Kapitel 22 – Crash and burn
Kapitel 22.1 Jasmin blickte zu dem Wesen herüber, das mit katzengleicher Eleganz auf sie zugesprungen war und sie nun mit gelb-leuchtenden Augen anblickte.
„Bereite dich darauf vor, zu sterben.“ , wiederholte es seine Drohung – natürlich nur in Form von Knurr- und Zischlauten, die Jasmin jedoch aus irgendeinem Grund, verstehen konnte.
Sie merkte, wie sie die Luft anhielt.
Das war es.
Das dürfte das letzte Abenteuer Jasmins, der Prinzessin von Agrabah gewesen sein.
Vermutlich würde man ihre Leiche nie finden, sie, ihr Mann Aladdin, die königlichen Hochwohlgeborenen aus Theben und natürlich Prinzessin Agatha River Song-Silverbird, sie alle würden hier im Schatten des Nf’y-Gebirges von der Armee der Katib nieder gemacht werden, man würde sich entweder an ihren Leichen gütlich tun oder sie vergraben und…
Aus ihren Augenwinkeln, vom Eingang der Höhle, die zum Inneren des Nf’y-Gebirges führte, blitzte etwas in beunruhigendem Rot auf und in dem Moment, in dem sie die Erkenntnis getroffen hatte,
was dort aufgeleuchtet war, traf es auch schon das Katzenwesen, lies es getroffen aufjaulen und zu Boden gehen.
Sie wandte sich kurz in die Richtung, aus der dieser Magiestrahl kam, herum und verneigte sich.
„Kriech zur Hölle, Mistvieh.“, hörte die Prinzessin Agrabahs die Stimme des Mannes, der sich hier Prinz Doktor nannte und von dem sie nicht wusste, dass er in Wirklichkeit der Föderationscaptain Calvin Nathan Cat war. Was sie allerdings sah, erstaunte und erschreckte sie.
Prinz Doktor stand im Höhleneingang, ein
Ding erhoben, das so ähnlich aussah, wie die magische Waffe, die Prinzessin Song ihr, Jasmin, gegeben hatte – nur ungleich größer. Das war das, was sie in Erstaunen versetzte.
Der Schrecken überkam sie, als sie ihren Blick über den Körper ihres Retters gleiten ließ und feststellte, dass der flache Bauch des Prinzen verletzt war. Auch bei Prinzessin Song, die – wie sie jetzt bemerkte – ihren Mann stützte, erkannte sie eine Verletzung. Diese befand sich an ihrem Hals, schien aber alles in allem nur ein feiner, hellroter Strich zu sein. Um zu wissen, dass dieser Strich von einer Begegnung mit einer scharfen Klinge herrührte, selbst, wenn sie sehr sanft gewesen war, musste man noch nicht einmal der Hofarzt des Palastes sein.
Und dennoch konnte sich Jasmin ein erleichtertes Ausatmen nicht verkneifen, denn die Verletzung an Rivers Hals hätte auch weitaus ernstere und weitreichendere Konsequenzen und Verwundungen nach sich ziehen können.
Und auch die Wunde am Prinzenbauch schien zwar schmerzhaft, aber nicht sonderlich schlimm zu sein, wenn der Mann die Waffe noch in der Hand halten konnte.
Dann fiel ihr etwas auf.
Die Augen des Prinzen – sie funkelten, allerdings nicht vor Freude, sie alle zu sehen, nicht vor Tränen, nicht vor Schmerzen. Nein. In ihnen flammte unversöhnlicher Hass auf. Prinz Doktor griff nach dem Schaft der großen Waffe, zog an einer Art Griff, die dort angebracht war, schob sie gleich wieder zurück und in diesem Moment hörte die Prinzessin ein leises Summen, das von diesem Ding in Doktors Hand ausging. Sie musste mit der Konstruktionsweise einer solchen Waffe nicht vertraut sein, um zu wissen, was er getan hatte. Er hatte nachgeladen, legte dann auf die Katib an und spieh aus seiner Waffe Magie auf die Wesen.
„Jetzt hab ich den Kaffee auf!“, brüllte er und …
Hörte auf zu feuern.
Den Grund begriff die Prinzessin erst, als sie ihn sah, als sie sich in die Blickrichtung drehte, die Prinz Doktor anstarrte. Und ihr fiel beinahe die nutzlose Waffe in ihren Händen zu Boden.
Aladdin – ihr Mann – hob die Hände in einer sich-ergebenden Geste, warf sein goldenes Schwert in den Sand und trat auf die Wesen zu.
Sie brauchte keine fünf Sekunden, um nachzudenken, was sie als nächstes tat. Kurz betrachtete sie den Gegenstand in ihrer Hand, warf ihn dann über den Rücken zu Prinz Doktor und Prinzessin Song – „AU, verdammt, meine Birne, pass doch auf!“, hörte sie den Prinzen zetern und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen – und trat dann zu Aladdin, die Hände ebenfalls erhoben und so behutsam wie möglich.
Feuer brannte in seiner Seite, was er aber jetzt erst bemerkte. Er war kurz in die Beine geknickt, als das Adrenallin ihn verlassen hatte – das Adrenallin war alledings nötig gewesen, um Agatha vor diesem Mistkerl Mechanikles zu retten und hatte ihn somit auch davor bewahrt, die Schmerzen zu fühlen, als der Dolch des Griechen mit seiner Bauchdecke Kontakt aufgenommen hatte. Doch dann war das alles vorbei gewesen und er war in sich zusammengesackt. Kurzzeitig hatte sämtene Schwärze seine Gedanken verfinstert, dann hatte er den Kuss gespürt, den Agatha ihm auf die Lippen gepresst hatte und dann – tja… dann, back to business.
Was war er froh, dass er den Code für den Waffenschrank noch auswendig kannte und sich somit eines Phasergewehres versichern konnte.
Ein Phaserkompressionsgewehr, um genau zu sein – so eines, wie es auch das Hazard-Team gerne einzusetzen beliebte. Und während er sich noch gefragt hatte, ob das überhaupt so eine gute Idee wäre, ein Phaserkompressionsgewehr gegen einen El Katib einzusetzen („Agatha, ist das nicht, wie mit Kanonen auf Spatzen schießen?“ „Das sind aber Katzen, Cal.“ „Eine Katze kratzt der anderen kein Auge aus.“ „Das sind Krähen, Cal.“ „Also doch Vögel?“, „Halt die Klappe und schieß, Süßer.“) war die Situation komplett anders, als dieser Katib vor Jasmin stand und bereit war, sie zu zerfleischen.
„Allright, here goes nothing.“, hatte er gemurmelt, „Nobody messes with the timeline!“
“Du meinst wohl”, hatte Agatha mit einem Lächeln hinzugefügt, “Nobody messes with the timeline – but you.”
Diese kleine Spitze hatte er nicht einmal mit einer Antwort geehrt und gefeuert.
Er wusste doch, weswegen er ein besserer Schütze als seine XO war – irgendwas muss man ja können und wenn sie schon die Aspekte „Schönheit“, „Intelligenz“, „Witz“, und „allgemeine Coolness“ für sich verbuchen konnte, musste er wenigstens in den Aspekten der „Trefferquote“ und der „Kampfstärke“ ein paar signifikante Punkte einheimsen können.
Das Erstere gelang ihm jedes mal vorzüglich, das Letztere hingegen – aber er war ja schon froh, dass er sich nicht beim Abfeuern eines Enterhakens versehentlich die Hose auszog, wie es Ron Stoppable, der Freund von Kim Possible so zu tun pflegte.
Einen kleinen Wutanfall später, hatte er tatsächlich selbst gemerkt, dass er verwundet war und blickte entsetzt zu Agatha, die mit den Schultern zuckte.
„Scheint eine oberflächliche Verletzung zu sein.“, erklärte sie und blickte dann wieder in die Ferne, wobei sie die Stirn runzelte.
Und wenn Agatha Silverbird ihre hübsche Stirn runzelt, die grünen Augen noch grüner werden und ihr drahtiger Körper sich verspannt – so wie jetzt – dann war der Ärger nicht nur im Gebüsch, sondern auch unter der Fußmatte – dort, wo in schlechten Filmen immer der Schlüssel liegt-, auf dem Baum, unter der Grasnarbe, in der Wüste, unter dem Meer, über den Wolken und am Nord-, sowie Südpol.
Zu Deutsch: Dann waren sie königlich gefrakked.
Und dann bemerkte der Captain, warum.
Jasmin und Aladdin hatten sich zu den El Katib begeben, ihre Waffen fallen lassen – „Ja, eine davon auf meinen Kopf, ich weiß!“, fuhr Cal den Erzähler an, der mit den Schultern zuckte und festhielt: „Ich bin hier nur der Tippserich.“ - und schienen sich zu ergeben.
Oder?
Agatha Silverbird schluckte.
„Geben die gerade auf?“, fragte der Captainsdarsteller neben ihr und die XO konnte nicht anders und kam nicht umhin, wieder einmal zu bewundern, mit welcher Geistesgegenwart und Gedankenschärfe Cal – ihr Cal – es schaffte, Zusammenhänge zu erkennen, die offensichtlich waren. Kurz war sie versucht ein „Nein, die tanzen gleich alle Hand in Hand um den Apfelbaum und singen ‚Kumbaya Milord’ – hier ist dein Schild.“. Das hätte allerdings vermutlich dazu geführt, das ihr großer Kommandantenversuch Ansichtskarten-aus-Solingen-scharf geschlossen hätte: „Hier stehen gar keine Apfelbäume, das Lied kannte man in dieser Zeit noch nicht und heißt es nicht ausserdem Kumba-yo? Und was will ich mit einem Schild?“ Von daher wäre es wohl besser, nicht allzu sehr auf die Ironieschiene zu gehen. Sie seufzte kurz und nickte.
„Tatsächlich – das tun sie.“, sprach sie und blickte kurz zum Captain, in dessen Augen Verblüffung, Fassungslosigkeit und Unverständnis um die Wette funkelten: „Sag mal, Gathy, sind die dämlich?“
Und gerade, als sie sich es beinahe nicht mehr verkneifen konnte, genervt zu seufzen, erkannte sie, dass neben den ersten drei Emotionen, auch noch Schalk flackerte.
„Nie war der Satz ‚Der verarscht dich doch, wo du dabei stehst’, wahrer als gerade, hm, Cal?“, seufzte sie resigniert und schüttelte dann den Kopf, als der Captain grinsend nickte.
Er legte ihr die Hand auf die Schulter, zog sie zu sich und küsste sie – also Agatha als Ganzes, nicht nur die Schulter – und jaulte dann doch einmal auf.
Und Agatha konnte das verstehen, aber ihr war eben erst in dem Moment, als er sie an sich gedrückt hatte und sich ihre nackte Haut berührte, ihr Schweiß mischte, wieder realisiert, dass dort eine Wunde war.
„Entschuldige, Cal.“, murmelte sie gegen seine Lippen, während sie bemerkte, dass er ihr in die Augen starrte und vermutlich gerade wieder dabei war, in selbigen zu versinken.
Sie küsste ihn erneut und wisperte dann ein Wort. „Zitroneneis.“
Was Agatha ihm da ins Ohr geflüstert hatte, wusste er nicht, er bemerkte nur, dass plötzlich der Schmerz, der in seiner Bauchregion flammte, urplötzlich versiegte – aber ohne, dass er in den Kampfmodus gegangen war. Und als er Agatha anschaute, merkte er, wie in seinem Magen Schmetterlinge anfingen, zu flattern, wie bei einem Frischverliebten. Verdammt, wieviele Trigger hatte ihm Gina damals eigentlich verpasst? Und gab es für ihn eine Bedienungsanleitung? Wobei ihn das, wenn er mal ehrlich mit sich selbst war, nicht wirklich überraschen würde.
Sie haben sich für den Kauf eines Sternenflottencaptains entschieden – Glückwunsch. Behandeln Sie das Produkt bitte pfleglich, damit Sie noch lange Freude an ihm haben werden.
Aber andererseits – das war doch lächerlich. Er war nicht nur kein Objekt, er war auch keine Nummer – er war ein freier Mann. Warum kümmerte er sich eigentlich gerade jetzt darum? Es gab viel dringendere Themen. Seine Wunde schmerzte gerade nicht mehr – gut – aber dennoch würde man ihm vermutlich einen Verband verpassen müssen. Und ausserdem war da noch die Sache mit den Katib und… verdammt, wo war…
Ein Schrei hallte über die Ebene.
THEEEEEEEETIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!!!!!!!! .
Verdammt, verdammt, verdammt.
Papyrus war mitten im Kampf gewesen, hatte ihr „Und, wie gefällt dir der diplomatische Ausflug, mein kleiner Fischer?“mit einem abenteuerlustigen Lächeln beantwortet und sich dann wieder auf die Gegner geworfen. Sein Schwert schwang schnell und gut und wenn man bedachte, dass er nicht von der Macht der Götter, die ihm dieses Schwert des Horus verliehen hatten, gefällt wurde, durfte man davon ausgehen, dass die Götter mit ihm waren, also dass er nichts unrechtes tat und es die traf, die es verdienten.
Und dann hörte er Thetis lautes „VORSICHT“, dann einen nicht minderlauten Aufschrei und sah, wie sie fiel.
Es waren zwar zehn Höhenmeter, die es zu überbrücken galt, aber das Gebirge war immer wieder in kleine Plateaus treppengleich unterteilt. Dennoch schlug der Körper der Frau, die er voller Verehrung „Prinzessin“ nannte, immer wieder hart auf und dem Fischerjungen war es so, als würde er jeden Aufschlag selbst miterleben. Dann knallte die hübsche Frau auf dem Sandboden auf, hob kurz den Kopf und blieb dann liegen.
Ein lauter Schrei entfuhr ihm:
THEEEEEEEETIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!!!!!!!! .
Und dann war ihm alles egal. Er sah zwar, dass Katib auf dem Weg zu ihr waren und ihm den Weg versperrten, aber das interessierte ihn nicht. Er ließ sein Schwert singend aufblitzen, hörte das Geräusch, das entsteht, wenn eine Klinge einen Körper eindringt – Hitchcock hatte, dem Vernehmen nach, den Effekt erzielt, in dem er auf eine Melone einstach, wobei Papyrus von dieser Anekdote genau so wenig Ahnung hatte, wie davon, dass es Jahrtausende später einen Mann namens Hitchcock geben sollte - wirbelte seine Waffe herum und versuchte, seine Gefährtin zu erreichen, bevor die Katib dies taten. Das Interessante war, dass er es tatsächlich schaffte.
Die letzten Meter schlidderte er, schwang sein Schwert verteidigend gegen die Katib, traf Augen, Nasen, Arme, Bäuche und atmete dann erleichtert auf, als er Theti erreicht hatte, die mit geschlossenen Augen, wie hingestreckt, da lag – nun inmitten eines Katib-Friedhofes.
Der junge Fischer ließ das Schwert in die dafür vorgesehene Scheide gleiten und ging neben der reglosen Frau in die Knie.
„Theti?“, fragte er und er merkte gar nicht, wie Tränen begannen, seine Wangen zu befeuchten. Die Angesprochene reagierte nicht – was man von seinem Herz nicht behaupten konnte. Dieses begann gerade so schnell zu schlagen, dass Papyrus das laute Pochen in seinen Ohren hören konnte.
„Theti?“
Erneut keine Reaktion.
Sanft bettete er ihren Kopf in seinen Schoß, hob sie dann an. „Wie zierlich und bleich sie gerade wirkt“, schoss es ihm durch den Kopf, gefolgt von einem Kopfschütteln und einem „Denk nicht einmal dran, Papyrus.“
Erneut sagte er leise ihren Namen- erneut reagierte sie nicht.
„Theti! Verdammt, bitte, wach wieder auf! Ich liebe dich doch! Und ich würde alles dafür tun, dass Du wieder bei mir wärest…“
Dann erklangen Schritte.
Schnell und sanft hatte Papyrus den Kopf der Prinzessin wieder auf den Boden gleiten lassen, zog sein Schwert und schwang es gegen die Person, die sich gerade näherte.
Der Mann duckte sich unter dem Schwerthieb weg – die Waffe schlug scheppernd gegen einen Felsen – und erhob sich wieder.
„Steck das Ding weg, ehe du jemandem die Augen ausstichst.“, sagte Prinz Doktor und ging dann neben Theti in die Knie.
Kurz schloss Cal innerlich die Augen und merkte, wie sein eigener Herzschlag sich beschleunigte. Verdammt, das hätte ins Auge gehen können. Vielleicht sollte er beim nächsten mal einfach laut rufen „Achtung, ich komme.“
Dann ging er neben Theti in die Knie, hob kurz den Kopf, blickte sich um und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen.
„Sie ist vermutlich diese Felstreppen heruntergefallen.“, vermutete Agatha neben ihm und schaute ihn an. Cal nickte. Das war eine gute Theorie und irgendwie wunderte ihn das nicht. Agatha hatte einfach mal wieder das Auge fürs Detail – aber hatte sie das nicht immer?`
Was hatte Gina ihm in so einem Fall nochmal beigebracht? Zuerst überprüfen, ob der Puls noch da ist?
Schnell glitten seine Hände zu den entsprechenden Punkten, nickte befriedigt, als er den Puls unter seinen Händen spürte und hob dann den Blick, als er neben sich ein leises „Zing“ hörte - jenes Geräusch, das entstand, wenn jemand ein Schwert aus der Scheide zieht.
„Prinz Doktor, was tun Sie da?“
Cal seufzte.
„Pass auf, Kollege, ich will deiner kleinen Freundin nicht an die Wäsche. Ich habe nur nach ihrem Puls gefühlt und der ist vorhanden und sogar sehr stark.“
„Und warum ist sie dann nicht bei Bewusstsein?“
Verdammt, die Frage von Papyrus war richtig clever. Aber hatte er was anderes erwartet? Irgendwie nicht so wirklich.
Er räusperte sich: „Das liegt daran…“
„Weil sie bei Bewusstsein ist und nur so tut.“, hatte er eigentlich sagen wollen, aber kaum, dass er diesen Satz angefangen hatte, spürte er einen kurzen, heftigen Schlag gegen seinen Obeschenkel – durchgeführt von Thetis Hand.
Okay, da wollte jemand offenbar einen Streich spielen. Nicht wirklich nett, aber was ging es effektiv ihn an?
„Das liegt daran, dass sie unter dem Bann von Aker steht – also mal wieder.“, sagte er daher und blickte zu Papyrus: „Und ich glaube, dass das Einzige, was sie aus diesem Zauber erlösen kann, ein Kuss aus wahrer Liebe ist.“
Agatha rollte mit den Augen.
„Kuss aus wahrer Liebe? Na aber sicher. Cal geht mal wieder voll in den Shipping-Modus.“, dachte sie sich und griff den „Prinzen Doktor“ am Ärmel: „Liebling, komm nochmal mit.“
„Ja, aber…“, sagte der Captain und ließ sich dann mitführen.
Als sie einen Felsen erreicht hatten, der weit genug weg war, dass Papyrus sie nicht mehr hören konnte, packte sie den Captain am Kragen und gab ihm einen kontrollierten Stoß, der ihn in Deckung taumeln ließ.
„Was wird das?“, fragte Cal und die XO zuckte mit den Schultern: „Könnte ich dich genau so gut fragen. Ein Kuss aus wahrer Liebe? Geht es eigentlich noch abgeschmackter? Sind wir wieder unter die Shipper gegangen?“
„Hey, in der NCIS-Fanfic hab ich mich, was das angeht, vornehm zurückgehalten.“
Agatha nickte: „Stimmt, das muss man dir zu Gute halten. Auch bei den Spiegelungen hast Du nicht alles daran gesetzt, dass Lee und Kara zueinander kommen.“
„Aber die beiden sind schon süß zusammen.“
„Naja, sie lieben sich ja auch. Aber sie hat Sam Anders und er hat Dualla. Und bei denen hier“ – damit deutete sie auf Papyrus und Theti – „Ist es doch eigentlich auch klar. Warum willst Du da noch shippen?“
„War ja nich meine Idee.“, verteidigte sich Cal, „Theti hat mich angestoßen und mir das zu verstehen gegeben und…“
Er stand auf, lugte um den Felsen und grinste: „Und jetzt halt die Klappe, die beiden haben sich gerade im Arm.“
Sprachs und fand sich erstens um die eigene Achse gedreht und dann gegen den Felsen gedrückt. „Ich ship jetzt auch mal.“, grinste Agatha und küsste ihn.
Nach ein paar Minuten machte sich Cal los und schaute sie an: „Wow! Als ob die Erde gebebt hätte.“
„Toller Gag. Den haben sie im neuesten Castle-Buch auch schon gebracht.“
Damit zog sie einen Tricorder: „Aber von einem Erdbeben war in diesem Jahr gar nichts gesagt.“
Cal blickte sie an: „Erm – zwei Dinge: Erstens, wo hast Du das Ding her? Zweitens: Woher kennst Du das genaue Jahr?“
„Erstens: Während ich dir deine BFG geholt habe, hab ich mir einen Tricorder gegönnt. Zweitens: Ich hab einfach den Sonnenstand abgeglichen und die Sternenkonstellationen.“
„Cleveres Mädchen.“, grinste der Captain, schlang ihre Arme um sie und gab ihr noch einen Kuss, ehe sich dieses Mal Agatha losmachte und ihn anblickte: „Danke – aber hier war keine Rede von einem Erdbeben.“
Dann bebte die Erde erneut – und nochmal, und nochmal.
„Ich glaub nicht, dass das ein Erdbeben ist, Cal-kun.“, murmelte Agatha dann dunkel und blickte auf einen Fixpunkt hinter dem Captain. Dieser runzelte die Stirn: „Wie kommst Du darauf?“
„Deshalb“, sprachs und deutete an ihm vorbei.
Auf der Düne, keine 10 Meter von ihnen entfernt, stand der mechanische Skorpion, der einst Agrabah angegriffen hatte.
Cal schluckte.
TBC Kapitel 22.2 Jasmin blickte zu Aladdin, der gerade vor den El Katib in die Knie ging und tat es ihm gleich.
Sofort war eines der katzengleichen Wesen bei ihr, bohrte seine gelb-leuchtenden Augen in die Ihren und erneut konnte sie seine Gedanken hören.
Was will Fleisch? Es war durchaus interessant, diese Gedankengänge zu hören – mache Mitglieder von Morganas Mordmafia waren in ihren Wortlautäußerungen eher einsilbigerer Natur, wiederholten nur dieses eine Wort, nämlich „Fleisch“, was durchaus den Stellenwert Jasmins und ihrer Freunde in den Augen dieser Wesen klarmachte. Fleisch, Nahrung, nicht mehr. Aber da war auch dieser eine El Katib gewesen, mit dem sie durchaus hatte reden können, der sich adäquat ausdrückte und sie in Mannierismen durchaus an ihren treuen Schoßtiger Rajah erinnerte.
Sie legte ihren Kopf schief, begab sich erneut auf alle Viere und schaute dann zu Aladdin, der kurz in ihre Richtung blickte und sofort, ohne, dass sie ihm sagen müsste, was zu tun wäre, ihre Absicht erkannte und nachahmte. Das liebte sie an ihm – sein Köpfchen und den Intellekt der hinter diesem Grinsen wohnte.
Nun wandte sich Jasmin wieder an den Katib, der vor ihr war und sagte, in einem leisen Tonfall: „Wir wünschen Frieden. Frieden mit den El Katib.“
Frieden? „Ja“, nickte Jasmin, „Frieden. Frieden mit den El Katib.“
Was ist… Frieden?Dass dieses Wesen diesen Gedankengang nicht verstand, war etwas, das Jasmin nicht im Geringsten zu überraschen vermochte – immerhin waren diese Menschen seit etlicher Zeit, vielleicht seit Jahren, Jahrhunderten oder gar Millenien in den Fängen Morganas.
„Frieden ist das Gegenteil von Krieg.“, erklärte die Prinzessin und erneut wunderte es sie nicht, dass das Wesen vor ihr mit dem Begriff „Krieg“ etwas anzufangen wusste.
Diese ehemaligen Menschen - allesamt mehr oder weniger unerfreuliche Zeitgenossen oder einfach solche, die kein Glück gehabt hatten, waren von Morgana mit der Verheißung in die Ränge der „Mordmafia“ geholt worden, dass sie hier Unsterblichkeit und Macht erlangten. Wie lange es diese Wesen gab, wusste niemand, auch Aladdin nicht, er wusste nur, dass er damals einen kleinen Jungen davor gerettet hatte, in diese Falle zu tappen – und dass Amal, einer seiner Jugendfreunde und ebenfalls ein Mitglied der El Katib, ihn letzendlich beschützt hatte.
Dennoch war es ein Akt als solcher gewesen, zu seinem Jugendfreund durchzudringen.
Katib kennen keinen Frieden. Wir kennen nur Krieg. Jasmin seufzte.
Diese Wesen standen viel zu sehr unter Morganas Kontrolle, als dass man normal mit ihnen reden könnte.
Sie erinnerte sich an die Unterhaltung mit dem anderen Katib, vor ein paar Minuten. Dieser hatte ihr deutlich gemacht, dass es keine Alternative gab, die Katib konnten sich nicht gegen ihre Herrin Morgana auflehnen – vermutlich, weil sie sie dann töten würde, so wie sie es mit dem einen Wesen gemacht hatte, mit dem sich Jasmin am Anfang unterhalten hatte.
Sie schluckte kurz, merkte, wie ihr die Kontrolle über ihre Gedanken entglitt – kurzzeitig wollte sie Aladdin zurufen, dass sie sich in Sicherheit bringen sollten und Prinz Doktor mit seiner Magiewaffe das tun, was er anscheinend am Besten konnte, dann schloss sie die Augen, konzentrierte sich auf ihr Selbst und atmete tief durch.
Der Katib hatte ihre Gedanken anscheinend gelesen und – wer könnte es ihm verdenken – knurrte nicht unbedingt angetan von dem Gedanken, gleich niedergemacht zu werden.
Dann öffnete Jasmin die Augen und blickte in die des Katibs.
„Du hast gesehen, was meine Freunde zu tun im Stande sind. Sie könnten dich und deinesgleichen ohne große Anstrengung auslöschen.“, sagte sie und legte eine Hand auf ihre Brust, „Ich hingegen kann den Prinzen mit der magischen Waffe abhalten, euch zu eliminieren.“
Du hast die magische Waffe selbst benutzt, um meinen Freund zu töten. Interessant – je mehr die beiden miteinander sprachen, desto wortgewandter wurde dieser Katib und desto ausgefeilter wurde der Satzbau.
„Ich gebe zu, dass ich die Waffe abgefeuert habe. Aber – so wie mir Prinz Doktor dies erklärt hatte, war sie nur auf ‚Betäubung’ eingestellt.“
Betäubung? Das heißt, meine Brüder und Schwestern schlafen nur? „Die ich mit der Waffe getroffen habe.“, schränkte Jasmin ein und ein Teil von ihr fragte sich, warum sie gerade so dumm war, dies zuzugeben, während ein anderer Teil seufzte und erkannte, dass Ehrlichkeit hier die Beste aller Optionen war.
Dann bebte der Boden und Jasmin schluckte.
Sie konnte spüren, wie unter den Katib Panik ausbrach wie ein Lauffeuer, konnte sehen, wie die Wesen sich in die Richtung des Geräusches umdrehten und dann zu ihrem Anführer blickten, mit dem Jasmin gerade sprach.
Was ist das? Wieder einer deiner Tricks? , projezierte ihr das Wesen in den Kopf und sie schüttelte selbigen: „Damit haben wir nichts zu tun. Ich weiß auch nicht, was das nun sein soll.“
Und dann sah sie den Skorpion über die Düne kommen.
Kurz blickte sie zu Aladdin, der mit den Schultern zuckte und schnell auf den Beinen war. Der Katib vor ihm reagierte, knurrte einmal und presste sich gegen den Boden, legte die Fledermausohren an. Sein Schwanz peitschte hin und her.
„Nein!“, sagte Jasmin mit aller Lautstärke, Stimmkontrolle, Majestät und Selbstbeherrschung die sie aufbringen konnte und blickte dem Katib vor ihr, dem Anführer, in die Augen: „Sag deinen Brüdern und Schwestern, sie sollen sich zurückziehen. Wir werden gegen dieses Westen kämpfen.“
Warum kämpfst Du für uns? Jasmin zuckte mit den Schultern: „Braucht man dafür einen Grund?“
Dunkelheit hatte Theti umfangen, als sie nach vorne gefallen war und, wenn sie jetzt an die Schmerzen dachte, die durch ihren Körper pulsten, war sie irgendwie ganz froh, dass sie bewusstlos gewesen war, als sie stürzte.
Geweckt wurde sie von dem lauten Schrei, den Papyrus ausgestoßen hatte und sie hörte, wie er durch den Sand auf sie zukam, spürte, wie er sie schüttelte und erneut ihren Namen schrie.
Sie würde sich ja gerne als Lebendig zu erkennengeben, das Problem war nur, dass ihr Kopf da nicht so ganz mitspielen wollte.
Erneut hörte sie, wie sich Schritte näherten, wie Papyrus einen wütenden Schrei ausstieß und sein Schwert führte, das knallend gegen einen Felsen schlug.
Die Stimme von Prinz Doktor klang ein wenig verstimmt: „Steck das Ding weg, ehe du jemandem die Augen ausstichst.“
„Sie ist vermutlich diese Felstreppen heruntergefallen.“, hörte sie dann die Vermutung von Prinzessing Agatha River Song Silverbird – was ein extrem merkwürdiger Name war, wie Theti fand, aber, nun gut, man hatte ihr auch den Namen Theti gegeben und vielleicht war in Fiktivistien der Name ja von Bedeutung.
Dann spürte sie die warme Hand des Prinzen an ihrem Hals – was tat der Mann da? Dies war eine Frage, die auch Papyrus stellte und von Prinz Doktor (vermutlich ebenfalls ein wichtiger fiktivistischer Name) mit den geseufzten Worten „Pass auf, Kollege, ich will deiner kleinen Freundin nicht an die Wäsche. Ich habe nur nach ihrem Puls gefühlt und der ist vorhanden und sogar sehr stark.“
„Und warum ist sie dann nicht bei Bewusstsein?“
Die Stimme Papyrus zeugte von Sorge um sie und irgendwie wollte sie das, was sie jetzt tat nicht tun, aber andererseits – selbst in dieser Situation musste ein bischen Spaß doch sein, oder?
Und gerade , als Prinz Doktor Papyrus die Wahrheit sagen wollte und diese mit einem „Das liegt daran…“ einleitete, ballte sie die Hand, die Papyrus nicht sehen konnte, zur Faust und boxte einmal kurz gegen den Oberschenkel des Prinzen. „Das liegt daran, dass sie unter dem Bann von Aker steht – also mal wieder.“
Faszinierend war hierdran, dass Prinz Doktor wirklich sehr schnell schaltete und vielleicht konnte dies tatsächlich der Beginn einer wundervollen Freundschaft zwischen Theben, Agrabah und Fiktivistien werden.
„Und ich glaube, dass das Einzige, was sie aus diesem Zauber erlösen kann, ein Kuss aus wahrer Liebe ist.“, schloss der Prinz seine Diagnose ab und beinahe hätte Theti die Augen geöffnet und ihn verblüfft angesehen.
Doch da hörte sie schon ein „Liebling, komm nochmal mit.“, gesprochen von Prinzessin Song und ein leicht protestierendes „Ja, aber…“, vom Prinzen, dann waren die beiden auch schon verschwunden, wo sie ihm vermutlich – wobei, was heißt da eigentlich ‚vermutlich’? Das würde mit ziemlicher Sicherheit geschehen – den Kopf waschen würde.
Und dann spürte sie das, was sie tatsächlich die Augen aufreißen lies – Papyrus Lippen berührten die Ihrigen.
Sie richtete sich auf, erwiderte den Kuss und schlang ihre Arme um ihn. Kurz sah sie, wie hinter einem Felsen Prinzessin Song hervorlugte und zwinkerte ihr zu, ehe sie sich von Papyrus losmachte, sich aufrichtete und ihm die Hand hinhielt.
„Komm, mein kleiner Fischer, gehen wi…“
Weiter sollte sie nicht kommen, denn in diesem Moment sah sie, wie Papyrus entsetzt an ihr vorbeistarrte, wandte sich um und… sah den Skorpion.
Ja, richtig – deswegen war sie ja eigentlich hochgeklettert und hatte versucht, die anderen zu warnen. Der Skorpion, den der Flaschengeist Aladdins hatte demontieren wollen, war wieder einsatzbereit und war auf sie zugekommen. Und nun war er da.
„Verdammt!“, fluchte Cal und riss sein Phasergewehr hoch, „Dann werde ich ihm wohl noch ein paar Schüsse in den Pelz brennen müssen, hm?“
Er konnte die Hand Agathas spüren, die sie auf seine Schulter legte und wandte sich zu ihr um. „Was?“
„Hältst Du das für so eine gute Idee?“
Cal ließ den Lauf des Gewehres sinken: „Klar, jetzt wo du es sagst. Ich geh einfach rüber und frage nach ‚Bist Du Freund oder Feind?’ und wenn er sein Lichtschwert nicht in einer bestimmten Geste hochhält, geh ich davon aus, dass es kein Freund ist?“
„Du hast eindeutig zu viel ‚Unser Traumschiff’ gesehen, mein Captain.“, grinste die XO und schüttelte den Kopf, ehe sie auf den Skorpion deutete: „Nein, aber mal ehrlich – denk mal nach. Meinst Du, dass das Ding von alleine hierher gekommen ist?“
Der Captain nickte – das war mal wieder so eine geistige Meisterleistung seiner XO und auch, wenn er die rothaarige Schönheit damit mal wieder über sämtlichen grünen Klee lobte, den er zu finden im Stande war, musste er festhalten: Sie hatte recht. Eine Rückkehrautomatik gab es – zumindest nach seinem Kenntnisstand im Jahr Hassenichgesehenundzertreten vor Christus nicht, was wiederrum zwangsläufig bedeuten musste, dass dieser Skorpion von jemandem gesteuert worden war. Von wem? Wieso? Das waren Fragen, die es zu eruieren galt und die vor allem den Captain brennend interessierten.
„Nichts desto trotz“, sagte er und schaute wieder zu dem Skorpion, der sich gerade viel zu groß und viel zu bedrohlich vor ihnen abzeichnete, „Mir gefällt das nicht. Und ich brenn ihm lieber ein Loch ins Metall.“
Damit hob der Kommandant der
DRAGONFLY sein Phasergewehr erneut.
„Und was ist, wenn sich dieses Ding da inzwischen an unsere Phaser angepasst hat?“
Cal blickte über seine Schulter, ließ das Gewehr dann erneut sinken, als er in den hypnotisch-grünen Augen seiner XO tatsächlich so etwas wie Panik irrlichtern sah. Langsam trat er auf sie zu, streichelte ihr über die Wange.
„Schatz – wir kommen hier weg. Dieses Ding da ist kein Borg, das ist greek-tech aus dem Jahrtausend X Vogel-V Zeh Hah Err.“
Irgendwie konnte er ihre Panik verstehen – der Gedanke, dass dies irgendwie mit den Borg zu tun haben konnte, war ihm zwar nicht gekommen, aber ihm gefiel die gesamte Grundidee auch nicht. Erneut ließ er seinen Daumen über ihre Wange gleiten, sie lächelte, griff seine Hand und küsste sie.
„Wir sind aber nicht im Jahr 160.“, sagte sie und Cal runzelte die Stirn: „Bitte?“
„XVC – die römischen Zahlen. X ist 10, V ist 50 und C ist 100 – also 10 Plus 50 Plus 100 – also 160.“
„Du bist mir ein Klugscheißer.“, grinste der Captain, ehe er merkte, dass die Panik aus ihren Augen verschwunden war. Erneut zog er sie zu sich heran, presste seinen Mund wild und leidenschaftlich auf den ihren und hatte das Gefühl, dass gerade primatenhafte Instinkte in ihm wach wurden. Zu Deutsch: Frau beschützen und auf die Jagd gehen.
Egal wie unkorrekt dies klang.
Er löste sich von ihr, schaute sie an, sie nickte und reckte den Daumen.
„Besser?“
„Besser.“, sagte sie.
Cal nickte, griff nach seinem Phasergewehr, wandte sich herum und begann, einige Einstellungen an der Waffe vorzunehmen.
Es war zwar gut, mit einem Phaser und einem Tricorder bewaffnet zu sein und nach der Schwachstelle des Skorpions zu scannen, aber noch besser war es, wenn ein Phasergewehr dies für einen tat.
Der in den Lauf eingebaute Tricorder (oder wie man im frühen 21. Jahrhundert sagen würde: die eingebaute Tricorder-App) kam seiner Arbeit, das Ding zu vermessen, nach und lieferte ihm einen guten Einblick in die Beschaffenheit des Skorpions, seinen metallurgischen Aufbau, die Fortbewegungsart und weiteres.
„Ich glaub, ich habs.“, murmelte er dann. Er hob den Blick – täuschte er sich oder sah er den Skorpion kurz doppelt? Kurz schüttelte er den Kopf, spähte wieder über den Lauf, schloss ein Auge – erneut sah er doppelt. Erneut versuchte er, mit einem leichten Kopfschütteln, wieder klar zu werden, als Agatha ihn plötzlich festhielt und einen beruhigenden Satz sagte: „Keine Sorge, ich hab dich, Cal.“
Und tatsächlich merkte er, wie er gegen sie sank, erneut den Kopf schüttelte um wieder klar zu werden, wie die Waffe seinen Fingern entglitt und zu Boden fiel.
„Was hast Du Hexe jetzt wieder mit mir gemacht?“, fragte er und in den Augen seiner XO konnte er tatsächliche Überraschung und Verletzung sehen, als sie eine Hand auf ihre Brust legte: „Ich war das gar nicht.“
Und dann merkte er, wie die Wunde brannte.
„Ah“, machte er erst leise, dann wurde der Schrei immer lauter. Feuer brannte in seiner Flanke, dort, wo dieser wahnsinnige Grieche ihn meinte anstechen zu wollen.
„Kann… kannst Du mich nochmal triggern?“, fragte er und sie schüttelte den Kopf, küsste ihn und fuhr ihm sanft über die Stirn: „Tut mir leid – Gina hat mir gesagt, dass ich diesen Trick bei dir nicht zu oft anwenden darf. Aber ich kann dich komplett ausschalten, wenn dir das lieber ist.“
Tja – war ihm das lieber?
Er erinnerte sich daran, wie sich Picard und er unterhalten hatten, kurz nachdem er seinen
Hornisse-Test bestanden hatte.
„Sie sind jung, Cat. Ich hätte es beruhigender gefunden, wenn Sie ihre Jugend noch genießen könnten – rausgehen und Fehler machen. Das ist nur allzu menschlich. Ich bin sicher, irgendwann hätten sie einen guten Captain abgegeben, aber bevor Sie Captain werden, müssten Sie erst einmal Mensch werden.“
„Aber, Sir“, setzte Cal an und schaute dann zu seinen Freunden herüber: „Ich bin Mensch – ich habe Freunde, ich bin…“
„Mensch sein und Mensch bleiben, das sind zwei unterschiedliche Dinge, Cat. Merken Sie sich eines: Wenn Sie den Posten des Captains inne haben, wird jeder Fehler, den Sie machen, genau überprüft, wird jede Entscheidung, die Sie treffen, genau hinterfragt und wird – ich sage wird – es dazu kommen, dass Sie ihre Menschlichkeit mehr als nur einmal hinterfragen müssen. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.“ Und vor allem, er erinnerte sich an die Unterhaltung, die Picard und er geführt hatten. Der französische Captain mit dem britischen Akzent (wie auch immer er diesen erlangt hatte – vermutlich so wie er, Cal, der zur Zeit der Teenager-Rebellion – seiner eigenen - akzenttechnisch im Ruhrdeutschen Sprachraum gewildert hatte) hatte ihm da diese Geschichte erzählt, dass die ENTERPRISE einmal beinahe zerstört worden wäre und Beverly Crusher, die Bordärztin, ihrem Sohn Wesley ein Schlafmittel hatte spritzen wollen, damit dieser seinen Tod nicht mitbekam. Picard hatte einen schönen Spruch aus der Reihe „Ein Mann sollte sein Ende wachen Auges miterleben“ von sich gegeben und gerade war Cal gewillt, dem französischen Captain zu erzählen, dass diese Sichtweise extremer Schwachsinn war.
Wenn das eigene Ende Schmerzen beinhaltete, die weitab jeglicher Vorstellungskraft lagen, sollte dies niemand wachen Auges miterleben, egal ob Mann oder Frau.
Und dabei redete man immer noch von unvorstellbaren Schmerzen. Die, die er momentan erlebte, waren auch nicht von schlechten Eltern, aber er war sich sicher, dass andere schon Schlimmeres durchlitten hatten.
Aber dennoch – wollte er das „wachen Auges“ miterleben?
Oder war ihm dann doch ein verbales Schmerzmittel lieber, das ihn komplett ausknockte?
Da musste er eigentlich gar nicht lang überlegen.
„Schatz – du weißt, wie Du mit dem Ding umgehen musst, also knock mich aus.“
Agatha nickte, küsste ihn nochmal, sagte ein – tatsächlich ernst gemeintes – „Mein armer Liebling“ und dann dieses Wort, das er nie ganz komplett hören würde.
Dunkelheit umfing ihn. Es wurde ruhig und still. Sein Körper war so schwer wie eine Tonne Steine, in seinem Kopf wurde es schwarz, samten schwarz. Er holte tief Luft, atmete den Duft einer Blumenwiese ein, von Spitzwegerich, Enzian, Jasminblüten – und von Verwesung.
Augenblicklick flogen die Augen des Captain auf und er blickte in die seelenlos dreinblickenden gelbleuchtenden Geleekugeln, die die Augen eines Katib darstellten.
Das Vieh knurrte ihn an und Cal merkte, dass seine Hand in der Nähe des Griffes seines Phasergewehres war. Langsam und vorsichtig tastete er danach. Es handelte sich nur noch um Milimeter, von denen er hoffen musste, dass dieses Biest nichts von ihnen mitbekam.
Und dann…
TBC Kapitel 22.3 “Was Cal nicht wissen konnte”…
Was Cal nicht wissen konnte, war, wie sich diese ganze Sache relativ schnell aufgelöst hatte.
Aber, wir sind ja immer gerne dabei, wenn es darum geht, einen Blick aus einer anderen Warte zu werfen.
Begleitet mich also, wie ich in Agathas kurvenreichen Körper schlü…
*räusper*
Zwo… drei… vier…. „MÄNNER!!“
Also, der Ordnung halber, noch einmal von vorn.
Begleitet mich, wenn wir die Zeit noch einmal ein wenig zurückdrehen und die Sache aus der Sicht von Cals Mitkombat-tanten und –onkeln erleben. Den schlechten Wortwitz schenke ich euch. ^^
Also.
„Schatz – du weißt, wie Du mit dem Ding umgehen musst, also knock mich aus.“
Es tat Agatha Silverird in der Seele weh, ihren Geliebten einfach so – eventuell sogar schutzlos – in einer potentiell-gefährlichen Situation liegen zu lassen, zumal diese Situation nicht mal wirklich
potentiell-gefährlich war, sondern wirklich und zu 100 % gefährlich.
Aber – wenn seine Wunde so sehr schmerzte, das er nicht mehr vernünftig kämpfen konnte, war er – ja was eigentlich? Ein Klotz am Bein? Vermutlich. Zwar ein – aus Agathas Sicht – recht gut-aussehender, zwischenzeitlich durchaus zu guten Sprüchen in der Lage seiender Mensch, aber in dieser aktuellen Situation, das hatten sie in jedem taktischen Training gelernt, war er nicht in der Lage zu kämpfen und daher bestenfalls als Zivilist, schlimmstenfalls tatsächlich als Hindernis zu werten.
Das „Mein armer Liebling“, das sie nach dem Kuss von sich gab, war tatsächlich ernst gemeint – er tat ihr tatsächlich leid - dann holte sie kurz Luft, ließ ihre Hände über seine Schläfe gleiten und hauchte „Erdbeerparfait“.
Und in dem Moment, in dem er erschlaffte, fragte sie sich, ob er dieses Wort tatsächlich bewusst hörte, ob er in der Lage war, dieses Wort zu verarbeiten. Rein optisch mochte dies zutreffen – seine Augen weiteten sich, rollten dann nach oben, er seufzte einmal und sank dann entweder in ihre Arme, zu Boden oder auf die nächstbeste Tischplatte – aber wenn sie daran dachte, wie es ihr ging, wenn sie getriggert wurde… sie erinnerte sich beispielsweise gar nicht daran, welches Wort – oder welcher Satz – verwendet wurde.
Aber das war eigentlich egal. Cals Kopf sank haltlos nach hinten, seine Haare berührten ihre nackten Beine und sie ließ den Captain vorsichtig in den Sand sinken.
„Es tut mir leid.“, hauchte sie dann noch und machte sich anschließend daran, das Phasergewehr zu nehmen. Hoffentlich hatte Cal seine letzten Arbeitsschritte gespeichert – aber wenn nicht, würde sie die richtige Stelle, an der der Skorpion zu treffen wäre, sicherlich rechtzeitig herausfinden.
Sie griff nach dem Gewehr…
Das nicht mehr da war.
Verblüfft hob sie den Kopf, sah noch den mächtigen Schatten Razuls über sich und ließ sich dann nach hinten sinken, bevor der Riese den Gewehrkolben gegen ihren Kopf führen konnte. Schnell griff sie nicht nur in die Schmutzige-Trick-Kiste sondern mit ihren Händen nach der Waffe, die hier zu dutzendweise herumlag. Sand.
„Kinder, liebe Kinder, es hat mir Spaß gemacht.“, sang sie leise für sich, ehe sie den Sand mit Anlauf in das Gesicht ihres Angreifers warf. Dieser schrie kurz auf, hielt sich die Hände vor die Augen, was Agatha dazu nutzte, ihm die Waffe abzunehmen und auf ihn zu zielen.
„Was sollte…“
Weiter sollte sie nicht kommen, denn Razul griff nach dem Lauf der Waffe, zog einmal daran und hier erhebt natürlich die Physik ihr hässliches Haupt. Zieht eine Person, die mindestens 100 Kilo schwerer als eine 60 Kilo-Person ist und bei der der Ausspruch „Das ist alles Muskelmasse“ sogar noch zutrifft, kann sich eine 60-Kilo-XO, egal wie clever sie auch sein mag, nicht gegen die Gesetze der Physik erwehren. Entweder sie lässt das Gewehr los oder sie folgt der vorwärts-gerichteten Bewegung.
Beide Optionen schienen nicht sonderlich ansprechend zu sein – aber ein „sich die Waffe abnehmen lassen“ ist definitiv die bessere Alternative, als „sich gegen Razul ziehen zu lassen und dann per Kinnhaken ausgeknocked zu werden.“
Zumal Cal ja schon den Posten als „lebende Dekoration“ für sich beanspruchte.
Also ließ die XO das Gewehr los, taumelte nicht nach vorne, sondern kurz nach hinten, fing sich aber wieder – nur um zu sehen, wie sich Razul mit der Waffe umdrehte und auf Aladdin und Jasmin zuhetzte.
Agatha sprintete los.
„Braucht man dafür einen Grund?“
Die Frage war eigentlich so schnell aus Jasmin herausgeschossen, das sie es selbst kaum fassen konnte. Aber sie hatte ihre Daseinsberechtigung? Benötigte man einen wirklichen, einen handfesten Grund, um Personen tatsächlich zu helfen?
Fragte man Jasmin, so konnte es darauf nur eine Antwort geben: „Nein.“
Oder wenn man ein wenig elaborierter sein wollte: „Zum Teufel, nein.“
Zumindest nicht, wenn es nach ihr ginge. Betrachtete sie beispielsweise Agrabah jetzt und verglich es mit Agrabah, zu der Zeit als Jaffar noch der Großwesir ihres Vaters war, waren die Verbesserungen – auch im Sozialsystem – mehr als nur augenfällig. Sicherlich, hier und da haperte es noch, aber dafür waren ja sie und Aladdin da.
Und später, wenn sie tatsächlich Königin werden würde, würde sie schon die notwendigen Gesetze einführen, denn – niemand sollte auf der Straße leben müssen. Das war ihr klar geworden, als sie sich für einige Stunden aus dem Palast entfernt hatte, eigentlich mit der festen Absicht, nie wieder dort hin zurück zu kehren.
Und sie war mehr als nur bereit, den Armen und Bedürftigen zu helfen.
Von einigen Sachen hatte sie ihren Vater schon überzeugen können – auch ohne Gegenleistung der Ärmsten der Armen. Sicher würde es Leute geben, die dieses System ausnutzten – das gehörte einfach dazu, aber sollte niemanden ernsthaft abschrecken, Gutes zu tun.
Denn es brauchte keinen Grund, mildtätig zu sein.
Genau so wenig, wie es keinen Grund brauchte, Leute, die angegriffen wurden, zu schützen oder zu verteidigen.
Der Katib schien da allerdings anderer Ansicht zu sein.
Ich verstehe euch nicht. Wir attackieren euch, greifen euch an, ihr seit in Gefahr, getötet zu werden – und dennoch wollt ihr uns vor diesem Ding verteidigen? „Ja“, nickte Jasmin, stand auf und hätte sich beinahe Ärmel hochgekrämpelt, wenn ihr Outfit dies zugelassen hätte.
Neben ihr griff Aladdin nach dem Schwert, das im Sand steckte und schwang es einmal herum, um das Gefühl für die Waffe zu erhalten.
Der Skorpion hatte inzwischen die magische Barriere erreicht und blieb stehen, flankiert von den Reitern die Cassim angeführt hatte.
Und keiner schien irgendwelche Anstalten zu machen, gegen dieses goldene Ungetüm vorgehen zu wollen.
Das änderte sich, als das Gesicht des Skorpions – dort, wo sich bei einem realen Tier die Mandibeln, also die Klauen, befinden würden – aufklappte und eine Menge Rauch, Dämpfe und sonstiges ausgestoßen wurden. Jasmin konnte sogar bei Aladdin einen leichten Hauch – einen Anflug – von Angst erkennen, inklusive des Gedanken „Ach du Kameldung, wo sind wir hier hereingeraten?“
Rauch und Dämpfe erschwerten die Sicht auf das, was da im Skorpion vor sich ging und als dann eine grüne Rampe – einer gigantischen Zunge gleich – ausgerollt wurde, wussten weder Aladdin, noch Jasmin, dass sich einige meiner Leserinnen gerade wohl dachten „Jetz is Cal komplett kirre und bringt auch noch Mars Attacks mit ein.“.
Dazu muss ich gleich mal fragen: „Jetzt erst?“
Aber weiter im Text.
Die Rampe glitt heraus und – nein, es verließen keine Marsianer den Skorpion, sondern Darth Vader, wie in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter.“
Das sollte allerdings auch nicht allzu sehr überraschen, denn die Rüstung des schwarzen Bösewichtes, des dunklen Lords der Sith war sehr blau.
Kurz erklang das schwere, mechanische Atmen Vaders, dann die verzerrte Stimme: „Aladdin – ich
bin dein Vater.“
Jasmin konnte merken, wie Aladdin neben ihr mit einer Mischung aus Verblüffung und Entsetzen die Luft einsog, ehe er den Kopf schüttelte und dann erkennend seufzte.
Auch für die agrabahnische Prinzessin war klar, was die crossovertechnische Stunde geschlagen hatte und sie kicherte.
„Genie, Eden, ich muss sagen, toller Auftritt.“
Die Zunge verwandelte sich in die grünhäutige – oder besser gesagt: grün-ektplasmische – aufregende Form der Freundin ihres Flaschengeistes, der gerade unter der Darth-Vater-Maske hervorlugte und sich dann in die Form zurückverwandelte, die den beiden Abenteurern aus 1001 Nacht doch wesentlich vertrauter war.
„Tut uns leid, dass wir euch so erschreckt haben.“, sagte der blaue Flaschengeist und schien es tatsächlich ernst zu meinen, „Wir… Al und ich herausgefunden hatten, dass Du, Jasmin, und deine Freunde hier im Nf’Y-Gebirge sind…“
„Das kannst Du später noch erzählen, Genie.“, lächelte Jasmin, „Ich danke dir auf jeden Fall, dass Du uns retten willst.“
Ihr Mann nickte neben ihr und stärkte ihr den Rücken: „Hast Du irgend eine Idee, wie wir hier herauskommen?“
Kurz legte der Flaschengeist den Kopf schief, währenddem – wieder einmal komplett unabhängig voneinander – die Katib sich zu Aladdin und Jasmin umdrehten und der, der mit Jasmin gesprochen hatte, den Kopf schief legte.
Ihr wolltet tatsächlich gegen dieses Metallwesen kämpfen, um uns zu schützen? „Natürlich“, antwortete die Prinzessin mit einem leisen Lächeln in der Stimme, wie sie es eigentlich immer tat, ehe sie vor dem Katib auf alle Viere ging und dem Wesen sanft den Kopf kraulte, „Ich werde meine Freunde doch nicht einfach so vernichten lassen.“
Freunde? Es wunderte sie nicht, dass der Katib dieses Wort mit offenkundiger Verwunderung aussprach.
Wie können wir Freunde sein, wenn wir euch vernichten wollten. „Wir machen euch da keinen Vorwurf.“, erklang nun die Stimme von Aladdin, der sich neben sie gekniet hatte und ebenfalls den Katib kraulte, „Ihr standet unter der Kontrolle von Morgana.“
Sie ist unsere Herrin. Wir haben keine andere Wahl. , raunte das katzengleiche Wesen und Jasmin atmete tief durch, ehe sie lächelnd weiterkraulte: „Natürlich habt ihr eine Wahl – ihr könnt euch gegen sie auflehnen.“
Sie würde uns vernichten. „Ist der Kampf für die eigene Freiheit nicht einige Opfer wert?“, fragte nun der Flaschengeist vom anderen Ende des magischen Feldes, was den Katib dazu brachte, sich umzudrehen und ihn anzuschauen.
Kurz schnüffelte er, legte dann den Kopf schief und sagte, mit Verblüffung in der Stimme:
„Du bist ein freier Flaschengeist?“ „Ja“, nickte Genie, „mein letzter Meister, Aladdin, hat mich freigewünscht.“
Hat er das? „Du wärest überrascht, was für ein Freund Al sein kann.“
Das Lächeln auf dem Gesicht des Genies war deutlich, hell und breit – und wären wir in einem tatsächlichen Disney-Film würde Genie jetzt vermutlich in eine Gesangsdarbietung ausbrechen. Zum Glück sind wir nicht in einem richtigen Disney-Film.
Wobei die nächste Situation Jasmin, Aladdin, Genie und vor allem die Katib wohl wünschen ließe, dass genau dies zuträfe, als sich ein massiver Schatten über sie legte und Razul mit einem geladenen Phasergewehr vor ihnen stand – und auf den Anführer der Katib anlegte.
„Razul!“, erklang in dem Moment, über die weite Fläche zu ihnen kommend, die Stimme Prinzessin Songs, „Was hast Du vor?“
„Klarheit schaffen!“, erwiderte der Muskelprotz. Das war ja wohl wirklich die Höhe. Da arbeitete man tagaus, tagein für die Sicherheit der Prinzessin, ihres Straßenköter-Ehemannes und sämtlicher Besucher und was machte man? Man brachte sich in Gefahr.
Wofür war Razul denn bitteschön der Hauptmann der Wachen, wenn man auf seine Vorschläge nicht die Bohne gab? Nicht mit ihm.
Er hatte gesehen, wie Prinz Doktor, die Nervensäge, diese Waffe genommen und auf die Katib gefeuert hatte. Und beinahe sah es so aus, als würden diese zurückgeschlagen – doch dann musste das Prinzenpaar von Agrabah ja auf die grandiose Idee kommen, sich ergeben zu wollen und in Verhandlungen zu treten.
Wo kam man denn da hin?
„Razul!“, schrie Prinzessin Song und der Mann wirbelte herum, blickte zu ihr herüber, wie sie da stand und beinahe einer Kriegerin glich, die bereit war, in jedem Moment loszuschlagen.
Und ein Blick in ihre Augen bestärkte ihn in diesem Gedanken und dennoch würde er das tun, was er tun musste – Jasmin retten. Wenn der Straßenköter dabei fiel - tja, Künstlerpech, Schicksal, kommt vor im Gedränge.
Doch Prinzessin Song schien nicht gewillt, ihn einfach gewähren zu lassen: „Du weißt doch gar nicht, wie man dieses Ding bedient!“
Oh, da hatte sie sich aber extrem geirrt, denn er hatte gut aufgepasst. Schnell hob er die Waffe an, zielte auf die Prinzessin, die gerade in diesem Moment anscheinend begriffen hatte, dass er gefährlich war. Kurz schluckte sie, während Razul sie anblickte: „Willst Du es tatsächlich darauf ankommen lassen?“
„Bitte. Leg das Ding weg.“, sagte Song und er glaubte, in ihren Augen tatsächlich ehrliche und aufrichtige Sorge erkennen zu können.
„Warum sollte ich? Es ist
meine Aufgabe, Prinzessin Jasmin, Sie und die Hochwohlgeborenen aus Theben zu schützen. Ihre magische Waffe gibt mir die Möglichkeit, dies zu tun. Und diese stinkenden Monster“, er brach ab, schaute über seine Schulter zu den Katib herüber, die gerade auf ihn zukamen und knurrende Laute von sich gaben, „werden sich noch wünschen, sich nie mit mir angelegt zu haben.“
Song trat einen Schritt vor, streckte eine Hand nach ihm aus – was hatte sie vor? Ihn irgendwie zu verwirren? Nicht mit ihm. Sein Finger zuckte kurz, Magie verließ den Lauf der Waffe und schlug dicht vor der Prinzessin in den Sand ein, was ihn aufspritzen und dann als Glassplitter niederregnen ließ. River Song warf sich kurz in Deckung und rappelte sich dann wieder auf.
„Razul!“, sagte sie noch einmal, vermutlich in der Absicht, ihn erneut zu von dem abzuhalten, was er tun musste.
Er blickte sie an und merkte, wie all seine Wut bahn brach.
„
NEIN! “, sagte er mit einer solchen Bestimmtheit, dass er sich einbildete, dass Song noch einen Schritt nach hinten wich. Erneut hob er seine Waffe, wandte sich dann zu den Katib um und zielte auf den Ersten.
„Lasst uns gehen“, sagte er, nun leiser, aber nicht weniger bestimmter, „oder ich puste euch weg!“
Und um seinem Standpunkt noch ein bisschen mehr Gewicht zu verleihen, zielte er auf den Boden knapp vor den Katib und feuerte.
Die katzengleichen Wesen zuckten zurück, zogen ihre Köpfe ein, während ihre Schwänze aufgeregt hin und her peitschten. In ihren gelben Augen konnte Razul die Anspannung sehen, die auch von ihm Besitz ergriffen hatte, während sie ein einziges Wort heulten.
FLEIIIIIISCH!!! „Ihr könnt mich nicht erschrecken.“
Razuls legte all seine Entschlossenheit und Bestimmtheit in die folgenden Worte, hob die Waffe erneut – nur einen oder zwei Grad, sodass die Mündung genau auf einen Katib zielte, während er die Augen zusammenkniff und noch einmal tief durchatmete.
„Geht in eure Dimension zurück oder ihr tragt die Konsequenzen.“
FLEISCH! FLEISCH HAT UNS VERRATEN!!!„Ihr habt mit mir keinen Vertrag abgeschlossen. Daher kann ich euch nicht verraten ha…“
Weiter sollte Razul nicht kommen, da er plötzlich spürte, wie ihn etwas im Rücken traf, wie er gegen seinen Willen schrie und alles in roter Hitze verging.
Jasmin schluckte hart und fragte sich, was mit Razul geschehen war, als hinter dem gefallenen Körper Prinzessin Song auftauchte und die kleinere Variante der magischen Waffe sinken ließ.
„Alles in Ordnung“, sagte die Rothaarige und lächelte zu ihr herüber, „Er ist nur betäubt.“
Dann trat sie auf die Katib zu, nahm die magische Waffe und senkte kurz den Kopf, nur um sich zu erheben und in die andere Richtung fort zu gehen, zum Eingang der Höhle und in ihr zu verschwinden. Einer der Katib folgte ihr, ein anderer eilte zu dem Mann, der da in der Ferne am Boden lag – zu Prinz Doktor.
TBC