie in eine Art Virtuelle Realität … wie soll ich das erklären?“
„Unerheblich.“, zischte Gibbs, „Wie krieg ich meinen Mann da wieder raus?“
„Deinen Mann? Ich glaube, ein paar MIBBS-Fans werden jetzt einen Fangasmus kriegen.“
Sprach der Captain und schluckte erneut unbehaglich, als er sah, wie Gibbs ihn wütend anfunkelte.
„Das Computerpanel, da – eine Eingabe vornehmen, McGee dazu bewegen, die ganze Sache in Frage zu stellen und dann den Hebel da drüben ziehen.“
Gibbs nickte und tat, wie ihm geheißen – und zeitigte damit Erfolg. Denn nach ein paar Minuten taumelte Timothy McGee aus der Gerätschaft, erleichterte seinen Magen auf den Fußboden – Kommentar Cal und Felicity (unisono) „ DAT mach ich nich wech!“ – und erhob sich, als ihm Gibbs die helfende Hand feilbot. Dann erbebte der Komplex das erste Mal.


TBC


CaptainCalvinCat

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Kapitel 21.3
Sydney Fox konnte den Unglauben in den Stimmen Tonys und Zivas wirklich hören.
„Ihr habt was vor?“
„Die DRAGONFLY heben“, grinste Lara, „Sprechen wir Swaheli?“
Immer noch waren die beiden Mitglieder des NCIS ziemlich „dumbfounded“, wie man es in englisch nannte, also komplett verblüfft. Tony fand als erster seine Stimme wieder: „A… aber wo… woher?“
Gut, ich hab nur gesagt, dass er die Stimme wiedergefunden hat, ich habe nicht gesagt, dass das, was er sagt, auch Sinn macht – respektive: Sinnvoll ist.
Dieses mal war es an Sydney zu lächeln.
„Wir waren eigentlich auf einer ganz anderen Ausgrabung“, fing sie an zu erzählen…


Ägypten kann wirklich ein wunderbares Land sein – ein Ort der Kultur, ein Ort der Mythen und der Moderne. Aber in Ägypten kann es auch Tage geben, an denen es so heiß ist, dass man eigentlich am liebsten nirgendwo hingehen möchte.
Als Archäologe hat man jedoch wenige Optionen, also hatte sich Sydney Fox mit BH, Tanktop, kurzen Hosen und Schuhen bewaffnet, um der Hitze wenigstens ein bisschen trotzen zu können. Auch an eine Trinkwasserflasche, sowie lange Gewänder hatte sie gedacht, für den Fall dass man sich so lange in der Wüste aufhielte, bis sie von der Dunkelheit verschluckt würde. Dann konnte es dort nämlich empfindlich kalt werden. Momentan schien die Sonne aber vom blauen Himmel herab und die archäologische Ausgrabung lief auf vollen Touren.
Nigel und Sydney, sowie Lara hatten sich unter die Ausgrabungshelfer gemischt und halfen fleißig mit, katalogisierten und taten das, was gute Archäologen und deren Assistenten so taten.

„Lady Croft! Professor FOX!“
Die aufgeregte Stimme eines der Grabungshelfer ließ die beiden Frauen verblüfft von ihrer Arbeit aufsehen.
Mit einem charmanten Lächeln blickte die Lady dem sich nähernden 18 Jährigen entgegen, der über eine Düne gewetzt kam, stolperte und vor ihr im Sand liegenblieb.
„Ich liebe es, wenn die Männer mir zu Füßen liegen.“
Sydney rollte mit den Augen. Gab es eigentlich kaum einen Tag, an dem die Tomb Raider kein schlechtes Wortspiel einfiel? Und das war besonders bei Matthew Milhouse nicht sonderlich nett, einem ihrer vielversprechendsten Studenten.

Matthew Milhouse hatte sich schon in den Vorbereitungskursen als ein sehr helles Köpfchen erwiesen und er war Sydney sogar sehr sympathisch, wenngleich sie sich natürlich nie von Sympathien oder Antipathien leiten lassen würde, wenn es um Notenvergabe ging, darum wer sie auf Forschungsreisen begleiten würde und überhaupt.
Den jungen Mann mit dem blonden Flaum am Kopf, den Frisur zu nennen, sich fast verbot – aber auch nur, weil viel zu wenig davon da war, um es überhaupt als Frisur deuten zu können -  der da gerade vor Lara im Sand kniete, die Körner ausspuckte und sich dann wieder in die Stehende brachte, erinnerte sie viel zu sehr an Nigel, ihren Forschungsassistenten und festen Freund – genauer gesagt, an den jungen Nigel, der ihr damals fast vor den Speer gelaufen war, als sie in der Klasse – knapp bekleidet – einen rituellen Kriegstanz aufgeführt hatte.
Und Nigel-in-Jung schaute nun, nach Luft schnappend, zuerst zu Lara, dann zu Sydney und zu Nigel.
„Ich – ich hab was entdeckt!“


Tony DiNozzo blickte die Hawaiianerin verblüfft an.
„Ich hab was entdeckt?“
Zugegeben, ihrer einschmeichelnden Stimme zuzuhören, wie sie Welten entstehen ließ, wie sie die Atmosphäre ausschmückte und wie sie den Charakteren durch leichte Variationen in ihrer Stimme eine eigene – sehr deutlich zu unterscheidende – Persönlichkeit verlieh, war faszinierend – aber „Ich hab was entdeckt“ war irgendwie der Satz, der ihn aus dieser Zuhörer-Trance holte, gerade weil er so typisch Klischee war und in jedem Film mit Entdeckungsauftrag dafür sorgte, dass die ganze Sache erst in Gang gesetzt wurde.
Mit „Ich hab eine Entdeckung gemacht“ fing etwa der Film „Vergessene Welt – Jurassic Park“ an und auch, wenn Tony vielleicht einer der wenigen war, die diesen Film tatsächlich amüsanter fanden, als den ersten Teil kam er natürlich nicht umher, zugeben zu müssen, dass jemand wie der Nostalgia Critic, recht hatte, wenn er davon sprach, dass die Performance von Jeff Goldblum hin und wieder ein wenig hölzern werden konnte. Dem Spaß, den er an dem Film hatte, tat dies natürlich keinen Abbruch.

Den Stoß in die Seite, dem ihn Ziva verpasst hatte, bemerkte er erst, als sie den Ellbogen schon wieder weggenommen und ein „Shht, sei Leise, ich will das hören“ gezischt hatte.
Gut, also wollte Ziva auch wissen, was diese Entdeckung war – und wenn er sich gegenüber mal brutal ehrlich sein durfte: Es interessierte ihn schon.
Also zuckte er mit den Schultern, gab ein „Entschuldigung“ von sich und war bereit, sich wieder von der Stimme Sydneys umwickeln zu lassen, wie Mogli von Kaa.
Nur, dass die Hawaiianische Professorin nicht „Hör auf mich, glaube mir“ sang.
Sydney blickte ihn an, nickte ihm kurz lächelnd zu und wandte sich dann an ihre weibliche Begleitung: „Laralein, magst Du vielleicht ein bischen erzählen?“
„Du machst das so toll.“, grinste die Britin und sah sich dann weiter um: „Einer von uns beiden muss ja die Drecksarbeit machen und nach einer Stasis-Kapsel suchen, oder so.“



Die Fackel vermochte das Areal nur ungenügend zu erleuchten. Milhouse hatte sie zu einer Art Höhle geführt, über deren Eingang er im wahrsten Wortsinne „gestolpert“ war, als er nach einem Ort gesucht hatte um sich zu erleichtern.
Sydney beschloss, sich später noch einmal mit ihm zu unterhalten, nun galt es, einen genaueren Blick auf die Höhle zu werfen.

Das Blitzlicht mochte nicht unbedingt gut für eventuell-hochempfindliche Zeichnungen sein, aber notwendig war es allemal, wollte man auf den Bildern etwas erkennen – und das hatte man hier auf jeden Fall vor. Zwar hatten diese Bilder damit keinen nennenswerten künstlerischen Wert, dies war aber im Fall einer archäologischen Ausgrabung nebensächlich. Interessant war, was die Bilder und natürlich auch die Hieroglyphen zeigten.
Sydney und Lara betrachteten selbige, blickten sich ganz kurz an und schüttelten synchron den Kopf.
Nein, das war nicht möglich. Das – das ging einfach nicht.
Die Wandzeichnung zeigte eine Pyramide – soweit, so gut und in Ägypten nicht ganz ungewöhnlich. Auch die andere Zeichnung hatte ihre Entsprechung in der Realität – wenngleich es Sydney nun nicht bewusst wäre, dass es diese Tiere in Ägypten gab. Aber warum nicht? Warum sollte es in Ägypten keine Libellen geben? Dennoch -  irgendwie hatte Sydney bei der Betrachtung ein unangenehmes Gefühl. War dies vielleicht nur daran geschuldet war, dass der Magen der hübschen Hawaiianerin das Drehbuch der Geschichte gelesen hatte? Oder lag es daran, dass das englische Wort für Libelle „DRAGONFLY“ war und es so zu diesem Starfleetcaptain passen würde, sich in die Vergangenheit zu verfliegen und sich mit ägyptischen Pyramiden anzulegen, weil er sie für Goa’Uld-Ha’taks (also Pyramidenschiffe) hielt?
„Syd?“
Nigels Stimme klang dunkel und belegt, als er seine Fackel hob und damit die Wand vor sich ausleuchtete: „Ich glaube nicht, dass dir das gefallen wird.“


Wie recht Nigel behalten sollte, wusste er spätestens an diesem Abend.
Sie und der Brite lagen zusammen in einem Zelt, hatten es sich gemütlich gemacht und er betrachtete ihren, nur von einem weißen Tanktop verhüllten, kurvenreichen Körper. Dies bemerkend, verschränkte sie die Arme vor der Brust, hob eine Augenbraue, ihr linker Mundwinkel zuckte leicht verräterisch auf und sie sagte: „Früher hattest du wenigstens noch den Anstand, dir die Hand vor die Augen zu halten und zwischen deinen Fingern durchzulinsen, wenn du mich mit deinen Augen ausgezogen hast.“
Und ja – sie konnte sehen, wie dieser Satz ihn komplett unvorbereitet traf und er erst einmal dasaß, als müsse er sein Hirn neu hochfahren. Diese Zeit nutzte Sydney, um sich ihrer schweren Stifel zu entledigen und sich dann neben ihn in den Schlafsack zu begeben.
„Findest Du, dass ich zu…“, setzte er an, sie schüttelte den Kopf und küsste ihn: „Natürlich nicht, Liebling.“
„Oh, Syd.“
Er erwiderte den Kuss und – in ihr machte es Klick.
Sie löste sich von Nigel, stand auf und trat auf den Klapptisch zu, auf dem der Laptop thronte.
Das Gerät aufklappend, fuhr sie ihn hoch, was ein leichtes Seufzen von Nigel zur Folge hatte, ehe sich dieser ebenfalls erhob und neben sie trat.
„Syd“, fragte er und küsste ihre Halsbeuge. Gut, zugegeben, ihr Freund wusste schon, was ihr gefiel, aber Dienst war Dienst und Sex war Sex. Und momentan galt es dieses Rätsel zu lösen.
Also drehte sie sich zu ihm um, presste ihn an sich und ihre Lippen fest auf die seinen und ließ ihren Körper seinem Geist ein Versprechen geben. Und als sie sah, wie Nigel – fast wie betäubt und vor den Kopf geschlagen – auf den Klappstuhl sank und starr, mit einem in die Ferne reichenden Blick und einem nicht sonderlich intelligenten Grinsen, vor sich hin blickte, konnte sie sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.

Der Computer meldete, dass das Hochfahren beendet war und diese Lautäußerung ließ auch Nigel wieder ins Hier und Jetzt finden, wie Sydney erfreut feststellte. Dann  drehte sie den Monitor des Laptops so, dass sie beide einen Blick auf die Bilder werfen konnten, die sie heute nachmittag geschossen hatten.

„Diese Hieroglyphen sind in einem merkwürdigen Syntax zusammengekritzelt worden“, murmelte ihr Helfer, Liebhaber und Freund neben ihr – was sie zu einem Nicken nötigte: „Stimmt – das ist ein ziemlich interessanter, aber sehr obskurer Dialekt. Aber – einige Sachen erkenne ich.“
Damit deutete sie auf eine Reihe von Zeichen: „Hier.“
Kurz setzte sie ihre Brille auf, runzelte die Stirn und machte sich an die Übersetzung, von der sie nach einigen Minuten wieder aufblickte:  „Die ersten Worte lauten Millionen Jahre in diesem Himmel.“
Und in dem Moment, in dem Nigels Kopf zu ihr herumfuhr und sie in seinem Gesicht lesen konnte, dass ihm diese Worte bekannt vorkamen, erinnerte sie sich daran, wo sie diese Wörter schon einmal gehört hatte.Kurz betrachtete sie den Rest der Zeichen, nickte dann und lächelte: „Das ist nicht zu fassen – wir haben eine Replik der Hieroglyphen, die auf dem Langford-Objekt zu finden waren.“
„Du meinst, das Objekt, von dem man offiziell bis heute nicht weiß, was es ist, obwohl es der Abdeckstein dessen war, was Daniel Jackson als Sternentor bezeichnete?“
Sydney nickte: „Korrekt.“



Auch wenn sich Tony sicher war, niemals etwas von einem Abdeckstein gehört zu haben, nickte Ziva so ernst und Konzentriert vor sich her, dass er es niemals wagen würde, sie in irgendeiner Art und Weise durch sowas wie „Dumme Fragen“ abzulenken. Aber – andererseits: Es gab keine dummen Fragen, es gab nur dumme Antworten.
Dennoch wollte er sich der hier anwesenden weiblichen Archäologiegesellschaft plus israelischem Anhang, der darüber hinaus noch seine Freundin war, nicht unbedingt die Blöße geben, anscheinend als einziger NICHT zu wissen, was hier gespielt wurde.
Vermutlich würde er nachher, wenn sie aus der DRAGONFLY herauskamen, doch mal mit Daniel Jackson sprechen – schließlich war dieser Name gerade auch gefallen.

Inzwischen waren sie doch erstaunlich weit in die Struktur des Föderationsschiffes vorgedrungen und der Halbitaliener konnte es sich nicht nehmen lassen, die Situation mit einem Mordfall zu vergleichen. Dieser Ort erzählte eine Geschichte – und vermutlich war es keine besonders Schöne. Wenn er einen Blick auf die deformierten Träger warf, welche die Decke oben und den Fußboden unten halten sollten, wurde ihm wieder einmal schmerzlich bewusst, dass sie eigentlich nur von einer Aussenhaut, so dünn wie Alufolie, vor der Atmosphäre – in diesem Fall: dem Meer und dessen Inhabitanten – geschützt waren.

Sydney schien das nicht zu stören. Sie blickte den Halbitaliener an, schaute dann nach oben, gen Decke und grinste: „Keine Sorge. Agatha hatte mir mal erzählt, dass dieses Schiff einiges aushalten kann.“
„Aber nicht über mehrere Jahrtausende hinweg, oder?“, fragte Tony und konnte sich ein verblüfftes „gawken“ nicht verkneifen, als er sah, wie Sydney mit den Schultern zuckte und dann zu Lara blickte: „Hey – was sagt dein Navi? Wie weit ist es noch zur Krankenstation?“
„Von hier?“
Die Britin blieb stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und legte nachdenkend den Kopf schief: „Zehn Meter geradeaus und dann nochmal ein Deck nach oben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Aufzüge funktionieren.“
„Also eine kleine Tour durch die Jeffriesröhren?“, fragte die Hawaiianerin und Lara nickte: „Ja.“
Auch das noch. Auf eine kleine, sportive Tour durch dieses Höllenlabyrinth von Röhren, die noch enger waren, als diese Korridore in denen er stand und ihn vermutlich noch eher zerquetschen würden – oder in denen er ertränke, weil das Wasser plötzlich durch irgendeinen Hüllenbruch in eine Jeffriesröhrenöffnung schoss und das gesamte Schiff unter Wasser setzte – hatte er, aus verständlichen Gründen, keine Lust.
Etwas verblüfft blickte er Ziva an, als sie ihm einen leichten Klaps auf die linke Pobacke gab und ihm dann zuzwinkerte: „Komm schon, mein kleiner Pelzarsch. Je eher wir die Krankenstation finden, desto eher können wir hier raus.“
Dann schaute sie ihn mit diesen unglaublichen, wunderschönen, ausdrucksstarken Augen an: „Oder hast Du Angst?“
„Angst? Ich? PFFF!“
Es gab immer mal wieder Momente, in denen Tony sich dafür verfluchte, schneller zu sprechen, als er zu denken in der Lage war – dies war so ein Moment. Denn nun hatte sie ihm erneut zugezwinkert, sich auf ihre Zehenspitzen gestellt, ihm einen kleinen Kuss gestohlen und ein „Na, dann auf geht es“ gegrinst.
Gut – dann ging es eben auf.
„Aber nicht ohne die Fortsetzung von Sydney zu hören!“, rief der Halbitaliener, ehe er der – in Trab verfallenden – Israeli folgte.

Eigentlich war der Plan wasserdicht gewesen – jemand, der schnell lief, atmete auch heftiger, das heißt, eine Konversation war – zumindest, wenn er, Tony, rannte, nicht unbedingt gegeben. Legendär war sein „Stopp – keuch – ich hab Laufschuhe an!“, als er das erste Mal auf Leroy Jethro Gibbs getroffen war. Und als er mit Cal ein Lauftraining absolviert hatte, damals als sich Agatha, Ziva, Gina und Abby einen Mädelsabend gegönnt hatten, hatte er festgestellt, dass auch Cals Konversationsfähigkeit antiproportional zu seiner körperlichen Anstrengung ausgeprägt war. Sprich: Wenn Cal rannte, keuchte er, hielt aber ansonsten die Klappe.
Bei Frauen schien das irgendwie anders zu sein. Ziva war, obwohl sie jeden Morgen ein strammes Laufpensum abhielt, während diesem Lauf noch zu Lautäußerungen jenseits „Ich will – keuch – sterbäääähn “ in der Lage. Und wenn Tony ehrlich war, bewunderte er sie dafür. Auch Lara und Sydney schienen über diese Gabe zu verfügen, sodass Sydney trotz eines doch sehr annehmbar-schnellen Lauftempos weitererzählen konnte.



Lara Crofts Blick verriet, dass sie genau so zweifelnd war, wie Sydney Fox selbst.
„Das ist nicht wahr.“, murmelte die britische Archäologenabenteurerin und warf einen Blick auf die Hieroglyphen, die auf dem Bildschirm zu sehen waren.
Sydney konnte die Skepsis ihrer Kollegin nur zu gut verstehen – diesen berühmte Satz „Millionen Jahre in diesem Himmel liegt Ra, der Sonnengott, versiegelt und begraben für alle Zeit“ hatten sie beiden schon einmal gehört. Damals hatte Daniel Jackson ihnen berichtet, wie er überhaupt in das Stargate-Programm gekommen war.

Losgegangen war das alles mit einer Vorlesung, die er vor der wohl verbohrtesten Versammlung von Archäologen gehalten hatte, die man sich vorstellen konnte. Kein Doktor Henry Jones Junior, der ihn eventuell hätte raushauen können und Syd und Lara waren damals ja noch nicht die Personen von Weltruhm gewesen, die sie heute sind – obwohl sie mehr als geneigt gewesen wären, ihm zu helfen. Aber die Vorlesung ging so ziemlich in alle Hosen und Höschen, die man sich vorstellen konnte – somit hatte er alles verloren, wofür er ursprünglich gearbeitet hatte.

Auftritt Cathrine Langford, die ihm eine Aufgabe stellte: „Übersetzen Sie eine Abdeckplatte, die wir 1929 in Gizeh gefunden hatten.“
Dort fanden sich, neben etlichen merkwürdigen Zeichen, die Jackson – wie er Lara und Sydney später erzählte – noch die Hieroglyphen, die übersetzt folgende Konstellation bildeten:
Zitat
Jahr Millionen Himmel Ra Sonnengott
versiegelt und begraben für alle Zeit
Tor zum Himmel

Also zu gut Englisch (gut Deutsch geht in diesem Zusammenhang ja nicht): „Millionen Jahre in diesem Himmel liegt Ra, der Sonnengott, versiegelt und begraben für alle Zeit.“
Die Wortkonstruktion „Tor zum Himmel“ wurde nach genauen Überlegungen des Anthropologen mit einer ebenso beherzten, wie schnellen Handbewegung durchgestrichen und durch das Wort ersetzt, das von Stund an untrennbar mit diesem Projekt verbunden war, das im Begriff war, durch Colonel Jack O’Neill gestartet zu werden: „Stargate.“

Auch Lara und Sydney durften sich die Abdeckplatte genauer betrachten, die auch heute noch in einem bestimmten Raum der sogenannten „Area 52“ lagert – und nein, liebe Leserinnen und Leser, dies ist kein Schreibfehler. Wir reden nicht von Area 51, der Groom Lake Facility, in der angeblich Ausserirdische vom Roswell-Crash rumliegen, wir reden von der Nachfolgeeinrichtung Area 52, die sich in der Cheyenne-Mountain-Facility befindet – einem in den gleichnamigen Berg hineingebaute Einrichtung, die in Colorado Springs (USA) zu finden ist, und die auch NORAD beherbergt, das legendäre North-American Aerospace Defense Command, sprich, das Nordamerikanische Luft- und Weltraumverteidigungskommando, welches hier seine zentrale Koordinierungsstelle für sämtliche Sensorendaten untergebracht hatte.

Das war aber schon zu dem Zeitpunkt, an dem sie die Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet hatten und sich, zusammen mit Daniels Freunden, dem sogenannten „SG-1“, bestehend aus Colonel O’Neill, Major Samantha Carter, Teal’C und eben dem Anthropologen, auf den Weg zu einem archäologischen Fundort auf einem fremden Planeten machten. Begleitet wurden sie von einem Mann namens Captain Calvin Nathan Cat, einem Offizier der Sternenflotte. Sydney konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen – noch vor knapp 10 Jahren hätte sie die Existenz von Sternenflottenoffizieren der Fantasie von Drehbuchautoren überlassen – dann hatte sie Cal getroffen und sie wusste von diesem Zeitpunkt an: Es gibt nicht nur Ausserirdische, es gibt auch Starfleetcaptains, die ein bischen dämlich sind.
Was sie wieder an Nigel bald-Fox-im-Moment-noch-Baily , ihren Assistenten und bald-Ehemann erinnerte.
Dieser tauchte gerade im Zelt auf, brachte eine Kanne Kaffee und lächelte in die Runde: „Kleine Stärkung gefällig?“

Das musste sie Nigel lassen – er wusste, wann, wie und wo er die richtigen Sachen zu sagen hatte. Meistens tat er dies allerdings nur, wenn er in einer Umgebung agierte, die ihm angenehm war. Forschungsreisen beispielsweise, die nichts damit zu tun hatten, dass man vor Feinden davonlaufen musste, hatten den angenehmen Einfluss auf ihn, dass sein Hirn nicht in den Panik-Modus schaltete.

„Danke, Nigel“, lächelten beide Frauen ihn an, hielten ihm jeweils eine Tasse hin und warteten darauf, dass die braune Flüssigkeit in die dafür vorgesehen Gefäße gefüllt wurde, wo sie dann vor sich hin dampfte.
Lara blickte zu ihr herüber: „Dein Assistent ist sehr aufmerksam. Behandel ihn gut oder ich stell ihn ein.“
Irgendwie hatte sie gerade noch vor, etwas zu erwidern, als sie bemerkte, wie rot der Brite wurde und ein „V… vielleicht sollten wir uns doch wieder den Hieroglyphen widmen“ von sich gab.
Ach Nigel, die gute Seele.
Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und beugte sich dann über die Fotografien, die inzwischen ausgedruckt auf dem Tisch lagen.
Sich eine Strähne ihres langen, dunklen Haares aus dem Sichtfeld wischend und hinter das Ohr steckend ließ sie ihre Augen über die Fotos gleiten.

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Es war schon eine atemberaubende Aussicht, die Tony da grüßte und er wäre unter normalen Umständen wirklich der Letzte, der sich beschweren würde, dass über ihm Lara, Sydney und natürlich Ziva kletterten – in diesem Moment fragte er sich allerdings, ob die drei Grazien nicht schneller klettern konnten und ob dieses Gewackel dabei wirklich sein musste. Das Gewackel – also die Bewegung des Hinterteils – war etwas, das ihn momentan wirklich störte.

Fasziniert war er dabei jedoch von der erstaunlichen Fertigkeit, mit der es die drei Frauen schafften, ihre vom Meerwasser und Schweiß befeuchteten Luxuskörper recht schnell zu bewegen. Schnell, das waren sie. Schneller – das wäre allerdings noch besser. Dabei war es eigentlich nur ein Deck, das sie zu überspringen hatten. Dennoch sah der Halbitaliener vor seinem inneren Auge, wie Metallschotten brachen und Meerwasser eindrang – wobei ihm Sydney gesagt hatte, dass dies eigentlich nicht passieren konnte.
„Nein, Tony, denk nicht daran, was sein könnte , denke daran, was ist .“, dachte er sich in Gedanken und hörte weiter zu.
Selbst das Leitersteigen schien Sydney nichts auszumachen, als sie weitererzählte.


„Das ist eindeutig das Auge des Ra.“, meinte die Relic Huntress und deutete auf das Foto, das vor ihr lag. Tatsächlich war auf dem Bild das zu sehen, was man allgemein als „Auge des Ra“ bezeichnete – ein Bildnis eines Auges auf etwas, das man eventuell als A mit einem extrem langen und geschwungenen Anstrich und einem sehr kurzen, gerade nach unten reichenden Abstrich bezeichnen konnte – oder als Schuh mit leichtem Absatz.
Irgendwie hatte ihr der Gedanke, dass das Auge des Ra auf einem, mit der Spitze nach links deutenden Schuh mit leichtem Absatz stand, schon als Kind gefallen.
Diese Hieroglyphe grüßte sie also auch hier wieder und eigentlich verwunderte es Syd nicht – schließlich war Ra sowas wie der oberste Gott der Ägypter.
Interessanter war es, als sich Nigel mit einem „Okay, die Ausgrabungsstelle können wir vergessen“ zu Wort meldete. Syd richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, auch Lara hob den Kopf und beide Frauen blickten den Mann mit der Kaffeekanne an: „Wie genau meinst Du das?“
„Hier.“, sagte Brite, deutete mit der freien Hand auf ein Foto, ergriff es und reichte es dann Sydney: „Hier – das ist deutlich ein Bild des Palastes von Agrabah.“
„Agrabah?“, Lara war überrascht und auch Sydney konnte spüren, wie dieses Gefühl in ihr hochkam, „So wie in Aladdin?“
„ja.“, nickte Nigel bestätigend und Sydney seufzte: „Ich glaube, wir sind verkohlt worden.“



Quietschend öffnete sich das Jeffriesröhrenschott und Lara Croft schwang ihre langen Beine aus der entstandenen Öffnung. Elegant entstieg sie der Röhre, reichte der hinter ihr herauskommenden Sydney Fox die Hand und half ihr, ehe sie die gleiche Prozedur bei Ziva und Tony vollführte.
Der Halbitaliener blickte die hübsche Hawaiianerin ein wenig verblüfft an: „Aber ihr seid ja hier.“
„Ja“, nickte Sydney und machte sich auf den Weg: „Weil wir nachher noch einmal genauer nachgesehen haben. Es fanden sich noch Schriftzeichen unter den Wandzeichnungen – eine Geschichte eines großen Krieges zweier Nationen.
Sie stoppte, blickte zu Tony und Ziva und begann, zu rezitieren: „ Während der Zeit des Pharaos Mehrenre versuchten mehrere Besucher auf einem fliegenden Teppich die Stadt einzunehmen. Dies erzürnte die Götter. Mehrenre verbündete sich mit Ra, Aknemkanon mit Apophis. Für Apophis opferte Aknemkanon das Dorf El Kurna. Für Ra opferte Mehrenre seine Regentschaft, der Aknemkanons Opfer zusammen mit Apophis annahm und Aknemkanon mit der Regentschaft, sowie den Milleniumsgegenständen belohnte.“
„Milleniumsgegenstände?“
Tony hob die Augenbrauen, blickte zu Ziva: „Kommt dir das nicht bekannt vor? Hat nicht Daniel uns irgendwas von Duel-Monsters und Milleniumsgegenständen erzählt?“
Ziva nickte: „Ja. Da war was. Irgendwas über einen Jungen – den Jungen, den wir auch im Hotel getroffen haben… dieser Yugi…“
„Muto?“, hob nun Lara, die während der ganzen Reise durch das Föderationsschiff nicht einmal an der Diskussion partizipiert hatte – was sich zugegebenermaßen, ob der Geschichte Sydney Fox’s als relativ kompliziert erwiesen hätte – zum ersten Mal die Stimme und sah zu den beiden NCIS-Agenten, „Yugi Muto ist in Ägypten?“
„Ja.“
Die Zustimmung kam von Ziva, die nickte und kurz überlegend den Kopf neigte: „Ich glaube, er ist mit Thea Gardner auf Hochzeitsreise.“
Dann blickte sie wieder zu Sydney und Lara: „Wieso, kennt ihr ihn?“
„Wir haben nur von ihm gehört – er soll angeblich von einem der Milleniumsgegenstände des Aknemkanon übernommen worden sein.“, meinte die Tomb Raiderin, ehe sie den Kopf schüttelte:  „Aber – das sind vermutlich nur Legenden.“
„Und der fliegende Teppich in der Geschichte?“, fragte nun Tony, der kurz zu Sydney und Lara blickte, sich dann aber auf Ziva konzentrierte: „Zusammen in Kombination mit der Erwähnung von Agrabah bleibt doch nur die Vermutung, dass die Geschehnisse im Film Aladdin recht real wiedergegeben wurden, oder?“
„Irrealer als ein Föderationsschiff, in dem wir hier stehen, ist das auch nicht.“, meinte die Israeli und zuckte mit den Schultern, „Also – zur Krankenstation geht es gerade aus. Danach gehen wir zur Brücke, okay?“
Sydney nickte.

Ziva David hätte nie gedacht, dass sie noch einmal die Krankenstation der USS DRAGONFLY NCC 0815-A betreten würde – aber sie war da. Und es hatte sich so gut wie nichts geändert. Zwar wirkte das gesamte Schiff ein wenig angeschlagen und auch hier waren einige Konsolen geborsten, die Decke hatte sich teilweise verselbstständigt und war heruntergekracht und das komplette Schiff als solches war anscheinend zu einem Paradies für Spinnen geworden – nach den entsprechenden Weben zu urteilen – aber man konnte das Lazarett als solches erkennen. Und dann sah sie die merkwürdige Modifikation. Zwei der Biobetten waren mit seltsamen, halbröhrenartigen Aufbauten versehen worden, von denen Kabel zu einem Computer liefen. Welchen Zweck mochten diese Gerätschaften wohl haben?
Und ehe sie begriff, was geschehen war, hatte sie ein „Schaut mal“ von sich gegeben und war auf die Röhren zugetreten.
„Geh da lieber nicht so nah dran!“, hörte sie die Ermahnung von Tony und schaute kurz zu ihm, ehe sie den Kopf schüttelte. Es waren nur noch zwei Meter, die sie von den Röhren trennte, noch ein paar Schritte, die sie vorsichtig auf die Dinger zutrat und…

„Geh da lieber nicht so nah dran!“
Es war Tony bewusst, dass er seine Ziva da gerade ein wenig gängelte, aber er wollte verdammt sein, wenn ihr hier – etliche Meter unter dem Meer etwas zustieß. Wo käme er denn da hin?
Doch da hatte die attraktive Israeli schon eines der Dinger erreicht und war einen Schritt zurückgetreten und ein erschrockenes „tinneph“ ausgestoßen.
Tony hob den Blick. Dieses Wort kannte er gar nicht – und irgendwie gefiel ihm die Konnotation noch weniger. Ehe er realisiert hatte, was geschehen war, stand er neben Ziva und legte ihr die Hand auf die Schulter: „Was ist?“
„Ich hab mich nur kurz erschrocken.“, sagte sie und trat erneut auf das Ding zu, das da auf dem Biobett der Krankenstation war. Und als Tony ihrem Blick folgte, erkannte er, warum sie sich erschrocken hatte.
„SCHEISSE!“, fluchte er – nicht unbedingt Gentlemenlike – und deutete auf das Ding.
Lara trat ebenfalls darauf zu, blickte hinein und wandte sich dann an die beiden NCIS-Agenten: „Eine Stasisröhre. Kein Grund, alarmiert zu sein.“
„Ja – aber da drin liegt…“, setzte Tony an und blickte dann zu Sydney, die einen Blick in die andere Röhre warf: „Hier liegt Agatha drin.“
Damit aktivierte sie ihr Funkgerät: „Zip? Nigel? Wir haben Cal und Agatha gefunden.“
„Verstanden.“, erklang die Stimme des Briten aus dem Funkgerät, „Meint Ihr, dass Ihr die beiden Dornröschen aus ihrem Schlummer erwecken könntet?“
Lara blickte nachdenklich zuerst auf die Stasisröhre des Captain, dann auf die der XO.
„Lieber kein Risiko eingehen. Wir sollten erst einen der beiden erwecken.“
„Und wen?“, fragte nun die Relic Huntress, die gerade aus dem Büro des Doktors kam.

Das war in der Tat eine verdammt gute Frage, fand Ziva. Wer von beiden sollte geweckt, wer von beiden sollte dazu verdammt sein, das Versuchskaninchen zu spielen?
So rein von der Logik her betrachtet, wäre die Wahl klar – man müsste Cal „auftauen“, schließlich war er der Captain und sollte über die notwendigen Kommandocodes verfügen. Andererseits sprach man hier von Cal , dem Typen, der schon mehrmals nicht nur einfache Böcke, sondern mindestens Zwölf- bis Einhundertachtungfünfzig-Ender geschossen hatte. Also wäre die wirklich logische Alternative Agatha. Andererseits – wenn was schiefging, sollte man dann nicht jemanden, der wirklich Ahnung hätte, in Reserve halten? Und was war mit Cals ureigenem Gedankengang, den er Ziva irgendwann einmal nach der Phaserbetäubung in der Disco offenbart hatte: „Wenn unter meiner Aufsicht eine Frau verletzt, betäubt oder getötet wird, habe ich das Gefühl, versagt zu haben.“
Also sollte man doch Agatha auftauen und ihn noch ein wenig schlafen lassen? Was aber, wenn der „Auftauprozess“ fehlschlug und Agatha in diesem Prozess ihr Leben lies? Das würde sich nun wiederrum Cal nicht verzeihen können.

Die hübsche Israeli blickte auf und lächelte: „Ich habs – lasst uns das ganze so entscheiden, wie es Cal vermutlich auch entschieden hätte. Schließlich geht es hier dabei um den Captain und ich glaube, das wäre in seinem Sinne.“
Kurz blickten Tony, Sydney und Lara sie nachdenklich an, nickten dann aber.
„Gut.“, meinte Ziva und schluss kurz die Augen.

Tony sah, wie die Augenlider Zivas über ihre Augen glitten – kurz davor rollten sich die Augenbälle der Israeli nach oben. Dann holte sie Luft, ihr Brustkob hob und senkte sich einmal, sie presste die Lippen aufeinander und deutete dann auf die Stasiskapsel Cals.
„Ri-Ra-Rutsch“, begann sie einen alten Abzählreim und deutete je nach Silbe entweder auf Cals Kapsel oder auf die seiner XO, „Wir fahren mit der Kutsch, doch wie dumm die Kutsch fällt um, drum Ri-ra-rutsch bist du futsch.“
Ja – das wäre in der Tat eine Möglichkeit der Entscheidungsfindung gewesen, die dem Captain würdig war. Ziva öffnete die Augen und schaute auf ihren Finger – ihren Finger, der nun das Schicksal dieser einen Person in der Stasiskapsel besiegelt hatte.
Es war die Kapsel Cals.
„Gut“, sagte Lara und krämpelte die Ärmel ihres Neoprenanzuges hoch, „Dann wollen wir doch mal.“

Ziva und Tony hatten die Vorbereitungszeit, die Lara und Sydney für den Auftauprozess brauchten, genutzt und sich weiter auf der DRAGONFLY umgesehen.
Was auch immer geschehen war – dieses Schiff hatte einen ordentlichen Tritt in den Hintern bekommen, soviel stand mal fest.
„Keine Leichen.“, bemerkte Ziva, als sie ihren Blick über das Chaos im Korridor schweifen ließ. Tony konnte nicht anders, als zustimmen. Das Schiff lag in beinahe absoluter Dunkelheit da, nur einige Notlampen versahen – vermutlich seit etlichen Jahrtausenden – ihren Dienst und der Halbitaliener stellte wieder einmal fest, wie effizient so ein Föderationsschiff doch war. Wenn die DRAGONFLY seit etlichen Millenia unter dem Meer von Dubai geschlafen hatte und dennoch die Notbeleuchtung funktionierte, dann konnte man nicht anders als davor den architektonischen Hut zu ziehen.
Wie konnte man das Schiff überhaupt solange mit Energie versorgen? Irgendwas kam ihm an der Sache komisch vor – quasi so, als wäre die DRAGONFLY ein besonders saftiger Köder, den man ihnen vorgesetzt hatte. Aber wer, wie und weswegen?
Die Protagonisten dieser ganzen Aktion waren ihm nicht geläufig.
Ob Lara und Sydney mit da drin steckten?
„Now you’re reaching, DiNozzo“, schalt er sich im Geiste, „Nun greifst Du nach Strohhalmen.“
Andererseits betrachtet – so abwegig war die Theorie gar nicht.
Dann bebte die DRAGONFLY . Tony und Ziva blickten einander an: „Das kam aus der Krankenstation.“

Als sie das Lazarett erreicht hatten, war die Stasiskapsel Cals schon geöffnet, Sydney und Lara standen neben einer Konsole, zwischen ihnen der Sternenflottencaptain, der gerade ein bisschen verwirrt dreinblickte.
„Tschulligung, ich glaube, ich habe gerade den falschen Knopf gedrückt.“, murmelte er und blickte zerknirscht erst zu Lara, dann zu Syd.
„Den falschen Knopf gedrückt?“, fragte die Relic Huntress und man konnte ihrer Stimme deutlich anmerken, dass sie nicht gerade amüsiert war: „Cal, du hast beinahe das Meer verdampft. Wie gut, dass es nur eine kleine Wasserexplosion war – das gibt noch nicht mal einen Tsunami. “
„Jaaaaa“, machte Cal und warf beide Arme in die Luft, „Hey, verbringt ihr mal zigtausend Jahre in Stasis und seid danach gezwungen, den Login-Button zu treffen.“
Tony räusperte sich und der Sternenflottencaptain wandte sich um: „Wat machst Du denn hier? Ich denk, du bist in Washington.“
„Wir suchen dich.“, erklärte nun Ziva, was vom Captain mit einem „Ach, Du auch hier? Schön dich zu sehen“ kommentiert wurde, ehe Sydney ihn bei den Schultern packte, zu sich herumdrehte und ihm in die Augen starrte: „Cal – konzentrier dich. Wir wollen deine XO erwecken und das Schiff starten – wie können wir das tun?“
„Verdammt, was weiß ich denn?“, fragte er und schüttelte den Kopf, ehe er auf selbigen zeigte: „Hier drin is gerade alles durcheinander.“
Sydney nickte, blickte an ihm vorbei zu Lara, die ebenfalls nickte. Dann schaute sie ihm wieder in die Augen: „Cal?“
Der Captain blickte sie an und jähe Erkenntnis war in seinem Gesicht zu lesen: „Ja, gut, tu was du tun musst.“
Er gab er einen kleinen Schmerzlaut von sich, wandte sich an Lara und schüttelte den Kopf: „Hypospray war wohl aus, hm?“, ehe er nach hinten, in die Arme der Tomb Raiderin sank.

Ziva schüttelte den Kopf. Wieso war ihr klar, dass es wieder zu so etwas kommen würde? Vermutlich hatte man den Captain gerade…
„Nur ein einfaches Wahrheitsserum – er hat keine Schmerzen.“, sagte Lara in dem Moment und beinahe war Ziva geneigt, die Arme in die Luft zu werfen und lauthals ein „Ich habs doch gleich gewusst“ zu rufen. Irgendwie hatte sie es gewusst, sie hatte gewusst, dass die beiden Frauen so einen Schritt machen würden, wenn sich andere Möglichkeiten als Alternativlos herausstellten. Und irgendwie konnte die hübsche Israeli ihnen da auch keinen Strick draus drehen und keinen Vorwurf machen – im Gegenteil, sie fragte sich, warum sie diese Methode nicht schon bei Cals erstem Verhör verwendet hatte. Oder noch besser – gleich den Trigger, das Erdbeerhalbgefrohrene?
Aber dem Captain zuzusehen, wie er auf das Biobett getragen wurde und seine Augen leicht glasig wurden, um sich hinter Augenlidern, die auf Halbmast hingen, zu verstecken, wie seine Lippen ein deutlich sichtbares, nicht wirklich sonderlich intelligentes Lächeln formten, das war schon etwas, das sie daran erinnerte, wie lustig das alles war – der Typ auf dem Biobett war der Captain eines Raumschiffes.
„Cal?“, erklang nun die Stimme von Sydney und der Angesprochene wandte seinen Kopf langsam, unendlich langsam, ihr zu. „Mhm?“, atmete er schläfrig und als Ziva nähertrat, sah sie, dass der Offizier versuchte, Sydney mit den Augen zu fokussieren. Stattdessen sah es aus, als habe er einen leichten Silberblick.
„Wie können wir Agatha aus der Stasis befreien?“
„Agatha?“, war die schläfrige Gegenfrage des Kommandanten und Ziva konnte sehen, wie Lara ihre Fäuste ballte. Das konnte die Israeli nun sehr gut verstehen, schließlich wollte sie hier ebenfalls schnell raus, beziehungsweise das Schiff flottmachen.
„Ja“, lächelte die hübsche Hawaiianerin und legte eine Hand auf seinen Schopf, um ihn beruhigend zu streicheln, „Deine XO ist in Stasis. Wie kriegen wir sie da wieder raus?“
Kurz schien der Captain zu überlegen, schloss erst ein Auge, dann das zweite, öffnete das erste wieder, schüttelte den Kopf und seufzte dann einmal: „Was habt ihr mir da gegeben? Ich hab Wasser in der Birne.“
„Ganz ruhig, Cal.“, erklang nun der britsche Dialekt von Lara, „Das war ein Wahrheitsserum. Wir müssen wirklich unbedingt wissen, wie wir Agatha aus der Röhre kriegen.“
Kurz überlegte Cal wieder, dann fuhr er mit einem lauten „AGATHA!“ auf – die Augen weit aufgerissen, schien vollkommen da zu sein – ehe die Augenlider wieder auf Halbmast sanken und er zurück ins Bett sackte. Kurz atmete er durch, dann schien ihm etwas einzufallen.
Die Antwort wurde mit beinahe unendlicher Langsamkeit gesprochen, wobei sich allerdings – das muss man der Fairnesshalber dabei sagen – der Ruhrgebietsduktus aufgelöst hatte und durch eine sehr britsche Sprechweise abgelöst wurden war.
„Die Kombination für die Röhre ist 3478 – 912 – 555 – 0815.“
Lara nickte, trat an die Stasiskapsel heran und gab die Kombination ein.
„Danke, Cal.“,lächelte Sydney, „Schlaf jetzt noch ein bischen.“
Cal erwiderte ihr Lächeln, die Augenlider sanken noch tiefer…
„Oh!“, machte er plötzlich, riss die Augen wieder auf und blickte zu Sydney: „Ich kann … kann nicht schlafen. Ich und Agatha sind… wir ergänzen… er…gän…zen…“
Und dann war er doch eingeschlafen.
„Was hat er gemeint?“, fragte Sydney.
Lara zuckte mit den Schultern: „Wecken wir erst einmal Agatha und besprechen den Rest dann.“
Doch Ziva konnte sich nicht helfen.
‚Wir ergänzen?’, wiederholte sie die Frage im Geiste und nickte. Klar – das würde wieder passen. Er meinte, dass die beiden sich ergänzten, also Cal und Agatha.
Aber weswegen hatte er das gesagt? Zumindest in diesem Augenblick? Und was meinte er mit „Er könne jetzt nicht schlafen.“?
Warum war es denn so wichtig, darauf hinzuweisen, was sowieso jeder wusste, nämlich das Agatha und Cal ein Paar – und zwar das Perfekte Paar – waren?
Weswegen sollte er darauf hinweisen, wenn nicht…
Ziva riss die Augen auf.
„Lara!“, rief sie, „vor…“
Weiter kam sie nicht.
TBC



Kapitel 21.4

„Dann komm mal hoch, McGee.“, dachte sich der Special Agent, als die Explosion den Komplex erschüttert hatte und er zu Boden gegangen war, „Sehr guter Witz, Boss.“
Aber, wo wir gerade mal dabei waren – wie kam sein Boss überhaupt hierher, um diesen Witz zu reißen, der zu dem Zeitpunkt vor der Explosion, also dem Zeitpunkt, als Gibbs dies gesagt hatte, ja strenggenommen noch gar kein Witz gewesen war.
Was eigentlich interessanter war:  wo war er hier?
Und was noch VIEL interessanter war: Wo war Jessica?
Den Befehl, den die schöne Frau da brüllte, verstand er im ersten Moment nicht, aber es war ihm auch egal. Es war ihm egal, dass Gibbs zugegen war, es war ihm egal, dass dort ein alter Mann auf dem Boden lag, der eine starke Ähnlichkeit mit Cal hatte, es war ihm egal, dass er nicht wusste, wie er hierherkam und so dieses „hier“ überhaupt lag. Vermutlich irgendwo nahe der schönen italienischen Stadt „Flagranti“, wo ja immer wieder Pärchen erwischt werden, das übrigens an der Schweizerisch/Italienischen Grenze liegen musste, gleich neben dem schweizer Ort „Sicht“, wo erstens immer wieder gutes Wetter und zweitens immer wieder Land war.
Gedanklich sah er sich schon in einem Komplex, der in einen Berg gehauen war und der nur von einer Straße erreicht werden konnte. Wenn er dieser folgte, landete er in einem Bergdorf, in dem ihm ein paar Eidgenossen begrüßten.
Das war natürlich Blödsinn.
Zwar konnte er sich vorstellen, nach seiner Betäubung einmal rund um die Welt geschippert zu sein, allerdings dann doch nicht. Und das brachte ihn wieder zu der Frage: Wo war er? Wie war er? Wer war er? War er tatsächlich wieder „Special Agent McGee“ – a.k.a. der Mann ohne Permamnesie? Der sich aufrappelnde Gibbs sprach eindeutig dafür.
Dies wiederrum bedeutete, dass die Hochzeit mit Jessica ins Reich der Fantasie zu bannen war.
Und hier konnte McGee nicht umherkommen, diesen Satz gedanklich mit einem dicken, fetten Leider zu versehen, das nicht nur neonrot war, sondern auch noch pink blinkte.
Er wäre es gerne – er wäre gerne Mister Timothy Hansen. Denn auch, wenn das ganze nur eine Fantasie war, so war dies doch einer der schönsten Träume, den er je gehabt hatte.
Aber – die Frau hatte existiert. Wenn sie existierte – wo war sie?

Gibbs wandte sich an ihn: „Bist Du in Ordnung?“
Das war so mit eine der dämlichsten Fragen, die man stellen konnte – und manchmal hatte auch sein Chef ein Talent dafür, extrem sinnlose Fragen zu stellen. Natürlich war er nicht in Ordnung – er hatte gerade eine Traumhochzeit gehabt, die leider tatsächlich nur ein Traum gewesen war, aber zum Glück ohne Moderatorin stattfand.
Dennoch nickte er – schließlich konnte man Gibbs die Frage als solches nicht verübeln – machte sich aber dann daran, die Realität genauer zu betrachten und nach jemandem zu suchen.
Nach Jessica, nämlich.
Seiner Borg, seiner Three-of-Five.
„Suchen Sie jemanden, Special Agent?“
McGee hob den Blick, sah in die grau-grün-braunen Augen der Frau, die sich da über ihn beugte und nickte dann:  „Ich suche… meine Frau.“
„Deine WAS?“

Ja, die Reaktion von Gibbs hatte er durchaus verstehen können. Schließlich war der Special Agent, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, nicht im Hafen der Ehe gewesen und – eigentlich war er es auch jetzt nicht. Die nächsten Worte, nämlich die der Frau mit den grau-grün-braunen Augen, verblüfften ihn dann wieder:   „Sie meinen Airman Hansen? Warten Sie, ich bring sie zu ihr.“

Ihn bei der Hand greifend, eilte sie los und McGee folgte, wobei er immer mehr ein Gespür für die Größe der Einrichtung bekam und für die Schäden, die die Explosion verursacht hatte. Deckenmaterial war heruntergekommen, von irgendwo rauchte und qualmte es und das Gebäude als solches schien sich plötzlich in einem Todeskampf zu winden.
„Was ist hier eigentlich passiert?“, fragte er und seine Begleiterin blickte ihn an: „Dafür haben wir keine Zeit. Möchten Sie Airman Hansen retten oder nicht?“
„Ist das eine Fangfrage?“
„gut.“, machte die Frau und eilte weiter. Hoffentlich erreichten sie Jessica noch rechtzeitig.
McGee konnte es  spüren – sein Herz pumpte, sein Hirn gab ihm den Befehl schneller zu werden, sich zu beeilen, bald konnte es zu spät…

Sie erreichten einen Raum, in dem sich zwei dieser komischen Liegen befanden. An eine war Daniel Jackson geschnallt, den die Frau, die ihn – McGee – begleitet hatte, mit einem fast schon liebevollen Blick anschaute und sich dann zu ihm wandte: „Sein Geist ist so voller Wissen. Ich stehe auf kluge Männer.“
„Irgendwie interessiert mich das gerade nicht.“, meinte McGee und er konnte sich nicht helfen – eine Spur Schnippischkeit lag in seiner Stimme. Ob das jetzt so clever war, wusste er nicht,aber wenn er ehrlich zu sich selbst war – auch das war ihm egal. Er musste Jessica hier herausholen.
Und diese Jessica lag – ebenfalls angeschnallt – auf einer weiteren Liege.
Schnell trat McGee auf sie zu, legte eine Hand auf ihre Wange – wie kalt sich diese anfühlte – und warf einen kurzen Blick auf die ruhigen, ernsten Gesichtszüge, die gerade beinahe etwas Engelhaftes hatten.
„Klinken Sie sie aus.“, sagte der Computerexperte, doch es kam keine Antwort.
McGee drehte sich um: „Ich sagte: klin…“
Weiter kam er nicht, da ihn in diesem Moment die Frau am Kragen gepackt hatte und ihre Faust mit voller Wucht an dem empfindlichen Nerv seines Kinns parkte. Der Computerexperte merkte noch, wie er durch den Schlag angetrieben nach hinten fiel, mit dem Kopf auf Jessicas Bauch landete, dann wurde es dunkel um ihn.

Das heißt – nicht so ganz.
Hin und wieder merkte er, wie er kurz den Kampf gegen die Ohnmacht, die der Kinnhaken ihm gebracht hatte, gewann, sah die Frau an einer Tastatur stehen, die mit einem Computer verbunden war, von dem aus Kabel zu den jeweiligen Liegen reichten, hörte das schläfrige Stöhnen Daniels, dann wurde es wieder kurzzeitig Dunkel um ihn. Erneut blinzelte er, wurde wieder ein wenig reger, als er merkte, wie diese Frau – eigentlich eine sehr zierliche Person – ihn griff und ohne große Schwierigkeiten in die Liege verfrachtete, auf der gerade noch Daniel gewesen war.
„Süße Träume, McGee.“, hörte er die Stimme der Frau, blinzelte nochmal und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Das träumte er doch, oder? Die Frau sah plötzlich nach allem aus, nur nicht nach Frau – das heißt: Der Körper war schon weiblich und wohlproportioniert, aber der Kopf erinnerte ihn an eine Katze.
„Das Träume ich.“, murmelte er, als die Katzenfrau eine Taste auf der Tastatur drückte.
Und dann wurde es wieder dunkel um ihn.


Timothy McGee sah sich um.
Verdammt, es war wirklich sehr dunkel um ihn.
„Hier isses dunkel, wie in einem Bärenarsch“ – vermutlich hätten entweder Tony, Ziva oder gar Cal diesen Satz gebracht – und es traf zu, wenngleich er noch nie in einem solchen gesteckt hatte, was er bei Tony und Ziva ebenfalls zu verneinen bereit wäre. Bei Cal? Nicht so ganz.

Aber hier war es wirklich stockdunkel und der Computerexperte fragte sich, wo er gerade wohl sein mochte. Dann spürte er eine Berührung – und erschauderte. Es war nicht so, dass jemand seinen Körper angelangt hätte, sondern vielmehr seinen Geist. Und er kannte diese Sanftheit, die dieser Berührung innewohnte. Er war mit dem Geist von Jessica Hanson verbunden. Seiner Three-of-Five.

Wenn das mal nicht Ironie ist, Timmy. “, ‚hörte’ er den Geist Jessis lachen, „ Oder lieber sowas wie eine selbsterfüllende Prophezeihung? Du bist zusammen mit einer Frau, die fast wie eine Borg aussieht und heißt in einer Art Unimatrix gefangen?
Da hatte die Frau recht – das musste er ihr wirklich zweifellos lassen. Die Sache war viel zu … abgedreht. Und dennoch war ihm auf eigentümliche Weise nicht nach nur Angst zu Mute, sondern mehr nach einer Mischung aus Lachen vor Glück und Weinen, weil er nicht wusste, wie es nun weitergehen würde.
Er holte tief Luft – zumindest hatte er das Gefühl genau das zu tun – und sagte etwas, das er eigentlich, seinen ganzen Traum, schon hatte sagen wollen: „Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit, Jessica Hanson.“

Kurz wart es Stille im gedanklichen Netz zwischen ihr und ihm, doch dann hörte er sie lachen.
„Hochzeit, Timmy?“
„Ja, ich habe geträumt, wir hätten geheiratet.“
Erneut die sanfte Berührung, erneut eine Art des Umschmeichelt- oder Umspieltwerdens, das Gefühl einer geistigen Vereinigung – dann die sanfte Stimme Jessicas: „Ich auch. Ich hatte auch geträumt, wir hätten geheiratet, aber – ich hatte geträumt, dass fünf Monate vergangen wären und ich eine Art „Permanente Amnesie“ gehabt hätte.“

Gefangen in der Dunkelheit, hatte McGee nur den Wunsch, Jessica in den Arm zu nehmen, sie zu küssen und zu beruhigen – aber es gelang ihm nicht. Gerade jetzt fuhr ihm durch den Kopf, dass sie das selbe geträumt hatte, wie er – nicht nur „etwas ähnliches“, sondern – offenbar – genau das selbe.
„Jessica, kannst Du mir deinen Traum genauer beschreiben?“
Kurze Stille.
Jessi schien zu überlegen.
„Wir… wir waren im Adams House und…“
Dann blitzte es grell.
McGee spürte, wie sengendheiße Pein durch seinen Körper gellte.

Einen Todesschrei ausstoßend fuhr Tim McGee hoch und schaute in die eisblauen Augen Gibbs, der – eine rauchende Waffe in der Hand – vor ihm stand und ihn anblickte: “Kann man dich nicht eine Minute allein lassen?”
Trotz seines ernsten Gesichtsausdruckes – aber den trug Gibbs ja eigentlich immer spazieren – konnte McGee in der Stimme seines Bosses ein gewisses Amüsement feststellen.
Schnell machte sich der Computergeek von den Fesseln los: und schaute ihn an: „Beim nächsten Mal kannst Du dir gerne an meiner Stelle von Catwoman einen Kinnhaken verpassen lassen.“
Damit hüpfte er von der Liege und trat zu Jessicas herüber. Sanft tastete er nach ihrem Puls und atmete erleichtert durch. Er war noch da.
„Jessi?“, fragte er, legte behutsam eine Hand auf ihre Wange und streichelte sie, ehe er mit der anderen Hand nach ihrer Hand griff: „Jessi? Komm bitte zu dir.“
Keine Reaktion.
Hinter ihm räusperte sich Gibbs: „Ich will ja nicht drängen…“
„Dann tu es auch nicht.“, fuhr McGee herum und konnte nicht verhindern, dass seine Augen sich zu Schlitzen verengten: „Ich werde Jessica retten und sie nicht so sterben lassen, wie seinerzeit Laura!“
Kurz spürte er einen leichten Stich in seinem Herzen, als er sich an den sinnlosen Tod seiner Fanficautorenkollegin erinnerte und merkte, wie er die Hände mental schon zu Fäusten ballte, falls er sich hier gegen Gibbs durchsetzen musste. Doch die eisblauen Augen des Bosses blieben ruhig auf ihn gerichtet. Er nickte.
„Tu das. Ich halt dir den Rücken frei.“
Damit hob er die Pistole und eilte zur Tür. Erst jetzt fiel McGee auf, dass der Monitor des Computers ein veritables Loch aufwies und fragte sich, ob Gibbs die Trennung von McGee und Maschine durch den guten, alten Metallfinger vollzogen hatte.

Und wenn Gibbs dies getan hatte, was war dann mit Jessica?
Erneut pumpte sein Herz schneller, er wandte sich zu der immer noch regungslosen Brünette auf der Liege um, griff nach ihrer Hand und streichelte sie.
„Bitte, Jessi. Bitte komm wieder zu dir.“
Und dann – obwohl er sie, realistisch gesehen, nur gerade einmal 5 Stunden lang kannte, tat er etwas, für das Andere Monate brauchen.
Er beugte sich vor und küsste ihre vollen Lippen.

War es, weil er dachte, das was im Märchen recht, in der Realität billig war? War es, weil er keine Andere Möglichkeit kannte, da Gibbs den Monitor zerschossen hatte?
Er wusste es nicht, er wusste nur, dass er auf sein Herz hörte und mit einem „Here goes nothing“ seine Lippen auf die ihren brachte.
Er hatte auch keine Ahnung, wie lang er dies tat, er wusste nur, dass die hübsche Brünette unter ihm plötzlich sehr lebendig wurde, seinen Oberkörper griff, ihn festhielt und sich erst dann von ihm löste, als er deutlich den Sauerstoffmangel merkte.
Benommen richtete er sich auf, atmete einmal durch, schnallte sie ab und meinte: „Das war…“
„Wow?“, hörte er die amüsierte Stimme von Gibbs, der sich wieder umgedreht hatte und Jessica die Pistole zuwarf, welche sie routiniert auffing, auf Ladung kontrollierte und dann entsicherte. Sie blickte zu McGee und Gibbs: „Na los , Ladies, setzt euch in Bewegung.“


Während McGee rannte und immer wieder zu Jessica blickte, stellte er fest, dass dieser ganze Komplex ein ziemliches Gewirr aus Korridoren war. Hatte er eigentlich gedacht, dass er – als er auf der Suche nach Jessi gewesen war – einen ungefähren Grundriss des Gebäudes verstanden hatte… jetzt war er sich da nicht mehr so sicher.
Und auch Gibbs, genauso wie Jessica selber, schienen relativ planlos. Das konnte ja noch heiter werden.



TBC

CaptainCalvinCat

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Kapitel 21.5
Die Frage, die sich gerade wirklich stellte war so einfach, wie erschreckend: Hatte er gerade das Ende der Welt erlebt? Hatte da gerade ein Schiff, das aussah wie zwei kristalline Seesterne, die mit einander korpulieren, einen Schuss auf die Erde abgegeben, der diese schlicht und ergreifend… ja was?
Zerblastert hatte? Desintegriert? Gesprengt?
Für diese Situation fehlten ihm schlicht und ergreifend die Verben – und das will schon eine Menge heißen, wenn dies ein Anthropologe denkt, dessen bester Freund ein Ausserirdischer mit einem goldenen Tattoo auf der Stirn und einem Wurm im Bauch ist.
Wobei – wenn wir fair sein wollen – das mit dem Wurm auch nicht mehr stimmte. Teal’C war seinen Symbionten schon vor etlichen Jahren losgeworden, als Zeichen seiner Freiheit von den „falschen Göttern“.

Und in dem Moment, in dem er feststellte, dass dies hier, jetzt, heute definitiv der falsche Moment war, um sich über die Semantik der unterschiedlichen Zerstörungsarten der Erde – auch gerne liebevoll „Terra Firma“ genannt – Gedanken zu machen, war Sam Carter auch schon an ihm vorbeigelaufen, um zur Brücke zu kommen. Daniel musste gar nicht großartig darüber nachdenken – er folgte ihr.  Kaum, dass sie den Turbolift erreicht hatten, schloss sich die Tür und Sam räusperte sich: „Brücke.“

Das Kommandozentrum der USS DRAGONFLY lag in rötlicher Färbung da. Dies könnte damit zusammenhängen, dass das Schiff gerade eben, kaum, dass Daniel und Sam die Brücke betreten hatten, auf Alarmstufe Rot gesprungen war.
Oberste Alarmstufe – oder, wie man im SGC sagte: Defcon 1.
Man war bereit, sich zu verteidigen.
„Bericht?“, erklang die Stimme Jill Menacers, die gerade aus ihrem Bereitschaftsraum kam.
Und erst jetzt sah Daniel, dass Jack O’Neill tatsächlich eine senfgelbe Starfleetuniform trug, drei Rangpins sein eigen nannte, die ihn als Commander auswiesen – ziemliche Degradierung, wieder Anthropologe fand, aber gut okay -  und einen Blick auf die taktische Konsole warf. Er hob den Kopf, schaute erst aus braunen Augen zu Daniel und murmelte ein „Was gibt es da zu gucken?“ in schonstem, breitesten, minnesotarischen Akzent, den man sich zu vorstellen in der Lage war, ehe er sich an acting captain Menacer wandte. Er holte tief Luft und sagte dann, in dem neutralsten Tonfall, den er für sich selbst beschwören konnte: „Die Erde ist gerade durch ein unbekanntes Schiff zerstört worden.“
Die Reaktion Jills – eine nicht sonderlich charmante Wortäußerung – war durchaus verständlich, in der Sache richtig und das zustimmende Nicken Jacks zeigte Daniel, dass auch dieser so empfand.
„Befehle, Ma’am?“
Die Stimme Sam Carters verriet eiserne Entschlossenheit – keine Trauer, keine Wut, sie wollte handeln und wollte es genau so gut, wie schnell, wie effizient tun.
Captain Menacer blickte den Air-Force-Colonel an, atmete tief durch und blickte dann wieder zu Jack: „Gen… erm… Commander. Stellen Sie Berechnungen an, um im Zweifelsfall Phaser und Photonentorpedolauncher auf mein Zeichen auf den Feind auszurichten und zu feuern.“
„Befehl ausgeführt, Ma’am.“
Verdammt, heute war Jack wirklich flink.
Dann piepste seine Konsole. Jack blickte auf die Indikatoren, hob verblüfft zuerst beide Augenbrauen, dann den Kopf und deutete auf seine Arbeitsstation: „Captain? Wir werden gerufen.“
Daniel konnte spüren, wie sein Herz schneller schlug. Wer konnte da versuchen, mit ihnen in Kontakt zu treten? Gab es eventuell Überlebende auf der Erde? Waren es vielleicht Crewmitglieder einer X-303 die gerade aus dem Hyperraum kam?
„Quelle?“, fragte Jill und atmete tief durch, als die Antwort Jacks bedeutungsschwer im Raum lag: „Das feindliche Schiff.“
Daniel konnte sehen, wie die momentane CO schluckte, dann erneut tief Luft holte und sich räusperte, ehe sie den sie abwartend ansehenden Jack anblickte und nickte: „Auf den Schirm.“

Das All, die Trümmer dessen, was gerade eben noch die Erde gewesen war, verschwand auf dem Bildschirm und wurde durch das Gesicht einer Frau ersetzt – ein ebenso blondes, wie äußerst attraktives Geschöpf.
Augenblicklich fand sich Daniel wie fasziniert – nein, hypnotisiert – von ihr und musste kurz schlucken, die Augen schließen und den Kopf schütteln, um wieder ins Hier und Jetzt zu finden.
„Natasi“, hörte er eine Stimme neben sich und drehte sich um. Erneut stand Geistercaptain Cat neben ihm und blickte wie vom Donner gerührt auf den Bildschirm.
Dann begann die Frau in dem knappen, roten Kleid, das ihren Körper einrahmte, zu sprechen.
„Ich bin Natasi Godefrey von der Zylonenallianz. Dieser Planet ist als letzter Zufluchtsort der menschlichen Rasse bekannt. Im Rahmen des Genozidprogrammes des Jahres Null der Zylonenallianz geben wir hiermit bekannt, dass im Jahr 150.011 nach der Gründung mit der Zerstörung des Planeten Erde, sowie der sie umfliegenden menschlichen Raumschiffe unsere Aufgabe erfüllt wurde. Bitte haben Sie Verständnis.“

Das Bild verschwand und Daniel konnte sich nicht helfen – er schluckte verworren und beklommen. Was war das denn jetzt? Die Zylonenallianz? War das irgendein blöder Witz? Er konnte sich doch noch daran erinnern, dass die Zylonen der Feind der GALACTICA in der gleichnamigen Serie mit Lorne Greene waren. Und sie sahen eher aus wie wandelnde Toaster und nicht so attraktiv wie Natasi.
„Ma’am?“, riss ihn die Stimme O’Neills wieder aus den Gedanken und er – sowie Jill – blickten zu dem Mann herüber, der früher der Leiter von SG-1 gewesen war. Der jetzige Kommandant der USS DRAGONFLY straffte ihre Gestalt und nickte.
„Feuern wenn bereit!“
„Bereit.“, meldete O’Neill, betätigte einen Knopf und… keuchte entsetzt auf.
Der Grund war weniger, dass er tatsächlich eine Salve Photonentorpedos und Phaserschüsse auf das Schiff der Aliens, die sich anscheinend Zylonen nannten, abgefeuert hatte, sondern, dass – wie Daniel jetzt erst sah – vor ihm Jill Menacer begann, sich aufzulösen. Und zwar nicht in einem grellen Widerschein wie bei einem Transporter, sondern langsam zuerst zu verblassen schien und sich dann, von unten her, beginnend an den Füßen, auflöste.
Auch Jill keuchte, riss die Augen auf, da hatte die Auflösungswelle schon Besitz von ihrem Bauch ergriffen, blickte zu ihm, Daniel und… war verschwunden.
Neben ihm trat Sam Carter in Aktion, wandte sich an ihn – Daniel – und sagte: „Ihre Befehle, Captain?“

Er schluckte.
Er – Captain? Bitte? Seit wann das denn?
„Nun, erstmal weiterfeuern und dann herausfinden, was mit Jill passiert ist.“
„Mit wem?“, fragte Sam und auch der Calgeist schien ihn ein wenig verblüfft anzuschauen.
Daniel rollte mit den Augen.
„Bitte sagt mir nicht, dass ich wieder einen Paralleluniversumsspiegel berührt habe und in einer anderen Realität bin. Himmel – JILL. Groß, Blond, ganz attraktiv, sehr Jung, eine gute Freundin Agathas…“
„Wer ist Agatha?“
Die Frage kam vom Calgeist, der gerade wieder feststofflich geworden zu sein schien und an seinen drei Rangpins herumfuhrwerkte. Daniel schluckte. Seit wann war Cal denn ein…
Weiter sollte er nicht kommen, denn plötzlich löste sich auch Cal auf, gefolgt von Alex, Alexandra – bis schließlich auch Jack verschwunden war.
Colonel Samantha Carter blickte ihn an.
Er schluckte. Nein, er würde nicht zulassen, dass sie auch noch verschwand. Entschlussfreude in den Augen – zumindest hoffte er das – trat er auf sie zu, nahm sie in den Arm: „Ich lasse dich nicht gehen.“
Sie lächelte, küsste ihn, erst sanft, dann heiß und leidenschaftlich und schnurrte dann: „Oh, ich weiß, mein Daniel.“
Dann sprang er zurück. Unter seinen Armen metamorphierte die Frau, die er liebte, in eine Art Katzenfrau, lächelte ihn an und…
Um ihn herum detonierte die Welt.

Daniels Augen flogen auf – natürlich nicht die Augen als solche, sondern nur die entsprechenden Lider – und er bemerkte, zu seiner Überraschung, zwei Dinge.
Erstens – er lebte noch.
Zweitens – dies war nicht die DRAGONFLY .
Und wo er so gerade darüber nachdachte, bemerkte er noch ein „Drittens“ – nämlich: Er lag auf etwas, das er nur kurz ertasten musste, um es identifizieren zu können.
Verdammt – wie auch immer er hierhin gekommen war – es stand fest: Er lag in einer jener „Virtuellen Realitäts Liegen“, die sie auf P7J-989, dem „Planeten des Bewahrers“ das erste mal kennengelernt hatten. Damals, im Jahr 1998, traf das Team um Colonel Jack O’Neill auf diesem Planeten auf eine androide Lebensform, die sie in diese Kapseln und somit in eine virtuelle Realität gesperrt hatte. Daniel war gezwungen den Tod seiner leiblichen Eltern mitzuerleben, während Jack eine seiner geheimen Mission wiedererleben musste. Diese fand im Jahr 1982 in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik statt und endete ebenfalls mit einem Todesfall.

Diese Liegen – oder Kapseln – hatten sie, nachdem sie der Virtuellen Realität entkommen waren, vom „Bewahrer dessen was ist, was war und was sein könnte“ diese Kapseln als Geschenk überreicht bekommen, welche für die Konstruktion eines virutellen Trainingsprogrammes hergenommen wurde. Auch hier – es wäre natürlich keine wirklich gute SG-1-Geschichte, wenn dem nicht so wäre – kam es zu Komplikationen.
Daniel seufzte. Diese Komplikationen hätten eigentlich dazu führen sollen, dass man – und mit „man“ meinte er natürlich das Stargate-Kommando – diese Kapseln aus dem Verkehr zieht und nach Area 51 verbringt…

Plötzlich durchzuckte den Anthropologen ein Gedanke: Area 51. Da war doch mal was passiert. Da hatte doch der NID, eine Art geheimer Geheimdienst, dessen Ziel es war, die Erde mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen und auf dessen Gehaltsliste Robert Makepeace stand, diese Einrichtung Area 51 genutzt, damit hochentwickelte Technologien der Erde zugänglich gemacht wurden.
Prinzipiell klingt das ja nicht verkehrt, das Problem war natürlich die Ausführung – gut gemacht ist eben immer noch das Gegenteil von gut gemeint.
Und die Idee, dass die Ausserirdischen, die überlegene Technologien haben, sie aber nicht mit uns teilen wollen, um selbige gebracht werden, war weder gut gemacht noch gut gemeint. Im Gegenteil, führte es doch zu erhöhtem Mißtrauen der restlichen Galaxie gegenüber der Menschen – eine Situation die erst beendet werden konnte, als Jack O’Neill dem NID einen Schlag versetzte und in diesem Zuge auch die Verhaftung von Robert Makepeace übernahm. Dieser hatte sich natürlich nicht „entblödet“, mit den Worten „Sie haben die falschen Leute angepinkelt“ eine unschöne, unterschwellige Drohung gegen den Colonel zu richten.

Der Colonel!
Daniel schluckte – verdammt. Wenn er das alles nur in einer „Keeper-Simulation“ geträumt hatte, dann…
Sein Kopf sank gegen die Liege und er seufzte. Das war alles nur ein Trick gewesen. Seine Freunde waren tot und er hatte versagt. Schon vor Wochen.

„Doktor Jackson?“
Die Stimme Felicity Cats drang an sein Ohr und er blinzelte kurz, fand in die Realität zurück und blickte die Frau verblüfft an: „Was… was tue ich hier?“
„Ich bin mir nicht sicher.“, sagte sein Gegenüber. In ihrer Stimme schwang Beunruhigung mit: „Ich weiß nur, mir ist versehentlich der Intar losgegangen und hat sie getroffen. Danach wurde ich allerdings auch angeschossen und konnte mich gerade noch in Sicherheit bringen. Dann bin ich ihnen in diese Einrichtung gefolgt und – naja, dieser Mann da drüben“, sie deutete auf einen Typen, der quer auf einer Frau lag (oder besser: dort hing wie ein Schluck Wasser in der Kurve), „hat versucht, mich aufzuhalten, als ich sie retten wollte.“
„Und wer…“
Weiter sollte Daniel nicht kommen, denn nun geschahen zwei Dinge. Erstens begann das Gebäude zu beben, zweitens half ihm Felicity hoch und drittens schaute sie ihn kopfschüttelnd an: „Wir haben dafür keine Zeit. Folgen Sie mir, ich bringe Sie hier raus.“
Damit eilte sie los, Daniel folgte ihr.

TBC


CaptainCalvinCat

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Kapitel 22 – Crash and burn

Kapitel 22.1


Jasmin blickte zu dem Wesen herüber, das mit katzengleicher Eleganz auf sie zugesprungen war und sie nun mit gelb-leuchtenden Augen anblickte.
„Bereite dich darauf vor, zu sterben.“ , wiederholte es seine Drohung – natürlich nur in Form von Knurr- und Zischlauten, die Jasmin jedoch aus irgendeinem Grund, verstehen konnte.
Sie merkte, wie sie die Luft anhielt.
Das war es.
Das dürfte das letzte Abenteuer Jasmins, der Prinzessin von Agrabah gewesen sein.
Vermutlich würde man ihre Leiche nie finden, sie, ihr Mann Aladdin, die königlichen Hochwohlgeborenen aus Theben und natürlich Prinzessin Agatha River Song-Silverbird, sie alle würden hier im Schatten des Nf’y-Gebirges von der Armee der Katib nieder gemacht werden, man würde sich entweder an ihren Leichen gütlich tun oder sie vergraben und…

Aus ihren Augenwinkeln, vom Eingang der Höhle, die zum Inneren des Nf’y-Gebirges führte, blitzte etwas in beunruhigendem Rot auf und in dem Moment, in dem sie die Erkenntnis getroffen hatte, was dort aufgeleuchtet war, traf es auch schon das Katzenwesen, lies es getroffen aufjaulen und zu Boden gehen.
Sie wandte sich kurz in die Richtung, aus der dieser Magiestrahl kam, herum und verneigte sich.
„Kriech zur Hölle, Mistvieh.“, hörte die Prinzessin Agrabahs die Stimme des Mannes, der sich hier Prinz Doktor nannte und von dem sie nicht wusste, dass er in Wirklichkeit der Föderationscaptain Calvin Nathan Cat war. Was sie allerdings sah, erstaunte und erschreckte sie.
Prinz Doktor stand im Höhleneingang, ein Ding erhoben, das so ähnlich aussah, wie die magische Waffe, die Prinzessin Song ihr, Jasmin, gegeben hatte – nur ungleich größer. Das war das, was sie in Erstaunen versetzte.
Der Schrecken überkam sie, als sie ihren Blick über den Körper ihres Retters gleiten ließ und feststellte, dass der flache Bauch des Prinzen verletzt war. Auch bei Prinzessin Song, die – wie sie jetzt bemerkte – ihren Mann stützte, erkannte sie eine Verletzung. Diese befand sich an ihrem Hals, schien aber alles in allem nur ein feiner, hellroter Strich zu sein. Um zu wissen, dass dieser Strich von einer Begegnung mit einer scharfen Klinge herrührte, selbst, wenn sie sehr sanft gewesen war, musste man noch nicht einmal der Hofarzt des Palastes sein.
Und dennoch konnte sich Jasmin ein erleichtertes Ausatmen nicht verkneifen, denn die Verletzung an Rivers Hals hätte auch weitaus ernstere und weitreichendere Konsequenzen und Verwundungen nach sich ziehen können.
Und auch die Wunde am Prinzenbauch schien zwar schmerzhaft, aber nicht sonderlich schlimm zu sein, wenn der Mann die Waffe noch in der Hand halten konnte.
Dann fiel ihr etwas auf.

Die Augen des Prinzen – sie funkelten, allerdings nicht vor Freude, sie alle zu sehen, nicht vor Tränen, nicht vor Schmerzen. Nein. In ihnen flammte unversöhnlicher Hass auf. Prinz Doktor griff nach dem Schaft der großen Waffe, zog an einer Art Griff, die dort angebracht war, schob sie gleich wieder zurück und in diesem Moment hörte die Prinzessin ein leises Summen, das von diesem Ding in Doktors Hand ausging. Sie musste mit der Konstruktionsweise einer solchen Waffe nicht vertraut sein, um zu wissen, was er getan hatte. Er hatte nachgeladen, legte dann auf die Katib an und spieh aus seiner Waffe Magie auf die Wesen.
„Jetzt hab ich den Kaffee auf!“, brüllte er und …
Hörte auf zu feuern.
Den Grund begriff die Prinzessin erst, als sie ihn sah, als sie sich in die Blickrichtung drehte, die Prinz Doktor anstarrte. Und ihr fiel beinahe die nutzlose Waffe in ihren Händen zu Boden.
Aladdin – ihr Mann – hob die Hände in einer sich-ergebenden Geste, warf sein goldenes Schwert in den Sand und trat auf die Wesen zu.
Sie brauchte keine fünf Sekunden, um nachzudenken, was sie als nächstes tat. Kurz betrachtete sie den Gegenstand in ihrer Hand, warf ihn dann über den Rücken zu Prinz Doktor und Prinzessin Song – „AU, verdammt, meine Birne, pass doch auf!“, hörte sie den Prinzen zetern und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen – und trat dann zu Aladdin, die Hände ebenfalls erhoben und so behutsam wie möglich.

Feuer brannte in seiner Seite, was er aber jetzt erst bemerkte. Er war kurz in die Beine geknickt, als das Adrenallin ihn verlassen hatte – das Adrenallin war alledings nötig gewesen, um Agatha vor diesem Mistkerl Mechanikles zu retten und hatte ihn somit auch davor bewahrt, die Schmerzen zu fühlen, als der Dolch des Griechen mit seiner Bauchdecke Kontakt aufgenommen hatte. Doch dann war das alles vorbei gewesen und er war in sich zusammengesackt. Kurzzeitig hatte sämtene Schwärze seine Gedanken verfinstert, dann hatte er den Kuss gespürt, den Agatha ihm auf die Lippen gepresst hatte und dann – tja… dann, back to business.
Was war er froh, dass er den Code für den Waffenschrank noch auswendig kannte und sich somit eines Phasergewehres versichern konnte.
Ein Phaserkompressionsgewehr, um genau zu sein – so eines, wie es auch das Hazard-Team gerne einzusetzen beliebte. Und während er sich noch gefragt hatte, ob das überhaupt so eine gute Idee wäre, ein Phaserkompressionsgewehr gegen einen El Katib einzusetzen („Agatha, ist das nicht, wie mit Kanonen auf Spatzen schießen?“ „Das sind aber Katzen, Cal.“ „Eine Katze kratzt der anderen kein Auge aus.“ „Das sind Krähen, Cal.“ „Also doch Vögel?“, „Halt die Klappe und schieß, Süßer.“) war die Situation komplett anders, als dieser Katib vor Jasmin stand und bereit war, sie zu zerfleischen.
„Allright, here goes nothing.“, hatte er gemurmelt, „Nobody messes with the timeline!“
“Du meinst wohl”, hatte Agatha mit einem Lächeln hinzugefügt, “Nobody messes with the timeline – but you.”
Diese kleine Spitze hatte er nicht einmal mit einer Antwort geehrt und gefeuert.
Er wusste doch, weswegen er ein besserer Schütze als seine XO war – irgendwas muss man ja können und wenn sie schon die Aspekte „Schönheit“, „Intelligenz“, „Witz“, und „allgemeine Coolness“ für sich verbuchen konnte, musste er wenigstens in den Aspekten der „Trefferquote“ und der „Kampfstärke“ ein paar signifikante Punkte einheimsen können.
Das Erstere gelang ihm jedes mal vorzüglich, das Letztere hingegen – aber er war ja schon froh, dass er sich nicht beim Abfeuern eines Enterhakens versehentlich die Hose auszog, wie es Ron Stoppable, der Freund von Kim Possible so zu tun pflegte.

Einen kleinen Wutanfall später, hatte er tatsächlich selbst gemerkt, dass er verwundet war und blickte entsetzt zu Agatha, die mit den Schultern zuckte.
„Scheint eine oberflächliche Verletzung zu sein.“, erklärte sie und blickte dann wieder in die Ferne, wobei sie die Stirn runzelte.
Und wenn Agatha Silverbird ihre hübsche Stirn runzelt, die grünen Augen noch grüner werden und ihr drahtiger Körper sich verspannt – so wie jetzt – dann war der Ärger nicht nur im Gebüsch, sondern auch unter der Fußmatte – dort, wo in schlechten Filmen immer der Schlüssel liegt-, auf dem Baum, unter der Grasnarbe, in der Wüste, unter dem Meer, über den Wolken und am Nord-, sowie Südpol.
Zu Deutsch: Dann waren sie königlich gefrakked.
Und dann bemerkte der Captain, warum.
Jasmin und Aladdin hatten sich zu den El Katib begeben, ihre Waffen fallen lassen – „Ja, eine davon auf meinen Kopf, ich weiß!“, fuhr Cal den Erzähler an, der mit den Schultern zuckte und festhielt: „Ich bin hier nur der Tippserich.“ -  und schienen sich zu ergeben.
Oder?

Agatha Silverbird schluckte.
„Geben die gerade auf?“, fragte der Captainsdarsteller neben ihr und die XO konnte nicht anders und kam nicht umhin, wieder einmal zu bewundern, mit welcher Geistesgegenwart und Gedankenschärfe Cal – ihr Cal – es schaffte, Zusammenhänge zu erkennen, die offensichtlich waren. Kurz war sie versucht ein „Nein, die tanzen gleich alle Hand in Hand um den Apfelbaum und singen ‚Kumbaya Milord’ – hier ist dein Schild.“. Das hätte allerdings vermutlich dazu geführt, das ihr großer Kommandantenversuch Ansichtskarten-aus-Solingen-scharf geschlossen hätte: „Hier stehen gar keine Apfelbäume, das Lied kannte man in dieser Zeit noch nicht und heißt es nicht ausserdem Kumba-yo? Und was will ich mit einem Schild?“ Von daher wäre es wohl besser, nicht allzu sehr auf die Ironieschiene zu gehen. Sie seufzte kurz und nickte.
„Tatsächlich – das tun sie.“, sprach sie und blickte kurz zum Captain, in dessen Augen Verblüffung, Fassungslosigkeit und Unverständnis um die Wette funkelten: „Sag mal, Gathy, sind die dämlich?“
Und gerade, als sie sich es beinahe nicht mehr verkneifen konnte, genervt zu seufzen, erkannte sie, dass neben den ersten drei Emotionen, auch noch Schalk flackerte.
„Nie war der Satz ‚Der verarscht dich doch, wo du dabei stehst’, wahrer als gerade, hm, Cal?“, seufzte sie resigniert und schüttelte dann den Kopf, als der Captain grinsend nickte.
Er legte ihr die Hand auf die Schulter, zog sie zu sich und küsste sie – also Agatha als Ganzes, nicht nur die Schulter – und jaulte dann doch einmal auf.
Und Agatha konnte das verstehen, aber ihr war eben erst in dem Moment, als er sie an sich gedrückt hatte und sich ihre nackte Haut berührte, ihr Schweiß mischte, wieder realisiert, dass dort eine Wunde war.
„Entschuldige, Cal.“, murmelte sie gegen seine Lippen, während sie bemerkte, dass er ihr in die Augen starrte und vermutlich gerade wieder dabei war, in selbigen zu versinken.
Sie küsste ihn erneut und wisperte dann ein Wort. „Zitroneneis.“

Was Agatha ihm da ins Ohr geflüstert hatte, wusste er nicht, er bemerkte nur, dass plötzlich der Schmerz, der in seiner Bauchregion flammte, urplötzlich versiegte – aber ohne, dass er in den Kampfmodus gegangen war. Und als er Agatha anschaute, merkte er, wie in seinem Magen Schmetterlinge anfingen, zu flattern, wie bei einem Frischverliebten. Verdammt, wieviele Trigger hatte ihm Gina damals eigentlich verpasst? Und gab es für ihn eine Bedienungsanleitung?  Wobei ihn das, wenn er mal ehrlich mit sich selbst war, nicht wirklich überraschen würde.
Zitat
Sie haben sich für den Kauf eines Sternenflottencaptains entschieden – Glückwunsch. Behandeln Sie das Produkt bitte pfleglich, damit Sie noch lange Freude an ihm haben werden.

Aber andererseits – das war doch lächerlich. Er war nicht nur kein Objekt, er war auch keine Nummer – er war ein freier Mann. Warum kümmerte er sich eigentlich gerade jetzt darum? Es gab viel dringendere Themen. Seine Wunde schmerzte gerade nicht mehr – gut – aber dennoch würde man ihm vermutlich einen Verband verpassen müssen. Und ausserdem war da noch die Sache mit den Katib und… verdammt, wo war…
Ein Schrei hallte über die Ebene.
THEEEEEEEETIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!!!!!!!! .

Verdammt, verdammt, verdammt.
Papyrus war mitten im Kampf gewesen, hatte ihr „Und, wie gefällt dir der diplomatische Ausflug, mein kleiner Fischer?“mit einem abenteuerlustigen Lächeln beantwortet und sich dann wieder auf die Gegner geworfen. Sein Schwert schwang schnell und gut und wenn man bedachte, dass er nicht von der Macht der Götter, die ihm dieses Schwert des Horus verliehen hatten,  gefällt wurde, durfte man davon ausgehen, dass die Götter mit ihm waren, also dass er nichts unrechtes tat und es die traf, die es verdienten.
Und dann hörte er Thetis lautes „VORSICHT“, dann einen nicht minderlauten Aufschrei und sah, wie sie fiel.
Es waren zwar zehn Höhenmeter, die es zu überbrücken galt, aber das Gebirge war immer wieder in kleine Plateaus treppengleich unterteilt. Dennoch schlug der Körper der Frau, die er voller Verehrung „Prinzessin“ nannte, immer wieder hart auf und dem Fischerjungen war es so, als würde er jeden Aufschlag selbst miterleben. Dann knallte die hübsche Frau auf dem Sandboden auf, hob kurz den Kopf und blieb dann liegen.
Ein lauter Schrei entfuhr ihm: THEEEEEEEETIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!!!!!!!! .

Und dann war ihm alles egal. Er sah zwar, dass Katib auf dem Weg zu ihr waren und ihm den Weg versperrten, aber das interessierte ihn nicht. Er ließ sein Schwert singend aufblitzen, hörte das Geräusch, das entsteht, wenn eine Klinge einen Körper eindringt – Hitchcock hatte, dem Vernehmen nach, den Effekt erzielt, in dem er auf eine Melone einstach, wobei Papyrus von dieser Anekdote genau so wenig Ahnung hatte, wie davon, dass es Jahrtausende später einen Mann namens Hitchcock geben sollte -  wirbelte seine Waffe herum und versuchte, seine Gefährtin zu erreichen, bevor die Katib dies taten.  Das Interessante war, dass er es tatsächlich schaffte.
Die letzten Meter schlidderte er, schwang sein Schwert verteidigend gegen die Katib, traf Augen, Nasen, Arme, Bäuche und atmete dann erleichtert auf, als er Theti erreicht hatte, die mit geschlossenen Augen, wie hingestreckt, da lag – nun inmitten eines Katib-Friedhofes.
Der junge Fischer ließ das Schwert in die dafür vorgesehene Scheide gleiten und ging neben der reglosen Frau in die Knie.
 „Theti?“, fragte er und er merkte gar nicht, wie Tränen begannen, seine Wangen zu befeuchten. Die Angesprochene reagierte nicht – was man von seinem Herz nicht behaupten konnte. Dieses begann gerade so schnell zu schlagen, dass Papyrus das laute Pochen in seinen Ohren hören konnte.
„Theti?“
Erneut keine Reaktion.
Sanft bettete er ihren Kopf in seinen Schoß, hob sie dann an. „Wie zierlich und bleich sie gerade wirkt“, schoss es ihm durch den Kopf, gefolgt von einem Kopfschütteln und einem „Denk nicht einmal dran, Papyrus.“
Erneut sagte er leise ihren Namen- erneut reagierte sie nicht.
„Theti! Verdammt, bitte, wach wieder auf! Ich liebe dich doch! Und ich würde alles dafür tun, dass Du wieder bei mir wärest…“

Dann erklangen Schritte.
Schnell und sanft hatte Papyrus den Kopf der Prinzessin wieder auf den Boden gleiten lassen, zog sein Schwert und schwang es gegen die Person, die sich gerade näherte.
Der Mann duckte sich unter dem Schwerthieb weg – die Waffe schlug scheppernd gegen einen Felsen – und erhob sich wieder.
„Steck das Ding weg, ehe du jemandem die Augen ausstichst.“, sagte Prinz Doktor und ging dann neben Theti in die Knie.

Kurz schloss Cal innerlich die Augen und merkte, wie sein eigener Herzschlag sich beschleunigte. Verdammt, das hätte ins Auge gehen können. Vielleicht sollte er beim nächsten mal einfach laut rufen „Achtung, ich komme.“
Dann ging er neben Theti in die Knie, hob kurz den Kopf, blickte sich um und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen.
„Sie ist vermutlich diese Felstreppen heruntergefallen.“, vermutete Agatha neben ihm und schaute ihn an. Cal nickte. Das war eine gute Theorie und irgendwie wunderte ihn das nicht. Agatha hatte einfach mal wieder das Auge fürs Detail – aber hatte sie das nicht immer?`
Was hatte Gina ihm in so einem Fall nochmal beigebracht? Zuerst überprüfen, ob der Puls noch da ist?
Schnell glitten seine Hände zu den entsprechenden Punkten, nickte befriedigt, als er den Puls unter seinen Händen spürte und hob dann den Blick, als er neben sich ein leises „Zing“ hörte -  jenes Geräusch, das entstand, wenn jemand ein Schwert aus der Scheide zieht.
„Prinz Doktor, was tun Sie da?“
Cal seufzte.
„Pass auf, Kollege, ich will deiner kleinen Freundin nicht an die Wäsche. Ich habe nur nach ihrem Puls gefühlt und der ist vorhanden und sogar sehr stark.“
„Und warum ist sie dann nicht bei Bewusstsein?“
Verdammt, die Frage von Papyrus war richtig clever. Aber hatte er was anderes erwartet? Irgendwie nicht so wirklich.
Er räusperte sich: „Das liegt daran…“
„Weil sie bei Bewusstsein ist und nur so tut.“, hatte er eigentlich sagen wollen, aber kaum, dass er diesen Satz angefangen hatte, spürte er einen kurzen, heftigen Schlag gegen seinen Obeschenkel – durchgeführt von Thetis Hand.
Okay, da wollte jemand offenbar einen Streich spielen. Nicht wirklich nett, aber was ging es effektiv ihn an?
„Das liegt daran, dass sie unter dem Bann von Aker steht – also mal wieder.“, sagte er daher und blickte zu Papyrus: „Und ich glaube, dass das Einzige, was sie aus diesem Zauber erlösen kann, ein Kuss aus wahrer Liebe ist.“

Agatha rollte mit den Augen.
„Kuss aus wahrer Liebe? Na aber sicher. Cal geht mal wieder voll in den Shipping-Modus.“, dachte sie sich und griff den „Prinzen Doktor“ am Ärmel: „Liebling, komm nochmal mit.“
„Ja, aber…“, sagte der Captain und ließ sich dann mitführen.
Als sie einen Felsen erreicht hatten, der weit genug weg war, dass Papyrus sie nicht mehr hören konnte, packte sie den Captain am Kragen und gab ihm einen kontrollierten Stoß, der ihn in Deckung taumeln ließ.
„Was wird das?“, fragte Cal und die XO zuckte mit den Schultern: „Könnte ich dich genau so gut fragen. Ein Kuss aus wahrer Liebe? Geht es eigentlich noch abgeschmackter? Sind wir wieder unter die Shipper gegangen?“
„Hey, in der NCIS-Fanfic hab ich mich, was das angeht, vornehm zurückgehalten.“
Agatha nickte: „Stimmt, das muss man dir zu Gute halten. Auch bei den Spiegelungen hast Du nicht alles daran gesetzt, dass Lee und Kara zueinander kommen.“
„Aber die beiden sind schon süß zusammen.“
„Naja, sie lieben sich ja auch. Aber sie hat Sam Anders und er hat Dualla. Und bei denen hier“ – damit deutete sie auf Papyrus und Theti – „Ist es doch eigentlich auch klar. Warum willst Du da noch shippen?“
„War ja nich meine Idee.“, verteidigte sich Cal, „Theti hat mich angestoßen und mir das zu verstehen gegeben und…“
Er stand auf, lugte um den Felsen und grinste: „Und jetzt halt die Klappe, die beiden  haben sich gerade im Arm.“
Sprachs und fand sich erstens um die eigene Achse gedreht und dann gegen den Felsen gedrückt. „Ich ship jetzt auch mal.“, grinste Agatha und küsste ihn.
Nach ein paar Minuten machte sich Cal los und schaute sie an: „Wow! Als ob die Erde gebebt hätte.“
„Toller Gag. Den haben sie im neuesten Castle-Buch auch schon gebracht.“
Damit zog sie einen Tricorder: „Aber von einem Erdbeben war in diesem Jahr gar nichts gesagt.“
Cal blickte sie an: „Erm – zwei Dinge: Erstens, wo hast Du das Ding her? Zweitens: Woher kennst Du das genaue Jahr?“
„Erstens: Während ich dir deine BFG geholt habe, hab ich mir einen Tricorder gegönnt. Zweitens: Ich hab einfach den Sonnenstand abgeglichen und die Sternenkonstellationen.“
„Cleveres Mädchen.“, grinste der Captain, schlang ihre Arme um sie und gab ihr noch einen Kuss, ehe sich dieses Mal Agatha losmachte und ihn anblickte: „Danke – aber hier war keine Rede von einem Erdbeben.“
Dann bebte die Erde erneut – und nochmal, und nochmal.
„Ich glaub nicht, dass das ein Erdbeben ist, Cal-kun.“, murmelte Agatha dann dunkel und blickte auf einen Fixpunkt hinter dem Captain. Dieser runzelte die Stirn: „Wie kommst Du darauf?“
„Deshalb“, sprachs und deutete an ihm vorbei.
Auf der Düne, keine 10 Meter von ihnen entfernt, stand der mechanische Skorpion, der einst Agrabah angegriffen hatte.
Cal schluckte.

TBC

Kapitel 22.2

Jasmin blickte zu Aladdin, der gerade vor den El Katib in die Knie ging und tat es ihm gleich.
Sofort war eines der katzengleichen Wesen bei ihr, bohrte seine gelb-leuchtenden Augen in die Ihren und erneut konnte sie seine Gedanken hören.
Was will Fleisch?
Es war durchaus interessant, diese Gedankengänge zu hören – mache Mitglieder von Morganas Mordmafia waren in ihren Wortlautäußerungen eher einsilbigerer Natur, wiederholten nur dieses eine Wort, nämlich „Fleisch“, was durchaus den Stellenwert Jasmins und ihrer Freunde in den Augen dieser Wesen klarmachte. Fleisch, Nahrung, nicht mehr. Aber da war auch dieser eine El Katib gewesen, mit dem sie durchaus hatte reden können, der sich adäquat ausdrückte und sie in Mannierismen durchaus an ihren treuen Schoßtiger Rajah erinnerte.
Sie legte ihren Kopf schief, begab sich erneut auf alle Viere und schaute dann zu Aladdin, der kurz in ihre Richtung blickte und sofort, ohne, dass sie ihm sagen müsste, was zu tun wäre, ihre Absicht erkannte und nachahmte. Das liebte sie an ihm – sein Köpfchen und den Intellekt der hinter diesem Grinsen wohnte.
Nun wandte sich Jasmin wieder an den Katib, der vor ihr war und sagte, in einem leisen Tonfall: „Wir wünschen Frieden. Frieden mit den El Katib.“
Frieden?
„Ja“, nickte Jasmin, „Frieden. Frieden mit den El Katib.“
Was ist… Frieden?
Dass dieses Wesen diesen Gedankengang nicht verstand, war etwas, das Jasmin nicht im Geringsten zu überraschen vermochte – immerhin waren diese Menschen seit etlicher Zeit, vielleicht seit Jahren, Jahrhunderten oder gar Millenien in den Fängen Morganas.
„Frieden ist das Gegenteil von Krieg.“, erklärte die Prinzessin und erneut wunderte es sie nicht, dass das Wesen vor ihr mit dem Begriff „Krieg“ etwas anzufangen wusste.
Diese ehemaligen Menschen  - allesamt mehr oder weniger unerfreuliche Zeitgenossen oder einfach solche, die kein Glück gehabt hatten, waren von  Morgana mit der Verheißung in die Ränge der „Mordmafia“ geholt worden, dass sie hier Unsterblichkeit und Macht erlangten. Wie lange es diese Wesen gab, wusste niemand, auch Aladdin nicht, er wusste nur, dass er damals einen kleinen Jungen davor gerettet hatte, in diese Falle zu tappen – und dass Amal, einer seiner Jugendfreunde und ebenfalls ein Mitglied der El Katib, ihn letzendlich beschützt hatte.
Dennoch war es ein Akt als solcher gewesen, zu seinem Jugendfreund durchzudringen.

Katib kennen keinen Frieden. Wir kennen nur Krieg.
Jasmin seufzte.
Diese Wesen standen viel zu sehr unter Morganas Kontrolle, als dass man normal mit ihnen reden könnte.
Sie erinnerte sich an die Unterhaltung mit dem anderen Katib, vor ein paar Minuten. Dieser hatte ihr deutlich gemacht, dass es keine Alternative gab, die Katib konnten sich nicht gegen ihre Herrin Morgana auflehnen – vermutlich, weil sie sie dann töten würde, so wie sie es mit dem einen Wesen gemacht hatte, mit dem sich Jasmin am Anfang unterhalten hatte.
Sie schluckte kurz, merkte, wie ihr die Kontrolle über ihre Gedanken entglitt – kurzzeitig wollte sie Aladdin zurufen, dass sie sich in Sicherheit bringen sollten und Prinz Doktor mit seiner Magiewaffe das tun, was er anscheinend am Besten konnte, dann schloss sie die Augen, konzentrierte sich auf ihr Selbst und atmete tief durch.
Der Katib hatte ihre Gedanken anscheinend gelesen und – wer könnte es ihm verdenken – knurrte nicht unbedingt angetan von dem Gedanken, gleich niedergemacht zu werden.
Dann öffnete Jasmin die Augen und blickte in die des Katibs.
„Du hast gesehen, was meine Freunde zu tun im Stande sind. Sie könnten dich und deinesgleichen ohne große Anstrengung auslöschen.“, sagte sie und legte eine Hand auf ihre Brust, „Ich hingegen kann den Prinzen mit der magischen Waffe abhalten, euch zu eliminieren.“
Du hast die magische Waffe selbst benutzt, um meinen Freund zu töten.
Interessant – je mehr die beiden miteinander sprachen, desto wortgewandter wurde dieser Katib und desto ausgefeilter wurde der Satzbau.
„Ich gebe zu, dass ich die Waffe abgefeuert habe. Aber – so wie mir Prinz Doktor dies erklärt hatte, war sie nur auf ‚Betäubung’ eingestellt.“
Betäubung? Das heißt, meine Brüder und Schwestern schlafen nur?
„Die ich mit der Waffe getroffen habe.“, schränkte Jasmin ein und ein Teil von ihr fragte sich, warum sie gerade so dumm war, dies zuzugeben, während ein anderer Teil seufzte und erkannte, dass Ehrlichkeit hier die Beste aller Optionen war.
Dann bebte der Boden und Jasmin schluckte.
Sie konnte spüren, wie unter den Katib Panik ausbrach wie ein Lauffeuer, konnte sehen, wie die Wesen sich in die Richtung des Geräusches umdrehten und dann zu ihrem Anführer blickten, mit dem Jasmin gerade sprach.
Was ist das? Wieder einer deiner Tricks? , projezierte ihr das Wesen in den Kopf und sie schüttelte selbigen: „Damit haben wir nichts zu tun. Ich weiß auch nicht, was das nun sein soll.“
Und dann sah sie den Skorpion über die Düne kommen.
Kurz blickte sie zu Aladdin, der mit den Schultern zuckte und schnell auf den Beinen war. Der Katib vor ihm reagierte, knurrte einmal und presste sich gegen den Boden, legte die Fledermausohren an. Sein Schwanz peitschte hin und her.
„Nein!“, sagte Jasmin mit aller Lautstärke, Stimmkontrolle, Majestät und Selbstbeherrschung die sie aufbringen konnte und blickte dem Katib vor ihr, dem Anführer, in die Augen: „Sag deinen Brüdern und Schwestern, sie sollen sich zurückziehen. Wir werden gegen dieses Westen kämpfen.“
Warum kämpfst Du für uns?
Jasmin zuckte mit den Schultern: „Braucht man dafür einen Grund?“

Dunkelheit hatte Theti umfangen, als sie nach vorne gefallen war und, wenn sie jetzt an die Schmerzen dachte, die durch ihren Körper pulsten, war sie irgendwie ganz froh, dass sie bewusstlos gewesen war, als sie stürzte.
Geweckt wurde sie von dem lauten Schrei, den Papyrus ausgestoßen hatte und sie hörte, wie er durch den Sand auf sie zukam, spürte, wie er sie schüttelte und erneut ihren Namen schrie.
Sie würde sich ja gerne als Lebendig zu erkennengeben, das Problem war nur, dass ihr Kopf da nicht so ganz mitspielen wollte.
Erneut hörte sie, wie sich Schritte näherten, wie Papyrus einen wütenden Schrei ausstieß und sein Schwert führte, das knallend gegen einen Felsen schlug.
Die Stimme von Prinz Doktor klang ein wenig verstimmt:  „Steck das Ding weg, ehe du jemandem die Augen ausstichst.“
 „Sie ist vermutlich diese Felstreppen heruntergefallen.“, hörte sie dann die Vermutung von Prinzessing Agatha River Song Silverbird – was ein extrem merkwürdiger Name war, wie Theti fand, aber, nun gut, man hatte ihr auch den Namen Theti gegeben und vielleicht war in Fiktivistien der Name ja von Bedeutung.

Dann spürte sie die warme Hand des Prinzen an ihrem Hals – was tat der Mann da? Dies war eine Frage, die auch Papyrus stellte und von Prinz Doktor (vermutlich ebenfalls ein wichtiger fiktivistischer Name) mit den geseufzten Worten  „Pass auf, Kollege, ich will deiner kleinen Freundin nicht an die Wäsche. Ich habe nur nach ihrem Puls gefühlt und der ist vorhanden und sogar sehr stark.“
„Und warum ist sie dann nicht bei Bewusstsein?“
Die Stimme Papyrus zeugte von Sorge um sie und irgendwie wollte sie das, was sie jetzt tat nicht tun, aber andererseits – selbst in dieser Situation musste ein bischen Spaß doch sein, oder?
Und gerade , als Prinz Doktor Papyrus die Wahrheit sagen wollte und diese mit einem „Das liegt daran…“ einleitete, ballte sie die Hand, die Papyrus nicht sehen konnte, zur Faust und boxte einmal kurz gegen den Oberschenkel des Prinzen. „Das liegt daran, dass sie unter dem Bann von Aker steht – also mal wieder.“
Faszinierend war hierdran, dass Prinz Doktor wirklich sehr schnell schaltete und vielleicht konnte dies tatsächlich der Beginn einer wundervollen Freundschaft zwischen Theben, Agrabah und Fiktivistien werden.
„Und ich glaube, dass das Einzige, was sie aus diesem Zauber erlösen kann, ein Kuss aus wahrer Liebe ist.“, schloss der Prinz seine Diagnose ab und beinahe hätte Theti die Augen geöffnet und ihn verblüfft angesehen.
Doch da hörte sie schon ein „Liebling, komm nochmal mit.“, gesprochen von Prinzessin Song und ein leicht protestierendes  „Ja, aber…“, vom Prinzen, dann waren die beiden auch schon verschwunden, wo sie ihm vermutlich – wobei, was heißt da eigentlich ‚vermutlich’? Das würde mit ziemlicher Sicherheit geschehen – den Kopf waschen würde.
Und dann spürte sie das, was sie tatsächlich die Augen aufreißen lies – Papyrus Lippen berührten die Ihrigen.
Sie richtete sich auf, erwiderte den Kuss und schlang ihre Arme um ihn. Kurz sah sie, wie hinter einem Felsen Prinzessin Song hervorlugte und zwinkerte ihr zu, ehe sie sich von Papyrus losmachte, sich aufrichtete und ihm die Hand hinhielt.
„Komm, mein kleiner Fischer, gehen wi…“
Weiter sollte sie nicht kommen, denn in diesem Moment sah sie, wie Papyrus entsetzt an ihr vorbeistarrte, wandte sich um und… sah den Skorpion.
Ja, richtig – deswegen war sie ja eigentlich hochgeklettert und hatte versucht, die anderen zu warnen. Der Skorpion, den der Flaschengeist Aladdins hatte demontieren wollen, war wieder einsatzbereit und war auf sie zugekommen. Und nun war er da.

„Verdammt!“, fluchte Cal und riss sein Phasergewehr hoch, „Dann werde ich ihm wohl noch ein paar Schüsse in den Pelz brennen müssen, hm?“
Er konnte die Hand Agathas spüren, die sie auf seine Schulter legte und wandte sich zu ihr um. „Was?“
„Hältst Du das für so eine gute Idee?“
Cal ließ den Lauf des Gewehres sinken: „Klar, jetzt wo du es sagst. Ich geh einfach rüber und frage nach ‚Bist Du Freund oder Feind?’ und wenn er sein Lichtschwert nicht in einer bestimmten Geste hochhält, geh ich davon aus, dass es kein Freund ist?“
„Du hast eindeutig zu viel ‚Unser Traumschiff’ gesehen, mein Captain.“, grinste die XO und schüttelte den Kopf, ehe sie auf den Skorpion deutete: „Nein, aber mal ehrlich – denk mal nach. Meinst Du, dass das Ding von alleine hierher gekommen ist?“
Der Captain nickte – das war mal wieder so eine geistige Meisterleistung seiner XO und auch, wenn er die rothaarige Schönheit damit mal wieder über sämtlichen grünen Klee lobte, den er zu finden im Stande war, musste er festhalten: Sie hatte recht. Eine Rückkehrautomatik gab es – zumindest nach seinem Kenntnisstand im Jahr Hassenichgesehenundzertreten vor Christus nicht, was wiederrum zwangsläufig bedeuten musste, dass dieser Skorpion von jemandem gesteuert worden war. Von wem? Wieso? Das waren Fragen, die es zu eruieren galt und die vor allem den Captain brennend interessierten.
„Nichts desto trotz“, sagte er und schaute wieder zu dem Skorpion, der sich gerade viel zu groß und viel zu bedrohlich vor ihnen abzeichnete, „Mir gefällt das nicht. Und ich brenn ihm lieber ein Loch ins Metall.“
Damit hob der Kommandant der DRAGONFLY sein Phasergewehr erneut.
„Und was ist, wenn sich dieses Ding da inzwischen an unsere Phaser angepasst hat?“
Cal blickte über seine Schulter, ließ das Gewehr dann erneut sinken, als er in den hypnotisch-grünen Augen seiner XO tatsächlich so etwas wie Panik irrlichtern sah. Langsam trat er auf sie zu, streichelte ihr über die Wange.
„Schatz – wir kommen hier weg. Dieses Ding da ist kein Borg, das ist greek-tech aus dem Jahrtausend X Vogel-V Zeh Hah Err.“
Irgendwie konnte er ihre Panik verstehen – der Gedanke, dass dies irgendwie mit den Borg zu tun haben konnte, war ihm zwar nicht gekommen, aber ihm gefiel die gesamte Grundidee auch nicht. Erneut ließ er seinen Daumen über ihre Wange gleiten, sie lächelte, griff seine Hand und küsste sie.
„Wir sind aber nicht im Jahr 160.“, sagte sie und Cal runzelte die Stirn: „Bitte?“
„XVC – die römischen Zahlen. X ist 10, V ist 50 und C ist 100 – also 10 Plus 50 Plus 100 – also 160.“
„Du bist mir ein Klugscheißer.“, grinste der Captain, ehe er merkte, dass die Panik aus ihren Augen verschwunden war. Erneut zog er sie zu sich heran, presste seinen Mund wild und leidenschaftlich auf den ihren und hatte das Gefühl, dass gerade primatenhafte Instinkte in ihm wach wurden. Zu Deutsch: Frau beschützen und auf die Jagd gehen.
Egal wie unkorrekt dies klang.
Er löste sich von ihr, schaute sie an, sie nickte und reckte den Daumen.
„Besser?“
„Besser.“, sagte sie.
Cal nickte, griff nach seinem Phasergewehr, wandte sich herum und begann, einige Einstellungen an der Waffe vorzunehmen.
Es war zwar gut, mit einem Phaser und einem Tricorder bewaffnet zu sein und nach der Schwachstelle des Skorpions zu scannen, aber noch besser war es, wenn ein Phasergewehr dies für einen tat.
Der in den Lauf eingebaute Tricorder (oder wie man im frühen 21. Jahrhundert sagen würde: die eingebaute Tricorder-App) kam seiner Arbeit, das Ding zu vermessen, nach und lieferte ihm einen guten Einblick in die Beschaffenheit des Skorpions, seinen metallurgischen Aufbau, die Fortbewegungsart und weiteres.
„Ich glaub, ich habs.“, murmelte er dann. Er hob den Blick – täuschte er sich oder sah er den Skorpion kurz doppelt? Kurz schüttelte er den Kopf, spähte wieder über den Lauf, schloss ein Auge – erneut sah er doppelt. Erneut versuchte er, mit einem leichten Kopfschütteln, wieder klar zu werden, als Agatha ihn plötzlich festhielt und einen beruhigenden Satz sagte: „Keine Sorge, ich hab dich, Cal.“
Und tatsächlich merkte er, wie er gegen sie sank, erneut den Kopf schüttelte um wieder klar zu werden, wie die Waffe seinen Fingern entglitt und zu Boden fiel.
„Was hast Du Hexe jetzt wieder mit mir gemacht?“, fragte er und in den Augen seiner XO konnte er tatsächliche Überraschung und Verletzung sehen, als sie eine Hand auf ihre Brust legte: „Ich war das gar nicht.“
Und dann merkte er, wie die Wunde brannte.
„Ah“, machte er erst leise, dann wurde der Schrei immer lauter. Feuer brannte in seiner Flanke, dort, wo dieser wahnsinnige Grieche ihn meinte anstechen zu wollen.
„Kann… kannst Du mich nochmal triggern?“, fragte er und sie schüttelte den Kopf, küsste ihn und fuhr ihm sanft über die Stirn: „Tut mir leid – Gina hat mir gesagt, dass ich diesen Trick bei dir nicht zu oft anwenden darf. Aber ich kann dich komplett ausschalten, wenn dir das lieber ist.“
Tja – war ihm das lieber?
Er erinnerte sich daran, wie sich Picard und er unterhalten hatten, kurz nachdem er seinen Hornisse-Test   bestanden hatte.

„Sie sind jung, Cat. Ich hätte es beruhigender gefunden, wenn Sie ihre Jugend noch genießen könnten – rausgehen und Fehler machen. Das ist nur allzu menschlich. Ich bin sicher, irgendwann hätten sie einen guten Captain abgegeben, aber bevor Sie Captain werden, müssten Sie erst einmal Mensch werden.“
„Aber, Sir“, setzte Cal an und schaute dann zu seinen Freunden herüber: „Ich bin Mensch – ich habe Freunde, ich bin…“
„Mensch sein und Mensch bleiben, das sind zwei unterschiedliche Dinge, Cat. Merken Sie sich eines: Wenn Sie den Posten des Captains inne haben, wird jeder Fehler, den Sie machen, genau überprüft, wird jede Entscheidung, die Sie treffen, genau hinterfragt und wird – ich sage wird – es dazu kommen, dass Sie ihre Menschlichkeit mehr als nur einmal hinterfragen müssen. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.“

Und vor allem, er erinnerte sich an die Unterhaltung, die Picard und er geführt hatten. Der französische Captain mit dem britischen Akzent (wie auch immer er diesen erlangt hatte – vermutlich so wie er, Cal, der zur Zeit der Teenager-Rebellion – seiner eigenen -  akzenttechnisch im Ruhrdeutschen Sprachraum gewildert hatte) hatte ihm da diese Geschichte erzählt, dass die ENTERPRISE einmal beinahe zerstört worden wäre und Beverly Crusher, die Bordärztin, ihrem Sohn Wesley ein Schlafmittel hatte spritzen wollen, damit dieser seinen Tod nicht mitbekam. Picard hatte einen schönen Spruch aus der Reihe „Ein Mann sollte sein Ende wachen Auges miterleben“ von sich gegeben und gerade war Cal gewillt, dem französischen Captain zu erzählen, dass diese Sichtweise extremer Schwachsinn war.
Wenn das eigene Ende Schmerzen beinhaltete, die weitab jeglicher Vorstellungskraft lagen, sollte dies niemand wachen Auges miterleben, egal ob Mann oder Frau.
Und dabei redete man immer noch von unvorstellbaren Schmerzen. Die, die er momentan erlebte, waren auch nicht von schlechten Eltern, aber er war sich sicher, dass andere schon Schlimmeres durchlitten hatten.
Aber dennoch – wollte er das „wachen Auges“ miterleben?
Oder war ihm dann doch ein verbales Schmerzmittel lieber, das ihn komplett ausknockte?
Da musste er eigentlich gar nicht lang überlegen.
„Schatz – du weißt, wie Du mit dem Ding umgehen musst, also knock mich aus.“
Agatha nickte, küsste ihn nochmal, sagte ein – tatsächlich ernst gemeintes – „Mein armer Liebling“ und dann dieses Wort, das er nie ganz komplett hören würde.
Dunkelheit umfing ihn. Es wurde ruhig und still. Sein Körper war so schwer wie eine Tonne Steine, in seinem Kopf wurde es schwarz, samten schwarz. Er holte tief Luft, atmete den Duft einer Blumenwiese ein, von Spitzwegerich, Enzian, Jasminblüten – und von Verwesung.
Augenblicklick flogen die Augen des Captain auf und er blickte in die seelenlos dreinblickenden gelbleuchtenden Geleekugeln, die die Augen eines Katib darstellten.
Das Vieh knurrte ihn an und Cal merkte, dass seine Hand in der Nähe des Griffes seines Phasergewehres war. Langsam und vorsichtig tastete er danach. Es handelte sich nur noch um Milimeter, von denen er hoffen musste, dass dieses Biest nichts von ihnen mitbekam.
Und dann…
  TBC

Kapitel 22.3

“Was Cal nicht wissen konnte”…

Was Cal nicht wissen konnte, war, wie sich diese ganze Sache relativ schnell aufgelöst hatte.
Aber, wir sind ja immer gerne dabei, wenn es darum geht, einen Blick aus einer anderen Warte zu werfen.
Begleitet mich also, wie ich in Agathas kurvenreichen Körper schlü…
*räusper*
Zwo… drei… vier…. „MÄNNER!!“
Also, der Ordnung halber, noch einmal von vorn.

Begleitet mich, wenn wir die Zeit noch einmal ein wenig zurückdrehen und die Sache aus der Sicht von Cals Mitkombat-tanten und –onkeln erleben. Den schlechten Wortwitz schenke ich euch. ^^

Also.

„Schatz – du weißt, wie Du mit dem Ding umgehen musst, also knock mich aus.“
Es tat Agatha Silverird in der Seele weh, ihren Geliebten einfach so – eventuell sogar schutzlos – in einer potentiell-gefährlichen Situation liegen zu lassen, zumal diese Situation nicht mal wirklich potentiell-gefährlich war, sondern wirklich und zu 100 % gefährlich.
Aber – wenn seine Wunde so sehr schmerzte, das er nicht mehr vernünftig kämpfen konnte, war er – ja was eigentlich? Ein Klotz am Bein? Vermutlich. Zwar ein – aus Agathas Sicht – recht gut-aussehender, zwischenzeitlich durchaus zu guten Sprüchen in der Lage seiender Mensch, aber in dieser aktuellen Situation, das hatten sie in jedem taktischen Training gelernt, war er nicht in der Lage zu kämpfen und daher bestenfalls als Zivilist, schlimmstenfalls tatsächlich als Hindernis zu werten.

Das „Mein armer Liebling“, das sie nach dem Kuss von sich gab, war tatsächlich ernst gemeint – er tat ihr tatsächlich leid -  dann holte sie kurz Luft, ließ ihre Hände über seine Schläfe gleiten und hauchte „Erdbeerparfait“.
Und in dem Moment, in dem er erschlaffte, fragte sie sich, ob er dieses Wort tatsächlich bewusst hörte, ob er in der Lage war, dieses Wort zu verarbeiten. Rein optisch mochte dies zutreffen – seine Augen weiteten sich, rollten dann nach oben, er seufzte einmal und sank dann entweder in ihre Arme, zu Boden oder auf die nächstbeste Tischplatte – aber wenn sie daran dachte, wie es ihr ging, wenn sie getriggert wurde… sie erinnerte sich beispielsweise gar nicht daran, welches Wort – oder welcher Satz – verwendet wurde.

Aber das war eigentlich egal. Cals Kopf sank haltlos nach hinten, seine Haare berührten ihre nackten Beine und sie ließ den Captain vorsichtig in den Sand sinken.
„Es tut mir leid.“, hauchte sie dann noch und machte sich anschließend daran, das Phasergewehr zu nehmen. Hoffentlich hatte Cal seine letzten Arbeitsschritte gespeichert – aber wenn nicht, würde sie die richtige Stelle, an der der Skorpion zu treffen wäre, sicherlich rechtzeitig herausfinden.
Sie griff nach dem Gewehr…
Das nicht mehr da war.
Verblüfft hob sie den Kopf, sah noch den mächtigen Schatten Razuls über sich und ließ sich dann nach hinten sinken, bevor der Riese den Gewehrkolben gegen ihren Kopf führen konnte. Schnell griff sie nicht nur in die Schmutzige-Trick-Kiste sondern mit ihren Händen nach der Waffe, die hier zu dutzendweise herumlag. Sand.
„Kinder, liebe Kinder, es hat mir Spaß gemacht.“, sang sie leise für sich, ehe sie den Sand mit Anlauf in das Gesicht ihres Angreifers warf. Dieser schrie kurz auf, hielt sich die Hände vor die Augen, was Agatha dazu nutzte, ihm die Waffe abzunehmen und auf ihn zu zielen.
„Was sollte…“
Weiter sollte sie nicht kommen, denn Razul griff nach dem Lauf der Waffe, zog einmal daran und hier erhebt natürlich die Physik ihr hässliches Haupt. Zieht eine Person, die mindestens 100 Kilo schwerer als eine 60 Kilo-Person ist und bei der der Ausspruch „Das ist alles Muskelmasse“ sogar noch zutrifft, kann sich eine 60-Kilo-XO, egal wie clever sie auch sein mag, nicht gegen die Gesetze der Physik erwehren. Entweder sie lässt das Gewehr los oder sie folgt der vorwärts-gerichteten Bewegung.
Beide Optionen schienen nicht sonderlich ansprechend zu sein – aber ein „sich die Waffe abnehmen lassen“ ist definitiv die bessere Alternative, als „sich gegen Razul ziehen zu lassen und dann per Kinnhaken ausgeknocked zu werden.“
Zumal Cal ja schon den Posten als „lebende Dekoration“ für sich beanspruchte.
Also ließ die XO das Gewehr los, taumelte nicht nach vorne, sondern kurz nach hinten, fing sich aber wieder – nur um zu sehen, wie sich Razul mit der Waffe umdrehte und auf Aladdin und Jasmin zuhetzte.
Agatha sprintete los.

„Braucht man dafür einen Grund?“
Die Frage war eigentlich so schnell aus Jasmin herausgeschossen, das sie es selbst kaum fassen konnte. Aber sie hatte ihre Daseinsberechtigung? Benötigte man einen wirklichen, einen handfesten Grund, um Personen tatsächlich zu helfen?
Fragte man Jasmin, so konnte es darauf nur eine Antwort geben: „Nein.“
Oder wenn man ein wenig elaborierter sein wollte: „Zum Teufel, nein.“
Zumindest nicht, wenn es nach ihr ginge. Betrachtete sie beispielsweise Agrabah jetzt und verglich es mit Agrabah, zu der Zeit als Jaffar noch der Großwesir ihres Vaters war, waren die Verbesserungen – auch im Sozialsystem – mehr als nur augenfällig. Sicherlich, hier und da haperte es noch, aber dafür waren ja sie und Aladdin da.
Und später, wenn sie tatsächlich Königin werden würde, würde sie schon die notwendigen Gesetze einführen, denn – niemand sollte auf der Straße leben müssen. Das war ihr klar geworden, als sie sich für einige Stunden aus dem Palast entfernt hatte, eigentlich mit der festen Absicht, nie wieder dort hin zurück zu kehren.
Und sie war mehr als nur bereit, den Armen und Bedürftigen zu helfen.
Von einigen Sachen hatte sie ihren Vater schon überzeugen können – auch ohne Gegenleistung der Ärmsten der Armen. Sicher würde es Leute geben, die dieses System ausnutzten – das gehörte einfach dazu, aber sollte niemanden ernsthaft abschrecken, Gutes zu tun.
Denn es brauchte keinen Grund, mildtätig zu sein.
Genau so wenig, wie es keinen Grund brauchte, Leute, die angegriffen wurden, zu schützen oder zu verteidigen.
Der Katib schien da allerdings anderer Ansicht zu sein.
Ich verstehe euch nicht. Wir attackieren euch, greifen euch an, ihr seit in Gefahr, getötet zu werden – und dennoch wollt ihr uns vor diesem Ding verteidigen?
„Ja“, nickte Jasmin, stand auf und hätte sich beinahe Ärmel hochgekrämpelt, wenn ihr Outfit dies zugelassen hätte.
Neben ihr griff Aladdin nach dem Schwert, das im Sand steckte und schwang es einmal herum, um das Gefühl für die Waffe zu erhalten.
Der Skorpion hatte inzwischen die magische Barriere erreicht und blieb stehen, flankiert von den Reitern die Cassim angeführt hatte.
Und keiner schien irgendwelche Anstalten zu machen, gegen dieses goldene Ungetüm vorgehen zu wollen.
Das änderte sich, als das Gesicht des Skorpions – dort, wo sich bei einem realen Tier die Mandibeln, also die Klauen, befinden würden – aufklappte und eine Menge Rauch, Dämpfe und sonstiges ausgestoßen wurden. Jasmin konnte sogar bei Aladdin einen leichten Hauch – einen Anflug – von Angst erkennen, inklusive des Gedanken „Ach du Kameldung, wo sind wir hier hereingeraten?“
Rauch und Dämpfe erschwerten die Sicht auf das, was da im Skorpion vor sich ging und als dann eine grüne Rampe – einer gigantischen Zunge gleich – ausgerollt wurde, wussten weder Aladdin, noch Jasmin, dass sich einige meiner Leserinnen gerade wohl dachten „Jetz is Cal komplett kirre und bringt auch noch Mars Attacks mit ein.“.
Dazu muss ich gleich mal fragen: „Jetzt erst?“
Aber weiter im Text.
Die Rampe glitt heraus und – nein, es verließen keine Marsianer den Skorpion, sondern Darth Vader, wie in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter.“
Das sollte allerdings auch nicht allzu sehr überraschen, denn die Rüstung des schwarzen Bösewichtes, des dunklen Lords der Sith war sehr blau.
Kurz erklang das schwere, mechanische Atmen Vaders, dann die verzerrte Stimme: „Aladdin – ich bin dein Vater.“
Jasmin konnte merken, wie Aladdin neben ihr mit einer Mischung aus Verblüffung und Entsetzen die Luft einsog, ehe er den Kopf schüttelte und dann erkennend seufzte.
Auch für die agrabahnische Prinzessin war klar, was die crossovertechnische Stunde geschlagen hatte und sie kicherte.
„Genie, Eden, ich muss sagen, toller Auftritt.“
Die Zunge verwandelte sich in die grünhäutige – oder besser gesagt: grün-ektplasmische – aufregende Form der Freundin ihres Flaschengeistes, der gerade unter der Darth-Vater-Maske hervorlugte und sich dann in die Form zurückverwandelte, die den beiden Abenteurern aus 1001 Nacht doch wesentlich vertrauter war.
„Tut uns leid, dass wir euch so erschreckt haben.“, sagte der blaue Flaschengeist und schien es tatsächlich ernst zu meinen, „Wir… Al und ich herausgefunden hatten, dass Du, Jasmin, und deine Freunde hier im Nf’Y-Gebirge sind…“
„Das kannst Du später noch erzählen, Genie.“, lächelte Jasmin, „Ich danke dir auf jeden Fall, dass Du uns retten willst.“
Ihr Mann nickte neben ihr und stärkte ihr den Rücken: „Hast Du irgend eine Idee, wie wir hier herauskommen?“
Kurz legte der Flaschengeist den Kopf schief, währenddem – wieder einmal komplett unabhängig voneinander – die Katib sich zu Aladdin und Jasmin umdrehten und der, der mit Jasmin gesprochen hatte, den Kopf schief legte.
Ihr wolltet tatsächlich gegen dieses Metallwesen kämpfen, um uns zu schützen?
„Natürlich“, antwortete die Prinzessin mit einem leisen Lächeln in der Stimme, wie sie es eigentlich immer tat, ehe sie vor dem Katib auf alle Viere ging und dem Wesen sanft den Kopf kraulte, „Ich werde meine Freunde doch nicht einfach so vernichten lassen.“
Freunde?
Es wunderte sie nicht, dass der Katib dieses Wort mit offenkundiger Verwunderung aussprach.
Wie können wir Freunde sein, wenn wir euch vernichten wollten.
„Wir machen euch da keinen Vorwurf.“, erklang nun die Stimme von Aladdin, der sich neben sie gekniet hatte und ebenfalls den Katib kraulte, „Ihr standet unter der Kontrolle von Morgana.“
Sie ist unsere Herrin. Wir haben keine andere Wahl. , raunte das katzengleiche Wesen und Jasmin atmete tief durch, ehe sie lächelnd weiterkraulte: „Natürlich habt ihr eine Wahl – ihr könnt euch gegen sie auflehnen.“
Sie würde uns vernichten.
„Ist der Kampf für die eigene Freiheit nicht einige Opfer wert?“, fragte nun der Flaschengeist vom anderen Ende des magischen Feldes, was den Katib dazu brachte, sich umzudrehen und ihn anzuschauen.
Kurz schnüffelte er, legte dann den Kopf schief und sagte, mit Verblüffung in der Stimme: „Du bist ein freier Flaschengeist?“
„Ja“, nickte Genie, „mein letzter Meister, Aladdin, hat mich freigewünscht.“
Hat er das?
„Du wärest überrascht, was für ein Freund Al sein kann.“
Das Lächeln auf dem Gesicht des Genies war deutlich, hell und breit – und wären wir in einem tatsächlichen Disney-Film würde Genie jetzt vermutlich in eine Gesangsdarbietung ausbrechen. Zum Glück sind wir nicht in einem richtigen Disney-Film.
Wobei die nächste Situation Jasmin, Aladdin, Genie und vor allem die Katib wohl wünschen ließe, dass genau dies zuträfe, als sich ein massiver Schatten über sie legte und Razul mit einem geladenen Phasergewehr vor ihnen stand – und auf den Anführer der Katib anlegte.

„Razul!“, erklang in dem Moment, über die weite Fläche zu ihnen kommend, die Stimme Prinzessin Songs, „Was hast Du vor?“
„Klarheit schaffen!“, erwiderte der Muskelprotz. Das war ja wohl wirklich die Höhe. Da arbeitete man tagaus, tagein für die Sicherheit der Prinzessin, ihres Straßenköter-Ehemannes und sämtlicher Besucher und was machte man? Man brachte sich in Gefahr.
Wofür war Razul denn bitteschön der Hauptmann der Wachen, wenn man auf seine Vorschläge nicht die Bohne gab? Nicht mit ihm.
Er hatte gesehen, wie Prinz Doktor, die Nervensäge, diese Waffe genommen und auf die Katib gefeuert hatte. Und beinahe sah es so aus, als würden diese zurückgeschlagen – doch dann musste das Prinzenpaar von Agrabah ja auf die grandiose Idee kommen, sich ergeben zu wollen und in Verhandlungen zu treten.
Wo kam man denn da hin?
„Razul!“, schrie Prinzessin Song und der Mann wirbelte herum, blickte zu ihr herüber, wie sie da stand und beinahe einer Kriegerin glich, die bereit war, in jedem Moment loszuschlagen.
Und ein Blick in ihre Augen bestärkte ihn in diesem Gedanken und dennoch würde er das tun, was er tun musste – Jasmin retten. Wenn der Straßenköter dabei fiel -  tja, Künstlerpech, Schicksal, kommt vor im Gedränge.
Doch Prinzessin Song schien nicht gewillt, ihn einfach gewähren zu lassen: „Du weißt doch gar nicht, wie man dieses Ding bedient!“
Oh, da hatte sie sich aber extrem geirrt, denn er hatte gut aufgepasst. Schnell hob er die Waffe an, zielte auf die Prinzessin, die gerade in diesem Moment anscheinend begriffen hatte, dass er gefährlich war. Kurz schluckte sie, während Razul sie anblickte: „Willst Du es tatsächlich darauf ankommen lassen?“
„Bitte. Leg das Ding weg.“, sagte Song und er glaubte, in ihren Augen tatsächlich ehrliche und aufrichtige Sorge erkennen zu können.
„Warum sollte ich? Es ist meine Aufgabe, Prinzessin Jasmin, Sie und die Hochwohlgeborenen aus Theben zu schützen. Ihre magische Waffe gibt mir die Möglichkeit, dies zu tun. Und diese stinkenden Monster“, er brach ab, schaute über seine Schulter zu den Katib herüber, die gerade auf ihn zukamen und knurrende Laute von sich gaben, „werden sich noch wünschen, sich nie mit mir angelegt zu haben.“
Song trat einen Schritt vor, streckte eine Hand nach ihm aus – was hatte sie vor? Ihn irgendwie zu verwirren? Nicht mit ihm. Sein Finger zuckte kurz, Magie verließ den Lauf der Waffe und schlug dicht vor der Prinzessin in den Sand ein, was ihn aufspritzen und dann als Glassplitter niederregnen ließ. River Song warf sich kurz in Deckung und rappelte sich dann wieder auf.
„Razul!“, sagte sie noch einmal, vermutlich in der Absicht, ihn erneut zu von dem abzuhalten, was er tun musste.
Er blickte sie an und merkte, wie all seine Wut bahn brach.
NEIN! “, sagte er mit einer solchen Bestimmtheit, dass er sich einbildete, dass Song noch einen Schritt nach hinten wich. Erneut hob er seine Waffe, wandte sich dann zu den Katib um und zielte auf den Ersten.
„Lasst uns gehen“, sagte er, nun leiser, aber nicht weniger bestimmter, „oder ich puste euch weg!“
Und um seinem Standpunkt noch ein bisschen mehr Gewicht zu verleihen, zielte er auf den Boden knapp vor den Katib und feuerte.
Die katzengleichen Wesen zuckten zurück, zogen ihre Köpfe ein, während ihre Schwänze aufgeregt hin und her peitschten. In ihren gelben Augen konnte Razul die Anspannung sehen, die auch von ihm Besitz ergriffen hatte, während sie ein einziges Wort heulten.
FLEIIIIIISCH!!!
„Ihr könnt mich nicht erschrecken.“
Razuls legte all seine Entschlossenheit und Bestimmtheit in die folgenden Worte, hob die Waffe erneut – nur einen oder zwei Grad, sodass die Mündung genau auf einen Katib zielte, während er die Augen zusammenkniff und noch einmal tief durchatmete.
„Geht in eure Dimension zurück oder ihr tragt die Konsequenzen.“
FLEISCH! FLEISCH HAT UNS VERRATEN!!!
„Ihr habt mit mir keinen Vertrag abgeschlossen. Daher kann ich euch nicht verraten ha…“
Weiter sollte Razul nicht kommen, da er plötzlich spürte, wie ihn etwas im Rücken traf, wie er gegen seinen Willen schrie und alles in roter Hitze verging.

Jasmin schluckte hart und fragte sich, was mit Razul geschehen war, als hinter dem gefallenen Körper Prinzessin Song auftauchte und die kleinere Variante der magischen Waffe sinken ließ.
„Alles in Ordnung“, sagte die Rothaarige und lächelte zu ihr herüber, „Er ist nur betäubt.“
Dann trat sie auf die Katib zu, nahm die magische Waffe und senkte kurz den Kopf, nur um sich zu erheben und in die andere Richtung fort zu gehen, zum Eingang der Höhle und in ihr zu verschwinden. Einer der Katib folgte ihr, ein anderer eilte zu dem Mann, der da in der Ferne am Boden lag – zu Prinz Doktor.

TBC



CaptainCalvinCat

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Kapitel 22.4
Das Vieh knurrte ihn an und Cal merkte, dass seine Hand in der Nähe des Griffes seines Phasergewehres war. Langsam und vorsichtig tastete er danach. Es handelte sich nur noch um Milimeter, von denen er hoffen musste, dass dieses Biest nichts von ihnen mitbekam.
Und dann…

„STOPP CAL!“, ertönte die Stimme seiner XO, die gerade über die weite Ebene auf ihn zugelaufen kam.
‚Stop Cal?’, schoss es dem Offizier durch den Kopf, gefolgt von einem, seit Ende der 90er sehr klischee-beladenem Ruhrgebietsspruch, nämlich einem „Ja, nee, is klar.“ Er? Aufgeben? Hier? Jetzt? Mit diesem Vieh, das ihm ins Gesicht knurrte und von dem er nicht wusste, ob es ihn gleich fressen würde, es aber mehr als willens war, zu vermuten?  So weit kam es noch.
Schließlich hatte er den Griff des Phasergewehres so gut wie in der Hand. Dann war es nur noch ein kleiner Kraftakt, das Ding hochzuheben und zum Katib umzuschwenken und abzudrücken. Natürlich auf „Betäubung“ gestellt, wo kamen wir denn sonst da hin? Starfleet war da eigentlich sehr strikt, was das Töten von Leben und dessen Nichttolerierung anging. Natürlich gab es Ausnahmen, in denen die Nutzung von letaler Gewalt eigentlich keine andere Option war, dennoch… eigentlich tat man das nicht.

„CAL!“, hörte er die Stimme von Agatha, sah, wie sie ein paar Meter vor ihm stehen blieb und anfing, mit der Eleganz einer Ballerina Piruetten zu drehen.
Kurz runzelte der Captain die Stirn, konnte sich das überraschte „Wat?“ nich verkneifen, ehe ein lauter Knall ertönte und Agatha Silverbird verschwunden war. An ihrer Stelle stand …
Das musste er einfach nur träumen, denn die Frau, die zwar immer noch das wunderschöne Gesicht Agatha Silverbirds hatte, trug weder die Sternenflottenuniform, noch den Dress, den Jasmin ihr gegeben hatte. Stattdessen hatte sie ihren Luxuskörper in etwas gehüllt, das man eventuell als Monokini ansehen könnte und der sehr stark der amerikanischen Flagge ähnelte. Dort, wo sich ihr Busen hob und senkte fand man eine rote Fläche, die mit goldenen Applikationen verziert war, während der Teil des Monikinis, der ihren Unterkörper bedeckte, blau eingefärbt war – mit weißen Sternen.
Zugegeben, der britische Captain mit dem deutschen Dialekt war nie wirklich patriotisch gewesen – ein Fakt, auf den man nach der Beschreibung Cals (britischer Captain, deutscher Dialekt) vermutlich NIEEE gekommen wäre. Aber weder seine biologische, noch seine Wahlheimat hatten ihn dazu veranlasst, Lobgesänge auf die Insel des Artus oder das Land der Dichter und Denker anzustimmen. Er war Mensch. Erdenbürger. Und nicht mal darauf wirklich sonderlich stolz, bedachte man, dass es genügend Menschen gab, die Kriege anzettelten, schwach waren oder dafür sorgten, dass Andere unterdrückt oder in Armut gebracht wurden.
Dennoch konnte sich der Captain den Gedanken nicht verkneifen, wie Agatha wohl in anderen Flaggen ausgesehen hätte. Und natürlich erkannte er die Kostümierung seiner XO.
Verblüfft hob er die Augenbrauen.
„Wonder Agatha?“, fragte er und zuckte dann mit den Schultern.
Die Starfleetoffizierin / Superheldin in Teilzeit nickte knapp und beherrscht, trat auf ihn zu und stemmte die Hände in die Hüften – ja, eben so wie Wonder Woman in der Serie da stand, wenn sie von Lynda Carter portraitiert wurde.
Ja, sie sah tatsächlich so aus.
„In your satin tights – fighting for our rights.“
Und die “tights” schienen tatsächlich aus Satin zu sein.

Der Captain kratzte sich am Hinterkopf: „Schickes Outfit.“
„Danke.“
„Das träum ich doch, oder?“
Wonder Agatha nickte: „Ja, aber du solltest einen kurzen Einblick gewährt bekommen, was dich erwartet, wenn Du aufwachst. Greif nicht nach dem Phasergewehr, okay?“
„Du bist mal wieder von erfrischender Ehrlichkeit, Agatha.“, knirschte Cal mit den Zähnen, „Aber was das angeht, bist du genau wie Wonder Woman. Das macht mich zu…“
Er stockte, legte den Kopf schief und seufzte: „Steve Trevor? Die männliche Damsel in Distress, die immer mal wieder gerettet werden musste?“
Agatha – oder ihr Traumebenbild im star-sprangled-banner-Look – nickte, nahm ihn in den Arm und küsste ihn: „Und gibt es eigentlich einen Besseren, der diese Rolle spielen könnte, mein kleiner Lyle Waggoner?“
„Nicht wirklich, Lynda Carter.“, grinste Cal, schloss die Augen und lehnte seinen Kopf gegen die nackten Schultern seiner XO…
Nur um in der Realität zu erwachen. Vor ihm war der Katib und der Captain fragte sich, ob er sich gerade an ihn gelehnt hatte.

Das Vieh knurrte ihn an und Cal merkte, dass seine Hand in der Nähe des Griffes seines Phasergewehres war. Langsam und vorsichtig tastete er danach. Es handelte sich nur noch um Milimeter, von denen er hoffen musste, dass dieses Biest nichts von ihnen mitbekam.
Und dann…

„STOPP, Prinz Doktor!“, ertönte die Stimme von Jasmin. Der Captain riss den Kopf hoch – Au, das würde morgen wieder weh tun – und blickte zu der Prinzessin, die neben ihm in die Knie ging und den Kopf des El Katib streichelte. Dieser lehnte sich kurz gegen ihren nackten Bauch, dann hob er den Kopf und schritt fort.
„Hab ich was verpasst?“
Diese Frage stellen und sich aufrichten, das war für Cal eines, jedoch, als er sich zu seiner kompletten Größe aufrichten wollte, zischte er schmerzerfüllt und ließ eine Hand gegen seine Wunde sinken.
Jasmin blickte ihn an: „Die Wunde sieht wirklich übel aus.“
„No kidding, eh?“, murmelte Cal und sog einmal scharf Luft ein: „Das Dumme ist natürlich, dass es hier kein makeshift-Verbandszeug gibt.“
„Makeshift?“
Die Stimme Jasmins klang verwirrt, wie eigentlich immer, wenn er irgendwelche Begriffe verwendete, die sie nicht verstehen konnte , betrachtete man, wer sie war und wo sie herkam.
Normalerweise hätte Cal das jetzt mit einem „Nicht so wichtig“ weggewischt, dieses mal atmete er tief ein – Au, die Wunde würde ihm nachher was erzählen – und blickte in die braunen Augen Jasmins, die ihn neugierig anfunkelten.
„’Makeshift’ ist fiktivistisch.“, erklärte er – und das war natürlich eine Lüge, denn das schöne Wort stammte aus dem anglophonen Sprachraum, „und bedeutet soviel wie ‚mal schnell improvisiert’.“
Damit verschränkte er die Hände hinter dem Rücken, was angesichts der Wunde, die sich mal wieder zu Wort meldete, eine extrem blöde Idee war und sofort korrigiert wurde. Dann legte er eine Hand auf die nackte Schulter Jasmins, die ihn kurz irritiert ansah, es dann aber geschehen ließ: „Schau mal, Jasmin, wo ich herkomme, gibt es so eine Storyline – also eine Geschichte – die fast schon viel zu sehr Klischee ist. Da sieht es dann so aus, dass eine Person eine tiefe Wunde hat, die verbunden werden muss. Aber womit, wenn kein Verbandsmaterial da ist und der Verbandspräsident sich nicht zeigt.“
„Verbandspräsident?“
„Entschuldigung, extrem mieser Wortwitz. Also – wenn kein Verbandsmaterial da ist, greift man zu dem, was man gerade hat – sprich Kleidung. Bei uns in Fiktivistien ist es zwar schön, aber nicht so warm wie hier in Agrabah. Das heißt, wir tragen normalerweise nicht so offenherzige Outfi… erm… Kleidungsstücke, es sei denn, es ist wirklich, wirklich heiß. Dann schon. Ansonsten haben wir solche Klamotten an, wie die, in denen ihr uns gefunden habt. Und davon kann man dann natürlich ein paar Streifen abreißen und sie als Verbandsmaterial verwenden.“
Damit wandte er sich ihr zu und betrachtete sie von oben bis unten: „Nur, wenn Du, Aga… ich meine, Prinzessin Song oder Prinzessin Theti auf die Idee kämet, stündet ihr ziemlich nackt da.“

Jasmin war sich gerade nicht ganz sicher, wie sie dem Mann gegenüber auftreten sollte – ein Teil von ihr war versucht, ihm tatsächlich eine Ohrfeige zu verpassen, ob seiner Unverschämtheit, aber andererseits wäre dies viel zu – wie hatte Prinz Doktor es gesagt? Klischee.
Und sie stellte fest: Er hatte recht. Von ihrer Pluderhose könnte sie allerdings Stoff spenden und…
„Schatz!“
Der Ruf schien Prinz Doktor zu elektrisieren, denn seine Hand zuckte von ihrer Schulter herunter, als habe sie sich spontan erhitzt.
„Wir… erm… es ist… wir waren… erm…“, setzte er dann an und blickte zu Prinzessin Song, die gerade aufgeregt auf ihn zu lief, vor ihm stoppte und lächelte: „Du kannst mir nachher sagen, dass dieser Bahnhof in 10 Minuten im Flughafen hält oder dass es drei unterschiedliche Arten von Bären gibt.“
Sie schlang ihre Arme um den Prinzen, blickte ihm in die Augen und lächelte: „Ich habe sie gefunden.“
Erneut schien der Prinz wie elektrisiert zu sein, sein Brustkorb hob und senkte sich schneller und er schaute seine Prinzessin an, als wären nur sie alleine in diesem Moment auf dieser Welt.
„Bist Du sicher?“
„Ja.“
Prinz Doktor straffte seine Gestalt, griff zu seiner magischen Waffe und wandte sich dann an Jasmin. „Ich danke Dir für die Zeit, die wir in Agrabah verbringen durften, aber – sind sind dann mal weg.“
Prinzessin River Agatha Song-Silverbird gab einen Protestlaut von sich, ein „KELL! Das kann nicht dein Ernst sein!“ und Jasmin lächelte: „Soso, Prinzessin River Agatha Song Silverbird und Prinz Kell-Doktor?“
Mit erhobenen Augenbrauen blickte der Mann, der offenbar „Kell“ hieß zu seiner Prinzessin, die ihn anlächelte und mit den Schultern zuckte: „Hey, ich hab mich halt auch mal verplappert. Das kann ja mal vorkommen.“
„Normalerweise bei Dir nicht, Liebling.“, sagte der Prinz mit einem ernsten Gesichtsausdruck und einem amüsierten Lächeln in der Stimme, „Normalerweise bei Dir nicht.“
„Jaja“, murrte die Rothaarige, „Sperr mich doch ein.“
Das Grinsen, das bisher nur in Kell Stimme zu hören war, brach jetzt durch und seine Lippen verzogen sich, zu erst zu einem leisen, dann zu einem immer deutlich sichtbareren Grinsen: „Mich zu fesseln ist eigentlich dein Job, Wonder Woman.“
„Was hat das wieder zu bedeuten?“
„Das…“, setzte Prinz Kell-Doktor an, ehe er sich der Anwesenheit Jasmins wieder bewusst zu werden schien, „Erklär ich dir gleich, wenn Du sie mir gezeigt hast, Agatha, mein Traum aus 1001 Nacht.“
Doch der Traum aus 1001 Nacht schien nicht sonderlich beeindruckt von der Süßholzraspelaktion ihres Prinzen zu sein – und irgendwie konnte Jasmin das durchaus nachvollziehen, schließlich kannte sie es auch von Aladdin so, dass er immer dann besonders komplimentfreudig wurde, wenn er entweder etwas wollte, zu wollen glaubte oder dachte, dass er sich bei ihr entschuldigen müsste.
Irgendwie war es lustig, genau das festzustellen und zu merken, dass Männer offenbar – gleich in welchem Land sie waren – versuchten, die selbe Rethorik anzuwenden.

„Ich zeig dir gleich gerne, weswegen ich so ausser mir bin – wir können aber unsere Freunde hier nicht einfach so im Sand rumstehen lassen.“
Zugegeben, die Logik, die Agatha da benutzte, war eigentlich, an und für sich betrachtet, genau das – nämlich logisch. Es gab nur ein Problem an der Kiste, eines, das eigentlich auch Agatha bekannt war – oder zumindest: bekannt sein müsste.
Würde man die anderen Sechs (also die zwei hochwohlgeborenen Frauen, Jasmins Ehemann, Thetis Freund, sowie Razul und den anderen Kanten, der sich bisher vornehm zurückgehalten hatte) tatsächlich mitnehmen, würden diese Sechs das Geheimnis des Nf’Y-Gebirges, nämlich die USS DRAGONFLY , erfahren und erkunden. Konnte der Captain das Raum-Zeit-Kontinuum so sehr unter Beschuss nehmen? Hatten nicht seine letzten beiden Versuche, die Geschichte zum Besseren zu wenden, nicht in genau dem Gegenteil geendet, so, dass die Zeit von diesen Versuchen entweder sehr unbeeindruckt war oder aber sich alles zum Schlimmeren wendete?
Aber dennoch – es stimmte natürlich. Man konnte die freundlichen Damen und Herren der Agrabah-Theben-Delegation ja auch nicht einfach so im Sand stehen lassen, wie bestellt und dann nicht abgeholt.
Und wenn er ehrlich war, war es ihm momentan auch eigentlich vollkommen Latte Macciato. Seine Seite brannte, er hatte Schmerzen und wenn die Krankenstation der DRAGONFLY funktionierte, dann konnte man ihm sicherlich mit dem Dermalregenerator helfen.
Dazu musste man aber erstmal die Position des Schiffes im Berg kennen und die hatte Agatha wohl ausgemacht.
Cal konnte sich nicht helfen, er merkte, wie er grinste. Ja, seine XO war wirklich eine verdammt schlaue Frau.
„Gut“, sagte er, „dann wollen wir mal.“

Das Lippenbekenntnis.
Noch spürte er, wie seine Lippen kribbelten, nachdem er die Prinzessin geküsst hatte das Gefühl gehabt hatte, dass er einen alles verzehrenden Durst hätte löschen müssen. Als sie dann aufgewacht war und er den Skorpion gesehen hatte, war sein ganzes Ansinnen danach gegangen, sich und die Prinzessin Theti zu verteidigen. Er würde es nicht noch einmal zulassen, dass sie verletzt würde. Nicht einmal damals, als er sie das erste Mal gesehen hatte, in diesem Brunnen, im Sarkophag, betäubt und so verletzlich wirkend, war er willens gewesen, sie aufzugeben und er wollte verdammt sein, wenn er…
Dann hatte sich alles als großes Mißverständnis herausgestellt und selbst die Katib hatten angefangen, die ganze Sache mit einem „naja, wie auch immer“ abzutun.
Und kaum, dass die Anspannung gewichen war, spürte er wieder ihre Lippen auf den seinen – und das ohne, dass sie sich tatsächlich geküsst hätten.
Kurz blickte er zu Theti herüber, die ihn sanft anlächelte und ein neckisches „Woran denkst Du gerade, mein kleiner Fischer?“ von sich gab, ehe sie auf ihn zutrat und ihn nun doch umarmte.
„Wir bilden eine hervorragende Einheit.“, lächelte sie dann und küsste ihn.
Dann spürte er einen Schlag auf seine Schulter.
Verblüfft hob der Ägypter den Blick und sah Prinz Doktor: „Was ist? Prinzessin Song hat in der Höhle eine Entdeckung gemacht und Prinzessin Jasmin möchte sich das angucken. Kommt ihr auch?“
Theti grinste: „Ist das eine Fangfrage?“

Razul kam wieder zu sich. Sein Rücken brannte – natürlich auch nicht wortwörtlich – sein Kopf war dabei, zu expoldieren (ebenfalls nicht wortwörtlich zu sehen). Eigentlich sollte es nicht notwendig sein, das machen wir hier jetzt aber mal.
Der Riese öffnete die Augen, stemmte sich in die Sitzende und neben dem, dass ihm der Kopf schwirrte, tat dies noch eine Frage in selbigem: „Hat einer mal die Nummer von dem Elefanten, der mich da erwischt hatte?“
„Wir unterhalten uns nachher über dein Verhalten, Razul.“, erklang in dem Moment gebieterisch die Stimme Prinzessin Jasmins, als sie vor ihm in die Knie ging und ihm sanft über den Kopf fuhr: „Prinzipiell war es eine ehrenvolle Aktion, du hast nur nicht alle Punkte in Betracht gezogen. Aber deine Mannen sind da – Sichere mit ihnen die Umgebung.“
Damit klopfte sie ihm auf die Schulter und der Riese erhob sich.

Die sechs Abenteurer bezogen vor der Höhle Stellung. Inzwischen hatte Genie es geschafft, durch das Magiefeld zu kommen und ermöglichte es den Reitern der Agrabahnischen Armee ebenfalls Position zu beziehen. Razul trat auf sie zu, inspizierte die Truppe, während ihm Cassim Gesellschaft leistete – was der Hauptmann der Wachen mit einem geknurrten „Na klasse“ kommentierte.
Prinz Doktor brachte seine magische Waffe in Anschlag, hob sie an, so dass er über das zielen konnte, was man in der Zukunft „Kimme und Korn“ nennen würde. Dann wandte er sich einmal um, ließ die Waffe wieder sinken.
„Ich möchte hier keineswegs territoriale Ansprüche erheben, Prinzessin Jasmin – allerdings ist das, was wir in der Höhle finden könnten, eventuell gefährlich und ich habe das besser-ausgerüstete Schießeisen. Daher wäre es nett, wenn ich die Gruppe anführen würde.“
Jasmin blickte kurz nachdenklich zu Aladdin, der genau so ratlos dreinblickte, wie sie sich fühlte, und nickte dann: „Gut. Leiten Sie uns den Weg, Prinz Doktor.“
Der Angesprochene grinste: „Na, dann haltet euch mal fest. Es wird lustig.“
Und damit, die Waffe schussbereit gehalten, schlich er los.

TBC
 
Kapitel 22.5

Kaum, dass sie die ersten Schitte in den Stollen des Berges getan hatten, der irgendwo in seinem Inneren das Föderationsraumschiff U.S.S. DRAGONFLY beherbergen sollte, hüllte sie die Dunkelheit ein, die sofort durch die eingeschaltete Lampe, die am Phasergewehr montiert wurde, vertrieben wurde.
Cal wandte sich noch einmal kurz um. Wenn das alles so kam, wie er sich das dachte, würde die Situation sehr unschön werden.
Wie bitteschön sollte er Jasmin und Co erklären, was er wirklich war? Das ging schon bei so einfachen Fragen los, wie etwa „Was ist ein Raumschiff?“
Aber – wie schon ein weiser Mensch einmal gesagt hatte: „Diese Brücke werden wir überqueren, wenn wir sie sehen“ – oder so ähnlich.
Momentan gab es einfach viel zu viele andere Probleme – etwa den Fakt, dass dieses Raumschiff sich mitten in einem Berg verbarg und Cal sich fragte, wie er ein knapp 344 Meter langes Gefährt ohne viel Aufsehens und Aufhebens aus seinem steinernen Grab – oder seiner steinernen Ruhestätte – herausbekommen sollte. Wäre ein anderes Föderationsschiff in der Nähe, wäre dies natürlich kein Problem. Andere Crewmitglieder hinbeamen, Schiff zu starten versuchen und im Zweifelsfall einfach mit ein paar Leuten demontieren – Ruhe is.
Das ging hier natürlich nicht.

Ein weiteres Problem, dass ihm mit jedem Schritt immer mehr bewusst wurde, war die Anwesenheit des verrückten griechischen Erfinders, der sich selbst Mechanikles nannte.
Wo war der Typ? Wo hatte er sich versteckt? 
Mit so einem Typen sollte man sich nicht anlegen und wenn der Captain ehrlich war, wollte er das auch nicht. Das war einfach nicht nach seinem Gusto. Zwar hatte sich der Föderationscaptain schon einige Male mit Personen geprügelt, für die die Bezeichnung „geistig gesund“ einfach nicht passte, aber Mechanikles war einfach ein anderes Kaliber. Der Mann war nicht bescheuert, er war schlichtweg richtiggehend verrückt.
Und – was man auch nicht ausser Acht lassen sollte: Er hatte einen extrem großen Typen an der Hand, den Mensch zu nennen sich fast schon verbot, aber auf jeden Fall die Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier wunderbar erklären konnte.

Die Waffe ruckte hoch.
Was war das? Hatte sich da gerade jemand bewegt? Dort? In der Dunkelheit?
Die Taschenlampe, die an der Waffe montiert war, vermuchte es zwar, einen Leuchtkegel in die Dunkelheit zu entsenden, allerdings musste Cal feststellen, dass alles was Links und Rechts ausserhalb des Kegels war, nicht großartig erhellt wurde. Stattdessen wurden die Schatten, die eventuell durch scharfkantige Steine und Metallteile geworfen wurden, beinahe schon lebendig. Sie gelangten an eine Abzweigung. Der Captain riss die Waffe hoch, presste sich an die Wand – „Autsch“, dachte er sich, „Idiot“, schalt er sich und stellte fest, dass Scharfkantensteine auch in Uniformen eindringen konnten. – dann spähte er, mit der Waffe im Anschlag, um die Ecke.

Zwar war die Höhle nicht leer, zeigte aber nicht das, was Cal befürchtet hatte, sondern das, was er eigentlich zu sehen hoffte.
Der Korridor, an dem er stand, führte in eine große Höhle, in der …
Er wandte sich an Agatha und grinste sie an: „Wollen wir heimgehen?“
Sie nickte: „Lass uns heimgehen.“

Plötzlich hatte sich die Stimmung gewandelt. Hatte Jasmin vor dem Eintritt in die Höhle noch eine gewisse Portion Selbstsicherheit von Prinz Doktor gespürt und dann, als sie die Korridore entlang geschritten waren nur noch Aufregung und Angst, fühlte sie, kaum, dass sie eine andere Höhle ind er Höhle erreichten, so etwas wie Zufriedenheit und Glück in der Stimme des Prinzenpaares aus Fiktivistien. Sie trat vor, schaute zu Kell und Agatha herüber und lächelte. „Was ist das?“, fragte sie und deutete auf das Ding, das dort in der Höhle stand.

Ja, was war das?
Wie erklärte man…
Cal holte tief Luft und lächelte dann zur Prinzessin herüber.
„Jasmin, Aladdin, Theti und Papyrus? Darf ich euch die DRAGONFLY vorstellen?“
Damit deutete der Kommandant auf das Raumschiff, dessen partielle Silhouette in der Höhle stand.
Und kaum, dass der Captain dies gesagt hatte, war ihm klar, dass nun einiges an Erklärungsbedarf bestand.

DRAGONFLY?
Prinzessin Jasmin von Agrabah blinzelte verblüfft. Das Gerät, auf das Prinz Kell Doktor zeigt, sah irgendwie merkwürdig und doch vertraut aus, erinnerte sie an eine Art Gebäude, aber einen wirklichen Nutzen konnte sie ihm nicht abgewinnen.
„Was ist eine DRAGONFLY?“, fragte sie daher und sie konnte sehen, wie der Prinz mit den Augen rollte.

„Oh Gott, wie erklär ich das jetzt?“
Und da waren sie bei dem uralten Problem: Wie sag ich es meinem Kinde. In diesem Fall – wie sage ich es einer Prinzessin, ihrem Mann, sowie einer weiteren Prinzessin und ihrem Freund?
Er blickte zu Agatha, die ihn ebenfalls mit mehr als nur ratlosem Blick anschaute und mit den Schultern zuckte – und wenn selbst seine XO nicht mehr wusste, was zu machen wäre… oh oh.
Der Captain räusperte sich: „Okay, fangen wir ganz einfach an, Prinzessin.“
Kurz holte er Luft und begann dann zu erzählen: „Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein. Hier ist ein Märchen von Übermorgen.“
Er pausierte, schloss kurz die Augen und seufzte. Das war so was von abgeguckt.
„Es gibt keine Nationalstaaten mehr – es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum.“
„Im Weltraum?“, echote Jasmin und der Captain seufzte einmal mehr. Ja, wie erklärte man jetzt einer Prinzessin aus dem Jahr Elfzehnhundertsechs vor Christus, was der Weltraum war? Besonders, wenn diese Prinzessin in Agrabah lebte – also einem Land das so fiktiv war, dass Fiktivistien dagegen existierte.
„Der Weltraum – unendliche Weiten.“, sagte er daher und zuckte mit den Schultern: „Also – das, was so am Himmel zu sehen ist, wenn … ja, wenn was?“
Erneut ließ er einen Seufzer erklingen und setzte sich in den sandigen Boden, schaute die Prinzessinnen und ihre Männer kopfschüttelnd an: „Tut mir leid, ich kann es euch nicht anders erklären. Also – erm… wie fangen wir an?“
Agatha räusperte sich: „Euch ist sicherlich bekannt, dass die Erde für uns zwar als der Mittelpunkt des Lebens gilt, aber in Wirklichkeit nicht der Mittelpunkt des Universums ist, richtig?“
„Einer unserer führenden Gelehrten hatte uns mal von dieser Theorie erzählt.“, lächelte Jasmin und wandte sich nun an ihn, Cal, „Und was weiter?“
„Nun“, räusperte sich der Captain, „Erm… es gibt… Schiffe, die nicht auf dem Meer fahren, sondern in…“
Das Gesicht der Agrabahnischen Prinzessin erhellte sich: „ AH! Ich weiß, was Du meinst, Prinz Kell.“
Vermutlich hatte er das verblüffte „Ach, tatsächlich“ wirklich gesagt, dennoch hoffte er, dass dem nicht so gewesen ist. Doch als Jasmin nickte, wusste er, dass er es wirklich getan hatte und war versucht, sich die Hand vor das Gesicht zu schlagen – german facepalm, eben.
„Ja“, nickte die Prinzessin, „Du meinst so etwas wie Luftschiffe, die mehrere Meter über dem Boden schweben können, richtig?“
Na eifabibschenochemal – oder wie auch immer man diesen sächsischen Ausruf schreiben mag. Das stimmte natürlich, so konnte der Captain den beiden Prinzenpaaren durchaus erläutern, was ein Raumschiff war und müsste eventuell noch nicht einmal die ganze Wahrheit erklären. Wer würde schon glauben, dass sie tatsächlich dort, jenseits des Himmels unterwegs waren und kühn in Galaxien vordrang, die nie ein Mensch zu vor gesehen hatte?
Also nickte er hastig: „Ja, genau. Luftschiffe. Wir nennen sie nur anders, wir sagen „Raumschiffe“, weil sie ein bisschen höher fliegen, als andere Luftschiffe.“
Hoffentlich fragte jetzt keiner „Wie hoch?“
„Wie hoch?“, hörte er die Stimme Thetis und stellte fest, dass pure Faszination in ihr mitschwang.
Großartig – jetzt musste er tatsächlich Sachen erklären, von denen er selbst keine Ahnung hatte?
Hilfesuchend blickte er zu Agatha, die den Kopf schüttelte. Großartig. Prima – gaaaaaaaaaaaaaanz toll. Also räusperte er sich, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und zuckte dann mit den Schultern – was vermutlich irgendwie komisch aussehen mochte – ehe er die ägyptische Prinzessin ansah: “Also – genauere Informationen kann ich Dir da gar nicht geben.”
“Nicht?“, fragte nun Papyrus, „Ich dachte, du kennst dich damit aus, so selbstsicher, wie du gerade gesprochen hast.“
Cal seufzte.
Dann hörte er ein Geräusch und fuhr in dem Moment herum, als Mechanikles schon bei ihm war und ihm einen Schlag gegen das Gesicht verpasste.
‚Gerettet durch den Schlag’, schoss es dem Captain durch den Kopf, als er taumelte und zu Boden ging. Kurz betastete er sein Auge – knirschte mit den Zähnen, das würde morgen wirklich wehtun, und machte sich gerade bereit, in Verteidigungsposition zu gehen, als Agatha einmal zutrat. Das lange Bein ausgestreckt, stellte der Fuß Konakt zu dem Kinn des Griechen her, dessen Kopf hochgerissen wurde und dann zu Boden ging – natürlich mit dem am Kopf befestigten Körper.
Die hübsche XO trat in die Höhle, begab sich in eine Verteidigungsposition, die Füße fest in den Boden gegraben, die Beine leicht auseinandergestellt, den Oberkörper leicht geduckt und die Hand mit dem Phaser in Schussbereitschaft gebracht.
Cal rappelte sich auf, kam neben ihr zum Stehen und zog ebenfalls seine Waffe.
„Du bist tatsächlich meine Wonder Woman.“, grinste er und zielte dann auf Mechanikles.
Kurz zu Aladdin blickend, zwinkerte er ihm zu: „Willst Du deinen Standardsatz sagen?“
„Gerne.“, lächelte dieser und trat vor: „Das Spiel ist aus Mechanikles!“
In dem Moment erhellten tausend Sonnen die Höhle.

Als Jasmin sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatte und die Sterne vor ihren Augen wegblinzelte, stellte sie fest, dass Theti zwar noch neben ihr stand, aber die Luft erschrocken angehalten hatte. Auch Aladdin, Doktor und River schienen schockiert und jetzt erkannte sie den Grund. Mechanikles hatte in die wehrlose Menge gegriffen und sich Papyrus gegriffen, den er nun, wie als Schutzschild, vor sich hielt.
„Wenn ihr abdrückt, trefft ihr auch ihn.“
Und sie wusste, wenn der Grieche drohte, meinte er dies ernst.
„Schatz?“
„Cal?“
Die beiden Wörter waren mit der gleichen Ahnungslosigkeit gesprochen worden. Zwar hatten sie ihre Waffen inzwischen wieder auf „Betäubung“ gestellt und von daher war das Risiko, selbst wenn man Papyrus gleich mit von den Beinen holte, relativ überschaubar – dennoch ging Agatha ein Gedanke nicht aus dem Kopf. Was ist, wenn Theti ihnen diese Rücksichtslosigkeit übel nahm? Oder besser noch – was, wenn Papyrus selbst einen Plan hatte, um aus der Situation herauszukommen?
Oder war das alles nur eine Menge unnötiges Drama?
„Prinzessin Song!“, hörte sie die Stimme Jasmins, „Worauf wartet ihr noch?“
Das verblüffte „Bitte?“ von Mechanikles zu hören, machte sie lächeln, dann hob sie die Waffe und richtete sie auf den Griechen und den Ägypter, der ihr nur sanft und unmerklich zulächelte.
„Cal?“
„Ja, Schatz?“
“Ich eins, du Drei.”
“Verstanden.”
Damit war der Plan klar. Sie stellte ihre Waffe auf Stufe 1, die, wie das offizielle Handbuch der ENTERPRISE-D zu berichten wusste, eine leichte Betäubung, bewirkt und das getroffene Opfer vom Typ „Standardhumanoid“ bis zu fünf Minuten lang betäubt. Cal stellte seine Waffe auf Stufe drei, die “starke Betäubung“, die einen getroffenen Standardhumanoiden für eine Stunde, „widerstandsfähige Bioformen“ bis zu 15 Minuten betäubt und Wasser auf 100 grad erhitzt.
Zuerst feuerte Agatha.
Papryus und Mechanikles erstarrten, ihre Gesichter verspannten sich erst, dann entspannten sie sich, der Ägypter fiel nach rechts in die wartenden Arme Thetis, der Grieche nach links auf den harten Boden. Dann zielte Cal auf Mechanikles und drückte ab. Das würde ihn für eine Stunde, mindestens aber für 15 Minuten ruhig stellen.
Die beiden Offiziere ließen ihre Waffen sinken, Agatha steckte sie in ein Halfter, das der Captain erst jetzt bemerkte, er selbst schnallte sich sein Phasergewehr so um, dass der Lauf nach Oben zeigte. Dann traten sie auf den gefallenen Ägypter zu.
„Ist er okay?“, fragte Cal und sah, wie Theti den Kopf hob und ihn anlächelte: „Was auch immer ‚okay’ heißen mag, weiß ich nicht. Aber er schläft. Und du kannst uns nun alles über eure DRAGONFLY erzählen.“
Cal merkte, wie er schluckte.
Ja, jetzt galt es, Nägel mit Köpfen zu machen. Er holte tief Luft, räusperte sich, setzte an etwas zu sagen und schaute dann zum Griechen: „Aber eigentlich müssten wir zuerst dafür sorgen, dass er nicht abhaut. Wenn wir nur ein Seil oder so hätten.“
Jasmin grinste. „Tut mir leid – Seile, Lassos oder Peitschen trage ich nicht mehr mit mir herum, seit ich nicht mehr die ‚Plage der Wüste’ bin.“
„Plage der wat?“, entfuhr es dem Captain und er biss sich auf die Lippe: „Erm… entschuldigung, ich meine natürlich, Plage der…“
„Das ist doch eigentlich unerheblich.“, sagte nun Aladdin und lächelte: „Ich hab einen Plan. Wie wäre es denn, wenn wir Teppich bitten, Mechanikles zu fesseln?“
Sprachs und eilte zum Höhleneingang.
Der Captain blickte ihm kurz hinterher, dann zu Agatha und dann zu Jasmin und Theti: „Hm – also, wie war das mit der ‚Plage der Wüste’?.“

Aladdin trat hinaus in die Sonne der Wüste. Irgendwie machten ihm diese ganzen Erlebnisse sehr viel Spaß und es war definitiv besser als das Leben, das er vorher geführt hatte, das musste er schon feststellen. Auf der Straße zu leben, als Straßenköter oder „Streetrat“ bezeichnet, das war mit „Nicht schön“ noch sehr unzureichend umschrieben. Sicherlich hatte man, wenn man zu niemandem gehörte, sein Leben nur für sich selbst und von einer gestohlenen Mahlzeit zur nächsten bestritt, gewisse Freiheiten. Man tauchte da auf, wo man wollte, richtete sich nicht nach Zeitplänen, tat das, was man wollte, wann man es wollte.
Sicherlich ließe sich so ein Leben romantisch verklären – man war ein Outlaw, nonkonfirmistisch, passte sich an nichts und niemanden an, war tatsächlich freier als so Mancher, der in seinem geregelten Leben um Punkt 6 Uhr aufstehen musste, um zur Arbeit zu gehen. Allerdings hatte dieses Leben verdammt viele Nachteile – wenn man nicht auf Almosen angewiesen sein wollte, musste man das Leben eben auf kriminelle Art und Weise führen, also das stehlen, was man benötigte. Sicherlich könnten jetzt der Eine oder die Andere festhalten: „Hey, es gibt Leute, die haben wirklich genug.“
Und vermutlich hätten diese Leute damit sogar recht, wenn sie den Palast des Sultans betrachteten. Allerdings rechtfertigte dies keinen Diebstahl. Oder?
War Razul, wenn er ihn damals gejagt hatte, im Recht, weil er der Hauptmann der Wache war und somit Recht und Ordnung in Agrabah vertrat? War es tatsächlich so einfach? Oder war er eher ein Bewahrer und Beschützer des Status Quo, dem er nun ebenfalls angehörte?

Wie es auch immer war, eine Sache wusste Aladdin – das Leben auf der Straße lässt sich romantisch verklären, wenn man mal wieder genug hat, weil man an diversen gesellschaftlichen Ereignissen teilnehmen muss, die man selbst weder versteht, noch großartig billigen würde. Allerdings musste man auch festhalten – das Leben auf der Straße erschien einem dann nur deshalb so lebenswert, weil man es romantisch verklärte.
Weil man eben nicht in Betracht zog, dass er einfach nur Glück gehabt hatte, rechtzeitig den Absprung geschafft zu haben. Weil man eben nicht in Betracht zog, dass das Leben ohne die segensreichen Erfindungen dessen, was der eine oder andere gerne euphemistisch als „Zivilisation“ bezeichnen würde, tatsächlich sehr harsch war und man garantiert nicht sonderlich lange an selbigem Teil hatte, weil Mangelernährung, Krankheiten und alles in allem nicht sonderlich hygienisch zu nennende Zustände einem zusetzten.
Wog man nun die Unannehmlichkeiten des Lebens im Palast an der Seite von Jasmin gegen die Unannehmlichkeiten des Lebens auf der Straße auf, kam man zum Schluss, dass das Leben im Palast zwar nicht perfekt, aber verdammt nah dran war.

Zu den Unannehmlichkeiten des Palastlebens gehörte natürlich auch der sehr schrankwandige Hauptmann, Razul, der gerade dabei war, die Katib und die Palasttruppen aneinander zu gewöhnen und – trotz seiner sehr rüden Ausdrucksweise – genau dies schaffte. Das musste er ihm wirklich zugestehen.
„Hey, Al!“, hörte der Junge plötzlich die Stimme seines besten Freundes, des Flaschengeistes Genie, „Wie ist es in der Höhle?“
Die Antwort, ein gegrinstes „Dunkel.“, wurde mit einem wissenden Nicken abgefrühstückt, dann hob Aladdin den Kopf: „Hast Du Teppich gesehen?“
Und schon wurde er angehoben, schwebte durch die Luft und lachte. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er sich auf den fliegenden Perser gestellt hatte.
„Ist ja gut“, lächelte er und streichelte der Webware über die rote Bordüre, „ich hab dich auch vermisst.“
Und das war noch nicht einmal gelogen. Es stimmte, er hatte sich schon die ganze Zeit gefragt, wo sein fliegender Freund aus der Wunderhöhle gewesen war, nachdem man sich am Nf’Y-Berg getroffen hatten. Jetzt war er da und es war wie in alten Zeiten. Schade, dass Jasmin jetzt nicht bei ihm war. Sie würden schweben, singen, „Flieg mit mir um die Welt, sie gehört dir, Prinzessin“… Prinzessin?
OH!
„Teppich, du musst mitkommen. Ich muss dich um einen Gefallen bitten.“
Als Aladdin mit dem Teppich wieder kam, hörte er das laute Lachen Jasmins – seiner Jasmin – die gerade äußerst amüsiert klang.
„Oh, Prinz Doktor, du beliebst zu scherzen.“
„Auf keinen Fall“, erklang die Stimme des Prinzen Doktor, der verdammt nach ihm selbst klang, nicht nur in Sprechweise, sondern auch in Stimmlage – nur vielleicht 5 bis 10 Jahre älter.
Dann trat er in die Höhle: „Schaut mal, was ich mitgebracht habe.“
„Gut“, nickte Papyrus ihm zu und erhob sich dann von seinem Sitzplatz – dem griechischen Erfinder Mechanikles – um noch einmal auf seine Sitzgelegenheit zu blicken: „Er hat sich nicht bewegt. Der Schlafzauber, den Prinz Doktor ausgesprochen hat, war sehr wirkungsvoll.“

Cal merkte, wie sein Herz schneller schlug, als der Teppich Mechanikles band.
Okay, er hatte, die ganze Bande solange hingehalten, bis der Grieche nicht mehr abhauen konnte und…
„Es wird Zeit, Prinz Doktor.“, sagte Jasmin, „Du wolltest uns alles über die DRAGONFLY erzählen.“
Der Captain holte Luft, warf einen Blick zu Agatha, die mit den Schultern zuckte und dann nickte.
Stimmt – seine XO hatte die Fähigkeit, ihn zu hypnotisieren, schon mehrfach bewiesen, es würde Cal nicht wundern, wenn sie das nicht auch bei den Hochwohlgeborenen hinbekam.
Solange es nicht so lief wie beim NCIS.


„Du willst die alle hypnotisieren?“, riss die geflüsterte Stimme Cal ssie in die Jetztzeit zurück, „Das ist eine wirklich bekloppte Idee. Und ich hab in unserer Beziehung das Monopol auf die bekloppten Ideen.“
„Nein, das ist eigentlich ein Oligopol. Wir beide haben gern mal bekloppte Ideen.“, grinste Agatha, streichelte ihm über die Wange und hauchte ihm einen Kuss auf das Ohrläppchen.
„Du weißt, dass das bei den Ferengi zu etwas führen würde, das wir ob des Ratings der Fanfiction, in der wir uns befinden, nicht komplett ausspielen dürfen? Eigentlich schade.“ Mit einem liebevollen Lächeln streichelte sie ihm über das andere Ohr und schnurrte: „Ich weiß. Aber: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“

„Was genau ist eigentlich passiert?“, raunte McGee dem grauhaarigen Chefermittler zu, der ihn mit einem genervten Seitenblick zum Schweigen brachte. Gut – „Schweigen“ war eine übetriebene Darstellung der Sachlage. In Wirklichkeit klappte den Mund auf und wieder zu, murmelte ein „’Tschuldigung, Boss“, ehe er sich an Ziva wenden wollte. Mitten in der Bewegung erstarrte er. An der Wand von Zivaas Wohnung erschien plötzlich ein Farbenspiel von unbeschreiblicher Schönheit. McGee hatte keine andere Wahl, als hinzuschauen.

Agatha hielt eine Glasperle vor den Phaser und ließ an der Wand zu Zivas Wohnzimmer ein buntes Regenbogenfarbspiel – sprich, die aufgefächerten Spektralfarben – tanzen.
Genervt rollte Cal mit den Augen, schaute sie an und schüttelte den Kopf: „Lass es.“
„Erste temporale Direktive Cal, es darf sich niemand an unsere Intervention erinnern.“
„Schatz, wir könnten ihre Hilfe brauchen.“
„Erste temporale Direktive, Cal.“, wiederholte die hübsche XO und wandte sich, mit einer ruhigen Sing-Sang-Stimme an die, im Wohnzimmer stehenden Agenten.
„Schaut auf das Licht. Es ist hell, klar, und schön. Je mehr ihr euch auf dieses Licht konzentriert, je mehr ihr versucht, Formen zu erkennen, um so entspannter, um so relaxter fühlt ihr euch. Eure Augenlider sind bleischwer, blei, bleischwer. Ihr werdet Müde und wollt schla…“
Sie stockte, als sie neben sich einen Plumpser hörte. Cal war umgekippt.
„Verdammt.“, murmelte die hübsche XO, ging neben ihrem Freund in die Knie und raunte ein: „Erwache, mein Liebling“ in seine Ohren.
„Was… wassis passiert?“, lallte der Captain, richtete sich auf und schaute zu Agatha herüber: „Ich wollte… ach was solls.“
Ziva räusperte sich, trat auf die beiden Offiziere zu und schüttelte den Kopf: „Was auch immer Du da gerade versucht hast, Agatha, so ganz hat es nicht geklappt.“
„Seh ich auch so.“, sagte Tony, der sich gerade von seinem Sitzplatz erhob und Gibbs, der Agatha amüsiert anschaute, lächelte: „Hypnose?“
„Die Frau ist gut“,grinste Cal, „Schafft es mit einem einzigen Wort – oder Satz – mich auszuschalten..Ich sag es Ihnen, Mister Gibbs, legen Sie sich in ihre fähigen Hände und sie schlafen, wie ein Baby. Ich spreche aus Erfahrung.“
Dann wandte sich der Captain an Ziva: „Aber – um mal etwas Anderes anzusprechen. Könnten… könnten Sie uns zu Misses Stone fahren, Miss David?“
Verblüfft blinzelte Agatha ihren Freund an: „Aber – ahm – Cal, hältest Du das für eine gute Idee? Ich meine… gut, es könnte mir egal sein. Da kann ich mehr üben. Ob ich Ziva nun einmal hypnotisieren muss, oder mehrmals, das macht keinen Unterschied.“
Der Captain zwinkerte ihr zu: „Schatz, du kannst es auch immer wieder an mir ausprobieren.“
Damit traten sie aufeinander zu, sie umrundete ihn und er schaute an ihr herauf und wieder herab. „Später.“, sagte sie, in einem flirtenden Unterton und Cal grinste wie ein Schuljunge.
Dann räusperte er sich und versuchte, die Gedanken, die offenbar in diesem Moment in seinem Kopf auftauchten, anders abzulenken. Er wirbelte um die eigene Achse und schaute wieder zu Ziva herüber. Diese starrte ihn verblüfft an, während er sich grinsend vor ihr aufbaute und begann, in einem rasend-schnellen Duktus zu sprechen:  „Wo, war ich? Richtig… Captain Thaddeus Alexander Stones Frau. Was meinen Sie, warum wollen wir zu ihr? Warum wollen wir da…hin?“
 „Schatz, wenn Du so sprichst, könnte man dich für Doc 11 halten.“, grinste Agatha und McGee schaute sie an: „Stimmt. Das macht Sie zu River, hm?“
Cal schaute zwischen Agatha und McGee hin und her, grinste und schaute zu Ziva.
 „Das macht Sie zu Amy und ihn da“, damit deutete er mit seinem Kopf auf Tony, „zu Rory.“
Damit griff er ihre Hand: „Nun denn, come along Po…“
Weiter kam er nicht, denn Ziva hatte in diesem Moment seine Hand gegriffen, so fest zugedrückt wie sie konnte – was ihn zum Schreien brachte – und verdrehte seine Hand auf den Rücken.
„Ahaaaa“, machte Cal, „Lassen Sie mich los, Miss David.“
„Fassen Sie mich noch einmal an, ohne, dass ich meine Erlaubnis gebe, und ich breche Ihnen alle Knochen.“, zischte Ziva und stieß den Captain von sich weg, Richtung Agatha, die ihn auffing.
„Aua.“, machte der Captain, betrachtete seine Hand und bewegte sie probehalber.
„Und, Gebrochen?“, fragte die XO mit einem sehr trockenen Unterton.
„nee.“, murmelte Cal und sein Gesichtsausdruck veränderte sich von amüsiert zu beinahe-beleidigt. Dann schaute er zu Ziva herüber, wollte einen Schritt auf sie zutreten, aber man konnte ihm ansehen, dass er sich dies offenbar noch zwei bis dreitausend Mal überlegte.
„Könn… könnten Sie uns eventuell zu Captain Stones Witwe fahren?“, fragte der Captain dann dennoch, wenngleich ein wenig kleinlauter.


Er schüttelte den Kopf und fand sich wieder in die Realität zurück, als Jasmin ihn fragend und aus großen, hübschen, braunen Augen anblickte. Verdammt, wieso fühlte er sich gerade an Ziva David erinnert?
Konzentrier dich, Cal! , schalt er sich in seinem Inneren und holte dann tief Luft:
„Also – fangen wir ganz am Anfang an.“, sagte er und deutete hinter sich, dorthin, wo ein Bruchteil der Silhouette eines Schiffes der Intrepid-Klasse sichtbar war, „Das ist mein Schiff. Die USS DRAGONFLY – oder, wie man auch sagen könnte: Die Libelle.“
„Libelle?“, fragte nun Theti, „Ist das nicht der Name des Schiffes, das euch verloren gegangen ist?“
„Oh, du hast keine Ahnung, wie Recht du damit hast.“, lächelte nun Agatha, die mit verschränkten Armen an eine Felswand gelehnt stand, „Aber das ist noch nicht der schockierendste Punkt.“
„Richtig.“, nickte Cal, „Das wäre meine Identität. Darf ich mich euch vorstellen? Ich bin kein Prinz aus Fiktivistien – mein Name ist Captain Calvin Nathan Cat.“
Er lächelte: „Meine Freunde nennen mich Cal.“

TBC


CaptainCalvinCat

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Kapitel 23 A new, fantastic point of view

Kapitel 23.1


Irgendwie war es nicht unbedingt eine seiner Sternstunden gewesen. Cal wusste schon in dem Moment, in dem er sich seinen neugefundenen Freunden vorgestellt hatte, dass das Ende, dass dies nehmen könnte mit „gut“ nun so rein gar nichts mehr zu tun haben könnte.
Warum hatte er nicht auf sein inneres Stimmchen gehört?
Wäre doch eigentlich viel einfacher gewesen. Andererseits, wenn er jemals auf sein inneres Stimmchen gehört hätte – also auf das, das sich so freundlich „Realismus“ nennt und ihm sagt, dass er nicht mehr alle Latten am Zaun habe -  wäre er vermutlich niemals auf die Idee gekommen, die DRAGONFLY vorzuschlagen.

Und dann? Was wäre dann aus ihm geworden? Aber andererseits, was sollte es? Dies war sowieso nicht realistisch oder real, sondern einfach nur die spinnerten Ausgeburten eines jungen Mannes, der gerne auf der Fedcon ein paar Fragen zu viel stellt – und letztes Jahr tatsächlich dort eine seiner Leserinnen persönlich kennengelernt hat. An dieser Stelle ein Happy Birthday an diese Leserin.
Logischerweise wissen die Anderen beiden Leserinnen, dass sie es nicht sein können, aber geben wir der Sache mal den Anschein einer gewissen Anonymität im World Wide Web. Also nochmal: Happy Birthday.

So und nun weiter im Programm.
Also – Calvin Nathan Cat, von seinen Freunden Cal genannt (oder auch Depp, Süßer, Sweetie, Schatz – letzteres ist für Agatha reserviert und sie kann da sehr besitzergreifend werden, sollte jemand anderes auch nur versuchen, diesen Namen zu verwenden, wobei sie mit Sweetie nicht wirklich ein Problem hat) -  hatte es mal wieder verbockt.
Oder sagte man hier – in Anbetracht des Faktes, dass er hier recht wenig Böcke hatte rumhüpfen sehen – verkamelt? Oder verpferdet? Verelefantet?
nein, das war doch absoluter Schwachsinn. Auch im Agrabah – einen Gruß an Etwaige Schwarzleser, ja, wir sind in Agrabah – des Jahres Immernochkeineahnungichsagabermalausdramaturgischengründen 2995 vor Christus (relative Disneyzeit) sagt man – so behauptet dieser Autor zumindest – „verbockt“.
Und genau das hatte der Captain getan, da gab es eigentlich kein Vertun.
Wer sich in den Palast des Sultans Ichhab Keinennamen von Agrabah einschleicht und das Vertrauen von Prinzessin Jasmin Keinennamen von Agrabah erschleicht dürte, wenn beide das rausfinden, ein wenig in der Tinte sitzen. So glaubte Cal.

„Meine“- „Freunde“- „nennen“- „mich“- „Cal“.
Das sind 5 Wörter, die eigentlich den Niedergang dessen symbolisieren könnten, was man „die Ära des Prinzen Doktor“ nennen könnte, wenn man sie denn so nennen wollte.
Tatsächlich hatte der Captain diese Worte ausgesprochen und war bereit gewesen, einen rettenden Satz nach hinten zu machen, um aus Prinzessin Jasmins Schlag- oder Trittweite zu gelangen, sollte sie versuchen, irgendwelche Dummheiten zu probieren.
Aber die Prinzessin versuchte nichts. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief und schaute ihn an.
„Käptäyn Kellwin Kätt“ immitiere sie die fremden Laute und blickte dann zu Agatha: „Und Du heißt vermutlich auch nicht Prinzessin River Song, oder?“
„Nein, meinen wahren Namen kennst Du schon.“, lächelte der Rotschopf,  „Agatha Silverbird.“
Damit trat sie auf die Prinzessin zu und ging vor ihr in die Knie: „Bitte entschuldigt, dass wir euch so betrogen haben.“


Jasmin blickte zu Prinz Doktor – Käptäyn Kellwin Kätt, wie sie sich im Geiste korrigiert – herüber und nickte.
Ja, in der Tat. Wenn man es genau zu nehmen geneigt war, hatten die beiden sie betrogen, hatten sich als falsches Prinzenpaar ausgegeben – aber andererseits war sie in den letzten Tagen auch nicht durch übermäßigen investigative Fragen aufgefallen. Wenn man wollte, könnte man nun argumentieren, dass dies an den Umständen lag – erst durch Mechanikles angegriffen, dann in Wutzombies verwandelt, dann von Prinz Doktor attackiert, Mechanikles war geflohen, man hatte sie gefangen genommen, kurzum, es hatte nie wirklich einen Moment gegeben, an dem man sich ruhig hinsetzen und nachdenken konnte, sah man von diesem einen Morgen ab. Allerdings konnte Jasmin auch verstehen, warum Prinzessin Song – oder Agatha Silverbird diesen Weg gewählt hatte.
Und als nun auch noch der Mann, den sie als Prinz Doktor kennengelernt hatte und den sie nun beschloss, bei dieser Benennung zu verbleiben, ahnte sie, dass in den grünen Augen der Frau und den braunen Augen des Mannes momentan eine Ehrlichkeit innewohnte, die sie so nur von den Momenten zwischen ihr selbst und Aladdin kannte, wenn sie das Protokoll (und nicht zwangsläufig die Kleidung) abgelegt hatten.
Es tat Prinzessin Song (auch hierbei bestand die Prinzessin aus Agrabah mental darauf, diesen Namen zunächst beizubehalten) tatsächlich leid und vermutlich hätte sie diesen Weg nicht gewählt, hätte sie einen anderen Ausweg gesehen.
Also trat sie auf die rothaarige Frau zu, legte ihr eine Hand auf die nackte Schulter und blickte zu ihr herab: „Prinzessin Song. Erhebe dich.“
Die andere Hand sank auf Prinz Doktors Schulter nieder: „Erhebe du dich auch, Prinz Doktor.“
Verblüfft blickten die beiden „Betrüger“ einander an, nickten dann und standen aus dem Sand auf.
„Ich weiß, ich müsste eigentlich erzürnt sein.“, begann Jasmin und es war ihr gar nicht nötig, sich umzudrehen, da sie instinktiv spürte, dass Theti, Papyrus und Aladdin hinter ihr aufgetaucht waren und Position bezogen hatten, „Ihr habt euch widerrechtlichen Zugang in den Palast des Sultans von Agrabah verschafft und habt auch nicht versucht, ein etwaiges Mißverständnis aufzuklären.“
Und während sie das sagte, konnte sie sehen, wie in Prinz Doktors Augen zwei Worte aufflackerten. „Oh Ka…aaaaameldung!“
Dies mit einem leichten Nicken und Lächeln zur Kenntnis nehmend, zwinkerte sie ihm einmal zu, ehe sie die Hände wieder zurückzog und hinter ihrem Rücken verschränkte.
„Eigentlich solltet ihr für eure Taten am höchsten Galgen baumeln oder von Razul geköpft werden – und glaubt mir: Er macht dies sehr gerne.“
Der „Oh Kameldung“-Gedanke schien nun auch in Prinzessin Songs Augen aufzuflackern.
„Und tatsächlich werden hier, in dieser Höhle Prinzessin River Song und Prinz Doktor von Fiktivistien ihr Ende finden.“, setzte Jasmin fort, drehte sich um trat in die Reihe, zwischen Theti und Aladdin, drehte sich um und sagte: „Seid ihr Bereit?“
Wie ein Mann nickten Aladdin und die Hochwohlgeborenen aus Theben.
Dann deuteten sie mit ihren Zeigefingern auf das falsche Prinzenpaar, sagten „Peng“ – und Prinzessin Song fiel in den Sand.

Verblüfft zuckte Cal zusammen, als neben ihm Agatha – wie getroffen – umfiel, in den Sand krachte und mit ruhiger, entspannter Miene liegenblieb.
Kurz blickte er zu seiner gefallenen Freundin, schaute dann zu den beiden Prinzessinnen und ihren Begleitern, die sie abwartend ansahen. Es war, als würden Zahnräder in seinem Kopf drehen, ein mechanisches Uhrwerk seinen Dienst aufnehmen, so als wäre er einer von Mechanikles’s Geschöpfen – und so, als würde er vom cleveren Aladdin sabotiert, waren die Zahnräder nicht besonders schnell.
„Peng?“, wiederholte Jasmin, deutete auf ihn und blickte ihn wieder abwartend an.
Okay, jetzt war die Prinzessin komplett durchgeknallt. Er hätte es ihnen vielleicht doch nicht erzählen sollen, er hätte sie vielleicht doch nicht darauf hinweisen sollen, wo er her kam, wer er war oder…
Weiter kam er nicht, da Agatha plötzlich neben ihm aufstand, ihm beide Hände auf die Schultern legte und sagte „Peng! Sie haben uns gerade erschossen. Also leg dich hin, wie es sich für Tote gehö…“
Und dann fiel sie mit ihm zu Boden.
Ja, wenn sich ein 70 Kilo schwerer Mann plötzlich richtig schwer macht, weil er sich komplett entspannt, können 60 Kilo Frau schon einmal an ihre Grenzen kommen.
Er drehte sich dabei allerdings so, dass Agatha auf ihm landen würde und nicht umgekehrt, was dazu führte, dass sie in einem ziemlichen Gewirr aus Armen und Beinen zu liegen kamen.
Die Augen geöffnet schaute er verblüfft in die grasgrünen Augen seiner XO, die gerade voller stillem Amüsement funkelten. Ja, sie war halt immer obenauf. Das war so mit ihr – selbst, als dieses „obenauf liegen“ noch keine sexuelle Konnotation beinhaltet hatte, selbst, als sie sich in der Academy das erste mal tatsächlich getroffen hatten und feststellten, dass sie beide so ziemlich nichts gemeinsam hatten, hatte er festgestellt, dass es ihm – und ihr – einen höllischen Spaß machte, einander auf die Palme, den Kirschbaum, die Esche oder die Espe zu bringen, was immer gerade in der Nähe war. Dummerweise (für ihn) war dieses Verbalsparring damals zwar von zweiseitiger Natur, aber der Sieger stand meistens schon fest – und es war nicht er.
Auch jetzt noch liebte sie es, ihn – wann immer es ging – aus dem Konzept zu bringen und, wenn er ehrlich war, gefiel ihm genau das. Über die sexuelle Konnotation des „oben liegen“ verlieren wir hier keine Worte, schließlich ist es möglich, das noch Kinder anwesend sind, der ominöse Bildungsauftrag muss ja auch noch gewahrt werden und ausserdem sind wir hier nicht auf der Fedcon 22 und ich bin weder John Barrowman, Ben Browder oder die Crew um Caspar Van Dien, die ja eine Menge Spaß und Anzüglichkeiten auf der Con von sich gegeben haben sollen.
Was ich jedoch verraten kann, ist, dass in Cals Augen genau so ein schelmisches Funkeln zu sehen war, wie in Agathas.
„Warum hast Du dich eigentlich so in den Sand geschmissen?“
Cal fand, dass die Frage eine gewisse Daseinsberechtigung hatte und das leicht amüsierte Grinsen der zwei Prinzessinnen und ihrer Begleiter gab ihm da recht.
„Captain.“, sagte die XO, während sie ihre langen Beine unter seinem Rücken hervorzog und sich dann aufrichtete, „Diese vier noblen Personen haben gerade Prinz Doktor von Fiktivistien und Prinzessin River Song eliminiert. Wir können jetzt wieder wir selbst sein.“
Nun sprang Cal auf und zuckte mit den Schultern: „Ich bin immer ich selbst.“
„Leider Gottes.“, nickte die Rothaarige zustimmend, ehe sie auf die zwei Zwei-Personen-Gruppen deutete: „Aber jetzt können wir uns richtig vorstellen.“
Damit trat sie auf die Gruppe zu, ging erneut in die Knie, senkte ihren Blick und sprach – gen Boden, dennoch an Prinzessin Jasmin gewandt: „Commander Agatha Silverbird, Mylady.“
Cal seufzte, fühlte sich aber bemüßigt, sich ebenfalls zu lautäußern, also nahm er Haltung an, salutierte: „Captain Calvin Cat meldet sich zum Einsatz, Mylady.“

Jasmin konnte sich ein inneres Lachen nicht verkneifen, als sie sah, wie die beiden Personen nun ihre neuen, eher alten, Rollen annahmen.
„Weitermachen.“, kicherte sie und legte beiden eine Hand auf die Schulter, „Ihr habt uns gut gedient und gut geholfen, daher werden wir davon absehen, euch zu köpfen.“
Das Grinsen, das über das Gesicht des Mannes, der sich nun Captain Calvin Cat nannte, kroch, konnte sie beinahe hören, als er gekünstelt schluckte und ein „Sehr freundlich“ murmelte. Dann blickte der Mann ins Rund: „Und es stört euch nicht, dass wir euch belogen haben?“
„Es wäre vielleicht freundlicher gewesen, wenn ihr euch uns vorher vorgestellt hättet.“, griff Theti den Gedanken auf, „Aber ich bin nicht erzürnt. Wir alle haben unsere kleinen Geheimnisse und Doppelidentitäten.“
Und die Prinzessin von Agrabah kam nicht umher, festzuhalten, dass ihre Amtskollegin aus Theben Recht hatte.
Erneut ein Lächeln auf Kells Gesichtszügen: „Wie sieht es aus, wollt ihr euch die DRAGONFLY dann mal von Innen anschauen?“

TBC

Kapitel 23.2

Theti konnte ihren Augen eigentlich immer trauen, aber dieses Ding in der Höhle stehen zu sehen, das war dann doch schon ein anderes Kaliber. Diese DRAGONFLY , wie sie Prinz Doktor – oder doch eher Cal? – nannte, war ungefähr genau so hoch wie der Berg, in dessen Höhle sie teilweise ruhte.
Hatte Cal sie nun belogen? Vermutlich – aber aus irgendeinem Grund war sich die thebenische Prinzessin sehr sicher, dass er dies nicht aus niederen Motiven getan hatte. Was machte sie jedoch dabei so sicher? Der ehemalige Hofberater Aker hatte sie auch mehrfach belogen, hatte irgendwelche Pläne geschmiedet, damit die Herrschaft seines Herren – Seth, dem Gott des Chaos – gesichert würde und die Herrschaft des Pharaos Mehrenre dem Ende entgegenging.
Was machte sie so sicher, dass Cal nicht ebenfalls ein Agent dieses niederträchtigen Mannes oder seines Gottes Seth war?
Eigentlich nichts. Nichts, bis auf die Tatsache, dass sich Prinz Doktor und Prinzessin Song (oder Captain Cat und Commander Silverbird) gegen den irren Erfinder Mechanikles gestellt hatten. Sie hatten ihr Leben dafür eingesetzt, dass Agrabah nicht fiel. Machte sie das nicht zu vertrauenswürdigen Personen?

„Prinz Doktor, was ist das?“, hörte Theti die Stimme ihres Freundes und riss sich in die Jetztzeit zurück. Papyrus stand vor dem gewaltigen Rumpf der DRAGONFLY und deutete auf einen bestimmten Punkt an ihr.

„Das ist die DRAGONFLY .“, erläuterte Cal
„Und das blaue Ding da?“, verlangte der thebenische Gesandte zu wissen und der Captain merkte, wie seine Gesichtszüge entgleisten. Toll, deutete der junge Mann doch glatt auf etwas, das er so nicht erklären konnte, wohl aber wusste, wie man es nannte: „Oh – das ist der Navigationsdeflektor.“
„Der Was?“
Ja, irgendwie war ihm die Frage klar gewesen. Der „Was“? Und wie schon im vorherigen Kapitel gefragt: „Wat is ene Dampfmaschin. Da stellen mer uns mal jaaanz dumm.“
Hier musste sich Cal gar nicht großartig dumm stellen, wenn er die Funktionsweise eines Navigationsdeflektors mit technischen Terminologien erklären sollte. Doch da trat ihm Agatha zur Seite, lächelte ihn an und nahm ihm das Phasergewehr ab.
„Lass mich das mal machen.“, sagte sie, ehe sie dem verblüfften Kommandanten auf die Wange küsste, „Das Einzige, das Du machen musst, ist, Sand auf das Phasergewehr zu werfen.“
Und erneut fühlte er, wie eine Welle der Verwirrung von ihm Besitz ergriff. Sand? Hä? Wat? Wieso?

„Nehmen wir an“, räusperte sich Agatha in diesem Moment und hielt das Phasergewehr im Anschlag, „dass diese Waffe hier die DRAGONFLY darstellt.“
Damit blickte sie in die Runde und erntete allenthalben ein verständnisvolles Nicken.
„Gut.“, lächelte die XO, „Dieses Schiff fliegt also durch den… erm… durch die obere Atmosphäre. Weiter und Höher als man es mit einem fliegenden Teppich je könnte.“
Kurz blickte sie zur Webware, die sich immer noch um den bewusstlosen Griechen gewickelt hatte: „Nichts gegen dich, Perser.“
Der linke Bommel der vorderen Bordüre formte sich zu einer Hand mit nach oben gerecktem Daumen – Zeichen, dass der fliegende Teppich es verstanden hatte und es nicht übel nahm.
Erneut ein Lächeln auf den vollen Lippen der XO: „Gut.“
Damit deutete sie auf das Gewehr: „Wie schon gesagt – dieses Luftschiff fliegt in hoher Atmosphäre. Dort treiben sich allerdings nicht nur fiktivistische Luftschiffe herum…“
„Aber ihr seid doch gar nicht aus Fiktivistien.“, schaltete sich nun Aladdin ein und Agatha schaute ihn an: „Streng genommen nicht. Aber wir sind Teil einer großen Gemeinschaft die wir jetzt einfach mal – der Simplizität halber – ‚fiktivistische Armee’ nennen. Wäre das in Ordnung?“
„Gute Idee.“, lächelte nun Jasmin und blickte wieder auf das Phasergewehr, „Fahr bitte fort, Prinzessin Song.“
„Aga…“, setzte die XO an, stockte dann aber und schüttelte den Kopf: „Machen Sie sowas bitte nicht mit mir, Mylady.“
Jasmin lächelte: „Du kannst mich ruhig weiterhin Jasmin nennen, Agatha. Ich wollte dich nur ein bisschen necken.“

Cal konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen, erinnerte ihn die Situation gerade ein wenig an die Nummer, die er mit dem NCIS-Team erlebt hatte, wo ihn keiner zu Wort kommen lassen wollte und er dann auch noch von Agatha ein wenig verladen wurde.
Der Captain und die XO traten auf den Computer zu, beugten sich vor und dann tat der Captain etwas, was McGee nicht für möglich gehalten hatte. Er griff sich in die Hosentasche und förderte ein Brillenetui zu Tage, setzte die Brille auf und beugte sich weiter vor.
„Das machst Du doch nur, um clever auszusehen.“, grinste Agatha und Cal zog eine Grimasse: „Du musst immer alles verraten.“
Damit nahm er sich die Brille ab und verstaute sie wieder im Etui.
McGee grinste: „Sie erinnern mich wirklich an den Doctor.“
„Doctor Who?“, fragte Cal, mit einem schelmischen Lächeln, was Agatha dazu brachte, ihm den Finger auf die Lippen zu legen: „Du weißt doch. Silence will fall, when the question is ansewered.“
Ihr zuzwinkernd wandte sich Cal dann wirklich dem Bildschirm zu und las:
„Tony, Ziva, McGee, Gibbs,  reicht euch das Versteckspielen? Als amüsant erachte ich es immer noch. Cal versucht euch zu helfen. Putzig. Er – der nicht mal in der  Lage ist, sein Raumschiff fehlerfrei zu kommandieren. Er sollte sich vorsehen – da haben schon ganz Andere versucht, mich zu fassen. Sie sind gestorben.“
Kurz verzog er sein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen: „Ich schaffe es, mein Raumschiff fehlerfrei zu kommandieren.“
„Ach ja?“, grinste Agatha, „Wann denn? Alle Jubeljahre mal.“
„Aber ich schaff es.“, sagte Cal und klang beinahe ein wenig beleidigt. Gerade holte Agatha Luft, um etwas zu erwidern, als sie plötzlich abbremste und sich an den Kopf fasste.
Cal wandte sich zu Gibbs um, der sich hinter ihnen postiert, und ihnen simultan eine Kopfnuss verpasst hatte.
„Hey!“, machte er empört und erntete als Dank gleich noch eine.
Grinsend wandte sich Tony an Agatha: „Fühlt sich nicht toll an, oder?“
Die hübsche Rothaarige schüttelte den Kopf und Gibbs raunte: „Vielleicht sollten wir uns jetzt mal daran machen, herauszufinden, was uns dieser Traceless sagen wollte.“
„Schon klar, Boss.“, machte Cal und schaute knapp danach selbst am Überraschtesten drein: „Hab ICH das gerade gesagt?“
„Ja“, grinste Agatha und gab ihm einen Kuss: „Und jetzt hau rein.“

Cal räusperte sich, warf einen bedeutungsschwangeren Blick in die Runde und sagte: „Straßen…AU!“
Agatha wandte sich in seine Richtung und sah, wie Abby Sciuto einen Blick auf das Skalpell warf, es dann abwischte und sich an die XO wandte, die ihr kurz lächelnd, den Arm hinhielt. „Bitte, Miss Sciuto, tun Sie was Sie nicht lassen können.“
Cals Reaktion auf den kleinen tätlichen Angriff der Goth war weniger heldenhaft, denn verständlicherweise, ein wenig angesäuert.
Er drehte sich um, fixierte die Frau wütend und bemerkte dann erst, wen er da anfunkelte.
Anschließend zuckte er mit den Schultern und schaute wieder in die Runde.
„Wo war ich?“
„Straßen… AU!“, wiederholte Agatha seine Worte in exakt der selben Tonmodulation, die Cal auch verwandt hatte, inklusive des leicht protestierenden Geräusches, als Abby ihn gestochen hatte.
Das dies eine große Erheiterung bei den anderen auslöste, war auch verständlich.
Der Captain räusperte sich kurz und schaute dann zu Agatha, die sich ein kurzes Lächeln gestattete, ihn dann aber wieder aufmerksam anschaute: „Ja, Schatz?“
„Ich denke, ich soll reinhauen.“, sagte der Angesprochene, schaute sie ein wenig verständnislos an, was diese mit einem kurzen Schulterzucken quittierte: „Wenn Du dich immer wieder ablenken lässt…“
„Vielleicht würde ich mich nicht so sehr ablenken lassen, wenn meine eigene XO mir nicht in den Rücken…“
Er stoppte, schaute zu Gibbs, der schon wieder einen Schritt in seine Richtung getan hatte. Kurz schluckend, murmelte er ein kleinlautes „Tschuldigung, Boss“ und machte sich dann wieder daran, einen ernsten Blick in die Runde zu werfen.
„Also, Leute. Es ist eigentlich ganz einfach. Straßenkarten…“
Das laute Schellen einer Alarmsirene ließ Cals Kopf hochschrecken und er schaute verdattert in die Runde: „Okay, was in drei Teufels Namen…“
„Das ist der Feueralarm.“, fuhrt Ziva Cal in die Parade, woraufhin Gibbs sich an McGee wandte: „Schau nach, wo es brennt.“
„Bin schon dabei, Boss.“, erklärte der Computerexperte, war an seinem Schreibtisch und hackte in die Tastatur, dass es nur so eine helle Freude war. Dann wandte er sich Gibbs zu: „Nirgends, Boss.“
„Also wird sich jemand einen Spaß erlaubt haben, oder?“, vermutete Cal, doch da stand er schon mit Abby alleine da, die ihn nur anschaute.
„Möchten Sie meine Theorie hören?“
Die Forensikerin schaute ihn an, schüttelte den Kopf und wandte sich um. Das letzte, was sie von ihm sah, war, wie er kopfschüttelnd im Raum stand, dann mit den Schultern zuckte, ehe er die Toilette aufsuchte.

Nicht einmal der Feueralarm – wobei sich nachher herausstellte, dass es sich dabei um ein typisch traceless’sches Ablenkungsmanöver gehandelt hatte – war gewillt gewesen, ihm Gelegenheit zu geben, wenigstens einmal zu scheinen. Nicht, dass er eitel wäre, aber wenn man schon vor DEM NCIS-Team stand, mochte man auch bitte mal seinen eigenen Sherlock-Holmes-Moment haben.

Agatha hatte ihren Moment.
Sie schenkte der Prinzessin von Agrabah ein voll-aufgedrehtes Lächeln, zwinkerte ihr zu und wandte sich dann an Cal: „Wärest du so freundlich?“
Natürlich war er es nicht. Jedenfalls nicht, ohne, dass man ihm erklären musste, worum es ging, aber was hatte die XO eigentlich erwartet?
Der Captain starrte gerade in die Ferne und zeigte soviel Geistesgegenwart wie ein Faultier, nachdem es in Futternarkose gefallen war.
„Cal?“, fragte sie, trat auf ihn zu und berührte sanft seine Wange.
Der Angefasste zuckte kurz zusammen, murmelte ein „Straßenkarten…“ und fand dann in die Realität zurück.
Dann legte er den Kopf schief: „Schatz? Soll ich jetzt?“
„Ja, bitte.“
„Gut.“, machte der Captain, ging vor ihr in die Knie, griff nach einem kleinen Häufchen Sand und warf … ihn leider der XO ins Gesicht.
Diese schloss die Augen, spuckte kurz aus und blickte ihn dann an: „Du solltest auf das Gewehr werfen, du Schafsnase.“
„OH!“
Cal blickte betreten zu Boden: „Tut mir leid?“
„Das war mir eigentlich klar. Also – gleich, bitte auf das Gewehr werfen.“
„Verstanden, Mistress.“, lächelte der Captain und sie rollte mit den Augen: „Mistress is nu ein wenig übertrieben, meinst Du nicht auch?“
„Dir kann man auch gar nix recht machen.“
Diese Vorstellung treffen, in die Knie gehen und wieder Sand aufklauben, war für Cal eines.
Agatha nickte, hielt das Gewehr wieder in Anschlag und blickte dann zu ihrem Kommandanten herüber: „Mach es so.“
„UHHH!“, grinste Cal, „Ich glaube Jean Luc wird dich dafür verklagen.“
Sprachs, formte eine Art „Sandball“ und warf ihn auf die Waffe.

Jasmin betrachtete, wie der Sand, den Kell zuerst geballt wurde, aber schon in dem Moment, in dem der Mann warf die Form einer Kugel aufgab, um sich in eine Art „Staubwolke“ zu verwandeln.
Cal räusperte sich:  „Die oberen Stratosphären sind voller Teile die da so rumfliegen.
Asteroiden beispielsweise“
Und gerade, als Jasmin die Frage stellen wollte, kam ihr Geliebter ihr zuvor und fragte“Asteroiden?“
„Felsbrocken.“, lächelte Agatha, „Manche sind so groß wie eine Faust, andere so groß wie Agrabah. Es wäre unpraktisch, wenn man da oben auch nur von einem faustgroßen Stück getroffen würde, denn“, damit ließ sie das Phasergewehr fallen, „auch das kann schon zu unschönen Schäden führen.“
Sie trat neben den Rumpf ihres Schiffes, deutete auf die blaue Schüssel des Navigationsdeflektors und sagte: „ Das Ding hier bewahrt uns davor.“
„Fragt mich nur nicht, wie.“, ergänzte Cal, „Ich hab keine Ahnung – ich muss das Ding ja auch nur kommandieren und nicht wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält – oder so ähnlich.“

„Und wie kann man mit der DRAGONFLY fliegen?“, verlangte nun Jasmin zu wissen, was ihr ein ehrlich gemeintes „Sehr gut.“, seitens des Captains eintrug. Es sollte niemanden überraschen, dass dieser Satz natürlich auch ein gewisses Amüsement in der Gruppe auslöste. Dies bemerkend, blinzelte der Captain und schüttelte den Kopf: „Ach so, du meinst, wie das Ding startet? Nun – das weiß ich auch nich so genau.“
Hierbei hatte Cal natürlich ein bisschen geflunkert. Nicht viel, aber ein bisschen, da er schon wusste, dass seine DRAGONFLY über Sachen wie Warp- und Impulsantrieb, sowie Manöverdüsen verfügte und er vermutete, dass man das Schiff damit sicherlich dazu bringen könne, aus dieser Höhle zu entsteigen wie der Phönix der Asche. Allerdings wurde es, wenn man selbst keine großartige Ahnung von Warp-Physik hatte schwer, Leuten genau das begreiflich zu machen, die noch weniger Ahnung hatten. Schließlich mochten die paar Fakten, die Cal kannte, doch bitte schön stimmen.
Und gerade, als der Captain diesen Gedanken hatte, sah er das leichte Lächeln, das Agathas Lippen umspielte.
„Tse“, schoss es ihm durch den Kopf, „Die Glückliche. Sie hat ja auch Warpphysik relativ schnell verstanden. Das Einzige, das ich mir gemerkt habe, ist „je höher der Fall, je schneller das Ssst, desto lauter das Bumm“ – und das war noch nicht mal Warpphysik.“

Die Konstruktion dieses „Raumschiffes“ war für Jasmin durchaus faszinierend – sie würde sogar soweit gehen und behaupten, dass sie etwas ähnliches noch nie gesehen hatte.
Sie trat näher, betrachtete die graue Hülle, den Rumpf, und legte ihre linke Hand auf selbigen.
„Es fühlt sich… so merkwürdig an.“, entrann es ihren Lippen und sie hörte ein amüsiertes Auflachen des Mannes, der sich Prinz Doktor genannt hatte: „Eine Verbundmischung aus mehreren Metallen wurde durch einen bestimmten Prozess – jetzt frag mich nich nach Details – irgendwie verdingst… erm… veredelt. Deshalb ist es leichter als das, was man später „Aluminium“ nennen wird und mehrfach so leistungsfähig.“
Er lächelte ihr zu und warf dann einen Blick auf das Schiff, ehe er die Hülle sanft mit der Hand berührte, die Augen schloss und erneut lächelte, dieses mal mehr in sich hinein.
„Hallo, alte Freundin.“, murmelte er so leise, dass Jasmin es beinahe nicht verstehen konnte, „Ich hoffe, Du bist nicht böse auf uns, dass wir uns so lange nicht haben blicken lassen.“
Und obwohl ihr dies ein wenig merkwürdig vorkam, beschloss sie, dies als normales Vorkommnis zu behandeln – schließlich sprachen sie alle mit dem fliegenden Teppich und dieser zeigte ebenfalls, dass er ein lebendiges Wesen war. Vielleicht traf dies ja auch auf dieses Schiff zu?


Betrachtete sie die Hülle des Schiffes nun etwas genauer, fielen ihr etliche Verbrennungen an ihr auf. Vielleicht hatte dieses Fluggefährt einen Kampf hinter sich gehabt und ihn gewonnen?
„Kampfspuren.“, sagte sie leise und fuhr mit ihrer zarten Hand einmal über einen ruß-schwarzen Streifen, der sich viel zu böse von der grauen Haut der DRAGONFLY abhob.
Dann wandte sie sich an den Captain, der die Augen geöffnet hatte und seinerseits die Hülle inspizierte.
„Mhm“, machte er und sie konnte hören, dass er nun tatsächlich etwas von dem, was er sagte, verstand, „Das haben wir einigen Angriffen zu verdanken. Die Jaffa haben uns ziemlich durch die Mangel gedreht, ehe wir abstürzten.“
„Wir?“, fragte Jasmin, „Ihr hattet Kontakt mit Jaffar?“
Cal nickte. „Klar, die haben uns vor ein paar Tagen ordentlich in den Hintern getre…“
Er stockte, blinzelte dann und wandte sich wieder dem Raumschiff zu.
„Wieso siehst Du so alt aus?“, fragte er dann und drehte sich nun wieder zu Jasmin: „Hier stimmt was nicht. Das Schiff sieht aus, als wäre es Tausende von Jahren hier versteckt gewesen, wir sind aber erst vor 5 Tagen in Agrabah eingetroffen.“


TBC

Kapitel 23.3

Agatha Silverbird blickte verwundert zu ihrem Kommandanten herüber, als dieser auf sie zu kam und einige sehr verwirrende Fakten äußerte.
„Das Schiff ist tausende Jahre älter, als wir alle zusammen.“, stellte der Captain fest und betrachtete erst sie, dann die DRAGONFLY , wirbelte dann zu Mechanikles herum und machte einen Schritt auf ihn zu.
Sie musste keine Spezialistin in Cal-Fragen sein, sie wusste es ganz einfach: Ihr Freund würde vorhaben, diesen Mann dazu zu bringen, zu reden. Es gab dabei nur ein kleines Problem, das Cal jetzt auch zu sehen schien.
Mit einem „Oh, der pennt noch für ne halbe Stunde“  schüttelte er den Kopf, wirbelte dann wieder um die eigene Achse, bis er sich auf Agatha ausgerichtet hatte.
„Also, wenn wir hier sind und wenn wir jetzt sind und wenn die DRAGONFLY schon jahrtausende alt ist – was sagt uns das dann?“
„Wie kommst Du überhaupt darauf, dass unser Schiff schon Jahrtausende alt ist?“

Cal stockte. Tatsächlich – die offensichtliche Frage nach dem „Warum“ war ihm irgendwie entgangen, er hatte eigentlich nur das Gefühl, dass dem so wäre. Kurz blickte er zu seinem Schiff, trat näher und ließ erneut seine Hand über die Hülle gleiten.
„Sie fühlt sich alt an.“, stellte er fest und zuckte zusammen, als er die Hand Agathas auf seiner Schulter fühlte, die ihm sanft zulächelte und ebenfalls eine Hand auf die Hülle legte.
„Fühlt sich eigentlich an wie immer.“
Mit einem Schulterzucken griff sie nach ihrem Tricorder, ließ ihn aufschnappen und betätigte einige Tasten.
„Hm – scheint zu stimmen, was Du sagst. Der Scan sagt…“
„Wobei ein Scan nicht reden kann…“
„Klappe, Cal. Die Daten sprechen eine eindeutige Sprache. Nach diesem Tricorder ist die DRAGONFLY so um die 145.000 Jahre alt.“
„HA! Hab ichs nicht gesagt?“, grinste Cal und wirbelte erneut um die eigene Achse, ehe er die Arme ausbreitete und in die Runde blickte, ein „Wer ist der Checker?“ an niemand bestimmten gewendet ins weite Rund rufend.
Nicht nur, dass die Frage an niemand gestellt war, dieser antwortete auch noch – und zwar in ertaubender Stille.
Das leise Räuspern des Captain war dann schon wieder fast so laut wie eine Explosion, als er erneut ins Rund blickte und ein „Sorry – das werde ich auch nie wieder sagen“ murmelte.
„Bin ich sehr dafür.“, lächelte Agatha.
Cal drehte sich um: „Hm?“
„Sorry, Schatz.“, küsste sie ihn auf den Mund, „Aber du bist nicht Elf.“
„Das heißt ein Elf. “, korrigierte der Captain sie und die XO schüttelte den Kopf. „Ich meine ‚Eleven’.“
„Liebling, das heißt ‚Eleve’, wird Eläwö ausgesprochen und bedeutet ‚Schüler’“.
Agatha rollte mit den Augen: „Ich rede vom elften Doctor. Elf. Eleven. The eleventh Doctor. Eine Regeneration weiter als Ten – also der zehnte Doctor.“
Cal schluckte. „Das hätte ich wissen sollen, oder? Schließlich hab ich ihn schon einige Male gespielt.“
„Das ist allerdings wahr.“
Ein weiteres Räuspern erhaschte die Aufmerksamkeit der beiden Sternenflottenoffiziere.
Jasmin blickte sie an: „Captain, Sie wollten uns die DRAGONFLY doch auch von innen zeigen, oder?“
„Klar, logisch.“
„Und wie können wir sie betreten?“
Cal merkte, wie seine Gesichtszüge verrutschten.

Nach einigen Runden einer neuen Sportart, die man getrost als „Uninspiriertes Schiffsumrunden der Männer und Frauen“ (abgekürzt USMF) bezeichnen konnte, stand für die das Schiff umrundenden fest, dass die ersten paar Höhenmeter des Raumschiffes nicht einfach so zu betreten waren – was allein schon am Fehlen von etwaigen Öffnungen scheiterte. Zwar hatte die Hülle einige Einschläge erhalten und es gab auch hier und da einige tiefe Risse im Gebälk des Schiffes, allerdings war selbst durch diese Risse kein Betreten möglich.
„Tja“, machte der Captain und zuckte mit den Schultern, „Ich hätt euch das Baby wirklich gerne gezeigt, aber – offenbar ist da kein Reinkommen.“
Er wandte er sich an Agatha: „Schatz, tu, was du tun musst.“
Damit drehte er sich um, hielt sich die Ohren zu und begab sich in die Hocke.

Die XO blickte ihrem Captain verwundert nach, zuckte dann mit den Schultern und wandte sich an die anwesende Hochwohlgeborenen von Theben und Agrabah.
Sie konnte in den braunen Augen Jasmins die einfache Frage „Was hat dein Freund gemeint“ lesen und seufzte.
Ja – sie wusste, was er gemeint hatte und es gefiel ihr von Sekunde zu Sekunde immer weniger.
Aber anscheinend versuchte er, zumindest heute, nicht, sich mit den Gesetzen der Föderation anzulegen und hatte ihr die Erlaubnis gegeben, den beiden Prinzessinnen, sowie ihrer beiden Begleiter, die Erinnerung zu nehmen.
Sie lächelte Jasmin beruhigend an: „Keine Sorge, es wird nicht wehtun.“
Damit trat sie näher auf die Agrabahnische Hochwohlgeborene zu, bohrte ihren Blick in die Augen der Prinzessin und begann, langsam und in Singsangstimme zu sprechen: „Schau mir in die Augen. Du wirst…“
Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment sprang Aladdin vor, packte Jasmin und zog sie aus der Gefahrenzone.
„Das ist nicht fair!“, empörte er sich dann, stemmte die Hände in die Hüften und blickte zu Agatha herüber, die mit den Schultern zuckte: „Es tut mir leid, aber eigentlich dürftet ihr das alles gar nicht wissen. Erste temporale Direktive. Allein unsere Anwesenheit hier ist… beinahe schon eine Katastrophe, ebenso wie das hier.“
Damit deutete sie auf die DRAGONFLY , ehe sie traurig zu Aladdin herüberlächelte: „Glaub mir, ich würde es euch gerne ersparen, aber… ich darf nicht.“
Jasmin nickte: „Ich verstehe.“
Sanft lächelte die XO der Prinzessin zu, beugte sich dann vor und schaute ihr in die Augen: „Konzentrier dich auf meine Stimme, Jasmin. Alles, was zählt, ist nur meine Stimme.“
„Halt!“
Das war nun nicht die Stimme Agathas, auch nicht die von Cal – was seine XO wenig verwundert hätte, sondern die von Jasmin selbst.
Sie trat einen Schritt zurück und blickte die Rothaarige an: „Ich kann verstehen, dass es gewisse Regeln gibt, an die Ihr beide euch zu halten habt – allerdings möchte ich, wenn Du schon mein Gedächtnis löschst, vorher darum bitten, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, das Schiff zu betreten.“
Neugierde trat funkelnd in die Augen der agrabahnischen Prinzessin: „Ich – ich möchte einfach wissen, wie das Schiff innen aussieht, ehe ich es vergesse.“
Der Gedanke, dass man der jungen Prinzessin diesen Wunsch ja eigentlich nicht wirklich abschlagen könne, machte sich in Agathas Kopf breit und obwohl sie eigentlich nicht wirklich dafür war – Gott, Cals Eingriff in die temporale Spur hatte schon genügend Schäden angerichtet, die hier möglichen konnte man allerdings schnell beheben.
Sie nickte, legte ihr eine Hand auf die Schulter und zwinkerte ihr zu: „Sollst Du haben, Jasmin. Wir geben dir einen Einblick.“
Damit trat sie hinter Cal, tippte ihm kurz auf die Schulter und lächelte, als sie hörte, was der Captain sang, damit er selbst nicht wieder mit hypnotisiert wurde.
„Öla palöma blangaaaaa. Aim Schast a Börd in se skaii“
Naja, von Singen konnte bei Cals Talent nicht wirklich die Rede sein, mehr von „seine Sangeskunst ist seinem Namen angemessen“ – aber nichts desto trotz, irgendwie war es schon lustig.
Erneut tippte sie ihm auf die Schulter, er stockte, wandte sich um und blinzelte: „Nanu? Die Gruppe ist noch wach?“
„Ja“, zwinkerte sie ihm zu, „Ich werde mich ihnen nachher annehmen. Erst einmal müssen wir einen Weg IN die DRAGONFLY finden. Ich hab nämlich Jasmin versprochen, dass ich ihr das Innere der Draggy zeigen werde.“
Cal strahlte, richtete sich auf und nahm sie in den Arm.
„Manchmal glaube ich, Schatz“, sagte er und gab ihr dann einen langen Kuss auf den Mund, ehe er weiter sprach: „wir beide passen deshalb so gut zusammen, weil wir beide hin und wieder richtig bescheuerte Ideen haben.“
„Und wo wir gerade von bescheuerten Ideen sprechen.“, sagte die XO, nachdem sie sich von Cal losgelöst hatte und sich mit einem leicht-schelmischen Lächeln schmeckend über die Lippen fuhr, „Wir müssen noch einen Weg finden, die DRAGONFLY zu betreten. Also Meister der verückten Ideen – irgend ein Geistesblitz?“
Das laute „Ja, ich hab eine Idee“ kam nicht vom Captain des Föderationsschiffes, sondern vom Abenteurer aus Agrabah.

„Eigentlich war es eine recht einfache Überlegung.“, erklärte Aladdin und blickte in die Runde: „Lässt sich ein Gebäude von unten nicht betreten, versucht man es vom Dach aus.“
Kurz folgte anerkennende Stille, ehe sich der Captain-Prinz wieder einmischte: „Erm… Dach?“
„Brückenkuppel, Schatz“, hörte Aladdin die Erläuterung der Commander-Prinzessin und dann ein abschließendes „Ah“ durch den Mann.
Jasmin lächelte zu ihm, dem Abenteurer aus Agrabah herüber und zwinkerte ihm zu: „Das heißt, wir dürfen ein bisschen Bergsteigen?“
„Oh ja.“, grinste Al.

Sie standen vor dem Eingang zum Nf’Y-Gebirge und Jasmin konnte sehen, wie Prinz Doktors Blick sehr zweifelnd wurde.
„Ich? Da hoch? Ich nit, jedrisse!“, sprach der Mann mit einem deutlich merkwürdigeren Dialekt denn dem, den er sonst bemühte.
Jasmin blickte ihn an: „Höhenangst, Prinz Doktor? Ich denke, Sie befehligen ein Luftschiff?“
„Nun ja“, kratzte sich der Offizier am Kopf, „Wie erklär ich das je…eeeeeeeeeeeeeee!“
Weiter sollte er nicht kommen, denn in dem Moment hatte einer der Katib seinen massigen Körper unter dem Captain platziert, sich hochgestemmt, sodass Cal auf ihm saß und war dann losgerannt – einfach den Berg hoch.

„Ja, bist du denn KIRRE?!
Diesen Schrei konnte sich Cal nun nicht verkneifen, als er sich plötzlich auf dem Rücken eines Katib wiederfand, der sich nun daran machte, für ihn das NF’Y-Gebirge zu besteigen.
„Fleisch hat Höhenangst? Ich helfe Fleisch.“
„Fleisch hat auch einen Namen.“, erwiderte der Captain teils amüsiert, teils angespannt, teils ängstlich und klammerte sich dann an den Hals seiner Reitmöglichkeit, als diese begann, über Felsspalten zu springen, die es ihm ermöglichten, einen Blick in die Tiefe des Berges zu werfen: „Uh, und Fleisch wäre sehr dankbar, wenn Du mich nicht fallen lassen würdest!“
Fleisch braucht keine Sorge zu haben. Fleisch wird nicht geschädigt.
„Wat Fleisch davon erleichtert ist.“
Auch dieses Gemurmel konnte sich der Captain nicht verkneifen, schluckte und lächelte dann dem Katzentier zu, das ihn aus gelben Augen anblickte. „Fleisch scheint zufrieden zu sein?
Sie erreichten den höchsten Punkt des Berges, der Katib setzte sich, sodass Cal bequem absteigen konnte. Er lächelte dem Wesen zu, streichelte ihm über den Kopf und lächelte: „Fleisch ist sehr zufrieden. Fleisch dankt.“
„Na, machst Du dir Freunde?“, erklang die Stimme von Agatha, die ebenfalls von einem Katib hochgetragen worden war.
Captain und XO lächelten einander an.

Als Aladdin den Berg bestiegen hatte, sah er, wie die beiden Personen, die er als Prinz Doktor und Prinzessin Song kennengelernt hatte, darstanden und sich verliebt in die Augen schauten.
Er wandte sich um, half Jasmin hoch, die die sich ihr bietende Szenerie mit einem „Ist das niedlich“ kommentierte, was dafür sorgte, das Cal und Agatha auseinanderfuhren, als habe der Blitz zwischen ihnen eingeschlagen.
„Macht euch wegen mir keine Umstände.“, lächelte die Prinzessin, trat näher an den Gipfel des Berges heran und beugte sich dann vor, um einen Blick in die große Öffnung zu werfen, die sich am Rand des Gipfels auftat.
„Und?“
Mit diesen Worten schländerte Prinzessin Theti heran, lugte ebenfalls in die Öffnung und blickte dann zu ihr.
Ein Lächeln umspielte ihre vollen Lippen: „Ich glaube, es geht gleich abwärts.“

Papyrus war immer wieder verblüfft, wenn er die Wandlungsfähigkeit dieser beiden Flaschengeister bewundern konnte. Gerade zwängten sie ihre Körper in zwei Seile, inklusive in den Berg gerammte Pfähle, an deren Ende jeweils ein Seilende befestigt war.
Neben ihm blickte Prinz Doktor die Konstruktion an und erneut schien der Mann von der Idee weniger als begeistert.
Papyrus konnte sich hingegen ein Grinsen nicht verkneifen: „Alles kein problem. Wenn der Flaschengeist für unsere Sicherheit garantiert, dann kann doch nichts schiefgehen.“
Sprachs, band sich das andere Ende des Flaschengeistseils um seine Hüfte, grinste Cal dann zu, nahm Anlauf und sprang über den Abgrund.
Kurzzeitig hatte er das Gefühl, als würde er schweben, dann zog die Schwerkraft an ihm. Es ging abwärts, der Boden – respektive das Grau des Schiffes kam innerhalb von Sekundenbruchteilen näher und – das Flaschengeistseil bremste ihn langsam ab.
Er machte sich los, sich voll bewusst, dass eigentlich ein solches Manöver vermutlich dafür gesorgt hätte, dass er auf das Oberdeck aufgeschlagen und gestorben wäre und war froh, dass dieses Seil magisch war und dafür sorgte, dass das Abbremsen nicht ruckartig, sondern langsam erfolgte, dennoch schnell genug, damit er keinen Schaden nahm. Wie das passierte, wusste er nicht, aber es war ihm auch egal.
Dem grünen Seil Eden zulächelnd, nickte er, sodass das Seil wieder nach oben schoss und sich um die Hüfte des nächsten Mannes schlang. Und dem Zetern, was Papyrus hörte, zu schließen, war es Prinz Cal.

„Das ist doch echt nicht dein Ernst, Eden. Lass mich los, verdammt noch eins.“, schimpfte der Captain und er zerrte an der Flaschengeistin, die sich um seine Hüfte gewickelt hatte.
Diese formte ein Gesicht aus, das ihm zuzwinkerte: „Sieh es als kleine Strafe dafür, dass Du uns belogen hast.“
Dann spürte er die beruhigende Nähe Agathas, die sich an ihn schmiegte und hörte, wie sie zu Eden sprach: „Schling dich auch um mich. Ich glaube, die Bangebuchse wird erst da runtergehen, wenn wir einen schicken Tandemsprung hinlegen.“
„Was meinst Du mit Tandeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeem…“

Kaum, dass sie die Brücke der DRAGONFLY durch die Brückenkuppel betreten hatten, die ein veritables Loch aufgewisen hatte, schaute sich Cal um und schüttelte den Kopf.
Sein Schiff, sein ganzer Stolz, war tot. Zerstört. Zerschmettert.
Es war nicht zu fassen, wie brutal der Aufprall gewesen sein musste.
Er wollte es sich nicht vorstellen, welche Kräfte auf das Schiff gewirkt haben mussten, als es Kontakt zum Boden hergestellt hatte, schauderte er doch immer noch, erinnerte er sich an die Sicherheitsaufzeichnungen des visuell unglaublich faszinierend aussehenden Absturzes des Diskussegmentes der USS ENTERPRISE – NCC 1701 – D .
Man sollte allerdings niemals den Fehler begehen, dafür Deanna Troi die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Und schon gar nicht sollte man seinem Team die Schuld in die Schuhe schieben, als es Seinerzeit von Sternenflottenoffizieren, die das Pech hatten, auf der Mission von Ret’Tang in einen Romulaner-Hinterhalt zu geraten und hypnotisiert zu werden,  mit der Hornet 1 eine Bruchlandung auf Romulus hingelegt hatten.

Die Hornet one war immer noch betriebsbereit. Das Team um den Sternenflottencaptain materialisierte, nahm routiniert ihre Plätze ein. Die Antriebe summten auf, das Schiff erhob sich majestätisch in die Höhe.
Cal atmete tief durch.
„Hypnotizer-Beam?“, rief er in die Runde, „Echt jetzt? Welcher Volldepp kommt auf die Idee, einen Hypnotizer-Beam auf Sternenflottenoffiziere abzufeuern?“
Jill drehte sich zu Cal um.
„Gute Frage – ich würde vermuten, die romulanischen Renegaten, die sich mit den Borg verbündet haben, um einen etwaigen Friedensvertrag zwischen Romulus  und Remus zu untergraben und die Schuld daran sind, dass aus deiner Freundin eine Borg-Drohne wurde, die Du gerade versucht hast, wieder zu bekommen.“
Der Captain rollte mit den Augen: „Danke für den Hinweis, T.O. Du hattest doch vorgeschlagen, das wir Ret’Tang aus der Luft unter Feuer nehmen. Das machen wir jetzt.“
„Erm – und was ist mit deiner Freundin?“, wollte nun Ethan wissen. Cal legte den Kopf schief und blickte dann zu Jill. Tief atmete er durch: „Gibt es eine Chance, dass wir sie von den Borg befreien können?“
„Nach menschlichem Ermessen? Keine großartige. Die Borg passen sich an, wie du wissen müsstest. Das heißt, die Versuche Locutus und Seven of Nine vom Kollektiv zu trennen, sind in selbigem abgespeichert worden und können gekontert werden.“
„Dein Vorschlag, T.O.?“
Nun war es an Jill, tief durchzuatmen, ehe sie ihre Hand auf die Hand des Captains legte: „Es tut mir leid, Cal. Wenn die Borg Ret’tang übernehmen können, sind mögliche Friedensverhandlungen mit Romulus mehr als schwierig. Wir müssen hier auch das große Ganze im Auge behalten.“
„Du schlägst vor, dass ich dabei stehe und meine Freundin sterben lasse?“
Eine Antwort der taktischen Offizierin blieb aus, da in diesem Moment das Schiff zu beben begann.
„Bericht!“, schrie Cal, griff nach der Konsole vor ihm und versuchte, sich zu stabilisieren.
„Direkter Treffer, keine schweren Schäden“, vermeldete die T.O. und blickte dann zu ihrem Kommandanten: „Sir? Es sind Helena, Daniel und Tijal, die uns mit der Wasp 1 unter Feuer nehmen.“
„Oh“, machte der Kommandant, „Dann haben sie ihre Betäubung offenbar schneller abgeschüttelt, als wir gedacht haben.“
Er wandte sich an Jill: „Die Schockphaser bereitmachen.“

Ein Strahl von beunruhigender blauer Farbe traf die Wasp.
Daniel und Tiijal fielen in Ohnmacht, was Helena nicht sonderlich zu stören schien. Der Zeigefinger ihrer rechten Hand blieb auf dem Phaserfeuerknopf, während sie mit der linken die Navigationskontrolle der Wasp-1 übernahm und einen Kurs auf die Heimatbasis setzte. Einen letzten Phaserstoß gab sie auf das Renegatenshuttle ab – die Borg durften diesen Planeten nicht verlassen und die Assimilierung und der Tod von Captain, taktischem, wissenschaftlichen und ersten Offizier war unschön, aber sie wusste, dass sie das richtige tat.

Erneut ging ein Ruck durch das Shuttle, dass sich blitzschnell um 45 Grad auf der horizontalen Achse neigte und dem Erd- bzw. Romulusboden näher kam.
Ethan meldete „Wir sind im Sinkflug.“, und sah entsetzt von seiner Konsole auf.
Cal versuchte seine Stimme unter Kontrolle zu halten. Verdammt, er war doch der Captain, oder? Also durfte er nicht die Kontrolle verlieren – nein, er musste in solchen Situationen ein Fels in der Brandung sein.

Felsen. Wasser! HA! Das war es doch. 
 „Irgendwelche Wassergrundstücke oder Wälder in der Nähe? „, fragte er.
Jill nickte: „Ungefähr 100 Meter von uns entfernt. Es ist ein Wald – mit Wassergrundstück.“
Resignierend sah Cal auf. „Naja, wenn wir schon abstürzen, dann aber an komfortablen Orten. Kurs setzen.“, befahl er. Das Shuttle wurde ausgerichtet, dann stürzte es ab.

Cal wurde sichtlich nervös. Fels in der Brandung? So’n Quatsch!
 „Irgendwelche letzten Gedanken, Wünsche oder Gebete, die man vortragen möchte, hm?“
Schweigen.
„Nundenn, alle Männer und Frau auf Aufschlag vorbereiten.“, schrie er.
Dann krachte es. Das Shuttle traf auf den Boden auf.
Die kinetische Energie des Aufpralls wurde durch die Trägheitsdämpfer der Hornet zwar gemindert, aber nicht komplett geschluckt, was verheerende Auswirkungen auf Inneneinrichtung und Crew hatte.
Captain und T.O. wurden aus ihren Stühlen gerissen, schlugen gegen zwei Konsolen – also gegen jeweils eine – und gingen dann schwer benommen zu Boden.
Jill streckte ihm die Hand entgegen, versuchte ihn zu wecken, doch Cals Augen schlossen sich, einem Statement, dem sich auch die Augen der T.O. anschlossen. Auch Ethan und Alexander wurden gegen Teile des Interieurs geschleudert und verloren das Bewusstsein.


Der Kopf tat dem Captain heute noch weh, wenn er sich daran erinnerte.
Und natürlich auch das Herz, denn diese Szenerie ging Hand in Hand mit einer anderen Erinnerung einher – nämlich der, einer Agatha Silverbird, die von einem überraschend auftauchenden Borg gegriffen und assimiliert wurden war.
Noch Jahre später wachte er, wenn er von dieser Sache träumte, mit einem lauten „AGATHA!“-Schrei auf, hörte das entsetzt-überraschte Keuchen seiner Freundin und sah, wie ihre wunderschönen, hypnotisierend-grünen Augen all ihre Strahlkraft verloren, wie ihre Haltung immer mechanischer wurde und ihre Stimme, die ihn so zu bannen vermochte, immer lebloser wurde, bis sie diese Worte sagte, die er fürchtete:  „Ich bin Translatus von Borg.“
Und ab dem Moment war es ihm eigentlich klar gewesen, dass er versuchen würde, was zu versuchen wäre, um Agatha wiederzubekommen – und sei es, dass er dafür assimiliert würde.

Wie würde es Laura Holt in der englischen Variante des Intros der ersten Remington Steele Staffel sagen? „Try this for a dark, deep-down secret.“
Oder auf Deutsch: „Darf ich Ihnen mal unter dem Siegel der Verschwiegenheit etwas verraten?“
Und darf ich, der Autor, den Lesern unter dem Siegel der Verschwiegenheit etwas anvertrauen? Oder wie es in der Webshow heißen würde: „Just between you, me and the internet?“
Sie haben es richtig gelesen.
„Und ab dem Moment war es ihm eigentlich klar gewesen, dass er versuchen würde, was zu versuchen wäre, um Agatha wiederzubekommen – und sei es, dass er dafür assimiliert würde.“
Es war Cal eigentlich egal, welche Variante der Beiden er durchsetzen konnte – der Captain war sich an dem Tag, als seine XO assimiliert wurde, sicher, dass ein Leben ohne sie für ihn nicht mehr vorstellbar war.
Wenn er sich dafür assimilieren lassen müsste – so sei es.

„Cal?“
Die Stimme der XO war nicht mechanisch, nicht leblos, sondern sehr liebevoll – und da erkannte er, dass er sie wieder gegriffen und an sich gepresst hatte. Sie bedachte ihn mit besorgtem Blick: „Ist alles okay?“
„Mir geht es gut, mein Liebling.“, lächelte er und merkte, wie Tränen sich Bahn brachen, „Ich hab nur gerade an – einen bestimmten Tag gedacht. Und ich will verdammt sein, wenn ich diesen Tag noch einmal erleben muss.“
Damit küsste er sie, schaute ihr in die Augen und lächelte: „Ich lass dich nie wieder los, mein Schatz.“
„Cal, du klingst gerade wie Gollum.“, zwinkerte die XO ihm zu, küsste ihn dann ebenfalls und wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht, ehe sie ihm ein „Und ich werde mich hüten, dich loszulassen“ zuwisperte, was sie mit einem „zumindest im metaphysischen Sinne“ einschränkte.

Der Captain atmete tief durch, blickte dann zu den ebenfalls anwesenden Hochwohlgeborenen und nickte ihnen zu: „Entschuldigung, ich hatte gerade meine Fünf Minuten.“
„Cal, du hast jede Stunde deine fünf Minuten.“, grinste ihm Jasmin zu und zwinkerte: „Find ich aber irgendwie niedlich.“
„Niedlich?“, echoten Cal, Agatha und – nicht wirklich überraschend – Aladdin wie aus einem Mund. Die Prinzessin kicherte: „Naja, etwas unbeholfen, wie ein … naja, er erinnert mich irgendwie an Rajah, als er noch klein war.“
„Ach, du meinst deinen Shere Khaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan ?“, fragte der Captain, wobei der das Wort „Khan“ so laut schrie, wie er es von den Sicherheitsaufzeichnungen der ENTERPRISE kannte.
Und es war ihm eigentlich klar, dass Jasmin ihn gleich aus zwei Gründen ein wenig sparsam anblicken würde. Er schüttelte mit dem Kopf: „Nicht weiter wichtig. Also – das… dieses Chaos hier… ist das Nervenzentrum meines Schiffes. Also – wenn es funktioniert.“
„Und was macht man von hier aus?“, fragte nun Papyrus, was Cal zu einem Grinsen nötigte: „Nun, entweder sagt man „Mister Strange, setzen Sie Kurs auf Canon Eos 400 D, Warp 10 Energie!“, man ruft „Jill, nimm das feindliche Ziel unter Beschuss, Feuern wenn Bereit!“ oder man sagt „Agatha, Du hast die Brücke, ich hau mich hin, und penne.“
„Was du hauptsächlich sagst.“, grinste die XO.
„Sollte nicht wundern. Ich bin nur der Klassenclown, Du bist die wahre Kommandantin.“, zwinkerte der Captain ihr zu.
Dann blickte er wieder in die Runde: „Tja, tut mir leid, dass wir euch momentan so gar nix von dieser tollen Technik zeigen können, denn – wie soll ich sagen – das Schiff hat ordentlich einen verbrezelt gekricht, als es sich gegen die Jaffa behauptet hatte.“
„DIE Jaffa?“, fragte nun Jasmin, „Ich kenn nur einen Jaffar.“
„Hier laufen Jaffa rum?“
Die Stimme des Captains klang plötzlich sehr belegt.
Er erinnerte sich daran, wie er damals die erste Mission mit SG-1 und der Voyager-Crew erlebt hatte.


„WAS????“, schrie Cal, als Sebastian ihm Bericht erstattete. „Du hast was gemacht?“
„Samantha Carter gerettet.“
„Aber Du hast dafür Seven Of Nine erschossen.“
„Ja, aber nur einen Klon.“, fuhr eine andere Stimme in die Parade. Calvin und Scotty drehten sich zeitgleich um.
„A… aber…… Seven???? Sie sind gar nicht Borg?“, stotterte Calvin.
Seven schüttelte den Kopf. „Nein. Die Goa’Uld klonten uns alle, als wir bewußtlos waren.“
„Also laufen da draußen auch noch Versionen von uns rum?“, fragte Calvin ungläubig.
„Allerdings!“, meldete sich Sam zu Worte. „Sie haben gesehen, das es noch eine Sam gibt, die als Wirtin für Hathor dient.“
„Das kann doch nicht sein!“, schluckte der Sternenflottencaptain, „Ich … wie… warum?“.
Sam ging auf ihn zu und zeigte auf ihn, sich und Seven.
„Ich habe Klone von Dir, mir und Seven gesehen. Wie erklärst Du dir das, Captain?“, fragte sie.
Erneut schluckte der Captain, blickte dann ins Rund und seufzte.
„Okay,“ sagte er, als er die Sprache wiedergewonnen hatte, „hier ist der Plan. Wir………“
„……machen erstmal gar nichts und verhalten uns so, wie es sich für Jaffa und eine Königin gehört. Gleichzeitig versuchen wir, die Borg und die Goa’Uld kampfunfähig zu machen.“, unterbrach ihn Sam.
Calvin konnte wieder nur staunen.
„Äh, genau.“, stammelte er.
„Alles klar. Ihr benehmt euch jetzt wie richtige Jaffa. Ihr geht nirgendwo hin.“, bestimmte Carter.
„Moment mal.“, Calvin stand auf, blickte die schöne Blonde an und deutete auf sich, „Ich bin der Captain.“
„Ja, eben. Du bist CAPTAIN und ich bin ein MAJOR.“, sagte Sam.
„Naja, aber im Bewertungssystem der Föderation ist ein Major ein Lieutanant Commander, während ein Captain den Rang eines Colonels hat. Klar?“, sagte Kommandant der DRAGONFLY , ohne den Blickkontakt zu Sam abreißen zu lassen.
„Das mag sein.“, sagte der Major…
Calvin triumphierte.
„Andererseits,“ ertönte plötzlich Sams Stimme wieder, „befinden wir uns nicht im Bewertungssystem der Föderation. DU tust das was ICH sage, kapiert?“
„Ja, Chefchen.“, murmelte Calvin.


Er schüttelte den Kopf, riss sich in die Jetztzeit zurück und blickte Jasmin an: „Wenn die Goa’Uld hier sind, dann…“
„Die wer?“
„Goa’uld. Die Götter. Die von den Jaffa angebetet werden.“, erläuterte Cal und Jasmin legte den Kopf schief: „Wieso von den Jaffa? Es gibt nur einen Zauberer, der so heißt – und eigentlich müsste er inzwischen tot sein.“
„Ein Zauberer namens Jaffa?“, fragte nun die XO und schaute zum Captain, der sich mit Anlauf gegen die Stirn schlug: „Argh! German facepalm! Natürlich. Jaffar – mit nem zusätzlichen R hinter dem letzten A, Schatz. Hat nix mit den Goa’Uld zu tun, von denen…“
„Die lieben Leutchen hier eigentlich nichts wissen und von denen Du ihnen beinahe erzählt hast.“
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Es ist halt ‚a whole new world“, mit der sie sich hier beschäftigen müssen, „a new, fantastic point of view“.“
Damit blickte er zu seinen Gästen: „AH! Aber ich hab eine Idee, was wir uns noch anschauen können. Vielleicht funktionieren die ja. Dazu müssen wir eine kleine Sportive Tour durch die Jeffriesröhren einlegen, seid Ihr dazu bereit?“
„Wir schon“, grinste Theti.
„Bist du es auch?“, kam es von Jasmin geschmunzelt.
Cal rollte mit den Augen. Womit hatte er das wieder verdient?
„Vermutlich mit Recht“; beantwortete der Kommandant seine Frage im Geist selbst und zuckte mit den Schultern: „Lasst es uns rausfinden.“

TBC



CaptainCalvinCat

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Kapitel 23.4 

Es war ja eigentlich klar. Da kommt man nach fünf Tagen auf eine um Jahrtausende gealterte DRAGONFLY zurück und muss erstmal die überflüssigen Pfunde, die man sich im Palast angefuttert hatte (und das Essen war auch lecker) durch „Jeffriesröhrenkrabbeln“ abtrainieren.
Und auch, wenn es unserem Starfleetcaptain nicht anders ergeht als meinen werten Leserinnen und Lesern – also das intelligente Fragewort mit H (HÄ?) in ihren Köpfen auftauchte, als Cal zum ersten Mal feststellte, dass sein Schiff binnen Tagen um das knappe 710400 Fache gealtert war (148000 Jahre mal 365 Tage – wobei wir den einen Tag alle vier Jahre mal großzügig ignorieren ergibt 3552000 Tage, die dann wieder durch 5 geteilt werden) gibt es nur eines, was er mehr hasst, als nicht zu verstehen, was eigentlich „ambach“ ist, wie er in seiner Sprache gerne sagte: Durch Jeffriesröhren zu krauchen.

Und Jeffriesröhren sind jetzt nicht unbedingt jemandes bevorzugter Rückzugsort – besonders nicht, wenn die Dinger ein paar Tausend Jahre frei gelegen haben. Es würde den Captain nicht verwundern, würden Ratten, Mäuse oder Silberfischchen durch sein Schiff kriechen – und das ging noch. Vor seinem inneren Auge sah er, als er das Schott zur nächsten Jeffriesröhrenkreuzung öffnete, ein Wespennest an der Decke kleben – und kaum, dass er im Raum war, würden die Biester ausschwärmen und ihn angreifen.
Tief durchatmend nahm er all seinen Mut und seine Kraft zusammen, schob das Schott auseinander – die eine Hälfte nach links, die andere öffnete sich automatisch mit – und streckte seinen Kopf durch die gerade entstandene Öffnung.

Nichts.
Was war das schön. Kein aggressives Summen, nicht mal ein verwundertes Brummen – Stille.
Die Stille seines Schiffes.
Cal zog die Beine an und machte sich dann auf, die Jeffriesröhrenkreuzung zu betreten.

Die Jeffriesröhrenkreuzung heißt Jeffriesröhrenkreuzung  weil sich hier mindestens zwei, manchmal sogar drei Jeffriesröhren, die das Schiff wie kleine Tunnel, respektive Wartungsschächte durchkreuzten, trafen. Eine Röhre, die das Schiff der Länge nach durchquerte, traf auf eine, die das Schiff der Breite nach durchquerte und auf eine, die dasselbe der Höhe nach tat. Der Captain wusste: Es waren eigentlich nur zwei Röhren die zu nehmen waren – die eine von der Heckstation der Brücke zu einer Kreuzung, die ihn dann dazu nötigte, sieben Decks nach unten zu klettern. Hatte man dies geschafft, musste man sich eigentlich nur von dem Röhreneingang abwenden und einfach geradeaus laufen – oder zumindest genau diese Richtung, immer Heckwärts, nicht aus den Augen verlieren.  Es würde sich noch einmal eignen, ein oder zwei Decks nach unten zu klettern, damit man auch den Haupteingang des Shuttlehangars erreichte – was sein Ziel war.

Es würde ihn nicht wundern, wenn Jasmin, Aladdin, Papyrus und Theti sich fragen würden, was sein Plan war und – wenn er ehrlich mit sich selbst war, hatte er keine Ahnung. Er wollte ihnen den Shuttlehangar zeigen – aber weswegen eigentlich? Wäre es nicht eigentlich besser, die DRAGONFLY wieder zu reparieren, wozu er seine Crew brauchte? Wo war die eigentlich?

Unter ihm befand sich die Jeffriesröhrenabdeckung, von der aus man jetzt bequem sieben – oder gleich acht – Decks nach unten steigen konnte und gerade, als er sich bückte, um die Abdeckung zu öffnen, schwindelte ihm.
Es war nicht die Wunde, die sich wieder in Erinnerung brachte und die ihm vermutlich, bevor er zum Shuttlehangar gehen konnte, einen Besuch auf der Krankenstation nicht ersparen würde – es war etwas anderes.
Er war auf seinem Schiff – und so, wie es jetzt war, so leblos, so tot, hatte er es bisher nur einmal gesehen. Als die Jem’Hadar es zum Ende des Dominion-Krieges hin, in seine Einzelteile zerpustet hatten.

„Cal? Bist du in Ordnung?“
Verdammt, wer hatte das gefragt?
Kurz schüttelte der Kommandant den Kopf, blinzelte mit den Augen, die gerade immer schwerer wurden und von denen er merkte, wie sie sich mit Tränen füllten, dann sah er in die grünen Augen seiner XO, die ihn besorgt ansah.
„Was ist mit dir?“, fragte sie und der Kommandant schüttelte den Kopf: „Ich… ich weiß es nicht. Ich weiß nur, ich… ich bin ein bisschen … dizzy.“

Agatha Silverbird ging neben ihrem Freund in die Knie. Kurz tastete sie nach seinem Puls – man, wie der raste – und dann nach seiner Stirn. Sie war allerdings nicht erhitzt, sodass sie ein Fieber ausschließen konnte. Oder?
„Hey, Cal. Sag was?“
Der Captain seufzte, stemmte sein Augenwerk auf und schüttelte den Kopf: „Okay – Blutvergiftung, Skorpionstich, Killersporen aus dem Grab des Tut-Ench-Amun? Was von denen hat mich gerade in ihrem windelweichen Würgegriff?“
Agatha lächelte, beugte sich vor und küsste ihren Captain: „Wie wäre es mit einer mittelschweren Panikattacke, weil du jetzt tatsächlich durch das Schiff laufen musst und eigentlich weißt, dass die ganze Nummer vollkommen entgegen der ersten temporalen Direktive ist?“
„Das Laufen durch das Schiff?“
„Deinen neuen Freunden das Innere der DRAGONFLY zu zeigen, du durch Gottes Unvorsicht zum Mensch gewordenes Ross.“
„Hey, kein Grund Farkars und Waldbrunn zu zitieren, ja?“, knurrte Cal und rappelte sich auf. Erneut schüttelte er den Kopf: „Ich glaube, ich bin tatsächlich etwas nervös.“
„Glaube ich dir. Aber Du hast dich in diese Situation manövriert – jetzt sieh zu.“, knuffte sie ihm in die Seite und klopfte ihm dann auf den Allerwertesten, „Also, los geht’s“.

Jasmin und Aladdin warfen einen Blick auf das Pärchen vor ihnen, dass sich „Zweifelnd“ zu nennen schon beinahe verbot. Auch das „irgendwie sind die Beiden, seit sie Käpten und Kommander geworden sind, ein bisschen seltsam, oder?“ von Papyrus und das „Die waren schon die ganze Zeit merkwürdig, aber momentan übertreiben sie es“ von Theti zeigte, dass der Konsens der vier Abgesandten darin bestand, Cal und Agatha für vollkommen durchgeknallt, rettungslos verrückt und  komplett hilflos in einander verliebt zu erachten.
„Folgen wir ihnen?“, fragte nun Aladdin und Jasmin blickte ihn aus ihren großen, braunen Augen an: „Natürlich, was sollen wir sonst machen? Uns hier absetzen und eventuell verlaufen?“
Sie schüttelte den Kopf und machte sich dann auf, den beiden Prinzen, die gar keine waren, zu folgen.

„Kommt mal her.“
Cals Stimme schien ein bischen an Selbstvertrauen zugenommen zu haben, als Theti ihn dabei beobachtete, wie er sich an einer Art „Platte“ zu schaffen machte, die in den Boden eingelassen war. Vermutlich so etwas wie eine der Lukentüren, die sie auch im Palast gesehen hatte. Schnell nickte sie Aladdin zu, trat dann neben den Mann, der bis vor kurzem noch auf den Namen „Prinz Doktor“ gehört hatte und ging neben ihm in die Knie.
„Ratofer hat mal gesagt…“
„Das ist ja alles sehr nett, Prinzessin, aber diese Luke ist komplett verzogen. Da ist kein Durchkommen, wenn wir nicht…“
Sprachs und fand sich in einem Metallregen wieder. Die Luke war explodiert und Prinzessin Theti brachte die Hände vors Gesicht, um sich vor den heißen Metallschrabnellen zu schützen, die durch die Gegend sirrten. Überrascht blickten sie sich um und sahen Agatha Silverbird, die auf die Luke angelegt hatte. Sie zuckte mit den Schultern: „So geht es schneller.“
Sprachs und machte sich daran, sich durch die Öffnung nach unten sinken zu lassen.
„Okay“, richtete Cal sich auf und blickte ins Rund: „Der erste Schritt nach unten ist immer sehr schwierig, also passt auf, dass ihr die erste Strebe der Leiter mit dem Fuß erwischt. Im Zweifelsfall…“
Theti lächelte ihn an, streichelte ihm einmal sanft über die Wange, sagte ein „Du bist lustig, Prinz Doktor“ und machte sich dann daran, die Leiter herabzusteigen.

Deck 5

Zeitersparnis? Tse – von wegen.
Sie waren gerade auf Deck fünf angelangt, Agatha beugte sich vor um die nächste Luke zu öffnen, da zischte Cal neben ihr schmerzerfüllt auf.
„Cal, was ist denn jetzt…“
Weiter kam sie nicht, als sie bemerkte, dass die Wunde, die seinen Bauch verunzierte, inzwischen begann, erneut zu bluten.
Agatha rollte mit den Augen, rief ein „Ich bin gleich wieder da“ und eilte hinaus, während der Captain einen weiteren Schmerzenslaut ausstieß und dann gegen das nächste Schott sackte, während er mit sperrangelweit offenem Mund und immer kleiner werdenden Augen unintelligent in die Luft starrte.
Jasmin war bei ihm, ging neben ihm in die Knie: „Hey, Kellwin? Kannst Du mich hören? Nicht einschlafen, ja?“
Und während sie das tat, stellte Aladdin, der die ganze Sache beobachtete fest, dass seine Frau verdammt kompetent war. Das war etwas, das er eigentlich wusste, aber irgendwie… er musste festhalten, dass er zwischendurch feststellte, wie selbstverständlich manche Dinge geworden waren. Jasmin war eines der wohl mitfühlendsten Wesen, das er sich vorstellen konnte – kein Wunder, dass sie mit den Katib sofort Kontakt knüpfen konnte.
Und wie sie sich jetzt um diesen Mann kümmerte, der ihnen mehrere Male geholfen hatte, machte ihn – obwohl es ihm eigentlich gar nicht zustand, schließlich war sie ein vollkommen selbstständiges Wesen und kein Besitz – Stolz auf sie.
Auch er ging neben dem Captain in die Knie, tastete nach seinem Puls, genau wie es Genie ihm beigebracht hatte.
„Der Puls rast“, stellte er fest und…

Cal verstand gar nichts mehr.
Seine Seite brannte, sein Kopf schmerzte und er war sich sicher, dass dies vermutlich doch eine Blutvergiftung war. Und – sein Universalübersetzer schien ausgefallen, denn was Jasmin und Aladdin zu ihm sagten, schien irgendwie keiner Sprache ähnlich zu sein, die er normalerweise sprach.

„Cal?“, versuchte die Prinzessin ihn anzusprechen, doch in seinen Augen sah sie bloßes Unverständnis. Kurz ging ein wenig prinzesslicher Fluch durch ihren Kopf, als sie die Diagnose Aladdins hörte und sie seufzte.
„Kepten! Kommen Sie zu sich!“, sagte sie, nun mit einem etwas befehlendereren Ton und sie versuchte, ihre Befehlshoheit weiter auszuspielen – allein was auch immer mit dem Mann war, ließ ihn an dieser Art und Weise nicht teilhaben.
„Geht bitte dort weg!“, hörte sie dann die hastige Stimme Prinzessin Song Silverbirds, die herbeigeeilt kam, ebenfalls neben dem Captain in die Knie sackte und etwas aus einem Koffer herausholte, was Jasmin an eine Art dicken Stock erinnerte.
„Das wird jetzt ein wenig weh tun, Cal.“
Die Stimme Agathas schien besorgt, gleichzeitig bestimmt, ehe sie den Stock an den Hals ihres Freundes führte.
Ein leises Zischen erfüllte den Raum und die Augen des Captains weiteten sich, ehe sie ganz zufielen und er erschlaffte.
Jasmin blickte der Frau mit den roten Haaren in diese unergründlichen, grasgrünen Augen, als sie zu ihr herüberblickte: „Könntet ihr mir helfen, ihn in unser Lazarett zu bringen?“

Wenn der Junge aufwachte und sie wieder in ihre Zeit zurückkehrten, so schwor sich Agatha, war aber mal wirklich schluss mit dem Lotterleben des Replikatornutzers. Cal würde auf Diät gehen. Das Gewicht des Captains war ja nicht mehr heilig – aber, wenn man keinen Sport machte.
Aber wie pflegte Cal immer zu sagen: „Ich mag zwar ein Pottmensch sein, aber was diese beiden Lebenseinstellungen angeht, halte ich mich an meine wahre Heimat – genauer gesagt: Mit Winston Churchill. Ich traue auch keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“
Meistens wurde dieser Satz gefolgt von einem leicht dümmlichen Lachen und dem Satz: „Ich meine natürlich: No Sports! Damit ist Churchill 80 geworden.“
Nun stellte sich aber die Frage, ob diese Wunde, die seinen Bauch verzierte tatsächlich nur ein kleiner Kratzer war – oder ob er Churchill bald selbst fragen konnte, ob man ihn da richtig zitiert hat.
Agatha griff nach dem medizinischen Tricorder, klappte ihn auf und seufzte. Verdammt, warum hatte sie Gina damals nie richtig zugehört? Dabei hatte es die Italienerin ihr doch mit Engelsgeduld erklärt – man klappte den Tricorder auf, betätigte die Med-Taste, entnahm die Scannereinheit und dann… und dann was?
Hatte Gina gesagt, dass sie auf keinen Fall die Lib-Taste drücken sollte? Oder sollte sie diese auf jeden Fall betätigen?

Agatha verfluchte sich in Gedanken, schließlich war das doch eigentlich einfach. Oder?
Und dann spürte sie die sanfte Hand von Prinzessin Theti auf ihren Schultern, wandte sich zu ihr um und schaute in zwei große, braune Augen, die sie freundlich anfunkelten.
„Du siehst aus, als könntest Du selbst eine kleine Beruhigung gebrauchen.“, sagte die Ägypterin und Agatha atmete tief durch: „Du hast keine Ahnung wie sehr. Ich weiß, ich habe diesen Kurs belegt, ich weiß auch, Gina – unsere Bordheilerin – hat mir das alles noch einmal erklärt… aber meinst Du ich komme jetzt darauf, welche Tasten ich drücken muss? Aber ich kann mich jetzt nicht einfach hinsetzen und die Hände in den Schoß legen, wenn der Vollidiot auf dem Biobett mich braucht.“
Erneut glitten die Hände der Ägypterin über die Schultern der XO: „Du nützt ihm aber nichts, wenn Du gerade deinen Verstand verlierst. Setz dich auf das Biobett neben deinen Freund und denke nach. Nimm dir die Zeit – die Wunde wird ihn schon in den nächsten Minuten nicht umbringen.“
Und Agatha musste einsehen, dass die Ägypterin durchaus recht hatte.


TBC


Kapitel 23.5

So war es eigentlich immer – in der Zunkunft, dem 24. Jahrhundert, war es möglich, eine Person mit einem medizinischen Tricorder zu scannen und dann festzustellen, was mit dieser Person nicht stimmt. Krümmt sie sich vor Schmerzen, fasst sich an den Bauch und schreit laut, greift man nach dem Tricorder, scannt und stellt fest: „Aha – Blinddarmentzündung, die sich zu einem Durchbruch verschlimmern könnte.“
Also gibt es ein nettes Hypospray, die Person fällt in einen gnädigen Schlaf, man schneidet den Patienten auf, trennt das ab, was abzutrennen ist und heilt die Wunden mit einem Hautregenerator. Kein Problem.

Ein Trip ins 20. Jahrhundert öffnet einem da schon die Augen. Zwar sind Ärzte diese Halbgötter in Weiß, aber zwischen einem Arzt in Weiß und einem Arzt, der alles weiß, liegen mitunter Welten – das heißt, wenn man Pech hat, schneidet man einen Patienten auf, da akuter Verdacht auf Blinddarmdurchbruch besteht und es stellt sich raus, dass es genau das nicht ist. Dann wird weitergerätselt.
Genauso ist es mit den sogenannten „Differentialdiagnosen“ – mehr oder weniger ein „Wir haben keine Ahnung, ob es das ist, aber welche Krankheit könnte auf die anfängliche Diagnose noch zutreffen.“
Womit ich den Beruf des Arztes nicht schmälern will – nicht falsch verstehen. Es ist eine ausserordentliche Leistung, das alles zu schaffen, nur: Trotz allen Wissens bleiben auch Ärzte des späten 20. Jahrhunderts dabei, bei wirklich schweren Schmerzen zu sagen „Gut, das könnte das sein, aber es könnte sich auch so und so verhalten.“
Sicherheit bringt dann meist ein Blick in den Körper, durch Röntgen, etwa.

Nun sind wir Menschen des frühen 21. Jahrhunderts alles andere als primitive Wilde. Allein der Fakt, dass ich hier sitze, Glühlampen erhellen das Zimmer, in dem ich auf einen schwarzen, tafelähnlichen Gegenstand von 16 Zentimetern Länge, 46 Zentimetern Breite und ungefähr zwei Zentimetern Höhe tippe, der mit einem Schlauch mit einem anderen Gegenstand verbunden ist, dessen Breite 34 Zentimeter, Länge 27 Zentimeter und Höhe 3 Zentimeter beträgt und der über eine Art „Tafel“ verfügt, die an dessen Kopfende angebracht ist, mit den Maßen (Nach Länge, Breite, Höhe)  1 mal 34 mal 27 und die auch noch leuchtet und auf der Buchstaben erscheinen, wie „Buchstaben erscheinen“ ließe einen Bewohner des Neolithikums, wäre er anwesend, entsetzt aufschreien. Auch eine Person aus dem Mittelalter – wäre sie hier – würde mich lieber heute, als morgen auf dem Scheiterhofen vor dem Kölner Dom sehen und Albert Einstein würde sagen „Eine faszinierende Technik, junger Mann.“.
Was Heinz Erhardt sagen würde, weiß ich nicht – vermutlich irgendwas lustiges.
Oder wie es schon Tobias Mann als Heinz Erhardt geschrieben hat „Hier regnet es und ich muss zittern – mein Handy ist zu nass zum Twittern“.

Doch Agatha Silverbird war nicht im 20. Jahrhundert, weder im frühen, mittleren, späten oder so späten, dass es eigentlich schon wieder das frühe 21. Jahrhunder war.
In welchem Jahr sie gefangen war, wusste sie nicht, sie wusste nur, dass die Wunde ihres Freundes, ihres Geliebten, des Mannes, mit dem sie Tisch, Bett, sonische Dusche, Kommandoposten und zwischenzeitlich auch extrem dämliche Ideen teilte, beschlossen hatte, dass der Trip durch ein komplett deaktiviertes Schiff, inklusive kleiner sportiven Tour durch die sogenannten Jeffriesröhren ein guter Zeitpunkt wäre, sich als weltoffen zu präsentieren und das Blut des Captains mit einem „Freiheit für die roten Blutkörperchen“ rausströmte. Einzig die Organe sagten „Seid Ihr bescheuert? Hamburg ist das Tor zur Welt, nicht die Wunde eines Sternenflottencaptains. Ne, wir bleiben schön hier.“
Und sie war sich eigentlich sicher, was mit dem medizinischen Tricorder zu tun war, nur – der Fakt, dass sie im Jahr Anno Dunnemals steckten – und das so weit, das sie diesen Dunnemals, wer auch immer das war, vermutlich sogar gleich treffen würden, zusammen mit Fräulein Leichnam aus dem Buch „Der weiße Neger Wumbaba“ und Herrn Lachen aus dem Witz von Hennes Bender – beunruhigte sie in diesem Zusammenhang, denn: Sie war keine Ärztin. Sie war erster Offizier eines Schiffes, das von einer Vollblödbirne geführt wurde, einer Vollhohlfritte, die sich gerne mal in andere Zeiten einmischte. Aber sie hatte keine – oder nur geringe – medizinische Ausbildung.
Kurz hatte sie diese komplette Leere gefühlt, hatte gesehen, wie Cal auf dem Biobett lag, die Wunde immer noch das Tor zur Welt darstellte und er immer bleicher wurde – und sie hatte das Gefühl: „Das war es.“

Und das wäre ob des Verlustgefühles nach seinem Tod vor der Bruchlandung der DRAGONFLY ja geradezu von poetischer Natur. Sie holte tief Luft. Agatha war sich eigentlich sicher, dass sein Leben irgendwann durch eine Kubikblödheit (für diesen Ausdruck sei mal dem Kabarettisten Jochen Malmsheimer gedankt) lassen würde.
Und vermutlich war es diese Kubikblödheit, sich mit einem Griechen, der ein Messer in der Hand hatte, einzulassen und anzulegen.
Nichts desto trotz schoss es ihr durch den Kopf, dieser Wunsch, dieser Befehl, den sie sich selber gab: Entspann dich, setz deinen Rotschopf zum Denken ein und nicht nur als Korken für den Hals und dann TU was. Rette deinen Freund.

Kurz entschlossen nickte sie Theti zu, setzte sich auf das Biobett neben Cal, schloss die Augen und entspannte sich.
Was hatte Gina denn damals noch gesagt?

Theti seufzte.
Sie konnte die Empfindungen, die Agatha Silverbirds hübsches Gesicht förmlich ohne großartigen Filter passierten, durchaus nachvollziehen. Da war einmal emotionaler Schmerz, dass ihr Freund auf diesem komischen Bett lag und blutete. Da war grimme Gewissheit, dass er dieses Bett vermutlich nicht verlassen würde – und da war eine Entschlossenheit, die genau so grimm, wie die Gewissheit war, dass sie dies nicht zulassen würde. Und als sie sich auf das Bett neben Cal setzte, die Augen schloss und ihren Kopf gegen ihre Brust sinken ließ, wusste Theti, dass sie gerade versuchte, sich zu erinnern.
Die Prinzessin atmete durch, blickte sich um und stellte fest: Dieses „Raumschiff“ war, wenn man es reinigte, sicherlich auf dem neuesten Stand der neuesten Technik.
Die Betten schienen bequem und die ganzen merkwürdigen Kisten, die in der Gegend herumzustehen geruhten, schienen einen tieferen Sinn zu haben.
Vermutlich waren sie mit einer ähnlichen Art der Magie ausgerüstet, wie die merkwürdigen Waffen, die das falsche Prinzenpaar verwendete.
Also – lieber nicht anfassen.

Kurz warf sie einen Blick zu Agatha herüber, die immer noch da saß, Kopf auf ihre Brust und tief durchatmend. Dann wandte sie sich ihrer Mitprinzessin zu, die ihr in diesem Moment einen Blick schenkte und zwinkerte. Theti nickte, deutete mit dem Kopf auf den Raum, der mit einer Glasscheibe und einem Türbogen von dem Raum abgetrennt waren, in dem sie sich befanden, ehe sie sich an Papyrus wandte und ihm zuflüsterte: „Mein kleiner Fischer, könntest Du auf den Kepten und seine Kommander achten? Ich müsste mich mit Jasmin unterhalten.“

Der Raum, den sie betreten hatten, erinnerte Jasmin ein wenig an das Büro, in dem, sollte er mal nichts zu tun haben, der Hauptmann der Wachen, Razul, sitzen konnte und sich entspannen. Allzu oft hat er dazu aber nie Gelegenheit.
Die Agrabahnische Prinzessin platzierte ihren zierlichen Körper auf dem Tisch, verschränkte die Beine zu einem Schneidersitz und bedeutete Theti, es ihr gleichzutun. Dem Befehl nachkommend, nahm sie ebenfalls Platz.
„Wie gefällt dir Agrabah bisher?“
Die Antwort, ein leichtes Lachen, wurde von Jasmin mit einem Lächeln erwidert.
„Es ist auf jeden Fall nicht langweilig.“, kommentierte die Prinzessin der beiden Länder und zwinkerte ihrer Amtskollegin aus Agrabah zu, „Eine Handelsroute könnte ich mir schon vorstellen – aber bitte nur, wenn Du und dein Prinz auch mitkommt.“
„Warum?“Jasmin war überrascht: „Gefällt Dir unsere Anwesenheit so gut?“
„Ja“, nickte Theti, „Und ausserdem – Du, Aladdin, der Flaschengeist und seine Freundin – Ihr würdet die Räuber doch binnen Sekunden in die Flucht schlagen, oder?“
„Oh, da bin ich mir sicher, denn…“
Weiter kam sie nicht, da in diesem Moment eine Bewegung jenseits der Glasscheibe ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Agatha – Prinzessin Song – war aufgestanden, hatte sich den einen steinähnlichen Gegenstand gegriffen und ihn beim Captain angewandt.


Ein Junge stand einsam am Strand.
Junge? Ein junger Mann, das traf schon eher zu. Die Haare blond und militärisch kurz, die Figur drahtig, die Gesichtszüge markant und der Blick – ja… der Blick. Er reichte in die Ferne und irgendwie würde ein anwesender Beobachter ihm attestieren, dass er ein wenig unintelligent umherschweifte.
Um ihn herum war nichts anderes als Sand, Sand und wieder Sand, während vor ihm die Fluten der Nordsee und des Jadebusens ineinander übergingen, sodaß kein Unterschied zu bemerken war.
Der Junge blickte traurig in die Wogen.

Der Wind, eigentlich immer ein wenig präsent, dem jungen Mann waren keine wirklich windstillen Tage hier bekannt, frischte deutlich merklich auf, sodass er, würde er das tragen, was man im 21. Jahrhundert „Windbreaker“ genannt hätte, den Kragen desselben hochklappen würde.
„Windbreaker“, grinste der Mann, „Auch so ein bescheuerter Werbename.“
 Es ist klar, was gemeint ist – eine Jacke, die den Wind bricht, sodass dem Träger oder der Trägerin kein Lüftchen etwas anhaben kann, doch „to break wind“ heißt nicht „Wind brechen“, auch wenn man die Vokabel, sollte man einer etwas gehobeneren Bildungsschicht entstammen, durchaus mit einem Wind oder einem Lüftchen gleichsetzen könne. Dieses Lüftchen wäre allerdings garantiert nicht mit einer frischen Brise zu assoziieren.

Über den Wind, der am Strand des Örtchens Schillig wehte, konnte der junge Mann ein leichtes Summen hören – ein geräusch, das ihn kurzzeitig ablenkte, aber nicht sonderlich störte. Stattdessen erinnerte es ihn an Zukunft – seine eigene Zukunft.
Kühn dahin zu gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war – das hatte man ihn an der Starfleet Academy in San Francisco gelehrt und er war eigentlich der Meinung gewesen, gut genug aufgepasst zu haben, um diese eine Aufgabe zu erfüllen.
Zumindest war er es zu dem Zeitpunkt gewesen, als er einen Daumenprint auf dem PADD hinterlassen hatte.

War er wirklich dazu in der Lage? Konnte er diesen Beruf tatsächlich schon ausüben?
Eigentlich sollte er froh sein – genau wie alle anderen Mitglieder der Sternenflotte, des Interstellarvölkerundes „Vereinigte Föderation der Planeten“ im allgemeinen und Bewohner des Planeten Erde im Besonderen, dass er noch lebte. Er erinnerte sich an Tage, an denen er in seiner Kabine auf der Utopia-Planitia Flottenwerft, Mars, aufgewacht war und mit Sicherheit sagen konnte, dass genau dies der Tag war, an sein Leben beendet werden würde. Durch Jem’Hardar-Schiffe, die die Werft angriffen und sie alle aus dem All pusteten, durch cardassianische Spione, die – wie in diesem schlechten Captain America Film aus dem Jahr Neunzehnhundert-x-undneunzig  - sich in Verkleidung anschleichen würden, eine Tour durch das neueste Sternenflottenprojekt machten, dann laut „FÜR CARDASSIA“ brüllten und sie alle niedermachten.

Das alles war nie geschenen. Der Dominion-Krieg war beendet, die Föderation war geschwächt, angeschlagen, aber nicht besiegt – und dennoch hatte die Idee, die er mit seinem Bruder und seiner Familie gehabt hatte, nahezu spinnerte Relevanz.
Er – gerade er war Captain.
Das war doch eigentlich nur zum Lachen, oder? Er – der von Kommandoroutine absolut keine Ahnung hatte, hatte sich in einem Moment von geistiger Umnachtung, hoffnungsloser Selbstüberschätzung und – was auch nicht schlecht ist – „gescheiterter Diplomatie für Fortgeschrittene“ (sprich: trotzig mit dem Fuß aufstapfen) gesagt: „Leute, keine Panik, ich mach das.“
Und das Schönste an diesem Irrsinn war: Die Crewmitglieder – seine Klasse, die seine Mutter irgendwie zusammengetrommelt hatte – hatten nicht gesagt „Du hast ja wohl den Schuss nicht gehört“. Stattdessen war ihre Sentenz ein klares: „Mach mal.“

Eine sehr sanfte Frauenstimme riß ihn aus seinen Gedanken.
„Captain ?“, fragte sie.
Dieses eine Wort brachte ihn vollkommen durcheinander. Er erinnerte sich wieder, warum er hier stand. Um den Ausblick zu genießen.
„Captain ?“
Die Frauenstimme verstand es, sich in ein Bewusstsein zu bohren, wie ein Bienenstachel in Fleisch und dann – genau wie ein Bienenstachel – die Impertinenz zu besitzen, dort stecken zu bleiben. Da wollte jemand Aufmerksamkeit.
Der Captain wandte sich um, blickte sein Gegenüber an und blinzelte kurz, um sich zu vergewissern, dass er nicht träumte.
Tatsächlich – er tat es nicht. Direkt vor ihm stand eine wunderschöne Frau, etwa zwanzig Jahre alt, mit langen, feuerroten Haaren und verzaubernd funkelnden, grasgrünen Augen.
Er spürte, wie gegen seinen Willen ein Lächeln über seine Lippen kroch. Es war so typisch für seine erste Offizierin, dass sie ihn abholen würde.
Sie wartete auf ihn. Er hatte einen Job zu erfüllen.
„ Hast Du dich von deinen Eltern und Verwandten verabschiedet ?“, lies sie ihre sanfte Stimme erklingen, was ihn zum Nicken nötigte.
„Natürlich. Und Du bist sicher, das sie hierher kommen werden, Agatha ?“
Es hatte etwas Unheimliches an sich, erinnerte ihn aus irgendeinem sonderbaren Grund daran, das damals Menschen angeblich von grauhäutigen Außerirdischen entführt worden sind.

Nun stand ihm eine ähnliche Reise bevor. Wäre dies nicht real, er hätte gedacht, man würde ihn auf den Arm nehmen. Da hatte man eine Idee gehabt und nun wurde man gezwungen, die Zelte hinter sich abzubrechen. Warum ?
„Sicherlich kommen sie bald.“, erwiderte die Frau namens Agatha und riß ihn damit endgültig aus seinen Gedanken. Dann bemerkte er das Geräusch, das ihn eigentlich schon die ganze Zeit hätte erreichen sollen:  Ein seltsames lautes Summen.
Es erinnerte ihn aus einem sonderbaren Grund an Insekten.

Wespen -  sein persönlicher Horror. Schnell, wendig, kriegerisch, quasi die Klingonen der Insektenwelt der Erde. Ihm schauderte es bei dem Gedanken, so ein Vieh irgendwann einmal auf der Hand zu halten.
Dann starrte die wunderschöne, rothaarige Frau durch ihn hindurch. Calvin sah sie verwirrt an, ihre Blicke trafen sich und etwas -  quasi eine telepathische Botschaft mit dem Wortlaut: „Idiot, dreh dich um.“ -  erreichte ihn, eine Botschaft, der er nur zu bereitwillig gehorchte, wie eigentlich immer, wenn sie ihn ansah.

Und dann sah er es.  Aus der grellen Sonne erschienen Umrisse. Irgendwie hatte er den Wunsch, auf dieses Abzeichen, was an seiner Brust prangte, zu klopfen und die ganze Sache abzublasen. Aber so funktionierte es nicht. Weglaufen……… riet ihm der Überlebensinstinkt, als er sah, was genau auf ihn zuflog. Aus der Sonne flog eine gigantische Wespe in einer ruhigen Flugbahn genau auf ihn zu. Sie würde ohne zu zögern zustechen……… aber da war das Shuttle „WASP 1“ auch schon gelandet. Captain Calvin Nathan Cat signalisierte Commander Agatha Silverbird: „Komm, wir gehen jetzt.“ Und beide betraten das Shuttle.

„Miß Silverbird“, probierte Calvin seinen neuen Kommandantentonfall aus, der bewußt etwas streng angelegt wurde, um das eventuelle Aufmucken zu verhindern, „ bringen Sie uns ins Raumdock“. Die „WASP 1“ hob ab und binnen Sekunden verschwand der malerische Ort, die angrenzende, nicht mehr so malerische Ölraffinerie und diverse kleine Flüsse die sich durch das Land schlängelten. Dann verschwand der Kontinent „Europa“ und binnen Sekunden waren sie außerhalb der Erde. Sie befanden sich jetzt genau vor einem riesigen Raumdock. Zwanzig Schiffe lagen darin. Unter ihnen auch jenes, das ihrer aller Zukunft werden sollte.
Die U.S.S DRAGONFLY .


Cal öffnete die Augen, als er etwas roch.
Desinfektionsmittel, nackte Haut, Shampoo, - was war hier los?
Musste er nicht… hatte er nicht eine Mission?
Seine letzte Erinnerung betraf die braunen Augen Jasmins, die grünen Augen Agathas und den sinnlich geformten Mund seiner XO, als sie ihm etwas zuflüsterte, einen Injektor gegen seinen Nacken presste und sein Bewusstsein verschlang – oder so.
Und wo er gerade gedanklich bei grünen Augen war – genau diese (wie auch die Besitzerin selbiger) schwebten gerade über ihm und er konnte Besorgnis in ihnen erkennen.
„…gatha“, brachte der Captain hervor und er selbst merkte, dass seine Sprache gerade noch ein bisschen unter Beeinträchtigung litt. Sanft lächelte seine XO ihn an, fuhr ihm genau so sanft über die Wange und küsste ihn: „Es ist schön, dass Du wach bist, Liebling.“
„Ich kenn dich doch, Unterbewusstsein, dat is doch n Trick, du wirst doch gleich wieder gemein!“ schoss es dem Kommandanten  durch den Kopf. Das war doch garantiert wieder ein Traum, der darin endete, dass man Agatha erschoss – oder so.
Er kannte sein Unterbewusstsein inzwischen.
Doch als er dann sah, wie Tränen in ihre Augen stiegen, war es ihm eigentlich vollkommen schnurz, ob er träumte oder nicht. Langsam hob er seine linke Hand, die sich irgendwie unendlich schwer anfühlte, berührte ihre Wange und strich sanft darüber.
„Liebling“, murmelte er.

Es war eigentlich keine große Sache gewesen, aber sie hatte Zeit in Anspruch genommen.
Agatha hatte sich dann doch gnädigerweise daran erinnert, welche Taste zu drücken sei und sich dann daran gemacht, den Captain zu scannen.
Mit einem erleichterten „Uff“ hatte sie erkannt, dass die Wunde zwar unangenehm, aber nicht schlimm war und war ihr mit einem Hautregenerator zu Leibe gerückt. Dann hatte sie ihm ein Hypospray verabreicht, das ihn wieder langsam, aber sicher zur Besinnung kommen ließ.
Das träumerische Lächeln, dass Cal ihr zuwarf, ließ ihr Herz schneller schlagen und als er ihre Wange streichelte, war sie glücklich.
Sie beugte sich vor, legte eine Hand auf seinen Bauch, drückte einmal sanft und fragte: „Spürst Du was?“
Erneut ein träumerisches Lächeln, noch immer war er nicht ganz auf dem Damm – und er atmete ein leises „Ja“.
„Gut, dann komm langsam wieder zu dir.“, zwinkerte sie ihm zu und wandte sich dann zu den anwesenden Abgesandten aus Agrabah und Theben.

In den nächsten Minuten, die Cal brauchte, um wieder in den Tag zu finden, passierte nichts wesentliches, das wirklich berichtenswert wäre. Man unterhielt sich über Belanglosigkeiten, schnitt die allseits beliebten Themen „Klatsch“, „Tratsch“ und so weiter an, aber es blieben Nettigkeiten ohne wirkliche Konsequenz für die Handlung.
Dann richtete der Captain sich auf, streckte sich einmal und meldete sich mit einem „So, da bin ich wieder“ zurück.

„Cal, hältst Du das wirklich für eine gute Idee?“, fragte Agatha, als sich der Captain wieder aufmachte, die Krankenstation zu verlassen. Der Kommandant des Schiffes drehte sich zu ihr um, lächelte und nickte: „Klar, Miß Silverbird.“
Sprachs, zwinkerte ihr zu und verließ die Krankenstation.
„Miß Silverbird?“, echote Agatha, blickte zu den Prinzessinen und ihren beiden, sie begleitenden Männern, die ebenfalls mit den Schultern zuckten und sich dann daran machten, dem Einzelindividuum zu folgen.


Erneut waren es etliche Meter, die das Schiff der Länge nach durchquert werden mussten und je weiter sie kamen, desto mehr fragte sich Prinzessin Jasmin ob es überhaupt eine gute Idee war, den Captain, dessen Wunde sicherlich noch etwas Ruhe benötigte, einfach so vorweg stürmen zu lassen.
Als sie dann jedoch den letzten Raum betraten, stockte ihr der Atem.
Captain Cat schien dies bemerkt zu haben, denn er lächelte sie an, nickte und deutete hinter sich: „Ich weiß genau, was Du meinst.“
Und wie könnte er es nicht wissen, blickte sie doch an ihm vorbei auf ein Ding, ein Etwas, das sie mit „Monstrosität“ beschreiben könnte. In der Hauptsache erinnerte es sie an eine Wespe oder Hornisse, allerdings in beängstigender Größe – so groß, dass es sicherlich einen Menschen tragen könne.
Erneut lächelte der Captain sie an: „Ich hab genau die selben Gedanken gehabt, als ich das erste Mal hier reingekommen bin. Ach du heilige Scheiße, wat is datten?“
Damit trat er auf das Tier zu und blickte wieder zu den beiden Prinzessinnen, ihren Begleitern, sowie zu seiner Freundin herüber.
 „Hier haben wir die Hornet eins .“, erläuterte er, „Das Neueste in Sachen bewaffnetem Boden-Luft-Kampf. Von dieser Hornisse kann sich so mancher europäische Falke noch eine Scheibe abschneiden. Ich möchte auch gar nicht genauer drauf rumhacken, was dieses Ding kann und was es nicht kann – eigentlich wollte ich euch, also Dich Jasmin, Dich Al, Dich Theti und Dich, Papyrus, weil Ihr euch so nett um uns gekümmert habt, die Gelegenheit geben, euch die Gegend mal aus der Luft anzuschauen, ohne dabei auf einer Webware – erm… Webware – zu sitzen.“
Cal hatte tatsächlich das erste Mal den Begriff Webware englisch ausgesprochen und sich dann berichtigt, was dem Leser dieser Zeilen erstens selbst hin und wieder passiert und selbst dem Autoren ist dieses Schicksal nicht unbekannt.

Doch mit den einleitenden Worten griff er an das Facettenauge der Hornet – one , etwas, das er bei einer wirklichen, leibhaftigen Hornisse nicht tun würde, wollte er nicht gestochen, gebissen – oder gar beides – werden, und – im Gegensatz zum Fluginsekt der Gattung Vespa Crabro (zu Deutsch: Hornisse) klappte das Heck – also dort, wo sich normalerweise der Stachel befindet nach oben und ließ eine Einstiegsluke erkennen.

Der Fachmann spricht bei dem, was nun passiert von „Retroaktiver Kontinuität“, „Retroactive Continuity“ oder einfach nur „Retcon“, in dem ein Fakt neu eingeführt wird, aber man ihn so behandelt, als sei er seit Tag eins dabei gewesen. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Einführung der Regenerationen beim Doctor oder die von Dawn bei „Buffy- im Banne der Dämonen“, was nebenbei bemerkt auch ein herzerfrischend dämlicher Titel ist, da Buffy meines Wissens nach niemals wirklich im Banne irgendeines Dämonen gewesen wäre, beziehungsweise nicht so lange, um die Serie danach zu benennen. Der originale Titel wäre auch im Deutschen sicherlich cooler gewesen: „Buffy – die Vampirjägerin“
Gut, eigentlich heißt es „Vampire Slayer“ – also Mörderin, Würgerin oder – wie im Falle des Originalfilms: „Buffy – der Vampir-Killer“, was übrigens auch kein schlechter Titel gewesen wäre und ein Film mit dem Typen aus Pee Wees Playhouse ist. Ich wusste es auch nicht, ist auch eigentlich egal.
Wo waren wir dran? Richtig – Retcon.

Der Retcon in dieser Fanfiction beschäftigt sich mit dem Aussehen und der Konfiguration eines Gefährtes der Hymenopterer-Klasse (also des Bee , Wasp , Hornet oder Grasshopper- Geschwaders). Zumindest für die ersten Drei galt, dass das Aussehen einem Holoprojektor geschuldet ist. Dies trifft auch weiterhin zu – allerdings nur teilweise. So ist das Shuttle selbst schon entsprechend geformt, verfügt also im Kopfbereich über zwei große Fenster, die mehr oder weniger die Facettenaugen des Insektes darstellen sollen. Hinter diesen Fenstern befindet sich eine Navigationskonsole, an der sowohl in Worten, als auch in Zahlen zwei Sitze angebracht sind. Geht man den Hornissenkopf nun von vorne nach hinten durch, findet man Computerkonsolen, vor denen sich jeweils links und rechts wiederrum ein Sitz befindet, um es etwaigen Wissenschaftsoffizieren zu ermöglichen, das zu tun, was Sicherheitsoffiziere eben so zu tun pflegen.
Der Mittelteil, vom Pronotum (dicht hinter dem Kopf angesiedelt), bis zum Hinterschildchen (vor dem Mittelsegment und somit vor der Wespen- bzw. Hornissentaille angesiedelt) bietet Platz für weitere Mitreisende, Gepäck und sonstiges. Dahinter befindet sich ein Gelenk – wie bei einem Gelenkbus oder einem Zug und wie auch schon dort findet sich die Wespentaille dargestellt durch ein Gelenk mit Faltenbalg, der den geneigten Zuseher immer irgendwie an eine Ziehharmonika oder mehrere Kaugummistreifen hintereinander in einer Kaugummistreifenverpackung erinnert. Das Gelenk erlaubt eine Krümmung des hinteren Teiles um 180 Grad und bildet gleichermaßen den Übergang in den Geschützbereich, der sowohl von einer Konsole im Cockpitbereich, als auch durch einen Sitz im Geschützbereich selbst gelenkt werden kann. Dieser Sitz befindet sich in einer Metallkonstruktion, die mit dem Geschütz verbunden ist – weiterhin ist er auf mehreren Kugellagern innert dieser Metallkonstruktion fixiert, was es ihm ermöglicht, - egal ob der Geschützteil sich um 180 Grad nach oben, nach links, nach Rechts oder gar nach unten dreht, immer aufrecht zu sitzen.

Warum dies ein Retcon ist? Nun, in den Spiegelungen lautete die Beschreibung der Hornet 1 noch wie folgt.
Zitat
Der Captain war an seinem Flaggschiff der Hymenoptera-Staffel angelangt, der Hornet 1. Er öffnete das Shuttle, das genauso wie eine Hornisse aussah, am Facettenauge, in Wirklichkeit ein äußerst wirksamer Holo-Emitter, und die Illusion von dem Insekt verschwand.  Cal ging zum Heck und öffnete die Heckklappe um einzusteigen.  R’Peng, Munroe  und das Hazard-Team folgten ihm und hinter ihnen schloss sich wieder die Luke.

Das Cockpit der Hornet one war sehr funktional. Cal setzte sich auf den Platz für den Missioncommander, es war der Sitz in der Mitte. R’Peng nahm links von ihm, an der taktischen Konsole, Platz, während sich Munoe an das Navigatorpult setzte.
Cal rutschte unruhig in seinem Stuhl auf und ab, erhob die Stimme und sagte schließlich: „Bringt uns raus.“
Sofort tastete R’Peng nach ihrer Kommunikationskonsole: „ DRAGONFLY, erbitten Starterlaubnis.“ Nach einigen Sekunden wandte sie sich an Munroe: „Starterlaubnis ist erteilt.“


Jasmin betrachtete die Konstruktion, nickte anerkennend und wandte sich an den Captain: „Die fiktivistische Armee -  oder wer auch immer ihr seid – versteht es, diese Gefährte sehr komfortabel auszurüsten.
„Obwohl ich diese Biester hasse – dat Dingen hat Style, nech?“, fragte der Captain, was Jasmin wieder zu einem verblüfften „Bitte was?“ hinriss, obwohl sie es sich eigentlich sparen wollte. Sie würde wohl damit leben müssen, dass sie nicht immer verstand, was Cal sagte.
Dieser schüttelte den Kopf: „Nicht so wichtig. Aber – wollen wir ein Ründchen fliegen?“
„Gerne.“; lächelte nun  Theti.
Der Captain nickte, betätigte einige Schalter und… nichts geschah.
Cal blickte zu Agatha: „Weißt du, was da los ist?“
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Nun – vielleicht schon einmal daran gedacht, dass die Hornet keine Energie haben könnte?“
Cal schluckte. Daran hatte er nun wirklich nicht gedacht.

TBC


CaptainCalvinCat

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Kapitel 24  - …to boldly go, where no one has gone before… well at least not now.

Kapitel 24.1



In Captain Calvin Nathan Cats Hirn geschah etwas, das – wenn man bösen Zungen, etwa Duane Treyter, der sich damals sehr gegen eine Teilnahme am Projekt “Teen Squadron” gestellt hatte, glauben schenken wollte – nur einmal alle Jubeljahre geschah. Er legte den Kopf schief – gut, das passiert recht häufig – ging neben der Kontrollkonsole des Schiffes Hornet – one in die Knie, tippte leicht mit seinem Finger vor seinen Unterkiefer und dachte nach. Richtig und gründlich.

Richtiges Nachdenken ist, wie wir alle wissen, eine Kunst, zu der jeder fähig ist, aber nicht jeder beherrscht. Und da können wir festhalten, dass es durchaus faszinierend ist, mit seinem Gehirn einen leistungsfähigen Computer zu besitzen, der gleichermaßen von Genies, Idioten und allem was so dazwischen rumliegt, bedient werden kann. Cal war von einem Genie – übrigens, nicht dem Flaschengeist, wobei von dem auch – ungefähr so weit entfernt wie Augsburg von Buxtehude, James Bond mit der Idee von vekehrssicherem Fahren oder Jack O’Neill mit dem Verständnis von theoretischer Astrophysik. Es wäre also eine sichere Annahme, ihn nicht unbedingt auf der cleveren Seite des Lebens zu sehen – jedoch hätte man dies getan und würde man nur einen Ausschnitt aus dem Leben einer Person nutzen, um seine Nützlichkeit für die Gesellschaft zu dokumentieren, würde man gerade vermutlich sehr erstaunt sein. Denn – heute hatte er Glück. Wäre sein Kopf ein einarmiger Bandit, in seinen Augen würde zwei mal hintereinander das Jackpotzeichen auftauchen. Auch der Autor weiß, dass ein Einarmiger Bandit drei auf Rollen aufgemalte Zeichen hat, die zusammen die richtige Kombination darstellen um den Jackpot auszulösen, allerdings hat der Mensch nur zwei Augen, auch wenn bisweilen sehr unfreundliche Zeitgenossen eine Person mit Brille „Vierauge“ nennen. Und auf der Nase sollte nun wirklich kein Jackpotzeichen erscheinen.
In Cals Gesicht würden also zwei Jackpotbildchen erscheinen, in klarer, deutlicher, verständlicher Ikonographie, wie man sich so ein „Jackpotzeichen“ eben vorstellt und er würde Geld spucken. Geld – oder zumindest eine Idee.

Cal stubste seine XO an, die kurz einen Blick auf die Frau warf und dann ebenfalls erstarrte.
Trug sie wirklich…
Sie wandte sich an Cal: „Schatz, träum ich oder wach ich?“
Der Captain schaute seine Frau wie betäubt an, blickte dann wieder zu Jasmin und sein Blick verlor sich im schimmernden Diadem, das ihre lange, zur kunstvollen Lockenpracht gesteckte, Frisur an Ort und Stelle hielt.
„Nein“, hauchte er, „Das ist tatsächlich einer.“
Aber wie kam er dahin?
Der Captain wusste es nicht, er wusste nur, dass der blaue Edelstein, welcher als Blickfang im Diadem zu finden war, vermutlich unter Schmucksammlern keinen großen Wert erzielen würde – wohl aber unter Ingenieuren der Sternenflotte.
Es war ein Dilithium-Kristall.


Cal räusperte sich, blickte zu Jasmin und lächelte sie an: „Versteh mich nicht falsch, aber Du hast heute das große Los gezogen, der Schlüssel zur ganzen Geschichte zu sein.“
Die Prinzessin trat auf ihn zu, betrachtete die Kontrollkonsole, ging – ebenso wie Cal es schon getan hatte – in die Knie und erwiderte dann seinen Blick.
„Tut mir leid, ich verstehe diese Technik nicht.“
Kurz runzelte der Captain die Stirn, dann dräute die Erkenntnis heran. Kurz gab er ein „OH!“ von sich, legte dann die Hand auf die Schulter der Prinzessin und schüttelte den Kopf: „Nein, nein, du hast mich mißverstanden, Jasmin. Ich meine, du hast die Lösung.“
Damit deutete er auf ihre Haare: „Ich meine dein blaues Diadem.“
Kurz umwölkte Verblüffung die Züge der Prinzessin, ehe sie lächelte: „Ich verstehe.“
„Tust Du?“
Nun war es Cal, der verwirrt dreinblickte.
„Aha.“, nickte Jasmin gut gelaunt, „Der Kristall ist sicherlich eine Art Energiequelle.“
Die nächste, die erstaunt dreinblickte, war Agatha. Sie trat ebenfalls an Prinzessin und Sternenflottenkapitän heran: „Woher… woher weißt du das?“
„Eigentlich ist es ganz einfach.“, grinste die Thronerbin der schönsten Stadt der sieben Wüsten, „Schaut euch einfach mal um. Ihr verwendet sehr viel Silber und Gold. Auch eure Broschen sind aus diesen Materialien gefertigt worden und so, wie ihr damit umgeht, scheinen diese materiellen Güter für euch keinerlei großen Wert zu besitzen. Zwar könnte es sein, dass ihr dort, wo ihr herkommt, diese Güter im Überfluss besitzt, allerdings… wie soll ich das sagen?“
Kurz blickte sie zu Aladdin, der nickte und den Gedankengang fortführte: „Allerdings sind Leute, die so verschwenderisch mit solchen Rohstoffen umgehen in erster Linie arrogant, abgehoben und halten sich für etwas besseres.“
„Und“, schloss sich nun Papyrus an, „Da ihr genau diese Charaktereigenschaft nicht zeigt – beziehungsweise Du, Cal, schon aber nur minimal…“
„… und ihr eure Umgebung in beinahe schon kindlichem Erstaunen wahrnehmt…“, meldete sich Theti zu Wort, bevor Jasmin den Gedankengang schloss: „gehen wir davon aus, dass ihr in eurer Region „Fiktivistien“ für so etwas wie mein Diadem, beziehungsweise den Stein, keinen Nutzen haben könntet, der in die Nähe von Profitsteigerung geht. Daher muss das Diadem einen anderen Nutzen haben – ich vermute daher: Es ist eine Energiequelle.“

Jasmin konnte sehen, wie Cals Gesicht sich erhellte. Mit einem Grinsen wandte er sich an die Frau neben ihm, die er je nach Bedarf „Kommander“, Agatha, Schatz oder Liebling nannte und zwinkerte ihr zu: „Da soll noch  mal einer behaupten, die Disney-Prinzessinnen könnten nichts.“
„Was ist eine Disney-Prinzessin?“
Die Frage kam nicht nur aus ihrem – aus Jasmins – Mund, sondern auch aus dem von Theti, Papyrus und Aladdin.
Lächelnd blickte der Mann an der Kontrollkonsole in die Runde -  „Das erzähl ich euch später.“ – ehe er seine Aufmerksamkeit wieder der Prinzessin aus Agrabah zuwandte: „Wäre es möglich, das Diadem zu holen?“
„Natürlich.“, nickte die Prinzessin, stand auf und wandte sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
„Moment!“
Mit diesen Worten erhoben sich Agatha und Aladdin, blickten einander kurz an, lächelten und als der agrabahnische Prinz der falschen Prinzessin aus dem noch falscheren Fiktivistien ein Zeichen gab, dass sie zuerst sprechen sollte, verneigte sich diese mit einem dankbaren Lächeln. Dann wandte sie sich an Prinzessin Jasmin: „Hättest Du was dagegen, wenn ich dich begleite? Ich meine…“
„Du möchtest entweder vermeiden, dass ich mich verlaufe oder dass ich zuviel von der kostbaren Technik sehe, hm?“
Jasmin konnte sich nicht daran hindern, ihre Lippen umspielte ein leises, wissendes Lächeln. Natürlich, sie hätte auch so gehandelt und vielleicht sogar handeln sollen.
„Nimm es ihr nich übel.“, erklang in dem Moment die Stimme Cals, der sich immer noch an der Konsole zu schaffen machte – eine sinnlose Übung, wie Jasmin fand, schließlich hatte er selbst festgestellt, dass dieses Schiff keine Energie hatte – „sie macht sich nur Sorgen.“
„Ich nehme es ihr nicht übel.“ In Jasmins Stimme klang die Fröhlichkeit mit, die sie tatsächlich empfand, „Ich freue mich, mit deiner Freundin… Frau?“
„XO.“, warf Cal ein.
„Mit deiner XO unterwegs zu sein.“
Damit zwinkerte sie Cal zu, wandte sich zu Agatha und lächelte: „Wollen wir?“

Der Weg zurück war ungefähr genau so anstrengend, wie der Weg zum Shuttlehangar, aber er ging schneller, musste man doch keine Pause an der Krankenstation einlegen. Als sie sich wieder hochseilten – Genie und Eden waren dageblieben, um nach ihnen Ausschau zu halten – warteten auch die Katib schon auf sie.
„Können wir euch mitnehmen?“ , fragte der erste Katib Jasmin. Es war faszinierend, dass diese Wesen tatsächlich immer wieder und weiter dazulernten.
„Natürlich“, nickte die Prinzessin und man machte sich auf den Weg.

Währenddessen hatte Cal es sich in der Hornet gemütlich gemacht, die Beine übereinander geschlagen und sich an die Konsole gelehnt. Er blickte ins Rund und stellte fest, dass gerade gepflegte Langeweile im Begriff war, aufzukommen.
Sich räuspernd, stand Cal auf, zog seine Weste gerade – verdammt, mit Uniformoberteil wirkte das zweite Picard-Manöver, also das Glattziehen des Uniformhemdes einfach cooler.
„Sagt mal“, sprach er, während er versuchte, dennoch einigermaßen „cool“ zu wirken, „wie ist es eigentlich in Theben?“
Theti war verblüfft: „Wie, wie es da ist?“
„Na… der momentan herrschende Pharaon – wie heißt er?“
„Mein Vater ist Pharao Mehren-Ré, der Herrscher der beiden Länder.“, sprach die Prinzessin und dem Captain entging nicht, dass diese Worte schon oftmals ihren Mund verlassen hatten. Sie sprach diese mit einer solchen Selbstsicherheit aus, dass er gar nicht anders konnte, als bewundernd nicken. Natürlich konnte sie ihm nur das sagen, was sie auch wusste und verstand. Cal fluchte in Gedanken. Es hätte ihn schon gereizt, zu wissen, ob die Ra-Rebellion schon gelaufen war – und ob dort tatsächlich Nefer-Tina, Amun-Ra, Jackal und Rath herumliefen.
Also blickte er die Prinzessin an: „Und wie sieht es politisch aus? Also – ist die Lage ruhig?“
„Es gibt vielleicht ein paar kleine Probleme mit einem Mann aus dem Volk. Sein Name ist Aknemkanon und er scheint tatsächliche Ambitionen zu haben, der nächste Pharao zu werden, sollte meinem Vater oder mir etwas zustoßen.“
„Da kann man nur hoffen, dass Du uns noch ne Weile erhalten bleibst, was?“, grinste Cal schief und zwinkerte ihr zu, „Genauso wie ich hoffe, dass Agatha und Jasmin gleich mit dem Dilithium-Kristall wiederkommen.“
Er räusperte sich und blickte auf die Konsole. Aknemkanon. Diesen Namen hatte er schon einmal gehört, aber – wo, das fiel ihm gerade, beim besten Willen, nicht ein.
„Und wie ist es in Fiktivistien?“, fragte nun Theti und Cal konnte hören, dass in ihrer Stimme ein kleines bisschen Ironie mitschwang.
Der Captain grinste, setzte sich ihr gegenüber und schaute ihr in die Augen: „Einfach traumhaft. Also – natürlich gibt es hier und da Probleme.“
Er zuckte mit den Schultern, deutete dann auf die Luke, ins Ungefähre, dorthin, wo er Agrabah vermutete: „Da kann dir uns Al ein Liedchen von trällern.“
Dann schaute er zum jungen Abenteurer, zwinkerte ihm zu und grinste: „Gell, Al?“
„Ja, Cal.“, kam die Antwort, „Aber wenn Du schon was über Theben erfahren willst, wäre es nur fair, wenn Du auch antworten würdest, meinst Du nicht auch?“
„Guter Punkt“, zwinkerte der Captain erneut, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, ehe er sich wieder Theti zuwandte: „Ach, Gottchen, das Leben in dieser Welt hat schon viel Schönes und viel Neues. Gut – zwischenzeitlich ist das Neue nicht schön und das Schöne nich neu, aber es ist ja auch keine perfekte Galaxis, in der wir leben.“

Nein – es gab Dinge, die musste er der hier anwesenden Jugend nicht auf die Nase binden. Borg, Wolf 359, Dominion-Krieg, der Romulus-Zwischenfall, der sie Data gekostet hatte – das alles musste die zeitindigene Spezies nicht wissen. Also räusperte er sich und begab sich daran, mit dem breitesten Lächeln zu lügen… und zu hoffen, dass Agatha und Jasmin mit dem Kristall wiederkamen.


TBC

Kapitel 24.2

„Was ist ein Waffelröllchen?“
Commander Agatha Silverbird wäre bei der Frage beinahe vom Pferd – besser gesagt – vom Katib gefallen und musste sich erst wieder richtig positionieren. Seit knappen 20 Minuten ritten sie und die hübsche agrabahnische Prinzessin Jasmin auf dem Rücken je eines Katibs. Und während sich die XO dabei gar nicht so schlecht anstellte – vor ihrem inneren Auge hatte sie immer noch ihren Freund vor sich, wie er von einem Katib einfach mit zum Berggipfel genommen wurde, dabei lautstarke Unmutsäußerungen von sich gegeben hatte und sich sogar auf das berühmte Schimanski-Zitat „Scheiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiißeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!“ verstiegen hatte – war sie einfach nur fasziniert davon, wie Jasmin einfach ruhig dasitzen konnte, den Oberkörper hoch aufgerichtet, den Rücken pfeilgerade und die Seitwärtsbewegungen des Tieres scheinbar mit ihrem Becken ausgleichend. Vielleicht müsste man, um so ruhig und konzentriert da zu sitzen, mehr als nur die Anfangsschritte im Bauchtanz draufhaben.
Damit war es klar – wenn sie wieder in ihrer Zeit waren, wenn alles wieder so war, wie es vorher gewesen war, würde sie sich ein paar Mal die Woche ins Holodeck zurückziehen und sich vom Shakira-Trainingsprogramm professionell durchquälen lassen.

Aber die Frage, was ein Waffelröllchen sei, überraschte sie deshalb, weil der Katib unter ihr sie gestellt hatte. Kurz blickte sie auf den über ihr fliegenden Teppich, der Mechanikles immer noch eingerollt hatte und sie daher an genau dieses Waffelröllchen erinnerte, das sie selbst gerne einmal aß, wenn Cal aus dem Replikator eine Lage Kekse geholt hatte.
Es überraschte sie auch nicht, dass der Katib diesen Ausdruck nicht kannte – vielmehr der Fakt, dass das Wesen offenbar einen Gedanken aufgeschnappt hatte, den sie so gar nicht der Öffentlichkeit freigegeben hatte.  Und schon wusste sie wieder, weswegen ihr die Borg so unangenehm waren. Unbewusst einen Gedanken zu „teilen“ war etwas, das ihr nicht gefiel, weswegen sie auch von diesen sozialen Netzwerken größtmöglichen Abstand nahm.

Gut, hin und wieder ließ es sich nicht vermeiden. Sie war beim Academy-VZ angemeldet, versuchte aber Sachen wie Spacebook zu meiden. Es reichte ihr, dass der Großteil ihrer Crew dieser Leidenschaft nachging und selbst über PADDs noch Kurznachrichten, so genannte „HS“ versandte. HS – es wurde entweder deutsch ausgesprochen, englisch oder einfach nur angedeutet gezischt - bedeutete High Speed und war das Kürzel für High Speed Messages, also Hochgeschwindigkeitsnachrichten. Wer auch immer die ursprünglichen Programme der VZs, Books und Kurznachrichten erfunden hatte, er wäre vermutlich sehr stolz. Und vor allem fragte sich Agatha, wie wohl der Wortlaut der ersten, jemals gesendeten SMS war – also der Test-SMS von einem Gerät ans Nächste.
Vielleicht „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“, was eigentlich schon wieder fast zu schön gewesen wäre, war diese Meldung schließlich auch der erste Satz, der damals am Telefon gesprochen wurde.

Wir Katibs fressen auch keinen Gurkensalat. meldete sich ihre Reitgelegenheit unter ihr zu gedanklichem Wort und Agatha konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Es tut mir leid“, sagte sie leise und tätschelte dem Wesen den Kopf, „Du wolltest wissen, was eine Waffelrolle ist? Nun, schau dir Teppich an. So sieht eine Waffelrolle aus – nur eben aus Waffelteig und ohne Mechanikles im Zentrum.“
Ob der Katib es verstanden hatte oder nicht, darüber blieb Agatha keine Zeit, nachzusinnen, denn in diesem Moment kam die Stadt der Prinzessin ins Bild.
„HO!“; machte die XO.
Jasmin hielt neben ihr an, sprang vom Katib und trat zu ihr herüber: „Alles in Ordnung?“
„Ja“, lächelte die Angesprochene, „Ich habe eure Stadt nur noch nie aus der Ferne gesehen.“
Diese komplette Architektur, dieser überlebensgroße Palast mit den Zwiebeltürmchen, das alles in einem Talkessel – es war einfach nur faszinierend und magisch. Kein Wunder, dass bei der Enthüllung der Stadt im ersten Aladdin-Film die Musik noch einen Extra-Zahn zulegte.
Und dies alles zeigte sich in diesem Moment, als der Katib über die Düne schritt – Agrabah im Dämmerlicht. Zwar war die Stadt noch einige hundert Meter von ihnen entfernt, aber sie wirkte schon so groß und so nah, dass man beinahe nur die Hand nach ihr ausstrecken musste, um da zu sein.
Agatha spürte die Hand von Prinzessin Jasmin auf ihrer Schulter, wandte sich ihr zu und sah, wie sie ihr ein Lächeln schenkte.
„Das geht allen so, die die Stadt zuerst sehen.“
Ein Zwinkern.
„Wollen wir dann?“, fragte die Prinzessin und Agatha nickte.

Sie schwang sich auf ihren Katib, tätschelte ihm einmal über den Kopf und lächelte, als das Wesen sich in Gang setzte und letzendlich beschleunigte. Sand wurde aufgewirbelt, als sich die Klauen, die sich an den Enden der von muskulösen Beinen getragenen Füßen befanden, in selbigen gruben und der Katib lossprintete.
Jasmin hielt sich fest, blieb auf dem Rücken des Wesens sitzen, erinnerte sich daran, wie ihr Reitlehrer ihr geraten hatte, genau das zu tun, die Schenkel fest in die Seite des Pferdes zu pressen und sich am Geschirr festzuhalten.
„YUHUUU!“, erklang es neben ihr und die Prinzessin drehte den Kopf zu Agatha um, die diesen Schrei gerade von sich gegeben hatte. Diese Seite der rothaarigen Frau hatte sie noch nicht so gut kennengelernt, war sie ja eigentlich eher die ernste, gesetztere, reifere Person, die hinter dem sehr jugendlichen Mann namens Calvin Cat stand.
Das Lächeln, das über ihre Lippen lief konnte – und wollte – sich Jasmin nicht verkneifen, schließlich war es schön, zu sehen, dass diese Frau auch eine Menge Spaß haben konnte.
Agatha blickte zu ihr herüber – erwiderte ihr Lächeln – und die Thronerbin konnte in ihren Augen eine Frage sehen: „Wollen wir ein Wettrennen veranstalten?“
Faszinierend – da wurde jemand übermütig.
Ihr Grinsen verbreiterte sich, sie nickte und übersetzte die Frage dann gedanklich dem Katib.
„Abdul hat gegen mich keine Chance.“ antwortete das Wesen aus der Armee von Morganas Mordmafia und Jasmin legte den Kopf schief: „Abdul?“
„Ich habe den Namen in eine für dich verständliche Aussprache übersetzt. Unsere wirklichen Namen sind natürlich für menschliche Zungen nicht aussprechbar.“
Erneut faszinierte es die Prinzessin von Agrabah, dass diese Wesen, je länger man sich mit ihnen beschäftigte und unterhielt, deutlich flüssiger in der Anwendung menschlicher Sprache wurden.
„Niedlich, dein Gedankengang. Zwar absolut menschlich und arrogant, aber niedlich.“, kicherte der Katib, „Schon einmal daran gedacht, dass je mehr Ihr euch mit uns beschäftigt und auf uns einlasst, verstehen könnt, was wir sagen wollen?“
Jasmin blinzelte. Sie musste zugeben, dass ihr dieser Gedanke nicht gekommen war.
Ihr Katib und die Reitgelegenheit Agathas, die „Abdul“ genannt wurde, blickten sich kurz an, stießen schrille, kreischende Laute aus, die nun tatsächlich nicht mehr zu verstehen waren, dann nickten sie einander zu.
„Was war das?“, wollte Prinzessin Jasmin wissen.
Die Antwort des Katib lies sie schmunzeln: „Festhalten. Wir legen los.“

Aus Sicht der Stadtwachen, die sich am großen Tor, das den Eintritt nach Agrabah erlaubte, positioniert hatten, schien in der Wüste, dort, wo das Nf’Y-Gebirge thronte, kurzzeitig ein Sandsturm loszubrechen, der wie eine gewaltige Welle aus Ocker auf sie zuraste. Sie hatten keine Gelegenheit, sich irgendwie in Sicherheit zu bringen und dann – war die Welle fort. Stattdessen rauschte an Ihnen etwas vorbei, war auf der Mauer und schon wieder fort.

Es war eigentlich ein Wunder, dass die beiden Prinzessinnen – also Jasmin und Agatha – nicht von ihren Katib geweht wurden, als die beiden begannen, richtig aufzudrehen. Und wie sie aufdrehten. Da wurde von einem Hausdach aufs Nächste gesprungen, manchmal in einem beinahe schon verrückt zu nennenden 90 Grad Winkel zum Boden, senkrecht an einer Wand entlang gelaufen, gesprungen, gehüpft, geschliddert und immer wieder gruben die Katib ihre Füße in den Sand, um noch schneller zu werden. Innerhalb von weniger Sekunden hatten sie den geschätzten Kilometer von der Düne zur Stadtmauer zurückgelegt und es brauchte noch einmal vielleicht zwei Sekunden, bis sie die nächste Mauer erklommen hatten. Die des Palastes.
Von dort aus war es nur noch ein wortwörtlicher Katzensprung, den beide Katib zum Balkon der Prinzessin unternahmen. Sie landeten auf dem Marmorboden, beugten sich vor und ließen ihre Passagierinnen absteigen.
„Wow, das war ne Fahrt.“, keuchte die Frau, die sich Agatha nannte, tätschelte dann ihren Katib auf die Schnauze, der dies mit einem wohligen Schnurren über sich ergehen ließ.
Jasmin lächelte ihrer Freundin zu, zwinkerte und sagte: „Ja, das war wirklich was.“
Auch sie tätschelte ihre Reitgelegenheit, ehe sie in die Knie ging und die Arme nach dem auf sie zupreschenden Rajah ausbreitete, der sie ansprang, mit sich zu Boden riss und ihr ein Katzen- oder besser gesagt – Tigerküsschen gab. Die Zunge wischte mehrfach durch das Gesicht und Jasmin kam nicht umher, laut zu lachen.
„Ja, ich hab dich auch vermisst Rajah.“, grinste sie, schlang ihre Arme um den Tiger und kuschelte sich an ihn, „Du bist sowieso der Beste.“
Dann stand sie auf, richtete ihr Aussehen und deutete auf die Katib. „Rajah, dass sind unsere Gäste. Sei nett zu ihnen.“
Der Tiger verneigte sich, blickte dann zu den beiden katzenähnlichen Wesen und begann Geräusche von sich zu geben.

„So, und wo ist jetzt dein Diadem?“, fragte Agatha und blickte sich um.
Dieses Zimmer war wirklich eines der größten, schönsten und prächtigsten, die der Palast anzubieten hatte. Das letzte Mal, als sie hier gewesen waren, hatte sie keine Gelegenheit gehabt, die Umgebung in sich aufzunehmen, da es darum ging, zu beweisen, dass Cal Mechanikles nicht hatte entkommen lassen.
Agathas Kopf ruckte hoch.
Mechanikles!
Sie wandte sich um, sah, wie der fliegende Teppich auf sie zuschwebte, den Griechen immer noch eingewickelt und vor ihr und Jasmin schweben blieb.
„Guter Junge“, tätschelte die XO das fliegende Weberzeugnis, ehe sie sich an Jasmin wandte. „Vielleicht sollten wir ihn hier“ – sie deutete auf den immer noch ohnmächtigen Mechanikles – „erst einmal an die Wachen überstellen, was meinst Du?“

Es ist faszinierend. Der Autor dieser Zeilen hat in einem relativ neuen Aladdin-Review die Vermutung gehört, dass Razul vermutlich der einzige Wachmann ist, der weiß, dass auch die Wachen über Schwerter verfügen. Ob das stimmt – oder nicht – darüber möchte ich mich jetzt nich en detail auslassen, das Interessante ist jedoch, dass man der Agrabahnischen Armee, respektive den Wachen nicht viel zuzutrauen scheint. Die momentan anwesenden Personen waren jedoch eine Zierde ihrer Zunft. Als Jasmin und Agatha sich ihnen näherten, zogen sie ihre Schwerter, bellten ein „Wer da?!“ und nachdem sich die beiden Frauen deutlich zu erkennen gegeben hatten, verneigten sich die Wachen artig, um dann – wie gewünscht, den bewusstlosen Griechen aus dem Teppich zu holen.
Agatha konnte sich den Zuruf „Seht mir ja zu, dass der nich wieder abhauen kann. Und wenn ihr ihn FESSELN müsst“ nicht verkneifen. Den verwunderten Blick Jasmins nahm sie war und drehte sich zu ihr um, ehrliche Verwirrung auf den Zügen: „Was?“
„Ach – nichts. Wollen wir in den Thronsaal gehen und Vater begrüßen?“

Das musste man natürlich auch nicht zwei Mal sagen.
Agatha war immer wieder fasziniert, wenn sie die Architektur dieses gewaltigen Saales begutachtete. Jasmin ging zu ihrem Vater, die XO der DRAGONFLY folgte ihr, blieb jedoch an der ersten Stufe der Treppe, die zum thron des Sultans führte, stehen. Den Rücken gerade erhoben, ließ sie sich auf die Knie sinken, neigte den Kopf tief, ehe sie wieder aufstand und Haltung annahm.
„Sultan.“, sagte sie dann und blickte zu Jasmins Vater herüber.
Dieser schaute erst zu ihr, dann zu seiner Tochter und lächelte: „Schön euch wieder zu sehen. Ich nehme an, ihr habt Mechanikles gefangen?“
„Haben wir, Vater.“, war es nun an Jasmin zu lächeln, „Er wird gerade in ein Verließ gesperrt, aus dem er eigentlich nicht sollte entkommen können.“
Der Sultan nickte begeistert. „Gut, gut“, machte er, nur um dann zu stoppen und sich – wie suchend – umzuschauen: „Ähm, wo sind Aladdin, Prinz Doktor, sowie die beiden Abgesandten aus Theben?“
„Sie sind auch unterwegs, aber… wir haben was in der Wüste gefunden und müssen…“, setzte Jasmin an und stockte, als sie den warnenden Seitenblick ihres Vaters bemerkte, der dann Luft holte um seine Stimme erneut erklingen zu lassen: „Es… es ist nur, ich … wir haben Besuch aus Theben erhalten.“
Und kaum, dass er dies gesagt hatte, öffnete sich die Tür und eine Phalanx ägyptischer Krieger betrat den Raum.
Agatha wandte sich um, schluckte hart und blickte dann wieder zum Sultan: „Ist… ist das eine Invasion?“
Die Krieger stoppten, ein Abgesandter in goldener Rüstung trat näher, fiel ebenfalls kurz, respektvoll auf die Knie, richtete sich dann wieder auf und blickte erst zu Jasmin, dann zum Sultan: „Nach dem Dekret des Pharaos müssen die beiden Individuen Theti und Papyrus an uns ausgeliefert werden.“

Jasmin merkte, wie ihr Herz schneller schlug. Hier stimmte etwas nicht – sie konnte es aber nicht genau ausmachen. Es war nur ein Gefühl, eine innere Stimme, die ihr zuflüsterte, dass die Situation sich nicht wesentlich verbessert – im Gegenteil: noch verschlechtert – hatte.
Aber sie war die Prinzessin von Agrabah, die Thronerbin und durfte sich nicht von inneren Stimmen und von Gefühlen zu unüberlegten Taten hinreißen lassen. Jedenfalls nicht in offizieller Mission.
Also holte sie tief Luft, straffte ihren Körper – jeder Zoll eine angehende Sultanin – trat mit gemäßigten Schritten die Stufen herunter, ging neben Agatha in die Knie, half ihr hoch und wandte sich dann an den Soldaten: „Aus welchem Grund müssen die Prinzessin und ihre Begleitung ausgeliefert werden?“
„Die Gründe haben das Sultanat Agrabah nichts anzugehen“, war die knappe Antwort des Abgesandten. Jasmin warf ihm einen wütenden Blick zu und verschränkte dann die Arme vor der Brust: „Ohne besonderen Grund kann ich Ihrem Auslieferungsgesuch nicht zustimmen.“
„Ja… Ja.… Jasmin, was tust du da?“, hörte sie die Stimme ihres Vaters und registrierte auch den verwunderten Blick Agathas. Die Prinzessin wandte sich ihrem Vater zu: „Es ist nicht richtig. Wir können sie nicht einfach so dem erstbesten Soldaten ausliefern, der diesen Saal betritt und eine Uniform trägt.“
„Stimmt“, erklang das leise Murmeln Agathas, „Der könnte ja auch von der Prinzengarde sein, nicht wahr?“
Jasmin grinste ihre Freundin an - was auch immer das bedeutete, das sie da gerade gesagt hatte, es klang so typisch fiktivistisch.

Der Soldat schien die Ablehnung nicht so einfach hinnehmen zu wollen.
„Wenn Ihr Handelsbeziehungen mit dem Reich der beiden Länder wollt, fügt Ihr euch diesem besonderen Wunsch des Pharaos.“
„Und wieso sollte der Pharao diesen Befehl geben?“ Diese Frage kam nicht von Jasmin, sondern vom Sultan, der sich auf seinem Thron so positioniert hatte, das er wenigstens ein bisschen imposant wirkte. Die Prinzessin warf ihm einen dankbaren Blick zu – vielleicht kam man jetzt endlich zum Kern der Sache.
Die Antwort des Soldaten jedoch war eher dazu geeignet, das Gegenteil zu erreichen – kurzzeitige, komplette Verwirrtheit -, sagte er doch: „Keine Ahnung – aber der Befehl kommt von Pharao Aknemkanon persönlich.“
„Moment, der Pharao heißt doch Mehren-Ré.“, blinzelte nun Jasmin verwirrt, doch als der Soldat hierrauf antwortete, war alles klar: „Mehren-Ré war ein Verräter, der sich nun im Dorf El Kurna versteckt hält.“
Jasmin blickte zu ihrer falschen Prinzessin mit den roten Haaren herüber und sie konnte in den grasgrünen Augen sehen, dass sie ebenfalls verstanden hatte. In Theben hatte es einen Staatsstreich gegeben.

TBC

Kapitel 24.3

Das Schwert glänzte im Halbdunkel gülden auf.
Mit einem imaginären und sehr unfreundlichen Fluch, der gedanklich die komplette Ahnenlinie des Schwertführenden in ein eher zweifelhaftes Licht rückte, warf sich der Angegriffene zur Seite und versuchte, seine eigene Waffe zu ergreifen. Was war er froh, dass er kein Schwert in der Hand halten musste. Diese Dinger mochten zum damaligen Zeitpunkt sicherlich ihren Dienst getan haben, doch wenn er die Wahl zwischen einer klassischen Distanzwaffe wie einer Armbrust, einer Pistole oder einem Phaser und einem Pittermesser auf Steroiden hatte, war er durchaus froh, dem 24. Jahrhundert entlehnt zu sein.

Und dennoch war der Säbelschwinger schneller und vor allem irgendwie besser. Es hätte ihn ja nicht großartig gewundert, wurmen tat es ihn aber schon und zwar gewaltigst.
„Das war es,Cal“, schwor er sich, „Wenn das Holodeck wieder funktioniert, gehst Du erst mal trainieren – mit den vier Musketieren, Ben Kenobi und Saber Rider.“
Und wo er gerade dabei war, etwas zu schwören, war er froh, dass der Satz „Dat schwör ich dich nackend in die Hand“ doch nur eine Redensart war.
Der Kommandant der DRAGONFLY warf sich aus der Angriffsbahn einer nächsten Schwertattacke und zuckte zusammen, als die metallene Waffe Kontakt zum Boden des Shuttlehangars aufnahm und Funken sprühten. Eigentlich wäre es ihm ja egal – der Replikator eines Sternenflottenschiffes konnte mit unzähligen Kleidungsstücken aufwarten und sicherlich mit dem entsprechenden Zugangscode auch eine Sternenflottenuniform replizieren. Wenn er dem Replikator die nötigen Informationen gab, die nötigen Daten, wie sein momentanes Outfit, mit dem sich das Wort „Business Attire“ (also Geschäftskleidung) mal so gar nicht gleichsetzen lässt, aussähe, wäre es dem elektronischen Rechenknecht sicherlich möglich, eine exakte und genaue Kopie seiner Mode herzustellen. Das Problem war: Diese Mode war ihm von Prinzessin Jasmin von Agrabah überantwortet worden und er hatte – zumindest mental – geschworen, gut darauf aufzupassen. Und überraschenderweise hatte er es auch geschafft. Der Schnitt, den Mechanikles ihm seinerzeit beigebracht hatte, war dem Stoff nicht gefährlich geworden, auch Stunts, die er bis dahin oder seit dem gemacht hatte, hatten die Kleidung nicht angefochten.

Ein weiterer Grund für sein Zusammenzucken war natürlich auch, dass sein Bauch – das hatte er beim Zusammentreffen mit Mechanikles gemerkt – empfindlich frei lag und Funkenflüge würden dort sicherlich unschöne Verbrennungen verursachen.
Und erneut warf sich der Kapitän des Föderationsschiffes aus dem Angriffsfeld, sprang nach hinten und schluckte, als er die Kälte von geschmiedetem Stahl fühlte, die gegen seine Schulter drückte.

„In Theben muss es einen Staatsstreich gegeben haben.“, wisperte die erste Offizierin Agatha Silverbird Prinzessin Jasmin von Agrabah zu. Das war mal wieder typisch – so typisch für dieses vermaledeite Schiff, auf dem sie ihren Dienst tat.
Der Soldat vom Typen Kleiderschrank Edelfichte in Massivholzoptik stemmte seine Hände in die Hüften und verlieh seinem Oberkörper damit ein gewisses Aussehen, nämlich das eines muskelbepackten, auf den Kopf gestellten, gleichschenkligen Dreieicks – oder, wie man auch sagen könnte, eines Halsbonbos einer gewissen Firma, die hier ob unterschiedlicher Faktoren nicht genannt werden darf und vermutlich auch nicht möchte. Womit man ihn ebenfalls vergleichen könnte, wäre, wie er da so stand, das rote Cape wehend im Durchzug des Palastes – die Architektur war nicht sonderlich gesundheitsfreundlich, aber andererseits sind wir hier in Agrabah, da ist selbst der Durchzug noch warm – das Kinn entschlossen nach vorne gestreckt, die kurzen, dunklen Haare leicht lockig… man hätte ihm einen hautengen blauen Leotard anziehen können, das auf den Kopf gestellte Dreieck (naja, eigentlich eher ein Mehreck) auf die Brust des Leotards drucken und mit einem roten S versehen und er wäre – wie schon Gaius Bonus in „Asterix, der Gallier“ sagte: „Supermann römisch Vier.“
Die ägyptische Variante des Aliens vom Planeten Krypton blickte in die Runde, erst zum Sultan, dann zu Agatha und trat schließlich auf Prinzessin Jasmin zu.
Diese holte einmal Luft, stemmte ihrerseits die Hände in die Hüften und bohrte ihren Blick in den ihres Gegenübers: „Geben Sie mir nocheinmal die Optionen.“
„Ein durchschaubares Manöver, Zeit zu gewinnen.“, sagte Superman ägyptisch-fünf, zuckte dann mit den Schultern und trat einen Schritt zurück: „Aber wie Sie wollen.“
Kurz blickte er sich um und sagte dann: „Ich wurde, auf das Dekret von Pharao Aknemkanon hin nach Agrabah entsandt, um die Tochter des Verräters Mehren-Ré, sowie deren Verlobten, den Fischer Papyrus, unter Arrest zu stellen und mit in das Reich Theben zu nehmen. Ihre Optionen sind daher entweder Kooperation – was Ihnen die ewige Dankbarkeit meines Pharaos zusichern würde – oder sie weigern sich, das dazu führen würde, dass Theben sämtliche Handelsbeziehungen mit Ihnen einstellen würde.“
„Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind wir in Verhandlungen , was Handelsbeziehungen angeht. Daher wäre es für uns kein großer Verlust, sollten wir die Beziehungen zu diesem Land verlieren und dem Paar Exil anbieten.“
Agatha merkte, wie sich ihr Atem beschleunigte. Entweder war Jasmin wirklich eine verdammt gute Pokerspielerin – oder wäre, wenn es das Spiel jetzt schon gäbe – oder aber sie wusste, dass Agrabah auch ohne Handelsbeziehungen mit Theben überleben konnte.
Ägyptisch-Clark Kent schien kurz zu grübeln und es würde sie nicht wundern, würden ihm nicht dieselben Gedanken durchs Gehirn spuken. Ihr selbst schwelte ja auch dieselbe Frage im Gebeiss, wie es in der Serie „Die Zwei“ mal gesagt wurde, vermutlich von Danny Wilde.
Doch auch der ägyptische Schon des Planeten Krypton schien nicht unbedingt sicher zu sein, ob Jasmin bluffte oder nicht – also entschied er sich für die Klügste, der möglichen Optionen: Er verneigte sich und ging. Vermutlich ritt er nach Hause, beriet sich, was zu machen wäre, denn – sie sah, dass der stählerne Blitz wusste, dass er im Fall eines Kampfes, als einzelner Soldat, allein gegen Alle kämpfen musste, und wer wollte das schon?  Schließlich wäre dann die Welt am Abgrund – zwar nur die eigene, persönliche Welt, aber wenn die nicht zählte, welche tat es dann?

Sie atmete aus und stellte fest, dass sie die Luft angehalten hatte. Kurz wandte sie sich an die Prinzessin und schüttelte ungläubig den Kopf. Sie trat näher: „Du hast geblufft, oder?“
„Vielleicht“, zuckte Jasmin die Schultern und zwinkerte ihr lächelnd zu, „Vielleicht auch nicht? Schließlich ist dies Agrabah und wir wollen ein sicherer Hafen für die sein, die ohne eigenes Verschulden aus ihrer Heimat getrieben wurden oder sie verlassen mussten.“
Agatha schluckte und es tat ihr unendlich leid, dass sie wusste, dass Agrabah im Wüstensand der Geschichte der Vergessenheit anheim fallen würde.
„Ich bin mir sicher, dass dein Freund die Lage voll im Griff hat.“, lächelte Prinzessin Jasmin von Agrabah ihre „Amtskollegin“ Prinzessin River Song / Commander Agatha Silverbird mit einem ehrlichen Lächeln an und zwinkerte ihr zu. Die schöne Rothaarige atmete tief ein und dann aus: „Ich hoffe, das Du recht hast.“
Das war zwar nicht der Grund für ihre eher dunkle Laune, aber es trug sicherlich dazu bei. Und sie hoffte tatsächlich, dass Jasmin recht hatte.

Erneut atmete der Captain tief durch, hob beide Hände und warf den Phaser weg, der über das Deck klackerte und irgendwo im Halbdunkel liegenblieb. Er hatte es verbockt – mal wieder. Dann wandte er sich um und schüttelte den Kopf: „Ich hatte eigentlich gedacht, ich wäre besser.“
„Das war wohl ein kleiner Irrtum, oder?“, grinste ihn Papyrus an.
„Klein?“, kam es von Aladdin und Cal seufzte. „Ja, gut, ein großer Irrtum. Aber – ich hab mich länger gehalten, als ihr gedacht hattet, oder?“
Es war eigentlich eine ganz einfache Übung gewesen – und mal wieder aus typisch männlicher (oder besser: typisch Cal-liger) Selbstüberschätzung geboren. Das war eigentlich – und das wissen wir – schon immer des Captains Problem gewesen, dass er sich mit Leuten in deren Fachexpertise messen wollte – oder zumindest in etwas, das sie gut konnten. Bei Papyrus und Aladdin war es das gewesen, das er selbst gerne „taktisches Manöver 43“ nannte, das in Wirklichkeit aber, weniger Prosaisch, ein Spiel wurde, das man gerne wie folgt nannte: „Hasch mich, ich bin der“ – nein, nicht Mörder, liebe Louis de Funes Fans, sondern „Frühling“.
Nur klarer ausgedrückt: Papyrus, Aladdin und Cal wollten in eine Art Wettkampf veranstalten, wer von ihnen besser war. Zwischen den beiden Zeitindigenen (Spock aus Star Trek: Into Darkness sei für dieses Wort gedankt) kam es relativ schnell zu einem Unentschieden. Beide waren gleich fit, gleich klug, gleich gewitzt und verfügten über die gleichen Kampfmöglichkeiten, sprich: Ein Schwert.
Cal hielt sich im Anflug von Selbstüberschätzung für „Mit seinem Phaser überlegener“ und beschloss daher, die Sache mit eben dieser Starfleetwaffe zu bestreiten. Was er jedoch nicht auf dem Schirm hatte, war, dass sich die beiden Helden dann galant aus der Affäre zogen, wenn sie wussten, womit man gegen sie vorging. Quasi ein Anpassungsvermögen, um das sie jeder Borg beneidet hätte. Und nachdem sie wussten, dass Cal mit der Waffe gut und recht zielsicher umzugehen in der Lage war, konnten sie sich aus der Schussbahn werfen, griffen zu ihren Schwertern und dann hieß es „Gib ihm.“

Erneut seufzte der Captain, griff nach der Waffe, die klackernd über den Boden des Shuttlehangars geschliddert war – oder besser: Wollte danach greifen, als er sah, wie Theti den Phaser anhob und ihn auf sein Gesicht richtete.
„Peng, du bist tot.“, sagte sie, gab dem Kommandanten dann die Waffe und zwinkerte ihm zu. Ein weiterer Stoßseufzer entrann seiner Kehle, dann grinste er: „Einer solchen prinzessalen Schönheit ergebe ich mich doch immer gerne.“
„Prinzessal?“
Die Stimme Papyrus hatte einen leicht frostigen Tonfall angenommen, was den Captain jetzt nicht unbedingt zu überraschen vermochte – schließlich wusste er, dass Theti und Papyrus das waren, was man im englischsprachigen Raum gerne als „an item“ bezeichnete – also „einen Gegenstand“ oder, besser gesagt: „Ein Paar“.
Und er würde jetzt nicht darauf eingehen, räusperte sich stattdessen und neigte den Kopf schief: „Wo bleiben eigentlich unsere beiden anderen prinzessalen Schönheiten, also Jasmin und Agatha?“
Aladdin zuckte mit den Schultern: „Sie sind doch erst vor 20 Minuten losgegangen. Ich vermute mal, dass sie eine knappe Stunde zum Palast brauchen werden, dann müssen sie das Diadem suchen – erwarte deine Frau eher als in 3 Stunden zurück.“
Dann blickte der Agrabahnische Abenteurer den Captain der DRAGONFLY an: „Und – was willst Du überhaupt mit dem Diadem? Ich meine, Jasmin sagte ja, es sei eine Energiequelle, aber – wie funktioniert es?“
„Nun, ich vermute, es handelt sich hierbei um einen Dilithium-Kristall.“
„Einen was?“
Nun waren auch Papyrus und Theti interessiert, die sich auf die Rampe der Hornet-one gesetzt hatten und sich nun interessiert nach vorne neigten.
Cal räusperte sich: „Nun – der Dilithiumkristall ist… ja … wie erklär ich das jetzt?“
„Wieder mal keine Ahnung?“, grinste Theti und der Captain schüttelte den Kopf: „Nein – ich meine, ja, ich weiß es… also, so ungefähr. Bei einem Dilithiumkristall handelt es sich um eine Art… nennen wir es ein Ventil zwischen Materie und Antimaterie.“
„Materie und Antimaterie?“
Die Frage hatte nun Papyrus gestellt.
Cal konnte es sich nicht verkneifen, ein Gefühl zu empfinden, als wäre er der Dozent für vergleichende Warpphysik – einem Kurs an der Starfleet Academy, den er mit schöner Regelmäßigkeit besuchte, aber kein Wort verstand.
Aber Materie und Antimaterie zu erklären, das sollte doch eigentlich noch klappen, oder?

Zuerst fiel ihm der Witz ein, den der deutsche Komiker und Kabarettist Piet Klocke erzählt hatte: „Irgendwo im Weltall rotten sich Teilchen zusammen und sagen: „Wir sind jetzt ein Maikäfer.“ Und irgendwo anders im Weltall rotten sich Teilchen zusammen und sagen „Ja- haha… wir sind jetzt Kein Maikäfer.“
Natürlich wurde dieser Witz mit großer Geste erzählt, mit ein paar eingestreuten, gestammelten Halbsätzen, so wie es Klockes große Kunst war, aber so konnte der Captain sich das merken. Es gab Materie und das Gegenstück dazu, Antimaterie.
Aber mehr konnte er auch nicht dazu erzählen. Anti-Wasserstoff? Gab es das überhaupt?

Er räusperte sich, blickte in die Runde und sagte: „Also – es gibt Materie… also festen Stoff und Anti-Materie also… erm… ja… Energie, mehr oder weniger – nehme ich an.“
„Nimmst Du an?“, fragte Theti, ihre Stimme ein noch größeres Fragezeichen, als es die Frage selber war: „Ich dachte, du kennst dich damit aus?“
„Hey, ich muss die Kiste nur kommandieren, ich muss nicht verstehen, wie was funktioniert. Jedenfalls nicht bis ins letzte Detail.“
„Das hatten wir schon mal.“
Der Satz von Papyrus war emotionslos gesprochen worden, dann grinste er und schüttelte den Kopf: „Wenigstens bist Du ehrlich, Cal.“
„Danke.“, senkte der Captain den Kopf.
Hoffentlich kam Agatha bald.

 „Vater, ich ziehe mich jetzt wieder in mein Zimmer zurück und nehme Prinzessin Song mit mir.“
Die Stimme Jasmins zeugte von dem Willen und Wunsch, genau dies zu tun und Agatha konnte sehen, wie ihr Vater genau dies wusste. Gut, sie konnte es nicht sehen im klassischen Sinne, aber sie sah, wie sich der Sultan kurz ver- und dann entspannte, als wisse er, dass mit Jasmin einfach kein Debattieren war. Er seufzte: „Gut, aber pass auf dich auf.“
Und anhand des kurzen Aussetzens in Jasmins Atem ahnte Agatha, dass auch sie sich diese eine Frage stellte. „Wieso riet er ihr hier, in ihrem Palast, dort, wo sie zu Hause und sicher waren, auf sich aufzupassen?“
Die Antwort erschien ihr simpel und konnte nur lauten, dass Superman griechisch 86 hier noch irgendwo war – aber wollte dieser nicht seinem Pharao einen Bericht erstatten?
Seufzend schüttelte sie den Kopf – das war doch eigentlich egal -  wandte sich dann um und machte sich, zusammen mit Jasmin auf den Weg, das Diadem zu holen.
Wenn die Prinzessin aufpassen sollte, sollte sie halt aufpassen. Schaden konnte das nicht.

Jasmin fand sich verblüfft.
„Pass auf dich auf?“
Diese Worte hatte sie von ihrem Vater so noch nie gehört – jedenfalls nicht, wenn sie sich im Palast bewegen wollte. Dieser wurde ja schließlich vom äußerst fähigen Personal – Razul und Konsorten – bewacht und daher waren sie eigentlich sicher. Gut, hin und wieder gab es mit dem kompetenten Wachpersonal Schwierigkeiten. Da fiel ihr zum Beispiel die Geschichte ein, die Aladdin ihr einmal erzählt und die vor dem Treffen zwischen ihr und dem damaligen Straßenjungen stattgefunden hatte, das alles verändern sollte. Damals war Aladdin auf der Flucht vor Razul und seinen Mannen gewesen, was ihn natürlich nicht daran gehindert hatte, ein flottes Liedchen auf den Lippen zu haben.
Während der Jagd durch die Gassen Agrabahs hatte Abu ein Schwert gestohlen und hielt es so, dass er die Wachen bedrohen konnte. Die Reaktion sah so aus:
Einer der Wachleute schrie „Verdammt! Er hat ein SCHWERT!“ und war schon dabei, seine eigene Waffe wegzuwerfen und sich zu ergeben.
Razuls Reaktion: „Dummkopf! Wir alle haben Schwerter!“
Jasmin musste zugeben, dass sie dies nur zu gerne gesehen hätte.
Also ja – auch die Palastwachen waren nicht gerade die Krone der Schöpfung, aber – meistens funktionierten sie, wenn sie nicht gerade wieder vergaßen, dass sie Schwerter besaßen.
Aber nichts desto Trotz, rechtfertigte dies ein „Pass auf dich auf?“ seitens ihres Vaters?
Oder war etwas im Begriff, komplett falsch zu laufen?

„Sag mal, Cal“, riss den Captain die Stimme Aladdins aus den Gedanken, „Wie bist Du eigentlich in diese Situation geraten?“
„Welche meinst du?“
„Naja – die, in der du jetzt bist?“
Innerlich rollte der Captain mit den Augen – ging es eigentlich noch unspezifischer? Welche Situation meinte der Abenteurer aus Agrabah? Dass er sich jetzt hier befand? Das er Kommandant eines Raumschiffes war? Das er in der Vergangenheit war? Gut – wenn wir ehrlich sind, sind Situation 3 und Situation 1 ja fast schon identisch.
„Ich glaube, er meint, wie bist Du dazu gekommen, dein eigenes Luftschiff zu kommandieren?“, mischte sich nun Theti ein und schaute den Kommandanten der DRAGONFLY aus braunen, großen, neugierigen Augen an.
Dieser zuckte mit den Schultern: „Das ist eigentlich eine ganz einfache Geschichte. Da war ein Krieg mit einer Allianz von unterschiedlichen Nachbarländern, weit im Norden hinter Finnland.“
„Finnland?“
„Nicht so wichtig, Prinzessin. Auf jeden Fall kamen die zu uns und wollten Trouble machen.“
„Trouble?“
„Naja, Rabatz. Rambazamba. Stress. Wollten die lockere Klappe und die lockere Faust regieren lassen. Diese Vögel wollten uns tatsächlich ernsthaft mit ihrer Luftschiffflotte schaden, zumal sie die Entfernung zwischen ihrer Heimat, weit im Norden hinter Finnland und tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, mit einer Art Technologie schneller überbrücken konnten.“
Der Captain seufzte, ließ sich ebenfalls auf dem Shuttlehangarboden nieder und blickte ins Rund: „Wir haben ordentlich in den Sack gekricht, wenn ich das mal so sagen darf, man hat uns also wirklich schaden können. Selbst die fiktivistische Hauptstadt, Frisco, wurde Ziel von Angriffen, die uns wirklich wehtaten und die Feinde machten selbst vor unserem Ausbildungszentrum, der fiktivistischen Luftschiffakademie nicht halt.“
„Wie schrecklich.“, legte Theti eine Hand auf ihren Mund und lächelte Cal dann beruhigend zu, als dieser langsam nickte: „Da sagst Du was, Prinzesschen, da sagst du was. Auf jeden Fall haben wir sie aber dennoch vertreiben können. Und da so viele unserer Luftschiffe beschädigt oder gar zerstört waren, hatte man eine Idee aufgegriffen, die Jahre früher, als ich noch ein gedankenloser Teenager war – also noch gedankenloser als heute – von mir und meiner Familie an das fiktivistische Oberkommando gesandt wurde. Jetzt griffen sie die Idee auf – also, in den letzten Wochen des Krieges. Und ich wurde gebeten, daran teilzuhaben. Deswegen bin ich jetzt hier.“
Cal erhob sich und blickte erneut in die Runde.
„Erwartest Du, dass wir Dir das abkaufen? Dass eure Luftschiffflotte nur darauf gewartet hat, dass Ihr mit der richtigen Idee auftaucht?“
Fragen, die von Freunden gestellt werden, können manchmal sehr fies und sehr direkt sein – so auch hier. Aber der Captain konnte es Theti ja nun nicht komplett verübeln – ehrlich gesagt: Das klang ihm selbst immer wieder zu abgeschmackt, dass gerade er es gewesen wäre, der das Projekt angestoßen hatte. Blöd war nur, dass es leider genau so passiert war – durch einen Autor der einen Gary-Stu geschrieben hatte oder sonst jemanden, der den Plot des Lebens versaut, vorangebracht.
Aber, wenn die Zeitindigenen ihm das nicht glauben wollten – vielleicht fiel ihm etwas anderes ein.

Nun, das begann alles vor ungefähr 4 Jahren. Fähnrich Agatha Silverbird, ihres Zeichens Wissenschaftsoffizierin auf der U.S.S. ENTERPRISE-E hatte sich mit ihren ehemaligen Klassenkameraden in Verbindung gesetzt, um zwei Terminlichkeiten zu begehen – ihren 21. Geburtstag und ihre Beförderung zum Fähnrich.  Schon die Einladung war entzückend kryptisch gewesen und Cal hätte es ohne die Hilfe seiner damaligen Freundin, Gina Intrupper, gar nicht gefunden und als sie angekommen waren, hätte der spätere Captain am liebsten wieder umgedreht.  Agatha Silverbirds Idee einer Geburtstagsfeier war ein Picknick in einem Maisfeld.  Einem echten Picknick, auf einem echten Maisfeld – an der frischen Luft und in freier Wildbahn. Mit echten Ameisen, die über die Picknickdecke laufen könnten und echten Bienen und Wespen, die sich ebenfalls in der Gegend rumtrieben – und die Cal hörte.
Vor ein paar Wochen war der Fähnrich mal von einem solchen Vieh gestochen worden und in einen Schockzustand gefallen – was den Vorteil hatte, dass Gina an ihm noch ein bisschen üben konnte und den Nachteil, dass er seit dem, wann immer er dieses Surren hörte, mit einer Gänsehaut zu kämpfen hatte, die sein Rückgrat herunterwanderte, natürlich ohne den Gassenhauer der „Rosaroten Elefanten“ von sich zu geben. Nicht einmal zu „Rosaroten Wespen“ reichte es.
Aber seit dem ging es Cal wie in dem Lied: „Ob Pink, ob Grau, das ist mir so einerlei, vor allen Arten Elefanten fürchte ich mich“ – wobei es bei ihm eigentlich heißen müsste: „Ob Pink, ob schwarz-gelb, das ist mir so einerlei, vor allen Arten Wespen fürchte ich mich.“

Ansonsten konnte der Captain freudig festhalten, dass sie alle gekommen waren, die er seit knapp drei Jahren nicht mehr gesehen hatte – ausser natürlich seinem besten Kumpel Sebastian ‚Scotty’ Middlegate, seiner Freundin Gina und deren beste Freundin Agatha. Diese hatte damals, als er ein Praktikum machen musste und sich für die ENTERPRISE-D entschied, auf selbigem Schiff kennen- und lieben gelernt. Agatha fand ihn eigentlich immer relativ uninteressant und auch bei der italienischen Ärztin musste er einiges an Überzeugungsarbeit leisten.  Aber seit Ende der Akademiezeit hatte hatte er von seinen anderen Klassenkameraden auf der Akademie nichts mehr gehört – was eigentlich schade war.

Ethan, Alexander, Jill und Alexandra wieder zu sehen, wie sie schon zusammen mit Agatha und Scotty auf der großen Decke saßen, das war schon etwas.
Neben sich hörte er Gina laut lachen und dann sah auch er den Grund. Alexander Strange schien eigentlich wenig amüsiert zu sein, seine Schwester mitgenommen zu haben. Aber was er so bei Ethan und Sebastian an verstohlenen Blicken Richtung Alex’s Schwester bemerken konnte, so schien es, dass die beiden Herren der Schöpfung froh waren, dass Alexandra ihnen Gesellschaft leistete.  Es würde Cal nicht wundern, hätten Scotty und Ethan doch sehr darauf bestanden, dass Schwesterlein ebenfalls mitkam. Das mochte eventuell daran liegen, dass fachkundige Kenner der Celebrities des frühen 21. Jahrhunderts festgestellt hätten, dass Alexandra Strange eine verblüffende Ähnlichkeit zu einer Schauspielerin aus einem Film aufwies, der sich um formwandelnde Roboter drehte. Zumindest hatte Cal dies am ersten Tag festgestellt, als die beiden Strange-Geschwister in die Klasse gekommen waren und – was besonders komisch war, Alexander selbst erinnerte ihn irgendwie an den Hauptdarsteller eben jenes Filmes über die transformierenden Entitäten. Und der spätere Captain hatte einmal den Fehler gemacht, diesen Gedanken bis zu dessen logischen Ende durchzudenken und festgestellt: „Unter diesen Vorzeichen ist das Ende dieses Filmes, wo sie in Hotpants auf der Motorhaube des Camaros sitzt und ihn küsst, sehr… yikes.“

Und dass Alexandra ausgerechnet heute eine ähnliche Kleidung angezogen haben musste, machte sie Sache auch nicht besser.
Aber – wat willste machen? Schließlich war es warm, der Sommer ließ grüßen, was Cal seit seiner unheimlichen Begegnung der stechenden Art mit einem „Grüß ihn wieder, der soll ja nicht vorbeikommen“ konterte. Aber – auch heute schien das Wetter keinen großartigen Wunsch eines angehenden Sternenflottenoffiziers entgegenzunehmen. Andererseits: Es war doch okay. Schließlich war dies Agathas Tag und da wollte man doch nicht so sein. Er würde lieb zur Umwelt sein, dann würde ihn auch keines dieser dussligen Stechviecher stören.

Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, kurz, es war die ideale Idylle – wenn man darauf stand. Agatha ließ sich reichlich beschenken, war eine vollendete Gastgeberin, die den Anwesenden „ordentlich einen einschenkte“ – womit wirklich nur gemeint war, dass sie sie mit Getränken versorgte -  und legte sich dann auf den Rücken, um die Sonne zu genießen.
Wie schon gesagt – eine Idylle.

Dann jedoch passierte etwas, womit überhaupt keiner gerechnet hatte.
Scotty, der den Posten als Fähnrich im Maschinenraum eines Föderationsschiffes ausübte und mit seinem Tricorder ein bisschen angeben wollte, empfing plötzlich eine Energiesignatur -  Eine sehr ungewöhnliche Energiesignatur.
„Agatha, hast Du hier irgendwo einen Mini-Warpkern ?“, fragte er.
Doch als Agatha den Kopf schüttelte, stand Scotty auf und fing an, „herumzuscannen“, sprich, sich mit dem Tricorder mindestens einmal in sämtliche Richtungen zu drehen – und dann loszulaufen. Cal, Gina, Ethan, Agatha und die Strange-Geschwister sahen ihm verwundert nach, ehe sie mit den Schultern zuckten und ihm folgten.
Das heißt: Alle ausser Cal.
Dieser ließ sich mit einem „Ja, ich bin doch nicht komplett bescheuert“ auf der Decke nieder, griff nach einem der kleinen Mini-Schnitzel, die Agatha als Speise zubereitet hatte und biss herzhaft hinein.
Wie auch immer Agatha Silverbird dieses Schnitzel hinbekommen hatte, wusste er nicht – er wusste nur, es schmeckte wirklich ausgezeichnet. Der Nachteil an einem solchen Mini-Schnitzel ist, dass es nicht allzu groß ist – ansonsten wäre es ja auch irgendwie falsch bezeichnet worden. Und daher geht es eher in die Kategorie „für den hohlen Zahn“ – was dafür sorgte, dass der spätere Captain sich noch ein Mini-Schnitzel nahm, noch eines und noch eines.

Das Surren des Wespennestes hatte er geistig ausgeblendet – er wollte lieb zur Natur sein und konnte ja nicht immer nur deshalb, weil da eine Borussenfliege in seiner Nähe war, die Salzsäule geben. Nein, nein – er war lieb zu den Wespen, dann waren sie auch lieb zu ihm.
Das hätte man allerdings der Wespe, die gerade, als er in sein Schnitzel beißen wollte, selbiges durch pures Draufsetzen für sich deklarierte, auch sagen sollen, denn das Tier fand es gar nicht toll, dass man sich an seinem Schnitzel zu schaffen machte – und so flog es los.

Agatha stand verwundert vor einem großen Krater, in welchem sich eine Luke befand. Cal allerdings, vom Wespenschwarm gejagt, rannte an Agatha vorbei, lief weiter auf der Stelle und bekam erst mit, das er in der Luft hing, als es schon zu spät war.  Er hatte gerade noch Zeit, wie eine dieser Comicfiguren zu winken, bevor es mit ihm abwärts ging. Er prallte auf der Luke auf und brach durch (siehe da, sie war morsch gewesen).
Er landete in völliger Finsternis. Er tastete sich durch den Raum und lehnte sich an ein Pult, als plötzlich der Strom eingeschaltet wurde und er sich einem Raumschiff gegenübersah. Es war gigantisch und erinnerte ihn an eine Intrepid-Klasse. Cal näherte sich verwirrt dem Objekt. Er berührte das Raumschiff fassungslos. Auf der Hülle war eine Libelle abgebildet, daneben las er U.S.S. DRAGONFLY.


„Sorry, ich wollte keinen Vortrag halten.“
„Kein Problem.“, lächelte Aladdin, erhob sich ebenfalls und reichte dem Kommandanten die Hand: „Übrigens – schön dich wirklich kennen zu lernen.“
Die dargebotene Hand ergreifend grinste Cal und zwinkerte dem Jungen aus Agrabah zu: „Ich glaube,  dass niemand wirklich gekannt wird. Allein schon das, was wir für uns behalten – oder was andere über uns wissen, wir aber nicht über uns… das alles verfälscht. Aber – es ist schön, dass Ihr nicht sauer über unsere Maskerade seid.“

„Meinst Du, wir werden schnell dein Diadem finden?“
 „Keine Sorge, Prinzessin Song – ich weiß ganz genau, wo es ist.“, lächelte die Prinzessin der Kommander über den Rücken hinweg zu, „Ich hab es schließlich an einem Ort aufbewahrt, an dem es sicher ist.“
Sprachs und ging zu dem Korb, in dem normalerweise Rajah zu nächtigen suchte. Mit gekonntem Griff zauberte sie das Schmuckstück aus der Polsterung des Korbes und warf es dann Agatha zu. Diese tat einen Schreckenslaut, eilte los, um das Diadem zu fangen und atmete erleichtert auf, als es mit einem leisen „Pling“-Laut in ihrer Handfläche landete.
Sie wandte sich an die Prinzessin, legte sich eine Hand auf die Brust, dorthin, wo das Herz war, und atmete tief durch, ehe sie den Kopf schüttelte: „Prinzessin, bitte mach sowas nicht nochmal. Ich hab das Ding schon über die Ballustrade hinunter in den Garten segeln sehen.“
„Wie gut, dass du es aufgefangen hast.“, zwinkerte Jasmin ihr zu, schnalzte mit der Zunge und lächelte, als die beiden Katib im Zimmer erschienen.
Kurz blickte sie zu Agatha.
 „Wollen wir?“, fragte sie, wobei sie mit dem Kopf Richtung des Katibs der XO nickte.
Die Gegenfrage, ein „Ist der Papst katholisch?“, überhörte sie wohlweißlich. Vermutlich war das wieder irgendeine Referenz zu fiktivistischer Kultur.
„Dann lass uns.“, sagte sie dann noch und lächelte, als die Katib sich in Bewegung setzten.

TBC

CaptainCalvinCat

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  Kapitel 24.4

Es gab und gibt Tiere, die lassen sich nur als „hochgradig nervend“ bezeichnen – oder auch „hochgradig nervig“. Dieses Statement kann eigentlich jeder unterschreiben, der im Sommer das „Vergnügen“ gehabt hat, sich einen Raum mit neugierigen Fliegen teilen zu müssen, weil diese – genau wie ihre mit Wehrstacheln ausgerüsteten Verwandten im Borussia-Dortmund-Outfit – die kleinste Öffnung finden, um in eine Wohnung zu kommen, dann aber das größtmögliche Loch (ein geöffnetes Fenster) nicht finden, bzw. es bevorzugen, wenn sie es finden auf der Scheibe platz zu nehmen und sich zu putzen. Erst werden die hinteren beiden Beine aneinander gerieben, dann die Vorderen und – einer athletischen Kuriosität gleichend - auch gleich der um vieles größere Kopf, den die Fliege so nach vorne neigen kann, dass sie auch an die hinteren Stellen ihrer Denkstube gelangen kann. Auch die Flügel werden durch die Fliege angeklappt – vermutlich fahren sie in den Stand-By-Modus herunter und Freund Puck macht es sich bequem.
Und wenn Fliegen nicht mit einem gewissen „Igitt-Faktor“ behaftet wären, da sie ihre Larven in biologischen Rückständen feststofflicherer Natur hineinlegen und auch die Fliege selbst nicht unbedingt als das sauberste Tier gilt, könnte man sie eigentlich ganz putzig finden, wie sie sich putzen. Und es ist ja nicht so, als ob diese Tierchen ebenfalls über einen Wehrstachel verfügten, der dazu in der Lage ist, dem Menschen Schmerzen zu bereiten.
Ferner sollte man berücksichtigen, dass – so sagt es Kabarettist Dieter Nuhr – das Gedächtnis der Fliege 0,7 Sekunden hält. Das macht sie reaktionsschnell – aber auch unglaublich dämlich.

Dem gegenüber steht das mystische Westen des Katibs, dass zwar ebenfalls neugierig sein kann, aber es in Sachen „Gelenkigkeit“ nicht mit einer Fliege aufnimmt. Das ist auch gar nicht nötig, schließlich verfügt er über keine Flügel, legt keine Larven in irgendwelchen Rückständen ab und gilt allgemein als sehr sauber. Aber im Gegensatz zur Fliege, die nervig ist, kann ein Katib – sollte man auf die Idee kommen, ihn reizen zu wollen oder nicht über das große Herz Prinzessin Jasmins, sowie deren Weitsicht verfügen – ein Menschliches Leben mit einem „Haps“ beenden, was sich der Katib vermutlich noch nicht einmal schämen würde, zu sagen.

Hatte man nun allerdings – wie im Falle von Prinzessin Jasmin geschehen – einen Kontakt, einen Draht, eine Verbindung, zu den Wesen hergestellt, sah man sich verblüffenden Fakten gegenüber, etwa dem, dass die Katib-Sprechweise und die der Menschen sich eigentlich gar nicht mal so sehr voneinander unterscheidet, was eingedenk der Katib’schen Herkunft nicht großartig überraschen sollte. Interessant war allerdings auch, das diese Kreaturen, die man für wild, unzivilisiert, barbarisch hielt, nobele Züge annehmen konnten, sich als Reittiere hergaben und sogar gewillt waren, sich ihrer Herrin und Meisterin – der Magierin Morgana – entgegen zu stellen.

Während sie auf dem Rücken des Katib saß und eventuelle Schlenker des Tieres mit einer schnellen Bewegung ihres Beckens ausglich, sodass sie immer aufrecht saß, konnte sich Agatha Silverbird nicht helfen – die Sache war ihr zu heikel und zu undurchsichtig. Nicht so sehr der Fakt, dass sie in die Vergangenheit geschleudert worden waren – schließlich war sie mit Cal zusammen und da gehörte sowas beinahe schon zum Berufsbild – aber dass sie ausgerechnet in dieser minimal zu nennenden Zeitspanne ankamen, in dem Pharao Mehren-Ré noch an der Macht war, nur um dann einige Tage später durch Pharao Aknemkanon entthront zu werden – wobei… bedachte man, dass es ein ganz schönes Streckchen von Agrabah nach Theben war, geschah dieser Umsturz wahrscheinlich drei Stunden nachdem Papyrus und Theti den Palast verlassen hatten.

Agatha, konzentrier dich besser und halte das Diadem fest. , ermahnte die Stimme des
Katib sie und die XO konnte nicht anders – sie musste lächeln. Wie einfach eine Situation gefährlich werden konnte, konzentrierte man sich nicht, hatte sie vor knapp 2  Jahren wieder einmal erlebt, als Sie, zusammen mit Cal, Sam Carter, der Goa’Uld Hathor und einem Privatdetektiv namens Thomas Sullivan Magnum IV auf einer Borgbasis waren.
Eigentlich hatte sich die Goa’Uld, die die Persona der „Göttin der Liebe“ aus dem ägyptischen Glaubenskreis angenommen hatte, mit den Borg verbündet, um ihr eigenes Territorium schneller erweitern zu können. Das hatte in sofern ganz gut geklappt, dass in der Basis, die sich auf dem Planeten befand, den betreten hatten, um ein seltenes Heilkraut zu finden, das nur auf diesem Planeten wucherte – dort allerdings eher unkrautig – Borg und Jaffa miteinander ko-existierten. Solange zumindest, bis die Borg-Königin beschloss, dass die Allianz sowieso keinen Wert hatte.


In der Borgbasis, die einst auch die Basis von Hathor gewesen war, saßen fünf Personen ziemlich dämlich in der Gegend rum - Sam, Calvin, Agatha,  Magnum und Hathor.
„Was können wir nur gegen die Borg tun?“, fragte Cal, was Sam zu einem „Das müssen Sie wissen. Sie sind doch der Borg-Experte.“ hinriss.
Das stimmte allerdings. Verglich man die Kenntnisse, die Samantha Carter die Borg betreffend besaß mit denen des Captains, wurde sehr schnell klar, dass der junge Starfleetoffizier eigentlich mehr Ahnung haben sollte, als eine ebenfalls junge, aber nicht aus des Captains Zeitlinie stammende, Astrophysikerin.
Interessanterweise kam der nächste Einwand nicht vom blonden Sternenflottenoffizier, sondern von dem, mit dunklen Locken ausgestatteten Navy-Captain, dem nur ein Wort entfuhr:  „Wasser.“
„Wie?“
Diese Frage war einstimmig – also unisono – aus gleich mehreren Kehlen gekommen, hauptsächlich jedoch aus den verwunderten Mündern von Cal und Agatha, wobei in diesem Fall nicht nur die Münder verwundert waren, sondern auch die kompletten Körper von Captain und XO.

„Wasser. Wenn wir die Borg mit Wasser begießen, müssten sie rosten.“, erklärte Magnum und blickte in die Runde. Der Captain der DRAGONFLY räusperte sich: „Mister – erm… Captain Magnum – wir sind hier nicht bei ‚Louis unheimliche Begegnung mit den Ausserirdischen’ – und selbst wenn das klappen würde, was ich für extrem unwahrscheinlich halte, hätten wir damit genau einen Borg besiegt. Aber die Borg werden von einer Kollektivstelle gespeist.“
„Hmm, naja gut. Dann müssen wir halt diese Kollektivstelle tüchtig gießen.“, meinte Magnum.
„Die Kollektivstelle tüchtig gießen “, entfuhr es Calvin, der sein Gegenüber, den ehemaligen Privatdetektiv ansah, als sei dieser ein Mondkalb, „Hab ich das gerade richtig gehört?“
Doch  sowohl Captain, als auch Captain – erm – sowohl Sternenflotten-, als auch Navy-Offizier, sollten nicht dazu kommen, die Feinheiten des Planes näher zu erörtern, denn in diesem Moment schlug eine Stabwaffensalve zwischen ihnen ein.

Sowohl Cal, als auch Magnum, überließen sich antrainierten Reflexen, rissen die Arme hoch und ließen sich fallen, um sich abzurollen und in Deckung zu hechten – oder besser gesagt, sich, sowie die anderen in Deckung zu bringen.
Magnum riss Sam zu Boden, während sich der Sternenflottenoffizier auf Hathor und Agatha geworfen hatte und dann entschuldigend lächelte: „Sorry – aber… ich hätte was dagegen, wenn man euch den Kopf wegblasen würde.“
Dann holte er Luft und rief: „Magnum, haben Sie noch eine Waffe?“
„JA!“, war die gebrüllte Antwort des Nagy-Offiziers.“
„Werfen Sie mir die Waffe zu.“
Magnum nahm seine Pistole und wollte sie werfen. Sams Arm schnellte hoch und ergriff die Kanone. Dann lud sie sie durch und rannte los.
„Sam, nicht.“, schrien Magnum und Cal gleichzeitig.
Doch Sam bewies wieder einmal ihre Fähigkeiten und ihr Geschick. Sie wich jedem Laserstrahl geschickt aus und nahm die Borg unter Feuer.
Sie zielte auf den letzten, noch übrig gebliebenen Borg und drückte ab, als plötzlich………
klick
Das Geräusch des leeren Magazins ließ Carter unwillkürlich zusammenzucken. Der Borg drehte sich zu ihr um und nahm Ziel.
„He, du Borg. Du vergisst den Cat-Faktor.“
Carter wusste, was jetzt gleich passieren würde. Richtig, Cal war bei ihr und riss sie zu Boden, wurde jedoch selbst von dem Strahl, den die Borgwaffe aussandte getroffen.
Carter fiel zu Boden und sah, dass Cal erst mit fassungslosem Entsetzen auf das Loch im Bauch starrte, anschließend in die Knie brach und zur Seite kippte.Der Borg selbst wurde von Hathors Handschuh ausgeschaltet. Dann versammelten sich alle um den gefallenen Captain. Agatha sah ihn an.
„Der Cat-Faktor.“, sagte sie schmunzelnd.
Cal musste ebenfalls lachen.
„Ja, der Cat-Faktor.“, hustete er.
„Was meinen die beiden?“, fragte Hathor.
Sam drehte sich zu ihr um.
„Er macht sich wohl immer solche riskanten Manöver und wird getroffen.“, erklärte sie.
„Aber jetzt zahlt er den Preis dafür.“, murmelte Magnum.
„Nein, tut er nicht.“, sagte Hathor.
„Bitte was?“, fragte Magnum, „Der stirbt.“
Sam begriff plötzlich: „Der Sarkophag.“


Sie erinnerte sich noch wie heute daran, dass sie innerlich geseufzt hatte und dem Gefühl, sich die flache Hand vor die Stirn zu schlagen, dass es nur so patschte und eine Freude war, widerstehen musste. Es war so typisch für Cal, in einer solchen Situation erschossen zu werden.
„Hoffentlich ist dein Freund nicht in einer solchen Situation gelandet.“ , meldete sich der Katib und Agatha schluckte: „Toll, musstest du mich daran erinnern?“
Ein Grinsen, dann gab sie dem Katib die Sporen – obwohl sie keine trug.

„Ich möchte es noch einmal versuchen.“
Papyrus, Theti und Aladdin hoben überrascht die Köpfe, als sie diesen Satz aus dem Munde des Mannes wahrnahmen, der sich ihnen vor etwas, das ihnen wie „vor langer, langer Zeit“ vorkam als „Prinz Doktor von Fiktivistien“ vorgestellt hatte, nur um später zu deklarieren, dass er der Kommandant eines Raumschiffes war.
Die Prinzessin aus Theben blickte ihn an und sie konnte Entschlossenheit in seinen Augen funkeln sehen – Entschlossenheit, sich zu beweisen. Und gerade dies bereitete ihr Sorge – nicht, dass Aladdin oder Papyrus gegen den Mann aus Fiktivistien verlieren würde, sondern eher, dass dieser sich eine Verletzung zuzöge.
Daher räusperte sie sich, sah den Kommandanten an, ehe sie lächelte: „Ich halte es für keine besonders gute Idee, Cal.“
„Dem schließe ich mich an.“, nickte Papyrus, was von Aladdin durch ein: „Ich mich auch“ sekundiert wurde.
„Ich meine, wir haben dich gerade schon einmal besiegt.“
Die Stimme des agrabahnischen Prinzen war hierbei ein Abbild auch seiner Sorge, nicht etwa von Überlegenheit. Es war Theti klar, dass in einem Kampf die beiden Geübteren – also Papyrus und Aladdin – die Überlegeneren waren.
Doch der ehemalige Prinz Doktor räusperte sich nun ebenfalls, blickte in die Runde, nahm den Phaser hoch, legte ihn auf den Boden und ließ ihn mit einem leichten Fußtritt über den polierten Boden in die Ecke schliddern.
Er grinste: „Ich würde auch ein Schwert nehmen.“

Das war ja noch schlimmer.
Theti würde sich hüten, diesen Satz zu sagen, obwohl er ihr durch den Kopf spukte – und so wie sie die betretenen Mienen Aladdins und ihres Mannes beobachtete, war sie sich sicher, dass auch den Beiden genau dies durch den Kopf ging. Wenn dieser Mann selbst mit einem Schwert hantieren würde, so sah die Prinzessin Thebens vor ihrem inneren Auge schon Haarbüschel fallen, weil er sich versehentlich einen modischen Kurzhaarschnitt verpasst hatte – und das war im Besten der möglichen Fälle. Im Schlimmsten würde er sich enthaupten und auch hier sah sie vor ihrem inneren Auge wie der Captainskopf von Captains Hals gen Boden fiel und eventuell noch ein paar Mal über selbigen rollte.
Nein – das konnten sie nicht zulassen.
„Kommt schon“, grinste der Mann, „ist doch nur ein kleines, harmloses Spiel unter Freunden.“
Sie konnte die braunen Augen des Fischerjungen und späteren Herrschers von Theben auf sich ruhen spüren, ebenso die Augen des ehemaligen Straßenjungen und späteren Herrschers von Agrabah. Die beiden Herren der Schöpfung wussten nicht, wie sie zu reagieren hatten – wobei es, wenn sie ehrlich war, ganz einfach war: Man müsste das ganze einfach ‚verbieten’, sprich, feststellen, dass es ja keinen Spaß machte, dass man müde war oder sonst irgendwelche Gründe vorschieben.
Und dennoch blickten sich Papyrus und Aladdin an, zuckten dann mit den Schultern und sagten dieses verhängnisvolle Wort: „Einverstanden.“

„Hier, Captain. Vorsicht, die Klinge ist sehr scharf.“, sagte Papyrus, als er dem Mann das Schwert übergab, der es entgegennahm, kurz betrachtete und kurz damit herumwirbelte – und das ohne sich versehentlich zu enthaupten. Das war tatsächlich die erste Überraschung, die der Mann für ihn bereit hielt, seit er sich als „Captain“ zu erkennen gegeben hatte.
Die Verblüffung in seinen Augen musste Cal gesehen haben, denn er lächelte den Fischerjungen an: „Ich hab ein bisschen auf der Academy geübt. Eine meiner Freundinnen, die ich dort kennenlernte, focht gerne.“
„Ah“, lächelte Papyrus und wandte sich dann an Aladdin, der auf ihn und den Captain zutrat und sich ebenfalls ein Schwert genommen hatte.
Kurz blickte der Prinz des Landes Agrabah zum seinem Kontrahenten herüber und ihm in die Augen: „Du kannst es Dir jederzeit noch überlegen. Du musst das hier nicht tun.“
„Wenn nicht jetzt“, wirbelte Cal wieder das Schwert durch die Luft, „Wann dann? Wenn nicht hier – sag mir wo und wann?“
Aladdin legte den Kopf schief: „Am Liebsten wäre es mir, das gar nicht tun zu müssen. Ich könnte dich verletzen und – das möchte ich nicht.“
„Ich pass schon auf.“
Sprachs und begab sich in Angriffsposition.
„En garde!“
Und damit ging es los.

Langsam trat der Captain auf sein Gegenüber zu, hob sein Schwert zum Schlag an und führte es zuerst sachte in Richtung Aladdins.
 „Wenn ich diesen Schritt hier mache…“, sagte er und lächelte, als der Prinz von Agrabah sein Schwert hob und es genau so sachte gegen die Klinge des Captain führte – in der klaren Absicht, ihn zu blocken.
Es war einfach nur zu genial. Da waren sie im Jahr X-Tausend vor Christus – „2995 vor Christus“, wie sich Cal ins Gedächtnis rief und der Autor diese Zeitangabe mit „Relative Disneyzeit“ komplettieren muss – und dennoch hatte er das Gefühl, als sei er Jack Sparrow und Aladdin William Turner, der Sohn von William ‚Stiefelriemen Bill’ Turner.
Und lief der Film nicht auch unter der Flagge Onkel Walt’s?

„Sehr gut.“, lobte Aladdin, der seinen Zug gemacht und Cal den Schwerthieb pariert hatte. Der Captain hatte tatsächlich noch nicht einmal gelogen. Er hatte tatsächlich an der Academy Fechten erlernt – allerdings war dies ein Crashkurs gewesen, der vor zwei Jahren stattgefunden hatte, als die Voyager von ihrer Odysse im Delta-Quadranten zurückgekehrt war.  Damals waren die Crewmitglieder des Raumschiffes unterwegs gewesen, um etwa einige Vorträge an der Starfleetacademy zu halten, an der sich gerade die Crew der DRAGONFLY befand, um das Projekt „Teen Squadron“ noch einmal genauer vorzustellen. So war es nur der Natur der Sache geschuldet, dass man sich zusammensetzte, sich unterhielt und auch Geschichten austauschte.

Sebastian „Scotty“ Middlegate und Calvin Nathan Cat hingen an den Lippen B’elanna Torres, Seven of Nines und Kathryn Elizabeth Janeways und überreichten, als sie danach gefragt wurden, einige Baupläne der DRAGONFLY - ausgestattet mit genaueren Spefizifaktionen – an Halbklingonin, Borg und Menschenfrau.
Die Reaktionen – ein „Ziemlich beeindruckend“ von Janeway, ein „Effizient“ seitens Seven und ein „Das klappt tatsächlich“ von B’elanna Torres sorgte dafür das Cal und Scotty einerseits vor Stolz beinahe platzten und zum Anderen vor Freude strahlten.
Und hier machte der Captain einen verhängnisvollen Fehler – er fragte B’elanna, ob sie mit ihm den Umgang mit Bath’leths trainieren könnte.

Sie erinnerte sich leider an die Schlappe vor etlichen Jahren, als er sich die große Klappe erlaubt hatte und sie mit ihm daraufhin den Boden aufwischte – allerdings lächelte sie ihm zu und nickte.
Doch dass auch ein Bath’leth-Training für Cal nicht ganz ohne Blessuren von statten geht dürfte klar sein und erst viele Wochen später würde Cal…

Al bewegte sich eine Spur zu schnell. Das Schwert war da, der Captain konnte seine Klinge nicht mehr rechtzeitig nach vorne bringen und…
Schmerz eruptierte in seiner Schulter.
Aufschreiend ließ er die Klinge fallen, tastete nach seiner Verwundung und schaute dann zu Aladdin, als dieser ebenfalls die Klinge sinken ließ und auf ihn zuging: „Alles in Ordnung?“
„Natürlich.“, machte der Captain unwirsch, hob die Klinge auf und lächelte: „Nochmal.“

Erneut füllte das Geklirre der Schwerter, die gegeneinander geschwungen wurden, den Hangar aus. Aladdin sprang, wirbelte herum, duckte sich unter Hieben hinweg, parierte andere, griff selbst an – alles in einem Arbeitsgang – und drängte den Captain damit erneut in die Defensive.
„Das musste ihm doch reichen.“, schoss es dem jungen Abenteurer durch den Kopf, doch da war Cal wieder da, hieb mit seinem Schwert auf  das Aladdins ein, in einem Rhythmus, der immer schneller wurde, immer verbissener. Aladdin konnte sehen, wie Cal die Zähne aufeinander biss, wie seine Augen wütend funkelten – der Captain war bereit, Ernst zu machen. Schnell blockte der Prinz einen Schlag ab, blockierte den Captain, indem er beide Klingen verkeilen ließ  und spürte im nächsten Moment einen harten Schlag mit der Faust gegen die Wange.
Verdammt, der Captain machte wirklich ernst.
„CAL!“, hörte er dann eine Stimme, sah, wie der Kommandant herumwirbelte und wie plötzlich Agatha auf ihn zustürmte und ihm einen Kinnhaken verpasste. Der Captain ging zu Boden, stöhnte schmerzvoll auf und schüttelte dann den Kopf.

TBC

Kapitel 24. 5

„AU! Das hat wehgetan! Was sollte das?!“
Cal richtete sich mit diesen Worten auf, schaute wütend zu seiner XO herüber und hielt sich das Kinn. Die schöne Rothaarige blickte ihn an, seufzte und stemmte die Hände in die Hüften: „Eher sollte ich Dich fragen, was das mit Aladdin sollte? Möchtest Du einen Krieg zwischen Fiktivistien und Agrabah auslösen?“
Der Captain legte den Kopf schief. Verdammt – daran hatte er irgendwie nicht gedacht.
Nachdenklich kratzte er sich am Kopf, blickte kurz zu Boden und murmelte dann etwas.
„Bitte? Ich hab das nicht ganz verstanden.“, sagte die XO, trat auf ihn zu und schaute ihn an.
Cal riss den Kopf hoch: „Ich sagte, es tut mir leid!“
Er warf die Arme in die Luft – natürlich nur in sofern, als es durch den Fakt, dass sie an seinem Körper angewachsen waren, möglich war -  schüttelte den Kopf und ging auf und ab.
„Ich meine“, setzte er an, schüttelte erneut den Kopf,  fuhr fort - „grn… zmpf… zck… karak.“, wobei es sich hierbei nicht um irgendwelche Ausdrücke einer Fremdsprache handelte, sondern um Vokaleruptionen, die aus der Captainskehle hervorkamen, „Ich bin … hnnnnn-kaklakak – zu alt für diesen Scheiß. Ich bin einfach zu alt.“
Er seufzte, ließ sich nieder und zog die Beine an: „Viel zu alt. Hab soviel erlebt. Zuviel erlebt. Tod, Zerstörung, Hass, Wut, Trauer… Schmerz. Alles erlebt. Alles erlebt. Viel zu viel erlebt.“ Kurz machte er eine Pause, blickte ins Ungefähre und begann damit, an niemand Bestimmten gewandt, fortzufahren – wobei „Er begann fortzufahren“ auch eine tolle Satzkombination ist: „Es is doch eigentlich immer so. Man will Leute retten und die wollen entweder nich gerettet werden oder man darf sie nich retten, weil ihr Tod einen Fixpunkt in der Zeit darstellt. Ich bin nun mal nicht – obwohl ich wäre es gerne – der Timelord Victorius.“
Er stand auf, warf den Kopf in den Nacken und gab einen „Ohhh“-Laut von sich, der zuerst leise war und dann immer mehr an Lautstärke gewann, „Wenn ich der Doktor – der Timelord Victorius – wäre, ich würde mit meiner Companion durch die Zeit reisen und die retten, die gerettet werden müssten, die den Tod nicht verdient haben. Ich würde…“
Der Captain seufzte, fokussierte nun Agatha und trat auf sie zu: „… mit dir Hand in Hand da stehen und den Zeitvortex beobachten, wie er sich gegen die Änderungen wehrt, ich würde es billigend in Kauf nehmen, dass Galaxien verbrennen… es gibt Leute, die den Tod nicht verdient haben.“

Die XO schaute ihn an, ergriff seine Hand und legte sie auf ihre Brust: „Cal – spürst Du, wie mein Herz schlägt? Du machst mir gerade Angst.“
Der Captain legte den Kopf schief. Tatsächlich. Das rhythmische Pumpen des Herzens seiner ersten Offizierin war deutlich beschleunigt worden und als er in ihre hypnotischen, grünen Augen blickte, stellte er fest, dass sie entsetzensweit waren. Wieso? Nur, weil er es nicht einsehen wollte, dass Raum und Zeit ihren Weg haben? Andererseits, was brachten Raum und Zeit, wenn die Leute, mit denen man sie teilen wollte, nicht mehr da waren?
Nein – nein, er war Sternenflottenoffizier, kein Timelord, er besaß keine Tardis, er war nicht in der Lage, bewusst und gewollt eine Zeitreise zu unternehmen und er sah sich ausserstande, dem Universum seinen Willen aufzuzwingen.
Das wäre auch nicht des Doktors würdig – sondern eher des Masters. Und der wollte er nicht sein.
Kurz atmete der Captain durch, bemerkte, wie seine Schulter brannte und blickte auf die Wunde, die Aladdin ihm beigebracht hatte.
„Ich blute“, stellte er überflüssigerweise fest, schaute dann zu Aladdin herüber und trat auf ihn zu: „Entschuldige, dass ich dich geschlagen habe. Ich… ich weiß auch nicht. Das war … ich habe überreagiert.“

Aladdin war geneigt, der Selbsteinschätzung des Captains durchaus zuzustimmen. Der Kampf, den er geführt hatte, war zwar nicht von schlechten Eltern gewesen, aber dennoch waren die Methoden, zu denen der Mann gegriffen hatte, nicht unbedingt astrein gewesen.
Obwohl er ein Sprichwort gehört hatte, das „Im Krieg und der Liebe sind alle Mittel erlaubt“ lautete, stimmte er diesem nicht zu. Jedenfalls nicht aus vollem Herzen, selbst wenn er seinerzeit selbst eine Kriegslist angewandt hatte, um überhaupt auf dem Radar der Prinzessin zu erscheinen. Jedenfalls beim zweiten Mal.
Dennoch – oder vielleicht gerade deswegen? – griff der junge Agrabahner nach der Hand des Mannes, lächelte ihm zu und schüttelte den Kopf: „Entschuldigung angenommen, aber eigentlich unnötig. Du wolltest zeigen, was du konntest… und…“
Er fuhr sich über die Wange, zuckte leicht zusammen, ehe er lächelte: „Du verteilst einen guten linken Haken.“
Und mit einem Lächeln registrierte er, wie sein Gegenüber aus Fiktivistien rot wurde und ein „Da… danke“ stammelte.
Dann legte der Mann aus Agrabah seinen Kopf schief, deutete auf die Rothaarige und nickte ihr zu: „Sie schlägt aber deutlich besser zu.“
„Das stimmt.“, lächelte nun Cal und wandte sich ebenfalls zu seiner XO um.
Diese zuckte mit den Schultern: „Gelernt ist gelernt.“
„Und bescheiden ist sie auch noch.“, zwinkerte der Captain dem Abenteurer zu, was dieser mit einem Nicken bestätigte, ehe er Luft holte und zu Jasmin zutrat, um sie zu küssen.

„Haben wir den Dilithium-Kristall?“, fragte Cal und die XO blickte ihn an.
Das war mal wieder typisch – gerade eben noch zerknirscht und am Rande, eine katastrophale Dummheit zu begehen, war der Kommandant des Föderationsraumschiffes wieder einmal „business as usual“ – aber in dem Fall brachte es nichts. Sie förderte das Diadem zu tage, reichte es an den Captain weiter, der es betrachtete und dann zu ihr blickte: „Wat meinst Du?“
„Ist ein Dilithiumkristall. Ich würde sagen, damit kommen wir n paar Hundert Lichtjahre weit.“, zuckte die XO mit den Schultern.
Der Captain seufzte, blickte zu ihr herüber und ließ die Schultern sinken:  „Das heißt, dass wir unsere Begleiter jetzt ausschalten müssen und…“
„Stopp – wir hatten gesagt, dass wir mit ihnen noch was machen.“
„Hatten wir?“
Cal hob fragend die Augenbrauen und Agatha nickte: „Japp, hatten wir.“
Das traf zwar nun nicht ganz zu, eigentlich war der Deal – wie wir ja alle noch wissen – gewesen: „Wir gehen an Bord der DRAGONFLY , ihr schaut euch kurz um – oder, um es mal in der Sprache des großen Fireball aus „Saber Rider und die Star Sherrifs“ zu sagen: „Ihr macht die große Umschaue.“ – und dann hypnotisiert Agatha euch und nimmt euch eure Erinnerungen.“
Das schien auch Cal in diesem Moment durch den Kopf zu gehen, bemerkte die XO, denn er blickte sie an, runzelte verständnislos die Stirn und schüttelte den Kopf: „Moment mal – der Deal war doch anders, oder?“
„Ach, was soll’s – ich meine, sieh es als Geburtstagsgeschenk.“
Wenn der Captain jetzt die Stirn noch mehr gerunzelt hätte, wäre seine Hinterkopfbehaarung dorthin gewandert, wo bei einem normalen Menschen das Gesicht seinen angestammten Platz hat: „Wieso Geburtstagsgeschenk? Ich hab nich Geburtstag, Du hast nicht Geburtstag, keiner meiner Leser hat gerade Geburtstag, der Autor auch nicht – wer sollte also Geburtstag feiern?“
„Naja, so Geburtstag im klassischen Sinn vielleicht nicht.“, schmunzelte Agatha, „aber wirf mal einen Blick auf die aktuelle Kapitelzahl, sowie die Kapitelteilzahl. Wir sind in Kapitel 24 und Kapitel 5. Na? Klingelt’s Glöckchen?“
Der Captain legte kurz nachdenklich den Kopf schief, blinzelte noch einmal und die schöne XO konnte sehen, dass er sich tatsächlich Mühe gab, nachzudenken. Dann durchschoss es ihn wie ein Blitz: „AAAAAAAAAAAAAH! Ich bin dumm . Ich bin DÄMLICH.. Ich bin ja völlig vernagelt!“
Wieso war es der XO nur so klar, dass Cal ausgerechnet jetzt mit einem Louis-De-Funes-Gag kommen würde, wenn er sich in einem Medium befand, in dem man die Handbewegungen, die er im Film „Oscar“ zum Besten gab nicht sehen konnte?
Falls man jetzt allerdings erpicht gewesen wäre, zu wissen, was diese Handbewegungen sind: ganz einfach. Zunächst werden beide Hände aufrecht links und rechts neben dem Gesicht positioniert – und zwar so, dass sie mit dem Handprofil nach aussen zeigten, wobei die Handkante nach vorne gerichtet war.
Als nächstes dann die rechte Hand so unter das Kinn bringen, dass der Handrücken auf das Kinn zeigte, der Daumen auf den Adamsapfel und die Handkante immer noch nach aussen, während die linke Hand so über den Kopf gehalten wurde, als ob man sich vor einem Regenschauer schützen wollte, also Handrücken nach oben, Handkante nach vorne – nur um sie wieder in Ursprungsposition links und rechts neben das Gesicht zu bringen und dies so oft wie man lustig ist zu wiederholen. Cal hingegen brachte die De-Funes-Performence zum logischen Ende (ich weiß, Cal und Logik – erschütternd, oder?),  indem er laut „Bretter, Bretter, Bretter“ sagte.
Dann drehte er sich um, blickte auf die Lichter des Raumschiffes, suchte nach einer roten Leuchte und lächelte: „Happy Birthday. Auch wenn es nur ein Callback auf das eigentliche Datum ist.“
Kurz zwinkerte er der roten Leuchte zu, wandte sich dann wieder an Agatha und verneigte sich: „Ich danke dir, dass Du unsere neugewonnenen Freunde noch nicht ganz abschreiben willst.“
„Mach da nur keinen Fehler“, zwinkerte die XO ihm zu, trat zu ihm und küsste ihn auf die Wange: „Ich werde sie mir schon noch vornehmen… aber man muss auch mal n bisschen Spaß haben können, oder?“
„So kenn ich dich ja gar nicht, Gathy-Maus. Sag mal, alles in Ordnung mit dir?“
„Ich kann ja nicht immer Lady Miesepeter sein.“
„Ach komm schon“, zwinkerte Cal ihr zu, „Als ob ich das von Dir denken würde.“
Sie blickte ihn an, konnte merken, dass sich ihre Mundwinkel beinahe unweigerlich und unwillkürlich zu einem Lächeln verzogen, ehe sie ihn in den Arm nahm und ihm in die braunen Augen blickte: „Kann man’s wissen, weiß man’s denn? Immerhin kann man den Menschen nur vor den Kopf gucken.“
„Und was siehst Du da bei mir?“
„Zwei braune Augen, die unglaublich unintelligent dreinblicken.“, grinste die XO, stahl ihm noch einen Kuss und machte sich dann von ihm los. „Komm“, gab sie ihm noch einen kurzen Stoß mit dem Ellbogen in die Seite, „Wir wollen doch unsere Freunde nicht warten lassen, oder?“
Der Captain blickte sie an, zwinkerte ihr zu und sagte: „Nie im Leben, Wonder Agatha.“

Eigentlich wollte er Jasmin nicht loslassen. Nicht jetzt. Nicht hier. Es würde ihm reichen, wenn sie sie jetzt einfach hier ausschalteten, nach Agrabah schafften und sie mit einem veritablen Loch in ihren Erinnerungen ausgestattet herumliefen. Doch als Aladdin spürte, wie ihm jemand auf den Rücken tippte und dann mit Stimme und Duktus Prinz Doktors/Cals sagte „Komm, jetzt zeig ich euch mal, was die Kiste draufhat.“, war er – obwohl er die Worte nicht ganz verstand, wohl aber den Sinn – sehr neugierig. Er blickte in die braunen, verzaubernden Augen Jasmins, in denen es so abenteuerlustig, frech und hypnotisierend funkelte, dass er am Liebsten abgewinkt und gesagt hätte „Danke für das Angebote, aber wir bevorzugen es, alleine zu sein.“
Und gerade, als er sich mit diesem Gedanken abgefunden hatte, waren die Augen Jasmins fort, er spürte ein erneutes Tippen und hörte ihre sanfte, amüsierte Stimme: „Kommst Du?“
Gut, wenn Jasmin wollte, warum sollte man sich das nicht gönnen?

Erneut betraten die zwei richtigen und das eine falsche Prinzenpaar das Shuttle Hornet 1 , nahmen ihre Positionen ein und blickten abwartend zu Prinz Doktor herüber. Dieser hob das blaue Diadem Prinzessin Jasmins an, öffnete eine kleine Klappe im Boden der Hornet und ließ es vorsichtig herab. Dann schloss er die Klappe und blickte in die Runde.
„So – wir können.“, lächelte er, wandte sich um und einer Reihe von für Jasmin nicht zu identifizierenden Dingen zu, die sie an eine Art „Tischplatte“ so erinnerte.
Kurz hielt Captain Cat / Prinz Doktor inne, holte tief Luft und betätigte dann einen eine Art Schalter oder Knopf auf dieser Tischplatte.
Ein unmenschliches Rumpeln war zu hören, das dem Shuttle zu entsteigen schien.
„Okay, Ramrod wird ab sofort die Steuerung übernehmen.“, hörte sie hinter sich Agatha Silverbird sagen, was Cal durch einen überraschten Blick und ein Lächeln erwiderte, eher er sagte: „Bestätige April. Übernehme Steuerung.“
Das Rumpeln wurde lauter und das Shuttle begann, zu beben. Cal ließ seinen Blick über die Tischplatte schweifen, betätigte noch ein paar Knöpfe, ehe er sagte: „Kampfbereitschaftsphase – eins. Hoch damit und raus mit ihnen. Volle Energie und fertig ist die Ramrod-Infanterie.“
Abwartend schaute er erneut auf die Tischplatte, als… nichts geschah.
Das Rumpeln des Shuttles verstummte, das Beben erstarb.
„Erm….“, entrann es der Captainskehle und er sah fragend zu Agatha herüber, die mit den Schultern zuckte.
„Hoch damit uns raus mit ihnen!“, wiederholte der Captain, hieb einmal auf den Tisch, was ihn zusammenzucken und ein „Kerr vadorrinoeins!“ fluchen ließ – was auch immer das hieß, vermutlich irgendwas fiktivistisches. Das Shuttle blieb stumm.
Keine Reaktion, kein gar nichts.
Wobei Jasmin auch nicht wusste, was sie großartig erwartet hätte, wenngleich eine gewisse Reaktion, wenn man schon das Diadem hergab, nett gewesen wäre.
„Hoch damit!“, setzte Prinz Doktor wieder an, hieb erneut auf den Tisch ein, „Und raus mit ihnen, verdammte …“
Nichts.
Erneut blickte er zu seiner Freundin, Jasmin konnte sehen, dass auch ihre grünen Augen pure Ratlosigkeit zeigten – offenbar hätte das, was geschehen war, nicht passieren sollen.
Und dann konnte sie in Cals Augen Panik flackern sehen.
„Verdammt“, keuchte er, „Was ist, wenn…“
„Wenn ihr hierbleiben müsst?“, komplettierte Prinzessin Jasmin, trat neben Agatha und mit ihr zusammen zu Cal herüber – die hübsche Rothaarige ließ sich wie willenlos mitführen – „bleibt ihr halt im Palast. Ihr mögt kein echtes Prinzenpaar sein, aber ich mag euch und werde euch nicht einfach so auf die Straße setzen.“
Cal schluckte: „Und dann blieben wir bei dir… für immer?“
„Wenn ihr wollt?“
Nun schluckte auch Agatha und sie konnte in den Augen der XO lesen wie in einem Buch. „Die Sternenflotte wird uns umbringen“, murmelte die Rothaarige, trat auf Cal zu und nahm ihn in den Arm. Der Captain seufzte, erwiderte ihre Geste und barg sein Gesicht an ihrem Hals.
„Wir werden nie wieder zurückkommen?“

TBC

« Letzte Änderung: 08.07.14, 14:45 by CaptainCalvinCat »

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Kapitel 25 – Invasion
Kapitel 25.1
 




Seit die Besatzungsmacht da war, konnte man nicht behaupten, dass sich die Situation nennenswert verbessert habe. De facto wurde sie immer schlimmer. Etwa, wenn man sich mal ein Brot nahm, ohne dafür in die bezahltechnische Gegenleistung zu treten – da konnten die Palastwachen, wenn sie davon Wind bekamen, schon ganz schön austicken und nicht unbedingt freundlich werden. Zwar waren auch schon Razul und Konsorten nicht unbedingt durch Höflichkeit aufgefallen, doch die Flachnasen und Knallchargen, die ihnen folgten, zeichneten sich durch zwei Dinge im Besonderen aus: Übermäßige Brutalität und mangelnde Intelligenz.
Ersteres war für die Rebellen, die sich nach der Inauguration des großen Diktatoren gebildet hatten,  sehr unpraktisch, dafür wurde es durch den Zweiten Punkt, die mangelnde Intelligenz mehr als nur relativiert.

Der Dieb, der floh, war groß, schlank, durchtrainiert, jede Faser seines Körpers zeugte von den Torturen und Gefahren, die er über sich ergehen lassen musste. Besonders schlimm wurde es, wenn man ihn tatsächlich gefangen nahm. Razul und seine Bande hatten sich seinerzeit zu ihrer Zeit schon einige unschöne Foltermethoden ausgedacht, aber die sengendheißen Schmerzen, die die jetzigen Werkzeuge über den Dieb hereinbrechen ließen, sollte er einmal unglücklicherweise in die Fänge der Palastwachen geraten sein, ließen ihn mit schöner Regelmäßigkeit das Bewusstsein verlieren.

Er gab sich Mühe, relativ selten in die Fänge der Palastwachen zu geraten. Die Resistance hatte ihm Wege eingeschärft, über die er der Gefangennahme entrinnen konnte und er war ganz froh, diese einsetzen zu können.

Manchmal, wenn er rannte, sah er, wie einige Wände der Stadt mit Parolen beschrieben worden waren.
„Wehrt euch.“, stand da beispielsweise, oder auch „AGAB“, was fiktivistisch war und „All palace guards are bastards“ bedeutete: Alle Palastwachen sind Schweinehunde.  Und dann hatte der Dieb eine weitere Nachricht auf einer Wand gelesen. Erneut fiktivistisch: NAGABSASAN – Not All Palace Guards Are Bastards – Some are, some are not. Also „Nicht alle Palastwachen sind Schweinehunde. Einige sind’s, einige sind es nicht.“
Der Dieb scherte sich in der Regel wenig um solche Parolen – er musste mit seiner, ihm eigenen Wahrheit an die Sache herangehen und die sah nun einmal dergestalt aus, dass dieses APGAB durchaus zutraf.  Und…

Auf die Inhaberin des Beines, das da gerade an sein Kinn geführt wurden war und ihn mit voller Wucht getroffen hatte, traf dieser Satz auch zu. Der Dieb taumelte nach hinten, fiel und sah sich plötzlich einem Traum von Frau gegenüber. Die Haarfarbe konnte er nicht erkennen, die Kleidung war ihm eigentlich auch egal, für ihn wart nur wichtig, dass diese Frau eine sehr weibliche Figur hatte. Ein sanftes, ironisches Lachen ertönte, als sie ihr Bein wieder gen Boden führte und sich zu ihm herüber begab: „Finden Sie das Stehlen von Brotlaiben korrekt?“
Nein, eigentlich fand er es nicht korrekt – aber, wenn die Mäuse fehlten, war es notwendig, zu stehlen.
„Nein“, murmelte er und richtete sich auf. Er war geschlagen und er wusste es. Es würde für ihn kein großes, letztes Hurrah geben, er würde sich nicht befreien können – nicht, solange sie da war und nun ihren Fuß auf seinem Brustkorb parkte.
Der Dieb musste nur einmal hinschauen, dann wusste er, mit wem er es zu tun hatte.
Sie war vor einigen Wochen aufgetaucht und hatte sich der Sache der „Guten“ verschrieben – was auch immer dies bedeuten mochte. Ihren wohlgeformten Körper in ein bauchfreies, rot-schwarzes Top eingerahmt, der Schoß steckte in einer kurzen Hose, deren Stoff ebenfalls schwarz war und aus der lang und stark, zwei Beine herauswucherten, die in Füßen endeten, die wiederrum in Sandalen steckten.
Sie trug eine Art Maske, ein Ding, das ihre Identität nicht verraten sollte und das ihre Haare bändigte, sowie zwei Gucklöcher sein Eigen nannte, aus dem bezaubernd-grün zwei Augen funkelten und auf die ein silberner Vogel gemalt war.
„Silverbird!“, bellte plötzlich eine Stimme und der Dieb wandte seinen Blick zu dem Hausdach, das die Quelle des Rufes war. Auf ihm hatte sich ein Mann positioniert, der die Arme vor der Brust verschränkte, eine ähnliche Kleidung trug wie die „Verbrechensbekämpferin“, allerdings weitaus weniger offenherzig. Dann sprang der Mann neben ihn, blickte Silverbird an, die darauf mit einem genervten Augenrollen reagierte.
„Lass den Mann gehen. Er hat doch nichts getan.“
„Er klaut Brot.“
„Wenn die Mäuse fehl’n, muss man eben stehl’n“, gab der Mann, der die Frau „Silverbird“ genannt hatte, zurück, was diese dazu brachte, genervt die Augen zu rollen: „Komm mir jetzt nicht mit der Leidensgeschichte deines Ideologienstifters“
Ihr Gegenüber, der Mann mit der Maske, hielt die Arme immer noch vor der Brust verschränkt: „Silverbird – Du kämpfst auf der falschen Seite.“
„Wenn Ihr beiden nichts Dagegen habt, würde ich mich jetzt gerne…“, setzte der Dieb an, doch der Fuß Silverbirds wich nicht von seinem Brustkorb und auch der Mann schien ihn nun mit missbilligendem Blick zu betrachten: „Hör mal, Freundchen, ich verhandel hier über deine Freilassung und du willst einfach so die große Verziehe machen?“
Der Dieb blickte seinen Retter an, kratzte sich nachdenklich am Kopf und zuckte mit den Schultern: „Kann man es mir verdenken? Ich weiß ja nicht, was Ihr mit mir vorhabt.“
„Laufen lassen“, entgegneten Silverbird und sein Retter unisono, ehe sie einander anblickten.
„Und wir beiden hübschen“, setzte die „Verbrechensbekämpferin“ an, „müssen uns ganz dringend einmal über Loyalitäten unterhalten.“
Damit nahm sie den Fuß von des Diebes Brust und schlang einen Arm um die Schulter des Anderen.
„Gefällt mir.“, lächelte dieser und nahm sie in den Arm, um ihr einen feurigen Kuss zu geben.


„Hey, Cal, warum grinst Du so?“
Agatha Silverbirds stimme riss ihn aus seinen Gedanken und Superheldenfantasien.
Er blinzelte, fand langsam wieder in die Realität zurück und betrachtete die Person, die ihn angesprochen hatte – seine Freundin, XO, Geliebte, Dorn in seiner Seite, die Frau, die ihn in den Wahnsinn trieb, entweder vor Lust, oder weil seine Logik durch zeitweilige Nichtexistenz komplett konträr zu ihriger lief  - von oben bis unten. Ja, sie trug noch immer dieses rote Outfit, das Jasmin ihr geschenkt hatte und ihren Körper noch majestätischer erscheinen ließ. Kein Wunder also, dass man Ihr die Prinzenrolle – erm… die Rolle der Prinzessin – abgekauft hatte.
„Mein Silverbird.“, lächelte der Captain, schlang beide Arme um sie und erlaubte es sich selbst, sich in diesem leidenschaftlichen Kuss vollends zu verlieren.

Jasmin konnte die Reaktion des Mannes, der sich selbst Prinz Doktor genannt hatte, nur wenig verblüffen. Sie hatte ihnen einen Platz in ihrem Palast angeboten, Cal hatte kurz ins Leere geblickt und begann nun, seine Freundin so zu küssen, als würden sie in ihre erste, eigene Wohnung ziehen. Zwar drängte sich mental der Satz „Wie Süß“ auf, sie sagte ihn jedoch nicht – warum sollte man junge, alte, oder mittelalte Liebe denn mit so einem Satz torpedieren. Stattdessen blickte sie zu Aladdin, der ihren Blick wahrnahm und ihr ein Lächeln schenkte, das ihr Herz schneller schlagen ließ. Ja – auch der Abenteurer wusste, was die amouröse Stunde geschlagen hatte. Also trat er zu ihr herüber, legte eine Hand auf ihre Schulter und holte tief Luft.
„Flieg mit mir um die Weeeeeeelt“, begann er zu singen – wie eigentlich immer, wenn er sie verführen wollte. Das war so eine Art Ritual und in der Regel schaffte sie es, bis zu ihrem Einsatz des Liedes, standzuhalten, dann warf sie sich in seine Arme und küsste ihn so lange, bis ihnen beiden schwindlig wurde.
Doch in dem Moment, in dem Aladdin angefangen hatte, zu singen, stoppte er wieder – denn der Boden unter ihnen begann, sich mit einem Pulsieren bemerkbar zu machen.

„Als ob die Erde bebt.“, hauchte Cal gegen die Lippen der XO und öffnete dann verblüfft die Augen, als er merkte, dass sich Agatha versteift hatte – und zwar nicht so, als wolle sie den Körper, diesen elenden Betrüger, wieder versuchen unter Kontrolle zu bekommen.
Der Kommandant legte den Kopf schief: „Was ist?“
„Schatz, die Erde hat gebebt und das war keinesfalls ein Beben, das eigentlich stattfinden sollte.“

Von einer Sekunde auf die Andere hatte eine gewisse Kommandantenhaftigkeit von Captain Calvin Cats Körper Besitz ergriffen. Er richtete sich komplett auf, richtete das, was man ihm als Kleidung anvertraut hatte und was immer noch nicht wie eine Uniform aussah – ausser man gastierte im Paralleluniversum, das seinerseits schon Kirk, Scotty, McCoy und Uhura besucht hatten, in dem Kirk in einer samtenen Weste umherlief und man Uhura, sowie allen anderen weiblichen Crewmitgliedern eine Art besseren Büstenhalter gegeben hatte, um die Brüste zu bedecken und einen kurzen Minirock, um ihre Scham  nicht der Öffentlichkeit preiszugeben.  Wenn Cal sich nun ganz genau auf Agathas Kleidung und seine eigene konzentrierte, kam er nicht umher, festzustellen, dass er fast genau dieselben Klamotten trug, wie man sie im Paralleluniversum für trés chique hielt.
Und dann durchzuckte es ihn wie ein Blitz: Waren sie vielleicht doch nicht in der Vergangenheit ihres Universums gelandet? Der Fakt, dass hier Aladdin und Agrabah, die schöne Prinzessin Jasmin, Rajah, Abu und Genie herumliefen, lebten, atmeten, kämpften und sich den einen oder anderen Spaß gönnten, könnte man dafür als Indiz sehen. Andererseits – änderte sich die Zeitlinie des Paralleluniversums nicht erst in der Stunde größter Not, nämlich nach dem dritten Weltkrieg – im wahrsten Sinne des Wortes ausgelöst durch einen Startschuss, als Zefrem Cochrane des Paralleluniversums seine Schrotfilinte in den Leib des Vulkaniers entleerte, der gerade aus der T’Plana Hath – des vulkanischen Forschungsschiffes, das die Warpsignatur der Phoenix entdeck thatte - gestiegen war?
War dies nicht der Moment, in dem sich alles wirklich änderte?
Oder gab es schon vorher Änderungen? Cal wusste es nicht, aber wenn er ehrlich war, interessierte es ihn momentan noch weniger. Ein Erdbeben schien gerade durch die Region gegangen zu sein und laut Agathas Expertise war für das heutige Datum genau so ein Ereignis nicht verzeichnet.
Wo man gerade von Veränderungen der Zeitlinie sprach.

Vielleicht waren die Beiden ja auch schuld daran, wie sich das alles noch entwickeln würde und vielleicht war diese kurze Traumvision, die er gerade gehabt hatte und von der er sich fragte, wieso zum Teufel er Agatha, seinem Gewissen, die Rolle der bösen Zynikerin zuschrieb, doch kein Traum, sondern tatsächlich eine Vision von Dingen, die noch kommen sollten.
Andererseits hielt er es da mit Helmut Schmidt: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“
„Agatha, frag mich mal was.“, sagte er und blickte seine XO an.
„Und was, Cal?“
„Irgendwas.“
„Cal, was denkst Du, dass das gerade war?“
Der Captain zuckte mit den Achseln: „Kannst Du mich auch was Leichteres fragen? Ich meine – ich zähle zwei und zwei zusammen.“
„Und was kommt dabei raus?“
„Na, wie immer: Sieben.“, grinste Cal und schüttelte den Kopf: „Nein, ernsthaft – ich hab keinen blassen Schimmer was das war, aber es kommt mir irgendwie bekannt vor.“

Prinz Doktor – Captain Calvin Nathan Cat -  legte den Kopf schief, ging dann auf die Knie und lauschte in die Dunkelheit.
„nee“, sagte er und blickte dann mit einem Hauch – gut, mehr als nur mit einem Hauch – Ratlosigkeit in die Runde. Er räusperte sich, blickte dann zu ihr – Prinzessin Jasmin – und stand auf: „Dieses Erdbeben. Wann hat es angefangen?“
„Kurz nachdem ihr euch geküsst habt“, antwortete die Prinzessin wahrheitsgemäß, „Aladdin und ich wollten uns auch gerade küssen – das heißt, er wollte mich dazu bringen es zu tun und … sang.“
„Er sang?“, nun wandte sich Prinzessin Theti ihr zu und legte den Kopf schief.
„Ja“, nickte Jasmin.
„Und was für ein Lied ist das?“, fragte nun Theti. Jasmin wurde das ganze ein bisschen peinlich, wobei es ihr eigentlich gar nicht peinlich sein müsste. Schließlich war dies dieses eine Lied. Es beschrieb ihre ganze Beziehung in klaren, einfachen, wunderschön gesungenen Worten und dies sollte einem nicht peinlich sein. Allerdings – wenn sie so darüber nachdachte… vielleicht sollte ihr der Aspekt ein wenig unangenehm sein, dass Aladdin sie damit jedes Mal herumkriegte.
Andererseits – so muss nun der Autor des ganzen Schlonzes einwerfen – ist Cal die Sache, dass Agatha ihn mit einem „Erdbeerparfait“, gehaucht, gestöhnt, gelächelt, geküsst oder einfach nur normal gesagt, ausser Gefecht setzen kann, auch nicht sonderlich peinlich. Das möge jetzt für seinen Intellekt – oder das Fehlen selbigens – sprechen. Jasmin hingegen schien da doch ein bisschen schambehafteter und das war ja auch okay.
Sie blickte kurz in die Runde, spürte, wie sich auf ihren Wangen große Hitze bildete und war sich sicher, gerade zu erröten.
Kurz blickte sie gen Boden, murmelte etwas und straffte ihre Gestalt.
Hier ging nichts mehr – und ausserdem: Was sollte das?
Sie schaute ins weite Rund, holte noch einmal tief Luft und sprach dann, mit der Selbstsicherheit der großen Prinzessin, der künftigen Erbin des Landes Agrabah und der künftigen rechtmäßigen Inhaberin des Thrones: „Es ist das Lied, das Aladdin für mich gesungen hat, als wir auf dem Fliegenden Teppich geritten sind.“
In deiner Welt“ , nicht wahr?“, schoss Prinz Doktor dazwischen und die Prinzessin hob verblüfft den Kopf. Woher wusste der Mann dies? Wurden die Sagen über Prinzessin Jasmin und Aladdin selbst dorthin getragen, wo Menschen in Luftschiffen verkehrten?
Erneut räusperte sich die Prinzessin, straffte ihre Gestalt und nickte: „Korrekt, Prinz Doktor. Dieses Lied – ich weiß nicht weswegen es mich so berührt, aber…“
„Oh, es scheint auch noch etwas Anderes zu berühren.“, grinste Prinzessin Song – also Agatha Silverbird – und deutete auf den Shuttleboden: „Ich weiß nämlich inzwischen, was dies für ein Beben war.“


TBC

Kapitel 25.2

„Wie, wat, wie, wie , wie, wat weißt Du?“
Calvin Cats Stimme griff gerade dialekttechnisch wirklich ins schönste Ruhrgebietsdeutsch. Genausogut hätte er fragen können, was bitteschön ein „Wassergrill“ sei und was dieser in einer Kleingartenparzelle verloren habe.
Agatha Silverbird ließ sich von dieser Verbalentgleisung ihres Kommandanten nicht sonderlich schocken. Wenn sie dies schon aus der Bahn gehauen hätte, wäre ja auch eine Beziehung zwischen ihr und Cal sehr kompliziert und chaotisch geraten – wobei man hier fragen könnte. „Was? NOCH chaotischer?“
Und doch lächelte Agatha Silverbird ihren Kommandanten an, trat auf ihn zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieses „Etwas“ ließ seine Miene erhellen und er grinste in die Runde, nickte und wandte sich wieder an Agatha: „Das klingt nach einer Idee.“

Der Captain legte die Hand auf die Mittelkonsole der Hornet 1 , räusperte sich und begann zu singen: „Flieg mit mir um die Welt.“
Kurz blitzte eine Konsole auf – dann:  Nichts.
Wieder keine Reaktion aus diesem verdammten Fluggerät.
Cal warf einen Blick zu Agatha herüber – „Tolle Idee, XO. Vielleicht haben wir eine, die auch klappt?“ – und zog dann den Kopf ein, als wolle er den Blitzen, die da gerade aus Agathas Augen herausschossen ausweichen.
„Hast Du ne bessere Idee, CO?“, schoss sie zurück. Der Kommandant zuckte mit den Schultern: „Mir gefällt die Idee, als Steve Trevor und Wonder Woman über die Stadt zu wachen.“
„Schon klar.“
Das Grinsen Agathas sagte hierbei mal wieder alles: „Wieso wundert es mich nicht? Du willst also lieber Steve Trevor sein, dich betäuben, hypnotisieren und k.o. schlagen lassen und dann darauf warten, dass dich eine sexy Kampfamazone aus dem Schlamassel herausholt, den du dir selber eingebrockt hast, ja?“
„Wenn ich ehrlich bin? Der Gedanke hat was.“, zwinkerte der Captain ihr zu und Agatha seufzte. Andererseits musste sie zugeben, dass der Gedanke tatsächlich was hatte. Immerhin war sie sowieso – wenn sie mal ganz wertfrei nachdachte – die Person, die die Kohlen der DRAGONFLY meistteils aus dem Feuer holte, natürlich nicht alleine, aber mit mehr Kompetenz als der gute Captain und den Großteil der Zeit verbrachte der Kommandant sowieso meist bewusstlos irgendwo in einer Ecke herumliegend, weil er mal wieder zu nah an die nächste EM-Entladung gekommen war.
„Aber lassen wir doch mal die Fakten gegeneinanderlaufen.“, sagte Agatha, was Cal nutzte, um ein „Das wird sehr schmerzvoll“ dazwischen zu schießen.
Das „Fang nich so an, Cal.“ seitens Agatha war mit einer Art Mischung aus Grinsen, genervtem Augenverdrehen und Seufzen gesagt worden, ehe sie sich fing und gerade ansetzen wollte – als Jasmin ansetzte: „Ihr habt den Dilithiumkristall in den Shuttleboden eingelegt – ich nehme an, damit wolltet ihr der Hornet Energie zuführen, aber diese Aktion war nicht unbedingt von Erfolg gekrönt.“
„Das is noch untertrieben“, murmelte der Captain, verstummte aber, anlässlich eines bösen Seitenblickes Agathas, den sie sich dann doch nicht so ganz verkneifen konnte oder gar wollte.
Die hübsche Prinzessin Agrabahs verschränkte die Hände hinter dem Rücken, trat auf und ab und blickte sich um: „Ich gebe gar nicht erst vor, von dieser Technologie auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben – aaaaaaaaber ich weiß, dass es bei manchen technischen Problemen eine ganz einfache Lösung gibt. Als mein Vater einen Käfer von Mechanikles geschenkt bekam und er ihn aufziehen wollte, um ihn loszulassen, benötigten wir ein paar Sekunden um festzustellen, dass Sand im Getriebe war. Dann ging es. Also – vermutlich ist es eine ganz einfache Lösung.“
„Ja“, nickte Cal, „Das dusslige, bedrisselte Drecksding hat den Pöter zugekniffen und hat vor uns, am langen Arm verhungern zu lassen.“
Jasmin schüttelte den Kopf, sodass ihre langen, dunklen Haare die Bewegung mitmachten: „Nein, nein, nein, Prinz Doktor. Geben Sie in Fiktivistien eigentlich immer so schnell auf?“
„Tut er“, schoss Agatha dazwischen, was ihr nun einen finsteren Seitenblick ihres Kommandanten eintrug.
„Eigentlich ist es doch so leicht.“, lächelte nun Theti und zuckte mit den Schultern: „Irgendwie hat es – wer auch immer dieses Ding konstruiert hat – geschafft, dass es auf die Melodie eingestellt wurde, die Prinz Aladdin gesungen hat.“
Cal verschränkte die Arme vor der Brust: „Das haben wir doch gerade schon einmal versucht. Ich habe die Hand auf den Computer gelegt, die erste Zeile gesungen und – was war? Essig war.“
„Weil Du nicht Prinz Aladdin bist.“, lächelte Agatha und zwinkerte ihm zu: „Das Schiff ist – frag mich nur nicht warum und durch wen – so programmiert worden, dass es in dieser Situation, in der es ist, nur durch Aladdins Stimme aktiviert werden kann.“
„Das ist doch komplett unlogisch.“, meldete sich nun Cal zu Wort – ja, ich weiß: Cal bemerkt die Unlogik in einem Plan. Erschütternd, oder? -  „Ich meine, wenn wir nun nicht in Agrabah runtergekommen wären, was dann? Hätten wir solange warten sollen, bis irgendjemand die geniale Geisteshaltung aufweist und mit einer DVD von „Disneys Aladdin“ um die Ecke kommt, damit Julién Haggege – der Synchronsprecher unseres guten Al’s hier - einen aus dem Halse trällern kann?“
BetäubendeStille legte sich über die Partizipanten – wie ein Leichentuch. Dann holte Agatha tief Luft und blickte zum agrabahnischen Prinzen:  „Sag mal was.“
„Und was soll ich sagen?“
„Eigentlich egal – sprich irgendwas.“
„Gut“, zuckte der Mann aus Agrabah mit den Schultern, rollte dann nachdenklich mit den Augen und sagte: „Das Loch in der Tasche meines Bruders ist größer als der Garten des Sultans.“

Was sollte denn das wieder werden? Hin und wieder – so war es Cal geläufig – hatte seine XO Anwandlungen von sehr merkwürdigen Versuchen von Beweisführungen. Dies war sicherlich ein solcher. Und was sollte es bringen, Aladdin einen Satz zitieren zu lassen?
„Oh for crying out loud.”
Der Captain seufzte und konnte spüren, wie eine kleine Vene an seiner Stirn stärker zu pulsen begann. So musste sich Agatha selbst fühlen, wenn er mal wieder irgendeinen Blödsinn verzapfte.
Cal holte tief Luft, blickte Aladdin an: “Das heißt: ‘Das Loch in der Tasche meines Bruders ist größer als der Garten meines Oheims. Oheims , Aladdin, nicht Sultans!“
Faszinierend war die Reaktion der Gruppe, denn alle, ausnahmslos alle blickten den Kommandanten der DRAGONFLY mit einem faszinierten Ausdruck im Gesicht an.
Es dauerte knappe handgestoppte 10 Sekunden, ehe dem Captain die Sache zu dumm wurde.
„Was?“, fragte er, ins weite Rund blickend.
Agatha kicherte: „Du hast es selbst noch am Anfang der Geschichte festgehalten, Schatz. Du selbst klingst auch wie von Julien Haggege synchronisiert.“
„Ja, und?“
Diese Frage mit einem Schulterzucken zu stellen war eine Reaktion, von der Cal irgendwie ahnte , dass man sie von ihm erwartete und als Agatha ihm ein leichtes, ein liebevolles Lächeln schenkte und auf ihn zutrat – da war ihm die ganze Sache eigentlich schon wieder egal.
Er konnte sich durchaus vorstellen, sich mit Agatha hier anzusiedeln. Warum auch nicht? Agrabah war doch ein schönes Fleckchen Erde? Die Leute waren nett – gut, bis auf Razul, die „Dicke Trumm“ und Schmalhans Küchenchef, aber bisschen Schwund is bekanntlich immer.
„Ca-aal“
„Ga-thyyyyyy“, äffte der Captain sie nach, was ihm – vollkommen gerechtfertigterweise – einen Headslap, der auch von Leroy Jethro Gibbs persönlich hätte kommen können, eintrug.
Die XO verschränkte die Arme vor der Brust: „Soll ich es dir mit bunten Fahnen vortanzen?“
„Och würde was geben, um dich beim Bauchtanz zu… au verdammt, Agatha!!!!“
„Calvin Nathan Cat! KONZENTRIER dich endlich mal.“, wurde Agatha deutlich, schaute ihn an und rollte dann mit den Augen: „Deine Stimme hat starke Ähnlichkeit mit der von Julien Haggege. Du klingst wie Aladdin – mehr oder weniger. Vielleicht hat, wer auch immer das Shuttle programmiert hatte, im Sinn, dass Du es starten würdest.“
„Und deswegen würde ich ‚In deiner Welt’ singen? Klingt mir immer noch sehr unwahrscheinlich.“
„Mir auch“, gab Agatha zu, „Aber – wollen wir es nicht versuchen?“
Der Kommandant atmete kurz durch, blickte dann zu Agatha und nickte: „Let’s get dangerous.“
„Falsche Serie.“

TBC

Kapitel 25.3

Achtung, Achtung. Jetzt kommt sie. Die Szene – nicht nur irgendeine im Reigen dieser seit knapp einem Jahr online-zu-lesenden Unsinnsfanfiction, die erst drei, dann nur noch zwei und letztendlich sogar beinahe nur noch einen Tag(e) sah, an dem sie veröffentlicht wurde – sondern eine der zentralen Klopper. Die, wegen der die ganze Story überhaupt existiert, die, auf die es mehr oder weniger hinausläuft – oder hinauslaufen könnte. Und so, wie Diamanda Hagan in ihrem „Twatty Who“-Review schon einmal vermutete, dass die Folge „End of Time“ (der letzten Episode mit David Tennant als 10th Doctor) nur aufgrund eines einzigen „Gags“ entstand – nämlich dem, dass des Doktors Erzfeind (der Master) alle Menschen des Planeten Erde im Cliffhanger zu „End of Time Part II“ in das Ebenbild des Masters zwängte und darauf hin erklärte, dass die Menschheit nun die „Masterrace“ sei – also,  dass man bei manchen „Doctor Who“-Episoden durchaus Momente hat, in denen man sicher ist, zu wissen , dass der eigentliche Grund dieser Episode genau dieser eine, lendenlahme Gag war, kann ich euch hier versichern: Es trifft zu. Diese eine Szene ist so mit einer der Gründe, weswegen die ganze Idee von Aladdin, Jasmin und der Sternenflotte (Papyrus und Theti waren da noch gar nicht bei, ursprünglich) überhaupt erst entstanden ist.  Und wie immer, wenn man an diesen einen Punkt kommt, der einer der Gründe war, warum eine Story entstanden ist, kann man damit entweder glorreich siegen – oder kläglich scheitern. Und da wir hier nicht in einem audiovisuellen Medium sind – in dem die Sache sicherlich verdammt eindrucksvoll hätte sein können, verfügte man über die notwendigen Mittel, diese Szene Realität werden zu lassen – muss diese Szene scheitern.

Aber gut – der Reihe nach.
Erneut legte der Captain eine Hand auf den Handabdrucksscanner, der – für Unberufene – aussah, als handelte es sich dabei um ein Quadrat, in den ein besonders kreativer Kopf des Sternenflottenhauptquartiers – Abteilung Inneneinrichtungen -  Handumrisse hineingemalt hatte.
Kurz leuchtete erneut grünes Licht auf, nahm der Scanner die einzigartigen Kerben, Handlinien, Fingerabdrücke, Unregelmäßigkeiten der Haut, in sich auf und tauchte das Antlitz des Kommandanten ebenfalls in ein gespenstisch-grünes Zwilicht.
Dann holte Cal Luft und begann, zu singen.
„Flieg mit mir um die Welt,  sie gehört dir Prinzessin…“ und brach ab, als nichts geschah. Den Kopf sinken lassend, blickte er zu Aladdin, nickte ihm zu und deutete mit der freien Hand auf ihn: „Dein Auftritt, Al Mundy.“
„Bitte?“
„Nicht so wichtig“, zuckte der Captain mit den Schultern: „Sing.“
Zwar konnte der Captain eine gesunde – und ihn absolut nicht überraschende – Portion Misstrauen in den braunen Augen des ehemaligen Diebes sehen, dann aber holte auch er luft und begann, seine Stimme erklingen zu lassen.
„Flieg mit mir um die Welt“, setzte er an, und erstarrte, als das Shuttle unter ihm erneut erbebte.
Cal hob den Blick: „Mach weiter, Al! Sonst sitzen wir wirklich was länger hier!“
„Gut“, nickte der Angesprochene und holte erneut Luft, um zum dritten Mal den Hörer dazu aufzufordern, mit ihm um die Welt zu fliegen, ehe er sehr deutlich wurde: „sie gehört dir Prinzessin - Niemals darfst du’s vergessen, denn im Herzen bist du frei.“
„Alles klar, wir haben die Hauptenergieversorgung, Impulsantrieb, Warpantrieb.“, sagte Cal in diesem Moment und der Dieb stockte: „Was?“
Dann fiel ihm auf, dass die Beleuchtung sich verändert hatte – sie war, im Gegensatz zu vorher, überhaupt erst existent, fiel dann aber aus, als Aladdin stoppte und zum Kommandanten herüberblickte.
Dieser hob den Kopf, warf einen kurzen Seitenblick zu den Kontrollen, die ebenfalls wieder ausgefallen waren und schüttelte dann seine Denkstube: „Alles in Ordnung, Al. Du und Jasmin – ihr singt ‚In deiner Welt’ und wir beide – Agatha und Ich – schauen zu, dass wir diese Hornisse endlich vom Boden kriegen.“
„Und was tun wir?“
Das war Theti. Kurz stockte der Captain, blickte nachdenklich zu Agatha, die ebenfalls mit den Schultern zuckte und dann lächelte: „Wenn ihr wollt, könnt ihr mitsingen.“
„Wir kennen den Text doch überhaupt nicht.“, lächelte Papyrus, was den Captain zu zwei Reaktionen brachte: Erstens blickte er zuerst verwundert zum ägyptischen Heroen herüber und begann dann mit der schwierigen Operation des „sich halb-tot Lachens“, ehe er zu Agatha blickte, die ebenfalls amüsiert grinste: „Und ich dachte, im Disney-Versum kennt jeder seinen Text.“
„Offenbar nicht.“, zwinkerte die XO dem CO zu, der nickte und sich dann an die Abgesandten des Pharaos wandte, von dessen Entmachtung er noch keine Ahnung hatte, „Aber wenn ihr Lust habt, könnt ihr einen Blick auf die Konsolen hier an der Seite werfen, ob die Dinger irgendwann anfangen zu leuchten, okay?“
„Was auch immer Okay heißt.“, grinste die hübsche Thronerbin Thebens und blickte zu Jasmin und Papyrus: „Seid ihr bereit?“
„So bereit, wie es nur geht.“, lächelte die Prinzessin.
Cal nickte: „Gut – let’s rock this.“

„Flieg mit mir um die Welt“, sang der Agrabahnische Prinz, nachdem er dem Captain zugezwinkert hatte, griff dann, im Zuge des nächsten Satzes „sie gehört dir Prinzessin“, nach der Hand der Frau, die er liebte und die er mit diesen Zeilen versucht hatte, für sich zu gewinnen. Er spürte, wie ihre Hände wärmer wurden, fühlte ihren Puls – ja, auch sie erinnerte sich daran, wie sie beide diesen Flug auf dem fliegenden Teppich gemacht hatten.
Die Kommentare seitens Prinz Doktor und Prinzessin Silverbird blendeten sie komplett aus, zogen sich in ihren eigenen, privaten Kokon aus Liebe, Musik und Songtext zurück: „Niemals darfst du’s vergessen -  denn im Herzen bis du frei.“

„Navigationssensoren sind nominal.“, ließ sich Agatha vernehmen, blickte dann zu dem Prinzenpaar, das sich an den Händen hielt, die Augen geschlossen, zur Musik – die nur sie hören konnten – mit den Leibern schwingend und hauchte ein „Wie romantisch.“
„XO! Eyes front center, Soldier.“, hörte sie die Stimme Cals, der – als Aladdin weiter sang und sich über wahrwerdende Träume äußerte,  einen Blick auf seine Kontrollen warf und befriedigt nickte: „Wir haben die Möglichkeit, dieses Baby zu fliegen. Was meinst Du, Liebling? Drehen wir eine kleine Spritztour und begeben uns in unsere Welt? „
 „Klar“, zwinkerte die XO ihm zu, „Warum nicht?“
Und als Aladdin in den Refrain überging („ In meiner Welt  fängst du ein neues Leben an.
Hier hörst du niemals nein, hier kann dir keiner deine Träume nehmen.“), erwachte im Hangar der DRAGONFLY das Shuttle Hornet 1 zum Leben und die Manöverdüsen feuerten fauchend.
Jasmin griff die Melodie auf, öffnete den Mund und sang mit sternklarer Stimme: „In deiner Welt
so neu, so völlig unbekannt“ 
Cal blickte nach hinten, eigentlich wollte er nur kurz kontrollieren, ob die Einstiegsluke der Hornet 1 geschlossen war – sie war es nicht, glitt jetzt aber zu – blieb aber blicktechnisch hängen, als er sah, wie Jasmin die Hand ihres Prinzen ergriff und sie gegen ihr Herz presste.
„Eyes front center, Soldier!“, hörte er Agathas Stimme, schüttelte den Kopf und fand wieder ins hier und jetzt zurück: „Dann wollen wir mal.“
Sprachs und – war froh, dass die internen Trägheitsdämpfer genau dies taten – nämlich die Trägheit zu dämpfen – ansonsten hätte es ihn in diesem Moment ziemlich von den Beinen geholt, da die Hornet 1 einen schnellen Satz nach vorne machte und durch den Schott brach, der eigentlich den Hangar vor dem bösen Vakuum im Weltall hätte schützen müssen.
Davon bekamen Jasmin und Aladdin natürlich nichts mit -  sie  stellten gerade fest, dass aus Aladdins Welt Jasmins Welt wurde (was beides nach einer Talkshow klang, wie Cal fand) und die Melodie – wenn man sie hören würde – es schaffte, von einem Höhepunkt in die nächste Strophe überzuleiten.
Und während der Captain, die XO, aber auch Papyrus und Theti sich an einem der Fenster versammelten und einen Blick auf die Welt unter ihnen warfen, hielt Jasmin fest, dass sie ewig so fliegen, taumeln, schweben und wiegen könnte.
„Ja sage mal“, griente der Kommandant, „linst Jasmin etwa?“
Agatha schüttelte den Kopf: „Nein – das gehört zum Song.“
„Ach so.“
Erneut drehte sich der Kommandant zu den beiden Sängern um, sah, wie beide trotz dieser Tätigkeit nun mit offenen Augen dastanden und auf ihre Position zukamen.
Jasmins „gibt es unendlich viel zu sehn“ wurde mit einem „You’ve seen nothing yet“ seitens Cal beantwortet, der dann zur Konsole griff und die Hornet 1 in eine Schraube legte, sodass kurzzeitig der Himmel eigentlich der Sandboden war.
„Wie geht das?“, hauchte Theti und blickte zu Agatha die ein „Erklär ich dir später“ raunte. Dann zog die Hornet wieder gerade – rechtzeitig genug um nicht mit der Mauer zu kollidieren, die Agrabah umschloss, vor der das Schiff kurz in einen 90 ° Winkel ging, sich auf den Rücken legte, erneut eine Schraube flog, sodass Schiff und Crew wieder „normal aufrecht standen“ und von Agrabah davon flogen.
Gleichzeitig war das Prinzenpaar in den Teil übergegangen, den sie beide sangen und sich dann abwechselten – und als sie ihr versprechen ein Paar zu sein mit „für alle Zeit“ besiegelten und langsam verstummten, ließ Cal die Hornisse landen und wandte sich um – nur um, zusammen mit Agatha, Papyrus und Theti in einen stehenden Applaus auszubrechen.
Den blinkenden Indikator nahmen sie dabei nicht wahr.

Jasmin blickte ins Rund.
Ja – es hatte tatsächlich gut getan, dieses Lied erneut zu singen und es ging ihr, wie immer, wenn sie es tat – sie wusste wieder, warum sie sich in Aladdin verliebt hatte. Sicherlich schadete es nicht, dass er ein gutaussehender Kerl war, dass er ein paar Freunde aus der magischen Welt kannte – aber der wahre Grund war die Seele, die sie in diesem Lied immer wieder sehen konnte. Aladdin, der Mann der sich beweisen wollte und ihr, der Prinzessin von Agrabah, die Welt als eine Auster darbot.
Oder so ähnlich.
Den kompletten Flug über hatten sie ihr Duett gesungen, hatten sie das Gefühl gehabt, dass es allein ihre Liebe war, die dieses Metallkonstrukt im Himmel halten konnte und – so wie Cal es ihnen vorher erklärt hatte – schien es auch mehr oder weniger so zu sein.
Und es fühlte sich gut an, diese Liebe mit Leuten zu teilen, die sie ebenfalls mochte.
Calvin Cat , den sehr schussligen Mann, der ebenfalls – genau wie Aladdin – getrieben schien von dem Wunsch, sich zu beweisen.
Agatha Silverbird, seine ihn komplettierende Hälfte – wenn er nicht da war, schien sie genau so jugendlich und zwischenzeitlich leichtsinnig zu sein, wie er, aber wenn sie zusammenarbeiteten, war sie zu gedanklichen Höchstleistungen in der Lage.
Dies erinnerte sie an die beiden anderen Besucher – Papyrus und Theti und sie kam nicht umher, gedanklich zu nicken: Ja, diese beiden Paare hatten mehr Ähnlichkeiten miteinander, als sie vermutlich jemals zugeben würden.
Was vermutlich auch auf sie und Aladdin zutraf – er der Held und sie die Prinzessin, mit der man sich aber auch nicht anlegen sollte – oder den Fehler begehen, sie zu unterschätzen. Und wann immer einer von ihnen aufgeben wollte, war der andere da, um aufbauende Aufmunterungsversuche zu leisten. Sie erinnerte sich da an die Zeit, als Morgana zusammen mit Vasir über sie und Aladdin eine Wette abgeschlossen hatte, dergestalt, dass Aladdin Jasmin verlassen würde, wenn es hart auf hart käme.
Und sie hatte ihnen Steine in den Weg gelegt – etwa Jasmin in eine Lamia verwandelt, eine Mischung aus Mensch und Schlange, die Aladdin bei dem Versuch, sie zu retten, beinahe getötet hätte.
Und dennoch hatte der ehemalige „Straßenjunge“ nicht aufgegeben, war bei ihr geblieben und hatte sich am Schluss sogar selbst in einen Lamia verwandelt, mit den Worten „Wenn wir nicht als Menschen zusammen sein können, dann wenigstens so.“.
Ja, Jasmin fühlte, dass sie den richtigen Mann getroffen und lieben gelernt hatte.
Und dennoch hatte sie plötzlich ein ungutes Gefühl in der Magengegend – als würde sich eine Faust aus Eis an ihren Eingeweiden zu schaffen machen.
„Jasmin?“
Die Stimme Aladdins drang an ihr Bewusstsein, besorgt klingend und sie griff nach seinem Arm.
„Ich weiß nicht, was los ist – ich …“
„Ich weiß es.“, meldete plötzlich die Stimme des Mannes, der sich Calvin Cat nannte. Er legte den Kopf schief, als lausche er einem Geräusch, das sie erst jetzt wahrnahm. Ein schneller werdendes Piepsen.
Cal trat auf die Konsole zu, die dieses Geräusch aussandte und schluckte: „Annäherungsalarm.“

TBC

Kapitel 25.4.

Jasmin hob den Blick, schaute den Mann, der sich "Captain Calvin Cat" nannte, verblüfft an und schluckte, als nun auch Agatha Silverbird - die Frau, die sie als Prinzessin River Song kennengelernt hatten - zu dem Mann herübertrat und ihm über die Schulter blickte.
Das sah wirklich alles Andere als gut aus
„Was kommt da auf uns zu?“, fragte nun Theti und trat näher an die Konsole heran, die diese piepsenden Laute ausstieß.
Der Captain hob kurz den Blick.
Jasmin hatte das Gefühl, als sei der Mann plötzlich um Jahre – nein, um Jahrtausende! – gealtert, als er aus diesen braunen Augen in die Runde blickte, erneut hart und für ihn sicherlich nicht sehr angenehm schluckte und dann versuchte, eine neue Rolle anzunehmen. Sie konnte sehen, dass er kurzzeitig tatsächlich überlegte, ihnen die Wahrheit zu sagen, aber irgendetwas schien ihn davon abzuhalten. Erneut lächelte er – wobei er sich selbst ebenfalls sicher war, das das, was er da gerade ablieferte, bestenfalls eine Karikatur eines Lächelns war – um dann den Satz zu sagen, den sie schon oft genug gehört hatte.
„Nichts. Alles in Ordnung.“
„CAL!“
Bisher hatte sich die Prinzessin von Agrabah damit begnügt, den Namen des Captains nicht auszusprechen – ihn als „Prinz Doktor“ zu bezeichnen, schließlich hatte er sich ihnen so vorgestellt und schien ihnen vermutlich lieber in dieser Persona gegenüber treten zu wollen. Doch sie kannte nun sein Geheimnis, seine wahre Identität und empfand es in diesem Moment als gleichermaßen richtig und unglaublich befreiend, diesen Namen auszusprechen und zu verwenden.
Mit einem schnellen Schritt war sie bei ihm, griff sein Handgelenk und blickte ihm in die Augen.

Sie würde nicht nachgeben. Cal wusste es. Jasmin konnte man auch nur bis zu einem bestimmten Punkt reizen und er würde nicht so wahnsinnig sein, sie bis dorthin zu treiben. Kurz atmete er durch, blickte zu Agatha, die ihn mit ihren grünen Augen eine klare Botschaft sandte („Wenn du das machen willst, bist du genauso verrückt, wie ich denke, dass du es bist, aber andererseits, was ist die Alternative?“), nickte ihr zu und atmete noch mal tief durch.

„Jasmin, erinnerst Du dich daran, ob dein Vater einmal gesagt hätte ‚Es wird alles wieder gut` und Du hattest das Gefühl, dass er lügen würde, nur, damit es Dir besser geht?“
Die Prinzessin von Agrabah spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Tatsächlich war es einmal dazu gekommen. Zum damaligen Zeitpunkt war sie noch ein kleines Mädchen gewesen und draußen, vor den Toren Agrabahs hatte sich eine Armee in Stellung gebracht. Die lauten Kriegstrommeln hatten bis in die späte Nacht geklungen und hatten sie nicht schlafen lassen. Barfuß war sie zu ihrem Vater getappst, der im Thronsaal zusammen mit etlichen Soldaten saß und über die nächsten Schritte beriet. Kaum, dass er Jasmin gesehen hatte, war er verstummt und neben ihr in die Knie gegangen.
Und damals hatte er diesen Satz gesagt.
Es wird alles wieder gut.
Am nächsten Tag wusste sie, dass er gelogen hatte, aber schon in der Nacht hatte die diese Befürchtung gehabt – dieses Gefühl, dass sich ihr Magen zusammenkrampfen würde.
Genau wie jetzt.
Und das Gefühl wurde noch schlimmer, denn kaum, dass sie genickt hatte, lächelte der Mann, den sie Prinz Doktor oder Cal nannte zu, mit einem nehr als nur gezwungen wirkenden lächeln, und sagte – dabei den Blickkontakt, den sie aufgebaut hatte, nicht abreißen lassend, diese fünf fatalen Worte: „Es wird alles wieder gut.“.

Dann atmete er tief durch und widmete sich der Konsole vor sich.

„Statusbericht, XO.“
Manchmal war es besser, sich komplett aus der Situation herauszunehmen und sich den militärischen Instinkten zu überlassen, die in ihm empor blubbern wollten – also tat er es.
Er versuchte das Beste, um Calvin Nathan Cat , den jungen Abenteurer, mental in einen Schrank zu sperren und stattdessen Captain Calvin Nathan Cat  zu werden.
Kurz blickte er zu Agatha, schenkte ihr ein kurzes, verunsichertes Lächeln, merkte, dass er seinen Gedanken – „Schade, dass ich mich nicht um die eigene Achse drehen kann, um zwischen den Identitäten zu wechseln“ -  laut ausgesprochen hatte und sah, wie sie ihm aufmunternd zunickte, ehe sie einen Blick auf die Sensoren warf.
„Wir haben einen Annäherungsalarm, das steht mal fest.“, sagte die XO dann, „Ich sehe ein – nein, drei – Bogeys, die sich uns nähern.“
„Drei Soldaten der agrabahnischen Armee?“
„Nur, wenn sie jetzt fliegen können.“, sagte Agatha, seufzte und blickte kurz gen Boden: „Das schließt auch die ägyptische Armee aus.“
Cal merkte, wie sein Kopf hochruckte: „Was?“
„Schatz, eine Baustelle nach der Anderen. Ich erklär es dir nachher, aber erstmal müssen wir wissen, wer das…“
Weiter kam Agatha nicht, denn der Captain setzte sich in Bewegung, trat an die Heckklappe der Wasp, öffnete sie und nickte kurz Agatha zu. Diese erwiderte sein Nicken, betätigte eine Taste an der Konsole, über die sie gebeugt stand und Cal atmete erleichtert aus, als er von aussen neben dem großen Facettenaugenfenster auftauchte und anerkennend den Daumen hob. „Ihr seid getarnt.“, rief er, „Schließ die Heckklappe.“
„Und was ist mit dir?“, rief Agatha gegen die Scheibe.

Cal wollte gerade antworten, als er sie sah. Diese Dinger, die in der Luft waren und ihn an Raubvögel erinnerten – an Falken – die in der Luft dahinglitten, die Flügel leicht nach unten gewölbt, den Falkenkopf auf den Boden gerichtet und nach Nahrung suchend.
Er wusste schon, weswegen sie in seiner Sprache einen anderen Namen hatten. Vorsichtig, darauf bedacht, ihre Aufmerksamkeit nicht zu erwecken, trat er um das Shuttle herum, betrat es und ließ die Heckklappe schnell heruntersinken.
Er sah Agatha Silverbird an, die seinen Blick erwiderte, ihr sehniger Körper eine einzige, gespannte Frage, ihre grünen Augen voller Sorge schillernd.
„Sind es…“
„Ja“, nickte Cal und verfluchte sich gerade dafür, keine Hosentaschen zu haben, in die er seine Hände stecken konnte.

Prinzessin Theti von Theben blickte abwarten zum Captain herüber, zuckte fragend mit den Schultern: „Willst Du uns nun einweihen oder sollen wir raten?“
Und sie konnte dem Mann ansehen, dass er, wenn er die Wahl hätte, am Liebsten gar nichts zu diesem Thema verlöre, nichts sagte und hoffte, dass dies nur eine vorrübergehende Sache war.
Kurz konnte sie in den Augen des Mannes genau diese Überlegung lesen: „Vielleicht irre ich mich ja auch – vielleicht kommen sie ja gar nicht hierher.“
Und dann piepste diese Konsole erneut los. Sämtliche Lähmung, die den Captain vorher gebremst haben mochte, fiel von ihm ab, er rannte zur Konsole, blickte auf sie und schien kurzzeitig ein Vertreter der These „Wenn ich einen Gedanken ganz schnell ganz oft wiederhole, wird er zutreffen.“
Sein Wortbeitrag zur Sachlage – ein panisches „Nein, nein, nein, nein, nein. KOMM SCHON!“
Was auch immer dort auf sie zukam, was auch immer diesen Alarm ausgelöst hatte – es musste den falschen Prinzen und die falsche Prinzessin zutiefst schocken.
Sie trat auf Agatha und Cal zu, blickte erst ihn, dann sie an: „Was… was war es denn? Und was kommt da?“
In den Augen des Captains flackerte Panik und so etwas wie „Galgenhumor“, als er kurz, hart, kehlig und ironisch lachte und dann ein unmelodiöses „Lass dich überraschen“ sang.
Und dann sah sie es im Facettenaugenfenster des Shuttles, wie es selbiges komplett ausfüllte und das Interieur kurzzeitig in Dunkelheit bannte.
„Nein“, schoss es Theti durch den Kopf, „Das – das kann nicht sein. Das ist nich möglich. Wir… wir können…“
Cal blickte sie an: „Ich sehe – du erkennst es.“
Sie nickte: „Ja – eine… das kann nicht sein. Aber – es sieht aus wie eine der großen…“
„… Pyramiden in Gizeh.“, vollendete Papyrus, trat neben sie und schaute dann zu Cal: „Was ist das für ein Wahnsinn.“
Traurig schüttelte der Captain den Kopf: „Das ist kein Wahnsinn, sondern ein Goa’Uld Ha’tak. Ein Pyramidenschiff.“ Und dann, mit Blick zu Jasmin und Aladdin, setzte der Mann mit tonloser Stimme fort: „Und… es nähert sich Agrabah.“

Kurz senkte sich Stille über die sechs Personen in der Hornet , ehe Jasmin ihre Stimme wiederfand. Ihr „Und was heißt das?“ war eine Spur lauter gesprochen, als notwendig gewesen wäre.
Erneut senkte der Captain den Kopf: „Das heißt… Agrabah wird invasiert.“
Er legte eine Hand auf Jasmins nackte Schulter, blickte ihr in die Augen: „Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid.“
Die Prinzessin reagierte, wie es zu erwarten wäre. Sie taumelte zurück, stieß gegen Aladdin, der sie auffangen wollte , machte sich los und blieb, wie betäubt, stehen.
„Vater“, stammelte sie.

TBC

Kapitel 25.5


Jasmin war vor etlichen Stunden gegangen und Sultan Ichhab Keinennamen von Agrabah saß auf seinem Thron – und wartete. Seine Tochter musste doch bald wiederkommen. Zumindest hatte sie es gesagt.
„Vater, ich ziehe mich jetzt wieder in mein Zimmer zurück und nehme Prinzessin Song mit mir.“

Das hatte sie gesagt. Sie würde sich in ihr Zimmer zurückziehen, Prinzessin Song mitnehmen und als der Sultan dann – auf Bitten des ägyptischen Soldaten – nach Jasmin und Song rufen ließ, waren diese verschwunden. Weg. Perdu. Gone – ob nun with oder without the wind.
Dass der ägyptische Legionär sonderlich begeistert gewesen wäre, wäre eine spektakuläre Lüge. Andersherum wird da eher der Kern getroffen – der freundliche Mann aus der ägyptischen Armee war über die Entwicklung der Situation nicht sonderlich erfreut und verlor so langsam, aber sicher, die Geduld.
„Wo ist ihre Tochter?“, verlangte er zu wissen und der Sultan blickte ihn an und konnte nur das sagen, von dem er wusste, das es zutraf: „Ich weiß es nicht.“
Allerdings wusste der Sultan etwas anderes. Er steckte ziemlich tief in der Patsche.
Warum?

Der ägyptische Soldat hatte sich vor ein paar Stunden aus dem Palast verabschiedet und wollte seinem Befehlshaber, Pharao Aknemkanon, mitteilen, dass Agrabah auf die Auslieferung der „Verräter“ Theti und Papyrus verzichtete und ihnen ferner sogar noch Asyl gewährte. Wenn man nun in Betracht zog, wie weit das Sultanat Agrabah von Theben entfernt war – Papyrus und Theti hatten eine ganze Woche gebraucht, um einzutreffen – war es als relativ unwahrscheinlich anzusehen, dass der Soldat in wenigen Stunden seinen Auftrag ausgeführt hatte. Dies bedeutete: Eine Armee musste sich nur wenige Stunden von Agrabah aufhalten – woraus zu schließen war, dass Aknemkanon es ernst meinte.

Der Sultan richtete sich auf und schaute den Soldaten an.
„Ich weiß nicht, wo meine Tochter ist – aber sie ist auch nicht die Herrscherin über Agrabah. Das bin immer noch ich.“
„Dann seien Sie klug, Euer Hochwohlgeboren, und liefern sie uns die beiden Verräter aus.“
Ichhab nickte. Vielleicht wäre es wirklich das Beste, wenn sich das Sultanat den Forderungen des Königreiches Theben ergab – andererseits: Jasmin hatte recht. Die beiden Thebener waren Gäste und Gastfreundschaft wurde in Agrabah groß geschrieben – und das nicht nur, weil es sich dabei um ein Nomen handelte.
Der Sultan hörte vor seinem inneren Ohr die Stimme seines Vaters – Erhat Keinennamen – und die seines Großvaters – Ichkenn Keinennamen -, die ihm beide zuredeten, dass es im Notfall besser wäre, die Sicherheit eines Landes über seine Prinzipien zu stellen.
Und damit hatten sie ja auch eigentlich recht.
Eigentlich.
Das Schlüsselwort der ganzen Geschichte war „eigentlich“ – denn sicherlich war es besser und weiser, die Sicherheit Agrabahs zu gewehrleisten und wenn dies bedeutete, dass zwei Personen festgenommen wurden, war dies sicherlich ein nahezu lächerlich zu nennender Preis.
Schließlich erinnerte er sich an sein Familienmotto: „Seniedsof semenyau twei seniedsof  sefju“.
Hierbei handelte es sich um eine ur-alte Sprache, die schon niemand mehr beherrschte, wenngleich man ihm die Übersetzung beigebracht hatte – „Die Bedürfnisse der Mehrheit überwiegen die Bedürfnisse der Minderheit“ – oder wie er gerne sagte: „Das Wohl von vielen – es wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen… oder des Einzelnen.“ *
Hierbei handelte es sich um die Maxime, unter die er eigentlich seine Regierungszeit stellen wollte und er war damit eigentlich ganz gut gefahren, bis – ja – bis Aladdin in sein Leben getraten war, seine Tochter mehr oder weniger von den Füßen geholt und in sein Herz geschlossen hatte und ihm die Augen geöffnet hatte – seine Regierungszeit war nicht auf das Wohl der Vielen – also seinem Volk – ausgelegt, sondern schokierenderweise mehr darauf, dass er sich einen runden Bauch angefuttert hatte.

„Seniedsof semenyau twei seniedsof  sefju“, wiederholte der Sultan für sich, blickte dann zu Erhat und Ichkenn und schüttelte den Kopf.
Nein, er konnte die Bedürfnisse der beiden Gäste aus Theben nicht über das Wohl von Agrabah stellen, zumal er nicht wusste, in welches politische Klima sie zurückkehren würden.
„Es tut mir leid, Soldat.“, sagte der Sultan dann, „Ich kann Ihnen unsere beiden Gäste zur Zeit nicht überlassen.“
Sein Gegenüber, der mindestens vier Köpfe größer, sowie 40 Kilo schwerer und definitiv durchtrainierter war, als Ichab, blickte zu ihm herunter, stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf: „Ihre Uneinsichtigkeit, Sultan, ist äußerst bedauerlich.“
Damit griff er in einen kleinen Beutel, den er an seiner Hüfte mitgeführt hatte, ein rotes Behältnis aus demselben Stoff, aus dem man seinen Umhang gefertigt hatte, mit den Maßen 10 x 10 Zentimetern. Aus diesem Behältnis förderte er eine Kugel zutage, die wirkte wie polierter Obsidian, nachtschwarz mit einem Durchmesser von 5 Zentimetern, sodass sie bequem in die Handinnenfläche passte. Dann hob er den Gegenstand auf Augenhöhe an und lächelte, als sich die Oberfläche veränderte, von obsidianschwarz in ein helles Beige und in der Kugel ein Gesicht erschien.
„Sprich“, sagte eine Stimme aus der Kugel. Der Sultan vermutete, dass sie der Person gehörte, die der Inhaber des Gesichtes war, das dessen Hinterkopf er auf der Kugel sehen konnte. Der ägyptische Soldat nickte in Richtung Ichabs, als er Haltung annahm und in knappem, militärischen Tonfall einen Bericht abfasste: „Der Sultan ist nicht gewillt, uns Papyrus und Theti – die Verräter – zu übergeben.“
Damit drehte sich das Gesicht in der Kugel um, fixierte den Sultan aus eiskalten Augen, die plötzlich aus sich heraus zu explodieren schienen. Sie leuchteten gelblich auf und die Stimme, die dann aus der Kugel kam, klang verzerrt, unheimlich und absolut nicht mehr menschlich.
„Ich bin dein Gott! Du wirst mir die Beiden – den Fischer und die Tochter des Shol’va**, der es gewagt hat, mir Widerstand zu leisten – übergeben, oder Du wirst in alle Ewigkeit leiden.“

„Seniedsof semenyau twei seniedsof sefju“, murmelte der Sultan, schüttelte erneut den Kopf. Nein, in diesem Fall hieß es: „Seniedsof  sefju twei seniedsof  semenyau“ – also das Wohl von wenigen überwiegt das Wohl von Vielen.
„Dann ist es wohl so!“, sagte der Sultan und er konnte sich den Gedanken ‚Entweder wäre Jasmin jetzt fürchterlich stolz auf mich – oder sie würde mich einen Narren schimpfen.’ nicht verkneifen.
Die Person in der Kugel nickte: „Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“
Damit wandte sie sich an jemand anderen, ausserhalb des Sichtfeldes, bellte etwas, das vermutlich einen Befehl darstellen sollte, dann wurde die Kugel wieder schwarz.
Welche Magie auch immer zum Einsatz gekommen war – sie war mächtig und er hatte sie gerade gegen Agrabah aufgebracht.
Und dann begann die Stadt zu beben.

Entsetzt taumelte Ichab Keinnennamen auf den Balkon und sah, dass sich etwas über die Berge, die Agrabah umschlossen, schob. Was auch immer es war, es war groß, gewaltig und grau.
Und dann erkannte er es.
Es war eine Pyramide.
Der Sultan drehte sich um und blickte auf das Ding , das ihm der Soldat gerade unter die Nase hielt – einen langen Stock, dessen hinteres Ende über eine Art Paddel verfügte und an dessen vorderem Ende ein Oval befestigt war, das in dem Moment, in dem sich Ichhab dessen Gewahr wurde, mit einem bedrohlichen Fauchen – dem eines wütenden Tigers nicht unähnlich – öffnete und den Blick auf das Innere freigab.
Er musste nicht viel davon verstehen – er wusste auf instinktive Art und Weise das er in die Öffnung einer tödlichen Waffe blickte.
„Kree!“, bellte der Soldat, „Ra wird kommen.“
„Ra?“
„Der Gott, mit dem Pharao Aknemkanon eine Allianz geschmiedet hat. Er wird sich Agrabah einverleiben und dein Volk zu seinen Soldaten erziehen, Sultan.“
„Nur über meine Leiche.“, murmelte der Angesprochene.
Der Soldat lachte: „Dem Wunsche kann entsprochen werden.“
Dann drückte er ab.

TBC
,
  Anmerkungen :



* Japp, „Seniedsof semenyau twei seniedsof sefju“ ist der Spruch „The needs of the many outweigh the needs of the few“ in Lautsprache (Se nieds of se meny autwei se nieds of se fju). Das ist ein bisschen wie bei dem schönen Gag von Jürgen von der Lippe,  der seinen Lateinlehrer damit foppte, dass er ihm einen lateinischen Satz diktierte, den der Lehrer entschlüsseln sollte.
Hier das, was der Lehrer wohl verstanden haben musste.
„Situs vilate enisse tabernet.“
Und hier das, was eigentlich gemeint war: „Sieht us wie Latein, isset aber net.“

** Shol’va (der,die)  - Wort in der Sprache der Goa’uld. Bezeichnet Verräter. Wird auch gerne als Schimpfwort verwendet. Aussprache: Scholl Wa“.

TBC


CaptainCalvinCat

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Kapitel 26  - Der Moment der Erkenntis -

Kapitel 26.1.   


"V… Vater."
Dass die Stimme Prinzessin Jasmin Keinennamen von Agrabahs vor Panik und entsetzen zitterte, sollte niemanden großartig überraschen und genau das tat es auch nicht. Die hübsche orientale Frau war inzwischen an den Heckausgang der Hornet 1 gelangt und tastete, immer noch mit starrem Blick, nach einem wie auch immer gearteten Türöffner - ein Unterfangen, das von Cal mit einem "Computer, hier spricht Captain Calvin Nathan Cat, Authorisationscode 534414 - Alpha - 9 - Bravo. Shuttleverriegelung - effective immediately *" zunichte gemacht wurde.
Theti und Papyrus richteten ihren Blick fragend auf den Kommandanten der DRAGONFLY , währenddem Aladdin zu Jasmin ging und sie anschaute.

Der junge, ehemalige Straßendieb fühlte wie sein Herz bis zum Hals pochte. Jasmin - seine Jasmin - die Frau, mit der er die Welt sehen wollte, stand plötzlich da, starrte wie hypnotisiert auf das große Facettenaugenfenster, an dem gerade eben ein Pyramidenschiff vorbeigeschwebt war und Kurs auf Agrabah genommen hatte – und (und dies sollte wirklich keinen überraschen) hatte gerade komplett eigene Probleme und daher auf Stimuli von Aussen so gut wie gar nicht reagierte – oder nur sehr zeitverzögert. Und ja – er verstand wieso es geschah, es machte ihm jedoch dennoch Angst.
Was sollte er tun? Sollte er sie sanft und vorsichtig berühren, sie in die Realität zurückholen? Oder würde das dazu führen, dass sie erst richtig panisch würde?
Aladdin wusste es nicht und fühlte sich in diesem Moment genau so ohnmächtig und hilflos wie damals, als Morgana die gesamte Stadt mit einem Fluch belegt hatte, der die Einwohner zunächst einschläferte und dann in Schlafwandler verwandelte, die Aladdin und Jasmin töten wollten – und dann Jasmin in ihre Finger gefallen war.
Als sie auf ihn zukam, die Arme ausgestreckt und unintelligent dahertaumelnd, mit einem gestöhnten „Aarrrgh“-Laut auf den Lippen und er wusste dass er auch sie verloren hatte, zu diesem Zeitpunkt hatte sein Herz genau so hart und schnell geschlagen, wie es das jetzt tat.
Verdammt - was konnte man tun?
Eigentlich war es ganz einfach: Sie mussten dieses Wunderwerk der Technik nach Agrabah bringen, waren schneller da und konnten eine Menge Schaden verhindern.
"Denk nicht mal daran.", erklang die Stimme des Captains und Aladdins Kopf ruckte hoch.
Woher meinte der Mann aus Fiktivistien zu wissen, was ihm gerade durch den Kopf ging?
Auf Cals Lippen erschien ein Lächeln: "Ich würde genau so denken, wenn Freunde und Familie in Gefahr wären und mir der Zugang zu einer Technologie offenstünde, die im Stande ist, großartiges zu leisten. Glaub mir - ich würde dir gern helfen, Al."
Damit seufzte er und warf einen Blick zu Agatha:  "Meinst du, wir könnten…"
"Du weißt, wie gerne ich würde."
"Ja, aber ich weiß auch, wie wenig wir genau das dürfen."
"Verdammt nochmal!"
Diese Stimme war Papyrus Mund entronnen und der Satz sorgte dafür, dass Captain und XO innehielten und zum Schwertführer aus Theben herüberblickten.
Dieser sah ihnen entgegen, jeder Zoll ein König - obwohl es in Theben ja nur Pharaonen gab -  und in seinen Augen konnte Aladdin Unnachgiebigkeit erkennen, die dort funkelte.
"Du, Prinz Captain Doctor Calvin Cat, hast doch schon oft genug mit den Regeln gebrochen. Du, Prinzessin Commander Agatha River Song Silverbird, hast deinem Mann, Freund, Geliebten oder was immer er sein mag, oft genug geholfen, diese Regeln zu dehnen oder zu umgehen. Wieso geht genau das jetzt, hier - wenn eure Freundin Jasmin euch braucht   - nicht?"

Aladdin konnte sich nicht helfen - ihm waren die selben Fragen durch den Kopf geschossen und der einzige Grund, warum er sie noch nicht gestellt hatte, war der, dass er dachte, dass Cal und Agatha noch auf die Idee kamen, ihnen doch helfen zu wollen.
Doch als er in Cals Augen blickte, konnte er in ihnen nur hilfloses Bedauern erkennen. Der Kommandant des Luftschiffes hob an, etwas zu sagen, atmete dann tief durch und legte seine Hände links und rechts der Konsole ab, auf die er geblickt hatte. Dadurch beugte er sich nach vorne, was dazu führte, dass sein Gesicht in einem gespenstischen Blau schimmerte.
Er blickte ins Rund.

Eigentlich hatte Papyrus ja recht. Sie hatten diese - aus den Augen der Delegation aus Theben und denen von Jasmin und Aladdin - fantastische Technologie, die es ihnen ermöglichte, Personen schlafen zu schicken, sich schneller und sicherer als jeder fliegende Teppich zu erheben - womit die Leistungen Teppichs nicht geschmälert werden sollte  - und hatten, im Gegensatz zu den beiden Prinzenpaaren, tatsächliche detaillierte Kenntnisse über den Feind, seine Strategie, seine Taktik und seine Herkunft.
Und mit einer Handvoll gut trainierter Soldaten, die geübt im Umgang mit Phasergewehren waren, mit dem Elite-Force-Team um Lieutenant Alexander Munroe oder dem legendären SG-1 von der Erde aus dem 20. und 21. Jahrhundert, wäre das alles kein Problem gewesen. Selbst mit einer Schar von Soldaten, die durch Razul trainiert worden waren, ließe sich Agrabah sicher retten - und auch mit den hier anwesenden beiden Prinzenpaaren konnte eine Attacke auf die Stadt durchaus möglich sein.
Dafür sprach die Zusammensetzung der Gruppe:
Aladdin - jemand, der sich auf den Straßen zurecht fand, der hin und wieder halb- bis illegale Mittel nutzte, um das Ergebnis zu erhalten, das er erreichen wollte, aber das Herz am rechten Fleck hatte.
Jasmin - im Palast großgezogen worden, die Etikette des Hofes gelernt und in Kampfkunst ausgebildet.
Theti - in der Lage, sich selbst durch körperliche Angriffe oder geistiges Duellieren zu verteidigen.
Papyrus - im Besitz des Schwert des Horus, das nur Menschen fällt, die böses getan haben.
Agatha Silverbird - XO der DRAGONFLY , verfügt über weitreichende taktische und strategische Kenntnisse
Calvin Cat - CO der DRAGONFLY , hat die große Klappe und bringt sich dadurch mit schöner Regelmäßigkeit in Gefahr.

Sie waren vielleicht kein Starfleet-tac-ops-team, aber sie waren in der Lage, sich zu behaupten.
Aber um welchen Preis?
Der Captain räusperte sich und wandte seinen Blick zu Papyrus: "Es hat nicht viel mit den Regeln zu tun. Hier geht es um reine Machbarkeit."
Er brach ab, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wandte sich dem Facettenaugenfenster zu: "Selbst, wenn wir dieses Fluggefährt hier im getarnten Flugmodus nach Agrabah bringen - was dann?"
Kurz luftholend drehte er sich wieder herum und trat zu Papyrus herüber: "Ich weiß, dein Herz ist stark, dein Mut ist… unbezwingbar und du bist ein guter Kämpfer. Das stelle ich dir…"
Erneut stoppte er, hob den Blick und schaute ins Rund: "… das stelle ich euch allen nicht in Abrede. Ich habe gesehen, wie ihr gegen die Katib gekämpft habt, als die Lage wirklich hoffnungslos war.
Allerdings: Wie hoch wäre in einer All-Out-Attacke - bei der wir uns nicht zurückhalten, mit der Hornet Angriffe fliegen, während am Boden ein anderes Team dabei ist, den Palast zu stürmen und den Sultan zu retten - die Verlustrate? Kann mir einer von euch das verraten?"
Erneut stoppte der Captain, trat auf Papyrus zu und blickte ihm in die Augen, eine Prozedur, die er bei Aladdin, Theti und Jasmin ebenfalls durchführte, ehe er sich wieder an seine XO wandte.
"Das sind da nicht nur Leute in Rüstungen, die auf uns warten", meldete sich nun Agatha zu Wort, "sie haben ähnliche Waffen wie wir."
Papyrus hob den Blick: "Und ihr habt einen ganzen Waffenschrank voll davon. Ihr könntet uns damit ausrüsten und… wenn Ihr uns nicht helfen wollt, würden wir das schon alleine machen."
"Es geht nicht darum, dass wir euch nicht helfen wollen würden", murmelte Cal und blickte erneut ins weite Rund, "es geht nur darum, dass ich euch alle nicht verlieren will, weil wir die Goa'uld angegriffen haben."
TBC

Kapitel 26.2
Der Krieg stand vor der Tür und es gefiel ihm nicht. Aber - es gefiel ihm nie, wenn er ehrlich war. Selbst, dann, wenn man es für nötig erachtete, gefiel es dem Captain nicht, sich mit einem "ATTACKE!!!!" auf die Gegner zu stürzen - wobei "Attacke!" seinerzeit einmal eine Art Schlachtruf von einem der Traditionsfußballvereine der Gegend gewesen war, der er vorgab zu entstammen. Und selbst dann, wenn er eigentlich einer der ersten war, der mit gezogenem Phaser dastand und mehr als nur gewillt war "dem Kater in den Sack zu hauen" - alleine gegen mehrere Personen anzugehen, ist einfach keine clevere Strategie.
Er selbst hatte dies festgestellt, als er von einer Post-Mission-Pizza mit SG-1 in das beschauliche Kansas-Kleinstädtchen Smallville gezappt worden war.

Wieder war eine Mission beendet und man saß in der schon erwähnten Pizzeria um die Post-Mission-Pizza (nach Wahl auch Lasagne oder Wrap) zu genießen.
Daniel und Sam waren schon leicht alkoholisiert, Jack ebenfalls, Teal’c und Cal nicht.
Teal’c wegen seiner Goa’uld-Larve im Bauch und Cal aus dem Grunde, weil er dem Alkoholkonsum im Grunde gar nichts abgewinnen konnte.
Doch nach einigen Überredungen seitens Sam und Daniel, sowie Jack, die sich unterschiedlich anhörten, angefangen von „Komm schon, Cal – warum trinkst Du nie was?“ (Sam) über „Nunc est bibendum!“ (Daniel) bis zu „Mädchen!“ (Jack), hatte Cal genervt mit den Augen gerollt und sich einen Schluck Rotwein gegönnt.

Und da wusste er wieder, warum er Alkohol prinzipiell eher abgeneigt war.
Das Zeug schmeckte absolut nicht.
Und kaum, das er den Schluck getrunken hatte, fing seine Zunge auch an, von alleine zu agieren.
Just dieser Nonsens ließ aber den gerade noch giggelnden Daniel Jackson aufhorchen und lallend bitten „Kön… Könntest Du das nochmal wiederholen?“
Der Mann hatte geblinzelt und versuchte, sich an die Worte zu erinnern, die ihm da entfleucht waren, aber stattdessen kam ein Wortschwall heraus, der zwar ebenfalls von Daniel mit hohem Interesse wahrgenommen wurde, aber definitiv nicht die Worte waren, die er zuerst genannte hatte.
„Wir verachten das Feuer, verfluchen die Flammen, wir mächtigen Drei, wir bleiben zusammen.“, sagte Daniel stirnrunzelnd und Jack schaute zum Anthropologen herüber: „Ich glaube, unserem guten Sternenflottencaptain bekommt der Wein und das Fernsehangebot unserer antiquierten Zeit nicht, was?“
Dies brachte Calvin Nathan Cat dazu, den Kopf lächelnd zu schütteln: „Ich weiß auch nicht, was da gerade aus mir herauskam – aber so dürften Sie sich gefühlt haben, als sie sagten, das Sie sich über keinen Kruvus beklagen können.“
Jack schaute Cal an, er hatte den ihm eigenen, leicht befremdet-wirkenden Blick drauf, den er eigentlich für wissenschaftliche Analysen seitens Sam reserviert hatte.
„Das war etwas vollkommen anderes, Zukunftsjunge.“, sagte er dann mit einem Tonfall, der zwischen kalt und amüsiert anzusiedeln war.

Der Captain lehnte sich zurück.
„Wie schon gesagt, es ist nicht so, als würde ich mich gerade sonderlich besoffen fühlen, ich lalle nicht, stottere nicht, lisple nicht – meine Hand-Augen-Koordination ist auch noch in Ordnung, ich bin nicht geneigt, redseelig zu werden, lalle nicht zu Sam herüber, das sie die schönste Frau der Welt sei…“, ratterte er herunter und stockte.
Jack sah ihn gerade mit einem eiskalten Mörderblick an und Cal wusste, woran das wieder lag. Auch Sam war gerade dabei, zu erröten.
„Verdammt, hoffentlich erinnerte sie sich morgen nicht an DEN Teil der Konversation. Und wenn wir gerade mal dabei sind – hoffentlich erinnern sich die ANDEREN morgen nicht daran.“, schoss es Cal durch den Kopf.



Plötzlich hatte er samtweiche Stimmen gehört.
Samtweiche Stimmen, die irgendwas rezitiert hatten. Blöd nur, dass Daniel nicht in seinem Kopf zugegen war, um Übersetzungsarbeit zu leisten. Nur, damit war es das nicht gewesen - im Gegenteil, die Situation wurde noch verworrener.


Und dann war es hell.
Und zwar nicht mal ein wenig hell, so dass man den Hausmeister bitten konnte, den Dimmer eine Stufe herunter zu schalten – nein, so grell, das Cal die Augen schließen musste, so grell, das er sich in eine Fötushaltung begeben musste, um seine Augen mit seinem Körper vor diesem grellen Licht abzuschirmen.

Kopfschmerzen brachen die Dämme der Logik – silberweißer Schmerz versengte jede einzelne Nervenbahn seines Körpers.
Er schrie laut auf – aber er war sich sicher, das niemand ihn hören konnte.

Sokar – nein, der war tot. Anubis! Er musste in Anubis Hände geraten sein.
Etwas Anderes war nicht vorstellbar. Nur Anubis, so hatte ihm eine Tok’Ra auf einem Stützpunkt verraten, nur Anubis konnte solche Schmerzen herbeiführen.

Cal schrie weiter – immer Lauter, bis sein Hals schmerzte, bis die Tränen versiegt waren, und alles dunkel wurde.
Dunkel – schööön.
Das Gegenteil von Hell.

Er öffnete die Augen.
„Wenn die, während ich k.o. war, nicht das Bad umdekoriert haben, glaube ich nicht, dass ich noch in Kansas bin.“, dachte er sich und schaute sich um.
Eine Höhle…
Er war in einer Höhle gelandet.
Einer Höhle mit sehr interessanten Zeichnungen.

Der Captain trat näher an die Höhlenwand heran, betrachtete eine Höhlenzeichnung, eines Mannes, der offenbar aus den Augen Laserstrahlen oder sowas abfeuerte – vollkommen absurd, aber – das Absurde gehörte ja zu seinem täglichen Brot.
„Nett hier – nur auf welchem Planeten ist das? Und warum bin ich hier?“
Er kam immer noch nicht über diese Höhlenmalereien hinweg.
„Na, da wird das archäologische Museum sich aber freuen. Daniel würde hier einen Freudenjauchzer ausstoßen und Jack das große Augenrollen anfangen.“, dachte sich Cal, als er sich umsah.

„Nem?“, rief er grinsend ins Dunkel der Höhle, „Nem, bist du hier?“
Der Ausserirdische hatte Daniel Jackson seinerzeit mal entführt und verlangt, das er das Schicksal der Liebsten des Alien enthüllte. Diese war bei einem Kampf gegen den babylonischen König Belus getötet worden.
„Nem, das ist nicht witzig.“, sagte Cal, „Bring mich wieder zurück. Ich kann dir nicht ‚enthüllen Schicksal Omorocca.' Du weißt es schon.“

Und plötzlich stand SIE im Raum.
Cal merkte, wie sein Mund trocken wurde – er hatte ja mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht mit dieser Frau.
Sie mochte so um die eins achtundsechzig groß sein – somit ein wenig kleiner als er – hatte lange, dunkle Haare und große, braune Augen. Die leichte Mandelförmigkeit selbiger verriet ihre asiatische Herkunft.
Die junge Frau war – schön. Eindeutig schön.

Der Captain hob seine linke Hand an, spreizte Mittel- und Ringfinger voneinander ab und rezitierte das Motto, das er bei Treffen mit Einheimischen immer von sich gab.
„Leben Sie lange und in Frieden.“

Gut – das mochte jetzt bei einem gewaltbereiten Wilden vom Typ Cromaggnon, der gerade mit dem Speer auf einen zielt, nicht gerade der Probateste aller Sätze sein und er hatte Cal des Öfteren schon in Schwierigkeiten gebracht, aber – der Mann ließ sich nicht ändern.

Die schöne Frau betrachtete ihn kurz, lächelte dann ein schönes und wildes Lächeln und antwortete, in dem sie ihre rechte Hand zur Faust ballte und nach vorne streckte.
Ein grelloranger Blitz schoss aus der Faust auf seinen Kopf zu – riss ihn nach hinten und schleuderte ihn gegen die Wand, die gerade so schöne, kostbare Höhlenverzierungen hatte.
„AU.“, schoss es ihm durch den Kopf, „Mein Rücken – das wird sicher schmerzhaft.“

Er rutschte an der Wand herunter, noch bei Bewusstsein und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
„Immer noch nicht genug?“, fragte sie ihn – die Schöne konnte sprechen und hatte eine sehr angenehme Stimme.
Cal lächelte ein wenig schmerzverzerrt: „Glaub mir, ich wäre lieber liegen geblieben. Aber irgendwas sagt mir, dass ich mich mit dir noch was länger beschäftigen werde.“
„Viel Spaß.“, meinte sie lakonisch, wirbelte um die eigene Achse und verpasste Cal einen Tritt gegen den Brustkorb.

Wieder taumelte der Captain zu Boden, keuchte und hielt sich den Oberkörper.
„Hat Dir deine Mama nicht beigebracht, dass man Fremde Leute nicht einfach so treten soll?“, fragte er und rappelte sich wieder hoch.
„Conard!“*, antwortete sie und Cal legte den Kopf schief: „Ah, parlez-vous francais?“**
Die Frau lächelte: „Ich BIN Französin!“
„Na dann – das erklärt natürlich alles.“, grinste Cal und schaute sie an, „Nämlich nix. Also, die Eine-Millionen-Euro-Quizfrage. Wo bin ich hier, wie bin ich hierhergekommen, und was mache ich hier? Und als Zusatzfrage: Warum werde ich das Gefühl nicht los, das Sie mir helfen können?“

So schnell, wie sie bei ihm war, hätte er nicht gedacht, das sie sein könnte.
Und das bereute er nun. Sie war flink, sie war wendig, sie war tödlich.
Ob sie ihre Tage hatte?

„Tu es bête, americain!“***,  sagte sie und schlug nach ihm, traf seinen Magen und verursachte so, ein Geräusch, das nach dem Namen „Ulf“ klang.
Er schaute sie an: „Je suis allemand!“****
„C’est kif-kif.“*****, lächelte sie und trat nach seinem Kinn.
Der Kopf des Captains wurde nach hinten gerissen, er taumelte zu Boden, sah kurz sterne und schüttelte dann den Kopf:
„Mädel, ich schlag keine Frauen, aber Du wärest die Erste, bei der ich meine Vorsätze über den Haufen werfe.“
Erneut lächelte sie ein wildes Lächeln, ehe sie etwas rief – er vermutete, es war Latein – und die Hand nach ihm ausstreckte.
Er merkte, wie er in die Luft gehoben wurde und wie er gleichzeitig Probleme hatte, des Menschen liebster, wenn auch quasi unbesungenster Tätigkeit, dem Aeroben, dem Atmen, nachzukommen.
„Was... was tust du da?“, fragte er und sah, wie viele bunte Punkte sein Sichtfeld verpixelten.
„Dich töten.“, lächelte sie, „Mon amour******, ich wünsche dir eine schöne Reise ins Jenseits.“
Damit fielen des Captains Augen zu und es wurde endgültig dunkel um ihn.


Als er wieder zu sich gekommen war, nahm sich die Situation dann noch ein wenig anders aus.
"Hallo.", sagte sie und der Mann spürte, wie sein Mund trocken wurde, ehe er antwortete: "hi. Wie heißt Du?"
"Ich bin Lana Lang - Freunde von mir und ich haben dich in der Höhle gefunden. Hast Du eine Ahnung, wie Du da hingekommen bist?"
Er musste überlegen - wie war er da hingekommen? Von was für einer Höhle redete die Frau?
"Nein , ich habe... keine Ahnung - von... was für einer Höhle sprichst Du? Und - just by the way.... wer bin ich?"


Nun ist "Sternenflottencaptain mit Amnesie" kein Storytwist, der sich sonderliche Originalität auf die Fahnen schreiben kann - das musste auch das Schicksal mitbekommen haben, denn, als Cal in Smallville weilte und sich an seine Identität nur durch - ihm damals unglaublich bizarr erscheinende - Träume an sein Leben als eben jener Sternenflottencaptain erinnern konnte, ereignete sich ein Meteoritenschauer (der zweite, der Smallville heimgesucht hatte) und eine Art "Invasion der Kryptonier".
Denen stellte sich John Doe (wie sich Cal damals nannte)  - in einem Anfall von grandioser Selbstüberschätzung - entgegen und wurde von einer der Kryptonier, einer Frau namens Aethyr, gepackt und mit voller Wucht und Schmackes gegen die nächste Wand geschleudert - eine Aktion, die John Doe tötete, da die Kollision im Captainshirn die Sachen, die zurechtgerückt werden mussten, zurechtgerückt wurden. Er rappelte sich auf, sah in diesem Moment die Nationalgarde auf die Kryptonier zukommen und wusste, dass die menschliche Armee des frühen 21. Jahrhunderts gegen Kryptonier keine Schnitte hat.
Und dennoch konnte er nicht verhindern, dass unnötiges Blutvergießen stattfand.

So war es immer. So würde es vermutlich auch hier sein.  Jasmin war momentan - vollkommen verständlicherweise zu betäubt, zu überwältigt von der Situation um überhaupt klar denken zu können und den anderen Kombatanten konnte man ihre Position nicht verübeln.
Aladdin blickte den Captain aus braunen Augen an und der Kommandant der DRAGONFLY konnte Wut, Enttäuschung und Ohnmacht in ihnen sehen: "Wir können doch Agrabah nicht einfach so vor die Hunde gehen lassen."
"Nein", schüttelte Cal den Kopf, "Das können wir wirklich nicht - aber wir brauchen einen genauen Plan, ansonsten gehen wir genau dahin, wo wir Agrabah nicht hingehen lassen wollen. Vor die Hunde oder eventuell vor die Katib - das können wir doch wirklich nicht wollen."
Damit wandte er sich an Agatha, deutete kurz zum Fenster - ein Wink, den seine XO verstand und mit ihm zu der Facettenverbindung ging.
Cal holte tief Luft: "Was denkst Du, Liebling?"
"Aladdin ist momentan ein bisschen unbeherrscht."
"Liebling, wenn ich sehen würde, wie Du wie betäubt darstehst und Dir Sorgen um Deine Famillisch machst, wäre ich auch unbeherrscht und würde mit dem Kopf durch sämltiche Wände wollen."
Kurz blickte die XO ihn an, nickte und gab ihm einen Kuss auf den Mund: "Danke, mein Schatz."
"Und was machen wir nun?", fragte der Captain, was seine XO zu einem Lächeln hinriss: "Wir zeigen ihnen, wogegen sie kämpfen. Bist Du bereit, dich komplett zu offenbaren?"
In Cals Gesicht zeigte sich sowas wie "Erkenntnis" darüber, was das jetzt zu bedeuten hatte - und er schluckte.

"Ich soll was?"
Cals Stimme eine Verblüffung zu unterstellen, wäre eine grandiose Untertreibung gewesen. Besonders, wenn man bedachte, wer ihm gerade diesen Vorschlag unterbreitet hatte - Agatha Silverbird, die Frau, deren Aufgabe es als XO war, dafür zu sorgen, dass er nicht allzusehr abhob. Gerade diese Frau hatte ihm gerade eben gesagt, dass es keine andere Möglichkeit gab, als sich komplett und vollständig zu outen - komplett, ohne jegliche Lüge oder Zurückhaltung?!
Der Gesichtsausdruck des Kommandanten der DRAGONFLY musste etwas zutiefst "Karpfen"-iges an sich gehabt haben, küsste ihn die XO nochmal, zwinkerte ihm zu und flüsterte ein "Du kannst das." in sein Ohr.
Na hoffentlich hatte die hübsche Rothaarige mit der Situationsbeschreibung auch recht - so ganz stimmte er da nicht mit ihr überein.
Aber gut. An ihm sollte es nicht scheitern.

Aladdin hob den Blick, als er hörte, wie der Mann, der sich selbst Calvin Nathan Cat nannte, sich räusperte und ins Rund sah.
"Wenn ich jetzt sage 'Kommt näher, meine Kinderchen und hört mir zu' haltet ihr mich vermutlich für genau so malle, wie wenn ich euch jetz erklären tu, wer ich bin und wat hier eigentlich ambach is."
Der junge Straßenjunge konnte sich nicht helfen - er verstand zwar nur gefühlte 10 Prozent, von dem, was der andere Mann da von sich gab, allerdings war er geneigt, diesen 10 Prozent zuzustimmen.
Der Captain räusperte sich, blickte weiter ins Rund und holte tief Luft: "Agatha und ich kommen aus dem 24. Jahrhundert - das heißt, wir sind ungefähr signifikant jünger als ihr.  Wie jung - ist ja auch eigentlich unerheblich. Fakt ist, dieses Ding hier ist kein fliegender Teppich und kein Luftschiff - es ist ein Raumschiff.  Das heißt - wir sind nicht nur in der oberen Stratosphäre unterwegs, wir fliegen zwischen den Sternen hin und her. Mit heute noch unvorstellbaren Geschwindigkeiten durcheilen Raumschiffe unser Milchstraßensystem. Eines dieser Raumschiffe ist die DRAGONFLY - viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringen wir normalerweise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Wir fliegen eben nicht nur einige Meter - oder einige hundert Meter - über dem Boden, wir sind manchmal ausserhalb der Atmosphäre."
Cal seufzte. Wie konnte er das ganze noch erklären? Oder schilderte er es ausreichend? Er selbst wusste es nicht, da ihm die Situation viel zu abstrakt vorkam. Aladdin und Konsorten erklären, was der Weltraum war? Sie mussten sich mit sowas normalerweise gar nicht beschäftigen … doch die Ankunft der Goa'Uld hatte alles verändert.
Erneut räusperte sich der Captain: "Und normalerweise würde ich euch das gar nicht erklären - ihr müsst mir versprechen, dass ihr das, was ihr gerade erfahren habt und noch erfahren werdet, mit niemandem diskutiert und selbst wenn ihr auf dem Sterbebett liegt… naja, streng genommen könnt ihr dann schon was erzählen, es würde ein bisschen nach den 'ramblings of a madman' - oder madwoman klingen, aber was interessierts dann noch? Also - bis zu eurem Todestag, bis ihr euren letzten Atemzug tut und euch denkt 'Jetzt kann ich die Bombe platzen lassen', haltet ihr darüber die Klappe, okay?"
Die anwesende Royalität - den ehemaligen Abgesandten der Arbeiterklasse inklusive - nickten wie eine Person.
"Gut", nickte nun auch Cal, räusperte sich erneut und deutete dann hinter sich auf das Facettenaugenfenster der Hornet 1.
"Der Weltraum ist nicht so leer wie man glauben möchte. Sicherlich - nicht jeder Planet, also jeder Himmelskörper der keine Sonne ist, kann Leben beherbergen. Es gibt da die so genannte "Drake-Gleichung", die mathematisch bestimmt, wieviele intelligente, zu Nachrichten sendende Spezies in unserer Milchstraße existieren und da sagt Wikipedia, dass es drei Modelle gibt. Das konservative Modell sagt, dass nur eine Zivlisation in dieser Milchstraße lebt, die zum Senden von Nachrichten in der Lage ist - und Abgesandte dieser Spezies leben hier, lesen diese Zeilen und stellen fest: "Toll, das sind wir selber."
Nach dem optimistischen Modell leben 100 Zivlisationen in unserer Milchstraße und der mittlere Abstand zwischen zwei sendenden Rassen liegt bei 5000 Lichtjahren, während das enthusiastische Modell die Anzahl der zum Senden fähigen Zivilisationen auf vier Millionen schätzt - allein in unserer Milchstraße - und den Abstand zwischen zweier solcher Zivilisationen auf 150 Lichtjahre beziffert.  Was davon nun zutrifft, Aladdin, Jasmin, Theti und Papyrus - fragt mich was Leichteres. Fakt ist, dass da draußen etliche intelligente Lebensformen unterwegs sind, die für die Erde früher oder später relevant und interessant werden. Leider sind nicht alle von denen uns freundlich gesonnen. Die Typen mit dem Pyramidenschiff zählen dazu."
Erneut blickte er in die Runde, seufzte und warf einen Blick zu Agatha, die ihm zunickte und einen Kuss auf die Wange hauchte.
Sofort spürte er, wie Lebensenergie von ihm Besitz ergriff.
"Was ich euch damit sagen wollte - die Typen sind wirklich mies drauf und haben es sich zur Aufgabe gemacht, Agrabah zu übernehmen. Wir können versuchen, die Stadt zu evakuieren - wenngleich ich vermute, dass das mal wieder ein Bruch gegen die erste, temporale Direktive wäre, aber egal. Wie schon gesagt, wir können versuchen, die Stadt zu evakuieren und das Land zu retten - das könnte uns allerdings das Leben kosten. Seit ihr dennoch bereit?"
Aladdin trat vor: "Ist das eine Fangfrage?"
Und in seinen Augen konnte Cal erkennen, dass der Mann sich nicht abhalten lassen würde.

TBC


Übersetzungen:  „Conard!“ = Dummkopf, Idiot.
 „Ah, parlez-vous francais?“ = "Ah, sprichst Du französisch?"
„Tu es bête, americain!“=  "Du bist dumm, Amerikaner."
 „Je suis allemand!“ = Ich bin Deutscher.
„C’est kif-kif.“= "Das ist egal."
"Mon amour" = "Mein Liebling". / "Meine Liebe" /"Mein Schatz" 



Kapitel 26.3

Ihr Ziel befand sich in einem Talkessel. Aladdin griff nach der Waffe, die er von Cal erhalten hatte, hob sie an, spürte das Gewicht und die Temperaturneutralität einer Substanz, die der Mann aus der Zukunft "Plastik" genannt hatte und tat genau das, was Agatha ihm gezeigt hatte: er richtete die Hand, die die Waffe hielt, auf das Ding, was sich im Talkessel befand und was von Cal als "Udajeet"-Todesgleiter bezeichnet wurde.
Der Gleiter war vor einigen Minuten gelandet und zwei Personen waren ausgestiegen - ein Aussehen an den Tag legend, dass den jungen Abenteurer aus Agrabah durchaus verstörte. Diese Wesen - Menschen zu nennen verbot sich hier beinahe - verfügten zwar über zwei Arme, zwei Beine, sowie Füße und Hände, doch das wirklich Erschreckende war das Gesicht.
Es gab keines. Anstelle eines normalen, menschlichen Kopfes, zeigte sich eine Art metallerner Falkenkopf, mit feurig-rot-glühenden Augen, die ein wenig wirkten, wie kreisrunde Diamanten.
"Bei Horus", keuchte Papyrus neben ihm und griff ebenfalls nach seiner "Phaser" genannten Waffe, ehe er zu Aladdin, Jasmin und Theti herüberlächelte: "Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal gegen unsere Götter kämpfen müsste."
Thetis Antwort war ein mit fester Stimme hervorgebrachtes "Das sind nicht unsere Götter." , ehe sie sich Papyrus zuwandte und ihm in die Augen blickte: "Unsere Götter wohnen im Himmel und wenn sie herabkommen, dann sind sie in den Tempeln."
"Aber wir haben doch oft genug…", setzte der junge Fischer an, doch er verstummte, als er den wütenden Blick der Tochter des Pharaos wahrnahm. Schluckend nickte er: "Es sind nicht unsere Götter."
"Siehst du?", lächelte ihm Theti zu und wandte sich dann an Aladdin und Jasmin: "Und wie sieht die Strategie aus?"
Jasmin umfasste den Griff des Phasergewehres, das Cal ihr mit einem Zwinkern gereicht und ihr dann erklärt hatte, wie man dieses Ding genau zu bedienen hatte.
"Wir greifen an.", hörte sie die Stimme Aladdins, sah wie er losstürmte und begab sich ebenfalls in Schussposition. Theti hatte neben ihr Stellung bezogen, beide spähten über die langen Läufe der futuristischen Waffen auf das Geschehen, das sich ein paar Meter vor ihnen ereignete - und bei dem sie gerade feststellten, dass einer der Horuswachen fehlte.
Wo hatte sich dieser versteckt?

Aladdin und Papyrus hatten ihre kurzläufigeren Waffen genommen, hielten sie so, wie es Agatha Silverbird ihnen gezeigt hatte und näherten sich mit langsamen Schritten dem Gefährt der Invasoren.
Vorsichtig gaben sie einander Deckung, suchten die Umgebung nach verräterischen Zeichen ab, dass sie in eine Falle gelaufen wären. Die eine anwesende Horuswache hatte ihnen den Rücken zugewandt, betrachtete irgendwas am Todesgleiter, fuhr einmal sanft mit der behandschuhten Hand über die Hülle dieses Gefährtes und schüttelte dann den Kopf.
Vermutlich - so dachte sich Aladdin - befand er sich in Konversation mit dem anderen Jaffa, demjenigen, der gerade nicht vor Ort war und dem sie nicht begegnet waren, was ausschloss, dass er versuchte, Theti und Jasmin anzugreifen.
Natürlich könnte er auch in eine andere Richtung fortgehen und dann versuchen, ihnen in den Rücken zu kommen, allerdings würde dies voraussetzen, dass man um ihre Anwesenheit wusste, was Aladdin ausschloss.
Auch Papyrus schien nicht davon überzeugt zu sein, dass den Frauen im Hintergrund Gefahr drohte und doch hörte er in seinem Kopf eine kleine, warnende Stimme, die ihm einflüsterte, dass er - Aladdin - lieber nicht zu selbstsicher sein sollte. Man hatte es hier mit gefährlichen Gegnern zu tun, die mehrere Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt zu Hause waren und die nur durch Reisen im interstellaren Raum dazu in der Lage waren, auf ihren Planeten zu kommen.

Ihren Planeten.
Aladdin holte einmal kurz Luft, als ihm die Implikationen dieses Wortes klar wurden - nachdem was Cal und Agatha erzählt hatten, war die Erde ein Planet unter vielen. Nun wollte er nicht das sein, was im anglophonen Sprachraum später als "special snowflake" bezeichnet wurde, allerdings hatte der Gedanke, dass all das, was er vor sich sah, nur ein mikroskopischer Bruchteil dessen, was tatsächlich existierte, war,  ein ziemlicher Schock. Kurz legte er den Kopf in den Nacken, schaute auf das unendliche, helle Blau des Himmels über ihnen und fragte sich, wieviele ausserirdische Raumschiffe wohl jenseits dessen waren, was er sehen konnte.
'Konzentrier dich!', schalt er sich selbst, riss sich zurück in die Gegenwart und schlich sich weiter an den Ausserirdischen an, bis er ihn erreicht hatte, den Knopf an dem betätigen konnte, was aussah wie sein Kopf, in Wirklichkeit allerdings ein Helm, der nun mit seiner Rüstung verschmolz und verschwand und das Gesicht des Ausserirdischen freilegte.
Es war ein Mann - und noch nicht einmal ein sonderlich beeindruckendes Exemplar dieser Gattung.
Der Jaffa drehte sich um, blinzelte verblüfft und … duckte sich unter dem Kinnhaken weg, den Aladdin ihm gerade verpassen wollte. Dann trat er zu, traf den jungen Abenteurer im Bauch, was diesen zu einem Stöhnen veranlasste, riss den benommenen Agrabahner an den Haaren hoch und führte seine Faust mit Anlauf gegen das Kinn Aladdins. Dieser fiel zu Boden - Dunkelheit umfing ihn.

"Verdammt", murmelte Papyrus, als er sah, wie Aladdin zu Boden ging und der Ausserirdische ihn anblickte. Schnell riss der junge Ägypter seine Waffe hoch, feuerte und lächelte, als er sah, wie der Ausserirdische getroffen gegen den Udajeet taumelte und an ihm herunterrutschte.
Dann hörte er die Stimme, die alles veränderte - die von Theti, die ein lautes "Papyrus!" rief.
Verblüfft drehte sich der angesprochene Ägypter um und stockte, als er sah, wie Jasmin vornüber in den Sand gesunken war, der Jaffa, den sie übersehen hatten, neben Theti stand und sich die Hand des Ausseridischen um die Kehle der Frau gelegt hatte, die er liebte.
"Lass sie gehen, Horus!", rief der junge Abenteurer… dann schrie er entsetzt auf, denn der Ausserirdische - oder Gott? - hatte seinen Schritt gemacht - und stieß Theti die Düne herunter, die sie selbst gerade heruntergegangen waren, um sich dem Shuttle zu nähern.
Papyrus rannte los, war bei ihr und half ihr in die Stehende.
"Bist du in Ordnung?"
Benommene braune Augen blickten ihn an, dann gab sie das Signal, das ihn beruhigte. Ein einfaches Nicken.
Und dann: "Ja, mir geht es gut."
Er konnte sich nicht helfen, merkte, wie er lächelte und ein erleichtertes "Bei den Göttern" von sich gab.
Und dann rissen sich die braunen Augen, die Theti ihr eigen nannte und die ihn so verzaubernd anzufunkeln vermochten, dass er alles um sich herum vergessen wollte, in Panik und Angst auf. Vermutlich konnte sie in seinen Augen eine Art Verblüffung sehen, wandte sich dann um, um auf das zu blicken, das hinter ihm geschah und spürte einen kräftigen Schlag gegen das Brustbein.
Kurz blinzelte er - dann realisierte der junge Abenteurer, dass es nicht nur ein kräftiger Schlag gewesen war, sondern dass es dort, wo sein Herz pochte, für den Bruchteil einer Sekunde verdammt heiß geworden und er nicht mehr dort war, wo er dachte, dass er gewesen wäre - nämlich neben Prinzessin Theti. Stattdessen lag er am Boden, knappe drei Meter von ihr entfernt und keuchte entsetzt auf, als er am Rand seines Blickfeldes ein lautes Fauchen hörte und sah, wie Theti neben ihn taumelte und liegen blieb - die Augen (das Fenster zur Seele) leer, leb- und blicklos an ihm vorbeistarrend.
Der Jaffa trat neben ihn, ging in die Knie und ließ seinen Helm einfahren.
"Entschuldigung", lächelte Commander Agatha Silverbird ihm zu, legte ihm die Hand auf die Augen und flüsterte zwei Worte: "Programm beenden."

TBC


Kapitel 26.4

Kurz vorher
Mit einem einzigen Satz hatte die Sache angefangen.
"Ist das eine Fangfrage?"
Aladdin hatte die Frage des Captains, ob sie bereit seien, Agrabah auch unter Androhung ihres eigenen möglichen Todes zu Verteidigen mit dieser Gegenfrage beantwortet und der Captain hatte erkannt, dass es dem jungen Abenteurer tatsächlich ernst war.
Kurz seufzte der Kapitän und nickte anschließend.
"Gut", sagte er, "wir werden euch mit den notwendigen Waffen ausstatten und helfen"
Die Reaktionen hätten gar nicht gemischter sein können.
Er konnte einen verwunderten Blick von Agatha sehen, während Jasmin ihn dankbar anlächelte, Theti ihre Hände in die Hüften stemmte - um zu zeigen, dass sie bereit war, zu tun, was die Situation erforderte, Papyrus strahlte innere Ruhe und Kampfbereitschaft aus und in Aladdins Augen konnte der Captain eine gesunde Portion Mißtrauen erkennen, inklusive des Blickes, der sagte "Was hat der Clown jetzt wieder vor?"

Das war allerdings eine gute Frage - was hatte Cal vor?
Agatha trat neben ihn, legte ihm eine Hand auf die Schulter und wisperte: "Ist das dein Ernst?"
"Klar", murmelte der Kommandant zurück, "Was sollen wir sonst tun? Ich meine, wir können die Leutchen hier auch in ihr eigenes Verderben laufen lassen, ich glaub nur nicht, dass das bei Zeitlinie oder Lesern besonders gut ankommt."
Nun war es an seiner rothaarigen Freundin und XO zu nicken: "Ich verstehe - aber… wir müssen ihnen den Umgang mit unseren Waffen schon noch genauer beibringen."
"Schatz."
Cal drehte sich um, blickte ihr in die grasgrünen Augen und runzelte die Stirn: "Die vier Rächer der Enterbten hier haben sich mit Waffen, deren Funktionsweise sie nicht einmal ansatzweise kapieren können gegen die Katibs zur Wehr gesetzt."
"Nachdem ich die Phaser so eingestellt habe, dass mit den Waffen nur Betäubungsschüsse abgegeben werden können."
"Gut", nickte der Captain, "das ist natürlich auch richtig. Aber wie machen wir das?"
Agatha verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief und ließ ihn dann so hochrucken, dass es ihren Nacken sicherlich schmerzte und ihre langen, roten Haare einmal kurz aufwippten: "Ich hab eine Idee."
Damit blickte sie Cal an: "Erinnerst Du dich an Captain Peter Herbix?"



Die Stadt war Naherholungsgebiet. Ein Fluss findet hier seine Aufstauung zu einem Stausee, womit er ein Paradies für Surfer, sowie Schwimmer darstellt und auch die ein oder andere Badenixe wird dort sicherlich zu finden sein. Freizeitbeschäftigungen finden sich hier zuhauf, so dockt halbstündig ein Ausflugsdampfer ab und auch Campingplätze dürfen nicht fehlen. In der Nähe dieser Stadt befinden sich etliche Seen, aus denen Kies gefördert wird - genauer gesagt Quarzsand. Eine dieser Quarzsandgruben war das Ziel des Shuttles, genauer gesagt der Orbitalfähre Aliso die von San Francisco - dem Standort der Starfleet Academy - gestartet war und welche die DRAGONFLY-Crew zum Ziel flog.

Wären wir als akustische Zeugen der Geschichte zugegen gewesen, hätten wir gehört, wie jemand über Kies lief und wie dann Waffen in Anschlag gebracht wurden. Auf der Talschulter - also dem Part eines Talkessels, der sich parallel zum Talboden befindet und der im Fall dieses speziellen Talkessels das Tal rundherum umschloss. Am Talboden stand ein Raumschiff, auf das Lieutenant Calvin Nathan Cat nicht ohne eine gewisse Sorge blickte.
"Cal?"
Die Stimme Gina Intruppers schaffte es, durch seine Gedanken zu dringen wie ein Lichtschein in der Dunkelheit - dennoch konnte sie nicht verhindern, dass des Captains Mund literarisch nicht unbedingt Verwertbares verlies: "Des Morgens Stern sieht nun ein Szenario, das ich vergäße gern."
Gina schaute den jungen Mann an, wissend, dass dieser Text nicht sonderlich sinnvoll war und vermutlich nur den Zweck hatte, den diesen Satz Aussprechenden als unglaublich lyrisch beschlagen darzustellen - womit er leider kollossal scheiterte.
Dies schien auch Cal selbst zu bemerken, räusperte sich und deutete auf das Shuttlie im Talkessel. Der Auftrag war klar formuliert - hingehen, nachsehen wer die Innsassen sind und die Frage nach der Gesinnung klären, also "Freund oder Feind".
"Okay, Gina, du machst den Anführer von Team Blau, ich übernehme Team Rot. In meinem Team sind Duane, Steffen, Lara-Marie und Mandy.", erläuterte der spätere Kommandant der U.S.S DRAGONFLY und deutete auf die vier Angesprochenen
Gina nickte: "Gut, ich nehme in mein Team Alexander, Exa, Svenja und Linda."
"Okay", zwinkerte der spätere Captain seiner späteren Ärztin zu, "also, nicht vergessen. Ihr gebt uns von da oben aus Deckung."
Sprachs, deutete auf die Position auf der er stand und blinzelte: "Hab ich gerade echt 'da oben' gesagt, obwohl 'da oben' 'hier unten' ist?"
"Ja", nickte Gina, griff nach seinem Kragen und zog ihn zu sich herüber, um ihm einen Kuss auf den Mund zu drücken, "Und jetzt geh da runter und mach dein Ding."
"A… aye", salutierte Cal und machte sich dann - unter lautstarkem Gejohle seiner Klassenkameraden, auf den Weg.

Am Anfang hielten sich die Offiziere noch sehr gut - sie nutzten die Deckung aus, die das Feld ihnen bot, was - zugegebenermaßen - bei einer Kiesgrube nicht unbedingt viel war. Gina konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ihr Ausbilder für taktische Manöver - Captain Peter Herbix - war einer der Besten seines Faches.
"Naja", meldete sich plötzlich Alexander Strange zu Wort, "ob sie das Shuttle komplett  unbemerkt erreichen werden, wage ich zu bezweifeln."
Ginas Kopf fuhr zu ihm herum: "Sie begehen ja keine groben Fehler. Ich kann es mir sehr gut vorstellen, dass sie das packen werden." Und dann war die Eingreifftruppe schon kurz vor dem unbekannten Schiff. Noch 10 Meter trennten sie und ihre Distanz schrumpfte kontinuierlich weiter. 9, 8, 7 - "Cal, nimm    das Gewehr hoch", wisperte Gina - 6, 5, 4 - "Schaut euch um, Leute", ergänzte Alexander und die spätere Ärztin wusste, dass der junge Mann Recht hatte. Die Eingreiftruppe um den Kommandanten schaute nur auf das Schiff, hatte keine Augen für die Umgebung. Dann öffnete sich das Shuttle.

Calvin Nathan Cat hatte mit sämtlichen Monströsitäten gerechnet - etwa groß, blau, schleimig - und war sich nicht sicher, was ihn erwarten würde. Als sich dann das Schiff öffnete und die Ausserirdischen die Erde betraten, konnte Cal sie nicht genau erkennen. Die Person, die vorneweg ging, trug einen sehr weiten Umhang über seiner Kleidung und desweiteren noch einen Raumhelm. Der Umhang ließ die Arme frei, und so konnte man schon mal blaue Haut erkennen. Aber nichts davon zeigte, das die Person vor ihnen schleimig war. Auch war die Person groß. Das ließ sich zweifelsohne bestätigen. Sie war ungefähr einen Kopf größer als Sebastian Middlegate, der 2 Meter groß war. Doch plötzlich schrumpfte die Gestalt. Der Grund hierfür versetzte den späteren Captain in Erstaunen. Der Aliencaptain zog sich Plateauschuhe aus, durch die der Captain der Exoterristen furchterregend groß wirkte. Schließlich setzte sie sich den Raumhelm ab, wuschelte sich durch die roten Haare und schaute den Captain aus gelben Augen an.
"Hallo Mystique.", nickte der spätere Kommandant ihr zu, hörte dann den Ruf Ginas, der über die Kiesgrube hallte- "Vorsicht, Cal. Das könnten Feinde....", sah parallel wie Mystique ihn abschätzig musterte und spürte anschließend einen Treffer in die Brust.

"CAL!", schrie Gina den Namen ihres Freundes, der gerade von der Ausserirdischen mit einer Art Partikelwaffe getroffen wurde und blickte wütend zu Alexander herüber, der sich bemüßigt fühlte, das sich unten ereignende Drama auch noch zu kommentieren: "Cal ist getroffen! Die anderen nehmen die Ausserirdische unter feuer. Verdammt! Das ist ein Hinterhalt!"
"Nein wirklich, Sherlock?!" entfuhr es Gina, die nun ihre Waffe auf die Ausserirdische ausrichtete und in dem Moment den Abzug drückte, als sie den Feuerbefehl für ihr Schwadron gab. Und von ringsum die Landestelle des Raumschiffes zuckten grelle Blitze, trafen die Ausserirdischen, die in sich zusammensanken, als habe man ihnen die Beine, inklusive Füße,  unter dem Boden weggezogen.
"Sie scheinen tot zu sein", kommentierte Gina und seufzte, "gehen wir hin."
"Das würde ich nicht tun.", erklang in dem Moment die Stimme der Person, die sie alle hierhergebracht hatte - Captain Peter Herbix, eines großgewachsenen Mannes, dessen blaue Augen klug unter schlohweißen Haaren funkelten.
Gina drehte sich um und nahm Haltung an: "Captain Herbix?"
Der Mann nickte ihr zu, betätigte dann seinen Kommunikator und seufzte: "Okay, Leute, die Übung ist abgebrochen!"

Am Talboden öffnete Cal die Augen, blickte zu der am Shuttle in sich zusammengesackten Ausserirdischen und half ihr hoch: "Na Agatha? Gefällt dir die blaue Farbe?"
"Halt die Klappe", knurrte die Rothaarige und betrachtete ihre Hände mißmutig, "Beim nächsten Mal machst Du den Alien."


Cal nickte: "Ich muss dazu sagen, mir hat damals dein blaues Mystique-Cosplay sehr gut gefallen - zumal du seehr nah ans Original kamst."
"Und Du erinnerst Dich daran, was ich Dir gesagt habe?", grinste Agatha, "Dass Du beim nächsten mal den Alien machst?"
Japp, da war durchaus Verwunderung auf Cals Gesichtszügen zu erkennen.
"Soll ich mich jetzt auch halbnackt ausziehen und blau anmalen?"
Agatha schüttelte den Kopf: "Nicht notwendig, mein kleiner Killerschlumpf. Ich dachte mehr an eine andere Art und Weise des Trainings."
Sprachs, blickte ihm in die Augen und genoss es, zu sehen, wie langsam, aber sicher die Realisierung, was gerade mit ihm passierte, durch seinen Geist tropfte, wie ein Tropf mit Ringerlösung in die Blutbahn.
"Was hast du… vor?", brachte der Captain noch zustande zu Fragen, ehe sie ihn umfasste und das Wort flüsterte, das er nie zuende hören würde. Seinen Körper, der plötzlich wie mit Steinen gefüllt gegen sie sackte, fing sie auf und ließ sich mit ihm zusammen auf den Boden sinken.

Aladdin blickte verwundert auf die sich vor ihm bietende Szene.
"Was passiert hier?", fragte er und schluckte, als Agatha mit einem leisen Lächeln auf ihn zutrat: "Keine Sorge, dir wird nichts passieren - allerdings wirst du es glauben."
"Bitte?"
"Ich erkläre es dir gleich - zunächst einmal habe ich eine Frage an dich, Aladdin."
"Und die wäre?"
Agatha Silverbird blickte ihrem gegenüber fest in die Augen: "Vertraust Du mir?"
"Ja, wieso?"
"Gut", nickte die XO und begann dann, in einer leisen, einschmeichelnden Stimme zu sprechen. Aladdin merkte, wie seine Augenlider schwerer wurden und…

Jetztzeit
… öffnete seine Augen. Er lag gar nicht vor einem so genannten "Udajeet-Todesgleiter", sondern vor dem Raumschiff, dass Captain Cat eine Hornet genannt hatte. Sich aufrappelnd blickte Cal zu ihm herüber, zwinkerte ihm zu und zuckte mit den Schultern: Ich hab doch gesagt, du kannst dein Bewusstsein besten Gewissens in Agathas Hände legen - ich weiß nicht, was sie macht, aber ich fühl mich danach immer wunderbar erfrischt. "
"Das ist ja alles gut und schön, aber was hat es uns jetzt effektiv gebracht?", fragte eine sich aufrichtende Theti und wischte sich über ihren Rücken, "Abgesehen von Rückenschmerzen?"
Sprachs und fing im nächsten Moment den Phaser auf, den Agatha ihr zuwarf. Verblüffd blickte sie zuerst auf die Waffe und dann zu dem wunderschönen Rotschopf, der ihr zuzwinkerte: "Zumindest seit ihr jetzt geübter im Umgang mit den Waffen und im taktischen Umgang miteinander - ein vollständiges Sternenflottentraining werden wir, mangels Zeit, nicht schaffen können, es sei denn, ihr wollt vier Jahre darauf warten, Agrabah befreien zu können."
Theti schüttelte den Kopf: "Das hatte ich nicht vor."
"Ich auch nicht", kam Jasmin die Düne herunter und blickte ins Rund, "Aber wenn es hilft…"
Cal schüttelte den Kopf: "Nein, tut es nicht. Wir versuchen hier mit ein paar Phasern und größtenteils Schwertern gegen einen Haufen invasionsfreudiger Ausserirdischer vorzugehen, die Menschen als ihre Sklaven halten - und das gleich im Doppelten Wortsinn. Wir sind sowas vom am Allerwertesten, das glaubt man gar nicht. Und nicht vergessen - ich bin eigentlich dagegen, denn es klingt gefährlich."
"Wie sagst Du so schön, Cal?", fragte die Prinzessin Agrabahs und zwinkerte ihm zu: "Let's get dangerous."
Und damit war klar, in welche Richtung sich diese Geschichte entwickeln würde.


TBC

Kapitel 26.5

"Die Wüste…"
"Cal?"
"Endliche Weiten."
"Cal, hör auf, ja?"
"Wir befinden uns in einer fernen Vergangenheit."
"Zum Teufel, Calvin Nathan Cat, hör damit auf! Wir haben hier eine ernste Situation und du nutzt sie um hier blöde Witze zu machen."
Cal hob den Blick, schaute zu Agatha Silverbird, zwinkerte ihr zu und lehnte sich an ihre nackte Schulter: "Entschuldigung, Liebling."
"Geschenkt.", grinste seine XO, "Verrate mir lieber, wie wir gegen die Jaffa vorgehen wollen, wenn wir in Agrabah ankommen."
Die grünen Augen der Frau, die er liebte, blickten ihn über ihre Schulter an - er hatte seine Arme gerade um ihre Hüfte geschlugen - teils aus Sicherheitbewusstsein, man wollte ja nicht vom Katib fallen, und teils, weil es sich einfach gut anfühlte, diesen atemberaubenden Körper an sich zu spüren - sahen ihn fragend an und es war ihm, als würde sie merken, dass er kurz davor war, die Schultern zu zucken.
"Keine Ahnung", sagte er, "aber wenn wir Glück haben, müssen wir uns erst in ein paar Stunden damit befassen. Ich meine, die Goa'Uld werden doch nicht schon die komplette Stadt…"
Weiter sollte der Mann, der das schnittige Föderationsraumschiff U.S.S. DRAGONFLY kommandierte - oder besser: der so tat, als würde er es kommandieren, während die wirkliche Arbeit durch seine XO übernommen wurde -  nicht kommen, denn: in diesem Moment kamen sie über dieselbe Düne hinweg, über die Agatha und Jasmin schon Stunden vorher geritten waren und die ihnen einen Ausblick auf Agrabah ermöglichte.
Der Captain merkte, wie ihm übel wurde und er schluckte seinen Kommentar herunter.
Er hörte das entsetzte Aufatmen Agathas vor ihm, die Hände, mit denen er sich an ihr festgehalten hatte, glitten von ihr, er stieg ab, half der XO von ihrem Katib und schloss sie in die Arme.
"Es tut mir leid. Es tut mir so leid.", murmelte der Mann dann und schluckte, als er merkte, wie sie nun ihr Gesicht an seine Halsbeuge barg und Tränen ungehindert zu laufen begannen.  Und er merkte ebenfalls, wie das selbe mit seinem Gesicht geschah, sich Tränen bahnbrachen und er nichts dagegen tun konnte. Irgendwie war das, was er sah, traurig - auf eine menschliche Art und Weise, aber auch auf eine Ebene, die er nicht eindeutig benennen konnte.
Der Kommandant atmete durch, als ihm gewahr wurde, wie die anderen Katib neben ihm zum Stehen kamen.

"Was ist…", brachte Jasmin hervor und ihre Frage erstarb, als auch sie die veränderte Silhouette Agrabahs wahrnahm. Eigentlich sah die Stadt gar nicht SO anders aus - die Gassen und Straßen waren immer noch genau so schnurgerade wie sonst auch, die Häuser wiesen auch keine große Veränderung auf - allein die große Zwiebelkuppel, die das Palastdach darstellte war verschwunden und durch ein gleichschenkliges Dreieck ersetzt worden - das Pyramidenschiff, so hatte es der Captain genannt - war auf dem Palast gelandet.
"Oh bei den Göttern.", entfuhr es neben ihr Papyrus. Wie betäubt, trat der junge Mann einen Schritt auf die Pyramide zu, sank dann in die Knie und rückwärts gegen die ihn auffangende Theti, ehe er den Kopf schüttelte: "Das… das kann nicht sein. Das… das gibt es nicht."
"Es gibt es".
Die Antwort entstammte dem Mund Aladdins, der in die Runde blickte und dann auf die Pyramide deutete: "Wir wussten, was passieren würde - wir wussten, worauf wir uns einlassen."
Jasmin fuhr herum, warf ihrem Mann einen Blick zu, von dem es sie gewundert hätte, wenn er verstünde, was er aussagen sollte. Sie wusste es ja selbst nicht einmal.  Es war richtig, es traf zu - sie wussten worauf sie sich eingelassen hatten, sie wussten, was - aller Wahrscheinlichkeit nach - passieren würde… aber es zu wissen und die Auswirkungen zu sehen waren dann immer noch zwei Paar Schuhe.
"Du hast Recht", meldete sich plötzlich Cal zu Wort, dessen Kopf auf den Schultern Agathas geruht hatte und der sich nun von ihr löste, die Gestalt straffte: "Wir wussten, was passieren würde."
Damit schritt er zu Papyrus und Theti, ließ sich neben ihnen in den Sand sinken und blickte die beiden Ägypter an: "Eure Götter sind immer noch da."
Er deutete auf das Pyramidenschiff: "Die Typen da drin… egal was sie sagen - es sind keine Götter. Dieser Ra, der dieses Schiff kommandiert, ist ein Parasit, der einen Jungen als Wirt genommen hat. Er mag technologisch fortgeschrittener sein, als ihr -  sodass euch seine Tricks wie Magie vorkommen mögen… aber er ist kein Gott. Er ist auch nicht euer Ra. Euer Ra ist der, an den ihr glauben wollt. "
Er klopfte Papyrus und Theti auf die Schultern: "Verwechselt das nicht."

Commander Agatha Silverbird hob den Blick, als sich ihr Freund von ihr löste und versuchte, diese inspirierende Rede zu halten - oder was auch immer er als "inspirierende Rede" ansah. Ihre Reaktion, nachdem er geendet hatte, war ein kurzes, beinahe zynisches, Klatschen, ehe sie den Kopf schüttelte und auf ihn zutrat.
"Schöne Rede - aber wie kommst Du darauf, dass das Ra ist?"
"Ganz einfach", strahlte Cal, deutete auf die Pyramide, die es sich auf dem Palast gemütlich gemacht hatte und nickte, als die Seitenwände der oberen Pyramidenhälfte plötzlich ein wenig nach außen rückten und dann in sich zusammensanken, "Das ist ein Schiff des Ra-Typs. Die anderen Modelle wurden mit einer ringförmigen Konstruktion um den unteren Mittelteil herum versehen. Das Ding da hat das nicht - wird wohl ein Ra-Schiff sein. Und da die Erde zum Einflussgebiet Ras gehört… wirds wohl Ra sein, dem wir da in den Arsch treten müssen."
"Leute!", rief in diesem Moment Jasmin aus und deutete auf die Stadt. Cal drehte sich um - und musste hart schlucken. Sie waren zwar noch mindestens einen halben Kilometer entfernt, aber sie konnten sehen was vor sich ging. Von der Treppe, die den Palast herunterführte, bewegten sich Personen in deutlicher, militärischer Perfektion. Der Captain musste die silberne Rüstung, die dort unten getragen wurde, gar nicht erst sehen, er wusste, dass es Jaffa waren und dass diese humanoiden Diener der Goa'uld nicht nur eine Larve dieser "Götter" in sich trugen, sondern ihrem Oberfiesling - in diesem Falle Ra - bis in den Tod ergeben waren. Kurz war der Captain versucht, sich in den Sand zu werfen, nach dem Phaser zu fingern und die ganze leidige Sache mit einem gezielten - auf Fächerlähmung gestellten - Schuss zu beenden, aber damit hätte er ihre Position verraten und sie für Angreifer in Udajeet-Todesgleitern, sowie für weitere Jaffa, die aus dem Palast kämen zu einem idealen Ziel gemacht.
Er blickte zu Agatha herüber: "Ich bin für Vorschläge offen."
"Ähm…", startete die XO, was Cal zu einem seufzen ermutigte: "Nein, Schatz - nicht schon wieder die alte Leier, dass wir uns in den Lauf der Zeit nicht einmischen dürfen. Das Ding da gehört gar nicht da hin und ich dachte eigentlich, wir wären uns einig, dass wir es nicht mögen müssen, aber es die Humanität gebietet, dass wir helfen."
Agatha schaute ihm in die Augen und der Captain hatte kurz das Gefühl, dass ihm schwindelte, wie eigentlich immer, wenn sie genau dies tat: "Ja, Schatz - das mein ich auch nicht."
Damit deutete sie hinter ihn. Cal drehte sich um und seufzte. Jasmin war schon losgelaufen, um Agrabah zu evakuieren.
Und ehe er sichs versah, sprintete auch er los.


TBC



CaptainCalvinCat

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Kapitel 27 - Under the dome

Kapitel 27.1 


"JASMIN!"
"CAL!"
"NEIIIIN!!!"
Die Rufe von Agatha Silverbird, Aladdin und Papyrus hallten über die weite Ebene, wenngleich der Ruf Papyrus nicht darauf zurückzuführen war, dass der Ägypter ebenfall über die Aktionen der agrabahnischen Prinzessin oder des britischen Sternenflottencaptains entsetzt gewesen wäre. Das traf zwar ebenfalls zu, jedoch stieß er den Warnruf deshalb aus, da er sah, was Aladdin und Agatha vorhatten. Schnell reagierten Papyrus und Theti, warfen sich vor die XO aus der Zukunft und den ehemaligen Straßenjungen und blockierten sie.
"Ihr dürft nicht!",  entfuhr es dem jungen Fischer, "Es wäre euer Verhängnis."
Agatha blickte ihm in die Augen: "Und was ist mit Jasmin und Cal?"
"Das haben die beiden selbst entschieden."
Und in ihren Augen konnte Papyrus sehen, dass Agatha und Aladdin dies verstanden hatten - und es gutheißen mussten.

Kurz vorher
Vi'vet'al öffnete die Augen. Es hatte schon Vorteile, der oberste Primus, der erste Diener des Gottes zu sein - und es war ein Posten, den er sich im Laufe der Jahrhunderte, die er seinem Gebieter Ra diente, durchaus erarbeitet hatte. Sicherlich hatte die Berufung, "Primus von Ra" zu sein, etliche gefährliche Momente - beispielsweise war er immer den Launen seines Gottes ausgesetzt, aber die Vorteile überwogen. Meistens zumindest. Zu den Vorteilen zählte ein eigenes Bett, sodass er nicht im Gemeinschaftsquartier der anderen Jaffa schlafen musste und somit auch nicht von Shikons andauerndem Schnarchen gestört werden konnte.
Vi'vet'al musste lächeln. Shikon - eigentlich war der Jaffa ein feiner Kerl, er neigte nur dazu, sehr stur zu sein und zu versuchen, seine Sichtweise durchzusetzen. Zumindest dann, wenn sie alleine waren. Aber das war Vi'vet'al eigentlich egal, schließlich kannten sich die beiden schon seit Jahren - noch bevor Vi'vet'al den Posten des Primus von seinem Vorgänger durch dessen Tod durch die Hand des Gottes "übernommen" hatte.
Und so gerne Vi'vet'al den guten Shikon auch hatte - sein Schnarchen gehörte zu einer wirklich nervigen Angelegenheit, die ihm damals, als sie noch im Gemeinschaftsquartier residierten, regelmäßig den Schlaf raubte.

Nun war er in seinem eigenen Quartier, begab seinen gestählten Körper aus dem bequemen Bett und trat an das Fenster, von dem er einen guten Ausblick hatte - wenn sich der Ausblick lohnte. Meistens tat er das nicht - das blaue Leuchten dessen, was Samantha Carter später als "Hyperraum" bezeichnen würde - war nicht sonderlich spannend, aber heute hatte er Glück. Ein blauer Planet erschien vor ihm und wurde minütlich größer.
"Tau'ri", murmelte er leise und begab sich dann an das Geschäft des Anziehens. Eine normale Rüstung, die seinen Körper vor primitiven Waffen schützte gehörte dazu, ebenso ein Schutzhelm, der mit seiner Rüstung verschmolz und die Kopfform eines Schakals imitierte - eines Schakalkopfes aus Metall, wohlgemerkt. Kurz warf er noch einen Blick in die reflektierende Oberfläche des Spiegels, fuhr sich über die raspelkurzen, dunklen Haare und tastete nach dem goldenen Emblem, das ihn als Primus auszeichnete.  Zugegeben, die Prozedur war schmerzhaft, aber sie erhob ihn in einen neuen Rang und damit in eine Welt jenseits der, die er jemals zu sehen geglaubt hatte.
Allerdings musste er sich fragen, ob es keine anderen Möglichkeiten gab, als das Zeichen Ras in seine Stirnhaut zu schneiden und sie anschließend mit flüssigem Gold auszugießen?
Wer auch immer ihn in seiner Position beerbte - Shikon, dieser Emorkömmling Anubis oder gar Sachmet?  - er wünschte diesem potentiellen Nachfolger, dass er diese Schmerzen nicht ertragen müsste. Aber dazu würde es vermutlich nicht kommen.

"Gegenwart"
Sie rannte. Rannte so schnell sie konnte. Ihre Beine hämmerten gegen den Sand, ihre Füße gruben sich in ihn, sie war willens alles zu tun, noch schneller zu werden. Und doch - das Stadttor Agrabahs schien konstant weit entfernt zu bleiben.
"JASMIN!"
Die Stimme ihres Mannes, Freundes, Geliebten, ihres Aladdin, hallte über die weite Ebene, auf der sie sich befand und die die  Düne, auf der sie stehengeblieben waren und das erste mal das annektierte Agrabah sahen von eben jener Stadt, die sie retten wollte, trennte.
"JASMIN!"
Der Ruf entstammte der Kehle des Mannes, der sich selbst "Captain Cat" nannte und schien gar nicht so weit entfernt zu sein.
"JASMIN, BLEIB STEHEN!"
Cals Stimme wohnte eine gewisse Dringlichkeit inne und sie konnte hören, dass der Mann diese Stimme nur höchst selten einsetzte - ja einzusetzen überhaupt in der Lage war.
Und dennoch gehorchte sie, wandte sich um und schüttelte den Kopf: "Es … ich kann nicht. Ich muss heim. Ich muss meinen Vater retten - und Rajah - und Razul und…"

Kurz vorher
" Vi'vet'al, ashah kree lok!" ", hallte die Stimme seines Gebieters durch den Raum und der angesprochene Primus hob den Blick. In der reflektierenden Oberfläche, in der er sein goldenes Symbol der Zugehörigkeit betrachtet und dann in Gedanken versunken war, hatte sich etwas getan - sprich: ein jugendliches Gesicht war aufgetaucht und blickte ihn mit weißglühenden Augen an, wie eigentlich immer, wenn sein Gott Ra etwas von ihm wollte. Wie es Ra wohl schaffte, dieses polierte Obsidianschwarz, in dem man sich spiegeln konnte, dazu zu bringen, dass er darauf erschien - als Botschaft aus Licht? Egal, er hatte eine Order erhalten.  Der Befehl ashah kree lok!" bedeutete dabei nichts Anderes als "komm her" und wenn Ra diesen Befehl erteilte, war klar, dass Vi'vet'al keine andere Wahl hatte, als dieser Ordre zu gehorchen.

Der Primus betrat das Pel'tak, das Kommandodeck, den Ort, von dem sämtliche Entscheidungen aus getroffen wurden, nickte den Kindern, die sich hier aufhielten, mit einem freundlichen Lächeln zu, ehe er sich Ra widmete. Dieser hatte seinen Platz bezogen, den Thron, von dem aus er einen guten Blick auf die Geschehnisse hatte.
"Mein Gebieter Ra?"
Mit diesem Satz ging Vi'vet'al vor dem Thron in die Knie, beugte seinen Kopf gen Boden - eine Geste äußerster Demut.
Der Gott erhob sich, bedeutete dem Primus, es ihm gleich zu tun und schritt dann mit eleganten Bewegungen, die ihn irgendwie leicht feminin wirken ließen, gen Bildschirm, auf dem sich die blaue Welt von Tau'ri mehr als deutlich abzeichnete.
Weswegen sie diese Welt anflogen, wusste Vi'vet'al nicht, aber er war sich sicher, dass Ra seine Gründe hatte.

"Gegenwart
"Razul ist noch bei der Dragonfly , das weißt du doch. Und … dein Vater ist ein erwachsener Mann, er kann sich selbst retten."
"Du hast es gerade gesagt - wir kämpfen mit Stöcken gegen Magie. Der Kampfgeist meines Vaters mag dagegen nicht viel entgegenzusetzen haben - bei Allah, wir haben dem nicht viel entgegenzusetzen."
Cal nickte und bohrte den Blick aus seinen braunen Augen in die Ihrigen: "Das mag sein - aber… meine Güte… ich kann dich nicht einfach ins Verderben laufen lassen."
"Du scheinst etwas zu vergessen, Captain Cat."
"Und was wäre das?" Die Stimme Cals verriet Neugierde.
Die Prinzessin Agrabahs lächelte: "Ich brauche deine Erlaubnis nicht."
Damit lief sie weiter, konnte nicht sehen, wie der Captain genervt die Augen verdrehte und ihr folgte.
"Verda…"
Weiter kam er nicht.

Kurz vorher
"Mein Gebieter, ich erbitte Hilfe.", erklang plötzlich eine tiefe Stimme und Vi'vet'al fuhr herum. Eine weitere Lichtbotschaft war erschienen, bei ihr handelte es sich aber nicht um Ra, sondern um einen Mann in den mittleren Jahren. Dieser verbeugte sich in diesem Moment und begann, weiter zu sprechen: "Mein Gebieter - ich und mein Bruder Aknemkanon benötigen eure Hilfe."
Und als jemand, der seinen Sklaven auf der Erde wie ein Gott vorkommen wollte, war Ra auch manchmal mehr als nur bereit, seinen Untertanen zu helfen - wenn… ja, wenn die Gegenleistung stimmte. Und sie stimmte in diesem Fall. Akunadin - so der Name des Kontaktsuchenden - äußerte sich über die Situation des Landes, das man Theben nannte und das derzeit von Pharao Mehrenre geführt wurde, der den Posten des ersten Pharao,  Horus, übernommen hatte.

Und als er Akunadin sagen hörte, dass Mehren-Re kein würdiger Pharao wäre, konnte Vi'vet'al
sehen, dass sich Ras Miene verfinsterte.  Und der Primus verstand wieso - schließlich hatte der Gott höchstselbst dem Pharao erlaubt, die Geschäfte weiter zu führen, so wie es vor zweitausend Jahren sein Sohn Horus getan hatte. In Theben zu landen und mit Gefolge aufzutauchen, um Mehren-Re, Ratofa und den Rest des Hofstaates zu entfernen und damit Aknemkanon zum Pharao werden zu lassen - und nicht dessen Bruder Akunadin - das war eine Sache gewesen. Einfach obendrein - schließlich genügte es, wenn man mit beeindruckender Kompaniestärke mit geschlossenem Helm auftauchte. Und wenn dann Ra eines seiner einfacheren Wunder vollbrachte - beispielsweise seine Augen aufleuchten zu lassen - dann waren die Bewohner Thebens schon recht friedlich.
Die Bestrafung, die sich Ra für Mehren-Re ausdachte, war ebenfalls einfach, klassisch und zeitlos. Eine Verbannung sollte es sein - in das Dorf Kul Elna - und das ganze mit Sack, Pack, Kind und Kegel. Hier zeigte sich nun ein kleines Problem, nämlich das des fehlenden Kindes.
Immerhin hatte  Mehren-Re doch Theti und Papyrus den Auftrag gegeben, nach Agrabah zu reisen und eine Handelsallianz vorzubereiten - im Glauben immer noch Pharao zu sein und nicht ahnend, dass durch Akunadin an seinem Thron gesägt wurde - und zwar  mit einem leistungsstarken elektronischen Fuchsschwanz, hätte man eine solche Gerätschaft schon erfunden.
Aber das war ja kein Problem - die ersten Soldaten wurden ausgesandt, die Tochter des Pharaos, sowie ihren Begleiter zu holen, kamen jedoch nach ein paar Stunden mit enttäuschender Kunde wieder in das Lager, das Ra in weiser Vorraussicht hatte errichten lassen.

Das sollte allerdings auch kein großes Problem sein, denn spätestens, nachdem mit zwei Udajeet-Todesgleitern und Ras privatem Hata'k in Agrabah gelandet wurde, sollte man doch Fakten schaffen und die Brut des ehemaligen Pharaos wiederholen. Zwar verstand Vi'vet'al im ersten Moment nicht ganz, wieso es Ra so wichtig war, dass Papyrus und Theti ebenfalls  nach El Kulna gebracht wurden - wenn es nach ihm gegangen wäre, besagte die Logik, dass der Schmerz über die Trennung noch größer war, konnte man einander nie wiedersehen - aber nach dem zweiten Gedankengang fiel ihm auf, dass die Tochter des Pharaos eventuell ihre Macht nutzen könnte und dann mit einer Koalition der Willigen gegen Theben vorgehen. Das musste verboten werden.
Und so setze also Stunden später der Goa'uld Hata'k, den Ra kommandierte auf der Palastspitze, die Vi'vet'al an eine gigantische, auf dem Kopf stehende, Zwiebel erinnerte, auf.

"Gegenwart
Auf der Anhöhe standen Aladdin, Agatha, Papyrus und Theti und zumindest die Erstgenannten waren immer noch versucht, den  Personen, die sie liebten, zu folgen, während die beiden Ägypter ihre liebe Mühe damit hatten, sie festzuhalten.
"Verdammt, Agatha, jetzt bleib endlich RUHIG!", zischte Theti und blickte ihr in die Augen, "Ich weiß, wie ich reagieren würde, wenn Papyrus einfach so losrannte, um Jasmin davon abzuhalten etwas monumental dummes zu tun, aber erstens tut sie was sie für richtig hält und zweitens tut er was er für richtig hält. Beide werden sicherlich gleich wiederkommen und…"
Sie erstarrte, als sie Agathas ungläubiges Gesicht sah, das in die Ferne blickte. Sich umdrehend, sah sie…

" Vi'vet'al", erklang die Stimme Ras, als er den Bericht erhalten hatte, dass der Sultan Agrabahs sich seinen Befehlen wiedersetzt hatte und per Ma'tok - per Stabwaffe - zuerst zum Schweigen und dann an Bord gebracht wurde. Dort würde man sich um ihn kümmern.  Der erste Primus Ras hob den Blick. " Vi'vet'al", grollte der Gott,  "Tal shak!"
Bei diesem Befehl handelte es sich eigentlich um das Wort "Angriff" in der Menschensprache, er lässt sich allerdings vielfältig verwenden - so auch hier, denn Vi'vet'al nickte, legte seine Hand in die dafür vorgesehene Konsole und schloss die Augen.
Keine Sekunde später erhellte goldfarbenes Licht das Pel'tak - die Kommandobrücke.

Cal reagierte einfach nur noch. Er fragte sich, wie er dazu in der Lage war, so schnell zu sein, aber er hatte Jasmin eingeholt, sprang sie an und … rollte grandioserweise mit ihr durch das Tor, das Agrabah von der Wüste trennte.
Die Prinzessin schien wenig begeistert, fuhr auf, blickte ihn wutschnaubend an und erstarrte dann, als sie merkte, wie sich über ihr der Himmel veränderte.
"Verdammt!", murmelte Cal, wandte sich um und starrte auf eine Wand aus goldenem Licht genau vor ihm, das sich nun wie eine Kuppel vermutlich über ganz Agrabah spannte und - wenn er sich nicht irrte - den Goa'Uld Hat'tak als Scheitelpunkt hatte.
Sich umwendend, blickte er Jasmin an, sah wie sie kurz durchatmete und ihn dann ansah: "Was ist das, Cal?"
"Ein Schutzschild.", seufzte der Captain, "Zu deutsch - wir sind vom Rest vom Schützenfest abgeschnitten."
TBC

Kapitel 27.2

Über ihnen hatte sich eine Kuppel aus goldenem Licht geschlossen und Prinzessin Jasmin von Agrabah entfuhr ein genervtes Seufzen.  Der Mann, der ihr gegenüberstand, blickte sie leicht zerknirscht aus braunen Augen an, stimmte in das Seufzen mit ein und schüttelte den Kopf: "Und ich sag noch… wir warten."
Jasmin verschränkte die Arme vor der Brust: "Das hast Du erstens nicht getan und zweitens haben wir gerade definitiv andere Sorgen."
Mit diesem Satz deutete sie hinter sich, wandte sich dann den auf die zustapfenden Kreaturen zu, deren Köpfe aus Metall zu bestehen schienen, deren Augen rot leuchteten und die…

Jasmin stieß einen entsetzten Keuchlaut aus, als sie plötzlich eine Hand auf ihrem Mund und einen Arm auf ihrer Taille spürte und in den Schatten eines Hauses gezogen wurde.
"Das sind Helme.", zischte ihr Cal zu, "Wirst Du nicht schreien, wenn ich meine Hände da wegnehme?"
Jasmin nickte und als der Captain seiner Absicht taten folgen ließ, konnte sie es sich nicht verkneifen, ihm mit dem Ellbogen in den Magen zu pieksen.
Der Offizier gab ein Geräusch von sich und fand nun sich gegen Jasmin gepresst wieder, ihre Hand auf seinem Mund.
"Ich weiß, dass es Helme sind", zischte sie, "Kein Mensch hat einen Metallkopf."

"DIE GÖTTER SIND ZORNIG!!!!"
. An Jasmin und Cal huschte ein Bewohner Agrabahs vorbei, rannte auf das Kraftfeld zu und prallte dagegen. Nun war es am Captain zu seufzen. Er griff nach der Hand der Prinzessin, die immer noch auf seinem Mund parkte, zog sie von seinen Lippen und blickte sie dann über seine Schulter an: "Das scheinen einige Einwohner aber anders zu sehen."
"Sehr witzig, Cal."
"Ich weiß. Quizfrage ist: Wie kriegen wir die Kuh, den Ochsen, den Esel oder sonstiges Getier vom Eis?"
Aber kaum, dass der Captain die Frage gestellt hatte, bemerkte er in Jasmins Augen eine gewisse Ratlosigkeit - die ihn nicht großartig überraschte. Schließlich hatte man es hier mit mächtigen Ausserirdischen zu tun, die es schafften, einen Untergebenen mit Hilfe eines so genannten "Kara'kesh", also einer Art Handschuhgebilde, Meter zu foltern oder meterweit durch die Luft gegen die nächste Wand fliegen zu lassen., die über Fluggefährte verfügten, die allem, was momentan im Himmel unterwegs war, überlegen waren und die einen ziemlichen Minderwertigkeits- und gleichzeitig Götterkomplex hatten.
Und kaum, das er merkte, wie Jasmin mit den Schultern zuckte und in seinen Augen nach einer Lösung suchte, musste er feststellen, dass auch ihm nichts wirklich brauchbares einfiel.

"Was könnte man tun?", schoss es Jasmin durch den Kopf und sie legte kurz selbigen mit geschlossenen Augen in den Nacken, lehnte sich an die Wand des Hauses, hinter der sie Deckung gesucht hatten und ließ sich daran herabsinken.
Kurz ging sie sämtliche Optionen durch, die ihr einfielen.
Vielleicht konnte man mit den Einwohnern Agrabahs rechnen? Eine Bürgerwehr aufbauen?
Sie seufzte, schüttelte den Kopf. Wenn Ahmed, der mit einem "Die Götter sind zornig" gegen das Kraftfeld geprallt war, den Maßstab darstellte, an dem die Bevölkerung gemessen werden konnte, war mit Gegenwehr der Agrabahner kaum zu rechnen. Und wer konnte es ihnen verübeln? Betrachtete man das mächtige Pyramidenschiff, dass sich da feist und fett auf dem Palastdach niedergelassen hatte, bedachte man die Jaffa, die mit ihren Tierhelmen uneingeweihten wie ein Gruß aus der Unterwelt vorkamen und bedachte man die überlegene Technologie die zum Einsatz kam - Himmel, wenn sie nicht den Vorteil gehabt hätte, dass sie durch Cal - Ehre wem Ehre gebührte - auf Technologie, die streckenweise von Magie nicht zu unterscheiden war, vorbereitet gewesen wäre, sie hätte auch an eine Invasion ägyptischer Götter geglaubt und hätte ihnen Papyrus und Theti überla…
"Volk von Agrabah! Ihr habt genommen, was mir gehört. Ich will die Abgesandten haben - ansonsten werdet Ihr vernichtet. "
Die Stimem war laut und schallend durch die Stadt gefegt - schon beim ersten Wort "Volk" hatte Jasmin gegen den Lärm entsetztes Geschreie hören können und war sich sicher, dass auf dem Marktplatz tumultartige Szenen begannen.
Sie blickte zu Cal, der neben ihr saß, die Hände von den Ohren nahm - verständlich, die Donnerstimme war ziemlich laut gewesen - und verblüfft zu ihr sah.
"Ihr habt genommen, was mir gehört?", wiederholte er die Donnerstimme und runzelte die Stirn: "Wovon spricht Ra da?"

Jasmin war kurz davor, zu sagen, dass sie es nicht wusste … und dann machte es in ihrem Kopf klick.
Sie keuchte den Namen des Ägypters - "Papyrus!" - und blickte entsetzt zu dem Starfleetcaptain neben sich.
Dieser erwiederte ihren Blick - mehr verblüfft als entsetzt - zuckte dann mit den Schultern und legte den Kopf schief: "Broccoli."
"Bitte?"
"Na, wenn du einfach so Wörter raushaust, darf ich das auch."
Jasmin rappelte sich auf, griff Cals Hand und zog ihn in die Stehende: "Es geht um Papyrus. Um unseren Freund, der da draußen rumsteht und vermutlich gar nicht weiß, was los ist."
Erneut erntete sie einen Blick vom Starfleetcaptain, den der eine oder die andere vielleicht einen "Nixblick" nennen könnte - da in seinen Augen braune Verständnislosigkeit schimmerte, die sich dann aber lichtete.
"Du meinst…", setzte Cal an, was Jasmin mit einem inneren, befriedigten Nicken und einem "Er hats!" kommentierte.

Cal legte seinen Kopf schief.
Was zum Henker würde Ra mit Papyrus wollen? Welchen Nutzen hätte dieser im galaktischen Plan des "Gottes"?? Schließlich war Papyrus doch nichts weiter, als ein kleiner, unscheinbarer Fischer?
Und kaum, dass er diese Frage stellen wollte, erkannte er, wie Jasmins braune Augen aufblitzten und sich in ihnen kurzzeitiges Entsetzen wiederspiegelte.
Er schluckte, hob den Kopf und lauschte kurz.
Die stapfenden Schritte der Jaffa, die sie wohlweißlich ausgeblendet hatten, das Fauchen möglicher Stabwaffenentladungen, war verstummt - und doch nicht ganz.
Es fauchte erneut - direkt hinter ihm - und Cal schluckte. Er kannte dieses Geräusch, hatte er es doch oft genug in seiner Zeit im SGC gehört. Gerade wurde eine Stabwaffe feuerbereit gemacht und - dann spürte er, wie der Jaffa ihm selbige in den Rücken presste.
Er musste sich gar nicht groß umdrehen, vermutete er doch hinter sich eine - für uneingeweihte genau so aussehende - Monstrosität aus Rüstung, sichtbaren Armen, die muskelgestählt aus dem Kettenhemd herausblickten, mit einem metallernen Vogelkopf, deren Augen entweder rot oder blau leuchteten.
Eine Horus-Wache, ein Jaffa aus dem Dienst der Familie des Ra.
Seufzend schloss der Kommandant die Augen, wandte sich um und schaute den Horus an, wobei er seinen Kopf leicht schief legte. Sein Gegenüber tat es ihm gleich.
Ja - das war in der Tat einer der Jaffa, die Jack O'Neill ihm seinerzeit beschrieben hatte. Groß, muskulös, die sichtbare Haut braungebrannt und mit einem Horusschädel auf dem Kopf, der weniger aufgeklärte Gemüter auf jeden Fall geängstigt hätte. Und auch das war etwas, das Cal verstand.
Und dann fiel ihm ein: "Verdammt, ich bin gerade kein Starfleetcaptain, ich bin ja undercover hier."
Er fiel auf die Knie - und wurde von Jasmin daran gehindert.
"Geliebter.", säuselte sie und blickte ihn an, mit Flammen im Blick, "Du musst dich vor ihm nicht unterwerfen."
Damit küsste sie ihn, machte sich von ihm los - was ihn logischerweise nicht sonderlich intelligent aussehen ließ - trat dann an ihm vorbei und blickte den Jaffa an: "Ich bin Prinzessin Jasmine von Agrabah. Das ist mein Mann Aladdin. Bring uns in den Palast."
Der Jaffa nickte und ging vor. Jasmin folgte ihm und zog einen ziemlich belämmert dreinblickenden Calvin Nathan Cat mit sich.

TBC


Kapitel 27.3

Die Tür zum Zimmer von Prinzessin Jasmin schloss sich hinter der jungen Frau und dem Kommandanten des Föderationsraumschiffes. Dieser wandte sich gerade zu ihr um.
"Was…"
Weiter kam er nicht, denn sie warf sich in seine Arme, küsste ihn noch einmal heiß und leidenschaftlich und presste ihm dann den Zeigefinger auf die Lippen.
"Pst", machte sie …

Was Cal dazu brachte, sein Gegenüber verblüfft anzublicken.
Also - noch verblüffter als vorher. Der zweite Kuss dieser Comic-Märchen-Gestalt vor ihm hatte ihn noch mehr verwirrt, als es der Erste getan hatte- kurz hatte er die Augen geschlossen, gedacht, wie es wäre, wenn Agatha ihn so geküsst hätte und wusste, dass die beiden dann garantiert in diesem weichen Bett gelandet wären. Aber es war nicht Agatha, die ein Lippenbekenntnis voller Leidenschaft ablieferte, es war Prinzessin Jasmin aus Agrabah, die ihn als ihren Mann ausgegeben hatte… oder?
Moment mal.
Der Captain blinzelte. Wie war das noch gewesen?

Jasmin hatte sich gegen die Wand des Hauses gelehnt, hinter das er sie gezogen hatte, den Kopf in den Nacken sinken lassen und er - vermutlich hatte er es nicht gehört, weil die Jaffa so gestapft hatten oder ihre bescheuerten Waffen abfeuerten - hatte nicht gehört, ob ihr Kopf harten Kontakt mit der Wand des Hauses hergestellt hatte. Was… was wenn sie tatsächlich das Gedächtnis verloren hatte und sich in der Gegenwart Aladdins glaubte?
"Jasmin, ich bin…"
Erneut blickte sie ihn an - aus großen, braunen Mandelaugen, in denen sich Ärgernis zeigte. Ihre Lippen kräuselten sich kurz, öffneten sich dann und aus ihrem Mund schoss ihm ein "PSSST!" entgegen. Dann trat sie um ihn herum, schenkte jedem Quadratzentimeter ihre Aufmerksamkeit und dann … machte es in Cals Kopf Klick.
"Ohhh", machte er in einer Tonlage, die … er irgendwie von David Tennant abgeschaut hatte, zwinkerte ihr mit einem schelmischen Lächeln zu und sagte: "du bist gut!"
"Ich weiß, Geliebter.", hauchte sie, während sie sich weiter umblickte.
Cal folgte ihrem Beispiel, warf nochmal einen Blick zu ihr, den sie erwiderte und ihm amüsiert zuzwinkerte.
Irgendwie konnte der Captain sich nicht helfen - er atmete erleichtert aus.

Papyrus blickte verblüfft zu der Stadt herüber, die sich ihnen gegenüber abzeichnete und die nun von einem gold-schimmernden LIchterdom umschlossen wurde. Dieser ging von dem Pyramiden-Ding aus, das auf der Spitze des Palastes des Sultans thronte und schien demjenigen, der gerade aus der Stadt fliehen wollte, so unpassierbar zu sein, wie eine Wand.
Neben ihm atmete Agatha Silverbird tief durch: "Sie… sie sind …"
Mehr brachte sie nicht hervor, schüttelte den Kopf und seufzte: "Das ist … so typisch für Cal."
Erneut ein Kopfschütteln, dann ruckte ihre Denkstube hoch und ihre grünen Augen verengten sich zu Schlitzen.
Sie drehte sich ruckartig um - die roten Haare machten ihre Bewegung mit, schwangen erst nach links, dann nach rechts (oder andersrum, eigentlich völlig egal) -  und schaute Papyrus und Theti an. Die beiden Ägypter erwiderten ihren Blick.

Papyrus ahnte, worauf die hübsche Rothaarige hinauswollte und als sie die Frage tatsächlich stellte,  konnte er nur mit dem Kopf schütteln. Natürlich, die Frage war logisch und hatte ihren Platz in der Geschichte.
"Was will Ra von euch?"
Wahrlich - eine gute Frage. Der junge Ägypter zuckte mit den Schultern und sah, dass neben ihm Prinzessin Theti genau so ratlos dreinblickte. Als sie dann sprach, war ihm, als habe er nur eine Option - stummes Danebenstehen und Nicken.

"Ich weiß es nicht.", sprach die junge Prinzessin Thebens mit jeder Unze Ehrlichkeit, die sie aufzubringen in der Lage war, die große Wahrheit gelassen aus. Hinter ihrer Stirn arbeitete es, aber sie konnte sich keinen Grund ausmahlen, weswegen die Götter, denen sie bisher gut gedient hatten, plötzlich ihre Herausgabe verlangten. Und was sonst sollte Ra von Agrabah wollen, das ihm gehören würde? Sie hatten keinen Goldschatz mitgebracht, lediglich sich, ein paar Pläne und ein Handelsabkommen - also nichts, was die Götter veranlassen würde, aus dem Himmel herabzusteigen und sie holen zu wollen.

"Die Typen da drin… egal was sie sagen - es sind keine Götter. Dieser Ra, der dieses Schiff kommandiert, ist ein Parasit, der einen Jungen als Wirt genommen hat. Er mag technologisch fortgeschrittener sein, als ihr -  sodass euch seine Tricks wie Magie vorkommen mögen… aber er ist kein Gott. Er ist auch nicht euer Ra. Euer Ra ist der, an den ihr glauben wollt.  Verwechselt das nicht."
Diese Sätze des Mannes, der sich selbst "Sternenflottencaptain" nannte, ließen sie neuen Mut fassen. Es waren nicht ihre Götter, es waren Parasiten, die sich in ein gemachtes Nest setzten.
Theti hob den Blick und schaute zu Agatha herüber: "Es gibt nichts, was wir mitgebracht hätten, was wertvoll wäre."
"Ausser der Handelsallianz.", nickte die XO der Dragonfly, was nun ihrerseits Theti zum Nicken brachte: "Ja - ausser der Handelsallianz. Diese allerdings würde doch niemals die Invasion eines anderen Staates rechtfertigen."
"Stimmt." Erneut nickte Agatha, deutete dann hinter sich auf die Pyramide, "Aber diese Pyramide dort sagt etwas anderes."

Im Zimmer von Jasmin hatte Cal inzwischen seinen Tricorder hervorgeholt und scannte den Raum, nur um das Gerät fünf Sekunden später wieder einzustecken.
"Wir können die Maskerade fallen lassen - hier sind keine Wanzen."
Jasmins Kopf tauchte hinter einer Blumenvase auf.
"Wie hast du das…", setzte sie an, schüttelte dann aber den Kopf und lächelte: "Dein kleiner magischer Kasten, hm?"
Damit trat sie auf ihn zu, lächelte und ließ sich dann auf dem Bett nieder.
Sich umsehend griff der Captain nach einem Stuhl, der dort von der Plot-Convenience-Fairy platziert worden war, um sich auf selbigen zu setzen.
Stille legte sich über den Raum, aber nicht in die Köpfe der - im wahrsten Sinne des Wortes - Insassen. In Cals Denkfabrik legten Arbeiter gerade Überstunden ein, die verdächtig nach Agatha Silverbird, Jasmin, Aladdin, Papyrus, Theti und dem Flaschengeistpärchen Genie und Eden aussahen.
"Los, gebt ma Gas, der Käpten brauch ne Idee bis in 10 Sekunden!", schrie Oberaufseher Genie, was die Arbeiter dazu brachte, genau das zu tun und Gas zu geben.

Cal riss seinen Kopf hoch, als ihn eine Idee durchzuckte.
Wie wäre es, wenn…
"Wie wäre es, wenn wir erst einmal das ganze Spektakel mitspielten und dann versuchen, von innen eine Widerstandszelle gegen die Invasoren zu gründen?",  fuhr ihm Jasmin in die Parade. Der Captain konnte nicht verhindern, dass seine Gesichtszüge entgleisten. Verdammt, da hatte man einmal eine brauchbare Idee… aber wieso wunderte ihn das?
"Widerstandszelle ist ne gute Idee, Prinzessin, aber… haben wir soviel Zeit? Ich meine, ich bezweifele, dass die Jaffa hier in Bälde abziehen werden, wenn wir ihnen nicht das geben, was sie haben wollen - und das dürften ja wohl Papyrus und Theti sein."
Die schöne Prinzessin Agrabahs nickte nachdenklich, erhob sich, trat majestätisch am Captain vorbei auf den Balkon zu. Cal folgte ihr mit den Augen, schüttelte dann über sich selbst den Kopf, in dem der Gedanke aufgeblitzt war "Wenn das ein Porno wäre", erhob sich und folgte der Prinzessin nach draußen.
Die warme - allerdings nicht ZU warme - Luft Agrabahs umwehte seine Nase und er atmete tief durch. Dann stellte er sich neben die Prinzessin an die Balkonbrüstung, beugte sich vor und blickte auf die Stadt unter sich. Diese war  bis zu dem, was der anglophone Mensch "further outskirts" nennt - also bis zum äußersten Randbezirk, wobei nur der Teufel weiß, was Randbezirke mit Aussenröcken zu tun haben -  von der goldenen Energieglocke des Goa'Uld Schutzschildes umschlossen, dass über die komplette Stadt wie ein Schrim gespannt war.
"Tse - und ich sprach mich noch gegen einen Rettungsschirm aus.", murmelte Cal.
Prinzessin Jasmin blickte ihn an, die langen, dunklen Haare schwangen über die Balkonbrüstung hinweg und der Captain blinzelte sie verträumt an, als er merkte, dass sie etwas gesagt hatte: "Hm? Was?
"Ich wollte wissen, was Du gerade gesagt hast."
Cal schüttelte den Kopf: "Ach - das ist… killefit, wie man bei uns sagt. Hat nix zu sagen. Kümmern wir uns lieber darum, wie wir die Nummer geschaukelt kriegen."
Er blickte erneut zur Energieglocke, dann zur Pyramide, setzte sich dann auf den kalten Balkonboden und schloss die Augen. Gedanklich ging er sein Wissen über Goa'Uld Ha'tak durch, ehe er seufzte und herzhaft fluchte.
Jasmin blickte zu ihm: "Alles in Ordnung, Cal?"
"Klar - ich… ich hab nur einen gedanklichen Fehler begangen."
Er richtete sich auf und deutete auf das Schiff über sich: " Das da ist kein Ha'tak-Schiff, sondern der "Cheops-Kriegsschiff-Klasse" zugehörig. Das heißt, es dürfte anders aufgebaut sein, als ein normaler Ha'tak. Das wiederum bedeutet: Ich frage mich, wie wir den Schutzschirm senken können, ohne umgelegt zu werden."
Jasmin ging neben ihm in die Knie, blickte ebenfalls das Gefährt über sich an: "Ich kann mir vorstellen, dass Du dich sorgst. Diese… Pyramide ist beeindruckend groß."
Cal nickte: "Und aus dieser Nähe… direkt über einem schwebend… da denkt man über sein Leben nach und fragt sich, wie man das da packen soll."
"Wenn es einer schafft, dann Du.", stubste ihn Jasmin sanft an und zwinkerte ihm zu.
 "Du, ich und unsere Freunde da draußen.", sie deutete über die Brüstung ins ungefähre, dorthin wo der Captain die Position seiner XO vermutete, von der er hoffte, dass sie jetzt stark blieb, nicht in die Knie sank und weinte und sich wünschte, dass er da wäre und…
Moment mal, was dachte er da? Seine XO war immer noch Agatha Silverbird, eine der stärksten Frauen, der besten und kompetentesten Kriegerinnen und Taktiererinnen die er kannte. Als ob sie sich davon in die Knie zwingen lassen würde.
"Wir dürfen nur nicht unsere Hoffnung verlieren.", riss in Jasmins Stimme in die Gegenwart zurück und Cal blickte sie an.
"Hoffnung?", echote er, deutete erneut auf das Ha'tak, dass so nah schien, dass man es beinahe berühren konnte - was ja auch zutraf, bedachte man, dass sich die Goa'Uld auf dem obersten Turm niedergelassen hatten - und schüttelte den Kopf: "Hoffnung? Jasmin, ich weiß nicht, ob du klar siehst, aber das sind Ausserirdische . Sie sind in der Lage und im Stande uns mit einem einfachen Treffer ihrer fantastisch-anmutenden Stabwaffe ein LOCH in unseren Körper zu brennen, uns zu töten und uns dann, nach belieben wiederzuerwecken, nur um uns erneut zu foltern. Hier hilft Hoffnung nicht wirklich viel."
Den Schmerz der Ohrfeige spürte er erst, als Jasmin ihn schon wieder erwartungsvoll anblickte.
Kurz blinzelte er, atmete tief durch und lächelte: "Danke, Prinzessin, das habe ich gebraucht."
Er tat erneut einen tiefen Atemzug: "Also, Operation Widerstandszelle, ja? Ich bin für Vorschläge offen."

Aladdin blickte auf, als er über der Pyramide, die nun über dem Palast thronte, etwas sah.
Kurz blinzelte er - hatte er sich auch nicht geirrt - schaute nocheinmal genau hin und seufzte resigniert auf. Tatsächlich, er musste sich geirrt haben. Da war nichts… kein Flaschengeist, der plötzlich eingriff, keine Katibarmee, die aus der Luft materialisierte, keine Morgana, die voller Hähme lachte… nichts.
"Alles in Ordnung, Aladdin?", hörte er die sanfte Stimme Prinzessin Thetis und wandte ihr den Kopf zu: "Natürlich - ich dachte nur, ich hätte da gerade etwas gesehen… oder ich hoffte ich hätte da gerade etwas gesehen."
"Und was?"
"Keine Ahnung", zuckte der Agrabahner traurig lächelnd mit den Schultern, "mir wäre eigentlich alles lieber, als diese Monstrosität vor mir zu sehen."
Theti lächelte ihm zu: "Keine Sorge - ich bin sicher, wir können diesen Schatten auf deinem Gesicht bald vertreiben."
Oh, wie ich wünschte, dass Du recht hättest. , schoss es dem jungen Mann durch den Kopf, der vor seinem inneren Auge sah, wie sich nun Jasmin umdrehte und begann, zu singen. Was? Das war ihm eigentlich egal, er wünschte sich nur, es würde den selben Effekt haben, wie sonst auch… ihn mit Energie aufzuladen, ihn dazu zu bringen, weiterzukämpfen.
Neben ihm atmete Agatha Silverbird tief durch und ließ sich, mit geschlossenen Augen, gegen einen Katib sinken.
"Agatha… al…", setzte Theti an, doch die hübsche Rothaarige hob nur kurz einen Zeigefinger, blickte die Prinzessin aus Theben an und murmelte ein "Ich denke nur nach."
Nachdenken…
Aladdin seufzte auf und war versucht, sich mit der flachen Hand vor die Stirn zu schlagen.
Warum hatte er daran nicht gedacht?

TBC

Kapitel 27.4

Es ging gegen Abend.
Die Sonne tauchte die Stadt Agrabah in ein magisches Rot, die Schatten wurden länger und die Jaffa verstärkten ihre Partroullien. Nicht mehr lange, dann würde der Mond sein fahles Licht über die Hauptstadt der sieben Wüsten werfen, würde die Pyramide anstrahlen, die sich gerade für die Nacht zu schließen begann.
Jasmin und Cal hatten sich keinen Millimeter fortbewegt.  sie und er ruhten noch immer nebeneinander, blickten diese Pyramide über ihnen mit unverwandten Blicken an .
"Und, Cal? Vorschläge?"
Das waren die ersten Worte die seit Stunden in dieser Umgebung gesprochen wurden. Des Captains Kopf ruckte herum und er blickte ihr in die Augen: "Vielleicht."
Kurz zuckte er mit den Schultern: "Naja… keine wirkliche Idee - mehr ein Ideechen . Ich rechne mir keine großartigen Erfolgschancen aus."
"Und welche?"
Cal erhob sich, streckte sich und ging dann auf das Zimmer der Prinzessin zu: "Es gibt Sachen, die erklärt man am Besten im stillen Kämmerlein."

Agatha seufzte und lehnte den Kopf gegen den Katib, den Blick auf den Tricorder gerichtet, in dem sie gerade einen Blick auf das Sternenflottengeschichtsbuch warf. Es gab in diesem Moment zwei Seelen, die in ihrer Brust einen Kampf ausfochten - die Freundin und die Offizierin . Die Freundin in ihr wollte eigentlich zu diesem Zeitpunkt genau eines: Cal retten. Und das um jeden Preis. Und wenn das bedeuten sollte, dass sie zu diesem Lichterdom gehen musste, anklopfte und sagte "Hört mal, ihr habt da einen Sternenflottencaptain, der gehört da nicht hin, gebt ihn bitte wieder raus." - und selbst wenn sie dafür Papyrus und Theti mitnehmen musste… sie würde es tun.
Dem gegenüber stand die Offizierin, die XO der Dragonfly, die genau dies nicht zulassen würde. Warum nicht? Ganz einfach - in ihren Starfleetaufzeichnungen (und spätestens da fühlte sie sich wie zum Disney-Versum gehörig, da sie sich an diese Aufzeichnungen klammerte, wie die Fieselschweiflinge aus den Geschichten von Onkel Walts an "das Schlaue Buch") war nicht die Rede davon, dass zwei Ägypter den Göttern von Theben überstellt wurden, die sich nach Agrabah aufgemacht hatten.
Gut - es stand auch nichts von Agrabah im Tricorder, sah man davon ab, dass auch hier die Rede von einer fiktiven Stadt war.
Sowas störte die XO in der Regel "so gut wie fast wenig", um mal einen Großen zu zitieren.
Aber - auch wenn sie bei den fiktiven Geschehnissen nachschaute, war nie die Rede von einem Crossover der Serie "Papyrus" aus der Feder von Lucien de Gieter, sowie Disneys Aladdin.
Konklusion: Die Story, in der sie sich befanden, hat so nie stattgefunden, aber dennoch wollte sie die potentiell weiter-laufende Geschichte nicht gefährden.

Aber: Sie wollte auch Cal nicht gefährden, der jetzt zusammen mit Jasmin im abgeschotteten Agrabah saß und vermutlich entweder vor Angst nicht wusste, was zu tun wäre oder aber in grenzenloser Selbstüberschätzung gefangen, die Sache allein in die Hand nahm - was in der Regel zu einem großen Desaster führte, sie kannte ja ihren Cal.

Doch - und dafür verfluchte sich die Freundin mit schöner Regelmäßigkeit - war die Offizierin stärker. Man hatte ihr die Starfleetprinzipien zu gut eingetrichtert und lediglich der Tatsache, dass ihr Freund eigentlich ranghöher (wenngleich auch wesentlich kindischer) als sie war, war es zu verdanken, dass sie mit schöner Regelmäßigkeit in merkwürdige Situationen taumelten.
Sie würde sich in die Geschichte nur soweit einmischen, wie es notwendig war - und da hieß es, Prioritäten zu setzen. Zuerst musste die Kuppel um Agrabah weg, sprich: erst mussten die Goa'Uld vertrieben werden, dann konnte man sich um Cals Rettung kümmern.

Doch kaum, dass sie sich dazu durchgerungen hatte, fielen ihr Erinnerungen ein, Szenen, die wie aus einer anderen Zeit schienen. Okay, das waren sie auch - nämlich dem Jahr 1998, als sie, Cal und die Crew der Dragonfly kurzfristig zusammen mit dem Stargate Command einer Allianz aus Borg und Goa'Uld zu trotzen versuchten. Komplizierter wurde es, als Sam - gerade in der Rolle der Goa'Uld Seschat - versuchte, diese Allianz zu beenden und dieser Gedanke durch General Hammond torpediert wurde - in dem er ihnen einen Captain der Navy schickte.  Und so, wie Sam ihr die Sache erklärt hatte, lief es in etwa so ab.


Sam Carter sah, wie die beiden Jaffa den ohnmächtigen Detektiv vor ihre Füße legten. „Wo habt ihr ihn gefunden?“, fragte sie.
„Er kam durch das Chaapaai.“, berichteten die Beiden, und in diesem Moment erwachte die Person, die von den Jaffa hergebracht worden war, wieder zum Leben.
 „Mein Kopf.“, murmelte der Mann und dann - als er Sam in ihrem Königinnengewand sah, tat er das, was ihm - wie es Jürgen von der Lippe so schön formuliert hätte, wenn Sam Carter den Komiker gekannt hätte - "ins Stammhirn gemeißelt wurde".
Sam selbst war ebenfalls klar, dass dieses Gewand sich nicht unbedingt durch seine Geschlossenheit auszeichnete, sondern dadurch an einigen Stellen genau das zu sein, was manche Leute von Politik, Ausgaben et cetera forderten: "Transparenz".
Die hübsche Astrophysikerin seufzte.
"Wollen Sie meine Kurven auswendig lernen oder warum starren sie so?
 „Ich starre nicht.“, sprach der Mann, leider immer noch starrend, was Sam zu einem Kopfschütteln und einem „Sie starren immer noch.“ hinriss.
„Nein.“
„Doch.", grinste die Majorin der Air-Force, ehe sie ihn anblickte und die Frage aller Fragen stellte:  "Und wer sind Sie?“
Ihr Gegenüber rappelte sich auf, straffte seine Gestalt und konnte sich seinerseits ein Lächeln nicht verkneifen, als er sagte:  „Ich bin Thomas Sullivan Magnum. Ich bin hier, um Sie zu retten.“
Sam blickte ihn an:  „Sehr nett. Welchen Rang haben Sie?“
„Captain.“
„Ich bin Major Samantha Carter. Aber so dürfen Sie mich im Moment nicht nennen. Nennen sie mich Seschat.“
„Alles klar, Sam……… äh Seschat.“, murmelte der Schnauzbart.
„Das heißt edle Seschat.“, durchschnitt eine kalte, gefühllose Stimme die gerade entstandene Stille. Sam und Magnum drehten sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Hathor stand in SG1-Kleidung, lässig an die Wand gelehnt, den geklonten Körper Samantha Carters als ihren Eigenen benutzend.
„Ist das Ihre Zwillingsschwester?“, wollte Magnum wissen.
Sam fiel auf die Knie.
„Meine Gebieterin.“, sagte sie.
„Das kannst Du Dir sparen. Ich weiß, das Du immer noch Samantha Carter bist."
Sam musste hart schlucken - das gefiel ihr gar nicht… wenn Hathor wusste, dass ihr Gegenüber nicht Seschat war, sondern immer noch Sam Carter…
Und dann sagte die Goa'uld den einen Satz, der der Majorin den Boden unter den Füßen fortriss:"Aber das ist auch in Ordnung so.“
 „Was?“, entfuhr es Sam.
„Ich hatte darauf spekuliert, das es Dir gelingen würde, meine Tochter zu bezwingen. Ich flehe euch um Eure Hilfe an.“
„Das ist ein Trick, oder?“
„Nein. Das ist ernst gemeint.“, korrigierte Hathor.
Magnum sah Hathor verwirrt an, zog dann er blitzschnell seine Waffe und richtete sie auf Hathors Kopf.
„Okay. Und jetzt lassen Sie uns hier raus, kapiert, Schätzchen??“, zischte er.
Mit einem „Oh, aber natürlich.“ trat die Goa'Uld auf den Privatedetektiv zu, mit wiegenden Hüften und einem erotischen Funkeln in den Augen. Sam Carter wusste, was die andere Frau vorhatte, rief noch ein "Hathor, STOP!" aber, da war es schon zu spät. Die "Göttin" hatte Magnum erreicht und …
Magnums Blick verklärte sich.

 „Jetzt ist er so harmlos wie ein Kätzchen.“, sagte Hathor und schloss ihre Hand um Magnums Waffe. Dann hatte sie ihn entwaffnet.
Hathor blickte Sam an. „SO könnten wir es mit jedem männlichen Wesen machen.“
„Du hast mir immer noch nicht erzählt, wieso Du mit uns kooperieren willst.“
„Nun, einer meiner Nachfolger, der Systemlord Kamephis hatte sich zu einer Allianz mit den Borg bereiterklärt und dann versucht meine Leiche und die Leiche meines Wirtes zu klonen. Bedauerlicherweise konnte nur ich, der Symbiont, geklont werden. Dann ging uns durch einen glücklichen Zufall SG 12 in die Hände. So konnten wir unsere Techniken, die wir bei dem Klonen meiner Wirtin praktiziert hatten, verfeinern und uns so diesen Körper klonen. Leider wurde Kamephis vor wenigen Stunden assimiliert und nun habe ich vor, mich gegen die Borg zu stellen. Auf wessen Seite sind Sie, Major Carter?“
„Ich bin dabei. Ich will auch verhindern, das die Erde vernichtet wird.“, sagte Sam.
„Nein, Major. Tun Sie es nicht.“, schrie der gerade dazugekommene Cal, was Hathor dazu nötigte, sich zu ihm zu drehen und den Kara'Kesh zu heben, die Waffe, die aussah, wie einen Handschuh. Einen Stoß lähmender Mentalenergie später segelte der Captain durch die Luft und prallte gegen die nächste Wand.

 „Cat-Faktor!“, dachte sich Sam kopfschüttelnd.
Hathor ließ den Handschuh sinken und drehte sich zu Sam um.
Sie fragte: „Und?“
Sam blickte erst auf den völlig benommenen Magnum, auf den benebelten Calvin und dann auf Hathor.
„Ich bin dabei.“, wiederholte sie.
Hathor streckte die Hand nach ihr aus.
„Schlag ein!“
Carter ergriff Hathors Hand und drückte sie kurz.
„Okay. Folgende Bedingungen! Keine Abzocke, keine Gehirnmanipulationen, kein Nish’ta.“, stellte Carter klar.
Hathor nickte stumm.
„Und jetzt gib den Befehl, das sich SG 1 hier einfinden soll.“, befahl Carter.
Die "Göttin" ging zu einem Kommunikationsterminal, Sam kniete sich neben Magnum und Cat nieder und tastete nach ihrem Puls. Er war vorhanden, wenngleich keiner der beiden Männer reagierte. Kein Zweifel: Sie waren bewusstlos. Zunächst jedenfalls.

Die Goa'Uld riss verblüfft den Kopf hoch, warf einen weiteren Blick auf ihren Terminal, an dem sie arbeitete und stieß einen Fluch aus, der denjenigen, der der Sprache der Goa'Uld mächtig war, vermutlich erröten würde lassen.
Im Kopf Sam Carters machten sich die Überreste der Tok'ra Jolinar von Malk'shur daran, diesen Fluch zu übersetzen. Zwar empfing sie nur eine fragmentarische Translation, die ihr aber ausreichte.
Die Majorin wandte sich zu der Goa'uld, die ihr Gesicht spazieren trug und nun den Blick erwiderte: „Ich kann meinen Truppen nichts mehr befehlen. Sie stehen völlig unter Borg-Kontrolle."
„Das ist nicht gut.“, schloss Calvin, der gerade wieder zur Besinnung kam. Er ensicherte seinen Phaser und legte auf Hathor an. „Okay. Und jetzt gehen Sie bitte von dieser Konsole weg.“
„Steck Die Waffe weg, Dummkopf.“, fauchte Hathor.
Calvin lud die Waffe durch.
Da hörte er, wie hinter ihm eine Stabwaffe schussbereit gemacht wurde. Er fuhr herum und sah sich einem großen, stämmigen Jaffa gegenüber. „Fallenlassen.“, sagte der Jaffa.
Calvin warf sich zur Seite um dem Geschoss der Stabwaffe auszuweichen. Dann feuerte er seinen Phaser ab.
Die destruktive Energie, welche die Phasermündung verließ, durchschlug den Jaffa ohne große Probleme. Der Körper des Jaffa fiel, steingleich, zu Boden, die Stabwaffe fiel klackernd zu Boden, genau wie die Zed. Calvin ging zu der Leiche des Jaffa und entwaffnete sie. Hathor sah Calvin an. Dieser drehte sich gereizt um und fragte ziemlich sauer: „Was ist los?“
Hathor sah ihn weiterhin an, doch sie sah in Wirklichkeit durch ihn durch. Calvin hörte plötzlich ein motorisches Surren und drehte sich schnell zur Jaffa-Leiche um. Sie richtete sich plötzlich wieder auf.
„Zombie?“, entfuhr es Magnum.
„Borg.“, entgegneten Calvin, Sam und Hathor.
Der Borg ging auf die drei zu. Calvin hob verzweifelt seinen Phaser und feuerte. Natürlich wurde der Jaffa-Borg jetzt von einem Kraftfeld beschützt. Hathor hatte urplötzlich diese PPK in ihren Händen und sie feuerte ein ganzes Magazin auf den Jaffa ab. Tatsächlich fiel er zu Boden. Calvin trat vorsichtig an ihn heran und untersuchte ihn.
„Tot. Dieses mal endgültig.“, erklärte er.
„Womit klar wäre, auf wessen Seite ich stehe.“, sagte Hathor.
"Na, wenn Du das sagst.", grinste der Captain der Sternenflotte und zwinkerte ihr zu: "Alter Wein in neuen Schläuchen schmeckt auch gleich ganz anders, hm?"
 


So - oder so ähnlich - war es, laut Sam, gewesen und die Situation verbesserte sich nicht unbedingt. Als die Borg-Drohnen dann angriffen, war - zumindest temporär - Cal eines der ersten Opfer.


In der Borgbasis, die einst auch die Basis von Hathor gewesen war, saßen fünf Personen ziemlich dämlich in der Gegend rum - Sam, Calvin, Agatha,  Magnum und Hathor.
„Was können wir nur gegen die Borg tun?“, fragte Cal, was Sam zu einem „Das müssen Sie wissen. Sie sind doch der Borg-Experte.“ hinriss.
Das stimmte allerdings. Verglich man die Kenntnisse, die Samantha Carter die Borg betreffend besaß mit denen des Captains, wurde sehr schnell klar, dass der junge Starfleetoffizier eigentlich mehr Ahnung haben sollte, als eine ebenfalls junge, aber nicht aus des Captains Zeitlinie stammende, Astrophysikerin.
Interessanterweise kam der nächste Einwand nicht vom blonden Sternenflottenoffizier, sondern von dem, mit dunklen Locken ausgestatteten Navy-Captain, dem nur ein Wort entfuhr:  „Wasser.“
„Wie?“
Diese Frage war einstimmig – also unisono – aus gleich mehreren Kehlen gekommen, hauptsächlich jedoch aus den verwunderten Mündern von Cal und Agatha, wobei in diesem Fall nicht nur die Münder verwundert waren, sondern auch die kompletten Körper von Captain und XO.

„Wasser. Wenn wir die Borg mit Wasser begießen, müssten sie rosten.“, erklärte Magnum und blickte in die Runde. Der Captain der Dragonfly räusperte sich: „Mister – erm… Captain Magnum – wir sind hier nicht bei ‚Louis unheimliche Begegnung mit den Ausserirdischen’ – und selbst wenn das klappen würde, was ich für extrem unwahrscheinlich halte, hätten wir damit genau einen Borg besiegt. Aber die Borg werden von einer Kollektivstelle gespeist.“
„Hmm, naja gut. Dann müssen wir halt diese Kollektivstelle tüchtig gießen.“, meinte Magnum.
„Die Kollektivstelle tüchtig gießen “, entfuhr es Calvin, der sein Gegenüber, den ehemaligen Privatdetektiv ansah, als sei dieser ein Mondkalb, „Hab ich das gerade richtig gehört?“
Doch  sowohl Captain, als auch Captain – erm – sowohl Sternenflotten-, als auch Navy-Offizier, sollten nicht dazu kommen, die Feinheiten des Planes näher zu erörtern, denn in diesem Moment schlug eine Stabwaffensalve zwischen ihnen ein.

Sowohl Cal, als auch Magnum, überließen sich antrainierten Reflexen, rissen die Arme hoch und ließen sich fallen, um sich abzurollen und in Deckung zu hechten – oder besser gesagt, sich, sowie die anderen in Deckung zu bringen.
Magnum riss Sam zu Boden, während sich der Sternenflottenoffizier auf Hathor und Agatha geworfen hatte und dann entschuldigend lächelte: „Sorry – aber… ich hätte was dagegen, wenn man euch den Kopf wegblasen würde.“
Dann holte er Luft und rief: „Magnum, haben Sie noch eine Waffe?“
„JA!“, war die gebrüllte Antwort des Navy-Offiziers.“
„Werfen Sie mir die Waffe zu.“
Magnum nahm seine Pistole und wollte sie werfen. Sams Arm schnellte hoch und ergriff die Kanone. Dann lud sie sie durch und rannte los.
„Sam, nicht.“, schrien Magnum und Cal gleichzeitig.
Doch Sam bewies wieder einmal ihre Fähigkeiten und ihr Geschick. Sie wich jedem Laserstrahl geschickt aus und nahm die Borg unter Feuer.
Sie zielte auf den letzten, noch übrig gebliebenen Borg und drückte ab, als plötzlich………
klick
Das Geräusch des leeren Magazins ließ Carter unwillkürlich zusammenzucken. Der Borg drehte sich zu ihr um und nahm Ziel.
„He, du Borg. Du vergisst den Cat-Faktor.“
Carter wusste, was jetzt gleich passieren würde. Richtig, Cal war bei ihr und riss sie zu Boden, wurde jedoch selbst von dem Strahl, den die Borgwaffe aussandte getroffen.
Carter fiel zu Boden und sah, dass Cal erst mit fassungslosem Entsetzen auf das Loch im Bauch starrte, anschließend in die Knie brach und zur Seite kippte.Der Borg selbst wurde von Hathors Handschuh ausgeschaltet. Dann versammelten sich alle um den gefallenen Captain. Agatha sah ihn an.
„Der Cat-Faktor.“, sagte sie schmunzelnd.
Cal musste ebenfalls lachen.
„Ja, der Cat-Faktor.“, hustete er.
„Was meinen die beiden?“, fragte Hathor.
Sam drehte sich zu ihr um.
„Er macht sich wohl immer solche riskanten Manöver und wird getroffen.“, erklärte sie.
„Aber jetzt zahlt er den Preis dafür.“, murmelte Magnum.
„Nein, tut er nicht.“, sagte Hathor.
„Bitte was?“, fragte Magnum, „Der stirbt.“
Sam begriff plötzlich: „Der Sarkophag.“


"Alles in Ordnung?"
Die Stimme Aladdins riss die hübsche Rothaarige aus ihren Gedanken.
Sie hob den Blick, schaute zu dem jungen Mann herüber und nickte: "Ich … ich mach mir nur unnötig viele Gedanken. Wir sollten…"
"Wir sollten versuchen, da reinzukommen.", lächelte Aladdin, "Und ich glaube, ich habe eine Idee."

Jasmin blickte den Captain verblüfft an.
"Die Taktik erachte ich jetzt nicht unbedingt als Meisterwerk.", lächelte Cal, "Ihr fehlt jegliche Finesse, aber - sie könnte funktionieren."
Immernoch blickten die braunen Augen der hübschen Prinzessin den Captain so an, als habe er sich ihr als Starfleetoffizier geoutet. Moment mal - das hatte er ja.  Aber das war nun schon ein paar Kapitelchen her, da würde man doch inzwischen drüber hinweg sein, oder?
"Du… du hast vor…"
"Ja, ich geh einfach rein zum alten Ra - bin ja jetzt als Aladdin anerkannt - und ramm ihm ein Messer in den Rücken.", zuckte er mit den Schultern, "Beziehungsweise eher hier hin", womit er auf seinen Nacken deutete, "dorthin, wo sich der Parasit normalerweise um das Rückenmark wickelt um dann Kontakt zum Hirn herzustellen."
"Cal, ich halte die Idee für nicht sonderlich klug.", sagte Jasmin, setzte dann an und stoppte: "Wobei - lass es uns einfach mal durchspielen. Ich bin Ra und Du wirst mich jetzt mit…"
Erneut stoppte sie, sah sich um und griff zum nächstbesten Gegenstand, den sie in ihrem Obstkorb - der immer frisch aufgefüllt wurde -  greifen konnte. Sie warf die Frucht dem Captain zu, der sie mißtrauisch beäugte.
"Ich soll dir eine Banane in den Rücken pressen?", fragte er, Kritik in der Stimme.
Jasmin zwinkerte ihm zu: "Aha? Wenn Du eine blöde Idee hast, sollen wir mitspielen, aber wehe andere haben blöde Ideen…?"
"Nein, nein".
Cal schüttelte den Kopf und hob abwehrend beide Hände: "So war es nicht gemeint. Und ja - ich probier das einfach mal. "
"Gut", lächelte Jasmin, drehte sich um und trat wieder auf den Balkon hinaus: "Stell Dir vor, ich bin Ra."
Cal seufzte: "She's waaaaaay too comfortable with that situation."
Und dann ging er los.

TBC

CaptainCalvinCat

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Kapitel 27.5 

Calvin Nathan Cat atmete tief durch.
Und erneut.
Und nochmal.
Er spürte, wie sein Körper sich entspannte, schloss die Augen und überließ sich der Situation.
 
Er atmete erneut tief durch und nahm den Geruch von Sandelholz wahr, der in der Luft lag. Auch die Umgebung selbst hatte nun ein anderes Aussehen angenommen, sich gewandelt - stand er vorher noch im schönen, hellen Zimmer der Prinzessin, so befand er sich jetzt auf dem Weg, durch einen engen Korridor, der von Fackeln erhellt war und wurde links und rechts von je einem Jaffa flankiert.
Kurz rechnete der Captain gegen - zwei Jaffa gegen einen Starfleetoffizier… könnte klappen. Vielleicht.
Der Gang mündete in einen weiten Raum, in den Thronsaal, den Jack O'Neill ihm dereinst einmal beschrieben hatte. Groß, hell, freundlich, so stellte sich dieser Saal vor dem Captain dar, nicht unähnlich des Raumes, in dem Prinzessin Jasmin ihr Dasein fristete.
Und während sich der Captain so umblickte, konnte er sich eines Gedankens nicht erwehren: "Ah - es tut gut, König zu sein."
Wobei das Sprichwort in diesem Fall nur unzureichend zutraf, war die Person, die er da gerade zu sehen eingeladen worden war, kein König, sondern ein Goa'uld - und somit für seine Untertanen ein Gott.
Und dann stand er vor ihm.  Vor Ra , dem Gott, dem Goa'Uld, der sich - ziemlich uninteressiert zeigte, ihn sogar ignorierte oder zumindest so tat, ihm auf jeden Fall den Rücken zuwandte.
"Der Goa'Uld steht an der Spiere / das Fernrohr in gebräunter Hand / dem braungelockten Kapitäne / hat er den Rücken zugewandt", vergewaltigte Cal im Geiste das Gedicht "Die Vergeltung" der unsterblichen Anette von Droste-Hülshoff, in dem er es auf seine Bedürfnisse anpasste.
Und kaum, dass die Jaffa sein Eintreten durch: "Mein Herr - Prinz Aladdin ist hier." ankündigten und in die Knie - und damit in Demutshaltung - gingen, atmete der Captain noch einmal kurz durch, maß im Geiste die notwendigen Schritte und … verpasste dem Jaffa links von ihm einen harten Schlag gegen das freigelegte Gesicht. Der ging zu Boden, blieb bewusstlos liegen.
Schnell griff Cal nach der Stabwaffe des Bewusstlosen, aktivierte sie, holte mit dem rückwärtgen Ende der Waffe, dem Teil, das ihn immer irgendwie an ein Paddel erinnerte, in Wirklichkeit aber das "Energiereservoir" war, aus und dann den anderen Jaffa von den Beinen, in dem er ihm das Ding über den Kopf zimmerte.
Dann wirbelte er herum, aktivierte die Stabwaffe - was diese durch das Öffnen der "Schnauze"; beziehungsweise des "Energiefokus" und ein lautes Fauchen untermalte - hob die Waffe an, sodass die Mündung genau auf den Kopf des Goa'Uld ausgerichtet war und drückte ab.

Das laute, wuchtige Geräusch, das der orange Rotationsellipsoid verursachte, als er der Schnauze entfleuchte und auf Ras Kopf zueilte, ließ den Captain erleichtert aufatmen, ebenso, als er sah, dass sein Treffer die gewünschte Wirkung erzielt hatte. Der Rumpf des Gottes sackte am Geländer in sich zusammen, fiel zu Boden - dennoch hielt Cal die Waffe weiter auf die Leiche Ras gerichtet. Schließlich konnte der Symbiont ja immer noch Leben, in einem Moment äußerster Verzweiflung einer Sprungfeder gleich auf ihn zufliegen und sich in seinen Nacken bohren, wo er dann die Kontrolle über den Captain übernahm. Doch es regte sich nichts.

Beruhigt nickend drehte Cal sich um und… blickte in eine feuerbereit gemachte Stabwaffe, an deren Ende ein weiterer Jaffa stand, in finster anblickte und auf Goa'uld-Muttersprache ansprach.
Der Captain schluckte.
"Oh sh…"


Der nackte Fuß Prinzessin Jasmins war an seinem Hals und Cal blinzelte ins ihr und jetzt zurück.
"Guter Plan", lächelte die hübsche Frau von royalem Geblüt, ließ den Fuß sinken und lockerte ihre Gestalt, "Aber an der Ausführung hapert es noch ein wenig."
Cal nickte, blinzelte dann und legte den Kopf schief: "Hm - wenn ich nicht komplett auf Autopilot gegangen bin, hab ich meinen Lesern gerade einen Sucker Punch Moment beschert - also gesagt, dass ich tanze, während ich in meiner Traumwelt eine Schlacht schlage."
"Ah", machte Jasmin und der Captain wusste, dass sie absolut keine Ahnung hatte, was er damit meinte - aber auch nicht weiter nachfragen würde.
Dann blickten sie einander an, traten einen Schritt voneinander zurück und Cal räusperte sich: "Also - nochmal?"
"Wenn du magst?", warf Jasmin ihm die Banane erneut zu und der Captain begab sich in seine Ausgangposition.
Dieses mal beschloss er, bei der Sache zu bleiben und während Jasmin sich umdrehte und die royale Rolle einnahm, tat der Kommandant der DRAGONFLY so, als betrete er gerade den Raum, blickte sich kurz um und schritt dann zuerst zum Obstkob, um ihm einen Apfel zu entnehmen. Diesen in der Hand haltend, stürzte er auf Jasmin zu.
Schnell wirbelte die Prinzessin herum, ergriff den Arm, der die Banane führte, presste diese zwischen ihren Arm und Oberkörper, ehe sie mit der anderen Hand nach seinem Hals griff und kurz, sanft, zudrückte.
Der Captain keuchte auf, sank vor ihr auf die Knie und ließ, mit in die Ferne reichendem Blick den Apfel aus der anderen Hand fallen.
Jasmin folgte der Frucht mit den Augen, die sie gespielt entsetzt aufriss und sich dann neben Cal warf, als dieser "BUMM" sagte.
Sie starrte, mit leerem Blick in seine braunen Augen, in denen sich Verblüffung abzeichnete.
"Woher wusstest Du", fragte er, als er sich aufrappelte und der Prinzessin hochhalf, "Dass das eine Granate sein würde?"
Die Prinzessin lächelte: "Ihr seid technologisch so weit fortgeschritten, dass ihr Waffen verwendet, die Licht verschießen können. Mich würde es wundern, könntet ihr nicht auch Gegenstände bauen, die großes Feuer so lange in sich halten, bis der Zeitpunkt gekommen ist."
"Eh?" - Cal blinzelte verblüfft und versuchte, ihre Worte nachzuvollziehen, was Jasmin nun zu einem vollkommenen Lachen veranlasste, wobei sie den Kopf schüttelte und ihn aus großen, braunen Augen amüsiert anfunkelte: "Sagen wir so: Ich habe mir gedacht, dass ihr sowas könnt - und dass dieser Apfel genau das darstellen sollte."
"Soviel zu meinem Plan, euch mal richtig zu überraschen.", grinste der Captain, griff nach der Banane, die am Boden lag, und nach dem Apfel, "Aber immerhin können wir die Sachen noch essen, so isses ja nicht."
Ein Räuspern ließ die Beiden zusammenzucken - der Captain, der immer noch vor der Prinzessin lag und somit in ihre braunen Augen blickte, drehte sich um und stellte fest, dass hinter ihm drei Wachen aufgetaucht waren. Drei Jaffa, die sie unverwandt anschauten.
Der Captain rappelte sich auf, reichte Jasmin seine Hand, die sie ergriff und sich ebenfalls aufrichtete.
"Wir haben nur den Sonnenuntergang Agrabahs bewundert.", lächelte die Prinzessin, ehe sie, mit einem leicht-rauchigen Tonfall fortfuhr: "Und einander."
Einer der Jaffa - Cal beschloss, ihn Schweinebacke zu nennen - trat näher: "Euch ist eine Audienz bei eurem Gott gewährt worden."
"Gut", lächelte die Prinzessin, "Führ uns zu ihm."
Die Jaffa nickten ergeben, drehten sich um und gingen los, Cal stockte, wandte sich der Prinzessin zu: "Wann haben wir denn eine Audienz gefordert?"
"Als wir in den Palast geführt worden sind - vermutlich warst Du noch damit beschäftigt, dich zu wundern, dass ich dich als meinen Mann ausgegeben habe."
Und wenn man bei dem Captain ganz genau hingesehen hätte, hätte man bemerkt, dass ein leicht rosiger Schatten über seinen Wangen auftauchte.
Schnell räusperte er sich: "Gut gemacht - und schnell geschaltet. Du bist zweifels ohne clever."
Jasmin nickte: "Und Cal?"
"Ja?"
"Ich habe Agatha sehr gerne, ich wünsche nicht, dass Du sie leiden lässt - komm also nicht auf die Idee einen dieser Tricks anzuwenden, um Ra zu besiegen."
Cal schluckte: "Das… hatte ich auch eigentlich nicht vor - nur als letztes Mittel. Bevor die Zeitlinie komplett den Mambo macht, mach ich den Rambo - ist doch klar."
Und Jasmin sah, dass er es ernst meinte.

Draußen, vor den Toren Agrabahs - wobei es auch innerhalb Agrabahs einige Tore gab und einer von ihnen war gerade daran, einen erneuten "Angriff" auf Prinzessin Jasmin vorzubereiten, wobei er wieder auf seinem Hintern landete - blickte Agatha Silverbird ein wenig zweifelnd auf den jungen Abenteurer, der überall nur "Aladdin" genannt wurde.
Dieser hatte gerade einen Plan formuliert, den sie kannte - und es würde passen. Sie erinnerte sich an diesen Plan aus ihrem Geschichtsunterricht am Mommsen-Gymnasium in Baden-Baden und dann noch einmal an der Sternenflottenakademie - und es passte in genau diesen Zeitrahmen. Es gab da nur ein kleines Problemchen: Der Erfinder dieses Planes war nicht Aladdin. Zog man dann allerdings in Betracht, dass die Gruppe um diesen Abenteurer so auch nur in den Walt-Disney-Werken auftauchte, konnte man sich sowieso schon mal fragen, was aus den Geschichtsbüchern denn so der Wahrheit zu entsprechen geneigt war - von daher… vielleicht war ja auch Aladdin der Erfinder dieser Taktik.

Der braunäugige Abenteurer blickte die hübsche Frau mit den Kupferhaaren an, die kurz den Kopf schieflegte und dann zu nicken begann: "Nun… es würde gehen - also, im generellen. Wenn wir genügend Energie einsetzen können, die Holo-Emitter der Hornet one in Betrieb nehmen zu können, dann… ja, dann könnten wir das Schiff als etwas Anderes tarnen. Stellt sich die Frage: als was."
Aladdin schüttelte den Kopf: "Da gibt es keine Frage - es wird ein Pferd. Ein Pferd aus Holz, mehrere Meter hoch, dass wir als Opfergeschenk für die Goa'uld dalassen."
"'Hüte dich vor Agrabahnern, wenn sie Geschenke bringen'", grinste die XO der DRAGONFLY , was den jungen Aladdin dazu brachte, den Kopf zu heben: "Bitte?
"Nicht weiter wichtig."
"Die wichtigere Frage ist doch", meldete sich Prinzessin Theti zu Worte, "Wer die Armee ist, die uns Helfen soll?"

Diese Frage brachte den jungen Mann aus Agrabah kurz ins Stocken, dann schüttelte er den Kopf und deutete ins Ungefähre, dorthin, wo das Nf'Y-Gebirge groß und mächtig, zu erkennen war.
"Kein Problem", lächelte er, "Razul und seine Mannen, sowie die vierzig Räuber meines Vaters können uns da schon helfen."
"Und ihr vergesst wen.", erklang plötzlich eine tiefe Stimme von einer Position… über ihnen.
Aladdin legte den Kopf in den Nacken und lächelte. Er hatte sich also vorhin doch nicht geirrt und ihn tatsächlich dort fliegen sehen. Doch als der weiße Pegasus seine mächtigen Beine auf dem Sandboden abstellte, musste Aladdin verwundert blinzeln.
Den Mann, den er eigentlich erwartet hatte, zu sehen, war ungefähr so alt wie er selbst, hatte rotblondes Haar, trug eine goldene Rüstung und wirkte ein wenig schmächtiger - doch der Mann, der da jetzt vom Pegasus abstieg war groß, hatte nackenlanges, kastanienbraunes Haar, tiefblaue Augen und hatte Muskelpakete, dass es nur so eine Freude war. Und als er sprach, bemerkte Aladdin, dass es noch nicht mal mehr die Stimme war, die er kannte. Aber, das Lächeln, dass der Fremde ihm da zuwarf - das war unverkennbar.
"H… Herc?", fragte der junge Mann aus Agrabah, fühlte sich dann gegen den Mann gepresst und kräftig umarmt, ehe er die Worte hörte, die ihn entgültig beruhigten: "Ja - ich bin es Al. Dein Flaschengeist hat mich in der Zukunft abgeholt. Ich soll euch helfen und daher habe ich noch ein bisschen Verstärkung mitgebracht."
Damit deutete Hercules aus der Zukunft auf seinen Pegasus, von dem nun drei weitere Personen abstiegen.
Hinter sich hörte Aladdin Agatha Silverbird entsetzt-verblüfft aufkeuchen.
Eine der Personen, eine attraktive Frau Ende Zwanzig, Anfang dreißig mit langem, vollem schwarzen Haar, einer Lederrüstung, die den Namen fast schon gar nicht mehr verdiente und amüsiert funkelnden blauen Augen trat auf ihn zu und sprach mit tiefer, volldröhnender Stimme: "Ich freue mich, wenn ich helfen kann. Ich bin Xena, die Kriegerprinzessin."
Kommentar Agatha: "Cal würde sowas von ausflippen, wenn er das mitbekommen würde."

Cal schluckte, als er den großen Thronsaal betrat. Alles war hier so, wie Jack O'Neill es seinerzeit beschrieben hatte und er merkte, wie es in seinem Herzen pochte. Er vermisste den Colonel/General und dessen trockenen, zynischen Mutterwitz. Oder sagte man da "Vaterwitz"?
Zählen auch Witze, die über Priester gemacht werden, zu Vaterwitzen?
Tatsächlich vermisste der Captain das komplette Stargate Command und besonders dessen Elite-Team SG1 seit dem Tag, an dem er sie verloren hatte. Verdammt, warum hatte er nicht rechtzeitig an Ort und Stelle sein können?
'Weil die Regeln es eigentlich verboten hatten', hörte er eine innere Stimme, die in frappant an seine XO, Agatha Silverbird, erinnerte. Das war natürlich richtig - die oberste erste temporale Direktive verbot solche Eingriffe, doch andererseits, sind solche Regeln sehr schnell und sehr einfach aufgestellt, wenn die die Regeln aufstellenden dies aus sicherer Entfernung tun und die Implikationen ihrer Entscheidung nicht aus erster Hand miterleben müssen - ansonsten würde man sich hier und da sicherlich anders entscheiden.

"Ihr habt um eine Audienz gebeten?"
Die Stimme vor ihm donnergrollte verzerrt und Cal wusste, wer der Inhaber dieser Stimme war. Ra persönlich. Der Captain blickte die Gestalt an, die gerade ihr Gemach verließ, einen aufwändigen, goldenen Kopfputz tragend, der das Gesicht - einer ägyptischen Totenmaske gleich - versteckte.
'Treffend', schoss es dem Kommandanten der DRAGONFLY durch den Kopf, 'da du, wenn ich mich einmischen könnte, diese Maske ihrem richtigen Zwecke zuführen könntest.'
Doch die Wärme der Frau neben ihm riss ihn aus seinen Gedanken und er begriff, dass Ra gar nicht mit ihm, sondern Prinzessin Jasmin gesprochen hatte. Vor ein paar Stunden hatte er durch die agrabahnische Prinzessin die Rolle des Prinzen Aladdin verpasst bekommen und war daher logischerweise mit von der Partie, wenn es darum ging, für das Wohl "seines Volkes" verantwortlich zu zeichnen. Natürlich war Jasmin - als Kämpfernatur - dazu auserkoren, die Verhandlungen zu führen, dennoch war Cal mitgekommen und blickte zu dem Goa'Uld herüber, der sich zuerst auf seinem Thron nieder-, dann seine Totenmaske in seinem Kopf verschwinden und zu guter Letzt seinen Blick über die Prinzessin und den "Prinzen" gleiten ließ.
Jasmin ging in die Knie, senkte den Kopf untertänig, den Rücken pfeilgerade ein Musterbeispiel an politischem Können, jahrelangem Training und elfengleicher Anmut. Cal versuchte es ihr gleichzutun, was auch gelang, allerdings nicht so anmutig wirkte, wie bei der agrabahnischen Prinzessin.
"Ra", setzte sie an und zuckte zusammen als der Goa'Uld seine Stimme zum Einsatz brachte und "Schweig" donnerte. Binnen Sekunden hatte er die Distanz zwischen sich und Jasmin überwunden, griff ihr Kinn und blickte ihr in die Augen: "Du wagst es, so despektierlich mit mir zu reden?"
Cal räusperte sich, warf ihm einen Blick zu und schüttelte den Kopf: "Oh for crying out loud, Kollege. Wir haben alle unsere Spleens und deiner ist wohl, dass wir dich mit Gebieter…"
weiter kam er nicht, da ihn ein Stoß Mentalenergie aus Ras Handschuh traf und wie eine leblose Puppe über den Boden schleuderte. Neben einer Marmorsäule kam er zu liegen, rappelte sich auf und schüttelte den Kopf: "Ja, das tat gut."
Jasmin hatte sich nicht von der Stelle bewegt, schien aber besorgt über ihn zu sein, ansonsten jedoch unverletzt. Während der Captain sich erhob und wieder zu seinem Platz zurückging, sich niederkniete und kurz zur Prinzessin herüberblickte, die ihm zunickte - Zeichen, dass sie verstanden hatte - fragte er sich, warum er nicht einfach zu den legendären Koalitionsverhandlungen im Jahr 2013 hätte reisen können. Dort war - zumindest nach seinem Wissensstand - kein Mensch per Goa'Uld-Mentalkraft durch die Gegend gewirbelt worden.
"Mein Gebieter Ra", setzte Jasmin an und Cal konnte nicht anders, als ihr einen bewundernden Blick zuzuwerfen - Teufel auch, konnte sie sich schnell neuen Situationen anpassen.
Der Parasit im Körper eines jungen Mannes ließ seinen Blick wohlgefällig auf der Prinzessin ruhen, fuhr sich nachdenklich über das Kinn, blickte sie an und lächelte: "Sprich."
Jasmin nickte, erhob sich, wieder mit pfeilgeradem Rücken, jeder Zoll Prinzessin und diplomatisch geschult: "Mein Gebieter Ra, wir sind hier um mit Ihnen zu verhandeln."
Das Geräusch, was da aus Ras Kehle kam, war unheimlich. Der Captain hatte schon viele unheimliche Geräusche gehört - das Zischen der großen Bestie von Strike III, das Surren einer Wespe, das Brüllen der kleinen Bestie von Strike II - ein naher Verwandter der großen Bestie von Strike III - aber… einen Systemlord lachen zu hören - und nicht nur irgendein Lachen sondern das "Ich bin der Überlegenere hier, also reiz mich nicht, ansonsten geht es unschön aus. Und das schöne ist - ich weiß es, und du weißt es auch."- Lachen, das jeder Bösewicht einmal draufhat klingt noch unheimlicher, wenn es von einem Wesen kommt, dessen Stimme verzerrt ist und so ähnlich klingt, als würde man einen Walkman mit schwacher Batterie eine Kassette abspielen lassen - das … klingt schon wirklich unheimlich. Cal fuhr es eiskalt den Rücken herunter.
Wenn dies auch für Jasmin galt, dann war sie eine Meisterin darin, sich zu verstellen. Der Captain musste ihr wieder einmal einen bewundernden Blick zuwerfen.

"Verhandeln? Ihr? Mit mir? Wer seid ihr denn? Ihr und eure Welt seid ein Nichts.", sagte Ra und der Captain konnte sich den Gedanken "Na, das is ja man 'n Herzchen" nicht ganz verkneifen. Und als Jasmin dann zu sprechen anhob, wusste er, dass er nicht zu hoffen brauchte, dass diese Frau wusste, was sie tat. Sie tat es einfach.
"Natürlich sind wir - verglichen mit eurer Allmacht - ein kleines Rädchen im Gefüge der Welt.", sprach die Prinzessin von Agrabah, verneigte sich erneut und stellte dann Blickkontakt mit dem Parasitenwirt her: "Aber…"
"Wenn ihr unsere Arbeitskräfte haben wollt, würde ich euch vorschlagen, es auf demokratischem Wege zu probieren.", lächelte nun der Captain, erhob sich ebenfalls und legte den Kopf schief: "Ich meine - klar - Ihr könnt versuchen, die Stadt mit Gewalt einzunehmen. Ihr könnt die Jaffa mit ihren Stabwaffen vom Palast herunterstapfen lassen und auf diejenigen ballern, die versuchen, zu fliehen. Aber… was bringt es euch? Einen Haufen Tote und eine von innen brodelnde Widerstandszelle."
Der Kommandant der DRAGONFLY blickte zu Ra herüber: "Wollen Sie das?"
"Drohst Du mir, du kleiner Wurm?"
"Natürlich…"
"… tut er das nicht.", schnitt ihm Jasmin eventuelle selbstmörderische Absichten ab
Der Captain blickte sie an, kurz funkelte es in ihren Augen warnend auf und Cal nickte: "Ja - erm- ich meine nein, mein Gebieter. Ich drohe nicht - ich zähle nur Tatsachen auf. Sie müssen den Agrabahnern etwas bieten. So… was gutes."
Oh gott - gerade klang er wie der kleine Junge, den Felix Edel in der Serie "Edel und Starck" einmal gegen seine Eltern - zwei Richter - verteidigen musste und auf den Satz Edels "Wir müssen dem Gericht was anbieten" lispelte "Ja - so… was gutes."
Oder hatte Edel gelispelt? Egal - war auch schon zu lange her… und der Unterschied war, er war weder Felix Edel noch Christoph M. Orth und Jasmin war nicht Rebecca Immanuel und auch nicht Sandra Starck - wobei… optische Ähnlichkeiten zur Schauspielerin waren schon mehr oder weniger…
"Was Gutes anbieten, ja?", höhnte es aus dem Goa'Uld-Gesicht und Cal riss sich in die Gegenwart zurück: "Ja - verkehrt kann das nicht sein. Du willst doch nicht, dass ganz Agrabah den Terror macht und dich rausschmeißt, oder?"
In Gedanken fügte Cal hinzu: "Das überlassen wir mal schön den Ägyptern, wenn sie dir in den Goa'Uld-Arsch treten."
Und: "Verdammt, Cal - jetzt pass doch auf. Nicht, dass du dich in was verzettelst und versehentlich einen Krieg mit Agrabah auslöst."
Ra legte den Kopf schief, blickte sein Gegenüber aus der Zukunft - von dem er nicht wusste, dass er aus der Zukunft stammte - kurzzeitig nachdenklich an und nickte dann: "Bringt mir eure Vorschläge und ich sage Euch, ob ich mit ihnen einverstanden bin."
"Vorschläge? Na großartig.", schoss es dem Captain semi-sarkastisch durch den Sinn, "Vorschläge. Was erwartet er?  Sowas wie 'Was auch immer Du vorhast, Ra, allmächtiger Gebieter, tu es nicht?'"
Andererseits - wenn Cal so darüber nachdachte… vielleicht war das wirklich die einzige, mögliche, gangbare Lösung?
"Wir werden euch den zehnten Teil unserer Ernte, unseres Einkommens und unserer Kultur überlassen, mein Gebieter", setzte Jasmin an und damit datierte sie den legendären Zehnten aus der Bibel um knapp 3000 Jahre vor, was Cal dazu brachte, sich gezwungen zu fühlen, sich selbst einen Facepalm zu verpassen - doch die Reaktion Ras ließ ihn zum "Gott" herumfahren und ihn mehr oder weniger wütend anblicken.
"Einverstanden - und 10 Prozent eurer jungen Männer für meine Armee."
Nun war es an Cal, sich zu erheben: "Mein Gebieter, 10 Prozent wären Irrsinn."
"Das ist nicht verhandelbar - und alternativlos."
Der Captain schluckte. Alternativlos, hm? Das war nicht gut.

TBC


CaptainCalvinCat

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Kapitel 28 - Back to live -


Kapitel 28.1


 


"…sicht!"
Ziva Davids Stimme hallte durch den Raum, die hübsche Archäologin namens Lara Croft riss dan Kopf hoch und warf sich im selben Moment zur Seite. Das war ihr Glück, denn schon hatte sich Agatha Silverbird erhoben und versuchte, Lady Croft an die Wäsche zu gehen.

Diese wich aus, sprang einige Schritte nach hinten und begab sich in die Verteidigungshaltung, die man ihr beigebracht hatte.
Agatha Silverbird war anscheinend durchgedreht - aber wie kam es dazu? War dies eventuell der Grund, warum man sie in Stasis gesperrt hatte? Wenn dem so war - wieso hatte der Captain ebenfalls in Stasis gelegen? Vielleicht, weil er es nicht ertragen könnte, wenn seine XO bewusstlos war und er nicht? Dies deckte sich mit den Erkenntnissen, die Lady Croft von ihrem Treffen mit dem Sternenflottenoffizier gesammelt hatte - vielleicht hatte er tatsächlich gesagt: "Hört zu, Leute, Agatha ist ein bisschen kirre geworden und wir müssen sie in Stasis legen. Aber ich will verdammt sein, wenn sie hier alleine aufwacht, also legt mich direkt daneben."
Weiter kam Lara gedanklich nicht, musste sie doch einem Fußtritt ausweichen, der ganz eindeutig für ihre Schläfe bestimmt war. Tatsächlich erwischte der Fuß der XO noch den langen Zopf der Archäologin, als diese sich duckte. Doch der Faust, die dann das Bewusstsein aus dem Kopf der Britin verbannte, konnte sie nicht mehr ausweichen.

"Was ist denn mit der los?", keuchte Special Agent Anthony D. Dinozzo entsetzt und war schnell bei der XO der DRAGONFLY um sie von der britischen Lady fortzuziehen.
Doch der Versuch, schlichtend einzugreifen, zeitigte nicht die gewünschte Wirkung - stattdessen wirbelte die Rothaarige herum, sodass ihre Haare einen Ring um ihren Kopf bildeten und trat dann gegen die Schulter DiNozzos. Das laute Knacken hörte Ziva bis zu ihrem Standpunkt und war kurz davor, einzugreifen. Sie merkte, wie ihr Körper auf Betriebstemperatur ging und - dann stoppte sie.

"Denk nach, Ziva David!", schoss es ihr durch den Kopf, "Denk an die Sache vor drei Jahren, als wir die Sicherheit der Domino-Einrichtung getestet haben."
Ja - damals war ihr der Fehler passiert, den man im englischsprachigen Raum "to loose her cool" nennt. Sie verlor also für einen kurzen Moment die Kontrolle über sich, ihre Gedankenkühle und war, nachdem man Tony angegriffen und niedergeschlagen hatte, vor Wut gegen die Angreifer vorgegangen. Zwar hatte sie sich gut geschlagen, das ging allerdings nur solange gut, bis sie zwei ihrer Angreifer packten und blockierten, sodass der dritte Angreifer - eine Frau - ihr die Maschinenpistole gegen die Schläfe schlagen und sie somit für lange Zeit ausser Gefecht setzen konnte.
Genau diesen Fehler würde sie jetzt nicht machen.
Und die logischste Alternative hatte sie auch schon mehr oder weniger in der Hand.

Tony DiNozzo spürte die Explosion der Schmerzen in seiner Schulter. Japp - das Ding war ausgekugelt, das konnte man wissen. Verdammt - warum hatte er sich nicht vorsichtig angenähert, anstatt sofort mit allem, was er hatte, anzugreifen? In seinem Kopf hörte er schon die Stimme seines Bosses, der seinen Kopf voller Mißbilligung - und einem Hauch Amüsement - schütteln würde: "Schlecht gemacht, DiNozzo. Sehr schlecht."
Dann kam der Hieb, der sein Bewusstsein aus seinem Körper verbannen sollte - aber dieses mal duckte sich der Halbitaliener unter dem Schlag der XO hinweg - nur, damit Kniescheibe der XO und Kinn des Agenten einander vorgestellt werden konnten. Tonys Kopf ruckte hoch, er sah Sterne, taumelte gegen die Wand und fand seine Kehle in einem Schraubstockgriff vor. Seine Augen fokussierten sich wieder, blickten in die leer-wirkenden Augen Agatha Silverbirds und er merkte, wie in ihm eine Mischung aus Panik und Wut empor stieg.
"A…ga…tha", keuchte er und - stockte, als er die Stimme der XO hörte, die jegliches Leben vermissen ließ: "709-163-405"
Die Frage, die ihm nun auf den Lippen lag, konnte er nicht mehr stellen, denn in diesem Moment leuchtete die komplette Gestalt Agatha Silverbirds in einem beunruhigenden Rot auf und von einem Moment auf den Nächsten schien ihr kompletter Körper aus Wackelpudding zu bestehen. Sämtliche Kraft schien wie ausgesaugt, in die grünen Augen kam kurzzeitig Leben, sie funkelten überrascht, dann rollten sie in den Augenhöhlen nach oben und einzig und allein dem schnellen Zugriff Tonys war es zu verdanken, dass die Rothaarige nicht hart aufs Deck schlug.
Der Halbitaliener ließ die hübsche Frau vorsichtig auf den Boden sinken, blickte dann hoch und lächelte, als er den Grund für die plötzliche Ohnmacht Agathas erkannt hatte. Ziva stand hinter ihr, ließ langsam den Phaser sinken und atmete beruhigt durch.
Er blickte seiner Retterin in diese verzaubernd-braunen Augen: "Und - was war das jetzt?"

Ziva zuckte mit den Schultern, ehe sie ihren Partner anblickte und den Kopf schüttelte.
"Tony, Du musst mehr auf deine Deckung achten.", grinste sie.
Ihr Gegenüber hob den Blick: "Hey, ich kann nichts dafür, sie hat mich überwältigt."
"Ja, Agatha war schon immer eine überwältigende Persönlichkeit", lächelte die hübsche brünette Israeli und ging neben der Gefallenen in die Knie. Ihr lag nur eine Frage auf den Lippen:  "Was ist mit dir passiert?"

Ja, wahrlich - was war geschehen? Wieso war Agatha plötzlich so merkwürdig. Hatte es tatsächlich etwas mit diesem Satz zu tun, den Cal gemurmelt hatte, bevor ihn das Bewusstsein verlassen hatte?
„Oh!“, machte er plötzlich, riss die Augen wieder auf und blickte zu Sydney: „Ich kann … kann nicht schlafen. Ich und Agatha sind… wir ergänzen… er…gän…zen…“
Sie ergänzten sich - was konnte der Sternenflottenoffizier damit gemeint haben? In welcher Form komplettierten sie einander? Welche Möglichkeiten der Ergänzung gab es da? Cal würde nicht einfach nur meinen, dass er ein Mann war und Agatha eine Frau - er mochte zwar Captain Obvious sein, aber so weit würde er dann doch nicht gehen. Zumal der gute Captain zwischendurch einige nette Tricks aus dem Ärmel ziehen konnte, wie ihm Ziva bestätigen konnte.  Traceless im Moment der drohenden Ohnmacht nur mit "Anführer" zu titulieren und ihnen somit den entscheidenden Hinweis zu geben, zeugte davon, dass er zumindest hin und weider einiges an Aktivität hinter seinen braunen Augen verzeichnen konnte.
Nur - wie ergänzten sie hier einander?

  Der Captain und die XO kamen zurück, ersterer immer noch mit Angsttränen in den Augen, letztere sichtlich ruhiger.
„Wir können.“, sagte sie und der Captain schnallte sich an, „Verdammte…“
„Cal, nicht fluchen.“, ermahnte sie ihn, beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was ihn in seinem Sitz zusammensacken ließ.
Ziva schaute sie durch den Innenspiegel an: „Das ist ein Trigger, oder?“
„Ja.“, nickte Agatha und deutete nach Oben, eine Geste, die der Israeli irgendwie nicht mehr so ganz behagte, „Gina hat … naja… ist vielleicht ein wenig kompliziert, das alles zu erklären.“

Ein Trigger.
Ziva legte den Kopf schief und blinzelte. Wie… wieso fiel ihr ausgerechnet jetzt die Szene mit den Asgard ein? Wieso erinnerte sie sich an etwas, an das sie sich gar nicht erinnern hätte dürfen, des Asgardischen Standard-Protokolls wegen und das ihr viel zu zufällig erschien? Wobei - nein… es konnte tatsächlich…
Die hübsche Israeli blickte auf: "Wie lange ist der Captain noch ohnmächtig?"
Sydney Fox trat näher, legte ihre schlanken Finger auf die neuralgischen Punkte des Starfleetoffiziers und wiegte nachdenklich den Kopf hin und her: "Ich würde sagen zwischen 30 und 60 Minuten. Kommt auf seinen Metabolismus an."
Ziva seufzte. Großartig - das konnte also noch etwas dauern. Zwar hatte sie eine Idee - nämlich dass Agatha posthypnotisch blockiert war und nur Cal das Passwort kannte - aber bis sie diese These ausprobieren konnte, würde es noch einige Zeit dauern.

TBC

Kapitel 28.2

Eigentlich hätte Special Agent Timothy McGee nicht glücklicher sein können. Er war mit seiner Frau zusammen, hatte gerade einen gefährlichen Feind geschlagen und dennoch… zwei, drei kleine Schönheitsfehler hinderten ihn daran, sich zu freuen.
1) Die Hochzeit mit seiner Seven of Nine - Jessica Hanson - hatte nur in einem Traum stattgefunden, das heißt, sie waren gar nicht verheiratet.
2) Sie wussten nicht so recht, wie sie aus der Todesfalle, in der sie sich gerade befanden, entkommen konnten.
Der Computerexperte des NCIS blickte in die eisblauen Augen Leroy Jethro Gibbs, der sich umblickte und - faszinierenderweise - genauso wenig wie er oder Jessica einen Plan zu haben schien, wie man hier herauskommen sollte. Und dabei war eine Flucht mehr oder weniger sogar imperativ, betrachtete man die offensichtliche Faktenlage.
Und die sah alles andere als gut aus.
Sie waren gefangen, wussten nicht, wie sie rauskamen und wussten noch nicht einmal wo sie waren - gleich drei Probleme auf einmal.
Wenn er mal so einmal ganz wertefrei darüber nachdachte, war seine letzte Erinnerung die, dass er sich für eine Frau, die er nicht kannte, die er aber durchaus sympathisch und attraktiv fand und die bei einem Angriff getötet worden war, tatsächlich hinrichten lassen wollte - und wenn er das so formulierte, klang es unglaublich merkwürdig. Aber - genau so war es.

Jetzt war ihm alles egal. Er blieb in der Knienden, blickte zu dem Soldaten empor und sagte nur: „Tun Sies doch endlich!“
"Hey, McGee!", riss ihn die Stimme Gibbs aus seinen Gedanken und er blickte den leitenden Chefermittler des NCIS an: "Hm? Was?"
"Ich habe dich gefragt, ob Du eine Ahnung hast, wo wir hier sind."
"Nein, Boss, sorry. Ich weiß nur, wie ich erschossen wurde und dann im Bett aufwachte… zusammen mit… "
McGee stoppte, blickte zu Jessica herüber, die ihn sanft anlächelte und ihm zunickte. Ja - auch sie hatte diesen Traum gehabt… so hatte sie es ihm zumindest erzählt, als sie beide sich in der virtuellen Welt getroffen hatten, in die man sie hatte einsperren wollen.


Timothy McGee sah sich um.
Verdammt, es war wirklich sehr dunkel um ihn.
„Hier isses dunkel, wie in einem Bärenarsch“ – vermutlich hätten entweder Tony, Ziva oder gar Cal diesen Satz gebracht – und es traf zu, wenngleich er noch nie in einem solchen gesteckt hatte, was er bei Tony und Ziva ebenfalls zu verneinen bereit wäre. Bei Cal? Nicht so ganz.

Aber hier war es wirklich stockdunkel und der Computerexperte fragte sich, wo er gerade wohl sein mochte. Dann spürte er eine Berührung – und erschauderte. Es war nicht so, dass jemand seinen Körper angelangt hätte, sondern vielmehr seinen Geist. Und er kannte diese Sanftheit, die dieser Berührung innewohnte. Er war mit dem Geist von Jessica Hanson verbunden. Seiner Three-of-Five.

Wenn das mal nicht Ironie ist, Timmy. “, ‚hörte’ er den Geist Jessis lachen, „ Oder lieber sowas wie eine selbsterfüllende Prophezeihung? Du bist zusammen mit einer Frau, die fast wie eine Borg aussieht und heißt in einer Art Unimatrix gefangen?
Da hatte die Frau recht – das musste er ihr wirklich zweifellos lassen. Die Sache war viel zu … abgedreht. Und dennoch war ihm auf eigentümliche Weise nicht nach nur Angst zu Mute, sondern mehr nach einer Mischung aus Lachen vor Glück und Weinen, weil er nicht wusste, wie es nun weitergehen würde.
Er holte tief Luft – zumindest hatte er das Gefühl genau das zu tun – und sagte etwas, das er eigentlich, seinen ganzen Traum, schon hatte sagen wollen: „Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit, Jessica Hanson.“

Kurz wart es Stille im gedanklichen Netz zwischen ihr und ihm, doch dann hörte er sie lachen.
„Hochzeit, Timmy?“
„Ja, ich habe geträumt, wir hätten geheiratet.“
Erneut die sanfte Berührung, erneut eine Art des Umschmeichelt- oder Umspieltwerdens, das Gefühl einer geistigen Vereinigung – dann die sanfte Stimme Jessicas: „Ich auch. Ich hatte auch geträumt, wir hätten geheiratet, aber – ich hatte geträumt, dass fünf Monate vergangen wären und ich eine Art „Permanente Amnesie“ gehabt hätte.“

Gefangen in der Dunkelheit, hatte McGee nur den Wunsch, Jessica in den Arm zu nehmen, sie zu küssen und zu beruhigen – aber es gelang ihm nicht. Gerade jetzt fuhr ihm durch den Kopf, dass sie das selbe geträumt hatte, wie er – nicht nur „etwas ähnliches“, sondern – offenbar – genau das selbe.
„Jessica, kannst Du mir deinen Traum genauer beschreiben?“
Kurze Stille.
Jessi schien zu überlegen.
„Wir… wir waren im Adams House und…“
Dann blitzte es grell.
McGee spürte, wie sengendheiße Pein durch seinen Körper gellte.


Und dann war er aufgewacht… und musste nun den Kopf schütteln.
Verdammt, Timothy McGee, jetzt reiß dich doch mal zusammen!" , scholt er sich im Geiste, blickte erneut zu Jessica, zwinkerte ihr zu und ließ sich dann auf den Boden nieder. "McGee!", hörte er die Stimme von Gibbs, hob die linke Hand, um zu signalisieren, dass er nachdachte, und schloss die Augen.

Leroy Jethro Gibbs sah, wie McGee sich niederließ und die Augen schloss und wusste, was der Mann vorhatte - oder zumindest: versuchte. Konzentrationsübungen - eigentlich eine ganz einfache Sache. Diese konnten aber ziemlich kompliziert werden, wenn ihnen der halbe Komplex um die Ohren und dann auf den Kopf flog, von dem sie immer noch keinen Grundriss hatten… zumindest keinen endgültigen. Klar, von seinem Zimmer zu dem Raum, wo man McGee aufbewahrt hatte und dann zu dem Raum, in dem man Airman Hansen lagerte… die Route kannte man nun, aber… wie kam man raus?

Die Frau mit den grün-blau-braunen Augen schien der Dreh- und Angelpunkt zu sein. Wenn er nicht immer noch so benommen wäre, von dem Kinnhaken, den er von ihr erhalten hatte, davon, erneut in dieses System eingespeist worden zu sein und davon, anschließend auf eher "unübliche" Art und Weise vom System getrennt worden zu sein - Tony hätte hier auf den Film "Eine Leiche zum Dessert / Murder by Death" hingewiesen, in der der von Peter Falk gespielte Privatdetektiv Sam Diamond über eine Tür sagte 'Die mach ich mit meinem Metallfinger auf', auf die Türklinke anlegte und sie aufschoss - würde ihm sicherlich irgendwas einfallen, aber so… nein.
Zwar sah er die Frau mit den grün-blau-braunen Augen vor seinem geistigen Ich, allerdings musste er sich fragen, ob er das, was er da zu sehen glaubte, nicht tatsächlich nur durch die ruckartige Trennung vom System imaginierte.
Die Frau war ein Catgirl. Wobei - Katzenmädchen traf bei dem weiblichen Wesen vor ihm nicht zu… Frau schon eher. Aber sie Catwoman nennen? Nein - das klang zu sehr nach Eartha Kitt, Julie Newmar, Lee Meriweather, Michelle Pfeiffer, Halle Berry, Adrienne Barbeau, Gina Gershon und wer auch sonst in die Rolle der Selina Kyle geschlüpft war - wobei… Halle Berry war ja nicht Selina Kyle gewesen, sondern Patience Phillips.
McGee, reiß dich zusammen!" , schalt er sich erneut und versuchte, sich zu konzentrieren.
Nein - die Person, die ihm gegenübergestanden hatte, war, bevor sie ihn mit Jessica verbunden hatte, in eine Katzenfrau mutiert - menschlicher, sehr attraktiver und wohlproportionierter Körper und unglaublich gerissen lächelnder Katzenkopf. Und McGee hatte das Gefühl, dass er sie kennen müsste - wenngleich er nicht wusste, woher.

Er spürte eine Hand auf seiner Schulter, öffnete die Augen, blickte die Hand und den Arm entlang und schaute in die hypnotisierend-blauen Augen seiner Three of Five. Sie lächelte ihm mit diesen vollen, sinnlichen Lippen zu, beugte sich vor und küsste ihn.
"Los", hauchte sie, "Zeig mir deine Magie."
Und McGee wusste, was sie meinte.
Erneut ließ er sich in Dunkelheit sinken, ging gedanklich die Gänge des Gebäudes ab, die er gesehen hatte und stellte fest, dass er keine Tür gesehen hatte, die zu einem Treppenhaus führte. Wenn sie ganz viel Glück hatten, befanden sie sich im Erdgeschoss und mussten jetzt nur noch den Ausgang finden. Wenn sie Pech hatten… traf dies alles nicht zu.
Aber… nein, irgendwas war da noch. McGee konnte es nicht genau benennen - aber er hatte das Gefühl, dass er irgendwas… oder irgendwen… vergessen hatte oder ignorierte.

TBC




Kapitel 28.3 


Mit einem anderen Job wäre alles sehr viel besser gewesen - oder vielleicht auch nicht.
Als das Meer direkt vor Director Leon Vance, dem Starfleetcaptain, explodierte, war es ihm, als hätte er in einem anderen Leben vielleicht viel größere Überlebenschancen gehabt. Wobei… wenn er so an Wolf 359 und das Dominion dachte… so ganz wollte ihm diese Überlegung auch nicht behagen. Ausserdem waren "Was wäre wenn"-Spielchen immer relativ müßig und … wenn er ehrlich war: sie passten nicht zu ihm. Lieber befasste er sich mit Sachen, die vor ihm lagen - das war schon damals, während dieser Mission in Amsterdam einer seiner Charakterzüge gewesen.
Also tat er genau dies, griff sich die duckende Abby, presste sich und sie auf den Boden und schirmte mit seinem Körper die zierliche Laborantinnengoth vor eventuellem… was auch immer da draußen darauf aus war, sie umzubringen… ab.

Das Gesetz der Schwerkraft besagt, dass alles, was nach oben geschossen wurde, irgendwann und irgendwo runterkommen muss, es sei denn, es wurde so stark nach oben beschleunigt, dass es dem Griff der Gravitation entkommen kann. Dies war bei einer Explosion eventuell gegeben, dennoch wusste Vance nicht, ob nicht eventuell doch irgendwelche Trümmerteile dessen, was da gerade detoniert war, auf sie niederprasseln würden - und tatsächlich spürte er, wie sein Körper von etlichen Geschossen getroffen wurde¬. Doch als er dann den Kopf hob, stellte er fest, dass es sich bei diesen Geschossen lediglich um Wassertropfen handelte, die als feiner Sprühregen herunterprasselten.
Schnell rappelte er sich auf, straffte seine Gestalt und blickte zu Abby Sciuto herunter, die ihn anlächelte: "Wow, danke Director."
"Keine Ursache, Miss Sciuto", lächelte er zu ihr, reichte ihr die Hand, an der sie sich in die Stehende zog und… schluckte.
Leon brauchte gar nicht großartig zu überlegen, weswegen sie das tat, er spürte den Druck der Waffenmündung gegen seinen Hinterkopf.
"Das war lustig.", hörte er hinter sich Robert Makepeace lachen, "Und nun nehmen Sie die Hände hoch."
Leon Vance sah keine großartige andere Chance und tat, wie ihm geheißen.

Kurz schloss er die Augen, ging für sich noch einmal sämtliche Bewegungsabläufe durch, die man ihm im Selbstverteidigungskurs beigebracht hatte, - und spürte erneut den Lauf der Waffe gegen den Hinterkopf gepresst: "Hey, Kollege, hier wird nicht geschlafen.
Wie war das noch? Zuerst ein Schritt zur Seite, damit die Waffe nicht direkt in seinen Kopf abgefeuert werden konnte, dann umdrehen und … ja… so konnte es klappen.
Vance trat einen schritt zur Seite, drehte sich um und blickte Makepeace genau in die Augen: "Halten Sie das für so eine gute Idee?"
"Schnauze!", erwiderte sein Gegenüber und der Director des NCIS konnte deutlich hören, dass der Mann mit der Waffe ziemlich ungehalten war - was anhand der Situation nicht unbedingt überraschte.
Dazu musste man sich nur einmal kurz in die Lage dieses Mannes versetzen, der sich ihnen als Robert Makepeace vorgestellt hatte: Man begrüßt zwei Fremde auf einem Stützpunkt und plötzlich explodiert das Meer - das klingt jetzt zwar ein bisschen merkwürdig, aber … wir halten fest: Neue Leute werden in Film, Funk, Fernsehen gerne als "fall persons" verwendet, also als solche, die von der Katastrophe gewusst haben, sie eventuell sogar geplant oder gar angeleiert. Von der Perspektive gesehen - aus der Warte betrachtet, konnte Leon Vance seinem Gegenüber keinen großartigen Vorwurf machen.
"Hören Sie", setzte Vance an, wurde jedoch von einem gezischten "SCHNAUZE, sagte ich" unterbrochen - auch, wenn das "Schnauze" in Kapitalbuchstaben jetzt nicht unbedingt gezischt aussieht.
"Mister Makepeace" versuchte nun Abby ihr Glück, doch der losgellende Schuss, der knapp an Vances Ohr vorbeirauschte und die Forensikerin tatsächlich traf - wenn auch nur dergestalt, dass die Kugel einen ihrer Zöpfe streifte -  ließ sie effektiv verstummen. Sie tastete nach ihrer Frisur, sah einige ihrer langen, schwarzen Haare zu Boden segeln und schluckte.
"Miss Sciuto?"
Nun war es an Vance, hart zu schlucken und - die Kanone, die auf ihn gerichtet war, vollkommen ignorierend - er trat auf seine Reisebegleitung zu, blieb vor ihr stehen und blickte ihr in die Augen: "Abby?"

So hatte er sie noch nie genannt. Es war immer nur "Miss Sciuto" gewesen und Abby konnte damit wunderbar klarkommen. Es gab sowieso viele Sachen, mit denen sie einigermaßen klarkam. Aber, dass ihr jemand die Haare wegschoss…
dabei war es noch nicht einmal der Fakt, dass die Haare getroffen wurden, selbst, der sie schockierte - sondern eher, dass da jemand war, dessen erste Möglichkeit, sie vom Reden abzuhalten, darin bestand, erstens auf sie zu schießen und dann zweitens auch noch in die generelle Richtung ihres Kopfes. Wäre die Kugel auch nur ein paar Millimeter weiter links eingeschlagen… Abby mochte sich gar nicht vorstellen, wie eines ihrer Ohren, oder gar eines ihrer Augen getroffen wurde - ganz zu schweigen von dem Präzisionswerkzeug, das hinter den Augen sein zuhause hatte.
Auch, wenn sie manche als Laborgoth bezeichneten - was sie ja auch war - so wirklich mit dem eigenen Tod auseinandersetzen war etwas, das ihr nicht direkt lag. Als Forensikerin Beweise finden, den Tod Anderer aufzuklären, das war kein Problem, aber die Frage, wie sie selbst einmal sterben wollte, hatte sie sich eher selten gestellt.
Ihr wäre es natürlich am Liebsten, wenn dies etliche Jahre in der Zukunft geschähe, in einem großen Haus, mit der gesamten Familie um sie herum, mit allen Freunden und Bekannten, die ihr noch einmal freundlich zulächelten. Oder mit 110 an einem Herzinfarkt, den sie aufgrund ausserordentlicher physischer Belastung erlitt. Wie man es bei Star Trek sagen würde: "Death by Jama'haron."  wobei man auch sagen könnte: Sie würde sich wünschen, dass ihr Abgang aus ihrem letzten Petit Mort einen Grand Mort machen würde.
In der Blüte ihrer Jahre dahingerafft auf einem Pier in der Nähe von Dubai gehörte nun nicht wirklich zu ihrer Vorstellung ihres Lebensendes.
Sie war nicht Ziva, die es vielleicht gewöhnt war, dass man auf sie schoss und - auch wenn sie sich damals, in der Sache mit diesem Verrückten, ganz gut ihrer Haut erwehren hatte können und sie von der hübschen Israeli Selbstverteidigungsunterricht erhielt… es stellte schon einen ziemlichen Unteschied dar, ob man seine Brötchen als Agent im Aussendienst verdiente und quasi immer damit rechnen musste, dass dieser Einsatz, zu dem sie unterwegs waren, ihr letzter war, oder ob man in einem Labor im Hauptquartier arbeitete und daher von etlichen Agenten, die im Umgang mit Waffen geschult waren, im Zweifelsfall beschützt wurde.
Verblüfft schüttelte Abby den Kopf, als plötzlich zwei braune Augen in ihre hineinblickten und sie die Stimme Director Leon Vances hörte, der ihren Namen sagte und ein "Sind Sie in Ordnung?" an ihre Adresse richtete.
Los Abby, reiß dich zusammen.
Sämtlicher Schock fiel von ihr ab, sie hob den Blick, nickte dem Director zu und funkelte dann zu Makepeace herüber, der nur lächelte, die Waffe hob und den Hahn erneut spannte.
"Miss Sciuto, das Beste ist, wir ergeben uns."
Abby blickte ihren Boss verblüfft an, der diese Worte mit einer dermaßenen Ruhe gesagt hatte, als würden sie ihm nichts bedeuten.
Aber wie konnte dies sein, schließlich und endlich waren sie, wenn Vance sich tatsächlich ergab, Gefangene dieses Verrückten mit der Pistole.
Und doch -  die Ruhe Vances breitete sich aus und sie nickte.

Leon Vance atmete erleichtert auf - seiner Forensikerin war nichts geschehen, für das er sich später hassen würde müssen, sie hatte sich vermutlich lediglich erschrocken, was angesichts der Tatsache, was da gerade passiert war, nicht überraschen sollte.
Also ging er langsam und ruhig zu Makepeace, nickte ihm zu… und wirbelte im nächsten Moment auf dem Absatz herum. Er schlug dem Wachmann die Waffe aus der Hand, die auf den Boden fiel und zu Abby herüberrutschte. Dann rammte er Makepeace die geballte Faust zuerst in den Magen, dann gegen das Kinn. Knochen trafen auf Knochen und der Soldat stöhnte auf, ehe er - wie ein nasser Sack -  zu Boden fiel.
Vance konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen, als er ein "Das tat gut" raunte. Er trat dann dorthin, wo Makepeaces Pistole hingeschlittert war und nahm  - einem inneren Instinkt folgend - die Waffe, die Makepeace ihm da gegen den Kopf gehalten hatte, noch einmal genauer unter die Lupe. Erst in diesem Moment fiel ihm etwas auf - hatte sich der Schuss, den Makepeace gerade abgefeuert hatte, nicht irgendwie anders angehört? Irgendwie - merkwürdig?
Der NCIS-Direktor musste kurz grübeln. Er erinnerte sich daran, was ihm der 1,78 Meter große Air Force General erläutert hatte, mit dem er - noch vor einigen Stunden - in seinem Büro in Washington gesessen und Whiskey getrunken hatte.
Vance drehte sie Waffe in seiner Hand, bis die untere Seite des Griffstücks, dort, wo sich bei einer Colt M 1911 A1 die Fangschnur-Öse befand und das Magazin seinen Sitz hatte, auf ihn deutete. Tatsächlich - dort, an dieser Stelle, genau dort, wo General Hank Landry gesagt hatte, dass es wäre, war ein rot leuchtender Kristall zu sehen.
Erneut atmete der Direktor des NCIS erleichtert durch - selbst, wenn Makepeace Abby Sciuto getroffen hätte - es wäre ihr nicht viel passiert.
Er stand auf, lächelte Abby zu und trat auf sie zu.
"Direktor - alles in Ordnung?"
Vance lächelte ihr zu: "Ja - alles in Ordnung."
"Haben Sie vor, die Waffe zu behalten?"
Leon war neben ihr angekommen, hob die Pistole an, damit die Forensikerin diese sehen konnte: "Keine Sorge, Miss Sciuto - das ist ein INTAR."
Er wandte sich um, betrachtete das dunkle Gebäude vor sich, aus dem nun, durch die Explosion bedingt, Rauch und auch Feuer leckten - seine Leute waren da drin und er wollte verdammt sein, wenn er sie nicht rettete.

TBC

Kapitel 28.4 
Daniel folgte der hübschen Frau, die ihn durch die brennenden Gänge der Festung führte.
"Moment", hielt er inne, blieb stehen, schaute sie an, als sie sich zu ihm umwandte: "Was ist mit dem Mann, der Sie angegriffen hat?"
Die Antwort Felicity Cats bestand aus einem geseufzten: "Wir haben keine Zeit" und darin, ihn bei der Hand zu greifen und fortzuziehen.
Um sie herum - Explosionen, das brüllende Rauschen der Flammen, dichter Rauch.
Alles in allem kein sehr erfreulicher Ort.
Sie kamen nur ein paar Meter weit - denn Daniel blieb erneut stehen und ließ sich gegen die nächstbeste Wand sinken.
"Was ist?", blieb nun auch Felicity stehen und blickte ihn verwundert-verärgert-genervt an.
Und dann konnte der Anthropologe sich nicht mehr beherrschen. Er merkte, wie es aus ihm herausbrach, wie sein Körper in Zuckungen verfiel, wie die Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen.
Schreie, Weinen, eruptierte aus ihm heraus, als er realisierte, was passiert war.
Neben ihm ging Felicity in die Knie: "Doktor Jackson?"
Die Stimme der Frau war nun nicht mehr genervt, sie zeigte Besorgnis, als sie ihre Hand nach seiner Schulter ausstreckte und dort sanft platzierte. Dieselbe Sanftheit, die sich nun in ihre Stimme mischte: "Doktor Jackson - wir… wir müssen hier weg. Unsere Einrichtung wurde infiltriert und angegriffen  - wir haben keine Zeit mehr."
"Das ist mir egal.", konnte man Daniel murmeln hören - so leise, das man, würde diese Sequenz im Fernsehen betrachtet, vermutlich die Lautstärke extrem raufdrehen würde. Dies sollte man jedoch bei solchen Filmen eher selten tun, da das Gesetz der Serie einem unglaublich leise gesprochenen Dialog entweder einen "jumpscare" folgen lässt oder der Film zu etwas überblendet, das dann die Lautsprecher aus dem Fernseher springen lässt. Schönes Beispiel hierfür: Die Matrix-Filme, die der Autor dieser Zeilen ja alle gesehen hat - und feststellt: Während die Herren des Stabes relativ normal sprechen, fordern die Dialoge der Damen entweder eine Lautstärkeerhöhung oder aber die Zuschaltung von Untertiteln. Wer auch immer dafür verantwortlich ist: "STOP IT AT ONCE!"
Ich meine - es ist eine Sache, wenn die Szene es gerade verlangt, so wie bei Daniel in diesem Moment - aber es ist etwas Anderes, wenn Unterhaltungen permanent nach diesem Schema ablaufen.

Aber zurück zur Handlung. Daniel murmel-wisperte also ein "Das ist mir egal", zog die Beine an und legte seinen Kopf auf die Kniescheiben: "Ich… ich werde sie nie wiedersehen."
Felicity ließ sich neben ihm nieder, legte sanft einen Arm um ihn und schaute ihn dann an, ehe sie nickte: "Ich verstehe, wie Sie sich fühlen."
"Wie können Sie das?", seufzte Daniel und konnte nicht verhindern, dass sein Kopf gegen ihre Schulter sank.
Der Antrhopologe konnte ihr melancholisches Lächeln beinahe hören, ehe sie Luft holte: "Ich… meine Eltern habe ich bei einem Aufstand unter unseren Leuten verloren. Einige… naja… sie sahen die alten Wege nicht mehr als zeitgemäß an und… "
… und nun fühlte sich Doktor Daniel Jackson wirklich elend - im Sinne von wirklich elend.
Langsam, vorsichtig, streckte er seine Hand nach ihrer Wange aus, platzierte sie dort sanft und schaute sie an: "Es… es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht…"
"Ist in Ordnung", lächelte sie, wenngleich er erkennen konnte, das dem nicht so war, "Ich… ich habe mich damit abgefunden."
Und dann erschien etwas in ihren Augen, das er sofort erkannte - typisches soldatisches "Das ist meine Pflicht, also tun wir das jetzt!".
Er hatte es oft genug bei Jack und Sam - selbst bei Teal'C -  gesehen und wusste, was nun kam.
Sie straffte ihre Gestalt, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und reichte ihm die Hand: "Doktor Jackson, Sie müssen mich begleiten."
Unter normalen Umständen wäre seine Reaktion ein etwas verwirrtes "huh?" gewesen, er hätte sie angeschaut, hätte den Kopf schiefgelegt und sie vermutlich gefragt, warum es so wichtig war, das er nun mitkam. Und vermutlich hätte sie es ihm sogar erklärt.
Dies jedoch waren keine normalen Umstände.
Also ließ er den Kopf wieder sinken, schlug die Augen nieder, schloss sie ganz und seufzte.
"Gehen Sie, Miss Cat. Gehen Sie einfach - bringen Sie sich in Sicherheit. "
"Ich kann Sie nicht einfach hier zurücklassen!", widersprach die hübsche Frau - was auch immer sie war - "Sie müssen gerettet werden!"
Daniels Kopf ruckte hoch: "Nein! Verstehen Sie es nicht? ICH WILL NICHT MEHR!"
Die letzten Worte schrie der Anthropologe und bemerkte, zusammenzuckend, wie sie im Korridor wiederhallten. Er holte tief Luft, schüttelte dann den Kopf und wiederholte - wenn auch leiser als vorher - "Ich will nicht mehr."
"Doktor - wollen Sie Ihr Leben einfach so wegwerfen? Sie…"

Daniel hörte schon nicht mehr zu.
Er hatte versagt und das wusste er - schon lange, schon als er dabei zugesehen hatte, wie die kiloschweren Steine im New Yorker Museum auf seine Eltern heruntergeprasselt und sie getötet hatten, schon, als er Sha'res sterbenden Körper in den Armen hielt, der von einem Stabwaffentreffer in der Brust ein veritables Loch aufwies und mit ihm zusammen in der Kammer vor dem Stargate von Abydos lag, damals, als Ras Jaffa sie niedergeschossen hatte.
Er hatte damals versagt, als er nicht in der Lage gewesen war, Sha're und Ska'ara aus der Gewalt von Apophis zu befreien, als er Sam nicht davor bewahren konnte von Kawalski, der einen Symbionten im Kopf hatte, verschleppt zu werden und auch nicht zu verhindern, dass Sam von einem Shawadai entführt wurde.
Er war nicht dazu fähig gewesen, Jack und Teal'C vor einer unfreiwilligen Reise in eine Höhle zu retten oder Sam vor ihrer unangenehmen Erfahrung, von einer Goa'Uld besessen zu werden.
Ich kann sie dir zurückgeben, Daniel. hatte der Goa'Uld damals gesagt - und Daniel wusste damals noch nicht, dass es sich dabei um Jolinar von Mal'shur gehandelt hatte, eine Tok'Ra und damit ein Mitglied späterer Verbündeter.
Und damals hatte er auch nicht das richtige gemacht, was ihm jetzt durch den Kopf schoss, nämlich ein "Gut, du lässt Sam gehen und nimmst dafür mich in Besitz" - nein, er hatte sich auf eine Unterhaltung eingelassen. Wenn er Sam damals hätte befreien können - und zwar dadurch, dass er selbst Wirt für Jolinar gewesen wäre -  hätte er a) ihren ersten Kuss um Jahre vordatieren können, denn die Tok'Ra dringen durch den Mund und nicht durch den Nacken in Menschen ein und b) hätte die unnötige Tötung Jolinars nicht stattgefunden.
Und nicht zu vergessen C): Jolinar hatte gesagt, dass sie Informationen hätte, wo sich Sha're befände - respektive, wie man sie befreien könnte.
Aber nein - soweit dachte er damals nicht und es war genau dieser Mangel an Weitsicht, gepaart mit der Angst, doch nur ein willenloses Werkzeug eines Goa'Uld zu sein, die ihn daran gehindert, die ihn gelähmt hatte.
Das waren nur einige seiner unzähligen Fehltritte, die er sich geleistet hatte.

Und wenn er dann doch einmal alle retten wollte, wurde er entweder schwer verwundet (so geschehen auf Apophis Raumschiff) oder starb gar an Naqquadriah-Verstrahlung. Welchen Nutzen hatte er eigentlich?
"Gehen sie", murmelte er erneut, blickte kurz zu Felicity hoch und schüttelte den Kopf: "Ich geh hier nicht weg."
Die Stimme, die nun an seine Gehörgänge drang, kannte er zwar, aber sie klang unglaublich alt, als sie sagte "Doch, Dannyboy - das wirst du."
Kurz wandte er seine Aufmerksamkeit von Felicity ab, sah in den Flammen die vertraute Gestalt des Starfleetcaptains, der allerdings das Rentenalter schon lange erreicht hatte - "Ich verbringe zuviel Zeit mit Jack", stellte der Wissenschaftler für sich fest - und spürte dann einen Stich in die Schulter.
Er fuhr herum, blickte zu Felicity, die ihn verzeihungsheischend anlächelte und die Spritze wieder zurückzog… und es wurde dunkel um ihn.

tbc


Kapitel 28.5

In Washington D.C. hatte sich Donald Mallard, der von seinen Freunden "Ducky" und von Leroy Jethro Gibbs gern auch einfach mal nur "Duck" genannt wurde, auf einen Stuhl sinken lassen. Die Nachrichten, die er über den Lauf der letzten Stunden bekommen hatte, taten seinem Herzen nicht gut und er zwang sich, trotz der Enge in seiner Brust, ruhig zu atmen.
"Reiß dich zusammen, Donald.", schalt sich der Schotte selbst und warf immer wieder einen Blick auf den Monitor, auf dem das Gemetzel zu sehen war.
Gibbs kämpfte sich durch eine Reihe waffenschwingender Angreifer und fiel zuletzt im Kampf gegen einen Mann, den er als "Daniel Jackson" kennengelernt hatte. Die Gründe der Auseinandersetzung waren ihm schleierhaft, aber das Ergebnis war dafür um so eindeutiger. Leroy Jethro Gibbs war tot - und, so wie das Gerücht im NCIS-Headquarter seine Runden machte, galt das gleiche für sein Team.
Vance hatte zwar Kommunikationssperre verhängt, hatte per Durchsage darauf aufmerksam gemacht, dass noch nichts spruchreif war und das man das, was man gesehen hatte, möglichst großzügigst vergessen sollte, aber dennoch… es gab Sachen, die konnte man nicht vergessen.
Zu sehen, wie einer der besten Freunde erschossen wird, ist so eine Sache. Ducky konnte - nein, Ducky wollte es nicht vergessen. Wenn der Rest des NCIS damit klar kommen konnte, eine groß angelegte Vertuschungsoperation laufen zu haben - fein. Er konnte es nicht.
Er erinnerte sich noch daran, wie er und Gibbs sich das erste Mal begegnet waren, wie er sich mit Abby zum ersten Mal unterhalten hatte, wie er auf Tony getroffen war - wie er Caitlynn "Kate" Todd hatte obduzieren müssen - die ersten Unterhaltungen mit Ziva David, das erste Zusammentreffen mit Tim McGee.
Alle waren sie weit vor ihrer Zeit gestorben und er konnte sich gerade noch davon abhalten, auf den Boden zu sinken und wie Bo Bibbowski im Superman-Comic "Der Tod von Superman". In dieser Story fragte "Bibbo", wie ihn seine Freunde nennen, nach einem Moment der Stille Gott, warum Suoerman sterben musste und "so'n alter Grobian" wie er weiterleben durfte.
Zwar sah sich Ducky nicht als "alten Grobian" an, jedoch fragte er sich schon, wieso er beispielsweise die Begegnung mit Ari überlebt hatte, während dies für Kate nicht galt.
Er seufzte, schüttelte den Kopf - eigentlich war es müßig, solche Überlegungen anzustellen… schließlich gab es nichts, was man am Schicksal ändern konnte.
Also beugte sich Doktor Mallard vor, um seine Arbeit zu beenden.

Als Coroner Jimmy Palmer den Raum betrat, bemerkte er als allererstes, wie schlecht sein Mentor aussah - als wäre alle Lebenslust aus ihm gewichen. Donald "Ducky" Mallard schien gerade nur noch eine Hülle zu sein, ein lebensunlustiger Automat, der seine Arbeit machte, sich aber ansonsten für nichts interessierte.
Palmer hatte diese Reaktion schon einmal bemerkt - gerade vor einigen Minuten erst - als er Abigail "Abby" Sciuto geweckt und dann mitbekommen hatte, wie Leon Vance ihr mitteilte, dass das Team um Gibbs doch nicht gefallen war. Aber bis er ihr das sagen konnte, sah sie wie etwas aus, das sie selbst vermutlich als Zombie bezeichnet hätte.

Die momentane Stimmung und Geisteshaltung seiner beiden Freunde Abby und Ducky - letzteren nannte er trotz allem voller Respekt "Doktor Mallard" - konnte Jimmy durchaus nachvollziehen, denn auch er erachtete einige der angeblich-gefallenen als seine Freunde. Sicher - am Anfang war es nicht leicht gewesen, hatte Palmer doch zumindest das Gefühl, dass er lediglich "der Ersatz" war - der Ersatz für den von Ari verwundeten Gerald Jackson -  und im Nachspiel der furchtbaren Sache mit Kate, die ebenfalls mit Ari zu tun hatte, wurde er -  so hatte er es im Gefühl -  erst als vollwertiger Coroner gesehen.
Aber vielleicht lag es auch nur an dem "netten" Spitznamen, den sich Anthony DiNozzo für ihn ausgedacht hatte. "Autopsiegremlin." Am Anfang hatte er diesen Namen gehasst, aber im Laufe der Zeit war ihm aufgefallen, dass DiNozzo dennoch mit ihm gerne mal bei einem Bier saß.
"Das ist meine Art", hatte der Halbitaliener einmal im Vollrausch gelallt, "Ich… ich nenne auch Tim 'Bambino' - und dabei ist der eigentlich kein übler Kerl. Genau so wenig wie du."

Gut - Tony hatte dieses spezielle, durch Alkoholzufuhr induzierte, Geständnis wieder vergessen, aber… er - Jimmy - nicht.
Und über den Lauf der Jahre hatte er gemerkt, dass die Leute ihn mochten.

Schneller Vorlauf: Als Jimmy erfahren hatte, dass das Team um Gibbs aller Wahrscheinlichkeit nach gefallen war, merkte er, wie für ihn eine Welt zusammenbrach und wie er derjenige war, der diese schwierige Kunde an Ducky überbringen musste. Auch kein Job, den man jemandem neidet.
Und als er in den blauen Augen seines Vorgesetzten und Freundes sah, wie sein Herz brach, war ihm bewusst, dass er diese Aufgabe nie wieder übernehmen wollte - und dennoch wusste er, dass er vermutlich irgendwann nicht drumherumkommen könnte. Irgendwann würde er wieder das Herz in den Augen einer Person brechen sehen und es würde ihn wieder an diesen Tag erinnern.

Doch - als sich dann herausstellte, was wirklich passiert war… da wollte er derjenige sein, der seinem Freund und Vorgesetzten diese Meldung überbrachte. Er eilte herunter, kam in der Autopsie an und lächelte.
"Doktor Mallard - gute Neuigkeiten."

TBC


CaptainCalvinCat

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Kapitel 29

Kapitel 29.1  -  back to reality  - 


Die gefühlte nächste Stunde verbrachten sie alle in der Krankenstation des gesunkenen Raumschiffes - auch ein Satz, den man so nicht allzu häufig hören würde und noch weniger sagen. Nie hätten sie daran gedacht, je alle zusammen darauf zu warten, dass der Mann, der da wie hingestreckt auf dem Biobett der Krankenstation lag, wieder zu sich käme, kurz benommen aufstöhnen würde und langsam, aber sicher die braunen Augen öffnen würde, die die Illusion zerstörten, dass dort der Schauspieler Jensen Ackles liege.
Dies war eine Eigenschaft, die sich Cal mit seiner XO teilte - auch hier wäre man eigentlich davon ausgegangen, dass Kirsten Dunst sich in ihrer Rolle als Mary Jane Watson nur eine Starfleetuniform - oder in diesem Fall ein rotes Top, das eine bessere Entschuldigung für einen BH darstellte und sie wie eine Bauchtänzerin aussehen ließ - übergeworfen hätte, solange die junge Frau schlief. War sie wach und man konnte in ihre Augen blicken, so erkannte man die Diskrepanz zwischen Schauspielerin und der Frau vor einem, denn Agatha Silverbirds Augen waren von einem nahezu hypnotischen Grün, während Kirsten Dunst blaue Augen hatte. Ein weiterer Unterschied - Miss Dunst hatte sich für die Rolle der Mary Jane die Haare färben lassen, Agathas Flammenköpfchen war Naturrot.

Ob es nun Jensen Ackles vom Set von Supernatural - der auch keine Uniform, sondern eine Weste mit Pluderhose trug - und Kirsten Dunst vom Set von Spider-Man 1 waren, die dort ruhten, oder Calvin Nathan Cat und Agatha Silverbird… das machte momentan keinen Unterschied, denn man wartete. Ziva David und Tony DiNozzo allen voran. Sie warteten darauf, dass beide Offiziere zu sich kamen und normal reagierten. Man hatte beide in je einer Stasisröhre gefunden und versucht aufzuwecken, was bei Cal dazu geführt hatte, dass er beinahe das Meer in die Luft gejagt hatte und bei Agatha dazu, dass sie sich in eine wilde Kampffurie verwandelte, gegen die selbst die eigentlich in Selbstverteidigungstechniken bewanderte Sydney Fox keine große Chance hatte und Tony DiNozzo auch nur deshalb einem ebenso langen Nickerchen entging, weil Ziva Agatha mit einem Phaserschuss in den Rücken betäubt hatte.

Nun wartete man darauf, dass beide zu sich kamen - Agatha lag inzwischen gefesselt auf einem Biobett -  und nach ein paar Minuten konnte man hören, wie sich das Atmen Cals veränderte, zu einem leisen, gehauchten "Ohhh" changierte, was die anwesende, bei bewusstsein-befindliche Weiblichkeit mit Anhang Tony dazu veranlasste, sich ihm zuzuwenden.
Langsam - unendlich langsam - glitten die Augenlider hoch, die immer noch mindestens 10 Kilo zu schwer schienen und er schaute aus braunen Augen verschlafen und verwirrt in das weite Rund.
"mhhhh", machte er - auch die Lippen schienen für ihn äußerst schwer zu bedienen zu sein - "b'n'ch't't?"
Ziva blickte ihn an, legte den Kopf schief und dann eine Hand die Stelle seines Halses, an der sie einen Puls vermutete. Dieser war dabei, immer kräftiger zu werden. Die hübsche Israeli nickte zufrieden, lächelte dem schläfrigen Offizier zu und richtete sich dann wieder zu ihrer vollständigen Größe auf.
Cal räusperte sich und versuchte, die Frage noch einmal zu stellen: "bin… ich… tot? Und im Himmel?"
Die Israeli runzelte verblüfft die Stirn und wollte gerade Luft holen, zu fragen, als ihr Lara zuvorkam: "Wieso fragst Du, Cal?"
Wobei - wenn sie mit sich selbst ehrlich war, konnte sie sich die Antwort auf diese Frage schon denken, denn…
"Ich liege auf einem Bett und bin von wunderschönen Frauen umgeben.", lächelte er, ehe er sich Tony gewahr wurde: "Okay, auf dich treffen beide Attribute nich zu, DiNozzo."
Seufzend rollte der Halbitaliener mit den Augen:" Sehr freundlich, Cal."
Japp, das war typisch Cal. Eigentlich sollte man auch nicht meinen, dass man fast schon sicher sein konnte, wie eine Person reagieren würde, die man selbst erst vor knapp einer Woche kennengelernt hatte - aber bei Cal, Agatha und ihren Freunden von der DRAGONFLY kam ihr das alles sehr einfach vor.

Nun war es an Cal, mit den Augen zu rollen, wobei dies etwas war, das er besser gelassen hätte, nach den Unmutsbekundungen zu urteilen, die er anschließend von sich gab.
"Auuuuu - meine BIRNE!", murmelte er und Lara bemerkte, wie er erst ihr genau in die Augen blickte, eine Frage anfing" Ich nehme nicht an, dass du eine Asperin…", dann abbrach und sein Blick an ihrem Körper herabglitt, bis zu ihrem Bauch und dann seitwärts ging, dorthin, wo das weitere Biobett situiert war - mit der festgeschnallten XO.
"Gathy?"
Der Captain lächelte ins Rund: "Ihr habt meine XO auch wieder aus der Stasis holen kö…"
Dann erst schien er zu bemerken, dass seine Freundin festgeschnallt war und von einer Sekunde auf die Andere veränderten sich seine Gesichtszüge. Vorher wirkte er verschlafen, verblüfft, aber froh sie zu sehen, dann - als er Agatha sah - konnte Lara das Gefühl der Verliebtheit in seinen Augen förmlich spüren und dann, als er bemerkte, dass man seine XO festgeschnallt hatte, veränderte sich die Verliebtheit in Verärgerung.
"Hat es einen Grund, dass meine XO angeschnallt wurde?"
Lara ging vor ihm in die Knie, deutete auf ihr linkes Auge: "Das ist der Grund."
Der Captain runzelte die Stirn, betrachtete sie und schüttelte dann den Kopf.
"Nein", sagte er mit der Bestimmtheit des großen Offiziers, der er eigentlich inzwischen sein sollte und dennoch nicht ganz war, "Nein, meine Freundin würde so etwas nie tun."
Dann runzelte er die Stirn und blickte Lara an: "Es sei denn… du hättest ihr einen Grund gegeben."
"Nein", kam Schützenhilfe von Sydney, die ebenfalls neben Cal trat und ihn ansah: "Sie ist aufgestanden und hat als aller erstes versucht, Lara anzugreifen."
Der Captain setzte sich auf, blickte nachdenklich zu der festgeschnallten Frau herüber und runzelte die Stirn: "Hat sie dabei irgendwas gesagt?"
"Nur eine Reihe von Zahlen."

"Trigger!", schoss es plötzlich durch Zivas Gehirn und sie wandte sich ebenfalls zuerst dem Captain zu, ehe sie auf die bewusstlose Offizierin zutrat, "Es war eine Reihe von Zahlen und ich bin sicher, diese Zahlen hat sie nicht umsonst gesagt."
"Sie könnte auch einfach nur verwirrt sein.", warf nun Tony ein und Ziva schüttelte den Kopf: "Nein - schau, Cal war nicht verwirrt, als wir ihn aus der Stasis geweckt haben."
"Abgesehen davon, dass er beinahe das Meer verdampft hätte."
Ziva grinste: "Das ist richtig, Lara, aber… wir kennen doch Cal. Das passt zu ihm."
Dann wandte sie sich dem Captain zu: "Komm mal hier rüber, ich möchte ein Experiment veranstalten."
"Ein wat?", fragte der Kommandant der DRAGONFLY, zuckte dann aber gottergeben mit den Schultern, erhob sich und trat, taumelnden Schrittes, auf Ziva zu. Diese nahm ihn bei der Hand, führte ihn zu der bewusstlosen Form Agatha Silverbirds und öffnete die Fesseln, die die XO ans Bett banden.
Cal hob die Augenbrauen: "Du lässt sie dann jetzt gleich einfach gehen?"
"Na so einfach geht es dann nun doch nicht.", lächelte Ziva, "Ich bediene mich einfach mal in deiner Ideenkiste. Leg dich neben sie."
Die Augenbraue des Captains wanderte in die obere Stratosphäre, während er das intelligenteste aller Frageworte bemühte: "hä?"
"Leg dich zu ihr.", wiederholte die hübsche Frau aus Israel und lächelte ihm sanft zu: "Keine Sorge, euch wird, wenn ich recht habe, nichts passieren."
"Tolle Idee, Ziva.", erklang Laras Stimme, die ehrliche Begeisterung zeigte, "So müsste es klappen."
Des Captains Augenbraue war inzwischen in der Ionosphäre angekommen und pausierte dort: "Das is ja schön, das die Damen hier wieder den kompletten Überblick haben, ich fühl mich aber dennoch nicht klüger."
"Nicht nur du", murrte es aus einer Ecke, "nicht nur du."
Cal schaute zu der Quelle des Murrens und lächelte zu Tony herüber: "Na, wenigstens steh ich nich alleine da."
Nun war es an Syndey, auf den Captain zuzutreten und ihm in die Augen zu schauen: "Du vertraust uns doch, oder?"
"Ist das ne Fangfrage?", erwiderte Cal und lächelte dann: "Sicher vertrau ich euch."
Ziva griff nach seiner Hand, zog ihn weiter in Richtung Biobett und mit einem Seufzen und einem Schulterzucken ergab sich der Kommandant in sein Schicksal.
Was war das gut, dass Gina seinerzeit Doppelbiobetten entwickelt hatte - sie kannte schließlich ihren Captain gut genug, um zu wissen, dass dieser nicht einfach so in sein Quartier gehen würde, wenn seine XO verletzt wurde.
Er ließ sich auf dem Bett nieder, kuschelte sich an seine XO und…
Ziva schnallte beide fest.
"Erm", machte Cal und schaute etwas sehr unintelligent in die braunen Augen der Frau, die da gerade die Fesseln strammzog.
Sie lächelte ihm zu: "Tut mir leid, ich kann nicht riskieren, dass Agatha, wenn sie gleich aufwacht, Amok läuft. Sie hätte ja schon beinahe Tony verwundet."
"Und mich HAT sie getroffen.", kam es - nicht ohne eine gewisse Schärfe - von Lara.
Das einfache Schulterzucken des Captains sah Ziva als das, was es war. Ein Eingeständnis, dass es ihm leid tat, was seine XO da gerade verbockt hatte, eine Entschuldigung an Lara und das Zeichen, ihn doch jetzt endlich festzuschnallen, sonst käme man hier nicht weiter.
Also befestigte Ziva den letzten Riemen um Cals Füße und schaute ihn an.
"Und jetzt?"
"Jetzt warten wir, bis deine XO zu sich kommt.", erklärte die Israeli.
"Und wie lange kann das…"
Weiter kam Cal nicht, als er neben sich ein leises, schläfriges Stöhnen hörte. Er drehte sich um und schaute in zwei zornige, nahezu leuchtend-grüne Augen.
TBC


Kapitel 29.2

Was übersah Tim McGee nur?
Er hatte nicht den Hauch eines Schattens einer Ahnung und er verfluchte sich dafür.
Meine Güte - er fand sich problemlos in den unendlich langen Levelschläuchen seines Online-RPGs wieder, das ihm den Spitznamen Elfenkönig eingebracht hatte, und hier, in der Realität, sollte er nicht in der Lage sein, einen einfachen Ausgang zu finden? Das konnte man doch seinem Friseur erzählen.

Waren nicht eigentlich alle Gebäude zumindest insofern gleich, dass es einen Weg aus selbigem geben musste? Nur wie fand man den Ausgang, wenn man keine Ahnung hatte, wo man selbst war?
Erneut schloss McGee die Augen, atmete tief durch - was bei Rauchentwicklung nicht die Beste aller Ideen ist, und ging im Kopf durch, welche Orientierungspunkte es geben könne. Fenster wären schon einmal eine gute Idee…
Aber einfach aufs Geratewohl jede Tür öffnen und hoffen, ein Fenster zu finden? Was, wenn sie in einem Kellergeschoss waren?
Und das wahllose Öffnen von Türen erachtete er sowieso nicht als die Beste der Ideen.
"Ich hab keine Ahnung, Boss", atmete er sein Schuldeingeständnis aus, "Ich habe absolut keine Idee, wo wir uns befinden könnten."

Was McGee nicht wusste: Auch Gibbs hatte keine Ahnung ob ihrer Position, im Gegensatz zu McGee war er aber gewillt, die notwendigen Risiken einzugehen. Also blickte er zu seinem hockenden Computerexperten, ging neben ihm in die Knie und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter: "Regel Nummer 27, McGee."
" Bewahre immer die Haltung!", erwiderte der Sitzende und Gibbs konnte sehen, wie Jessica Hanson ihn verblüfft ansah: "Was war das denn?"

"Regeln, die Gibbs aufgestellt hatte"
Damit wuchtete sich McGee wieder in die Stehende, straffte seine Gestalt und nickte seinem Boss zu: "Du hast Recht, Boss. Wir müssen hier nur einen Weg raus finden. Das kann nicht so schwierig sein."
Und dennoch fragte sich McGee, wie man diesen Weg finden sollte und blickte sich um.
Der Korridor, in dem sie sich befanden, war lang, schmal und voller Rauch, sodass ein umgehender Abzug entweder des Rauches oder des Personals imperativ gewesen wäre - nur entweder wussten die hier arbeitenden Damen und Herren nichts davon, waren aufgrund einer Rauchgasvergiftung inzwischen schon bewusstlos auf ihren Plätzen zusammengesunken oder gar tot, oder aber - und damit musste man auch rechnen - sie waren in einem Teil des Gebäudes, der nicht so häufig frequentiert wurde.
Ferner fand man nach links und rechts eine unzählige Reihe von Türen, von denen eine wieder in den Raum führte, in den Felicity Cat ihn gelockt und festgesetzt hatte und in dem sich auch Jessicas - zu dem Zeitpunkt noch lebloser - Körper befunden hatte. Wohin die anderen Türen wohl führen mochten? Eine von ihnen - dessen war er sich sicher - war der Ausgang… es sei denn, man stützte sich auf überlegene Technik, die Türen unnötig machte - sprich: man beamte die entsprechenden Personen einfach hinaus.
In dem Fall waren sie wirklich die Gelackmeierten.

"McGee - Optimistisch denken!", ermahnte sich der Computerexperte und überlegte weiter. Welche dieser Türen konnte wohl einen Ausgang beherbergen, wenn es einen gab? Und dann traf ihn die Erkenntnis wie das geseufzte "Männer" von Jessica. Er brauchte sich noch nicht einmal verblüfft umzudrehen, wie es Gibbs gerade tat, er wusste, was sie meinte.
"Wie wäre es denn damit", konnte er ihr freches Grinsen beinahe hören, "wenn man diesen Notausgangsschildern folgen würde?"
Der Computernerd nickte: "Richtig - das wir daran nicht gedacht haben."
"Ich hab daran gedacht, McGee - ich wollte nur wissen, wie lange du brauchst, um darauf zu kommen."
Den Gedanken "Natürlich, Gibbs" konnte sich McGee auch nicht verkneifen - und dann setzte er sich in Bewegung, einfach den Pfeilen zu folgen… bis es plötzlich einige Meter vor ihnen grellorange aufleuchtete.

"Was war das?"
Das Interessante an dieser Frage war, dass drei Menschen sie zum selben Zeitpunkt in genau dem selben Duktus stellen konnten - ein Teil panisch, ein Teil überrascht und zu vier Teilen kampfbereit.
Kurz blieben sie stehen, warteten, ob und wenn warum nochmal ein Blitz erfolgen würde - aber… nichts dergleichen.

Und dann setzten sie sich in Bewegung - langsam, vorsichtig - vorbei an weiteren Notausgangsschildern, vorbei an Türen, die in leere Räume führten, vorbei an Korridoreinmündungen, die McGee auf irgendeine nahezu unheimliche Art und Weise bekannt vorkamen, vorbei an Kopierern, die wohl so ziemlich das Gängiste aller Klischees darstellten - immer weiter auf den Notausgang zustrebend.
Sie waren nicht mehr weit entfernt.
10 Meter noch - das sollte doch zu schaffen sein.
9 Meter
8
7
6
Jetzt noch fünf Meter  - wie lange fünf Meter sein konnten, wenn sie wollten, verblüffte den Computerexperten immer wieder - aber es war so ja auch mit den Minuten. Ein Fünf-Minuten-Ei kocht eine gefühlte Stunde, während die fünf Minuten, die man beim Schlafen gern nochmal den Eltern abverlangt hatte, gerade dafür reichten, die Augen zu schließen, einmal durchzuatmen und gerade in die Dunkelheit von Morpheus' Armen zu sinken - dann waren die fünf Minuten auch schon wieder vorbei und man musste doch aufstehen. Aber so ist halt die berühmte Relativität der Dinge erkannt worden: Wenn man auf etwas wartet, vergeht die Zeit im Schneckentempo, hat man gerade Spaß erscheinen einem 5 Stunden wie 5 Minuten.
Und kaum, dass McGee diese Erkenntnis getroffen hatte, hörte er auch schon einen heiseren Aufknall, einen Schrei, der erschreckend nach dem Jessicas klang und den Fall eines Körpers.
Merkwürdigerweise jedoch wurde es um ihn dunkel.
War da gerade eine Lampe ausgefallen?

Wenn dem so war - wieso fror er plötzlich?
Und dann kam die Erkenntnis.
Jessica hatte zwar geschrien, aber nicht, weil sie getroffen worden wäre, sondern weil er die Kugel in seinem Körper hatte. Deshalb war ihm auch kein Schrei entfleucht, weil er in diesem Moment keine Luft hatte, genau dies zu tun.
Dann "ging das Licht wieder an" - sprich, er stemmte seine Augenlider hoch und stellte fest, dass er am Boden lag - inzwischen gegen eine Wand gelehnt, Jessica hinter ihm, ihn festhaltend und ihm beruhigend über die Kurzhaarfrisur fahrend.
"Hey, nicht einschlafen, ja?", hörte er die ermahnenden Worte Jessicas - dann ging neben ihm eine Pistole los und er erkannte, dass Gibbs auf den Gegner gefeuert hatte.
"NCIS!", bellte der Senior Special Agent, "legen sie die Waffe auf den Boden und treten sie sie zu mir herüber."
Dann wurde es dunkel um McGee.

  TBC




Kapitel 29.3 

Vance blickte nochmal auf den bewusstlosen Körper Robert Makepeaces herab, bevor er den Intar hob, in durchlud und dann zu Abigail Sciuto blickte. Konnte er es wagen, sie mitzunehmen? Das Problem, das sich hier stellte, war natürlich folgendes: Abby war - egal wo sie sich befand - in Gefahr. Im Gebäude konnte wer weiß was auf sie lauern, in "Freier Wildbahn" war sie ebenfalls in einer Situation, in der sie bedroht werden könnte - eventuell von einem Robert Makepeace, der sich von allen möglichen Momenten, das Bewusstsein wieder zu erlangen, genau diesen hätte aussuchen können.
Also: Was war es?
Doch Director Leon Vance sollte gar nicht dazu kommen, diese Frage für sich selbst zu klären, denn genau in diesem Moment war Abby schon an ihm vorbeigerauscht - genau auf das brennende Gebäude zu.
Okay - dann halt so.

Die Flammen schlugen schon in der Eingangstüre so hoch, dass Abby kurz einen Schritt zurücktrat und überlegte. Sie hatte doch irgendwo einmal etwas gelesen - da war auch eine junge Frau in ein brennendes Gebäude gerannt, um jemanden zu retten. Wie hatte sie sich vor Brandwunden und Rauchvergiftung geschützt? Zunächst hatte sie sich einen Helm aufgesetzt um…
Nein, das funktionierte so nicht. Eigentlich müsste sie warten, bis das nötige Equipment vorhanden war - sprich: Sauerstoffmasken, Helmen, et cetera.
Aber wo fand man so etwas auf einem…
Abby drehte sich um, warf einen Blick auf das sie umgebende Gebäudeensemble und nickte. Dort hinten - das war doch ein Geräteschuppen. Ob man dort auch Sauerstoffflaschen lagerte, wenn man tauchen wollte?
Sie fühlte, wie sie von Vance angeblickt wurde, deutete auf den Schuppen und rannte los. Es galt schließlich, keine Zeit zu vergeuden, immerhin konnte - wer immer in diesem Gebäude war - ihnen sicherlich helfen… und ausserdem, wenn Vance recht hatte und Gibbs, McGee, Tony und Ziva nicht tot waren, wurden sie sicherlich irgendwo gefangengehalten. In diesem Gebäude, vielleicht?
Die Forensikerin hatte die Tür zum Schuppen erreicht, öffnete sie und trat ein. Tatsächlich - wie von der "Plot Convenience Fairy" bestellt, fanden sich dort zwei Sauerstoffflaschen, die beide so prall gefüllt waren, dass der ein oder andere Internet-Reviewer dies, würde diese Szene im Fernsehen laufen, mit "Das darf doch wohl nicht wahrsein, wo ist denn der Realismus hin, das ist doch DÄMLICH" kommentieren würde.
Wir schreiben hier aber Gott seis getrommelt und gedankt keine Fernseh-Episode, sondern eine Fanfiction und da darf der Realismus an und für sich schon mal einen Sitz im hinteren Teil des Fonds des Autos, mit dem der Autor gerade unterwegs ist, für sich verbuchen.
Von der Plot Convenience Fairy mit zwei Sauerstoffflaschen und Atemmasken ausgestattet, auf denen selbige Fee auch noch einen Stempel mit dem Satz "Because the Plot said so" hinterlassen hatte, verließ Abby den Schuppen, reichte Vance eine Maske und eine Flasche und dann machte man sich daran, das brennende Gebäude zu betreten.

Und wie auch schon im vorherigen Kapitel stellt sich natürlich die Frage der Orientierung, besonders, wenn das Gebäude gerade den Fackelmann gibt.
Nun hatten Vance und Abby natürlich das größere Problem - während Gibbs, McGee und Seven of Nine - erm... Jessica Hansen - nur einen Weg nach draußen suchten, suchten Abby und Vance nach vier Personen in einem brennenden Gebäude - also nach einer verdammt kleinen Nadel in einem riesigen Heuhaufen.
Stellt sich natürlich die Frage, ob Direktor und Chef- sowie eigentlich einzige Forensikerin der Serie die vier Personen finden würden, oder ob sie auf der Suche nach ihnen dann doch ebenfalls den Tod fänden, weil ihnen mitten in der Durchsuchung des dritten Stockwerkes der Sauerstoff ausging.

Ohne meinen Lesern von Beginn an jegliche Stimmung nehmen zu wollen, aber… natürlich fand man sich und natürlich überlebten die Beteiligten diese Situation.  Aber eines nach dem anderen.

Erinnern Sie sich an die Magnum-Episode "Der vierte Juli"? Das ist die Folge, die Tony DiNozzo in der NCIS-Episode "In der Falle" ("Frame up") als sein Alibi nennt. Worum geht es dort? Magnum paddelt mit seinem Kanu über das Wasser, wird von einem Boot angefahren, fällt aus dem Kanu und eine große Welle trennt den Privatdetketiv von seinem Gefährt. Die Kamera schwenkt dann nach oben und wir sehen, dass Magnum in die eine Richtung schwimmt, das Kanu in eine andere Richtung getrieben wird. 
Diese Situation funktioniert nicht nur mit Kanus und Menschen, die auf ihnen unterwegs sein wollen, sondern auch mit Menschen.
Fünf Stockwerke zu durchsuchen ist, besonders wenn das Gebäude brennt, eine komplizierte Angelegenheit. Selbst wenn die Kabache nicht bis Oberkante Regenrinne in Flammen steht, dürfte eine Suche nach einer bestimmten Person, von der wir, als Leser des vorherigen Kapitels wissen, dass sie sich ebenfalls frei bewegen können, eine Sache, die jeder schon einmal einigermaßen nachempfinden kann, der Zeuge war, wie ein kleines Kind durch den Supermarkt rennt, weil es von seinen Eltern getrennt wurde und die Eltern das Kind ebenfalls suchen.
Zwei Elemente bewegen sich in einem Gebäude, vollkommen unkoordiniert zueinander und wenn sie Glück haben, treffen sie aufeinander - wenn nicht, muss halt das Kind zur Auskunft gehen und die Eltern ausrufen lassen.

Problematischer wurde es hier - es gab keine Auskunft, keine Möglichkeit, wie Abby und Vance zu Gibbs und Ko. Kontakt hätten aufnehmen können - kurzum: Die Situation war alles andere als heimelig - zumal, und das dürfen wir nicht unterschätzen, dieses Gebäude immer noch brannte.

Zwar war Abby durch die Atemmaske vor einer Rauchvergiftung geschützt, aber es wurde immer wärmer und wärmer, immer heißer und heißer und alles in allem schwand die Hoffnung der Forensikerin für einen Sekundenbruchteil, als sie an einer noch nicht ganz brennenden Messingtafel sah, wieviele Stockwerke dieses Gebäude eigentlich hatte. Schnell rechnete sie nach, wie lange man für eine komplette Suchaktion brauchen würde und kam zu dem enorm ernüchternden Ergebnis, dass ihr Tiger, McGee, Gibbs und Ziva vermutlich schon lange, bevor sie gefunden würden, tot wären - wenn sie nicht durch unglaubliches Glück gleich in der ersten Etage war, die sie durchsuchen würden.
Nächste Frage: Welche Etage sollte man sich als erstes vornehmen?
Kurz blickten nachdenkliche braune Director-Leon-Vance-Augen in nicht minder nachdenkliche grüne Forensikerin-Abigail-Abby-Sciuto-Augen und nach einigen Sekunden war man sich sicher. Am Intelligentesten war es, das Gebäude systematisch zu durchkämmen - angefangen im Kellergeschoss.

Die Waffe nach vorne gehalten - so, dass er im Zweifelsfall Angreifer von den Beinen holen konnte - machte sich Leon Vance an die Spitze dieses Zwei-Mann-Trupps… naja, eines Ein-Mann-Eine-Frau-Trupps, aber wir leben im Zeitalter der Gleichberechtigung (sagt man zumindest, ich habe da, wenn ich mir den "International Womens Day" anschaue meine argen Bedenken, denn hätten wir Gleichberechtigung bräuchten wir diesen Tag nicht um Festzustellen "Hey, auch Frauen sind Menschen", dann wüssten wir diese Offensichtlichkeit auch von selbst) und dan ging es los.
Der Direktor des NCIS wandte sich nach links, vorbei an der wie menschenleer erscheinenden Lobby.  Er erinnerte sich daran, dass er in Vorbereitung auf diese Zeitperiode das "Vergnügen" hatte, sich sämtliche Internetreviewer durch die Bank weg anzuschauen, angefangen beim "Angry Video Game Nerd" über "SFDebris" bis hin zu dem wohl schlechtesten Vertreter der Zunft, dem "Movie Defender", der es sich tatsächlich zur Aufgabe gemacht hatte, den ganzen "Dieser Film ist sowas von Schrott"-Reviewern etwas entgegenzusetzen und versuchte, die Filme, die von den Anderen als Mies angesehen worden waren zu "verteidigen".
Einer dieser Reviewer war ein Typ namens "Spoony" gewesen, der ein so genanntes "Let's play" machte - Thema: SWAT 4.
Wieso dachte er jetzt daran? ganz einfach - die Situation war aufgrund der Flammen und des Rauches unübersichtlich und von überall her konnte ein potentieller Gegner kommen.  Gerade in diesem Moment wurde er sich der Faktenlage schmerzhaft bewusst - er war hier unterbesetzt, hatte als Hilfe "nur" Abby Sciuto, von der er nicht wusste wie und ob sie überhaupt Waffen verwendete.
Einen Taser - sicherlich. Aber eine Pistole?

Vance schlich weiter, jeder Zentimeter seines Körpers, jeder Muskel, war bis zum zerreißen gespannt. Über das Brüllen der Flammen hätte er sowieso nicht viel hören können, wenn er nicht mit einem Helm unterwegs gewesen wäre. Dieser dämpfte das Flammengeräusch zwar um etliches, aber das Geräusch des eigenen Atmens war in diesem Ding unerträglich laut und störend - schließlich war es ihm so nicht möglich, eventuelle Hilfeschreie zu vernehmen.
Nach einigen Metern hatten sie das Ende des Gebäudes erreicht und damit die einzigen beiden Türen, die das Erdgeschoss zu verzeichnen hatte.
Ein Treppenhaus und einen Fahrstuhl.
Vance brauchte gar nicht lange zu überlegen - er wandte sich zum Treppenhaus, deutete Abby an, den Knopf an dem Panel zu drücken, das die Fahrstuhltür öffnen würde. Zwei Personen stellten schließlich zwei Chancen dar. In dem Moment in dem das Ding der Fahrstuhlklingel erklang - Teufel auch, das klang ziemlich nach den Aufzugklingel, die im NCIS-Hauptquartier installiert war… respektive in dem, was bald nicht mehr das Hauptquartier sein würde… - hatte Vance seine Hand auf die Türklinke der Treppenhaustür gelegt und sie aufgerissen.
"Leer!", meldete der Director und warf einen Blick zu Abby herüber, als sie "Ebenfalls Leer" sagte.
Vance schluckte. Nicht der Aufzug war leer, hinter der Tür war nichts. Die komplette Kabine fehlte und als er vorsichtig einen Blick in den Fahrstuhlschacht warf, stellte er fest, dass die Kabine im Kellergeschoss ruhte und sich in ein spektakulär-brennendes Wrack verwandelt hatte.
Abby und Leon - irgendwie klingt das nach einer Rockband - warfen einander einen Blick zu und machten sich auf den Weg den Keller durch das Treppenhaus zu erreichen.

Die Treppenhaustür zum Kellergeschoss ließ sich relativ leicht öffnen, die Probleme entstanden durch die hier deutlich höhere Rauchentwicklung und die entsprechende Sicherverschlechterung.
Abby war verdammt froh, dass sie einen Helm trug und durch eine Maske mit Sauerstoff versorgt wurde. Und wieder stellte sich die Frage, in welche Richtung man gehen wollte - der Korridor, in den sie eingetreten waren, schien jeweils links und rechts in einen weiteren Gang zu führen. Der NCIS-Director gab ihr einige Winke - die sie sofort verstand - und wandte sich nach links, sie würde also den rechten Gang übernehmen.
Mit erhobener Waffe - von der sie Vance, während sie im Treppenhaus nach unten unterwegs gewesen waren, informiert hatte, dass es sich dabei um eine Intar handelte - schlich sie vorwärts und kam sich ein wenig albern vor. Zwar hatte sie sich für ihre Anwesenheit in Dubai nicht in ihr volles Goth-Outfit geworfen, dennoch trug sie ein schwarzes Tank-Top, das in Höhe des Bauchnabels einen kleinen, lächelnden Totenkopf zeigte und in das sie sich vor knapp zwei Tagen unsterblich verliebt hatte, als sie in Düsseldorf einkaufen gegangen waren und sie Agatha und Ziva durch "Gerdas Goth-Grotte" geschleift hatte.
Auch die Hosen und die Plateauschuhe die sie trug entstammten dem Fundus der Goth-Grotte und damals war sie sehr froh gewesen, diese Sachen gefunden zu haben. Aber jetzt? In Kombination mit diesem Intar kam ihr das Outfit ein wenig… naja… merkwürdig vor.
Und…
Dann blitzte es in einem beunruhigenden Orange.
Nicht wissend, was das gerade war, warf sich die Laborgoth zu Boden, hörte wie hinter ihr Schritte in Richtung des Treppenhauses eilten und fühlte zum ersten Mal ein Gefühl von Angst.
Sie konnte die Blicke der Personen, die dort gingen, förmlich auf sich spüren, die wie Laserstrahlen in ihren Rücken eindrangen und eigentlich war sie gewillt, der inneren Stimme zuzuhören, die ihr da riet, sich schnell auf den Rücken zu rollen und wer auch immer dort hinter ihr stand, den nächsten Intar schmecken zu lassen, aber… was war, wenn es nur Vance war, der aus irgendeinem Grund wieder viel zu cool war, um sich zu äußern? Und was, wenn es etwas ganz Anderes war?
Wir ihr H'l'k von M'l'm'c?
Und dann hörte sie unverständliche Stimmen. Vielleicht lag es am Rauch, vielleicht lag es am Helm, aber sie konnte wirklich nicht verstehen, was diese Stimmen da von sich gaben und…
dann hatte sich eine weibliche Hand um die Intar geschlungen, sie ihr abgenommen und hinter der nächsten Ecke, die in den Gang führte, den Abby noch durchsuchen wollte, Position bezogen.
Gerade wollte Abby Luft holen, um etwas zu sagen, als sie einen harten Schlag auf den Helm spürt und ihrem Körper erlaubte, komplett zu erschlaffen. Sie schloss die Augen, als sie merkte, wie sie jemand umdrehte, hörte eine Stimme, die ihr irgendwie bekannt vorkam ein "Oh … damn it, Abby, warum musstest du da rumkriechen?" murmeln und beschloss, erschlafft liegen zu bleiben, als sie den Schuss des Intars hörte, der aus dem angrenzenden Gang beantwortet wurde - inklusive eines Rufs, der ihr Herz schneller schlagen ließ: "NCIS!"
Dann hörte sie Schritte, die an ihr vorbei eilten, hörte, eine Person auf dem Absatz umdrehte und konnte förmlich spüren, wie dieser Intar auf sie gerichtet wurde.
"Nein", schnarrte der Inhaber der Stimme, die ihr so bekannt vorkam, "Lass sie."
"Aber…"
"Ich habe Nein gesagt."
Und damit schloss sich die Tür.
Sie blieb noch einige Sekunden still und starr liegen, öffnete dann die Augen und rief, so laut es ging: "ICH BINS, GIBBS! FEUER EINSTELLEN!"
Erleichternd aufatmend wandte sie sich in die Richtung, in die Leon Vance verschwunden war, holte Luft um ihm zuzurufen, dass man Gibbs gefunden hatte und dass nun endlich alles wieder gut werden würde… als der Ruf in ihrem Hals stecken blieb. Leon Vance lag nur wenige Meter von ihr entfernt, die Augen geschlossen, die Gestalt entspannt.
TBC


Kapitel 29.4 

Daniels Kopf schmerzte, als er wieder zu sich kam.
Wobei - was heißt hier "zu sich kam" - er kam nicht wieder zu sich, es war keine langsame, mehr oder weniger ruhige Übergangsphase von einem tiefen, traumlosen Schlaf über einen Zustand der völligen Klarheit bis es in einer Phase des "Ich bin Wach" gipfelte… es war einfach, als hätte man das Licht angemacht. Erst war's dunkel, nun isses hell.
Vielleicht lag es daran, dass der Kopf schmerzte.
Er erinnerte sich daran, dass Felicity Cat ihm eine Spritze verabreicht hatte und … würde sich sicherlich noch an mehr erinnern, wenn der Wagen, in dem er zu sich gekommen war, nicht über eine erbärmliche Schotterpiste ruckeln würde.
"Hey!", machte er protestierend und lenkte somit die Aufmerksamkeit der Beifahrerin - eben jener Felicity Cat - auf sich: "Würde es euch was ausmachen, ein bisschen langsamer zu fahren?"
Seine schöne Entführerin sah ihn an, lächelte - ungewöhnlich sanft, für eine Entführerin, wie er fand - und zuckte mit den Schultern: "Es tut mir leid, Doktor Jackson - das Timing ist … wie soll ich sagen… nicht das Beste. Sehen Sie - wir müssen Sie mitnehmen, es … es geht nicht anders."
"Sie?", hob Daniel die Augenbraue, "Ich meine, Sie wie im Sinne einer Anrede oder "sie" im Sinne von "Mehrere"?
Er seufzte. Sicherlich war diese semantische Frage lediglich in Deutschland eine Frage, der man auf den Grund gehen musste, andererseits wurde diese Story von einem Deutschen geschrieben, in Deutschland, daher müsste man sich diese Frage schon stellen.
Schließlich könnte es ja auch bedeuten, dass Felicity und Cal Senior nicht nur ihn mitgenommen hatte, sondern auch die Anderen.
"Sie, Doktor Jackson. Sie persönlich.", klarifizierte die Entführerin und Daniel seufzte.
Dann wandte er seinen Blick zum Fenster, hinter dem die Landschaft - Wüste, seeeeeehr viel Wüste - vorbeizog.
"Sag mal, Felicity, haben wir eigentlich die Schneeketten aufgezogen?", knarzte es von der Fahrerseite her und die hübsche Kidnapperin sah ihren Verwandten verblüfft an: "Bitte?"
"Die Schneeketten, haben wir die?"
"Wieso willst Du das wissen?"
"Na", knarzte Calvin Nathan Cat, den Blick auf die Straße gerichtet, "Hier muss es doch wirklich stark geschneit haben."
'Schneeketten?', schoss es Daniel durch den Kopf und erneut warf er einen zweifelnden Blick auf die vorbeiziehende Landschaft. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl dabei, den Captain fahren zu lassen - er war doch mindestens 90 oder so - und wenn er nun auch noch Anzeichen von altersbedingter Demenz zeigte, wie diese Frage vermuten ließ, dann…
"Wie kommst Du darauf, dass es hier stark geschneit hat?"
"Na, so wie die hier gestreut haben…", kam es mit einem absolut todernsten Tonfall von der Fahrerseite des Fahrzeugs her.
Japp - das war Cal wie er leibte, lebte, fuhr… moment mal - FUHR?
Cal?!
Daniel erinnerte sich an eine der Fahrstunden, die der Captain und er miteinander verbracht hatten und die ihn an den Rand des Nervenzusammenbruchs  getrieben hatte.
Naja, vielleicht lernt auch der Untalentierteste das Fahrzeugführen, wenn er Jahrhunderte Zeit hat. Oder - respektive: Jahrzehnte.
"Wo fahren wir eigentlich hin?", reichte Daniel seinen Wortbeitrag ein und der Starfleetcaptain am Steuer lachte kurz auf: "Wenn ich es dir sage, kommst du dann mit einem 'Sind wir schon da?' alle fünf Minuten?"
"Eher, wenn du es mir nicht sagst.", lächelte der Anthropologe zurück.
Er sah, wie Cal den Blick hob und ihn durch den Innenrückspiegel aus braunen Augen ansah, in denen so viel Leid und Alter zu sehen war: "Das Risiko gehe ich ein."
Und schwieg von Stund an.

Irgendwie verlässt einen das Zeitgefühl, wenn man hinten im Auto sitzt, das Entertainmentprogramm sehr dürftig ausfällt und die Landschaft, abgesehen von einigen kleinen Dörfern oder einmal einer etwas größeren Stadt sehr monoton ist.
Zu dem Zeitpunkt, als sie die nächstgrößere Stadt erreicht hatten, war es Daniel eigentlich egal, was nun passieren würde… wobei: So ganz traf dies nicht zu. Eine gewisse Portion Neugierde hatte dann doch von ihm Besitz ergriffen und er wollte wissen, wo hin die Fahrt gehen würde.
Und dann kroch eine Frage in seinen Kopf.
"Cal?"
Vom Fahrersitz kam erst keine Reaktion, dann ein genervt-geknurrtes: "ja?"
"Was ist… mit dem Rest vom Team?"
Niemand war hinter ihnen unterwegs - und das war gut, denn von einem Moment auf den Anderen blockierten die Räder, wurden Daniel und Felicity nach vorne geworfen und - zumindest Daniel war froh, dass die Rückhaltevorrichtungen genau dies taten. Der Wagen blieb stehen, der Motor wurde ausgeschaltet, Cal schnallte sich ab und öffnete die Fahrertür.
Felicity seufzte, schnallte sich ebenfalls ab, rutschte auf die Fahrerseite und fuhr den Wagen an die Seite. Dann stieg sie aus, bedeutete ihrem Gefangenen, dies ebenfalls zu tun.
Verblüfft folgte der Anthropologe dieser Aufforderung, stieg aus dem Wagen aus und blickte in die Richtung, die Felicity mit einem wissenden, trauigen Funkeln in den Augen, anzeigte.
Tatsächlich - am Straßenrand stand, mit dem Rücken zu ihnen, den Blick auf den Horizont gerichtet, Cal.
Daniel schritt auf ihn zu, merkte währenddem, dass die Temperatur sich geändert hatte und stellte dann auch fest, dass die Sonne im Begriff war, unterzugehen. Sie waren also schon sehr lange unterwegs.
Als der Anthropologe den Captain erreicht hatte, warf ihm dieser einen Blick zu, der ihn erschütterte. Er hatte Cal schon einige Male weinen gesehen, hatte ihn dabei beobachtet, wie der Kommandant mehr als einmal die Fassung verloren hatte - er hatte ihn wütend erlebt, traurig, verliebt, hatte ihn Lachen gesehen - oftmals innerhalb mehrerer Sekunden wechselnd… aber das, was er jetzt in Cals Augen sah, schockierte ihn wirklich.
Es war tiefe, unendliche Traurigkeit - ein derart profundes Wissen, versagt zu haben, dass es jegliche Hoffnung, die in diesen braunen Augen aufkommen wollte, erdrückte, erstickte und die Luft zum Atmen nahm. 
Und als er sprach - da merkte Daniel, dass er und Cal mehr teilten, als nur SG-1.
"Sie", setzte er an, amtete tief durch und deutete auf den Horizont, "Sie sind irgendwo da draußen. Fast alle - fast alle konnte ich retten."
Der Captain blinzelte die Tränen fort, wandte sich an den Anthropologen und lächelte - obwohl weitere Tränen rannen: "Sie… sie werden sicherlich bald gefunden werden. "
Und dann verrutschten seine Gesichtszüge: "Aber… ich konnte nicht alle retten. Eine ist für immer verloren."
Für Daniel war es gar nicht nötig, nachzufragen - als er eine weitere Armee der Tränen sah, wusste er, wen Cal verloren hatte.

Der Anthropologe trat auf den Captain zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter: "Es… es tut mir so unendlich leid."
"Macht sie auch nicht wieder lebendig.", murmelte Cal, schaute ihn an und seufzte. "Unsere einzige Hoffnung ist es, die Crew der DRAGONFLY zu retten - Problem ist nur, ich weiß nicht, wo das Schiff ist. Es is zwar irgendwo da draußen", brach er ab, deutete ins Ungefähre, dorthin, wo der Wissenschaftler das Meer vermutete, "aber… ich hab keine Ahnung, wie ich sie wiedererwecken kann."
"Wiedererwecken?"
Cal seufzte: "Sind wir hier beim Derrick-Dialog auf Wiederholungsbasis? Bin ich … Brock?"
"Bitte?"
"Nicht so wichtig", mischte sich die Stimme Felicitys ein, "Fakt ist, dass wir Ihre Hilfe benötigen, Doktor Jackson."
Daniel wandte sich ihr zu: "Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen helfen könnte, Miss Cat."
"Es findet sich da schon eine Möglichkeit.", lächelte die Entführerin, trat neben ihn und zuckte mit den Schultern: "Es geht einfach um die Familie - und Sie, Doktor Jackson, gehören schon dazu."
Cal nickte -  "Das stimmt" - und blickte wieder gen Horizont.
Dann, gegen die untergehende Sonne anblinzelnd, lächelte er: "Ich hab sie geliebt… also Sam. Ich habe sie wie eine Schwester geliebt - sicherlich, man hat sich mal gezankt, aber… wenn es hart auf hart kommt…"
Er wandte seinen Blick Daniel zu: "Und du… Du bist mein Bruder. "
Damit brach der Captain in sich zusammen.

tbc

Kapitel 29.5
Donald Mallard lächelte, als Jimmy Palmer ihm die neuesten Neuigkeiten mitgeteilt hatte. Sein Team, seine Freunde , lebten noch - zwar waren sie anscheinend in einer misslichen Lage, aber sie waren noch lebendig. Das war mehr, als man von manch anderen Freunden behaupten konnte, von denen Ducky im Laufe der Zeit die Ehre hatte, sie kennen zu lernen.
"Mister Palmer", wandte sich der Gerichtsmediziner an seinen Kollegen, "Ich danke Ihnen sehr für diese Nachricht."
Sprachs, widmete sich wieder der Leiche, die er auf seinem Tisch liegen hatte und in deren Eingeweiden er nun begann, mit Enthusiasmus herumzufuhrwerken. Er beugte sich vor: "Meine Freunde leben noch. Das tut mir leid für dich, ich bin mir sicher, dass Gibbs dich gut ins andere Leben gebracht hätte."
Erneut lächelte er und hob dann seinen Blick: "Mister Palmer, wenn Sie mir bitte hier assistieren würden?"
"Natürlich, Doktor Mallard."
Nun machte sich  Ducky daran den Dickdarm auf Inhalt hin zu untersuchen, um aufzuschreiben, was der teure Verblichene zu letzt verspeist hatte - und lächelte dünnlippig, etwas, das Jimmy Palmer so noch nie gesehen hatte.
"Notieren Sie bitte, Mister Palmer: die letzte Malzeit des Opfers ist ein Haggis gewesen."
"Irgendwie ist das doch eine ziemliche Ironie", lächelte nun auch Jimmy und Ducky nickte: "Ich sehe, sie haben bei meinen Erzählungen über die schottische Küche zugehört."
Der Coroner lachte leise: "Wie könnte ich das erste Mal vergessen, als Sie mir ein Stück Haggis angeboten hatten."
"Und Sie es nahmen, ohne zu wissen, was Sie da gerade essen."
"Da kann man ja im ersten Moment auch nicht drauf kommen. Aber schön, dass Sie es mir nachher erzählt haben."
Für all jene, die sich der seeligen Ungewissheit hingeben können, nicht zu wissen, was nun ein Haggis ist - nach der Lektüre des nächsten Satzes ist dem nicht mehr der Fall.
Unter einem Haggis versteht man Schafsmagen, der mit den Innereien - also Herz, Leber, Nierenfett, Lunge des Schafes, sowie Zwiebeln und Hafermehl - gefüllt ist.
Also im Magen des Toten fand sich ein Magen eines Toten - wenngleich auch nur eines toten Schafes.
Und dann holte Ducky ein Stück Bindfaden aus dem Magen hervor.
"Oh, Sie armer, armer Mensch", sagte er - mit ehrlichem Bedauern in der Stimme - an die Adresse des Verstorbenen gerichtet, "Sie haben einen nicht-fachmännisch zubereiteten Haggis gegessen und sind am Bindfaden erstickt."

Als Donald Mallard sich die Hände wusch und einen Blick in den Spiegel warf, blickte ihm ein Mann entgegen, den er so nicht nochmal geglaubt hätte, zu sehen. Vielleicht lag es daran, dass er nach der Bekanntmachung, dass Gibbs und sein Team gestorben seien, in den Spiegel geblickt und einen Mann gesehen hatte, der um Jahre gealtert schien und ihn jetzt neue Lebensgeister durchströmten, aber - aus dem Spiegel blickte ihm ein jugendlicher Mann entgegen, den Gibbs vermutlich als "Ilya Kuriyakin" bezeichnet hätte oder Tony als "Dr. Daniel Westin".
Und er konnte sich sein Lächeln nicht verkneifen.
Seine Freunde lebten.

TBC


 

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