So, nun werde ich mal endlich meine Fingerchen über die Tastatur huschen lassen um dem Angekündigten auch Taten folgen zu lassen.
So schlimm?
In meinen Augen gibt es da eine sehr grobe Knigge-Verletzung, ja. Es dreht sich um die Dame, die deinen USB-Stick wohl veruntreut hat.
Ein Gentleman sollte sich niemals dazu verleiten lassen, jemanden auf so eine Weise an den Pranger zu stellen – nicht, weil es diese Person nicht verdient haben könnte – sondern weil er ein Gentleman ist! Dass diese Dame ein Verbrechen an der Menschlichkeit begangen hat, sollte aus besagtem Grund für einen Gentleman keine Rechtfertigung sein, sie für ewig in einem geschriebenen Werk für immer zu brandmarken! In meinen Augen ist das ein absolutes "No Go".

Davon abgesehen hier ein paar weitere Punkte, die aber weit weniger dramatisch sind und nur eine andere Sichtweise offerieren sollen:
Zur Einleitung:
Was sie nun in Händen halten ist also eine stark verbesserte und aufgemotzte, aber auch an mein Universum angepasste Geschichte[…]
Die Frage, die sich dem ein oder anderen da gewiss aufdrängen kann ist folgende: Was hat dieses Werk dann noch mit dem Original zu tun?
Und: Wenn man dieses Werk, das für dich wohl einen nicht unbedeutenden Schatz darstellt, so verändern muss, damit es überhaupt erst lesenswert erscheint, dann kann es sich dabei eigentlich nicht um etwas Gigantisches gehandelt haben, das man auf keinen Fall verpassen sollte, oder?
Stimmiger, freundlicher und vor allem positiver (und etwas selbstsicherer) hätte etwas geklungen wie: „Was sie nun in Händen halten ist ein 17 Jahre alter Geistesblitz, eine Idee, die ich von den euch wohlbekannten UO-Helden erleben lasse! Wesen, die ihr kennt und jedes einzelne von ihnen hat ein bekanntes Gesicht, hat Ideale und Wünsche, die ihr kennt und nachfühlen könnt. Diese wohlbehütete Idee ist die Seele dieses Romans…“ – Zugegeben: Inhaltlich ist es quasi identisch. Jeder weiß, was Sache ist, aber es klingt in meinen Ohren einfach nicht so selbstgeißelnd.
Seite 6:
Wieso Prototyp mit NCC?
Sollte dies einer deiner bereits geschriebenen Geschichten geschuldet sein, dann wäre auch eine andere Formulierung möglich gewesen: „Zwei Prototypen der Defiantklasse: Die USS Defiant NX 74205 und ein weniger bekanntes Schiff namens USS Escort.“
Jeder UO-Leser, der die Escort kennt wird sich mit einem Augenzwinkern denken: „Ja, ne, is‘ klar – weniger bekannt,

also wenn’s weiter nichts ist…“ und den Trekkis, die das Schiff eben nicht kennen würde das Stirnrunzeln ob der „fehlerhaften“ Kennung erspart bleiben.
Zum NX-Destructor äußere ich mich nicht. Das ist ein Fakt, der viel zu tief in deinem Universum verankert ist, als dass man daran noch feilen könnte. Zudem haben wir das auch schon an anderer Stelle getan!? Ich habe gerade so ein kleines Deja vu. Und Zudem: Die Breen haben, lange nachdem du deine Waffe in dein Universum eingeführt, etwas Stärkeres bekommen, also ist der Destructor gar nicht mehr so übermachtig, wie es einst den Anschein hatte.
Nun zu den Charakteren:
J.J. Belar:
Er wird diesmal leicht bipolar dargestellt: Auf der einen Seite liegt er cool in seiner Liege, schlürft Drinks und liest, auf der anderen Seite nervt er unentwegt das Flottenkommando und fordert Taten! Es ist sehr schwer vorstellbar, dass der Admiral in dieser Szene wirklich so relaxed daliegen soll. Es wirkt auf mich nicht sehr authentisch.
Für mich plausibler hätte geklungen, wenn du diese Szene so beschrieben hättest, wie du es eben getan hast und es sich dann etwa wie folgt weitergegangen wäre:
- Urlaubsidylle
- Er schlürft seinen Drink. Er blättert um. Liest, blättert wieder um.
- Er liest nicht mehr, sondern überfliegt den Text nur noch (ein Zeichen dafür, dass seine Gedanken woanders sind)
- Er klappt das Buch zu, legt es beiseite, reisst sich die Brille von der Stirn und tigert unruhig auf und ab. Er kehrt vielleicht zurück zu seinem Buch, nimmt es in die Hand, klatscht es auf den Tisch, reißt seine Jacke vom Haken, stürmt hinaus.
- Er lässt sich einen Statusbericht von seinem Schiff geben, während er unterwegs zum HQ ist.
Das wäre viel stimmiger und würde auch mit der im Hauptpart der Geschichte angesiedelten und angespannten Situation während des Kampfes harmonisieren, in der er auf und ab läuft, meiner Meinung nach.
Dass er Kontakt zum HQ pflegt und dort quasi schon fast stündlich anruft, um Neuigkeiten zu erfahren und sich berichten zu lassen - aber keinen (vom Autor aufgezeigten) Kontakt zu seinem Schiff aufnimmt lässt ihn nicht unbedingt als sympathischen Anführer erscheinen, in meinen Augen.
Und hier der erste Fauxpas:
J.J. Belar wünscht sich, dass seine Frau bei ihm auf der Erde leben würde. Dies kann sich nur auf seine Zeit auf dem Mars beziehen - denn ansonsten ist J.J. Belar, wie wir alle wissen, kein Mann der gerne weit von der Front entfernt ist! Und eine Defiant-Klasse ist kein Familienschiff. Der Wunsch nach familiärer Nähe auf diese Art auszudrücken klingt für mich aus diesem Grund sehr holperig.
Soweit zum Admiral, nun zu seinem ersten Offizier.
Die Kritik zu dieser Dame fiel mir, ehrlich gesagt, am Schwersten.
Ich weiß, Charaktere brauchen machmal Pfeffer, um etwas Besonderes zu sein. Impulsivität gepaart mir Angriffslust und strategischem Verständnis schreien förmlich danach, einem Charakter zugedacht zu werden, aber der Umgang mit diesen Personen, als Autor, meine ich, ist nicht leicht.
Ich habe auch so einen Charakter, eine Spanierin, die immer wieder so aneckt, dass sie degradiert - aber nicht gefeuert wird. Es ist äußerst schwierig, da eine Balance zu halten. 'Wenn du so einen Charakter haben darfst, dann auch andere - und dann musst du dir aber auch äußerst gut überlegen, warum du die Entwicklung um O'Connor schlecht findest und wie du die Unterschiede zu deinem Charakter aufzuzeigen gedenkst', habe ich mir gesagt.
Ich möchte mit meinem Char beginnen.
Sie ist ein strategisches Genie und daraus erwachsend ziemlich arrogant - aber stehts gefasst genug, um sich bei einem Gefecht niemals provozieren zu lassen! Ihr schwerwiegendster Ausrutscher ist das Schubsen eines Captains zu einem Zeitpunkt, zu dem sie auf dem Papier schon zum Commodore befördert worden ist. Diese Affekthandlung kostet sie zwei Rangstufen und das Kommando über ein Schiff, das Relaystationen wartet, mit einer Crew aus anderen Ween, die sich erst wieder rehabilitieren müssen! Eine Art "Neuseeland Strafkolonie der Sternenflotte".
In meinen Augen ist das etwas ganz anderes als eine rechte Gerade, bei der Blut fließt und ein Zivilist schwer verletzt wird. In meinen Augen ist das, was sie getan hat, ein ungesühntes Verbrechen, das bestraft werden muss. Jemanden nieder zu schlagen und sich dann zu entfernen ist eines Offiziers absolut unwürdig und eines Sternenflottenoffiziers schon zweimal!
Ein Sternenflottengegner niederzuschlagen ist für eine Person, die als Stratege gilt, ebenfalls ein kaum verzeihlicher Fehler. Denn was würde wohl passieren? Dieser Mann wird zu seinem Anwalt rennen und dieser wird Anklage erheben. Und gerade weil die Sternenflotte einen schweren Stand hat, so beschreibst du das ja auch in deiner Geschichte (Sue geht da ja auch detailiert darauf ein) würde sie O’Connor bestrafen müssen, schon alleine um zu zeigen, dass ihre Offiziere Teil der Gesellschaft und des Rechtssystems sind und nicht außerhalb stehen.
Vielleicht ist das so gewollt, ich bin mir da nicht sicher, da dieser Aspekt im Verlaufe der Geschichte ganz unter den Tisch fällt.
Ein Verbesserungsvorschlag sollte bei einer konstruktiven Kritik natürlich auch nicht fehlen:
Wieso hält sie ihn nicht mit der einen Hand am Knie und schubst ihn während ihrer Aufwärtsbewegung auf den Sand? "Lerne erst das Stehen und dann das Laufen, lerne erst das Denken und dann das Reden, dann ersparst du deinen Mitmenschen viele Ohrenschmerzen." Das hätte es getan. Ihre Überlegenheit - auch in taktischer Sicht - wäre klar zum Vorschein gekommen, aber ohne diese schwere Körperverletzung.
Zu Sue:
Man könnte sie für ein verzogenes Kind einflussreicher Eltern halten, das keine Entscheidungen treffen kann oder will und dennoch von ihrem Vater protegiert wird.
Sie hat das ein oder andere Problem mit ihrem Selbstvertrauen und ich bin mir nicht sicher, ob jemand mit solch zögerlichem Verhalten jemals Commander werden kann.
Zudem fiel sie mehrmals bei einem Charaktertest durch. Wie ist das denn möglich? Sechs Mal durchgefallen ist in meinen Augen ein bisschen extrem, erst recht wenn es nur darum geht, bis zum Ende das zu tun, was man als Sternenflottenoffizier geschworen hat. Also spätestens beim dritten Mal hätte man doch genau das Gegenteil" versuchen können? Man Probiert Variante A, scheitert, probiert A mit der ein oder anderen Abwandlungen, scheitert und versucht dann doch Variante C.
Ihre Unterhaltung mit ihrem Vater wirken auf mich ein bisschen unreif und klingen kaum nach der Frau, die am Anfang der Geschichte ihrer Freundin die Situation auf der Erde erklärte.
(Zwischenbemerkung zu Seite 15: Ein runder Tisch hat kein Kopfende, ein Kreis hat ja auch kein Ende.)
Zu Sheridan:
Belar und Sheridan können sich offenbar sichtbar (!) nicht leiden. Das passt nicht zu Sheridans „Lasst uns alle Freunde sein, damit ich euch hinterrücks erdolchen kann!“-Mentalität. Wenn es schon sichtbar ist und ein Empath (es muss also noch nicht einmal ein Betazoid sein, der Gedanken lesen kann!) dies beobachten würde wäre für ihn alles verloren.
Und nun zu den beiden kritischsten Personen Xera und Selok:
zum Thema: „sich mit der Flottenführung vertraut machen“:
In der britischen Marinetradition sah es wie folgt aus: Ein Flottenverband fuhr während eines Kampfes immer (!) in Schlachtlinie (Captains wurden damals hingerichtet, wenn sie nicht "ihr Äußerstes" gaben, die Linie zu halten). Voraus fuhr der Vice Admiral, der Stellvertreter des Flottenkommanders, der selbst in der Mitte fuhr, um das Gesamtgeschehen besser im Auge halten, sowie nach vorn und hinten agieren zu können. Das Ende der Linie kommandierte der Rear Admiral, ein Captain, "der sich mit der Flottenführung vertraut machte", gewissermaßen. Er kommandierte die Nachhut, geschützt von den erfahrendsten Befehlshabern seines Verbandes.
Damit sich jemand „mit der Flottenführung vertraut machen kann“ würde ich ihn niemals in ein aussichtsloses Gefecht schicken, das bereits entschieden war, bevor es begonnen hat und bei dem es einzig und alleine um Schadensbegrenzung geht. Und ich würde schon gar nicht einen erklärten Pazifisten auf diese Mission ansetzen.
Nachfolgende Anmerkung bezieht sich auf die beiden Offiziere:
„Und ich traue Ihnen dies ohne Weiteres zu. Sie können das, Xera.“ – das sind, psychologisch gesehen, leere Floskeln und gelten in der Rhetorik sogar als „negative Rhetorik“, da das Gegenüber damit eingelullt werden soll. „Sie können das“ – das kann nur jemand wissen, der die Zukunft kennt, alles andere ist ein Bluff und soll demjenigen einen Selbstvertrauensschub geben, um zuzustimmen.
Viel fairer hätte geklungen: „Ich weiß, Sie sind erklärte Pazifistin, aber ich brauche einen Flottencommander, der nicht beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten den Befehl zum Ausweichen gibt. Ihr Bruder ist dort, das wissen Sie, und ich weiß auch, dass Sie ihr Menschenmöglichstes geben werden, ihm zu helfen! Ihre pazifistische Seite wird dazu den Gegenpol darstellen. Damit sind sie eine logische - und meine beste - Wahl."
„In Xera wütete die blanke Panik.“ Auch das lässt die rhetorischen Kniffe des Halbvulkaniers in schlechtem Licht erscheinen, gerade weil die beiden Personen offenbar mehr verbindet, als ein reines Arbeitsverhältnis. Da liegt auch eine große Menge Sympathie in der Luft, man bedenke nur die Begrüßung der beiden.
Letzten Endes befielt er einem wackelnden Captain die Verantwortung von 60 Schiffen zu übernehmen. Man könnte dies durchaus als verantwortungslos von Selok interpretieren. Und zudem: Wer will schon so einem Wackler in eine Schlacht folgen (müssen)?
Zur strategischen Situation:
Die Sternenflotte hat eine Flotte von X Schiffen in einer Nähe von 10 Stunden zu dieser Basis. Anstatt diese zu Hilfe zu rufen wird eine Flotte losgeschickt, die eine Woche braucht? Für Sheridan mag dich noch plausibel sein, aber die beiden anderen Admiräle? Da wäre noch ein anderer Grund ganz praktisch gewesen.
Man fragt lieber die Klingonen nach Hilfe, anstatt die eigenen Truppen zu mobilisieren? Das kann ich kaum glauben.
Zudem reagiert Gowron nicht ganz wie ein Klingone, sondern eher wie ein Romulaner. Na gut - das passt schon zu seinem Wesen, mh, aber dass er so schnell darauf kommt?
Das Sichern von Sektoren ist etwas, das noch unsinniger ist als das Sichern von Schifffahrtsrouten.
Es gibt viele gute Bücher über Seestrategien und wer zb. Mahan kennt (Oder das Buch von Nimitz - Seemacht" gelesen hat) weiß, dass das Sichern von Routen auf der Erde schon immer unmöglich war! Wie soll man da ganze Sternensektoren sichern können?
Manöver, bzw. das Ausreizen von Werftkapazitäten, das Auffrischen und Trainieren von Bodencrew, Landurlaub aus einer Art Rotationssystem (die auf AR-558 genannten 90 Tage, zum Beispiel) würde in meinen Ohren plausibler klingen und erklären, wieso eine große, "ausgeruhte Flotte" sich weit von der Front entfernt aufhält.
Nun der zweite Fauxpas:
Die Maximalgeschwindigkeit der Intrepid-Klasse ist Warp 9,975, wie jeder Trekki weiß. Aber: Die Flotte wird doch nicht nur aus hochmodernen Intrepids bestanden haben? Was nützt es, wenn das Flaggschiff zur Stelle ist und das Groß der Flotte, die Nebulas, Galaxies, Ambassadors, etc. pp. zwei Stunden später eintreffen? Alleine bei einer Schlacht einzutreffen ist nicht sehr klug. Das weiß gewiss jeder Cadet. Das wusste schon jeder Spatiat.
Wie könnte man nun diesen Umstand verbessern? Ich bin mir nicht sicher. Xera ist Wissenschaftlerin. Sie könnte ihre Crew antreiben die Warpfelder des langsamsten Schiffes zu analysieren und versuchen, diesen "Bremsklotz" zu optimieren, und sich dann das nächste Schiff vornehmen. Das würde zu einer Wissenschaftlerin passen. Das bringt ihr vielleicht insgesamt nur einige wenige Minuten, aber dann kann der Feind von der gesamten Streitmacht, all ihren 60 Schiffen mit allen Phaserbanken und Torpedorampen zur gleichen Zeit angegriffen werden.
Die Perser haben verloren, weil sie gezwungen waren, nach einander anzugreifen!
Positive Dinge:
Die Szene, in der die Station explodierte, war überraschend brutal dargestellt, aber recht schlüssig. Man fühlte sich schon fast anwesend, bei diesem Desaster...
Dunnigan und seine Gewitterhexe! Und wieder eine Parallele zu seinem Universum: Für das Schiff meiner explosiven Offizierin habe ich mir viele Namen überlegt, allen voran Rancorours und Tonitrus Maga - Donnerhexe!

Vielleicht ist er mir deswegen so sympathisch? Ich weiß es nicht. Auf jedenfall fand ich die Szenen mit ihm total knuffig! ist sein Name gefallen wusste ich: Gleich passiert etwas, das mir auf keinen Fall entgehen darf!
Auch die 17 Jahre, die es dauerte, die Geschichte auszuformulieren in Gegenüberstellung zum Leben eines Jem'Hadars war genial! Darauf wäre ich selbst nie gekommen.